DEUTSCHESPRESSEMUSEUMHAMBURG
STAATLICHE UNIVERSITÄT SANKT PETERSBURG PHILOLOGISCHE FAKULTÄT
LEHRSTUHL FÜR DEUTSCHE PHILOLOGIESTUDENTIN: DARIA STAKHEEVA
2012
„Druckerschwärze hat eine Autorität, von der andere Farben nur träumen
können“ (Erwin Koch)
INHALT
Das Leitbild des Museums Zur Geschichte des Pressemuseums à propos Die Aufgaben des Vereins Kleiner Rundgang durch die Presseschau Die Ausstellung des deutschen Pressemuseums Die Hauptthemen der Ausstellungen Die erste Zeitung der Welt Die Geschichte der Zeitung Die Titelgeschichte „Uns geht‘s doch wirklich prima“ 200 Jahre der Nürnberger Zeitung
DAS LEITBILD MUSEUMS
Seit mehr als 400 Jahren begleiten die Zeitungen und Zeitschriften
den Alltag der Menschen: Nachrichten, Politik,
Wirtschaft, Wissenschaft, Feuilleton, Sport, Boulevard,
Kleinanzeigen – dem inhaltlichen Spektrum sind keine Grenzen gesetzt: die Printmedien spiegeln die gesamte Gesellschaft und
wirken in alle Lebensbereiche hinein. Sie sind politischer und kultureller Machtfaktor, ohne
freie Presse keine Demokratie. Wer verstehen möchte, welche
Bedeutung die Presse in der Gegenwart hat, muss ihre Vergangenheit und ihre
Hintergründe kennen. Was sind die Geschichten hinter den Zeitungsartikeln, warum
wurden sie geschrieben, wie, von wem?
Die Pressegeschichte braucht lebendige Objekte,
Zeitzeugnisse von den Machern und Lesern. Sie braucht einen Ort der Dokumentation ihrer Entstehung und Wirkung: Ein Deutsches Pressemuseum.
Museen erreichen Besucher, schaffen Öffentlichkeit, sind Freizeit- und Gedächtnisorte,
sie unterhalten und bilden. Das Deutsche Pressemuseum wird über seine Ausstellungen eine
breite Öffentlichkeit für Themen der Presse begeistern und nach den internationalen
Museumsstandards zur Pressegeschichte sammeln und dokumentieren. Es weckt das
Interesse am Medium und stellt sicher, dass auch die
zukünftige Generationen die Fragen an die Presse stellen können und die Antworten
finden.
Der Verein wurde im November 2001 von Redakteuren, Verlagsmanagern und Fachleuten aus anderen Bereichen gegründet und im Januar
2002 in das Vereinsregister Hamburg eingetragen. Die Gemeinnützigkeit ist im vollen Umfang
zuerkannt. Zweck des Vereins ist es, in Hamburg ein Pressemuseum vorzubereiten, dafür ein
Betreiberkonzept zu entwickeln und zu verwirklichen.
ZUR GESCHICHTE DES PRESSEMUSEUMS
à propos
Seit dem 17. Jahrhundert wird in Hamburg die
Pressegeschichte geschrieben. Hier erschien
1618 mit der „Wöchentlichen Zeitung“ eine der ersten Periodika auf deutschem
Boden. Der „hamburgische unpartheyische
Correspondent“ erreicht um 1800 eine Auflage von mehr als 50.000 Exemplaren – zu einem Zeitpunkt, als es die Londoner Times gerade auf
8.000 Exemplare brachte. 150 Jahre später: die
Britische Presseoffiziere erteilen nach dem Ende des II. Weltkriegs den politisch unbelasteten Hamburgern
erste Lizenzen.
Und die verlegerisch denkende Persönlichkeiten wie Rudolf Augstein, Alfred
Bauer u. a. gestalten daraus eine
Presselandschaft, die an Größe, Vielfalt, Qualität
und wirtschaftlichen Erfolg weltweit ihres gleichen sucht. Heute werden in Hamburg mehr als die
Hälfte der in Deutschland verkauften Zeitungen und
Zeitschriften produziert, wie auch andere
„Kennziffern“ und die Namen der großen Titel die
überragende Rolle als Pressestandort
dokumentieren.
DIE AUFGABEN DES VEREINS DES DEUTSCHEN PRESSEMUSEUMS HAMBURG SIND:
Die Gewinnung von (Förder-) Mitgliedern, die die Entwicklung des Museums durch die aktive Mithilfe, meinungsbildend und/oder materiell unterstütze
Die Erarbeitung eines inhaltlichen Konzepts und dessen ständige Optimierung
organisatorische Vorarbeiten und Recherchen Die Zusammenarbeit mit lokalen, nationalen
Institutionen (Behörden, Museen, Wissenschaft u. a.), die bei der Realisierung des Vereinszwecks behilflich sein können
Aufspüren, Erwerb und Erfassung von Exponaten Die Entwicklung und Realisierung von den
Kommunikations- und Marketingaktivitäten, sowie sie dem Vereinszweck dienen
KLEINER RUNDGANG DURCH DIE PRESSESCHAU
Hamburgscher unpartheyischer Correspondent
1731
Reichs Post Reute
1758
Kaiserlich-privilegirte
hamburgische Neue Zeitung
1803
Altonaischer mercurius
1817 Hamburger Anzeigen
1844
General-Anzeiger
1920
Hamburger Nachrichten-Blatt1946
Hamburger Abendblatt
1948
Die Woche1993
DIE AUSSTELLUNGEN DES DEUTSCHEN PRESSEMUSEUMS
Die Ausstellungen des Deutschen Pressemuseums machen die Geschichte und
Funktionsweise des Mediums Print für jedermann begreifbar und erlebbar. Sie orientieren
sich an den evaluierten museumspädagogischen
Ansätzen und verfolgen ein integriertes Medienkonzept. In
einer durchgängig mehrgliedrigen
Informationsstruktur der Ausstellung kann der Besucher
nach Interesse interaktiv selbst entscheiden, welche Themen er vertiefen und
welche er nur streifen möchte.
Im Zentrum steht jeweils das authentische Objekt, das exemplarisch für einen
Themenbereich eine konkrete Geschichte erzählt. Die
Gestalterische Inszenierungen und Leitobjekte setzen die Orientierungspunkte in der
Ausstellung. Die Kontextualisierte Einzelobjekte
und -ensembles sowie Multimediainstallationen
animieren zur tieferen Beschäftigung mit den bestimmten Aspekten.
Auf einer Ausstellungsfläche von 2000 qm möchte das deutsche
Pressemuseum so Grundfunktionen und Strukturen aus 400 Jahren Printmedien von
der ersten Zeitung bis zum Internet visualisieren.
Wechselausstellungen in Kooperation mit den in- und
ausländischen Partnern greifen regelmäßig die einzelne Aspekte der Mediengeschichte im In- und
Ausland auf.
DIE HAUPTTHEMEN DER AUSSTELLUNGEN
SIND:
Der Ursprung der Presse Zensur und Pressefreiheit Arbeitsplatz Redaktion Der Leser Markt und Medien Presse und Propaganda Presse im Nationalsozialismus Presse in der DDR Presse in der Demokratie Presse und Politik in der Bundesrepublik
Deutschland Presse und Kultur/Subkultur Von Print zu TV zu Online: Zukunft der Presse
DIE ERSTE ZEITUNG DER WELT
«Relation aller Fürnemmen und gedenckwürdigen
Historien» war die erste Wochenzeitung in der Welt. Ihr Herausgeber war Johann
Carolus, der 1604 den Jobinschen Verlag übernahm. Die Zeitung
erschien erstmals 1605 in Straßburg. Der erste bis
heute erhaltene Jahrgang der Zeitung ist 1609. Die
ersten Jahrgänge sind offenbar verschollen.
Die «Relation» erschien bis 1659 und wird vom Weltverband der
Zeitungen als erste Zeitung der Welt anerkannt.
DIE GESCHICHTE DER ZEITUNG
Eine Redaktionsstube um 1846. Trotz des Computers sind auch heute die Schreibtische
vieler Journalisten noch ähnlich unaufgeräumt.
Um 1450 Gutenberg erfindet den
Druck mit beweglichen Lettern.
15./16. Jh. Erste Flugblätter, Messrelationen,
Einblattdrucke, geschriebeneZeitungen erscheinen.
1605 Die erste nachgewiesene Zeitung
ist die wöchentlich erscheinende
„Relation“ des Straßburger Druckers
Johann Carolus.1618 Johann Meyer gibt die
„WöchentlicheZeitung“ heraus, die erste
in Hamburg.1650 Mit den
„Einkommenden Zeitungen“ erscheint in Leipzig die erste
deutsche Tageszeitung.
Um 1700 In Deutschland gibt es ca.60 Zeitungen mit einer Gesamtauflage von etwa 25.000 Exemplaren;wichtigster Verlagsort ist Hamburg mit11 Titeln.
1705 Mit der „Hildesheimer AllgemeineZeitung“ erscheint die ältesteheute noch existierende Zeitung.
1731 Gründung des „HamburgischenUnpartheyischen Correspondenten“,der 1800 die am weitesten verbreiteteZeitung in Europa war.
Um 1800 In Deutschland erscheinenca. 200 Zeitungen mit einerGesamtauflage von etwa 300.000Exemplaren.
Ab 1800 Entstehen einer Meinungspresse,u.a. „Rheinischer Merkur“.
1848 Abschaffung der Zensur; Entstehen einer Parteienpresse (u.a. Neue Rheinische Zeitung, Nationalzeitung, „Kreuzzeitung“)
Ab 1870 Der „Generalanzeiger“ wirdzum Prototyp der Massenpresse!Verleger: Scherl, Ullstein und Mosse
1933 In Deutschland gibt es 4.700Zeitungen, davon 120 in NSDAPBesitz
1944 Alle 950 Zeitungen werdendurch die Partei kontrolliert; die 300NSDAP- Titel machen 80 Prozent derGesamtauflage aus.
Ab Juni 1945 Die Allierten vergebenin ihren Besatzungszonen Lizenzenfür Zeitungen.
21.9.1949 Mit der Aufhebung derLizenzpflicht beginnt in der Bundesrepublikeine neue Ära einer freienPresse, was ab 1989 dann auch fürdas gesamte Deutschland gilt.
DIE TITELGESCHICHTE
Die Post, 1888 Deutsches Tageszeitung, 1902
Goslarer Nachrichten, 1894
„Eine freie Presse kann gut oder schlecht sein, aber eine Presse ohne
Freiheit kann nur schlecht sein.“ (Albert Camus)
Kgl. priviligirte Berlinische Zeitung, 1888
Hannoversche Tages-Nachrichten, 1901 Oberhessische Zeitung, 1899
"UNS GEHT´S DOCH WIRKLICH PRIMA"
Unter dem Titel „Uns geht´s doch wirklich prima. Die 50er Jahre im Bild der Münchner Illustrierten“ veranstalteten
die Süddeutsche Zeitung Photo und das Deutsche
Pressemuseum Hamburg eine Fotoausstellung. Im
Hamburger Levantehaus werden Originalfotografien
gezeigt, die ein kaleidoskopisches,
vielstimmiges und oft auch widersprüchliches Bild des
Jahrzehnts vermitteln.
Junge Stewardessen, Spätheimkehrer und Italienurlauber haben das Bild der 50er Jahre geprägt. Begleitet hat die
Dekade die damals erschienene „Münchner Illustrierte“. In ihren Bildern und großen Fotoreportagen spiegelt sich die
Mentalität der jungen Bundesrepublik und es wird deutlich, dass die Aufbruchstimmung einherging mit einer
Auseinandersetzung mit dem Krieg und Nationalsozialismus. Das Jahrzehnt hatte mehr zu bieten,
als die gängigen Klischees und Schwarzweißansichten vermuten lassen.
200 JAHRE DER NÜRNBERGER ZEITUNG
Nimmt man alte, noch heute bestehende
Zeitungen als Maßstab, spielt
Bayern in Deutschland nur eine untergeordnete Rolle.
Unter den ältesten deutschen Zeitungen ist keine bayrische zu
finden. Immerhin rückte die Nürnberger Zeitung am 1. Oktober 2004 als 22. in den Kreis der über 200 Jahre alten Gazetten auf, in
dem der Hofer Anzeiger Rang 20 einnimmt. Einsam an der Spitze dieser Rangliste steht die 1705 gegründete Hildesheimer
Allgemeine Zeitung. Als Nummer 2 folgt mit großem Abstand der 1725 gegründete
Hanauer Anzeiger.
Der Nürnberger Jubilar ging aus dem „Fränkischen Kreiscorrespondenten von und für Deutschland“ hervor, und zwar „Mit den gnädigsten Privilegien
der höchsten ausschreibenden Fürsten des Fränkischen Kreises“. Heute steht
er im Schatten der Nürnberger Nachrichten.
Wie es sich anlässlich eines stolzen Jubiläums gehört, stellt man seine Historie in einer
Ausstellung dar: „Aktuell seit 200 Jahren. Die Nürnberger Zeitung: Ihre Macher – ihre Leser –
ihre Geschichte“.