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Die Erweiterung der Pupillen beim Eintritt ins Hochgebirge
Eine neue Gesundheitsbildungspolitikgegen den Röhrenblick und das Silodenken
Dr. Beat Sottas
Hochschulen für Gesundheit, Berlin 5.12.13
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Die Erweiterung der Pupillen beim Eintritt ins Hochgebirge
Eine neue Gesundheitsbildungspolitikgegen den Röhrenblick und das Silodenken
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1. Den Lancet Report weiterdenken
2. Nicht das Ende von 100 Jahren Bildungsreformen:Diskurse, Erweiterungen, neue Orientierungspunkte
3. Neue Gesundheitsbildungspolitik
4. Regional Health Universities
Themen
Vor 100 Jahren wurden bahnbrechende Bildungsreformen eingeleitet
Lancet-ReportHealth Professionals für das neue Jahrhundert: die Bildung verändern, um die Gesundheitssysteme in einer interdependenten Welt zu stärken
100 Jahre nach Flexner ReportStandortbestimmung und Empfehlungen
Analyse der Lancet Commission… viele selbstgemachte Probleme !
• Fehlende Übereinstimmung des Erlernten mit dem gesellschaftlichen Bedarf
• Mangelnde Teamarbeit
• Hierarchisierung nach Beruf, Spezialisierung und Geschlecht
• Technisch-instrumentelle Herangehensweise ohne Verständnis für grössere Zusammenhänge und Versorgungssystem
• Episodische Kontakte statt kontinuierliche Betreuung
• Spitallastigkeit der Ausbildung zulasten der Primärversorgung
• Quantitative und qualitative Ungleichgewichte bei Angebot und Nachfrage von Health Professionals
• Wenig ausgeprägte Führungsbereitschaft zur Verbesserung der Leistung und des Nutzens
• Lückenhafte, überholte und starre Lehrpläne entlassen unzulänglich vorbereitete Absolventen in das Gesundheitssystem
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Bildungsstrategie = alte Bilder im Kopf … Bildung ist Langfristgeschäft � nächste Generation
Top : Innovation der Didaktik + Technologie
Flop: Innovation für Herausforderungen
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• Professionssilos aufbrechen• miteinander, voneinander, übereinander lernen• Technologie und Selbstlernen nutzen• in der lokalen (Grund)Versorgung Lernarrangements schaffen• demokratisch, nicht-diskriminierend miteinander umgehen
1910 2010+
Abraham Flexner:
Wissenschaft
FACTS
Problem-orientierteLehr- und
Lernmethoden
FÄLLE
Kompetenz-orientiert,vernetzt
und abhängig
SYSTEM
informativ:
Forschen +Stoff lernen
formativ:
Persönlichkeit und Identität
bilden
transformativ:
change agentwerden
1960 / 1990
bessere Lehrorte
bessere Lernorte
bessere Lern-arrangements
Institution Universitäten Uni-Kliniken akad. Lernzentren
TransmuraleBildungssysteme
Lancet: Fixierung statt Dynamisierung
Warum ist Innovation für Zukunftsfähigkeit flop?
Transformatives Lernen
Ebenen des Lernprozesses
Ziele Ergebnisse
Informativ Wissen und Fertigkeitenfachliche,
professionsspezifische Expertise
FormativSozialisierung, Werte
verantwortlich handelnde Professionsangehörige
Transformativ Führungseigenschaftenaufgeklärte,
veränderungswillige Akteure
transformatives Lernen befähigt Studierende- zum Umsetzen von Faktenwissen und Fertigkeiten- zur Entwicklung eines kritischen Urteilsvermögens- zum Handeln nach wirtschaftlichen und ethischen Gesichtspunkten- zur Festigung eines bewussten Wertegefüges (� echte Leadership)
Eine solche Führungsbereitschaft macht junge Personen zu „Transformatoren“: sie beziehen Position, bringen sich im Team, in Organisationen und in der Gesellschaft ein, suchen Innovation bei Herausforderungen
Allgemeine Kompetenzen:A Gesundheitspolitisches OrientierungswissenB Berufsspezifische Expertise und MethodenkompetenzC Professionalität und VerantwortungsbewusstseinD Fähigkeiten betr. Kommunikation, Interaktion, Dokumentation
Berufsspezifische Kompetenzen:Rolle Experte in … [Medizin, Pflege…]Rolle KommunikatorRolle TeamworkerRolle ManagerRolle Health AdvocateRolle Lernende und LehrendeRolle Professionsangehörige
Fachkompetenz [Expertise] ja, aber noch viel mehr…!
Prioritäten traditionelle Kompetenz-Konzeption
Bildungsziele und Bildungsinhalte ausweiten!
Schweizer
Abschluss-
kompetenzen
der FH-Gesund-
heitsberufe
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künftige Herausforderungen verlangen mehr als diagnostisch-therapeutische Expertise und Fachperson
Health Professionals = Teil eines stark regulierten, komplex organisierten und kostenintensiven Gesundheitssystems
CanMEDS 2005 � CanMEDS 2015
expert rolesum / overlapping result of all other roles � new / significantly enlarged professional identity under specialisation
Co-operation and co-production� mutual recognition of expertise of other
categories of professionals� patients (power of patients)� their families (burden of care)
30% of all interventions are useless = waste of money , waste of GDP (HIA)
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Neue OrientierungspunkteGesundheit + Bildung
Source: European Hospital and Healthcare Federation (2009), Health Professionals in Europe: New Roles, New Skills
EU: neue Rahmenbedingungen führen zu neuen Modellen und Zuständigkeiten
Changes in clinical patterns &
healthcaredelivering models
Changes in clinical patterns &
healthcaredelivering models
New abilities
New abilities
Demographic trends, health & social issues
Population needs &patients expectations
Resource constraints& rationalizationof expenditure
New responsibilities
New competencies
NEW ROLES
& NEW
SKILLS
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Die Gesundheitswelt der Zukunft denken
Informierte und autonome Nutzer
greifen selektiv
auf das Versorgungssystem zu,
vom Haushalt aus
(bei schwerer physischer, kognitiver und
mentaler Beeinträchtigung weniger klar)
Mangel an Health Professionals
fördert Substitution und
schwächt Professionen
Steigender Anteil out of the pocket macht
wählerisch
Consumers � besser Prosumers
Professionals stehen erst im dritten Kreis:
nebst burden of disease
auch burden of care
Verständnis des GesundheitssystemsDie Professionals sind nicht das Wichtigste
Careum, DD.MM.YY Abteilung – Bereich, Titel 16
Dialog-Prozess
Gesundheitspolitik
trifft Bildungspolitik
Intentionen:
- 3 Länder CH, D, A
- Vergleichbare
Bildungsoutcomes
Hochschulstufe
(EU-Binnenmarkt)
- Sonderfälle und
Bildungssilos aufbrechen
Die Gesundheitswelt der Zukunft denkenVerlag
Careum Working Paper 7
Umrisse einer neuen Gesundheitsbildungspolitik
Careum Sottas
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veränderter case mix
andere Patienten, andere Rollen, andere Prioritäten
Spitalfocus ??Alterung verändert Morbidität grundlegend
Health Professionals müssen besserauf die Zukunft ausgerichtet werden :���� weniger Akutmedizin ���� mehr Betreuung von chronisch
Kranken und Personen mitdegenerativen Veränderungen
���� andere Perspektive = andere Strategie
Slow Motion Disaster
Slow Motion Change Management in der Bildung
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Lancet weiterdenken: Innovation für Zukunftsfähigkeit
Berufsbilder ?
«Machtfaktor Patient» ist ein unaufhaltsamer Trend
Demokratisierung der Gesundheitswelt; mündige Bürger wollen mitbestimmen
Aufmerksam sein + Dialog suchenHinhören lohnt sich!
� wissend + wollend� selbstbewusst + selbstbestimmt � emanzipiert + empowert
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- Abläufe in Frage gestellt - Autorität der
Fachperson nimmt ab
� neue Rolle und Funktion: Berater eines Kunden?
� informiert + qualitätsbewusstwill Services als Konsument (und bezahlt dafür)
� will Convenience als Kunde (und mag nicht mehr warten)
+ Kompetentere Entscheidungsfindung
+ Gesteigerte Adherencedurch Mitgestaltung des Therapieverlaufs
+ bessere Wirtschaftlichkeit
Machtfaktor Patient (+ Angehörige)❷
Berufsbilder ?
Lancet weiterdenken: Innovation für Zukunftsfähigkeit
Von Monoprofessionalität zu Interprofessionalität übergehen
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3 Arten von Kompetenzen3 Arten von Lernarrangements
❸
Common LearningLearning in
Common
Profession specific
learning
Common LearningLearning in
Common
Profession specific
learning
� Kooperationskompetenz schafft wirkungsvolle Handlungsgemeinschaften
� Kooperation muss systematisch gelernt werden
Lancet weiterdenken: Innovation für Zukunftsfähigkeit
Berufsbilder ?
5 Postulate + 4 strategische Massnahmen
Umrisse einer Gesundheitsbildungspolitik
21Careum Sottas
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Neue Gesundheitsbildungspolitik
�
Gesundheitsbildungspolitik: vier Funktionsbereiche, gleiche Aufmerksamkeit
Gouvernanz: Gesamtsteuerung durch Legislaturziele und Budgetsteuerung
�
�
Kooperieren lernen: interprofessionelle und –sektorielle Lernarrangements �
�
Regulierung: Gesetze dem Bedarf anpassen (Berufsrecht, Bildungsrecht)
Datengrundlagen + Wissen schaffen: Die Forschung über das
Gesundheits- und Bildungssystem stärken
Weiterbildungstrategie: eine Vision für das Change Management
der aktuell im System tätigen Berufe entwickeln, lebenslanges Lernen; PB
Bildungsinstitutionen verändern: Die im Gesundheitssystem arbeitenden Berufe
aller vier Funktionsfelder auf einem „Gesundheitscampus“ zusammenführen
Careum
Dialogstrukturen schaffen: fortlaufende Zusammenarbeit zwischen
Gesundheits- und Bildungsplanung Roadmap, Gesundheitsbildungsrat
Innovationsfähigkeit: Gesundheitskompetenz für Bürger;
neue Haltung bei den Professionals
5 Postulate + 4 strategische Massnahmen
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Gesundheitskompetenz für Bürger;
neue Haltung bei den Professionals�
- Bildung eröffnet Lebenschancen für alle: Urteils- & Kritikfähigkeit;
Verantwortung, Toleranz, Selbstbestimmung, Handlungsfähigkeit
und soziale Teilhabe; weniger Benachteiligungen
- gesunde Bürger = wirtschaftliche Leistungsfähigkeit (health = wealth)
Gesellschaftliche Bildungsziele müssen auf Innovationsfähigkeit und
Gesundheitskompetenz ausgerichtet sein.
Bildung für die Berufe im Gesundheitssystem über alle 4 Funktionen hinweg
reichen. Dies fördert eine neue professionelle Haltung und
Ko-Produktion: gemeinsam Ziele festlegen, erreichen und überprüfen
- Professionals: mehr als Fachexpertise
- verändertes Selbst- und Aufgabenverständnis
- konsequente Nutzerbeteiligung und Nutzenorientierung
- nicht mehr bevormundend (Aufgaben, Ansprüche, Anweisungen)
Careum Sottas
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Gesundheitsbildungspolitik umfassend denken �
- wirkungsvolles Gesundheitssystem mit hohen Gesundheitsnutzen erfordert
verschiedenartige Fachleute und Berufsgruppen mit unterschiedlichen
Kompetenzen
- Neue Bildungsmodelle, gemeindenahe
Grundversorgung, ambulanter Sektor,
Managementkompetenz
In der Gesundheitsbildungspolitik die Sichtweise und den Geltungsbereich
ausweiten (4 Funktionsbereiche)
Finanzierung überdenken + neu lenken (gleiche Aufmerksamkeit)
Dominanz der Krankenbehandlung = Hindernis für Reformen
verfestigt Defizitorientierung, Hierarchie, Berufssilos und Labordenken
Careum Sottas
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Bildungsreformen sektorenübergreifend lenken�
Definition Bedarf, Prozesse, Zuständigkeiten und Erfolgskriterien
aus professioneller Perspektive und Interessenlage
- Reformdruck �andere Art der Berufsausübung
- Möglichkeitssinn entwickeln
- innovative Versorgungsmodelle
Alle Berufe auf neue Versorgungsmodelle vorbereiten
Bildungsziele mit gesundheitswirtschaftl. Organisationen definieren Mit diesen
innovative Lernformen in Praxisnetzwerken entwickeln
öffentliche Finanzierung überdenken (≠patientenorientierte Heilberufe) nach
Massgabe des Gemeinwohls allozieren
Careum Sottas
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Kooperieren lernen:
Strukturen und eine Kultur des Miteinander entwickeln�
Bildungsdogma: berufliche Identität, dann interprofession. Kooperation
Professionssilos; Konkurrenz statt Synergien für Patientennutzen
- Versorgungsqualität + hoher Nutzen sind trotz raschem Wandel und
knapper werdenden Ressourcenvier Funktionsfeldern
- Verzahnung Bildung
- interprofessionelle Lernarrangements
- Ausbildung in gemeindenahen Strukturen
Kommunikations-, Koordinations- und Kooperations-Kompetenzen
für neue interprofessionelle Haltung (niemanden bevormunden)
transformatives Lernens befähigt, im Team, in Organisationen und in der
Gesellschaft als Transformatoren Leadership im Wandel +
Verantwortung zu übernehmen (advocacy)
Careum Sottas
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Parallelstrategie Weiterbildung:
allen aktuellen Mitarbeitern die Zukunft ermöglichen�
Bildung fokussiert auf Ausbildung. Dominanz der Erst-Ausbildung;
„Lebenslanges Lernen“ und „lernende Organisation“ werden ungenügend
wahrgenommen, wenig verankert
- Weiterbildung der Mitarbeitenden ist gleich wichtig wie Ausbildung
- Gesundheitssystem steht unter hohem Druck – permanenter Wandel
- erfahrene Mitarbeiter + Management bewältigen die Anpassungen
- veränderungsfähige + veränderungswillige Akteure
Systematische und verankerte Weiterbildung, lebenslanges Lernen,
Entwicklung zu lernender Organisation (Strategie)
Ist Basis für anpassungsfähiges + reformorientierts G-System
Parallel die Patienten- und Bürger-Gesundheitsbildung stärken
Careum Sottas
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Datengrundlagen und Wissen schaffen:
Die Forschung über G- und B-System stärken
Versorgungsforschung = Sicht der Professionen und der Finanzströme
� Public Health, Interprofessionalität, politische (Nicht-)Entscheide
- Ziele Gesundheitssystem
- breiter angelegt
- das Wünschbare erforschen
- neue Berufsbildungs- und Berufsforschung
System-, Versorgungs- und Berufsbildungsforschung systemischer ausrichten:
Abhängigkeiten von Bildungs- und Versorgungsoutcomes
Auch die Ausbildungsziele, -inhalte und Qualifizierungsverläufe
und die Bildungsarchitektur und die Lernarrangements reflektieren
Careum Sottas
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Bildungsinstitutionen verändern:
Annäherung an Vision Gesundheitscampus
Bildungsstrategien: vor 100 Jahren entwickelt, vor 50 J konsolidiert
zu wenig reformorientierten Anwendungsbezug (Praxis-Lernkanäle)
- Durchlässige interprofessionelle Ausbildungen
- Gesundheitscampus (sog. Health Universities)
- lokal versorgen + managen
Die Berufe aller vier Funktionsfelder auf einem «Gesundheitscampus»
zusammenzuführen
Durch Leadership bei der Vernetzung von Bildung, Politik und Versorgung
wesentlich zur Stärkung der Innovation und regionalen Wirtschaftskraft
beitragen
Miteinander, voneinander, übereinander lernen, lernen und forschen
mit Bürgern und Patienten, mit
Careum Sottas
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Regulierung:
Gesetze dem Bedarf anpassen
Auf Schutzinteressen und Hürden von Heilprofessionen fokussiert
Aufgabenübertragung wird verhindert; Haftungsfragen=Abwehrkämpfe
- Recht darf Innovationen nicht verbieten
- Berufs- und Organisationsentwicklung nicht behindern
Berufs- und Sozialrecht rasch erneuern, damit Kooperationen und
Aufgabenübertragungen möglich werden als
Angemessene Rahmung für innovative Strategien und Ausbildungen
Careum Sottas
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Dialogstrukturen schaffen: fortlaufende intersektorale
Zusammenarbeit und Prozessmoderation
Die Abstimmung zwischen dem Bedarf eines reformorientierten
Gesundheitssystems und den Bildungsstrategien ist ungenügend
- Prozessmoderation: Wissenschaft/Bildung + Gesundheit
- Sachverständigenrat Gesundheitsbildungspolitik
- F+E-Fonds
Federführung für Moderation Dialog zwischen Bildungsplanung und
Gesundheitsplanung muss bei Regierung liegen
Gesundheitsbildungsrat sollte Rahmenprogramme festsetzen und Entwicklung
„Roadmap Gesundheitsbildungsentwicklung“ fördern.
Aufbau eines länderübergreifenden Netzwerkes
Careum Sottas
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Kernbotschaft
Lancet + WHO Gesundheit 2020 (u.a.m.) sind bedeutsam, reichen aber nicht für eine zukunftsfähige Bildungsstrategie.
Notwendig ist strategischer + umfassender Veränderungsprozess: mehr als Bildung für Patientenversorgung und ihre Finanzierung� auch Planung, Steuerung, Führung und Organisation des G-Systems
sowie die Unternehmensentwicklung in den Blick nehmen
breiterer Abstützung und grösserer Reichweite als konventionelle Bildungsstrategien
4 Voraussetzungen - Bereitschaft für reformorientierte Gesundheitspolitik (Bedarfe) - Blick: Gesundheitssystem (mehr als patientenorientierte G-Berufe)- Kompetenzerwerb im interprofessionell organisierten Arbeitsumfeld - Mehrere Bereiche der Politik dafür gewinnen (intersektoral, in all policies)
Careum Sottas
• Perspektive > 2020 = anders als die Bildung von gestern
• Intersektoraler Auftrag für Zukunftsfähigkeit: health = wealth / IT / HIA
• Gesundheitssystem 2020
viel weniger top-down Hierarchie
sondern alle 4 Bereiche
• Bildung für Leadership:
gut gerüstete
veränderungsfähige
und veränderungswillige Akteure
• Ko-Produktion auch in der BildungThe Power of Patients – damit umgehen lernen
• Gesundheitsmarkt 2030
Age Mix, Silver Tsunami + slow motion disaster peak + BIP Anteil
Take Home Messages für Gestalter der Hochschulen:
Postulate Working Paper umsetzen!
33Careum Sottas
WHO 2010. Framework for Action on Interprofessional Education & Collaborative Practice (WHO/HRH/HPN/10.3) Geneva p.18
Vernetzte Praxis erfordert vernetzte Ausbildungen -muss im Kopf beginnen
Und:Interprofessionalität ist auch ein Korrektiv der Spezialisierung
Bildungsgewinne
- Echte Welt erfahren- Neuartiges Lehren- Von anderen lernen
Ausblick
Gesundheitsgewinne
- Bessere Praxis - Mehr Wirksamkeit- Mehr Patientennutzen- Arbeitszufriedenheit- Patientensicherheit- bessere Erreichbarkeit
���� Health Professionals müssen die Zusammenarbeit in solchen Prozessen lernen
Lancet weiterdenken
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1) Spitallastigkeit abbauen: Versorgung von chronischKranken und Personen mit degenerativen Veränderungen
2) Den Machtfaktor Patient als Chance sehen:den Dialog lernen, um die Selbstbestimmung zu respektieren
3) Professionssilos aufbrechen: über die Patientenversorgung hinaus im System Kooperationskompetenz erwerben
1910 2010+
Abraham Flexner:
Wissenschaft
FACTS
Problem-orientierteLehr- und
Lernmethoden
FÄLLE
Kompetenz-orientiert,vernetzt
und abhängig
SYSTEM
informativ:
Forschen +Stoff lernen
formativ:
Persönlichkeit und Identität
bilden
transformativ:
change agentwerden
1960 / 1990
bessere Lehrorte
bessere Lernorte
bessere Lern-arrangements
Universitäten Uni-Kliniken akad. Lernzentren
TransmuraleBildungssysteme
Fazit:: die bisherigen Bildungsreformen sind nicht genug
Besten Dank
Change Management in der Bildung
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gemeinsameKompetenzen
Kommunikation, Recht, Gesundheitspolitik, Ökonomie, Ethik, Dokumentation, Evidenz, Patientenbeteiligung bzw. Nutzerorientierung
� Orientierungswissen;Sich im System bewegen können
Professions-spezifische Kompetenzen
Wissen, Fähigkeiten, Fertigkeiten jeder Berufsgruppe Methodenkompetenz, ExpertiseIdentität, Rollenklarheit
� Identitäterkennen und wahrnehmen der Vielfalt von Rollen, Aufgaben und Kompetenzen
interprofessionelleKompetenzen
Prinzipien der Teamarbeit, Organisation der Arbeitsteilung, Schnittstellen-Management, kooperative FührungsprinzipienWertschätzung, Gruppendynamik und Macht interprofessionelle Konfliktfähigkeit, Prozessmoderation
� Kooperationskompetenz Sottas 2013
3 Arten von Kompetenzen für interprofessionelles Arbeiten3 Arten von Lernarrangements
Common LearningLearning in Common
Profession specific learning
Common LearningLearning in Common
Profession specific learning
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Dr. Beat Sottassottas formative worksWirkungsorientierte Aus- und Weiterbildung von Health Professionals
Rue Max-von Sachsen 36CH – 1722 Bourguillon
Tel. +41 79 285 91 [email protected]
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Workshop
Wie können zwei halbe Ansätze zu einem kompetenten Ganzen werden?
Entwicklung von hochschulischen Qualitäts-Standards für duale und primärqualifizierende Studiengänge und gemeinsame Aktivitäten zur Verbesserung reflexiver Praxis und wissenschaftlicher Qualifizierung in der Hochschul-Bildung.
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Die Erweiterung der Pupillen beim Eintritt ins Hochgebirge
Eine neue Gesundheitsbildungspolitikgegen den Röhrenblick und das Silodenken
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Europäischer Qualifikationsrahmen (EQF)für das lebenslange Lernen
Doktorat
Master
Bachelor
Berufsbildung
Post-Sekundärstufe nicht-tertiäre Bildung
tertiär nicht akademisch, Arbeitsmarkt-relevante Qualifikation
Sekundarstufe
Bildungsziele der EU für Hochschulen
• Verstärkte Berufsorientierung in der wissenschaftlichen Grundausbildung
• Diplomierte rascher und spezifischer ausgebildet auf den Arbeitsmarkt bringen
• Life Long Learning - Eigenverantwortung, um fit zu bleiben im dynamischen System
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Druck Richtung EQF 6 Starke Signale
EU Direktive 2005/36/EG über die gegenseitige Diplomanerkennung
Bachelor als Standard Abschlussfür Berufe im Gesundheitssystemwegen Komplexität der Herausforderungen
Gleichzeitig konservative Reaktionen in Deutschland und in der Schweiz
Doktorat
Master
Bachelor
Berufsbildung
EU: Bildung = Wettbewerbsfähigkeit + Antworten auf Bedarfe
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EQF 6 Wissenschaftsrat in D
Doktorat
Master
Bachelor
Berufsbildung
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Was macht den Unterschied: Komplexität und Reflexivität
Hochschule
Höhere Berufsbildung
Sekundarstufe
TransformationEmpowerment
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Höhere Berufsbildung
HochschuleSekundarstufe
Was macht den Unterschied: Komplexität und Reflexivität - was lernt man wo?
Konventionelles Kompetenzmodell der Berufsbildung (inkl. Höhere Fachschule)
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Die Bloom’sche Taxonomie wird simplifiziertDie Levels 5&6 sind weggelassen Die für die «Refective Practice» notwendige Erkenntnisebene fehlt (Metakognition) Die Mehrwerte der Tertiärbildung können damit gar nicht erfasst werden
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Selbst-Beschneidung:Potentiale von Level 5+6nicht genutzt:metakognitive Kompetenzenfür Evaluation+Transformation
Theorien + Werte + Ideologien beurteilen; Ergebnisse bewerten;
Empfehlungen formulieren, Entscheide begründen;
Praxis durch Interventions-Strategien verändern
policy understanding=BScpolicy making=MSc
Kombiniert Infos: alte Konzepte nutzen
für neue Ideen; reflexive Beobachtung;
Lösungen entwerfen; Prognosen machen
Outcome: von Ärzten geführte Assistentenfunktionen
Ist die Branche so gut, dass sie auf reflexive Mitarbeiter verzichten kann?
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Mehrwerte Hochschulbildung (Schweiz)
Doctorate
Master
Bachelor
Professional Training
Allgemeine Kompetenzen:A Gesundheitspolitisches OrientierungswissenB Berufsspezifische Expertise und MethodenkompetenzC Professionalität und VerantwortungsbewusstseinD Fähigkeiten betr. Kommunikation, Interaktion, Dokumentation
Berufsspezifische Kompetenzen:Rolle Experte in [BMS…]Rolle KommunikatorRolle TeamworkerRolle ManagerRolle Health AdvocateRolle Lernende und LehrendeRolle Professionsangehörige
traditionelle Kompetenz-Konzeption erweitern
Profil
erweiterte Kompetenzen:
mit veränderten Bedürfnissen der
Gesellschaft + Bürger Schritt halten
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„Es ist gelungen, einen Prozess in Gang zu setzen, der nicht mehr umkehrbar ist. Über den Punkt, dass wir ernsthaft diskutieren, ob wir Akademisierung in diesen Bereichen überhaupt brauchen, sind wir hinweg.“
Anne Friedrichs, Präsidentin HSG Bochumim Gespräch mit dem Deutschen Ärzteblatt
Polarisierung oder konstruktiver Dialog?
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Drift zu EQF 6 schafft Raum für höhere + tiefere Profile Auswirkung auf die Berufsidentität:Arbeitsmarkt schluckt alle Hochqualifiziertenwill auch «Billige Arbeitskräfte für Routinearbeit»
80% Qualifizierungswege in der Berufsbildung
20% QualifizierungswegHochschule
Doktorat
Master
Bachelor
Berufsbildung
Bildung eröffnet Lebenschancen:es hat auch in den 80% Talente für«Akademisierung» in dualen Studiengängen ���� Modellfrage!!
Folge: es gibt mehrere Profilekein einheitlicher Beruf mehr, sondern Kompetenz- und Funktionsprofile
Bildungsarchitektur «one profession»monoprofessioneller akademischer Königsweg
Bildungsarchitektur: offene Architektur offene Qualifizierungswege für lebenslangen Kompetenz-Erwerb
Eine neue Gesundheitsbildungspolitikgegen den Röhrenblick und das Silodenken
Besten Dank
Duale Studiengänge���� Modellfrage
���� Prozesse, um StandardsEQF 6 &Bloom Levels 5+6&Metakognition zu erreichen
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Take Home Messages
1. Den Bildungsgraben zwischen EQF 3/4/5 und 6 überwindenOffenheit für Kompetenzerweiterung: fachliche Expertise + allg. Kompetenzen ���� Auf EQF 6 hinarbeiten � aber keinen Etikettenschwindel, nicht alle haben das Potenzial dazu
2. Die Selbstbeschneidung überwinden:metakognitive Kompetenzen für Evaluation + Transformation nutzen Branche kann auf Kompetenz der Hochschulabsolventen nicht verzichten���� Curricula und Arbeitsprozesse anpassen
3. Das Assistenz-Label durch Taten überwinden���� Versorgungsforschung betreiben (setzt «Akademiker» voraus…) Selber Wissen und Profil aufbereiten, statt von Ärzten zuweisen zu lassen���� Einmischung in «messy politics» mit Arbeitgebern + Regulatoren
4. Das «one profession image» überwindenArbeitsmarkt verlangt Eliten und grosse Mengen an (billiger) Arbeitskraft���� 20/80 Formel nutzen ���� auf durchlässige Qualifizierungswege hinarbeiten���� Chancen auf lebenslanges Lernen und Höherqualifikation schaffen
Besten Dank
Solange G-Berufe von
Definitionen+Befundenexterner Experten
abhängen gibt es keine
Selbstbestimmung
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Dr. Beat Sottassottas formative worksWirkungsorientierte Aus- und Weiterbildung von Health Professionals
Rue Max-von Sachsen 36CH – 1722 Bourguillon
Tel. +41 79 285 91 [email protected]
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From Good Practice to «Reflexive Practice»
High School
UndergraduateSchool
Graduate School
Higher Learning boosts complex competencies
Learning Outcomeshave to be defined as Competencies
Cognitive Capacitiesare not equally distributed
(not all may reach reflexive practice)
„evaluate“ = „empower“ & „transform“„transformative learning“
Interprofessionelle Zusammenarbeit ist für die Qualität notwendig
Konsequenz von fundamentalen Veränderungen:
Versorgungsqualität + Sicherheit erreichen heisst
nicht nur die Pathologie
nicht nur mein Können in meinem Spezialgebiet
Wirksames Zusammenspiel mehrerer Kategorien von Professionals und
Personen mit unterschiedlichen Kompetenzen
Erreichen definierter Ziele präventiver, diagnostischer, therapeutischer,
rehabilitativer oder palliativer Massnahmen (outcome) ist Teamergebnis
Health Professionals müssen die Zusammenarbeit in solchen
Prozessen lernen
As health care becomesmore complexand fragmented, patient safety reliesmore than everon teams of peoplewith a range of skillsworking effectivelytogether.Fiona Godlee, editor, BMJBMJ 2008;337:a1722
WHO 2010
���� Health Professionals müssen die Zusammenarbeit in solchen Prozessen lernen
���� Leadership als Haltung, um dabei Führung übernehmen zu können… wirksam agieren in und mit (Versorgungs-)Prozessen