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Bewegung und Diafiteine Erfolgsgeschichte
Prakt med. Philipp Bläsi Ärztlicher LeiterAllgemeine Medizin FMH Diafit-GruppeBaslerstrasse 30 Olten4603 [email protected]
FallvorstellungFrau F. R. Jahrgang 1955Bauerstochter, 6 KüheAb 1967 Betreuung der 5 Geschwister (Jgg.1957 – 1963) wegen Multipler-Sklerose-Erkrankung der MutterKeine BerufslehreHeirat eines Dorfmetzgers, Arbeit in der Metzgerei Kinder Jgg. 1978/1980/19842009 Aufgabe der Metzgerei und Umzug in die SchweizEhemann arbeitet in Spedition als HilfsarbeiterSie findet keine Arbeitsstelle
Anamnese
1957: Sturz vom Wickeltisch, seither Skoliose1964 - 1985: Orthostatische Hypotonie Cannigen-Tropfen1976: 68 kg1977 - 1980: Schilddrüsenunterfunktion mit Eltroxin
behandelt1989: GallenblasenoperationAb 2005: Handgelenksschmerzen rechts
Anamnese• Unregelmässige Ernährung, Frühstück um 11 Uhr,
Nachtessen sehr spät, Naschen in der Metzgerei, deftige üppige Mahlzeiten
• Stete Gewichtszunahme in den letzten Jahrzehnten• Letzter Arztbesuch 2005• Schwager mit Diabetes und Beinamputation• Soziale Desintegration in der Schweiz• Keine Arztbesuche in der Schweiz aus finanziellen
Gründen• Angst vor untragbaren Behandlungskosten
Jetziges Leiden 05/2012• Gewichtszunahme in Schweiz von 100 kg auf 126 kg• Seit 3 Wochen vermehrter Durst und zunehmende
Trinkmenge bis 5 l Wasser am Tag• Zunehmende Sehstörungen• Scheidenpilz vor 10 Tagen Behandlung durch den
Apotheker• Infektion an der rechten Hand• Entscheid für Arztkonsultation
Befunde 05/2012
• Deutlicher reduzierter Allgemeinzustand• Progeriert• Depressiv • Grösse 164 cm• Gewicht 126 kg• BMI 46,9 kg / m2• Blutdruck 160 / 105 mm Hg• Vibration Daumen 8/8, Grosszehe links 5,5/8, rechts
4,5/8
Laborbefunde 05/2012• Blutzucker nüchtern 17,8 mmol/l• HbA1c 12,2 %• Cholesterin gesamt 5,46 , HDL 1,13; Trig. 2.02; LDL
3,41• Kreatinin 86• GOT: 28; GPT: 59; GGT: 83• Mikroalbumin im Urin 116• C-Peptid 1188 (370 – 1470)• Insel-Zell AK < 0,2• Anti-GAD < 5
Erst-Diagnosen 05/2012Metabolisches Syndrom mit 1. Diabetes mellitus Typ 22. Arterieller Hypertonie3. Hypercholesterinämie4. Fettleber5. Schwerer Adipositas6. Vitamin D 3 Mangel7. Psoriasis capiliti8. Möglichem Schlaf-Apnoe-Syndrom9. Depression10. Sozialer Desintegration
Behandlung Erstkonsultation
• Kurze Aufklärung über Diagnosen• Kurzinstruktion über Diabetes mellitus• Beginn mit Metformin 1 g ½ - 0 - ½ -0• Kontrolltermin in 1 Woche
Behandlung 2. Konsultation• Instruktion Blutzuckerselbstmessungen• 2 Tagesprofile pro Woche• Metformin 1 g 1 - 0 - 1 - 0• Nachkontrolle in 1 Woche
Behandlung 3. Konsultation• Beginn Blutdrucksenker Lisinopril 5 mg• Vitamin D 3 100’000 E• Anmeldung Ernährungsberatung KSO• Anmeldung Diabetesberatung
Behandlung 4. Konsultation• Steigerung Lisinopril 20 mg• Anmeldung Augenärztin
Status nach 6 Wochen- Blutdruck 135 / 91 mm Hg- Gewicht 124 kg- HbA1c 8,2 % ( minus 4% !)
Status nach 3 Monaten- Blutdruck 125 / 85 mm Hg- Gewicht 119 kg ( minus 7 kg)- HbA1c 6,3 % (minus 5,9%!)
Behandlungen 09/2012• Metformin 1 g 1-0-1-0• Lisinopril 20 mg 1-0-0-0• Beginn Ambulantes Diabetes
Rehabilitationsprogramm Kantonsspital Olten 10.09.2012 bis 30.11.2012
Status nach 6 Monaten- Blutdruck 153 / 84 mm Hg- Gewicht 116 kg ( minus 10 kg)- HbA1c 5,3 % (minus 6,9% !)
Status nach 12 Monaten- Blutdruck 159 / 67 mm Hg- Gewicht 110 kg (minus 16 kg !)- HbA1c 5,4 % stabil- Cholesterin gesamt 4,68; HDL 1.18; Trig. 26; LDL 2.93- GOT 19; GPT 23; GGT 26- Metformin 1 g ½ - 0 - ½ - 0- Coveram 10/5 mg 1 - 0 - 0 - Diafit 4 bis 5 Mal / Woche (Sponsoring)
Status 09/2014- Blutdruck 117 / 80 mm Hg- Gewicht 110 kg (minus 16 kg)- BMI 40.9 ( minus 6)- HbA1c 5,4 % (minus 6,8%)- Cholesterin gesamt 5,17; HDL 1.15; Trig. 1,32; LDL
3,42- GOT 19; GPT 23; GGT 26- Coveram 10 / 5 mg 1 - 0 - 0 – 0- Diafit 5 Mal / Woche
Diagnosen 09/2014Metabolisches Syndrom mit 1. Diabetes mellitus Typ 2 mit Lifestile perfekt
eingestellt2. V. a. periphere Neuropathie / Restless – Legs –
Syndrome 3. Arterieller Hypertonie mit Coveram 10 / 5 perfekt
eingestellt4. Diskrete Hypercholesterinämie5. Schwerer Adipositas (BMI 40,9 anstelle 46,9)6. Psoriasis capiliti7. Vitamin D 3 Mangel substituiert
Fazit• Perfekte Einstellung des Diabetes mellitus mit
Ernährung und Diafit• Reduktion HbA1c von 12,2 auf 5,4 %• Perfekte Einstellung Blutdruck mit Coveram• Aktuell sehr geringe Therapiekosten• Gute Soziale Integration
Diafit ist für F. R. eine Erfolgsgeschichte !
Eine Erfolgsgeschichte (SRF – „Puls“ Sendung 19.5.2014)
OltenDie Sportgruppe der Solothurner Diabetes-Gesellschaft
ist für Sie da…
Sportgruppe Olten2004-2014
seit 10 Jahre in Bewegung
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Zusatzversicherung anerkannt (Gesundheitsförderungbeitrag)
AUSDAUER
Sportgruppe Olten20042014
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NORDIC WALKING – Stadion Kleinholz
Sportgruppe Olten2004-2014
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Sportgruppe Olten2004-2014
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Gymnastik
Wassergymnastik
Sportgruppe Olten2004-2014
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Krafttraining - MTT
Sportgruppe Olten2004-2014
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PRO
WOCHE
Ein Unikum in der Schweiz
Sportgruppe Olten2004-2014
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Aktivität Zeit Ort in Olten
NordicWalking
Montag10:00-11:00 Uhr
Auf der Bahnim StadionKleinholz
Wasser-gymnastik
Dienstag 15:00-16:00 Uhr
Schwimmhalle Der HPS
Aarauerstr. 20
Gymnastik Mittwoch 17:30-18:30 Uhr
Turnhalleder HPS
Aarauerstr. 20
Krafttraining Donnerstag 7:30-8:30 Uhr
MTT Raum desKantonsspital Olten
Wasser-gymnastik
Freitag 17:00-18:00 Uhr
Schwimmhalleder HPS
Aarauerstr. 20
Sportgruppe Olten2004-2014
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Das DIAfit «Paket» 5 Aktivitäten pro Woche
2 bis 4 Fachreferate pro Jahr
DIAfit-Therapeuten & DIAfit-Arzt
und…
Sportgruppe Olten2004-2014
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… gesellschaftliche Zusammenkunft: Grillfeste, Spielnachmittage, Sportanlässe, etc.
Sportgruppe Olten2004-2014
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www.diabetessolothurn.ch
www.diafit.ch
Blutfette und Blutdruck:
Bedeutung beim Diabetes
Peter DiemUniversitätspoliklinik für Endokrinologie,
Diabetologie und Klinische ErnährungInselspital, Universität Bern
Diabetes mellitus und Herzkrankheiten
Diabetiker leiden häufig am Herzen(Myokardinfarkt / Herzinsuffizienz)
Herzkrankehaben oft Diabetes
2
Arteriosklerose
Adapted from Beckman JA et al. JAMA. 2002;287:2570-81.
Plätchenaggregation
Blutfette
Hyperglykämie
Hypertonie
MetforminTZDs
SulfonylharnstoffeGlinide
DPP4-HemmerGLP1-Analoga
Insulin
StatineFibrate
ACE-HemmrARBs
β-BlockerCCBs
Diuretika
ASAClopidogrelTiclopidine
3
Blutfette
5
6
Relative Risk Reduction 37% (95% CI: 17‐52)
Years
328305
694651
10741022
13611306
13921351
AtorvaPlacebo
14281410
Placebo127 events
Atorvastatin83 events
Cumulative Hazard (%
)
0
5
10
15
0 1 2 3 4 4.75
P=0.001
Risiko unter Cholesterin‐senkenderTherapie
7
Blutdruck
Strenge Blutdruckkontrolle Mittlerer RR: 144/82 mm Hg
Lasche Blutdruckkontrolle Mittlerer RR: 154/87 mm Hg
UK Prospective Diabetes Study Group, BMJ 1998;317:703-713
UKPDS‐Studie
Endpunkt: Myokardinfarkt,plötzlicher Tod,Schlaganfall,pAVK,Niereninsuffizienz
9
614 15
48
96
114
0
20
40
60
80
100
120
Myokardinfarkte (4 J/1000
)
Prävalenz (%) 54.9 22.9 2.6 2.3 9.4 8.0
Keine “ Nur “Hypertonie
“ Nur “Diabetes
Hypertonie+ Diabetes
Hyperlipidämie+ Hypertonie/
Diabetes
“ Nur “Hyper‐
lipidämie
Myokardinfarkt‐Rate und Risikofaktoren
PROCAM‐Studie 1986, 40‐50 J, n = 2754
10
Steno‐2 follow‐up
ARR 20 %NNT 5
ARR 29 %NNT 3.45
Mortalität Kardiovaskuläre Ereignisse
Gæde et al NEJM:2008 11
Actual contribution of each risk factor in improving the UKPDS CHD Risk Score for Steno‐2 intensive treatment arm
Smoking3%
SBP11%
HbA1c13%
Total choles terol48%
Lipids73%
HDL choles terol25%
12Gæde et al NEJM:2008
Typ 2 - Denk 3 (Update 2014)• Hyperglykämie:
HbA1c: 6-7 %"Neuer" DM: < 6.5 %Alter > 70: 7-8 % Lebenserwartung <10 J.: 7-8 % Diabetesdauer >12 J.: ~7 %Hypoglykämien: ~7 %
• BlutdruckBD: 140/80-85 mmHg BD: 130/80 mmHg (Proteinurie)
• LipideCholesterin (total): < 5.0 mmo/lLDL-Cholesterin: < 2.6 mmol/lHDL-Cholesterin: m > 1.0 mmol/l
f > 1.3 mmol/lRatio: Total/HDL: < 5
• Thrombozytenaggregation (Aspirin)• Lifestyle: körperl. Aktivität, Gewicht, Nikotin
13
14
Motivation?
bezeichnet das auf emotionaler und neuronaler Aktivität beruhende Streben des Menschen nach Zielen oder wünschenswerten Zielobjekten.
2http://de.wikipedia.org/wiki/Motivation
• Betroffenheit?
• Attraktive Einladung?
• Sponsoren-Geschenke?
• Kid’s Point?
• Apéro?
• Wider mal z’Bärn?
• Nichts Besseres zu tun?
• Kostet nichts!
3
Warum sind Sie heute hier?
Was ist das Schwierige am Diabetes?Objektiv:
Chronische Erkrankung mit diversen Folgen für Körper und Psyche
Kann man doch gut behandeln, keine Sache…
Ständige Kontroll‐ und Behandlungsbedürftigkeit
«Unsichtbare» Störung
Subjektiv:Verlust der Spontaneität Tiefgreifende Lebensstil‐Veränderung
Ständiges UngenügenAbhängigkeit von Medikamenten, Gesundheitswesen
Lebenslang, täglich, stündlich...
Ergebnisse DAWN‐Studiewww.dawnstudy.com, 2001
• 30% der befragten Patienten klagen über einen «schlechten Allgemeinzustand», nur etwa 10% sagen, sie «fühlen sich gut».
• Typ 1 Diabetes Patienten benötigen 16 Monate, bis sie realisieren, dass Diabetes lebenslang bleibt. Nur 40% aller befragten Patienten sagen, sie hätten den chronischen Charakter ihrer Krankheit sofort nach der Diagnose erfasst.
• 50% der Patienten haben grosse Sorgen, machen sich ständig Gedanken, dass ihre Krankheit schlimmer werden würde und haben Angst vor Unterzuckerungen.
• Beinahe 40% der Patienten fühlen sich durch Diabetes sehr gestresst, haben Angst, der Verantwortung für ihre Familie nicht mehr nachkommen zu können und fühlen sich angespannter als die meisten Menschen, die sie kennen.
• Mehr als 30% der Diabetes‐Beraterinnen sind der Meinung, dass Patienten Schwierigkeiten haben in der Kommunikation mit dem Arzt.
• Weniger als die Hälfte der Ärzte sehen sich in der Lage, die psychologischen Bedürfnisse ihrer Patienten einzuschätzen.
DAWN belegt, dass die durch den DM ausgelöste psychische Belastung von Ärzten häufig nicht wahrgenommen oder angemessen berücksichtigt wird.5
Diabetes‐Stress• Diabetes als Stressor fordert ständige Anpassungsleistung, ohne
die Gewissheit, für diese am Schluss „belohnt“ zu werden.• Abhängigkeit von Medikamenten, Gesundheitswesen• „Urlaub“ vom Diabetes gibt es nicht!• Selbstsicherheit und ‐wirksamkeit ↓ Patient fühlt sich:
– ausgeliefert– defekt, ausgestossen– Schuldig, inkompetent– hoffnungslos– allein, isoliert– schwach, gebrechlich, behindert– „uncool“
6
7
• Ablösung von den Eltern (Autonomie)• Entwicklung eines neuen Körperbildes• Festigung eines autonomen Selbstbildes• Erwerb der männlichen/weiblichen Rolle• Beginn intimer/sexueller Beziehungen• Aufbau enger Freundschaftsbeziehungen• Aufbau eines eigenen Wertesystems• Erste berufliche Orientierung
Entwicklungsaufgaben in der Pubertät
R. Havinghurst, Development tasks and education, 2. Aufl. 1982
8
Zusätzlich bei Diabetes:Krankheitsmanagement
• Erfordernisse des Krankheitsmanagements stehen im Gegensatz zu den Erfordernissen der normalen Entwicklung:• Bindung (Kontrolle) vs. Autonomie• Isolation vs. Peer‐Group• Regression vs. Progression• Vernunft vs. Sensation Seeking
Kastendieck Ch., 2010; Grinberg L. und R. (1992). Journal of Analytical Psychology, 37:384‐385
9
Häufiges Verhalten vonjungen Diabetikern
• unregelmäßiges Essen, unabhängig von Familie• Nächtliche (Fr)Essattacken• Inadäquate Anpassungen der Insulindosis• „Diabetes zuhause lassen“: Material vergessen, kein Testen
und Spritzen unterwegs• „Vergessenes“ Spritzen• Manipulierte BZ‐Werte, kein Tagebuch• Rauchen, Alkohol, Süssigkeiten
Kastendieck Ch, DIABOLO, Bremen
Akzeptanz ‐ ist „Trauerarbeit“
Angst, Reizüberflutung Schock (ggf. „Verleugnung“) Revolte, Auflehnung (ggf. Aggressivität) Verhandeln, Hadern Selbstvorwürfe (ggf. Depression) Durcharbeiten, Anpassen Versöhnung, Akzeptanz
Albus et al. Diabetes und Stoffwechsel 13/200410
Widerstand ist normal!
Aktiv: «Wut»
Aggressives Verweigerung
Sie haben’s ja nicht…
Ablehnung der Behandlung
„Keine Zeit“ für Arzttermine, Kontrollen, Beratung, Selbstmessung, gesunde Ernährung, Bewegung etc.
Passiv: «Flucht»
Verleugnen der Realität
Magisches Denken
Zurechtbiegen der Realität, Beschönigen, „Bschisse“...
Passives Mitmachen
Rationalisieren: Anderes ist noch viel schlimmer...
www.dawnstudy.com/ToolsAndResources/DialogueTools.aspwww.ffits.com/novo‐akademie/files/DAWN_Brochure.pdf
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Diabetes im AlltagWas beschäftigt Sie?
• Möglichst normaler Blutzucker• Hypoglykämie‐Angst• Angst vor Spätkomplikationen• Verlust der Spontaneität• Abhängigkeit von Insulin/Geräten deprimierend• Andern geht’s noch schlechter• Allen anderen geht’s besser• Freunde/Partner verloren• Andere sollen/dürfen nichts merken
13
Psychische Erkrankungen bei Diabetes
• Anpassungsstörungen• Depressionen (3x – 5x erhöht) Folgen: schlechtere Stoffwechseleinstellung und Therapietreue, tiefere Lebensqualiät, mehr Begleiterkrankungen und Komplikationen, mehr Kosten
• Angststörungen (generell nicht häufiger): Hypoglykämie‐Angst, zwanghafte Kontrolle, soziale Ängste, Spritzenphobie Folgen: schlechtere Stoffwechseleinstellung, tiefere Lebensqualität
• Essstörungen und Suchtverhalten: • Folgen: schlechtere Stoffwechselkontrolle, Gewichtsprobleme, zusätzlicher Risikofaktor für die Entwicklung von diabetesbedingten Folge‐ und Begleiterkrankungen
Diabetes Care 31;12‐54 (208)
Angststörungen beim Diabetes mellitus
• „Spritzenphobie“ (=spezifische Phobie)• „Hypoglykämie‐Angst“ (=Agoraphobie)• „Angst vor Blutzuckermessung in der Öffentlichkeit“
(=Soziale Phobie)• Aber: Die Mehrzahl der isolierten und sozialen
Phobien gehen dem Diabetes voraus!
Anderson RJ et al. Anxiety and poor glycemic control: A meta‐analytic review of the literature. Int. J of Psychiatry in Medicine 2002; 32(3): 235 ‐ 247
Ess‐Störungen und Diabetes
• Kombination häufig, v.a. bei jungen Frauen zwischen 14 und 20% der Diabetikerinnen
• Probleme/Gewichtsängste beginnen meist bei Aufnahme der Insulintherapie (anaboler Effekt)
• Gewichtsverlust durch Verringerung der Insulindosis oder durch Insulinauslassungen (Insulin‐Purging, Diabulimie)
• Resultierende Hyperglykämie kümmert wenig. Chronische Hyperglykämie mit vermehrter und beschleunigter Entwicklung von Spätkomplikationen (Netzhaut, Niere etc.).
Herpertz et al. PPmP 2000;50:161‐8; Diabetes Care 28;84‐88 (2005)
17
Wir durchlaufen bei jeder Verhaltensänderung (bewusst/unbewusst) alle diese Stadien, mit oder ohne professionelle Hilfe.
Beibehaltung«Ich führe weiter, bleibe dabei…»Umsetzung/
Handlung«Ich wage es, tu’s…»Vorbereitung
«Ich plane, versuch’s mal…»Absicht
«Ich könnte, sollte…»
Absichts‐Losigkeit
«?»
Veränderungsschritte(Prochaska & di Clemente 1988, 1991)
19
Regulations‐Fokus‐Theorie
„...dass wir Menschen stets bestrebt sind, einerseits Leiden abzuwenden, andererseits Vergnügen, Wohlbefinden und Wunscherfüllung anzustreben.“
Higgins 1997
Warum ändern? Rolle der MotivationMiller & Rollnick, 2002
Absicht, Fähigkeit und Bereitschaft
1. Absicht oder wahrgenommene Wichtigkeit: – Wie wichtig ist mir eine Veränderung? – Wie gross ist die Diskrepanz zwischen Ist‐ und Soll‐Zustand ?
2. Fähigkeit: Zuversicht für eine Veränderung– Sehe ich mich im Stande etwas zu ändern? Weiss ich wie?
3. Bereitschaft: Eine Sache der Priorität– „Ich will es schon, aber nicht jetzt…“
Diese drei Aspekte sind miteinander verflochten!
Zentrale Elemente der intrinsischen Motivation
• Erfolge erleben, positive Referenzwerte (Promotion) anstreben, keine Verbote
• Belohnung und Lob, besseres Selbstwertgefühl• Etwas wird um seiner selbst willen durchgeführt
(Selbstzweck)• Ist besonders resistent gegen Löschung• Bei „Misserfolg“ entsteht Neugier• Kann durch Verstärker gefördert werden• Stimuluskontrolle (Modifizierung der Umwelt)• Flexible Selbstkontrolle statt Fremdkontrolle• Selbstbeobachtung und new habits in Ernährung, Sport,
Stressbewältigung etc.)
2222
Motivationale Gesprächsführung(Miller und Rollnick 1991, 2002)
• Alle Menschen verfügen über ein Potenzial zu konstruktiver Entwicklung und Veränderung!
• Techniken zur Förderung der Änderungsbereitschaft:– Offene Fragen stellen– Bestätigungen erteilen, Lob
aussprechen– Reflexion, inneren Dialog anregen– Ambivalenz fördern– Übersicht und Ordnung schaffen,
Zusammenfassungen machen
23
IndividuellesVeränderungsmodell
suchen!
2424
Förderung der Bewältigung/Akzeptanzbei Diabetes mellitus• Ausdruck von Gefühlen ermöglichen, flexibel mit Phasen
der Trauerarbeit umgehen – nicht mit Drohungen überfordern!
• Subjektive Krankheitsmodelle diskutieren• Aktive Förderung von Verstehbarkeit und Management der
Erkrankung; z.B. Diabetesschulungen, BGAT u. a.• Einbezug der Angehörigen und anderer Bezugspersonen• Beachtung und Behandlung psychischer Begleitprobleme
und ‐erkrankungen
Kulzer, B et al. Qualitätsrichtlinien und Qualitätskontrolle von strukturierten Schulungs‐ und Behandlungs‐programmen entsprechend Empfehlungen DDG. Diab Stoffw 11 (2002) 109‐112. Albus et al. Diabetes und Stoffwechsel 13/2004
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z. B. Absicht/Entscheid für Körperliche AktivitätContra:• Langweilig• Keine Zeit• Hypo‐Risiko• Tut weh• Zu müde• Allein• Keine Kondition• Zu alt• Nützt nichts• Immer wieder gescheitert
Pro:• Macht Spass• Ist antidepressiv• Bequem einrichten• kleine Ziele• Probieren• Individueller Plan• Gut für Blutzucker• In der Gruppe• Anders denken• Belohnung
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Selbst‐bewusst und selbst‐bestimmtmit Diabetes
Den Alltag bewusst nicht nur auf den Diabetes zuschneiden: Anstatt: Wie gestalte ich den
Alltag wegen dem Diabetes? Bewusst umdenken: Wie gestalte
ich den Alltag trotz Diabetes! Anstatt: Was geht alles nicht
wegen dem Diabetes? Bewusst umdenken: Was geht
alles trotz Diabetes!
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Erfolgreich ist, wereinmal mehr aufsteht, als er hinfällt.
Winston Churchill, 1874 – 1965
2014 – was ist neu im Diabetes?
Christoph StettlerUniversitätspoliklinik für Endokrinologie, Diabetologie und Klinische Ernährung
Inselspital Bern
Metforminhemmt Zuckerausschüttung aus Leber, verbessert Zuckeraufnahme in viele Gewebe
Sulphonylharnstoffesteigern Insulinausschüttung aus Bauchspeicheldrüse
Acarboseverzögert Zuckeraufnahme im Darm
Glitazoneverbessern Aufnahme von Zucker in viele Gewebe
GLP‐1‐Analoga /DPP4‐Hemmer‐regen Insulinfreisetzung an und blockieren Insulin‐Gegenspieler‐verzögern Magenentleerung‐hemmen zT Appetit
SGLT‐2‐HemmerZucker wird vermehrt über den Urin ausgeschieden
SGLT‐2‐Hemmer (Forxiga®, Invokana®)
Zucker‐RückresorptionVermehrte Zuckeraus‐scheidung
Welches Insulin?
4
Insulin
Insulingabe 2014
Zukunft
• Extrem rasch wirksame Analoga• Beschleunigte Resorption (Erwärmung)• Neue Injektionstechniken (Hochdruck, microneedles)• Leberspezifische Insuline• Kombination Basalinsulin & GLP-1-Inhibitor• Alternative Applikationswege (oral, buccal, transdermal,
nasal, pulmonal, rectal…)
6
Insuline
Inhalierbares Insulin
• Juni 14: USA lässt Afrezza zu• Nicht zugelassen bei chronischen Lungenerkrankungen, Asthma
• Kommt whs Anfang 2015 auf den Markt• Essensinsulin• Sicherheit…? Exubera…
Blutzuckermessungen…
Diabetes Care. 2006 Aug;29(8):1757‐63
? ?
Der Blutzucker ist keine Fotographie sondern ein Film!!!
Nicht‐invasive Messung (kein Stechen)
• Vieles in Entwicklung, aktuell noch nichts marktreif
• Ein Gerät war zugelassen: GlucoWatch• Google und Novartis
Glucowise
Glucotrack
Zuckersensoren
SenderHautSensorfaden
Unterhautfettgewebe
Gewebezucker
Blutgefäss
Aktuell in CH
Was sieht der Patient
• Aktueller Wert• Steigend oder sinkend(Dynamik!!)
• Frühzeitiges Erkennen von Unter‐/Überzuckerung(Alarme)
• Effekt von Essen und oder von Insulin Lerneffekt!
Was sieht der Arzt (und der Patient)?
Vorher…
Nachher…
Sensor «spricht» mit der Insulinpumpe
Zukunft der Sensoren
• Kleiner, feiner, präziser• Redundant: dh mehrere Sensoren auf einem Katheter
• Anzeige auf Smartphone, Tablet• Billiger ‐> und damit potenziell einsetzbar auch bei Typ 2 Diabetes
Automatische Steuerung –«künstliches Pankreas»
Zuckerspiegel
Sensor
Computeralgorith‐mus
Insulinpumpe
Automatische nächtliche Kontrolle
• 56 Kinder/Jugendliche in Diabeteslager• Alle Typ 1 DM• Eine Nacht mit Pumpe im Normalbetrieb• Andere Nacht mit dem „künstlichen Pankreas• Umstellung abends beim Nachtessen, dann
automatisch bis um 7 Uhr am Folgetag
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Studie
… das war nachts…
Am Tag kommen viele zusätzliche Faktoren hinzu:
Und natürlich…
Smartphone
GoCARB‐Projekt
Captured Image
Food type Volume g of CHO
Breaded 110 ml 11g
Rice 120 ml 16.4g
Salad 80 ml 2.6g
3D Model
80 ml120 ml
110 ml
Segmentation Result
CHO estimation
Recognition Result
SaladRice
Breaded
Bolus calculator
Möglichkeiten...
• Apollo Guidance Computer: 4kB Arbeitsspeicher, 100kHz
• Heutiger Handychip: 100MegaHz
Zukunft