1 Einführung
2Begriff und Funktion der WE
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Begriff und Funktion
Begriff Kompositum aus Wille und Erklärung
Regelungsstandort (§§ 116 ff.) Bausteine
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Bausteine der Willenserklärung
Objektiver Tatbestand der Willenserklärung
Bekundung eines rechtlich relevanten Willens, der, legt man ihn objektiv, auf der Grundlage des Empängerhorizontes aus, den Rückschluss auf den erforderlichen Rechtsbindungswillen des Erklärenden erlaubt!
Subjektiver Tatbestand der Willenserklärung
Handlungsbewusstsein
Erklärungsbewusstsein (= abstrakter Rechtsfolgewille)
Geschäftswille (= konkreter Rechtsfolgewille)
5Erscheinungsformen der WE
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Erscheinungformen
Willenserklärung
Erklärungsformen Empfangsbedürftigkeit
ausdrücklich Ja Nein
konkludent § 2247
§ 657
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Erscheinungsformen
Empfangsbedürftige Willenserklärungen […] werden erst wirksam, wenn sie abgegeben
und dem Erklärungsempfänger zugegangen sind (vgl. § 130 Abs.1 Satz 1)
Beispiel: Die Kündigung des Mietvertrags muss dem Vermieter zugehen.
Nicht-empfangsbedürftige Willenseserklärungen […] werden wirksam, sobald sie abgegeben sind Beispiel: Erblasser E setzt ein Testament auf und
seinen Enkel als Erben ein!
8Objektiver Tatbestand der WE
9 Rechtsbindungswille
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Rechtsbindungswille
BGH NJW 2009, 1141 [Kostenlose Auskunft eines Steuerberaters am Telefon] Beurteilung des Rechtsbindungswillens
[…] anhand der Umstände des Einzelfalls […] aus dem Blickwinkel der anderen Partei […] unter Berücksichtigung von Treu und Glauben […] mit Rücksicht auf die Verkehrssitte […] objektiv […] insb. unter Berücksichtigung der
wirtschaftlichen und rechtlichen Bedeutung, insb. für den Begünstigten
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Rechtsbindungswille
Fall Nr.1 [Reisepläne] L gegen K auf Schadensersatz in Höhe des
Differenzbetrags gem. § 280 Abs.1 Beförderungsvertrag als Schuldverhältnis Einigung
Rechtsbindungswille des K (spontane Bereitschaft, L kostenlos mitzunehmen)
BGHZ 21, 102 [Materialien Rn.19]
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Rechtsbindungswille
Fall Nr.1 [Reisepläne] L gegen K auf Schadensersatz in Höhe des
Differenzbetrags gem. § 280 Abs.1 Einigung
Rechtsbindungswille des K? BGH, NJW 2009, 1141: Beurteilung objektiv, auf
der Grundlage des Empfängerhorizontes Indizien
Unentgeltlichkeit und Uneigennützigkeit Kein Indiz dafür, dass die Beförderung für K von
großer wirtschaftlicher Bedeutung gewesen wäre Kein Interesse des K, sich ggf. L zu einer
Beförderung zu verpflichten
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Rechtsbindungswille
BGH NJW 1974, 1705 [Lotto] K, L und M bilden eine Tippgemeinschaft.
Monatliche Beitragspflicht in Höhe von 5,- Euro. K erklärt sich bereit, die Lottoscheine jeweils auszufüllen und abzugeben; am Samstag, den 16.10.2010 werden genau die vereinbarten „sechs Richtigen“gezogen. Leider hat K jedoch vergessen, den Tippschein abzugeben. Haftet K L und M gegenüber auf Schadensersatz?
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Gefälligkeiten
Gefälligkeitsverträge Gefälligkeiten im außerrechtlichen Bereich
Unentgeltliches und uneigennütziges Handeln
Rechtsbindungswille Freundschaft, Kollegialität und/oder
Nachbarschaft
Beispiele§§ 662, § 521, 599, 690
BeispieleEinladung zum EssenMitfahrgelegenheit
RechtsfolgenErfüllungsansprüche
Deliktische und vertragliche Haftung
RechtsfolgenKeine Erfüllungsansprüche
Deliktische Haftung
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Rechtsbindungswille
Haftungsrisiko bei der Gefälligkeitsfahrt? Palandt/Grüneberg, 69. Aufl. 2010, Einl v §
241 Rn.8: Der Gefällige haftet aus Delikt. […] Bei der Gefälligkeitsfahrt sind Anspruchsgrundlage gegenüber dem Gefälligen neben §§ 823 ff. auch StVG 7 und 18 […]. Eine gesetzliche Haftungsbeschränkung auf Vorsatz und Fahrlässigkeit besteht nicht. Es gelten nicht einmal … Haftungsmilderungen … . Die Unentgeltlichkeit der Fahrt rechtfertigt auch nicht die Annahme eines vertraglichen Haftungsausschlusses.
16Rechtsbindung in der Intimsphäre
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Rechtsbindung in der Intimsphäre Fall Nr.2 [Kindersegen]
M gegen E auf SE in Höhe des dem Kind zu zahlenden Regelunterhalts gem. §§ 280 Abs.1, 241 Abs.2? Empfängnisverhütungsvertrag BGHZ 97, 392
„Selbst wenn [F] an der [Empfängnisverhütungsvereinbarung] in dem Bewusstsein mitgewirkt [haben sollte], eine verbindliche rechtsgeschäftliche Erklärung abzugeben, so wäre dieses Rechtsgeschäft nicht wirksam, weil der von ihm erfasste persönliche Freiheitsbereich einer vertraglichen Regelung entzogen ist.“
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Rechtsbindung in der Intimsphäre
Fall Nr.2 [Kindersegen] M gegen E auf Schadensersatz gem. §§ 280
Abs.1, 241 Abs.2? BGHZ 97, 392
„[…] zum Persönlichkeitsrecht von Partnern gehört es, sich immer wieder neu und frei für ein Kind entscheiden zu können. Sie müssen daher in ihrer Entscheidung, ob sie zur Vermeidung einer Schwangerschaft empfängnisverhütende Mittel gebrauchen, frei bleiben. Diese Entscheidungsfreiheit betrifft den engsten Kern ihrer Persönlichkeit. Daraus folgt, dass ein Partner sich nicht wirksam im voraus zur regelmäßigen Anwendung eines Empfängnisverhütungsmittels rechtsverbindlich verpflichten kann.“
19Schweigen als Willenserklärung
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Erklärungswert des Schweigens? Regelfall
Kein Erklärungswert Ausnahmen
Erklärungswert kraft Rechtsgeschäfts (Beredetes Schweigen) Parteien legen Schweigen als Erklärungszeichen fest
Erklärungswert kraft Gesetzes (Normiertes Schweigen) Schweigen als Ablehnung
§§ 108 Abs.2, 177 Abs.2 Schweigen als Zustimmung
§§ 516 Abs.2 Satz 2 BGB, 362 Abs.1 HGB
Kaufmännisches Bestätigungsschreiben
21Subjektiver Tatbestand der WE
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Handlungsbewusstsein
Ist sich der Erklärende (E) bewusst, dass er handelt? Beispiele (fehlendes
Handlungsbewusstsein) Bewegungen im Schlaf Handlungen unter Hypnose
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Erklärungsbewusstsein
Ist sich der Erklärende darüber im Klaren, dass sein Handeln Rechtsfolgen auslöst? Beispiel für fehlendes
Erklärungsbewusstsein Fall Nr.4 [Lustig an der Nordsee]
Rechtliche Bewertung? Trade-off zwischen Rechtssicherheit und
Privatautonomie
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Erklärungsbewusstsein
Beispielsfall [Frankfurter Kartoffeln]: Kommilitone K betritt den Rathauskeller in Frankfurt (Oder) – um nach einer lustigen BGB-AG noch ein kleines Hefeweizen zu trinken –, entdeckt am Tisch gegenüber dem Eingang die bildhübsche B und winkt ihr freundlich zu. Was K nicht weiß: Im Rathauskeller findet gerade eine Kartoffelversteigerung statt. Der Auktionator (A) interpretiert das Handzeichen des K als Gebot, erteilt gem. § 156 Satz 1 den Zuschlag, teilt dem entgeisterten K mit, dass er gerade 100 DZ Kartoffeln gekauft habe und bittet um Bezahlung des Kaufpreises. Wie ist die Rechtslage?
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Erklärungsbewusstsein
Beispielsfall [Frankfurter Kartoffeln] A gegen K auf Bezahlung des Kaufpreises
gem. § 433 Abs.2 Kaufvertrag
Einigung Angebot des K
Objektiver Tatbestand Rechtsbindungswille?
Subjektiver Tatbestand Handlungsbewusstsein? Erklärungsbewusstsein?
Erforderlichkeit?
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Erklärungsbewusstsein
Beispielsfall [Frankfurter Kartoffeln] Erforderlichkeit des
Erklärungsbewusstseins? Ist K an seine Erklärung gebunden, auch wenn
er nicht gewusst hat, dass er rechtsgeschäftlich handelt?
Objektive Theorie Ja!
Subjektive Theorie Nein!
Theorie von der Erklärungsfahrlässigkeit Kommt darauf an!
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Erklärungsbewusstsein
Objektive Theorie Subjektive Theorie Theorie von der Erklärungsfahrlässi
gkeit
Entbehrlichkeit des Erklärungsbewusstsei
ns
Erforderlichkeit desErklärungsbewusstsei
ns
Entbehrlichkeit, wenn der Erklärende hätte
erkennen und vermeiden können, dass der Empfänger
die Erklärung als (verbindliche)
Willenserklärung verstehen wird
BGHZ 91, 324
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Erklärungsbewusstsein
Objektive Theorie Dafür Dagegen
Rechtssicherheit: Der Rechtsverkehr kann nicht erkennen, ob sich der Erklärende (subjektiv) darüber im Klaren ist, dass er rechtsgeschäftlich handelt oder nicht
Privatautonomie: Der Erklärende wird an einer Erklärung festgehalten, obwohl er noch nicht einmal wusste, dass er überhaupt eine rechtlich relevante Erklärung abgegeben hatSubjektive Theorie Dafür Dagegen
Privatautonomie (s.o)
Rechtssicherheit (s.o.)
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Erklärungsbewusstsein
Theorie von der Erklärungsfahrlässigkeit
Dafür Dagegen
Privatautonomie, aber nur dann, wenn der Erklärende nicht fahrlässig gehandelt hat!Rechtssicherheit, es sei denn der Privatautonomie ist mangels Fahrlässigkeit des Erklärenden Vorrang einzuräumen
./.
30
Erklärungsbewusstsein
Beispielsfall [Frankfurter Kartoffeln] Einigung Ergebnis
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Fall Nr.3
§ 433 Abs.2V S-GmbH
Inanspruchnahme aus Bürgschaft (§ 765 Abs.1) B-
Bank
32
Erklärungsbewusstsein
Fall Nr.3 [Bankbürgschaft] V gegen die B-Bank auf 150.000,- Euro
gem. §§ 765 Abs.1, 433 Abs.2 Bürgschaftsvertrag
Erteilung der Bürgschaftserklärung in Schriftform (Brief Nr.1)
Objektiver Tatbestand (Rechtsbindungswille?) Subjektiver Tatbestand
Handlungsbewusstsein Erklärungsbewusstsein
Entbehrlichkeit! Form (§ 766 S.1)
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Erklärungsbewusstsein
Fall Nr.3 [Bankbürgschaft] V gegen die B-Bank auf 150.000,- Euro
gem. §§ 765 Abs.1, 433 Abs.2 Nichtigkeit des Bürgschaftsvertrags gem. §§
142 Abs.1, 119 Abs.1? Einwand: Keine fristgerechte Irrtumsanfechtung (§
121 Abs.1 Satz 1)
Ergebnis
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Geschäftswille
Begriff Wollte der Erklärdende (E) die konkret herbeigeführte
Rechtsfolge? E weiß, dass er handelt. E weiß auch, dass sein Handeln
Rechtsfolgen auslöst. E weiß jedoch nicht, dass er die konkret eintretende Rechtsfolge herbeiführt.
Beispiel Kommilitone K unterschreibt einen Kaufvertrag in der
Meinung, es handle sich um einen Mietvertrag. Rechtliche Beurteilung
Bitte beachten Sie, dass der Geschäftswille ein entbehrlicher Baustein der Willenserklärung ist! D.h.: Die Erklärung ist wirksam (aber anfechtbar), (auch) wenn
der Geschäftswille fehlt.
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Kaufmännisches Bestätigungsschreiben
E
X
K
U
R
S
Beispielsfall: Kaufmann V und Kaufmann K einigen sich am 22.10. mündlich auf den Kauf von 50 t. Marzipankartoffeln für 50.000,- Euro. Am 25.10. schickt V ein entsprechendes Bestätigungsschreiben an K, in dem er den Passus „vorbehaltlich, ich werde selbst beliefert“ aufnimmt, der so nicht vereinbart war. K reagiert darauf nicht. Ist der Vorbehalt Bestandteil des Kaufvertrags geworden?
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Kaufmännisches Bestätigungsschreiben
E
X
K
U
R
S
Beispielsfall Lösung: Ja!
Lösungshinweise Kaufmännisches Bestätigungsschreiben
Tatbestand Teilnahme am Handelsverkehr als oder wie ein
Kaufmann Erfolgreiche(?) Verhandlungen Bestätigungsschreiben des Erklärenden Schweigen des Erklärungs-Empfängers
Rechtsfolge Kaufvertrag gilt mit dem Inhalt des
kaufmännischen Bestätigungsschreibens Einschränkungen
[…]
37Das Wirksamwerden von WE
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Wirksamwerden von Willenserklärungen
Empfangsbedürftige Willenserklärung Abgabe Zugang § 130 Abs.1 Satz 1 Kein Widerruf
§ 130 Abs.1 Satz 2 Nicht empfangsbedürftige
Willenserklärung Abgabe
39 Abgabe
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Abgabe
Begriff Palandt/Ellenberger, 69. Aufl. 2010, § 130 Rn.1:
Abgegeben ist die Erklärung, wenn der Erklärende seinen Willen erkennbar … geäußert hat … .
Systematik Abgabe empfangsbedürftiger Willenserklärungen
[…] unter Anwesenden […] unter Abwesenden
Abgabe nicht-empfangsbedürftiger Willenserklärungen
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Abgabe der Willenserklärung Abgabe empfangsbedürftiger Willenserklärungen
BGH, NJW-RR 2003, 384: […] dass eine empfangsbedürftige schriftliche Willenserklärung nicht nur der Niederschrift bedarf, sondern dass die sog. Begebung hinzu kommen, d.h. dass sie mit Willen des Erklärenden in den Verkehr gebracht worden sein muss.
Beispiel: Kommilitonin K übergibt die (schriftliche) Kündigung ihres Top-Model-Vertrags an Versace, um in Frankfurt (Oder) Jura zu studieren.
Abgabe nicht-empfangsbedürftiger Willenserklärungen […] abgegeben und wirksam, wenn sie formuliert ist Beispiel: Erblasser E setzt sein Testament auf und
hinterlegt die Urkunde in seiner Schreibtischschublade
42
Abgabe empfangsbedürftiger Willenserklärungen
Machtbereich des
Erklärenden
Machtbereich des
ErklärungsempfängersAbgabe?
Ist die Willenserklärung mit Wissen und Wollen des Erklärenden so
auf den Weg gebracht, dass sie
den Erklärungsempfänger
unter normalen Umständen ohne
weiteres erreichen kann?
43Die „abhanden gekommene“ WE
44
Abhanden gekommene Willenserklärungen
Fall Nr.5 [Rolling Stones] Rückgabeanspruch gem. § 812 Abs.1 Satz 1
Etwas Erlangt Besitz an der Eintrittskarte
Leistung Kein Rechtsgrund
Kaufvertrag als Rechtsgrund Angebot des V
Aushang am Schwarzen Brett? Nein! Angebot des K
E-Mail an V? Ja! Annahme durch V
Brief als Annahmeerklärung Abgabe?
Parallele zu den Fällen der Erklärungsfahrlässigkeit? Ja! Nichtigkeit des Kaufvertrags gem. §§ 142 Abs.1, 119 Abs.1
Ergebnis
45 Zugang der WE
46
Zugang der Willenserklärung
Machtbereich des
Erklärenden
Machtbereich des
ErklärungsempfängersAbgabe?
Ist die Willeneserklärung mit
Wissen und Wollen des Erklärenden so
auf den Weg gebracht, dass sie
den Erklärungsempfänger
unter normalen Umständen ohne
weiteres erreichen kann?
Zugang?Ist die Willenserklärung so in den Machtbereich des
Empfängers gelangt, dass er sie unter normalen
Umständen zur Kenntnis nehmen kann?
47
Zugang der Willenserklärung
Zugang unter Anwesenden Zugang unter Abwesenden
§ 130 Abs.1 Satz 1
Mündliche Willenserklärun
g
Schriftliche Willenserklärun
g
Modifizierte Vernehmungs-Theorie (s.u.)
ÜbergabeBGH NJW 1998,
3344
BGH NJW 2004, 1320[Materialien, Rn.27]
48
Zugang der Willenserklärung Mündliche Erklärung
Vernehmungstheorie Zugang nur, wenn der Erklärungsempfänger die
Erklärung akustisch richtig und vollständig vernommen hat
Modifizierte Vernehmungstheorie Zugang auch, wenn es den Anschein hat, als habe der
Erklärungsempfänger die Erklärung akustisch richtig und vollständig verstanden
K bestellt bei V vier Kisten Champagner (La Veuve!). V ist schwerhörig und versteht vierzig Kisten. Es kommt ein Kaufvertrag über vier Kisten zustande, es sei denn, K hätte erkennen können und müssen, dass V ihn missverstanden hat.
49 Zugang beim Einsatz von Boten
50
Zugang beim Einsatz von Boten Empfangsbote
Begriff […] derjenige, den der Erklärungsempfänger (ausdrücklich oder
konkludent) ermächtigt hat, Erklärungen entgegen zu nehmen Zugang
[…] in dem Zeitpunkt, in dem nach dem regelmäßigen Verlauf der Dinge die Weiterleitung an den Adressaten zu erwarten war (BGH, NJW-RR 89, 775)
Risikoverteilung Übermittelt der Empfangsbote die Erklärung verspätet, falsch oder
überhaupt nicht, so geht das zu Lasten des Empfängers! Beispiel
Der Mieter (M) übergibt dem Ehemann (E) der Vermieterin (V) die Kündigung des Mietverhältnisses. Aufgrund einer Ehekrise – E und V wechseln seit sechs Wochen kein Wort mehr miteinander – reicht E das Kündigungsschreiben jedoch nícht weiter.
51
Zugang beim Einsatz von Boten Erklärungsbote
Palandt/Ellenberger, 69. Aufl. 2010, § 130 Rn.9: Wird die Erklärung gegenüber einer nach der Verkehrsanschauung nicht ermächtigten Person (Kind, Nachbar, Handwerker) abgegeben, ist diese Erklärungsbote; die Erklärung geht nur zu, wenn sie dem Empfänger richtig übermittelt wird.
52
BGHZ 137, 205
Zugangsvereitelung
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Zugangsvereitelung
BGHZ 137, 205: V verlangt den Kaufpreis für einen VW- Käfer. Am 8. 9. 2010 gab K ihm gegenüber ein Angebot zum Kauf für 13.950 Euro ab. Das von ihm unterzeichnete Bestellformular lautet u.a.: “Der Käufer ist an diese Bestellung 10 Tage gebunden. Der Kaufvertrag ist abgeschlossen, wenn der Verkäufer die Annahme der Bestellung innerhalb dieser Frist schriftlich bestätigt hat oder die Lieferung ausgeführt ist.” Mit an K gerichtetem Einschreiben vom 10. 9. erklärte V die Annahme des Angebots vom 8. 9. Beim Versuch, die Postsendung zuzustellen, traf die Postbotin K nicht an. Sie hinterließ deshalb in dessen Briefkasten die schriftliche Mitteilung, für ihn sei ein eingeschriebener Brief bei der näher bezeichneten Postanstalt niedergelegt. K holte die Postsendung nicht ab. Mit Stempelaufdruck vom 21. 9. und dem Vermerk “Empfänger benachrichtigt, da nicht abgefordert nach Ablauf der Lagerfrist zurück” ging das Einschreiben wieder an V. K nahm weder das Fahrzeug ab, noch leistete er die laut Bestellformular zu entrichtende Anzahlung.
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Zugangsvereitelung
BGHZ 137, 205 V gegen K auf Kaufpreiszahlung gem. § 433
Abs.2 Kaufvertrag
Angebot des K (Bestellformular) Annahme des V innerhalb der von K gesetzten Frist
von 10 Tagen (§ 148) Zugang? Zugang nur der Benachrichtigung, nicht aber
Zugang des Bestätigungsschreibens
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Zugangsvereitelung
BGHZ 137, 205 V gegen K auf Kaufpreiszahlung gem. § 433 Abs.2
Kaufvertrag Annahme des V innerhalb der von K gesetzten Frist von 10 Tagen
(§ 148) Zugangsfiktion? BGHZ 137, 205: V kann „nach … Treu und Glauben aus
seiner nicht zugegangenen Willenserklärung ihm günstige Rechtsfolgen nur ableiten, wenn … nach Kenntnis von dem nicht erfolgten Zugang unverzüglich einem erneuten Versuch unternimmt“. Etwas anderes gilt nur, wenn „der Empfänger die Annahme einer an ihn gerichteten schriftlichen Mitteilung grundlos verweigert, obwohl er mit dem Eingang rechtserheblicher Mitteilungen seines Vertrags- oder Verhandlungspartners … rechnen muss …. [oder] wenn er den Zugang arglistig verweigert.