Download - Engelsloge Nr. 23
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DER MONTBLANC DES KLASSISCHEN BALLETTSDas Bayerische Staatsballett zeigt Paquita
EWIGE JUGEND IST EINE ILLUSIONNadja Michael im Interview über Alter, Botox und Janáčeks Die Sache Makropulos
VIVA VERDI!Drei Meisterwerke von Giuseppe Verdi im Opernherbst
ANNA NETREBKOist Puccinis Manon Lescaut in einer Neuinszenierung von Hans Neuenfels
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September bis November 2014
Inhalt
· · · · OPER · · ·
4 ES GIBT KEINE PRIVATHEIT Zu Hans Neuenfels’ Interpretation von Manon Lescaut – mitAnna Netrebko und Jonas Kaufmann
· · · · GUT GEFRAGT
8 ANNA NETREBKO
· · · · HIGHLIGHTS
10 HÖHEPUNKTE IM HERBST
· · · · OPER
12 EWIGE JUGEND IST EINE ILLUSION Nadja Michael im Interview über Alter, Botox und Janáčeks Die Sache Makropulos
· · · · STECKBRIEF
16 DIE SCHWEIGSAME FRAU Zu Richard Strauss’ komischer Oper
· · · · BALLETT · · ·
18 PAQUITA – DER MONTBLANC DES KLASSISCHEN BALLETTS Neuproduktion – Uraufführung – Rekonstruktion? Premiere im Dezember!
· · · · OPER
22 VIVA VERDI! Drei Meisterwerke von Giuseppe Verdi
· · · · SERVICE
26 SERVICE / IMPRESSUM
27 SPIELPLAN SEPTEMBER BIS NOVEMBER
28 OPERNRÄTSEL / SAALPLÄNE
· · · · LETZTE SEITE
30 OPERNLEXIKON
Liebe Leserinnen und Leser,
Die neue Saison an der Bayerischen Staatsoper ist mit BlickeKüsse Bisse überschrieben. Im Fokus der Spielzeit stehensechs Frauenfiguren. Sie alle ergründen Kleists Erkenntnis,
dass nach dem ersten Blick des Begehrens die Welt verändert seinkann, dass aus Küssen Bisse werden können.
Zum Start der Saison widmen wir uns dem tschechischen Reper-toire: Leoš Janáčeks Die Sache Makropulos kommt nach 22 Jahrenzurück auf den Spielplan. Nadja Michael verkörpert in ihrem Rollen-debüt die in Unsterblichkeit gefangene Emilia Marty. Im engelsloge-Interview spricht die Sopranistin über das Alter, Botox und diesinnvolle Begrenztheit des Lebens.
Mit der Neuinszenierung von Giacomo Puccinis Manon Lescaut wirdAnna Netrebko erstmals in einer Premiere der Bayerischen Staats-oper singen. An ihrer Seite gibt Jonas Kaufmann den mittellosenDes Grieux. Lesen Sie ab Seite 5 über Hans Neuenfels’ Interpreta-tion des Werkes.
Neuproduktion – Uraufführung – Rekonstruktion? Diese Frage stel-len wir uns im Hinblick auf Paquita. Eines wissen wir jedoch schonsicher: Im Dezember feiert der Petipa-Klassiker Premiere beimBayerischen Staatsballett.
Ich wünschen Ihnen einen spannenden Start in die neue Opernsaison!
Nikolaus BachlerIntendant der Bayerischen Staatsoper
n°23
EDITORIAL / INHALT
ULRIKE THEUSNER BEGLEITET ALS BILDENDE KÜNSTLERIN DIE SPIELZEIT 2014/15 AN DER BAYERISCHEN STAATSOPER.DIESES MOTIV ZEIGT IHRE INTERPRETATION DER TITELFIGUR MANON LESCAUT.
OPER
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Immer wieder Medea und Iphigenie, aber auch Kleists undSchoecks Penthesilea, Elektra oder Lulu – und jetzt Manon.Ob in Oper, Schauspiel oder Film: Das Interesse von HansNeuenfels gilt dem Schicksal von Frauen, die oft mythi-schen Wesen gleichen oder zu solchen gemacht werden.
Er analysiert, seziert und führt plastisch und szenisch fantasievollüberbordend vor, wie sie sich in einer Männerwelt verhalten, wiesie in Situationen gedrängt werden, aus denen sie nur schwer wie-der herauskommen – und beschreibt, wie sie dies nachhaltig ver-ändert hat. Aber Neuenfels ist auch ein großer (Mythen- undGeschichten-)Erzähler, der nicht geradlinig agiert, sondern ebensoassoziativ wie locker den Zuhörer und Zuschauer an der Handnimmt, ohne ihm eindeutige Lösungen und Deutungen zu bieten.Zuletzt tat er das in München 2010 mit Medea in Corinto von Johann Simon Mayr.
Manon Lescaut ist Neuenfels’ zweite Produktion für die BayerischeStaatsoper und seine erste Inszenierung einer Oper Giacomo Puccinis.Sie reiht sich ein in die sechs musikdramatischen Frauenporträts,die der aktuelle Spielplan 2014/15 mit seinen Neuproduktionenentwirft. Von der 300 Jahre alten, ebenso lebensüberdrüssigen wiegefühllos kalten und doch im Innersten brennenden und alle blen-
denden Sängerin Emilia Marty von Leoš Janáček über die verführteund zerstörte Lucia di Lammermoor Gaetano Donizettis bis zurschließlich vermeintlich selbstbestimmten und doch unterwürfigenArabella von Richard Strauss; von Debussys femme fragile Méli-sande bis zur Lulu, der femme fatale von Alban Berg; die beidenLetzteren freilich den Männern und sich selbst ewig‘ Rätsel bleiben -de Kindfrauen.
Auch Manon ist ein wankelmütiges, schwer greifbares Wesen aufder Schwelle vom Mädchen zur Frau. Und sie ist gewissermaßendie (Zwillings-)Schwester, nicht zuletzt musikalisch, der drei Jahrespäter zum (Bühnen-)Leben erweckten Mimì aus La bohème. Hierwie dort beginnt eine tödlich endende Romanze, der – aus jeweilsanderen Gründen und verschiedenen Personenkonstellationen heraus – keine Zukunft beschert ist. 2002 hat Andreas HomokiManon Lescaut an der Bayerischen Staatsoper inszeniert. Er hatdas Geschehen um das leichtlebige Wesen, das von Geld, Gold undJuwelen geblendet ist und so die große Liebe zu einem Studentenhingibt und schließlich – gedemütigt und eingesperrt als Hure –mit dem Geliebten in der Wüste jämmerlich verdurstet, auf einerriesigen Treppe mit einem die Bühne beherrschenden Lüster spie-len lassen.
Eine scheinbar selbstbewusste Frau, süchtig nach Luxus und Reichtum, verzichtet freiwillig auf die Liebe. Eine ambivalente Figur, wie gemacht für den Regisseur HansNeuenfels. Im Dezember ist Anna Netrebko seine Manon Lescaut in einer Neuinsze -nierung der gleichnamigen Oper von Giacomo Puccini. An ihrer Seite: Jonas Kaufmannals Des Grieux.
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Todtraurig und tief berührendNeuenfels und sein Bühnenbildner Stefan Mayer haben für dievier Akte des „dramma lirico“ von 1893 nicht minder abstrakteund doch zeichenhaft deutliche Bilder gefunden: einen riesigen (Bilder-) Rahmen für den ersten, eine gewaltige Plattform mit riesigem Bett für den zweiten, einen großen Steg ins Wasser fürden dritten Akt. Immer sind die Liebenden unter Beobachtung, esgibt keine Privatheit und jedes Liebes-Spiel wird kritisch beäugtvon außen. Das Wüstenbild des vierten Akts ist die mit Sand gefüllte Plattform. Nie wieder hat Puccini eine so verzweifelt sichaufbäumende und schließlich todtraurig aussichtslose, tief berüh-rende und schließlich leise verdämmernde Musik komponiert wiehier.
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Neuenfels durchbricht wie immer in seinen Inszenierungen das(Opern-)Pathos mit geradezu brechtschen Mitteln wie Projektionenvon Text. In seiner Vorbereitung hat sich Neuenfels natürlich auchmit der zugrunde liegenden Novelle von Abbé Antoine-FrançoisPrévost d’Exiles beschäftigt. Sie macht viel stärker als die Versionvon Puccinis vier (!) Textdichtern deutlich, wie Des Grieux sichimmer wieder überlegen muss, wie er wann an wie viel Geld kom-men kann, um die Bedürfnisse Manons zu befriedigen, konterka-riert mit der emotionalen Unkontrolliertheit seiner Leidenschaft.
Mit Anna Netrebko und Jonas Kaufmann finden zum ersten Malzwei große Sängerpersönlichkeiten auf der Bühne der BayerischenStaatsoper zusammen, die als Manon und Des Grieux schon viel -fältige Erfahrung sammeln konnten – schon in den Versionen vonMassenet und Puccini. Als letzte Vorstellung der laufenden Spiel-zeit, am 31. Juli 2015, wird Manon Lescaut dann live auf den Max-Joseph-Platz im Rahmen von Oper für alle übertragen.
Klaus Kalchschmid
MANON LESCAUTGIACOMO PUCCINI
Sa., 15.11.2014, 19:00 Uhr (Premiere; Preisgr. S)
Mi., 19.11.2014, 19:00 Uhr (Preisgr. M)
Mo., 24.11.2014, 19:00 Uhr (Preisgr. M) EXKL: VVK AB 17.09.2014
Do., 27.11.2014, 19:00 Uhr (Preisgr. M) EXKL: VVK AB 20.09.2014
So., 30.11.2014, 19:00 Uhr (Preisgr. M) EXKL: VVK AB 23.09.2014
Do., 04.12.2014, 19:00 Uhr (Preisgr. M) EXKL: VVK AB 27.09.2014
So., 07.12.2014, 17:00 Uhr (Preisgr. M) EXKL: VVK AB 30.09.2014
Nationaltheater
Preisgruppe M: ab 133,34 € bis 218,46 €Preisgruppe S: ab 162,46 € bis 274,46 €Informationen und Karten im SZ-ServiceZentrum – Solange der Vorrat reicht
ANNA NETREBKO BEI IHREM ROLLENDEBÜT ALS LADY IN VERDIS MACBETH (INSZENIERUNG: MARTIN KUŠEJ)WÄHREND DER MU� NCHNER OPERNFESTSPIELE 2014
n°238
IM PORTRÄT
ANNA NETREBKO IST MANON LESCAUT
Mit der Neuinszenierung von Giacomo Puccinisvieraktiger Oper Manon Lescaut wird Anna Netrebko erstmals in einer Premiere der Baye-rischen Staatsoper singen. Bisher war die russi-sche Sopranistin hier in La traviata, La bohème,
I Capuleti e i Montecchi, Rigoletto und L’elisir d’amore zu erlebenund gab ihr Rollendebüt als Lady Macbeth während der vergange-nen Opernfestspiele. Im September und Oktober singt sie diesePartie auch an der Metropolitan Opera in New York.
An ihrer Seite gibt der Münchner Tenor Jonas Kaufmann, der zu-letzt an der Bayerischen Staatsoper den Don Alvaro in La forza deldestino sang, den mittellosen Studenten Des Grieux.
Anna Netrebko studierte Gesang am Konservatorium von St. Pe-tersburg und bei Renata Scotto. 1994 debütierte sie als Susanna
(Le nozze di Figaro) am Kirov-Theater in St. Petersburg, dem heu-tigen Marinskij-Theater. Sie singt regelmäßig an der MetropolitanOpera New York, der San Francisco Opera, der Lyric Opera in Chi-cago, am Royal Opera House Covent Garden, am Teatro alla Scalain Mailand, der Wiener und der Berliner Staatsoper, dem OpernhausZürich, an der Opéra de Paris sowie bei den Salzburger Festspielen.
Zu ihrem Repertoire gehören Partien wie Donna Anna (Don Gio-vanni), Violetta (La traviata), Mimì (La bohème), Tatjana (EugenOnegin), Leonora (Il trovatore), Giulietta (I Capuleti e i Montecchi),Elvira (I puritani), Adina (L’elisir d’amore), Juliette (Roméo et Ju-liette) sowie die Titelpartien in Lucia di Lammermoor, Anna Bolena,Iolanta. Die Rolle der Manon wird sie an der Bayerischen Staatsoperkommenden Dezember sowie bei den Opernfestspielen 2015 ver-körpern.
n°238
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IM PORTRÄT
ANNA NETREBKO IST MANON LESCAUT
Mit der Neuinszenierung von Giacomo Puccinisvieraktiger Oper Manon Lescaut wird Anna Netrebko erstmals in einer Premiere der Baye-rischen Staatsoper singen. Bisher war die russi-sche Sopranistin hier in La traviata, La bohème,
I Capuleti e i Montecchi, Rigoletto und L’elisir d’amore zu erlebenund gab ihr Rollendebüt als Lady Macbeth während der vergange-nen Opernfestspiele. Im September und Oktober singt sie diesePartie auch an der Metropolitan Opera in New York.
An ihrer Seite gibt der Münchner Tenor Jonas Kaufmann, der zu-letzt an der Bayerischen Staatsoper den Don Alvaro in La forza deldestino sang, den mittellosen Studenten Des Grieux.
Anna Netrebko studierte Gesang am Konservatorium von St. Pe-tersburg und bei Renata Scotto. 1994 debütierte sie als Susanna
(Le nozze di Figaro) am Kirov-Theater in St. Petersburg, dem heu-tigen Marinskij-Theater. Sie singt regelmäßig an der MetropolitanOpera New York, der San Francisco Opera, der Lyric Opera in Chi-cago, am Royal Opera House Covent Garden, am Teatro alla Scalain Mailand, der Wiener und der Berliner Staatsoper, dem OpernhausZürich, an der Opéra de Paris sowie bei den Salzburger Festspielen.
Zu ihrem Repertoire gehören Partien wie Donna Anna (Don Gio-vanni), Violetta (La traviata), Mimì (La bohème), Tatjana (EugenOnegin), Leonora (Il trovatore), Giulietta (I Capuleti e i Montecchi),Elvira (I puritani), Adina (L’elisir d’amore), Juliette (Roméo et Ju-liette) sowie die Titelpartien in Lucia di Lammermoor, Anna Bolena,Iolanta. Die Rolle der Manon wird sie an der Bayerischen Staatsoperkommenden Dezember sowie bei den Opernfestspielen 2015 ver-körpern.
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NADJA MICHAEL AUF DEM MAX-JOSEPH-PLATZ
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Frau Michael, was haben Sie sich da im Nacken für ein Tattoo stechen lassen?
Ankh heißt dieses Kreuz mit Schleife. Es ist ursprünglich ein ägypti-sches Zeichen, das aber auch in allen anderen Religionen existiertund als Symbol für Unsterblichkeit steht.
Emilia Marty, die Sie in Die Sache Makropulos verkörpern,ist schon weit über 300 Jahre alt. Bedauern Sie, dass Sie nur als Bühnenfigur so alt werden?
Ich mache mir zur Zeit über das Alter noch keine Gedanken unddenke nicht darüber nach, wie alt ich werde oder wie alt ich wer-den will.
Ist ein Alter von 300 Jahren Traum oder Albtraum?Eher Albtraum. 300plus, das ist schon heftig. Die Vorstellung, in un-serer endlichen Welt ewig zu leben, muss tödlich sein auf seelischerEbene. Und langweilig; eben sterbenslangweilig …
Dennoch werden die Menschen heute immer älter.Ja, ich kenne Mediziner, die über Alter und Lebenserwartung for-schen. Sie sagen: 120 Jahre alt zu werden, das sei zukünftig absolutrealistisch. Mit einem viertel Magen oder einer halben Lunge ist dasnatürlich nicht sehr erstrebenswert. Aber wenn man die Körper-
teile, die dem Verschleiß unterliegen einfach auswechselt, dannkann man wirklich mit 120 wie mit 40 sein. Also bitte!
Man will die Gegenwart in die Zukunft verlängern, so die Gegenwart eine Angenehme ist. Kann man denn die Jugend hinauszögern?
Nein. Jugend ist ein Zustand der endet, ohne dass man sich dessendabei bewusst ist, dass er endet. Ewige Jugend ist eine Chimäre,eine Illusion.
Würden Sie denn ein Stück dieser Illusion kaufen und sich Botox spritzen lassen?
Natürlich, klar! Ich lasse mir ja auch die Zähne reparieren und malemir Nagellack auf die Fingernägel. Sich zu pflegen, ist doch ein Teilder Körperhygiene. Das hat doch mit Empathie, mit Höflichkeit zutun, dass man seinem Gegenüber einen angenehmen Anblick bietenwill. Das wird zwar als komisch verstanden, aber ich weiß nicht wasdaran komisch sein soll.
Es gibt auch andere, die Jugend verlängernde Maßnahmen, zum Beispiel Mode.
Für mich selbst ist Mode nicht dazu da, um die Jugend zu verlän-gern. Mode ist ein Spielzeug und dient der Schönheit, das ist meine
OPER
EWIGE JUGEND IST EINE ILLUSION In der ersten Premiere der Spielzeit – Leoš Janáčeks Die Sache Makropulos – verkörpertSopranistin Nadja Michael erstmals die in Unsterblichkeit gefangene Emilia Marty. MitPascal Morché sprach sie im Vorfeld über das Altern, Botox und die wertvolle Begrenzt-heit des Lebens.
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Meinung! Andere können gerne versuchen mit Mode undSchönheitschirurgie ihre ablaufende Lebenszeit zu über listen.Die Sterblichkeit vor der Nase zu haben ist ja nicht angenehm …
Emila Marty ist Sängerin. Es gibt ein Sängerlebenund ein Menschenleben. Das Sängerleben ist deutlichkürzer.
Und es ist ziemlich bizarr, wenn Sängerinnen Sängerinnen sin-gen, kommt aber häufiger vor: Antonia in Hoffmanns Erzäh-lungen, die Primadonna in Ariadne auf Naxos oder natürlichTosca. Ja, ich glaube schon, dass eine Sängerin wegen der deut-lichen Endlichkeit ihres Berufs zur Lebenszeit eine andere Ein-stellung hat. Aber das gilt ebenso für Sportler, Tänzer, Models,wie auch für Chirurgen oder Piloten. Bei ihnen ist die Halbwerts-zeit des beruflichen Lebens ebenso klar umrissen.
Glauben Sie an ein ewiges Leben?Als Wiedergeburt, Auferstehung? Also, ich bin ein ostdeutschesund somit ein atheistisches Kind. Und doch glaube ich, dass esewiges Leben gibt, aber natürlich in einem spirituellen, tran-szendierten Sinn. Zum Beispiel in den kreativen Schöpfungender Menschheit, durch ihre Kunst … Und wenn man Kinder hat,dann ist man durch sie auch irgendwie Teil der Unsterblichkeit.
Es sind meist mythologische Figuren, die zu ewigemLeben verflucht sind.
Ja, Kundry im Parsifal, der Holländer oder auch Sisyphos, dertrickreich den Tod überlistete, indem er den Zustrom zumHades sperrte und den Todesgott Thanatos fesselte. EmilaMartys langem Leben liegt aber kein Fluch zu Grunde, sondernrecht konkret Alchemie. Die heutige Gentechnik, moderne Me-dizin und Futurologie lassen da bereits grüßen.
Es ist also gut, dass wir sterblich sind?Ohne unsere Sterblichkeit würde uns doch jeder Antrieb fehlen,das Bestmögliche mit unserem Leben in begrenzter Zeit anzu-fangen. Die Grenze des Todes treibt uns doch eigentlich erstan, unser Leben zu leben.
Emilia Marty rät auch dringend davon ab 300 Jahreund älter zu werden …
Ja, weil sie erkannt hat, dass nur die Begrenztheit des Lebensallem einen „Sinn“ und einen „Wert“ gibt.
Wenn man nicht ewig leben kann, was soll man mit und in seinem begrenzten Leben machen?
Möglichst bewusst leben und mit der wertvollen Lebenszeitklug und sinnvoll umgehen, auch wenn’s manchmal schwer ist …
Was ist schwer?Sich beispielsweise nicht unnötig zu ärgern. Bei uns in Berlinwohnt eine Katze im Haus. Ein armes, verstörtes Viech, dasneulich im Hausflur auf eine Fußmatte gepinkelt hat. Deswegengab es einen Riesenärger. Es war zwar nicht meine Katze, aberich habe dann eine neue Fußmatte gekauft auf der stand „Hierherrscht Diktatur“. Ich fand das lustig, die anderen im Hauswaren völlig aufgebracht, empört und es gab nun noch mehrÄrger. Bei solchen Dingen denke ich dann: Ich lebe nicht 300Jahre wie Emilia Marty und schon gar nicht lebe ich ewig. Sollich mich da um Katzenpipi streiten?
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STECKBRIEF
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STECKBRIEF
DIE SCHWEIGSAMEFRAU
KomponistRichard Strauss (geb. 1864 in München, gest. 1949 in Garmisch-Partenkirchen)
LibrettoStefan Zweig, frei nach Ben Jonson
GenreKomische Oper in drei Aufzügen
SpracheDeutsch
Urauffuhrung24. Juni 1935 an der Staatsoper Dresden
Munchner Erstauffuhrung24. Juli 1947 im Prinzregententheater
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DIE SCHWEIGSAME FRAU RICHARD STRAUSS
Do., 25.09.2014, 19:00 Uhr, So., 28.09.2014, 17:00 Uhr, Do., 02.10.2014, 19:00 Uhr, So., 05.10.2014, 18:00 Uhr, Sa., 11.10.2014, 19:00 Uhr (Jeweils Preisgr. I) – auch live auf www.staatsoper.de/tv
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InhaltDer alte und reiche Sir Morosus hasst jede Art von Lärm. Er duldet in seinem Haus nur seineHaushälterin, die insgeheim hofft, seine Liebe zu gewinnen, sowie seinen Barbier. Als ihn dasGeschwätz der Haushälterin wieder einmal nervt, schlägt ihm der Barbier vor, eine „schweig-same Frau“ zu heiraten. Er verspricht ihm zugleich auch eine zu besorgen. In diesem Momenttaucht Morosusʼ Neffe Henry auf. Er kommt in Begleitung einer Operntruppe, in der auchseine Frau Aminta singt. Doch der Lärm der Truppe erzürnt Morosus so sehr, dass er seinenNeffen enterbt. Zudem beauftragt Morosus seinen Barbier, eine ruhige Ehefrau zu suchen. : : : : : : :Der Barbier führt Morosus drei Bewerberinnen vor. Was Morosus nicht weiß: Alle drei sindverkleidete Darstellerinnen aus der Operntruppe. Der Hausherr fühlt sich von der schüch-ternen Timida (alias Aminta) angezogen und beschließt sogleich sie zu heiraten. Nach der in-szenierten Trauung entpuppt sich die Schüchterne jedoch als tobende Xanthippe. Henrygibt großmütig den Frauenbändiger und kommt seinem verzweifelten Onkel zu Hilfe. Erdrängt auf Scheidung und Morosus söhnt sich mit ihm aus. : : : : : : :Nach dem groß inszenierten Scheidungsprozess fällt die Maskerade. Morosus macht guteMiene zum bösen Spiel und nimmt Henry und dessen Frau Aminta bei sich auf, solange wiederRuhe einkehrt.
EntstehungNach dem Tod Hugo von Hofmannsthals im Jahr 1929 – mit ihm schuf Richard Strauss sieben
Opern –, fand Strauss durch die Vermittlung seines Verlegers Anton Kippenberg in StefanZweig einen neuen Librettisten. Als Vorlage einigte man sich auf die Komödie Epicoene orThe Silent Woman des englischen Dichters Ben Jonson aus dem 17. Jahrhundert. Zweig
reduzierte die Anzahl der Figuren drastisch, fügte aber eine Reihe an Buffamotivenhinzu, die Strauss musikalisch auskostete. Strauss war begeistert von Zweigs Arbeit
und schrieb in einem Brief an Kippenberg, es handele sich um den „besten Text,der auf dem Gebiet der opéra comique seit dem Figaro geschaffen worden ist.“
RezeptionNach der nationalsozialistischen Machtergreifung war ein jüdischer Dichter wieStefan Zweig nicht mehr opportun. Paul Adolph, der Dresdner Intendant,wollte den Namen des jüdischen Librettisten auf dem Theaterzettel streichen.Strauss beschwerte sich und schrieb einen Brief an Zweig, der jedoch von der
Gestapo abgefangen wurde. Für Strauss hatte dies den Rücktritt als Präsidentder Reichsmusikkammer zur Folge. Die Uraufführung kam dennoch zustande und
fand unter Karl Böhm in einer Inszenierung von Josef Gielen (Vater des DirigentenMichael Gielen) statt. Nach drei weiteren Vorstellungen wurde das Stück abgesetztund kam in Deutschland erst nach dem Zweiten Weltkrieg wieder zur Aufführung.Vier ausländische Opernhäuser übernahmen Die schweigsame Frau noch vor Kriegs-
ausbruch: Graz, Zürich, Mailand und Prag.
RegiekonzeptBarrie Kosky erzählt Die schweigsame Frau aus der Perspektive von Sir Morosus.Vor der Außenwelt geflüchtet, hat sich der Hausherr in seine eigenen vier Wändezurückgezogen, die hier als eine übergroße Geldschatulle gezeigt werden. Trotz-dem wird er ständig von Geräuschen und Lärm gestört. Die opulenten Kostümevon Esther Bialas – die auch die Bühne entworfen hat – vermischen verschie-dene Zeiten miteinander. Phantasievoll werden unterschiedliche Opernfigurenund Theatertypen zusammengebracht, Transves titen bringen die Geschlech-terordnung durcheinander. Diese schrillen und knalligen Farben haben die glei-che Wirkung wie die Sprache von Jonson. Je stärker und deftiger die Bühnein die Vollen greift, umso rührender das ruhige Ende der Oper: „Wie schön istdoch die Musik, aber wie schön erst, wenn sie vorbei ist!“, singt Morosus – undes kann sein, dass alles doch nur ein Traum gewesen ist.
18
BALLETT
Neuproduktion – Uraufführung – Rekonstruktion – was denn nun?
PAQUITA ‒ DER MONTBLANC DES KLASSISCHEN BALLETTS
KEINER IST BEGEHRTER – BEIM BOLSCHOI-BALLETT,IN NEW YORK, PARIS ODER LONDON – ALS ALEXEI RATMANSKY. MIT DEM BAYERISCHEN STAATSBAL-LETT ERARBEITET ER IM HERBST 2014 DIE ERSTEVOLLSTÄNDIGE REKONSTRUKTION DES PETIPA- KLASSIKERS PAQUITA, (AUF DEM FOTO: IVY AMISTA)
19n°23
Ein Zigeunermädchen sticht heraus aus ihren Gefährten. Sie ist blond undauch sonst etwas Besonderes. Wenn die Zigeuner – was sie gerne und ofttun – auf ihren Wanderungen die örtliche Bevölkerung mit schmissigen Tän-zen unterhalten, gibt man ihr selbstverständlich den Solo-Part. Ihr Name istPaquita. Inigo heißt ihr Chef, der gleichzeitig ein Auge auf sie geworfen hat.
Wir befinden uns in Spanien zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Napoleon hat sich zum Herr-scher Europas aufgeworfen und die spanischen Granden müssen zähneknirschend akzep-tieren, dass ihnen französisches Militär vor die Nase gesetzt wird. Zwei dieser französischenAristokraten, der General d’Hervilly und sein Sohn Lucien, enthüllen zu Beginn unsererHandlung eine Gedenktafel: vor 15 Jahren wurden an diesem Platze der Bruder des Gene-rals und dessen Tochter ermordet …
Man ahnt es! Diese Tochter, dieses kleine Mädchen, ist heute Paquita, die damals nicht ge-tötet, sondern von Zigeunern entführt worden ist. Am Herzen versteckt trägt sie all dieJahre seither ein Medaillon mit dem Bildnis ihres Vaters.
Um es kurz zu machen: Über Mordversuche, politische Intrigen und verzweifeltes Liebes-verlangen landen wir zum guten Schluss beim Hochzeitsfest von Lucien und Paquita, derenwahre Identität, Gott sei Dank – und mit Hilfe des Medaillons – gerade noch rechtzeitigentdeckt wird. Ist das alles absurd, blödsinnig, widersinnig? Es ist unwahrscheinlich. So un-wahrscheinlich wie das Leben. Das heißt: ganz und gar wahrscheinlich!
Soviel zur Handlung. Sie bildet, wie es dem Gesetz der großen abend-füllenden Ballette des 19. Jahrhunderts entspricht, nur einen Aspektdes ganzen Werkes. Den wichtigsten? Einen wichtigen!
Deutsche Erstaufführung nach mehr als 150 JahrenDas Ballett, von dem hier die Rede ist, wurde im Jahre 1846 an derPariser Oper uraufgeführt. Joseph Mazilier choreographierte zurMusik von Edouard Marie Ernest Deldevez. Beide Namen gehörennicht zum abendländischen Bildungskanon. Das heißt nicht, dass sienicht bedeutende Künstler gewesen wären, die für ihre Epoche, dasheißt für das romantische Ballett, Entscheidendes geschaffenhaben. Dennoch wären sie heute vergessen, gäbe es nicht einen an-deren Franzosen: Marius Petipa, sozusagen der Goethe des klassi-schen Balletts. Er, der seine berufliche Prägung in seinem Heimatlanderhielt, ging mit 29 Jahren als Tänzer nach St. Petersburg und über-nahm dort rasch auch die Funktion eines Ballettmeisters. Seine ersteArbeit war die Einstudierung von Paquita, die er aus seinen PariserTagen kannte. Vermutlich hat er das Werk, das ja gerade ein Jahralt war, ziemlich wortgetreu einstudiert.
Überspringen wir nun dreißig Jahre, in denen aus dem jungen, ambitionierten Franzosender unumschränkte Zar des russischen Balletts geworden ist, eine Jahrhundertfigur. Erhat Werke geschaffen, die heute zum Kanon des Repertoires gehören und auch dasMünchner Nationaltheater füllen: La Bayadère, Don Quijote, Le Corsaire, Dornröschen,Schwanensee und Der Nussknacker. 1881 nimmt sich Petipa noch einmal der Paquita an.Die romantische Epoche ist lange vorbei. Petipa hat eine ganz andere künstlerische Formzur höchsten Höhe entwickelt, die man unter dem Begriff der „Ballettklassik“ zusammen-fasst. In diese Form nun gießt er den alten Stoff und wählt sich als musikalischen Partnerseinen Leib-Kapellmeister Ludwig Minkus.
Mimisch-tänzerische BewegungsspracheDie Handlung gewinnt eine andere Funktion. Die untrennbare Verzahnung von mimischenund tänzerischen Mitteln, die für das romantische Ballett charakteristisch ist – eine Einheit,die wir übrigens 150 Jahr später in den Werken von Cranko, MacMillan und Neumeier solieben werden –, wird aufgelöst. Die Geschichte wird nun isoliert in einer ausgefeilten mimisch-gestischen Bewegungssprache erzählt. Und eine noch viel ausgefeiltere Folge vontänzerischen „Nummern“ bildet die eigentliche künstlerische Substanz, die Choreographiedes Balletts.
Hier, in der unvergleichlich geistreichen Konstruktion von Soli, Pas de deux und Ensemble-tänzen zeigt sich das Genie von Marius Petipa. Es sind nicht die einzelnen Schritte oder Be-wegungen, die den Tanz ausmachen. Wir sehen diese Pirouetten, Arabesken, oderEntrechats überall. (Wie wir dem Wortschatz eines Schriftstellers überall begegnen kön-
ALEXEI RATMANSKY, IN ST.PETERSBURG GEBOREN, AUSGEBILDET AN DER BOLSCHOI-BALLETT-SCHULE, DANACH SOLIST IN WINNIPEG UND KOPENHAGEN, HIER BEI DER PROBENARBEIT IMBALLETTSAAL DER MET
nen). Es ist die einzigartige Kombination des Vokabulars, die Tran-szendierung in einen bestimmten Sinn, die das Genie beim Choreo-graphen wie beim Schriftsteller ausmacht. Und im klassischenBallett so viel einfacher und so viel schwieriger zu würdigen ist alsim modernen Tanz, wo wir – oft irrtümlich – den Eindruck haben,neue Bewegungen zu sehen und das Ballett dann für originell hal-ten. Gerne meint man, eine Arabeske oder einen Sprung zum tau-sendsten Mal gesehen zu haben und ist dadurch geneigt, diesetänzerischen „Worte“ für verbraucht zu halten. Doch sie sind –durch einen bedeutenden choreographischen „Dichter“ in einengeistvollen Zusammenhang gebracht – nicht verbraucht, sowenigdie Vokabel „Liebe“ oder „Backofen“ verbraucht sein muss, wennein Autor sie sinnvoll einsetzt.
Der Schatz der NotationenNach diesem Exkurs über das klassische Ballett zurück zur bevor-stehenden Premiere des Bayerischen Staatsballetts. Anders als beider Musik und Literatur, die in Buchstaben und Notenschrift auf-gezeichnet auch über weite Zeiträume überliefert werden kann,
war es beim Tanz – in den Vor-Video-Zeiten – schwieriger. Es gabund gibt unterschiedliche Notations-Systeme. Eines davon, in demviele Petipa-Ballette aufgezeichnet sind, wurde in den letzten Jah-ren wiederentdeckt und von einigen wenigen Spezialisten ent-schlüsselt. Doug Fullington, in Seattle beheimatet, ist einer vonihnen. Seine Dechiffrierungs-Arbeit bildet eine der Grundlagen derneuen Münchner Paquita. Die musikalische Rekonstruktions- undKompilations-Arbeit der Musikhistorikerin Maria Babanina kommtdazu. Beide aber sind in gewissem Sinne Material-Lieferanten fürden Choreographen Alexei Ratmansky, der in der gegenwärtigenTanzwelt nicht weniger hoch angesehen und gefragt ist als vor150 Jahren Marius Petipa. Was erwarten wir von diesem Künstler,der in jungen Jahren bereits Direktor des Bolschoi-Balletts war undheute in New York residiert? Dass er die choreographischen Juwe-len seines Vorgängers sozusagen in ein hinreißend schönes Kollierfasst, das sie in ihrem einzigartigen Wert leuchten lässt. Und dassdieses Schmuckstück mit dem Titel Paquita gleichzeitig ein Werkder Gegenwart wird, das uns Zuschauer von heute nicht mit histo-rischem, sondern faszinierend gegenwärtigem Reiz fesselt.
BALLETT›››
NUR SCHEINBAR HANDELT ES SICH HIER UM HIEROGLYPHEN, DIE TANZWISSEN-SCHAFTLER DOUG FULLINGTON FÜR ALEXEI RATMANSKY UND DAS BAYERISCHESTAATSBALLETT ZU ENTZIFFERN HAT. IN WAHRHEIT SIND ES AUFZEICHNUNGENZU PAQUITA IN DER LEGENDÄREN „STEPANOV-NOTATION“, MIT DER ENDE DES19. JAHRHUNDERTS EINIGE DER GROSSEN ST. PETERSBURGER KLASSIKER AUFGE-ZEICHNET WORDEN SIND. DANACH WAR DIE SCHRIFT FAST EIN JAHRHUNDERTLANG VERGESSEN UND DIE PAPIERE IN DER HARVARD UNIVERSITÄT SO GUT WIE VERSCHOLLEN. NUN HAT EINE RENAISSANCE HISTORISCHEN BEWUSSTSEINS BEGONNEN, BEI DER DAS BAYERISCHE STAATSBALLETT VON ANFANG AN EINE HERAUSRAGENDE ROLLE GESPIELT HAT.
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n°23
Informationen und Karten im SZ-ServiceZentrum – Solange der Vorrat reicht
Diese Spielregeln zu kennen hilft beim Genuss. So wie es auch hilft,wenn man an ein Fußballspiel nicht die Regeln eines Tennismatchsanlegt und Deuce von Abseits unterscheiden kann.
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VIVA VERDIGiuseppe Verdi ist heute so populär wie vor 150 Jahren. Seine unverwechselbaren Melodien, die einem noch tagelang im Kopf bleiben, haben nie an Faszination verloren.Im Herbst zeigt die Bayerische Staatsoper drei große Werke des italienischen Kompo-nisten binnen nur weniger Wochen: Nabucco, Rigoletto und Simon Boccanegra.
Erst die berühmten Worte des Gefangenchores Vapensiero, sull ali dorarte („Steig, Gedanke, auf golde-nen Flügeln“) ermutigten den jungen Giuseppe Verdimit der Komposition zu Nabucco zu beginnen. Mitdiesem Werk sicherte sich Verdi den Status eines
anerkannten Komponisten und feierte seinen Durchbruch. DasEpos zwischen Macht, Religion und Liebe kehrt im November mitAmbrogio Maestri in der Titelpartie und in der Inszenierung desgriechischen Regisseurs Yannis Kokkos auf die Bühne der Bayeri-schen Staatsoper zurück. Es dirigiert Paolo Carignani.
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n°23
DIE BERÜHMTE GEFANGENENCHOR-SZENE AUS NABUCCO
n°23
Zuvor steht Rigoletto, das erste Werk der „trilogia po-polare“, mit Joseph Calleja als Duca di Mantova aufdem Programm. Rigoletto (Franco Vassallo) ist der de-formierte Entertainer, der glaubt sein privates Glückvom öffentlichen Leben trennen zu können und des-
sen Fehleinschätzung seine eigene Tochter (als Gilda: Ekaterina Siu-rina) zum Opfer seiner Doppelexistenz werden lässt. Es ist die Ge-schichte eines Narren, die tragisch endet.
OPER›››
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FRANCO VASSALLO ALS RIGOLETTO IN DER INSZENIERUNG VON ÁRPÁD SCHILLING MIT DEM CHOR DER BAYERISCHEN STAATSOPER.
Neben diesen beiden ungebrochen populären Opernzeigt die Bayerische Staatsoper gleich zu Beginnder neuen Spielzeit Verdis brüchigstes Werk in derInterpretation von Dmitri Tcherniakov aus demJahre 2012: Dunkel in allen Farben, schwermütig
in den Gefühlen – und doch voll vom Drang nach Liebe und Frei-
heit. Bis heute hat Simon Boccanegra den Ruf der Unzugänglich-keit. Doch wirkt dies eher wie ein Missverständnis. Verdi selbstmeinte: „Das Stück ist düster, weil es düster sein muss, aber es istfesselnd!“ Das Bayerische Staatsorchester wird wie in der Premie-renserie von Bertrand de Billy geleitet.
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RedaktionSüddeutsche Zeitung GmbH: Andreja Ruppert (verantwortliche Redakteurin, V.i.S.d.P.)
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Gestaltung neophyten, Schellingstraße 36, D–80799 München www.neophyten.eu mit Tümmersdesign
FotosTitel, Seiten 5 (Anna Netrebko), 8: Dario AcostaSeite 4: Ulrike TheusnerSeite 5 (Jonas Kaufmann): Patrick RobertSeite 5 (Hans Neuenfels): Monika RittershausSeiten 6, 7, 10, 11, 16/17, 18, 22/23, 24, 25: Wilfried HöslSeiten 12, 14: Marc MüllerSeite 19: Bettina StößSeite 20: Harvard LibrarySeite 30: Daniel Stolle
Druck pva, Druck und Medien-Dienstleistungen GmbH Industriestraße 15, D–76829 Landau/Pfalz
AnzeigenJürgen Maukner (verantwortlich)
Anzeigenberatung Süddeutsche Zeitung: Ralph NeumannTelefon +49 (0)89-2183 8339 [email protected]
Bayerische Staatsoper: Dr. Imogen Lenhart Telefon +49 (0)89-2185 1006 [email protected]
Redaktionsschluss: 18. August 2014
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SPIELPLAN — SEPTEMBER BIS NOVEMBER
SeptemberOPER
16 Di Bühnen-Dinner
20 Sa Tosca PUCCINI
21 So Die Entführung aus dem Serail MOZART
24 Mi Tosca PUCCINI
25 Do Die schweigsame Frau STRAUSS
26 Fr Die Entführung aus dem Serail MOZART
27 Sa Tosca PUCCINI
28 So Die schweigsame Frau STRAUSS
BALLETT
20 Sa Ballett Extra: Ein Probentag mit dem Bayerischen Staatsballett Probenhaus, Platzl 7, 9:45 Uhr
22 Mo Der gelbe Klang /Spiral Pass / Konzert für Violine und Orchester SIMON / MALIPHANT / BARTON / ZAPPA / MUKUL / BATES
KONZERT
29 Mo 1. Akademiekonzert
30 Di 1. Akademiekonzert
Oktober
OPER
01 Mi Die Entführung aus dem Serail MOZART
02 Do Die schweigsame Frau STRAUSS
03 Fr Simon Boccanegra VERDI
05 So Premierenmatinee: Die Sache Makropulos11.00 Uhr
05 So Die schweigsame Frau STRAUSS – Live-Stream
06 Mo Simon Boccanegra VERDI
10 Fr Simon Boccanegra VERDI
11 Sa Die schweigsame Frau STRAUSS
14 Di La clemenza di Tito MOZART
17 Fr La clemenza di Tito MOZART
19 So Die Sache Makropulos JANÁČEK Premiere
22 Mi Die Sache Makropulos JANÁČEK
23 Do La clemenza di Tito MOZART
26 So Die Sache Makropulos JANÁČEK
29 Mi Die Sache Makropulos JANÁČEK
31 Fr Die Soldaten ZIMMERMANN
BALLETT
04 Sa Der gelbe Klang /Spiral Pass / Konzert für Violine und Orchester SIMON / MALIPHANT / BARTON / ZAPPA / MUKUL /BATES
12 So Les Ballets Russes – Shéhérazade / Les Biches /One Upon An Ever After FOKINE / NIJINSKA / KOHLER / RIMSKI-KORSAKOW /POULENC / TSCHAIKOWSKY
18 Sa Die Kameliendame NEUMEIER / CHOPIN
24 Fr Die Kameliendame NEUMEIER / CHOPIN
25 Sa Die Kameliendame NEUMEIER / CHOPIN
28 Di Les Ballets Russes – Shéhérazade / Les Biches /One Upon An Ever After FOKINE / NIJINSKA / KOHLER / RIMSKI-KORSAKOW /POULENC / TSCHAIKOWSKY
KONZERT
12 So 1. Kammerkonzert Allerheiligen Hofkirche
22 Mi Porträtkonzert des Opernstudios Künstlerhaus
NovemberOPER
01 Sa Die Sache Makropulos JANÁČEK – Live-Stream
02 So Premierenmatinee: Manon Lescaut11.00 Uhr
02 So Die Soldaten ZIMMERMANN
04 Di Die Soldaten ZIMMERMANN
08 Sa Rigoletto VERDI
11 Di Rigoletto VERDI
13 Do Nabucco VERDI
14 Fr Rigoletto VERDI
15 Sa Manon Lescaut PUCCINI Premiere
16 So Nabucco VERDI
BALLETT
07 Fr Ein Sommernachtstraum NEUMEIER / MENDELSSOHN BARTHOLDY / LIGETI
09 So Ein Sommernachtstraum NEUMEIER / MENDELSSOHN BARTHOLDY / LIGETInachmittags und abends
KONZERT
17 Mo 2. Akademiekonzert
18 Di 2. Akademiekonzert
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33,66 €
39,26 €
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Kategorie IV
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133,34 €
161,34 €
Kategorie IV
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65,02 €
85,18 €
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Loge3 Loge3
Loge2 Loge2
Loge1 Loge1
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In ähnlicher Weise ist das Intermezzo zwischen dem zweitenund dritten Akt in Giacomo Puccinis Manon Lescaut angelegt:ein Innehalten der Atmosphäre. Einfühlsam schildert Puccinidas Leid der beiden Liebenden – eine Liebe, die sowohl in
Paris als auch in Le Havre perspektivlos ist. Dass die Liebeaber dennoch existiert, beweist Puccini musikalisch, indem
das Liebesduett zitiert wird. Das Intermezzo kann also als „non-verbale“ Brücke, beziehungsweise als Verbindung zwischen Ma-
non und Des Grieux verstanden werden. Ein Augenblick der Ewig-keit!
Nachdem die Dorf-bewohner zum Oster-gottesdienst die Kirche auf-
gesucht haben und nach Santuzzas großenAuseinandersetzungen mit Turiddu sowie mit Alfio erklingt in Pietro Mascagnis Cavalleria rusticanaeine wunderschöne Melodie: das Intermezzo sinfonico. Eigentlich die Schmerzensarie von Santuzza – aber ohne Gesang. Das Verstummen der Sprache macht Santuzzas gede-mütigte Gefühle in diesem Moment noch deutlicher. Nur die instrumentale Musik vermag ihren Schmerz auszudrücken.
LETZTE SEITE
n°2330
Opernlexikon
INTERMEZZODas Zwischenspielgezeichnet von Daniel Stolle
Lisa Batiashvili
Bach
Lisa Batiashvili hat sich in den letzten Jahren zu einer der international gefragtes-ten Geigerinnen entwickelt. Manchmal erlaubt es das Repertoire, dass sie auch zusammen mit ihrem Mann, dem Oboisten François Leleux, musizieren kann. Wie sehr sich das Ehepaar bei Bachs Musik zu Hause fühlt, ist hier überzeugend nachzuhören.
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Für Pierre-Laurent Aimard ist Johann Sebastian Bach ein „Superhirn”, dem allenfalls noch Albert Einstein gleich-kommt. Trotzdem fi ndet er in jedem Takt von Bachs Musik eine starke spirituelle Anbin-dung, die nicht notwendiger-weise auf die Kirchenmusik beschränkt ist, sondern in ihrer Transparenz auch in der Instrumentalmusik anklingt.
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Ein toller Coup ist der Deut-schen Grammophon damit gelungen, diese beiden jungen Ausnahmekünstler für eine Einspielung zusammenzu-bringen. Beide bringen so viel Neugier und Musizierfreude ins Spiel, dass man von einem elektrisierenden Hör-erlebnis sprechen kann.
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Berlin stand Kopf, als im vergan-genen Herbst im Schillertheater diese Neuproduktion von Verdis blutrünstiger Oper in einer einma- ligen Besetzung auf dem Spielplanstand. Anna Netrebko debütierte als Leonora und wurde von keinem Geringeren als Plácido Domingo in der Baritonpartie des Grafen Luna umworben.
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In Elīna Garančas Diskografi ehat bislang eine CD mit geistlichen Werken gefehlt. Dankenswerterweise hat die Sängerin bei ihrer Auswahl neben den gängigen Stücken auch auf einige unbekannte Perlen gesetzt, die ihrem schlanken Mezzo hervorra-gend zu Gesichte stehen.
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Das Erscheinen seiner Beethoven-CD wurde in der Fachwelt gefeiert, wie selten ein Platten-Debüt. Der viel-leicht am meisten begnadete Pianist der jüngeren Genera-tion will nun zeigen, dass er auch die feingliedrige, fi gurier-te Klangwelt Johann Sebastian Bachs mit bestechender Reife interpretiert.
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Eine sagenhafte Karriere. Was Jonas Kaufmann auch anfängt, dem begnadeten Sänger gelingt alles. Basis dafür sind Selbstkritik und eine niemals einschlafende Bereitschaft, permanent dazu- zulernen. Auf dem neuen Album präsentiert der Künstler die (schwere) leichte Muse.
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Maximilian Hornung hat sich in Rekordzeit einen interna-tionalen Ruf erworben. Der sympathische Nachwuchs-Echo-Preisträger von 2011 verzeichnete mit seiner Dvořák-Einspielung einen weiteren Riesenerfolg, der ihm schon ein Jahr später den Echo für die beste Konzerteinspielung bescherte.
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Die Callas, ein Name, der sich unauslöschlich in die Kulturge-schichte des 20. Jahrhunderts eingeprägt hat, ist zum Syn-onym für den Begriff „Prima-donna assoluta” geworden. Ihre differenzierte Gestaltungskunst ist legendär. Nun erscheinen die Studioaufnahmen der großen Diva in einer editierten Neuausgabe mit dem derzeit bestmöglichen technischen Remastering.
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Auf ihrem neuen Album wid-met sich die beliebte Künstlerin der Ära des Belcanto, speziell in der damals fl orierenden Opernmetropole Neapel. Wer könnte geeigneter sein, diesen an fi gurativen Koloraturen reichen Raritäten Leben einzu-hauchen. In diesem Genre hat Joyce DiDonato derzeit keine Konkurrenz.
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