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Es handelt sich bei dieser Broschre um eine bersetzung aus dem Englischen, wo der
Begriff nichtepileptische Anflle gebruchlich ist. Da in Deutschland eher von
dissoziativen oder psychogenen Anfllen gesprochen wird, verwenden wir im
Folgenden diese Begriffe parallel.
Im Text wird wegen der besseren Lesbarkeit die mnnlich-grammatikalische Form
verwendet, damit sind beide Geschlechter gleichermaen angesprochen und gemeint.
Erklrungen der im Text verwendeten Fachausdrcke finden Sie auf den letzten Seiten
der Broschre.
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Inhalt
Was sind nichtepileptische Anflle? ........................................................ 2
Habe ich Epilepsie? .................................................................................. 3
Sind nichtepileptische Anflle selten? ..................................................... 5
Was verursacht meine Anflle? ............................................................... 6
Wie kann Stress solche Anflle verursachen? ......................................... 7
Knnte es noch irgendetwas anderes sein? ............................................ 8
Was ist mit meinen anderen Symptomen? ............................................. 9
Wie kann ich das anderen erklren? .....................................................10
Was sollten andere tun, wenn ich einen Anfall habe? ..........................11
Wie werden nichtepileptische Anflle behandelt? ...............................12
Was ist psychologische Hilfe? ................................................................13
Wer kann helfen? ..................................................................................17
Was kann ich selbst tun damit es mir besser geht? ..............................18
Was sollte ich besser lassen? ................................................................19
Welche Heilungschancen habe ich? ......................................................20
Was denken Sie ber Ihren Zustand? ....................................................21
Fahreignung ...........................................................................................22
Berentung ..............................................................................................23
Wichtige Ratschlge ..............................................................................24
Weiterfhrende Informationen .............................................................25
Begriffserklrung ...................................................................................24
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Was sind nichtepileptische Anflle?
Bei Ihnen wurden nichtepileptische Anflle festgestellt. Das bedeutet, Sie
haben Anflle, die wie epileptische Anflle aussehen knnen, jedoch
nichts mit Epilepsie zu tun haben.
Epileptische Anflle werden von krankhaften Vernderungen der
elektrischen Aktivitt des Gehirns verursacht, die das Gehirn kurzzeitig in
seiner Funktion behindern.
Ihre Anflle sind nichtepileptisch. Das bedeutet, sie sind nicht von einer
abweichenden elektrischen Aktivitt des Gehirns oder von Hirnschden
verursacht.
Whrend eines Anfalls knnen Sie die Kontrolle ber bestimmte
Krperfunktionen verlieren.
Sie knnen zum Beispiel
Das Bewusstsein verlieren und strzen
Schttelnde Bewegungen der Arme, Beine oder des Kopfes
erleben
Andere ungewhnliche Bewegungen vollfhren
Sich in die Zunge beien oder sich selbst verletzen
Die Kontrolle ber Blase und Darm verlieren
Verwirrt oder abwesend sein oder die Umwelt als unreal
empfinden
Keine Erinnerung an den Anfall haben
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Habe ich Epilepsie?
In mehr als sieben von zehn Fllen erhielten Patienten mit
nichtepileptischen Anfllen zuerst die Diagnose Epilepsie und viele von
ihnen haben ber Jahre Antiepileptika eingenommen. Je mehr man ber
Ihre Anflle wei, desto besser knnen diese diagnostiziert werden.
Die ursprngliche Diagnose beruht auf der Beschreibung Ihrer Anflle,
mglicherweise wurden andere Fakten dabei bersehen.
In einem von zehn Fllen sind auch bei vllig gesunden Menschen leichte
Vernderungen des Hirnstrombildes (EEG) beobachtbar, die als Zeichen
einer Epilepsie miss gedeutet werden knnen. Es ist daher nicht
ungewhnlich, dass Menschen mit nichtepileptischen Anfllen solche
EEG-Vernderungen aufweisen, besonders dann wenn sie auch
Antiepileptika einnehmen.
Das kann Ihren behandelnden Arzt zu der berzeugung bringen, dass Sie
von Epilepsie betroffen sind oder zu Unsicherheiten ber die Ursache
Ihrer Anflle fhren.
Manchmal entscheiden sich rzte dafr, eine Zeit lang probeweise
Antiepileptika zu verordnen, auch wenn die Diagnose noch nicht sicher
ist, weil epileptische Anflle ernste Komplikationen haben knnen.
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Wenn die verordneten Antiepileptika keine Wirkung zeigen werden
blicherweise weitere Untersuchungen durchgefhrt. Mit der Zeit stellt
sich dann immer klarer heraus, dass es sich um nichtepileptische Anflle
handelt.
Die meisten Patienten mit nichtepileptischen Anfllen haben zustzlich
keine Epilepsie.
Nur in einem von zwanzig Fllen sind von nichtepileptischen Anfllen
Betroffene auch an Epilepsie erkrankt. Sollte das bei Ihnen zutreffen,
wird Sie Ihr Arzt darber informieren. Dann ist es wichtig, dass Sie lernen
diese beiden Anfallsarten zu unterscheiden, damit jede angemessen
behandelt werden kann.
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Sind nichtepileptische Anflle selten?
Etwa zwei bis drei von 10 000 Menschen haben nichtepileptische Anflle.
Das bedeutet, dass in einer Stadt mit ca. 300 000 Einwohnern (wie
Chemnitz, Halle oder Bonn) etwa 60 bis 90 Menschen von
nichtepileptischen Anfllen betroffen sind.
Von allen Patienten, die wegen schwer behandelbarer Anflle in eine
Klinik eingewiesen werden, haben etwa die Hlfte nichtepileptische
Anflle.
Etwa einer von acht Neuzugngen in spezialisierten Epilepsiezentren ist
von nichtepileptischen Anfllen betroffen.
Es gibt verschiedene Bezeichnungen fr nichtepileptische Anflle.
Begriffe, die Sie vielleicht auch schon gehrt haben sind:
Psychogene Anflle,
Dissoziative Anflle,
Pseudoepileptische Anflle oder
Nichtepileptische Anfallserkrankung.
All diese Begriffe meinen dasselbe.
Nichtepileptische Anflle sind ein bekanntes Krankheitsbild fr das es
anerkannte Behandlungsverfahren gibt.
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Was verursacht meine Anflle?
Zu nichtepileptischen Anfllen kommt es wegen kurzzeitiger
Funktionsstrungen der Arbeitsweise des Gehirns. Diese sind nicht durch
physische Vernderungen des Gehirns oder Erkrankungen verursacht. Sie
geschehen bei verschiedenen Menschen aufgrund unterschiedlicher
Ursachen.
Wir wissen bisher noch wenig darber wie das genau geschieht.
Manchmal scheint das Gehirn berlastet zu sein und die Notbremse zu
ziehen oder Teile des Gehirns arbeiten kurzzeitig nicht mehr gut
zusammen.
Nichtepileptische Anflle knnen allgemein mit emotionaler berlastung
oder Stress in Verbindung gebracht werden. Es gelingt jedoch nicht in
jedem Fall eine konkrete Ursache fr die Anflle zu finden.
Oftmals sind die ersten Anflle einer Person mit einem aufwhlenden
oder schockierenden Ereignis in Zusammenhang zu bringen. Beispiele
sind tief erschtternde Erlebnisse, Traumata, der Tod einer geliebten
Person oder ein anderer bedeutender Verlust oder Wandel. Dieser kann
zeitlich bereits weiter zurckliegen oder sich erst krzlich ereignet
haben.
Anhaltender Stress in Ihrem Leben (z. B. durch Partnerschaftsprobleme,
Trauerprozesse oder Geldsorgen) kann mglicherweise erklren, warum
diese Anflle nicht aufhren.
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Wie kann Stress solche Anflle verursachen?
Es ist gut erforscht, dass emotionaler Stress physische Reaktionen im
Krper hervorrufen kann. Beispiele dafr sind das Errten bei
Verlegenheit, die Beschleunigung des Herzschlages bei Nervositt und
Kopfschmerzen bei Sorgen.
Starker anhaltender Stress kann bekanntermaen krperliche
Erkrankungen hervorrufen, die bis zur Behinderung fhren knnen.
Sie erleben mglicherweise Zweifel an Ihrer Diagnose von Seiten Ihrer
Freunde und Verwandten aber auch von rzten und Pflegekrften. Viele
Menschen glauben, dass Symptome, wie Sie sie erleben immer eine
krperliche Ursache haben mssen. Es kann schwer zu verstehen sein,
dass diese Anflle durch Stress verursacht sind. Das kann manche
Menschen auch zu der falschen berzeugung fhren, dass Sie die
Kontrolle ber Ihre Anflle haben, diese nur Spielen.
Die Meisten sind vertraut mit dem Phnomen, dass Menschen durch
einen Schock ohnmchtig werden knnen. Sie haben vielleicht auch
schon davon gehrt, dass es Personen gibt, die nach einem
traumatischen Erlebnis blind oder taub geworden sind. Wie bei einem
nichtepileptischen Anfall gibt es auch in diesen Fllen keine krperliche
Ursache fr diese Zustnde, sie sind stressgebunden.
Es ist dabei wichtig sich vor Augen zu halten, dass diese Zustnde mit
realen krperlichen Symptomen oder Empfindungen verbunden sind,
wie Benommenheit oder Schmerzen. Betroffene tuschen diese weder
vor, bilden sie sich ein, noch sind sie verrckt.
Alle, die Sie in unserem Zentrum therapeutisch oder pflegerisch
be