Ex-ante-Bewertung des Eigenkapitalfonds „Hessen Kapital III“
Begleitausschuss13.11.2015
Ralph RautenbergLukas Nögel
Prognos AG
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Agenda
01 Studienhintergrund, Aufgabenstellung
02 Analyseergebnisse
- Marktbetrachtung
- Mehrwert
- Hebeleffekt
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1. Studienhintergrund, Aufgabenstellung
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Ausgangsbedingungen für den Einsatz der Finanz-instrumente in der neuen Förderperiode 2014-2020
� Europäische Kommission möchte weniger verlorene Zuschüsse und mehr revolvierende Finanzinstrumente
� Dies trifft auch auf Zustimmung bei wirtschaftspolitischen Akteuren aus Bund und Ländern
� Finanzinstrumente in der Förderperiode 2007 – 2013 bereits in vielen Bundesländern eingesetzt
� Kommission sieht besonderes Verfahren für den Einsatz von Finanzinstrumenten vor:Durchführung einer Ex-ante Bewertung für die geplanten Finanzinstrumente
� Begründung der KOM: Vermeidung eines „Parkplatzes“ für ESI-Fonds-Mittel
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Kernaufgabe
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� Im Kern ist es Aufgabe der Ex-ante-Bewertung zu analysieren, ob eine Marktschwäche oder eine suboptimale Investitionssituationen für die geplanten Finanzinstrumente vorliegt.
� Die Marktschwäche wird an der Ausgestaltung der konkreten Förderprodukte in Relation zu den vorhandenen Angeboten am Markt und von der Nutzung der Zielgruppen eingeschätzt.
� Suboptimale Investitionssituationen können anhand von Branchen, Unternehmensgrößen, Wachstumsphasen, Investitionstypen bzw. Verwendungs zwecken oder auch anhand von Kombinationen dieser Merkmale festgemacht werden. Benachteiligt der Markt kleine Unternehmen, junge Unternehmen, technologieorientierte Unternehmen, innovative Gründungen?
� ERFORDERLICH: „ANGEBOTSLÜCKE“
� Die Begründung für die staatliche Intervention ergibt sich aus einer volkswirtschaftlich und in Bezug auf die Politikziele suboptimalen Investitionssituation.
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Vielfältige Inhalte der Ex-ante Bewertung von FI
EU KOM sieht besonderes Verfahren für die Einführun g von Finanzinstrumenten vor
b) Mehrwert des Finanz-instruments
c) Bewertung der Hebel-effekte (zusätzliche
öffentliche und private Mittel)
d) Bewertung der Erfahrungen
e) Bewertung der vorgeschlagenen
Investitionsstrategie
a) Marktschwächen, sub-optimale Investitions-
situationen und Investi-tionsanforderungen
f) Spezifizierung der erwarteten Ergebnisse
g) Bestimmungen zur Überprüfung und
Aktualisierung
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2. Analyseergebnisse Hessen Kapital III
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Fondsmerkmale
Hessen Kapital I Hessen Kapital III
Fonds-management
BM H Beteiligungs-Managementgesellschaft Hessen mbH(100%-Tochter der Wirtschafts- und Infrastrukturbank
Hessen)
Verwendung Zweck � Finanzierungsalternativen zur Realisierung von Produktinnovationen und der sich anschließenden Markterschließung
� die Basis für den Unternehmensstart, für Innovationen und für die Expansion kleiner und mittlerer Unternehmen schaffen
� vorrangig in den strukturschwächeren Landesteilen
� Gründungs-, Innovations- und Wachstumsphase (= Seed, Start-up, Later-Stage und Growth)
Zielgruppe Unternehmensgröße und -alter
� kleine und mittlere Unternehmen gemäß jeweils gültiger EU-Definition
� Ergänzung bei offenen Beteiligungen: weniger als 5 Jahre Bestand zum Zeitpunkt der Beihilfengewährung
� Jeweils ca. ein Viertel für Hochschulausgründungen und Unternehmensgründung
� Ca. die Hälfte für Innovation und Wachstum von KMU
Branchen � einschließlich technologieorientierte Unternehmen
Volumen und Laufzeit
Gesamt � Bis zu 38,5 Mio. EUR � Bis zu 33,5 Mio. EUR
Investitions-phase
� 02.10.2007 – Ende 2015 � 2015 - 2023
Fonds-charakter
Finanzierungs-struktur
� unabhängige Fonds-GmbH
� 50% Haushaltsmittel des Landes Hessen und 50% EFRE-Mittel
Finanzierungs-formen
� Stille und offene Beteiligungen
� ggf. auch Nachrangdarlehen
� Stille und offene Beteiligungen
Höhe � Still: 0,2 – 1,5 Mio. EUR
� Offen: In der Regel max. 0,5 Mio. EUR
� Still: 0,1 – 1,5 Mio. EUR
� Offen: 0,1 – 0,8 Mio. EUR 8
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Finanzierungsphasen und -anlässe
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Seed Start-up
Early-Stage
Later Stage Growth
(Expansion)
Replacement/Turnaround
Buy-Out
Venture Capital (VC)
Phasen-einteilungnach BVK
Gründungsphase Wachstumsphase Reifephase (Sonderanlässe)Finanzierungs-anlässe
Grundlagen
� Konzept-entwicklung
� Marktanalysen
� Produktent-wicklung(F&E)
Produktionsreife
� Gründung
� Entwicklung bis Serienreife (F&E)
Produktion und Markteinführung
Marktdurch-dringung
Markterweiterung
Krise
� Sanierung
� Restrukturie-rung
� Nachfolge
� Management buy in (MBI) / buy out (MBO)
Exit
� Börsengang
� MBO / MBI
• Finanzierung über mehrere Runden • mehr oder weniger einmalige (Minderheits-) Beteiligungen
Finanzierungs-frequenz
Hessen Kapital III
� Stärkere Konzentration auf die frühe Phase als zuvor (50 % der Mittel)
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ERP-Startfonds (KfW)
Relevante Akteure im Marktsegment
hoch
nied
rig
Finanzierungs-phase
Business AngelsERP-Beteiligungsprogramm
(KfW / MBG)
übliche Finanzierungsvolumen pro
Vorhaben
High-Tech Gründerfonds
Hessen Kapital II
Seed Start-up Later Stage Growth
Privatwirtschaftliche Beteiligungskapitalgesellschaften
Hessen Kapital I + III
TFH Technologie-Finanzierungsfonds Hessen GmbH (TFH III)
MB G
Gründer- und Technologiefonds
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MBG H Mittelständische Beteiligungsgesellschaft
Hessen34 Mio €
Technologie-Finanzierungs-fonds (TF H III)
12 Mio. €
Technologie-finanzierungs-gesellschaft
Hessen TF H I5,1 Mio. €
Landesbank Hessen-Thüringen Girozentrale
BM H Beteiligungs-Managementgesellschaft Hessen mbH
Derzeitige Organisation der öfentlichen Beteiligungslandschaft in Hessen
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Wirtschafts- und Infrastrukturbank Hessen
Hessen Kapital I
38,5 Mio. €
Hessen Kapital II50 Mio. €
Gründer- und Technologie-fonds
Hessen70 Mio. €
Regionalfonds Mittelhessen
2,5 Mio. €
Hessen Invest Bet progr.12 Mio. €
HessenTechnologiefinanzierungsf
onds TF H II9 Mio. €
Aktive Fonds Geplante Fonds Ausinvestierte Fonds
Stille und offene BeteiligungenAktuell sind über alle Fonds hinweg 80 Mio. € in ca. 200 hessische Unternehmen investiert.
Geschäftsbesorgung
Aktive Einbindung in die hessische Wirtschaftsförderung100%
Mittelhessen-fonds
10 Mio. €
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VC-Investitionen im Verhältnis zum BIP 2013 in Europa in %
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� Deutschland nah am europäischen Durchschnitt� Hessen schneidet deutlich unterdurchschnittlich ab
0
0,01
0,02
0,03
0,04
0,05
0,06
0,07
0,08
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Entwicklung der realisierten Investitionsvolumina (in Mio. Euro)
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Deutschland Hessen
� Deutschland: Kontinuierlicher Rückgang bis 2013, 2014 erstmals Umkehr des Trends� Hessen:
− in Relation zur Wirtschaftskraft deutlich unterdurchschnittliches Investitionsniveau, insbesondere in den vergangenen zwei Jahren
− Vor allem in den sehr frühen Investitionsphasen sehr geringes Niveau
48 42 32 42 31
387 400335 385 350
293 276
201
290265
667576
712 351683
0
200
400
600
800
1.000
1.200
1.400
1.600
2010 2011 2012 2013 2014
Seed Start-up Later Stage Venture Growth
1 0,3 0,3 0,1 0,25 6,2 4,3 1,5 3,1
269,2 5,0 1,7
11,2
59 82,1
164,7
17,1
51,2
0
20
40
60
80
100
120
140
160
180
200
2010 2011 2012 2013 2014
Seed Start-up Later Stage Venture Growth
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Entwicklung des Ausschöpfungsgrads und der Finanzierungsanfragen des Vorgängerfonds
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Ausschöpfung Beteiligungsvolumen
Ausschöpfung Zeitvolumen
� Bereits bewilligte Mittel liegen noch darüber� Gute Ausplatzierung des EFRE geförderten Vorgängerfonds � Realistische Markteinschätzung und guter Indikator für bestehende Nachfrage� Kontinuierliche Nachfrage
Finanzierungsanfragen
2008 2015
0%
20%
40%
60%
80%
100%
07/2015
50
1939
96 92 9180
158180
20 27 2136 37 37 29
52 48
0
20
40
60
80
100
120
140
160
180
200
2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015
Anfragen Bewilligungen
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Anfragen nach Beteiligungsinvestitionen im VC-Bereich übersteigen deutlich die getätigten Investitionen
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� Private Beteiligungsgesellschaften betreiben stärkeres „Cherry Picking“� Definition von Anfragen nicht eindeutig, Verhältnisse können nur Hinweise liefern� Geringes Engagement privater VC Unternehmen auf Grund von
hohen Risiken und hohen Transaktionskosten bei kleinteiligen Investitionen
1:130
1:351:10
Phase: Seed
Mittelherkunft: öffentlich und privat
Referenz: HTGF
Phasen: VC
Mittelherkunft: öffentlich und privat
Quelle: BVK
Phasen: VC
Mittelherkunft: privat
Referenz: FHP
1:3
Phasen: Gründung und Wachstum
Mittelherkunft: öffentlich
Referenz: BM H
räumlicher Bezug
Hessen
Deutschland
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Ablehnungsgründe für Investitionen in Seed Phase auf Seiten privater Beteiligungskapitalgeber im VC-Markt
16
0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
70%
80%
II/2013II/2012II/2011II/2010II/2009II/2008
zu hohes Risiko
zu lange Haltedauern
zu hoher Betreuungsaufwand
zu kleinteiliges Geschäft
Die vier meistgenannten Ablehnungsgründe (Anzahl de r Nennungen):
Quelle: Prognos AG 2014, auf Basis der Ergebnisse der VC-Panel II/2008-II/2013 (FHP)
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Schlussfolgerungen Marktschwäche
Angebotsseite:
� Im vom Hessen Kapital III adressierten Markt spielen private Beteiligungsgesellschaften nur eine untergeordnete Rolle
� Viele der Angebote der BM H sind ausplatziert bzw. laufen in Kürze aus, weite Teile des Angebots an Beteiligungskapital in Hessen fallen dadurch weg
� Die Akteure übernehmen momentan eine sich gegenseitig ergänzende Funktion durch gegenseitige Co-Investments und eine dadurch entstehende Risikominimierung.
� Abstimmung der öffentlichen Fonds aufeinander minimiert Überschneidung von öffentlichen Förderangeboten
Nachfrageseite:
� Die platzierten Beteiligungsvolumina durch den Hessen Kapital III lassen auf eine weiterhin hohe Nachfrage schließen.
� Die hohe Anzahl an Anfragen nach Beteiligungskapital lässt ebenfalls darauf schließen, dass der Markt in diesem Segment ohne staatliche Intervention nicht hinreichend gede ckt wäre.
� Gleichwohl ist bei diesem Nachfrageüberhang zu berücksichtigen, dass zahlreiche Anfragen für Finanzierungen aufgrund einer fehlenden betriebswirtschaftlichen Basis nicht für eine Beteiligung geeignet sind.
� Zwischen dem existierenden Marktangebot und der bes tehenden Nachfrage besteht eine Angebotslücke.
� der Hessen Kapital adressiert damit Teilsegmente de s Marktes in denen eine Marktschwäche nachgewiesen werden konnte.
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Bewertung des Mehrwerts
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Einschätzungen zum Mehrwert
Finanziell Technologisch Institutionell Operationell
� Abstimmung der öffentlichen Angebote, Beibehaltung der Ausrichtung für HK III (im Vgl. zu HK I)
� Substantielle zusätzliche private Beteiligungs-volumina im Seed, Start-up, und Later Stage Segment zu erwarten
� Erweiterung der Finanzierungsangebots für die Zielgruppe
� Die ex-post Betrachtung des Hessen Kapital I verdeutlicht, dass die anvisierte Fokussierung auf Technologieunternehmen im Portfolio des Fonds erreicht werden konnte
� Der Hessen Kapital III fokussiert forschungs-, entwicklungs- und wissensintensive Vorhaben
� Politische Ziele werden inhaltlich unterstützt und das finanzielle Volumen erhöht
� Hohe Konsistenz zu OP-Zielen und zur RIS
� „Capacity Building“ / Aufbau von Strukturen
� Strukturen sollen weiterentwickel werden (Matchingveranstaltung)
� Bestehendes Netzwerk und Interaktionsstrukturen wichtig
� Einbezug des Wissens privater Marktakteure durch gute Hebeleffekte
� Positive Zusammenarbeit von Marktakteuren bestätigt
� Vernetzung mit der hessischem Hochschullandschaft soll internsiviert werden
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Hebeleffekte
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� Guter Hebeleffekt von 4,7 (laut Konzept des EU Rechnungshofes)
� Auch im nationalen und internationalen Vergleich ein guter Wert
50% EFRE-Mittel 50% Landesmittel
Operationelles Programm EFRE Hessen 2007-2013
+
Hessen Kapital I
Finanzmittel für Endempfänger
35,7 Mio. €(Stand 08/2015)
Private Co-Investments
+ weitere öffentliche
Finanzmittel
130,5 Mio. €
166,3 Mio. €
KMU69KMU2KMU1 KMU3 KMU…
Hebeleffekt nach Rechnungshof (2012):
Finanzmittel für KMU: 166,3 Mio. €
Finanzmittel aus dem HK I: 35,7 Mio. €
Hebelwirkung: 4,7
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Gesamteinschätzung
Positive Einschätzung, basierend auf:
� Hinreichender Abgrenzung der geplanten Fonds zu anderen Akteuren im Markt
� Positiver Erfahrungen mit EFRE geförderten Fonds in der Vergangenheit, die auf eine gute Markteinschätzung der handelnden Akteure schließen lassen
� In allen Dimensionen der Additionalität sind hohe Mehrwerte zu erwarten
� Die öffentlichen Mittel mobilisieren hinreichend privates Kapital, die Hebelwirkung der Fonds ist gut
� Konsistente Ausrichtung und hoher Beitrag des Fonds zu den Zielen des hessischen EFRE OP 2014-2020 sowie der RIS
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Ralph RautenbergProjektleiter
Lukas NögelBerater
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Wir geben Orientierung.Prognos AG – Europäisches Zentrum für Wirtschaftsforschung und Strategieberatung.
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