Download - FACOMS - Uni Ulm
Neurologische Gemeinschaftspraxis
Dres. Lang, Schreiber, Kornhuber, Krauß, Kribel
FACOMS
Fatigue und Kognition bei MS
Eine Longitudinalstudie
Dissertation
Zur Erlangung des Doktorgrades der Medizin
der Medizinischen Fakultät
der Universität Ulm
von
Charlotte Dagmar Lang
aus Ulm
2012
II
Amtierender Dekan: Prof. Dr. Thomas Wirth
1. Berichterstatter: Prof. Dr. Herbert Schreiber
2. Berichterstatter: Prof. Dr. Carlos Schönfeldt-Lecuona
Tag der Promotion: 25.04.2013
ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS………………………………..……………………………………III
1. EINLEITUNG 1
1.1 GRUNDSÄTZLICHE ASPEKTE DER MULTIPLEN SKLEROSE (MS) 1 1.1.1 EPIDEMIOLOGIE DER MS 1 1.1.2 PATHOGENESE UND ÄTIOLOGIE DER MS 2 1.1.3 KLINISCHES ERSCHEINUNGSBILD DER MS 4 1.1.4 BESONDERE ASPEKTE DER MS 6 1.1.5 MS UND KOGNITION 6 1.1.6 MS UND DEPRESSION 7 1.2 MS UND FATIGUE 8 1.2.1 WESEN DER FATIGUE 8 1.2.2 DIMENSIONEN UND ASSESSMENT DER FATIGUE 9 1.2.3 ÄTIOLOGIE DER FATIGUE 10 1.2.4 FATIGUE UND DEPRESSION 11 1.2.5 FATIGUE UND KOGNITION 12 1.2.6 FATIGUE UND PERSÖNLICHKEIT 13 1.3 FRAGESTELLUNG 14
2. MATERIAL UND METHODEN 15
2.1 STUDIENDESIGN 15 2.2 UNTERSUCHUNGSKOLLEKTIV 16 2.3 TESTBATTERIE 18 2.4 KLINISCH-‐BEHAVIORALE PARAMETER 19 2.5 NEUROPSYCHOLOGIE 25 2.6 PERSÖNLICHKEIT 33 2.7 STATISTISCHE ANALYSE 37
3. ERGEBNISSE 40
3.1 ERSTE BETRACHTUNGSEBENE: GESAMTKOLLEKTIV DER MS-‐PATIENTEN VS. GESAMTKOLLEKTIV DER KONTROLLPERSONEN 40 3.1.1 KLINISCH-‐BEHAVIORALE PARAMETER 40 3.1.2 NEUROPSYCHOLOGIE 48 3.1.3 PERSÖNLICHKEITSPROFIL 61 3.2 ZWEITE BETRACHTUNGSEBENE: GESAMTKOLLEKTIV DER MS-‐PATIENTEN OHNE FATIGUE (MS-‐NF) VS. GESAMTKOLLEKTIV DER MS-‐PATIENTEN MIT FATIGUE (MS-‐F) 67 3.2.1 KLINISCH-‐BEHAVIORALE PARAMETER 67 3.2.2 NEUROPSYCHOLOGIE 80 3.2.3 PERSÖNLICHKEITSPROFIL 94 3.3 DRITTE BETRACHTUNGSEBENE: BETRACHTUNG DES STATISTISCHEN EINFLUSSES AUSGEWÄHLTER FAKTOREN AUF DIE TESTPARAMETER. 100 3.3.1 EINFLÜSSE DER PERSÖNLICHKEIT (FPI) AUF DIE VARIABLEN 100 3.3.2 EINFLÜSSE DER KRANKHEITSPROGRESSION (EDSS) AUF DIE VARIABLEN 102 3.3.3 EINFLÜSSE VON DEPRESSIVITÄT UND STIMMUNG (ADS) AUF DIE VARIABLEN 102 3.3.4 EINFLÜSSE DER INTELLIGENZ (IQ) AUF DIE VARIABLEN 103 3.3.5 EINFLÜSSE DER KRANKHEITSVERARBEITUNG (FKV) AUF DIE VARIABLEN 103
I
II
3.4 VIERTE BETRACHTUNGSEBENE: LINEARE GEMISCHTE MODELLE ZUR BETRACHTUNG DER ABHÄNGIGKEIT EINER ZIELGRÖßE VON MEHREREN EINFLUSSVARIABLEN. 105 3.4.1 LINEARES GEMISCHTES MODELL ZUR BETRACHTUNG DER ABHÄNGIGKEIT DER ZIELGRÖßE FATIGUE (WEIMUS) VON ZEIT, DEPRESSION (ADS), INTELLIGENZ (IQ), PERSÖNLICHKEIT (FPI) UND KRANKHEITSVERARBEITUNG (FKV). 105 3.5 LINEARES GEMISCHTES MODELL ZUR BETRACHTUNG DER ABHÄNGIGKEIT DER KOGNITIONSPARAMETER VON ZEIT, KRANKHEITSPROGRESSION (EDSS), FATIGUE (WEIMUS), DEPRESSION (ADS), PERSÖNLICHKEIT (FPI) UND KRANKHEITSVERARBEITUNG (FKV). 107 3.6 DROP-‐OUT ANALYSE 112
4. DISKUSSION 117
4.1 WECHSELWIRKUNG VON DEPRESSION UND FATIGUE 117 4.2 FATIGUE UND PERSÖNLICHKEIT 121 4.3 FATIGUE UND KRANKHEITSVERARBEITUNG 123 4.4 FATIGUE UND KRANKHEITSPROGRESSION (EDSS) 125 4.5 DAS BEDINGUNGSGEFÜGE VON FATIGUE IN DER GESAMTSICHT 126 4.6 BEZIEHUNG VON FATIGUE ZU OBJEKTIVEN KOGNITIVEN LEISTUNGSPARAMETERN UND ASPEKTEN DER SELBSTWAHRNEHMUNG 127 4.7 SOZIODEMOGRAPHISCHE EINFLUSSFAKTOREN AUF DIE ERGEBNISSE UND DROP-‐OUTS 128 4.8 LONGITUDINALE BETRACHTUNG 129 4.9 TRITT EIN LERNEFFEKT AUF? 131 4.10 GRENZEN DER STUDIE 132 4.11 BLICK IN DIE ZUKUNFT 133
5. ZUSAMMENFASSUNG 134
6. LITERATURVERZEICHNIS 136
7. ABBILDUNGSVERZEICHNIS 154
8. TABELLENVERZEICHNIS 155
9. DANKSAGUNG 159
10. LEBENSLAUF 160
III
Abkürzungsverzeichnis 9HPT Nine-Hole-Peg Test
ADS (-L/-K) Allgemeine Depressionsskala (- Langform/ - Kurzform)
APC Antigenpräsentierende Zelle
ARAS aufsteigendes retikulär-aktivierendes System
BDNF brain-derived neurotrophic factor
CFS chronic-fatigue syndrome
DSS disability status scale
EBV Epstein-Barr-Virus
ED Enzephalomyelitis Disseminata
EDSS Expanded Disability Status Scale
EMG Elektromyographie
ESS Epworth Sleepiness Scale
f1, f2, ... Skalen des Freiburger Fragebogens zur Krankheitsverarbeitung
FACOMS Fatigue und Kognition bei MS
FAMS Functional Assessment of MS quality of life
FEDA Fragebogen erlebter Defizite der Aufmerksamkeit
FKV-SE Freiburger Fragebogen zur Krankheitsverarbeitung –
Selbsteinschätzung
fMRT funktionelle Magnetresonanztomographie
FPI Freiburger Persönlichkeitsinventar
FSMC Fatigue Scale for Motor and Cognitive Functions
GLTEQ Goodin-Leisure-Time Exercise Questionnaire
HHV Humanes Herpes Virus
HLA Human Leukocyte Antigen
IL-1 Interleukin-1
IL2R Interleukin-2-Rezeptor
IL7R Interleukin-7-Rezeptor
IVIG intravenöse Immunglobuline
K Kontrollkollektiv
mRNA messenger Ribonucleotid-Säure
MBP basisches Myelinprotein
MOG Myelinoligodendrozytenglykoprotein
MRT Magnetresonanztomographie
IV
MS Multiple Sklerose
MSFC Multiple Sclerosis Functional Composite
MS-F Patienten mit Multipler Sklerose mit Fatigue
MS-NF Patienten mit Multipler Sklerose ohne Fatigue
MW Mittelwert
MWTB Mehrfachwahl-Wortschatz-Intelligenztest Typ B
N Fallzahl
n.s. nicht signifikant
p Signifikanzniveau
PASAT Paced Auditory Serial Addition Test
PLP Proteolipidprotein
RRMS schubförmig-remittierende Multiple Sklerose
SAS Statistical Analysis System
SD Standardabweichung
SEP somatosensorisch evozierte Potenziale
SPSS Statistical Package for Social Sciences
T0 Baseline-Untersuchung
T12 Untersuchung 12 Monate nach Baseline
T24 Untersuchung 24 Monate nach Baseline
TAP Testbatterie zur Aufmerksamkeitsprüfung
TAP-AL Testbatterie zur Aufmerksamkeitsprüfung Untertest „Alertness“
TAP-DA Testbatterie zur Aufmerksamkeitsprüfung Untertest
„Daueraufmerksamkeit“
TAP-EK Testbatterie zur Aufmerksamkeitsprüfung Untertest „Exekutive
Kontrolle“
TAP-FL Testbatterie zur Aufmerksamkeitsprüfung Untertest „Flexibilität)
TAP-GA Testbatterie zur Aufmerksamkeitsprüfung Untertest „Geteilte
Aufmerksamkeit“
TNF-α Tumornekrose-Faktor alpha
VEP visuell evozierte Potenziale
vs. Versus
VVM visueller und verbaler Merkfähigkeitstest
WEIMuS Würzburger Erschöpfungsinventar bei Multipler Sklerose
1. Einleitung
1.1 Grundsätzliche Aspekte der Multiplen Sklerose (MS) Die Multiple Sklerose (MS), oder Encephalomyelitis disseminata ist die häufigste
neurologische und chronisch-entzündliche Erkrankung des frühen und mittleren
Erwachsenenalters. Es handelt sich hierbei um eine autoimmunvermittelte
Erkrankung des ZNS, die zu disseminierten Demyelinisierungen mit sekundärer
Axondegeneration führt. Angriffsziel der Entzündungsvorgänge ist das zentrale
Myelin, welches von Oligodendrozyten gebildet wird. Es findet sich in Gehirn,
Rückenmark, sowie in zentral myelinisierten Hirnnerven (z.B. N. opticus) (Calabrese
et al. 2007, Wiendl H, et al. 2007).
1.1.1 Epidemiologie der MS Das Erstmanifestationsalter der MS umfasst das 20. – 40. Lebensjahr mit einem
Gipfel um das 30. Lebensjahr herum. Frauen sind bis zu 2-mal häufiger betroffen als
Männer. Duquette et al. (1992) machen hierfür den Einfluss von Sexualhormonen
und anderer geschlechtsspezifischer Faktoren auf die Immunantwort verantwortlich.
Die Prävalenz der MS liegt in Deutschland aktuell bei 149 Patienten pro 100 000
Einwohner. Laut Hein und Hopfmüller (2000) ergibt dies eine Gesamtzahl von ca.
122 000 Erkrankten. Untersuchungen von Flachenecker und Zettel (2002) gehen von
67 000 – 138 000 Krankheitsfällen aus.
Die globale Erkrankungswahrscheinlichkeit ist in nördlichen Breiten höher als
südlichen. Dabei ist der Aufenthaltsort vor und bis in die Pubertät entscheidend ist für
das individuelle Risiko. Der Inzidenzanstieg der MS mit zunehmender Entfernung
vom Äquator wird durch einen unbekannten Umweltfaktor erklärt (Acheson et al.
1960, Kurtzke et al. 1995).
1
2
1.1.2 Pathogenese und Ätiologie der MS Die Multiple Sklerose ist nach heutigem Verständnis eine multifaktoriell bedingte
Krankheit (Hauser und Oksenberg 2006). Neuere Ergebnisse weisen darauf hin,
dass es sich bei der MS um eine entzündliche und neurodegenerative Erkrankung
zugleich handelt, bei welcher die erworbene und die angeborene Immunität eine
wichtige Rolle spielen (Imitola et al. 2006). Einen wesentlichen Pathomechanismus
stellt die unspezifische Aktivierung von T-Zellen (z.B. durch Infekte) dar. Diese
können die Blut-Hirn-Schranke passieren und so ins ZNS gelangen. Über eine
komplexe T-Zellvermittelte Immunreaktion werden dann die Oligodendrozyten
angegriffen (Hartung et al. 1996). Durch die dadurch ausgelöste
Entzündungsreaktion, werden weitere Zellen angelockt (B-Zellen, Makrophagen), die
eine spezifische Antikörper-Complement-Reaktion initiieren. Nach Freisetzung von
Antigenen gegen Myelin, (z.B. basisches Myelinprotein (MBP), Proteolipidprotein
(PLP) und Myelinoligodendrozytenglykoprotein (MOG)) werden weitere T-und B-
Zellen aktiviert und ein chronischer polyreaktiver Autoimmunprozess in Gang
gebracht (Krishnamoorthy G et al., 2009). Durch die Aktivität bestimmter Chemokine
können die Plasmazellen und B-Zellen über Jahre persistieren (Meinl et al. 2006),
was den chronisch-rezidivierenden Verlauf der MS erklären kann. Zunehmend setzt
sich die Erkenntnis durch, dass parallel zur Entzündungsreaktion auch reparative
Prozesse induziert werden, die eine Remyelinisierung fördern können. Stadelmann
et al. veröffentlichten 2002 eine Arbeit, in welcher sie den sogenannten BDNF (brain-
derived neurotrophic factor) untersuchten. Dieser wird von den eingewanderten T-
Zellen gebildet und verfügt über protektive und reparative Eigenschaften gegen die
Demyelinisierung. Diese Mechanismen sind inzwischen auch Ziel therapeutischer
Bemühungen.
Das morphologische Korrelat der unspezifischen Demyelinisierung sind die
sogenannten Plaques. Es handelt sich hierbei um gliöse Narben, die nach der akuten
Entzündung als harte Plaque („Sklerose“) imponieren. Histologische Untersuchungen
weisen darauf hin, dass die Axone oft nicht direkt durch den Entzündungsprozess
geschädigt werden. Vielmehr scheint es erst sekundär zur Axondegeneration zu
kommen, die zwar durch die Entzündung (mit Demyelinisierung) getriggert werden
kann, aber letztlich nach eigenen Gesetzen verläuft und zum Zelltod (Apoptose)
führt. Neueren Erkenntnissen zufolge ist die axonale Degeneration oftmals schon in
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frühen Krankheitsstadien ausgeprägt (Prineas et al. 2001, Kuhlmann et al. 2002).
Kernspintomographisch imponieren die fokalen Axonverluste als „black holes“, die
sich topisch als zerebrale bzw. spinale Atrophie äußern können. Neuesten
Erkenntnissen zufolge ist bei der Multiplen Sklerose nicht nur die weiße Substanz
(Myelin), sondern auch die graue Substanz Veränderungen unterworfen. Kutzelnigg
und Lassmann (2007) wiesen mit einem Hochfeld-MRT Läsionen in der Hirnrinde
nach, was sich auch histologisch bestätigen lässt. Prädilektionsstellen der Plaques
sind das periventrikuläre Marklager, der N. opticus, der Balken, das Kleinhirn, der
Hirnstamm und das Rückenmark.
Bezüglich der Ätiologie der MS sind mehrere Hypothesen im Umlauf, die im
Folgenden kurz dargestellt werden. Die Infektionshypothese besagt, dass
bestimmte Erreger Ursache der MS seien (Dyment et al. 2005). Genannt wurden das
Epstein-Barr-Virus (EBV), das Humane Herpesvirus Typ 6 (HHV6) und das
Bakterium Chlamydia pneumoniae (C. pneumoniae) (Giovannoni et al. 2006, Stratton
und Wheldon 2006). Eine weitere Hypothese bezieht sich auf Besonderheiten der
geographischen Verteilung der MS. Sie folgert, dass der Einfluss der Umwelt auf
die Krankheitsentwicklung der MS eine essentielle Rolle spielt. Insbesondere wird
hier der Einfluss eines exogenen Agens, z.B. eines Virus oder Antigens, als Trigger
für die Initiierung des Pathomechanismus der MS postuliert. Ponsonby et al. (2005)
postulierten einen Zusammenhang zwischen der adäquaten Auseinandersetzung
des Immunsystems mit Infektionskrankheiten bis zum 6. Lebensjahr und einer
dadurch verminderten Anfälligkeit für die Multiple Sklerose. Verlaufe die Reifung des
Immunsystems jedoch nicht regelrecht, sei es in höherem Lebensalter anfällig für das
Auftreten fehlgeleiteter Autoimmunität (Giovannoni und Ebers 2007). Des Weiteren
wird auf genetische Prädispositionen hingewiesen. Zwillingsstudien zeigen, dass
das Erkrankungsrisiko bei Eltern mit MS bei 35% liegt, der tatsächliche Ausbruch der
Krankheit bei Geschwistern mit etwa 4 % sowie Verwandten ersten Grades etwa 3
%, zweiten Grades etwa 1 % oder dritten Grades etwa 0,9 % deutlich niedriger ist.
(Ebers et al. 2000; Robertson et al. 1996). Auch konnten eine Reihe von
Polymorphismen, die gehäuft bei MS Patienten auftreten, identifiziert werden. Ein
besonderes Augenmerk liegt auf den Polymorphismen der Gene, die an der
Codierung des Interleukin-Signalwegs beteiligt sind (Gregory et al. 2007). Diese
Gene sind innerhalb des Human Leucocyte Antigen (HLA) Komplexes lokalisiert
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(Olsson und Hillert 2008) und kodieren für den Interleukin-7-Rezeptor (Il7R) sowie
den Interleukin-2-Rezeptor (Il2R) (Lundmark et al. 2007, Marrosu 2007, Sawcer
2008). Ein weiterer ätiologischer Aspekt ist die Vitamin-D-Hypothese. Raguwanshi
et al. (2008) beschrieben die schützende Wirkung des Vitamin D vor MS, da sich
durch das Vitamin die Immunreaktion von der proinflammatorischen Th1-
Zytokinantwort zur antiinflammatorischen Th2-Antwort ändert (sog. Zytokin-Shift). So
lässt sich möglicherweise auch die steigende Inzidenz der MS mit Entfernung vom
Äquator erklären. Vitamin D wird durch das Sonnenlicht aktiviert (Kurtzke 2000,
Freedman et al. 2000, van der Mei et al. 2001).
1.1.3 Klinisches Erscheinungsbild der MS Der Krankheitsverlauf der MS ist sehr heterogen. Man unterscheidet zwischen der
schubförmigen MS mit vollständiger, oder inkompletter Remission, der
schubförmigen MS (RRMS) mit sekundärer Progredienz (SPMS), sowie der primär
progredienten MS (PPMS). Definitionsgemäß ist ein Schub das Auftreten neuer oder
das Wiederaufflammen bereits bekannter klinischer Symptome, die länger als 24
Stunden anhalten. Dem Krankheitsprozess liegt eine entzündlich-entmarkende
Schädigung des ZNS zugrunde (McDonald et al. 2001). Die Schubsymptomatik tritt
innerhalb von Stunden bis Tagen auf und kann einige Tage bis Wochen andauern.
Zur Abgrenzung zweier Schübe müssen mindestens 30 Tage zwischen dem
Auftreten der jeweiligen Symptomatik liegen. Das klinische Erscheinungsbild ist
letztlich abhängig von der Lokalisation der einzelnen Herde, sowie ihrer Dynamik,
welche die Unterform der MS bestimmt. In den meisten Fällen äußern sich die
Symptome als Schub und bilden sich nach einer gewissen Zeit wieder vollständig
zurück. Eine häufige Erstmanifestation der MS ist die Retrobulbärneuritis. Sie geht
mit Visusbeeinträchigung bzw. Schleiersehen einher (Osborne und Volpe 2009). Des
Weiteren sind Sensibilitätsstörungen wie Hyp-, Dys-, Parästhesien häufige
Symptome. Motorische Störungen (spastische Paresen, Pyramidenbahnzeichen),
zerebelläre Symptome (Ataxie, Dysarthrie, Nystagmus, Intentionstremor,
Dysdiadochokinese, Dysmetrie) und Blasen- bzw. Sexualfunktionsstörungen werden
auch häufig beobachtet (Kesselring und Thompson 1997).
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Die MS ist derzeit nicht heilbar, jedoch in ihrer Dynamik und in ihrer Symptomatik
positiv beeinflussbar. Therapieansätze sind bisher die Schubtherapie, die (in der
Regel immunmodulatorische) Basistherapie, die Eskalationstherapie, sowie die
symptomatische Therapie. Wichtig ist die frühe immunmodulatorische Behandlung
mit Beta-Interferonen oder Glatirameracetat (Filippini et al. 2003, Munari et al. 2004).
Ziel der frühen Therapie ist die Verhinderung von Schüben und der damit
einhergehenden Demyelinisierung und Gliose, sowie der axonalen Degeneration. Im
akuten Schub werden Glukokortikosteroide (Myers 1992), oder auch bei
Steroidresistenz die Plasmapherese eingesetzt. Im Rahmen der Eskalationstherapie
(bei schweren Verläufen) stehen derzeitig Mitoxantron, Fingolimod und Natalizumab
zur Verfügung (Gray et al. 2003, Polman et al. 2006, DGN/ KKNMS Leitlinie zur
Diagnose und Therapie der MS). Die symptomatische Therapie muss individuell auf
die Beschwerden (Spastik, Blasenfunktions-, Koordinations- und Sprechstörungen)
des jeweiligen Patienten abgestimmt werden. Die unten stehende Abbildung zeigt
das derzeit angewandte Schema (siehe Abbildung 1).
Abbildung 1: Stufenschema zur Therapie der Multiplen Sklerose http://www.dgn.org/images/stories/dgn/leitlinien/KKNMS_Grafik_Therapie-Stufenschema.pdf. Stand: 20.05.2012
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1.1.4 Besondere Aspekte der MS Wichtige Bereiche der MS, denen im Rahmen dieser Arbeit besondere
Aufmerksamkeit gewidmet werden soll sind die „nicht-motorischen“ Symptome
Kognition, Fatigue und Depression.
1.1.5 MS und Kognition Die Prävalenz kognitiver Defizite bei Multipler Sklerose liegt bei 50 – 70 %. Am
häufigsten beobachtet werden Gedächtnisstörungen (22-31%), Beeinträchtigungen
der kognitiven Flexibilität (13-19%) und Aufmerksamkeitsstörungen (7 – 8 %) (Rao et
al. 1991). Am stärksten betroffen ist das episodische Langzeitgedächtnis.
Insbesondere bei verzögerter Wiedergabe (delayed free recall) und weniger auch bei
verzögertem Wiedererkennen von Sachverhalten (delayed recognition). Laut einer
Studie von DeLuca et al. (1994) benötigen MS Patienten in verbalen Gedächtnistests
mehr Zeit sich Sachverhalte längerfristig einzuprägen, als Kontrollpersonen. In der
Wiedererkennung waren weniger Unterschiede bei den Gruppen festzustellen. Die
kognitiven Beeinträchtigungen können bereits in einem sehr frühen
Krankheitsstadium auftreten und bedürfen deshalb besonderer Aufmerksamkeit
(Haupts, 2005). Als prädisponierendes Läsionsmuster für kognitive Einschränkungen
gelten periventrikuläre und juxtakortikale Herde der frontalen und temporalen
Hirnregionen. Pathophysiologisch wird eine Unterbrechung verschiedener fronto-
temporo-limbischer Funktionsschleifen, wie z.B. die des Papez´schen Kreislaufs
vermutet. Dieser gehört zum limbischen System und liegt um die Seitenventrikel
herum so dass er für die mnestische Informationsverarbeitung wichtig ist. Als
Erklärungsversuch für die Ursache von Aufmerksamkeitsstörungen können u.a.
axonale Läsionen im Verlauf des ARAS (aszendierendes retikuläres aktivierendes
System) aufgeführt werden (Calabrese, Haupts, Gehlen 2000). Bezüglich der
Assoziation von Kognitionsstörungen zum MS-Typus kann gesagt werden, dass
Patienten mit chronisch progredienter MS sind in der Regel stärker kognitiv
beeinträchtigt sind (Engel, Graum, Zettel, 2005) als Patienten mit schubförmig-
remittierender MS. Auch scheinen Männer von dem kognitiven Abbau deutlich
häufiger betroffen sind als Frauen. Erfahrungsgemäß zeigen sich unterschiedlich
stark beeinträchtigte Teilleistungsbereiche der kognitiven Dimensionen: Sprache und
Orientierung sind nur selten betroffen, wohingegen Gedächtnis, Lernen,
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Aufmerksamkeit, exekutive Funktionen stärker leiden. Katon et al. konnten 2007
zeigen, dass chronisch kranke Patienten mit depressiver Symptomatik deutlich mehr
somatische Symptome aufwiesen als chronisch Kranke ohne depressive
Symptomatik. Entsprechend dieser These ist die kognitiv-neurologische
Beeinträchtigung bei der MS auch mit dem Ausmaß der depressiven Symptomatik
assoziiert (Beal et al. 2000, Chwastiak et al. 2002, Dalton et al. 2005, Lynch et al.
2001, Mohr et al. 1997). Im Umkehrschluss gehen im Rahmen einer antidepressiven
Behandlung sowohl die depressiven Symptome, als auch die körperlichen bzw.
kognitiven Symptome zurück (Katon et al. 2007). Bei bestehender depressiver
Verstimmung ist die Zuordnung von kognitiven Problemen zur Depression oder MS
meist nur im Verlauf oder im Rahmen einer antidepressiven Therapie zu tätigen.
1.1.6 MS und Depression Im Verlauf der MS treten depressive Erkrankungen mit einer Punkt- bzw.
Lebenszeitprävalenz von 20 -50% besonders häufig auf (Chwastiak et al. 2002,
Patten et al. 2003, Wang et al. 2000). Es konnte gezeigt werden, dass Patienten mit
mittleren bis hohen Werten auf der EDSS Skala drei bis sechsmal häufiger eine
depressive Symptomatik aufwiesen als jene mit niedrigerem EDSS-Wert. Die
schweren depressiven Zustände waren vermehrt bei neu-erkrankten Patienten zu
finden (Chwastiak et al. 2002). Derzeit ist davon auszugehen, dass depressive
Erkrankungen durch verschiedenste psychosoziale Belastungsfaktoren getriggert
werden (Hammen 2005). Ergänzend sind der Einfluss der genetischen Prädisposition
(Caspi et al. 2003) und die verfügbaren Copingstrategien, sowie „das Ausmaß an
positiv erlebter sozialer Unterstützung“ (Southwick et al. 2005). Eine Korrelation von
MS und Depression ergibt sich demnach im Rahmen von kritischen Ereignissen (z.B.
Diagnosestellung, Krankheitsprogression, Schub); (Kroencke et al. 2001). Es gilt zu
vermeiden, dass die Patienten in einen Circulus vitiosus geraten, denn stresshafte
Lebensereignisse können die Krankheitsaktivität begünstigen, was wiederum Stress
auslöst (Schwartz et al. 1999). Aufrechterhalten und verstärkt wird dieses Gefüge
unter anderem durch verschiedene Faktoren wie einem Mangel an sozialer
Unterstützung und fehlende Copingstrategien (Aikens et al. 1997, Mohr et al. 1997,
Pakenham et al. 1999). Auffällig ist, dass eine depressive Symptomatik häufiger bei
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Patienten mit Erkrankungen des ZNS als bei anderweitig chronisch kranken
Patienten auftritt (Chwastiak et al. 2002). Hierbei könnte von Bedeutung sein, dass
eine Korrelation zwischen einer Hirnvolumenminderung mit hoher Läsionslast im
frontalen und temporalen Bereich und der depressiven Symptomatik beobachtet
wurde (Bakshi et al. 2000, Feinstein et al. 2004, Zornzon et al. 2001, 2002). Auch die
Freisetzung des Stresshormons Cortisol, sowie Veränderungen der Freisetzung von
Neurotransmittern (Serotonin, Glutamat) haben neben einer direkten funktionellen
Konsequenz auch einen Einfluss auf die „Neurogenese“, sowie die Neurodegenration
innerhalb von frontalen und temporalen Strukturen“ (Bremner 2006, Cerqueira et al.
2007). Außerdem konnte beobachtet werden, dass die depressive Symptomatik mit
einem erhöhten Level von pro-inflammatorischen Zytokinen einhergeht (Alesci et al
2005, Maes et al. 1999). Aus dem oben Genannten ergibt sich ein sehr komplexes
Bild des Bedingungsgefüges der Depression bei MS, welches von verschiedensten
psychosozialen, neuropathologischen und immunologischen Faktoren abhängig ist.
1.2 MS und Fatigue
1.2.1 Wesen der Fatigue Die Fatigue gehört mit einer Prävalenz von 78 – 95 % zu den häufigsten MS-
assoziierten Symptomen überhaupt (Fisk et al. 1994, Freal et al. 1984). Die Fatigue
hat erhebliche Auswirkungen auf die Lebensqualität und ist unabhängig vom Alter
und der Krankheitsdauer. Fatigue kann sich zu allen Zeitpunkten der MS Erkrankung
manifestieren und ist oft auch schon zu Beginn der Erkrankung als eines der
Erstsymptome präsent. Sie kann sich sogar vor dem Auftreten erster körperlicher
Symptome bemerkbar machen (Flachenecker et al. 2007). Definitionsgemäß wird
Fatigue beschrieben als ein „… subjektives Gefühl des physischen und/oder
mentalen Energieverlustes, der vom Betroffenen selbst oder von einer pflegenden
respektive betreuenden Person wahrgenommen wird, so dass es mit den
gewöhnlichen und angestrebten Alltagsaktivitäten interferiert … „ (Definition des MS
Council, 1998). Fatigue ist demnach ein Zustand der allgemeinen Energielosigkeit,
der von Müdigkeit bis hin zur völligen Erschöpfung reichen kann. Die
Erholungszeiten sind länger und dennoch für die Patienten weniger effizient. 2002
publizierten Flachenecker et al. eine Studie mit 150 MS-Patienten, wovon 75 % über
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eine „abnorme Müdigkeit“ klagten. Für ein Viertel stellt die Fatigue das Symptom dar
welches sie am meisten beeinträchtigte. Die Symptome der Fatigue sind
charakteristischerweise tageszeitenabhängig und zeigen eine Zunahme nachmittags,
meist im Zusammenhang mit körperlicher und geistiger Aktivierung. Zudem können
Stress und Hitze Auslöser für die Fatigue darstellen (Comi et al. 2001).
1.2.2 Dimensionen und Assessment der Fatigue Aufgrund des Beschwerdeprofils unterscheidet man heute zwischen einer
körperlichen und einer kognitiven Dimension der Fatigue.
Körperliche Fatigue kann definiert werden, als ein durch eine Tätigkeit induzierter
Verlust der Fähigkeit muskuläre Kraft auszuüben (Bigland-Ritchie und Woods 1984).
Es scheint eine vorzeitige Erschöpfbarkeit der Reizleitung im Sinne eines fokalen
Funktionsdefizits im Nervensystem vorzuliegen, durch das es zu einer Störung des
Bewegungsablaufs kommt. Die Erschöpfbarkeit ist deshalb abnorm, weil im Vergleich
zu gesunden Personen dieser Erschöpfungszustand abnorm lange anhält und eine
abnorm lange Erholungsphase nötig ist.
Das Konzept der kognitiven Fatigue stützt sich auf analoge Beobachtungen im
geistigen Bereich. So konnten Schwid et al. (2004) und Bryant et al. (2004) zeigen,
dass es bei länger andauernden kognitiven Aufgaben zu einem signifikanten
Leistungsabfall in der zweiten Hälfte verglichen mit der ersten Hälfte kam. Es wird
argumentiert, dass eine „Dysregulation in der Verarbeitungsschleife zwischen
Basalganglien, Thalamus und präfrontalem Kortex“ (Chauduri und Behan 2000,
Georgopoulus 1981) ursächlich an der Entstehung und Aufrechterhaltung der
kognitiven Fatigue beteiligt sei.
Heute gibt es subjektive oder objektive Möglichkeiten, Fatigue zu erfassen. Die
objektive Erfassung beinhaltet das Schreiben von Fatigue-Tagebüchern. So können
Fatigue-auslösende Faktoren wie z.B. Hitze, Stress, Sport, identifiziert und
objektiviert werden. Deutlich häufiger werden Fatigue-Fragebögen verwendet. Die
Fatigue Severity Scale (FSS) wird am häufigsten in klinischen Studien verwendet
(Krupp et al. 1989, Krupp et al. 1998). Seit 1995 gibt es von der FSS eine erweiterte
Version, MS-spezifische Fatigue Severity Scale (MS-FSS) (Krupp et al. 1995). Hier
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werden unter anderem zusätzlich die Items Hitze und Depression abgefragt. Des
Weiteren werden die Fatigue Impact Scale (FIS) (Fisk et al. 1994), das Fatigue
Assessment Instrument (FAI) (Schwartz et al. 1993) und die Modified Fatigue Impact
Scale (MFIS) (MS Council 1998) verwendet. Im Gegensatz zu den oben genannten
Fragebögen erlauben die neueren Fragebögen eine Differenzierung zwischen den
körperlichen und kognitiven Aspekten der Fatigue. Zu nennen sind hier die Fatigue
Scale for Motor and Cognitive Functions (FSMC) (Penner et al. 2005) und das
Würzburger Erschöpfungsinventar bei MS (WEIMuS) (Flachenecker et al. 2006).
1.2.3 Ätiologie der Fatigue Die genauen Ursachen der Fatigue sind bisher noch nicht geklärt. Verschiedenste
Hypothesen werden vorgebracht. Insgesamt scheint es sich um komplexe,
multifaktorielle Prozesse zu handeln, die zu Fatigue führen. Laut einer Studie von
Tedeshi et al. (2007) spielt die kortikale Reorganisation als Ursache der Fatigue
eine wesentliche Rolle. Dabei wird die Hirnatrophie als unabhängige Variable
betrachtet, die den Schweregrad der Fatigue beeinflusst. Grundlage sind zerebrale
Remodeling-Vorgänge, die nach dem axonalen Untergang beobachtet wurden. So
stellten Reddy et al. 2000 fest, dass bei MS-Patienten deutlich größere kortikale
Areale zur Bewältigung von kognitiven und motorischen Aufgaben aktiviert werden
mussten als bei Gesunden. Aus den gesteigerten metabolischen Anforderungen
resultierte ein erhöhtes Regenerationsbedürfnis, welches die Fatigue erklären
könnte. Des Weiteren stellten Liepert et al. (2005) fest, dass Veränderungen der
efferenten Bahnen, der intrakortikalen inhibitorischen Funktionen, sowie Alterationen
der Erregbarkeit von Neuronen im Motorkortex in Korrelation zur Fatigue-
Symptomatik stehen. Auch die strukturellen Schäden durch Demyelinisierung die
im Rahmen der Entzündungsvorgänge auftreten und u.a. zu einer
Pyramidenbahnschädigung führen können, werden als mögliche Fatigue-Ursache
aufgeführt (Comi et al. 2001, Zimmermann und Hohlfeld 1999). So wiesen Patienten
mit Pyramidenbahnschädigung höhere Fatigue-Scores auf, als die gesunde
Kontrollgruppe. Eine neuroimmunologische Regulationsstörung wird ebenfalls
diskutiert. Ein wichtiger Aspekt scheint hier ein Ungleichgewicht von Suppression und
chronischer Aktivierung des Immunsystems zu sein, welches letztlich dazu führe,
11
dass das Immunsystem dauerhaft aktiviert werde. Proinflammatorische Enzyme,
insbesondere TNF-α, finden dabei besonderes Augenmerk. So stellten Sheng et al.
1996 fest, dass TNF-α bei Tumor-assoziierter Fatigue und anderen Krankheiten mit
ausgeprägter Tagesschläfrigkeit erhöht ist und sogar im Tierversuch ein Fatigue
Syndrom auslösen kann. Belegt wurde dies 2006 auch in einer Arbeit von Heesen et
al. Ein komplementärer Ansatz sieht Infektionskrankheiten als Ursache der Fatigue.
Vor allem solche, die durch intrazelluläre Erreger hervorgerufen sind (Chlamydien,
Mykoplasmen, Borrelien). Zudem wird zahlreichen Viren eine Bedeutung bei der
Entstehung der MS und der Fatigue zugeschrieben. Zu nennen sind hier vor allem
das Humane Herpesvirus 6 sowie das Epstein-Barr-Virus (Banwell et al. 2007).
Insbesondere bei Kindern mit Multipler Sklerose tritt eine Immunreaktion gegen das
Epstein-Barr-Virus häufiger als bei gesunden Kindern auf (Alotaibi et al. 2004). Einer
„genetische Komponente“ als Ursache der Fatigue wurde von Kerr und Mitarbeitern
(2001) nachgegangen. Sie verglichen Muster genetischer Aktivierung in weißen
Blutkörperchen von Patienten mit CFS (chronic fatigue syndrome) mit dem einer
gesunden Kontrollgruppe. Insgesamt waren 15 Gene bei den CFS-Patienten
mehrfach aktiver als bei der Kontrollgruppe. Dabei spielten einige Gene eine
tragende Rolle im Stoffwechsel der Mitochondrien, welche für die Bereitstellung von
Energie verantwortlich sind. Einschränkend muss gesagt werden, dass sich all diese
Hypothesen mehr oder weniger auf Einzelbefunden begründen. Ein schlüssiges und
experimentell gut fundiertes Gesamtkonzept der Fatigue liegt bis heute nicht vor.
1.2.4 Fatigue und Depression Prinzipiell lassen sich depressive Symptome bei chronisch erkrankten Personen
signifikant häufiger nachweisen, als bei Gesunden. Außerdem weisen chronisch
Kranke mit depressiver Symptomatik wesentlich häufiger somatische Symptome auf
als chronisch Kranke ohne eine Depression (Kanton et al. 2007). So ist auch bei der
MS die Schwere der neurologischen Symptomatik häufig auch assoziiert mit der
Schwere der depressiven Verstimmung, die somit einen maßgeblichen Einfluss auf
den Krankheitsverlauf hat (Beal et al. 2000, Chwastiak et al. 2002, Dalton et al. 2005,
Lynch et al. 2001, Mohr et al. 1997). Die Fatigue zeichnet sich, ebenso wie die
Depression durch Ermüdbarkeit, Erschöpfbarkeit und Antriebslosigkeit aus. Entgegen
12
früherer Vermutungen, dass es nur einen Zusammenhang zwischen mentaler
Fatigue und Depression gibt (Ford et al. 1998), belegten Penner et al. (2007) einen
Zusammenhang zwischen der Depression und mentaler, sowie körperlicher Fatigue.
Im Gegensatz zu MS-Patienten ohne Fatigue wurden bei MS-Patienten mit Fatigue
ebenso wie bei depressiven Patienten erhöhte Konzentrationen pro-
inflammatorischer Zytokine (TNF-α mRNA) gemessen (Flachenecker et al. 2004).
Heesen et al. (2006) konnten in ihrer Arbeit eine positive Korrelation zwischen TNF-α
und der Tagesmüdigkeit herstellen. Der Einfluss der depressiven Symptomatik auf
den Krankheitsverlauf ist nicht zu unterschätzen. So kann die depressive
Symptomatik auch als einflussreicher Vorhersagewert für den Verlauf der MS
eingesetzt werden und moduliert unabhängig der Schwere der MS die subjektiv
empfundene Lebensqualität (Amanto et al. 2001, D’Alisa et al. 2006). Die Depression
und die Fatigue nehmen deshalb gemeinsam einen erheblichen Einfluss auf
körperliche und physische Aspekte der Lebensqualität (Amato et al. 2001).
1.2.5 Fatigue und Kognition Wie schon ausgeführt liegt bei 50 – 70 % der MS Patienten eine Störungen der
kognitiven Leistungsfähigkeit vor (Rao et al. 1991, Parmenter er al. 2003). Die
wichtige Frage ist ob und gegebenenfalls in welcher Weise Fatigue als auslösender
oder verstärkender Faktor für kognitive Defizite in Frage kommt, oder ob die Fatigue
als sekundäres Begleitphänomen von kognitiven Störungen auftritt.
Pharmakologische Studien belegen die Unabhängigkeit der beiden Variablen
voneinander. So stellten Geisler et al. 1996 fest, dass die beiden Anti-Fatigue-
Medikamente Pemolin und Amantadin keine Auswirkung auf die kognitiven
Testleistungen haben, obwohl die Fatigue-Symptomatik gebessert werden konnte.
Auf der anderen Seite testeten Krupp und Mitarbeiter 2004 die Wirkung des
Acetylcholinesteraseinhibitors Donepezil. Die Gedächtnisleistung verbesserte sich,
nicht jedoch die Fatigue. Daten der vorausgegangenen Querschnittsstudie unserer
Gruppe belegen, dass der Zusammenhang zwischen Fatigue und objektiv erfassten
Parametern der Kognition schwach ist, hoch dagegen mit subjektiv geäußerten
Beeinträchtigungen der Aufmerksamkeit und Kognition korreliert.
13
1.2.6 Fatigue und Persönlichkeit Es existieren einige Theorien zur Definition der Persönlichkeit. Ihnen gemeinsam ist,
dass die Persönlichkeit als ein „einzigartiges, relativ stabiles, zeitlich überdauerndes
Verhaltenskorrelat des Menschen“ beschreiben (Penner et al. 2007). Die Definition
von Persönlichkeitsprofilen gewinnt bei chronischen Erkrankungen immer mehr an
Bedeutung. Bei MS, sowie bei anderen chronischen Erkrankungen fällt nämlich auf,
dass Persönlichkeitsfaktoren, Coping-Strategien und Umgang mit Symptomen einen
Einfluss auf die Entstehung und Aufrechterhaltung der Krankheit haben. Allerdings
tendiert die Wissenschaft dazu die Existenz einer „MS-Persönlichkeit“ zu verneinen
(Finger 1998, Ron und Feinstein 1992). Auffällig ist aber, dass gewisse
Verhaltensänderungen wie zum Beispiel Agitiertheit (40% der MS-Patienten),
Irritierbarkeit (35%), Apathie (20%) und Enthemmung (13%) sehr viel häufig bei MS-
Patienten beobachtet werden (Diaz-Olvarietta et al. 1999, Figved et al. 2005). Van
der Werf und Kollegen fanden 2003 auch einen Zusammenhang zwischen
neurologischer Beeinträchtigung, emotionaler Instabilität, Hilflosigkeit und Fatigue.
Neurologische Beeinträchtigung und emotionale Instabilität waren zudem mit einem
höheren Ausmaß an Hilflosigkeit assoziiert, welche wiederum mit schwererer
Fatigue-Symptomatik einhergingen. Dies spricht für den „Druck“, den die
Krankheitsverarbeitung der MS auf die Persönlichkeit ausübt und damit auch
mögliche sekundäre Reaktions- und Symptombildungen hervorruft. So fielen bei MS-
Patienten mit Fatigue in Tests die Korrelation von erhöhtem Neurotizismus und
verminderter Extraversion auf. Laut einem Modell von Kessel und Moss-Morris
(2006) „beeinflussen sich Biologie, Kognition, Emotion und Verhalten gegenseitig“.
Da der Neurotizismus einen stabilen Persönlichkeitsparameter darstellt, der nicht
durch veränderte Lebensumstände beeinflusst werden sollte, stellten Johnson et al
(1996) die Theorie auf, dass Personen mit erhöhten Neurotizismus vulnerabler für
chronische Krankheiten seien. Des Weiteren werden morphologische
Veränderungen im Gehirn für die Verhaltensmodifikation verantwortlich gemacht
(Merkelbach et al. 2003). Bei MS-Patienten wurden vergleichsweise häufiger
emotional instabile und paranoide Persönlichkeitsstörungen festgestellt, als dies bei
Patienten mit Chronic Fatigue Syndrome (CFS) und gesunden Kontrollen der Fall
war (Johnson et al. 1996). Jedoch ist zu beachten, dass in der Regel keine
prämorbiden Messungen der MS-Patienten vorliegen und sich so das
Persönlichkeitsmuster im Vorfeld nicht genau bekannt ist. So wurde diskutiert, ob
14
sich das Persönlichkeitsmuster erst im Verlauf der MS entwickelt, oder schon in
dieser Form bestand (Merkelbach et al. 2003).
1.3 Fragestellung Diese Arbeit soll dazu beitragen Wesen und Bedingungsgefüge der MS-assoziierten
Fatigue besser zu verstehen. Dabei soll herausgearbeitet werden, in welcher Weise
direkt krankheitsassoziierte „State“-Faktoren, sowie kognitive und psychologische
Faktoren, hier insbesondere auch die Persönlichkeitsstruktur („Trait“-Faktoren) zur
Fatigue-Entstehung beitragen. Ein besonderes Augenmerk liegt in dieser Studie auf
dem Langzeitverlauf dieser Einflussvariablen bei MS. Zu diesem Zweck wurden im
Rahmen einer zweijährigen Verlaufsbeobachtung klinische, behaviorale,
psychologische und kognitive Variablen bei MS-Patienten mit Fatigue (MS-F) und
MS-Patienten ohne Fatigue (MS-NF) erfasst.
Daraus ergaben sich die folgenden Fragestellungen:
1. Wie beeinflusst Fatigue die klinischen, behavioralen und kognitiven Variablen im
frühen Krankheitsverlauf der MS?
2. Wie stellen sich die Zusammenhänge von objektiv bestimmbaren
neuropsychologischen und psychometrischen Faktoren und subjektiv erlebter
Fatigue dar?
3. Erfassung prägnanter Einflussfaktoren, die zum Bedingungsgefüge der Fatigue
gehören und sie in ihren Erscheinungsformen (körperliche, mentale Fatigue)
bestimmen.
a) Wie hängen Fatigue und Persönlichkeit zusammen?
b) Welche Rolle spielt die Depressivität?
15
2. Material und Methoden
2.1 Studiendesign Die FACOMS – Studie (Fatigue und Cognition bei Patienten mit Multipler Sklerose)
ist eine prospektiv multizentrische Studie mit dem Ziel, subjektiv erlebte und objektiv
nachweisbare Fatigue-Symptome bei MS in ihrem Bedingungsgefüge zu definieren
und im Langzeitverlauf zu untersuchen. Die Studie beinhaltete sowohl eine
Querschnittsuntersuchung (QS) als auch eine Längsschnittbeobachtung (LS) über
zunächst eine Dauer von 2 Jahren. Es nahmen 11 ambulante neurologische Zentren,
deren Schwerpunkt auf der Behandlung von MS-Patienten liegt, daran teil. Darunter
sind 10 Schwerpunktpraxen und 1 Klinik. Die Konzeption und Koordination der
Studie erfolgte durch die Neurologische Gemeinschaftspraxis Dres.
Lang/Schreiber/Krauß/Kornhuber & Kriebel in Ulm in Kooperation mit dem MS-
Rehabilitationszentrum Bad Wildbad (PD Dr. Flachenecker). Ulm rekrutierte auch
den größten Anteil (n=20) der insgesamt 102 MS-Patienten und alle
Kontrollpersonen (n=29).
Studienbeginn war der 01.03.2008 mit dem Start der Baselineuntersuchungen (T0:
Einschluss). Die weiteren Untersuchungen starteten 12 Monate nach der
Baselineuntersuchung (T1, am 04.04.2009), sowie die 24 Monate nach der
Baselineuntersuchung (T2, am 25.03.2010). Die Patienten und Kontrollpersonen
wurden zu Beginn der Studie durch ärztliches Personal ausführlich über die
Zielsetzung der Studie und deren Ablauf aufgeklärt, bevor sie ihr schriftliches
Einverständnis zur Teilnahme erteilten. Die Teilnahme an der Studie konnte jederzeit
ohne Angabe von Gründen widerrufen werden. Nachteile entstanden den
Teilnehmenden draus nicht. Die momentan gültigen Datenschutzbestimmungen (§4a
des Bundesdatenschutzgesetzes) wurden bei Erfassung, Eingabe, Monitoring und
statistischer Verarbeitung der patientenbezogenen Daten genau befolgt. Unter
diesen Voraussetzungen erhielt die FACOMS-Studie die Zustimmung der
Ethikkommission der Landesärztekammer Baden-Württemberg.
16
2.2 Untersuchungskollektiv Zu Beginn der Studie umfasste das Gesamtkollektiv 126 Probanden. Das
Gesamtkollektiv bestand aus den beiden Vergleichsgruppen MS-Patienten (n=97)
und Kontrollpersonen (n=29). Die MS-Patienten wurden anhand des WEIMuS
(Flachenecker et al. 2006) den Untergruppen Patienten mit (MS-F: n=40) und ohne
(MS-NF: n=57) Fatigue zugeordnet.
In der ersten Folgeuntersuchung nach 12 Monaten (T12) lag die Zahl des
Gesamtkollektivs noch bei insgesamt 120 Teilnehmern. Dabei belief sich die Zahl
MS-Patienten auf 91. In der Patientengruppe gab es 7 drop-outs. Die Zahl der
Kontrollen betrug 29. Für die Zuordnung zu den Untergruppen der Patienten mit und
ohne Fatigue ergab sich folgendes Bild: Patienten mit Fatigue (MS-F) n= 36, ohne
Fatigue (MS-NF) n=55.
In der Kontrollgruppe sank die Zahl der Teilnehmer nach 4 drop-outs auf 25
Personen. In der zweiten Folgeuntersuchung nach 24 Monaten (T24) sank die Zahl
der Patienten leicht um 13 Patienten mit Fatigue (MS-F: n=23) und die Anzahl der
Patienten ohne Fatigue um einen Patienten (MS-NF: n=55) leicht (siehe Abbildung
2).
Abbildung 2: Anzahl der Probanden in den einzelnen Gruppen zu den Untersuchungszeitpunkten T0, T12, T24. Gesamt: Anzahl
aller in die Studie eingeschlossenen Patienten und Kontrollen; Fatigue: MS-Patienten mit Fatigue; Non-F: MS-Patienten ohne
Fatigue; Kontrollen: Kontrollkollektiv. x-Achse: Untersuchungszeitpunkte. y-Achse: Anzahl der Patienten.
0
20
40
60
80
100
120
140
T0 T12 T24
Gesamt Fatigue Non-F Kontrollen
Zeitpunkt
Anzahl Patienten
17
Die Einschlusskriterien für Patienten orientierten sich an den McDonald-Kriterien
(McDonald 2001) für schubförmige MS (RRMS) bzw. das Vorliegen eines auf
Multiple Sklerose verdächtigen ersten klinischen Syndroms (CIS). Es gelten im
Einzelnen: ein EDSS-Wert bis zu 3,5, die gegenwärtige Therapie mit Interferon beta-
1b (Betaferon) für mindestens 3 Monate, aber höchstens 2 Jahre andauernd, sowie
ein Alter zwischen 18 und 50 Jahren. Ausschlusskriterien bildeten die Einnahme von
anderen Immunmodulatoren (z.B.: Interferon-Beta 1a: Avonex®, Glatirameracetat:
Copaxone®, Immunsupressiva: Azathioprin, Mitoxantron®), Tysabri® bzw. jegliche
Immuntherapie, die weniger als 3 Monate vor dem Einschluss in die Studie
begonnen wurde. Des Weiteren wurden Patienten mit einem aktuellen
Krankheitsschub ausgeschlossen und auch solche, die eine Kortisonbehandlung
innerhalb der letzten 30 Tage vor Studienbeginn benötigten. Auch Patienten mit
schweren kognitiven Defiziten, bzw. Patienten, welche Medikamente mit potentiell
negativem Einfluss auf die Kognition einnahmen (u.a.: Benzodiazepine, Barbiturate,
Trizyklische Antidepressiva,…) waren für die Studie nicht geeignet.
Die Kontrollpersonen waren entweder gesund oder erfüllten die Bedingung, an keiner
zentral-nervösen Erkrankung zu leiden. Auch in der Kontrollgruppe durften keine
Medikamente eingenommen werden, welche die Kognition potentiell beeinträchtigen
konnten. Die Kontrollpersonen wurden so ausgewählt, dass sie als Gruppe mit dem
Patientenkollektiv in den Parametern Alter, Geschlecht und Bildung vergleichbar
waren. Das mittlere Lebensalter lag in der Gesamtgruppe der Patienten bei 37,6
Jahren (SD 7,8 Jahre) und in der Kontrollgruppe bei 35,8 Jahren (SD 8,7 Jahre).
In Bezug auf die Verteilung des Geschlechts (sex ratio) überwog in beiden Gruppen
zu Beginn der Untersuchung der Anteil der Frauen im Verhältnis 1:1,5, was dem in
der Allgemeinbevölkerung beschriebenen Verhältnis von an Multipler Sklerose
erkrankten Männern und Frauen von 1:2 (männlich : weiblich) entspricht.
Dementsprechend gab es unter den RRMS-Patienten 60 Frauen (59%) und 42
Männer (41%), bei den Kontrollpersonen waren es 18 Frauen (62%) und 11 Männer
(38%). Sowohl in der 12-Monats, als auch in der 24-Monats-Untersuchung lag das
Verhältnis von an Multipler Sklerose erkrankten Männern (n=38; 35,72%) über dem
der Frauen (n=56; 52,64%) bei 1:1,5.
18
2.3 Testbatterie Alle Studienteilnehmer wurden mittels einer umfangreichen Testbatterie untersucht,
welche in vollem Umfang zur Baseline und zur 24-Monats-Untersuchung sowie in
verkürzter Form zur 12-Monats-Untersuchung abgenommen wurde. Sie umfasste
folgende kognitive Dimensionen: wie kurz- und langfristiges Behalten semantischer
und visuell-räumlicher Inhalte, Reaktionsfähigkeit, geteilte Aufmerksamkeit, exekutive
Kontrolle, Flexibilität, Daueraufmerksamkeit und Arbeitsgedächtnis erfassen. Ferner
wurden behaviorale Parameter, wie Intelligenz, Depression, Lebensqualität,
Persönlichkeitsstruktur, Krankheitsverarbeitung, Tagesschläfrigkeit und Fatigue
untersucht. Darüber hinaus wurde den Probanden ein Fragebogen zur körperlichen
Aktivität vorgelegt (siehe Tabelle 1).
Tabelle 1: Datenerhebung der FACOMS-Studie zu den Untersuchungszeitpunkten T0, T12, T24.
T0 T1 T2
Fatigue-Fragebogen (WEIMuS) X X X Depressionsfragebogen (ADS-L) X X X Lebensqualitätsfragebogen (FAMS) X X X Fragebogen zur Aufmerksamkeit (FEDA) X X X Krankheitsverarbeitung (FKV) X X X
Persönlichkeitsstruktur (FPI) X X
Epworth Sleepiness Scale (ESS) X X X Interview zur körperlichen Aktivität X X X EDSS X X X MSFC X X X
Testbatterie zur Aufmerksamkeitsprüfung (TAP) X X
Gedächtnis (VVM) X X
Zur Erfassung der klinisch-diagnostischen Parameter gehörten eine standardisierte
neurologische Untersuchung, welche die Frage nach subjektiv wahrgenommenen
Symptomen, eine Gehstreckenmessung und der 9-Hole Peg Test (9HPT). Im
Patientenkollektiv wurden zusätzlich EDSS (Expanded Disability Status Scale) und
Befunde von Liquoruntersuchungen dokumentiert. Jede Testsitzung wurde nach der
im Studienprotokoll festgelegten Reihenfolge durchgeführt. Zudem wurde darauf
19
geachtet die Probanden in den Vormittagsstunden zu testen, um so die
tagesabhängigen Leistungsschwankungen zu minimieren.
2.4 Klinisch-‐behaviorale Parameter
Im Rahmen einer standardisierten klinisch-neurologischen Untersuchung wurden
folgende Parameter erhoben: Hirnnerven, (Fein-)Motorik, Koordination, Sensibilität,
Tonus/ Trophik, hirnorganischer Befund und Psyche. Bei jedem MS-Patienten wurde
anhand der Untersuchung der EDSS-Wert festgelegt.
Die Expanded Disability Status Scale (EDSS) stellt eine Weiterentwicklung der
Disability Status Scale (Kurtzke, 1983) dar. Kurtzkes Ziel war es, mit der EDSS ein
sensibles Instrument zur Messung des Behinderungsgrades und zum Erkennen von
Veränderungen der Erkrankungsschwere bei MS-Patienten zu schaffen. Die Skala
erfasst folgende Funktionssysteme: Pyramidenbahn, zerebelläre, Hirnstamm-,
sensorische, Blasen- und Mastdarm-, visuelle und zerebrale Funktionen. Kommt es
zu Störungen im pyramidalen System sind Paresen, Plegien und/ oder Spastik die
Folge. Ist das zerebelläre System betroffen, kommt es zu Problemen bei der
Bewegungskoordination und Ataxie. Eine Hirnstamm-Symptomatik zeigt sich in
pathologischem Nystagmus, Schluck- und Sprechstörungen sowie weiteren bulbären
Dysfunktionen. Wenn das sensible System betroffen ist, kommt es zu Störungen des
Vibrations-, Schmerz-, Lage- und Berührungsempfindens. Mastdarm- und
Blasenfunktionsstörungen können zu anhaltendem Harndrang, Inkontinenz und
Katheterpflicht führen. Zeichen einer Beeinträchtigung des visuellen Systems sind
Skotome oder ein reduzierter Visus („Verschwommensehen“). Bei komplexen
zerebralen Funktionsstörungen kommt es zu Depression, kognitiven Defiziten und
Fatigue. Es können in jedem der 8 Funktionssysteme Werte zwischen 0 und 5 bzw. 6
ermittelt werden. Ein Wert von 0 entspricht hierbei einem unauffälligen
neurologischen Befund, mit zunehmendem Behinderungsgrad steigen die Werte an.
Die Bewertung der Gehfähigkeit spielt bei der Erfassung des EDSS-Wertes eine
wichtige Rolle: Freie Gehstrecken über 500m entsprechen einem EDSS-Wert kleiner
4. Der Summenwert auf der EDSS-Skala ergibt sich aus der Gesamtschau der Werte
in den einzelnen Funktionssystemen und der Gehfähigkeit. Er kann zwischen 0
20
(unauffälliger Befund) und 10 (Tod aufgrund von Multipler Sklerose) liegen. Somit
spiegeln ansteigende Werte den zunehmenden Grad der Beeinträchtigung durch
Multiple Sklerose wieder. Die EDSS-Skala entspricht einer weit verbreiteten
Rangskala mit Unterteilung in „½-Schritten“ und ermöglicht somit eine genaue
Vorstellung vom Grad der Behinderung sowie eine zuverlässige Beurteilung der
Krankheitsentwicklung im Langzeitverlauf.
Beim Multiple Sclerosis Functional Composite (MSFC) handelt es sich um ein
mehrdimensionales Instrument zur quantitativen Erfassung von
Funktionseinschränkung der unteren und oberen Extremität sowie von mentalen
Störungen (Fischer et al. 1999). Der MSFC besteht aus drei Subtests: (1) der
Gehstreckenmessung über 25 feet (25FWT), (2) dem 9-Hole Peg Test (9HPT)
(Abbildung 3) und (3) dem Paced Auditory Serial Addition Test (PASAT), der im
Kapitel Neuropsychologie besprochen wird.
Bei der Beurteilung der Gehfähigkeit, mittels des T25W, sollte darauf geachtet
werden, dass der Proband so schnell wie möglich eine zuvor abgemessene Strecke
von 25 feet (7,62 m) zurückgelegt. Der MSFC wird insgesamt zweimal hintereinander
absolviert. Bei jedem Durchgang wird die Zeit gestoppt. Das Ergebnis des Tests
errechnet sich dann aus dem Mittelwert der beiden Zeiten. Der 9HPT hat die
quantitative Erfassung von Funktionsstörungen des Armes oder der Hand zum Ziel
(Goodkin et al. 1988). Der Proband muss hierbei so schnell wie möglich neun
Stäbchen in neun symmetrisch angeordnete Vertiefungen eines Steckbrettes
einbringen und diese anschließend wieder einzeln entfernen. Sowohl die dominante
Abbildung 3: Versuchsaufbau für den 9HPT (Nine Hole Peg Test).
21
als auch die nicht-dominante Hand werden zweimal unmittelbar nacheinander
getestet. Hauptmessparameter dieses Tests ist die jeweils benötigte Zeit für die
Bewältigung der Aufgabe.
Aufgrund der Vielzahl von Symptomen, welche mit der Multiplen Sklerose
einhergehen und welche teilweise nicht objektiv standardisiert erfassbar sind
(National Multiple Sclerosis Society 2003), wurden auch die vom Patienten subjektiv empfundenen Symptome erfragt. Items aus folgenden Bereichen sollten durch den
Patienten mit ja/ nein beantwortet werden: Ataxie, Parese, Sensibilitätsstörung,
Blasenstörung, Sehstörung, Kognitive Defizite und Sonstige.
Das Würzburger Erschöpfungsinventar bei MS (WEIMuS) wurde 2006 von
Flachenecker et al. entwickelt und dient der Erfassung der subjektiv empfundenen
Fatigue-Symptome bei Patienten mit Multipler Sklerose. Die Fatigue-Symptomatik
kann in den Dimensionen körperliche und kognitive Fatigue dargestellt werden
(Flachenecker et al. 2006). Der WEIMuS entstand aufgrund von Limitationen mit den
bis dato vorhandenen Fatigue-Skalen. Es folgte eine Vergleichsstudie dieser Skalen
mit anschließender Konstruktion des WEIMuS, welcher reliable und valide Items aus
der Fatigue Severity Scale (FSS) und der Modified Fatigue Impact Scale (MFIS)
beinhaltet (Flachenecker et al. 2008).
Die Beurteilungen der einzelnen Aussagen durch den Probanden beziehen sich auf
die jeweils letzte Woche. Die Beantwortung erfolgt anhand einer fünfstufigen Skala:
fast „nie=0“, „selten=1“, „manchmal=2“, „häufig=3“ und „fast immer=4“. Die insgesamt
17 Items werden den beiden Kategorien „körperliche“ und „kognitive“ Fatigue
zugeordnet und durch Addition ihrer Rohwerte entsteht der Summenscore der
jeweiligen Subskala. Von einer Fatigue-Symptomatik kann ausgegangen werden,
wenn der Wert der körperlichen Subskala > 16, der Wert der kognitiven Subskala >
17, oder der Wert der Gesamtskala <32 beträgt.
Der Mehrfachwahl-Wortschatz-Intelligenztest Typ B (MWT-B) dient der Messung
des prämorbiden allgemeinen Intelligenzniveaus bei Erwachsenen (Lehrl 2005). Er
zielt speziell auf die Erfassung der „kristallinen Intelligenz“ ab, d.h. all der
Fähigkeiten, die im Laufe eines Lebens erlernt wurden, was sowohl explizites Wissen
(semantisch und episodisch – Faktenwissen) als auch implizit Gelerntes (z. B.
Schreiben), beinhaltet. Der MWT-B stellt nur geringe Anforderungen an die fluide
22
Intelligenz, d.h. die aktuell verfügbare Verarbeitungskapazität und Leistungsfähigkeit.
Dies ist von Vorteil, da damit das Ergebnis der MWT-B unbeeinträchtigt von leichten
bis mittelschweren psychischen Störungen (z.B. Depression, beginnende Demenz)
bleibt. Zudem dient der im MWT-B abgefragte individuelle Wortschatz auch der
Abschätzung des prämorbiden Intelligenzniveaus, da er die stets zur Verfügung
stehenden und stabilen Langzeitgedächtnisinhalte darstellt (Wolfram et al. 1986). Die
Aufgabe des Probanden besteht darin ein umgangssprachlich oder wissenschaftlich
genutztes Wort unter vier Neologismen herauszufinden und zu unterstreichen. Ein
Beispiel: In der Reihe „Kenekel-Gesonk-Kelume-Gelenk-Gelerge“ ist „Gelenk“ der zu
markierende Begriff. Die Testdauer beträgt ca. 5-10 Minuten. Die 37 zu
bearbeitenden Items sind nach zunehmendem Schwierigkeitsgrad geordnet. Die
Gesamtzahl der richtig angekreuzten Worte wird mit den Leistungen einer
Bevölkerungsstichprobe verglichen und anhand einer Normwerttabelle in individuelle
IQ-Werte und Prozentränge umgerechnet. 68% der Bevölkerung haben einen
Intelligenzquotienten zwischen 85 und 115. Der Durchschnittswert liegt bei 100.
Der Functional Assessment of MS quality of life (FAMS) ist ein Instrument zur
Selbsteinschätzung der Lebensqualität von Patienten mit Multipler Sklerose (Cella et
al. 1996). Er enthält 58 Items, die zu den folgenden 7 Subskalen zusammengefasst
werden:
- Mobilität
- Symptome
- Seelisches Wohlbefinden
- allgemeine Zufriedenheit
- Denken und Müdigkeit
- Verhältnis zu Freunden, Bekannten und der Familie
- Zusätzliche Faktoren
Der Patient wird aufgefordert, bestimmte Aussagen (z. B. „Ich habe Schmerzen“) für
den Zeitraum der letzten 7 Tage zu beurteilen. Das Spektrum der möglichen
Antworten reicht hierbei von überhaupt nicht=0 über ein wenig=1, mäßig=2 und
ziemlich=3 bis sehr=4. Die Items wurden überwiegend negativ formuliert. Den FAMS-
Gesamtscore erhält man durch Addition der Werte aus den einzelnen Subskalen,
wobei die Punktzahl der wenigen positiv formulierten Items invers in die Auswertung
eingehen muss. Je höher die erreichten Werte sind, desto schlechter ist die
23
Lebensqualität des MS-Patienten. Frühere Untersuchungen haben gezeigt, dass die
Werte in der Subskala „Mobilität“ eine hohe Signifikanz für die Beurteilung des EDSS
und des NRS aufweisen (Cella et al. 1996).
Die Allgemeine Depressionsskala (ADS) ist das deutschsprachige Äquivalent der
„Center for Epidemiological Studies Depression Scale“ (Weissmann et al. 1977). Der
Patient hat die Möglichkeit die Dauer eventueller Beeinträchtigungen durch
depressive Affekte, körperliche Beschwerden, motorische Hemmung und negative
Denkmuster subjektiv zu beurteilen. Die Allgemeine Depressionsskala kann bei
Personen im Alter von 14 – 80 Jahren eingesetzt werden und liegt sowohl in einer
Kurzform (ADS-K) und einer Langform (ADS-L) vor. Für die FACOMS Studie wurde
der ADS-L verwendet.
Die folgenden depressiven Merkmale wurden anhand der ADS-L erfragt:
- Verunsicherung
- Erschöpfung
- Hoffnungslosigkeit
- Selbstabwertung
- Niedergeschlagenheit
- Einsamkeit,
- Traurigkeit
- Antriebslosigkeit
- empfundene Ablehnung durch
Andere
- Weinen
- Genussfähigkeit
- Rückzug
- Angst
- Fröhlichkeit
- fehlende Reagibilität
- Schlafstörungen
- Appetitstörungen
- Konzentrationsprobleme
- Pessimismus
Die Testperson hat eine vier-stufige Antwortskala (0=selten, 1=manchmal, 2=öfters,
3=meistens) zur Verfügung und soll zwanzig verschiedene Aussagen aus Sicht der
zurückliegenden Woche bewerten. Von den zwanzig Items sind vier negativ gepolt,
was der Identifizierung von jenen Probanden dient, die tendenziös antworten.
Aus diesem Grund wird auch das sogenannte „Lügenkriterium“ berechnet: falls eine
Testperson unter dem Cut-Off-Wert von -28 Punkten liegt, sollen deren Antworten
nicht länger als glaubwürdig angesehen und in der Auswertung nicht berücksichtigt
werden. Zur Erkennung der aktuellen depressiven Symptomatik wird die Summe
aus den Punkten für die einzelnen Antworten gebildet (Minimum: 0 Punkte,
Maximum: 60 Punkte). Bei der Untersuchung einer Bevölkerungsstichprobe erhielt
man folgende Verteilungskennwerte: Der Mittelwert des Gesamtkollektivs lag bei
24
14,42 Punkten (SD 9,55), der der Männer bei 13,10 Punkten (SD 8,27) und der der
Frauen (verglichen damit signifikant höher) bei 15,91 Punkten (SD 10,67). Bei der
Auswertung finden geschlechtsspezifische Normwerte (T-Wert, Prozentrang)
Anwendung. Dadurch lassen sich die individuellen ADS-L Summenwerte mit den
Ergebnissen der Bevölkerungsstichprobe vergleichen und am Individuum besser
interpretieren. Erhöhte Werte im ADS-L (Summenwert > 23 Punkte) können auf
eine Depression hinweisen. Ist der Patient bereits als depressiv diagnostiziert, lässt
sich durch den ADS-L auch eine Aussage über den Schweregrad der depressiven
Störung treffen. Somit ist der ADS-L nicht nur als Screeninginstrument, sondern
auch zum Monitoring von depressiven Verstimmungen geeignet.
Bei der Epworth Sleepiness Scale (ESS) handelt es sich um einen
Kurzfragebogen zur Erfassung der Tagesschläfrigkeit (Johns 1991). Retrospektiv
wird erfragt, wie hoch die Wahrscheinlichkeit für das Einnicken bzw. Einschlafen in
acht typischen Situationen des täglichen Lebens ist. Die ESS ist, damit ein
geeignetes Screeninginstrument zur globalen Erfassung der subjektiv erlebten
Tagesschläfrigkeit und kann Hinweise auf das Vorliegen einer Hypersomnie geben.
Der Test ist aufgrund der einfachen und schnellen Durchführbarkeit in der
klinischen Forschung weit verbreitet und international bekannt. Die Testperson kann
mit Hilfe einer vierstufigen Skala (0=würde niemals einnicken, 1=geringe
Wahrscheinlichkeit einzunicken, 2=mittlere Wahrscheinlichkeit einzunicken, 3=hohe
Wahrscheinlichkeit einzunicken), einschätzen wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist,
einzunicken. Zur Auswertung wird der Gesamtscore aus diesen acht Items gebildet,
die wie folgt zu interpretieren sind (siehe Tabelle 2).
Tabelle 2: Auswertung (nach Punktzahl) der Epworth Sleepiness Scale (ESS).
Punktzahl (Summenscore) Beurteilung der Tagesschläfrigkeit
0-6 keine Schläfrigkeit
7-10 Schläfrig
11-16 sehr schläfrig
Über 16 gefährlich schläfrig
25
2.5 Neuropsychologie Um verschiedene Aufmerksamkeitsfunktionen zu untersuchen, verwendeten wir aus
der Testbatterie zur Aufmerksamkeitsprüfung Version Mobilität (TAP-M) (Zimmermann und Fimm 2005) mehrere Subtests. Die TAP-M ist eine
Weiterentwicklung der bereits vorhandenen TAP (Manual 1997, 2002) bzw. TAP-K
(Manual 1999).
Aufgrund der Tatsache, dass Aufmerksamkeit viele Aspekte hat, die sowohl auf
einer theoretischen als auch empirischen Stufe unterschieden werden können
(Alertness, selektive nicht-räumliche und räumlich-visuelle Aufmerksamkeit,
Daueraufmerksamkeit, geteilte Aufmerksamkeit, Inhibitionsprozesse), verwendeten
wir insgesamt fünf Untertests um einen möglichst globalen Eindruck von der
Aufmerksamkeitsfähigkeit unserer Probanden zu erhalten.
Die TAP muss unter gewissen standardisierten Bedingungen durchgeführt werden,
um reliable Testergebnisse zu erhalten. Zum einen muss der Test an einem ruhigen
Ort durchgeführt werden. Ablenkung jeglicher Art ist zu vermeiden. Dem
eigentlichen Haupttest sollte ein kurzer Probedurchlauf im Sinne eines Vortests
vorangehen, um die Testperson mit der Aufgabenstellung vertraut zu machen und
um sicherzugehen, dass die Instruktionen verstanden wurden. Bei der Auswertung
der TAP-M sollen zudem zusätzlich zu den Rohwerten (z. B. Median der
Reaktionszeit in Sekunden) immer der T-Wert mit angegeben werden, sofern schon
Normwerte für den einzelnen Subtest existieren. Anhand des T-Wertes lassen sich
die Ergebnisse der Versuchsteilnehmer besser interpretieren. T-Werte unter 43
entsprechen einer unterdurchschnittlichen Leistung. T-Werte zwischen 43 und 57
sind durchschnittlich, T-Werte über 57 sollen als überdurchschnittlich bewertet
werden.
Der Subtest Alertness (TAP-AL) dient der Untersuchung der sogenannten
„tonischen“ Alertness (Posner & Rafal 1987). Definitionsgemäß handelt es sich hier
um die Fähigkeit, in Vorbereitung auf einen erwarteten Stimulus ein entsprechend
hohes Maß an Aktivierung aufrecht zu erhalten (Posner & Petersen 1990). Laut
Smith & Nutt (1996) spielt hier auch das noradrenerge System mit seinem Einfluss
auf Arousal bzw. Alertness eine wichtige Rolle. Viele Studien weisen darauf hin
dass der oben beschriebene Aspekt der Aufmerksamkeit vor allem bei Patienten mit
rechts-kortikalen oder Hirnstammläsionen (Mirsky & Orren 1977, Mesulam 1981,
26
Rueckert & Grafman 1996) gestört ist. Während des Tests muss der Proband
mittels Tastendruck so schnell wie möglich auf einen visuellen Reiz (Kreuz in der
Mitte des Bildschirms) reagieren. Insgesamt werden im Haupttest 40 Trials
dargeboten. Teilweise ist der Test reaktionsgesteuert, d. h. nach erfolgreicher
Reaktion folgt sofort das nächste Trial. Nach Auslassung, d.h. dem Verstreichen
von mehr als 2 Sekunden nach Präsentation des Reizes bis zum Tastendruck
beginnt automatisch das nächste Trial. Antizipationen sind die Reaktionen, die in
weniger als 100 ms auf den vorausgegangen Stimulus erfolgen. Wichtige
Ergebnisse um eventuelle Aufmerksamkeitsschwankungen zu detektieren, sind der
Median und die Standardabweichung der Reaktionszeiten und die Anzahl der
Ausreißer (van Zomeren & Brouwer 1987, Fimm 1988). Der Tests dauert ca. 3
Minuten (Abbildung 4).
Abbildung 4: Screenshot für den Subtest „Alertness“ in der Testbatterie zur Aufmerksamkeitsprüfung.
Im Subtest Geteilte Aufmerksamkeit (TAP-GA) wird darauf abgezielt, dass
Aufmerksamkeit andauernd, bewusst und unbewusst gefordert und abgefragt wird.
Ist diese Fähigkeit zur geteilten Aufmerksamkeit beeinträchtigt, empfinden
Betroffene einen zuvor automatisiert ablaufenden Prozess nun erschwert und nur
noch mit erheblicher Aufmerksamkeitskontrolle auszuführen (Hirst 1982, Wood
1984). In mehreren Studien (Matthes 1985, Goldstein & Lewin 1988, König 1988)
konnte gezeigt werden, dass besonders hirngeschädigte Patienten Probleme
haben, zwei oder mehr Aufgaben parallel zu bewältigen. Erwähnenswert ist auch
die Tatsache, dass die Probleme einiger Patienten mit dem PASAT mit
27
Schwierigkeiten der Aufmerksamkeitszuteilung zusammenzuhängen scheinen (van
Zomeren & Brouwer 1987). Laut Kahnemann (1973) ist bei der Auswahl der Stimuli
darauf zu achten, dass es zu keiner strukturellen Interferenz zwischen den
Informationskanälen kommt, was dazu führt, dass die Prüfung der geteilten
Aufmerksamkeit im vorliegenden TAP-GA anhand einer kombinierten visuellen
(Tastendruck bei Vorliegen eines Quadrates, gebildet durch die entsprechende
Anordnung von sonst willkürlich auf dem Bildschirm aufleuchtenden Kreuzen) und
auditiven (Tastendruck bei Erscheinen von zwei gleichartigen Tönen
hintereinander) Diskriminationsaufgabe erfolgte. Die Reaktion auf einen dieser
Schlüsselreize sollte dabei unabhängig von der spezifischen Reizkonstellation des
anderen Reizes in diesem Moment erfolgen. Der Proband wurde mit 100 optischen
und 200 auditiven Stimuli konfrontiert. In die Auswertung gehen die Mediane und
Standardabweichungen der Reaktionszeiten für die auditive und visuelle Aufgabe,
die Auslasser und die den Versuchsteilnehmern unterlaufenen Fehler ein. Der Test
dauert ca. 4 Minuten (Abbildung 5).
Abbildung 5: Screenshot der Instruktion für den Subtest „Geteilte Aufmerksamkeit“ in der Testbatterie zur Aufmerksamkeitsprüfung.
Im Subtest Flexibilität (TAP-FL) wird der Teilnehmer auf die Fähigkeit hin geprüft
seine Aufmerksamkeit auf bestimmte Stimuluseigenschaften zu fokussieren und
gleichzeitig diesen Fokus immer wieder auf andere Stimuluseigenschaften neu
auszurichten. Gemäß der Theorie von Zubin müssen bei der Fähigkeit, seine
28
Aufmerksamkeit alternierend auf verschieden Dinge lenken zu können, drei
verschiedene Aspekte beachtet werden: zum Einen ist das die Selektion des
kritischen Teils einer Stimulusanordnung auf den die Aufmerksamkeit gerichtet
werden soll, zum Anderen muss dieser Fokus beibehalten werden und
gegebenenfalls auf eine andere Stimuluseigenschaft oder einen anderen Teil einer
komplexen visuellen Anordnung gelenkt werden können (Zubin 1975).
In der Versuchssituation werden den Probanden im Subtest TAP-FL pro Trial zwei
konkurrierende Stimuli (Buchstabe und Zahl) rechts und links vom Fixationspunkt
dargeboten. Dabei muss die Taste jeweils auf der Seite des Targets gedrückt
werden, welches zwischen Buchstabe und Zahl wechselt. Insgesamt werden dem
Probanden 100 Trials präsentiert. Wichtige Parameter sind Median und
Standardabweichung der Reaktionszeit, gemachte Fehler und Auslassungen
(Abbildung 6).
Abbildung 6: Screenshot der Instruktion für den Subtest „Flexibilität“ in der Testbatterie zur Aufmerksamkeitsprüfung.
Der Subtest Exekutive Kontrolle (TAP-EK) vereint mehrere Hauptkomponenten
der Aufmerksamkeit in sich und wurde für die TAP-M neu entwickelt. Er misst
Aspekte des Arbeitsgedächtnisses, der selektiven und geteilten Aufmerksamkeit,
der mentalen Flexibilität und der Inhibition unerwünschter motorischer Reaktionen.
Ein intaktes Arbeitsgedächtnis ist für die erfolgreiche Bewältigung der
beschriebenen Aufgabe wichtig. Die Assoziationen „rote Zahl – links drücken“ und
„blauer Buchstabe – rechts drücken“ müssen für einige Zeit gemerkt werden. Die
Aufgabe besteht darin, die linke Taste zu drücken, wenn eine rote Zahl erscheint
29
bzw. die rechte Taste zu drücken, wenn ein blauer Buchstabe gezeigt wird. Die
zwei mentalen Sets „Modalität“ (Buchstabe oder Zahl) und „Farbe“ (rot oder blau)
müssen also in die Erinnerung integriert und bei der Analyse eines Stimulus
angewendet werden. Es ist notwendig, die beiden Aspekte Modalität und Farbe
simultan zu beachten. Die Aufgabe erfordert somit ein hohes Maß an kognitiver
Flexibilität. Im Rahmen der Inhibition gilt es potentiell falsche positive Reaktionen zu
vermeiden. Die globale Anforderung dieser Aufgabe an den Probanden ist im
Bereich mittel bis hoch anzusiedeln, da nicht nur eine einzige Assoziation zwischen
Stimuluseigenschaften, sondern die Kombination von Farbe und Modalität im
Gedächtnis behalten werden muss. Wichtige Parameter dieses Tests sind der
Median und die Standardabweichung der Reaktionszeit, die Anzahl der
Auslassungen und die Zahl falsch positiver Reaktionen. Der Subtest Exekutive
Kontrolle dauert 4,5 Minuten (Abbildung 7).
Abbildung 7: Screenshot der Instruktion für den Subtest der „Exekutiven Kontrolle“ in der Testbatterie zur
Aufmerksamkeitsprüfung.
Im TAP-Subtest Daueraufmerksamkeit (TAP-DA) muss der Proband über einen
längeren Zeitraum hinweg seine selektive Aufmerksamkeit aufrechterhalten. Hierbei
darf die Daueraufmerksamkeit nicht mit Vigilanz gleichgesetzt werden. Eine reine
Vigilanzaufgabe zeichnet sich durch monotone Reizbedingungen aus und ist damit
ziemlich schnell ermüdend. Im Gegensatz dazu verlangt die Prüfung der
Daueraufmerksamkeit eine höhere kognitive Anforderungen und erforderliche
willentliche Steuerung. Anforderungen der Daueraufmerksamkeit müssen vor allem
für eine erfolgreiche Bewältigung des Alltags und insbesondere des Berufslebens
30
gemeistert werden (Czaja & Sharit 1993, Thom & Fassnacht 1990, Tattersall &
Hockey 1995, Zeitlin 1995).
Den Testpersonen werden bei im TAP-DA jeweils aufeinanderfolgend verschiedene
geometrische Formen unterschiedlicher Farbe, Größe und Füllung präsentiert. Per
Tastendruck soll reagiert werden, wenn ein gezeigter Stimulus mit dem unmittelbar
vorausgehenden in einer der beiden Reizdimensionen Farbe oder Form
übereinstimmt. Neben einem intakten Arbeitsgedächtnis und einer erhaltenen
mentalen Flexibilität ist auch die Fähigkeit zur Aufmerksamkeitsteilung wichtig, denn
der Proband muss zusätzlich in der Lage sein die zusätzlichen Reizdimensionen
Größe und Füllung auszublenden. Der Subtest Daueraufmerksamkeit dauert 15
Minuten, in denen 500 Trials präsentiert werden. Relevante Parameter sind bei
dieser Aufgabe der Median und die Standardabweichung der Reaktionszeit,
gemachte Fehler und Auslassungen.
Um einen möglichen Leistungsabfall innerhalb des Testzeitraums erkennen zu
können, werden die oben genannten Parameter aufgeschlüsselt nach den
Zeitabschnitten 0-5 Minuten, 5-10 Minuten und 10-15 Minuten angegeben
(Abbildung 8).
Abbildung 8: Screenshot zur Instruktion des Subtests „Daueraufmerksamkeit“ in der Testbatterie zur Aufmerksamkeitsprüfung.
Der Paced Auditory Serial Addition Test (PASAT) als dritte Komponente des
MSFC hat das Ziel bestimmte kognitive Funktionen zu beurteilen (Tombaugh 2006).
Neben der Verarbeitungsgeschwindigkeit von akustischen Reizen, misst der
PASAT die Fähigkeit zur Flexibilität und Konzentration, das Rechenvermögen und
31
das Arbeitsgedächtnis. Im Jahre 1974 wurde der PASAT von Gronwall und
Sampson das erste Mal angewendet um die Auswirkungen von traumatischen
Hirnverletzungen auf die Informationsverarbeitungsgeschwindigkeit zu untersuchen.
Mittlerweile ist dieser Test ein fester Bestandteil von neuropsychologischen
Testbatterien für MS-Patienten (Rao 1990, Benedict et al. 2002). Beim PASAT
werden dem Probanden mit einem zeitlichen Abstand von 3 Sekunden eine Reihe
von jeweils einzeln genannten, einstelligen Zahlen mit Hilfe einer Audio-CD
präsentiert. Die Aufgabe besteht darin, jeweils die beiden zuletzt genannten Ziffern
zu addieren und diese Summe dann dem Untersucher umgehend laut mitzuteilen,
wobei sich hier zusätzlich ein deutlicher Interferenzeffekt ergibt. Von Belang ist die
Anzahl der richtig gegebenen Antworten, die maximal 60 betragen kann.
Der Visuelle und Verbale Merkfähigkeitstest (VVM) untersucht kurzfristige und
längerfristige Behaltensleistungen im visuell-räumlichen und verbalen Bereich. Der
Proband soll sich einen auf einem Stadtplan eingezeichneten Wege sowie
sprachlicher Informationen merken. Diese Leistungen sind laut Squire, Tulving et al.
dem expliziten (deklarativen) Langzeitgedächtnis zuzuordnen (Nyberg & Tulving
1996, Squire & Knowlton 2000). Beim Langzeitgedächtnis muss nach Eysenck
zwischen dem deklarativen und dem prozeduralen Gedächtnis unterschieden
werden (Eysenck 1988). Das deklarative Gedächtnis speichert Fakten, die
entweder zur eigenen Biographie (episodisches Gedächtnis), oder zum
sogenannten „Faktenwissen“ einer Person gehören, wie berufliche Kenntnisse oder
Daten aus der Geschichte, die explizit gelernt werden müssen (semantisches
Gedächtnis). Das prozedurale Gedächtnis beinhaltet diejenigen Fertigkeiten, die
erlernt wurden und nun quasi automatisch ablaufen, z. B. Rad-/ Skifahren oder
Schuhe binden. Prozedurale Gedächtnisinhalte werden durch implizites
(unbewusstes) Lernen erworben. Beim VVM spielt das deklarative Gedächtnis die
Hauptrolle, da der Proband sich explizit semantische und visuell-räumliche Inhalte
möglichst genau merken muss. Es wird zunächst die kurzfristige Behaltensleistung
im visuell-räumlichen Bereich abgefragt. Die Testperson muss sich einen
eingezeichneten Weg auf einem Stadtplan innerhalb von zwei Minuten so gut wie
möglich einprägen. Danach soll der Proband in einen neuen „Blanko“-Stadtplan den
gemerkten Weg aus dem Gedächtnis einzeichnen. Bei der Prüfung der kurzfristigen
verbalen Behaltensleistung erhält die Testperson einen mit Fakten (Personenamen,
32
Zahlen, Begriffen) gespickten Text, dessen Inhalte nach 2-minütiger Einprägezeit in
schriftlicher Form abgefragt werden (memory for facts). Dieselben Inhalte werden
nach einer Latenz von ca. 2 Stunden, dann jedoch ohne erneute Reizdarbietung,
nochmals überprüft (Abbildung 9).
Abbildung 9: Beispiel des Lageplans für den VVM. Der Proband soll sich den eingezeichneten Weg möglichst genau einprägen.
Anhand des Vergleichs der erzielten Leistungen in der unmittelbaren Reproduktion
und in der Reproduktion nach 2 Stunden, lässt sich eine Vergessensrate nach
folgender Formel berechnen:
unmittelbare Abfrage – verzögerte Abfrage x 100 = prozentualer Verlust unmittelbare Abfrage
Diese Vergessensrate gibt dann das Absinken der Behaltensleistung innerhalb von
2 Stunden wider.
Für die Auswertung sind zunächst die Rohwerte zu beiden Messzeitpunkten für die
zwei Untertests „Weg“ und „Bau“ wichtig. Anschließend können für die Rohwerte
und die Vergessensrate Prozentränge aus den Normtabellen abgelesen werden. Da
33
das Alter und der Bildungsgrad die Merkfähigkeit möglicherweise beeinflussen,
werden sie als Faktoren berücksichtigt.
Der Fragebogen erlebter Defizite der Aufmerksamkeit (FEDA) wurde im
Zusammenhang mit der TAP als Mehrkomponenten-Fragebogen entwickelt
(Zimmermann et al. 1991) und dient der Erfassung von kognitiven Defiziten
hirngeschädigter Patienten. Der Fragebogen orientiert sich an der Drei-
Komponenten-Theorie der Aufmerksamkeit von Posner, Boies und Rafal (Posner
und Boies 1971, Posner und Rafal 1987). Sie besagt, dass die Aufmerksamkeit aus
den drei Komponenten Alertness, selektive Aufmerksamkeit und Vigilanz bzw.
„sustained attention“ besteht. Jede einzelne Komponente kann beeinträchtigt sein.
Der FEDA beinhaltet drei Skalen mit insgesamt 27 Items, welche den folgenden
Aufmerksamkeitsbereichen zuzuordnen sind:
- Ablenkbarkeit und Verlangsamung bei geistigen Prozessen
- Ermüdung und Verlangsamung bei praktischen Tätigkeiten
- Antriebsminderung
Die Fragen werden anhand einer fünfstufigen Skala von „sehr häufig=1“ bis „nie=5“
beantwortet (Arbeitskreis „Aufmerksamkeit und Gedächtnis“ der Gesellschaft für
Neuropsychologie 1997). Die Endsummen für die drei verschiedenen
Aufmerksamkeitsbereiche können anhand einer Vergleichstabelle für Patienten und
Gesunde interpretiert werden. Je höher der erzielte Prozentrang ist, desto geringer
ist das subjektiv erlebte Defizit der Testpersonen.
2.6 Persönlichkeit
In den 1960er Jahren wurde das Freiburger Persönlichkeitsinventar (FPI) von
den Autoren Fahrenberg, Hampel und Selg entwickelt. In der vorliegenden Studie
wird die 7. revidierte Auflage (FPI-R) aus dem Jahr 2001 verwendet. Mit dem FPI
lassen sich relativ überdauernde Persönlichkeitsmerkmale erfassen. Außerdem
kann ein möglicher Zusammenhangs zwischen individuellen Eigenschaften und
Gesundheitsverhalten untersucht werden. Als ältester mehrdimensionaler
34
Persönlichkeitsfragebogen zur Selbsteinschätzung der eigenen
Persönlichkeitsmerkmale in Deutschland wird er vor allem in Bereichen wie
klinische Psychologie, Rehabilitation, Persönlichkeitsforschung und
Gesundheitspsychologie eingesetzt. Aufgrund seiner breiten Normierung ist das FPI
gut geeignet, bestimmte klinische Gruppen mit der Durchschnittsbevölkerung oder
auch untereinander in wichtigen Persönlichkeitsmerkmalen zu vergleichen. Die
Zielgruppe sind Personen zwischen 16 und 80 Jahren (Manual zum FPI-R 2001).
Die Differenzierung in 10 Persönlichkeitsdimensionen erfolgte dabei hypothetisch-
deduktiv und empirisch-induktiv. Die folgenden Eigenschaften sind im FPI-R
enthalten: Lebenszufriedenheit, soziale Orientierung, Leistungsorientierung,
Gehemmtheit, Erregbarkeit, Aggressivität, Beanspruchung, körperliche
Beschwerden, Gesundheitssorgen, Offenheit. Die deutschen Rekonstruktionen
bestehen aus 12 Skalen, da die Persönlichkeitsdimensionen Extraversion“ (11) und
„Emotionalität/Neurotizismus“ (12) nach Hans Jürgen Eysenck hinzugefügt wurden.
Der Proband hat bei der Bearbeitung des Fragebogens 138 Aussagen mit „stimmt“
oder „stimmt nicht“ zu bewerten. Beeinflusst werden die Ergebnisse von
Geschlecht, Alter und Schulbildung. Frauen haben häufig höhere Werte in den
Skalen Soziale Orientierung, Gehemmtheit, Erregbarkeit, körperliche Beschwerden
und Emotionalität aufweisen. Die Männer sind eher leistungsorientiert und
aggressiv. Ältere Personen haben oft höhere Werte in den Skalen körperliche
Beschwerden und Gesundheitssorgen, aber niedrigere in Aggressivität, Offenheit
und Extraversion. Höher gebildete Personen zeigen eine vergleichsweise stärker
ausgeprägte soziale Orientierung und sind weniger gehemmt und aggressiv.
Kritisieren kann man am FPI, dass das Problem der sozialen Erwünschtheit und
des persönlichen, teils idealisierten Idealbildes zu unkorrekten Antworten führen
kann. Deswegen sollte der FPI nicht in Situationen verwendet werden, in denen der
Proband seine Persönlichkeit vorhersehbar im besten Licht erscheinen lassen will
(z. B. im Bewerbungsverfahren um eine Arbeitsstelle). Zudem ist die Betrachtung
der Skala „Offenheit“ wichtig, da die Erfahrung gezeigt hat, dass bei niedrigen
Werten für die Variable die Gesamtergebnisse der jeweiligen Person nur unter
Vorbehalt betrachtet werden dürfen. Auch die Verneinung der ersten Frage: „Ich
habe die Anleitung gelesen und bin bereit, jeden Satz offen zu beantworten“ sagt
viel über die Bereitschaft zur ehrlichen Beantwortung aller Items aus.
35
Zur Auswertung werden die Rohwerte der einzelnen Skalen zunächst mit einer
Schablone bestimmt und dann in Stanine-Werte (1-9) umgewandelt. Im Bereich der
Stanine-Werte 4-6 befinden sich die Testergebnisse von ca. 54% der Bevölkerung.
Der individuelle Testwert entspricht dem statistischen Erwartungswert,
vorausgesetzt er entspricht dem Mittelwert (entspricht Stanine 5) der nach Alter und
Geschlecht korrespondierenden Referenzgruppe.
Der Freiburger Fragebogen zur Krankheitsverarbeitung (FKV) ist auf die
Erfassung der Krankheitsverarbeitung zugeschnitten. Ziel ist es, ein breites
Spektrum klinisch relevanter Coping-Modi in Selbst- und Fremdeinschätzung zu
detektieren (Muthny 1988). Muthny beschreibt die Krankheitsverarbeitung als einen
Spezialfall von Coping und orientierte sich bei der Entwicklung des FKV an
folgender Definition: „Krankheitsverarbeitung ist die Gesamtheit der Prozesse, um
bestehende oder erwartete Belastungen im Zusammenhang mit Krankheit
emotional, kognitiv oder aktional aufzufangen, auszugleichen oder zu meistern. (...)
Krankheitsverarbeitungs-Modi sind prinzipiell unabhängig von Kriterien des
Verarbeitungserfolgs zu definieren“ (Muthny 1989).
Die Idee hinter dem FKV ist die Annahme, dass sich die Krankheitsverarbeitung auf
drei Ebenen gleichzeitig abspielt, der kognitiven, emotionalen und aktionalen
Ebene. Diese Ebenen sind gleichberechtigt und stehen zudem in vielfältiger
Beziehung zueinander. Für Muthny ist die Krankheitsverarbeitung ein Prozess,
welcher sich in Abhängigkeit von Erfahrungen und Anforderungen ändert und
ebenso vom sozialen Kontext beeinflusst wird. Persönlichkeits-, Situations- und
Umwelteinflüsse spielen eine modifizierende Rolle im Hinblick auf die Verarbeitung
sowie ihr Ergebnis. Der Verarbeitungserfolg muss in Abhängigkeit von der
Erkrankungsphase beurteilt werden. Wir verwendeten die Version FKV-LIS SE, bei
welcher der Proband Aussagen danach beurteilen soll, wie stark sie auf ihn
persönlich und seine Situation in der vergangenen Woche zutreffen. Eines der
insgesamt 35 Items lautet z. B.: „Sich selbst bemitleiden“. Das Zutreffen der Items
wird anhand einer fünfstufigen Antwortmöglichkeit (gar nicht=1, wenig=2,
mittelmäßig=3, ziemlich=4, sehr stark=5) eingeschätzt und diese dann den
folgenden fünf Skalen zugeordnet:
- F1: Depressive Verarbeitung
- F2: Aktives problemorientiertes Coping
36
- F3: Ablenkung und Selbstaufbau
- F4: Religiosität und Sinnsuche
- F5: Bagatellisierung und Wunschdenken
Für die Auswertung werden jeweils Mittelwerte aus den einzelnen Item-Rohwerten
gebildet. Je höher die Mittelwerte der einzelnen oben genannten Skalen sind, desto
mehr macht der Patient von diesem Modus der Krankheitsverarbeitung Gebrauch.
Derzeit existieren keine Normen, doch es wird vom Autor empfohlen sich an den
Ergebnissen unterschiedlicher Untersuchungsstichproben zu orientieren.
37
2.7 Statistische Analyse Die statistische Auswertung erfolgte mit Hilfe des Statistikprogramms SAS
(Statistical Analysis System; Version 9.2).
Die statistische Analyse bezieht sich auf die folgenden drei Betrachtungsebenen:
- Gesamtkollektiv der MS-Patienten vs. Gesamtkollektiv der Kontrollpersonen
- Gesamtkollektiv der MS-Patienten ohne Fatigue (MSNF) vs. Gesamtkollektiv
der MS-Patienten mit Fatigue (MSF)
- Gesamtkollektiv der MS-Patienten ohne Fatigue (MSNF) vs. Gesamtkollektiv
der MS-Patienten mit Fatigue (MSF): Einflüsse auf die Ergebnisse
Bei der Analyse der Datenstruktur konnten die Variablen nominalen (qualitative
Merkmale), ordinalen (Rangmerkmale) und stetigen (quantitative Merkmale)
Variablentypen zugeordnet werden.
Für Gruppenvergleiche stetiger Variablen wurde der t-Test für unabhängige
Stichproben verwendet.
Für ordinal skalierte Daten wurde statt des t-Tests der nicht-parametrische Mann-
Whitney-U-Test angewendet. Waren die Daten nominal verteilt, wurde der Chi-
Quadrat-Test verwendet, um die Daten auf signifikante Gruppenunterschiede zu
überprüfen.
Der Entstehung einer Alpha-Fehler-Kumulierung durch multiples Testen wurde
durch Adjustierung des globalen Alpha-Niveaus mittels der Bonferroni-Korrektur
entgegengewirkt. Dabei wird jeder Einzeltest unter dem Niveau α/k durchgeführt.
Zur Analyse eines potentiellen Zusammenhangs der erhobenen Parameter wurde
eine Korrelationsanalyse nach Spearman durchgeführt. Die Korrelationsanalyse
zeigt einen eventuellen Zusammenhang zweier Variablen. Gegenüber Verletzungen
der Normalverteilung, einer Beeinflussung durch Ausreißer, oder ordinal skalierten
Daten ist die Korrelationsanalyse weitgehend unempfindlich. Laut Bühl und Zöfel
(1999) soll die Höhe der Korrelationskoeffizienten wie folgt bewertet werden:
38
Tabelle 3: Wertigkeit von Korrelationskoeffizienten nach Bühl und Zöffel (1999).
Korrelationskoeffizient Bewertung
< 0,20 sehr geringe Korrelation
< 0,50 geringe Korrelation
< 0,70 mittlere Korrelation
< 0,90 hohe Korrelation
> 0,90 sehr hohe Korrelation
Nach Betrachtung ungerichteter Zusammenhänge zwischen den einzelnen
Variablen durch die Korrelationsanalyse wurde eine Regressionsanalyse
durchgeführt. Das Ziel hierbei ist es, einen gerichteten Zusammenhang zwischen
einer (abhängigen) Variablen und meist mehreren anderen Variablen zu finden
(Brosius 2008). Das Ergebnis der Regressionsanalyse ist eine Gleichung, mit
welcher man einen Schätzwert für die (abhängige) Variable mithilfe sogenannter
Prädiktorvariablen berechnen kann. Problematisch jedoch ist, dass die
Prädiktorvariablen miteinander korrelieren können und somit sogenannte
Suppressionseffekte auftreten können (Bühner 2009). Dementsprechend wurde
zunächst eine Faktorenanalyse gerechnet, um Variablen zu selektieren, die dann in
die Modelle, die in den beiden folgenden Abschnitten beschrieben werden,
aufgenommen wurden.
Hierbei wird ein hypothetisches Kausalmodell aufgestellt. Variablen aus dem
gesamten Datensatz, die einen potentiellen Einfluss auf die Fatigue haben, werden
ausgewählt und für die Faktorenanalyse verwendet.
Um zu untersuchen inwieweit ein Einfluss von Zeit, EDSS, Depression (ADS),
Intelligenz (MWT-B), Persönlichkeit (FPI-R-1 bis FPI-R-12) und
Krankheitsverarbeitung (FKV-SE-1 bis FKV-SE-5) auf den WEIMUS, sprich die
Fatigue besteht, wurde ein allgemeines lineares Modell mit SAS gerechnet. Die
Zielgröße ist hierbei der „WEIMUS-gesamt. Das Signifikanzniveau lag bei α=0.05.
Es wurden nur die Assessmentzeitpunkte T0 und T24 berücksichtigt, da die beiden
Tests zur Persönlichkeit und Krankheitsverarbeitung für den Zeitpunkt T12 von
vornherein nicht im Studienprotokoll vorgesehen waren. Betrachtet wurden nur MS-
Patienten.
39
Auch für den Einfluss diverser Variablen auf die neuropsychologischen Parameter
wurde jeweils ein allgemeines lineares Modell mit Hilfe von SAS gerechnet.
Zielgrößen sind die neuropsychologischen Parameter TAP (Test zur Prüfung der
Daueraufmerksamkeit), PASAT, VVM und FEDA. Betrachtet wurde der Einfluss von
Zeit, Gruppe („Fatigue ja/nein“), Zeit*Gruppen-Interaktion, EDSS, ADS, MWT-B,
FPI, FKV auf die besagten neuropsychologischen Parameter. Das
Signifikanzniveau lag bei α=0.05. Berücksichtigt wurden nur die Zeitpunkte T0 und
T24, da die beiden Tests zur Persönlichkeit und Krankheitsverarbeitung für den
Zeitpunkt T12 von vornherein nicht im Studienprotokoll vorgesehen waren.
Betrachtet wurden nur MS-Patienten.
40
3. ERGEBNISSE
3.1 Erste Betrachtungsebene: Gesamtkollektiv der MS-‐Patienten vs. Gesamtkollektiv der Kontrollpersonen
3.1.1 Klinisch-‐behaviorale Parameter Bei der Betrachtung des Bildungsniveaus zum Zeitpunkt T0 gingen insgesamt 124
Personen in die Betrachtung ein. Hiervon hatten 24 Personen die Hauptschule (HS)
besucht (P: 21; 22.1% vs. K: 3; 10.3%), 49 Personen die Realschule (RS) (P: 37;
38.95% vs. K: 12; 41.38) und 51 Patienten das Gymnasium (G) (P: 37; 38.95% vs.
K: 14; 48.28%).
Zum Zeitpunkt T12 betrug die Zahl der betrachteten Probanden 119. Davon
besuchten insgesamt 23 Personen die Hauptschule (HS) (P: 20; 22.2% vs. K: 3;
10.34%), jeweils 47 Personen die Realschule (RS) (P: 35; 38.89 vs. K: 12; 41.38%)
und 49 Personen das Gymnasium (G) (P: 35; 38.89% vs. K: 14; 48.28%).
Für den Zeitpunkt T24 belief sich die Zahl der betrachteten Probanden auf 102.
Davon besuchten insgesamt 20 Personen die Hauptschule (HS) (P: 17; 22.08% vs.
K: 3; 12.0%), jeweils 42 Probanden die Realschule (RS) (P: 30; 38.96% vs. K: 12;
48.0%) und 40 Personen das Gymnasium (G) (P: 30; 38.96% vs. K: 10; 40.0%)
(Abbildung 10).
Abbildung 10: Bildungsniveau zum Untersuchungszeitpunkt T24. Patienten: Anzahl aller in die Studie eingeschlossenen Patienten mit Fatigue; Kontrollen: Kontrollkollektiv. x-Achse: Schuldbildung; HS: Hauptschule, RS: Realschule, G: Gymnasium. y-Achse: Anzahl der Patienten/Kontrollen (P/K).
0
5
10
15
20
25
30
35
HS RS G
PaNenten
Kontrollen
Schulbildung
Anzahl P/K
41
Der Mehrfachwahl-Wortschatz-Intelligenztest (MWT-B), ein Test zur Messung
des allgemeinen Intelligenzniveaus (kristalline Intelligenz), zeigt beim
Patientenkollektiv vor allem zum Zeitpunkt T0 niedrigere IQ-Werte als bei der
Kontrollgruppe. Zum Zeitpunkt T24 verschwimmt dieser Unterschied allerdings und
ist nur noch minimal ausgeprägt. Bei Betrachtung des korrigierten MWT-B (MWT-
Biq-korr) gibt es sowohl in der Gruppe der Patienten als auch der Kontrollgruppe
keine relevanten Unterschiede sowohl innerhalb der Gruppen als auch im
Gruppenvergleich. Die statistische Analyse zeigte zu keinem Assessementzeitpunkt
einen statistischen Gruppeneffekt, wesentliche Änderungen im Zeitverlauf, oder
eine divergente Entwicklung zwischen den beiden Gruppen. Details siehe Tabelle 4.
Tabelle 4: MWT (Mehrfachwahl-Wortschatz-Inteligenztest): Gruppenvergleich des gesamten Patientenkollektivs (MS-
Patienten) vs. des Kontrollkollektivs (Kontrollen); N: Number (Patientenanzahl); Min: Minimalwert; Max: Maximalwert; Median:
Zentralwert; MW: Mittelwert; Std: Standardabweichung; MWTBiq: Intelligenzquotient im Mehrfachwahl-Wortschatz-
Intelligenztest Typ B (MWTB); MWTBiq-korr: korrigierter Intelligenzquotient im MWTB.
MS-Patienten Kontrollen
N Min Max Median Mean Std N Min Max Median Mean Std
MWTBiq Zeit
94 83.0 142.0 105.5 108.6 13.4 29 97.0 142.0 112.0 113.4 13.9 Baseline
12 Monate 91 12.0 143.0 112.0 111.5 16.4 29 97.0 142.0 112.0 113.4 13.9
24 Monate 78 80.0 143.0 109.5 111.5 13.6 25 97.0 142.0 107.0 111.6 12.3
MWTBiq-korr.
Zeit
94 80.0 142.0 102.5 105.5 12.9 29 94.0 142.0 107.0 109.4 13.7 Baseline
12 Monate 91 1.0 130.0 108.0 107.3 14.2 29 94.0 142.0 107.0 109.4 13.7
24 Monate 78 87.0 130.0 106.0 107.4 9.8 25 94.0 142.0 105.0 107.6 12.0
Der EDSS (Extended Disability Status Scale), der zur Messung der
Erkrankungsprogression von Patienten dient, veränderte sich über den
Beobachtungszeitraum nicht signifikant. Es zeigt sich eine tendenzielle
Verbesserung des EDSS um 0,1 Punkte von T0 auf T12 und dann um 0,3 von T12
auf T24 (siehe Tabelle 5).
42
Tabelle 5: EDSS (Extended Disability Status Scale): Gruppenvergleich des gesamten Patientenkollektivs (MS-Patienten) vs.
des Kontrollkollektivs (Kontrollen); N: Number (Patientenanzahl); Min: Minimalwert; Max: Maximalwert; Med = Median:
Zentralwert; MW: Mittelwert; Std: Standardabweichung.
MS-Patienten
Kontrollen
N Min Max Med Mean Std N Min Max Med Mean Std EDSS Zeit
90 0.0 3.5 1.5 1.5 1.2 0 . . . . . Baseline 12 Monate 91 0.0 3.5 1.0 1.4 1.1 0 . . . . . 24 Monate 78 0.0 3.0 1.0 1.1 1.0 0 . . . . .
Im 25FWT (Gehstreckenmessung über 25 feet), einem Untertest des MFSC,
welcher der Beurteilung der Gehfähigkeit dient, beendete das Patientenkollektiv
beiden Versuche jeweils rund eine Sekunde später, als das Kontrollkollektiv.
Sowohl innerhalb der beiden Gruppen, als auch im Gruppenvergleich zeigte sich zu
keinem Assessmentzeitpunkt ein statistischer Effekt. Ebenso liegt keine divergente
Entwicklung zwischen den beiden Gruppen über die Zeit vor, was statistisch durch
eine fehlende Gruppe*Zeit Interaktion festgelegt wird (Tabelle 6).
Tabelle 6: 25FWT (25 Feet Walk Test): Gruppenvergleich des gesamten Patientenkollektivs (MS-Patienten) vs. des
Kontrollkollektivs (Kontrollen); N: Number (Patientenanzahl); Min: Minimalwert; Max: Maximalwert; Median: Zentralwert; MW:
Mittelwert in Sekunden; Std: Standardabweichung; 25FWT1: Score im ersten Durchlauf des 25-foot Timed Walk Test;
25FWT2: Score im zweiten Durchlauf des 25-foot Timed Walk Test.
Patienten Kontrollen
N Min Max Median Mean Std N Min Max Median Mean Std
25FWT1 Zeit
95 2.5 14.0 5.3 5.7 1.6 28 4.0 6.0 5.0 4.6 0.7 Baseline
12 Monate 91 3.0 20.0 5.1 5.6 2.1 28 4.0 6.0 5.0 4.6 0.7
24 Monate 78 3.0 22.2 5.1 5.6 2.4 25 4.0 6.0 5.0 4.6 0.6
25FWT2 Zeit
95 2.3 14.0 5.0 5.5 1.6 28 3.0 7.0 4.0 4.5 0.8 Baseline
12 Monate 91 3.0 18.0 5.0 5.5 1.9 28 3.0 7.0 4.0 4.5 0.8
24 Monate 78 3.0 20.7 5.0 5.5 2.3 25 3.0 7.0 4.0 4.5 0.8
43
Der 9 Hole Peg Test, ein weiterer Untertest des MSFC, welcher der quantitativen
Erfassung von Funktionsstörungen des Armes oder der Hand (Goodkin et al. 1988)
dient, zeigt, dass die MS-Patientengruppe zu allen Assessmentzeitpunkten, die
sowohl in den zwei Versuchen mit der dominanten Hand, als auch in den zwei
Versuchen mit der nicht-dominanten Hand, erwartungsgemäß deutlich langsamer
ist, als die Kontrollgruppe. Zu keinem Untersuchungszeitpunkt ist ein statistisch
relevanter Gruppeneffekt ersichtlich (Tabelle 7).
Tabelle 7: 9HPT (Nine Hole Peg Test) : Gruppenvergleich des gesamten Patientenkollektivs (MS-Patienten) vs. des
Kontrollkollektivs (Kontrollen); N: Number (Patientenanzahl); Min: Minimalwert; Max: Maximalwert; Median: Zentralwert; MW:
Mittelwert; Std: Standardabweichung; 9HPT: z-Score im Nine-Hole Peg Test; 9HPTDH: Nine-HolePeg Test durchgeführt mit
der dominanten Hand; 9HPTNDH: Nine-HolePeg Test durchgeführt mit der nicht-dominanten Hand; 9HPTDH2: Nine-HolePeg
Test durchgeführt mit der dominanten Hand - Versuch 2; 9HPTNDH2: Nine-HolePeg Test durchgeführt mit der nicht-
dominanten Hand – Versuch 2.
MS-Patienten Kontrollen
N Min Max Median Mean Std N Min Max Median Mean Std
9HPTDH1 Zeit
97 13.2 35.0 19.4 20.1 4.2 28 15.0 27.0 17.0 17.8 2.5 Baseline
12 Monate 91 0.0 34.0 18.6 19.5 4.8 28 15.0 27.0 17.0 17.8 2.5
24 Monate 78 13.9 35.8 19.0 19.9 4.2 25 14.0 27.0 17.0 17.6 2.6
9HPTDH2 Zeit
96 12.4 33.0 18.0 18.8 3.9 28 14.0 25.0 16.0 16.6 2.5 Baseline
12 Monate 91 0.0 56.3 18.0 19.2 5.9 28 14.0 25.0 16.0 16.6 2.5
24 Monate 78 13.9 100.0 17.9 20.1 10.1 25 14.0 22.0 16.0 16.3 1.9
9HPTNDH2 Zeit
97 13.5 68.0 21.0 21.9 7.2 28 14.0 25.0 17.5 18.2 2.8 Baseline
12 Monate 91 0.0 39.0 19.3 20.1 5.9 28 14.0 25.0 17.5 18.2 2.8
24 Monate 78 13.0 51.9 19.7 20.9 5.8 25 14.0 25.0 17.0 17.9 2.8
9HPTNDH2 Zeit
96 14.0 48.0 19.1 20.4 5.1 28 14.0 24.0 17.0 17.5 2.4 Baseline
12 Monate 91 0.0 52.3 19.0 20.1 5.9 28 14.0 24.0 17.0 17.5 2.4
24 Monate 78 14.2 90.0 19.0 21.2 9.7 25 15.0 23.0 17.0 17.3 2.0
44
In der WEIMUS-Skala, welche die Gesamt-Fatigue, sowie die beiden
Unterdimensionen „kognitive“ und „körperliche Fatigue“ quantitativ erfasst, zeigt die
MS-Patientengruppe zur Baseline sowie in den beiden follow-up Untersuchungen
(T12, T24) in allen abgefragten Dimensionen jeweils deutlich höhere Werte, als die
Kontrollgruppe. Die statistische Analyse zeigte zu keinem Assessementzeitpunkt
jedoch einen statistischen Gruppeneffekt. Ebenso zeigten sich im Zeitverlauf in
beiden Gruppen keine wesentlichen Änderungen des Weimus-Gesamtscores und
ebenso keine divergente Entwicklung zwischen den beiden Gruppen. Von einer
Fatigue-Symptomatik kann ausgegangen werden, wenn der Wert der körperlichen
Subskala > 16, der Wert der kognitiven Subskala > 17, oder der Wert der
Gesamtskala <32 ist. Details siehe Tabelle 8.
Tabelle 8: WEIMUS (Würzburger Erschöpfungsinventar bei Multipler Sklerose): Gruppenvergleich des gesamten
Patientenkollektivs (MS-Patienten) vs. des Kontrollkollektivs (Kontrollen); N: Number (Patientenanzahl); Min: Minimalwert;
Max: Maximalwert; Med = Median: Zentralwert; MW: Mittelwert; Std: Standardabweichung; WEIMuS-körperlich: Summenwert
in der Subskala für körperliche Fatigue im Würzburger Erschöpfungsinventar bei Multipler Sklerose (WEIMuS); WEIMuS-
kognitiv: Summenwert in der Subskala für kognitive Fatigue im WEIMuS; WEIMuS-gesamt: Summenwert in der Subskala für
die Fatigue im WEIMuS allgemein.
MS-Patienten Kontrollen
N Min Max Med Mean Std N Min Max Med Mean Std
Weimus-körperlich
Zeit
97 0.0 30.0 15.0 13.1 8.4 29 0.0 15.0 4.0 6.4 6.1 Baseline
12 Monate 91 0.0 29.0 15.0 12.5 9.1 29 0.0 15.0 4.0 6.4 6.1
24 Monate 78 0.0 28.0 10.0 10.9 9.3 25 0.0 15.0 4.0 6.0 6.1
Weimus-kognitiv
Zeit
97 0.0 29.0 12.0 11.9 8.7 29 0.0 16.0 3.0 5.7 6.3 Baseline
12 Monate 91 0.0 32.0 12.0 11.8 9.2 29 0.0 16.0 3.0 5.7 6.3
24 Monate 78 0.0 29.0 11.0 11.2 9.5 25 0.0 16.0 2.0 5.7 6.3
Weimusgesamt Zeit
97 0.0 57.0 26.0 25.1 16.3 29 0.0 31.0 6.0 12.1 11.7 Baseline
12 Monate 91 0.0 59.0 25.0 24.3 17.4 29 0.0 31.0 6.0 12.1 11.7
24 Monate 78 0.0 57.0 24.0 22.2 18.1 25 0.0 31.0 6.0 11.7 11.9
45
Der FAMS (Functional Assessment of MS quality of life) ist ein Instrument zur
Selbsteinschätzung der Lebensqualität von Patienten mit Multipler Sklerose (Cella
et al. 1996). In den unten (siehe Tabelle 9) aufgeführten Subgruppen erreicht das
Patientenkollektiv von T0 bis T24 zu allen drei Assessmentzeitpunkten deutlich
höhere FAMS-Scores als das Kontrollkollektiv, was mit einer schlechteren
Lebensqualität einhergeht. Innerhalb der beiden kontrastierenden Gruppen
verändern sich die Werte von T0 bis T24 in den Subtests nur minimal. Es zeigt sich
also keine wesentliche Veränderung der Scores in den beiden Gruppen und auch
keine divergente Entwicklung zwischen den beiden Gruppen, was durch eine
fehlende Gruppe*Zeit-Interaktion statistisch belegt ist.
Tabelle 9: FAMS (Functional Assessment of MS quality of life): Gruppenvergleich des gesamten Patientenkollektivs (MS-
Patienten) vs. des Kontrollkollektivs (Kontrollen); N: Number (Patientenanzahl); Min: Minimalwert; Max: Maximalwert; Median:
Zentralwert; MW: Mittelwert; Std: Standardabweichung; FAMS-1: Summenwert in der Subskala „Denken und Müdigkeit“ im
Functional Assessment of MS quality of life (FAMS); FAMS-2: Summenwert in der Subskala “Mobilität“ im FAMS; FAMS-3:
Summenwert in der Subskala „Seelisches Wohlbefinden“ im FAMS; FAMS-4: Summenwert in der Subskala „Symptome“ im
FAMS; FAMS-5: Summenwert in der Subskala „Verhältnis zu Freunden, Bekannten und Familie“ im FAMS; FAMS-6:
Summenwert in der Subskala „allgemeine Zufriedenheit“ im FAMS; FAMS-7: Summenwert in der Subskala „Zusätzliche
Faktoren“ im Functional Assessment of MS quality of life“ im FAMS.
MS-Patienten Kontrollen
N Min Max Median Mean Std N Min Max Median Mean Std
FAMS-1 Zeit
96 0.0 34.0 12.5 13.0 8.7 29 0.0 24.0 3.0 5.7 6.7 Baseline
12 Monate 90 0.0 33.0 11.0 12.0 8.5 29 0.0 18.0 3.0 5.4 5.7
24 Monate 78 0.0 31.0 10.0 11.0 8.4 25 0.0 24.0 2.0 6.0 7.0
FAMS-2 Zeit
95 0.0 24.0 5.0 6.7 6.0 29 0.0 18.0 2.0 3.2 4.8 Baseline
12 Monate 90 0.0 24.0 4.0 6.1 6.1 29 0.0 15.0 1.0 2.3 3.9
24 Monate 78 0.0 26.0 4.5 6.0 5.9 25 0.0 18.0 2.0 3.4 5.1
FAMS-3 Zeit
96 0.0 22.0 4.0 5.7 4.9 29 0.0 26.0 2.0 3.4 5.0 Baseline
12 Monate 90 0.0 22.0 4.0 5.3 5.1 29 0.0 19.0 2.0 2.8 3.8
24 Monate 78 0.0 22.0 4.0 5.1 4.6 25 0.0 26.0 2.0 3.6 5.4
46
MS-Patienten Kontrollen
N Min Max Median Mean Std N Min Max Median Mean Std
FAMS-4 Zeit
95 0.0 23.0 5.0 6.5 6.0 29 0.0 15.0 2.0 3.7 4.4 Baseline
12 Monate 90 0.0 21.0 3.0 5.5 5.1 29 0.0 10.0 1.0 2.3 3.1
24 Monate 78 0.0 20.0 4.0 5.4 5.3 25 0.0 15.0 2.0 4.0 4.6
FAMS-5 Zeit
96 0.0 24.0 5.0 6.4 5.6 29 0.0 20.0 4.0 4.7 4.1 Baseline
12 Monate 90 0.0 19.0 4.0 6.0 5.6 29 0.0 18.0 4.0 4.5 4.2
24 Monate 78 0.0 19.0 6.0 6.4 5.5 25 0.0 20.0 4.0 4.6 4.2
FAMS-6 Zeit
95 0.0 22.0 7.0 7.4 5.5 29 0.0 19.0 4.0 5.9 5.8 Baseline
12 Monate 90 0.0 22.0 6.0 7.3 5.4 29 0.0 15.0 3.0 5.1 4.9
24 Monate 78 0.0 22.0 5.0 6.7 5.4 25 0.0 19.0 4.0 6.1 6.0
FAMS-7 Zeit
95 1.0 37.0 12.0 13.9 8.4 29 0.0 19.0 4.0 6.1 4.8 Baseline
12 Monate 89 0.0 32.0 12.0 12.0 7.5 29 0.0 19.0 4.0 5.9 4.6
24 Monate 78 0.0 37.0 13.0 13.7 8.1 25 0.0 19.0 4.0 6.0 5.1
In der Allgemeinen Depressionsskala (ADS), bei dem der Patient die Dauer von
Beeinträchtigungen durch depressive Affekte, körperliche Beschwerden, motorische
Hemmung und negative Denkmuster subjektiv beurteilen soll, zeigt sich für das
Patientenkollektiv ein durchweg höherer ADS-Score, als für das Kontrollkollektiv.
Sowohl innerhalb der Gruppe als auch im Gruppenvergleich fanden sich zu keinem
der drei Assessmentzeitpunkte relevanten Änderungen der ADS-Scores. Der
Grenzwert der das Vorliegen einer manifesten Depression darstellt, liegt bei 23
Punkten. 21% der MS-Patienten und 4% der Kontrollen haben diesen Wert zum
Zeitpunkt T24 überschritten (siehe Tabelle 10).
47
Tabelle 10: ADS (Allgemeine Depressionsskala): Gruppenvergleich des gesamten Patientenkollektivs (MS-Patienten) vs. des
Kontrollkollektivs (Kontrollen); N: Number (Patientenanzahl); Min: Minimalwert; Max: Maximalwert; Med = Median:
Zentralwert; MW: Mittelwert; Std: Standardabweichung; ADS-L (PR): Prozentrang in der ADS-L; ADS-L (S): Summenwert in
der Allgemeinen Depressionsskala (ADS-L); ADS-L (TW): T-Wert in der ADS-L.
MS-Patienten Kontrollen
N Min Max Med Mean Std N Min Max Med Mean Std
ADS-PR
Zeit
92 1.0 99.4 53.0 49.7 31.8 28 1.0 96.0 38.0 38.1 29.0 Baseline
12 Monate 90 1.0 99.4 48.0 47.5 30.7 29 1.0 96.0 38.0 38.7 28.7
24 Monate 77 1.0 98.0 45.0 47.9 30.8 24 1.0 96.0 38.0 38.7 31.3
ADS-S
Zeit
97 0.0 42.0 14.0 14.5 10.2 28 0.0 38.0 10.0 10.9 9.0 Baseline
12 Monate 90 0.0 45.0 12.0 14.0 10.1 29 0.0 38.0 10.0 11.3 9.1
24 Monate 77 0.0 39.0 10.0 13.2 9.5 24 0.0 38.0 10.0 11.2 9.8
ADS-TW
Zeit
92 10.0 75.0 51.0 49.1 11.9 28 24.0 67.0 47.0 45.4 10.7 Baseline
12 Monate 91 24.0 75.0 49.0 49.0 11.0 29 24.0 67.0 47.0 45.8 10.7
24 Monate 77 10.0 71.0 48.0 48.2 11.8 24 24.0 67.0 47.0 45.1 11.9
Die Epworth Sleepiness Scale (ESS), die ein Kurzfragebogen zur Erfassung der
Tagesschläfrigkeit (Johns 1991) ist, zeigt für das MS-Kollektiv sowie für das
Kontrollkollektiv keine relevanten Änderungen des Scores (siehe Tabelle 11). Es
liegt keine divergente Entwicklung zwischen den beiden Gruppen (MS-F und S-NF)
vor, was durch eine fehlende Gruppe*Zeit-Interaktion statistisch belegt ist. Die
statistische Analyse zeigt jedoch keinen signifikanten Gruppeneffekt. Details sind
Tabelle 11 zu entnehmen.
48
Tabelle 11: Epworth Sleepiness Scale (ESS): Gruppenvergleich des gesamten Patientenkollektivs (MS-Patienten) vs. des
Kontrollkollektivs (Kontrollen); N: Number (Patientenanzahl); Min: Minimalwert; Max: Maximalwert; Median: Zentralwert; MW:
Mittelwert; Std: Standardabweichung; ESS: Summenwert im Epworth Sleepiness Scale.
MS-Patienten Kontrollen
N Min Max Median Mean Std N Min Max Median Mean Std
ESS-RW Zeit
95 0.0 17.0 9.0 8.4 4.0 29 2.0 17.0 8.0 8.1 3.5 Baseline
12 Monate 90 1.0 17.0 7.0 7.7 3.9 29 2.0 17.0 8.0 8.1 3.5
24 Monate 76 1.0 19.0 9.0 8.2 3.8 25 2.0 16.0 7.0 7.5 3.4
3.1.2 Neuropsychologie Die TAP (Testbatterie zur Aufmerksamkeitsprüfung), ist in mehrere Subtests
gegliedert. Im Untertest Alertness waren die Werte für das Patientenkollektiv zur
Baseline sowie den beiden follow-up Untersuchungen (T12, T24) jeweils leicht
erhöht im Gegensatz zu den Werten des Kontrollkollektivs. Innerhalb der Gruppen
waren keine relevanten Unterschiede der Werte erkennbar. Details sind der Tabelle
12 zu entnehmen. Im Zeitverlauf waren in beiden Gruppen keine wesentlichen
Änderungen der Scores und ebenso keine divergenten Entwicklungen zwischen
den beiden Gruppen (P und K) ausfindig zu machen, was durch eine fehlende
Gruppe*Zeit-Interaktion statistisch belegt ist. Im Gruppenvergleich zeigt sich
ebenfalls keine statistische Signifikanz.
Tabelle 12: Testbatterie zur Aufmerksamkeitsprüfung (TAP): Gruppenvergleich des gesamten Patientenkollektivs (MS-
Patienten) vs. des Kontrollkollektivs (Kontrollen); N: Number (Patientenanzahl); Min: Minimalwert; Max: Maximalwert; Med: =
Median, Zentralwert; MW: Mittelwert; Std: Standardabweichung; TAP-AL-RW: Reaktionszeit (Rohwert des Medians in
Millisekunden) im Untertest „Alertness“ der TAP; TAP-AL-TW: Reaktionszeit (T-Wert des Medians in Millisekunden) im
Untertest „Alertness“ der TAP; TAP-AL-RW-STD: Standardabweichung der Reaktionszeit (Rohwert in Millisekunden) im
Untertest „Alertness“ der TAP; TAP-AL-TW-STD: Standardabweichung der Reaktionszeit (T-Wert in Millisekunden) im
Untertest „Alertness“ der TAP.
MS-Patienten Kontrollen
N Min Max Med Mean Std N Min Max Med Mean Std
TAP-AL- RW- M
Zeit
87 192.0 925.0 250.0 267.7 94.1 29 203.0 338.0 243.0 245.9 30.8 Baseline
24 Monate 77 199.0 807.0 247.0 268.2 84.5 25 203.0 338.0 244.0 247.9 30.8
49
MS-Patienten Kontrollen
N Min Max Med Mean Std N Min Max Med Mean Std
TAP-AL- TW- M
Zeit
76 20.0 67.0 45.0 44.7 9.5 29 32.0 60.0 47.0 46.3 7.0 Baseline
24 Monate 64 7.0 66.0 43.0 43.1 10.4 25 32.0 60.0 45.0 45.7 6.8
TAP-AL- TW- STD
Zeit
77 20.0 79.0 53.0 51.6 11.8 29 29.0 70.0 54.0 53.3 10.5 Baseline
24 Monate 63 12.0 79.0 55.0 52.8 12.8 25 29.0 71.0 53.0 53.2 10.6
TAP-AL- RW-STD
Zeit
87 15.0 330.0 31.0 42.2 38.7 29 15.0 122.0 27.0 35.8 23.1 Baseline
24 Monate 77 12.0 207.0 31.0 40.9 33.4 25 15.0 122.0 30.0 36.4 24.4
Der Untertest geteilte Aufmerksamkeit wird in einen visuellen und auditiven Teil
unterteilt. In der visuellen Teilaufgabe war die Leistung des Patientenkollektivs zu
den beiden Assessmentzeitpunkten T0 und T24 durchweg stabil, eine minimale
zeitliche Verbesserung bei der Bewältigung der Aufgabe ist ersichtlich. Die
Kontrollpersonen brauchten tendenziell länger um die Aufgabe zu lösen als das
MS-Patientenkollektiv und verschlechterten sich auch leicht von T0 auf T24 (siehe
Tabelle 13). Die zeitlichen Unterschiede innerhalb der Gruppen, sowie ein
signifikanter Gruppenunterschied waren ebenso wenig auszumachen, wie eine
divergente Entwicklung zwischen den beiden Gruppen MS-F und S-NF.
Tabelle 13: Testbatterie zur Aufmerksamkeitsprüfung (TAP): Gruppenvergleich des gesamten Patientenkollektivs (MS-
Patienten) vs. des Kontrollkollektivs (Kontrollen); N: Number (Patientenanzahl); Min: Minimalwert; Max: Maximalwert; Med: =
Median, Zentralwert; MW: Mittelwert; Std: Standardabweichung; TAP-GA-RW-M-V: Reaktionszeit für den visuellen Stimulus
(Rohwert des Median in Millisekunden) im Untertest „Geteilte Aufmerksamkeit“ der TAP; TAP-GA-TW-M-V: Reaktionszeit für
den visuellen Stimulus (T-Wert des Median) im Untertest „Geteilte Aufmerksamkeit“ der TAP; TAP-GA-RW-STD-V:
Standardabweichung der Reaktionszeit für den visuellen Stimulus (Rohwert in Millisekunden) im Untertest „Geteilte
Aufmerksamkeit“ der TAP; TAP-GA-TW-STD-V: Standardabweichung der Reaktionszeit für den visuellen Stimulus (T-Wert)
im Untertest „Geteilte Aufmerksamkeit“ der TAP.
VISUELL MS-Patienten Kontrollen
N Min Max Med Mean Std N Min Max Med Mean Std
TAP-GA-RW-M-V
Zeit
87 567.0 1083 750.0 770.7 107.6 29 621.0 1096 747.0 774.2 109.0 Baseline
24 Monate 77 526.0 1192 748.0 766.2 127.1 25 621.0 1096 744.0 782.0 115.7
50
VISUELL MS-Patienten Kontrollen
N Min Max Med Mean Std N Min Max Med Mean Std
TAP-GA-TW-M-V
Zeit
76 37.0 63.0 51.0 52.6 5.3 29 35.0 60.0 51.0 51.4 4.9 Baseline
24 Monate 61 24.0 96.0 52.0 53.9 10.6 25 35.0 63.0 51.0 51.6 5.7
TAP-GA-RW-STD–V
Zeit
87 73.0 469.0 177.0 201.0 94.7 29 78.0 404.0 154.0 177.2 79.0 Baseline
24 Monate 77 73.0 509.0 171.0 194.5 93.2 25 78.0 404.0 167.0 181.8 82.1
TAP-GA-TW-STD-V
Zeit
75 29.0 71.0 54.0 53.3 9.9 29 34.0 73.0 55.0 54.7 9.1 Baseline
24 Monate 61 12.0 90.0 55.0 53.5 13.0 25 34.0 73.0 54.0 54.3 9.4
Im auditiven Subtest wird das MS-Patientenkollektiv bei Vergleich der beiden
Assessmentzeitpunkte minimal langsamer. Auch schneidet das Patientenkollektiv
insgesamt schlechter ab, als das Kontrollkollektiv, welches sich von T0 auf T24
leicht verbessert. Ein statistischer Gruppeneffekt, signifikante Änderungen der
benötigten Zeit, oder eine divergente Entwicklung zeigen sich hingegen nicht. Für
Details siehe Tabelle 14. Bei Betrachtung der Auslassungen fällt auf, dass das MS-
Patientenkollektivs weniger Auslassungen hat, als das Kontrollkollektiv. Zudem
verbessert sich die Patientengruppe von während des Untersuchungszeitraumes.
Die Kontrollgruppe verbessert sich von T0 auf T24 nur minimal und hat insgesamt
mehr Auslassungen getätigt, als das Patientenkollektiv. Ansonsten zeigt die
statistische Analyse zu keinem Assessmentzeitpunkt einen relevanten
Gruppeneffekt, sowie auch keine wesentlichen Änderungen im Zeitverlauf in beiden
Gruppen. Es ist keine divergente Entwicklung zwischen der Patienten- und
Kontrollgruppe vorhanden. Die Gesamt-Fehlerzahl im MS-Kollektiv und im
Kontrollkollektiv verbesserte sich von T0 auf T24 leicht. Insgesamt sind diese
Veränderungen aber nicht relevant. Es besteht zu keiner Zeit ein relevanter
Gruppeneffekt, oder wesentliche Änderungen im Zeitverlauf in beiden Gruppen. Es
ist keine divergente Entwicklung zwischen der Patienten- und Kontrollgruppe
vorhanden. Details sind der Tabelle 14 zu entnehmen.
52
Tabelle 14: Testbatterie zur Aufmerksamkeitsprüfung (TAP): Gruppenvergleich des gesamten Patientenkollektivs (MS-
Patienten) vs. des Kontrollkollektivs (Kontrollen); N: Number (Patientenanzahl); Min: Minimalwert; Max: Maximalwert; Med =
Median: Zentralwert; MW: Mittelwert; Std: Standardabweichung; TAP-GA-RW-M-A: Reaktionszeit für den auditiven Stimulus
(Rohwert des Median in Millisekunden) im Untertest „Geteilte Aufmerksamkeit“ der TAP; TAP-GA-TW-M-A: Reaktionszeit für
den auditiven Stimulus (T-Wert des Median) im Untertest „Geteilte Aufmerksamkeit“ der TAP; TAP-GA-RW-STD-A:
Standardabweichung der Reaktionszeit für den auditiven Stimulus (Rohwert in Millisekunden) im Untertest „Geteilte
Aufmerksamkeit“ der TAP; TAP-GA-TW-STD-A: Standardabweichung der Reaktionszeit für den auditiven Stimulus (T-Wert)
im Untertest „Geteilte Aufmerksamkeit“ der TAP;; TAP-TW-G-A: Anzahl der Auslassungen (T-Wert) im Untertest „Geteilte
Aufmerksamkeit“ der TAP; TAP-TW-G-F: Anzahl der Fehler (T-Wert) im Untertest „Geteilte Aufmerksamkeit“ der TAP.
AUDITIV MS-Patienten Kontrollen
N Min Max Med Mean Std N Min Max Med Mean Std
TAP-GA-RW-M-A
Zeit
76 337.0 1106 583.0 583.3 131.5 29 392.0 650.0 546.0 545.4 77.2 Baseline
24 Monate 76 337.0 907.0 585.5 584.3 111.5 25 392.0 650.0 519.0 534.4 77.0
TAP-GA-RW-STD-A
Zeit
67 20.0 75.0 48.0 47.3 11.6 29 39.0 68.0 51.0 50.6 8.3 Baseline
24 Monate 59 10.0 93.0 47.0 47.2 14.2 25 39.0 68.0 53.0 51.7 8.3
TAP-GA-TW-M-A
Zeit
76 23.0 608.0 114.0 127.4 78.5 29 48.0 241.0 122.0 121.0 45.4 Baseline
24 Monate 76 51.0 358.0 105.0 122.4 63.9 25 48.0 241.0 123.0 124.3 47.5
TAP-GA-TW-STD-A
Zeit
67 20.0 67.0 50.0 47.3 7.7 29 28.0 56.0 50.0 48.2 5.9 Baseline
24 Monate 59 1.0 92.0 50.0 47.9 11.5 25 28.0 56.0 50.0 47.9 6.3
TAP-TW-G-A
Zeit
75 25.0 59.0 50.0 49.2 10.7 29 32.0 59.0 58.0 53.4 7.9 Baseline
24 Monate 63 0.0 59.0 50.0 45.3 18.3 25 32.0 59.0 58.0 52.8 8.3
TAP-TW-G-F
Zeit
75 23.0 57.0 56.0 48.9 9.1 29 27.0 57.0 48.0 48.1 9.4 Baseline
24 Monate 63 1.0 76.0 56.0 47.2 16.8 25 27.0 57.0 48.0 46.8 9.8
Im TAP-Untertest Flexibilität benötigte das Patientenkollektiv sowohl zum
Zeitpunkt T0 als auch T24 jeweils mehr Zeit zum Lösen der Aufgabe als das
Kontrollkollektiv, im Gruppenvergleich zeigt sich keine statistische Signifikanz.
Innerhalb der Gruppen waren keine relevanten Unterschiede der Werte zwischen
T0 und T24 erkennbar. Details sind der Tabelle 15 zu entnehmen. Im Zeitverlauf
waren in beiden Gruppen keine wesentlichen Änderungen der Scores und ebenso
53
keine divergenten Entwicklungen zwischen den beiden Gruppen (P vs. K) ausfindig
zu machen, was durch eine fehlende Gruppe*Zeit-Interaktion statistisch belegt ist.
Tabelle 15: Testbatterie zur Aufmerksamkeitsprüfung (TAP): Gruppenvergleich des gesamten Patientenkollektivs (MS-
Patienten) vs. des Kontrollkollektivs (Kontrollen); N: Number (Patientenanzahl); Min: Minimalwert; Max: Maximalwert; Med: =
Median, Zentralwert; MW: Mittelwert; Std: Standardabweichung; TAP-F-RW-M: Reaktionszeit (Rohwert des Median in
Millisekunden) im Untertest „Flexibilität“ der TAP; TAP-F-TW-M: Reaktionszeit (T-Wert des Median) im Untertest „Flexibilität“
der TAP; TAP-F-RW-STD: Standardabweichung der Reaktionszeit (Rohwert in Millisekunden) im Untertest „Flexibilität“ der
TAP; TAP-F-TW-STD: Standardabweichung der Reaktionszeit (T-Wert) im Untertest „Flexibilität“ der TAP; TAP-F-TW-F:
Anzahl der Fehler (T-Wert) im Untertest „Flexibilität“ der TAP.
MS-Patienten Kontrollen
N Min Max Med Mean Std N Min Max Med Mean Std
TAP-F-RW- M
Zeit
85 350.0 1825 660.0 740.8 296.8 29 454.0 928.0 645.0 643.8 91.2 Baseline
24 Monate 77 350.0 1746 654.0 722.7 267.7 25 454.0 928.0 648.0 643.0 92.1
TAP-F-RW-STD
Zeit
85 40.0 852.0 169.0 213.6 139.9 29 93.0 367.0 177.0 183.4 73.2 Baseline
24 Monate 77 39.0 1570 164.0 239.3 254.9 25 93.0 367.0 163.0 174.6 63.7
TAP-F- TW- M
Zeit
74 34.0 78.0 56.0 55.5 10.5 29 43.0 78.0 61.0 59.2 9.3 Baseline
24 Monate 60 14.0 262.0 57.0 59.2 29.2 25 43.0 78.0 61.0 59.4 9.3
TAP-F- TW-STD
Zeit
74 33.0 71.0 53.0 52.0 9.0 29 40.0 67.0 54.0 53.8 7.6 Baseline
24 Monate 60 16.0 468.0 54.0 61.1 54.8 25 40.0 67.0 56.0 54.4 7.3
TAP-F- TW- F
Zeit
73 37.0 65.0 59.0 55.7 9.6 29 39.0 65.0 65.0 58.7 8.8 Baseline
24 Monate 61 0.0 93.0 59.0 55.9 12.3 25 39.0 65.0 65.0 58.8 8.5
Im TAP-Subtest Exekutive Kontrolle, der mehrere Bereiche komplexer
Aufmerksamkeit erfasst, verbessert sich das Patientenkollektiv im Untertest „Blauer
Buchstabe“ minimal von Beginn der Untersuchung (T0) auf den
Untersuchungszeitpunkt T24. Allerdings benötigte das Patientenkollektiv im Ganzen
und zu beiden Assessmentzeitpunkten mehr Zeit zur Bewältigung der Aufgabe, als
das Kontrollkollektiv, welches sich zudem von T0 auf T24 ebenfalls leicht
verbesserte. Für den Untertest „Rote Zahl“, benötigte das Patientenkollektiv vom
Zeitpunkt T0 bis T24 etwas mehr Zeit zur Lösung der Aufgabe und verschlechterte
54
sich somit minimal. Im Vergleich mit dem Kontrollkollektiv, welches zu beiden
Assessmentzeitpunkten die Aufgabe ohne nennenswerte Zeitunterschiede
bewältigte, schnitt das Patientenkollektiv schlechter ab. Innerhalb der Gruppen
waren keine relevanten Unterschiede der Testergebnisse erkennbar. Details sind
der Tabelle 16 zu entnehmen. Im Zeitverlauf waren in beiden Gruppen keine
wesentlichen Änderungen der Scores und ebenso keine relevanten divergenten
Entwicklungen zwischen den beiden Gruppen (P und K) ausfindig zu machen, was
durch eine fehlende Gruppe*Zeit-Interaktion statistisch belegt ist. Im
Gruppenvergleich zeigt sich keine statistische Signifikanz. Im Patientenkollektiv fällt
die Anzahl der gestiegen Auslassungen vom Zeitpunkt T0 im Vergleich zum
Zeitpunkt T24 auf. Die Anzahl der Auslassungen im Kontrollkollektiv verändern sich
von T0 im Vergleich zu T24 nur minimal. Im Gruppenvergleich schneidet das
Patientenkollektiv zwar schlechter ab, zu keinem Zeitpunkt liegt jedoch ein
statistisch relevanter Gruppeneffekt vor. Es ist keine divergente Entwicklung
zwischen der Patientengruppe und der Kontrollgruppe im Beobachtungsverlauf
vorhanden. Die Gesamt-Fehlerzahl im Patientenkollektiv verschlechterte sich von
T0 auf T24 merklich, die Gesamt-Fehlerzahl im Kontrollkollektiv hingegen nur
minimal. Insgesamt sind diese Veränderungen aber nicht statistisch relevant. Es
besteht zu keiner Zeit ein relevanter Gruppeneffekt, eine wesentliche Änderung im
Zeitverlauf, oder eine divergente Entwicklung zwischen beiden Gruppen. Details
sind der Tabelle 16 zu entnehmen.
Tabelle 16: Testbatterie zur Aufmerksamkeitsprüfung (TAP): Gruppenvergleich des gesamten Patientenkollektivs (MS-
Patienten) vs. des Kontrollkollektivs (Kontrollen); N: Number (Patientenanzahl); Min: Minimalwert; Max: Maximalwert; Median:
Zentralwert; MW: Mittelwert; Std: Standardabweichung; TAP-EK-RW-M-BB: Reaktionszeit für den Stimulus „Blauer
Buchstabe“ (Rohwert des Median in Millisekunden) im Untertest „Exekutive Kontrolle“ der TAP; TAP-EK-RW-STD-BB:
Standardabweichung der Reaktionszeit für den Stimulus „Blauer Buchstabe“ (Rohwert in Millisekunden) im Untertest
„Exekutive Kontrolle“ der TAP; TAP-EK-RW-M-RZ: Reaktionszeit für den Stimulus „Rote Zahl“ (Rohwert des Median in
Millisekunden) im Untertest „Exekutive Kontrolle“ der TAP; TAP-EK-STD-RZ: Standardabweichung der Reaktionszeit für den
Stimulus „Rote Zahl“ (Rohwert in Millisekunden) im Untertest „Exekutive Kontrolle“ der TAP ; TAP-EK-RW-A: Anzahl der
Auslassungen (Rohwert) im Untertest „Exekutive Kontrolle“ der TAP; TAP-EK-RW-F: Anzahl der Fehler (Rohwert) im
Untertest „Exekutive Kontrolle“ der TAP.
MS-Patienten Kontrollen
N Min Max Med Mean Std N Min Max Med Mean Std
TAP- EK- RW- M-BB
Zeit
87 412.0 1111 625.0 645.6 129.6 28 456.0 883.0 588.5 614.5 100.4 Baseline
24 Monate 75 63.0 1089 637.0 644.2 153.7 24 456.0 883.0 575.0 612.1 107.3
55
MS-Patienten Kontrollen
N Min Max Med Mean Std N Min Max Med Mean Std
TAP- EK- RW- STD-BB
Zeit
87 53.0 445.0 140.0 164.5 80.0 28 90.0 224.0 131.0 138.8 36.1 Baseline
24 Monate 75 53.0 377.0 138.0 153.6 65.8 24 90.0 224.0 131.0 138.6 34.0
TAP- EK- RW- M-RZ
Zeit
87 452.0 1341 633.0 650.5 140.5 28 431.0 773.0 610.5 616.9 86.7 Baseline
24 Monate 75 365.0 1341 625.0 659.7 158.8 24 431.0 763.0 596.0 599.5 79.6
TAP- EK- RW- STD-RZ
Zeit
87 54.0 904.0 146.0 174.0 114.2 28 65.0 278.0 159.0 156.6 52.4 Baseline
24 Monate 75 24.0 904.0 127.0 155.1 110.9 24 65.0 231.0 148.0 143.8 42.6
TAP- EK- RW-A
Zeit
87 0.0 19.0 1.0 1.8 3.4 28 0.0 7.0 0.0 1.1 1.9 Baseline
24 Monate 74 0.0 193.0 0.5 4.4 22.5 24 0.0 7.0 0.0 1.0 1.8
TAP- EK- RW-F
Zeit
87 0.0 45.0 3.0 4.7 6.4 28 0.0 9.0 2.5 2.9 2.8 Baseline
24 Monate 74 0.0 703.0 2.0 12.8 81.5 24 0.0 9.0 3.0 3.1 2.9
Im TAP-Subtest Daueraufmerksamkeit, welcher eine Fokussierung der
Aufmerksamkeit auf eine Aufgabe über einen längeren Zeitraum verlangt,
verschlechterte sich das Patientenkollektiv von T0 bis T24 zu allen Testzeitpunkten
(0-5 Minuten, 5-10 Minuten, 10-15 Minuten) leicht. Das Kontrollkollektiv verbesserte
sich dagegen von der Baseline-Untersuchung (T0) auf die 2-Jahres Untersuchung
über die genannten Testzeitpunkte durchweg etwas. Im Gruppenvergleich fällt eine
bessere Leistung des Kontrollkollektivs zu allen Assessmentzeitpunkten im
Vergleich zum Patientenkollektiv auf. Ein relevanter Gruppeneffekt, wesentliche
Änderungen im Zeitverlauf, oder eine divergente Entwicklung zwischen den beiden
Gruppen bestehen jedoch nicht. Details sind der Tabelle 17 zu entnehmen.
56
Tabelle 17: Testbatterie zur Aufmerksamkeitsprüfung (TAP): Gruppenvergleich des gesamten Patientenkollektivs (MS-
Patienten) vs. des Kontrollkollektivs (Kontrollen); N: Number (Patientenanzahl); Min: Minimalwert; Max: Maximalwert; Med
=Median: Zentralwert; MW: Mittelwert; Std: Standardabweichung; TAP-DA-RW-M-05: Reaktionszeit im Zeitintervall 0-5
Minuten (Rohwert des Median in Millisekunden) im Untertest „Daueraufmerksamkeit“ der TAP; TAP-DA-RW-STD-05:
Standardabweichung der Reaktionszeit im Zeitintervall 0-5 Minuten (Rohwert in Millisekunden) im Untertest
„Daueraufmerksamkeit“ der TAP; TAP-DA-RW-M-510: Reaktionszeit im Zeitintervall 5-10 Minuten (Rohwert des Median in
Millisekunden) im Untertest „Daueraufmerksamkeit“ der TAP; TAP-DA-RW-STD-510: Standardabweichung der Reaktionszeit
im Zeitintervall 5-10 Minuten (Rohwert in Millisekunden) im Untertest „Daueraufmerksamkeit“ der TAP; TAP-DA-RW-M-1015:
Reaktionszeit im Zeitintervall 10-15 Minuten (Rohwert des Median in Millisekunden) im Untertest „Daueraufmerksamkeit“ der
TAP; TAP-DA-RW-STD-1015: Standardabweichung der Reaktionszeit im Zeitintervall 10-15 Minuten (Rohwert in
Millisekunden) im Untertest „Daueraufmerksamkeit“ der TAP; TAP-DA-RW-A: Anzahl der Auslassungen (Rohwert) im
Untertest „Daueraufmerksamkeit“ der TAP; TAP-DA-RW-F: Anzahl der Fehler (Rohwert) im Untertest „Daueraufmerksamkeit“
der TAP.
MS-Patienten
Kontrollen
N Min Max Med Mean Std N Min Max Med Mean Std
TAP-DA-RW-M-05
Zeit
85 399.0 838.0 577.0 589.8 98.8 28 427.0 859.0 611.5 619.8 112.5 Baseline
24 Monate 77 389.0 859.0 581.0 598.8 110.5 25 427.0 859.0 583.0 609.9 114.2
TAP-DA-RW-STD-05
Zeit
85 45.0 539.0 144.0 157.8 70.5 28 64.0 371.0 150.5 171.8 84.5 Baseline
24 Monate 76 61.0 290.0 127.5 140.8 55.0 25 64.0 352.0 136.0 157.1 80.3
TAP-DA-RW-M-510
Zeit
85 379.0 964.0 601.0 618.6 116.0 28 423.0 973.0 619.0 634.5 131.8 Baseline
24 Monate 77 46.0 977.0 619.0 622.3 132.3 25 423.0 973.0 604.0 626.5 134.4
TAP-DA-RW-STD-510
Zeit
85 43.0 395.0 137.0 154.2 69.1 28 58.0 340.0 142.5 163.5 79.2 Baseline
24 Monate 77 48.0 1126 149.0 175.8 134.2 25 58.0 340.0 145.0 161.4 77.9
TAP-DA-RW-M-1015
Zeit
85 403.0 1293 619.0 629.1 139.6 28 399.0 907.0 639.0 648.3 136.8 Baseline
24 Monate 75 365.0 954.0 630.0 633.8 111.4 25 441.0 907.0 605.0 640.0 136.9
TAP-DA-RW-STD-1015
Zeit
85 44.0 444.0 137.0 152.4 75.8 28 64.0 340.0 139.0 147.8 54.0 Baseline
24 Monate 76 12.0 1107 140.0 162.4 131.6 25 64.0 340.0 139.0 148.8 55.2
TAP-DA-RW-A
Zeit
85 0.0 35.0 7.0 9.0 7.7 28 1.0 21.0 6.0 8.6 6.6 Baseline
24 Monate 76 0.0 34.0 7.0 8.6 7.4 25 0.0 21.0 5.0 8.4 7.2
57
TAP-DA-RW-F
Zeit
85 0.0 56.0 5.0 10.0 12.2 28 0.0 24.0 4.5 6.3 6.5 Baseline
24 Monate 77 0.0 50.0 5.0 8.3 9.5 25 0.0 24.0 5.0 6.9 6.7
Im Paced Auditorial Serial Addition Test (PASAT), welcher die kognitive
Verarbeitungsgeschwindigkeit misst, verbesserte sich das Patientenkollektiv über
den Assessmentzeitraum von zwei Jahren, leicht. Das Kontrollkollektiv blieb im
Wesentlichen zwischen den Zeitpunkten T0 und T24 gleich, war aber dennoch
besser als das Patientenkollektiv. Allerdings bestand zu keinem Zeitpunkt ein
relevanter Gruppeneffekt, oder wesentliche Änderungen im Zeitverlauf in beiden
Gruppen. Es wurde keine divergente Entwicklung zwischen den beiden Gruppen
erkennbar. Details sind der Tabelle 18 zu entnehmen.
Tabelle 18: PASAT(Paced Auditorial Serial Addition Test): Gruppenvergleich des gesamten Patientenkollektivs (MS-
Patienten) vs. des Kontrollkollektivs (Kontrollen); N: Number (Patientenanzahl); Min: Minimalwert; Max: Maximalwert; Median:
Zentralwert; MW: Mittelwert; Std: Standardabweichung; Aufgelistet sind die Rohwerte des PASAT.
MS-Patienten Kontrollen
N Min Max Median Mean Std N Min Max Median Mean Std
PASAT Zeit
95 8.0 60.0 50.0 47.7 9.7 26 40.0 60.0 55.0 53.0 6.0 Baseline
12 Monate 90 19.0 60.0 51.0 48.1 9.8 27 40.0 60.0 55.0 52.8 5.9
24 Monate 78 17.0 60.0 53.0 50.4 8.7 25 40.0 60.0 55.0 52.6 6.2
Im visuellen und verbale Merkfähigkeitstest (VVM), der die kurz- und
mittelfristigen Behaltensleistungen im visuell-räumlichen und verbalen Bereich
testet, war das Patientenkollektiv, zu beiden Assessmentzeitpunkten, in der
unmittelbaren Abfrage bei beiden Unteraufgaben („Weg“ und „Bau“) schlechter, als
das Kontrollkollektiv. Nach zweistündiger Reproduktion der Unteraufgabe „Weg“
löste sowohl die Patientengruppe, als auch die Kontrollgruppe die Aufgaben zum
Zeitpunkt T24 schneller als zum Zeitpunkt T0. Bei der Abfrage des Untertests „Bau“
wurden beide Kollektive von T0 auf T24 langsamer. Zu keinem
Assessmentzeitpunkt war ein statistischer Gruppeneffekt, oder eine divergente
58
Entwicklung zwischen den beiden Gruppen (Patienten und Kontrollen)
auszumachen. Details siehe Tabelle 19. Tabelle 19: Visueller und Verbaler Merkfähigkeitstest (VVM): Gruppenvergleich des gesamten Patientenkollektivs (MS-
Patienten) vs. des Kontrollkollektivs (Kontrollen); N: Number (Patientenanzahl); Min: Minimalwert; Max: Maximalwert; Med =
Median: Zentralwert; MW: Mittelwert; Std: Standardabweichung; VVM-UR-PR-W: unmittelbare Reproduktion der Teilaufgabe
„WEG“ (Prozentrang) im VVM; VVM-UR-PR-B: unmittelbare Reproduktion der Teilaufgabe „ВAU“ (Prozentrang) im VVM;
VVM-2h-R-PR-W: Reproduktion der Teilaufgabe „WEG“ nach 2-stündigem Behaltensintervall (Prozentrang) im VVM; VVM-
2h-R-PR-B: Reproduktion der Teilaufgabe „ВAU“ nach 2-stündigem Behaltensintervall (Prozentrang) im VVM.
MS-Patienten
Kontrollen
N Min Max Med Mean Std N Min Max Med Mean Std VVM-UR-PR-W
Zeit
95 1.0 99.0 23.0 32.8 28.6 28 1.0 92.0 27.5 32.3 24.7 Baseline
24 Monate 76 0.0 108.0 25.5 34.9 31.2 25 1.0 92.0 25.0 30.1 24.8
VVM-UR-PR-B
Zeit
96 1.0 99.0 30.0 38.8 29.5 28 3.0 98.0 45.0 48.1 27.4 Baseline
24 Monate 77 1.0 99.0 38.0 43.3 29.4 25 3.0 98.0 38.0 46.2 30.1
VVM-2h-R-PR-W
Zeit
92 1.0 99.0 34.0 37.3 26.1 26 6.0 87.0 36.5 40.0 24.9 Baseline
24 Monate 77 3.0 31.0 17.0 17.4 6.8 25 10.0 30.0 20.0 19.5 4.4
VVM-2h-R-PR-B
Zeit
95 2.0 99.0 37.0 43.9 31.5 26 2.0 99.0 52.5 55.0 31.5 Baseline
24 Monate 75 1.0 98.0 48.0 48.8 29.4 25 2.0 99.0 47.0 52.4 33.7
Der Fragebogen erlebter Defizite der Aufmerksamkeit (FEDA), umfasst
verschieden Aufmerksamkeitsbereiche. In allen drei Aufmerksamkeitsbereichen,
„Ablenkbarkeit und Verlangsamung bei geistigen Prozessen“, „Ermüdung und Verlangsamung bei praktischen Tätigkeiten“ und „Antriebsminderung“
blieben die Werte innerhalb der beiden Gruppen konstant. Die MS-Patientengruppe
hatte insgesamt in allen drei erlebten Aufmerksamkeitsbereichen höhere Defizite,
als die Kontrollgruppe. Es bestanden zu keinem Zeitpunkt ein relevanter
Gruppeneffekt, noch wesentliche Änderungen im Zeitverlauf in beiden Gruppen. Es
ist auch keine divergente Entwicklung in den einzelnen Bereichen zwischen den
beiden Gruppen erkennbar. Details sind der Tabelle 20 zu entnehmen.
60
Tabelle 20: Fragebogen erlebter Defizite der Aufmerksamkeit (FEDA): Gruppenvergleich des gesamten Patientenkollektivs
(MS-Patienten) vs. des Kontrollkollektivs (Kontrollen); N: Number (Patientenanzahl); Min: Minimalwert; Max: Maximalwert;
Median: Zentralwert; MW: Mittelwert; Std: Standardabweichung; FEDA-AV (RW): Aufmerksamkeitsbereich „Ablenkbarkeit
und Verlangsamung bei geistigen Prozessen“ im FEDA (Rohwert); FEDA-AV (PR): Aufmerksamkeitsbereich „Ablenkbarkeit
und Verlangsamung bei geistigen Prozessen“ im FEDA (Prozentrang); FEDA-EV (RW): Aufmerksamkeitsbereich
„Ermüdbarkeit und Verlangsamung bei praktischen Tätigkeiten“ im FEDA (Rohwert); FEDA-EV (PR): Aufmerksamkeitsbereich
„Ermüdbarkeit und Verlangsamung bei praktischen Tätigkeiten“ im FEDA (Prozentrang); FEDA-A (RW):
Aufmerksamkeitsbereich „Antriebsminderung“ im FEDA (Rohwert); FEDA-A (PR): Aufmerksamkeitsbereich
„Antriebsminderung“ im FEDA (Prozentrang).
MS-Patienten Kontrollen
N Min Max Median Mean Std N Min Max Median Mean Std
FEDA: AV-RW
Zeit
96 20.0 65.0 53.0 50.9 10.5 29 28.0 64.0 56.0 54.7 8.0 Baseline
12 Monate 90 20.0 70.0 53.5 51.1 9.8 29 31.0 64.0 56.0 54.1 7.5
24 Monate 78 23.0 65.0 52.5 51.4 10.2 25 28.0 64.0 58.0 55.2 8.3
FEDA: AV-PR
Zeit
96 2.4 100.0 76.9 70.4 26.8 29 7.3 100.0 92.0 78.0 26.6 Baseline
12 Monate 90 2.4 100.0 76.9 70.7 25.3 29 7.3 100.0 92.0 78.0 26.6
24 Monate 78 6.5 100.0 76.9 70.7 27.0 25 1.3 100.0 92.0 77.4 28.5
FEDA: EV-RW
Zeit
96 17.0 40.0 33.0 31.9 6.8 29 19.0 40.0 38.0 35.3 5.3 Baseline
12 Monate 90 17.0 40.0 31.5 31.9 6.6 29 19.0 40.0 36.0 34.8 5.2
24 Monate 78 13.0 40.0 24.5 25.7 6.9 25 19.0 40.0 37.0 34.7 5.7
FEDA: EV-PR
Zeit
96 8.3 100.0 75.1 68.7 30.9 29 3.3 100.0 100.0 78.8 31.4 Baseline
12 Monate 90 8.3 100.0 65.1 67.5 30.8 29 3.3 100.0 100.0 78.8 31.4
24 Monate 78 1.8 100.0 36.7 40.7 29.4 25 0.0 100.0 100.0 70.9 39.3
FEDA: A-RW
Zeit
96 9.0 30.0 25.0 23.8 4.9 29 16.0 30.0 26.0 25.4 3.5 Baseline
12 Monate 90 8.0 30.0 24.0 23.9 4.8 29 16.0 30.0 25.0 24.8 3.2
24 Monate 78 6.0 30.0 28.0 26.2 4.4 25 16.0 30.0 26.0 25.7 3.8
61
MS-Patienten Kontrollen
N Min Max Median Mean Std N Min Max Median Mean Std
FEDA: A-PR
Zeit
96 2.4 100.0 76.9 67.6 29.3 29 6.0 100.0 76.9 75.9 27.6 Baseline
12 Monate 90 1.2 100.0 76.9 68.0 28.6 29 6.0 100.0 76.9 75.9 27.6
24 Monate 78 1.2 100.0 100.0 80.8 26.2 25 6.0 100.0 73.3 72.9 32.5
3.1.3 Persönlichkeitsprofil Das Persönlichkeitsprofil wurde durch das Freiburger Persönlichkeitsinventar (FPI) erfasst. In der Skala „Lebenszufriedenheit“ (FPI-R 1) zeigte das
Patientenkollektiv über den Untersuchungszeitraum etwas niedrigere Stanine-
Werte, als das Kontrollkollektiv und war somit ein wenig unzufriedener. Innerhalb
der Gruppen unterschieden sich die erreichten Stanine-Werte fast nicht
voneinander. Ein statistischer Gruppeneffekt und insbesondere auch divergente
Entwicklungen zwischen den beiden Gruppen sind zu keinem Zeitpunkt gegeben.
Auf der Skala „Soziale Orientierung“ (FPI-R 2) zeigte sich, dass sich Patienten-
und Kontrollkollektiv nahezu nicht voneinander unterscheiden. Ein statistisch
relevanter Unterschied, oder gar eine divergente Entwicklung zwischen den beiden
Gruppen ist weder zu T0 noch zu T24 gegeben. Auf der Skala
„Leistungsorientierung“ (FPI-R 3) zeigte sich bei T0 und T24, dass die
Patientengruppe etwas schwächer leistungsorientiert ist, als die Kontrollgruppe.
Innerhalb der Gruppen entwickelten sich die erreichten Stanine-Werte fast nicht
voneinander. Ein statistischer Gruppeneffekt oder eine divergente Entwicklung
zwischen den beiden Gruppen ist deshalb zu keinem Zeitpunkt gegeben. Auf der
Skala „Gehemmtheit“ (FPI-R 4), zeigte sich das Patientenkollektiv gehemmter als
das Kontrollkollektiv. Zwischen T0 und T24 unterschieden sich die erreichten
Stanine-Werte nicht relevant voneinander. Ein statistischer Gruppeneffekt oder eine
divergente Entwicklung zwischen den beiden Gruppen ist nicht gegeben. Auf der
Skala „Еrregbarkeit“ (FPI-R 5), erreicht die Patientengruppe zu beiden
Untersuchungszeitpunkten etwas höhere Stanine-Werte, als die Kontrollgruppe.
Zwischen T0 und T24 unterschieden sich die erreichten Stanine-Werte fast nicht
voneinander. Ein statistischer Gruppeneffekt oder eine divergente Entwicklung
zwischen den beiden Gruppen ist nicht gegeben. Auf der Skala „Aggressivität“
62
(FPI-R 6), zeigen die MS-Patienten sowohl zum Zeitpunkt T0, als auch zum
Zeitpunkt T24, ein im Vergleich zur Kontrollgruppe etwas erhöhtes aggressives
Potential. Ein statistischer Gruppeneffekt beziehungsweise eine divergente
Entwicklung zwischen den beiden Gruppen ist weder zu T0 noch zu T24 gegeben.
Auf der Skala „Вeanspruchung“ (FPI-R 7), empfindet das Patientenkollektiv zu
beiden Untersuchungszeitpunkten eine höhere Beanspruchung, als die
Kontrollgruppe. Ein statistischer Effekt zwischen den beiden Gruppen ist zu keinem
Zeitpunkt gegeben. Auf der Skala „Кörperliche Beschwerden“ (FPI-R 8), sind die
MS-Patienten zu beiden Assessmentzeitpunkten (T0 und T24) deutlich mehr
Beschwerden konfrontiert, als das Kontrollkollektiv. Ein statistischer Gruppeneffekt
oder eine divergente Entwicklung zwischen den beiden Gruppen ist zu keinem
Zeitpunkt gegeben. Auf der Skala „Gesundheitssorgen“ (FPI-R 9), zeigte sich,
dass sich die Patientengruppe zu beiden Untersuchungszeitpunkten
erstaunlicherweise weniger Sorgen über ihre Gesundheit machten, als die
Kontrollgruppe. Ein statistisch relevanter Gruppeneffekt oder eine divergente
Entwicklung zwischen den beiden Gruppen ist zu keinem Zeitpunkt gegeben. Bei
Betrachtung der Skala „Оffenheit“ (FPI-R 10), zeigte sich, dass die MS-Patienten
zu den Zeitpunkten T0 und T24 etwas weniger offen sind, als das Kontrollkollektiv.
Ein statistischer Gruppeneffekt ist jedoch zu keinem Zeitpunkt gegeben. Die
Patientengruppe erreichte zu beiden Untersuchungszeitpunkten auf der Skala
„Еxtraversion“ (FPI-R 11) etwas niedrigere Stanine-Werte, als die Kontrollgruppe,
aber ein statistischer Gruppeneffekt oder zwischen den beiden Gruppen ist zu
keinem Zeitpunkt gegeben. Auf der Skala „Еmotionalität“ des (FPI-R 12), zeigt
sich eine etwas geringere Emotionalität bei den MS-Patienten zu beiden
Untersuchungszeitpunkten, als bei den Kontrollen. Ein statistischer Gruppeneffekt
oder eine divergente Entwicklung zwischen den beiden Gruppen jedoch nicht
gegeben (Tabelle 21).
63
Tabelle 21: Freiburger Persönlichkeitsinventar (FPI-R): Gruppenvergleich des gesamten Patientenkollektivs (MS-Patienten)
vs. des Kontrollkollektivs (Kontrollen); N: Number (Patientenanzahl); Min: Minimalwert; Max: Maximalwert; Med = Median:
Zentralwert; MW: Mittelwert; Std: Standardabweichung; FPI-R 1: Stanine-Wert in der Skala „Lebenszufriedenheit“ des
Freiburger Persönlichkeitsinventars (FPI-R); FPI-R 2: Stanine-Wert in der Skala „Soziale Orientierung“ des FPI-R; FPI-R 3:
Stanine-Wert in der Skala „Leistungsorientierung“ des FPI-R; FPI-R 4: Stanine-Wert in der Skala „Gehemmtheit“ des FPI-R;
FPI-R 5: Stanine-Wert in der Skala „Еrregbarkeit“ des FPI-R; FPI-R 6: Stanine-Wert in der Skala „Aggressivität“ des FPI-R;
FPI-R 7: Stanine-Wert in der Skala „Вeanspruchung“ des FPI-R; FPI-R 8: Stanine-Wert in der Skala „Кörperliche
Beschwerden“ des FPI-R; FPI-R 9: Stanine-Wert in der Skala „Gesundheitssorgen“ des FPI-R; FPI-R 10: Stanine-Wert in der
Skala „Оffenheit“ des FPI-R; FPI-R 11: Stanine-Wert in der Skala „Еxtraversion“ des FPI-R; FPI-R 12: Stanine-Wert in der
Skala „Еmotionalität“ des FPI-R.
MS-Patienten Kontrollen
N Min Max Med Mean Std N Min Max Med Mean Std
FPI-R1 Zeit
91 1.0 9.0 5.0 5.1 2.1 29 3.0 9.0 6.0 5.9 1.6 Baseline
24 Monate 78 1.0 9.0 5.0 4.9 2.1 25 3.0 8.0 6.0 5.8 1.5
FPI-R2 Zeit
91 2.0 9.0 6.0 6.0 1.6 29 1.0 9.0 7.0 6.2 1.8 Baseline
24 Monate 78 2.0 9.0 6.0 6.0 1.7 25 1.0 9.0 6.0 6.1 1.8
FPI-R3 Zeit
91 1.0 9.0 5.0 4.9 1.8 29 2.0 8.0 5.0 5.2 1.4 Baseline
24 Monate 78 2.0 9.0 5.0 4.8 1.9 25 2.0 8.0 5.0 5.2 1.3
FPI-R4 Zeit
91 1.0 9.0 6.0 5.5 2.0 29 1.0 9.0 4.0 5.0 2.1 Baseline
24 Monate 78 1.0 9.0 5.0 5.1 2.0 25 1.0 9.0 4.0 5.1 2.0
FPI-R5 Zeit
91 1.0 9.0 6.0 5.5 1.9 29 1.0 9.0 5.0 4.8 1.9 Baseline
24 Monate 78 1.0 9.0 5.0 5.2 1.8 25 1.0 9.0 5.0 5.0 1.9
FPI-R6 Zeit
91 1.0 9.0 5.0 4.5 1.8 29 1.0 8.0 4.0 4.3 1.6 Baseline
24 Monate 77 1.0 8.0 5.0 4.5 1.8 25 1.0 8.0 4.0 4.2 1.6
FPI-R7 Zeit
91 1.0 9.0 5.0 5.3 2.0 29 2.0 9.0 5.0 4.9 1.9 Baseline
24 Monate 78 1.0 9.0 5.0 5.2 1.9 25 2.0 9.0 5.0 4.9 2.1
FPI-R8 Zeit
91 1.0 9.0 6.0 5.8 2.0 29 1.0 9.0 5.0 4.6 1.8 Baseline
24 Monate 78 1.0 9.0 6.0 5.5 2.1 25 1.0 9.0 4.0 4.3 1.9
64
MS-Patienten Kontrollen
N Min Max Med Mean Std N Min Max Med Mean Std
FPI-R9 Zeit
91 1.0 9.0 5.0 4.5 1.8 29 1.0 9.0 5.0 5.0 2.1 Baseline
24 Monate 78 1.0 9.0 4.0 4.5 1.7 25 1.0 9.0 5.0 4.8 2.2
FPI-R10 Zeit
91 2.0 9.0 5.0 4.9 1.7 29 1.0 9.0 6.0 5.4 2.0 Baseline
24 Monate 78 1.0 9.0 5.0 4.9 1.8 25 1.0 9.0 6.0 5.2 2.1
FPI-R11 Zeit
91 1.0 9.0 5.0 4.6 1.7 29 2.0 8.0 5.0 5.3 1.6 Baseline
24 Monate 78 1.0 9.0 5.0 4.9 2.0 25 3.0 8.0 5.0 5.4 1.5
FPI-R12 Zeit
91 1.0 9.0 6.0 5.5 2.0 29 1.0 8.0 5.0 4.3 1.6 Baseline
24 Monate 78 1.0 9.0 5.0 5.3 1.9 25 1.0 8.0 5.0 4.2 1.9
Der Freiburger Fragebogen zur Krankheitsverarbeitung in Selbstbeurteilung (FKV-SE), der die subjektive Einschätzung der Krankheitsverarbeitung darstellen
soll, zeigte für die Subskala „Depressive Verarbeitung“ (FKV-SE f1) zu beiden
Untersuchungszeitpunkten, ein nicht-relevant schlechteres Coping an. Im
Zeitverlauf veränderten sich die erreichten Stanine-Werte in beiden Gruppen nicht
voneinander. Ein statistischer relevanter Gruppeneffekt oder eine divergente
Entwicklung zwischen den beiden Gruppen ist zu keinem Zeitpunkt gegeben. Auf
der Subskala „Aktives problemorientiertes Coping“ (FKV-SE f2), schnitt die MS-
Patientengruppe zu beiden Assessmentzeitpunkten (T0 und T24) wieder etwas
schwächer ab als die Kontrollgruppe. Dabei haben beide Gruppen ein Coping-
Muster im mittelmäßig aktivem Bereich. Auch im Gruppenvergleich unterschieden
sich die erreichten Stanine-Werte nicht relevant voneinander. Ein statistischer
Gruppeneffekt oder eine divergente Entwicklung zwischen den beiden Gruppen ist
zu keinem Zeitpunkt gegeben. Auf der Subskala „Ablenkung und Selbstaufbau“ (FKV-SE f3), unterscheiden sich die MS-Patienten und die Kontrollen zu beiden
Assessmentzeitpunkten (T0 und T24) nicht relevant voneinander. Beide Gruppen
haben bewerten ihre „Ablenkungs- und Selbstaufbau-Fähigkeiten“ mit „mittelmäßig“.
Auch im Gruppenvergleich sind die erreichten Stanine-Werte vergleichbar. Ein
statistischer Gruppeneffekt oder eine divergente Entwicklung zwischen den beiden
65
Gruppen ist zu keinem Zeitpunkt gegeben. Auf der Subskala „Religiosität und Sinnsuche“ (FKV-SE f4), unterscheidet sich das Patientenkollektiv und das
Kontrollkollektiv zu beiden Assessmentzeitpunkten fast nicht voneinander. Beide
Gruppen bewerten den Stellenwert für dieses Item als „mittelmäßig. Ein statistischer
Gruppeneffekt oder eine divergente Entwicklung zwischen den beiden Gruppen ist
zu keinem Zeitpunkt gegeben. Auf der Subskala „Вagatellisierung und Wunschdenken“ (FKV-SE f5), haben die MS-Patienten zu beiden
Assessmentzeitpunkten eine geringere subjektive Tendenz zur Bagatellisierung und
zum Wunschdenken erkennen lassen, als das Kontrollkollektiv. Im
Gruppenvergleich unterschieden sich die erreichten Stanine-Werte fast nicht
voneinander. Ein statistisch relevanter Gruppeneffekt oder gar eine divergente
Entwicklung zwischen den beiden Gruppen ist zu keinem Analysezeitpunkt
gegeben (Tabelle 22).
Tabelle 22: Krankheitsverarbeitung in Selbstbeurteilung: Gruppenvergleich des gesamten Patientenkollektivs (MS-Patienten)
vs. des Kontrollkollektivs (Kontrollen); N: Number (Patientenanzahl); Min: Minimalwert; Max: Maximalwert; Median:
Zentralwert; MW: Mittelwert; Std: Standardabweichung; FKV-SE f1: Skala „Depressive Verarbeitung“ (Mittelwert der Item-
Rohwerte) im Freiburger Fragebogen zur Krankheitsverarbeitung in Selbstbeurteilung (FKV-SE); FKV-SE f2: Skala „Aktives
problemorientiertes Coping“ (Mittelwert der Item-Rohwerte) im FKV-SE; FKV-SE f3: Skala „Ablenkung und Selbstaufbau“
(Mittelwert der Item-Rohwerte) im FKV-SE; FKV-SE f4: Skala „Religiosität und Sinnsuche“ (Mittelwert der Item-Rohwerte) im
FKV-SE; FKV-SE f5: Skala „Вagatellisierung und Wunschdenken“ (Mittelwert der Item-Rohwerte) im FKV-SE.
MS-Patienten Kontrollen
N Min Max Median Mean Std N Min Max Median Mean Std
FKV-SE f1 Zeit
97 1.0 3.8 2.0 2.1 0.7 29 1.2 4.4 2.0 2.2 0.8 Baseline
12 Monate 90 1.0 4.2 2.0 2.0 0.7 29 1.2 4.4 2.0 2.2 0.8
24 Monate 78 1.0 4.8 1.9 2.0 0.7 25 1.0 4.4 2.0 2.1 0.8
FKV-SE f2 Zeit
97 1.2 5.0 3.2 3.2 0.8 29 2.4 5.0 3.4 3.6 0.7 Baseline
12 Monate 90 1.0 4.8 3.0 2.9 0.8 29 2.4 5.0 3.4 3.6 0.7
24 Monate 78 1.0 5.0 2.9 2.9 0.8 25 2.0 5.0 3.4 3.4 0.8
66
MS-Patienten Kontrollen
N Min Max Median Mean Std N Min Max Median Mean Std
FKV-SE f3 Zeit
97 1.0 5.0 3.0 3.1 0.8 29 2.0 5.0 3.6 3.4 0.7 Baseline
12 Monate 90 1.2 5.0 3.2 3.1 0.7 29 2.0 5.0 3.6 3.4 0.7
24 Monate 78 1.0 5.0 3.0 3.0 0.7 25 1.6 5.0 3.4 3.3 0.8
FKV-SE f4 Zeit
97 1.2 5.0 2.8 2.8 0.8 29 1.2 4.6 2.8 2.9 0.8 Baseline
12 Monate 90 1.2 4.8 2.6 2.8 0.8 29 1.2 4.6 2.8 2.9 0.8
24 Monate 78 1.2 5.0 2.6 2.6 0.8 25 1.2 4.6 2.4 2.7 0.9
FKV-SE f5 Zeit
97 1.0 5.0 2.0 2.0 0.9 29 1.0 3.7 1.7 1.9 0.8 Baseline
12 Monate 90 1.0 5.0 1.6 2.0 0.9 29 1.0 3.7 1.7 1.9 0.8
24 Monate 78 1.0 4.7 1.7 1.9 0.8 25 1.0 3.7 1.6 1.7 0.7
67
3.2 Zweite Betrachtungsebene: Gesamtkollektiv der MS-‐Patienten ohne Fatigue (MS-‐NF) vs. Gesamtkollektiv der MS-‐Patienten mit Fatigue (MS-‐F)
3.2.1 Klinisch-‐behaviorale Parameter Die Stratifizierung der MS-Patienten in die beiden Betrachtungsgruppen (MS-
Fatigue (MS-F) und MS-Non-Fatigue (MS-NF) erfolgte mit Hilfe des WEIMuS
(Würzburger Erschöpfungsinventar bei Multipler Sklerose). Im WEIMuS liegt der
Grenzwert für Fatigue auf der Gesamtskala bei einem Summenwert von 32
Punkten. MS-Patienten, die diesen Grenzwert überschritten, wurden der Subgruppe
MS-F zugeordnet.
In der T24-Untersuchung wurden von insgesamt 77 Patienten, 54 Patienten der
Non-Fatigue-Gruppe zugeordnet (70%) und 23 Patienten der Fatigue-Gruppe
(30%).
Bei der statistischen Untersuchung der subjektiv empfunden Symptome zeigen
sich im Zeitraum T0 bis T24, trotz jeweils etwas schönerer Werte in der MS-
Fatigue-Gruppe, zu keiner der abgefragten Items (Ataxie, Parese,
Sensibilitätsstörung, Blasenstörung, Visus und Kognition) keinerlei statistisch
signifikante Werte (vgl. Tabelle 23).
Tabelle 23: Subjektiv empfundene Symptome: Gruppenvergleich der Patienten mit Multipler Sklerose (MS) ohne Fatigue (MS-
NF) vs. die MS-Patienten mit Fatigue (MS-F); N: Number (Patientenanzahl); Min: Minimalwert; Max: Maximalwert; Median:
Zentralwert; MW: Mittelwert; Std: Standardabweichung; Parese: Anteil der MS-Patienten ohne bzw. mit subjektiv
empfundener Parese; Sensibilitätsstörung: Anteil der MS-Patienten ohne bzw. mit subjektiv empfundener Sensibilitätsstörung;
Blasenstörung: Anteil der MS-Patienten ohne bzw. mit subjektiv empfundener Blasenstörung; Visuseinschränkung : Anteil
der MS-Patienten ohne bzw. mit subjektiv empfundener Visuseinschränkung; kognitive Probleme: Anteil der MS-Patienten
ohne bzw. mit subjektiv empfundenen Problemen.
MS-NF MS-F
N Min Max Median Mean Std N Min Max Median Mean Std
Ataxie subjektiv
Zeit
55 0.0 1.0 0.0 0.3 0.5 39 0.0 1.0 1.0 0.7 0.5 Baseline
12 Monate 55 0.0 1.0 0.0 0.3 0.4 36 0.0 1.0 1.0 0.8 0.4
24 Monate 54 0.0 1.0 0.0 0.3 0.4 23 0.0 1.0 1.0 0.8 0.4
68
MS-NF MS-F
N Min Max Median Mean Std N Min Max Median Mean Std
Parese subjektiv
Zeit
55 0.0 1.0 0.0 0.1 0.4 39 0.0 1.0 0.0 0.5 0.5 Baseline
12 Monate 55 0.0 1.0 0.0 0.1 0.3 36 0.0 1.0 0.0 0.4 0.5
24 Monate 54 0.0 1.0 0.0 0.1 0.4 23 0.0 1.0 1.0 0.6 0.5
Sensibilitäts-störungen subjektiv
Zeit
55 0.0 1.0 1.0 0.6 0.5 39 0.0 1.0 1.0 0.8 0.4 Baseline
12 Monate 55 0.0 1.0 0.0 0.5 0.5 36 0.0 1.0 1.0 0.6 0.5
24 Monate 54 0.0 1.0 0.0 0.4 0.5 23 0.0 1.0 1.0 0.6 0.5
Blasenstörung subjektiv
Zeit
55 0.0 1.0 0.0 0.1 0.4 39 0.0 1.0 0.0 0.2 0.4 Baseline
12 Monate 55 0.0 1.0 0.0 0.1 0.3 36 0.0 1.0 0.0 0.3 0.5
24 Monate 54 0.0 1.0 0.0 0.1 0.3 23 0.0 1.0 0.0 0.3 0.4
Visus subjektiv
Zeit
55 0.0 1.0 0.0 0.2 0.4 39 0.0 1.0 0.0 0.4 0.5 Baseline
12 Monate 55 0.0 1.0 0.0 0.1 0.3 36 0.0 1.0 0.0 0.4 0.5
24 Monate 54 0.0 1.0 0.0 0.1 0.3 23 0.0 1.0 0.0 0.3 0.5
Kognition subjektiv
Zeit
55 0.0 1.0 0.0 0.2 0.4 39 0.0 1.0 0.0 0.5 0.5 Baseline
12 Monate 55 0.0 1.0 0.0 0.2 0.4 36 0.0 1.0 1.0 0.5 0.5
24 Monate 54 0.0 1.0 0.0 0.1 0.3 23 0.0 1.0 0.0 0.5 0.5
Die Anzahl der Krankheitsschübe wurden jeweils zu den Zeiträumen T0, T0-12
und T12-T24 ausgewertet. Zu Beginn der Studie lag die Gesamt-Patientenzahl bei
102 Individuen. Zum Zeitpunkt T0 hatte die Mehrheit der Patientenkollektivs (n=34)
zwei Schübe gehabt. Davon waren 53% der Non-Fatigue Patienten (n=18) und 47%
Fatigue Patienten (n=16) gewesen, woraus sich kein systematischer Unterschied
ablesen lässt. Zwanzig Patienten hatten bei Einschluss der Studie einen Schub
erlebt, wovon 75% Non-Fatigue Patienten und 25% Fatigue Patienten sind.
Fünfzehn Patienten gaben drei Schübe an, wovon 53% Non-Fatigue Patienten und
69
47% Fatigue Patienten waren. Neun Patienten hatten bis dato vier Schübe, wovon
67% Non-Fatigue Patienten und 33% Fatigue Patienten waren. Vier Patienten
hatten zur Baseline bereits fünf Schübe erlebt (NF: 75%; F: 25%). Jeweils zwei
Patienten erlebten sechs Schübe (NF: 100%; F:0 %), sieben Schübe (NF: 50%; F:
50 %) und zehn Schübe (NF: 100%; F: 0%). Jeweils ein Patient erlebt 15 Schübe
(NF: 0%; F: 100%) und 40 Schübe (NF: 0%; F: 100%).
Im Zeitraum T0 bis T12 waren insgesamt 91 Patienten in der betrachteten Gruppe
eingeschlossen. Davon erlebten 33 Patienten keinen einzigen Schub (NF: 67%; F:
33%). Sechsundzwanzig Patienten erlebten einen Schub (NF: 54%; F: 46%).
Dreiundzwanzig Patienten erlebten zwei Schübe (NF: 61%; F: 39%). Sieben
Patienten hatten drei Schübe (NF: 57%; F: 43%) und zwei Patienten erlebten vier
Schübe (NF: 50%; F: 50%).
Während des Beobachtungszeitraumes T12 bis T24 lag die Summe des gesamten
Patientenkollektivs bei 77 Patienten. Die Anzahl der Patienten ohne Schub erhöhte
sich auf 47. Zwanzig Patienten erlebten während dieses Zeitraums einen Schub
(NF: 65%; F: 35%). Sechs Patienten erlebten zwei Schübe (NF: 67%; F: 33%), zwei
Patienten erlebten drei Schübe (NF: 0%; F: 100%) und jeweils ein Patient erlebte
vier (NF: 100%; F: 0%) und fünf Schübe (NF: 100%; F: 0%). Details siehe
Abbildung 11.
Abbildung 11: Krankheitsschübe zum Untersuchungszeitpunkt T24. Patienten-Schub: Patienten, die zwischen dem Zeitraum
T1 und T24 einen oder mehrere MS-Schübe hatten. Patienten-gesamt: alle Patienten, die zwischen dem Zeitraum T1 und
T24 an der Studie teilnahmen. x-Achse: Patienten mit MS-Schüben und die Gesamtzahl der Patienten zum Zeitpunkt T24. y-
Achse: Anzahl der betrachteten Patientengruppen.
0
20
40
60
80
100
PaNenten -‐ Schub PaNenten -‐ gesamt Patienten
Anzahl
70
Die Krankheitsdauer für das Patientenkollektiv betrug im Schnitt zu den
Zeitpunkten T0 3,9 Jahre (±4,6), T12 4,8 Jahre (±4,7) und T24 6,2 Jahre (±4,7).
Unterteilt man das Gesamtkollektiv der Patienten noch in die Untergruppen Fatigue
und Non-Fatigue ergibt sich folgendes Bild: in der Patientengruppe ohne Fatigue
beträgt die Krankheitsdauer zu Beginn der Studie 3,6 Jahre (±4,3), nach 12
Monaten 4,2 Jahre (±3,7) und nach 24 Monaten 6,1 Jahre (±4,4). In der
Untergruppe Fatigue beläuft sich die Krankheitsdauer auf 3,9 Jahre (±4,6) zum
Zeitpunkt T0 auf 4,8 Jahre (±4,7) zum Zeitpunkt T12 und auf 6,2 Jahre (±4,7) zum
Zeitpunkt T24.
In die Betrachtung des Bildungsniveaus zu Beginn der Studie flosseninsgesamt95
Patienten ein. Hiervon hatten 21 Patienten die Hauptschule (HS) besucht (MS-NF:
n=7; 12.5% vs. MS-F: n=14; 35.9%), 37 Patienten die Realschule (RS) (MS-NF:
n=24; 42.68% vs. MS-F: n=13; 13.33%) und 37 Patienten das Gymnasium (G) (MS-
NF: n=25; 44.64% vs. MS-F: n=12; 33.77%). Somit zeigte sich ein
dysproportioniertes Überwiegen der Hauptschüler in der Fatigue-Gruppe (MS-F),
während Gymnasiasten und Realschüler in gleichem Ausmaß in der Non-Fatigue-
Gruppe (MS-NF) überwogen.
Der EDSS (Extended Disability Status Scale), welcher das Ausmaß des
Behinderungsgrades, sowie im Zeitverlauf Veränderungen der Erkrankungsschwere
misst zeigte, dass sich die MS-NF Gruppe zu allen drei Untersuchungszeitpunkten
gegenüber der MS-F Patientengruppe nur um 0,6 – 0,8 Punkte niedriger lag. Der
Vergleich zwischen den beiden Gruppen war zu keinem Zeitpunkt signifikant
(Abbildung 12).
Krankheitsprogression
Zeit0.8
1.0
1.2
1.4
1.6
1.8
2.0
2.2
T0 T12 T24
EDSS MS-F Mean mit Fatigue
MS-NF Mean ohne Fatigue
71
Abbildung 12: Krankheitsprogression (EDSS) im Zeitverlauf T0, Baseline; T12, nach 12 Monaten; T24, nach 24 Monaten.
Innerhalb der beiden Gruppen lag keine Progredienz im Beobachtungszeitraum T0
–T24 vor. Ebenso lag keine divergente Entwicklung zwischen den beiden Gruppen
vor, was durch eine fehlende Gruppe*Zeit-Interaktion belegt ist. Details siehe
Tabelle 24.
Tabelle 24: EDSS (Extended Disability Status Scale): Gruppenvergleich der Patienten mit Multipler Sklerose (MS) ohne
Fatigue vs. die MS-Patienten mit Fatigue; N: Number (Patientenanzahl); Min: Minimalwert; Max: Maximalwert; Med = Median:
Zentralwert; MW: Mittelwert; Std: Standardabweichung; EDSS: Wert auf der Expanded Disability Status Scale.
MS-NF MS-F
N Min Max Med Mean Std N Min Max Med Mean Std
EDSS Zeit
56 0.0 3.5 1.0 1.2 1.1 34 0.0 3.5 2.0 2.0 1.1 Baseline
12 Monate 55 0.0 3.5 1.0 1.2 1.1 36 0.0 3.5 1.8 1.8 0.9
24 Monate 54 0.0 3.0 1.0 0.9 1.0 23 0.0 3.0 1.5 1.7 0.9
Im 25FWT (25 feet walk test), einem Teil des MFSC, welcher der Beurteilung der
Gehfähigkeit dient, beendete das Patientenkollektiv ohne Fatigue beide Versuche
jeweils um rund eine Sekunde früher, als das Patientenkollektiv mit Fatigue. Diese
Effekte erwiesen sich im Gruppenvergleich jedoch zu keinem Assessmentzeitpunkt
als statistisch relevant. Ebenso lag keine divergente Entwicklung im
Beobachtungszeitraum T0 bis T24 zwischen den beiden Gruppen vor, was
statistisch durch eine fehlende Gruppe*Zeit Interaktion belegt ist (Details siehe
Tabelle 25).
Tabelle 25: 25FWT (25 feet walk Test): Gruppenvergleich der Patienten mit Multipler Sklerose (MS) ohne Fatigue vs. die MS-
Patienten mit Fatigue; N: Number (Patientenanzahl); Min: Minimalwert; Max: Maximalwert; Median: Zentralwert; MW:
Mittelwert; Std: Standardabweichung; 25FWT: Score im 25-foot Timed Walk Test.
72
MS-NF MS-F
N Min Max Median Mean Std N Min Max Median Mean Std
25FWT1
Zeit
55 2.5 8.5 5.0 5.3 1.1 40 3.1 14.0 5.9 6.1 2.0 Baseline
12 Monate
55 3.0 20.0 5.0 5.4 2.3 36 3.7 14.0 5.9 6.1 1.8
24 Monate
54 3.0 11.4 5.0 5.1 1.4 23 3.0 22.2 5.8 6.5 3.8
25FWT2 Zeit
55 2.3 9.0 5.0 5.2 1.3 40 3.3 14.0 5.5 5.8 2.0 Baseline
12 Monate 55 3.0 18.0 5.0 5.2 2.0 36 3.4 14.0 5.6 5.8 1.8
24 Monate 54 3.0 12.6 5.0 5.1 1.5 23 3.5 20.7 5.7 6.4 3.5
Der 9 Hole Peg Test (9HPT), welcher der quantitativen Erfassung von
Funktionsstörungen des Armes oder der Hand (Goodkin et al. 1988) dient, zeigte
für die MS-NF Gruppe ein weitgehend homogenes Bild. In den zwei Versuchen mit
der dominanten Hand variiert die benötigte Zeit zur Lösung der Aufgabe bei den
MS-NF Patienten über den Studienzeitraum nur minimal. Ebenso in den Versuchen
mit der nicht-dominanten Hand. In der Patientengruppe mit Fatigue fallen zu allen
Zeitpunkten in den jeweils zwei Versuchen mit der dominanten und nicht
dominanten Hand geringfügig größere Zeitdifferenzen auf, die jedoch keinen
statistischen Einfluss besitzen. Zu keinem Untersuchungszeitpunkt ist ein statistisch
relevanter Gruppeneffekt ersichtlich (Details siehe Tabelle 26).
Tabelle 26: 9HPT (Nine Hole Peg Test): Gruppenvergleich der Patienten mit Multipler Sklerose (MS) ohne Fatigue vs. die
MS-Patienten mit Fatigue; N: Number (Patientenanzahl); Min: Minimalwert; Max: Maximalwert; Median: Zentralwert; MW:
Mittelwert; Std: Standardabweichung; 9HPT: z-Score im Nine-Hole Peg Test; 9HPTDH: Nine-HolePeg Test durchgeführt mit
der dominanten Hand; 9HPTNDH: Nine-HolePeg Test durchgeführt mit der nicht-dominanten Hand; 9HPTDH2: Nine-HolePeg
Test durchgeführt mit der dominanten Hand - Versuch 2; 9HPTNDH2: Nine-HolePeg Test durchgeführt mit der nicht-
dominanten Hand – Versuch 2.
MS-NF MS-F
N Min Max Median Mean Std N Min Max Median Mean Std
73
MS-NF MS-F
N Min Max Median Mean Std N Min Max Median Mean Std
9HPTDH1 Zeit
97 13.2 35.0 19.4 20.1 4.2 28 15.0 27.0 17.0 17.8 2.5 Baseline
12 Monate 55 0.0 32.1 17.0 18.2 4.6 36 15.0 34.0 20.6 21.3 4.5
24 Monate 54 13.9 35.8 19.0 19.7 4.0 23 15.6 33.8 19.0 20.4 4.6
9HPTDH2 Zeit
56 14.0 33.0 17.0 18.5 3.9 40 12.4 32.2 18.2 19.2 3.9 Baseline
12 Monate 55 0.0 56.3 17.6 18.8 7.0 36 13.0 30.0 19.7 19.8 3.7
24 Monate 54 13.9 34.5 17.5 18.9 4.4 23 14.9 100.0 18.4 23.1 17.2
9HPTNDH1 Zeit
57 13.5 68.0 19.0 21.6 8.3 40 15.5 39.0 21.3 22.3 5.3 Baseline
12 Monate 55 0.0 38.0 18.0 18.6 5.6 36 14.6 39.0 22.0 22.4 5.7
24 Monate 54 13.0 51.9 18.8 20.7 6.2 23 14.1 36.5 20.5 21.3 4.9
9HPTNDH2 Zeit
56 15.0 48.0 19.0 20.2 5.6 40 14.0 32.3 20.1 20.8 4.2 Baseline
12 Monate 55 0.0 52.3 18.0 19.5 6.8 36 14.4 31.0 20.0 21.0 4.0
24 Monate 54 14.2 56.6 19.0 20.3 6.3 23 15.5 90.0 20.0 23.6 15.0
In der WEIMuS-Skala (Würzburger Erschöpfungsinventar), die die Gesamt-
Fatigue, sowie die beiden Unterdimensionen kognitive und körperliche Fatigue
quantitativ erfasst, zeigt die MS-NF Gruppe naturgemäß zur Baseline sowie den
beiden follow-up Untersuchungen (T12, T24) jeweils deutlich geringere Werte, als
die MS-Fatigue Gruppe (MS-F). Details sind der Tabelle 27 zu entnehmen. Die
statistische Analyse zeigte für den Weimus-gesamt zu allen drei
Assessmentzeitpunkt (T0 – T12, T12 – T24, T0 – T24) einen statistisch
hochsignifikanten Gruppeneffekt (T0-T24: p= 0,0000). Im Zeitverlauf zeigten sich in
beiden Gruppen keine wesentlichen Änderungen der Weimus-Gesamtscores,
insbesondere keine relevante Verschlechterung und ebenso keine divergenten
Entwicklungen zwischen den beiden Gruppen (MS-F und S-NF, was durch eine
fehlende Gruppe*Zeit-Interaktion statistisch belegt ist. In beiden Weimus-Subscores
(körperliche und kognitive Fatigue) zeigte die MS-NF-Gruppe zu allen Zeitpunkten
74
deutlich geringere Werte (siehe Tabelle 27). Die statistische Analyse zeigt jedoch
erstaunlicherweise keinen signifikanten Gruppeneffekt, sehr wahrscheinlich
aufgrund der großen Streuung der Werte. Im Zeitverlauf zeigten beide Gruppen
keine wesentliche Änderung in den jeweiligen Unterscores körperliche und kognitive
Fatigue, der Weimus insbesondere keine systematische Progredienz. Somit sind für
beide Untergruppen auch keine divergenten gruppenspezifischen Entwicklungen in
den körperlichen und kognitiven Inter-Scores der Fatigue feststellbar.
Tabelle 27: WEIMUS (Würzburger Erschöpfungsinventar bei Multipler Sklerose): Gruppenvergleich der Patienten mit Multipler
Sklerose (MS) ohne Fatigue (MS-NF) vs. die MS-Patienten mit Fatigue (MS-F); N: Number (Patientenanzahl); Min:
Minimalwert; Max: Maximalwert; Med = Median: Zentralwert; MW: Mittelwert; Std: Standardabweichung; WEIMuS-körperlich:
Summenwert in der Subskala für körperliche Fatigue im Würzburger Erschöpfungsinventar bei Multipler Sklerose (WEIMuS);
WEIMuS-kognitiv: Summenwert in der Subskala für kognitive Fatigue im WEIMuS; WEIMuS-gesamt: Summenwert in der
Subskala für die Fatigue im WEIMuS allgemein.
MS-NF MS-F
N Min Max Med Mean Std N Min Max Med Mean Std
Weimus-körperlich
Zeit
57 0.0 23.0 7.0 7.9 6.6 40 14.0 30.0 20.0 20.6 4.0 Baseline
12 Monate 55 0.0 23.0 4.0 6.8 6.8 36 16.0 29.0 20.0 21.1 3.9
24 Monate 54 0.0 17.0 5.5 6.3 5.9 23 13.0 28.0 23.0 22.4 4.6
Weimus-kognitiv
Zeit
57 0.0 20.0 5.0 5.9 5.1 40 12.0 29.0 21.0 20.6 4.2 Baseline
12 Monate 55 0.0 20.0 4.0 5.7 5.6 36 9.0 32.0 21.5 21.2 4.3
24 Monate 54 0.0 26.0 3.0 6.6 6.6 23 11.0 29.0 23.0 22.6 4.5
Weimus-gesamt
Zeit
57 0.0 32.0 12.0 13.8 10.4 40 33.0 57.0 41.0 41.1 6.7 Baseline
12 Monate 55 0.0 32.0 9.0 12.5 10.9 36 33.0 59.0 42.0 42.4 6.5
24 Monate 54 0.0 32.0 9.0 12.9 11.4 23 35.0 57.0 44.0 45.0 6.8
Der Mehrfachwahl-Wortschatz-Intelligenztest (MWT-B), ein Test zur Messung
des allgemeinen Intelligenzniveaus (kristalline Intelligenz) zeigt bei den Patienten
der MS-NF Gruppe leicht höhere Werte als in der MS-F Gruppe, allerdings ohne
jegliche statistische Relevanz. Im Verlauf der Beobachtung (T0, T12, T24) blieben
75
die Werte naturgemäß fast identisch. Somit konnte das Intelligenzniveau
reproduziert werden und es zeigte sich keine relevante Gruppen*Zeit Interaktion.
Bei Betrachtung des korrigierten MWT-B (MWT-Biq-korr) bestätigten sich die
Ergebnisse. Details siehe Tabelle 28.
Tabelle 28: MWT-B (Mehrfachwahl-Wortschatz-Intelligenztest): Gruppenvergleich der Patienten mit Multipler Sklerose (MS)
ohne Fatigue (MS-NF) vs. die MS-Patienten mit Fatigue (MS-F); N: Number (Patientenanzahl); Min: Minimalwert; Max:
Maximalwert; Median: Zentralwert; MW: Mittelwert; Std: Standardabweichung; MWTBiq: Intelligenzquotient im Mehrfachwahl-
Wortschatz-Intelligenztest Typ B (MWTB); MWTBiq-korr: korrigierter Intelligenzquotient im MWTB.
MS-NF MS-F
N Min Max Median Mean Std N Min Max Median Mean Std
MWTBiq Zeit
55 89.0 142.0 104.0 108.4 13.8 39 83.0 136.0 107.0 109.0 13.1 Baseline
12 Monate 55 89.0 143.0 112.0 114.1 12.0 36 12.0 136.0 107.0 107.4 21.0
24 Monate 54 92.0 143.0 109.5 112.3 13.4 23 80.0 130.0 107.0 109.6 14.3
MWTBiq-korr.
Zeit
55 88.0 142.0 101.0 105.4 13.4 39 80.0 130.0 104.0 105.6 12.5 Baseline
12 Monate 55 93.0 129.0 108.0 109.3 7.9 36 1.0 130.0 105.0 104.2 20.2
24 Monate 54 92.0 130.0 106.0 107.9 9.6 23 87.0 124.0 105.0 106.3 10.4
Der FAMS (Functional Assessment od MS quality of life) ist ein Instrument zur
Selbsteinschätzung der Lebensqualität von Patienten mit Multipler Sklerose (Cella
et al. 1996). Beim Vergleich von MS-Patienten mit (MS-F) und ohne Fatigue (MS-
NF) wird ersichtlich, dass signifikante Defizite In den unten (siehe Tabelle 29)
aufgeführten Subgruppen ist für das Patientenkollektiv ohne Fatigue keine
statistische Signifikanz zu keinem der drei Assessmentzeitpunkte ersichtlich.
Innerhalb der Patientengruppe mit Fatigue verändern sich die Werte von T0 bis T24
in jedem einzelnen Subtest nur minimal. Es zeigt sich also keine wesentliche
Veränderung der Scores in den beiden Gruppen und auch keine divergente
Entwicklung zwischen den beiden Gruppen, was durch eine fehlende Gruppe*Zeit-
Interaktion statistisch belegt ist. Allerdings besteht für jeden Subtest zu allen
76
Untersuchungszeitpunkten ein signifikanter Gruppenunterschied (T0-T24: p=
0,0000). Details siehe Tabelle 29.
Tabelle 29: FAMS (Functional Assessment of MS quality of life): Gruppenvergleich der Patienten mit Multipler Sklerose (MS)
ohne Fatigue (MS-NF) vs. die MS-Patienten mit Fatigue (MS-F); N: Number (Patientenanzahl); Min: Minimalwert; Max:
Maximalwert; Median: Zentralwert; MW: Mittelwert; Std: Standardabweichung; FAMS-1: Summenwert in der Subskala
„Mobilität“ im Functional Assessment of MS quality of life (FAMS); FAMS-2: Summenwert in der Subskala “Symptome“ im
FAMS; FAMS-3: Summenwert in der Subskala „Seelisches Wohlbefinden“ im FAMS; FAMS-4: Summenwert in der Subskala
„Allgemeine Zufriedenheit“ im FAMS; FAMS-5: Summenwert in der Subskala „Denken und Müdigkeit“ im FAMS; FAMS-6:
Summenwert in der Subskala „Verhältnis zu Freunden, Bekannten und Familie“ im FAMS; FAMS-7: Summenwert in der
Subskala „Zusätzliche Faktoren“ im FAMS.
MS-NF MS-F
N Min Max Median Mean Std N Min Max Median Mean Std
FAMS-1
Zeit
56 0.0 24.0 7.0 7.9 6.5 40 5.0 34.0 21.0 20.3 5.9 Baseline
12 Monate 54 0.0 19.0 6.0 6.7 5.6 36 8.0 33.0 21.0 19.8 5.7
24 Monate 54 0.0 22.0 6.5 6.9 5.5 23 13.0 31.0 21.0 21.1 4.9
FAMS-2
Zeit
55 0.0 21.0 3.0 4.2 4.9 40 2.0 24.0 10.0 10.1 5.8 Baseline
12 Monate 54 0.0 21.0 2.0 3.4 4.6 36 1.0 24.0 9.0 10.1 5.9
24 Monate 54 0.0 20.0 2.0 3.7 4.6 23 3.0 26.0 11.0 11.4 5.3
FAMS-3
Zeit
56 0.0 12.0 2.0 3.4 3.3 40 1.0 22.0 9.0 8.8 5.2 Baseline
12 Monate 54 0.0 11.0 2.0 2.7 3.2 36 1.0 22.0 8.0 9.1 5.2
24 Monate 54 0.0 15.0 3.0 3.6 3.6 23 1.0 22.0 8.0 8.7 4.9
FAMS-4
Zeit
55 0.0 12.0 2.0 3.1 3.4 40 2.0 23.0 10.5 11.3 5.5 Baseline
12 Monate 54 0.0 12.0 2.0 2.9 3.1 36 2.0 21.0 9.0 9.4 5.0
24 Monate 54 0.0 13.0 2.0 3.1 3.3 23 3.0 20.0 10.0 11.3 4.6
77
MS-NF MS-F
N Min Max Median Mean Std N Min Max Median Mean Std
FAMS-5
Zeit
56 0.0 16.0 3.0 4.3 4.6 40 0.0 24.0 9.0 9.2 5.8 Baseline
12 Monate 54 0.0 19.0 2.0 3.9 4.7 36 0.0 19.0 10.0 9.1 5.5
24 Monate 54 0.0 16.0 4.0 4.8 4.7 23 1.0 19.0 12.0 10.3 5.4
FAMS-6
Zeit
55 0.0 20.0 4.0 5.2 4.5 40 2.0 22.0 10.0 10.4 5.4 Baseline
12 Monate 54 0.0 20.0 4.0 5.2 4.4 36 3.0 22.0 9.5 10.4 5.2
24 Monate 54 0.0 17.0 5.0 5.0 4.1 23 1.0 22.0 10.0 11.1 5.8
FAMS-7
Zeit
55 1.0 37.0 9.0 9.7 6.3 40 5.0 34.0 20.0 19.9 7.5 Baseline
12 Monate 53 0.0 23.0 7.0 7.8 5.6 36 7.0 32.0 16.5 18.2 5.4
24 Monate 54 0.0 37.0 10.0 10.9 6.7 23 3.0 34.0 21.0 20.7 6.8
In der ADS (Allgemeine Depressionsskala), in welcher der Patient die Dauer
eventueller Beeinträchtigungen durch depressive Affekte, körperliche Beschwerden,
motorische Hemmung und negative Denkmuster subjektiv beurteilen soll, zeigt sich
eine deutlich stärkere depressive Färbung des Affekts bei den MS-Patienten mit
Fatigue zu allen drei Assessmentzeitpunkten als bei den MS-Patienten ohne
Fatigue. Im Gruppenvergleich bestehen sowohl für den Summenwert, als auch den
T-Wert und den Prozentrang zu allen drei Assessmentzeitpunkten signifikante
Unterschiede (ADS-S: T0-T24: p= 0,0000; ADS-TW: T0-T24: p= 0,0000; ADS-PR:
T0-T24: p= 0,0000) (Abbildung 13).
78
Abbildung 13: Depression (behavioraler Parameter) im Zeitverlauf T0: Baseline; T12: nach 12 Monaten; T24: nach 24 Monaten. cutoff: (23) Schwelle der klinischen Manifestation der Depression. x-Achse: Zeit in Monaten. y-Achse: erreichte Punkte der Allgemeinen Depressionsskala (ADS).
Der Grenzwert der das Vorliegen einer manifesten Depression darstellt, liegt bei 23
Punkten. 2% der MS-NF-Patienten und 65% der MS-F-Patienten haben diesen
Wert überschritten. Um einem stereotypen, unwahrheitsgemäßem Antwortmuster
bei Bearbeitung des ADS vorzubeugen, wurden vier umgekehrt gepolte Items
eingefügt. Ab einem kritischen Wert von <-28 sollten die Fragebogenantworten als
nicht mehr signifikant angesehen werden. Die statistische Analyse des
Lügenkriteriums zeigt allerdings keinen signifikanten Unterschied der „Lügner“
zwischen den einzelnen Gruppen und ist somit nicht als möglicher Confounding
Faktor in Betracht zu ziehen (Details siehe Tabelle 30).
Tabelle 30: ADS (Allgemeine Depressionsskala): Gruppenvergleich der Patienten mit Multipler Sklerose (MS) ohne Fatigue
(MS-NF) vs. die MS-Patienten mit Fatigue (MS-F). N: Number (Patientenanzahl); Min: Minimalwert; Max: Maximalwert;
Median: Zentralwert; MW: Mittelwert; Std: Standardabweichung; ADS-L (S): Summenwert in der Allgemeinen
Depressionsskala (ADS-L); ADS-L (TW): T-Wert in der ADS-L; ADS-L (PR): Prozentrang in der ADS-L; ADS-L (LK):
Lügenkriterium in der Allgemeinen Depressionsskala (ADS-L).
MS-NF MS-F
N Min Max Median Mean Std N Min Max Median Mean Std
ADS-PR
Zeit
52 1.0 93.0 24.0 34.5 29.3 40 10.0 99.4 74.0 69.4 23.1 Baseline
12 Monate 54 1.0 85.0 21.5 31.1 25.4 36 23.0 99.4 73.5 72.0 19.6
24 Monate 54 1.0 98.0 36.5 39.7 29.0 22 17.0 98.0 77.5 70.1 23.2
79
MS-NF MS-F
N Min Max Median Mean Std N Min Max Median Mean Std
ADS-S
Zeit
57 0.0 30.0 7.0 9.7 8.0 40 4.0 42.0 21.5 21.3 9.1 Baseline
12 Monate 54 0.0 28.0 6.5 8.6 6.4 36 7.0 45.0 20.5 22.1 9.3
24 Monate 54 0.0 32.0 8.0 10.4 8.2 22 6.0 39.0 19.5 20.6 8.2
ADS-TW
Zeit
52 10.0 65.0 43.0 43.5 11.6 40 37.0 75.0 56.5 56.3 7.8 Baseline
12 Monate 55 24.0 60.0 43.0 43.5 9.4 36 43.0 75.0 56.5 57.4 7.4
24 Monate 54 10.0 71.0 47.0 45.3 11.7 22 41.0 70.0 57.5 56.1 7.5
ADS-LK
Zeit
57 -
33.0 16.0 -8.0 -9.4 10.4 40 -
26.0 7.0 -10.0 -9.1 8.8 Baseline
12 Monate 55
-48.0 55.0 -5.0 -7.2 14.2 36
-35.0 6.0 -13.0 -13.2 9.6
24 Monate 54
-35.0 16.0 -11.5 -10.9 11.4 23
-26.0 179.0 -11.0 -1.7 40.6
Die Epworth Sleepiness Scale (ESS), welche ein Kurzfragebogen zur Erfassung
der Tagesschläfrigkeit (Johns 1991) ist. Die MS-NF Patienten zeigen zu allen
Zeitpunkten geringere Scores als die MS-F Patienten (siehe Tabelle 30). Die
statistische Analyse zeigt jedoch keinen signifikanten Gruppeneffekt. Im
Beobachtungsverlauf zeigte sich für das MS-NF Kollektiv sowie für das MS-F
Kollektiv keine relevanten Änderungen des Scores (siehe Tabelle 31). Es liegt
keinerlei divergente Entwicklung zwischen den beiden Gruppen (MS-F und S-NF)
vor, was durch eine fehlende Gruppe*Zeit-Interaktion statistisch belegt ist.
Tabelle 31: Epworth Sleepiness Scale (ESS): Gruppenvergleich der Patienten mit Multipler Sklerose (MS) ohne Fatigue vs.
die MS-Patienten mit Fatigue; N: Number (Patientenanzahl); Min: Minimalwert; Max: Maximalwert; Median: Zentralwert; MW:
Mittelwert; Std: Standardabweichung; ESS: Summenwert im Epworth Sleepiness Scale.
MS-NF MS-F
N Min Max Median Mean Std N Min Max Median Mean Std
ESS-RW Zeit
55 0.0 14.0 6.0 7.1 3.6 40 3.0 17.0 10.0 10.3 3.9 Baseline
12 Monate 54 1.0 16.0 6.0 6.6 3.6 36 3.0 17.0 10.0 9.4 3.6
24 Monate 52 1.0 15.0 8.0 7.5 3.6 23 4.0 19.0 9.0 10.0 3.7
80
3.2.2 Neuropsychologie Die TAP (Testbatterie zur Aufmerksamkeitsprüfung), ist in mehrere Subtests
gegliedert. Im TAP-Untertest Alertness, waren die Werte für das Patientenkollektiv
ohne Fatigue zur Baseline sowie den beiden follow-up Untersuchungen (T12, T24)
jeweils deutlich geringer, als für die Patientengruppe mit Fatigue (MS-F). Dies
bedeutet, dass die MS-Patienten ohne Fatigue eine kürzere Reaktionszeit
entsprechend einer besseren und rascheren Reaktion und Vigilanz aufwiesen. Im
Gruppenvergleich zeigt dieser Effekt für die T-Werte der Standardabweichung
sowohl zum Zeitpunkt T0 (p= .0240) als auch zum Zeitpunkt T24 (p=0,0385) eine
statistische Signifikanz. Details sind der Tabelle 32 zu entnehmen. Im Zeitverlauf
waren in beiden Gruppen keine wesentlichen Änderungen der Scores und ebenso
keine divergenten Entwicklungen zwischen den beiden Gruppen (MS-F und S-NF)
ausfindig zu machen, was durch einen fehlenden Zeit-Effekt und eine fehlende
Gruppe*Zeit-Interaktion statistisch belegt ist.
Tabelle 32: Testbatterie zur Aufmerksamkeitsprüfung (TAP): Gruppenvergleich der Patienten mit Multipler Sklerose (MS)
ohne Fatigue (MS-NF) vs. die MS-Patienten mit Fatigue (MS-F); N: Number (Patientenanzahl); Min: Minimalwert; Max:
Maximalwert; Median: Zentralwert; MW: Mittelwert; Std: Standardabweichung; TAP-AL-RW: Reaktionszeit (Rohwert des
Medians in Millisekunden) im Untertest Alertness der TAP; TAP-AL-TW: Reaktionszeit (T-Wert des Medians in Millisekunden)
im Untertest „Alertness“ der TAP; TAP-AL-RW-STD: Standardabweichung der Reaktionszeit (Rohwert in Millisekunden) im
Untertest „Alertness“ der TAP; TAP-AL-TW-STD: Standardabweichung der Reaktionszeit (T-Wert in Millisekunden) im
Untertest „Alertness“ der TAP.
MS-NF MS-F
N Min Max Median Mean Std N Min Max Median Mean Std
TAP-AL- RW
Zeit
50 192.0 442.0 236.0 248.9 41.8 37 203.0 925.0 254.0 293.1 132.8 Baseline
24 Monate 53 200.0 807.0 238.0 256.3 82.4 23 204.0 629.0 293.0 298.8 84.2
TAP-AL- TW
Zeit
45 28.0 67.0 47.0 47.1 8.5 31 20.0 62.0 41.0 41.3 9.9 Baseline
24 Monate 43 7.0 61.0 46.0 44.5 10.5 20 27.0 66.0 37.0 39.4 9.0
81
MS-NF MS-F
N Min Max Median Mean Std N Min Max Median Mean Std
TAP-AL-RW-STD
Zeit
50 15.0 99.0 27.5 32.9 17.1 37 19.0 330.0 39.0 54.9 53.9 Baseline
24 Monate 53 12.0 191.0 28.0 35.0 26.2 23 20.0 207.0 40.0 55.0 43.9
TAP-AL- TW-STD
Zeit
46 33.0 79.0 56.0 55.0 10.4 31 20.0 71.0 46.0 46.4 12.1 Baseline
24 Monate 42 25.0 79.0 56.5 55.2 11.1 20 12.0 73.0 49.5 47.4 15.0
Der TAP-Untertest geteilte Aufmerksamkeit wird in einen visuellen und auditiven
Teil unterteilt. In der visuellen Teilaufgabe war die Leistung des Patientenkollektivs
ohne Fatigue zu den beiden Assessmentzeitpunkten T0 und T24 stabil. Auch in der
Patientengruppe mit Fatigue blieb die Leistung im Beobachtungszeitraum
weitgehend stabil. Der Gruppenvergleich zeigte jedoch auch hier, dass die MS-F
Patienten zur Bewältigung der Aufgabe länger brauchten als das Kollektiv ohne
Fatigue (siehe Tabelle 33). Ein signifikanter Gruppenunterschied war hier allerdings
nicht auszumachen, ebenso wenig wie eine divergente Entwicklung zwischen den
beiden Gruppen MS-F und MS-NF im Zeitverlauf. Tabelle 33: Testbatterie zur Aufmerksamkeitsprüfung (TAP): Gruppenvergleich der Patienten mit Multipler Sklerose (MS)
ohne Fatigue (MS-NF) vs. die MS-Patienten mit Fatigue (MS-F); N: Number (Patientenanzahl); Min: Minimalwert; Max:
Maximalwert; Median: Zentralwert; MW: Mittelwert; Std: Standardabweichung; TAP-GA-RW-M-V: Reaktionszeit für den
visuellen Stimulus (Rohwert des Median in Millisekunden) im Untertest „Geteilte Aufmerksamkeit“ der TAP; TAP-GA-TW-M-
V: Reaktionszeit für den visuellen Stimulus (T-Wert des Median) im Untertest „Geteilte Aufmerksamkeit“ der TAP; TAP-GA-
RW-STD-V: Standardabweichung der Reaktionszeit für den visuellen Stimulus (Rohwert in Millisekunden) im Untertest
„Geteilte Aufmerksamkeit“ der TAP; TAP-GA-TW-STD-V: Standardabweichung der Reaktionszeit für den visuellen Stimulus
(T-Wert) im Untertest „Geteilte Aufmerksamkeit“ der TAP.
VISUELL MS-NF MS-F
N Min Max Med Mean Std N Min Max Med Mean Std
TAP-GA-RW- M-V
Zeit
50 567.0 1015 739.5 751.9 93.3 37 630.0 1083 776.0 796.1 121.0 Baseline
24 Monate 53 526.0 1192 730.0 745.7 114.5 23 615.0 1108 781.0 816.5 144.7
TAP-GA-TW- M-V
Zeit
45 41.0 63.0 51.0 53.6 5.0 31 37.0 63.0 51.0 51.2 5.6 Baseline
24 Monate 40 41.0 96.0 52.0 55.9 10.0 20 24.0 67.0 51.0 49.5 10.7
82
VISUELL MS-NF MS-F
N Min Max Med Mean Std N Min Max Med Mean Std
TAP-GA-RW-STD –V
Zeit
50 73.0 469.0 166.0 191.4 86.1 37 92.0 469.0 184.0 213.9 105.1 Baseline
24 Monate 53 73.0 469.0 166.0 184.6 85.7 23 92.0 509.0 178.0 216.0 109.1
TAP-GA-TW-STD- V
Zeit
44 29.0 71.0 55.0 53.8 9.2 31 29.0 67.0 53.0 52.7 11.0 Baseline
24 Monate
40 29.0 90.0 57.0 55.5 11.0 20 12.0 67.0 54.0 49.9 16.2
Im auditiven Subtest ergab sich ein ähnliches Bild. Die Patientengruppe ohne
Fatigue blieb über die zwei Untersuchungszeitpunkte (T0, T24) weitgehend stabil
und benötigte im Schnitt auch weniger Zeit zu Bewältigung der akustischen
Aufgabe, als das Patientenkollektiv mit Fatigue. Ein statistischer Gruppeneffekt,
signifikante Zeiteffekte innerhalb der Gruppen, oder sogar signifikante divergente
Entwicklungen zwischen den Gruppen über die Zeit, zeigten sich aber nicht. Für
Details siehe Tabelle 34. Bei Betrachtung des MS-NF Patientenkollektivs fällt auf,
dass die Anzahl der Gesamt-Auslassungen zum Zeitpunkt T0 leicht höhere Werte
aufweist, als die der Patienten in der MS-NF Gruppe. Zum Zeitpunkt T24 ist die
Zahl der Auslassungen in der Patientengruppe mit Fatigue dagegen minimal erhöht
gegenüber der MS-NF Gruppe. Die statistische Analyse zeigte keine relevanten
Gruppeneffekte. Somit spiegelte sich auch hier keine systematische Entwicklung
wieder. Die Anzahl beziehungsweise Veränderungen der Gesamt-Fehlerzahl im
Zeitverlauf zeigen zu keiner Zeit einen relevanten Gruppeneffekt. Es ist keine
divergente Entwicklung zwischen der MS-NF und MS-F Gruppe bezüglich des
Gesamtverlaufs vorhanden. Details sind der Tabelle 34 zu entnehmen.
Tabelle 34: Testbatterie zur Aufmerksamkeitsprüfung (TAP): Gruppenvergleich der Patienten mit Multipler Sklerose (MS)
ohne Fatigue (MS-NF) vs. die MS-Patienten mit Fatigue (MS-F); N: Number (Patientenanzahl); Min: Minimalwert; Max:
Maximalwert; Median: Zentralwert; MW: Mittelwert; Std: Standardabweichung; TAP-GA-RW-M-A: Reaktionszeit für den
auditiven Stimulus (Rohwert des Median in Millisekunden) im Untertest „Geteilte Aufmerksamkeit“ der TAP; TAP-GA-TW-M-
A: Reaktionszeit für den auditiven Stimulus (T-Wert des Median) im Untertest „Geteilte Aufmerksamkeit“ der TAP; TAP-GA-
RW-STD-A: Standardabweichung der Reaktionszeit für den auditiven Stimulus (Rohwert in Millisekunden) im Untertest
„Geteilte Aufmerksamkeit“ der TAP; TAP-GA-TW-STD-A: Standardabweichung der Reaktionszeit für den auditiven Stimulus
(T-Wert) im Untertest „Geteilte Aufmerksamkeit“ der TAP;; TAP-TW-G-A: Anzahl der Auslassungen (T-Wert) im Untertest
„Geteilte Aufmerksamkeit“ der TAP; TAP-TW-G-F: Anzahl der Fehler (T-Wert) im Untertest „Geteilte Aufmerksamkeit“ der
TAP.
83
AUDITIV MS-NF MS-F
N Min Max Median Mean Std N Min Max Median Mean Std
TAP- GA- RW- M-A
Zeit
41 339.0 701.0 562.0 560.0 81.2 35 337.0 1106 611.0 610.7 170.2 Baseline
24 Monate 52 337.0 852.0 567.5 568.8 101.3 23 386.0 907.0 626.0 620.6 128.7
TAP- GA- RW- STD- A
Zeit
41 23.0 235.0 93.0 107.8 50.1 35 61.0 608.0 123.0 150.4 98.2 Baseline
24 Monate
52 51.0 250.0 102.5 113.2 50.8 23 58.0 358.0 113.0 139.7 84.6
TAP- GA- TW- M- A
Zeit
38 33.0 75.0 49.0 48.9 8.9 29 20.0 75.0 46.0 45.2 14.3 Baseline
24 Monate
38 10.0 75.0 47.5 48.3 13.1 20 20.0 93.0 42.5 45.0 16.5
TAP- GA- TW- STD- A
Zeit
38 29.0 67.0 50.0 49.3 6.5 29 20.0 52.0 50.0 44.7 8.3 Baseline
24 Monate
38 29.0 66.0 50.0 49.0 6.8 20 1.0 92.0 50.0 46.7 17.3
TAP- TW- G-A
Zeit
45 25.0 59.0 58.0 51.0 9.7 30 25.0 59.0 50.0 46.4 11.7 Baseline
24 Monate 43 0.0 59.0 58.0 45.4 19.7 19 1.0 59.0 50.0 44.3 15.5
TAP- TW- G-F
Zeit
45 26.0 57.0 48.0 49.2 8.3 30 23.0 57.0 56.0 48.5 10.4 Baseline
24 Monate 43 1.0 73.0 56.0 46.8 17.4 19 1.0 76.0 56.0 48.2 16.2
Im TAP-Untertest Flexibilität zeigt das MS-NF Kollektiv zur Baseline sowie der
follow-up Untersuchung (T24) jeweils deutlich geringere Werte, als die
Patientengruppe mit Fatigue (MS-F). Details sind der Tabelle 35 zu entnehmen. Die
statistische Analyse zeigte jedoch zu keinem Assessementzeitpunkt einen
statistischen Gruppeneffekt. Ebenso zeigte sich im Zeitverlauf in beiden Gruppen
keine wesentliche Änderung in den jeweiligen Parametern. Bei Betrachtung der
gemachten Fehler schneidet die MS-NF Gruppe ebenfalls besser ab, als die
Patientengruppe mit Fatigue. Im Zeitverlauf sind die T-Werte der Fehleranzahl
konstant. Auch hier enthüllt der Gruppenvergleich keine relevanten Unterschiede.
Details sind Tabelle 35 zu entnehmen.
Tabelle 35: Testbatterie zur Aufmerksamkeitsprüfung (TAP): Gruppenvergleich der Patienten mit Multipler Sklerose (MS)
ohne Fatigue (MS-NF) vs. die MS-Patienten mit Fatigue (MS-F); N: Number (Patientenanzahl); Min: Minimalwert; Max:
84
Maximalwert; Median: Zentralwert; MW: Mittelwert; Std: Standardabweichung; TAP-F-RW-M: Reaktionszeit (Rohwert des
Median in Millisekunden) im Untertest „Flexibilität“ der TAP; TAP-F-TW-M: Reaktionszeit (T-Wert des Median) im Untertest
„Flexibilität“ der TAP; TAP-F-RW-STD: Standardabweichung der Reaktionszeit (Rohwert in Millisekunden) im Untertest
„Flexibilität“ der TAP; TAP-F-TW-STD: Standardabweichung der Reaktionszeit (T-Wert) im Untertest „Flexibilität“ der TAP;
TAP-F-TW-F: Anzahl der Fehler (T-Wert) im Untertest „Flexibilität“ der TAP.
MS-NF MS-F
N Min Max Median Mean Std N Min Max Median Mean Std
TAP-F-RW-M
Zeit
49 350.0 1374 632.0 662.9 187.4 36 389.0 1825 728.0 846.9 378.4 Baseline
24 Monate 53 350.0 1364 643.0 672.1 206.7 23 412.0 1746 705.0 843.5 353.2
TAP-F-TW-M
Zeit
44 38.0 73.0 55.5 56.0 8.6 30 34.0 78.0 56.0 54.7 13.0 Baseline
24 Monate 39 24.0 262.0 57.0 62.0 34.6 20 14.0 76.0 56.5 53.9 14.4
TAP-F-RW-STD
Zeit
49 40.0 465.0 159.0 176.5 81.5 36 81.0 852.0 202.0 264.0 182.5 Baseline
24 Monate 53 39.0 1570 159.0 243.2 294.3 23 55.0 515.0 177.0 233.3 139.2
TAP-F-TW-STD
Zeit
44 35.0 71.0 54.0 52.6 7.7 30 33.0 70.0 51.0 51.0 10.8 Baseline
24 Monate 39 38.0 468.0 54.0 65.9 67.2 20 16.0 69.0 53.0 52.0 12.4
TAP-F-TW-F
Zeit
44 37.0 65.0 59.0 56.9 8.6 29 37.0 65.0 59.0 53.9 10.9 Baseline
24 Monate 40 0.0 93.0 58.5 56.5 13.2 20 34.0 65.0 59.0 54.6 10.8
Im TAP-Subtest Exekutive Kontrolle erwiesen sich die Patienten ohne Fatigue
schneller in der Aufgabenbewältigung, als die Patienten mit Fatigue. Die statistische
Analyse zeigte jedoch zu keinem Assessmentzeitpunkt einen statistischen
Gruppeneffekt. Ebenso zeigten sich im Zeitverlauf für beiden Gruppen keine
wesentlichen Änderungen der benötigten Zeit für die Tests und ebenso keine
divergente Entwicklung zwischen den beiden Gruppen (MS-F und S-NF), was durch
eine fehlende Gruppe*Zeit-Interaktion statistisch belegt ist. Bei Betrachtung des
MS-NF Patientenkollektivs fiel auf, dass die Anzahl der Gesamt-Auslassungen vom
Zeitpunkt T0 auf T24 deutlich anstieg. Im Vergleich dazu wiesen die Patienten mit
Fatigue bei T24 geringere Auslassungswerte auf als die Patienten ohne Fatigue.
Allerdings bestand zu keinem Zeitpunkt ein relevanter Gruppeneffekt, auch die
relativen Änderungen im Zeitverlauf in beiden Gruppen erreichten keine statistische
85
Relevanz. Somit war keine divergente Entwicklung zwischen der MS-NF und MS-F
Gruppe von Relevanz vorhanden. Die Gesamt-Fehlerzahl im MS-NF Kollektiv
verbesserte sich von T0 auf T24 stark, was für einen Lerneffekt spricht. Die
Gesamt-Fehlerzahl im MS-F Kollektiv hingegen verbesserte sich von T0 auf T24
nur leicht. Dennoch erreichten diese Veränderungen aber keine statistische
Relevanz. Es bestand zu keiner Zeit ein relevanter statistischer Effekt auf
Gruppenebene. Auch war keine divergente Entwicklung zwischen der MS-NF und
MS-F Gruppe statistisch nachweisbar. Details sind der Tabelle 36 zu entnehmen.
Tabelle 36: Testbatterie zur Aufmerksamkeitsprüfung (TAP): Gruppenvergleich der Patienten mit Multipler Sklerose (MS)
ohne Fatigue (MS-NF) vs. die MS-Patienten mit Fatigue (MS-F); N: Number (Patientenanzahl); Min: Minimalwert; Max:
Maximalwert; Med = Median: Zentralwert; MW: Mittelwert; Std: Standardabweichung; TAP-EK-RW-M-BB: Reaktionszeit für
den Stimulus „Blauer Buchstabe“ (Rohwert des Median in Millisekunden) im Untertest „Exekutive Kontrolle“ der TAP; TAP-EK-
RW-STD-BB: Standardabweichung der Reaktionszeit für den Stimulus „Blauer Buchstabe“ (Rohwert in Millisekunden) im
Untertest „Exekutive Kontrolle“ der TAP; TAP-EK-RW-M-RZ: Reaktionszeit für den Stimulus „Rote Zahl“ (Rohwert des
Median in Millisekunden) im Untertest „Exekutive Kontrolle“ der TAP; TAP-EK-STD-RZ: Standardabweichung der
Reaktionszeit für den Stimulus „Rote Zahl“ (Rohwert in Millisekunden) im Untertest „Exekutive Kontrolle“ der TAP ; TAP-EK-
RW-A: Anzahl der Auslassungen (Rohwert) im Untertest „Exekutive Kontrolle“ der TAP; TAP-EK-RW-F: Anzahl der Fehler
(Rohwert) im Untertest „Exekutive Kontrolle“ der TAP.
MS-NF MS-F
N Min Max Med Mean Std N Min Max Med Mean Std
TAP-
EK-
RW-M-BB
Zeit
50 412.0 785.0 617.0 619.3 102.9 37 418.0 1111 639.0 681.2 153.1 Baseline
24
Monate 51 377.0 884.0 636.0 625.8 107.4 23 63.0 1089 668.0 689.8 223.1
TAP-EK-
RW-
STD-
BB
Zeit
50 53.0 264.0 131.0 138.6 56.3 37 87.0 445.0 160.0 199.5 93.7 Baseline
24 Monate 51 53.0 377.0 131.0 142.9 57.3 23 92.0 361.0 161.0 180.6 76.4
TAP-
EK-
RW-M-RZ
Zeit
50 452.0 932.0 629.0 623.2 117.3 37 498.0 1341 641.0 687.5 161.1 Baseline
24
Monate 51 365.0 1341 625.0 644.7 152.0 23 478.0 1189 644.0 699.9 170.0
86
MS-NF MS-F
N Min Max Med Mean Std N Min Max Med Mean Std
TAP-
EK-RW-
STD-
RZ
Zeit
50 54.0 385.0 136.0 153.6 72.9 37 80.0 904.0 158.0 201.5 150.2 Baseline
24 Monate 51 54.0 904.0 124.0 148.6 121.1 23 24.0 395.0 167.0 172.3 86.2
TAP-EK-
RW-A
Zeit
50 0.0 8.0 0.0 1.0 1.7 37 0.0 19.0 1.0 2.9 4.6 Baseline
24
Monate 51 0.0 193.0 1.0 5.5 27.0 22 0.0 11.0 0.5 2.2 3.4
TAP-
EK-RW-F
Zeit
50 0.0 45.0 2.5 4.2 6.8 37 0.0 25.0 3.0 5.3 5.7 Baseline
24 Monate 51 0.0 703.0 2.0 16.7 98.1 22 0.0 27.0 2.0 4.2 6.2
Im TAP-Subtest Daueraufmerksamkeit fällt auf, dass sich die Patientengruppe
ohne Fatigue von T0 auf T24 in den Intervallen 0-5 Minuten, 5-10 Minuten und 10-
15 Minuten nur leicht verschlechtert. In der Patientengruppe mit Fatigue fällt eine
deutlichere Verschlechterung schon zu den ersten beiden Intervallen auf, wobei die
Verschlechterung im Zeitintervall 10-15 Minuten geringer ausfällt. Die statistische
Analyse zeigte jedoch zu keinem Assessmentzeitpunkt einen statistischen
Gruppeneffekt. Zum Zeitpunkt 0-5 Minuten tritt eine signifikante Zeit*Gruppen-
Interaktion auf (p= 0,0415). Eine divergente Entwicklung zwischen den beiden
Gruppen (MS-F und MS-NF) ist also gegeben. Es zeigte sich jedoch kein statistisch
relevanter Gruppeneffekt. Auch die Zunahme der Auslassungen in der MS-F
Gruppe bei T24 waren ohne statistische Signifikanz. Die Gesamt-Fehlerzahl war im
MS-NF Kollektiv erstaunlicherweise größer als im MS-F Kollektiv und zwar zu
beiden Assessmentzeitpunkten (T0 und T24). Die Gesamt-Fehlerzahl im MS-NF
Kollektiv verschlechtert sich von T0 auf T24 leicht. Die Gesamt-Fehlerzahl im MS-F
Kollektiv hingegen verbesserte sich. Insgesamt sind diese Veränderungen nicht
statistisch relevant. Es besteht aber zu keiner Zeit ein relevanter Gruppeneffekt.
Auch wesentliche Änderungen im Zeitverlauf in beiden Gruppen liegen nicht vor. Es
87
ist keine divergente Entwicklung zwischen der MS-NF und MS-F Gruppe
vorhanden. Details sind der Tabelle 37 zu entnehmen.
Tabelle 37: Testbatterie zur Aufmerksamkeitsprüfung (TAP): Gruppenvergleich der Patienten mit Multipler Sklerose (MS)
ohne Fatigue (MS-NF) vs. die MS-Patienten mit Fatigue (MS-F); N: Number (Patientenanzahl); Min: Minimalwert; Max:
Maximalwert; Median: Zentralwert; MW: Mittelwert; Std: Standardabweichung; TAP-DA-RW-M-05: Reaktionszeit im
Zeitintervall 0-5 Minuten (Rohwert des Median in Millisekunden) im Untertest „Daueraufmerksamkeit“ der TAP; TAP-DA-RW-
STD-05: Standardabweichung der Reaktionszeit im Zeitintervall 0-5 Minuten (Rohwert in Millisekunden) im Untertest
„Daueraufmerksamkeit“ der TAP; TAP-DA-RW-M-510: Reaktionszeit im Zeitintervall 5-10 Minuten (Rohwert des Median in
Millisekunden) im Untertest „Daueraufmerksamkeit“ der TAP; TAP-DA-RW-STD-510: Standardabweichung der Reaktionszeit
im Zeitintervall 5-10 Minuten (Rohwert in Millisekunden) im Untertest „Daueraufmerksamkeit“ der TAP; TAP-DA-RW-M-1015:
Reaktionszeit im Zeitintervall 10-15 Minuten (Rohwert des Median in Millisekunden) im Untertest „Daueraufmerksamkeit“ der
TAP; TAP-DA-RW-STD-1015: Standardabweichung der Reaktionszeit im Zeitintervall 10-15 Minuten (Rohwert in
Millisekunden) im Untertest „Daueraufmerksamkeit“ der TAP; TAP-DA-RW-A: Anzahl der Auslassungen (Rohwert) im
Untertest „Daueraufmerksamkeit“ der TAP; TAP-DA-RW-F: Anzahl der Fehler (Rohwert) im Untertest „Daueraufmerksamkeit“
der TAP.
MS-NF MS-F
N Min Max Median Mean Std N Min Max Median Mean Std
TAP-DA-RW-M-05
Zeit
50 399.0 838.0 573.0 593.4 109.8 35 429.0 782.0 584.0 584.7 81.7 Baseline
24 Monate 53 431.0 838.0 577.0 591.7 97.9 23 424.0 859.0 602.0 624.3 129.3
TAP-DA-RW-STD-05
Zeit
50 45.0 393.0 145.0 151.6 60.7 35 86.0 539.0 144.0 166.5 82.8 Baseline
24 Monate 53 61.0 290.0 125.0 135.6 50.1 22 81.0 281.0 133.5 155.0 65.3
TAP-DA-RW-M-510
Zeit
50 379.0 964.0 610.0 617.2 124.3 35 438.0 961.0 600.0 620.7 104.7 Baseline
24 Monate 53 372.0 854.0 611.0 614.4 102.0 23 46.0 977.0 645.0 648.6 182.8
TAP-DA-RW-STD-510
Zeit
50 43.0 266.0 139.5 147.2 55.3 35 72.0 395.0 137.0 164.1 85.1 Baseline
24 Monate 53 48.0 1126 147.0 173.6 148.8 23 62.0 399.0 153.0 183.8 98.0
TAP-DA-RW-M-1015
Zeit
50 403.0 948.0 621.0 622.3 128.0 35 431.0 1293 617.0 638.9 156.0 Baseline
24 Monate 53 365.0 954.0 635.0 635.2 111.0 21 479.0 830.0 609.0 639.9 108.7
TAP-DA-RW-STD-1015
Zeit
50 49.0 333.0 127.5 138.7 61.8 35 44.0 444.0 158.0 172.1 89.5 Baseline
24 Monate 53 60.0 1107 127.0 162.5 145.1 22 12.0 460.0 148.5 166.1 96.9
88
MS-NF MS-F
N Min Max Median Mean Std N Min Max Median Mean Std
TAP-DA-RW-A
Zeit
50 0.0 30.0 6.0 7.6 6.4 35 2.0 35.0 7.0 11.1 8.9 Baseline
24 Monate 53 0.0 28.0 6.0 7.5 6.5 22 2.0 34.0 9.5 11.4 8.9
TAP-DA-RW-F
Zeit
50 0.0 46.0 3.0 7.5 10.1 35 0.0 56.0 7.0 13.6 14.2 Baseline
24 Monate 53 0.0 37.0 4.0 8.0 9.1 23 0.0 50.0 6.0 8.7 10.5
Beim Paced Auditorial Serial Addition Test (PASAT), mit dem die kognitive
Verarbeitungsgeschwindigkeit gemessen wird, erreicht das Patientenkollektiv ohne
Fatigue zu allen Assessmentzeitpunkten ein besseres Ergebnis, als das
Patientenkollektiv mit Fatigue. Im Beobachtungsverlauf verschlechtern sich beide
Gruppen nicht, sondern weisen sogar von T0 bis T24 eine leichte Verbesserung
auf. Ein statistisch relevanter Gruppeneffekt, gruppenspezifische Änderungen im
Zeitverlauf, oder eine divergente Entwicklung zwischen MS-NF und MS-F liegen
nicht vor. Details siehe Tabelle 38.
Tabelle 38: PASAT (Paced Auditorial Serial Addition Test): Gruppenvergleich der Patienten mit Multipler Sklerose (MS) ohne
Fatigue (MS-NF) vs. die MS-Patienten mit Fatigue (MS-F); N: Number (Patientenanzahl); Min: Minimalwert; Max:
Maximalwert; Median: Zentralwert; MW: Mittelwert; Std: Standardabweichung; Aufgelistet sind die Rohwerte des PASAT.
MS-NF MS-F
N Min Max Median Mean Std N Min Max Median Mean Std
PASAT Zeit
55 20.0 60.0 51.0 49.0 8.8 40 8.0 60.0 48.0 46.0 10.8 Baseline
12 Monate 54 21.0 60.0 52.0 49.0 9.7 36 19.0 60.0 49.0 46.9 9.9
24 Monate 54 17.0 60.0 53.0 50.4 9.2 23 34.0 60.0 53.0 50.6 7.7
89
Beim Visuellen und verbalen Merkfähigkeitstest (VVM), der die kurz- und
mittelfristige Behaltensleistung im visuell-räumlichen und verbalen Bereich testet,
schnitt das MS-NF Kollektiv in der unmittelbaren Abfrage bei beiden Unteraufgaben
besser ab, als die MS-F Gruppe. Die Ergebnisse verbesserten sich vom Zeitpunkt
T0 zum Zeitpunkt T24 hin (Lerneffekt). Nach zweistündiger Reproduktion
(verzögerte Wiedergabe) der Aufgabe „Weg“ (visuell-räumliche Komponente) war
die Patientengruppe ohne Fatigue zwar immer noch besser, als die
Patientengruppe mit Fatigue, jedoch verschlechterten sich die Leistungen beider
Kollektive insgesamt. Es lagen sowohl für den Rohwert, als auch für den
Prozentrang signifikante Zeiteinflüsse auf den VVM-Score nach 2-stündiger
Reproduktion vor (RW: p= <0,0001; PR: p= <0,0001). Nach zweistündiger
Reproduktion der Aufgabe „Bau“ (verbale Komponente), schnitt die
Patientengruppe ohne Fatigue wiederum besser ab als die Patientengruppe mit
Fatigue, erneut zeigte sich auch eine Verbesserung der jeweiligen Kollektive von T0
auf T24 hin (Lerneffekt). Zu keinem Assessmentzeitpunkt war ein statistischer
Gruppeneffekt, oder eine divergente Entwicklung zwischen den beiden Gruppen
(MS-F und MS-NF) auszumachen. Details siehe Tabelle 39.
90
Tabelle 39: Visueller und Verbaler Merkfähigkeitstest (VVM): Gruppenvergleich der Patienten mit Multipler Sklerose (MS)
ohne Fatigue (MS-NF) vs. die MS-Patienten mit Fatigue (MS-F); N: Number (Patientenanzahl); Min: Minimalwert; Max:
Maximalwert; Median: Zentralwert; MW: Mittelwert; Std: Standardabweichung; VVM-UR-PR-W: unmittelbare Reproduktion
der Teilaufgabe „WEG“ (Prozentrang) im VVM; VVM-UR-PR-B: unmittelbare Reproduktion der Teilaufgabe „ВAU“
(Prozentrang) im VVM; VVM-2h-R-PR-W: Reproduktion der Teilaufgabe „WEG“ nach 2-stündigem Behaltensintervall
(Prozentrang) im VVM; VVM-2h-R-PR-B: Reproduktion der Teilaufgabe „ВAU“ nach 2-stündigem Behaltensintervall
(Prozentrang) im VVM.
MS-NF MS-F
N Min Max Median Mean Std N Min Max Median Mean Std
VVM-UR-PR-W
Zeit
56 1.0 92.0 29.0 37.5 30.0 39 1.0 99.0 21.0 26.2 25.2 Baseline
24 Monate 52 1.0 108.0 30.0 38.8 31.8 23 0.0 90.0 14.0 26.7 29.4
VVM-UR-PR-B
Zeit
56 1.0 99.0 39.5 39.8 27.1 40 1.0 98.0 21.0 37.4 32.9 Baseline
24 Monate 53 1.0 99.0 41.0 43.1 28.1 23 1.0 98.0 30.0 41.7 32.0
VVM-2h-R-PR-W
Zeit
53 1.0 99.0 40.0 42.3 26.3 39 2.0 94.0 29.0 30.5 24.4 Baseline
24 Monate 53 3.0 31.0 19.5 19.0 6.7 23 6.0 27.0 13.0 13.5 5.7
VVM-2h-R-PR-B
Zeit
56 2.0 99.0 43.5 46.1 29.3 39 3.0 98.0 20.0 40.6 34.6 Baseline
24 Monate 51 1.0 98.0 56.0 50.5 29.2 23 3.0 98.0 33.0 43.5 29.6
Der Fragebogen erlebter Defizite der Aufmerksamkeit (FEDA), umfasst
subjektive Defizite in verschiedenen Aufmerksamkeitsbereichen. Im
Aufmerksamkeitsbereich „Ablenkbarkeit und Verlangsamung bei geistigen Prozessen“ fällt im Gruppenvergleich fällt zwar auf, dass die Fatigue-Patienten ein
deutlich größeres Defizit im oben genannten Aufmerksamkeitsbereich haben, als
die MS-NF Gruppe, dieses jedoch statistisch nicht relevant ist. Im
Beobachtungsverlauf verbesserten sich die Werte innerhalb der Patientengruppe
ohne Fatigue und der Patientengruppe mit Fatigue von T0 auf T24 leicht. Im
Zeitverlauf waren in beiden Gruppen jedoch keine statistisch relevanten
Änderungen der Scores und ebenso keine divergenten Entwicklungen zwischen
den beiden Gruppen (MS-F und S-NF) ausfindig zu machen, was durch eine
fehlende Gruppe*Zeit-Interaktion statistisch belegt ist. Im Aufmerksamkeitsbereich
„Ermüdung und Verlangsamung bei praktischen Tätigkeiten“ verbesserten sich
91
die Werte innerhalb der Patientengruppe ohne Fatigue und der Patientengruppe mit
Fatigue von T0 auf T24 stark. Im Zeitverlauf waren in beiden Gruppen aber keine
relevanten Änderungen der Scores und ebenso keine divergenten Entwicklungen
zwischen den beiden Gruppen (MS-F und S-NF) ausfindig zu machen, was durch
eine fehlende Gruppe*Zeit-Interaktion statistisch belegt ist. Es findet sich allerdings
sowohl ein signifikanter Zeiteinfluss (p= <0,0001), sowie ein signifikanter Fatigue-
Gruppeneinfluss (p=0,0287). Im Gruppenvergleich zeigt sich für die T-Werte der
Standardabweichung sowohl zum Zeitpunkt T0 (p= 0,0037) als auch zum Zeitpunkt
T24 (p=0,0773) eine statistische Signifikanz. Im Aufmerksamkeitsbereich
„Antriebsminderung“ verbesserten sich die Werte innerhalb der Patientengruppe
ohne Fatigue und der Patientengruppe mit Fatigue von T0 auf T24. Im Zeitverlauf
waren in beiden Gruppen aber keine relevanten Änderungen der Scores und
ebenso keine divergenten Entwicklungen zwischen den beiden Gruppen (MS-F und
S-NF) ausfindig zu machen, was durch eine fehlende Gruppe*Zeit-Interaktion
statistisch belegt ist. Es findet sich allerdings sowohl ein signifikanter Zeiteinfluss
(p= 0,0024), sowie ein signifikanter Fatigue-Gruppeneinfluss (p=0,0375). Im
Gruppenvergleich zeigt sich für die T-Werte der Standardabweichung sowohl zum
Zeitpunkt T0 (p= 0,0150) als auch zum Zeitpunkt T24 (p=0,0634) eine statistische
Signifikanz (Details siehe Tabelle 40 und Abbildung 14).
Tabelle 40: Fragebogen erlebter Defizite der Aufmerksamkeit (FEDA): Gruppenvergleich der Patienten mit Multipler Sklerose
(MS) ohne Fatigue (MS-NF) vs. die MS-Patienten mit Fatigue (MS-F); N: Number (Patientenanzahl); Min: Minimalwert; Max:
Maximalwert; Median: Zentralwert; MW: Mittelwert; Std: Standardabweichung; FEDA-AV (RW): Aufmerksamkeitsbereich
„Ablenkbarkeit und Verlangsamung bei geistigen Prozessen“ im FEDA (Rohwert); FEDA-AV (PR): Aufmerksamkeitsbereich
„Ablenkbarkeit und Verlangsamung bei geistigen Prozessen“ im FEDA (Prozentrang); FEDA-EV (RW):
Aufmerksamkeitsbereich „Ermüdbarkeit und Verlangsamung bei praktischen Tätigkeiten“ im FEDA (Rohwert); FEDA-EV (PR):
Aufmerksamkeitsbereich „Ermüdbarkeit und Verlangsamung bei praktischen Tätigkeiten“ im FEDA (Prozentrang); FEDA-A
(RW): Aufmerksamkeitsbereich „Antriebsminderung“ im FEDA (Rohwert); FEDA-A (PR): Aufmerksamkeitsbereich
„Antriebsminderung“ im FEDA (Prozentrang).
MS-NF MS-F
N Min Max Medi
an Mean Std N Min Max Median Mean Std
FEDA: AV-RW
Zeit
57 31.0 65.0 57.0 55.5 8.0 39 20.0 65.0 45.0 44.2 10.1 Baseline
12 Monate 54 38.0 70.0 57.5 56.4 6.5 36 20.0 57.0 43.0 43.1 8.4
24 Monate 55 30.0 65.0 56.0 54.7 8.5 23 23.0 65.0 45.0 43.3 9.6
92
MS-NF MS-F
N Min Max Medi
an Mean Std N Min Max Median Mean Std
FEDA: AV-PR
Zeit
57 23.7 100.0 92.9 82.5 20.6 39 2.4 100.
0 49.1 52.7 25.1 Baseline
12 Monate 54 33.7 100.0 92.2 84.7 17.2 36 2.4 92.2 49.1 49.8 20.9
24 Monate 55 11.8 100.0 92.9 79.6 23.0 23 6.5
100.0 49.1 49.5 24.0
FEDA: EV-RW
Zeit
57 20.0 40.0 37.0 35.3 5.4 39 17.0 37.0 26.0 26.9 5.3 Baseline
12 Monate 54 20.0 40.0 37.5 35.2 5.4 36 17.0 38.0 27.0 26.9 5.0
24 Monate 55 13.0 40.0 28.0 27.7 6.9 23 14.0 28.0 20.0 21.0 4.2
FEDA: EV-PR
Zeit
57 19.5 100.
0 100.
0 83.8 25.8 39 8.3 100.
0 36.7 46.6 23.8 Baseline
12 Monate 54 19.5
100.0
100.0 82.4 25.9 36 8.3
100.0 53.8 45.0 23.0
24 Monate 55 1.8
100.0 53.8 48.6 30.2 23 1.8 53.8 19.5 21.7 16.1
FEDA: A-RW
Zeit
57 18.0 30.0 26.0 25.9 3.6 39 9.0 30.0 21.0 20.7 4.8 Baseline
12 Monate 54 18.0 30.0 27.0 26.3 3.5 36 8.0 29.0 21.0 20.4 4.4
24 Monate 55 20.0 30.0 29.0 27.6 3.0 23 6.0 30.0 23.0 23.0 5.6
FEDA: A-PR
Zeit
57 33.1 100.
0 76.9 80.6 23.0 39 2.4 100.
0 55.0 48.6 27.3 Baseline
12 Monate 54 33.1
100.0
100.0 82.4 21.7 36 1.2
100.0 55.0 46.4 23.8
24 Monate 55 33.1
100.0
100.0 88.9 18.6 23 1.2
100.0 55.0 61.3 31.3
Abbildung 14: Signifikanter Gruppenunterschied von MS-NF vs. MS-F in der Selbstbeurteilung von Ablenkbarkeit, Ermüdung und Verlangsamung bei geistigen und praktischen Tätigkeiten (FEDA).
94
3.2.3 Persönlichkeitsprofil Das Patientenkollektiv ohne Fatigue war beim Freiburger Persönlichkeitsinventar (FPI) auf der Skala „Lebenszufriedenheit“ (FPI-R 1) über den
Untersuchungszeitraum durchweg zufriedener, als das Patientenkollektiv mit
Fatigue. Ein statistischer Gruppeneffekt ist zu beiden Assessmentzeitpunkten
gegeben (T0: p= 0.00040; T24: p= 0.00126). Auf der Skala „Soziale Orientierung“ (FPI-R 2) zeigte sich das Patientenkollektiv ohne Fatigue über den
Assessmentzeitraum hinweg weniger sozial orientiert als das Patientenkollektiv mit
Fatigue. Ein statistischer Gruppeneffekt ist jedoch zu keinem Zeitpunkt gegeben.
Auf der Skala „Leistungsorientierung“ (FPI-R 3) zeigte sich über den
Beobachtungszeitraum von zwei Jahren, dass die MS-NF Patientengruppe stärker
leistungsorientiert war, als die MS-F Patientengruppe. Innerhalb der Gruppen
unterschieden sich die erreichten Stanine-Werte (fast) nicht voneinander. Ein
statistischer Gruppeneffekt ist am Ende Des Beobachtungszeitraumes zum
Zeitpunkt T24 gegeben (p=0.03064). Auf der Skala „Gehemmtheit“ (FPI-R 4), zeigt sich das Patientenkollektiv ohne Fatigue weniger gehemmt als das
Patientenkollektiv mit Fatigue. Innerhalb der Gruppen unterschieden sich die
erreichten Stanine-Werte nicht voneinander. Ein statistisch hochsignifikanter
Gruppeneffekt ist zu beiden Untersuchungszeitpunkten gegeben (T0: p= 0.01962;
T24: p= 0.01961). Auf der Skala „Еrregbarkeit“ (FPI-R 5), haben die MS-NF
Patienten zu beiden Untersuchungszeitpunkten deutlich geringere Stanine-Werte
als die MS-F Patienten und sind demnach deutlich weniger erregbar. Ein
statistischer Gruppeneffekt liegt zu beiden Untersuchungszeitpunkten vor (T0: p=
0,01637; T24: p= 0,05342). Auf der Skala „Aggressivität“ (FPI-R 6), zeigten sich
die MS-NF Patienten sowohl zum Zeitpunkt T0, als auch zum Zeitpunkt T24,
deutlich weniger aggressives Verhalten, als die MS-F Patienten. Innerhalb der
Gruppen unterschieden sich die erreichten Stanine-Werte entsprechend deutlich
voneinander. Ein statistischer Gruppeneffekt liegt zum Zeitpunkt T0 vor (p=
0,01855). Auf der Skala „Вeanspruchung“ (FPI-R 7), sind die MS-NF Patienten
zu beiden Assessmentzeitpunkten mit deutlich weniger „Beanspruchung“
konfrontiert, als die Patientengruppe mit Fatigue (MS-F). Innerhalb der Gruppen
unterschieden sich die erreichten Stanine-Werte entsprechend deutlich
voneinander. Ein statistischer Gruppeneffekt ist zu beiden
Untersuchungszeitpunkten gegeben (T0: p= 0,00032; T24: p= 0,00000). Auf der
95
Skala „Кörperliche Beschwerden“ (FPI-R 8), sind die Patienten ohne Fatigue,
obwohl im EDSS vergleichbar, zu beiden Assessmentzeitpunkten mit wesentlich
geringeren Beschwerden konfrontiert, als die Patientengruppe mit Fatigue.
Innerhalb der Gruppen unterschieden sich die erreichten Stanine-Werte deutlich
voneinander. Ein statistischer Gruppeneffekt ist sowohl zum Zeitpunkt T0 gegeben
(p= 0,00025), als auch zum Zeitpunkt T24 (p= 0,00493). Auf der Skala
„Gesundheitssorgen“ (FPI-R 9), zeigte sich erstaunlicherweise, dass sich die
Patienten ohne Fatigue zu beiden Untersuchungszeitpunkten etwas mehr Sorgen
über ihre Gesundheit machen, als die Patientengruppe mit Fatigue. Ein statistischer
Gruppeneffekt zwischen den beiden Gruppen ist jedoch zu keinem Zeitpunkt der
Beobachtung gegeben. Bei Betrachtung der Skala „Оffenheit“ (FPI-R 10), zeigt
sich, dass die MS-NF Patienten zu den Zeitpunkten T0 und T24 etwas weniger
offen wirkten, als die Patientengruppe mit Fatigue. Ein statistischer Gruppeneffekt
lag zum Zeitpunkt T0 (p= 0,01976) vor. Die Patientengruppe ohne Fatigue erreichte
zu beiden Untersuchungszeitpunkten auf der Skala „Еxtraversion“ (FPI-R 11) höhere Stanine-Werte, als die Patientengruppe mit Fatigue. Die MS-F Patienten
waren also introvertierter, als die MS-NF Patienten. Innerhalb der Gruppen
unterschieden sich die erreichten Stanine-Werte fast nicht voneinander. Ein
statistischer Gruppeneffekt liegt zum Zeitpunkt T24 (p= 0,09181) vor, eine
Entwicklung zwischen den beiden Gruppen ist zu keinem Zeitpunkt gegeben. Auf
der Skala „Еmotionalität“ (FPI-R 12), zeigt sich eine deutlich verminderte
Emotionalität bei den MS-F Patienten zu beiden Untersuchungszeitpunkten, als bei
den MS-F Patienten. Innerhalb der Gruppen unterschieden sich die erreichten
Stanine-Werte deutlich voneinander. Ein statistischer Gruppeneffekt ist zu beiden
Assessmentzeitpunkten gegeben (T0: p= 0,00017; T24: p= 0,00139) (Details
Tabelle 41 und Abbildung 15).
96
Tabelle 41: Freiburger Persönlichkeitsinventar (FPI-R): Gruppenvergleich der Patienten mit Multipler Sklerose (MS) ohne
Fatigue (MS-NF) vs. die MS-Patienten mit Fatigue (MS-F); N: Number (Patientenanzahl); Min: Minimalwert; Max:
Maximalwert; Median: Zentralwert; MW: Mittelwert; Std: Standardabweichung; FPI-R 1: Stanine-Wert in der Skala
„Lebenszufriedenheit“ des Freiburger Persönlichkeitsinventars (FPI-R); FPI-R 2: Stanine-Wert in der Skala „Soziale
Orientierung“ des FPI-R; FPI-R 3: Stanine-Wert in der Skala „Leistungsorientierung“ des FPI-R; FPI-R 4: Stanine-Wert in der
Skala „Gehemmtheit“ des FPI-R; FPI-R 5: Stanine-Wert in der Skala „Еrregbarkeit“ des FPI-R; FPI-R 6: Stanine-Wert in der
Skala „Aggressivität“ des FPI-R; FPI-R 7: Stanine-Wert in der Skala „Вeanspruchung“ des FPI-R; FPI-R 8: Stanine-Wert in der
Skala „Кörperliche Beschwerden“ des FPI-R; FPI-R 9: Stanine-Wert in der Skala „Gesundheitssorgen“ des FPI-R; FPI-R 10:
Stanine-Wert in der Skala „Оffenheit“ des FPI-R; FPI-R 11: Stanine-Wert in der Skala „Еxtraversion“ des FPI-R; FPI-R 12:
Stanine-Wert in der Skala „Еmotionalität“ des FPI-R.
MS-NF MS-F
N Min Max Median Mean Std N Min Max Median Mean Std
FPI-R1 Zeit
53 1.0 9.0 6.0 5.7 2.0 38 1.0 9.0 4.0 4.2 1.9 Baseline
24 Monate 54 1.0 9.0 6.0 5.4 2.0 23 1.0 9.0 3.0 3.7 2.1
FPI-R2 Zeit
53 2.0 9.0 6.0 5.9 1.7 38 3.0 9.0 6.0 6.1 1.5 Baseline
24 Monate 54 2.0 9.0 6.0 5.9 1.7 23 4.0 9.0 6.0 6.1 1.7
FPI-R3 Zeit
53 2.0 9.0 5.0 5.2 1.9 38 1.0 8.0 4.5 4.5 1.6 Baseline
24 Monate 54 2.0 9.0 5.0 5.1 2.0 23 2.0 7.0 4.0 4.0 1.4
FPI-R4 Zeit
53 1.0 9.0 5.0 5.1 2.0 38 2.0 9.0 6.0 6.1 1.8 Baseline
24 Monate 54 1.0 9.0 5.0 4.8 1.9 23 2.0 9.0 7.0 5.9 2.0
FPI-R5 Zeit
53 1.0 9.0 5.0 5.1 1.9 38 3.0 9.0 6.0 6.1 1.8 Baseline
24 Monate 54 1.0 9.0 5.0 5.0 1.7 23 2.0 8.0 6.0 5.7 1.8
FPI-R6 Zeit
53 1.0 8.0 4.0 4.2 1.6 38 1.0 9.0 5.0 5.0 2.0 Baseline
24 Monate 53 1.0 8.0 5.0 4.3 1.8 23 1.0 8.0 5.0 4.7 1.9
FPI-R7 Zeit
53 1.0 9.0 5.0 4.6 2.0 38 3.0 9.0 6.0 6.2 1.5 Baseline
24 Monate 54 1.0 8.0 5.0 4.9 1.9 23 3.0 9.0 6.0 6.0 1.7
97
MS-NF MS-F
N Min Max Median Mean Std N Min Max Median Mean Std
FPI-R8 Zeit
53 1.0 9.0 5.0 5.1 1.9 38 2.0 9.0 7.0 6.7 1.8 Baseline
24 Monate 54 1.0 8.0 5.0 5.1 2.0 23 3.0 9.0 7.0 6.6 1.9
FPI-R9 Zeit
53 1.0 9.0 5.0 4.6 1.9 38 1.0 7.0 5.0 4.4 1.8 Baseline
24 Monate 54 1.0 9.0 4.5 4.6 1.8 23 1.0 7.0 4.0 4.4 1.6
FPI-R10 Zeit
53 2.0 8.0 4.0 4.5 1.6 38 2.0 9.0 5.0 5.4 1.9 Baseline
24 Monate 54 1.0 9.0 5.0 4.9 1.8 23 2.0 9.0 5.0 5.1 1.8
FPI-R11 Zeit
53 1.0 9.0 5.0 4.8 1.7 38 1.0 8.0 4.0 4.2 1.7 Baseline
24 Monate 54 1.0 9.0 5.0 5.1 2.0 23 2.0 9.0 4.0 4.3 1.7
FPI-R12 Zeit
53 1.0 9.0 5.0 4.8 1.9 38 2.0 9.0 6.0 6.5 1.7 Baseline
24 Monate 54 1.0 8.0 5.0 4.9 1.8 23 2.0 9.0 6.0 6.4 1.8
Abbildung 15: Signifikante Gruppenunterschiede von MS-NF vs MS-F im Freiburger Persönlichkeitsinventar (FPI-R) zu den Zeitpunkten T0 und T24.
Der Freiburger Fragebogen zur Krankheitsverarbeitung in Selbstbeurteilung (FKV-SE), der die eigene Einschätzung der Krankheitsverarbeitung subjektivieren
soll, zeigte für die Skala „Depressive Verarbeitung“ (FKV-SE f1) zu beiden
98
Untersuchungszeitpunkten. Hinweise für adäquatere Coping-Mechanismen in der
Patientengruppe ohne Fatigue gegenüber der Patientengruppe mit Fatigue. Ein
statistisch signifikanter Gruppeneffekt ist zu keinem Zeitpunkt gegeben. Auf der
Skala „Aktives problemorientiertes Coping“ (FKV-SE f2), unterschieden sich die
MS-NF und die MS-F Gruppe zu beiden Assessmentzeitpunkten nicht voneinander.
Beide Gruppen haben ein mittelmäßig aktives Coping-Muster. Ein statistisch
signifikanter Gruppeneffekt ist zu keinem Zeitpunkt gegeben. Auf der Skala
„Ablenkung und Selbstaufbau“ (FKV-SE f3) unterscheiden sich die MS-NF und
die MS-F Gruppe zu beiden Assessmentzeitpunkten nicht voneinander. Beide
Gruppen bewerten ihre „Ablenkungs- und Selbstaufbau-Fähigkeiten“ mit
„mittelmäßig“. Auch im Gruppenvergleich unterschieden sich die erreichten
Stanine-Werte nicht voneinander. Ein statistisch signifikanter Gruppeneffekt lag zu
keinem Zeitpunkt vor. Auch auf der Skala „Religiosität und Sinnsuche“ (FKV-SE f4) unterscheiden sich die MS-NF und die MS-F Gruppe zu beiden
Assessmentzeitpunkten nicht voneinander. Beide Gruppen bewerten den
Stellenwert für dieses Item erneut als „mittelmäßig. Ein statistisch signifikanter
Gruppeneffekt ist wiederum zu keinem Zeitpunkt gegeben. Auf der Skala
„Вagatellisierung und Wunschdenken“ (FKV-SE f5) haben die MS-NF Patienten
zu beiden Assessmentzeitpunkten eine geringere subjektive Tendenz zur
Bagatellisierung und zum Wunschdenken aufzuweisen. Ein relevanter statistischer
Gruppeneffekt zwischen den beiden Gruppen ist jedoch zu keinem Zeitpunkt
nachzuweisen (Details siehe Tabelle 42).
Tabelle 42: FKV-SE (Freiburger Fragebogen zur Krankheitsverarbeitung in Selbstbeurteilung): Gruppenvergleich der
Patienten mit Multipler Sklerose (MS) ohne Fatigue (MS-NF) vs. die MS-Patienten mit Fatigue (MS-F); N: Number
(Patientenanzahl); Min: Minimalwert; Max: Maximalwert; Median: Zentralwert; MW: Mittelwert; Std: Standardabweichung;
FKV-SE f1: Skala „Depressive Verarbeitung“ (Mittelwert der Item-Rohwerte) im Freiburger Fragebogen zur
Krankheitsverarbeitung in Selbstbeurteilung (FKV-SE); FKV-SE f2: Skala „Aktives problemorientiertes Coping“ (Mittelwert der
Item-Rohwerte) im FKV-SE; FKV-SE f3: Skala „Ablenkung und Selbstaufbau“ (Mittelwert der Item-Rohwerte) im FKV-SE;
FKV-SE f4: Skala „Religiosität und Sinnsuche“ (Mittelwert der Item-Rohwerte) im FKV-SE; FKV-SE f5: Skala „Вagatellisierung
und Wunschdenken“ (Mittelwert der Item-Rohwerte) im FKV-SE.
MS-NF MS-F
N Min Max Median Mean Std N Min Max Median Mean Std
99
MS-NF MS-F
N Min Max Median Mean Std N Min Max Median Mean Std
FKV-SE f1
Zeit
57 1.0 3.8 1.8 1.8 0.6 40 1.2 3.8 2.4 2.4 0.7 Baseline
12 Monate 54 1.0 4.2 1.8 1.8 0.7 36 1.2 3.4 2.4 2.4 0.6
24 Monate 54 1.0 4.8 1.8 1.9 0.8 23 1.4 3.6 2.2 2.3 0.6
FKV-SE f2
Zeit
57 1.2 5.0 3.2 3.2 0.9 40 1.4 4.8 3.3 3.2 0.8 Baseline
12 Monate 54 1.0 4.4 3.0 2.9 0.9 36 1.2 4.8 3.1 3.0 0.8
24 Monate 54 1.0 5.0 3.0 2.9 0.9 23 1.8 4.2 2.8 3.0 0.7
FKV-SE f3
Zeit
57 1.0 4.6 3.0 3.1 0.8 40 1.4 5.0 3.1 3.1 0.8 Baseline
12 Monate 54 1.2 5.0 3.2 3.0 0.8 36 1.6 4.8 3.2 3.1 0.7
24 Monate 54 1.0 5.0 3.0 3.0 0.8 23 1.8 3.8 3.0 2.8 0.5
FKV-SE f4
Zeit
57 1.2 5.0 2.8 2.9 0.9 40 1.4 4.2 2.8 2.7 0.6 Baseline
12 Monate 54 1.2 4.8 2.6 2.8 0.8 36 1.6 4.2 2.7 2.8 0.6
24 Monate 54 1.2 5.0 2.6 2.6 0.8 23 1.6 3.6 2.6 2.6 0.6
FKV-SE f5
Zeit
57 1.0 4.0 1.6 1.9 0.8 40 1.0 5.0 2.0 2.3 1.0 Baseline
12 Monate 54 1.0 5.0 1.6 1.8 0.9 36 1.0 4.0 2.0 2.2 0.9
24 Monate 54 1.0 3.7 1.6 1.8 0.8 23 1.0 4.7 2.0 2.2 1.0
100
3.3 Dritte Betrachtungsebene: Betrachtung des statistischen Einflusses ausgewählter Faktoren auf die Testparameter.
3.3.1 Einflüsse der Persönlichkeit (FPI) auf die Variablen Verschiedene Aspekte der Persönlichkeit, gemessen anhand des Freiburger
Persönlichkeitsinventars, zeigten einen Einfluss auf andere Variablen, z.B.
verschiedene behaviorale, psychometrische und neuropsychologischer Tests. Die
Betrachtungsebene auf welcher die folgenden statistischen Angaben basieren ist
die der MS-Patienten ohne und mit Fatigue. Es zeigte sich, dass die Skala FPI-R-1
(Lebenszufriedenheit) den FEDA-A-RW (Antriebsminderung) signifikant (p=
0,0133) beeinflusst. Auch der Einfluss des FPI-R-1 auf den TAP-Untertest
Exekutive Kontrolle war signifikant (p= 0,0283). Für die Teilaufgabe „Blauer
Buchstabe zeigte sich, dass mehr Lebensqualität mit einer schnelleren Bewältigung
der Aufgabe einherging. Auch auf den TAP-Untertest Geteilte Aufmerksamkeit
bestand ein signifikanter Einfluss (p= 0,0197) im visuellen Aspekt der Aufgabe. Die
Individuen mit höherer Lebenszufriedenheit bewältigen die Aufgabe erneut
schneller, als die MS-Patienten mit niedrigerem FPI-1 Score (p= 0,0283). Die Skala
FPI-R-2 (Soziale Orientierung) hat einen signifikanten Einfluss auf den FEDA-A-
RW (Antriebsminderung) (p= 0,0310). Je ausgeprägter die soziale Orientierung,
desto geringer ist die Antriebsminderung. Wie schon dargestellt, ist im
Patientenkollektiv ohne Fatigue ist eine höhere Ausprägung der sozialen
Orientierung ersichtlich, als im Patientenkollektiv mit Fatigue. Die Skala
„Leistungsorientierung“ (FPI-R-3) hat einen statistisch signifikanten Einfluss auf
den TAP-Untertest Exekutive Kontrolle (p= 0,0048). Genauer gesagt auf den
Rohwert des Medians für die Teilaufgabe „blauer Buchstabe“. Wie schon
dargestellt, zeigte sich, dass die Patientengruppe ohne Fatigue eine größere
Leistungsorientierung hat und die Aufgabe zu beiden Assessmentzeitpunkten
schneller bewältigten, als die Patientengruppe mit Fatigue (p= 0,0424). Der
Persönlichkeitsaspekt „Gehemmtheit“ (FPI-R-4) beeinflusst den FEDA-EV-RW
(Ermüdung und Verlangsamung bei praktischen Tätigkeiten) statistisch signifikant
(p=0,0128). Auch der TAP-Test Daueraufmerksamkeit wird nach einer Zeitspanne
von 10 bis 15 Minuten signifikant beeinflusst (p= 0,0395). Der Persönlichkeitsaspekt
„Erregbarkeit“ (FPI-RW-5) hat einen statistisch signifikant positiven Einfluss auf
den TAP-Untertest Geteilte Aufmerksamkeit (T-Wert des Medians) (p= 0,0023). Je
101
höher der Persönlichkeitsfaktor „Erregbarkeit“ ist, desto schneller wird die Aufgabe
bewältigt. Im Vorfeld konnten wir berichten, dass die Patientengruppe ohne Fatigue
höhere Werte im FPI-5 hatte und die Aufgabe zu beiden Assessmentzeitpunkten
schneller bewältigte als die MS-NF Patienten. Der Persönlichkeitsaspekt
„Körperliche Beschwerden“ (FPI-8) hatte einen signifikant negativen Einfluss auf
den FEDA-EV (Ermüdung und Verlangsamung bei praktischen Tätigkeiten) (p=
0,0191). Je höher die Werte auf der FPI-8 Skala ausfielen, desto geringer war das
erlebte Defizit. Die Patienten ohne Fatigue hatten zu beiden
Assessmentzeitpunkten ein geringer erlebtes Defizit im oben genannten
Aufmerksamkeitsbereich. Der Einfluss des Persönlichkeitsaspekts
„Gesundheitssorgen“ (FPI-9) ist bei dem TAP-Untertest Daueraufmerksamkeit
zum Zeitpunkt 0 – 5 Minuten signifikant (p= 0,0138). Je höher die erreichten Werte
auf der FPI-9 Skala waren, desto langsamer waren auch die Teilnehmer. In
unserem Fall war das Patientenkollektiv ohne Fatigue erneut zu beiden
Untersuchungszeitpunkten schneller in der Bewältigung der Aufgabe. Der
Persönlichkeitsaspekt „Offenheit“ (FPI-10) hatte einen signifikant negativen
Einfluss auf den FEDA-EV-RW (p= 0,0374). Je höher die Werte auf der FPI-10
Skala ausfielen, also je offener die Patienten wirkten, desto geringer war das
erlebte Defizit. Die Patienten ohne Fatigue hatten zu beiden
Assessmentzeitpunkten ein geringer erlebtes Defizit. Ein signifikanter Einfluss von
FPI-10 bestand auch auf den TAP-Untertest Daueraufmerksamkeit im Zeitintervall
10 – 15 Minuten (p= 0,0138). Je höher die erreichten Werte auf der FPI-Skala
„Offenheit“ waren, desto schneller waren auch die Teilnehmer. In unserem Fall
hatte sich das Patientenkollektiv ohne Fatigue erneut zu beiden
Untersuchungszeitpunkten schneller in der Bewältigung der Aufgabe erwiesen. Der
Persönlichkeitsaspekt „Extraversion“ (FPI-11) hatte einen statistisch signifikant
positiven Einfluss auf den FEDA-AV (Ablenkbarkeit und Verlangsamung bei
geistigen Prozessen) (p= 0,0350). Je höher die Werte auf der Skala „Extraversion“
ausfielen, desto höher war das erlebte Defizit. Wie schon berichtet hatten die
Patienten ohne Fatigue zu beiden Assessmentzeitpunkten ein geringer erlebtes
Defizit im genannten Aufmerksamkeitsbereich. Ein weiterer positiv statistisch
signifikanter Einfluss der Skala FPI-11 bestand auf den FEDA-EV (Ermüdung und
Verlangsamung bei praktischen Tätigkeiten (p= 0,0362). Je höher die Werte auf der
FPI-11 Skala ausfielen, desto höher war das erlebte Defizit. Wir fanden wiederum
102
dass Patienten ohne Fatigue zu beiden Assessmentzeitpunkten ein geringer
erlebtes Defizit im genannten Aufmerksamkeitsbereich aufwiesen (p= 0,0362).
Auch auf einen Teilaspekt des VVM (Teilaufgabe „Weg“ nach 2-stündigem
Behaltensintervall) bestand ein signifikant positiver Einfluss der Skala „Extraversion“
(FPI-11). Je höher die erreichten Werte auf der FPI-11 Skala waren, desto besser
war die Leistung nach zweistündiger Reproduktion (RW: p= 0,0156; PR: p=
0,0335). Der Persönlichkeitsaspekt „Emotionalität“ (FPI-12) hat einen signifikant
positiven Einfluss auf den TAP-Subtest Geteilte Aufmerksamkeit „auditiv“ (p=
0,0409). Dies bedeutete, je höher die Werte auf dieser FPI-Skala waren, desto
schneller wurde auch die Aufgabe bewältigt. Die Patientengruppe ohne Fatigue
zeigte ehr Emotionalität und bewältigte diese Aufgabe zu beiden
Untersuchungszeitpunkten schneller.
3.3.2 Einflüsse der Krankheitsprogression (EDSS) auf die Variablen Im Bereich der Neuropsychologie ließ sich ein Einfluss der Krankheitsprogression
(EDSS) vor allem auf den Bereich des Gedächtnisses objektivieren. So war der
Einfluss des EDSS auf den VVM (visueller und verbaler Merkfähigkeitstest) sowohl
auf den Rohwert (vvm2hrrww = Rohwert der Reproduktion der Aufgabe „Weg“ nach
2-stündigem Behaltensintervall; p= 0,0136), als auch auf den Prozentrang
(vvm2hrprw = Prozentrang der Reproduktion der Aufgabe „Weg“ nach 2-stündigem
Behaltensintervall; p= 0,0075) signifikant dokumentierbar. Je höher der EDSS desto
niedriger erwies sich die Behaltensleistung RW: p= 0,0136; PR: p= 0,0075). Der
EDSS beeinflusste zum Anderen die neuropsychologischen Variablen beim FEDA-
RW-A (Rohwert des Subtests Antriebsminderung) signifikant positiv (p = 0,0026).
Je höher der EDSS, desto höher war die Antriebsminderung (p= 0,0026). Des
Weiteren beeinflusste der EDSS den FEDA-RW-EV (Rohwert des Subtests
Ermüdung und Verlangsamung bei praktischen Fähigkeiten) hochsignifikant positiv
(p= <0,0001). Je höher der EDSS, desto höher erwies sich die Ermüdung und
Verlangsamung bei praktischen Fähigkeiten (p= <0,0001).
3.3.3 Einflüsse von Depressivität und Stimmung (ADS) auf die Variablen Der T-Wert der ADS (Allgemeine Depressionsskala) übte einen signifikant positiven
Einfluss auf den Bereich „Ablenkbarkeit und Verlangsamung bei geistigen
103
Prozessen“ des FEDA (FEDA-AV-RW) aus (p= 0,0116). Je höher der Wert auf der
Depressionsskala, desto größer waren die erlebten Defizite in dem genannten
Aufmerksamkeitsbereich. Die beiden anderen Bereiche des FEDA „Ermüdung und
Verlangsamung bei praktischen Fähigkeiten“, sowie „Antriebsminderung“, zeigten
keine signifikante Beeinflussung durch die ADS. Dies galt auch für die behavioralen
Parameter.
3.3.4 Einflüsse der Intelligenz (IQ) auf die Variablen Der MWT-BIQ-korr (Korrigierter MWT-B) beeinflusst den Rohwert des FEDA-A
(Antriebsminderung) signifikant (p= 0,0049). Je höher der erreichte IQ-Wert mittels
MWT-B-IQ, desto höher ist das erlebte Defizit (p= 0,0049), das heißt, dass sich die
Patienten der Defizite in höherem Maße bewusst werden.
3.3.5 Einflüsse der Krankheitsverarbeitung (FKV) auf die Variablen Verschiedene Items der Krankheitsverarbeitung, erfasst mittels des Freiburger
Fragebogens zur Krankheitsverarbeitung (FKV), beeinflussen Aspekte der
neuropsychologischen Variablen. Der Mittelwert des FKV-SE1 (Skala „Depressive Verarbeitung“) beeinflusst den Rohwert des FEDA-A signifikant (0,0097). Zum
Anderen wird der TAP-Subtest Daueraufmerksamkeit zu Beginn zwischen 0 und 5
Minuten signifikant vom FKV-SE 1 beeinflusst (p= 0,0461). Je besser die
Depressive Verarbeitung war, desto schneller waren die Probanden zu Beginn der
Daueraufmerksamkeitsaufgabe in der Informationsverarbeitung. Des Weiteren
bestand ein signifikanter Einfluss auf die visuelle und verbale Merkfähigkeit (VVM)
(Rohwert der Reproduktion der Teilaufgabe „Weg“ nach 2-stündigem
Behaltensintervall) (p= 0,0353). Je höher der Wert auf der Skala Depressive
Verarbeitung, desto besser war erstaunlicherweise die Behaltensleistung nach 2-
stündiger Reproduktion (p= 0,0353). Ein signifikanter Einfluss des FKV-SE-MW 3
„Ablenkung und Selbstaufbau“ liegt für den TAP-Untertests „Geteilte
Aufmerksamkeit- auditiv“ (T-Wert des Medians) vor (p= 0,0041). Je höher der Wert
auf der FKV-3-Skala ausfällt, desto schneller wird die Aufgabe bewältigt (p=
0,0041).
Auch auf den VVM (Rohwert in der Reproduktion der Teilaufgabe „Weg“ nach 2-
stündigem Behaltensintervall) bestehen signifikante Einflüsse (p= 0,0157). Je höher
104
der Wert auf der Skala Ablenkung und Selbstaufbau war, desto besser war die
Behaltensleistung nach 2-stündiger Reproduktion (p= 0,0157). Der FKV-SE-5 „Bagatellisierung und Wunschdenken“ beeinflusst den TAP-Untertest „Exekutive
Kontrolle“ (Teilaufgabe „blauen Buchstaben“) signifikant (p= 0,0115). Je höher die
FKV-Werte waren, desto langsamer waren die Patienten (p= 0,0115). Auch der
TAP-Untertest „Geteilte Aufmerksamkeit auditiv“ wird signifikant beeinflusst (p=
0,0051). Je höher die FKV-Werte waren, desto schneller waren die Patienten hier
(p= 0,0051). Ebenfalls durch den FKV-SE-5 signifikant beeinflusst, wird der TAP-
Untertest „Geteilte Aufmerksamkeit visuell“ (T-Wert des Medians) (p= 0,0007). Je
höher die FKV-Werte waren, desto schneller waren die Patienten hier (p= 0,0007).
Des Weiteren liegt ein signifikanter Einfluss auf den TAP-Subtest „Geteilte
Aufmerksamkeit visuell“ (T-Wert der Standardabweichung) vor (p= 0,0160). Je
höher die FKV-Werte waren, desto schneller waren die Patienten hier (p= 0,0160).
105
3.4 Vierte Betrachtungsebene: Lineare gemischte Modelle zur Betrachtung der Abhängigkeit einer Zielgröße von mehreren Einflussvariablen.
3.4.1 Lineares gemischtes Modell zur Betrachtung der Abhängigkeit der Zielgröße Fatigue (WEIMUS) von Zeit, Depression (ADS), Intelligenz (IQ), Persönlichkeit (FPI) und Krankheitsverarbeitung (FKV).
In diesem Modell wurden die Einflussgrößen statistisch-mathematisch erfasst, die
auf den WEIMuS und damit auf die Fatigue wirkten. In der Abbildung 16 sind die
Effekte (Variablen) zusammengefasst, die einen signifikanten Einfluss auf die
Zielgröße Fatigue ausübten. Hier ist zum Einen die Krankheitsprogression (EDSS) zu nennen. Der Einfluss der EDSS auf den WEIMuS war in unseren
Untersuchungen signifikant positiv (p= 0,004), das heißt, dass Patienten mit
höherem EDSS-Wert auch einen höheren Weimus-Wert haben. Wie in Abbildung
16 dargestellt bedeutet eine Erhöhung des „Effektes“ EDSS um 1 eine Erhöhung
der Fatigue (WEIMuS) um 3.364 (Schätzer). Auch die Depressivität, repräsentiert
durch den T-Wert der Allgemeine Depressionsskala (adstw), übte einen statistisch
positiven hochsignifikanten Einfluss auf den WEIMuS aus (p= 0,0001). Eine
Erhöhung des T-Wertes der ADS um 1 führte zu einer Erhöhung des WEIMuS um
0.600. Diese Beobachtung ist von besonderer Bedeutung, da die Frage nach der
Wechselwirkung von Fatigue und Depression von großer Relevanz ist.
Abbildung 16: Einfluss selektierter Effekte auf Fatigue. Effekt: Einflussfaktoren auf Fatigue = edss (Krankheitsprogression),
adstw (ads=Allgemeine Depressionsskala, tw=T-Wert), fpi1st0 (fpi=Freiburger Persönlichkeitsinventar, st=stanine), fpi2st0
(fpi=Freiburger Persönlichkeitsinventar, st=stanine), fpi7st0 (fpi=Freiburger Persönlichkeitsinventar, st=stanine), fkvsef2mw
(fkvse=Freiburger Fragebogen zur Krankheitsverarbeitung Selbsteinschätzung, mw=Mittelwert). Effekt auf WEIMuS: Größe
und Richtung des Effektes (siehe auch Schätzer); LCL: lower confidence level; UCL: upper confidence level.
106
Ein direkter Einfluss auf Fatigue konnte auch für mehrere Aspekte des
Persönlichkeitsprofils nachgewiesen werden. Folgende Untertests des Freiburger
Persönlichkeits-Inventars (FPI) zeigten signifikante Einflüsse auf den WEIMuS. Zum
Einen wurde der Subtest „Offenheit“ (FPI-10) mit p= 0,0351 statistisch signifikant.
Der negative Wert des Schätzers besagt, dass eine Erhöhung des „Effektes“, also
der Persönlichkeitsdimension „Offenheit“, den WEIMuS um 1.35 absenkt. Dies lässt
die Interpretation zu, dass Patienten, die „offener“ und weltzugewandter sind, also
mit höheren FPI-10 Werten ausgestattet sind, weniger Fatigue zeigen. Ebenso ist
der FPI Subtest „Leistungsorientierung“ (FPI-3) zu nennen. Er wirkte auf dem
Niveau von p= 0,0174 statistisch signifikant. Eine erhöhte Leistungsorientiertheit der
Patienten im Persönlichkeitsprofil, also höhere FPI-3 Werte, führte demnach zu
signifikant niedrigeren WEIMuS-Werten. Der FPI-Untertest „Beanspruchung“ (FPI-7) dagegen beeinflusste den WEIMuS positiv statistisch signifikant (p= 0,0154).
Exakt betrachtet bedeutete dies, dass ein Anstieg des Effektes der
„Beanspruchung“ um 1 eine Erhöhung der Fatigue auf der WEIMuS Skala um 1.647
bedeutete. Generell ist somit auch nachgewiesen, dass Patienten mit höherer
„Beanspruchung“ auch mehr Fatigue aufweisen, was verständlich ist. In gleicher
Weise übte der Freiburger Fragebogen zur Krankheitsverarbeitung (FKV),
besonders der Subtest „aktives problemorientiertes Coping“ (FKV-SE-2), einen
statistisch signifikanten Einfluss (p= 0,0070) auf den WEIMuS aus. So zeigte sich
erstaunlicherweise der WEIMuS-Wert umso höher, je höher der erreichte Coping-
Wert im FKV-SE-2 war, was möglicherweise darauf hindeutet, dass es auch ein
Ausmaß an „Coping“ geben kann, das eine kontraproduktive „Überbeschäftigung“
mit dem Problem widerspiegelt.
Signifikante Abhängigkeiten der Zielgröße Fatigue von Zeit und IQ wurden nicht
gefunden.
107
3.5 Lineares gemischtes Modell zur Betrachtung der Abhängigkeit der Kognitionsparameter von Zeit, Krankheitsprogression (EDSS), Fatigue (WEIMuS), Depression (ADS), Persönlichkeit (FPI) und Krankheitsverarbeitung (FKV). Nur ganz wenige objektiv messbare kognitive Variablen und Aufmerksamkeits-
parametern zeigten Hinweise auf eine konsistente Beeinflussung durch die
selektierten Einflussvariablen des Modells. Hier sind vor allem Aspekte des
visuellen Gedächtnisses und der Daueraufmerksamkeit zu nennen. Das visuelle
Gedächtnis wurde durch den visuellen und verbalen Merkfähigkeitstest (VVM)
erfasst. Die Einflussvariablen („Effekte“) mit signifikanten Einflüssen auf den VVM
sind in Abbildung 17 zusammengefasst.
Abbildung 17: Einfluss selektierter Effekte auf das visuelle und verbale Gedächtnis. Effekt: Einflussfaktoren auf das visuelle
und verbale Gedächtnis = 2hrprw Zeit (Reproduktion der Teilaufgabe „WEG“ nach 2 Std, pr= Prozentrang). , 2hrprw edss
(Reproduktion der Teilaufgabe „WEG“ nach 2 Std., pr=Prozentrang, EDSS= Krankheitsprogression), 2hrprwfpi1st0
(Reproduktion der Teilaufgabe „WEG“ nach 2 Std, pr= Prozentrang, fpi=Freiburger Persönlichkeitsinventar), 2hrrwwZeit
(Reproduktion der Teilaufgabe „WEG“ nach 2 Std, rw= Rohwert), 2hrrwwedss (Reproduktion der Teilaufgabe „WEG“ nach 2
Std, rw= Rohwert, edss=Krankheitsprogression), 2hrrwwfkvsef1mw (Reproduktion der Teilaufgabe „WEG“ nach 2 Std, rw=
Rohwert, fkvsef1mw= Freiburger Fragebogen zur Selbsteinschätzung Mittelwert Frage 1), 2hrrwwfkvsef3mw (Reproduktion
der Teilaufgabe „WEG“ nach 2 Std, rw= Rohwert, fkvsef3mw= Freiburger Fragebogen zur Selbsteinschätzung Mittelwert
Frage 3). Effekt auf das visuelle und verbale Gedächtnis : Größe und Richtung des Effektes (siehe auch Schätzer); LCL:
lower confidence level; UCL: upper confidence level.
108
Die Variable des VVM, die konsistent beeinflusst wurde, waren der Prozentrang und
der Rohwert der non-verbalen Reproduktionsleistung nach 2 Stunden (2hprw,
2hrrww). Es zeigte sich ein signifikanter Zeiteffekt für beide Variablen im Sinne
eines Leistungsabfalls im Verlauf der Studie (T0 vs. T24). So war die
Vergessensrate bei T0 um 21.77 Einheiten höher als bei T24 (siehe Schätzer).
Einen ähnlichen Einfluss übte die Krankheitsprogression (EDSS) aus. Eine
Zunahme des EDSS um 1 führte zu einer signifikanten Abnahme der
Reproduktionsrate (Prozentrang und Rohwert), also eine Zunahme der
Vergessensrate.
Von den Persönlichkeitsdimensionen des FPI zeigte nur FPI 11 „Extraversion“ eine
signifikant positive Beeinflussung der nonverbalen Reproduktionsleistung des VVM
nach 2 Stunden. Alle anderen Persönlichkeitsdimensionen des FPI erreichten keine
Signifikanz. Von einer konsistenten Beeinflussung der nonverbalen und verbalen
Reproduktionsleistung unserer Probanden durch deren Persönlichkeit kann deshalb
nicht ausgegangen werden. Dies gilt auch für den Bereich der
Krankheitsverarbeitung (FKV). 3 Skalen des FKV übten keine signifikanten
Einflüsse auf die genannten VVM Variablen aus, 2 Skalen gegensinnige signifikante
Einflüsse. So verstärkte „depressive Verarbeitung“ (fkvsef1) erstaunlicherweise die
non-verbale Reproduktionsleistung während eine verstärkte Orientierung hin zu
„Ablenkung und Selbstaufbau“, und somit weg von der Krankheit, die
diesbezügliche kognitive Leistung förderte.
Die Einflussvariablen, die einen signifikanten Einfluss auf die Daueraufmerksamkeit
ausübten, sind in Abbildung 18 zusammengefasst. Der interessanteste Effekt ist die
Zeit*Fatigue Interaktion, die in mehreren Zeitabschnitten des Tests auftritt.
Sie besagt, dass sowohl der Faktor Zeit, als auch der Faktor Fatigue (gemeinsam)
die Zielgröße beeinflussen, den Effekt eines Faktors jedoch mit dem Level des
anderen Faktors variiert.
Im Bereich der Persönlichkeit führt zwar die FPI Dimension „Gesundheitssorgen“
(FPI-9) zweimal zu einer signifikanten Verminderung der Reaktionszeit, die
Dimension „Offenheit“ dagegen zweimal zu einer signifikanten Zunahme der
Reaktionszeit. Insgesamt ergibt sich jedoch für die Aspekte der Persönlichkeit
sowie der Krankheitsverarbeitung jedoch kein konsistenter Einfluss auf die
Daueraufmerksamkeit.
109
Abbildung 18: Einfluss selektierter Effekte auf die Daueraufmerksamkeit. Effekt: Einflussfaktoren auf die
Daueraufmerksamkeit = darwm0Time*Fatigue (TAP-Subtest zur Daueraufmerksamkeit, rw=Rohwert, m=Median),
darwm0fpi1st0 (TAP-Subtest zur Daueraufmerksamkeit, rw=Rohwert, m=Median, fpist=,Freiburger Persönlichkeitsinventar,
st=Stanine) darwm0fpi3st0 (TAP-Subtest zur Daueraufmerksamkeit, rw=Rohwert, m=Median, fpist=,Freiburger
Persönlichkeitsinventar, st=Stanine), darwm0fpi9st0 (TAP-Subtest zur Daueraufmerksamkeit, rw=Rohwert, m=Median,
fpist=,Freiburger Persönlichkeitsinventar, st=Stanine), darwm05Time*Fatigue (TAP-Subtest zur Daueraufmerksamkeit zur
Minute 5, rw=Rohwert, m=Median), darwm05fpi9st0 (TAP-Subtest zur Daueraufmerksamkeit zur Minute 5, rw=Rohwert,
m=Median, fpi=Freiburger Persönlichkeitsinventar, st=Stanine), darwm10150fpi1st0 (TAP-Subtest zur Daueraufmerksamkeit
zur Minute 10-15, rw=Rohwert, m=Median, fpi=Freiburger Persönlichkeitsinventar, st=Stanine), darwm10150fpi4st0 (TAP-
Subtest zur Daueraufmerksamkeit zur Minute 10-15, rw=Rohwert, m=Median, fpi=Freiburger Persönlichkeitsinventar,
st=Stanine),, darwstd050fkvsef1mw (TAP-Subtest zur Daueraufmerksamkeit, rw=Rohwert, std=Standardabweichung. Effekt
auf die Daueraufmerksamkeit: Größe und Richtung des Effektes (siehe auch Schätzer); LCL: lower confidence level; UCL:
upper confidence level.
Anders als bei den objektiven neuropsychologischen Testparametern ergeben sich
vielschichtigere Einflüsse von klinischen, behavioralen und psychischen Variablen
sowie der Persönlichkeit auf die subjektiv erlebten Defizite der Aufmerksamkeit
(FEDA). Eine zusammenfassende Darstellung findet sich in Abbildung 19.
Die konsistentesten signifikanten Einflüsse liegen für die Bereiche
Antriebsminderung (FEDA-A) und Ermüdung und Verlangsamung bei praktischen
Tätigkeiten (FEDA-EV) vor. Hier ergaben sich jeweils signifikant positive Einflüsse
(Besserung) durch die Effekte „keine Fatigue“, dagegen negative Effekte durch die
Krankheitsprogression (EDSS). Beim FEDA-A waren die Werte zu Baseline (T0=
signifikant niedriger als zu T24. Beim FEDA-EV lag dagegen ein umgekehrter
Zeiteffekt vor (höhere Werte bei Baseline als zu T24). Signifikant negative Einflüsse
sind durch den Einfluß der Depression (adstw) und mehrerer
Persönlichkeitsdimensionen, so „soziale Orientierung“ (FPI 2), „Offenheit“ (FPI10),
110
„körperliche Beschwerden“ (FPI 8) beschrieben. Signifikant positive Einflüsse auf
FEDA-A und FEDA-EV wurden durch die Persönlichkeitsdimensionen
„Extraversion“ (FPI 11), „Lebenszufriedenheit“ (FPI 1) und erstaunlicherweise
„Gehemmtheit“ (FPI-4) ausgeübt. Aus den vielschichtigen Effekten lässt sich
insgesamt kein vollkommen konsistentes Bild einer prä-disponierenden
Persönlichkeit für die genannten FEDA-Teilbereiche ableiten, allenfalls Facetten
dieser Persönlichkeit.
Abbildung 19: Einfluss selektierter Effekte auf subjektiv erlebte Defizite der Aufmerksamkeit. Effekt: Einflussfaktoren auf
subjektiv erlebte Defizite der Aufmerksamkeit = AVadstw (AV=Ablenkbarkeit und Verlangsamung bei geistigen Prozessen,
ads=Allgemeine Depressionsskala, tw=T-Wert), AVfpi11st0 (AV=Ablenkbarkeit und Verlangsamung bei geistigen Prozessen,
fpi=Freiburger Persönlichkeitsinventar, st=Stanine), Afatigue (A=Antriebsminderung), AMWTBiq (A=Antriebsminderung,
MWTBiq=Intelligenztest), AZeit (A=Antriebsminderung), Aedss (A=Antriebsminderung, edss=Krankheitsprogression),
Afkvsef1mw (A=Antriebsminderung, fkvse=Freiburger Fragebogen zur Krankheitsverarbeitung Selbsteinschätzung),
mw=Mittelwert), Afpi1st0 (A=Antriebsminderung, fpi=Freiburger Persönlichkeitsinventar, st=Stanine), Afpi2st0
(A=Antriebsminderung, fpi=Freiburger Persönlichkeitsinventar, st=Stanine), EVfatigue (EV=Ermüdung und Verlangsamung
bei praktischen Tätigkeiten), EVZeit (EV=Ermüdung und Verlangsamung bei praktischen Tätigkeiten), EVedss
(EV=Ermüdung und Verlangsamung bei praktischen Tätigkeiten, edss=Krankheitsprogression), EVfpi10st0 (EV=Ermüdung
und Verlangsamung bei praktischen Tätigkeiten, fpi=Freiburger Persönlichkeitsinventar, st=Stanine), EVfpi11st0
(EV=Ermüdung und Verlangsamung bei praktischen Tätigkeiten, fpi=Freiburger Persönlichkeitsinventar, st=Stanine),
EVfpi4st0 (EV=Ermüdung und Verlangsamung bei praktischen Tätigkeiten, fpi=Freiburger Persönlichkeitsinventar,
st=Stanine), EVfpi8st0 (EV=Ermüdung und Verlangsamung bei praktischen Tätigkeiten, fpi=Freiburger
Persönlichkeitsinventar, st=Stanine). Effekt auf subjektiv erlebte Defizite der Aufmerksamkeit: Größe und Richtung des
Effektes (siehe auch Schätzer); LCL: lower confidence level; UCL: upper confidence level.
112
3.6 Drop-‐out Analyse Für eine differenzierte Drop-Out-Analyse wurden den MS-Patienten ohne Fatigue
die MS-Patienten mit Fatigue zur Baseline gegenübergestellt. Zur einheitlichen
Betrachtung gingen wir durchweg von den zur Baseline bestehenden
Patientenkollektiven aus. Insgesamt sind 19 Patienten (20%) aus der Studie
ausgeschieden. Nach zwei Jahren konnten wir eine Drop-out Rate von 16% im
Patientenkollektiv ohne Fatigue (MS-NF) und eine Drop-out Rate von 25% im
Patientenkollektiv mit Fatigue (MS-F) feststellen (Details siehe Tabelle 43 und
Abbildung 20).
Tabelle 43: Drop-outs: Gruppenvergleich der Patienten mit Multipler Sklerose (MS) ohne Fatigue (MS-NF) vs. die MS-
Patienten mit Fatigue (MS-F) zur Baseline-Untersuchung. N: Number (Patientenanzahl); %: Prozentzahl der Drop-outs.
MS-NF zur BL MS-F zur BL Total
N % N % N %
Dropout
48 84 30 75 78 80 Nein
Ja 9 16 10 25 19 20
Abbildung 20: drop-outs – Rekonstruktion und Gründe zum Zeitpunkt T24.
113
Auf der Basis dieser Daten konnten wir die zwei Drop-out Kollektive (zum Einen aus
den Patienten ohne Fatigue zur Baseline und zum Anderen aus den Patienten mit
Fatigue zur Baseline) separat betrachten und den jeweiligen Einfluss auf das
korrespondierende non-Drop-out Kollektiv berechnen. Ziel dieses Modells ist es
herauszufinden, inwieweit die Drop-outs einen Einfluss auf das jeweilige
verbleibende Patientenkollektiv gehabt hätten, wären sie in der Studie geblieben.
Betrachtet wurden ausgewählte klinische Parameter, wie der WEIMUS, die ADS
und der EDSS, die für die klinische Charakterisierung des Kollektivs wichtig waren.
Bei Betrachtung des WEIMUS-gesamt lag die Zahl der MS-NF Patienten zu Beginn
der Studie bei 47 Patienten. Der erreichte Gesamtscore sank über den gesamten
Assessment-Zeitraum nur leicht ab. In der Gruppe der 30 Fatigue-Patienten sank
der Weimus-Gesamtscore ebenfalls nur minimal ab. Im Zeitverlauf waren in beiden
Gruppen keine wesentlichen Änderungen der Scores und keine divergenten
Entwicklungen zwischen den beiden Gruppen (MS-F und MS-NF) ausfindig zu
machen, was durch eine fehlende Gruppe*Zeit-Interaktion statistisch belegt ist. Ein
signifikanter Gruppenunterschied ist zu keinem Assessmentzeitpunkt gegeben.
Dieser stabile Verlauf in beiden Gruppen lässt den Schluss zu, dass die Drop-outs
zu keinem signifikanten Einbruch und auch keiner signifikanten Besserung der
Ergebnisse geführt haben. Für die ADS (Allgemeinen Depressionsskala) liegen
die Werte der Patienten ohne Fatigue zu allen Untersuchungszeitpunkten deutlich
unter den Werten der Patientengruppe mit Fatigue. Die Unterschiede innerhalb der
Gruppen sind jeweils nur minimal. Im Zeitverlauf waren in beiden Gruppen keine
wesentlichen Änderungen der Scores und keine divergenten Entwicklungen
zwischen den beiden Gruppen (MS-F und MS-NF) ausfindig zu machen. Ein
signifikanter Gruppenunterschied ist zu keinem Untersuchungszeitpunkt gegeben.
Bei der Betrachtung des T-Werts der Allgemeinen Depressionsskala zeigt sich für
alle Untersuchungszeitpunkte erneut eine niedrigere Neigung zur Depression für
die MS-NF Gruppe als für die MS-F Gruppe. Die Unterschiede innerhalb der
Gruppen sind jeweils nur minimal. Im Zeitverlauf waren in beiden Gruppen keine
wesentlichen Änderungen der Scores und keine divergenten Entwicklungen
zwischen den beiden Gruppen (MS-F und MS-NF) ausfindig zu machen. Ein
signifikanter Gruppenunterschied ist zu keiner Zeit gegeben. Der EDSS zeigt für
beide Gruppen (MS-NF und MS-F) eine minimale Besserung des EDSS-Wertes.
Die Unterschiede innerhalb der Gruppen und im Gruppenvergleich sind jeweils nur
114
minimal. Im Zeitverlauf waren in beiden Gruppen keine wesentlichen Änderungen
der Scores und keine divergenten Entwicklungen zwischen den beiden Gruppen
(MS-F und MS-NF) ausfindig zu machen. Ein signifikanter Gruppenunterschied ist
nicht gegeben (Details siehe Tabelle 44).
Tabelle 44: Drop-out Tabelle der tatsächlich in der Studie verbliebenen Patienten: Gruppenvergleich der Patienten mit
Multipler Sklerose (MS) ohne Fatigue (MS-NF) vs. die MS-Patienten mit Fatigue (MS-F). N: Number (Patientenanzahl); Min:
Minimalwert; Max: Maximalwert; Med = Median: Zentralwert; MW: Mittelwert; Std: Standardabweichung; WEIMUS-gesamt:
Summenwert in der Subskala für die Fatigue im WEIMuS allgemein; ADS-L (S): Summenwert in der Allgemeinen
Depressionsskala (ADS-L); ADS-L (TW): T-Wert in der ADS-L; EDSS: Wert auf der Expanded Disability Status Scale.
ohne Fatigue zur BL mit Fatigue zur BL
N Min Max Med Mean Std N Min Max Med Mean Std
dropout
48 0.0 32.0 11.0 13.0 10.4 30 33.0 57.0 41.0 40.9 6.8 nein Weimus gesamt
Zeit
Baseline
48 0.0 51.0 8.5 13.7 13.5 29 1.0 59.0 40.0 37.8 11.6 12 Monate
24 Monate 48 0.0 45.0 7.5 11.5 11.8 30 2.0 57.0 41.0 39.3 12.2
ADSS Zeit
48 0.0 30.0 7.0 9.3 8.0 30 4.0 39.0 20.5 20.3 8.3 Baseline
12 Monate 47 0.0 33.0 7.0 9.9 8.1 29 1.0 45.0 18.0 18.2 9.1
24 Monate 48 0.0 34.0 7.5 9.7 8.3 29 1.0 39.0 20.0 18.9 8.5
ADS-TW
Zeit
43 10.0 65.0 43.0 42.7 11.7 30 37.0 68.0 56.0 55.6 7.3 Baseline
12 Monate 48 24.0 65.0 43.5 44.9 10.4 29 30.0 73.0 54.0 53.7 8.2
24 Monate 48 10.0 70.0 45.0 44.5 11.9 29 29.0 71.0 56.0 54.2 9.2
EDSS Zeit
48 0.0 3.5 1.0 1.1 1.1 26 0.0 3.5 2.0 2.1 1.0 Baseline
12 Monate 48 0.0 3.5 1.0 1.2 1.1 29 0.0 3.5 2.0 1.9 0.9
24 Monate 48 0.0 3.0 0.0 0.8 1.0 30 0.0 3.0 1.5 1.7 0.9
Für die eigentlichen Drop-Outs beläuft sich liegt die Zahl der MS-NF Patienten zu
Beginn der Studie für den WEIMUS-gesamt bei 9 Patienten, zum Zeitpunkt T12 auf
6 Patienten. Der erreichte Gesamtscore veränderte sich über den gesamten
115
Assessment-Zeitraum nicht. In der Gruppe der 10 Fatigue-Patienten zu T0 und 8
Fatigue-Patienten zu T12, stieg der Weimus-Gesamtscore nur minimal an. Im
Zeitverlauf waren in beiden Gruppen keine wesentlichen Änderungen der Scores
und keine divergenten Entwicklungen zwischen den beiden Gruppen (MS-F und
MS-NF) ausfindig zu machen, was durch eine fehlende Gruppe*Zeit-Interaktion
statistisch belegt ist. Ein signifikanter Gruppenunterschied ist zu keinem Zeitpunkt
gegeben. Dieser stabile Verlauf in beiden Gruppen lässt den Schluss zu, dass die
Drop-outs zu keinem signifikanten Einbruch oder eine signifikanten Besserung der
Ergebnisse geführt haben. Für die ADS (Allgemeinen Depressionsskala) liegen
die Werte der Patienten ohne Fatigue zu allen Untersuchungszeitpunkten deutlich
unter den Werten der Patientengruppe mit Fatigue. Die Unterschiede innerhalb der
Gruppen sind jeweils nur minimal. Im Zeitverlauf waren in beiden Gruppen keine
wesentlichen Änderungen der Scores und keine divergenten Entwicklungen
zwischen den beiden Gruppen (MS-F und MS-NF) ausfindig zu machen. Ein
signifikanter Gruppenunterschied ist nicht gegeben. Bei der Betrachtung des T-
Werts der Allgemeinen Depressionsskala zeigt sich für alle
Untersuchungszeitpunkte erneut eine niedrigere Neigung zur Depression für die
MS-NF Gruppe, als für die MS-F Gruppe. Die Unterschiede innerhalb der Gruppen
sind jeweils nur minimal. Im Zeitverlauf waren in beiden Gruppen keine
wesentlichen Änderungen der Scores und keine divergenten Entwicklungen
zwischen den beiden Gruppen (MS-F und MS-NF) ausfindig zu machen. Ein
signifikanter Gruppenunterschied ist nicht gegeben. Der EDSS zeigt für beide
Gruppen (MS-NF und MS-F) eine minimale Besserung des EDSS-Wertes. Die
Unterschiede innerhalb der Gruppen und im Gruppenvergleich sind jeweils nur
minimal. Im Zeitverlauf waren in beiden Gruppen keine wesentlichen Änderungen
der Scores und keine divergenten Entwicklungen zwischen den beiden Gruppen
(MS-F und MS-NF) ausfindig zu machen. Ein signifikanter Gruppenunterschied ist
nur zum Zeitpunkt T12 gegeben (p= 0,04433) gegeben. Die Drop-Outs scheinen
demnach keinen signifikanten Einfluss auf die jeweiligen Testergebnisse zu haben
(Details siehe Tabelle 45).
116
Tabelle 45: Drop-out Tabelle der tatsächlich verlorengegangenen Patienten: Gruppenvergleich der Patienten mit Multipler
Sklerose (MS) ohne Fatigue (MS-NF) vs. die MS-Patienten mit Fatigue (MS-F). N: Number (Patientenanzahl); Min:
Minimalwert; Max: Maximalwert; Median: Zentralwert; MW: Mittelwert; Std: Standardabweichung; WEIMUS-gesamt:
Summenwert in der Subskala für die Fatigue im WEIMuS allgemein; ADS-L (S): Summenwert in der Allgemeinen
Depressionsskala (ADS-L); ADS-L (TW): T-Wert in der ADS-L; EDSS: Wert auf der Expanded Disability Status Scale.
ohne Fatigue zur BL mit Fatigue zur BL
N Min Max Median Mean Std N Min Max Median Mean Std
ja Weimus gesamt
Zeit
9 0.0 32.0 18.0 18.0 10.4 10 34.0 52.0 41.0 41.7 6.5 Baseline
12 Monate 6 0.0 35.0 17.0 18.0 13.7 8 36.0 58.0 41.5 43.5 6.5
24 Monate 0 . . . . . 0 . . . . .
ADSS Zeit
9 1.0 23.0 12.0 11.8 7.9 10 7.0 42.0 25.5 24.1 11.1 Baseline
12 Monate 6 1.0 23.0 7.0 9.8 8.5 8 12.0 42.0 26.0 25.9 11.4
24 Monate 0 . . . . . 0 . . . . .
ADS-TW Zeit
9 30.0 62.0 49.0 47.3 11.0 10 43.0 75.0 60.5 58.4 9.3 Baseline
12 Monate 6 30.0 62.0 42.5 44.7 11.8 8 49.0 75.0 60.5 60.3 9.2
24 Monate 0 . . . . . 0 . . . . .
EDSS Zeit
8 0.0 3.5 1.3 1.4 1.3 8 0.0 3.5 1.5 1.8 1.3 Baseline
12 Monate 6 0.0 3.0 0.5 1.2 1.5 8 1.0 2.5 1.0 1.4 0.6
24 Monate 0 . . . . . 0 . . . . .
117
4. Diskussion
Die Ursachen und das Bedingungsgefüge der MS-assoziierten Fatigue sind bisher
trotz intensiver Bemühungen nicht geklärt. Ebenso ist wenig über die Entwicklung
der Fatigue im Verlauf der MS bekannt. Auf beide Fragen versucht die vorliegende
Studie eine Antwort zu geben.
Unseren Untersuchungen zufolge hat die MS Fatigue-Gruppe konsistent höhere
Werte in der Depressionsskala als die Non-Fatigue Gruppe. Zudem konnte statisch
nachgewiesen werden, dass die Depression zu allen drei
Untersuchungszeitpunkten einen signifikanten direkten Einfluss auf die Fatigue
ausübt. Diese Beobachtungen unterstreichen, dass der Depressivität eine zentrale
Bedeutung für die Interpretation des Phänomens Fatigue bei MS zukommt.
4.1 Wechselwirkung von Depression und Fatigue Die enge Assoziation von MS und Depression ist längst bekannt. Auch wenn die
Prävalenzzahlen in der Literatur schwanken, so besteht kein Zweifel an der
Tatsache, dass das Risiko, an einer Depression zu erkranken, für MS-Patienten
deutlich erhöht ist. Laut Minden et al. (2000) liegt die Lebenszeitprävalenz von MS
Patienten an Depression zu erkranken bei 42 – 54 %. Byatt et al. (2011) berichten
in ihrer Studie von einer Lebenszeitprävalenz von 59%. Die Ergebnisse beziehen
sich zudem auf ein erhöhtes Risiko an Depressionen mit Krankheitswert. Die
depressive Störung bei MS lässt sich häufig in den Kontext einer
Anpassungsstörung einordnen, wobei die belastenden Umstände der Erkrankung
neben Dispositionsfaktoren eine wesentliche Rolle zu spielen scheinen. Passend
dazu ist in diesem Zusammenhang zu vermerken, dass schwere Depressionen in
der Anfangsphase der MS-Erkrankung häufiger zu verzeichnen sind (Chwastiak et
al. 2002).
Es stellt sich nun aber die Frage, ob die MS-assoziierte Fatigue auch einfach eine
Variante einer vital-gestörten Depression ist oder doch eine eigenständige Entität
mit ähnlicher Symptomatik. Weitergehend ist zu fragen, ob und gegebenenfalls
welche Wechselwirkungen zwischen diesen beiden Befindlichkeiten bestehen?
118
Im Folgenden seien einige Argumente gegen die Hypothese aufgeführt, dass
Fatigue nur eine Variante von Depression mit Vitalstörung sei. So belegen unsere
Ergebnisse, dass die Depressions-Scores im ADS bei MS-Patienten im Mittel
unterhalb der klinischen Schwelle zur manifesten Depression liegen. Bei genauer
Betrachtung der Daten überschreiten nur 39% der MS-Patienten mit Fatigue die
Schwele zur klinisch manifesten Depression. Das heißt, dass die Mehrheit der
Fatigue-Patienten unterhalb der depressiven Schwelle blieb. Auch hat die
Depression eine andere „Kinetik“ als die Fatigue. Bei der Depression ist die
Vitalstörung immer vorhanden, zum Beispiel morgens und bereits vor jeglicher
Anstrengung. Die Fatigue hingegen zeichnet sich durch eine initial bestehende gute
Kraft und Energie aus, die jedoch bei energetischer Anstrengung (geistig,
körperlich) rasch verbraucht ist (National Multiple Sclerosis Society).
Andererseits gibt es auch einige Argumente, welche die Fatigue in die Nähe einer
vital-gestörten Depression rücken. Zum Einen spricht dafür, dass unsere erhobenen
ADS-Werte (Depressionsskala) der Fatigue Gruppe nicht im Normalbereich liegen,
sondern klar zum depressiven Spektrum hin verschoben sind, auch wenn die
klinisch manifeste Schwelle in der Mehrzahl der Fälle nicht überschritten wird. Zum
Anderen wird in der Literatur mehrfach auf den Zusammenhang zwischen
Depression und MS-assoziierter Fatigue hingewiesen (Kroencke et al. 2000;
Penner et al. 2007). Der Faktor Depressivität erwies sich im Bedingungsgefüge der
Fatigue sogar als so dominant, dass beeinflussende Persönlichkeitsfaktoren
verschwanden, sofern Depression als Kovariable kontrolliert und entfernt wurde
(Penner et al., 2007). Zudem sind Parallelen zum Chronic Fatigue Syndrom (CFS)
vorhanden. Bei diesem Syndrom stehen die geistige und/oder körperliche
Erschöpfung nach geringsten Anstrengungen im Vordergrund. Des weiteren treten
oft Symptome wie Muskelschmerzen, Benommenheit, Spannungskopfschmerzen,
Schlaflosigkeit, Unfähigkeit zu entspannen sowie Reizbarkeit auf. Die Betroffenen
können sich nicht innerhalb eines normalen Alltags entspannen und Kraft tanken.
Als weiteres Kriterium zur Definition des CFS gilt eine bestehende Symptomatik von
mindestens 3 Monaten. Wie auch bei der Fatigue findet hier eine Verstärkung des
Defizits vor allem bei Belastung (Belastungsinsuffizienz, Stressintoleranz und
mangelndes Durchhaltevermögen) statt (Jason et al. 2002).
119
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es zweifellos eine psychologische
Dimension der Fatigue gibt. Fatigue-Patienten haben unseren Ergebnissen zufolge
depressive Anklänge, jedoch in der Mehrzahl, keine Depression im engeren Sinne.
Diese psychologische Dimension der Fatigue muss jedoch nicht unbedingt im
Gegensatz zu den in der Literatur diskutierten physiologischen Hypothesen stehen,
wie später ausgeführt wird, sondern kann sie auch ergänzen. Letztere basieren z.B.
auf der Beobachtung, dass bei Fatigue konsistent Erhöhungen
proinflammatorischer Zytokine (TNF-α, Interferon-gamma) gefunden wurden. Laut
Flachenenecker et al. (2004) und Gold et al. (2011) ist die TNF-α Konzentration in
erheblichem Maß von der Fatigue Entstehung abhängig, wie auch im
Tierexperiment gezeigt werden konnte. Ähnliche immunologische Veränderungen
wie bei Fatigue finden sich aber auch bei Depression, so dass sich der Kreis wieder
schließt.
Die Ursache der Depressivität bei MS-spezifischer Fatigue könnte demnach eine
maladaptive Krankheitsverarbeitung sein. Es handelt sich hierbei um eine
Anpassungsproblematik an eine schwierige Situation, wie sie die Verarbeitung der
Diagnose MS darstellt. Aus mehreren Gründen wird diese besonders erschwert. Bei
einem mittleren Erkrankungsalter von ca. 30 Jahren (Flachenecker und Zettel 2002)
stehen die jungen MS-Patienten in der Blüte ihres Lebens, waren bis dato
höchstwahrscheinlich nie ernsthaft krank gewesen, stehen mitten im Beruf und sind
dabei ihre Zukunft (in vollem Gange ihr Leben) zu planen. Die Diagnose MS trifft die
meisten also aus voller Gesundheit heraus und wird als Schock oder gar Trauma
empfunden. Ein Grund für die zerstörerische Kraft der Diagnose mag sein, dass mit
der Krankheit MS extreme Ängste bezüglich der Prognose (Leben im Rollstuhl, evtl.
sogar früher Tod) assoziiert werden. An dieser Stelle kommt nun die
Persönlichkeitsstruktur ins Spiel. Reichen die Grundstabilität und bis dato
angeeigneten Coping-Mechanismen aus, um mit den entstehenden negativen
Gedanken fertig zu werden? Oder bekommen maladaptive Verhaltensweisen,
negative Kognitionen und depressiogene Gedanken, die allesamt die Fatigue
begünstigen, die Oberhand? Van der Werf et al. (2003) und Schwartz et al. (1996)
stellten die interessante These auf, dass Hilflosigkeit in Bezug auf den Umgang mit
der Krankheit und die Fatigue-Symptomatik in direktem Zusammenhang stünden.
Das heißt laut den Autoren, dass eine empfundene Hilflosigkeit eine stärkere
120
Fatigue-Symptomatik mit sich bringe (Van der Werf et al. 2003). Schwartz et al.
untersuchten die Gestaltung des Alltags bei Fatigue-Patienten und Kontrollen und
stellten fest, dass die MS-Patienten mit Fatigue ihre Umwelt weniger gut gestalten
können. Das Konfliktpotential beruht laut Autoren darauf, dass die Umwelt nicht den
Bedürfnissen entspricht, was zu vermehrter Hilflosigkeit führe (Schwartz et al.
1996). In diesem Sinne ergebe sich eine Art Circulus vitiosus, nach dem die
fehlende Fähigkeit zur optimalen Gestaltung der Umwelt zu Hilflosigkeit führe, die
eine weitere Optimierung der äußeren Lebensumstände unmöglich mache (Hwang
et al. 2011). Hinzufügen lässt sich auch noch eine Erkenntnis von Jopson et al.
(2003), dass eine sogenannte „Krankheitsidentität“ bei MS-Patienten mit Fatigue
vermehrt auftritt. Als „Krankheitsidentität“ verstehen die Autoren die Tendenz,
jegliche Symptome der Multiplen Sklerose zuzuschreiben und somit
„Fehlattributionen“ zu etablieren und zu pflegen. Dies gilt laut Autoren als wichtiger
und bedeutsamer Faktor für die Fatigue, und zwar sowohl für die körperliche als
auch die kognitive Unterform (Jopson et al. 2003, Skerrett et al. 2006).
In der unten stehenden Abbildung ist der „Circulus vitiosus“ der psychologischen
Faktoren abgebildet, welche Fatigue hypothetisch beeinflussen. Siehe Abbildung
29. Zu nennen sind hier in erster Linie die Aspekte Hilflosigkeit, Unsicherheit, Stress
und die neurologische Symptomatik im Rahmen der Krankheit/
Krankheitsprogression. Die depressive Verstimmung wirkt sich ebenfalls auf die
Fatigue aus, man könnte sagen, dass eine Art Wechselwirkung entsteht.
Modellhafte Vorstellung zur Entwicklung von Fatigue
Neurologische S. depressive
Verstimmung F A T I G U E
Hilflosigkeit/ Unsicherheit/ Stress
Abbildung 21: Circulus vitiosus der Faktoren, die Fatigue beeinflussen. Modifiziert nach Penner 2007.
121
Das Problem der depressiven Verstimmung in Bezug auf die
Krankheitswahrnehmung stellten Smith et al. (2000) dar. Die Autoren kamen in ihrer
Studie zu dem Ergebnis, dass eine depressive Symptomatik die subjektive
Krankheitswahrnehmung des Patienten maßgeblich beeinflusst. (Smith et al. 2000).
Generell wird Stress als ein wichtiger Triggerfaktor von depressiven Verstimmungen
gesehen und gilt als einer der Faktoren, der einen Einfluss auf die Progredienz des
Krankheitsverlaufes haben. Nehmen Stress und dadurch die meist subjektiv
empfundene Krankheitsverschlechterung zu, geben viele Patienten eine
Verschlechterung von Fatigue respektive depressiver Verstimmung an (Hammen
2005).
4.2 Fatigue und Persönlichkeit
Unter dem Blickwinkel einer psychologischen Dimension der Fatigue gewinnt die
Betrachtung des Persönlichkeitsprofils an Bedeutung. Dies gilt auch mit Blick auf
die Ergebnisse der vorliegenden Studie. Aus unseren Daten kristallisierte sich das
Persönlichkeitsprofil als weiterer, wichtiger Einflussfaktor auf Fatigue heraus. Es
wurde erfasst mittels des Freiburger-Persönlichkeits-Inventars (FPI-R) und
unterschied hochsignifikant zwischen MS-Patienten mit (MS-F) und ohne Fatigue
(MS-NF). Andererseits erbrachte die Untersuchung der MS-Patienten
(Gesamtgruppe) vs. der Kontrollen keine signifikanten Unterschiede im
Persönlichkeitsprofil. Diese Beobachtungen legen nahe, dass es eine spezielle
Persönlichkeitsstruktur gibt, die insbesondere auf die frühe Ausprägung von Fatigue
einen signifikanten Einfluss ausübt.
Im Einzelnen konnten in folgenden Persönlichkeitsbereiche vulnerable Faktoren
identifiziert werden: Lebenszufriedenheit, Gehemmtheit, Erregbarkeit,
Beanspruchung, körperliche Beschwerden und Neurotizismus. Unsere Ergebnisse
belegen, dass folgende Persönlichkeitsaspekte mit einem erhöhten Fatigue-Risiko
einhergehen. Es zeigte sich zum Beispiel, dass je weniger Lebenszufriedenheit die
Patienten empfanden, desto mehr Fatigue gaben sie an. Je gehemmter die
Patienten waren, desto eher waren sie mit Fatigue konfrontiert. Je weiter die
Krankheitsprogression voranschritt, desto höher war die durch die Patienten
122
empfundene Fatigue. Je mehr die MS-Patienten beansprucht waren, desto mehr
Fatigue empfanden sie und je aktiver die Krankheit verarbeitet wurde, desto mehr
Fatigue gaben die Patienten an. Interessanterweise war die Fatigue auch umso
niedriger, je höher Leistungsorientierung und Offenheit bei den Patienten
ausgeprägt waren. Alle genannten Punkte belegen eine maladaptive
Persönlichkeitsstruktur der betroffenen Patienten als Ursache für verstärkte Fatigue
(Strober et al. 2011).
In der Literatur gibt es aktuell noch wenige Studien, die einen möglichen
Zusammenhang von Persönlichkeitsfaktoren und Fatigue untersucht haben.
Merkelbach et al publizierten 2003 einen signifikanten Zusammenhang zwischen
Fatigue, erhöhtem Neurotizismus und erniedrigter Extraversion. Die Fatigue-
Patienten erwiesen sich eher als emotional instabil, hypersensitiv und introvertiert
(Merkelbach et al. 2003). Ein ähnliches Persönlichkeitsprofil, nämlich vermehrte
Ausprägung von Neurotizismus und verminderte Ausprägung von Extraversion,
fanden auch Penner und Mitarbeiter in einer MS Fatigue Gruppe, wobei jedoch
beide Persönlichkeitsmerkmale statistisch nicht unabhängig von Depression
betrachtet werden konnten (Penner et al. 2007). Ein weiterer Persönlichkeitsaspekt,
welcher laut Penner et al. (2007) insbesondere die MS-Patienten mit Fatigue
betrifft, ist die Unfähigkeit, Entscheidungsprozesse abzuschließen und sich mit
Handlungsalternativen zu befassen. Stattdessen wird die gesamte Aufmerksamkeit
auf die gegenwärtige Lage gerichtet (Lageorientierung; Penner et al. 2007). Die
Bedeutung unserer Studie liegt darin, dass wir statistisch betrachtet einen direkten
Einfluß mehrerer Persönlichkeitsbereiche auf Fatigue nachweisen konnten.
Im Zusammenhang mit den Persönlichkeitsveränderungen in der Fatigue-Gruppe
stellen sich nun 2 Fragen: (1) Gibt es ein Fatigue-spezifisches Persönlichkeitsprofil
oder ist dieses MS-assoziiert? (2) Waren die Persönlichkeitsveränderungen prä-
morbide schon vorhanden oder haben sie dich erst im Gefolge der Krankheit
entwickelt?
Trotz vieler unterschiedlicher Definitionen der Persönlichkeit ist man sich einig, dass
ihr Kern relativ stabil und die zeitüberdauernd ist. Auffällige
Persönlichkeitsmerkmale ergaben sich für MS-Patienten sowohl in
Selbstbeurteilungen, als auch in Fremdbeurteilungen, laut Benedict et al. vor allem
123
in den Bereichen Extraversion, Gewissenhaftigkeit und Neurotizismus (Benedict et
al. 2001).
Erhöhte Neurotizismuswerte bei MS-Patienten wurden auch in anderen Studien
beschrieben (Johnson et al. 1996, Taillefer et al. 2003).
Allerdings vergleichen alle diese Studien MS-Kranke versus Gesunde. Dabei wird
diskutiert, ob sich die Persönlichkeitsveränderungen möglicherweise erst sekundär
unter den ungünstigen Bedingungen der chronischen Erkrankung entwickeln.
Solche Einflüsse auf unsere Persönlichkeitsdaten sind unwahrscheinlich. In unserer
Beobachtung zeigten die Patienten mit Fatigue bereits zwei Jahre zuvor, also in der
Baseline-Untersuchung, praktisch identische Persönlichkeitsprofile. In unserem MS-
Patientenkollektiv waren die Rahmenbedingungen der Erkrankung (Schweregrad,
Progression, etc.) zwischen Fatigue und Non-Fatigue-Patienten sodann über 2
Jahre absolut vergleichbar. Zudem erscheint eine zweijährige Beobachtungsphase
als zu kurz, um derartige Veränderungen von Persönlichkeitsfaktoren zu
rechtfertigen. Wir gehen deshalb davon aus, dass die in der vorliegenden Studie
beobachteten Persönlichkeitsveränderungen Fatigue-spezifisch sind. Zu klären
bleibt, inwieweit es sich hier um „reine“ Persönlichkeitsmerkmale handelt und/oder
inwieweit diese durch andere psychologische Dimensionen wie Depressivität bzw.
veränderte Selbstwahrnehmung überlagert sind. Um die Frage des zeitlichen
Eintretens von Persönlichkeitsveränderungen bei MS-Patienten prinzipiell zu klären,
wären prämorbide Langzeitstudien mit case-control design nötig, welche die
Persönlichkeitsfaktoren bei Gesunden erfassen und nach Eintritt einer MS-
Erkrankung reevaluieren. Solche Studien sind unseres Wissens nach bisher nicht
durchgeführt worden.
4.3 Fatigue und Krankheitsverarbeitung
Neben den Einflußfaktoren Psyche und Persönlichkeit belegen unsere Ergebnisse
auch einen positiven Zusammenhang zwischen Art und Weise der
Krankheitsverarbeitung und Fatigue. Je mehr sich die MS-Patienten mit der
Krankheit auseinandersetzten, desto mehr klagten sie über Fatigue. Es handelt sich
hierbei wohl um eine zu sensibilisierenden Umgang mit dem Thema MS und
Fatigue und eine Tendenz sämtliche Symptome der Krankheit (MS) zuzuschreiben.
124
Untermauert wird diese Hypothese durch die Studien von Jopson und Moss-Morris
(2003), sowie die Studie von Skerrett und Moss-Morris (2006). In beiden Studien
wurde die Fatigue durch eine sogenannte Fehlattribution („unspezifische“
Symptome werden der Krankheit MS zugeschrieben) verstärkt. Des Weiteren
fanden die Autoren heraus, dass eine Verstärkung der Fatigue auch bei einer
„Katastrophisierung“ von Symptomen sowie bei einer Interpretation der Fatigue-
Symptomatik als physischen Schaden, erfolgte.
Hier stellt sich nun die Frage: Gibt es eine MS-spezifische Fatigue oder würde
sich eine ähnliche Fatigue-Symptomatik auch bei jeder anderen chronischen
Erkrankung (z.B. Krebs) bei dem identischen Patientenkollektiv entwickeln? Bei
Krebs ist die Fatigue in hohem Maße abhängig von der Art der Behandlung. Bei der
Strahlentherapie ist die Fatigue-Rate mit 75-100% am höchsten. Es wird
angenommen, dass die Fatigue einerseits in Zusammenhang mit einer bei
Krebspatienten häufig vorkommenden Anämie, sowie mit dem Tumorwachstum
steht und somit auch in der Krebsfrüherkennung als diagnostisches Merkmal
fungieren kann (Lorenzen, 2010). Die Literatur tendiert dazu die Ätiologie der MS-
assoziierten Fatigue eher in Zusammenhang mit Veränderungen innerhalb des
Zentralen Nervensystems und des neuroendokrinen Systems zu sehen (Tartaglia et
al. 2004; Flachenecker et al. 2004; Gottschalk et al. 2004; Heesen et al. 2004;
Tellez et al. 2006). Aufgrund der bisher unausgereiften Ansätze zur physiologischen
Erklärung von Fatigue lassen sich bis dato die Fatigue bei MS und die Fatigue im
Rahmen von internistischen Erkrankungen (z.B. Krebs) noch nicht eindeutig
voneinander abgrenzen. Falls sich in Zukunft die pathophysiologischen Hypothesen
der Fatigue bei MS (z.B. Zytokinhypothese,...) spezifizieren lassen, müsste auch
von einer spezifischen MS-assoziierten Fatigue ausgegangen werden. Bei einer
reinen Psychogenese der Fatigue bei MS wäre dies wohl eher nicht der Fall. Was
jedoch nicht außer acht gelassen werden darf, ist die Tatsache, dass sich im Laufe
der Krankheitsprogression tatsächlich morphologische Schäden im ZNS
(Demyelinisierung, Axonschäden) nachweisen lassen, die je nach topischer
Verteilung auch spezifische behaviorale Auswirkungen haben können und bei
chronischen internistischen Erkrankungen primär keine Rolle spielen, so dürfte die
Fatigue zumindest im weiteren Krankheitsverlauf MS-spezifisch sein.
125
4.4 Fatigue und Krankheitsprogression (EDSS)
Dass auch krankheitsspezifische bzw. stadienspezifische Einflüsse auf Fatigue und
damit physiologische (biologische) Grundlagen der Fatigue existieren, zeigt ihre
Assoziation und direkte Beeinflussung durch das Krankheitsmaß EDSS. Die
Krankheitsprogression, gemessen als Zunahme des EDSS, ist laut unseren
Ergebnissen ein hochsignifikanter Einflussfaktor (p < .0004) auf die Fatigue, im
Gegensatz zur reinen Krankheitsdauer. Dieses Ergebnis lässt die Hypothese zu,
dass der EDSS als prädisponierender Faktor für Fatigue bedeutsam ist und im
weiteren Krankheitsverlauf, d.h. bei zunehmender Entzündung respektive
Degeneration, umso wichtiger wird. Entsprechend sieht die Studie von Johansson
(2008) sieht den EDSS als klaren Prädiktor für die Fatigue im Langzeitverlauf, d.h.
bei Patienten mit einer Diagnosestellung, die bis zu 10 Jahre zurückliegt, oder die
einen progressiven Verlaufstyp aufweisen. Ferraro et al. bestätigen ebenfalls eine
starke Korrelation von EDSS und Fatigue bei einer Krankheitsdauer von mehr als
15 Jahren (Ferraro et al. 2010). Des Weiteren werden schon seit Längerem
neuroanatomische Korrelate im Bereich der Basalganglien der Fatigue-Entstehung
zugeordnet. Erhärtet wird dieser Ansatz durch eine Studie von Filippi (2002), in der
Patienten mit stark ausgeprägter Fatigue-Symptomatik einfache motorische
Aufgaben gestellt wurden. In der gleichzeitig durchgeführten fMRT-Untersuchung
zeigte sich eine Aktivitätsabnahme in Regionen, die für die Planung und
Durchführung der angestrebten Handlung (z.B. Thalamus) verantwortlich sind.
Sechs Jahre später konnten DeLuca et al. (2008) bei Patienten mit stark
ausgeprägter kognitiver Fatigue eine Aktivitätszunahme in den entsprechenden
Hirnarealen (z.B. Thalamus, Frontalhirn, Basalganglien) mittels fMRT-Analyse. So
wird eine Fehlregulation zwischen Basalganglien und Frontalkortex als wesentlicher
Faktor für Entstehung und Aufrechterhaltung der Fatigue angesehen. Die Frage, ob
die Fatigue, insbesondere der kognitive Aspekt des Symptoms, objektiviert werden
kann, ist an dieser Stelle angebracht. Es ist derzeit nicht möglich eine eindeutige
Antwort auf diese Frage zu geben. Die Befunde der funktionellen Bildgebung sind
noch zu inkonsistent und die Methoden zu wenig spezifisch, so dass derzeit noch
die subjektive Evaluation der Empfindung der betroffenen Patienten mittels Fatigue-
Skalen im Vordergrund steht.
126
4.5 Das Bedingungsgefüge von Fatigue in der Gesamtsicht
Wie in den vorhergehenden Abschnitten dargestellt, erweist sich das
Bedingungsgefüge von Fatigue bei genauer Betrachtung als komplex. Als
statistisch signifikante direkte Einflußfaktoren auf Fatigue konnten im Rahmen der
Studie in einem linearen mathematischen Modell die Folgenden identifiziert werden:
Depression (p <.0001), mehrere Persönlichkeitsfaktoren (Leistungsorientierung (p
<.01), Beanspruchung (p < .01), Offenheit (p > .03), Aspekte der
Krankheitsverarbeitung (aktive Krankheitsverarbeitung (p < .007)) und
Krankheitsprogression (EDSS (p < .0004)), nicht aber die Krankheitsdauer per se.
Es sind also viele verschiedene Faktoren, die gegenseitig zusammenspielen und
miteinander in einem Bedingungsgefüge verflochten sind. Dieses
Bedingungsgefüge ist in der folgenden Abbildung modellhaft dargestellt (Abbildung
22).
Abbildung 22: Fatigue – multifaktoriell bedingt. Modifiziert nach Penner 2007.
Zusammenfassend kann man die These aufstellen, dass bei der MS-assoziierten
Fatigue Trait-Faktoren und State-Faktoren interagieren. Unter Trait-Faktoren
versteht man die nicht direkt krankheitsabhängigen Faktoren wie zum Beispiel die
Persönlichkeit und grundlegende Krankheitsverarbeitungsmechanismen (Coping).
Bei einer bestimmten Struktur der Persönlichkeit würde also auch eine andere
chronische Erkrankung Fatigue auslösen. State-Faktoren (Depression, physische
Beeinträchtigung/EDSS) hingegen sind direkt von der Krankheit bzw. dem
Krankheitsstadium abhängig. Sie sind meist ein Ausdruck für die momentane
Situation.
Unter Beachtung des Langzeitverlaufs der MS lässt sich eine unterschiedliche
Wertigkeit dieser Einflußfaktoren auf die Krankheit vermuten. Zu Beginn und im
frühen Verlauf der Erkrankung scheinen die Persönlichkeit und die oben genannten
127
psychologischen Aspekte (Depression, Krankheitsverarbeitung/Coping)
ausgesprochen wichtig zu sein und ihre Wirkung auf Fatigue zu entfalten. Später
könnten die biologischen Faktoren (EDSS) greifen und aufgrund der
voranschreitenden Demyelinisierung und Axonschädigungen im ZNS
(Rekrutierungsprobleme im Netzwerk, herdneurologische Defizite) an Gewicht
gewinnen und Fatigue-disponierend wirken. Diese Hypothese muss allerdings
anhand weiterer Langzeitdaten validiert werden.
4.6 Beziehung von Fatigue zu objektiven kognitiven Leistungsparametern und Aspekten der Selbstwahrnehmung Ein weiteres überaus interessantes Ergebnis der Studie ist die Tatsache, dass sich
bei der Analyse der objektiven neuropsychologischen Parameter weder konsistente
signifikante Gruppenunterschiede zwischen Fatigue (MS-F) und Non-Fatigue (MS-
NF) Patienten noch Zeiteffekte zeigten. Zudem ergaben sich auch keine Hinweise,
dass die kognitiven Leistungsparameter durch die Fatigue positiv oder negativ
beeinflusst werden. Im Gegensatz dazu steht ein signifikant negativer Einfluß von
Fatigue auf die Selbstwahrnehmung von Defiziten in den Bereichen
Aufmerksamkeit sowie Ablenkbarkeit, Ermüdung und Verlangsamung bei geistigen
und praktischen Tätigkeiten (FEDA).
In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, inwieweit die Fatigue prinzipiell
kognitive Leistungen beeinflussen kann. Zu diesem Thema gibt es in der Literatur
einige Untersuchungen. Vor allem stößt man zu Hauf auf Autoren, die keine oder
eine sehr geringe Korrelation zwischen subjektiv empfundener Fatigue und
tatsächlich objektivierbaren Kognitionseinbußen und Leistungsfähigkeit (Krupp et al.
2000; Bailey et al. 2007, Morrow et al. 2009) berichten. Auch Parmenter et al.
(2003) publizierten eine Untersuchung über den Einfluss von Fatigue auf die
kognitive Leistung. Die Autoren kamen zu dem Schluss, dass die Fatigue zwar
keinen signifikanten Einfluss auf die kognitive Testleistung hatte, der Schweregrad
(die subjektive Einschätzung) der Fatigue aber deutlich mit der subjektiven
Einschätzung der kognitiven Leistung korrelierte (Parmenter et al. 2003). Auch Engel et al berichten von einer oft falsch negativen subjektiven Einschätzung
von MS Patienten, weswegen eine zusätzliche objektive Beurteilung dringend
128
empfohlen wird (Engel et al. 2007). An dieser Stelle zeigt sich wieder einmal mehr,
dass Fatigue und Depression miteinander verknüpft sind. Eine Depressivität kann
den subjektiven Eindruck ins Negative verändern und die Patienten fühlen sich erst
recht schlechter, als es rein objektiv der Fall ist (veränderte Selbstwahrnehmung).
Die Schwierigkeit an dieser Stelle besteht also in der Objektivierung einer
subjektiven Empfindung (Fatigue), zudem in der Tatsache, dass mit dieser
Empfindung nicht zwangsläufig ein reales Kognitionsdefizit verbunden sein muss.
Es steht aber außer Frage, dass das jeweilige subjektive Befinden wesentlichen
Anteil an der aktuellen Tagesverfassung hat, und im weiteren Krankheitsverlauf
kann man die subjektive Empfindung durchaus auch mit einigen
neuropsychologischen Korrelaten in Verbindung bringen. So leiden laut Penner et
al. (2007) die betroffenen MS-Fatigue-Patienten vor allem unter leichten
Einschränkungen des Arbeitsgedächtnisses und der
Informationsverarbeitungsgeschwindigkeit im Vergleich zur Kontrollgruppe.
4.7 Soziodemographische Einflussfaktoren auf die Ergebnisse und drop-‐outs
Alter und Fatigue sowie auch Geschlecht und Fatigue korrelieren laut unseren
Ergebnissen nicht miteinander. Auch Schwartz et al. fanden diesbezüglich keinen
Zusammenhang (Schwartz et al. 1996). Demgegenüber stellten Ferraro et al.
(2010) in ihrer Studie eine Korrelation von Fatigue mit zunehmendem Alter (> 40
Jahren) fest. Dies kann durch unsere Daten nicht bestätigt werden, was aber daran
liegen mag, dass die Patienten im Durchschnitt unter 40 Jahre alt waren, was auch
dem von MS-Populationen in der Bevölkerung entspricht.
Bei der Betrachtung des Parameters „Intelligenz“ (IQ) war die Patientengruppe zu
Beginn unserer Studie minimal schlechter, als die gesunden Kontrollen. Nach zwei
Jahren verschwammen die Grenzen und beide Gruppen waren fast gleich gut.
Diese Beobachtung lässt den Schluss zu, dass es sich hier um einen Effekt der
drop-outs innerhalb der 2 Jahre Beobachtungszeit handelte. Es lässt sich auch
retrospektiv feststellen, dass die Studienabbrecher keine signifikant schlechtere
oder signifikant herausragendere Leistung erbracht haben als die in der Studie
Verbliebenen und somit keinen signifikanten Einfluss auf die Testergebnisse haben.
129
Der IQ hat insgesamt keine Auswirkungen auf die Fatigue, wie auch andere
Arbeiten bestätigen. Laut Marsh (1980) sind MS-Patienten mit Fatigue nicht
zwangsläufig von intellektuellen Einbußen betroffen. Auch der Schweregrad der MS
korreliert durchaus nicht mit dem Intelligenzquotienten.
Wie in jeder Longitudinalstudie, gab es Datenausfälle durch einige „drop-outs“ zu
beklagen. Im Rahmen der Studie (FACOMS) fielen insgesamt 24 Probanden (MS:
n=20; K: n=4) aus. Der Hauptgrund war, dass viele Patienten nicht mehr gewillt
waren, bis zu 2 Stunden in die Ausarbeitung der Testbatterie zu investieren. Einige
Patienten wollten keinen Grund für ihr Ausscheiden geben, andere zogen aus dem
Einzugsgebiet der jeweiligen Praxis weg. Eine statistische Veränderung der
Ergebnisse ergab sich dadurch jedoch nicht. Wir hatten zwar einen gewissen
Verlust an statistischer Power zu verzeichnen, konnten jedoch mittels statistischer
Analysen und Vergleiche zeigen, dass die späteren „drop-outs“ keine signifikant
unterschiedlichen sozio-demographischen und behavioralen Daten aufwiesen, als
jene, die über den gesamten Studienzeitraum an den Untersuchungen teilnahmen.
An dieser Stelle ist es auch wichtig zu erwähnen, dass wir keine „Switcher“ zu
verzeichnen hatten. Alle Patienten blieben über den gesamten Studienzeitraum
entweder in der Non-Fatigue-Gruppe oder in der Fatigue-Gruppe. Dies erhöhte die
Homogenität der Untersuchungsgruppen und im Gefolge auch die Sensitivität und
Spezifität der angewandten Tests.
4.8 Longitudinale Betrachtung
Fatigue, Depression und fast alle anderen Untersuchungsparameter (behaviorale
Daten, Neuropsychologie, Klinik) blieben im Studienverlauf weitgehend konstant.
Dies ist erstaunlich, da man doch parallel zum Krankheitsverlauf
Verschlechterungen erwarten würde. Es stellt sich nun die Frage, warum die
erwarteten Verschlechterungen nicht eingetreten sind. Ein Aspekt scheint darin zu
liegen, dass der Beobachtungszeitraum von 2 Jahren relativ kurz bemessen war. In
dieser Zeit kam es nachweislich zu keiner relevanten Krankheitsprogression, was
anhand des weitgehend konstant bleibenden EDSS ersichtlich wird. Damit erfüllte
sich die Vermutung einer frühen Krankheitsprogression (glücklicherweise für die
130
Patienten) nicht, was auch der effektiven Therapie mit Interferon-beta1b
zuzuschreiben ist. Nachweislich reduzierte sich die Schubrate unter der Therapie im
Verlauf der 2-jährigen Beobachtungsphase hochsignifikant.
Die positive Entwicklung zeigt sich auch in den behavioralen Daten, nämlich darin,
dass Depression und Fatigue während der 2 Jahre der Beobachtungszeit konstant
blieben.
Ein Rückgang der subjektiv empfundenen Fatigue-Symptomatik wäre sogar dann
zu erwarten gewesen, wenn die depressive Verstimmung medikamentös behandelt
worden wäre. Dies wird durch Studienergebnisse von Ehde et al. (2008), Romani et
al. (2004) und Mohr et al. (2003) bestätigt.
Koch et al. veröffentlichten 2008 eine 10-Jahres Studie, deren Ziel es war,
herauszufinden, welche Wechselwirkungen zwischen Fatigue und Depression
sowie der Krankheitsprogression der Multiplen Sklerose und deren
Langzeitprognose bestehen. Die Autoren kamen zu dem Schluss, dass sich sowohl
Fatigue als auch Depression in keiner Beziehung zur Krankheitsdauer stehen.
Patienten mit Fatigue und Depression zur Baselineuntersuchung hatten dieselben
Fatigue und Depressionsscores auch noch nach 10 Jahren, obwohl die Krankheit
fortschritt. Ganz anders stellt sich die Situation bei kognitiven Defiziten dar.
In einer 3-Jahres Studie konnten Amato et al. (1995) zeigen, dass das frühe
Auftreten von kognitiven Defiziten im Verlauf der Krankheit einen hohen
prognostischen Wert bezüglich abnehmender Lebensqualität und zunehmender
Krankheitsprogredienz hat. Deshalb empfahl Amato schon damals
neuropsychologische Untersuchungen so früh als möglich durchzuführen. Eine
weitere Beobachtung war, dass kognitive Defizite, die einmal aufgetreten waren, im
Gegensatz zur remittierenden klinischen Schubsymptomatik sich nicht
zurückbildeten sondern eher verstärkt wurden.
In einer anderen 10-Jahres Studie wurde untersucht, inwieweit eine frühe
Krankheits-progression einen Einfluss auf den Verlauf hat. Pittock et al. kamen zu
dem Ergebnis, dass ein früher EDSS-Score von <3 den weiteren Verlauf der
Krankheitsprogression kaum beeinflusst, im Gegensatz zu einem EDSS-Score von
>3. Hier war eine Krankheitsprogression mit einer signifikant höheren
Wahrscheinlichkeit zu erwarten. Belegt wird der Einfluss des EDSS als
prognostischer Parameter auch von Kale et al. (2010). Auch in dieser Studie
korrelierte die Höhe des EDSS mit dem Krankheitsverlauf. Anhand unserer Daten
131
lässt sich die Bedeutung des EDSS für den weiteren Krankheitsverlauf nicht weiter
spezifizieren, was an der verhältnismäßig kurzen Untersuchungsdauer von 2
Jahren liegt. Für diesen Untersuchungszeitraum gilt, dass sich die Patienten, nicht
signifikant zum Schlechteren entwickelt haben.
4.9 Tritt ein Lerneffekt auf?
Lerneffekte treten besonders bei repetitiven neuropsychologischen Messungen auf.
Dies kann positive Effekte sowohl im Bereich der MS-Patienten jedoch auch beim
Symptom Fatigue haben. Dies kann durch die Arbeit von Vogt et al. (2008) belegt
werden. Hier nahm das regelmäßige Lösen von Aufgaben per Computer einen
positiven Einfluss auf die Leistungsverbesserung, sowie auf die subjektiv
empfundene Fatigue-Symptomatik. Deshalb könnten gerade Verschlechterungen
kognitiver Leistungsparameter infolge einer Krankheitsprogression durch
Lerneffekte maskiert worden sein. Weniger relevant ist dieses Phänomen im
Bereich der behavioralen und psychologischen Parameter. Wichtig ist jedoch zum
Einen zur erwähnen, dass es keine Unterschiede im Lerneffekt zwischen dem
Patienten-kollektiv und dem Kontrollkollektiv gab. Beide Gruppen verbesserten sich
gleichsinnig. Dies findet Bestätigung in der Literatur. Auch Hilebrandt und
Mitarbeiter untersuchten 2003 die Lerneffekte bei wiederholter Testung im Bereich
„logisches Denken“. Zu keinem Zeitpunkt waren signifikante Unterschiede zwischen
Kontrollen und MS-Patienten ersichtlich, es wurden in beiden Gruppen die gleichen
Lernfortschritte erzielt. In einer weiteren Studie profitierten MS-Patienten und
Kontrollen gleichermaßen von mehreren Wiederholungen zur Testung des verbalen
Gedächtnisses (Gerschlager et al. 2003). Relativ unwahrscheinlich ist deshalb,
dass der Lerneffekt in der Gruppe der MS-Patienten zu einer Verschleierung einer
Verschlechterung der Kognition im Rahmen der Krankheitsprogression führte. Zum
Anderen gab es keine Hinweise, dass eine Untergruppe (MS-F, MS-NF, K) von
einem Lerneffekt stärker profitierte als eine andere. Die Grundaussage, dass
Fatigue keinen direkten Einfluß auf kognitive Leistungsparameter ausübt, wohl aber
auf die subjektive Befindlichkeit, wird deshalb durch den Lerneffekt nicht tangiert,
weil er sich gruppenspezifisch nicht unterschiedlich ausprägte.
132
4.10 Grenzen der Studie
Hier sei festgestellt, dass sich die Studie auf Patienten in einer sehr frühen
Krankheitsphase der MS konzentrierte. Dies geschah mit der Intention die Krankheit
von Beginn an zu beobachten, um herauszufiltern: was macht die Fatigue aus? Ist
es die Psyche des einzelnen Patienten, oder ist es das organische Korrelat: die
Substanzdefekte in Hirn und Rückenmark. Der zweite Aspekt ist sicherlich nicht
gleichgewichtig repräsentiert wie der erste. Das Krankheitsmaß, der EDSS, war
niedrig und zeigte wenig Progressionstendenz. Kritiker könnten einwenden, dass in
den zwei Jahren wenig „Bahnbrechendes“ passiert sei und der EDSS auch noch
nach 2 Jahren konstant sei. Somit konnten Aspekte der biologischen Progression
der Erkrankung im kurzen Zeitfenster der Untersuchung nur ungenügend abgebildet
werden. Aber nun haben wir die Möglichkeit, den Verlauf prospektiv zu beobachten
und unsere Hypothese zu bestätigen, nämlich dass die Fatigue zu Beginn der
Krankheit vor allem einer psychologischen Faktoren zuzuschreiben ist und erst im
Verlauf der Krankheit dann zunehmend biologische Faktoren (organische Schäden)
ins Spiel kommen. Um diese Hypothese zu belegen ist ein längerer
Untersuchungszeitraum nötig. Im Idealfall wären die Patienten ein Leben lang zu
begleiten. Am Besten auch schon einige Jahre retrospektiv bevor die Krankheit
klinisch manifest wird. Nur so ließe sich sicher abschätzen inwieweit die
Persönlichkeitsstruktur im Individualfall maßgeblich für maladaptive Coping-
Mechanismen und die daraus resultierende Neigung zur Fatigue (mit)verantwortlich
ist. An diesem Punkt müssen die Daten interpretiert werden und somit hypothetisch
bleiben.
133
4.11 Blick in die Zukunft
In Zukunft wird es darum gehen, den spezifischen Beitrag krankheitsunabhängiger
Trait-Faktoren (psychische Disposition, Persönlichkeit, Krankheitsverarbeitung) und
direkt krankheitsabhängiger State-Faktoren (Krankheitsprogression, Organ-
pathologie) an der Ausprägung der Fatigue voneinander abzugrenzen. Darauf soll
eine frühzeitige und spezifische Therapie aufbauen, nachdem sich die
Gewichtungen der relevanten Einflüsse stadienspezifisch zu verändern scheinen.
Dies stellt neue Herausforderungen an die Therapie der MS-assoziierten Fatigue.
Psychologische Faktoren verdienen vor allem in der Anfangs- und Frühphase der
MS-Erkrankung mehr Beachtung. In diesem Sinne ist es die Aufgabe des Arztes,
einen Patienten mit der Neigung zu maladaptiver Krankheitsverarbeitung oder
fehlendem Coping bei Stress (was die Erstdiagnose MS darstellt) herauszufiltern.
Er soll neben der Basistherapie auch eine antidepressive Begleittherapie, sowie
eine Gesprächstherapie zum bessern Umgang mit der neuen Situation erhalten.
Dies könnte ein präventiver Therapieansatz sein, um die Ausprägung von Fatigue
zu verhindern. Im späteren Verlauf gewinnen parallel mit der Krankheitsprogression
organpathologische Aspekte an Bedeutung. Dies ändert das Anforderungsprofil an
die Therapie. Rein biologisch und immunologisch orientierte Therapieansätze
dominieren.
134
5. Zusammenfassung
Ziel der vorliegenden Arbeit war es, einen Beitrag zum besseren Verständnis der
Multiple Sklerose (MS)-assoziierten Fatigue zu leisten, die das häufigste, nämlich
die Lebensqualität von MS-Patienten einschränkende Symptom darstellt.
Besondere Bedeutung kam dabei dem Einfluss von Persönlichkeit und psychischen
Faktoren auf die Fatigue zu, sowie der Beleuchtung des Zusammenhangs von
objektiv bestimmbaren neuropsychologischen und psychometrischen Faktoren und
subjektiv erlebter Fatigue. Von initial 102 mit Patienten rezidivierend-remittierender
Multipler Sklerose (RRMS) und 29 nach Alter und Geschlecht gematchten
Kontrollen bei der Baseline-Untersuchung konnten über zwei Jahre (T24) hinweg 78
Patienten (31 männlich (m), 47 weiblich (w); im Mittel 37,3 Jahre) und 25 Kontrollen
(9m, 16w; im Mittel 35,9 Jahre) nachverfolgt werden. Die Stratifizierung der RRMS-
Gruppe erfolgte zu jedem Assessment-Zeitpunkt anhand des Würzburger
Erschöpfungsinventars bei MS (WEIMuS) in eine Gruppe mit MS-assoziierter
Fatigue (MS-F; n = 23; 29,4%), sowie eine Gruppe ohne MS-assoziierte Fatigue
(MS-NF; n = 55; 70,5%). Die statistische Analyse bezog sich auf zwei
Betrachtungsebenen: zum Einen auf das Gesamtkollektiv der RRMS-Patienten
versus das Gesamtkollektiv der Kontrollen und zum Anderen auf das Kollektiv der
RRMS-Patienten ohne Fatigue (MS-NF) versus das Kollektiv der MS-Patienten mit
Fatigue (MS-F). Beim Gruppenvergleich aller RRMS-Patienten versus Kontrollen
(erste Betrachtungsebene) zeigten sich signifikante Gruppenunterschiede
zuungunsten der MS-Patienten in zwei behavioralen Variablen, nämlich dem
Ausmaß an Fatigue und an Depressivität. Bei der Allgemeinen Depressionsskala
(ADS)-Skala zeigten zum Zeitpunkt T24 21% der RRMS-Patienten ein
Überschreiten der pathologischen Schwelle zur Depressivität hin (gegenüber 4%
der Kontrollen). Es kann die Aussage getroffen werden, dass es ein MS-
spezifisches Persönlichkeitsprofil nicht gibt. Beim Gruppenvergleich der RRMS-
Patienten mit (MS-F) und ohne (MS-NF) Fatigue (zweite Betrachtungsebene) zeigte
sich erstaunlicherweise, dass das Ausmaß der Fatigue im Verlauf der Studie (T12,
T24) bei den Patienten mit Fatigue (MS-F) nur leicht zunahm. Die Depressivität
zeigte in der Fatigue-Gruppe (MS-F) zu allen Untersuchungszeitpunkten (T12, T24)
einen signifikant höheren Wert als in der Non-Fatigue Gruppe (MS-NF), wobei die
Fatigue-Gruppe im Mittel allerdings klar unterhalb des Cut-off Wertes für klinisch
135
manifeste Depression lag, so dass diese Patienten im Durchschnitt als klinisch nicht
depressiv einzustufen waren. Im Zeitverlauf blieben auch die Extended Disability
Status Scale (EDSS)- und die Epworth Sleepiness Scale (ESS)-Werte über zwei
Jahre hinweg weitgehend stabil. Im Gegensatz dazu stand ein signifikant
nachweisbarer negativer Einfluss von Fatigue auf die Selbstwahrnehmung von
Defiziten der Aufmerksamkeit (FEDA) bereits zu Beginn der Untersuchung. Im
Bereich der Krankheitsverarbeitung (FKV-SE) traten ebenfalls bei Baseline
signifikante Defizite in der Fatigue-Gruppe vor allem in den Bereichen depressive
Verarbeitung, Bagatellisierung, Wunschdenken zutage. Das Persönlichkeitsprofil,
erfasst durch das Freiburger Persönlichkeitsinventar (FPI-R), unterschied
hochsignifikant zwischen Fatigue- und Non-Fatigue Patienten in den
Persönlichkeitsdimensionen Lebenszufriedenheit, Gehemmtheit, Erregbarkeit,
Beanspruchung, körperliche Beschwerden und Emotionalität (Neurotizismus). Als
direkte Einflussfaktoren im Bedingungsgefüge von Fatigue erwiesen sich in einem
linearen mathematischen Modell folgende Variablen: (1) Depressivität (p < 0.0001),
(2) mehrere Items des Freiburger Persönlichkeitsinventars (FPI-R):
Leistungsorientierung (p < 0.017), Beanspruchung (p< 0.015), Offenheit (p< 0.05),
ebenso (3) das Aktivitätsmaß bei der Krankheitsbewältigung (p < 0.007) und (4) die
Krankheitsprogression (EDDS, p< 0.0004). Somit konnten wir nachweisen, dass
psychologische Faktoren und Krankheitsprogression Fatigue signifikant und direkt
verstärkend beeinflussen.
Alles scheint darauf hinzudeuten, dass Patienten mit maladaptiver
Persönlichkeitsstruktur besonders für Fatigue anfällig sind. Es lässt sich die
Hypothese formulieren, dass sich die Gewichtung der Einflüsse im Verlauf der
Krankheit verändert. Nachdem zu Beginn der Krankheit die maladaptive
Persönlichkeitsstruktur (die „Trait“-Faktoren) als maßgeblicher Trigger für die
Fatigue-Entstehung gelten kann, so kämen nach Jahren der Erkrankung die
Hirnsubstanzdefekte hinzu, die je nach Lokalisation als organisches Korrelat einen
Einfluss auf die weitere Entwicklung der Fatigue-Symptomatik haben. Diese
Erkenntnis ist von großer Wichtigkeit, da es nun in der Hand des Arztes läge, einen
Patienten mit Fatigue-Symptomatik durch eine adäquate antidepressive
Behandlung aus dem Circulus vitiosus von Angst, Stress und Hilflosigkeit
herauszuholen und somit die Selbsteinschätzung und die Krankheitsbewältigung zu
stärken.
136
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7. Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Stufenschema zur Therapie der Multiplen Sklerose ................................. 5
Abbildung 2: Anzahl der Probanden in den einzelnen Gruppen zu den
Untersuchungszeitpunkten T0, T12, T24 ............................................................. 16
Abbildung 4: Screenshot für den Subtest „Alertness“ in der Testbatterie zur
Aufmerksamkeitsprüfung. ..................................................................................... 26
Abbildung 5: Screenshot der Instruktion für den Subtest „Geteilte Aufmerksamkeit“
in der Testbatterie zur Aufmerksamkeitsprüfung. ................................................. 27
Abbildung 6: Screenshot der Instruktion für den Subtest „Flexibilität“ in der
Testbatterie zur Aufmerksamkeitsprüfung. ........................................................... 28
Abbildung 7: Screenshot der Instruktion für den Subtest der „Exekutiven Kontrolle“
in der Testbatterie zur Aufmerksamkeitsprüfung. ................................................. 29
Abbildung 8: Screenshot zur Instruktion des Subtests „Daueraufmerksamkeit“ in der
Testbatterie zur Aufmerksamkeitsprüfung. ........................................................... 30
Abbildung 9: Beispiel des Lageplans für den VVM. Der Proband soll sich den
eingezeichneten Weg möglichst genau einprägen. ............................................. 32
Abbildung 10: Bildungsniveau zum Untersuchungszeitpunkt T24 ............................... 40
Abbildung 11: Krankheitsschübe zum Untersuchungszeitpunkt T24. ......................... 69
Abbildung 12: Krankheitsprogression (EDSS) im Zeitverlauf ...................................... 71
Abbildung 13: Depression (behavioraler Parameter) im Zeitverlauf ............................ 78
Abbildung 14: Signifikanter Gruppenunterschied von MS-NF vs. MS-F in der
Selbstbeurteilung von Ablenkbarkeit, Ermüdung und Verlangsamung bei
geistigen und praktischen Tätigkeiten
(FEDA).............................................................. 92
Abbildung 15: Signifikante Gruppenunterschiede von MS-NF vs MS-F im Freiburger
Persönlichkeitsinventar (FPI-R) zu den Zeitpunkten T0 und T24 ......................... 97
Abbildung 16: Einfluss selektierter Effekte auf Fatigue ............................................. 105
Abbildung 17: Einfluss selektierter Effekte auf das visuelle und verbale Gedächtnis 107
Abbildung 18: Einfluss selektierter Effekte auf die Daueraufmerksamkeit. ............... 109
Abbildung 19: Einfluss selektierter Effekte auf subjektiv erlebte Defizite der
Aufmerksamkeit. ................................................................................................. 110
Abbildung 20: drop-outs – Rekonstruktion und Gründe zum Zeitpunkt T24. ............. 112
Abbildung 22: Fatigue – multifaktoriell bedingt. Modifiziert nach Penner 2007. ........ 126
155
8. Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Datenerhebung der FACOMS-Studie zu den Untersuchungszeitpunkten
T0, T12, T24. ........................................................................................................ 18
Tabelle 2: Auswertung (nach Punktzahl) der Epworth Sleepiness Scale (ESS). ........ 24
Tabelle 3: Wertigkeit von Korrelationskoeffizienten nach Bühl und Zöffel (1999). ...... 38
Tabelle 4: MWT (Mehrfachwahl-Wortschatz-Inteligenztest): Gruppenvergleich des
gesamten Patientenkollektivs (MS-Patienten) vs. des Kontrollkollektivs
(Kontrollen) ........................................................................................................... 41
Tabelle 5: EDSS (Extended Disability Status Scale): Gruppenvergleich des
gesamten Patientenkollektivs (MS-Patienten) vs. des Kontrollkollektivs
(Kontrollen). .......................................................................................................... 42
Tabelle 6: 25FWT (25 Feet Walk Test): Gruppenvergleich des gesamten
Patientenkollektivs (MS-Patienten) vs. des Kontrollkollektivs (Kontrollen) ........... 42
Tabelle 7: 9HPT (Nine Hole Peg Test) : Gruppenvergleich des gesamten
Patientenkollektivs (MS-Patienten) vs. des Kontrollkollektivs (Kontrollen) ........... 43
Tabelle 8: WEIMUS (Würzburger Erschöpfungsinventar bei Multipler Sklerose):
Gruppenvergleich des gesamten Patientenkollektivs (MS-Patienten) vs. des
Kontrollkollektivs (Kontrollen) ............................................................................... 44
Tabelle 9: FAMS (Functional Assessment of MS quality of life): Gruppenvergleich
des gesamten Patientenkollektivs (MS-Patienten) vs. des Kontrollkollektivs
(Kontrollen) ........................................................................................................... 45
Tabelle 10: ADS (Allgemeine Depressionsskala): Gruppenvergleich des gesamten
Patientenkollektivs (MS-Patienten) vs. des Kontrollkollektivs (Kontrollen) ........... 47
Tabelle 11: Epworth Sleepiness Scale (ESS): Gruppenvergleich des gesamten
Patientenkollektivs (MS-Patienten) vs. des Kontrollkollektivs (Kontrollen) ........... 48
Tabelle 12: Testbatterie zur Aufmerksamkeitsprüfung (TAP): Gruppenvergleich des
gesamten Patientenkollektivs (MS-Patienten) vs. des Kontrollkollektivs
(Kontrollen) ........................................................................................................... 48
Tabelle 13: Testbatterie zur Aufmerksamkeitsprüfung (TAP): Gruppenvergleich des
gesamten Patientenkollektivs (MS-Patienten) vs. des Kontrollkollektivs
(Kontrollen) ........................................................................................................... 49
156
Tabelle 14: Testbatterie zur Aufmerksamkeitsprüfung (TAP): Gruppenvergleich des
gesamten Patientenkollektivs (MS-Patienten) vs. des Kontrollkollektivs
(Kontrollen) ........................................................................................................... 52
Tabelle 15: Testbatterie zur Aufmerksamkeitsprüfung (TAP): Gruppenvergleich des
gesamten Patientenkollektivs (MS-Patienten) vs. des Kontrollkollektivs
(Kontrollen) ........................................................................................................... 53
Tabelle 16: Testbatterie zur Aufmerksamkeitsprüfung (TAP): Gruppenvergleich des
gesamten Patientenkollektivs (MS-Patienten) vs. des Kontrollkollektivs
(Kontrollen) ........................................................................................................... 54
Tabelle 17: Testbatterie zur Aufmerksamkeitsprüfung (TAP): Gruppenvergleich des
gesamten Patientenkollektivs (MS-Patienten) vs. des Kontrollkollektivs
(Kontrollen) ........................................................................................................... 56
Tabelle 18: PASAT(Paced Auditorial Serial Addition Test): Gruppenvergleich des
gesamten Patientenkollektivs (MS-Patienten) vs. des Kontrollkollektivs
(Kontrollen) ........................................................................................................... 57
Tabelle 19: Visueller und Verbaler Merkfähigkeitstest (VVM): Gruppenvergleich des
gesamten Patientenkollektivs (MS-Patienten) vs. des Kontrollkollektivs
(Kontrollen) ........................................................................................................... 58
Tabelle 20: Fragebogen erlebter Defizite der Aufmerksamkeit (FEDA):
Gruppenvergleich des gesamten Patientenkollektivs (MS-Patienten) vs. des
Kontrollkollektivs (Kontrollen) ............................................................................... 60
Tabelle 21: Freiburger Persönlichkeitsinventar (FPI-R): Gruppenvergleich des
gesamten Patientenkollektivs (MS-Patienten) vs. des Kontrollkollektivs
(Kontrollen) ........................................................................................................... 63
Tabelle 22: Krankheitsverarbeitung in Selbstbeurteilung: Gruppenvergleich des
gesamten Patientenkollektivs (MS-Patienten) vs. des Kontrollkollektivs
(Kontrollen) ........................................................................................................... 65
Tabelle 23: Subjektiv empfundene Symptome: Gruppenvergleich der Patienten mit
Multipler Sklerose (MS) ohne Fatigue (MS-NF) vs. die MS-Patienten mit
Fatigue (MS-F) ..................................................................................................... 67
Tabelle 24: EDSS (Extended Disability Status Scale): Gruppenvergleich der
Patienten mit Multipler Sklerose (MS) ohne Fatigue vs. die MS-Patienten mit
Fatigue.................................................................................................................. 71
157
Tabelle 25: 25FWT (25 feet walk Test): Gruppenvergleich der Patienten mit
Multipler Sklerose (MS) ohne Fatigue vs. die MS-Patienten mit Fatigue ............. 71
Tabelle 26: 9HPT (Nine Hole Peg Test): Gruppenvergleich der Patienten mit
Multipler Sklerose (MS) ohne Fatigue vs. die MS-Patienten mit Fatigue ............. 72
Tabelle 27: WEIMUS (Würzburger Erschöpfungsinventar bei Multipler Sklerose):
Gruppenvergleich der Patienten mit Multipler Sklerose (MS) ohne Fatigue (MS-
NF) vs. die MS-Patienten mit Fatigue (MS-F) ...................................................... 74
Tabelle 28: MWT-B (Mehrfachwahl-Wortschatz-Intelligenztest): Gruppenvergleich
der Patienten mit Multipler Sklerose (MS) ohne Fatigue (MS-NF) vs. die MS-
Patienten mit Fatigue (MS-F) ............................................................................... 75
Tabelle 29: FAMS (Functional Assessment of MS quality of life): Gruppenvergleich
der Patienten mit Multipler Sklerose (MS) ohne Fatigue (MS-NF) vs. die MS-
Patienten mit Fatigue (MS-F) ............................................................................... 76
Tabelle 30: ADS (Allgemeine Depressionsskala): Gruppenvergleich der Patienten
mit Multipler Sklerose (MS) ohne Fatigue (MS-NF) vs. die MS-Patienten mit
Fatigue (MS-F) ..................................................................................................... 78
Tabelle 31: Epworth Sleepiness Scale (ESS): Gruppenvergleich der Patienten mit
Multipler Sklerose (MS) ohne Fatigue vs. die MS-Patienten mit Fatigue ............. 79
Tabelle 32: Testbatterie zur Aufmerksamkeitsprüfung (TAP): Gruppenvergleich der
Patienten mit Multipler Sklerose (MS) ohne Fatigue (MS-NF) vs. die MS-
Patienten mit Fatigue (MS-F) ............................................................................... 80
Tabelle 33: Testbatterie zur Aufmerksamkeitsprüfung (TAP): Gruppenvergleich der
Patienten mit Multipler Sklerose (MS) ohne Fatigue (MS-NF) vs. die MS-
Patienten mit Fatigue (MS-F) ............................................................................... 81
Tabelle 34: Testbatterie zur Aufmerksamkeitsprüfung (TAP): Gruppenvergleich der
Patienten mit Multipler Sklerose (MS) ohne Fatigue (MS-NF) vs. die MS-
Patienten mit Fatigue (MS-F) ............................................................................... 82
Tabelle 35: Testbatterie zur Aufmerksamkeitsprüfung (TAP): Gruppenvergleich der
Patienten mit Multipler Sklerose (MS) ohne Fatigue (MS-NF) vs. die MS-
Patienten mit Fatigue (MS-F) ............................................................................... 83
Tabelle 36: Testbatterie zur Aufmerksamkeitsprüfung (TAP): Gruppenvergleich der
Patienten mit Multipler Sklerose (MS) ohne Fatigue (MS-NF) vs. die MS-
Patienten mit Fatigue (MS-F). .............................................................................. 85
158
Tabelle 37: Testbatterie zur Aufmerksamkeitsprüfung (TAP): Gruppenvergleich der
Patienten mit Multipler Sklerose (MS) ohne Fatigue (MS-NF) vs. die MS-
Patienten mit Fatigue (MS-F) ............................................................................... 87
Tabelle 38: PASAT (Paced Auditorial Serial Addition Test): Gruppenvergleich der
Patienten mit Multipler Sklerose (MS) ohne Fatigue (MS-NF) vs. die MS-
Patienten mit Fatigue (MS-F) ............................................................................... 88
Tabelle 39: Visueller und Verbaler Merkfähigkeitstest (VVM): Gruppenvergleich der
Patienten mit Multipler Sklerose (MS) ohne Fatigue (MS-NF) vs. die MS-
Patienten mit Fatigue (MS-F) ............................................................................... 90
Tabelle 40: Fragebogen erlebter Defizite der Aufmerksamkeit (FEDA):
Gruppenvergleich der Patienten mit Multipler Sklerose (MS) ohne Fatigue (MS-
NF) vs. die MS-Patienten mit Fatigue (MS-F) ...................................................... 91
Tabelle 41: Freiburger Persönlichkeitsinventar (FPI-R): Gruppenvergleich der
Patienten mit Multipler Sklerose (MS) ohne Fatigue (MS-NF) vs. die MS-
Patienten mit Fatigue (MS-F) ............................................................................... 96
Tabelle 42: FKV-SE (Freiburger Fragebogen zur Krankheitsverarbeitung in
Selbstbeurteilung): Gruppenvergleich der Patienten mit Multipler Sklerose (MS)
ohne Fatigue (MS-NF) vs. die MS-Patienten mit Fatigue (MS-F) ........................ 98
Tabelle 43: Drop-outs: Gruppenvergleich der Patienten mit Multipler Sklerose (MS)
ohne Fatigue (MS-NF) vs. die MS-Patienten mit Fatigue (MS-F) zur Baseline-
Untersuchung ..................................................................................................... 112
Tabelle 44: Drop-out Tabelle der tatsächlich in der Studie verbliebenen Patienten:
Gruppenvergleich der Patienten mit Multipler Sklerose (MS) ohne Fatigue (MS-
NF) vs. die MS-Patienten mit Fatigue (MS-F) .................................................... 114
Tabelle 45: Drop-out Tabelle der tatsächlich verlorengegangenen Patienten ........... 116
159
9. Danksagung
Mein besonderer Dank gilt meinem Doktorvater, Herrn Prof. Dr. Herbert Schreiber,
der mir jederzeit mit Rat und Tat zur Seite stand. Ich konnte mich mit jedem noch so
kleinen und unbedeutenden Problem an ihn wenden und er wurde nicht müde mir
Tipps und Tricks zur Lösung zu geben.
Auch möchte ich Frau Dr. Ring, Frau Dr. Schlegel und Frau Ballasch danken, die
mir mit ihrem Wissen Einblicke in die rätselhafte Welt der Statistik gaben und
maßgeblich dazu beitrugen, dass diese Dissertation zum Abschluss kommen
konnte.
Ein weiterer Dank gilt Frau Bauer-Steinhusen (Bayer Schering). Ohne Sie wäre die
Studie nicht zustande gekommen. Ich möchte mich ganz herzlich für die
ausgezeichnete Zusammenarbeit und die großzügige Unterstützung bedanken, die
es mir ermöglichte auf Kongresse zu reisen und die Dissertation vorzustellen.
Ebenfalls nicht Zustande gekommen wäre diese Arbeit ohne die zahlreiche
Teilnahme der Probanden. In diesem Sinne möchte ich mich bei allen bedanken,
die ihre Zeit in diese Studie investiert haben und unermüdlich Tests und Übungen
bewältigt haben.
Nun zu den wichtigsten Menschen in meinem Leben. Danke an meine Eltern für
einfach Alles. Ohne Euch wäre ich niemals an dem Punkt meines Lebens, an dem
ich jetzt stehe und würde niemals so vertrauensvoll in die Zukunft blicken, wie ich
es heute tue.