Förderschwerpunkt sozial-emotionale Entwicklung
Perspektiven aus pädagogischer und schulorganisatorischer Sicht
Begriffe und Bezeichnungen• sozial-emotionale
(Entwicklungs)störung• verhaltensoriginell• Verhaltensgestört• seelisch behindert
Dr. Edith Wölfl 2015
Sozial-emotionale Störungen
Probleme im Kind
Probleme in der
Familie
Probleme im
Umfeld
Dr. Edith Wölfl 2015
Sozial-emotionale Störungen
1. Gehen Wechselwirkungen ein2. Können nicht isoliert betrachtet werden3. Sind nicht eindimensional zu behandeln4. Reagieren nicht auf Konsequenzen sondern
auf Interventionen
Dr. Edith Wölfl 2015
Chronische Störungen
• Ängste und Angststörungen• Zwänge und Zwangsstörungen• ADHS – Aufmerksamkeits-Defizit-
Hyperaktvitäts-Störung• Ticsstörungen• Autismus-Spektrum-Störung
Dr. Edith Wölfl 2015
Hochrisikofaktoren für die seelische Entwicklung und Traumatisierungen
• Gewalt zwischen den Eltern• Gewalt oder Vernachlässigung gegenüber dem
Kind• Tod eines nahen Angehörigen• Schwere chronische Erkrankung des Kindes
oder eines nahen Angehörigen• Gewalterfahrungen eines Elternteils in der
eigenen Kindheit
Dr. Edith Wölfl 2015
Bindungsstörungen
• Unsicher-Ambivalente Bindung• Unsicher-vermeidende Bindung• Desorientierte Bindung
Bindungsstörungen lösen ambivalente Gefühle und Gedanken aus. Wir fühlen uns in einem emotionalen Wechselbad.
Dr. Edith Wölfl 2015
Folgestörung: Verletzbarkeit
• Kinder mit sozial-emotionalen Entwicklungsstörungen haben eine erhöhte Verletzbarkeit: Vulnerabilität
• Sie verfügen über eine geringere Resilienz.
• Verhaltensstörungen können deshalb als Schutzverhalten vor Verletzungen verstanden werden.
Dr. Edith Wölfl 2015
Bindungsstörungen und Lernen
• Kinder mit Bindungsstörungen können als Kleinkinder schlechter spielen
• Sie können als Schulkinder schlechter lernen• Sie können als Erwachsene schlechter arbeitenBindungsstörungen führen zu Störungen der Ich-Kompetenz.
Dr. Edith Wölfl 2015
Störungen der Ich-Kompetenz
• Eingeschränktes Einfühlungsvermögen• Geringe Vorstellung der Selbstwirksamkeit• Schwaches SelbstbildFolgestörung:• Geringe Frustrations- bzw.
Ambiguitätstoleranz• Umschriebene Entwicklungsstörungen
Dr. Edith Wölfl 2015
Umschriebene Entwicklungsstörungen
• Verzögerte oder eingeschränkte Sprachentwicklung
• Auffällige motorische Entwicklung
• Teilleistungsschwächen• Lernstörungen, hier vor allem auch Lese-
Rechtschreibschwäche
Dr. Edith Wölfl 2015
Merkmale der Probleme und Störungen
• Komplex• Finden sich in unterschiedlichen Bereichen
und Ausprägungen• Sind situativ verschieden und widersprüchlich• Überlagern sich gegenseitig in
WechselwirkungenHinter allen Störungen ist Angst.Konsequenzen funktionieren deshalb nicht.
Dr. Edith Wölfl 2015
Diagnostik
• Tests und Screenings• Beobachtungen in der Schule• Beobachtungen in anderen Einrichtungen• Beobachtungen der Eltern• Informationen vom Kinderarzt• Informationen von Therapeuten• Informationen von Kliniken wie z.B. Kinderzentrum
in MünchenDatenschutz und Schweigepflicht!
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Förderung und Schulqualität
Person:Beziehungs-
qualität
Struktur:Raum und
Zeit
Unterricht:InhaltKlasse
Dr. Edith Wölfl 2015
Angst braucht Halt und Sicherheit
• Halt durch die Erwachsenen• Halt durch die Klassengemeinschaft und den Unterricht• Halt durch die räumliche Struktur• Halt durch die Vorhersehbarkeit der Ereignisse
• Sicherheit durch Achtung der Gefühle• Sicherheit durch Ermutigung und Zuversicht:
Selbstwirksamkeit • Sicherheit durch Erfolg: Starkes Selbstbild
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Beziehungsqualität und personale Kompetenzen 1
• Hohe innere Präsenz• Schnelle Reaktionen• Multitasking• Selbstorganisation• Expressive Vielfalt in Stimme, Sprache und
Körpersprache
Dr. Edith Wölfl 2015
Beziehungsqualität und personale Kompetenzen 2
• Emotionale Wärme und Beziehungsfähigkeit• Fähigkeit zur Metaebene und Humor• Schlagfertigkeit• Kooperations- und Teamfähigkeit• Fehlertoleranz und Selbstkritik
Dr. Edith Wölfl 2015
Gestaltung von Struktur und Raum
• Schulhaus• Eingangsbereich• Pausenhof• Klassenzimmer• Schulbus
Dr. Edith Wölfl 2015
Gestaltung durch Struktur und Zeit
• Organische Rhythmisierung• Zeitangaben als Hilfe • Genaue Planung im Rhythmus des Tages, der
Woche und des Schuljahres• Vorhersehbarkeit von Ermüdung • Pausen einkalkulieren und gestalten
Dr. Edith Wölfl 2015
Unterrichtsprinzipien 1
• Emotionales und soziales Lernen haben Vorrang
• Lerninhalte und Unterrichtsinhalte sind Medium des sozialen und emotionalen Lernens
• Die sozial-emotionale Entwicklung und der Unterrichtserfolg werden systematisch verfolgt
Dr. Edith Wölfl 2015
Unterrichtsprinzipien 2
• Classroommanagement • Organische Unterrichtsorganisation• Klarheit und Einfachheit• Didaktisches Minimum• Wesentlich sein• Sinnvoller Unterricht
Dr. Edith Wölfl 2015
Unterrichtsprinzipien 3
Make them feel successfull!• Klare Strukturen• Komplexitätsverminderungen bei Übergängen• Reflektierte Regeln• Feedback, Feedback, Feedback• Gemeinschaft vor Individualität
Dr. Edith Wölfl 2015
Unterrichtsprinzipien4
Unterricht ist ein Lernprozess, der Sicherheit zum Ziel hat.• Von der Bindung zur Exploration • Von gebundenen Formen zur
Individualisierung• Vom Ich zum Wir
und zurück!
Dr. Edith Wölfl 2015
Kooperation als Förderbasis
• Eltern und andere Angehörige• Partner innerhalb der Schule einbeziehen• Partner der Schule z.B. Jugendhilfe, Hort etc.• Andere Hilfen vor Ort z.B. Therapeuten
(Umgang mit der Schweigepflicht!)• Ggf. Kirchen, Vereine etc., also andere
Lebensräume des Kindes
Dr. Edith Wölfl 2015
Sinn von Schulentwicklung und sozial-emotionalen Störungen
• Wenn es den Kindern besser geht, dann geht es allen besser, auch den Erwachsenen.
• Wenn der Unterricht sich auf diese Kinder einstellt, wird er für alle Kinder besser.
• Für die emotionale und soziale Entwicklung der Kinder einer Schule bilden alle eine Gemeinschaft.
Dr. Edith Wölfl 2015
Fazit
Die Förderung von Kindern mit emotionalen und sozialen Schwierigkeiten ist Aufgabe jedes Einzelnen, aber vor allem auch der gesamten Schule und Einrichtung. Niemand darf dabei alleine bleiben.
Danke für Ihre Aufmerksamkeit!