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Maurizo Morettiin SindelfingenSommerserenadenSINDELFINGEN (red). An vier Sonntagaben-den im August finden bereits zum zwölf-ten Mal die Internationalen Sommersere-naden „Klavier und Lyrik“ im Odeon derSindelfinger Schule für Musik, Theaterund Tanz (SMTT) statt. Veranstalter sindDr. Christoph Ewers und Dieter E. Hüllein Kooperation mit dem Sindelfinger Kul-tur- und Schulamt.

Am kommenden Sonntag, 24. August,um 18 Uhr, findet das dritte Konzert derdiesjährigen Sommerserenaden statt. Esstehen eingangs folgende Werke auf demProgramm: die „Sonate Es-Dur KV 282“von Wolfgang Amadeus Mozart; von Fre-deric Chopin „Nocturne op. posthumc-Moll“, „Nocturne op. posthum cis-Moll“, „Polonaise op. 26.1 cis-Moll“ und„Drei Mazurken op. 67“ sowie RobertSchumanns „Arabeske op. 18“. Nach derPause sind zu hören: von Federico Mom-pou „Musica Callada I“, von ClaudeDebussy zwei Sätze aus „Preludes I“; vonFranz Liszt aus „Annees de pelerinage“:Vallee d?Obermann und von Bela Bartokdas „Allegro Barbaro“. Solist des Abendsist Maurizio Moretti am Klavier. Er gilt alseiner der besten Interpreten der berühm-ten italienischen Pianoforte-Schule. AlsRezitatoren konnten zwei in Sindelfingen

durch die Theaterszene bekannte Perso-nen gewonnen werden. Es sind AxelKrauße, bekannt durch Regiearbeiten beiEigenproduktionen des Theaterkellersund des Sommertheaters im Serenaden-hof, und Stefanie Joos, seit 2006 bei ver-schiedenen Produktionen des Theateren-sembles Sindelfingen und der Stadt zusehen.

Das letzte Konzert am 31. August gebenSofia Cabruja und Carles Lama (Klavier)aus Spanien. Eintrittskarten im Vorver-kauf gibt es beim i-Punkt, Marktplatz 1,Telefon (0 70 31) 94-325. Die Konzertkassehat jeweils ab 17.15 Uhr geöffnet.

Maurizio Moretti Foto: red

Kultur in Kürze

Führung im Museum RitterWALDENBUCH. Am Samstag, 23. August, um15.30 Uhr findet im Museum Ritter inWaldenbuch eine Kuratorenführung mitMarli Hoppe-Ritter und Barbara Willertstatt. Die Teilnahme am Rundgang istkostenfrei bis auf den Museumseintritt.

Orgelsommer in HerrenbergHERRENBERG. Im Rahmen des 30. Herren-berger Orgelsommers konzertiert amSonntag, 24. August, um 20 Uhr die Orga-nistin Christiane Lux in der Stiftskirche.Lux wohnt in Tübingen und ist als Kon-zertorganistin und –cembalistin sowie alsHochschullehrerin tätig. Sie ist Speziali-stin für Alte Musik und gestaltet das Kon-zert zusammen mit dem ZinkenistenHans-Jakob Bollinger aus der Schweiz.Der Eintritt ist frei, um Spenden wird ge-beten.

Mit Zigarette und Jack Daniels’-Flasche: Tom O’Hara huldigt Sinatra Foto: Epple

Lässige Hommage an Frank SinatraBeim Böblinger „Sommer am See“ füllt Tom O‘ Hara mit seiner zwölfköpfigen Band die Alte TÜV-HalleVon Bernd Epple

BÖBLINGEN. Der Sänger Tom O’Haraaus Aidlingen ist in der Region keinUnbekannter mehr. Hatte man beiden letzten Veranstaltungen der„Sommer am See“-Reihe noch Mühealle Stühle zu besetzen, so mussteman vergangenen Freitagabend amhinteren Hallenende sogar nochStehtische stellen, um den Publi-kumsandrang auffangen zu können.Mit seiner Tribute-Show an den US-Sänger und Entertainer lockt derAidlinger, der hauptberuflich alsTrauercoach tätig ist, regelmäßigein großes Publikum.

Was zieht die Menschen in eineShow, die Frank Sinatra, den großenSänger und Entertainer des 20.Jahrhunderts wieder aufleben lässt?Inge Roberts aus Böblingen kann esfür sich ganz genau benennen:„Mein Mann war Amerikaner. Erwar Soldat in Böblingen und wirlernten uns hier schon in den 50erJahren kennen. Nach unserer Hoch-zeit lebte ich mit ihm auch mal fünfJahre in den USA und Sinatra ver-körperte mit seiner Musik einfachdas amerikanische Lebensgefühl“.An Tom O‘ Hara gefällt ihr dessenMimik, Gestik und Bewegung aufder Bühne, aber natürlich auch sei-

ne Stimme, die dem Original dochsehr nahe kommt.

O'Hara selbst erklärt schon zuBeginn des Konzertes, dass er Sina-tra jedoch nicht imitieren will, son-dern eher dessen Lebenswerk huldi-gen. Während des Konzertes kannman sich jedoch nicht des Eindruk-kes erwehren, dass da ein Doppel-gänger lässig auf dem Barhockersitzt, der abwechselnd an seinerZigarette zieht und an einem JackDaniel’s-Whiskey nippt. Auch seinAufzug könnte aus der KleiderkisteSinatras stammen.

Die Stimme hat in einigen Pas-sagen große Ähnlichkeit mit der desMeisters, bisweilen lässt die Intona-tion aber auch ein wenig zu wün-schen übrig. Das macht O‘Harajedoch wieder mit Körperspracheund Bühnenpräsenz wett. Er diri-giert – die Band im Rücken – somanchen Break, zieht Grimassen,schnipst mit den Fingern, tänzeltüber die Bühne oder witzelt bei sei-nen Ansagen auch mal in Schwä-bisch mit seinem Publikum.

Auf dem Programm stehen Num-mern, die bei einem Tribut an denMeister wenig überraschen. „All OfMe“, „Got You Under My Skin“,„Mack The Knife“ oder „ My Way“sind Stücke, die man mit Sinatraverbindet. O'Hara hält bei den An-

sagen einige Informationen und An-ekdoten zu Sinatra bereit und als je-mand aus dem Publikum „NewYork!“ ruft, entgegnet O'Hara:„Nein, ,New York’ haben wir nichtdabei, haben wir nicht geübt, kön-nen wir nicht!“ Das enttäuschte„Ohh“ des Publikums sollte sich beider ersten Zugabe allerdings in einbegeistertes „Ahh“ wandeln. Dennda war schließlich diese Nummer,einer der größten Sinatra-Hits über-haupt, natürlich doch zu hören.

Einjährige Tournee geplantDie Band war in Big Band-Beset-

zung angetreten und liefert auchsolides Big Band-Handwerk ab. DieZusammensetzung der Musikerträgt die Handschrift Norbert Füs-singers. Der Deufringer Altsaxofo-nist war maßgeblich am WerdegangO'Haras beteiligt. Er war O‘HarasMusiklehrer zu Realschulzeiten undkonnte den 14-jährigen für Blues,Jazz und letztlich auch für Sinatrabegeistern. Jetzt machen die beidengemeinsame Sache.

Im Prinzip verstärkte der inzwi-schen 71-jährige Füssinger seineBand Blue Seventh um weitere Se-miprofis aus dem Großraum Stutt-gart und setzt damit seinen ehemali-

gen Schüler ganz anders in Szene,als die Playback-Hintergrundmusik,mit der O‘Hara noch vor wenigenJahren auftrat. Inzwischen schreibtder Trompeter und KomponistAchim Rothe aus Berlin die Arran-gements für die Band, „ein Musiker,der ebenfalls das Wirken von Sina-tra am Leben erhalten will“, soO'Hara.

Zum 100-jährigen Geburtstag Si-natras im nächsten Jahr hat O'HaraGroßes vor: Es soll ab 12. Dezembereine einjährige „Sinatra‘s CenturyTour“ im deutschsprachigen Raumstattfinden, bei der die Band vonderzeit 12 auf bis zu 25 Musiker an-wachsen soll. Auch Streicher sollendie Besetzung dann ergänzen. Dochdamit nicht genug. O'Hara denktauch schon an die Zeit danach.Songs der heutigen Zeit sollen imSinatra-Sound neu produziert wer-den.

Das Konzert in der TÜV-Halle be-trachtet der Entertainer als Neu-start. Es ist der Beginn einer neuenTour, deren Konzept weniger„selbstgestrickt“ als früher sei. Jetzthat er ein Organisationsteam undkümmert sich nicht um alles selbst.

Wenn ihm der Erfolg beim Startin Böblingen recht gibt und die Fol-geshows ähnlich gut ankommen, ister wohl auf dem richtigen Weg.

Dienstag, 19. August 2014 Nummer 190 15Kultur

Reggae-Power: Der Stuttgarter Nasou sorgt für mächtig Party-Stimmung Hip-Hop mit Geige: Hashtag Proberaum überzeugt mit Soul-Gesang und ungewöhnlicher Instrumentierung KRZ-Fotos: edi

Der Böblinger Nils Jarling alias Sweed (rotes Karohemd) und der EsslingerSascha Haufe geben ein kleines Freestyle-Gastspiel auf der Bühne

„Gibt’s hier jemand, der rappen kann?“Neues Veranstaltungskonzept nimmt Kontur an: Tolle Stimmung trotz anfangs geringer Resonanz bei Hip-Hop-Party am Böblinger See

Das Konzept von VeranstaltungsmanagerAndreas Wolfer, ein neues Publikum fürden „Sommer am See“ zu gewinnen,nimmt immer mehr Gestalt an. Nach denSongtagen vor einer Woche gab es amSamstagabend ein Rap-Konzert imDreierpack. Nur die eigentliche Zielgruppemachte sich zunächst etwas rar.

Von Eddie Langner

BÖBLINGEN. Alte TÜV-Halle, kurz nach 22Uhr. „Böblingen! Seid ihr alle am Start?“,ruft der Stuttgarter Raggamuffin-Hip-Hop-per Nasou ins Mirko. Lauter Jubel kommt alsEcho aus dem Publikum zurück. Geschätzte50 zahlende Besucher und nochmals ebensoviele Gäste, die als Anhang mitgekommensind, feiern zum Reggae-Sound des jungenMannes auf der Bühne eine ausgelasseneParty. Am Anfang sah es allerdings mehrnach Flop als nach Hip-Hop aus: Zu Beginn

der ersten Good Live Session beim Böblinger„Sommer am See“ standen nämlich kaum 20Zuschauer in der Alten TÜV-Halle.

Die Good Live Sessions sind einVeranstaltungskonzept von Goodlife Boo-kings aus Stuttgart. Dahinter stecken MboyoVila-Paky und Robel Mengistu. Letzterer warein Schüler von Böblingens Veranstaltungs-manager Andreas Wolfer. Wolfer war Dozentan der Macromedia Hochschule in Stuttgart,wo Mengistu sich zum Veranstaltungskauf-mann hat umschulen lassen.

Den Anfang macht der Böblinger DanemiOmar, der für den Stuttgarter Rapper Aduliseingesprungen ist. Adulis hatte aus privatenGründen kurzfristig abgesagt. Danemi Omarhat schon vor deutlich größerem Publikumgespielt – unter anderem beim Jugendtag desEvangelischen Jugendwerks in Württemberg(ejw) vor drei Jahren auf dem StuttgarterMarktplatz. Dort war er mit Xavier NaidoosBandkollege Danny Fresh vor 7000 Zuschau-ern aufgetreten. Danny Fresh stammt wieDanemi Omar aus Holzgerlingen. „Danny istwie ein Bruder für mich“, sagt der Rapper.

Von dem praktisch leergefegten Zuschau-

erraum lässt sich der Böblinger nicht beirren.Er legt einen ebenso lässigen wie professio-nellen Auftritt hin. Dabei hilft es sicher, dassvorne drei, vier besonders begeisterte Hip-Hop-Fans ihre ganz private Party feiern.Einer der jungen Männer legt sogar einenkleinen Gastauftritt auf die Bühne, für den esanerkennenden Applaus gibt. Es ist MarioHadwiger alias Rapster aus Esslingen. Er istnicht der einzige Gast-Rapper, der an diesemAbend kurzfristig im Rampenlicht steht.

Als zweiter Act des Abends kommt # (ge-sprochen: Hashtag) Proberaum aus Berlin aufdie Bühne. Für den DJ-Part und den Sprech-gesang ist der aus Ludwigsburg stammendeSimdal zuständig.Sängerin Wanja Ja-neva ist die Soul-Stimme des Duosund fügt dem Auf-tritt von HashtagProberaum mit gele-gentlichem Geigen-spiel einen besonde-ren Akzent hinzu.Allerdings ist die Geige wegen des nicht opti-mal abgemischten Sounds kaum zu hören.Dafür glänzt Wanja Janeva mit ihrer warmenStimme und einer charmanten Ausstrahlung.Das Duo präsentiert einige selbst produzierteTracks. Schön fürs Publikum ist aber, dassHashtag Proberaum auch viel Coversongs ausdem Bereich Hip-Hop und R’n’B im Gepäckhat – darunter „Valerie“ von Amy Winehouse,Estelles „American Boy“ oder „Black andGold“ von Sam Sparro. Besonders gut kommtPharrell Williams Mega-Hit „Happy“ an.

Hashtag Proberaum ist vor allem als Stra-ßenband unterwegs. Die regelmäßigen Auf-tritte des Duos an der Warschauer Brücke inBerlin haben mittlerweile Kultstatus. SeineAuftritte dokumentiert das Duo mit Video-kamera und Fotoapparat und stellt sie ins In-ternet. Auch in Böblingen läuft ständig je-mand mit einer „GoPro“-Kamera herum undfilmt das Geschehen auf der Bühne.

„Gibt’s hier jemand der rappen kann?“,rufen die Berliner an einer Stelle von derBühne. Es dauert keine fünf Sekunden, dann

stehen Sascha Haufe und Nils Jarling auf derBühne und zeigen, was sie in Sachen Free-style und Beatboxen so drauf haben. Haufekommt wie sein zuvor erwähnter KumpelRaptster aus Esslingen und ist Teil der Hip-Hop-Formation fil_da_elephant. Der Böblin-ger Nils Jarling nennt sich Sweed und freutsich, dass hier endlich mal wieder ein Hip-Hop–Event stattfindet. Das würde in Böblin-gen total fehlen, meint er. „Ich supporte das“,lobt er deshalb die Good Live Session undfindet es zugleich schade, dass nicht mehrLeute hergekommen sind. „Da werden jetzteinige mitbekommen, wie cool das war undsich ärgern, dass sie nicht hier waren“, denkt

er.Als dritter Act legt

Nasou los. Der Stutt-garter mit tunesi-schen Wurzeln sorgtfür echtes Reggae-Feeling in der AltenTÜV-Halle. Das al-tersmäßig überra-schend bunt ge-

mischte Publikum feiert kräftig mit. „JederTag ist unersetzbar“, heißt es in einem vonNasous Songs, die jede Menge Energie undLebensfreude ausstrahlen.

„Ein krasser Typ, oder? Wart’ mal ab, woder in zwei, drei Jahren ist“, meint ManuelMayer. Mayer ist Musikproduzent und Teildes Veranstalter-Duos „Catch a Fire“, dasvor zwei Jahren Künstler wie Jan Delay,Samy Deluxe oder Gentleman in den Sindel-finger Glaspalast geholt hat. Manuel Mayerist Teil eines ganzen Hip-Hop-Netzwerks,das hier an diesem Abend seine Fäden spinnt.Er stammt aus Holzgerlingen. Danemi Omarkennt er aus Kindergartentagen. Auch mitNasou hat Mayer zusammengearbeitet undSongs für ihn produziert.

Als das Konzert schließlich vorbei ist,geht’s gegenüber im Freiraum noch mit derAftershow-Party weiter, wo die Hip-Hop-Netzwerker womöglich schon an neuen Ideenfür eine weitere Good Live Session nächstesJahr in Böblingen spinnen. Andreas Wolferhätte bestimmt nichts dagegen.

„Ich supporte das“

Kommentar des Böblinger Rappers NilsJarling alias Sweed zur ersten Good LiveSession in der Alten TÜV-Halle

„Local Hero“: der Rap-per Danemi Omar

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