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ABENTEUERABENTEUER GUATEMALAGUATEMALA
mit Head Barista Horst Dietrich
Dem Kaffee auf der Spur: Dem Kaffee auf der Spur:
Dschungel-Abenteuer in GuatemalaDschungel-Abenteuer in GuatemalaEs war Februar. Ein klarer, noch kühler Morgen im
Hochland Guatemalas. Ich saß zusammen mit einer
Kollegin von GenussZeit sowie zwei Guatemalte-
ken, wovon einer ein Kaffeehändler war, in einem
Pick-Up. Wir brausten auf dem Highway No.1 durch
das Hochland des mittelamerikanischen Landes zu
einer weiteren Kaffeefarm. Wir hatten uns schon
einige angeschaut, doch diese sollte ganz beson-
ders sein. Es war atemberaubend. Wir befanden
uns in der Region Huehuetenango, im Westen des
Landes an der Grenze zu Mexiko. Eine Region, die
als Schatzkammer des weltbekannten guatemalte-
kischen Kaffees gilt. Verschachtelte Berge, Spitzen
mit über 2000 Meter Höhe, steile Hängen, die über
und über mit Kaffeepflanzen bedeckt sind.
Von der Rösterei Stern Von der Rösterei Stern ins mittelamerikanische Hochlandins mittelamerikanische Hochland
Wir kamen auch an diesem Tag nicht aus dem Stau-
nen heraus. Das, was wir in Bezug auf den Anbau,
Pflege und Ernte sahen, war für einen Kaffeelieb-
haber und -experten wie mich ein unbezahlbares
Erlebnis.
Schon als Kind hatten mich die Aromen von frisch
zubereiteten Kaffee in ihren Bann gezogen. Ich
weiß noch genau, wie ich es liebte, mit meiner Mut-
ter in die Rösterei „Stern“ in Frankfurt zu gehen. Al-
les duftete dort. Riesige, geheimnisvolle Maschinen
standen herum, nebenan lagerten in großen golde-
nen Silos die braunen Bohnen aus fernen, fremden
Ländern, welche man dann auf Wunsch in exklusive,
goldglänzende Verpackungen füllte und den Kun-
den über die dunkelbraune Holztheke reichte.
Es fühlte sich behaglich an, mystisch, faszinierend
und abenteuerlich, den Kaffee aus aller Welt zu rie-
chen und zu sehen. Eine Empfindung, die mich Jah-
re später dazu brachte, Kaffee zu meinem Beruf zu
machen. Noch immer ist es so, dass Kaffee für mich
diesen Geruch von Exotik und Abenteuer besitzt. In
all meinen Fortbildungen und Experimenten in den
vergangenen Jahren lernte ich, wie ich den Bohnen
ihr Bestes entlocken kann.
Mein Wissen nun mit der Realität des guatemalteki-
schen Hochlandes abgleichen zu können, machte
mich überglücklich. Ich fühlte mich wie ein Aben-
teurer und war ja irgendwie auch einer, wie ich in
dem Pick-Up saß und mit staunenden Augen durch
ein wunderschönes Niemandsland dahinbrauste.
Noch wusste ich nicht, dass das, was ich an diesem
Tag erleben sollte, mich nachhaltig prägen würde.
Ein Road-Trip der besonderen ArtEin Road-Trip der besonderen Art
Wir bogen irgendwann von der Landstraße ab in ei-
nen breiten Feldweg. Wie sich herausstellte war dies
die Hauptverbindung in die Täler seitlich des High-
ways. An solche Wege waren wir schon gewohnt,
doch je länger wir fuhren, desto schmaler und stei-
ler wurde es. Es gab nicht wenige Stellen, an denen
unser Pick-Up mit seinem Allrad kräftig zu kämpfen
hatte. Aber wir ließen uns nicht aufhalten.
Es ging bis auf den Kamm des Bergzugs, nur um
dann auf noch schmaleren, unbefestigten Wegen
wieder tiefer in das Labyrinth von Tälern einzutau-
chen. Ich krallte mich fester in die Sitzpolster. Ein
Road-Trip der besonderen Art. Links sah ich Steil-
wände, rechts Abgründe, die hunderte von Meter
nach unten führten und mit nichts bewachsen wa-
ren, was ein rutschendes Auto aufhalten konnte.
Nach zwei sehr aufwühlenden und anstrengenden
Stunden waren wir in einem Tal angekommen. Un-
ser Ziel. Es war einer der schönsten Orte, die ich je
in meinem Leben sah. Die Ruhe war unbeschreib-
lich, dazu diese pure Natur, das glasklare Wasser des
Bachlaufes, die Luft voll mit außergewöhnlichen
Düften und dem Gesang exotischer Vögel.
Die stolzen Kaffeefarmer Die stolzen Kaffeefarmer von Huehuetenangovon Huehuetenango
Ein Mann und ein Kind kamen auf den Wagen zu.
Unsere Verabredung. Sie waren Vater und Sohn
undwiesen uns an, ihnen zu folgen. Es ging mit ih-
nen nochmal zehn Minuten durch eine Art Kaffee-
dschungel bis wir ihre Kaffeefarm erreichten.
Man sah ihnen einen gewissen Stolz an, aber es war
auch zu spüren, die wirtschaftliche Lage an ihnen
nagte. Diese Farm war alles, was die Familie be-
saß. Sie war Wohnhaus, Heimat und Arbeitsplatz in
einem. Seit Generationen schon bewirtschaftete die
Familie diese Farm. Per Hand ernten sie den Kaffee
an den extrem steilen Hängen rundherum, berei-
ten ihn auf, trocknen ihn und bringen die schwe-
ren Säcke anschließend zu Fuß den Berg hinauf
zur nächsten Sammelstation. Hier erhalten sie für
ein Jahr Arbeit einen Teil des Börsenpreises. Dieser
ist seit Jahren aber deutlich unterhalb eines exis-
tenzsichernden Niveaus, weshalb die Familie sich
mit anderen Gelegenheitsjobs über Wasser halten
muss. Du siehst fleißige, bescheidene, herzliche
Menschen und kannst nicht glauben, dass sie mit
der schweren Arbeit nicht ihren Lebensunterhalt
bestreiten können, nur weil sie in der Lieferkette
das schwächste Glied sind. Deshalb war es auch
ihr Plan, den 11-jährigen Sohn in die USA zu schi-
cken, damit er Geld schicken kann, vorausgesetzt,
er schafft, dort lebend anzukommen.
"An diesem Ort setzte sich eine Erkenntnis in mir fest: "An diesem Ort setzte sich eine Erkenntnis in mir fest:
Ich muss alles dafür tun, dass die Arbeit dieser Farmer Ich muss alles dafür tun, dass die Arbeit dieser Farmer
und all der anderen Menschen in der Kaffeewelt die Wert-und all der anderen Menschen in der Kaffeewelt die Wert-
schätzung erhält, die sie verdienen.“ schätzung erhält, die sie verdienen.“
Jahre vergehen vom Jahre vergehen vom Anbau zur ErnteAnbau zur Ernte
An diesem Ort setzte sich eine Erkenntnis in mir
fest: Ich muss alles dafür tun, dass die Arbeit dieser
Farmer und all der anderen Menschen in der Kaf-
feewelt die Wertschätzung erhält, die sie verdienen.
Oder zumindest mit einem Preis belohnt werden,
der zum Überleben reicht. Wie soll das aber nur ge-
hen? Bleiben wir bei dem Beispiel dieser Farm, wie
sie ihren Kaffee produziert.
Die Pflanzen werden angezogen, müssen dann zir-
ka drei bis vier Jahre wachsen, bevor sie die ersten
Früchte tragen. Zwischen Blüte und Ernte verge-
hen etwa neun Monate mit intensiver Pflege. Ist der
Kaffee reif muss er zum genau richtigen Zeitpunkt
geerntet werden. Da er unterschiedlich schnell
reift wird der Kaffee in mehreren Durchgängen an
den steilen Hängen geerntet. Im März bei bis zu
30 Grad im Schatten. Anschließend muss er noch
fermentiert, gewaschen, getrocknet und geschält
werden. Nichts darf in dieser Zeit schief gehen,
sonst erhält man einen Minderpreis. Nachdem der
geerntete Kaffee an der Sammelstation ist wird er
auf den schmalen Wegen zwei Stunden zum High-
way gebracht und dann weitere acht Stunden auf
dem Highway nach Guatemala-City transportiert.
Dort wird der Kaffee in einen Container verladen,
zum Hafen transportiert, aufs Schiff verladen und
anschließend über den Atlantik nach Hamburg ge-
bracht. In Hamburg durchläuft er weitere Sortie-
rungen, kommt auf den LKW, wird in die Rösterei
geliefert, gelagert, geröstet und anschließend extra
für die Kaffeeliebhaber verpackt oder zu unseren
Lieblingscafés geschickt, um dort fachmännisch
für die Gäste zubereitet zu werden. Das alles muss
quasi fehlerfrei passieren, damit dieser leckere Kaf-
fee am Ende einer langen Kette in Deiner Tasse lan-
det. Oder damit ein anderer kleiner Junge staunend
vor den riesigen Silos stehen kann und den Duft von
Exotik, Abenteuer und Mystik einsaugen darf…
Der Kreis schließt sichDer Kreis schließt sich
Es fühlt sich gut an ...Es fühlt sich gut an ...
Es ist ein komplexer, langer Prozess mit viel Herz-
blut und harter Arbeit. Um das wertzuschätzen be-
schäftigen wir uns bei GenussZeit intensiv mit der
korrekten Zubereitung, dem richtigen Umgang mit
dem Röstkaffee, aber auch mit seinem Ursprung.
Die Kaffeesorten an unseren Baristabars sind aus
dem direkten Handel von Farmern gekauft, mit
denen unsere Röster jahrelange Partnerschaften
haben. So erhält der Farmer ein Vielfaches des
Börsenpreises und hat dadurch eine Zukunfts-
perspektive. Auch die Farmer aus dem entlegenen
Tal in Guatemala. Ich muss jeden Tag an sie den-
ken, wenn ich den Kaffee zubereite, denn ich weiß,
ohne Menschen wie sie wäre so ein Kaffeegenuss
gar nicht möglich. Und irgendwie hat sich für mich
der Kreis geschlossen, von der Rösterei „Stern“ über
mein Studium als Coffee Master, die Eindrücke aus
Mittelamerika bis zu meiner Arbeit als Head Barista
bei GenussZeit.
EnergieEnergie
LeidenschaftLeidenschaft
FreudeFreudeLustLust
VertrauenVertrauen
DankeDankeMutMut
LeichtigkeitLeichtigkeitGEMEINSCHAFTGEMEINSCHAFT
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