Prof. Dr. Alfonso Sousa-Poza, Institut für Haushalts- und Konsumökonomik, Universität Hohenheim
Haushalts- und Konsumökonomie
Vorlesung 2: Konsum und Ersparnisse
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Ziele der heutigen Vorlesung
• Darstellung eines 2-Perioden-Modells.
• Zusammenhänge zwischen Konsum, Ersparnissen,
Einkommen, Preisen und Zinssatz in einem
intertemporalen Kontext zu erklären.
• Erklären wie der Zusammenhang zwischen Einkommen
und Konsum (auch langfristig) aussieht.
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Inhalt der heutigen Vorlesung1. Einführung
2. Ein einfaches intertemporales Modell
• Budgetrestriktion
• Präferenzen
• Gleichgewicht
3. Die Einkommens-Konsum-Funktion
• Hypothese des absoluten Einkommens
• Hypothese des relativen Einkommens
4. Einfluss des Zinssatzes
5. Einfluss des Preises
6. Ausblick
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1. Einführung
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1. Einführung
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1. Einführung
• Konsum-Entscheidungen werden in einer dynamischen
Welt getroffen – intertemporale Allokation von
Ressourcen.
• Definition von Konsum: Aktivität, bei der Güter und
Dienstleistungen gekauft werden und die in der
gegenwärtigen Periode Nutzen stiften.
• Definition von Sparen: Aktivität, bei der Ressourcen in
der gegenwärtigen Periode eingesetzt werden, um
Nutzen in einer zukünftigen Periode zu stiften.
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2. Ein einfaches intertemporales Modell
• Annahmen:• 2-Perioden-Modell: „heute“ und „morgen“• Kein übermorgen – d.h. keine Erbschaften • Perfekte Informationen über die Zukunft
(zukünftige Preise, Einkommen und Präferenzen bekannt)
• C1 und C2 = Konsum heute und Konsum morgen• Y1 und Y2 = Erwerbseinkommen in beiden
Perioden• A1 = Netto-Nichterwerbseinkommen (d.h. abzüglich
Schulden)
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2. Ein einfaches intertemporales Modell: Budgetrestriktion
• Intertemporale Budgetrestriktion:• R1 = A1 + Y1 + Bm
1• R1 = Ressourcen am Anfang der ersten Periode • Bm
1 = Maximale Schulden in Periode 1• Bm
1 + r Bm1 = Y2 , d.h. Bm
1 = Y2 / (1 + r) =
________________________________________• R1 = A1 + Y1 + Y2 / (1 + r)• R1 = maximaler Konsum in Periode 1 (kein
Konsum in Periode 2) = pc · Cm1
• Cm1 = R1/pc
• pc · Cm2 = (1 + r)(A1 + Y1) + Y2, d.h.
• Cm2 = [(1 + r)(A1 + Y1) + Y2] / pc
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Konsum P2
Konsum P1
2. Ein einfaches intertemporales Modell: Budgetrestriktion
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• Wie sieht die Steigung der Budgetrestriktion aus?
2. Ein einfaches intertemporales Modell: Budgetrestriktion
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u0
u1
Konsum P2
Konsum P1
2. Ein einfaches intertemporales Modell: Präferenzen
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• Warum sparen Haushalte?
• _________________________________________________________________________________________________________________________________________________________
• _________________________________________________________________________________________________________________________________________________________
• _________________________________________________________________________________________________________________________________________________________
• _________________________________________________________________________________________________________________________________________________________
• _________________________________________________________________________________________________________________________________________________________
2. Ein einfaches intertemporales Modell: Präferenzen
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• Wann hat ein Haushalt eine zukunftsorientierte Präferenz?
• Zukunftsorientierte Präferenz: Ein zukunftsorientierter Haushalt wird _________, wenn das Einkommen gleichmäßig verteilt ist (A1 = 0; Y1 = Y2), und Zinssätze und Preise keinen Anreiz zum Sparen und Verschulden liefern (r=0; p1=p2=pc)
• Gegenwartsorientierte Präferenz: Ein gegenwartorientierter Haushalt wird sich __________, wenn das Einkommen gleichmäßig verteilt ist (A1 = 0; Y1 = Y2), und Zinssätze und Preise keinen Anreiz zum Sparen und Verschulden liefern (r=0; p1=p2=pc)
• Neutrale Präferenz: Ein Haushalt mit neutralen Präferenzen wird ___________________________________, wenn das Einkommen gleichmäßig verteilt ist (A1 = 0; Y1 = Y2), und Zinssätze und Preise keinen Anreiz zum Sparen und Verschulden liefern (r=0; p1=p2=pc)
2. Ein einfaches intertemporales Modell: Präferenzen
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• Wie sehen die Indifferenzkurven von Haushalten mit zukunftsorientierten, gegenwartsorientierten und neutralen Präferenzen aus?
q2
q1Cn
1=Y1/pc
Cn2=Y2/pc
N
Frage: Wie groß ist die GRS in Punkt N (neutrale Präferenz)? …und wie sieht die GRS in N bei einer zukunftsorientierten bzw. gegenwartsorientierten Präferenz aus?
2. Ein einfaches intertemporales Modell: Präferenzen
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• Allgemein können die Präferenzen mit einer
Nutzenfunktion dargestellt werden:
• U = u(C1,C2)
• Eine mögliche Spezifikation:
• U = v(C1) + (1 + δ)-1 v(C2) wobei δ die Zeitpräferenz
darstellt
2. Ein einfaches intertemporales Modell: Präferenzen
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• Wie sieht nun die Optimalbedingung im Gleichgewicht aus?
q2
q1C1
Im Gleichgewicht: GRS = -(1 + r)
C2
N
Frage: Welche 5 Faktoren beeinflussen in diesem Modell den heutigen und zukünftigen Konsum?
2. Ein einfaches intertemporales Modell: Gleichgewicht
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• Angenommen wir erwarten ein höheres Einkommen in der Zukunft. Hat dies einen Effekt auf unser heutiges Sparverhalten?
q2
q1
2. Ein einfaches intertemporales Modell: Präferenzen
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3. Die Einkommens-Konsum-Funktion
• Der Zusammenhang zwischen Einkommen und Konsum
ist für die Wirtschaftspolitik wichtig. Warum?
• ________________________________________
________________________________________
________________________________________
________________________________________
• Wie sieht nun der Zusammenhang zwischen Einkommen
und Konsum genau aus? Dazu 2 wichtige Hypothesen:
• Hypothese des ______________________
• Hypothese des ______________________
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3. Die Einkommens-Konsum-Funktion: Hypothese des absoluten Einkommens
• Diese Hypothese geht auf Keynes (1936) zurück und die
erste Feststellung lautet wie folgt:
• „the fundamental psychological law is that men are
disposed as a rule and on average to increase their
consumption as their income increases but not by
as much as the increase in their income“
• D.h. 0 < ΔC1/ ΔY1 < 1
• ΔC1/ΔY1 = ________________________
(Marginal Propensity to Consume, MPC)
• D.h. C1 = b + mY1 und m = MPC
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3. Die Einkommens-Konsum-Funktion: Hypothese des absoluten Einkommens
Ce1
Ye1
b
Gegenwärtiger Konsum
Gegenwärtiges Einkommen
C1 = b + mY1
E
O Yf1
FCf
1
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3. Die Einkommens-Konsum-Funktion: Hypothese des absoluten Einkommens
• Die zwei Hauptschlussfolgerungen der Hypothese des absoluten Einkommens:
• 0 < ΔC1/ ΔY1 < 1 und da ΔC1/ ΔY1 < Y1/ C1 (OE steiler als bEF) muss die Einkommenselastizität des Konsums _________________________
• S1/Y1 (Spar-Einkommen-Verhältnis) nimmt mit zunehmendem Einkommen _________
• Frage: Das reale Haushaltseinkommen ist in den letzten 100 Jahren stark angestiegen. Gemäß der Hypothese des absoluten Einkommens wie hätte sich das Spar-Einkommens-Verhältnis entwickeln sollen?
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3. Die Einkommens-Konsum-Funktion: Hypothese des relativen Einkommens
• Diese Hypothese geht davon aus, dass • Konsum und Sparen von den gesamten
Ressourcen (R1) und nicht nur vom gegenwärtigem Einkommen (Y1) abhängt und dass
• bei konstanter Familiengröße, konstanten Preisen, konstantem Zinssatz Haushalte versuchen werden, den Konsum über die Jahre konstant zu halten
• Permanentes Einkommen: Konstantes jährliches Einkommen, dessen Barwert den gesamten Ressourcen (R1) entspricht.
• R1 = A1 + Y1 + Y2/(1 + r) d.h.• R1 = A1 + Yp + Yp/(1 + r)• Yp = R1(1 + r) / (2 + r)
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3. Die Einkommens-Konsum-Funktion: Hypothese des relativen Einkommens
• Transitorisches Einkommen: Yt = Y1 - Yp (kann positiv oder negativ sein)
• Angenommen wir beobachten einen Haushalt einerseits mit Y1 > Yp und andererseits Y´1 < Yp
• A = 0 und Cp = 1• S1 = Y1 – C1 = (Y1 – Yp) + (Yp – C1)
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3. Die Einkommens-Konsum-Funktion: Hypothese des relativen Einkommens
• S1 = Y´1 – C1 = (Y´1 – Yp) + (Yp – C1)
• Unabhängig von periodischen Einkommens-schwankungen konsumieren Haushalte und sparen den gleichen Anteil des permanenten Einkommens und
• sparen das gesamte transitorische Einkommen
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3. Die Einkommens-Konsum-Funktion: Hypothese des relativen Einkommens
• S1 = Y1 – C1 = (Y1 – Yp) + (Yp – C1)
• Daraus folgt (angenommen Preise und Zinssätze bleiben konstant):
• Haushalte konsumieren einen konstanten Anteil des permanenten Einkommens, C1 = kpYp; kp = Grenzneigung aus permanentem Einkommen zu konsumieren (marginal propensity to consume out of permanent income)
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3. Die Einkommens-Konsum-Funktion: Hypothese des relativen Einkommens
• Haushalte sparen einen konstanten Anteil des permanenten Einkommens,
• Sp = Yp – C1 = Yp – kpYp = (1 – kp) Yp
• 1 - kp = Grenzneigung aus permanentem Einkommen zu sparen (marginal propensityto save out of permanent income)
• Das gesamte transitorische Einkommen wird gespart, St = Yt
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3. Die Einkommens-Konsum-Funktion: Hypothese des relativen Einkommens
• Kuznets (1942) hat gezeigt, dass das Verhältnis Ersparnisse / Einkommen zwischen 1870 und 1940 und nach Ausklammerung von Rezessionen und Boom-Phasen _____________________ geblieben ist.
• S = Sp + St / Y = Yp + Yt• Betrachtet man Boom- und Rezessionsphasen als
„transitorisch“, dann zeigt Kuznets, dass • Sp / Yp = (1 – kp) konstant geblieben ist, was der
Hypothese des relativen Einkommens entspricht.
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3. Die Einkommens-Konsum-Funktion: Hypothese des relativen Einkommens
• Aber wie können wir nun erklären, dass reiche Personen einen größeren Anteil ihres Einkommens sparen? Wenn Sp / Yp konstant bleibt, dann scheint es hier einen Widerspruch zu geben. Wie können wir dieses Problem lösen?
• __________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________
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4. Einfluss des Zinssatzes
• Wie wirkt sich eine Veränderung des Zinssatzes auf den heutigen Konsum und die Ersparnisse aus?
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5. Einfluss des Preises
• Wie wirkt sich eine Erhöhung des erwarteten zukünftigen Preises (erwartete Inflation) auf den heutigen Konsum und die Ersparnisse aus?
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5. Einfluss des Preises
• Die Steigung der Budgetrestriktion (s. oben):
- Cm2 = [(1 + r)(A1 + Y1) + Y2] / pc_______________________________________
Cm1 = [A1 + Y1 + Y2 / (1 + r)] / pc
=> -(1 + r)oder- Cm
2 = R2 / pc R2 -(1+r)_________________ = ____ =Cm
1 = R1 / pc R1
und mit Inflationserwartungen, g:- Cm
2 = R2 / (1+g)pc R2/R1 -(1+r)______________________ = _______ = _______
Cm1 = R1 / pc 1/(1+g) (1+g)
=> Je größer g, desto flacher die Budgetrestriktion
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