© Dr.med. Daikeler1
Herz-Kreislauf
Gesund und Fit
In allen LebenslagenVDK Gesundheitstag 2018
Stuttgart
Dr.med. Richard Daikeler
Arzt für Innere Medizin; Diabetologe (DDG)
Tätigkeitsschwerpunkt Kardiologie
•Internistische Gemeinschaftspraxis
Leiter Diabetes zentrumIm Ärztehaus
SINSHEIM
http://www.daikeler.de1030017011/17
Dr.med. Daikeler 2
Die koronare Herzkrankheit entsteht durch Ablagerungen in den Wänden der Herzkranzgefäße (Arteriosklerose), die das Herz mit Blut versorgen. Sie entwickelt sich über Jahre und Jahrzehnte in einem schleichenden Prozess – lange unbemerkt.
•Ca 2,7 Milliarden Schläge im Leben
•220 Millionen Liter Blut im Leben
Dr.med. Daikeler 3
Blutdruck
Hyperkoagulabilität( PAI-1)
Körperliche
Inaktivität
Viszerale
Adipositas
Genetik
Rauchen
Blutzucker
Dyslipoproteinämie ( LDL, TG, HDL)
Inflammation
( TNF, IL-6)
Überernährung
Insulinresistenz
Risikofaktoren und Risikomarker:
Metabolisches Syndrom
Kardiovaskuläre Erkrankungen
Typ-2-Diabetes
Dr.med. Daikeler 4
80-90% der koronaren Herzerkrankungen sind
auf den heutigen Lebensstil zurückzuführen:
•falsche Ernährung (zu viel Kalorien, zu viel
Fett, zu viel Zucker)
•zu wenig Bewegung
•Rauchen
•Stress
Dr.med. Daikeler 5
Der heutige Lebensstil führt zur Ausbildung
von Risikofaktoren. Man unterscheidet:
•beeinflussbare und
•nicht beeinflussbare Risikofaktoren
Dr.med. Daikeler 6
Beeinflussbare Risikofaktoren
• Rauchen
• hoher Blutdruck
• Übergewicht
• Bewegungsmangel
• Fettstoffwechselstörungen (Cholesterin)
• Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit)
• Stress
Dr.med. Daikeler 7
Dr.med. Daikeler 8
Nicht beeinflussbare
Risikofaktoren
• Alter
• genetische Veranlagung
• Geschlecht
Dr.med. Daikeler 9
Lebensstil
Dr.med. Daikeler 10
Ein gesunder Lebensstil:
•schützt vor der koronaren Herzkrankheit.
80-90 % der KHK-Erkrankungen können
dadurch vermieden werden.
•ist die Basis jeder Therapie der KHK.
•ist die Grundlage für die Ausschaltung der
Risikofaktoren Bluthochdruck,
Fettstoffwechselstörungen, Diabetes.
Dr.med. Daikeler 11
Gesunder Lebensstil:
• regelmäßige Ausdauerbewegung
• Mittelmeerküche
• Normalisierung des Gewichts
• Aus für das Rauchen
• kluger Umgang mit Stress
Dr.med. Daikeler 12
Dr.med. Daikeler 13
Vergleich verschiedener Diäten im Studiensetting
Sacks et al.NEJM 2009,360: 859-873
Gewichts-abnahmemax. 3-5 kg!
Dr.med. Daikeler 14
(Multizentrisch organisierte bewegungsorientierteInitiative zur Lebensstiländerungin Selbstverantwortung)
Dauer: 1 Jahr
Dr.med. Daikeler 15
Adipositaschirurgie
Magenbypass
Magenband
Duodenal SwitchSchlauchmagen
Magenplastik
Restriktiv Malabsorptiv
Dr.med. Daikeler 16
Schwedische Kohortenstudie (SOS-Studie)
Die Adipositas-Chirurgie ist
nachweislich langfristig wirksam.
*Sjostrom L, Lindroos A, Peltonen M, et al. Lifestyle, diabetes, and cardiovascular risk factors in 10 years after
bariatric surgery. NEJM 2004
20-30% Gewichtsabnahme, d.h. ca. 40-50 KG !
20-Jahresdaten: stabiles Gewicht
JAMA 2012
Dr.med. Daikeler 17
Das Risiko, das der Patient eingeht, wenn er dauerhaft
morbid adipös bleibt, ist viel höher als das Operationsrisiko.
*Christou NV, Sampalis JS, Liberman M, et al. Surgery Decreases Long-term Mortality, Morbidity, and Health Care Use in Morbidly Obese
Patients. Annals of Surgery 2004; 240:416-424.
* Einschließlich einer perioperativen Mortalitätsrate (30 Tage) von
0,4 %.
p-Wert: 0,001Adipositas-
Chirurgie senkt das
relative Sterblich-
keitsrisiko um 89%
bei einer absoluten
Mortalitätsreduzie-
rung von 5,49 %.
NNT< 20 !
Dr.med. Daikeler 18
Sjöstrom et al. JAMA
2012, 307: 56-65
Dr.med. Daikeler 19
Was kostet die Adipositaschirurgiein Europa ?
30.000 $
6.400 €
Anzahl bariatrischer Eingriffe (2006)USA 50/100.000 Einw.Belgien 49/100.000 Einw.Frankreich 33/100.000 Einw.Deutschland 3/100.000 Einw.
Dr.med. Daikeler 20
Die neue TellermitteTellermitte heute:
meist Fleisch
Neu:
Hauptsache Gemüse
Dr.med. Daikeler 21
Was ist Mittelmeerküche?
• viel Gemüse, Salat, Obst,
Hülsenfrüchte, frische
Kräuter
• Vollkornprodukte
• magere Milchprodukte
• Oliven- oder Rapsöl statt
Butter, Sahne oder anderen
tierischen Fetten
• wenig Fleisch, am besten
Geflügel,
• eher Fisch, z.B.
2x pro Woche
Dr.med. Daikeler 22
Wirkung der Mittelmeerküche
▪ Wissenschaftlich nachgewiesen: Das Risiko für
Herzinfarkt wird um rund 50% verringert
(Lyon Diet Heart Study).
▪ In Studien an insgesamt 570.000 gesunden
Männern und Frauen zeigte sich, dass das Risiko
für Herzerkrankungen umso niedriger war, je
mehr sich die Menschen an die Mittelmeerküche
hielten.
Dr.med. Daikeler 23
Dr.med. Daikeler 24
Regelmäßige Ausdauerbewegung
hat bei Patienten mit KHK vielfältige Wirkungen:
•Lebenserwartung wird verbessert.
•Leistungsfähigkeit steigt.
•Fortschreiten der koronaren Herzkrankheit wird gebremst.
•Risikofaktoren werden günstig beeinflusst
(Gewichtsabnahme, Senkung des Bluthochdrucks,
Erhöhung des gefäßschützenden HDLs).
•Zahl der Krankenhausaufenthalte wird verringert.
Dr.med. Daikeler 25
Vor dem Training
Die Trainingsintensitätmuss in jedem einzelnen Fall vom Kardiologen anhand der Untersuchungsbefunde bestimmt werden.
Nur so ist Sicherheit beim Training gewährleistet.
Dr.med. Daikeler 26
Welche Sportarten?
flottes Gehen bzw. auch Laufen, Nordic Walking
Radfahren
Schwimmen, wenn vom Kardiologen erlaubt
Heimtrainer
Tanzen
Die Effekte auf die Herzgesundheit sind nur durch
Ausdauerbewegung zu erreichen.
5x pro Woche 30 Minuten, z.B.:
Dr.med. Daikeler 27
Gymnastik, Entspannung,
KrafttrainingGymnastik, Dehnungs- und
Entspannungsübungen (Tai-Chi,
Qi-Gong, Yoga, autogenes
Training) sowie Krafttraining (wenn
erlaubt) sind zusätzlich nützlich.
Aber sie haben nicht dieselben
günstigen Effekte auf das Herz wie
regelmäßige Ausdaueraktivität.
Dr.med. Daikeler 28
Wenn Sie körperliche Ausdaueraktivitäten 5x pro Woche 30 Minuten konsequent durchführen, werden Sie nach kurzer Zeit bemerken, dass Sie sich leistungsfähiger und besser fühlen.
Dr.med. Daikeler 29
KHK: Training besser als High Tech
• RCT: 101 Patienten mit stabiler KHK (Stenosen >50 %).
• Intervention 1: An mindestens 6 Tagen/Woche 20 Min. Ergometertraining (70 % der max. Herzfrequenz)
• Intervention 2: PTCA und Stent
• Beobachtungsdauer: 12 Monate
• Ergebnis: Komplikationsrate 12% vs. 30% (Restenoserate in Gruppe 2: 15%, häufigere stat. Behandlung wegen Zunahme pectanginöser Beschweden, ein Infarkt, ein Bypass, 10 erneute PTCAs).
• Kosten: 3.700,- € vs. 7.000,- €
Hambrecht R et al.: Circulation 109 (2004)
Dr.med. Daikeler 30
Dauer verschiedener Lebensweisen
120.000 Generationen Jäger und Sammler (99,5%)
500 Generationen Ackerbau (0,5%)
10 Generationen industrielle Revolution
1 Generation Computerzeitalter
Bewegungsmangel und Überernährung
führen zu Insulinresistenz
Dr.med. Daikeler 31
Für unsere Ahnen war Bewegung
überlebenswichtig
„Neuzeitliche Naturvölker“
Männer legen täglich im Schnitt 15-19 km,
Frauen 9 km zurück.
„Schreibtischtäter“
Mit dem Auto zur Arbeit, kurze Strecken auf dem Flur,
kleiner Einkauf, am Abend vor dem Fernseher:
300 bis 700 Meter täglich.
Dr.med. Daikeler 32
Bewegung ist eine Auflage der Natur
Nicht „zurück in die Steinzeit!“ sondern „konstruktionsgerechter Umgang mit dem Körper“ heißt die Devise.
Bewegung gehört zur Körperhygiene!
Dr.med. Daikeler 33
Dr.med. Daikeler 34
Dr.med. Daikeler 35
Dr.med. Daikeler 36
Warum hat Bewegungsmangel so massive
Auswirkungen ?
• Der Arbeitsmuskel ist das massigste Organ des Körpers.
• Alle Organe stehen im Dienst des Muskels(Herz, Lunge, Gefäßsystem, Stoffwechsel, Vegetativum)
• Kein anderer Stimulus führt zu so ausgeprägten Anpassungen des Organismus wie wiederholte prolongierte motorische Aktivität.
Dr.med. Daikeler 37
Aus für das Rauchen
Rauchen ist ein Angriff auf die Herzkranzgefäße. Wer das Rauchen aufgibt, halbiert sein Herzinfarktrisiko.
Nutzen Sie z.B. das ProgrammRauchfrei der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA)oder Programme der Krankenkassen.
Dr.med. Daikeler 38
Was tun bei Stress?
• Wenn möglich: Die Stresssituation ändern
(z.B. Jobwechsel, Paartherapie)
• Regelmäßige Ausdaueraktivität kann den Stress
abschütteln.
• Entspannungstechniken, z.B. autogenes Training,
Tai-Chi, Qi-Gong, progressive Muskelentspannung
nach Jacobsen, Feldenkrais)
• Aktivitäten, die den Stress vergessen lassen, z.B.
singen, musizieren, tanzen, malen, mit Freunden
kochen, gemeinsam mit ihnen zum Fußball, ins
Kino, ins Konzert gehen und darüber reden.
Dr.med. Daikeler 39
Der Preis -
die Zunahme der Zivilisationskrankheiten:
Diabetes mellitus mit seinen Folgeerkrankungen
Bluthochdruck/hypertensive Herzerkrankung
Atherosklerosekomplikationen:
Koronare Herzerkrankung (KHK)
Cerebrale Verschlusskrankheit
Periphere arterielle Verschlusskrankheit (PAVK)
Wir sitzen in der Wohlstandsfalle
Weight loss and A1C reduction over time in the Look AHEAD and IDOLc studies.
Meg G. Salvia Diabetes Spectr 2017;30:166-170
©2017 by American Diabetes Association
Dr.med. Daikeler 41
© Dr.med.Daikeler
Millionen Jahre 50 Jahre
Evolution zum modernen Menschen: Adipositas und Diabetes
H. erectus H. sapiens H. McDonald’sH. Australopithecus
© Dr.med.Daikeler
Dr.med. Daikeler 44
Sleeve-
Gastrektomie
- Restriktiv ? Nicht reversibel !
- Gewichtsverlust 40-50%
des Übergewichts
- Diabetes 70-80% reversibel
Dr.med. Daikeler 45
MAGEN-BYPASS
• Malabsorptiv und restriktiv
> Abnahme von 56 % des Übergewichts innerhalb von vier Jahren*
> Typ-2-Diabetes bildet sich bei mehr als 83 % der Patienten zurück**
*Christou NV, Sampalis JS, Liberman M, et al. Surgery Decreases Long-Term Mortality, Morbidity, and Health Care Use in Morbidly Obese Patients. Annals of Surgery 2004;240(3):416-424.
**Buchwald H, Avidor Y, Braunwald E, et al. Bariatric Surgery—A Systematic Review of the Literature and Meta-analysis. JAMA 2004 13;292.
Dr.med. Daikeler 46
BILIOPANKREATISCHE DIVERSION
• Malabsorptiv
• Größere Magentasche
• Höhere Gewichtsreduzie<rung
• Stärkere Malabsorption von Nährstoffen
• Patienten verlieren in einem Jahr 74% und in fünf Jahren 91% ihres Übergewichts*.
• Typ-2-Diabetes bildet sich bei 77% der Patienten zurück**
*Duodenal Switch: An Effective Therapy for Morbid Obesity – Intermediate Results” Baltasar A, Bou R. Obesity Surgery 2001 Feb; 11(1): 54-8.
**Buchwald H, Avidor Y, Braunwald E, et al. Bariatric Surgery—A Systematic Review of the Literature and Meta-analysis. JAMA 2004 13;292.
• Essstörung oder eine Sucht können vorliegen, wenn oft und
ohne Hungergefühl zwanghaft große Mengen von
Nahrungsmitteln verzehrt werden.
• Stoffwechselkrankheiten kommen bei etwa 2 % der
Gesamtbevölkerung vor. Wie hoch der Anteil der Fälle ist, in
denen Stoffwechselkrankheiten ursächlich für Übergewicht sind,
ist noch nicht belegt. Typische Stoffwechselkrankheiten, die
Adipositas verursachen können, sind:
• Schilddrüsenunterfunktion (z. B. Hashimoto-Thyreoiditis),
• Störungen des Kortisolhaushaltes (Cushing-Syndrom) oder
• Glucosestoffwechselstörungen mit Hyperinsulinismus.
• Nebenwirkungen von Medikamenten: Insulin, medikamentöse
Verhütungsmittel, Antidepressiva, Neuroleptika, Kortikosteroide
und Betablocker
47
Adipositas infolge anderer Erkrankungen