Klinisches Risikomanagement
Das Projekt Risk Management der Privatklinik Döbling (PKD)
Dr. Karin Eglau, MPHMedizinisches Controlling und Qualitätssicherung
HUMANOMED Krankenhaus GmbH
HUMANOMED Privatkliniken
Confraternität, Wien
96 BettenVorsorgeklinik
Medizinische Schwerpunkte
• Kardiologie - Herzkatheter• Neurologie• Urologie• Augenheilkunde• Chirurgie (Gefäße, Thorax, Plastische, MKG)• Innere Medizin• Vorsorgemedizin
• Gynäkologie & Geburtshilfe• Bauchchirurgie• Gastroenterologie• Traumatologie• Orthopädie • Physikalische Medizin• Onkologie
Privatklinik Döbling, Wien
160 BettenKassen-Ambulatorium
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HUMANOMED Privatkliniken
Privatklinik Wehrle, Salzburg
78 Betten
Medizinische Schwerpunkte
Orthopädie, Traumatologie Chirurgie Innere Medizin – Kardiologie Neurologie Urologie Dermatologie Physikalische Medizin
Privatklinik Graz Ragnitz, Stmk.
144 Betten
Traumatologie, Orthopädie
Physikalische Medizin Gynäkologie & Geburtshilfe
Innere Medizin (Kardiologie & Gastroenterologie)
HNO Urologie Pulmologie
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HUMANOMED Public Private Partnerships
Klinikum Malcherhof Baden, NÖSVA
137 Betten
Klinikum Bad Gleichenberg, Stmk.SVB
120 Betten
Medizinische Schwerpunkte
• Rehabilitation für Erkrankungen des Bewegungs- und Stützapparates sowie des Rheumatischen Formenkreises
• Rehabilitation für Pulmologie und Stoffwechselerkrankungen
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Klinisches RisikomanagementAgenda
• Theoretische Grundlagen
– Risk-Management – Was ist das?
– Risk-Management – Wozu?
– Risk-Management – Wie mach ich das?
• Das Projekt „Risk-Management PKD“
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Errare humanum est. Lucius Annaeus Seneca (4-65 n.Chr., röm. Philosoph)
To err is human:
building a safer health systemKohn C, Corrigan J, Donaldson M
(1999, Institute of Medicine, Washington D.C., USA)
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Begriffe
Risiko = die Möglichkeit eines Schadens
Risk-Management = die systematische Vorgehensweise bei der Analyse und Gestaltung von Risiken.
RisikoerkennungErkennen und Erfassen von Gefahren
RisikobewertungEinschätzung von Schadenshöhe und
Eintrittswahrscheinlichkeit Risikopolitische Maßnahmen
proaktives und systematisches Angehen der Probleme
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Risk-Management - Was ist das?
Fehlertheorie – James Reason
Aktives Versagen Latentes Versagen
Das Setzen einer „unsicheren Handlung“ direkt an der ausführenden Stelle
Entscheidungen, die in höheren Stufen der Organisation gefällt werden.
Auswirkung sofort bleiben lange unerkannt
Personenmodell Systemmodell
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Risk-Management - Was ist das?
Motto „Bad things happen to bad people“
Bezug Personen bezogen
Erklärung Persönliche Schwächen (z.B. Unfähigkeit)
Schlüsselfrage „Wer ist schuld?“
Sichtweise Ex post, hind sight bias
Strategie Name, shame and blame
Taktik Zudecken (Angst vor Strafe)
Vorgehen Reaktiv
Emotional Befriedigend: „Schuldiger“ wird bestraft
Traditioneller Umgang mit Fehlern
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Risk-Management - Was ist das?
Moderner Umgang mit Fehlern
Motto „Errors are to be expected even in the best organisations“
Bezug System bezogen
Erklärung System Schwächen (z.B. mangelhafte Organisation). sharp end, blunt end
Schlüsselfrage „Wie konnte es dazu kommen?“
Sichtweise Ex ante
Strategie Aufbau von systemischen Abwehrstrategien
Taktik Aufdecken (Meldewesen, Analyse)
Vorgehen Proaktiv
Emotional Unbefriedigend: Fehler können jedem passieren 10
Risk-Management – Wozu?
• Die PatientInnen im MittelpunktVermeidung individuellen Leides
• Gesundheitspolitikvolkswirtschaftliche Kosten
• Schadensersatzansprüche steigen• Negative Publicity• Versicherungen
Prämienerhöhung, Versicherbarkeit?
• „Unternehmensstrafrecht“ – Verbandsverantwortlichkeitsgesetz VbVG
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Risk-Management – Wozu?
Arten von Behandlungsschäden*
40%
24%
15%
7%
6%
6% 1%1%
Medikationsfehler
Komplikationen(post)operativ
nosokomiale Infektionen
Diagnose Fehler
System-Probleme
Verfahrensfehler
Anästhesie-Fehler
Fehler in derGeburtshilfe
* Foster et al.: Ottawa Hospital Patient Safety Study. CMAJ, Apr.2004;170(8)12
Risk-Management – wie mach ich das?
• Überzeugung der Führungskräfte• Aufbau einer Fehlerkultur
• Fehlerbewusstsein• Soziale Interaktion• Fehleranalyse, Fehlermeldesystem
• Organisation des Krankenhauses optimieren• Einführung von Richt- und Leitlinien• Festsetzen von Verantwortlichkeiten• Medizinische Dokumentation verbessern
• Monitoring nosokomialer Infektionen
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Risk-Management – wie mach ich das?
• Widerstände überwinden• Ressourcen nutzen
• Hohe Motivation der MitarbeiterInnen• Erfahrene externe Coaches• Geld
• Nachhaltigkeit sichern• Messbare Ziele• Begleitevaluation
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Das Projekt: Risk-Management PKD
Setting Privatklinik Döbling
Kollegiale Führung
VerwaltungsmitarbeiterInnen
Pflegepersonen
Ärzte
Physiotherapeuten, Hebammen Hausinterne BelegärztInnen
Ambulatorium
Döbling
BelegärztInnenPatientInnen
„Vom Sanatorium zur privaten Akutkrankenanstalt“
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Projektarchitektur
Projektleitung:Dr. Karin Eglau, HUMANOMED
Steuerungsgruppe:
Kollegiale FührungExterne ProjektleitungProjektleitung2 MitarbeiterInnen aus Projektteam
Projekt-Auftraggeber:Mag. Werner Fischl,
HUMANOMED
Projektteam:
4 ÄrztInnen5 dipl. Pflegepersonen1 VerwaltungsmitarbeiterInProjektleitung
„Human Factors“:
„co-operations ©“externe Projektleitungund MitarbeiterInnen
ArbeitsgruppeArbeitsgruppe
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Projektaufbau
„work in progress“
„top down“ – „bottom up“
> Informationen wir informieren
> Fragebogen wir werden informiert
> Zieldefinition wir werden Erfolg messen
> Human Factors wir lernen (kommunizieren)
> Logo wir können uns identifizieren
> Arbeitsgruppen wir arbeiten und setzen um
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Fragebogen
Grundlage: The Safety Climate Survey und The Safety Attitudes Questionnaire nach Helmreich, Sexton, University of Texas Center of Excellence for Safety Research and Practice.
• MitarbeiterInnen (48 Fragen)
Themen: Zufriedenheit mit der ArbeitArbeitsbedingungenWahrnehmung des ManagementsTeamworkStresserkennungSicherheit
• BelegärztInnen (31 Fragen, modifiziert)
strukturierte Interviews mit TOP 25 BelegärztInnen
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Ziele
1. Aufbau einer Sicherheitskultur mit Gründung einer Fehleranalysegruppe und Implementierung eines Fehlermeldesystems
2. Verbesserung der Kommunikationswege mit Optimierung von Kommunikation und Dokumentation auch an der Nahtstelle PKD – Belegärzte
3. Abläufe von Notfallsituationen prozess- und ergebnisorientiert strukturieren
4. Medikamentenanordnung und Verabreichung genauer strukturieren.
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Human Factors Trainings
Umgang mit Fehlern lernen Erhöhung des Fehlerbewusstseins Weg vom Schuldprinzip
Strukturierte Kommunikation+ SAFE – Briefing + Debriefing
Soziale Interaktion „Wahrnehmung ist nicht Wahrheit“ Respekt und Wertschätzung als Grundhaltung
Feedback der MitarbeiterInnen 21
Arbeitsgruppen
• AG Notfallmanagement, inkl. Geburtshilfe• AG Chemotherapie• AG Blutprodukte• AG perioperatives Nahtstellenmanagement• AG Nahtstellenmanagement Leistungsstellen• AG Beleger-Infobroschüre
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AG Chemotherapie
• Richtlinie „Umgang mit Zytostatika“– Patienteneinverständniserklärung neu
– Dokumentationsblätter bei Zwischenfällen • MitarbeiterInnen
• PatientInnen
– Maßnahmen bei Paravasaten (u.a.Paravasate-Set)
• Chemoplan in ORBIS
• Chemogruppe– Vernetzung der Stationen
– MitarbeiterInnen als Multiplikatoren
– Optimale zeitnahe Information an alle
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Chemoplan
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Fehlermeldesystem
Anonymo Briefkasteno Email aus Intranet
+ keine Angst vor Strafe
+ unbürokratisch
+ bei Beinahe-Fehlern ideal
- keine tiefgehende Risikoanalyse möglich
Nicht anonymo Briefkasteno Emailo Mündliche Meldung
+ Risikoanalyse möglich
+ bei Fehlern - um aktiv an den Pat. herantreten zu können
> Setzt Fehlerkultur voraus!
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Debriefing
1. Was haben wir gut gemacht?Infoveranstaltungen, Fragebogen, Logo, HFTs, Arbeitsgruppen, Ressourcen (Geld, externe Coaches)
2. Was können wir lernen?Kommunikation, Fehlermeldesysteme
3. Was würden wir beim nächsten Mal anders machen? Führungskräfte früher ins Boot holen
4. Haben Systemschwächen unsere Arbeit erschwert?Rollenverständnis im Krankenhaus
5. Soll der Fall analysiert werden?Das haben wir bereits getan!
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Eine Erkenntnis von heute kann die Tochter eines Irrtums
von gestern sein.
Marie von Ebner-Eschenbach 1830-1916, österr. Schriftstellerin
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Dankefür ihre Aufmerksamkeit!