Download - Kontur Magazin Herbst/Winter 2010/11
konturHerbst/Winter 2010/11 | 3 Euro
Vorarlbergs Wirtschafts- und Lifestyle-Magazin
Mediterranes Flair in der FlascheBlum macht Küchen weltweit beweglichAlles über den Uhrinstinkt von IWCWarum Anton Kaufmann auf Holz klopftKirill Petrenkos virtuoses Talent
Stefan Wehinger bringt seinen Zug auf Schiene
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TANZFESTIVAL
2011
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BREGENZER
FRÜHLINGKartenvorverkauf: ab 17. November 2010bei Bregenz Tourismus & Stadtmarketing,T 05574/4080, E-Mail: [email protected], www.v-ticket.atEine Veranstaltung des Bregenzer Kunstvereins. Fo
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3kontur
06 Viel Bewegung in der Küche
Blum-Beschläge sind
weltweit erfolgreich
10 Floating Signs
Malen mit LED-Technologie
16 Eine Zuglänge voraus
Wie Stefan Wehinger seinen
privaten Zug auf Schiene bringt
20 Der Weg ist das Ziel
Stefania Pitscheider Soraperra
stellt ihre Lieblingsplätze vor
23 Ab auf die Piste
Auf diese Trend-Pieces kann
„Mann“ nur schwer verzichten
24 Typisch kölsch
Warum der Halve Hahn in der
Rheinmetropole nicht kräht
Bereits jetzt schon vormerken!Das nächste „kontur“-Magazin
erscheint am 18. März 2011.
EditorialIm Zug der Zeit. Nur noch 1. Klasse mit der Bahn reisen, dabei gemütlich am
Laptop arbeiten, denn jeder Platz hat seine eigene Steckdose, dazu eine Zugbe-
gleitung, die einem bei Fragen stets hilfreich zur Seite steht – eine herrliche Vor-
stellung, die bald Realität wird, denn schon bald startet dank eines Vorarlberger
Bahnpioniers der private Eisenbahn-Personenverkehr auf der Strecke zwischen
Wien und Salzburg, so dass es dann heißt: Bitte alle einsteigen!
Leuchtende Ideen. Ein anderes, jedoch in künstlerischer Hinsicht, spannendes
Projekt stellen LED-Lichtinstallationen dar. Verschiedene Künstler haben sich be-
reits an dieser neuen Technologie versucht und zauberhafte Lichtbilder und elek-
trische Glühwürmchen-Geschwader geschaffen. „Floating Signs“ und „Nachzieh-
effekt“, wir verraten Ihnen, was diese Zeichen bedeuten – begeben Sie sich mit
uns auf Entdeckungsreise. Außerdem: Warum der Tango zum UNESCO-Kultur-
erbe zählt und warum Olivenöl nicht gleich Olivenöl ist.
Viel Spaß wünscht Ihnen
Ihr „kontur“-Redaktionsteam
Inhalt
Floating Signs – Wie die Künstle-
rinnen Ruth Schnell und Siegrun
Appelt ihre Ideen mit LED-Tech-
nologie ins rechte Licht rücken.
Lesen Sie mehr auf Seite 10.
4 kontur
61 In drei Minuten ein Leben tanzen
Martin Birnbaumer über den Tango
64 Keine Quotenfrau
Eva Schlegel beweist Kunstgespür
66 Veranstaltungskalender
Impressum Herausgeber: Vorarlberger Graphische Anstalt Eugen Russ & Co., A-6858 Schwarzach, Gutenbergstraße 1 • Me dien in ha ber und Her steller: Vorarl bergerMedien haus, A-6858 Schwarzach, Guten berg straße 1 • Redaktionelle Leitung: Christiane Schmitt, [email protected] • Redaktion: Sabine Blechschmidt, KurtBracharz, Christa Dietrich, Ernest F. Enzelsberger, Marion Hämmerle-Crone, Marion Hepberger, Kurt Horwitz, Franz Muhr • Art Direktion: Claudia Gölz • Fotos: Julius BlumGmbH, Zumtobel, Kunstmuseum Wolfsburg, Ruth Schnell, Siegrun Appelt, Mo Catering, Intersport Eybl, Puma, Faber-Castell, Dominic Schindler, Breitling, Köln Tourismus, AlmhofSchneider, Kaufmann Bausysteme, Ludwig Berchtold, Cartier, Louis Vuitton, Carrera, Bogner, IWC, Bodega Marques, Porsche, Erik Bont, Martin Birnbaumer, Showfactory, RuthSchnell, Albertina, Kunsthaus Bregenz, Kunstmuseum Liechtenstein, VMH / Philipp Steurer / Roland Paulitsch / Bernd Hofmeister / Klaus Hartinger, MEV, Shutterstock, AP, APA •An zeigen bera tung: Vor arl berger Me dien haus, A-6858 Schwarzach, Guten berg straße 1, Patrick Fleisch, +43 5572 501-818, [email protected]; Ge rard Hann, +435572 501-277, gerard.hann@ medienhaus.at • Druck: Vorarlberger Verlagsanstalt, A-6850 Dornbirn, Schwefel 81 • Erscheinungstag: 29. Oktober 2010 • www.kontur-magazin.at
43 Reise in die Uhrzeit
Die Uhrenmanufaktur IWC
46 Von Vorarlberg um die Welt
Dirigent Kirill Petrenko ist
international gefragt
48 Mehr als Paella und Tapas
Die besten spanischen
Restaurants im Land
53 Porsche Cayenne S Hybrid
Technik-Hit: Strom und Benzin
56 Ich liebe weinende Gesichter
Fotograf Erik Bont
über seine Arbeit
26 Luxus unternehmerischen Eigensinns
Gerold Schneider vom Almhof im Interview
30 Augen immer offen halten
So finden Unternehmen Spitzenkräfte
34 Nichts für Gamsbart-tragende Männer
Warum Anton Kaufmann auf Holz klopft
39 Perfekte Mischung
Accessoires zum Dahinschmelzen
40 Mediterranes Flair in der Flasche
Vergine oder Extra Vergine?
Worauf es bei Olivenöl ankommt
Models, Moneten und Momente –
wie man das perfekte Foto knipst
und ob es unfotogene Menschen
gibt, verrät uns der Fotograf Erik
Bont. Mehr dazu auf Seite 56.
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10 kontur
LICHTeine ganzbesondere Herausforderung
Ein Vorteil der LED-Technologie ist, dass Farben
quasi unendlich zu mischen sind … ein Malen
mit Licht, das auch die intellektuelle Auseinander-
setzung mit dem optischen Geschehen fordert.
11kontur
Kunst zu schaffen, die für eine Biennale
in Venedig taugt, das ist etwas Beson-
deres. Siegrun Appelt ist heuer im Rah-
men der internationalen Architektur-
schau dort vertreten, Ruth Schnell hat
längst Biennale-Erfahrung. Appelt reali-
siert demnächst ein großes Kunst am
Bau-Projekt bei Linz, von Ruth Schnell
stammt die eindrücklichste Arbeit, die
bis Ende des Jahres in Bregenz im Zuge
der Hafen-Erweiterung installiert wird.
Floating Signs. Wundern Sie sich also
nicht, wenn Sie beim Spaziergang am
Seeufer oder bei der Ankunft mit dem
Schiff ein zauberhaftes Figurenspiel be-
merken. Das ist weder eine Fata Morga-
na, noch eine Täuschung. Ruth Schnell,
die Künstlerin des computerprogram-
mierten LED-Projekts „Floating Signs“
thematisiert damit konkret unsere Wahr-
nehmung. Das neue Werk der Profes-
sorin an der Universität für angewandte
Kunst in Wien ist auch als Weiterent-
wicklung ihres Projektes „Sprache
sehen“ zu verstehen, das an der nur
knapp 200 Meter davon entfernten
Höheren Technischen Lehranstalt in
Bregenz angebracht ist. Ein auf einer
Stele befestigtes LED-Band sendet
Wörter und Zeichen aus, die mit dem
Schiffshafen korrespondieren. Wie beim
HTL-Projekt können diese Informationen
nur beiläufig, also „en passant“, etwa
beim raschen Wenden des Kopfes,
wahrgenommen werden. Ein wesent-
licher Aspekt, mit dem Ruth Schnell
spielt, ist dabei die Wahrnehmungsver-
zögerung, der das Gehirn unterliegt,
der sogenannte „Nachzieh-Effekt“.
Mit Nachzieh-Effekt. Schnell, Träge-
rin des Internationalen Kunstpreises
des Landes, hat mit solchen Arbeiten,
die mit dem Nachzieh-Effekt experi-
mentieren, schon mehrfach für Auf-
sehen gesorgt. Die LED-Technologie,
also das Arbeiten mit energieeffizien-
ten Leuchtdioden, die in ungemein ra-
scher Abfolge ein- und ausschaltbar
sind, zählt längst zu ihrem Experimen-
tierfeld. Obwohl sie, wie sie sagt, ein
Nachziehen braucht, das im Grunde
dem Nachleuchten des Glühfadens
Die LED-Technologie bietet tolle Möglichkeiten.
Um international zu reüssieren, braucht es aber
kreativen Geist, perfektes Können und ungemeinen
Innovationswillen. Die Künstlerinnen Ruth Schnell
und Siegrun Appelt bringen das alles mit.
einer Glühbirne ähnelt. Ihre einzigarti-
gen Arbeiten beruhen somit auf einem
ausgeklügelten System und sie sind in
der Tat von Projekt zu Projekt „jedes
Mal eine neue Herausforderung“.
Malen mit Licht. Bei der Kunstbienna-
le in Venedig war Ruth Schnell, gebo-
ren 1956 in Feldkirch, schon vor Jah-
ren vertreten. Einer Arbeit von Siegrun
Appelt ist noch in diesem Herbst bzw.
bis 21. November auf der dortigen Ar-
chitektur-Biennale zu begegnen. Dem
Generalthema „Sehnsucht“ zugeord-
net, entwarf die Vorarlberger Künstlerin
(geboren 1956 in Bludenz) ein LED-
Lichtbild, das zwar Emotionen hervor-
zurufen versteht, dessen Farbverläufe
aber keineswegs auf eine sentimentale
Wirkung abzielen. Es ist eine Art Malen
mit Licht, das sehr wohl auch die intel-
lektuelle Auseinandersetzung mit dem
optischen Geschehen fordert. Gearbei-
tet hat Siegrun Appelt hierzu mit dem
Vorarlberger Unternehmen Zumtobel
Lighting, das beispielsweise auch für
den berühmten Amerikaner James
Turrell jene Grundlagen lieferte, auf
denen eine große Arbeit für das Mu-
seum in Wolfsburg basiert.
Räume schaffen. Ein wesentlicher
Vorteil der LED-Technologie liegt für
Appelt darin, dass Farben quasi un-
endlich zu mischen sind. „Ich arbeite
schon länger mit LED, denke aber,
dass die Technologie erst vor Kurzem
auf einem Level angelangt ist, der es
ermöglicht, den Prinzipien der klassi-
schen Farbenlehre zu folgen.“ Beson-
dere Vorsicht ist, so Appelt, geboten,
weil die Technologie kommerziell in
„pseudokreativen Lösungen“ so ver-
wertet werden kann, dass man die
Menschen quasi mit Bildern und Schrif-
ten bombardiert. Ein weiterer Aspekt
stelle hingegen aber die Tatsache dar,
dass es die Lichtqualität ermöglicht,
Räumlichkeit zu schaffen. Besonders
zum Tragen kommt das bei einem Pro-
jekt, das sie in der Kirche in Lichten-
berg bei Linz realisiert. Während die Ar-
chitektur selbst auch mit der Verände-
rung des Tageslichtes spielt, das über
Schlitze in den Innenraum fällt, hat Sie-
grun Appelt Lampen entwickelt, die
diesen Lichteindruck in den Abend hin-
einleiten. Es sind auf den ersten Blick
konventionell wirkende Leuchten, die
auch die Form des architektonischen
Körpers (eine Art Spirale) aufnehmen
und mit LEDs bestückt sind.
Ausstellungsserie. Ein schöner Effekt,
dass das Eröffnungsfest für den Sakral-
und Veranstaltungsbau für den 6. De-
zember, geplant ist. Die Frage, woher
das Licht kommt und wie es auf uns
wirkt, ist in den Tagen vor Weihnachten
ja im Besonderen präsent.
Von Siegrun Appelt, die in Wien ihr
Atelier hat, und international tätig ist –
so etwa auch im Rahmen des Kultur-
hauptstadtjahres in Essen, wird ab
2011 in Vorarlberg mehr zu sehen sein.
Gemeinsam mit dem Künstler Hubert
Matt kuratiert sie im Feldkircher Café
Zanona eine auf mehrere Jahre ange-
legte Ausstellungsserie. Christa Dietrich
Die LED-Technologie, also das Arbeiten mit energie-
effizienten Leuchtdioden, die in ungemein rascher
Abfolge ein- und ausschaltbar sind, zählt längst
zum Experimentierfeld der Künstlerin Ruth Schnell.
Ihre Arbeiten beruhen somit auf einem ausgeklügel-
ten System und sind in der Tat von Projekt zu Pro-
jekt jedes Mal eine ganz neue Herausforderung.
12 kontur
Kirche in Lichtenberg bei
Linz: Während die Archi-
tektur selbst auch mit der
Veränderung des Tages-
lichtes spielt, das über
Schlitze in den Innenraum
fällt, hat Siegrun Appelt
Lampen entwickelt, die
diesen Lichteindruck in
den Abend hineinleiten.
13kontur
„Machen wir eine Büdchentour!“, das
war das Erste, was ich auf der Suche
nach den Besonderheiten der Stadt, ich
meine damit keine Sehenswürdigkeiten,
wie sie in jedem x-beliebigen Stadtfüh-
rer zu finden sind, sondern eher das Le-
bensgefühl der Menschen dort, gelernt
habe. Büdchen sind in Köln kleine Kios-
ke, die es an jeder Ecke und in jedem
Veedel, zu deutsch: Viertel, zu finden
gibt. Von früh am Morgen bis spät in
die Nacht bekommt man hier nicht nur
Tabak, Süßwaren, Zeitschriften und
Getränke, sondern man trifft sich mit
Freunden zum Plausch und lernt neue
Leute kennen. Vor allem am Abend
zieht es die Nachtschwärmer dann wei-
ter von einem Stand zum anderen und
das nennt sich dann typisch kölsch
eben eine „Büdchentour“.
Apropos „Kölsch“. Die flüssige Spe-
zialität gibt es frisch vom Fass gezapft
im Brauhaus zu trinken und zwar nicht
in einem Glas, sondern in einer Stange,
serviert in einem Kranz. Wobei es das
Wort „serviert“ nicht ganz trifft. In Kölner
Brauhäusern muss man das Bier nicht
bestellen, sondern man bekommt es
vom Köbes gebracht, bis man anzeigt,
dass man genug hat. Wie man das
richtig macht? Man deckt das Bierglas
einfach mit einem Bierdeckel ab. Für
jedes vertilgte Kölsch gibt es einen
Ein kühles Kölsch und der weltberühmte Kölner Dom
gehören genauso zur Rheinmetropole, wie „Viva Co-
lonia“ im Karneval und der 1.FC mit seinem Maskott-
chen „Hennes“. Doch Köln ist für viele Bewohner und
Besucher auch ein ganz besonderes Lebensgefühl.
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Montag bis Freitag
ab 6.35 Uhr, an 7.55 Uhr
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Montag bis Freitag
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Montag bis Freitag, Sonntag
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Direkte Verbindung nach Köln:
Mit der Bahn geht’s dann
weiter vom Düsseldorfer
Flughafen in etwa 40 Minuten
zum Kölner Hauptbahnhof.
Typisch kölsch eben Büdchentour und
24 kontur
Rheinmetropole
Schrom auf dem Bierdeckel. Das obergärige Bier darf übrigens
nur in Köln gebraut werden.
Ein halbes Huhn. Wer dazu einen „Halver Hahn“ bestellt, be-
kommt nicht etwa ein halbes Huhn, sondern eine Art Brötchen
mit einer dicken Scheibe Gouda und Senf – wirklich sehr le-
cker. Wer die vielen speziellen Ausdrücke dieser kölschen Le-
bensart befremdlich findet, braucht sich aber keine Sorgen zu
machen. Damit alle Unklarheiten im Hinblick auf die Braukultur
im Vorfeld ausgeräumt werden, gibt es für Besucher regelmä-
ßig stattfindende „KölschTouren“ – na dann Prost!
Doch Köln hat nicht nur in „kulinarisch-bieriger“ Hinsicht viel
Einzigartiges zu bieten. Es gibt hier eine außergewöhnliche Be-
rufsgruppe, die es wohl weltweit in dieser Form nur in „Kölle“
gibt und die an dieser Stelle daher unbedingt Erwähnung fin-
den sollte.
Heilige Drei Könige. Den Dom, das Wahrzeichen der Stadt
und das meistbesuchte Gebäude Deutschlands mit jährlich
über 6 Millionen Besuchern, kennt fast jeder, doch nur wenige
wissen, dass es hier die Domschweizer gibt: Deutschlands
einzige Kirchenwärter öffnen um 6 Uhr in der Früh nicht nur
die Pforten des Gotteshauses, sondern sorgen dafür, dass
Gläubige in Ruhe und ungestört dem Gottesdienst beiwohnen
können und geben Besuchern freundlich Auskunft zum Bau
und der Geschichte dieser UNESCO-Welterbestätte.
Was die imposante gotische Kathedrale von anderen Gottes-
häusern unterscheidet? Der Kölner Dom birgt den Schrein der
Heiligen Drei Könige, was ihn zu einer der wichtigsten Pilger-
stätten Europas macht.
Hippes Hippodom. Einen Besuch wert ist aber auch der
drittälteste Zoo Deutschlands. Pünktlich zum 150-jährigen
Jubiläum des Kölner Tierparks wurde in diesem Jahr ein neu-
es Highlight fertiggestellt: der Hippodom. Die einzigartige
Nachbildung einer afrikanischen Flusslandschaft ermöglicht
den Besuchern Flusspferde, Nilkrokodile, Antilopen und an-
dere Bewohner der Flussebenen Afrikas hautnah zu erleben.
Doch es gibt noch viel mehr zu sehen: 730 tierische „Zugreis-
te“, sogenannte Imis, genießen ihr Leben unter dem kölschen
Himmel und lassen sich von Tierpfleger in der wahrscheinlich
größten „Gaststätte“ der Region verwöhnen, denn immerhin
werden im Kölner Zoo pro Tag unglaubliche drei Tonnen „Fres-
salien“ verspeist – womit wir wieder beim Anfangsthema, den
kulinarischen Genüssen, wären. Bleibt eigentlich nur noch ei-
nes zu sagen: „Viva Colonia!“ Christiane Schmitt
Den Dom, das Wahrzeichen der Stadt und das meistbesuchte Gebäude Deutschlands mit jährlich über 6 Millionen Besuchern, kennt fast jeder,
doch nur wenige wissen, dass es hier die Domschweizer gibt.
Halver Hahn!
25kontur
Nicht nur, weil er das herrlich duftende
Material sowieso in jeder Pore seiner
Haut spürt, sondern weil es auch – dem
Brauch entsprechend – manche Projek-
te wahrlich herausforderten. „Wir waren
nämlich schon ganz schön wilde Hun-
de“, erzählt Kaufmann mit einer Leiden-
schaft von seinen Pionierzeiten und
dem Bau von ganz speziellen Objekten.
Fast so, als hätte er erst gestern seine
außergewöhnlichen Werke vollendet.
Rinter-Zelt in Wien. Um den Bregen-
zerwälder zu verstehen, muss man den
Blick über den Tellerrand hinaus wagen.
Etwa in den Wiener Bezirk Donaustadt,
wo die Abfallsortier-Anlage Rinter-Zelt
steht. Neben der UNO-City und dem
Donauturm gilt die Müllanlage als Se-
henswürdigkeit im 22. Gemeinde-Be-
zirk. Das Besondere ist die Konstrukti-
on, die einem Zirkuszelt gleicht. 1979,
Firmengeschichte. 1952 Gründung eines Zimmereibetriebs durch Josef Kaufmann,
1958 Erzeugung der ersten Holzleimbinder, 1965 Produktion der ersten großformati-
gen Mehrschichtplatten, 1985 Übernahme durch Anton Kaufmann, 2000 Gründung
der Kaufmann-Holz-AG, 2008 Anton Kaufmann hat seine Anteile der Holzbaugruppe
an Mayr Melnhof vor einiger Zeit verkauft. Kaufmann Bausysteme wurde als Projekt-
bereich in eine eigene Firma ausgegliedert Mitarbeiter. 15. Umsatz. zirka 16 Milli-
onen pro Jahr Märkte. Österreich, Deutschland, Schweiz, Italien, Portugal und Groß-
britannien Referenzen. BMW, Hilti, Salinen Austria (24 Meter hohes Hochregallager),
Hochregallager Offsetdruckerei Schwarzach, Mediencenter WM 2013 Schladming
Preise: Innovationspreis Vorarlberg 2010, diverse Holzbaupreise im In- und Ausland.
Kaufmann Bausysteme GmbH Reuthe im Bregenzerwald
Auf Holz geklopft: das
hat Anton Kaufmann in
seinem Leben schon
viele Male. Als langjäh-
riger Geschäftsführer
der Kaufmann-Bau-
systeme in Reuthe ist
dies auch nahe liegend.
Holz ist nichts für
Gamsbart-tragende Männer
34 kontur
als die Anlage errichtet wurde, galt es als unmöglich, ein der-
art monumentales Gebäude auf Basis von Holz zu errichten.
Anton Kaufmann wagte sich dennoch an das Projekt. Er be-
festigte 48 gebogene 102 Meter lange Holzleimträger um ei-
nen 85 Meter hohen Turm. „Es war sicher viel Mut dabei“, ist
er ehrlich. Doch Kaufmann wusste, dass die statischen Be-
rechnungen stimmten. Er vertraute und schlug alle Warnun-
gen, und davon gab es mehr als genügend, in den Wind.
„Wäre ja noch schöner, dass ich jemandem auf den Leim ge-
gangen wäre“, scherzt der Holz-Liebhaber und erzählt von
seinem letzten Wien-Besuch: „Ich war vor ein paar Wochen
wieder einmal dort. Das Zelt steht noch immer.“
Holz atmet. Überhaupt wird das Schmunzeln im Gesicht zu
einem fast kindlichen Lächeln, wenn der HTL-Absolvent über
das so vielseitig verwendbare Naturmaterial spricht. Kaufmann
atmet Holz, lebt Holz und spürt Holz. Bereits als Volksschul-
kind war die Werkstatt von Vater Josef, damals war sie noch
im Stadel des Bauernhauses untergebracht, sein bevorzugtes
Spielzimmer. „Es gab immer etwas zu tun“, wurde die Berüh-
rung mit dem Rohstoff zur Selbstverständlichkeit. Als er die
Firma seines Vaters übernahm, spürte Anton Kaufmann, dass
er sich mit seiner Philosophie nicht auf dem Holzweg befand.
Für den Unternehmer hat Holz die perfekten Voraussetzungen,
um es als Baustoff so vielseitig wie möglich einzusetzen. Ge-
paart mit der Herausforderung, das Machbarste vom Machba-
ren zu realisieren, spezialisierte sich der Hochbau-Techniker
auf die Konstruktion von Hallen, Gebäuden, Fassaden und
vieles mehr. „Allerdings“, so gibt er zu, „bin ich keiner, der in
der Architektur für Holz um jeden Preis plädiert.“ Und es gibt
Momente, da ärgert sich der Reuthner so richtig über Holz.
„Nämlich dann, wenn ich sehe, dass es teilweise unsachge-
mäß verwendet wird.“ Dann macht er seinem Unmut Luft, in-
dem er die Energie in Neues investiert. Und das, obwohl er ei-
gentlich sein Amt vor einem Jahr an Mathias Simma übergab.
„Jetzt konzentriere ich mich eben auf die Extra-Portion Spaß
Der Rohstoff Holz hat die perfekten
Voraussetzungen, um ihn als Baustoff
so vielseitig wie möglich einzusetzen.
viele Detaillösungen35kontur
In dieser im Buch Richter 9, 8 – 15 er-
zählten Fabel weisen zwar auch noch
der Feigenbaum und der Weinstock die
Ehre von sich, der König der Bäume zu
werden, aber beim Ölbaum wiegt seine
menschenfreundlich begründete Ab-
lehnung doch am schwersten, denn in
biblischen Zeiten nützte man sein Holz,
gehörten in Salzlake eingelegte Oliven
auf jede Festtafel und wurde Olivenöl
als Speise-, Massage- und Duftöl, Me-
dizin, Brennstoff, Lichtquelle und Zah-
lungsmittel verwendet.
Warum Olivenöl gesund ist. Heute
gilt Olivenöl als der für die Gesundheit
vielleicht wesentlichste Bestandteil der
mediterranen Ernährungsweise. Oliven-
öl enthält Vitamine (vor allem Vitamin
E), Polyphenole und Triterpene, vor al-
lem aber bis zu 80 Prozent einfach un-
gesättigte Ölsäure, die ein günstiges
Verhältnis von HDL- und LDL-Choles-
terin im menschlichen Körper herstellt,
während die ebenfalls vorhandenen
mehrfach ungesättigten Fettsäuren das
Gesamtcholesterin senken.
Dass der erstgenannte Effekt gesund-
heitlich wirksamer ist als der zweite, hat
sich noch nicht bei allen Ernährungs-
ratgebern herumgesprochen, die sich
deshalb oft für Rapsöl aussprechen, das
auch seine Verdienste hat, aber an Oli-
venöl geschmacklich nicht heranreicht.
Vergine und Extra Vergine.
Während die gesundheitlichen
Wirkungen des Olivenöls heute na-
hezu unumstritten sind (es gibt kein
gänzlich unumstrittenes Thema in
der Ernährungsphysiologie), sieht
es beim Geschmack ganz anders aus.
Da hat es in den letzten Jahren sogar
Gerichtsverhandlungen gegeben, als
Journalisten gegen die uferlose Verwen-
dung des Prädikats „Extra Vergine“ auf-
muckten. Früher ging es bei größeren
und kleineren Olivenöl-Skandalen dar-
um, dass andere Ölsorten oder minder-
wertiges Öl beigemischt waren, dass in
Italien abgefüllten Ölen aus Nordafrika
eine italienische Herkunft bescheinigt
wurde oder dass schon beim Pressen
ranzig gewordenes Öl verkauft wurde.
Extra Vergine. Heute ist das Problem,
dass die ursprünglich höchste Quali-
tätsstufe „Extra Vergine“ ganz legal für
nahezu jedes nicht industriell herge-
stellte Olivenöl verwendet werden darf.
Der Grund dafür ist einfach: Die ge-
schmackliche Endkontrolle erfolgt seit
eh und je durch eine Verkostung, che-
mische Analysen können da nicht ge-
nug aussagen. Die Tester vergeben
Noten auf einer neunstufigen Skala.
Bis 1995 musste ein Olivenöl bei dieser
sensorischen Probe mit einer Durch-
schnittsnote von mindestens 6,5 be-
notet werden, um sich „Extra Vergine“
nennen zu dürfen, aber eigentlich galt
erst Öl mit der Note 7 als wirklich ge-
schmacklich einwandfrei. Dann schaff-
te es die Lobby der Olivenöl-Industrie,
den Gesetzgeber zu überreden, dass
ein Öl schon mit Note 5,5 als „Extra
Vergine“ bezeichnet werden kann. Das
bedeutet in der Praxis für den Konsu-
menten, dass das Prädikat nicht mehr
viel besagt (manche Kritiker meinen so-
gar, gar nichts mehr, und fordern seine
Abschaffung). Die mittlere Qualitäts-
stufe „Vergine“ (unbehandeltes Oliven-
öl mit geringen geschmacklichen Qua-
litätsmängeln), zu der viele der als „Ex-
tra Vergine“ bezeichneten Öle eigent-
lich gehören würden, taucht im Handel
gar nicht mehr auf.
Worauf es ankommt. Der Geschmack
von Olivenöl hängt von der verwende-
ten Olivensorte ab, vor allem aber von
der Technik der Ernte (z. B. dürfen die
Oliven nicht mit Stangen vom Baum ge-
schlagen werden, wie es da und dort
durchaus noch üblich ist) und der Ver-
arbeitung („kalt gepresst“ bedeutet bei
ca. 27 Grad C, darunter gibt es zu we-
Olivenölder Klassiker unter den Speiseölen
„Die Bäume gingen hin, um einen König über sich zu salben. Und sie sprachen
zum Ölbaum: Sei du König über uns! Der Ölbaum aber sprach zu ihnen:
Soll ich mein Fett aufgeben, mit dem man Götter und Menschen ehrt, und hingehen, um mich über den Bäumen zu wiegen?“
40 kontur
nig Öl, darüber zu dünnes). Die Aufschrift „Erstpressung“ ist
eine Augenauswischerei, denn in Ölmühlen wird ohnehin nur
einmal gepresst). Von Bedeutung ist hingegen die Filterung:
Entgegen einer verbreiteten Meinung hält sich gefilteres Öl
wesentlich besser als ungefiltertes, weil die haupt-
sächlich aus Wasser, Zucker und Enzymen beste-
henden Trübungen bald oxidieren. Aber auch kühl
im Dunkeln aufbewahrtes, filtriertes Öl sollte
binnen zwei Monaten verbraucht werden.
Die Ergebnisse von Olivenölverkostungen durch
professionelle Testerpanels sehen ziemlich regelmäßig
so aus, wie das einer Schweizer Konsumentenzeitung im Juni
2010, bei dem sechs von insgesamt 14 getesteten Extra-Ver-
gine-Ölen als „schlammig, muffig, stichig oder ranzig“ einge-
schätzt wurden und nur zwei einen „gut ausgewogenen Ge-
schmack“ hatten. Übrigens schmeckt qualitativ hochwerti-
ges, fruchtiges Olivenöl immer ein klein wenig bitter und leicht
scharf und nie so neutral wie die Massenware.
Tipps für Konsumenten. Wie soll man sich da als Konsu-
ment zurechtfinden? Das ist wirklich nicht ganz einfach, man
kann nur probieren, welches Olivenöl einem individuell am
besten schmeckt – Öl vom Gardasee unterscheidet sich von
toskanischem oder sizilianischem schon auf Grund der ver-
schiedenen Olivensorten ganz erheblich.
Eine hohe Qualitätsstufe schlägt sich auf jeden Fall im Preis
nieder – billige Öle sind zwar gesundheitlich unbedenklich,
können aber geschmacklich nichts hergeben, weil die Vor-
aussetzungen für Qualität – sorgfältige Ernte, schnelle, sau-
bere Verarbeitung – unweigerlich ihren Preis haben. Leider
gilt die Umkehrung nicht: Keineswegs schmeckt jedes teure
Olivenöl auch mit Sicherheit gut.
Hier geht Probieren über Studieren. Am besten, man nimmt
hin und wieder an einer Olivenölverkostung teil, wozu man
sich allerdings nach Salzburg, Wien, München oder Zürich
begeben muss. Kurt Bracharz
Qualitativ hochwertiges, fruchtiges Olivenöl schmeckt immer einklein wenig bitter und leicht scharf und nie so neutral wie die Massenware.
Mit Vorarlberg verbindet der Maestro,
der bereits zwei Mal zum „Dirigenten
des Jahres“ gewählt wurde, immer
noch besonders viel.
Die Mutter, Olga Petrenko, einst beim
Rundfunk tätig, lebt in Bregenz. Der
Vater, der Geiger Garri Petrenko, kam
hierher, weil Omsk zwar ein tolles Mu-
sikleben hat, aber wenig Perspektiven
bot, und Mittelamerika, wohin es die
Familie verschlug, keine Möglichkeit,
um das besondere musikalische Talent
des Sohnes Kirill zu fördern. Über das
internationale Netzwerk, das Irakli Go-
gibedashwili als Leiter des Kammeror-
chesters „Arpeggione“ aufgebaut hatte,
kamen die Petrenkos nach Vorarlberg.
Unter Beobachtung. Der Achtzehn-
jährige besuchte das Landeskonserva-
torium in Feldkirch, schloss die Klavier-
ausbildung ab und ein Studium an der
Universität in Wien gleich an. Danach
ging alles sehr rasch, wobei nicht klar
ist, ob seine Kollegen in Feldkirch, mit
denen der inzwischen Weitgereiste im-
mer noch gerne arbeitet, merkten, wel-
che Begabung in Kirill Petrenko schlum-
merte, als er mit Brittens „Let’s make
an Opera“ vor 15 Jahren in Vorarlberg
zum allerersten Mal eine Musiktheater-
Aufführung leitete. Die Wiener Volksoper
holte ihn sich jedenfalls als Kapellmeis-
ter und als deutsche Musikkritiker bald
darauf gütig lächelnd nach Meiningen
reisten, um in einem zwar geschichts-
trächtigen, aber dennoch in der Provinz
befindlichen Theater Wagners Vierteiler
„Der Ring des Nibelungen“ zu begut-
achten, verschlug es ihnen die Ohren.
Eine derart hohe Qualität hatte man
nicht erwartet. Fortan stand Petrenko
unter Beobachtung des Feuilletons.
Der Maestro,der von Vorarlberg aus
die Welt eroberte
Kritiker nennen ihn einen Visionär, er will die Musiker dabei unterstützen,
das Beste aus sich herauszuholen und hat mit erst 38 Jahren
bereits eine furiose Karriere hingelegt – Kirill Petrenko dirigiert den
Jubiläums-„Ring“ in Bayreuth und wird Generalmusikdirektor in München.
46 kontur
Einsatz am Pult. „Ich arbeite an einem Regietheaterhaus,
das diesen Ruf mit Recht hat und versuche das musikalische
Niveau gleichberechtigt zu halten“, kommentierte er dann sein
Engagement als Generalmusikdirektor an der Komischen Oper
in Berlin. Die Akzeptanz von Barrie Koskys extremer Sicht von
Mozarts „Figaro“ war sicher auch seinem Einsatz am Pult zu
verdanken. Dass die jungen Sänger, die das renommierte Haus
fördert, unter ihm wachsen konnten, steht fest. Eine „tiefe
Ernsthaftigkeit“ attestierten dem Maestro auch jene, die mit
der Interpretation von Mozarts „Don Giovanni“ durch Peter
Konwitschny weniger einverstanden waren. Und selbst als
Calixto Bieto an seinem Haus „Die Entführung aus dem Serail“
in ein Bordell verlegte, behauptete Kirill Petrenko mit Fug und
Recht immer noch konsequent zu sein, denn „durch die Mu-
sik wurde diese Sicht dann sogar noch brenzliger und das ist
auch der Sinn des Musiktheaters.“
Trefflich umgesetzt. In Lyon brauchte er vor einigen Monaten
keine großen Umdeutungen zu befürchten. Das Publikum – da-
runter viele eigens angereiste Österreicher – bekam im April und
Mai einen Tschaikowsky-Zyklus präsentiert. Regie-Altmeister
Peter Stein blieb dem Libretto nach Puschkin äußerst trocken
treu, das Spannende an den langen Abenden kam allein aus
dem Orchestergraben – und da lag alles drin, was sich der
Dichter einst etwa für „Eugen Onegin“ an Liebe und Intrigen
ausdachte und was der Komponist so trefflich umsetzte. Das
große Opernhaus inmitten der französischen Stadt an der Rho-
ne, dem Stararchitekt Jean Nouvel bekanntermaßen eine be-
eindruckende Kuppel aufsetzte, wartet auch im kommenden
Frühjahr wieder mit Kirill Petrenko auf. Er dirigiert Wagners
„Tristan und Isolde“, schon seit Langem eine seiner Wunsch-
opern. Eine bedächtige Annäherung an eines der berühmtes-
ten Liebespaare der Musikgeschichte darf dabei optisch aber
nicht mehr erwartet werden. Die Inszenierung übernehmen die
weltberühmten spanischen Rabauken La Fura dels Baus. So
wild kann Andreas Kriegenburg gar nicht agieren, mit dem er
im Jänner an der Frankfurter Oper Puccinis „Tosca“ umsetzt.
Gleich danach geht es im Übrigen nach London, wo er sich
mit Jürgen Flimm Beethovens „Fidelio“ widmet.
Perfekter Schritt. Apropos Wagner: Petrenkos größter Coup
steht wohl im Sommer 2013 an. Im Jahr des 200. Geburtsta-
ges von Richard Wagner dirigiert er den „Ring“ bei den Fest-
spielen in Bayreuth, der einstigen Wirkungsstätte des Kompo-
nisten. Mehr Aufmerksamkeit kann man im Musiktheaterfach
gar nicht erregen. Angesichts der Tatsache, dass er längst am
Pult der Berliner Philharmoniker stand, selbstverständlich an
der Wiener Staatsoper dirigierte und nun auch Generalmusik-
direktor an der großen Bayerischen Staatsoper in München
wird (wo er mit „Jenufa“ Jubelstürme auslöste), ist das ein
perfekter Schritt.
Bregenz wird er nicht aus den Augen verlieren. Auch wenn ihm
das Engagement in München, nach einigen Jahren als freier
Dirigent, ermöglicht, sich großen Opern in konsequenter Abfol-
ge zu widmen, will er das monumentale Projekt mit dem Sym-
phonieorchester Vorarlberg fortsetzen – sich für alle Sympho-
nien Mahlers weiterhin tiefgreifend reinzuhängen. Christa Dietrich
Berlin.Lyon.Frankfurt.Wien.Bayreuth.London.Bregenz
Ab 16. Jänner, Puccinis „Tosca“
mit Regisseur Andreas Kriegenburg
an der Oper Frankfurt
Ab 29. März, Beethovens „Fidelio“
mit Regisseur Jürgen Flimm an der
Covent Garden Opera in London
Ab 4. Juni, Wagners „Tristan
und Isolde“ mit La Fura dels Baus
an der Opera du Lyon
Ab Herbst 2011, Fortsetzung
des Mahler-Projekts mit dem
Symphonieorchester Vorarlberg
Große Projekte von Kirill Petrenko
Kirill Petrenko 47kontur
56 kontur
Von Models,
Moneten und
Momenten –
Erik Bont ist
Fotograf aus
Leidenschaft.
Im Interview
verrät der
gebürtige
Vorarlberger,
wie man das
perfekte Foto
schießt, wie
er in seiner
Anfangszeit
auch auf un-
gewöhnliche
Lichtquellen
zurückgreifen
musste und
warum ihn
emotionale
Gesichter so
faszinieren.
Licht muss man fühlen
Ich mag Gesichter,die weinen
Neonlicht oder Sonne? Kein Problem.
Improvisationstalent,100 Prozent Per-
fektion und künstlerisches Fingerspit-
zengefühl, genau im richtigen Moment
auf den Auslöser zu drücken, haben
Erik Bont in wenigen Jahren zu einem
international gefragten Fotografen ge-
macht, der Kampagnen für Diesel, Cal-
vin Klein und Callisti ablichtet.
Sie haben Anfang 2005 Ihre Karrie-
re als Fotograf gestartet und hatten
in der Zeit davor selten eine Kame-
ra in der Hand. Wodurch wurde Ihr
Talent geweckt? Zu Anfang habe ich
einen Extremsportverein gegründet, bei
dem ich immer für die Fotos zuständig
war. Durch Zufall bin ich dann auf die
Homepage von zwei Fotografen aus
Wien gestoßen und war von den Arbei-
ten und den damit verbundenen Emo-
tionen fasziniert, die sie zum Ausdruck
brachten. Das war der Zeitpunkt an dem
ich beschloss, von Sport- auf People-
Fotos umzusteigen. Im Nachhinein be-
trachtet muss ich allerdings sagen, dass
mich Bilder schon immer begeistert ha-
ben. Bereits als Kind habe ich in Maga-
zinen nur die Fotos angesehen, anstatt
die Artikel zu lesen – das ging sogar so
weit, dass ich mich schon fragte, ob
ich eine Leseschwäche habe (lacht).
Wenn man Ihre Bilder ansieht, hat
man den Eindruck, Sie fotografieren
seit 20 Jahren. Wie haben Sie sich
in einer solch kurzen Zeit diese Pro-
fessionalität angeeignet? Danke für
das Lob, das ehrt mich sehr! Ich ha-
be alles autodidaktisch gelernt – von
der Fotografie bis zur Postproduktion.
Da ich anfangs sehr wenig Geld hatte,
hieß dies automatisch: mehr improvi-
sieren, mit Licht spielen und zwar mit
leistbarem Licht, das heißt von Son-
nen- über Neonlicht war alles vertreten.
So habe ich sehr schnell gelernt, dass
man Licht nicht berechnen kann, son-
dern fühlen muss. Der Zwang mit diver-
sen Mitteln zu arbeiten – was andere
nicht nötig hatten, weil das Geld bei ih-
nen vorhanden war – hat mich gelehrt,
mit Licht umzugehen. Das ist der wich-
tigste Grundstein der Fotografie. Zudem
bin ich ein sehr emotionaler Mensch,
was ich auch in meinen Fotos widerzu-
spiegeln versuche, und gute, kraftvolle
Emotionen machen Fotos einfach zu
einem Kunstwerk. Ich hatte auch immer
den Grundsatz: nicht lange lesen, ein-
fach tun. Daher habe ich mich sehr we-
nig mit der Technik auseinandergesetzt
und verlasse mich extrem auf mein Ge-
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