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Zespół Szkół Centrum Kształcenia
Ustawicznego w
Gronowie
„Kopernikus und Kepler – Zwei Europäer verbinden
Deutschland, Polen und Tschechien“
Staatliche Fachober-schule und Berufs-
oberschule
Regensburg
Vyšší odborná škola pedago-gická a sociální, Střední od-borná pedagogická škola a
Gymnázium Praha
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Projektteam
Projektteilnehmer
Berufsbildungszentrum Gronowo (Toruń)
Damian Albrecht Krzysztof Burak
Damian Jaskrowski Bartosz Jesionkowski
Arkadiusz Lewandowski Jarosław Szymelfenig
Gymnasium Prag
Barbora Bulířová Tereza Čtvrtečková
Zuzana Pikorová Martina Soušková Kateřina Štolová Lucie Třísková
Fachoberschule Regensburg
Julian Aumer Kathrin Krön
Mathias Markwirth Sebastian Schmidt Richard Schuster
Martin Zumbil
Leitung und Koordination: Katarzyna Marska(Gronowo), Alice Robová(Prag), Hartwig Grasse u. Mathias Freitag (Regensburg)
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Unser Projektteam
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Inhaltverzeichnis Seite
Vorwort 6
1. Das geozentrische und heliozentrische Weltbild im Vergleich 1.1. Erklärung des geozentrischen Weltbildes 7
1.2. Erklärung des heliozentrischen Weltbildes 8
1.3. Wandel vom geozentrischen zum heliozentrischen Weltbild 10
1.4. Vergleich der beiden Weltbilder 10 2. Die Weltbilder in der Antike und im Mittelalter 2.1. Geschichte der Kosmologie/Astronomie im Überblick 11
2.2. Aristoteles
2.2.1. Leben des Aristoteles 11
2.2.2. Lehre und Schriften 12
2.2.3. Nachwirkungen der Philosophie des Aristoteles 12
2.2.4. Weltbild des Aristoteles 14
2.3. Aristarchos 15
2.4. Ptolemäus 17
2.5. Kosmologie des Mittelalters 20
3. Aufbruch im philosophischen, kulturellen, künstlerischen und re-ligiösen Denken in der Renaissance
3.1. Renaissance als Übergang des Mittelalters zur Neuzeit 22
3.2. Rudolph II. – ein Herrscher der Renaissance in Prag und Förderer der Kunst, der Musik und Wissenschaft 23
3.3. Renaissance und die Kunst 29
3.4. Renaissance und Religion 30
3.5. Renaissance und Philosophie 32
3.6. Renaissance und die Unterhaltung 34
3.7. Renaissance und die Literatur 36
3.8. Renaissance und die Frauen 37
3.9. Renaissance und die Naturwissenschaft 38
4. Das Weltbild des Kopernikus 40 4.1. Der Lebensweg von Kopernikus 41
4.2. Das heliozentrische Weltbild von Kopernikus 42
5. Das Weltbild von Johannes Kepler 5.1. Der berufliche Lebensweg von Kepler 46
5.2. Kepler in Prag 48
5.3. Kepler in Regensburg 52
5.4. Kepler in Sagan unter Wallenstein 55
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6. Anwendung der Gesetze nach Kepler in der Satellitentechnik 6.1. Erläuterung der drei Gesetze nach Kepler 59
6.2. Beweis des zweiten und dritten Gesetzes nach Kepler mit Hilfe des Drehimpulses und des Gravitationsgesetzes nach Newton 62
6.3. Grundlegende Berechnungen zur Satellitentechnik
6.3.1. Berechnung der Erdmasse 65
6.3.2. Körper in einer Umlaufbahn-Berechnung der ersten kosmischen Geschwindigkeit eines Satelliten in 130 km Höhe einschließlich der Umlaufzeit auf der Bahn 66
6.3.3. Berechnung der zweiten kosmischen Geschwindigkeit- Fluchtgeschwindigkeit aus dem Gravitationsfeld der Erde 68
6.3.4. Kopplungsmanöver von Raumkörpern auf der Umlaufbahn 68
6.4. Satellitentypen im Überblick 70
6.5. Einsatz eines geostationären Satelliten
6.5.1. Begriffsklärung 71
6.5.2. Einsatz von METEOSAT als Satellit auf geostationärer Bahn 72
6.5.3. Bahnberechnung eines geostationären Satelliten (METEOSAT) 73
6.6. Einsatz eines Satelliten auf polarer Bahn
6.6.1. Begriffsklärung 74
6.6.2. Einsatz von MetOp-A als Satellit auf polarer Bahn 75
6.6.3. Berechnung der Umlaufzeit von MetOp-A um die Erde 77
7. Einfluss der Weltbilder von Kopernikus und Kepler auf die Denkweise des postmodernen Menschen - Diskussionsbeiträge der einzelnen Gruppen aus Gronowo, Prag und Regensburg
7.1. Polnische Gruppe aus Gronowo 78
7.2. Tschechische Gruppe aus Prag 79
7.3. Deutsche Gruppe aus Regensburg 81
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Vorwort Die Staatliche Fachoberschule und Berufsoberschule Regensburg, das Berufsbildungszent-rum in Gronowo bei Toruń und das musische Gymnasium in Prag sind Partnerschulen. Unse-re Partnerschulen kamen überein, ein gemeinsames transnationales Projekt zu bearbeiten.
Keplers Studien basierten auf Erkenntnisse des in Toruń geborenen Kopernikus. Kepler ar-beitete wissenschaftlich in Prag und hielt sich während der Reichstage in Regensburg auf. Der Hofastronom und Hofmathematiker starb in Regensburg. Eine auf Kopernikus und Kep-ler basierende gemeinsame Projektarbeit bot sich somit direkt an.
Angeregt wurde das Projekt auch durch die Bewerbung von Regensburg als Kulturhauptstadt wie auch als Kulturerbe der UNESCO. UNESCO-Stadt ist, wie auch Toruń und Prag, Re-gensburg nun auch geworden. Das Kulturamt Regensburg unterstützte das Projekt.
Durch die Bearbeitung der Thematik konnten wir erfahren, dass schon in der Renaissance ein reger Austausch der wissenschaftlichen Erkenntnisse über die nationalen Grenzen hinaus stattgefunden hat und dieser Austausch dem Wohle der Nationen diente. In der Wissenschaft waren die nationalen Grenzen schon immer durchlässig und sollen es auch in Zukunft bleiben. Durch unsere transnationale Projektarbeit konnten wir diesen Sachverhalt hautnah erleben.
In der Vergangenheit wurde sehr oft das Trennende in den Beziehungen dargestellt und be-hinderte die Zusammenarbeit der Nationen. Unser Projekt soll das Verbindende der drei Länder auf den Gebieten der Kultur, Geschichte, Religion, der Wissenschaft und Technik aufzeigen. Das gemeinsame Fundament aller drei Länder ist die abendländische Kultur.
Damit das Projekt nicht in der Vergangenheit stecken bleibt, haben wir versucht, exempla-risch aufzeigen, dass die wissenschaftlichen Erkenntnisse von Kopernikus und Kepler die Informations- Kommunikationstechnologie in der heutigen Zeit beflügelt und somit Vergan-genheit und Gegenwart sich wieder begegnen.
Kulturelle, sprachliche und soziologische Unterschiede im Vergleich zwischen unseren Natio-nen und damit zusammenhängende Schwierigkeiten haben wir erfahren, auch zu tolerieren gelernt sowie versucht, Lösungsansätze zur Überwindung der Schwierigkeiten selbst zu fin-den.
Das Arbeiten in einem transnationalen Team förderte bei uns Teilnehmern aus den drei Na-tionen bedingt durch die Vorbereitung in Gronowo bei Toruń sowie durch die Begegnungs-tage in Prag und Regensburg die in einem heutigen Europa geforderte Flexibilität und Mobi-lität bezogen auf unseren späteren beruflichen internationalen Einsatz.
Diese Arbeit soll einen Beitrag zur Förderung und Wiederentdeckung der historischen Ver-bindungen Deutschlands Polens und Tschechiens leisten und die Integration unserer drei Länder in der EU fördern und gleichzeitig einen Baustein liefern zu einem gemeinsamen eu-ropäischen Haus.
Die Ergebnisse unserer gemeinsamen transnationalen Arbeit werden wir in der jeweiligen Schulhomepage unserer Partnerschulen veröffentlichen.
Wir erfüllen mit unserer Arbeit nicht den Anspruch der wissenschaftlichen Exaktheit. Eventuel-le sachliche Fehler und vielleicht auch Schwächen in der Darstellung möge man uns verzei-hen. Wir haben uns auch bemüht, alle Quellen anzugeben. Sollten wir diesbezüglich etwas übersehen haben, so mögen die Verfasser dieser Quellen großzügig darüber hinwegsehen.
Das Projektteam bedankt sich bei „Junge Wege in Europa“ – ein Programm der Robert-Bosch-Stiftung, bei dem Deutsch-Polnischen-Jugendwerk, bei den Schulleitungen und den be-ratenden Lehrkräften, bei den helfenden Mitschülern und bei allen unterstützenden außer-schulischen Institutionen. Oktober 2007
Das Schüler-Team der Projektgruppe
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1. Das geo- und heliozentrische Weltbild im Vergleich 1.1. Erklärung des geozentrischen Weltbildes Im geozentrischen Weltbild steht die kugelförmige Erde (griechisch: geokentriko= „erdzent-
riert“) im Zentrum des Universums. Alle weiteren Himmelskörper (Mond, Sonne, Planeten)
umkreisen die Erde in verschiedenen, von innen nach außen konzentrisch angeordneten
Sphären (durchsichtigen Hohlkugeln). Die äußerste Sphäre wird von den Fixsternen besetzt.
Das geozentrische Weltbild wurde im klassischen Altertum in
Griechenland entwickelt. Neben anderen altgriechischen
Gelehrten wie Hipparchos von Nikaia oder Aristoteles war
Ptolemäus der wichtigste, und ein einflussreicher Verfechter
des geozentrischen Weltbilds. Oft wird daher auch vom
Ptolemäischen Weltbild gesprochen.
Dieses System basiert darauf, dass sich die Erde im
Mittelpunkt befindet und sich die Planeten auf
Kreisbahnen bewegen. Es wurde angenommen,
dass alles Schwere zum Mittelpunkt gezogen wird,
so erklärte man sich die Schwerkraft. Die Sonne und
die anderen Planeten, stellte man sich vor, wären
aus einem „fünften Element“.
Ptolemäus konstruierte zur noch genaueren
Planetenbahnvorhersage ein erweitertes System, in dem die Planetenbahnen auf Epizykeln
in Epizykeln verliefen; Berechnungen innerhalb dieses Models waren sehr kompliziert. (Im
heliozentrischen Weltbild Keplers sind Epizykel überflüssig.)
Die christlichen Kirchen (nicht nur die römisch-katholische Kirche) übernahmen im Mittelalter
dieses Weltbild und verteidigten dieses entschieden.
Kopernikus und Kepler bewiesen, dass das geo-
zentrische Weltbild überholt war und führten das (ma-
thematisch) leichter benutzbare heliozentrische Weltbild
ein, das sich wenig später anhand der Gravitationstheorie
von Newton hervorragend erklären ließ.
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Nachdem der Aufbau und die Rotation der Milchstraße entdeckt wurde, war klar, dass auch
die Sonne nicht der Mittelpunkt des Universums sein kann. Mit naturwissenschaftlichen Me-
thoden ist ein absolutes Zentrum des Universums gar nicht zu ermitteln.
1.2. Erklärung des heliozentrischen Weltbildes Das heliozentrische Weltbild (kopernikanisches Weltbild) steht im Gegensatz zu dem
geozentrischem Weltbild. Beim ersteren steht die Sonne im Mittelpunkt des Universums.
Das Wort „heliozentrisch“ wird aus dem Griechischen abgeleitet: helios = Sonne, kentron =
Mittelpunkt.
Altes Indien Durch die Versuche das Universum zu ergründen / zu erklären
entstanden die jeweiligen Weltbilder.
Der älteste Nachweis der Idee, dass die Sonne den Mittelpunkt
bildet und die Erde sich bewegt, ist in einigen vedischen
Sanskrit-Texten zu finden (aus Indien 9. - 8. Jahrhundert v.
Chr.)
Astronomischer Text Shatapatha Brahmana:
„Die Sonne reiht diese Welten - die Erde, die Planeten, die Atmosphäre - auf einem Gewinde.“
Altes Griechenland Aristoteles, Lehre der Pythagoräer (4. Jahrhundert):
„Im Zentrum, sagen sie (die Pythagoräer), ist Feuer und die Erde ist einer der Sterne und
erzeugt Nacht und Tag, indem sie sich kreisförmig um das Zentrum bewegt.“
Islamische Welt
Im Koran (Sure 36) steht:
38. Die Sonne läuft auf ein Ziel zu. Das ist die Bestimmung des Allmächtigen, des All-
wissenden.
39. Für den Mond haben wir Stationen bestimmt, bis er wieder schmal und gekrümmt
wird wie der Stiel einer alten Dattelrispe.
40. Weder darf die Sonne den Mond in seiner Bahn einholen, noch darf die Nacht dem
Tag vorauseilen. Jeder Himmelskörper schwebt in seiner Bahn.
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Europa während der Renaissance Kopernikus belebte im 16. Jahrhundert den Heliozentrismus wieder, in
einer Form, die mit den geläufigen Beobachtungen übereinstimmte und
er behob das Problem der rückläufigen Planetenbewegung. Einige
Wissenschaftler in der Renaissance argumentierten, dass in Folge der
Bewegung der Erde im Universum sich die Gegenstände auf der Erde
bewegen und dabei in den Weltraum fliegen müssten und lehnten das
heliozentrische Weltbild ab.
Religion und heliozentrisches Weltbild Schon in der Zeit von Aristarch wurde die heliozentrische Idee als „antireligiös“ eingestuft.
Dieses Thema war jedoch fast 2000 Jahre lang bedeutungslos.
Die endgültige Aussage über sein System in der Form einer rein mathematischen Hypothe-
se veröffentlichte Nikolaus Kopernikus 1543. Es gab einen frühen Vorschlag, dass der Un-
terricht dieser Lehre verboten werden sollte, was aber nicht durchgesetzt wurde. Mit der Zeit
wurde die Kirche zum Hauptgegner der heliozentrischen Ansicht.
Ein geozentrischer Kompromiss war das System
von Tycho Brahe, in dem die Sonne die Erde
umkreist, während – wie im kopernikanischen System – die anderen Planeten die Sonne
umkreisen.
Moderne Sicht: Vom Sonnensystem zu den Galaxien Die heliozentrische Ansicht ist streng genommen
nicht zutreffend. Im Laufe des 18. und 19. Jahrhunderts wurde der Status der Sonne als ein
Stern unter vielen in zunehmenden Maße offensichtlich, im 20. Jahrhundert, noch vor der
Entdeckung, dass es viele Galaxien gibt, war dies bereits einhellige Meinung. Ferner ziehen
sich die Planeten gegenseitig an und verursachen Bahnstörungen, so dass die von Kepler
postulierten elliptischen Bahnen der Planeten nur rechnerischer Natur sind und näherungs-
weise in der Satellitentechnik verwendet werden. Eigentlich bewegen sich die Planeten wie
auch die Sonne um das sogenannte Baryzentrum des Sonnensystems (Schwerpunkt des
Sonnensystems).
Erde
Sonne
Planeten
Fixsterne
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1.3. Wandel vom geozentrischen zum heliozentrischen Weltbild Im 16. Jahrhundert wählte Nikolaus Kopernikus die Sonne anstatt der Erde als Mittelpunkt
des Universums, behielt aber die Kreisbahnen bei, deswegen wurden die Berechnungen nicht
genauer. Tycho Brahe verwarf aus diesem Grund die Idee mit der Sonne im Mittelpunkt wie-
der. Johannes Kepler führe später die Ellipsenbahnen ein, die er aus den Messdaten Brahes
abgeleitet hatte, dadurch erlangte das heliozentrische System seinen Durchbruch.
Das kopernikanische System wurde von der Kirche angegriffen und später sogar auf den
Index gesetzt. Galileo Galilei unterstützte das neue System und entdeckte mit Hilfe seines
erfundenen Teleskops, dass es stimmte, dass nicht alle Planeten um die Erde kreisen.
Das kopernikanische System ist eine Weiterentwicklung des ptolemäischen Systems. Die
Theorie mit der Sonne als Mittelpunkt und den Ellipsenbahnen löste das alte System ab.
Dank des heliozentrischen Weltbildes gelangen Johannes Kepler und Isaac Newton wichti-
ge Entdeckungen, die bahnbrechend für die heutige Satellitentechnik waren. Tycho Brahe’s
Unterlagen halfen Kepler dabei herauszufinden, dass die Planeten in Ellipsenbahnen um
die Sonne kreisen.
Durch Isaac Newtons Hilfe wurden die Kepler’schen Gesetzte erklärt. Er zeigte, das zwi-
schen den Planeten Anziehungskräfte wirken und dass durch sie auch die Umlaufbahnen
bestimmt werden. Diese Kraft zwischen den Planeten wird als universelles Gravitationsge-
setz bezeichnet.
1.4. Vergleich der beiden Weltbilder Geozentrisches Weltbild Heliozentrisches Weltbild
Die Erde ist der Mittelpunkt des Universums Die Sonne ist der Mittelpunkt unseres Son-nensystems
Alle Planeten bewegen sich ausschließlich um die Erde Die Planeten bewegen sich um die Sonne
Die Planeten bewegen sich auf Kreisbahnen Die Planeten umkreisen die Sonne auf Ellip-senbahnen
Die Himmelskörper bewegen sich mit gleichmäßiger Geschwindigkeit
Die Geschwindigkeit der Himmelskörper ist abhängig vom Abstand zur Sonne
Die Erde bewegt sich nicht Auch die Erde kreist um die Sonne und um ihre eigene Achse
Einzelne Gestirne besitzen Monde, die um die jeweiligen Gestirne kreisen
Anziehungskräfte zwischen den Planeten sorgen dafür, dass sie ihre Bahnen nicht ver-lassen
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2. Die Weltbilder der Antike und des Mittelalters 2.1. Geschichte der Kosmologie / Astronomie im Überblick:
322 v. Chr. Aristoteles geozentrisches Weltbild
270 v. Chr. Aristarchos heliozentrisches Weltbild
178 n. Chr. Ptolemäus geozentrisches Weltbild
1543 Kopernikus Modernes heliozentrisches Weltbild
1572 Tycho Brahe Ausgleich bzw. geo- und heliozentrisches Weltbild
1619 Kepler heliozentrisches Weltbild Keplersche Gesetzte
1629 Galilei heliozentrisches Weltbild, Fernrohr
1687 Newton Beweis der Keplerschen Gesetzte, Gravitation
2.2. Aristoteles Geboren 384 v. Chr. in Stageira / Makedonien
Gestorben 322 v. Chr. in Chalkis / Euböa
Er ist neben seinem Lehrer Sokrates und Platon der bedeutendste
griechische Philosoph.
Er war außerdem ein wichtiger Naturforscher und einer der einflussreichsten Denker der a-
bendländischen Geistesgeschichte, der zahlreiche Disziplinen entweder selbst begründete
oder entscheidend beeinflusste. Wegen seiner Herkunft wurde Aristoteles auch „Der Stagirit“
genannt.
2.2.1. Leben des Aristoteles 384 v. Chr. wurde Aristoteles in Stageira als Sohn des Nikomachos geboren. Sein Vater war
Leibarzt am Hof des Königs Amyntas II. von Makedonien. Im Jahr 367 v. Chr., mit 17 Jahren,
trat Aristoteles in Platons Akademie in Athen ein, wo er zunächst studierte, später auch lehr-
te. Insgesamt verbrachte er 20 Jahre dort.
347 v. Chr. starb Platon. Die Leitung der Akademie übernahm Speusippos, ein Neffe Pla-
tons, und nicht der offenbar begabtere Aristoteles. Aristoteles ging nach Assos, einer Stadt in
Kleinasien. Er folgte somit dem Ruf des Tyrannen Hermias von Atarneus. Dieser war eben-
falls Platonschüler und zugleich ein Vasall des Perserkönigs. Auf Rat des Hermias heiratete
Aristoteles die Nichte und Adoptivtochter Pythias und gründete in Atarneus eine Schule (Di-
ogenes Laertios). Von 342 v. Chr. bis 336 v. Chr. unterrichtete Aristoteles im Auftrag des
makedonischen Königs Philipp II. dessen Sohn Alexander den Großen.
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335 v. Chr. kehrte Aristoteles nach Athen zurück und gründete dort seine eigene Schule, das
Lykeion. Die Gespräche zwischen Schülern und Lehrern fanden häufig bei Spaziergängen
auf dem Schulgelände des Lykeion statt, deshalb wurde sie später auch Perípatos (Wandel-
schule) genannt. Diese bestand bis etwa 40 v. Chr. und aus ihr ging die philosophische Rich-
tung der Peripatetiker hervor.
323 v. Chr. verließ Aristoteles Athen, da nach Alexanders Tod die antimakedonische Partei
die Oberhand gewann und Aristoteles der Gottlosigkeit angeklagt wurde. Er floh auf sein
Landgut nach Chalkis, dem Geburtsort seiner Mutter, wo er im folgenden Jahr starb.
2.2.2. Lehre und Schriften Art der Schriften Aristoteles befasste sich mit zahlreichen Wissensgebieten, die mit den heutigen Einteilungen
(Namen) nicht mehr deckungsgleich sind. Hauptsächlich mit den theoretischen, praktischen
und poetischen (hervorbringenden) Wissenschaften.
Die theoretische Wissenschaft, in sie fallen vor allem die Physik und die Meta-
physik.
Die praktische Wissenschaft, z.B. Aristoteles Ethik und die Politik.
Die poetische Wissenschaft, hierzu gehört die Schrift Poetik des Corpus Aristo-
telicum, in der es (fast) ausschließlich um die Dichtung geht.
Ein weiterer wichtiger Teil sind gewissermaßen die Metawissenschaften, die vor
allem die Logik betreffen.
Zentrale methodologische Elemente der Philosophie Aristoteles’ Aristoteles ging von einem Konzept von Einzelwissenschaften, als eigenständige Disziplinen
aus, im Gegensatz zu Platon, dieser fasste alle menschlichen Wissenschaften zusammen zu
einer Einheitswissenschaft. Aristoteles stützte sich auf eine empirische (erfahrungsbestimm-
te) Forschung.
2.2.3. Nachwirkung der Philosophie des Aristoteles Rezeption in der Antike Im Vergleich zu Platons Lehre übte Aristoteles Lehre auf seine Schule weit weniger Einfluss
aus, Aristoteles wurde keine Verehrung zu teil, die mit derjenigen Platons bei den Platoni-
kern vergleichbar gewesen wäre. Die Peripatetiker waren vor allem an der Naturforschung
interessiert, sie befassten sich aber auch mit der Ethik, der Seelenlehre und der Staatstheorie.
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Erst im ersten Jahrhundert v. Chr. sorgte Andonikos von Rhodos für eine Zusammenstellung
der Lehrschriften (Vorlesungen) des Aristoteles. Diese Schriften waren teilweise für die Öf-
fentlichkeit zugänglich, es wurden Vorlesungen über sie gehalten.
Die Neuplatoniker trugen in der Spätantike einen maßgeblichen Teil zu der Verbreitung und
Erhaltung Aristoteles’ Hinterlassenschaften bei, in dem sie seine Logik übernahmen, kom-
mentierten und in ihr System integrierten.
Weil Aristoteles der Ansicht war, dass das Weltall ungeschaffen und unvergänglich ist, und
er die Unsterblichkeit der Seele bezweifelte, war er bei den christlichen Kirchenvätern unbe-
liebt.
Rezeption im Mittelalter Im Byzantinischen Reich des Frühmittelalters wurde Aristoteles wenig beachtet. Der Einfluss
des Aristoteles war mehr indirekt, so wurde von vielen neuplatonischen Autoren ein Teil sei-
ner Lehre übernommen. Deswegen wurde sein Gedankengut mit dem neuplatonischen Ge-
dankengut vermischt.
Tiefer und breiter war die Wirkung im islamischen Raum, im Gegensatz zur Spätantike im
europäischen Früh- und Hochmittelalter. Aristoteles Werke wurden schon im 9. Jahrhundert
in die arabische Sprache übersetzt, genau so wie ein Teil der Kommentare. Durch die Ver-
mischung von neuplatonischen Gedankengut mit Aristoteles’ Ideen, glaubte man an eine
Übereinstimmung der Lehren Platons und denen des Aristoteles.
Bis zum 12. Jahrhundert war im lateinischen Mittelalter nur ein
kleiner Teil des Gesamtwerks des Aristoteles verbreitet, darunter
waren die zwei logischen Schriften. Dieses Schrifttum war die
Grundlage des Logikunterrichtes. Die enge Begrenzung änderte
sich dann bei der großen Übersetzungsbewegung im 12. und 13.
Jahrhundert.
Im 12. Jahrhundert waren dann die fehlenden logischen Schriften
auch in lateinischer Sprache verfügbar. Danach kamen eins nach
dem Anderen fast alle restlichen Werke hinzu. Es wurden Aristoteleskommentare übersetzt.
Während des 13. Jahrhunderts wurden Aristoteles Bücher als Standardlehrbücher zur
Grundlage an den Universitäten. Aristoteleskommentare des Albertus Magnus wurden Weg-
weiser, die Lehrbücher wurden damals als irrtumsfrei bezeichnet. Die Wissenschaftstheorien
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wurden zur Basis eines hierarchisch geordneten Systems der Wissenschaft verwendet. Aris-
toteles wurde der Philosoph schlecht hin! Da aber weiterhin neue platonische Schriften zu
Unrecht dem Aristoteles zugeordnet wurden, wurde das Gesamtbild seiner Philosophie ver-
fälscht.
Rezeption der Neuzeit In der Renaissance wurden von Humanisten neue, leichter lesbare Aristotelesübersetzungen
ins Lateinische angefertigt und man begann damals die griechischen Originaltexte zu lesen.
Die Renaissance-Gelehrten versuchten platonische und aristotelische Standpunkte mit der
katholischen Theologie und Anthropologie zu versöhnen. Ab dem 15. Jahrhundert war es
möglich mehr über die Gegensätze des Platonismus, des Aristotelismus und des Katholizis-
mus zu erfahren, weil es einen besseren Zugang zu den Quellen gab.
Erst im 17. Jahrhundert wurde durch ein neues Wissenschaftsverständnis die aristotelisch-
scholastische Tradition verdrängt. Nur in der Biologie konnten sich aristotelische Auffassun-
gen bis ins 18. Jahrhundert halten.
Im 19. Jahrhundert begannen die modere Aristotelesforschung mit der Aristoteles-
Gesamtausgabe der Berliner Akademie. Nach ihren Seiten- und Zeilenzahlen wird Aristote-
les noch heute zitiert.
2.2.4. Weltbild des Aristoteles Bei Aristoteles waren die Himmelskörper an Kristallkugeln befestigt. Der Mittelpunkt der Ku-
geln sei die Erde. Die Kugeln bewegen sich mit konstanter Winkelgeschwindigkeit auf idea-
len Kreisbahnen.
Er konnte aber nicht erklären, warum bei der Planetenbewegung z. B. des Mars Schleifen-
bahnen vor dem Sternenhintergrund zu beobachten sind. Auch die Helligkeitsunterschiede
fanden keine Erklärung.
Quellen: http://de.wikipedia.org/wiki/heliozentrisches_Weltbild http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/a/a6/Tychomian_system.svg
http://de.wikipedia.org/wiki/Aristoteles
Unterlagen von Herrn Grasse
Physikreferat von Florian Albrecht
Deutschreferat von Philipp H. Schmälzle
Disziplingeschichte und Forschungsansätze in der Geographie 1998/1999 Verfasser: Krön Kathrin
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2.3. Aristarchos
Leben
Werk und Theorie Wiederentdeckung in der Renaissance
Quellen
Aristarchos von Samos wurde vermutlich zwischen 281 – 230 v. Chr. geboren. Er war ein
griechischer Mathematiker und Astronom, aber er beschäftigte sich auch mit der peripateti-
schen Philosophie, die die Ideen von Aristoteles entfaltete und verteidigte. Man hat über sein
Leben praktisch keine Angaben, denn alle seine Schriften wurden später vernichtet oder sie
gingen verloren. Man weiβ nur, dass Aristarchos auf der an der kleinasiatischen Küste lie-
genden Insel Samos geboren wurde. Dieses Gebiet war die sog. „Brutstätte der Genies“.
Von hier stammten die ersten griechischen Philosophen, die aufhörten, den alten Mythen zu
glauben, und die versuchten zu erklären, wie das Universum wirklich aussieht und funktio-
niert. Es waren z.B. Filolaos, Hiketas und der berühmte Mathematiker Pythagoras.
Aristarchos lebte fast das ganze Leben lang in Alexandria. Alexandria war damals das geis-
tige Zentrum des östlichen Mittelmeeres. Es wurde unter der Herrschaft der Ptolemäer zum
Hauptzentrum der Wissenschaft und Bildung, hier waren die besten Bibliotheken des Alter-
tums und hier wurden Naturwissenschaften gepflegt.
Aristarchos war der erste groβe Astronom der Alexandrischen Schule, aber seine Theorien
sind nur aus den Büchern der anderen Autoren, z. B. von Archimedes, Plutarchos oder
Sextus Empiricus, bekannt.
Aristarchos schätzte als erster den Durchmesser der Erde und des Mondes ab und er kam
zu dem Schluss, dass der Durchmesser der Erde dreimal so groß sei wie der des Mondes
und der Durchmesser der Sonne siebenmal so groß sei wie der der Erde. Diese Zahlen sind
zwar ungenau, aber die Methode, die er benutzte, war korrekt. Des Weiteren fand er eine
sinnvolle Methode, wie man die Entfernung des Mondes von der Erde feststellen könnte. Zur
Zeit des Halbmondes bilden Sonne, Mond und Erde ein rechtwinkliges Dreieck. Vitruvius
meinte sogar, dass er der Erfinder von vielen komplizierten Geräten und einer komplexeren
Sonnenuhr sei (in dem Werk „Über die Architektur“).
Aristarchos sollte auch das sog. „skafé“ konstruieren. Es war ein Hilfsmittel, mit dessen Hilfe
er den Einfallswinkel der Sonnenstrahlen maß.
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Censorinus meinte, dass Aristarchos den Begriff „großes Jahr“ (annus magnus) einführte,
das 2484 Jahre hatte.
Gegen 270 v.Ch. schockierte er seine Zeitgenossen mit dem heliozentrischen Weltbild. Das
System setzte voraus, dass die Erde nicht im Zentrum des Weltalls steht. Im Zentrum des
Weltalls sollte die unbewegliche Sonne stehen, die die anderen Planeten umlaufen. Damals
kannte man fünf Planeten, die sich unregelmäßig bewegten, manchmal sogar anhielten und
zurücktraten. Obwohl die Astronomen während mehr als 100 Jahren versuchten, diesen
Prozess zu enträtseln, gab ihnen die Antwort erst das System von Aristarchos.
Aristarchos wurde wegen seiner ungläubigen Gedanken angeklagt und seine Gedanken (das
Weltall sei unendlich, die Erde umkreise die Sonne binnen eines Jahres, die Erde drehe sich
um die eigene Achse binnen eines Tages und Sterne seien andere Sonnen) riefen in der
damaligen Gesellschaft Ärgernisse hervor. Obwohl seine Ansichten viel richtiger waren als
andere seinerzeitige Theorien, hatte er für sie nicht genügende Beweise. Die Beweise fand
erst der aus Babylon kommende Gelehrte Seleukos und er begründete sie im Jahre
150 v. Chr. sowohl physikalisch als auch mathematisch.
Erst der polnische Astronom Nikolaus Kopernikus (1473 - 1543) setzte sich für die Entde-
ckung der Gedanken von Aristarchos von Samos ein. Deshalb wird Aristarchos manchmal
„Kopernikus des Altertums“ genannt. Astronomische Vorstellungen im Altertum beruhten
nämlich auf der Vermutung, dass die Erde im Zentrum des Weltalls steht und andere Plane-
ten sie umkreisen. Dank Kopernikus wurde diese Theorie widerlegt und ihre Stelle nahm
eine neue, klar und gründlich durchdachte Theorie ein – die Sonne ist ein Stern, die Erde
umkreist die Sonne und gleichzeitig dreht sie sich um die eigene Achse. Da die christliche
Kirche diese Theorie ablehnte, wurde Kopernikus Werk „Von den Umdrehungen der Himmelskörper“ erst in seinem Todesjahr (1543) herausgegeben.
Quellen: STORING, Hans Joachen – Malé dějiny filozofie, Praha 1993, Zvon
HAŠKOVEC Vít, MULLER Ondřej – Galerie géniů, 1999, Albatros
Ottův slovník naučný
http://cs.wikipedia.org/wiki/Aristarchos_ze_Samu
Verfasser: Michaela Mejdrová, Karolina Sovová
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Die Darstellung zeigt das Prinzip des Modells nach Ptolemäus: Der Planet bewegt sich entlang eines kleinen Kreises (Epizykel), der sich
andererseits wiederum um einen größeren Kreis (Deferent) bewegt. (Quelle: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/de/7/77/EpizykelBahn.png)
Dieses Modell stellt noch eine Übereinstimmung mit der aristotelischen Physik dar.
2.4. Ptolemäus Ptolemäus war ein griechischer Astronom, Mathematiker, Astrologe,
Philosoph, Musiktheoretiker und Geograph. Er ist gegen 87 n. Chr.
wahrscheinlich im oberen Ägypten geboren und starb siebzig Jahre
später. Sein Name weist schon darauf hin, dass er ein Ägypter der
griechischen Herkunft war, und sein Vorname Claudius zeugt von
der römischen Bürgerschaft. In seinen Arbeiten wird oft Alexandrien
genannt.
Ptolemäus hatte außergewöhnliche Fähigkeiten auf dem Gebiet
Mathematik, aber er war auch auf vielen anderen Gebieten bewandert. Seine Ideen und Me-
thoden haben über 500 Jahre überdauert.
Ausführliche Ptolemäus Schriften suggerieren, dass er die Enzyklopädie der angewandten
Mathematik zu bewältigen suchte. Er schrieb in 13 Büchern die Abhandlung zur Mathematik
und Astronomie. Das Werk hieß griechisch Mathematike Syntaxis. Die lateinische Übersetzung
dieses Werkes, unter dem Namen Constructio mathematica, erschien in Basel im Jahre 1538.
Heute kennen wir das Werk unter dem Namen Almagest (abgeleitet vom Arabischen al-Majisī).
Dieses Werk besteht aus 13 Büchern und es war bis zum Ende des Mittelalters ein Stan-
dardwerk der Astronomie. In den Büchern befasst er sich vor allem mit Sternen, mit der Be-
wegung der Sonne, des Monds und der Planeten. Das Werk enthielt eine Verfeinerung des
von Hipparchos von Nicäa vorgeschlagenen geozentrischen Weltbildes. Aufgrund des Alma-
gests konnte man die Lage aller Himmelskörper berechnen:
Nach Ptolemäus befindet sich die Erde im
Mittelpunkt des Universums und alle Him-
melskörper bewegen sich um die Erde.
Er war somit ein Vertreter des
geozentrischen Weltbildes. Er hat die
Epizykeltheorie eingeführt. An Hand
dieser Theorie konnte er die rückläufige
Bewegung der Planeten erklären. Schleifenbahn eines Planeten nach der Epizykeltheorie
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Von Hipparch von Nicäa übernimmt Ptolemäus die Idee der exzentrischen Lage des Deferenten. Zusätzlich benötigte er wegen der unterschiedlichen Bahngeschwindigkeiten der Planeten noch einen Ausgleichspunkt. Von dort aus erschien die Bewegung des Planeten wieder gleichmäßig.
Die Erde sei von acht Sphären umgeben, die den Mond,
die Sonne, die fünf damals bekannten Planeten und die
Sterne tragen. Alle diese Himmelskörper bewegen sich auf
Kreisbahnen um die Erde als Mittelpunkt.
Um die komplizierten beobachteten Bahnbewegungen mit diesem System in Einklang zu
bringen, ordnete er z. B. den Planeten auf den Kreisbahnen weitere kleinere Kreise zu, auf
die sich die Planeten bewegen (Epizyklen) und teilweise auch wieder Bahnen um diese Bah-
nen. Durch Einsatz von bis zu 80 Bahnen konnte Ptolemäus sein Modell ziemlich genau mit
den Beobachtungen in Einklang bringen.
Die Grundlagen seines mathematischen Systems zur Berechnung der Größen der Planeten
– also auch der Größe des ganzen damaligen Kosmos stellt Ptolemäus in seinem Almagest
dar. Diese Werk grenzt die materiellen Sphären räumlich gegeneinander ab und stellt den
Kosmos als ein ineinander geschachteltes System mit berechenbarer Ausdehnung dar.
Die Berechnungsmethode des Ptolemäus war präziser, als die ersten Keplerschen Ergeb-nisse, aber in ihrer philosophischen Deutung, dass sich die Himmelskörper um die Erde
drehen, falsch.
Die mathematischen Kunstgriffe des Ptolemäus zur Erklärung der Planetenbewegung wur-
den durch Erkenntnis von Kepler, dass die Planeten sich auf Ellipsen bewegen, überflüs-
sig. Ptolemäus versuchte die elliptischen Planetenbahnen als Überlagerung von Kreisbewe-
gungen zu verstehen.
Es muss festgehalten werden, dass sein Weltbild mit der im Mittelalter vorherrschenden reli-
giösen Vorstellung, die Erde sei Mittelpunkt des Universums, im guten Einklang war. Man
sah sein System in Übereinstimmung mit der Bibel. Dieses Weltbild wurde bis zur Zeit des Kopernikus(1514), der den Übergang zum heliozentrischen Weltbild in der Neuzeit einleite-
te, von den Kirchen vehement verteidigt.
Geographike Hyphegesis (geographische Einleitung), wurde in VIII Büchern geschrieben und
war Ptolemäus nächstes großes Werk. Dieses Werk war für die damalige Erkunde genauso
wichtig wie Almagest in der Astronomie. In diesem Buch versuchte er, die ihm bekannte Welt
und ihre Bewohner darzustellen.
19
Bis in das 19. Jahrhundert wurde der Meridian des Pharos in Alexandrien für die Referenz
der Längengrade (+/- 180°) definiert. Seine Definition der Breitengrade ist bis heute gültig
(Äquator 0°, Pole +/- 90°). Außerdem legt er darin seine Hypothese vom unbekannten Süd-
kontinent Terra Australis dar. Es war Ptolemäus bereits bekannt, dass die Erde eine Kugel
ist. Daher benutzte er eine Projektion der Kugelfläche in die Ebene für seine Karten. Seine
Informationen waren oft ungenau, da er sie aus zweiter Hand oder Legenden gewann. Er
befasste sich auch mit den Berechnungen des Erdumfangs von Eratosthenes und Poseido-
nios. So kamen die falschen Ergebnisse über den Erdumfang von ca. 17.000 Seemeilen
(30.000 km) in seine allgemein bekannte Literatur. Insgesamt hat Ptolemäus in dem Werk
über 8000 geographischen Namen aus Afrika, Asien und Europa genannt.
Das andere interessante Werk (5 Bücher) war Optik. In dem Werk befasst sich Ptolemäus
vor allem mit Eigenschaften des Lichtes. Er widmet viel Zeit der Reflexion, der Brechung und
den Farben.
Ptolemäus hat sich auch mit der Musik befasst. Er schrieb Harmonie in 3 Büchern. Das war
zweifelsohne das wichtigste erhaltene musiktheoretische Werk der Spätantike. Er versuchte
einen Kompromiss zwischen Aristoxenos und den Pythagoräern zu finden.
Heutzutage werden die wissenschaftlichen Leistungen des Ptolemäus kritisiert. Man wirft ihm
gefälschte und fingierte Beobachtungen, vorgefasste Meinungen und Plagiat vor. Man hat
außerdem viele Fehler in seinen Werken gefunden.
Quellen: http://www.logonia.org/index.php/content/view/14/2/www.wikiedia.pl
http://www.wiw.pl/Astronomia/a-ptolemeusz.asp
http://www.geoforum.pl/pages/index.php?page=geo_sw_2&id_catalog_text=92
http://www.copiszczywsieci.net.pl/kat/almagest/1/showsources/
http://www.ziemiaznieba.pl/file/index.php?strona=podroznicy.&&grup=oziemi.
http://jawsieci.pl/fachowo/wszechswiat/
http://de.wikipedia.org/wiki(Claudius_Ptolem%C3%A4us
http://www.k.shuttle.de/k/hoelderlin-gymnasium/fahrten/cesveu97/michael.html
http://de.wikipedia.org/wiki/Epizykeltheorie
http:/de.wikipedia.0rg/wiki/Almagest
Jan Gadomski, Poczet wielkich astronomów, Wydanie II rozszerzone, Warszawa1976 Verfasser: Arkadiusz Lewandowski
20
2.5. Kosmologie des Mittelalters Die Kosmologie des Mittelalters, also das Bild der Welt und ihres Aufbaus, bildete einen in
sich abgeschlossenen Kosmos. Werke von Platon, Aristoteles und Ptolemäus gaben dazu
die Grundlagen. Dass die Erde unbeweglich bleibt, hielt sich bis ins späte Mittelalter des
Westens. Um die Erde befanden sich drei Himmelssphären, nach ihnen kamen die subluna-
ren Sphären der Elemente, die die Planeten trugen. In der nicht mehr sichtbaren äußersten
Sphäre wurde der Sitz Gottes angenommen.
Der Kosmos wurde in die sublunare Welt und die darüber liegenden
Himmelsphären aufgeteilt. Die sublunare Welt wurde aus vier Element-
sphären aufgebaut (Erde, Wasser, Luft, Feuer).
Durch Erkenntnisse von portugiesischen Seefahrern, die Entdeckung
eines neuen Kontinents und der Weltumseglung wurde ab dem 15. Jahrhundert die bisherige
Geographie endgültig umgestoßen. Giordano Bruno zweifelte am Ende des 16. Jahrhunderts
an der Begrenztheit der Himmelsphären. Das mittelalterliche Bild des Kosmos wirkte bis ins
späte 19. Jahrhundert hinein (als Lehre von der Geometrie und Kinematik des Weltalls).
1900 war die Beschäftigung mit der Physik der Himmelskörper eher noch unwichtig.
Quellen des mittelalterlichen Weltbildes Im Laufe des Mittelalters wurde das hergeleitete Weltbild auch in der islamischen Welt ak-
zeptiert. Seit der Spätantike wurde das Weltbild im Abendland darüber hinaus heilsge-
schichtlich interpretiert und an den Aussagen der heiligen Schrift orientiert.
Durch eine Übersetzungsbewegung im 12. und 13. Jahrhundert gelangten zusätzliche by-
zantinische Manuskripte von Aristoteles und Ptolemäus in das Bewusstsein des lateinischen
Westens . Die Kosmologie wurde naturphilosophisch
argumentiert.
Aristoteles und Ptolemäus gaben jedoch verschie-
dene Modelle der Planetenbewegungen an, was
zu Diskussionen führte. Da die Bewegung der
Planeten am Himmel nicht gleichförmig ist, kann
sie nicht durch eine einzige, sich unveränderlich
bewegende Sphäre erklärt werden. Während
Aristoteles zusätzlich bewegliche Untersphären
der jeweiligen Planetensphäre annahm, ging Ptole-
mäus vom Epizykelmodell aus.
21
Die himmlischen Sphären Die Himmelssphären waren die Ursache für philosophische Diskussionen, da es kein ver-
bindliches Modell gab.
Schon in der Spätantike gab es eine Darstellung der Planetensphären, in der ersten Sphäre
befand sich der Mond, in der zweiten die Sonne, dann die unteren Planeten, nach ihnen die
Oberen und als letztes kam laut Platon die Fixsternsphäre. Aus der Bibel leiteten Gelehrte
zwei weitere Sphären ab, die Kristallsphäre (Sitz der Seligen und Heiligen) und eine zehnte,
das Empyreum (Sitz Gottes und der Engel)
Die sublunaren Sphären Unter der Sphäre des Mondes waren angeblich vier weitere Sphären, die der Erde, die des
Wassers, die der Luft und die des Feuers. Europa, Afrika und Asien waren die Ökumene, der
einzige Teil der Erde, der aus dem Wasser aufgestiegen ist. Jerusalem wurde als Mitte an-
gegeben, um die sich die Ökumene kreisförmig bildete (aus heilsgeschichtlichen Gründen).
Dass die Erde von zwei Ozeanen in vier Teile geteilt wurde, war die Alternative von Kartes
von Mallos.
Diese Ozeane galten als unüberwindlich, deswegen war es schier
unmöglich, dass die anderen Teile bewohnt sind, denn die
Menschen stammen von Adam ab (Ökumene).
Auch Jesus war nur in der Ökumene, daher müssten die Anderen
unchristlich sein und das konnte auf keinen Fall Gottes Plan sein.
Neben der geographischen Einteilung durch die Weltozeane wurde die Erde in Klimazonen
aufgeteilt, worin man zwei Modellen folgte. Das erste bestand aus fünf Klimazonen vom
Nord- bis zum Südpol: Der unbewohnbaren Nordpolarzone, der gemäßigten Zone, der wie-
der unbewohnbaren Äquatorzone, erneut einer gemäßigten Zone und der Südpolarzone.
Andererseits wurde oft auch nur die Ökumene in sieben oder mehr Klimazonen aufgeteilt,
die in geographischer Breite gleichen Abstand hatten oder mit Hilfe astronomischer Gege-
benheiten, etwa des längsten Tages des Jahres, hergeleitet wurden. Beide Modelle waren
aus der Antike übernommen.
Quellen: http://de.wikipedia.org/wiki/Kosmologie_des_Mittelalters
Verfasser: Kathrin Krön
22
Aufbruch in die neue Welt (Columbus) Bild von Lucie Eliasova
3. AAuuffbbrruucchh iimm pphhiilloossoopphhiisscchheenn,, kkuullttuurreelllleenn,, wissen-schaftlichen, künstlerischen und religiösen Denken in der Renaissance
3.1. Renaissance als Übergang des Mittelalters zur Neuzeit In der Renaissance wurde das geistige Gut der Antike neu entdeckt und weiterentwickelt.
Man spricht von der Wiedergeburt des antiken Geistes. Der Mensch wurde in den Mittelpunkt
gestellt (Humanismus). Das Studium der Sprachen, Literatur, der Geschichte, der Philoso-
phie, der Wissenschaft und Kultur allgemein wurde möglichst außerhalb des religiösen Zu-
sammenhangs als Selbstzweck befürwortet, Diese Epoche stand gewissermaßen im Gegen-
satz zur Scholastik, die von der Wissenschaft den Beweis des religiösen Glaubens erwarte-
te. Diese Zeit gilt als Befreiung des Individuums von den Vorstellungen des Mittelalters, als
Übergang zum neuen modernen wissenschaftlichen Weltbild, als Beginn der Neuzeit. Sie
ermöglicht den Übergang zu einer pluralistischen, toleranten, liberalen Gesellschaft. Das In-
dividuum wurde betont. Es kam zum Bruch mit der universalen Einheit von geistlicher und
weltlicher Herrschaft.
Die Renaissance war eine Epoche in der
kulturellen Entwicklung Europas, die sich in allen
Bereichen des Kulturlebens zeigte. Ihre Basis
waren der wirtschaftliche Aufschwung der eu-
ropäischen Städte. Der Zeitabschnitt des Beginns
der Renaissance liegt in Europa nördlich der
Alpen zwischen den Jahren 1490 und 1560.
Renaissance entstand in Italien und in Italien
entwickelte sich auch der Renaissancestil. Die
ungleiche wirtschaftliche Entwicklung in ver-
schiedenen europäischen Ländern verursachte
auch die regionale Ungleichmäβigkeit in der
Entwicklung der Renaissance.
Ausgelöst wurde dieser Paradigmenwechsel u. a.
durch die Eroberung des byzantinischen Reiches durch die Türken im 13. und 14. Jahrhun-
dert. Nach der Eroberung Konstantinopels 1453 kamen von dort Gelehrte nach Italien und
brachten das Wissen der griechischen Kultur mit, dass dort fast 1000 Jahre konserviert wur-
de. Es kam zur erneuten Verwissenschaftlichung des Denkens, verbunden mit der Mathema-
tisierung der physikalischen Welt.
23
Bild von Kristyna Orsagova
Es wurde schon in den obigen Darlegungen geschildert, dass schon in der Antike z.B. ein
Streit über die Struktur des Universums vorhanden war und es durchaus schon in der Antike
Vorstellungen über das geo- bzw. heliozentrische Weltbild gab. In diesem Nährboden der
Wiedergeburt der Antike konnte Kopernikus wie auch Kepler das heliozentrisches Welt-bild neu entwickeln, ausbauen und ihm zum Durchbruch verhelfen.
Kepler wurde Hofmathematiker am Hofe von Rudolf II. in Prag und befasste sich auch
dort mit dem heliozentrischen Weltbild von Kopernikus und konnte in Prag, bedingt durch
die liberale Einstellung Rudolfs II der Wissenschaft
und Religion gegenüber, frei wissenschaftlich
arbeiten und sein heliozentrisches Weltbild
ausbauen und mathematisch weiter entwickeln. Die
Neigung Rudolfs II. zur Astrologie kam Kepler zu
Hilfe.
Um die Bedeutung von Rudolf II. auch für Kepler herauszustellen, haben wir uns mit diesem
Herrscher näher befasst. Gleichzeitig ist seine
Biographie ein Spiegel der Zeit in der Renaissance,
die auch das höfische Leben erfasst hatte.
Durch von uns angefertigte Bilder und durch von
uns einstudierte Musikstücke verdeutlichen wir die
Geisteshaltung der Renaissance aus unserer
Sicht.
3.2. Rudolf II.(1552-1612) - ein Herrscher der Renaissance in Prag und Förderer der Kunst , der Musik und Wissenschaft
Rudolf II. war Kaiser des römischen Reiches, König von Ungarn und König von Böhmen. Er
hat sich in unser Bewusstsein als Sammler und Mäzen von Künstlern aus der ganzen Welt
eingeprägt, aber davon, was für eine Politik und was für ein Leben er führte, weiβ man we-
nig. Die meisten Leute stellen sich Rudolf II. als einen bäuchigen älteren Herrn vor, der ein
unbekümmertes Leben führte, an Depressionen litt und den man für einen Narren hielt. Die
Realität ist jedoch anders.
Rudolf II. wurde am 18. Juli 1552 in Wien geboren, sein Vater war Maximilian II. und seine
Mutter Maria von Spanien. Rudolf hatte acht Geschwister. Es gibt nur wenige Erwähnungen
24
über seine Kindheit. Das gröβte Problem bei seiner Erziehung war die Frage der Religions-
ausbildung. Sein Vater bevorzugte das liberale Wien, die Mutter dagegen wollte Rudolf und seinen Bruder Mathias nach Spanien schicken. Deshalb wurden Rudolf und sein Bruder Ma-
thias zwischen 1563 und 1571 am Hof ihres Onkels, des spanischen Königs Philipp II., erzo-
gen. Der Schwerpunkt des Unterrichts lag dabei in dem kompromisslosen Katholizismus in
der Religionserziehung.
Der Madrider Hof als Zentrum eines riesigen Reiches war blendend und prachtvoll, überall
wurden beiden Brüdern gehuldigt, man behandelte sie wie die eignen Söhne Philipps , und
deshalb durften sie bei keinem höfischen oder kirchlichen Fest fehlen.
Sie reisten viel durch ganz Spanien und lernten die Elite der spanischen
Aristokratie kennen. Trotzdem fehlte den Jungen die Wiener Herzlichkeit und
die Anwesenheit des fanatischen Katholizismus und der allgegenwärtigen
Inquisition störte und behinderte sie. Die raffinierte und selbstbewusste
spanische Hofkultur gefiel ihnen und zugleich weckte sie in ihnen Scheu, die
nicht selten in Gefühl von Minderwertigkeit mündete. Eine der positiven
Vorlieben, die sich Rudolf aus Spanien nach Hause brachte, war seine
Vorliebe für Kunst, besonders für die Gemälde von Hieronymus Bosch, die
auch sein Onkel Philipp II. sammelte. Aus heutiger Sicht waren beide die
bedeutendsten Sammler der Werke dieses holländischen Meisters.
Am 23. August 1571 kehrten Rudolf und
Mathias aus Spanien zurück, um der
Hochzeit zwischen Rudolfs Onkel Karl von der
Steiermark und Fürstin Maria von Lothringen beizu-
wohnen. Wegen der Hochzeit kamen mehrere Tausend
Gäste und Zuschauer. Die gröβte Aufmerksamkeit wurde
auf Rudolf, den künftigen Thronfolger, gerichtet, aber
dank der spanischen Erziehung war Rudolf wortkarg und
reserviert. Maximilian II. hoffte, dass sich Rudolfs und
Mathias’ Benehmen verbessert, wenn sie sich längere
Zeit in Wien aufhielten. Bei Mathias gelang es, aber
Rudolf blieb das ganze Leben lang bei seiner
Erhabenheit, obwohl einige Zeugen behaupteten, dass Rudolf warmherzig war.
Im Jahre 1572 wurde Rudolf in Pressburg (heutige Bratislava in der Slowakei) zum ungari-
schen König gekrönt. Sein Weg auf den böhmischen Thron dauerte länger und war
Bild von Tereza Ctvrteckova
Bild von Michaela Mejdrova
25
komplizierter. Böhmen war das bedeutendste Land der Habsburger Monarchie und der böh-
mische königliche Titel hatte den gröβten Wert. Nach der Krönung in Pressburg berief Kaiser
Maximilian II. im Januar 1573 eine Versammlung ein, an der er aus gesundheitlichen Grün-
den nicht teilnahm. Nach Prag schickte er seine Söhne Rudolf und Mathias. Dies enttäuschte
die böhmischen Stände, die persönlich mit Maximilian verhandeln wollten. Sie hatten Vorbe-
halte nicht nur gegenüber Rudolfs Katholizismus, sondern bemängelten auch, dass Rudolf
über kein Tschechisch verfügte, (Tschechisch war für alle Habsburger Könige eine unwichti-
ge Randsprache.) Die nächste Versammlung gab es am 3. Februar. Diesmal war Maximilian II.
persönlich anwesend. Die Verhandlungen wurden langwierig und man verhandelte über die
Bekenntnisfreiheit, was zur böhmischen Konfession führte, die Maximilian zumindest mündlich
bestätigte. Rudolfs Krönung stand nun nichts mehr im Wege, nur das Versprechen an die
Stände fehlte, dass er Tschechisch lernen und dass er sich während Maximilians Abwesenheit
in Prag aufhalten würde. Am 22. September wurde Rudolf feierlich gekrönt. Im gleichen Jahr
wurde er auch zum römischen König gewählt (am 27. Oktober) und gekrönt (am 1. Dezember).
Rudolf II. hatte in seiner Politik einen festen Orientierungspunkt: Das Gleichgewicht der ge-
geneinander stehenden Kräfte. Seine Berater hatten unterschiedliche Auffassungen und sie
wurden absichtlich so gewählt, dass eine der Religionsrichtungen nicht den Frieden im Reich
bedroht. Und der Frieden im Reich war für seine Politik am wichtigsten. Er strebte nicht, wie
sein Groβvater Karl V., nach der religiösen Einheit. Er akzeptierte beide Konfessionen. Alles
sollte im Einklang mit dem Augsburger Religionsfrieden sein.
Rudolf II. trat seine selbstständige Regierung im Oktober 1576 nach dem Tode seines Vaters
an und er wurde Kaiser. Während seiner ersten Regierungsjahre fand Rudolf II. Gefallen an
Prag, und im Jahre 1583 brachte er seinen Sitz endgültig aus Wien nach Prag. Es gibt wahr-
scheinlich zwei Gründe für den Umzug. Erstens – Rudolf II. hielt Böhmen für die stabilste
Basis seiner politischen Lage, und zweitens – Prag bot, Dank seiner Lage anders als Wien
nie von Türken bedroht, einen guten Ausgangspunkt für die Reichspolitik.
Rudolf II. litt unter einer Geisteskrankheit, die nach der Meinung der heutigen Ärzte eine
Kombination der bipolaren Störung und der progressiven Paralyse war. Die ersten Sympto-
me zeigten sich schon in den 1580er Jahren. Zu einer akuteren Attacke kam es im Jahre
1598 – seine Depressionszustände und Manie wechselten mit Wutanfällen. Rudolfs Ver-
wandte zogen sich zurück, was seinen Zustand noch schlechter machte. Er litt unter Verfol-
gungswahn und fürchtete sich vor Machtambitionen seines Bruders Mathias. Rudolfs Geis-
teszustand beeinflusste auch sein privates Leben. Er heiratete nie. Er bevorzugte kurzfristige
sexuelle Beziehungen, eine Ausnahme war die langjährige Beziehung mit der Konkubine
26
Kateřina Strada. Mit ihr hatte er sechs oder sieben uneheliche Kinder, von denen der Geistes-
kranke Julius Cesar d´Austria am bekanntesten ist. Schon als junger Mann hatte sich er sich mit
Syphilis angesteckt. Eine der Folgen war, dass sich sein Oberkiefer verzerrte, was verursachte,
dass seine Rede unverständlich wurde. Dies beeinflusste unter anderem auch seinen Kontakt
mit der Öffentlichkeit und könnte auch die Ursache seiner Aversion gegenüber einer Heirat sein.
Der Einfluss seiner Geisteskrankheit auf seine politischen Aktivitäten ist fraglos, oft wird er
jedoch überschätzt. Rudolf II. war keinesfalls nur ein „Wahnsinniger auf dem Thron“, er be-
hielt seine politischen Aktivitäten und die Fähigkeit sich zu entscheiden und politische Aufga-
ben zu lösen. Die Geisteskrankheit fängt erst in seinen letzten Lebensjahren an, seine Re-
gierung zu beeinflussen. So kam es dazu, dass sich im Jahre 1606 die Habsburger Erzher-
zöge heimlich in Wien trafen und als den Nachfolger an der Spitze der Monarchie Rudolfs
Bruder Mathias bestimmten. Im Mai 1608 erzwang dieser die Herrschaft in Österreich, Un-
garn und Mähren, Rudolf II. blieben nur die böhmischen Länder und der Titel Römischer Kai-
ser. Ein Jahr später zwang ein drohender nationaler Aufstand den Kaiser, den sog. „Majes-
tätsbrief“ zu unterschreiben, der in den böhmischen Ländern die Religionsfreiheit garantiert.
Wieder zwei Jahre wollte Rudolf seine beschränkte Macht erneuern. Sein Cousin, der Pas-
sauer Bischof Erzherzog Leopold, sollte ihm helfen. Leopold kämpfte mit seinen Söldnern für
Rudolf gegen Mathias und die Stände. Das Heer zog von Passau über den Böhmerwald, sie
überfielen Südböhmen und den Teil Prags, der auf dem linken Ufer liegt, also den Hradschin
und die Kleinseite. Damit endet jedoch diese Aktion als Misserfolg.
Rudolf II. wurde im April 1611 gezwungen zurückzutreten. Er starb neun Monate später, am
20. Januar 1612 in der Prager Burg, bestattet ist er in der königlichen Gruft in dem St.-Veits-
Dom. Während seiner Herrschaft florierte seine Residenzstadt Prag. Prag wurde Zentrum
der europäischen Politik, es war ein bedeutendes wissenschaftliches (in Prag wirkten
z.B. Tycho Brahe, Johann Kepler und andere berühmte Alchimisten) und kulturelles Zentrum. Rudolf II. war ein leidenschaftlicher Sammler der Kunst, seine Kunstkammer ge-
hörte zu seiner Zeit zu den bedeutendsten Sammlungen. Prag zählte am Anfang des 17.
Jahrhunderts zu den lebendigsten Metropolen Europas, obwohl die Einwohnerzahl nicht hö-
her war als in anderen Groβstädten. Nach Prag zogen Adelige, die in den Kneipen auf Äm-
terverteilung warteten, Händler, die reiche Kunden suchten, Handwerker, Gaukler und vor al-
lem Goldschmiede. Prag zählte damals 60 000 Einwohner.
Rudolfinische Hofkapelle – Musik in der Renaissance Die Musik hatte in Prag eine bedeutende Stellung schon seit Ferdinand von Tirol. Die Musiker
hatten einen engen Kontakt mit anderen Künstlern am Hof – Hans von Aachen heiratete die
Tochter des berühmten Komponisten Orlando di Lasso, Philippe de Monte war mit Clusius,
27
Moralia-Gallus amat Venerem
Vitanella: Venus,
du mein Kind
Dedeones, Dichterin Westonié und Maler Pieter Stevens befreundet – und sie blieben mit
Böhmen verbunden. Unter Rudolf II. wurde die Rolle der Musik noch wichtiger. Mit der Rudolfi-
nischen Hofkapelle kam eines der bedeutendsten und gröβten Hofensembles des damaligen
Europas nach Prag.
Es ist möglich, den Aufbau der Rudolfinischen Kapelle detailliert zu rekonstruieren. Vor der
Ankunft in Prag hatte die Kapelle 46 aktive Musiker (einen Kapellmeister, 23 Sänger, zwei
Instrumentenspieler und 20 Hofhornisten). Im Jahre 1594 (die Kapelle erreichte das quantita-
tive Maximum) stieg die Zahl der Sänger auf 28, der Instrumentenspieler auf 7 und der Hof-
hornisten auf 27. Zu der Kapelle gehörten noch Kapläne, Diener, ein Kopist u.a., so dass die
Zahl der Mitglieder auf 74 stieg.
Die Mehrheit in der Kapelle waren Ausländer, den Kern der Sänger bildeten (ähnlich wie in
ganz Europa) Niederländer. Der bedeutendste war Philippe de Monte (1521 - 1603), den
Maxmilian II. berufen hatte und der einer der bekanntesten Polyfoniker war. Weitere Sänger
aus den Niederlanden waren z.B. Karel Luython und Jakob de Kerle. Aus Frankreich kam
Dichter und Komponist Jacques Renart, aus Deutschland stammen Organist Valerian Otto
und die Gebrüder Hans Leo und Jakob Hassler. Die nächste führende Persönlichkeit war der
spanische Mönch Mattheo Flecha (1530? - 1604), der in den 60er Jahren des 16. Jahrhun-
derts Mitglied der Hofkapelle wurde. Flecha gab viele Musik- und Dichtwerke bei dem Prager
Drucker Jiří Nigrina heraus. Bei Jiří Nigrina publizierte auch Jacobus Gallus
(Handl), ein bedeutender südslawischer Komponist, der in den 70er Jahren
des 16. Jahrhunderts nach Böhmen kam und später auch Mitglied der
kaiserlichen Suite wurde. Die Musik in der Renaissance war geprägt von einer reichen Poly-
phonie, die unsere Prager Gruppe mit einem einstudierten Gesang verdeutlichen möchte.
Die Stütze der Instrumentenspieler waren vor allem Italiener, tschechische Namen finden wir
unter den Instrumentenspielern nur selten. Der bedeutendste Vertreter der Polyphonie am Hof
war der Adelige Kryštof Harant z Polžic a Bezdružic (1564 - 1621), dessen Musik erst vor kur-
zem aufgefunden wurde. Er studierte am Hof des Erzherzoges Ferdinand in Innsbruck. Er reis-
te viel und im Jahre 1601 trat er in den Dienst Rudolfs II. ein. Er war sein naher Freund, und
man sagte sogar, dass er eine der drei Personen war, die mit dem Kaiser an einem Tisch a-
βen. Viele Musiker, die in der Rudolfinischen Kapelle wirkten, waren zugleich Komponisten.
Die Instrumentenherstellung wurde gepflegt, insbesondere der
Blockflötenbau, das wir durch unser einstudiertes Blockflötenspiel
verdeutlichen wollen. (Vitanella Venus, du mein Kind)
Das Repertoire der Kapelle ist nur teilweise bekannt. Nicht alle Werke der Mitglieder der Ru-
dolfinischen Kapelle waren für die Prager Burg bestimmt. Die Werke von Philippe de Monte
28
zum Beispiel wurden in Venedig und nicht in Prag veröffentlicht. Man kann nicht bezweifeln,
dass im Repertoire der Rudolfinischen Kapelle Musik fremder Herkunft überwog.
Die Prager Burg der Rudolfinischen Ära war das Zentrum des intensiven und differenzierten
Musikbetriebes. Die Tätigkeit der Kapelle war, neben höfischen Veranstaltungen, zum gröβ-
ten Teil mit dem Kirchenmilieu, konkret mit Gottesdiensten, verbunden. Nach 1556 wurde im
St.-Veits-Dom eine neue und für diese Zeit technisch einzigartige Orgel installiert, was von
der groβen Bedeutung der Orgelmusik zeugt. Es ist interessant, dass im Turm des St.-Veits-
Domes seit 1548 eine selbstständige und von der Kapelle unabhängige Posaunistengruppe
wirkte. Die Tätigkeit der Kapelle war u.a. mit der Prager Burg verbunden, es ist jedoch auch
bekannt, dass die Mitglieder der Kapelle auch woanders wirkten. Die Musiker bildeten einen
Teil der kaiserlichen Suite, wenn der Kaiser reiste. Nachdem Rudolf II. gestorben war, zerfiel
auch die Kapelle.
Die Musik in der
Renaissance war
von einem neuen
besonderen Har-
monieempfinden
geprägt. Selbst
Kepler ordnete den einzelnen Planetenbahnen Harmonien zu, die seiner Bewunderung über die Harmonie in den Bahnbewegungen der Planeten entsprachen. Die Harmonie in der Natur war für ihn Ausdruck des göttlichen
Waltens, die sich für ihn auch in der Musik und Geometrie manifestierte.
Literatur/Quellenangaben: Robert J. W. Evans: Rudolf II. a jeho svět. V překladu Miloše Caldy vydala Mladá fronta,
Praha 1997, 384 stran textu + 16 stran obrazové přílohy.
Josef Janáček: Rudolf II. a jeho doba, Paseka 1997
http://de.wikipedia.org/wikiRenaissance
http://www.tphys.uni-heidelbrg.de/~huefner/KopGeg/V01-kopernikus.pdf Verfasser: 3.1. – 3.2. Zuzana Štůlová, Michaela Mejdrová, Kristýna Orságová, Anna Vacířová Blockflötenensemble der Studentinnen aus 3AG
Die von Kepler den einzelnen Planeten zugeordneten Harmonien (Harmonice Mundi)
29
3.3. Renaissance und die Kunst Aus der schnellen Entwicklung der Zivilisation, die sich um das Erkennen der Realität, der
Geschichte und vor allem des Menschen bemühte, entstand auch eine neue Kunstform. Im
Zentrum des Interesses stand der Mensch - in Fragen des Lebens, der Schönheit, Religion,
Tugend und Vernunft.
Obwohl sich Renaissance
und Humanismus an die
heidnische Antike wende-
ten, widersprachen sie
nicht dem Katholizismus.
Sie überwanden nur die
mittelalterliche Dimension.
Die italienischen Künstler
der Renaissancezeit waren
fromme und gläubige
Leute, die oft im Auftrag
der Kirche arbeiteten. Mehr als 80% der aus dieser Epoche erhaltenen Statuen und Gemäl-
de, verarbeiten biblische und kirchliche Stoffe. Auch in der Literatur überwiegen religiöse
Stoffe. Das Ziel war, die Kunst (u.a. religiöse) den Menschen möglichst nah zu bringen.
Die Malerkunst aus Florenz war berühmt und zeichnete sich durch ihren Kampf zwischen der
Logik und den neoplatonischen Ideen aus. Diesen Ideen nach war der Gott ein unerreichbares
Wesen, über das man nur das erfahren kann, was es nicht ist. Man kann dem Gott nur durch
das Interesse für den eigenen Körper und die Pflege der intellektuellen Fähigkeiten (Musik, Li-
teratur, Kunst, Philosophie, Liebe) näher kommen. Zu den damaligen italienische Malern ge-
hörte Giovanni Belini.
Er schuf harmonische Gemälde, die einen detaillierteren Blick auf die Religion anboten und
sich von dem antiken Geist des 15. Jahrhunderts entfernten. Er bemühte sich die religiösen
Themen zu säkularisieren und sie dem Zuschauer möglichst nah zu bringen. Beachtenswert ist
die Wollust, die seine Figuren ausstrahlen. Die Darstellungen der biblischen Gestalten (Adam,
Christus und Sebastian) boten den damaligen Künstlern im Unterschied zu ihm eine einmalige
Gelegenheit an, den Männerakt darzustellen. (Mantegna, Cranach, v.a. Michelangelo).
In Holland bemühten sich die Künstler, die von der italienischen Entwicklung sehr beeinflusst
waren (z.B. Bruegel), den Geist des Humanismus in die Malerkunst in ihrem Heim einzuglie-
dern. So entstand eine einmalige Kunst mit eigenen Wurzeln.
Bild von Zuzana Ransova
30
Ein weiterer Vertreter war Hieronymus Bosch. Er lebte unter tiefen ideologischen und religiö-
sen Krisen und unter vielen Sektenbewegungen, die von den apokalyptischen Predigern ge-
führt wurden. Sein Werk ist voll von Sarkasmus, Grausamkeit und Moralisieren und war für
alle Bevölkerschichten bestimmt. Er malte ausschlieβlich religiöse Themen, die er mit kras-
sem Radikalismus darstellte. Die dort gezeigte Welt führte zur Verdammung. Er befasste
sich mit den vorherrschenden menschlichen Geisteshaltungen im späten Mittelalter. In dieser
Zeit waren sich die Menschen der schrecklichen Katastrophen, Gefährdungen und Bestra-
fungen bewusst und sie wollten ihre Seele nach dem Tode retten und der Hölle entgehen.
Aus der heutigen Sicht sehen die grausamen Visionen übertrieben aus. Warnungen der da-
maligen Prediger waren apokalyptisch und sie waren allen bestimmt. In dem gegebenen
Kontext konnten die Menschen nur solche Mitteilung begreifen, die mit der expressiven
Sprache ausgedrückt wurde. Die mittelalterlichen religiösen Wurzeln der spanischen, deut-
schen(Albrecht Dürer, Hans Holbein u.s.w.) und französischen Kunst wurden durch den ita-
lienischen Mystizismus ergänzt.
3.4. Renaissance und Religion Die Renaissancezeit wird mit der Distanz der Bevölkerung zur religiösen Frömmigkeit gleich-
gesetzt. Der Glaube beeinflusste jedoch jeden Menschen der damaligen Gesellschaft ohne
Rücksicht auf seine Stellung. Die Menschen bezweifelten nicht die Existenz Gottes, sondern
wie er angebetet wurde. Die Wissenschaftsgläubigkeit der damaligen Zeit führte zu einem
Nebeneinander von Wissenschaft und Bibel.
In der Gesellschaft gab es damals vielfältige Gruppen, deren Entwicklung und Lebensform
sehr unterschiedlich war. Auf dem Lande mischten sich Aberglauben und Religion. Überna-
türliche Kräfte beeinflussten das Leben jedes Landbewohners. Von der Hälfte des 16.Jh.s an
war das Bekenntnis der Untertanen von dem Bekenntnis des örtlichen Herrschers abhängig
(in dieser Zeit gab es schon Katholiken und Protestanten). Keplers Leben wurde von die-ser Auffassung stark geprägt. Der Glaube beeinflusste das Leben von der Taufe bis zum
Begräbnis, das Gesellschaftsleben und die Ereignisse auf dem Lande wurden mit der Kirche
verbunden.
Im Gegensatz zur Lebensform auf dem Lande, war das Leben in den Städten moderner und
bot mehrere Möglichkeiten zur Lebensgestaltung an. Sie waren nicht nur von den Traditionen
und Aberglauben beeinflusst. Es war auch davon abhängig, ob es sich um eine Königsstadt
oder eine Untertanenstadt handelte. Untertanenstädte waren nicht frei und ihre Bewohner wa-
ren Untergebene des örtlichen Gutsbesitzers. Dagegen waren Königsstädte nur dem König un-
tertan und ihre Bewohner konnten zwischen verschiedenen religiösen Richtungen wählen.
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Die gröβte Freiheit im Glauben wie auch im Lebensstil (z. B. auch in der Mode) genossen je-
doch Adelige, die nur der Glaube des Königs beschränkte. Falls sich jemand vom Adel für
einen anderen Glauben entschied, als für den des Königs, hinderte es ihn am gesellschaftli-
chen und politischen Wachstum.
Die Religion der höheren
Aristokratie war von der
Familienpolitik beeinflusst.
Die Renaissance offen-
barte, dass die damalige
Kirchenstruktur sich über-
lebt hatte, und es entwick-
elte sich eine Bewegung,
die die Krise der Kirche
radikal auflösen wollte.
Diese Bewegung war die
Reformation. Sie begann
in Deutschland mit Martin
Luthers Auftreten im Jahre 1517. Martin Luther war Theologe, Prediger und Reformator, Be-
gründer des sog. Protestantismus, Autor vieler geistlicher, politischer und pädagogischer
Schriften, Kirchenlieder und Übersetzungen. Er wollte die Reform der Kirche auf Grund fol-
gender Prinzipien:
Sola gratia - allein die Gnade Gottes bringt Erlösung
Sola fide - allein der Glaube rechtfertigt vor Gott
Sola scriptura - allein die Bibel ist Regel und Richtschnur des Glaubens
Solus Christus - allein die Person, das Wirken und die Lehre Jesu ist Grundlage des
Glaubens
In lutherischer Kirche bilden die Autorität die Heiligen Schriften des
Alten und Neuen Testaments (mit der Ausnahme der Apokryphen)
und im Zentrum des Gottesdienstes steht die Predigt.
An der Spitze dieser Kirche konnten sogar Frauen stehen, was eine
groβe Reform bedeutete. In der protestantischen Theologie
unterscheidet man zwischen dem Gesetz und dem Evangelium. Als
Gesetz versteht man Gebote Gottes, Überführungen von Sünden und ihre Bestrafung. Das
Evangelium gibt dem gläubigen Menschen, der sündigte, die Hoffnung, dass ihm seine Sün-
de vergeben wird.
Bild von Lucie Triskova (Mode des Adels in der Renaissance)
32
3.5. Renaissance und Philosophie
Die Renaissance entwickelte sich philosophisch aus dem Humanismus, der sich in Italien im
14. Jahrhundert durchsetzte. Im weiteren Sinne war der Humanismus die Vorstufe der Re-
naissance, im engeren Sinne umfasste er die professionelle Lehre, die sich auf das Studium
der antiken Geisteshaltung bezog. Die Humanisten beschäftigten sich u.a. mit der antiken
Literatur. Die wichtigsten Universitäten waren in Bologna, Pisa, Pavia, Ferrara und Padua.
Fast alle Wissenschaftler der Renaissance waren Humanisten. Im Zusammenhang mit den
neuen Bedürfnissen der Gesellschaft wurden neue Ansprüche auf die Ausbildung gestellt
und es entstand ein neues Ideal des Gebildeten.
Als König des Humanismus wurde Erasmus v. Rotterdam genannt,
ein holländischer Philologe und Philosoph. Anfangs stellte er sich
kritisch zu der Reformation, trotzdem wird er für ihren Vorgänger
gehalten. In den religiösen Konflikten in der ersten Hälfte des 16.
Jahrhunderts war er Anhänger der religiösen Toleranz. Er wollte
das Bild eines normalen christlichen Lebens schaffen. Das gröβte
Übel der Zeit sieht er im Formalismus. Das Heilmittel sei: man
sollte in jedem Augenblick ohne Angst fragen können. Die
wichtigste Aufgabe jedes katholischen Priesters sei die Predigt (im
Werk „Prediger“). Dank einiger seiner Bemühungen wird er für den
Vorgänger der Aufklärung gehalten.
Unter dem Einfluss des Humanismus verbreiteten sich in Italien zu Beginn der Neuzeit die
Studien der ursprünglichen Quellen, zu ihnen gehörten die Gedanken von Aristoteles, Aquinas
oder Scota. Dies führte zum Erwachen der Philosophie nach ihrer Krise am Ende des Mittelal-
ters. Diese Studien zeichneten sich im Vergleich zu den mittelalterlichen Forschungen durch
einen kritischen Umgang mit den antiken Quellen aus. Sie offenbarten einen komplexeren his-
torischen Sinn, befreiten sich von den theologischen Zielen (z.B. Erklärung von Wundern).
Die Bildung ist nicht ausschließlich auf Gott ausgerichtet, man erdachte verschiedene psy-
chologische Ursachen und man suchte rationale Erklärungen (falls es keine gibt, wird als Ur-
sache Fortune bezeichnet). Es wurden die im Mittelalter wenig durchforschten Probleme in
Bereichen der Anthropologie, Ethik und Gesellschaftswissenschaften behandelt und die wis-
senschaftliche Konzeption wurde durch Beobachtungen und Erfahrungen geprüft. Im 16.
Jahrhundert verlagerte sich das Zentrum der Studien nach Spanien (nicht mehr Italien).
Erasmus von Rotterdam
33
In den böhmischen Ländern war Philosophie unter dem Schild der Kirche, die aber keine
adäquate Basis bedeutete. Die katholische Kirche verlor im Jahre 1462 die Möglichkeit, sich an
der Prager Universität durchzusetzen, und Klöster waren (falls sie nicht nach der Revolution
geschlossen wurden) sehr geschwächt. Bevor die Jesuiten kamen (im Jahre 1556), mussten
Studenten im Ausland (Wien, Krakow, ...) studieren. Die Brüdergemeinde lehnte jede Ausbil-
dung ab und mit der Ausbildung auch die Philosophie. Im 16. Jahrhundert änderte sich jedoch
ihre Beziehung zu der Erudition (man gründete Schulen, ihre Vertreter waren im Bereich der
Kultur tätig,...). Es handelte sich jedoch nicht um die planmäβige Philosophie, sondern um die
Tätigkeit in Bereichen der Philosophie und biblischen Theologie. Den Utraquisten stand zwar
die alte Prager Universität zur Verfügung, aber der Unterricht der Philosophie fuβte auf alten
Kommentaren und man konnte hier keine markantere Persönlichkeit finden.
Nach der Revolution kamen der katholischen Kirche die Jesuiten zu Hilfe. Dieser Orden der
Societas Jesu wurde im Jahre 1540 gegründet und gründete seine Kollegien in Spanien,
Portugal und Italien, später (wegen der Verbreitung des Protestantismus) auch in Mitteleuro-
pa – im Jahre 1552 in Wien, im Jahre 1556 in Prag, Ingolstadt, Köln am Rhein, später in
München, Trier, Innsbruck, Olmütz.
Die Jesuiten bemühten sich anfangs um die höhere Ausbildung der Jugend. Später, nach-
dem sie in diesem Bereich erfolgreich waren, begannen sie mit dem Unterricht in Philoso-
phie. Nach dem Wunsch ihres Gründers Ignaz von Loyola sollten sich die Jesuiten an die
Philosophie von Aristoteles halten. Am Anfang interpretierten sie seine Lehre freier, später
verarbeiteten sie aktuelle Anregungen, wie sie wollten. Jesuitische Werke fanden eine groβe
Resonanz. Sie als erste verließen das bloβe Kommentieren der kanonischen Schriften und
der Schriften von Aristoteles und fingen an, das systematisch aufgebaute Lehrbuch der Phi-
losophie einzusetzen. Auch Martin Luther war am Anfang gegen die Philosophie, später aber
sah er ihre Bedeutung ein.
Eine wichtige Persönlichkeit war auch Luthers Mitarbeiter Philipp Melanchthon. Er schrieb
einige Lehrbücher für den Unterricht der Philosophie an den lutherischen Hochschulen. Ob-
wohl diese Lehrbücher keine wissenschaftlichen Werke waren, hatten sie einen groβen Ein-
fluss und waren auch in der Geschichte der Philosophie von groβer Bedeutung. In den Bü-
chern mischten sich Aristotelismus, Humanismus und Melanchthons Begegnung mit Luther.
Luthers Einfluss zeigte sich z.B. darin, dass Melanchthon die Wissenschaft von den bibli-
schen Angaben nicht trennen wollte. Melanchthon bemühte sich auch darum, die Erkennt-
nisse, die aus den Sinnen und der Bibel ausgehen, zu ergänzen. Dies zeigte sich z.B. in der
natürlichen Philosophie. Die Mischung der naturwissenschaftlichen Erkenntnisse und der
34
biblischen Lehren waren Grund für die Entstehung der sog. Mosaischen Philosophie, deren
Vertreter im 17. Jh. z.B. Johann Amos Comenius und Markus Marci von Kronland waren.
Am Ende 16.Jh. entstand eine neue Gedankenrichtung , begründet durch den Calvinisten
Peter Ramus ( Ramismus). Der Ramismus wurde v.a. in Mitteleuropa in den Jahren
1581 - 1610 sehr beliebt. Ramus fing an, die aristotelische Philosophie zu kritisieren, und am
Ende behauptete er, dass nur er die genaue Bedeutung der aristotelischen Ideen erkannte.
Er schrieb darüber nur ein Werk, das er im Laufe seines Lebens mehrmals überarbeitete, der
führende Gedanke blieb aber gleich. Ramismus wurde mit Melanchthons Logik verglichen.
3.6. Renaissance und Unterhaltung
Mit Beginn der Renaissance wurde groβer Wert auf das weltliche Leben und seine Freuden
gelegt. Es entstanden viele Arten der Unterhaltungen, die vor allem das Privileg königlicher
Höfe, der Adeligen und der reichen Bürger waren. (z.B. Literatur oder Tanz).
Während Kinder auf
dem Lande schon ab
der frühen Kindheit
ihren Eltern mit
Feldarbeiten helfen
mussten, hatten Kin-
der der Bürger und
Adeligen eine glück-
liche und sorglose
Kindheit. Ihre häufig-
sten Spiele waren
„blinde Kuh“, andere
Fangspiele oder
Spiele mit einem
ledernen Ball. Als Spielzeug dienten verschiedene hölzerne (einige sogar bewegliche) Imita-
tionen der Tiere, Schiffe und Soldaten, Puppen (auf dem Lande aus Stroh, in höheren
Schichten aus Stoff oder Holz), Schaukelpferde Kreisel und Ringe, die die Kinder mit einem
Stab nach vorne bewegten. Die Jungen aus den Adelsfamilien wurden in Fechtschulen ge-
schickt, wo man ihnen das Fechten mit Schwertern, Degen, Dolchen, Speeren und Partisa-
nen beibringen sollte. Mädchen dagegen lernten tanzen und sticken. In vielen Familien züch-
tete man verschiedene Tiere – Hunde, Hasen, Singvögel, Katzen und in manchen königli-
chen Familien hielten sogar kleine Bären. Da die Bauern und die meisten Handwerker immer
viel zu tun hatten, weiβ man über ihre Unterhaltungsweisen nur wenig.
Bild von Katerina Stolova
35
Bild von Monika Bauerova
Wenn sie frei hatten, besuchten sie Freunde (zu Hause oder in Kneipen), erzählten Ge-
schichten oder vergnügten sich mit dem damals sehr beliebten Würfelspiel. Das gröβte Fest
gab es, wenn in der Stadt ein Markt stattfand, wo die Komödianten und Akrobaten nicht fehl-
ten. Diese Unterhaltungsweise war sogar den höheren Schichten nicht fremd. Reiche Bürger
und Adelige luden auf ihre Bälle und Bankette Gaukler, Musiker und Dichter ein. In Städten
entstanden damals erste öffentliche Theater (die bekanntesten waren in England), die Rei-
che und Arme besuchen durften. An königlichen oder adeligen Höfen gab es Hunde- und
Pferderennen, Armbrustschieβen und das unter Männern sehr populäre Fechten. Auβerdem
war der Kampf Mann gegen Mann sehr beliebt.
Dank der Gar-
tenarchitektur
verbrachten
die Adeligen
ihre Freizeit in
ihren Gärten.
Diese Gärten
hatten damals
eine regel-
mäβige Form
und sie wur-
den mit Statu-
en, Lusthäus-
chen, Brunnen,
Fontänen und
Pergolen, mit dekorativ geschnittenen Sträuchern und Bäumen und mit schönen Beeten ge-
schmückt. In den Gärten veranstaltete man verschiedene Spiele und Wettbewerbe (Laufen,
Bogenschieβen, Golf, Kegeln). In vielen Gärten waren u.a. Menagerien und Plätze, wo man
Pferde ritt, und Ballhäuser, wo man Tennis und Volleyball spielen konnte, vorgesehen. Das
gröβte Vergnügen bereitete aber die Jagd . Man jagte in Tiergärten, die um das Schloss herum
angelegt wurden, und man jagte mit Hilfe der Hunde und Raubvögel v.a. Hirsche, Füchse,
Wildschweine, Fasane und Wölfe. Noch am Anfang 15.Jh. erfreuten sich besonders Turniere
bei Frauen als Zuschauer groβer Beliebtheit .Wenn schlechtes Wetter war, konnten Adelige ih-
re Freizeit im Salon verbringen. Es gab Männer- und Frauensalons. Männer spielten Karten
oder Schach, Frauen stickten oder lasen Bücher. Man pflegte auch Kunst – z.B. Malerei und
Bildhauerei. Viele reiche Bürger, Adelige und Könige bestellten bei berühmten Malern die Bil-
der und eigene Porträts und einige malten sogar selbst oder dichteten.
36
3.7. Renaissance und Literatur Die Verbreitung der Literatur in der
Öffentlichkeit unter den Gebildeten
Kreisen wurde durch die von
Gutenberg(1395-1468) eingeführten
beweglichen Lettern (Buchdruck) ge-
fördert. Dieser Buchdruck gilt als
Medienrevolution und Schlüsselele-
ment für die Ausbreitung der Geis-
teshaltung der Renaissance allge-
mein.
Die Literatur in der Renaissance schuf in groβen europäischen Städten die nationale Hoch-
sprache dadurch, dass sie diese an die Stelle der Dialekte setzte. Die Renaissanceliteratur
entwickelte sich parallel mit der Entwicklung des Humanismus (man studierte antike Texte
und nutzte die Motive der antiken Literatur aus). Renaissancebildung beschränkte sich nicht
nur auf Nachahmung antiker Muster, man bemühte sich erweiternd um die wahre Bildung
des Menschen und seines Schicksals bedingt durch zwischenmenschliche Beziehungen. Die
klassische Tradition diente als Muster nicht als Modell. Es entwickelten sich Hauptgenres der
modernen Prosa, Poesie und des Dramas (Sonetten, Novellen, Komödien, historisches
Drama, ...) Die Literatur konzentrierte sich auf das irdische Leben.
Einer der bedeutendsten Autoren dieser Zeit war Francesco Petrarca, ein italienischer Dich-
ter, Prosaiker und Kenner der antiken Kultur. Seine Werke sind humanistisch orientiert (Afri-
ka), moralisch religiös (Gesangbuch, Triumphe, Geheimnis) und Briefe (Briefe an Groβe und
Kleine dieser Welt).
Mit dem neuen Stil, den die Renaissance ermöglichte, war bei ihm der Individualismus, das
Interesse für antike Künstler und die Bewunderung Roms verbunden. In seiner Epoche ver-
breitete sich die Lyrik. Die Verse kennen weder Handlung noch direkten Konflikt und trotz-
dem sind sie dramatisch.
Gegensätzliche Einstellungen und Gedanken, archaische Ausdrücke, komplizierte Formen
kennzeichnen seine Werke. Seine Verse sind voll von Hinweisen auf die Bibel, die antike Li-
teratur und auf Werke seiner Vorgänger (z.B. Dante Alighieri).
Aus Italien stammte auch Giovanni Boccaccio. Sein bestes Werk ist Dekameron. Diese Er-
zählung verbindet 100 Novellen, die zu einem Ganzen gefügt wurden. Er betont in
Bild von Martina Seidlova
37
Beispielen die Tugenden und auch die Unzucht und zeigt den Weg zum glücklichen Leben.
Im Unterschied zu Dantes Göttlicher Komödie zeigt sein Werk den Weg zum irdischen Leben
und man nennt es Menschliche Komödie. Dekameron wurde zwischen zwei kulturellen und
gesellschaftlichen Epochen geschrieben – dem Mittelalter und der Renaissance. Das Mittel-
alter zeigte sich in der Symbolistik, die Renaissance zeigt auf die Verletzung der Zehn Ge-
bote. Boccaccio möchte den Menschen so zeigen, wie er in
der Realität ist. Die Helden sind nicht mehr abstrakt, sie
werden in der psychologischen und sozialen Dimension
vorgestellt. Es gibt in seinem Werk keine Heiligen oder
Recken, sondern gewinnsüchtige Händler, heuchlerische
Mönche, verschwenderische Adelige.
Die Renaissance schuf auch eine naturwissenschaftliche Literatur. Erwähnt sei die Veröffentlichung der Gedanken von Kopernikus über das heliozentrische Weltbild durch Rheticus in dem Buch „De Revolutionibus“. Dieses Buch
half, dass sich die heliozentrische Struktur des damaligen
Universums weiter verbreitete und das geozentrische
Weltbild allmählich zurückgedrängt wurde und so zur einer
Art Revolution in der Naturwissenschaft führte.
3.8. Renaissance und Frauen
Die meisten Frauen der Renaissance waren zugleich Mütter und die Mutterschaft war ihr Be-
ruf und ihr Lebensinhalt. Mutter zu werden, war damals gefährlich, denn die Gebärende
konnte sterben. Auch die Mortalität der Kinder war sehr hoch , in Westeuropa 20 – 50 %, in
anderen Ländern sogar 90 %. Es wurde sogar geraten, sich nicht allzu sehr zu freuen, wenn
ein Kind zur Welt gekommen war, denn man konnte so den Gott verärgern.
Die Frauen aus höheren Schichten stillten ihre Kinder nicht, obwohl es ihnen Ärzte und Hu-
manisten rieten. Es wurden Ammen angestellt, oder man schickte Säuglinge auf das Land.
In niedrigeren Schichten war hohe Natalität nicht erwünscht, weil es wenig Lebensmittel gab.
Eine häufige Ursache des Totes eines Kindes war auch der Mord (falls das Kind unehelich
war oder falls die Mutter glaubte, sie könnte es nicht ernähren).
Ein tragisches Schicksal hatten auch Ehefrauen. Die Ehe diente zur Häufung von Vermögen.
Die Frau hatte kein Recht zu erben, aber dafür bekam sie die Mitgift. In vielen Fällen war die
Titelblatt von „ De Revolutionibus“ 1543
38
Mitgift für den künftigen Ehemann bestimmt und die künftige Ehefrau suchten die Eltern nach
dem Wert der angebotenen Mitgift aus. Die damalige Ehe war ein ewiger Bund, aber es gab
Gründe, für die man die Ehe scheiden konnte: Ehebruch seitens der Frau, Impotenz des
Mannes, Lepra oder Brutalität des Mannes. Humanisten und Prediger forderten, dass die
Beziehung harmonisch sein und auf Liebe und Vertrauen aufgebaut sein sollte. Sie verga-
βen aber nie zu sagen, dass die Beziehung durch das Patriarchat bestimmt wird.
Sie beschrieben auch, wie das Sexualleben in der Ehe auszusehen hat. Die erstrangige Auf-
gabe war, Kinder zu zeugen. Die weitere Forderung war, die Vermeidung des Seitensprungs.
Den Adligen wie auch den Vertretern der Kirchen z.B. in Rom war es nicht verwehrt, sich ei-
ner Kurtisane anzuschließen, die oft sehr gebildet waren. Die Kurtisane entsprach im alten
Griechenland die Hetäre.
Dass sich die Geisteshaltung der Renaissance am Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit,
d. h. zwischen Aberglauben und rationaler Wissenschaft befand, kam auch in der Hexenver-
folgung zum Ausdruck, der besonders Frauen zum Opfer fielen.
Ein bekanntes Beispiel ist die Mutter von Johannes Kepler, die bedingt durch den Streit mit
einer Nachbarin als Hexe bezichtigt und in Haft genommen wurde. Es drohte ihr die Folter.
Nur durch das Bemühen ihres Sohnes wurde sie freigesprochen.
3.9. Renaissance und die Naturwissenschaft
Es wurde schon berichtet, dass die Renaissance das freie wissenschaftliche Denken erlaub-
te teilweise ohne Rücksicht auf die vorherrschende Theologie. Die Naturwissenschaft stellte
die Vernunft und die Erfahrung in den Mittelpunkt. Die Vielfalt der Naturvorgänge wurden
quantitativ erfasst. Das Experiment, die Beobachtung und der Messvorgang standen im Mit-
telpunkt. Die durch die Auswertung gewonnenen Erkenntnisse wurden mit Hilfe der Mathe-
matik beschrieben, daraus das Naturgesetz abgeleitet und anschließend als Beweis der
Theorie gesehen. Diese Methoden waren die Voraussetzung für die gewaltigen Erfolge der
Naturwissenschaft seit Beginn der Neuzeit bis heute. Die Naturwissenschaftler waren da-
mals aber der irrigen Meinung, dass alles in der Natur messbar ist und dass außerhalb des
Messbaren nichts existiert.
In dieser Aufbruchstimmung lag es direkt in der Zeit, dass die alten Weltbilder durch Koper-nikus und Kepler eingerissen wurden. Dabei stand das Beobachten, das Messen und das
39
mathematische Auswerten mit Entwicklung neu gefundener Gesetzmäßigkeiten im Zentrum
ihrer Forschungen.
Daneben kam es zu bahnbrechenden technischen Erfindungen, z.B. des Fernrohrs, des Mik-
roskops, des Kompasses, des Buchdrucks. Alle diese Erfindungen beeinflussten alle Le-
bensbereiche. Man denke nur an die geographischen Entdeckungen. Soziale, politische und
religiöse Umwälzungen waren die Folge.
Literatur und Quellen 3.3. – 3.9.: Josef Janáček: Ženy české renesance, Čs.Spisovatel,1976
Jiří Pelán a kol. : Slovník italských spisovatelů, Libri, 2004
http://wikipedia.org/wiki/Renaissance/Hexenverfolgung
http://www.tphys.uni-heidelberg/~huefner/KopGeg/VO1-Kopernikus.pdf
http://de.wikipedia.org/wiki/De_Revolutionibus_Orbium_Coelestium
http://7www.p-moeller.de/renabaro.htm
Unterlagen von Herrn Grasse
3.3. – 3.9. Verfasser: Zuzana Pikorová
Martina Soušková Kateřina Štolová Gabriela Ilyková
40
4. Das Weltbild des Kopernikus
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Bild:Nikolaus_Kopernikus.jpg
Kopernikus-Denkmal in Toruń (Foto Arbeitsgruppe Toruń)
41
4.1. Lebensweg von Kopernikus STAMMBAUM VON NIKOLAUS KOPERNIKUS (MIKOŁAJ KOPERNIK)
Łukasz Watzenrode Katarzyna Russe
Katarzyna Watzenrode Tiedemann v. Allen Barbara Watzenrode Mikołaj Kopernik Łukasz Watzenrode-biskup warmiński Katarzyna Andrzej Tiedeman Barbara Krystyna Katarzyna Łukasz v. Allen Urszula Katarzyna Elżbieta Krystyna Bartłomiej Gartner Barbara Regina und Klemens Müller Tiedeman Jerzy Barbara Albrecht Paweł Albrecht Kordula
Geburtshaus in Thorn Projektgruppe vor dem Geburtshaus von Kopernikus
Quelle: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/f/fb/CopernicusHouse.jpg
Nikolaus Kopernikus, eigentlich Nikolas Koppernigk, (latein.: Nicolaus Copernicus, poln.:
Mikołaj Kopernik) ist am 19. Februar 1473 in Thorn geboren und er starb am 24. Mai 1543 in
Frauenburg. Es gibt viele Kontroversen, die mit der Abstammung von Kopernikus verbunden
sind. Die Wissenschaftler werden in zwei Gruppen eingeteilt. Einige behaupten, Kopernikus
ist ein Pole, die anderen wollen den Kopernikus als den Deutschen sehen. Es gibt
MIKOŁAJ K.
42
Argumente, die für beide Seiten des Streites sprechen. Man hat zum Beispiel bewiesen,
dass die Mutter von Kopernikus und wahrscheinlich auch sein Vater der deutschen Herkunft
waren. Der Nikolaus ist aber in Polen geboren und hier hat er auch gewohnt und studiert.
Kopernikus verfasste seine Schriften zum größeren Teil in der lateinischen und zum kleine-
ren Teil in deutscher Sprache. Schriftliche Zeugnisse von ihm in polnischer Sprache sind
nicht bekannt, die Zahl der Kontakte zu Polen ist klein, der Austausch mit deutschsprachigen
Gelehrten jedoch führte letztendlich zur Publikation seines Werkes in Nürnberg. Zweifelsoh-
ne ist er in Thorn geboren und hat die polnische Sprache gekannt. In Thorn begann er in
einem Gymnasium zu lernen.
Kopernikus hat mehrmals betont, er komme aus Thorn. In seinem größten Werk hat er als
Torinensis (Thorner) unterschrieben. Auf seinem Denkmal in Thorn (siehe S. 40) steht die
Unterschrift Nicolaus Copernicus Thorunensis, Terrae motor, Solis Caelique stato.
Kopernikus war aber zweifelsohne ein vielseitiger Mensch. Er war hauptberuflich ein Ange-
höriger des katholischen Klerus und gleichzeitig befasste er sich mit solchen Fakultäten wie
Medizin, Recht, Astronomie und Mathematik.
Kopernikus Familie gehörte zur Bürgerschaft der Hansestadt Thorn an der Weichsel und
wohnte dort in der St.-Annen-Gasse. Kopernikus Vater (ein Kupferhändler und Regierungs-
beamter von Beruf) starb, als Nikolas zehn Jahre alt war. Für Nikolas Ausbildung (zuerst in
Thorn) sorgte sein Onkel Lukas Watzenrode der Jüngere, der Bruder seiner Mutter Barbara
Watzenrode. In Jahren 1491–94 besuchte Kopernikus die Universität in Krakau (Kraków). An
der dortigen Universität studierte er die 7 Freien Künste (Dialektik, Rhetorik, Grammatik, Ge-
ometrie, Arithmetik, Musik und Astronomie) ohne das Studium dort abzuschließen. Das Stu-
dium in Krakau sollte die Grundlage für das Studium der Theologie, Jurisprudenz oder Medi-
zin sein. Seine Leidenschaft galt aber der Astronomie. In dieser Zeit hat er sich entschieden,
seinen Namen zu latinisieren, nämlich Coppernicus, später Copernicus.
Im Kopernikus Leben, wie gesagt, spielte Religion die wichtige Rolle. Im Jahre 1495 wurde
er Kanoniker in Frauenburg und dann begann er an der Universität Bologna Jura und Astro-
nomie zu studieren. Weitere Studien führten ihn nach Padua und Ferrara. Er erwarb dazu
noch im Jahre 1499 den Grad eines Doctor medicinae.
4.2. Das heliozentrische Weltbild des Kopernikus Kopernikus ist aber vor allem als Astronom bekannt. Er lernte in Italien in der Aufbruchstim-
mung der Renaissance, dass man die vorherrschende Vorstellung des ptolemäischen
43
geozentrischen Weltbildes nicht kritiklos und ungeprüft übernehmen soll, eine Einstellung,
die in der Renaissance in der Wissenschaft allgemein vorherrschte. Seine Theorien von der
Bewegung der Planeten auf Kreisbahnen um die Sonne machten ihn zu einem der bekann-
testen Astronomen . Er hat das heliozentrische Konzept des Weltbildes wahrscheinlich von
Yajnavalkya (9.–8. Jahrhundert v. Chr.) aus Indien und von Aristarchos (um 310 v. Chr. gilt
als griechischer Kopernikus) aus Griechenland übernommen und weiter entwickelt.
In Italien lernte er die neue Methode der Physik kennen: Messen, Auswerten, Ermittlung der
mathematischen Gesetze entsprechend der Messergebnisse und Überprüfung der gefunde-
nen Gesetzmäßigkeiten an Hand des Eintretens von Voraussagen.
Kopernikus war von seinem entwickelten heliozentrischen Weltbild überzeugt. Er hielt dieses
für das einfachere und lehnte das komplizierte geozentrische Weltbild von Ptolemäus mit
dem Excentermodell ab. Er versuchte den mathematischen Nachweis für das heliozentri-
sche Weltbild dadurch zu führen, dass er die Sonne in den Mittelpunkt stellte und die Schlei-
fenbewegung als Überlagerung von Erd- und Planetenbewegung darstellte. Er konnte aber
auch auf die Epizykeltheorie, wie auch Ptolemäus, nicht verzichten.
Heliozentrisches Weltbild nach Kopernikus (Quelle: Kepler Gesellschaft - s.u.)
Seine Beschreibung der Planetenbewegung war
nicht bedeutend exakter, als die von Ptolemäus
aber im Vergleich zu den heutigen Messergeb-
nissen doch relativ genau:
Quelle: Kepler Gesellschaft(s.u.)
44
Er zögerte, das in seinem Buch „ De Revolutionibus
Orbium Coelestium“ (Von den Umdrehungen der
Himmelskörper) geschilderte heliozentrische Weltbild
mit der Beschreibung der Planetenbewegungen zu
veröffentlichen. Die Schwierigkeit ergab sich dadurch,
dass er noch Kreise als Planetenbahnen annahm und
seine Ergebnisse auch nicht viel genauer, als die von
Ptolemäus waren. Selbst die damaligen Experten
sahen keine Veranlassung, das bisherige
ptolemäische Weltbild aufzugeben. Es wurde zunächst
nur als Rechenmodell verstanden aber das
dahinterstehende Weltmodell wurde vielfach
abgelehnt. Es lag aber dennoch im Zeitgeist der
Renaissance andere Wege in der Wissenschaft zu
gehen, als die bisher bekannten.
Die Kirchen haben das geozentrische Weltbild von Ptolemäus bevorzugt. Martin Luther sagte
einmal: „Der Narr will mir die ganze Kunst Astronomia umkehren! Aber wie die Heilige Schrift
zeigt, hieß Josua die Sonne still stehen und nicht die Erde!(...) Es ist die Rede von einem
neuen Astrologen, der beweisen möchte, dass die Erde sich anstelle des Himmels, der Son-
ne und des Mondes bewegt, als ob jemand in einen fahrenden Wagen oder Schiff denken
könnte, dass er stehen bleibt, während die Erde und die Bäume sich bewegen. Aber das ist,
wie die Sachen heutzutage sind: Wenn ein Mann gescheit sein möchte, muss er etwas Be-
sonderes erfinden, und die Weise, wie er etwas tut, muss die beste sein! Dieser Dummkopf
möchte die gesamte Kunst der Astronomie verdrehen. Jedoch hat das heilige Buch uns er-
klärt, dass Josua die Sonne und nicht die Erde bat, still zu stehen.“
Titelblatt: De Revolutionibus Orbium Coelestium
45
Bis 1835 verblieb das Buch „De Revolutionibus Orbium Coelestium“ auf dem Index der ver-
botenen Bücher innerhalb der katholischen Kirche.
Auf Grund der kontroversen Wertung der Entdeckungen von Kopernikus wurde sein größtes
Werk von den Umdrehungen der Himmelskörper erst in seinem Todesjahr veröffentlicht .
Joachim Rethicus wirkte kurz vor dem Tod von Kopernikus auf ihn ein, sein Buch zur Veröf-
fentlichung und zum Druck 1543 in Nürnberg freizugeben.
Die Forschungen von Kopernikus werden heute als „Kopernikanische Wende“ verstanden.
Kopernikus hat den Weg zur modernen Physik geebnet. Durch seine Arbeit wurde das Den-
ken und die Weltanschauung in neue Bahnen gelenkt.
Quellen: http://pl.Wikipedia.org/wiki/Miko%C5%82aj_Kopernik
http://tphys.uni-heidelberg.de/~huefner/KopGeg/V01-Kopernikus.pdf
http://www.kepler-gesellschaft.de/Kepler-
Foerderpreis/2006/Platz1_Faecheruebergreifend/Polnisch.html
Karol Górski, „Dom i środowisko rodzinne Mikołaja Kopernika”, wydawnictwo tnt Toruń
1968r.
Thomas S. Kuhn, „Przewrót kopernikański. Astronomia planetarna w dziejach myśli zachodu.
Wydawnicywo Prószynski i S-ka. Warszawa 2006
Verfasser: 4.1. – 4.2. Damian Jaskrowski Fotos: Arbeitsgruppe Gronowo
46
5. Das Weltbild von Johannes Kepler 5.1. Der berufliche Lebensweg Keplers
Bild von Zuzana Pikorova
Geburtshaus von Kepler in Weil der Stadt
Foto: Kepler Museum Weil der Stadt
Quelle: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/9/95/Kepler-Geburtshaus.jpg
Johannes Kepler wurde am 27. Dezember 1571 in Weil der Stadt in Württemberg geboren.
Sein Vater war Söldner und starb im Krieg, als Johannes fünf Jahre alt war. Seine Mutter war
eine Gastwirtstochter und Johannes war ihr erstes Kind. Seit der Kindheit litt Kepler an ver-
schiedenen Krankheiten - Pocken verunstalteten seine Hände und verursachten, dass er
nicht mehr gut sah, fast sein ganzes Leben lang klagte er über Räude und Furunkel, er hatte
Probleme mit dem Magen und mit der Leber. Überdies war er ein bisschen eigenartig - er
hatte z.B. eine panische Angst vor Wasser und das Baden war für ihn eine Strafe und Lei-
den.
Schon als Kind interessierte sich Johannes sehr für Astronomie. Er besuchte die Schulen in
Leonberg bei Stuttgart, in Ellmendingen, in Adelberg und in Maulbronn. Später studierte er
Theologie, Philosophie und Mathematik an der Universität in Tübingen. Dieses Studium in
Mathematik war, wie damals in der Renaissance üblich, mit Arithmetik, Geometrie,
Astronomie und Musik verbunden. In Tübingen wurde er mit dem heliozentrischen Weltbild
von Kopernikus vertraut gemacht.
47
Kepler, ein tiefreligiöser Mensch, war überzeugt, im Universum einen mathematischen göttli-
chen harmonischen Plan zu sehen, entsprechend der Auffassungen von Pythagoras: „Ma-
thematik ist Alles“.
Über das heliozentrische Weltbild von Kopernikus sagte er einmal: „Da ich in dieser Hinsicht
durch keinerlei religiöse Bedenken gehindert war, dem Kopernikus zu folgen, wenn das, was
er vorträgt wohl begründet ist, wurde mein Glaube an ihn zuerst durch die schöne Überein-
stimmung erweckt, die zwischen allen Himmelserscheinungen und den Anschauungen des
Kopernikus besteht.“ Seine religiösen Auffassungen sowie auch die Überzeugung, dass das
heliozentrische Weltbild nur Gültigkeit hat, standen im Gegensatz zu dem orthodoxen Pro-
testantismus. Er gab es auf, protestantischer Priester zu werden. 1594 bis 1600 wirkte er als
Mathematiklehrer in Graz. Im Zuge der Gegenreformation musste er Graz wieder verlassen.
Tycho Brahe, Hofmathematiker am Hofe bei Rudolph II., lud ihn ein, ihm in Prag bei seinen
astronomischen Forschungen zu assistieren, obwohl er mit Keplers heliozentrischem Welt-
bild nicht einverstanden war.
Nach Tycho Brahes Tod wurde er
unter der Herrschaft der drei
habsburgischen Kaiser Rudolph II.,
Matthias I. und Ferdinand II. Hof-
mathematiker Arbeitgeber von Kepler (Keplermuseum Regensburg)
Er war für die Horoskope zuständig. Aberglaube und Wissenschaft lagen in der Renaissance
dicht beieinander. Ferner erhielt er von Rudolph II. den Auftrag, die Rudolphinischen Tafeln
auf Grund der Beobachtungen von Tycho Brahe zu erstellen.
1612 starb Kaiser Rudolph II. und es kam zu religiösen Spannungen. Kepler ging als Pro-
vinzmathematiker nach Linz (1627 – 1636). Auch dort kam es zu religiösen Auseinanderset-
zungen. Ferner hatte er Schwierigkeiten, von Kaiser Ferdinand II. sein Honorar zu bekom-
men. 1627 fand er in Wallenstein einen neuen Gönner und ging zu ihm nach Sagan (Schle-
sien- heute Polen). Wallenstein wurde aber als kaiserlicher Generalissimus abgesetzt und
Kepler reiste nach Regensburg, um unter anderem dort im Rahmen des Reichstages sein
Honorar vom Kaiser einzufordern. Er erkrankte in Regensburg und verstarb und wurde in
Regensburg beerdigt. Sein Friedhof wurde eingeebnet. Dort steht heute ein Ehrenmal.
48
5.2. Kepler in Prag Da Kepler sehr begabt war, wurde er, wie oben schon geschildert, von Tycho Brahe 1600
nach Prag an den Hof des Kaisers Rudolf II. eingeladen, wo er als Brahes Assistent arbeite-
te. Nach Tychos Tod im Jahre 1601 wurde Kepler kaiserlicher Hofmathematiker und Astro-
nom.
Prager Burg – Hof des Kaisers Rudolf II.
Johannes Kepler wohnte bei seinem Aufenthalt in Prag in einem Haus in der Karlstraße in
der Nähe der Karlsbrücke. Im Vorhof steht eine kleine Fontäne. Man kann hier den Text le-
sen: „Bis hierher gelangte mein Traum - Johannes Kepler Prag 1607-1612" und „Johannes
Kepler - UBI MATERIA IBI GEOMETRIA" Er meinte damit: Überall wo Materie ist, ist auch
Ordnung - Geometrie.
Im Vorhof dieses Hauses steht die
Metallfontäne in ringförmiger Gestalt Das Haus, in dem Kepler bei seinem Prager Aufenthalt wohnte. .
49
Die Kapelle in der Kirche Maria Him-melfahrt
Ausgrabungen des Wohnhauses von Kepler in Prag
In der St. Thomas Kirche in der Josefsstraße ist Jakob Kurz aus
Senftenau begraben, er war Vizekanzler Rudolf II., er wurde
berühmt hauptsächlich als Politiker. Er war auch Naturwis-
senschaftler, Vermittler zwischen dem Kaiser und den
Gelehrten, die sich damals in Prag versammelten. Er hat auch
sogar eigene astronomische Geräte entwickelt. In seinem Haus
wohnten eine Zeit lang auch Tycho de Brahe und Johannes
Kepler. St. Thomas Kirche
Aufgrund Brahes Beobachtungsdaten bestimmte Kepler die
ellipsenförmigen Bahnen von Mars und den anderen Planeten.
Die Kapelle in der Kirche Maria Himmelfahrt in der Karlsstraße
in der Prager Altstadt hat ein ellipsenförmiger Grundriss. Man
sagt, dass die Form der Kapelle Kepler zu dem Gedanken
inspiriert hat, dass der Planet Mars eine elliptische Bahn hat
mit der Sonne im Zentrum.
In der Zeit war es der einzige Bau nördlich der Alpen mit
elliptischem Grundriss. In Italien gab es nur ca. 10 Bauten mit
diesem Grundriss. Die Kapelle wurde im Jahre 1590 gebaut
(1600 eingeweiht). Sie wird bis heute von Italien verwaltet.
Das Renaissance Lustschloss der Königin Anna - Belvedere, ließ 1535 - 1537 Ferdinand I.
für seine Gattin Königin Anna erbauen. Man nimmt an, dass hier die astronomischen Geräte
von Tycho de Brahe unterbracht waren und dass von hier auch Kepler den Himmel beobach-
tet hat.
50
Belvedere
Er beschäftigte sich in Prag auch mit der
Theorie und dem Bau eines Fernglases,
ferner mit der Optik und er erstellte auch
die sog. Rudolfinischen Tafeln.
Diese Tafeln stellten eine Auswertung der
Aufzeichnungen von Tycho Brahe dar
und beschrieben die Positionen der
Planeten in bisher nicht bekannter Genauigkeit. Sie dienten Newton als Grundlage für die
Gravitationstheorie.
Rudolfinische Tafeln nach Kepler
(Kepler Museum in Regensburg)
Im Jahre 1609 wurde das Buch
„Astronomia Nova“ vollendet,
dass das erste und zweite
Keplersche Gesetz enthielt (siehe
S. 59)
Das zweite Kepler'sche Gesetz: In gleicher Zeit überstreicht ein Planet auf einer Sonnenbahn die gleichen Flächen
Im Jahre 1612 starb der Kaiser Rudolf II. und Johannes
Kepler zog nach Linz, wo er bis 1626 lebte, doch seine Anstellung als kaiserlicher Hofma-
thematiker behielt er bis zu seinem Tod. Er hatte groβe finanzielle Probleme.
Vor seiner Zeit in Prag wirkte Johannes Kepler in Graz als Landesmathematiker und Profes-
sor am evangelischen Lyzeum. In Graz vollendete er 1596 sein erstes Buch über Astronomie
„Mysterium cosmographicum“ (auf Grund dieser Veröffentlichung wurde er nach Prag einge-
laden). In Linz veröffentlichte er im Jahre 1619 im Buch „Harmonices Mundi“ sein drittes Ge-
setz.
51
Kepler starb am 15. November 1630 in Regensburg (in Bayern). Sein Grabstein wurde wäh-
rend des 30-jährigen Krieges vernichtet, aber seine Theorien über die Bewegung der
Himmelskörper bleiben unsterblich. Ein Jahr nach seinem Tod wurde seine Sci-fi-Geschichte
Somnium herausgegeben. Er beschrieb dort einen Traum über die Reise auf den Mond.
Die Figurengruppe beider Astronomen
(Brahe u. Kepler) von J. Vajc und V.
Pycha wurde im Jahre 1984 am Platz
des heutigen Gymnasiums J. Kepler
aufgestellt. An diesem Platz stand das
Haus von Jakob Kurz, in dem eine
kurze Zeit auch J. Kepler geweilt hat.
Dieses Haus wurde in der Hälfte des
17.Jahrhunderts eingerissen, aber
seine Existenz bestätigen die archä-
ologischen Ausgrabungen aus der
Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Die Figurengruppe Kepler und Brahe
Quellenangabe: http://www.tphys.uni-heidelberg.de/~huefner/KopGeg/V01-kopernikus.pdf
http://de.wikipedia.org/wiki/Jonannes_Kepler
http://www.raumfahrer.net/astronomie/geschichte/kepler.shtml
Keplermuseum Regensburg
Fotos: Arbeitsgruppe Prag
Verfasser des Textes 5.1. –5.2.: Tereza Ctvrteckova Verfasser der Bilder: Lucie Triskova
52
5.3 Kepler in Regensburg Johannes Kepler besuchte im Laufe seines Lebens
Regensburg in etwa ein Dutzend Mal. Die Besuche
begannen allerdings erst ab etwa 1600, also ungefähr
in der zweiten Hälfte seines Lebens.
Seinen ersten Kontakt mit Regensburg hatte Kepler
durch einen Arbeitskollegen an der protestantischen
Schule in Graz, an der er als Mathematiklehrer
arbeitete. Dieser hieß Dr. Johann Obendorfer und war
aus Regensburg. Dadurch, dass dieser 1597 nach
Regensburg zurückkehrte und der Kontakt zwischen den beiden aufrechterhalten blieb, hatte
Kepler nun einen Bekannten und gleichzeitig Stützpunkt in Regensburg. Durch Oberndorfer
lernte er in Regensburg weitere Persönlichkeiten kennen.
Kepler war protestantisch und lebte in einer Zeit der religiösen Unruhen zwischen den Katho-
liken und Protestanten. Er musste aus konfessionellen Gründen Graz, Linz und Prag verlas-
sen. Regensburg war eine pure evangelische freie Reichstadt und diente Kepler immer wie-
der als Zufluchtsort. Seine berufliche Kompetenz als Astronom war unbestritten. Somit blieb
er trotz aller religiöser Unruhen kaiserlicher Hofmathematiker, wenn auch in verschiedenen
Einsatzorten.
Nachdem Kaiser Rudolf II von seinem Bruder Matthias in Prag abgesetzt wurde und bald
darauf starb, spitzte sich die politische und religiöse Lage in Prag zu. Kepler verließ Prag und
ging 1612 nach Linz. 1613 reiste Kepler von Linz aus auf Befehl seines Dienstherren Kaiser
Matthias nach Regensburg, um auf dem Reichstag bei der Kalenderfrage als Gutachter auf-
zutreten. Kaiser Matthias wollte im ganzen Reich den gregorianischen Kalender einführen,
der aber von den protestantischen Fürsten als Werk des „Antichristen“ (gemeint war Papst
Gregor) abgelehnt wurde.
Der Kaiser erhoffte sich von dem protestantischen Wissenschaftler Kepler eine Argumentati-
onshilfe zu Gunsten dieses Kalenders. Zur Behandlung dieser Kalenderfrage kam es aber in
Regensburg auf Grund von erheblichen Streitigkeiten zwischen den Fürsten nicht. Kepler
konnte seine Denkschrift nicht präsentieren. Im Jahr 1617 ist Kepler erneut ein paar Tage in
Regensburg, er ist allerdings nur auf der Durchreise zu einem privaten Besuch nach Kloster
Walderbach. Er blieb in Regensburg, um Freunde und Bekannte zu besuchen.
53
Nach Ausbruch des 30-jährigen Krieges 1618 verschlechterte sich auch die religiöse Lage in
Linz. Im Jahr 1620 musste Kepler aufgrund eines erneuten Hexenprozesses gegen seine
Mutter nach Württemberg. Er nahm seine Familie aus Sicherheitsgründen bis nach Regens-
burg mit, wo er sie dann bei seinem Freund, dem Metsieder Christoph Ränz, einquartierte.
1622 holte er seine Familie nach Linz zurück.
Da es zu dieser Zeit in Linz zu weiteren Religionsstreitereien kam und Nichtkatholiken vor
die Wahl gestellt wurden, zu konvertieren oder auszuwandern, wurde Regensburg erneut
1626 eine Zuflucht für Kepler und seine Familie. Er kam mit seiner Familie bei seinem
Freund, dem Gewandschneider Hans Haller unter. Kepler selbst musste die Stadt allerdings
schon bald wieder verlassen, um eine Arbeit zu suchen. Er verhandelte 2 Jahre in Prag mit
Kaiser Maximilian über seine weitere berufliche Tätigkeit als Hofmathematiker. Seine Familie
blieb in Regensburg.
1628 kam Kepler nach Regensburg zurück, um seine Familie abzuholen. Er hatte einen
neuen Arbeitgeber, Albrecht von Wallenstein, gefunden und siedelte nach Sagan in Schle-
sien über.
Am 2. November 1630 kam er noch einmal über Linz nach Regensburg, um dort mit dem
Kaiser zu sprechen und sein ausstehendes Gehalt einzufordern. Er quartierte sich bei sei-
nem Freund, dem Kaufmann Hildebrand Billi, ein und starb dort am 15.November 1630 auf-
grund einer Lungenentzündung. Sein Grab in Regensburg ist unauffindbar, da der Friedhof
eingeebnet worden ist. Deswegen wurde das Kepler Denkmal an dieser Stelle errichtet.
Kepler war Regensburg nahezu drei Jahrzehnte eng verbunden. Aber eine dauerhafte Bleibe
konnte er dort nicht finden, da es hier für seine Forschungen keine Möglichkeit gab. Nur
durch seinen Tod erreichte er, was ihm im Leben
nicht vergönnt war - in Regensburg zu bleiben.
54
Sterbezimmer von Kepler in Regensburg
Kepler Denkmal in Regensburg an seiner Begräbnisstätte.
Das Grab wurde eingeebnet.
Quelle: Aufsatz „Johannes Kepler und Regensburg“ von Matthias Freitag in „Berühmte Regensbur-
ger“ von Karlheinz Dietz und Gerhard Waldherr, 1997
Verfasser: Mathias Markwirth
Fotos: Arbeitsgruppe Regensburg
55
5.4 Kepler in Sagan (Polen) unter Wallenstein
Im Oktober 1625, während des dreißigjährigen
Krieges, wurden in Oberösterreich alle Protestanten
aufgefordert, zu konvertieren. Kepler selbst war zwar
als kaiserlicher Hofmathematiker von dem Edikt
ausgenommen, aber seine Familienmitglieder sollten
der Aufforderung entsprechen.
Die politischen und religiösen Spannungen nahmen im
Zuge dieser Entwicklungen in Linz zu. Kepler verließ
1626 Linz und quartierte seine Familie erst mal in
Regensburg ein. Er musste sich einen neuen Arbeit-
geber suchen, da die Landesstände von Oberösterreich
ihren Vertrag mit Kepler durch seinen Wegzug aus Linz als gegenstandslos betrachteten.
Nach dem Druck der „Rudolfinischen Tafeln“ in Ulm 1627 suchte Kepler nach einem Ort, an
dem er sich niederlassen konnte. Er hatte vor, die astronomischen Beobachtungen von Ty-
cho Brahe zum weiteren Druck vorzubereiten. 1628 kam er nach Prag, um dem Kaiser ein
Exemplar der ausgedruckten Tafeln persönlich zu überreichen und versuchte bei dieser Ge-
legenheit die Auszahlung ihm zustehender Honorare zu erhalten, dies aber ohne Erfolg. Der
Kaiser war in schwieriger finanzieller Lage, denn zu der Zeit dauerte der Dreißigjährige Krieg
an, und er konnte sich die Auszahlung von 11817 Gulden an Kepler nicht leisten. Aus dem
Grund empfahl er, gewissermaßen als Sicherung der Bezahlung, Wallenstein als Förderer,
der wiederum Kepler als Wohnort seine Niederlassung in Sagan vorschlug.
Wallenstein war zunehmend zu Macht und Einfluss gekommen und verfügte über erhebliche
finanzielle Mittel. Das konkrete Arbeitsverhältnis wurde auf den kaiserlichen Oberbefehlsha-
ber Albrecht von Wallenstein übertragen. Kepler war sehr zufrieden. Wallenstein gab Kepler
den Auftrag, Horoskope zu erstellen. Schon früher, im Jahre 1608 erstellte Kepler ein paar
große Horoskope nur für Wallenstein.
Im April 1628 lud Wallenstein Kepler und seine Familie nach Sagan (polnisch Zagan) ein, um
die Beobachtungen Tycho Brahes in den Druck zu geben. Der Kaiser trug Wallenstein auf,
Kepler die ausstehende Summe auszuzahlen. Johannes Kepler will sich in Sagan niederlas-
sen, denn er ist außergewöhnlich bewandert und erfahren in Mathematik und Astronomie.
56
Schloss von Wallenstein in Sagan, Quelle: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/9/90/Zagan-palac.jpg
Nach dem Umzug nach Sagan war seine wichtigste
Aufgabe, eine Druckerei für die Herausgabe der
bereits fertigen Werke zu finden. Er brachte einen
Lettersatz nach Sagan, den er noch während der
Arbeit an den „Rudolfinischen Tafeln“ kaufte. Mit
großem Zeitaufwand und großer Mühe gelang es ihm, ebenfalls, eine Buchdruckpresse her-
beischaffen zu lassen und sie in Gang zu setzen.
In Görlitz befasste er sich mit der Bearbeitung und dem Druck der Untersuchungen von
Ephemeriden (Bestimmung der Positionen von Planeten mit Hilfe einer Tabelle). Er berech-
nete auf der Basis der Rudolfinischen Tafeln die Ephemeriden der Planeten für die Jahre
1629 – 1636 im Voraus. Dieses Werk trug den Titel: „Joannis Kepleri mathematici ad eploto-
lam. Jecobi Bartschii Lusati, medicinae candidati, praefixam Ephemevidi in aunum 1629,
responsio de computatione et editione ephemavidum“. Das war ein offener Brief an Jakob
Bartsch, einem jungen Arzt und Astronomen. Dieser studierte Astronomie in Leipzig und
Straßburg. Nachdem er nach Sagan gekommen war, arbeitete er mit Kepler zusammen.
Ende 1629 wurde endlich die in Leipzig erworbene Buchdruckpresse nach Sagan gebracht.
Sie wurde in Keplers Haus installiert. Der erste Druck nach der Instandsetzung der Presse
wurde Wallenstein gewidmet. Wallenstein zahlte Kepler das Geld vom Kaiser nicht aus, ob-
wohl dieses ihm immer noch zustand.
Nachdem Kepler „Somnium“ (Traum vom Mond) beendete, konnte er sich den finanziellen
Angelegenheiten zuwenden und reiste 1630 nach Regensburg, um die dort debattierenden
Kurfürsten und den Kaiser um die Auszahlung der Geldsumme zu bitten. Ferner hatte er er-
fahren, dass bei dem Reichstag in Regensburg auch über eine eventuelle Absetzung Wal-
lensteins als kaiserlicher Oberbefehlshaber verhandelt werden sollte. Damit stand sein mo-
mentaner Arbeitgeber zur Disposition.
Er hatte es nicht vor, Sagan zu verlassen. Im Grunde genommen lehnte er bereits früher die
angebotene Stelle an der Universität in Rostock ab. Nach kurzen Vorbereitungen machte er
sich zu Pferd zum Verhandlungsort auf. Die Reise dauerte bei einem sehr schlechten Wetter
über Linz fast drei Wochen. Bereits am Anfang quälte Kepler ein starker Husten und Atem-
not. In Regensburg kam er wahrscheinlich am 10. November an. Dort hielt er sich bei Freun-
den (Hildebrand Billi) auf.
57
Trotz seiner sorgfältigen Pflege verschlechterte sich sein Gesundheitszustand. Er starb an
einer Lungenentzündung am 15. November 1630. Zwei Tage später wurde er auf dem pro-
testantischen Friedhof im Ort unter Anteilnahme der Honoratioren der Stadt Regensburg be-
stattet.
Der unerwartete Tod des großen Astronomen durchkreuzte jegliche Pläne der Hausbewoh-
ner in Sagan. Wallensteins Hof stellte sofort alle Lohnauszahlungen ein. Noch im Jahre 1631
setzte der Schwiegersohn von Kepler die Herausgabe der logarithmischen Tafeln in Sagan
durch. Kurz danach brach die Pest, die fast immer Kriege begleitete, in Schlesien aus, und
1633 starben alle dort lebenden Familienmitglieder Keplers, die sich zu der Zeit in Luban
aufhielten, bis auf die Tochter. Das Erbe übernahm der damals in Deutschland lebende Sohn
Ludwig. Durch seine Anstrengungen wurde das Werk „Der Traum vom Mond“ 1634 veröf-
fentlicht.
Im Bereich der Astronomie befanden sich Keplers Nachfolger in Sagan. 1764 wurde beim
Augustiner Konvikt ein Turm über der Klosterpforte erbaut, der zur Fortführung der astrono-
mischen Beobachtungen dienen sollte. Ebenfalls in Sagan befanden sich viele Werke und
Geräte Keplers. Dazu trug der Abt Jan Ignacy von Felbiger (1724-1788) bei. Am 300. Jah-
restag seines Geburtstages, am 27. Dezember 1871 wurde eine wissenschaftliche Gesell-
schaft gegründet. Um die Wende des 20. Jahrhunderts wurde eine der repräsentativsten
Straßen nach ihm benannt (Johannes Kepler Straße), und 1930 wurde zu Gedenken an den
300. Jahrestag von Keplers Tod ein Stein mit Medaillon aufgestellt sowie im Park Keplers
Hain errichtet. Zum 400. Jahrestag seines Geburtstages wurde in die Wand des Saganer
Rathauses eine Gedenktafel eingemauert. Es folgte die Rekonstruktion des Turms, der Kep-
ler vermutlich als
Sternwarte diente. Die
Erinnerung an den
großen Astronomen
wird nicht verblassen,
denn es erscheinen
immer wieder viele
Presseartikel über ihn
und viele wissenschaft-
liche Konferenzen und
Tagungen finden statt.
Abschließend seien hier
58
in einer Übersichtskarte die Einsatzorte Keplers dargestellt, die gleichzeitig die Verbindungs-
linien, bezogen auf das Wirken von Kepler, zwischen Deutschland, Polen und Tschechien
aufzeigen.
Quellen: www.um.zagan.pl/kepler/kwz.htm
http://pl.wikipedia.org/wiki/Jan_Kepler
Jean –Pierre Vardet, "WSZECHŚWIAT" wyd. DELTA, Warszawa 2002r.
Jerzy Kreiner, Astronomia z Astrofizyka, Wydawnictwo Naukowe PWN, Warszawa 1992
Kepler in Regensburg – Matthias Freitag
http://de.wikipedia.org/wiki/%C5%Bbag%C5%84
http://www.keplergesellschaft.de/Kepler-Foerderpreis/2006/Platz1_Faecheruebergreifend/Erdkunde.html Verfasser: Bartłomiej Jesionkowski, Damian Albrecht
59
6. Anwendung der Gesetze nach Kepler in der Satelliten-technik
6.1. Die Erläuterung der drei Keplerschen Gesetze
Berechnung der Planetenbahnen durch Kepler (Kepler-Museum Regensburg)
Astronomia Nova 1609, Quelle: http://en.wikipedia.org/wiki/Image:Astronomia_Nova.jpg
Harmonices Mundi 1619 (Kepler-Museum Regensburg) Rudolfinische Tafeln 1627 (Kepler-Museum Regensburg)
60
Rudolfinische Tafeln als Grundlage für die Satellitentechnik (Siehe auch: http://www.kepler-archiv.de/bilder.htm)
Es sei hier nochmals auf die grundlegenden
astronomischen Werke von Kepler eingegangen.
1609 veröffentlichte er im Werk „Astronomia Nova“
das erste und zweite Gesetz über die Umlaufbahnen
der Planeten, die er durch mathematische Aus-
wertung der Messdaten von Tycho Brahe gefunden
hatte. 1619 folgte Hamonices Mundi mit Erläuterung
des dritten Gesetzes. Erst 1627 veröffentlichte er die
Rudolfinischen Tafeln als sein letztes umfassendes
Werk als Grundlage der Berechnungen in der praktischen Astronomie. Auf diese drei Werke
stützte sich Newton bei der Entwicklung seines Gravitationsgesetzes.
Erstes Gesetz: Ellipsensatz
Die Bahnen der Planeten sind Ellipsen, in deren einem
Brennpunkt die Sonne steht.
Oder: Die Umlaufbahn eines Trabanten (ein Himmelkörper der
einen Planeten z. B. die Erde auf einer festen Bahn umkreist) ist
eine Ellipse. Einer ihrer Brennpunkte liegt im Schwerezentrum des Systems.
Dieses Gesetz ergab sich aus der Auswertung der Messdaten von Tycho Brahe durch Kep-
ler, sofern die Masse des Zentralkörpers wesentlich größer als die der Trabanten ist und die
Wechselwirkung der Trabanten untereinander vernachlässigt werden kann. Das Gravitati-
onsgesetz nach Newton liefert den Nachweis des Gesetzes.
Die allgemeine Lösung der Bewegungsgleichung sind Kegelschnitte, die Keplerbahnen. Dies
sind im Falle geschlossener Bahnen Ellipsen. Die geringen Abweichungen von den Kepler-
bahnen werden Bahnstörungen genannt. Sie kommen zustande durch die Gravitation der
Planeten untereinander und durch ihre Abplattungen, durch die baryzentrische Bewegung
der Sonne aufgrund der Anziehung der Planeten untereinander und durch relativistische
Effekte. Der Mond zum Beispiel unterliegt so starken Einflüssen, dass seine Bahn auch für
den freisichtigen Beobachter merklich von der Idealform abweicht. Auch beim Merkur stellten
Astronomen bereits vor langer Zeit eine kleine Abweichung von der Ellipsenform fest. Eine
Erklärung dazu lieferte erst die allgemeine Relativitätstheorie. Ein Körper, der nicht gravita-
tiv an das Sonnensystem gebunden ist, also eine zu hohe Geschwindigkeit besitzt, durch-
läuft es auf einer hyperbolischen Bahn und verlässt es anschließend wieder.
61
Zweites Gesetz: Flächensatz
In gleichen Zeiten überstreicht der Fahrstrahl
(Verbindungslinie zwischen dem Schwerpunkt eines
Himmelskörpers und dem Schwerezentrum, um welches er
sich bewegt - Objekt - Gravizentrum) gleiche Flächen.
Kepler formulierte das Gesetz nur für Planetenbahnen bezogen auf unsere Sonne, es gilt
aber für alle Himmelskörper, die sich auf nicht geschlossenen Bahnen bewegen. Physika-
lisch gesehen ist das zweite Keplergesetz ein Beispiel für den Drehimpulserhaltungssatz.
Die Konstanz der „Flächengeschwindigkeit“ besagt, dass von einer gedachten Verbin-
dungslinie zwischen Zentralkörper (z.B. Sonne) und einem Trabanten (z.B. Mars) - ge-
nauer den Schwerpunkten der beiden Himmelskörper - in gleichen Zeiten stets die
gleiche Fläche überstrichen wird. Ein Planet bewegt sich also schneller, wenn er sich
nahe an der Sonne befindet, und umso langsamer, je weiter er von der Sonne entfernt
ist.
Das Zentrum der Umlaufbahn ist hierbei der gemeinsame Schwerpunkt von Zentralstern und
den Trabanten. Der Schwerpunkt der Planeten und der Sonne liegt jedoch noch innerhalb
der Sonne: Die Sonne steht nicht fest in Bezug auf das Sonnensystem, sondern schwingt ein
klein wenig unter dem Einfluss der umlaufenden Planeten. Andere Einflüsse, wie etwa die
gegenseitige Anziehung (Schwerkraft) der einzelnen Planeten untereinander sind
weitgehend vernachlässigbar und ergeben erst über Jahre merkliche Abweichungen.
Drittes Gesetz:
Die Quadrate der Umlaufzeiten (T) je zweier Planetenbahnen sind proportional zu den
dritten Potenzen ihrer großen Halbachsen (a), oder:
Die Quadrate der Umlaufzeiten entsprechen den Kuben der großen Halbachsen:
32
=
2
1
2
1
a
a
T
T
In Kombination mit dem Gravitationsgesetz nach Newton erhält das dritte Keplersche Gesetz
für die Bewegung zweier Massen M (= Masse der Sonne) und m (= Masse des Planeten) die
Form:
32
32
2 aGM
4πa
m)G(M
4πT ⋅≈⋅
+=
62
wobei die Näherung gilt, wenn Masse m vernachlässigbar klein im Vergleich zu M ist (etwa
im Sonnensystem). Durch diese Form kann man etwa die Gesamtmasse eines Doppel-
sternsystems aus der Messung der Umlaufdauer und des Abstandes bestimmen.
Kepler verwendete für die Bahnachsen a noch die mittlere Entfernung von der Sonne (im
Sinne des Mittels von Periheldistanz und Apheldistanz). Heute benutzt man geeignete
Definitionen eines mittleren Objekts.
Obwohl die drei Gesetze die Planetenbewegung nur im Zweikörperproblem exakt
beschreiben, sind sie generell eine gute Näherung für die Wirklichkeit. Auch für dieses
Gesetz gilt das kosmologische Prinzip, nachdem es überall im Universum gültig sei. Der
heliozentrische Fall unseres Sonnensystems ist aber der - für uns - weitaus bedeutendste.
Es gilt aber etwa auch für Monde und Satelliten, den Asteroidengürtel und Oortsche Wolke
oder die Ringe des Jupiter und Saturn.
Berücksichtigt man die unterschiedlichen Massen zweier Himmelskörper im Rahmen
Dreikörperproblems, so lautet die exakte Formulierung des dritten Keplerschen Gesetzes:
1
23
2
12
2
1
mM
mM
a
a
T
T
+
+⋅
=
Offensichtlich gewinnt die Abweichung nur dann an Bedeutung, wenn beide Objekte sich
stark in ihren Massen unterscheiden und das Zentralobjekt eine Masse M hat, die von der
eines der beiden Trabenten nicht stark abweicht. Dennoch sind die Kepler-Gesetze die
Grundlage jeder Bahnbestimmung.
6.2. Beweis des zweiten und dritten Gesetzes nach Kepler mit Hilfe
des Drehimpulses und des Gravitationsgesetzes nach Newton Beweis des 2. Keplerschen Gesetzes Man betrachtet nun einen Massepunkt mit der Masse m, der sich zunächst in einem Punkte
P1 in der Nähe des Perihel (P) befindet. Er bewegt sich im Zeitintervall ∆t mit der Winkelge-
schwindigkeit 1ω nach Q1, wobei der Fahrstrahl den Winkel 1∆ϕ überstreicht. Nach einiger
Zeit befindet sich der Massenpunkt in der Nähe des Aphels (A) im Punkte P2. Er bewegt sich
in dem gleichen Zeitintervall ∆t mit der Winkelgeschwindigkeit 2ω nach Q2, wobei der Fahr-
strahl den Winkel 2∆ϕ überstreicht. Näherungsweise ausgehend von einer Kreisbewegung
kann wie folgt abgeleitet werden:
63
2∆ϕ
1∆ϕ
Q2
P1
Q1
P2 Weg ds in der Zeit dt
dtωrdAdsrdAdt;rωds 221
21 ⋅⋅⋅=⇒⋅⋅=⋅⋅=
Durch Integration ergibt sich für
∆tωr∆A 221 ⋅⋅⋅= und es gilt: ∆φ∆tω =⋅ , also:
φ∆ωr∆A 221 ⋅⋅⋅=
Es gilt der Drehimpulserhaltungssatz:
L = ωJ ⋅ = konstant ; also: 11 ωJ ⋅ = 22 ωJ ⋅
Nun setzt man für J das Trägheitsmoment: J1= 21rm ⋅ und J2 = 2
2rm ⋅ (einfache Kör-
per) und für die Winkelgeschwindigkeiten: 1ω = ∆t∆φ1 und 2ω =
∆t∆φ2 und man
erhält dann: ∆t∆φ
rm 121 ⋅⋅ =
∆t∆φ
rm 222 ⋅⋅
Die Masse gekürzt und mit 0,5 auf beiden Seiten multipliziert:
∆t∆φ
r 1212
1 ⋅⋅ = ∆t∆φ
r 2222
1 ⋅⋅
21 ∆A∆A =
Daraus ergibt sich, dass in gleichen Zeiten gleiche Flächen überstrichen werden.
Beweis des 3. Keplerschen Gesetzes
Annahme: Masse m bewegt sich nahezu auf einer Kreisbahn um die Sonne.
ar = Zentripetalbeschleunigung auf der Kreisbahn
T = Umlaufzeit der Erde um die Sonne
v = Geschwindigkeit der Erde um die Sonne
mE = Masse der Erde, mS = Masse der Sonne
Geschwindigkeit der Erde um die Sonne:
1. v = Tπr2 ⋅⋅
; ar = r
v2
⇒ar = 2
2
T
πr4 ⋅⋅
2. FG = ⇒⋅ rE am ar = E
G
mF
3. I. E
G2
2
mF
T
πr4=
⋅⋅ II. FG =
2sE
r
mmG
⋅⋅ (Newton) II. in I.: 2
S2
2
r
mG
T
πr4 ⋅=
⋅⋅
∆φ
r
ds
dA
64
Umgeformt: KmG
4π
r
T
S
2
3
2
=⋅
= setze r = näherungsweise gleich der großen Halbachse
a der elliptischen Bahn: ...a
T
a
T K
a
T3
2
2
31
2
3
2
====
Da die Planeten nicht nur der Anziehungskraft der Sonne sondern einer Anziehungs-
kraft untereinander unterworfen sind, weichen ihre wirklichen Bahnen durch die ge-
genseitige Störung im geringen Maße von der Kepler-Ellipse ab.
Quellen:
http://www.Kepler-archiv.de/bilder.htm
Kepler Museum Regensburg
http://eu.wikipedia.org./wiki/Astrnomia_Nova
http://de.wikipedia.org/wiki/Keplersche_Gesetze
Physik für Fachhochschulen und technische Berufe, Heywang, Treiber,Herberg.Neft
Verlag Handwerk und Technik, 30. Auflage
Verfasser: 6.1. – 6.2. Julian Aumer
65
6.3. Grundlegende Berechnungen zur Satellitentechnik
6.3.1. Berechnung der Erdmasse
Die Erdmasse lässt sich mit Hilfe des Gravitationsgesetzes FG = 2
21
r
mm ⋅⋅G und des
Newtonschen Gesetzes F = m1 g⋅ berechnen. Da beide Gesetze gleichermaßen die auf ein
erdoberflächennahes Objekt wirkende Kraft beschreibt, ist es möglich beide Formeln
gleichzusetzen und nach der Erdmasse umzustellen:
Bekannte Größen:
Erdbeschleunigung: 9,81 2sm −⋅
Erdradius: 6378 km
Die Gravitationskonstante:
6,672592
311
skg
m10
⋅⋅ −
wurde durch ständig präziser werdende
Experimente ermittelt. Dabei wird die
Anziehungskraft zweier Kugelmassen
durch den Ablenkungswinkel, der durch
deren Gravitationskraft entsteht, ermittelt.
Im Folgenden sei nun: FFGG == FF
221
r
mmG
⋅⋅ = gm1 ⋅
Dabei ist: m1: Masse des Objekts in kg
m2: Masse der Erde in kg
g: Erdbeschleunigung in 2sm −⋅
Als nächstes stellt man nach m2 (Erdmasse) um; dabei kürzt sich m1 aus der Gleichung:
m2 = Gr
g2
⋅
Da alle Größen gegeben sind, können diese jetzt eingesetzt werden:
( )kg105,98m 24
2 ⋅=⋅⋅
⋅⋅×⋅⋅=
− 311
262-
m106,67259
s²kgm106,38s9,81m
Prinzipieller Aufbau eines solchen Versuches Quelle: http://www.pi5.uni-stuttgart.de/lehre/hauptseminar2001/Gravitationskonstante/Gravitation_2ndversion-Dateien/image044.jpg vom 16.07.2007
66
6.3.2. Körper in einer Umlaufbahn- Berechnung der 1. kosmischen
Geschwindigkeit eines Satelliten in 130 km Höhe einschließ-
lich der Umlaufzeit auf der Bahn
Die 1. Kosmische Ge-
schwindigkeit (übliche
russische Ausdruckswei-
se) oder Kreisbahnge-
schwindigkeit (USA) gibt
diejenige Geschwindig-
keit an, welche ein Ob-
jekt benötigt, um (Luft-
widerstand = 0) auf eine
erdnahe Umlaufbahn zu
gelangen und auf dieser
zu verbleiben.
Im Comic zu „Asterix erobert Rom“ wirft Obelix einen Speer, der die Erde einmal umkreist und somit seinen Mitstreiter von hinten mehr oder weniger trifft. Damit dies möglich ist, müsste Obelix den Speer mit einer Geschwindigkeit gleich der 1. Kosmischen Geschwindigkeit werfen (Luftwiderstand vernach-lässigt)
Bildquelle: http://www.elsenbruch.info/ph11_down/OHP_Asterix_Speerwurf.jpg (16.07.07)
Als Vorraussetzung für eine stabile Umlaufbahn muss die Gravitationskraft FG gleich der
Fliehkraft oder Zentrifugalkraft FZ (Gegenkraft zur Zentripetalkraft) sein:
FFGG == FFZZ
Für einen Satelliten in 130 km Höhe, gilt für r:
Erdradius re + Umlaufbahnhöhe h r = re + h = 6378 km + 130 km = 6508 km
67
Gravitationskraft: FG=2
21
r
mmG
⋅⋅ Zentrifugalkraft: FZ = m1
rv2
⋅
Beide Ausdrücke werden wieder gleichgesetzt: FG = FZ; also: 221
r
mmG
⋅⋅ = m1
rv2
⋅
Logischerweise spielt die Masse des Objekts keine Rolle und kürzt sich aus der Gleichung.
Da nach der Geschwindigkeit auf der erdnahen Umlaufbahn gesucht wird, stellt man nach v
um und setzt (m2= Erdmasse; G = Gravitationskonstante; r = Entfernung des Objekts zum
Schwerpunkt der Erde) ein:
v = r
mG 2
⋅ ; also v = m1051,6
kg1098,5
skg
m1067259,6
6
24
2
311
⋅
⋅⋅
⋅⋅ − ; v = 7,827
skm
= 28 178 h
km
Um nun die Umlaufdauer berechnen zu können, setzt man die Winkelgeschwindigkeit
ω = T
2π in die Formel für die Bahngeschwindigkeit: v = rω ⋅ ein und stellt nach T um.
Somit herhält man: v
r2T
⋅⋅=
π Ebenfalls gilt: T2 =
2
32
mGr4
⋅
⋅⋅π, also: T =
2
32
mGr4
⋅
⋅⋅π
Diese Formel erhält man durch Einsetzen von v = r
mG 2
⋅ in v
r2T
⋅⋅=
π
Einsetzen der berechneten Wertes von v ergibt: T = sm3
6
107,83
m106,512π
⋅
⋅⋅ T = 5,22 310⋅ s
Dies entspricht einer Umlaufzeit von einer Stunde und 27 Minuten.
Verschiedene Höhen mit Geschwindigkeit und Umlaufzeit eines Objekts im Orbit:
Höhe über Erdoberfläche Geschwindigkeit Umlaufzeit
0 km 7.910 m/s 1 Std. 24 min.
200 km 7.790 m/s 1 Std. 28 min.
300 km 7.730 m/s 1 Std. 31 min.
500 km 7.620 m/s 1 Std. 35 min.
1.000 km 7.360 m/s 1 Std. 45 min.
2.000 km 6.900 m/s 2 Std. 04 min.
5.000 km 5.920 m/s 3 Std. 21 min.
10.000 km 4.940 m/s 5 Std. 48 min.
20.000 km 3.900 m/s 11 Std. 49 min.
Geostationäre Entfernung:
35.800 km 3.080 m/s 24 Std. 00 min.
50.000 km 2.660 m/s 1 Tag 12 Std.
Mondentfernung:
384.000 km 1.020 m/s 27 Tage 7 Std.
68
6.3.3. Berechnung der zweiten kosmischen Geschwindigkeit –
Fluchtgeschwindigkeit aus dem Gravitationsfeld der Erde.
Bei der zweiten Kosmischen Geschwindigkeit handelt es sich um jene Geschwindigkeit, bzw.
kinetische Energie, die ein Objekt besitzen muss, um es ohne weitere Zugabe von Energie
aus dem Gravitationsfeld fliehen zu lassen.
Damit ein Objekt das Gravitationsfeld der Erde überwinden kann, muss seine kinetische
Energie mindestens so groß sein, als die potentielle Energie die es im Gravitationsfeld der
Erde erfährt:
EpotGrav. = EkinObj.
212
21
2
1vmr
r
mmG ⋅⋅=⋅
⋅⋅
m1 lässt sich aus der Gleichung kürzen; ebenso wird r2 zu r im Nenner:
22
2
1v
r
mG =⋅
Nach v aufgelöst: r
mGv 22 ⋅⋅
=
m106,51
kg105,98106,672592
6
24
skgm11
2
3
⋅
⋅⋅⋅⋅=
⋅
−
v v = 11,07 310⋅sm = 11,07
skm = 39852
hkm
6.3.4. Kopplungsmanöver von Raumkörpern auf der Umlaufbahn
Angenommen das Space Shuttle wurde ins All geschossen, um Versorgungsgüter, Fracht
und Astronauten zur Internationalen Raumstation (ISS) zu bringen. Die Fähre befindet sich
zur Vereinfachung der Überlegung auf der gleichen Umlaufbahn wie die ISS. Beträgt der
Abstand beider Raumkörper einige tausend Kilometer, so muss das hinterher fliegende
Objekt nicht beschleunigt werden, um an das zu koppelnde Objekt (ISS) zu gelangen,
sondern es muss abgebremst werden. Die Abbremsung bewirkt ein Sinken des Space
Shuttles in eine niedrigere Umlaufbahn, wodurch es aufgrund der größeren Nähe zur Erde
wieder beschleunigt wird (s.o. 2. u. 3. Keplersches Gesetz), d.h. die Geschwindigkeit des
Space Shuttles nimmt zu und die Umlaufzeit wird kleiner. Das abgebremste Shuttle holt die
Raumstation ein, wenn auch auf einer anderen Bahn. Diese zusätzliche Geschwindig-
keitssteigerung beim Shuttle verursacht aber wieder ein Anheben des Shuttles auf die
ursprüngliche Bahn. Durch Anheben des Shuttles auf die ursprüngliche Bahn, kann nun das
Andocken, welches heutzutage über computergesteuerte, optische Systeme funktioniert,
beginnen.
69
Das Agena-Ziel-Raumschiff wäh-rend eines Andock-manövers im All am 16. März 1966 von der Gemini 8-Kap-sel aus gesehen.
Quelle: http://www.avgoe.de/StarChild/IMAGES/STARCH00/scientists/gemini_docking.jpg vom 16.07.2007
Ein Bild der NASA (National Aeronautics and Space Admi-nistration) des angedockten Space Shuttles "Atlantis" an der ISS
Quelle: http://www.spiegel.de/img/0,1020,698814,00.jpg vom 16.07.07
Quellennachweis:
http://www.cdrnet.net/ws/physik2/zcontent.asp?page=seite1_anwendungen vom 17.07.07
http://www.weitensfelder.at/Eleonore/Gravitation/Gravitation.PDF vom 17.07.07
http://de.wikipedia.org/wiki/Fluchtgeschwindigkeit vom 17.07.07
Verfasser: 6.3.1. – 6.3.4. Sebastian Schmidt
70
6.4. Satellitentypen im Überblick mit kurzen
Anwendungshinweisen
*)Hinweis: Satelliten mit einem Highly-Elliptical-Orbit
bewegen sich auf stark elliptischen Bahnen. Die
Erdnähe (Perigäum) liegt z. B. zwischen 200 km und
15000 km und die Erdferne (Äpogäum) bei 50 000 km
bis 400 000 km.
Quellen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Satellitenorbit
http://de.wikipedia.org/wiki/ERS_(Satellit)
„Fazination Natur und Technik” ADAC- Verlag 1996
Verfasser: Jaroslaw Szymelfenig
Medium- Earth-Orbit-Satellit
- elliptisch-äqua-
toriale Bahn - 1000-3600 km
Höhe - globale Kom-
munikation (Telefon, Mobiltelefon, Navigation, GPS)
Highly-Eliptical-Orbit-Satellit *)
- Stark ellipti-
sche Bahn - (0,2-15) 310⋅ -
(5-40) 410⋅ km Höhe - Weltraumtele-
skope; Trans-ferbahn für Raumfahr-zeuge zum Mond
Geostationärer Satellit (äquatorial) - nahezu kreis-
förmige Bahn - 36000 km
Höhe - Kommunika-
tions-, Wetter-satelliten; Fernsehen; Rundfunk; Fernsprech- verkehr
Sonnensyn-chroner Satellit - Elliptisch-pola-
re Bahn - 400-1000 km
Höhe - Erderkundung;
Meteorologie; Forschung
Low-Earth-Orbit-Satellit
- elliptische
Bahn - 200-1200 km
Höhe - bemannte
Raumfahrt; Spionage- und Erderkundungs-satelliten; astronomische und militärische Satelliten; globale Kom-munikations-systeme (Sa-telliten unter-stützte Sende- und Empfangs-anlagen)
Satelliten auf Kreisbah-nen,
z.B. geostationäre Umlauf-bahnen
Satelliten auf elliptischen Bahnen z.B.
polare Umlaufbahnen
Satelliten - Typen
71
6.5. Einsatz geostationärer Satelliten
6.5.1. Begriffsklärung Quelle: www.ipn.uni-kiel.de/projekte/a7_2/umlauf.htm
Ein geostationärer Satellit bewegt
sich in einer Höhe von ca. 36 000
km über dem Äquator synchron
zur Erde. Er bewegt sich also mit
der selben Winkelgeschwindigkeit
wie die Erde. Von der Erde aus betrachtet, steht der Satellit somit immer an der gleichen
Stelle. So kann mit Hilfe von drei bzw. vier Satelliten auf dieser Umlaufbahn jeder Punkt der
Erde erreicht werden.
Es werden große und teuere Träger benötigt, um diese Satelliten auf die hohe Umlaufbahn
einzuschießen. Die Positionierung der Satelliten auf geostationärer Bahn wird schrittweise
durchgeführt. Der Satellit startet in östlicher Richtung. Dieser Startvorgang profitiert so von
der Rotationsenergie der Erde. Als Zwischenbahn dient eine erdnahe äquatorialer Umlauf-
bahn in 400 km Höhe. Von hier aus werden sie in vorgesehene höhere elliptische Über-
gangsbahn durch Zündung der Triebwerke gehoben. In dieser geostationären Höhe wird
durch weitere Zündung die elliptische Bahn gerundet.
Von allen Satellitenbahnen ist die geostationäre über dem Äquator die am häufigsten
eingesetzte Bahn. Die Nutzung dieses Bereiches unterliegt einer internationalen Regelung.
Es besteht heute die Gefahr der Überfüllung. Die Einsatzgebiete der geostationären
Satelliten sind sehr vielfältig (Nachrichtensatelliten, Fernsehsatelliten, Fernsprechverkehr,
Erdbeobachtungssatelliten).
Z. B. ein Umweltsatellit bzw. Wettersatellit ist ein Erdbeobachtungssatellit, der vorrangig zur
Beobachtung und Kartierung des Zustandes der Erde eingesetzt wird. Insbesondere dienen
sie zur Erforschung der Erdatmosphäre (Zusammensetzung, Spurengaskonzentrationen,
Isotopenhäufigkeiten, Temperaturbestimmung, Druckvermessung usw.), des Erdbodens
(Vegetation, Bodenbeschaffenheit, Katastrophenmonitoring usw.), der Meeresoberfläche
(Meeresoberflächentemperatur, Salinität, Algenwachstum, Verschmutzung usw.) und der
Polkappen (Veränderungen der Eisbedeckung o. ä.).
Geostationäre Bahn (36000 km
Höhe - z.B. Meteosat)
Geostationäre Um-
laufbahn
Polare Umlaufbahn
72
Ziel der Beobachtungen ist es, ein genaues Bild der Atmosphäre, der Weltmeere, des
Wärme- und Strahlungshaushaltes der Erde, der Vegetationsdecke, des Bodens (z.B. der
Bodenerosion) zu erhalten, um mit diesen Daten Vorhersagen für die zukünftige Entwicklung
der Erde und ihre historische Entwicklung zu ermöglichen.
6.5.2. Einsatz von METEOSAT als Satellit auf geostationärer Bahn
Etwas näher sei hier auf den Wettersatellitensystem Meteosat (Meteorological Satellite) ein-
gegangen. Diese geostationären Satellitensysteme dienen in erster Linie der Wetter-
beobachtung und Vorhersage des Wetters. EUMETSAT betreibt die Satelliten. Die Entwick-
lung übernahm bzw. übernimmt bisher die ESA. (European Space Agency). Die Satelliten
liefern aus der Position von 0° geographischer Länge in 36 000 km Abstand vom Äquator
Wetterdaten von Afrika, Europa und dem östlichen Atlantik und dienen auch der Tsunami
Warnung. 1977 startete der erste Satellit dieser Serie, 2007 startete Meteosat 9. Planungen
liegen bis 2018 vor.
Meteosat 1 bis 7 liefern jede halbe Stunde Bilder, die in 5 Minuten am Boden bearbeitet und
an die Kunden z.B. an den Deutschen Wetterdienst weitergeleitet werden. Bei Drehung des
Satelliten um die eigne Achse wird die Erde über ein kompliziertes Spiegelsystem vom
Nordpol bis zum Südpol abgetastet. Der Nachteil ist, dass die
Einstrahlung in der Polgegend bedingt durch die äquatoriale
Bahn keine so genauen Bilder liefert. Der Satellit der neueren
Generation (Meteosat 8) kann das gesamte Wettergeschehen
einschließlich der Windrichtung und -geschwindigkeit erfassen.
Meteosat - 2. Generation Quelle: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/9/9c/MSG_1_-_Meteosat_8.jpg
Aufnahme vom METEOSAT 9 (ein geosta-tionärer Wettersatellit in ca. 36000km Höhe über der Erdoberfläche. Seine Position ist über dem Äquator, Golf von Guinea, 0° nördliche Breite und 0° östliche Länge), Aufnahme vom 10.10.2007
Quelle: http://members.vol.at/vorarlberg.wetter/meteosat.htm
Wettergeschehen
in Deutschland
Wettergeschehen
in Polen
Wettergeschehen
in Tschechien
73
6.5.3. Bahnberechnung für einen geostationären Satelliten
(METEOSAT)
Mit Hilfe des 3. Gesetzes nach Kepler lässt sich die geostationäre Bahn der Satelliten nach-
rechnen. (Hilfsberechnung K mit Hilfe des Mondes als Satellit der Erde)
kr
TrT
3m
2m
s
s3
2
== ; rs = 3
m
sm 2
2
TT
r ⋅ = 3
2
h243,27h24
km384400
⋅⋅ = 42 284 km
Dabei ist: Ts Umlaufzeit des Satelliten um die Erde (24h)
rs Radius der Umlaufbahn des Satelliten um die Erde
Tm Umlaufzeit des Mondes um die Erde (27,3 d)
rm große Halbachse der Umlaufbahn des Mondes um die Erde 384 400 km
Da die Bezugspunkte der Berechnung sich auf den Erdmittelpunkt und Satellitenmittelpunkt
beziehen, muss man, um die Entfernung von den Satelliten und Erdoberfläche zu ermitteln,
den Erdradius abziehen:
rErdoberfläche = rs - rErdradius = 42 284 km – 6 370 km ≈ 36 000 km
Auf dieser Höhe befinden sich alle geostationären Satelliten der Erde.
Satellit auf geostationärer Bahn
Quellen:
http://de.encarta.msn.com/encnet/RefPages/RefArticle.aspx?refid=761567979
http://members.vol.at/vorarlberg.wetter/meteosat.htm
http://www.ipn.uni-kiel.de/projekte/a7_2/umlauf.htm
Fazination Natur und Technik S. 555 ADAC Verlag 1996
Unterlagen FOS Regensburg
Verfasser: 6.5.1.– 6.5.2. Richard Schuster
6.5.3. Martin Zumbil
74
6.6. Einsatz eines Satelliten in polarer Bahn
6.6.1. Begriffsklärung
polarer Satellit z.B. MetOp in 820 km Höhe Quelle: http://www.ipn.uni-kiel.de/projekte/a7_2/umlauf.htm
Geostationäre Satelliten erfassen zwar die ganze Erde, aber der Empfang ist in polaren Ge-
genden schwach., da die weit vom Äquator liegenden Polargebiete unter einem flachen
Winkel gemessen werden. Darunter leidet die Auflösung der Bilder. Die erdnahen polaren
MetOp-Satelliten sind eine ideale Ergänzung der geostationären Wettersatelliten METEO-
SAT, da sie eine höhere Auflösung der Bilder der Polar- und Nordatlantikregion vorweisen.
Die polare Umlaufbahn ist eine nahezu Kreisbahn auf der sich ein Satellit in geringer Höhe
über die Pole bewegt. Der Satellit überfliegt den Globus längenparallel von Norden nach
Süden, währenddessen dreht sich die Erde von Westen nach Osten. So wird jeder Punkt der
Erde erfasst, dies allerdings relativ selten. Polare Bahnen sind deshalb für Fernerkundung
wie zum Beispiel: Landvermessung, Umweltbeobachtung, Wetterbeobachtung und
militärische Aufklärung geeignet.
Der Satellit auf polarer Bahn soll möglichst immer bei Tageslicht zur selben Zeit das gleiche
Gebiet der Erde erfassen. Hier tritt aber ein Problem auf, denn im Laufe eines Erdumlaufes
um die Sonne wird die Erde auf Grund der Neigung der Erdachse zur Bahnebene in
unterschiedlicher Weise von der Sonne beschienen (Jahreszeiten), bezogen auf die Dauer
polare
Bahn
polarer
Satellit
geostationäre
Bahn
geostationärer
Satellit
75
der Sonneneinstrahlung und die Größe des Einstrahwinkels. Eine Korrektur ist erforderlich.
Der polare Satellit wird in eine sonnensynchrone Umlaufbahn geschossen. Ein
Steuerungsmanöver sorgt dafür, dass sich die Umlaufebene des künstlichen Satelliten
unabhängig von der Jahreszeit immer im gleichen Verhältnis zur Sonneneinstrahlung
einstellt.
Je elliptischer eine Umlaufbahn ist, desto schneller wird der Satellit in Erdnähe. Die
Bewegungsenergie ist unabhängig von der Form der Umlaufbahn, wenn der Durchmesser
der Kreisbahn der Längenachse der Ellipse entspricht. Deshalb genügt ein kurzer
Triebwerkseinsatz am richtigen Punkt um die Umlaufbahnen zu wechseln. Elliptische
Übergangsbahnen sind somit gut geeignet, um einen Satelliten in entfernte Kreisbahnen zu
trausportieren, z. B. Fehrnsehsatelliten oder Satelliten zur Erforschung des Erdmagnetfeldes.
6.6.2. Einsatz von MetOp-A als Satellit auf polarer Bahn
Als Beispiel für die Nutzung eines
Satelliten auf polarere Umlaufbahn sei
hier der Satellit MetOp – A gewählt.
MetOp (Meteorological Operational
Satellite) heißt eine Serie von drei eu-
ropäischen Wettersatelliten mit erd-
naher polarer Umlaufbahn. MetOp
wird vom europäischen Wetter-
satelliten-Betreiber EUMETSAT und
der europäischen Weltraumagentur
ESA in Zusammenarbeit mit dem Unternehmen EADS, der französischen Weltraumagentur
CNES und der US-Wetterbehörde NOAA für das EUMETSAT Polar System (EPS) entwi-
ckelt. Das EPS dient der operationellen Meteorologie und der Klimabeobachtung.
Winter
Herbst
Sommer
Frühling
Bahnebene des Satelliten
Erde
Sonne
76
Durch höhere Auflösung der Bilder, bessere Beobachtung der Polar- und Nordatlantikregion
und durch Messung der Temperatur- und Feuchtigkeitsverteilung in bislang unerreichter Ge-
nauigkeit wird MetOp dazu beitragen, das zuverlässige Vorhersageintervall von drei auf fünf
Tage zu verlängern. Die erdnahe polare Umlaufbahn der MetOp-Satelliten macht sie zu einer
idealen Ergänzung der geostationären Wettersatelliten der Meteosat- Reihe. Durch die ge-
ringe Höhe von nur ca. 820 km ist die Auflösung der abbildenden Sensoren wesentlich bes-
ser als bei geostationären Satelliten, die in einer Höhe von knapp 35.800 km arbeiten. Aller-
dings verkleinert sich im gleichen Maßstab das Blickfeld der Instrumente. Satelliten mit pola-
rer Umlaufbahn können innerhalb eines Tages nahezu die gesamte Erdoberfläche abtasten.
Ein bestimmtes Gebiet kann MetOp aber nur einmal pro Umlauf für ca. 15 min beobachten,
während geostationäre Satelliten kontinuierlich ein einziges Gebiet abdecken.
Der erste Satellit (MetOp-A) mit einer Startmasse von 4.093 kg startete am 19. Oktober 2006
Uhr MESZ in Baikonur. Als Trägerrakete diente die modifizierte Sojus-2-1a/Fregat. 69 Minu-
ten nach dem erfolgreich verlaufenen Start wurde MetOp-A von der Fregat-Oberstufe ausge-
setzt und hat nun ab Anfang 2007 den Betrieb aufgenommen. Er umkreist die Erde auf einer
polaren (genauer gesagt sonnensynchronen) Umlaufbahn in ca. 820 km Höhe mit einer
Bahnneigung von 98,72°. Der Nachfolgesatellit MetOp-B soll nach derzeitiger Planung 2010
ebenfalls mit einer Sojus-Rakete starten. Der Start des dritten Satelliten MetOp-C ist für 2015
vorgesehen.
Der Satellit besteht aus zwei Modulen:
Das Servicemodul (service module) ist für die Energieversorgung, die Lageregelung und die
Steuerung (S-Band Übertragung der Telemetrie und Telekommandos) zuständig und wurde
von der EADS in Frankreich auf Basis der SPOT- Erdbeobachtungssatelliten entwickelt.
Das Nutzlastmodul (payload module) enthält die Instrumente und die Datenübertragung der
Nutzlastdaten zum Boden (im Wesentlichen X-Band) und wurde von der EADS in Deutsch-
land (Friedrichshafen) entwickelt.
Der Satellit beobachtet mit seinen 13 Instrumenten das Wettergeschehen. Zusätzlich liefert
MetOp Umweltdaten. Dazu vermisst er hochgenau die Temperatur- und Feuchtigkeitsvertei-
lung, ebenso Spurengase in der Atmosphäre wie Ozon, CO und CO2, Stickoxide,
Schwefeldioxid und Methan.
77
6.6.3. Berechnung der Umlaufzeit von MetOp-A um die Erde
Die Umlaufzeit des MetOp-A Satelliten um die Erde soll mit Hilfe der Daten von Landsat 4
berechnet werden. Landsat 4 startete 1982 auf einer polaren Umlaufbahn in 705 km Höhe
und ist ein ziviler Erdbeobachtungssatellit zur Fernerkundung der Erdoberfläche(Kartierung
natürlicher Ressourcen). Die Umlaufzeit beträgt 100 min. Zur Berechnung der Umlaufzeit
von MetOp-A wird wieder das 3. Gesetz nach Kepler eingesetzt.
Landsat 4
H = 705 km
rErde = 6 370 km
VUmlaufbahn = 705km + 6 370km = 7 075 km (Radius der Umlaufbahn von Landsat 4 = Vsy)
TUmkreisung = 100 min (Umlaufzeit von Landsat 4 um die Erde = Tsy)
Berechnung der Keplerkonstanten mit den Daten von Landsat 4:
K = 3
sy
2sy
V
T; K = 33
22
km7075
min100= 0,0282 -610⋅
3
2
km
min
MetOp-A Ts = ? (Umlaufzeit von MetOp A um die Erde) H = 820 km rErde = 6 370 km VUmlaufbahn = 820 km + 6 370km = 7 190 km (Radius der Umlaufbahn des Satelliten um die Erde Vs)
K = 0,0282 -610⋅3
2
km
min = 3
s
2s
V
T
Ts2 = Vs
3 -6100,0282 ⋅⋅3
2
km
min =
-6323 100,0282)(1071,9 ⋅⋅⋅ min2 = 371694,96 0,0282⋅ min2
Ts2 = 10481,79 min2
Ts = 2min 10481,79 = 102 min MetOp – A umkreist also 14 mal am Tag die Erde (Landsat 4 ca. 14,5 mal) Quellen: http://de.wikipedia.org/wiki/Landsat
http://de.wikipedia.org/wiki/MetOp
www.google.pl\grafika\metop-a
www.wikipedia.pl/satelita/metop-a
www.ipn.uni-kiel.de/projekte/a7_2/umlauf.htm
„Fazination Natur und Technik” ADAC- Verlag 1996
Verfasser:6.6.1 – 6.6.3 Krzysztof Burak
78
7. Einfluss der Weltbilder von Kopernikus und Kepler auf
die Denkweise des postmodernen Menschen -
Diskussionsbeiträge der einzelnen Gruppen aus Prag,
Torun (Gronowo) und Regensburg
7.1. Polnische Gruppe aus Gronowo
Kopernikus’ Entdeckung veränderte die Weltanschauung des Menschen und seine Position
im Universum. Bis dahin dachte man, dass die Erde das Zentrum des Universums ist und die
Menschheit im Mittelpunkt steht. Die Feststellung, dass die Sonne im Zentrum unseres
Sonnensystems liegt, veränderte die Einstellung der Menschen. Er fühlte sich nicht mehr im
Mittelpunkt des Universums. Natürlich hielt Kopernikus nur das heliozentrische Weltbild für
richtig. Wie man heute weiß, ist es auch das Richtige bezogen auf unsere Sonne. Die
Tatsache, dass die Erde zusammen mit anderen Planeten um die Sonne kreist, half solche
Erscheinungen, wie z.B. Sonnenauf- und Untergang zu verstehen. Hätte Kopernikus diese
Entdeckung nicht gemacht und weiterentwickelt, wäre wahrscheinlich die Astronomie in die
falsche Richtung gegangen. Heutzutage werden viele neue Planetensysteme entdeckt, die
eigentlich unserem Sonnensystem ähnlich sind. Die Entdeckung verschiedener
Planensysteme hat uns bewusst gemacht, dass die Erde und die Menschen eigentlich nichts
Besonderes im Universum sind.
Keplers Entdeckungen und die Formulierung der drei Gesetze, die die Planetenbewegung
im Sonnensystem erklären, brachten großen Nutzen. Dank dieser Entdeckungen kann man
heute unter anderem jede Planetenbahn messen und mit der Erde vergleichen sowie
künstliche Satelliten einsetzen. Außerdem wurden die drei Gesetze zum Ausgangspunkt der
Formulierung komplizierter Gleichungen der Planetenbewegungen. Ohne diese Gesetze
wäre es schwierig, neue Planeten in neuen Planeteensystemen zu entdecken.
Verfasser: Gruppe aus Gronowo
79
7.2. Tschechische Gruppe aus Prag
Ganze Jahrhunderte dachte man, dass die Erde im Mittelpunkt des Universums steht. Diese
Ansicht schien logisch zu sein, denn es sieht wirklich so aus, wenn man den Himmel
beobachtet, als ob Planeten, Sterne und die Sonne, die täglich auf- und untergeht, die Erde
umkreisen würden.
Warum dachte man, dass gerade die Erde im Mittelpunkt allen Geschehens steht? Warum
sollten alle Planeten und sogar die Sonne die Erde umkreisen? Die Antwort ist unserer
Meinung nach in der Kirchenlehre zu suchen, die die Weltentstehung wie folgt erklärt : Gott
schuf die Welt, er trennte das Licht von der Dunkelheit und den Himmel vom Wasser. Dann
schuf er Lichter am Himmel, die den Tag und die Nacht voneinander trennen und nach
denen man die Jahreszeiten und auch die Tage und Jahre bestimmen kann. Sie sollen die
Erde erhellen. Gott schuf zwei große Lichter, die Sonne für den Tag und den Mond für die
Nacht, dazu alle Sterne. Im Mittelpunkt steht der Kirchenlehre nach die Erde.
Schon im Altertum gab es die ersten Theorien, die besagten, dass im Mittelpunkt des
Universums die Sonne steht (Aristarchos). Die Kirche lehnte diese Theorien später ab und
verbot sie. Im 16. Jahrhundert (Renaissance) gab es neue Theorien über die Bewegungen
der Himmelskörper und über das Universum. Nikolaus Kopernikus und Johannes Kepler
arbeiteten an ihren heliozentrischen Theorien und den Gesetzen über die Bewegungen der
Planeten. Diese Theorien beeinflussten bedeutend die bisherige Wissenschaft und
Gesellschaft. Die Kirche protestierte gegen diese Theorien und Gesetze und es gelang ihr,
sie allmählich zu verbieten. Trotzdem beeinflussten Kopernikus und Kepler die
Denkweise der ganzen Gesellschaft und die Entwicklung der Wissenschaft. Viele
Wissenschaftler gingen von den Theorien Kopernikus sowie Kepler aus – Galileo Galilei
und Isaac Newton in seiner Gravitationstheorie unterstützte die heliozentrische Theorie von
Kopernikus.
Die Keplerschen Gesetze sind bis heute gültig. Wir können dank dieser Gesetze es
ermöglich, dass die Erde von künstlichen Satelliten umkreist wird.
Jeder weiβ, dass unsere Sonne im Mittelpunkt unseres Planetensystems steht und dass die
Planeten die Sonne umkreisen. Dank Galileo Galilei und Newton wissen wir, dass die Sonne
und ihre Planeten durch die Gravitation in Wechselwirkung zu einander stehen. Die
Erkenntnisse, die wir heutzutage über das Sonnensystem und die Planetenbewegungen
haben, ergeben sich aus den Gesetzen von Johannes Kepler aus dem 16.Jh. Diese Gesetze
80
der Schule in Physik oder Geografie, dass die Sonne im Mittelpunkt unseres Sonnensystems
steht und die Planeten die Sonne in elliptischen Bahnen umkreisen. Dieses Modell des
Sonnensystems gilt als unwiderlegbare Wahrheit und Faktum.
Schriftführerin: Martina Soušková
81
7.3. Deutsche Gruppe aus Regensburg
Der Mensch rückte aufgrund der Erkenntnisse von Kopernikus und derer, die die Gedanken
von Kopernikus weiterführten, vom Mittelpunkt allen Daseins an den Rand des Universums.
Heutzutage können wir das Gefühl der Unsicherheit , welche die Menschen früher (16 -17
Jhd.) im Zusammenhang mit den Theorien von Kopernikus und Kepler verspürten, nicht
mehr teilen, da diese Vormachtstellung des Menschen im Universum aufgrund des
wissenschaftlichen Fortschritts, wodurch auch der Glaube in den Hintergrund rückte, nicht
mehr essentiell ist. Laut Meinung unserer Gruppe war es ein reiner Zufall, dass
Lebensformen auf der Erde entstanden sind. Unser Zentralgestirn gehört zu der Gruppe der
kleineren Sonnen. Aufgrund des nicht allzu hohen Innendrucks verbrennt der Wasserstoff
langsamer und verlängert dadurch die „Lebensdauer“ der Sonne. Dies ermöglichte die
Entwicklung von Leben auf der Erde.
Außerdem war es reiner Zufall, dass unser Planet in den Anfängen der Entstehung unseres
Sonnensystems mit einem anderen Planeten kollidiert ist und somit den Mond aus unserem
Planeten geschlagen hat. (Die beiden Planeten vereinigten sich aufgrund der hohen
Energien zu einem Planeten, die Erde). Der Mond bremst die Erde in der
Drehgeschwindigkeit, sodass ein für Leben nötiger Tag - Nacht - Rhythmus entstanden ist.
Die Liste solcher zufälligen Gegebenheiten könnte noch viel weiter ausgedehnt werden.
Der im Mittelalter vorherrschende Gedanke von Himmel-Erde-Hölle und dass der Mensch ein
Unikat, die einzigartige Schöpfung Gottes ist, geht mit diesem Gedanken weitestgehend
verloren.
Die von Kepler mit dem 3. Gesetz formulierte Konstante sowie deren Verwendung bei
unseren Berechnungen veranlasste uns, über die vielfältigen Naturkonstanten und deren
Feinabstimmung nachzudenken.
Eine endgültige Bewertung der Feinabstimmung der Konstanten des Universums ist zurzeit
nicht möglich. Inwieweit Feinabstimmung überhaupt existiert, ist noch nicht endgültig geklärt.
Zwar dürften selbst kleine Änderungen der Konstanten kohlenstoffbasiertes Leben, wie wir
es kennen, unmöglich machen, aber ob damit auch jegliche andere Form von Leben
unmöglich gemacht wird, steht noch zur Diskussion (die Fokussierung auf
kohlenstoffbasiertes Leben wird in diesem Zusammenhang auch Kohlenstoffchauvinismus
genannt). Einerseits wird argumentiert, dass bei Änderung der Naturkonstanten andere,
nicht-kohlenstoffbasierte Lebensformen möglich seien, andererseits werden oft einige
82
generell nötige Eigenschaften angeführt, die ein Universum benötigt, um Leben zuzulassen.
So wird beispielsweise das Vorhandensein von Entropiegradienten meist als eine
grundlegende Voraussetzung für alle Formen von Leben – soweit in naturwissenschaftlichen
Begriffen definierbar – angesehen. Könnte man für eine bestimmte Konstante also zeigen,
dass bereits bei kleiner Variation keine Entropiegradienten mehr im Universum existieren
können (wenn dann beispielsweise nur homogenes verdünntes Wasserstoffgas existieren
könnte), wäre das ein starkes Argument für eine tatsächliche Feinabstimmung dieser
Konstante im Rahmen der gegenwärtigen Standardtheorien.
Trotz aller wissenschaftlichen Fortschritte ist es für viele Menschen wichtig eine Ursache für
die Entstehung des Weltalls (Urknall) zu haben. Dies wird im Glauben an etwas
Übermächtiges z. B. Gott verwirklicht. Dieses Übermächtige kann in Form einer Person oder
einer unbekannten Kraft vorhanden sein.
Über die Existenz Gottes ist sich unsere Gruppe nicht einig:
Ein Teil glaubt eh nicht an Gott; die Gründe hierfür muss jeder für sich selber finden.
Der andere Teil denkt, dass Gott existieren muss, da der Urknall noch nicht wissenschaftlich
bewiesen ist und vermutlich nie bewiesen werden kann und es deshalb noch etwas
Übergeordnetes geben muss. Dieser Glaube ist jedoch kein Hinderungsgrund, eine
wissenschaftliche Denkweise zu haben.
Diese Koexistenz nennt man heutzutage Double-Bind. Je nach Sichtweise kann eine
Methodik (Wissenschaft – Glaube) zum Ziel führen. Beides schließt sich gegenseitig nicht
aus.
Verfasser: Regensburger Gruppe Quellen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Kosmologie
http://de.wikipedia.org/wiki/Feinabstimmung_der_Naturkonstanten
http://www.phillex.de/wende.htm