vorgelegt von: Yara-Inken Bremer, B.Sc.
Gutachter: Prof. Dr. Boris Suchan
Zweitgutachten: Dr. Patrizia Thoma
Abgabetermin: 06.11.2014
Masterarbeit
Neuropsychologischer Ratgeber für Schädel-
Hirn-Verletzte und deren Angehörige –
Themen Aufmerksamkeit, Neuropsychologie, Gehirn –
Aufbau und Funktion
Ruhr-Universität Bochum
Fakultät für Psychologie
Institut für Kognitive Neurowissenschaft
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Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung……………………………………………………………………………….7
1.1. Aufmerksamkeit…………………………………………………………………. 11
1.1.1. Aufmerksamkeitstheorien………………………………………………… 11
1.1.2. Neuronale Basis…………………………………………………………... 13
1.1.3. Diagnostik von Aufmerksamkeitsstörungen……………………………… 16
1.1.4. Therapie von Aufmerksamkeitsstörungen………………………………... 17
1.1.5. Fazit………………………………………………………………………. 20
1.2. Neuropsychologie……………………………………………………………….. 21
1.2.1. Voraussetzungen für eine neuropsychologische Therapie………………... 21
1.2.2. Einflussgrößen auf das Rehabilitationspotential…………………………. 21
1.2.3. Rahmenbedingungen (ICF)………………………………………………. 22
1.2.4. Neuropsychologische Diagnostik………………………………………… 23
1.2.5. Neuropsychologische Therapie…………………………………………… 26
1.2.6. Fazit………………………………………………………………………. 30
1.3. Gehirn – Aufbau und Funktion………………………………………………….. 31
1.3.1. Die vier Lappen des Gehirns……………………………………………… 32
1.3.2. Hirnstamm………………………………………………………………… 34
1.3.3. Endhirn und subkortikale Strukturen …………………………………….. 36
1.3.4. Wie kommt es zu einer Hirnschädigung………………………………….. 36
1.3.5. Fazit………………………………………………………………………. 39
1.4. Zielsetzung und Hypothesen…………………………………………………….. 39
2. Material und Methoden…………………………………………………………........... 40
2.1. Vorstudie………………………………………………………………………… 40
2.1.1. Versuchspersonen………………………………………………………… 40
2.1.2. Material und Methoden…………………………………………………... 40
2.2. Erstellung und Evaluation der Ratgeberteile……………………………………. 41
2.2.1. Aufmerksamkeit………………………………………………………….. 42
2.2.2. Neuropsychologie………………………………………………………… 43
2.2.3. Gehirn – Aufbau und Funktion…………………………………………… 44
2.2.4. Evaluation der Ratgeberteile……………………………………………… 45
2.3. Statistische Auswertung…………………………………………………………. 46
2.4. Glossar…………………………………………………………………………… 47
3. Ergebnisse……………………………………………………………………………… 48
3.1. Vorstudie………………………………………………………………………… 48
3.2. Aufmerksamkeit…………………………………………………………………. 54
3.2.1. Wissensfragen…………………………………………………………….. 54
3.2.2. Ratgeberfragen……………………………………………………………. 55
3.3. Neuropsychologie………………………………………………………………... 59
3.3.1. Wissensfragen ……………………………………………………………. 59
3.3.2. Ratgeberfragen……………………………………………………………. 60
3.4. Gehirn – Aufbau und Funktion………………………………………………….. 64
3.4.1. Wissensfragen …………………………………………………………….. 64
3.4.2. Ratgeberfragen……………………………………………………………. 65
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4. Diskussion…………………………………………………………………………........70
4.1. Vorstudie………………………………………………………………………… 70
4.2. Aufmerksamkeit…………………………………………………………………. 72
4.3. Neuropsychologie………………………………………………………………... 74
4.4. Gehirn – Aufbau und Funktion………………………………………………….. 75
4.5. Zielsetzung und Hypothesen …………………………………………………….. 77
4.6. Methode…………………………………………………………………………. 78
4.7. Ausblick…………………………………………………………………………. 80
5. Literaturverzeichnis……………………………………………………………………. 82
6. Anhang………………………………………………………………………………… 88
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Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Die vier Lappen des Neokortex…………………………………………... 32
Abbildung 2: Kreisdiagramm zur bisherigen Informationsbeschaffung………………... 48
Abbildung 3: Kreisdiagramm zur Form des Ratgebers………………………………… 49
Abbildung 4: Liniendiagramm mit den Mittelwerten und Standardabweichungen
der 5-Punkt-Likert-Skala zum Aufbau des Ratgebers…………………… 49
Abbildung 5: Kreisdiagramm zum Interesse an einem Ratgeberteil zum Thema
Gehirn…………………………………………………………………….. 50
Abbildung 6: Kreisdiagramm zum Interesse an Erklärungen von Fachbegriffen
im Ratgeber……………………………………………………………… 50
Abbildung 7: Kreisdiagramm zum Interesse an einem Ratgeberteil zum Thema
Neuropsychologie………………………………………………………… 51
Abbildung 8: Kreisdiagramm zum Interesse an neuropsychologischen
Krankheitsbildern im Ratgeber…………………………………………… 51
Abbildung 9: Kreisdiagramm zum Interesse an Informationen zu den
psychischen Auswirkungen von Hirnverletzungen im Ratgeber…………. 52
Abbildung 10: Kreisdiagramm zum Interesse an Informationen zu
Behandlungsmöglichkeiten von neuropsychologischen
Störungen im Ratgeber…………………………………………………... 52
Abbildung 11: Balkendiagramm zum Interesse an weiterführenden Informationen……... 53
Abbildung 12: Kreisdiagramm zum Interesse an einem Ratgeberteil zum Thema
Fahrtauglichkeit………………………………………………………….. 54
Abbildung 13: Kreisdiagramm zum Thema Erhalt neuer Informationen im
Ratgeberteil Aufmerksamkeit…………………………………………….. 56
Abbildung 14: Gruppenunterschiede (Interessenten(rot) – Betroffene/Angehörige
(blau)) zum Thema Erhalt neuer Informationen im Ratgeberteil
Aufmerksamkeit………………………………………………………….. 56
Abbildung 15: Kreisdiagramm zum Thema Erhalt hilfreicher Informationen im
Ratgeberteil Aufmerksamkeit…………………………………………….. 56
Abbildung 16: Gruppenunterschiede (Interessenten (rot) – Betroffene/Angehörige
(blau)) zum Thema Erhalt hilfreicher Informationen im Ratgeberteil
Aufmerksamkeit………………………………………………………….. 56
S e i t e | 4
Abbildung 17: Kreisdiagramm zur Bewertung der Verständlichkeit der
Informationen im Ratgeberteil Aufmerksamkeit………………………… 57
Abbildung 18: Gruppenunterschiede (Interessenten (rot) – Betroffene/Angehörige
(blau)) zum Thema Erhalt hilfreicher Informationen im Ratgeberteil
Aufmerksamkeit…………………………………………………………... 57
Abbildung 19: Liniendiagramm mit den Mittelwerten und Standardabweichungen
der 5-Punkt-Likert-Skala zur Bewertung der Gestaltung des
Ratgeberteiles Aufmerksamkeit…………………………………………... 58
Abbildung 20: Gruppenunterschiede (Interessenten – Betroffene/Angehörige) in der
Bewertung der Gestaltung des Ratgeberteiles Aufmerksamkeit…………. 59
Abbildung 21: Kreisdiagramm zum Erhalt neuer Informationen im Ratgeberteil
Neuropsychologie………………………………………………………… 60
Abbildung 22: Gruppenunterschiede (Interessenten (rot) – Betroffene/Angehörige
(blau)) zum Thema Erhalt neuer Informationen im Ratgeberteil
Neuropsychologie………………………………………………………… 60
Abbildung 23: Kreisdiagramm zum Thema Erhalt hilfreicher Informationen im
Ratgeberteil Neuropsychologie…………………………………………… 61
Abbildung 24: Gruppenunterschiede (Interessenten (rot) – Betroffene/Angehörige
(blau)) zum Thema Erhalt hilfreicher Informationen im Ratgeberteil
Neuropsychologie………………………………………………………… 61
Abbildung 25: Kreisdiagramm zur Bewertung der Verständlichkeit der Informationen
im Ratgeberteil Neuropsychologie……………………………………….. 62
Abbildung 26: Gruppenunterschiede (Interessenten (rot)– Betroffene/Angehörige
(blau))in der Bewertung der Verständlichkeit der Informationen im
Ratgeberteil Neuropsychologie…………………………………………… 62
Abbildung 27: Liniendiagramm mit den Mittelwerten und Standardabweichungen
der 5-Punkt-Likert-Skala zur Bewertung der Gestaltung des
Ratgeberteiles Neuropsychologie………………………………………… 63
Abbildung 28: Gruppenunterschiede (Interessenten – Betroffene/Angehörige) in der
Bewertung der Gestaltung des Ratgeberteiles Neuropsychologie………... 64
Abbildung 29: Kreisdiagramm zum Erhalt neuer Informationen im Ratgeberteil
Gehirn – Aufbau und Funktion…………………………………………… 65
Abbildung 30: Gruppenunterschiede (Interessenten (rot) – Betroffene/Angehörige
(blau)) zum Thema Erhalt neuer Informationen im Ratgeberteil
Gehirn – Aufbau und Funktion…………………………………………… 65
S e i t e | 5
Abbildung 31: Kreisdiagramm zum Erhalt hilfreicher Informationen im
Ratgeberteil Gehirn – Aufbau und Funktion……………………………... 66
Abbildung 32: Gruppenunterschiede (Interessenten (rot) – Betroffene/Angehörige
(blau)) zum Thema Erhalt hilfreicher Informationen im Ratgeberteil
Gehirn – Aufbau und Funktion…………………………………………… 66
Abbildung 33: Kreisdiagramm zur Bewertung der Verständlichkeit der Informationen
im Ratgeberteil Gehirn – Aufbau und Funktion…………………………. 67
Abbildung 34: Gruppenunterschiede (Interessenten (rot)– Betroffene/Angehörige
(blau)) in der Bewertung der Verständlichkeit der Informationen
im Ratgeberteil Gehirn – Aufbau und Funktion…………………………. 67
Abbildung 35: Liniendiagramm mit den Mittelwerten und Standardabweichungen
der 5-Punkt-Likert-Skala zur Bewertung der Gestaltung des
Ratgeberteiles Gehirn – Aufbau und Funktion…………………………… 68
Abbildung 36: Gruppenunterschiede (Interessenten – Betroffene/Angehörige)
in der Bewertung der Gestaltung des Ratgeberteiles Gehirn –
Aufbau und Funktion……………………………………………………... 69
S e i t e | 6
Zusammenfassung
Die folgende Arbeit beschäftigt sich mit der Erstellung und Evaluierung drei
neuropsychologischer Ratgeberteile mit den Themen Aufmerksamkeit, Neuropsychologie und
Gehirn – Aufbau und Funktion. Diese werden für einen neuropsychologischen
Internetratgeber für Patienten mit Gehirnverletzungen und deren Angehörige erstellt. Ein
solcher Ratgeber soll helfen, den Informationsbedarf über das Gehirn, die Folgen einer
Hirnverletzung und die Rehabilitationsmöglichkeiten zu decken. Um den genauen
Informationsbedarf dieser Zielgruppe zu evaluieren, wurde eine Vorstudie vorangestellt. Die
Vorstudie zeigt, dass ein hoher Informationsbedarf über neuropsychologische Störungen und
über das Gehirn besteht. Es wurden daraufhin zunächst mithilfe der Informationen aus der
Vorstudie sowie mithilfe von Literaturrecherchen zwei Ratgeberteile zu den Themen
Aufmerksamkeit und Neuropsychologie erstellt. Der Ratgeberteil zum Thema Gehirn –
Aufbau und Funktion wurde überarbeitet. Die fertigen Ratgeberteile wurden mithilfe eines
Online-Fragebogens evaluiert. Dazu wurden zu jedem Teil Multiple-Choice Fragen erstellt,
um den angestrebten Wissenszuwachs der Probanden zu messen. Weiterhin wurden Fragen
zur Gestaltung und dem Nutzen des Ratgebers gestellt. Es nahmen insgesamt 144
Versuchspersonen über die drei Themen hinweg teil. Es zeigte sich, dass alle Ratgeberteile
signifikant neues Wissen vermitteln konnten. Außerdem wurden alle Ratgeberteile zum
größten Teil als verständlich, hilfreich und gut gestaltet bewertet. Zusammenfassend lässt sich
sagen, dass ein hoher Informationsbedarf von Menschen mit Gehirnverletzungen, sowie deren
Angehörigen besteht. Dieser wurde durch die ersten hier evaluierten Ratgeberteile gedeckt.
Für die Zukunft sollte dieses Projekt weiter wachsen und gefördert werden, damit am Ende
ein umfangreicher, verständlicher und hilfreicher Ratgeber entstehen kann.
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1. Einleitung
Jeder Mensch besitzt einen Körper und ein Gehirn und doch machen wir uns oft im Stress des
Alltags keine Gedanken darüber, wie unser Körper und unser Gehirn funktionieren und was
sie benötigen, um gesund zu bleiben. Erst wenn unser Körper durch Krankheit oder Unfälle
geschädigt ist, wird uns bewusst, dass wir nicht viel über unseren Körper wissen. Dabei sind
gebrochene Knochen oft greifbarerer und einfacher zu verstehen als Gehirnverletzungen und
deren Auswirkungen. Es können verschiedenste Beeinträchtigungen je nach Art, Größe und
Lokalisation der Schädigung des Gehirns auftreten. Dies können mehr oder weniger große
Einschränkungen sein, die sich auf viele Bereiche des Körpers beziehen können. Es kann zu
Lähmungen der Arme oder Beine kommen, zu Gefühlsstörungen in verschiedenen
Körperbereichen, zu Schluckstörungen, Gleichgewichtsstörungen oder auch
Wahrnehmungsstörungen. Neben körperlichen Einschränkungen, wie z.B. der
Halbseitenlähmung, können auch neuropsychologischen Beeinträchtigungen entstehen. Diese
bestehen vor allem in Aufmerksamkeitsstörungen, Gedächtnisstörungen, Sprachstörungen,
Persönlichkeitsveränderungen oder auch Sehstörungen wie z.B. der Hemianopsie. Häufig ist
uns nicht bewusst, wie plötzlich sich das Leben z.B. durch einen Schlaganfall und dessen
Auswirkungen verändern kann. Dabei sind in den westlichen Industrienationen Schlaganfälle
die dritthäufigste Todesursache nach Krebs- und Herzerkrankungen und damit auch die
häufigste Hirnverletzung. Ungefähr 270.000 Schlaganfälle werden innerhalb eines Jahres in
Deutschland verzeichnet. 200.000 von diesen geschehen zum ersten Mal. 20 Prozent der
Schlaganfall-Patienten sterben innerhalb des ersten Monats, 37 Prozent innerhalb des ersten
Jahres. Ungefähr die Hälfte der überlebenden Schlaganfallpatienten bleiben nach einem Jahr
auf fremde Hilfe angewiesen. Ungefähr eine Million Bürger der Bundesrepublik Deutschland
leiden an den Folgen eines Schlaganfalles1. Dies sind erschreckende Zahlen, an denen sich
zukünftig etwas ändern sollte. Sowohl präventiv, mithilfe der Aufklärung über die
Risikofaktoren von Schlaganfällen als auch in der Nachsorge. Dies könnte mithilfe von
Informationen über die vorliegenden Beeinträchtigungen über das Gehirn, über Hilfen für
den Alltag, sowie auch über Therapien und Hilfen zur Krankheitsbewältigung geschehen.
Denn gerade nach einem Schlaganfall oder einer anderen Hirnverletzung sind umfangreiche
Informationen über die Verletzung und deren Auswirkungen sowie auch Therapiemaßnahmen
unerlässlich. Diese fehlen Patienten und Angehörigen häufig. Die Ärzte und das
Pflegepersonal sind oftmals im Stress und haben nur wenig Zeit die Betroffenen und
Angehörigen ausführlich über das Krankheitsbild und die Auswirkungen zu informieren.
1 Zahlen der Schlaganfall-Hilfe unter: www.schlaganfall-hilfe.de/der-schlaganfall
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So greifen immer mehr Personen auf das Internet zurück. Dieses bietet jedoch eine solche
Fülle von Informationen, dass sich nur schwer ein Überblick finden lässt. Auch sind
Informationsseiten häufig durch Laien verfasst und können Fehlinformationen verbreiten.
Diese können zu Ängsten oder auch Bagatellisierung in Hinblick auf die Krankheit führen.
Somit ist es wichtig, Patienten und Angehörigen die richtigen und hilfreichen Informationen
zukommen zu lassen, die sie suchen. Nur dies kann zu umfassendem Wissen über die
Hintergründe und auch die Therapiemöglichkeiten führen und Fehlstrategien im Umgang mit
den Defiziten vermeiden. Hier ist das Internet nicht unbedingt die falsche Wahl, da so eine
hohe Anzahl von Informationssuchenden erreicht werden kann. Nur muss auch darüber
aufgeklärt werden, welchen Seiten Vertrauen geschenkt werden kann.
Einige Studien haben sich mit dem Informationsbedarf von Schlaganfallpatienten
beschäftigt, um genau herauszufinden, welche Informationen und Hilfen den Patienten und
Angehörigen fehlen. Diese Studien fanden heraus, dass Schlaganfallpatienten mit dem Inhalt
und der Qualität der heute zur Verfügung stehenden Informationen über den Schlaganfall
nicht zufrieden sind (Hanger & Wilkinson, 2001). Da Schlaganfallpatienten eine große
Gruppe der Hirnverletzten darstellen und der Schlaganfall der wichtigste Grund für schwere
und langanhaltende Beeinträchtigung in Industrienationen darstellt (Rosamond et al., 2007),
werden im Folgenden vor allem Studien über den Informationsbedarf von
Schlaganfallpatienten angeführt. Es lässt sich annehmen, dass ein ähnlicher
Informationsbedarf auch für Patienten mit anderen Schädel- oder Hirnverletzungen besteht.
Diese fehlenden oder unzureichenden Informationen führen zu falschen Vorstellungen,
Ängsten, einem schlechten Gesundheitszustand sowie auch zu anderen Problemen wie z.B.
Depressionen (Rodgers, Bond & Curless, 2001). Hafsteinsdóttir, Vergunst, Lindeman und
Schuurmans (2011) erstellten zu dem Thema Informationsbedarf von Schlaganfallpatienten
und deren Angehörigen ein Review, welches anschaulich zeigt, in welcher Phase die
Patienten welche Informationen benötigen und wünschen.
In der Akutphase wünschen sich Patienten Informationen zu der Möglichkeit der
Heilung mithilfe von ärztlicher Behandlung, Stressmanagement, generellem medizinischen
Wissen und Informationen über das Diät-Management nach dem Schlaganfall. Jüngere
Patienten wünschen sich außerdem Informationen zu sportlichen und sexuellen Aktivitäten
(Choi-Kwon et al., 2011). In der Rehabilitationsphase möchten Patienten Informationen über
Medikation und Nebenwirkungen, spezifische medizinische Informationen über die Art ihres
Schlaganfalles, sowie über spezifische Symptome wie z.B. Schwindel oder Schmerzen (Tooth
& Hoffmann, 2004). Über alle Zeitpunkte nach dem Schlaganfall (zwei Wochen, sechs
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Monate und zwei Jahre) kamen bei den Patienten Fragen auf über:
Kommunikationsschwierigkeiten, die Art des Schlaganfalles, die Genesung, die Prävention
weiterer Schlaganfälle, die Angst vor weiteren Schlaganfällen, Gedächtnisprobleme,
Fahrtauglichkeit und Müdigkeit (Hanger, Walker, Paterson, McBride & Sainsbury, 1998).
In der Akutphase legen Angehörige vor allem Wert auf Informationen,
Kommunikation, Unterstützung und Erreichbarkeit von Patient und Gesundheitspersonal (Van
der Smagt-Duijnstee, Hamers & Abu-Saad, 2000). Nach sechs Monaten möchten Angehörige
meist Informationen über die Zeichen und Symptome von Schlaganfällen, Komplikationen
und der Vorbeugung weiterer Schlaganfälle (Bakas, Austin, Okonwo, Lewis & Chadwick,
2002). Später ist es für Angehörige wichtig Fragen ehrlich beantwortet zu bekommen und
dass sich Mediziner und das Gesundheitspersonal Zeit für die Beantwortung der Fragen
nehmen. Es ist weiterhin wichtig für die Angehörigen Kontakt zur Krankenschwester zu
haben und mit der gleichen Krankenschwester zu sprechen (Van der Smagt-Duijnstee,
Hamers, Abu-Saad & Zuidhof, 2001). Weitere Informationen, die für Angehörige wichtig
sind, sind die Auseinandersetzung mit psychologischen, emotionalen und
Verhaltensproblemen und die Versorgung vor Ort (MacKenzie et al., 2007). Weiterhin ist
auch die Information über die Prävention eines weiteren Schlaganfalles, Hilfe bei
Kommunikationsproblemen, Zurechtkommen mit Fütterproblemen, Prävention von
Verschlechterungen im kognitiven und physischen Bereich und die Bewältigung der
Stimmungsschwankungen der Patienten wichtig.(Mak, MacKenzie & Lui, 2007).
Angehörige und Patienten möchten die Informationen verbal und schriftlich
bekommen (Garrett & Cowdell, 2005). Hoffmann, McKenna, Worrall und Read (2004)
fanden in ihrer Studie heraus, dass 40% der Patienten und 65% der Angehörigen in der
Akutphase unbeantwortete Fragen zum Schlaganfall hatten. Diese Fragen bezogen sich vor
allem auf den Grund für den Schlaganfall, Erholung vom Schlaganfall, Risiko des
Wiederauftretens eines Schlaganfalles, Fahreignung und das Verstehen des medizinischen
Jargons. Nach sechs Monaten verringerte sich die Zahl der Patienten (26%) und Angehörigen
(11%), die noch offene Fragen hatten. Die Fragen zu diesem Zeitpunkt bezogen sich auf die
Rehabilitation nach dem Schlaganfall, Auswirkungen des Schlaganfalls, sowie Medikation
und das Risiko des Wiederauftretens eines Schlaganfalles.
Insgesamt lässt sich also sagen, dass sowohl bei Patienten als auch bei Angehörigen
noch viel Informationsbedarf in den Bereichen Schlaganfall, die Gründe, Symptome und die
Behandlung sowie Rehabilitation von dem Schlaganfall besteht. Diese Informationen müssen
vielfältig, nicht nur durch das medizinische Personal direkt nach dem Schlaganfall, sondern
S e i t e | 10
auch im späteren Verlauf, angeboten werden. Viele Patienten nehmen in der Akut- sowie
Rehabilitationsphase nicht viele Informationen mit, da sie meist noch unter
Konzentrationsschwierigkeiten, Müdigkeit oder auch Ängsten und Stress leiden (Lomer &
McLellan, 1987). Für Angehörige ist es umso wichtiger schon in der Akut- und
Rehabilitationsphase viele Informationen zu bekommen, um auch den Patienten angemessen
helfen zu können. Schlussendlich ist es wichtig eine Quelle der Information herzustellen,
welche sowohl während der Akutphase als auch nach der Akutphase, wenn das medizinische
Personal nicht mehr so greifbar ist, zur Verfügung steht. Genau dieses Ziel hat das Projekt an
der diese Masterarbeit angelehnt ist: kostenlose, verständliche und ausreichende
Informationen über das Gehirn, den Schlaganfall und dessen Ursachen sowie mögliche
neuropsychologische Auswirkungen zu vermitteln. Die zur Verfügung gestellten
Informationen sollen auch eine Hilfe bei der Rehabilitation darstellen und einige
Therapiemöglichkeiten sowie Links zu Selbsthilfegruppen oder weiteren Informationen
bereitstellen. Dies soll anhand eines im Internet verfügbaren Ratgebers geschehen, welcher
auf der Website der neuropsychologischen Ambulanz der Ruhr-Universität Bochum zur
Verfügung gestellt werden soll. Hierfür werden nach und nach Ratgeberteile erstellt und
evaluiert, um am Ende einen umfassenden Ratgeber mit vielen hilfreichen Informationen
bereitstellen zu können.
Diese Arbeit umfasst zunächst eine Vorstudie, welche sich mit der Evaluation des
Informationsbedarfes bei Patienten mit Hirnverletzungen und deren Angehörigen beschäftigt.
Weiterhin wurden in der Hauptuntersuchung dieser Arbeit Ratgeberteile zu den Themen
Aufmerksamkeit und Neuropsychologie erstellt und evaluiert. Der Ratgeberteil zum Thema
Gehirn - Aufbau und Funktion wurde überarbeitet und ebenfalls evaluiert. Der Ratgeberteil
Gehirn – Aufbau und Funktion wurde bereits in einer vorangegangen Masterarbeit von Britt
Schröder (Schröder, 2013) erstellt, welche auch das Thema Aphasie für den
neuropsychologischen Ratgeber erstellte und evaluierte.
Diese Arbeit wurde in enger Zusammenarbeit mit Jessica Klein erstellt, welche die
Themen Gesichtsfeldausfälle, Neglect und Fahreignung für den neuropsychologischen
Ratgeber erstellte und evaluierte (Klein, 2014). Im Folgenden soll zunächst ein
wissenschaftlicher Überblick über die Themen gegeben werden.
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1.1. Aufmerksamkeit
Aufmerksamkeit ist eine Basisleistung des Gehirns. Wir alle kennen den Begriff
Aufmerksamkeit, er bedeutet ganz allgemein sich auf etwas konzentrieren zu können. Diese
Konzentration brauchen wir in der Schule, an der Universität, im Beruf und auch im
Privatleben. Weiterhin ist die Konzentration Grundlage für viele andere kognitive Prozesse
wie z.B. das Gedächtnis. Umso schwerwiegender sind die Folgen, wenn durch eine
Hirnverletzung die Aufmerksamkeitsleistung gestört ist. Schon leichte Hirnschädigungen
können zu Aufmerksamkeitsstörungen führen. Die Forschung zeigt außerdem, dass
Aufmerksamkeitsstörungen eine der häufigsten kognitiven Störungen nach einer Erkrankung
des Gehirns sind (Niemann & Gauggel, 2010). Doch was genau ist eigentlich Aufmerksamkeit
und welche Hirnschädigungen verursachen Störungen? Schon 1890 gab William James eine
Definition der Aufmerksamkeit (zit. nach Sturm, 2005 S.1):
„Everyone knows what attention is; it is the taking possession by the mind, in clear and vivid
form, of one out of what seems several simultaneously possible objects or trains of thought.
Focalization, concentration of consciousness are of its essence. It implies withdrawal from
some things in order to deal better with others.”
Hier wird vor allem auf den Selektivitätsaspekt der Aufmerksamkeit eingegangen. Es werden
einige Informationen und Reize aus der Umwelt ausgeblendet, um sich auf andere
konzentrieren zu können. Doch gibt es nicht nur eine Art der Aufmerksamkeit, wie in den
folgenden Aufmerksamkeitstheorien beschrieben wird.
1.1.1. Aufmerksamkeitstheorien
Eine der ersten Theorien zum Thema Aufmerksamkeit war die „Filtertheorie” oder auch
„Flaschenhalstheorie“ von Broadbent (1958, zit. nach Neumann, 1996). Dieser stützt sich
zunächst auf die Befunde von Cherry (1953) und Welford (1952). Cherry (1953) untersuchte
das dichotome Hören und fand heraus, dass wenn dem linken und rechten Ohr eines
Probanden gleichzeitig eine Nachricht vorgesprochen wird, von der der Proband nur eine
Nachricht nachsprechen soll (das bedeutet sich darauf konzentriert), kann sich der Proband
auch nur an den Inhalt dieser Nachricht erinnern, die er nachsprechen sollte. Die Probanden
merken nicht einmal, wenn die Sprache wechselt, nur wenn plötzlich eine Frauen– statt
Männerstimme ertönt. Welford (1952) untersuchte die psychologische Refraktärperiode und
zeigte, dass wenn zwei Reize schnell hintereinander dargeboten werden auf die reagiert
werden soll, die Reaktionszeit auf den zweiten Reiz von der Zeit zwischen beiden Reizen
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abhängt. Je kürzer die Zeit zwischen den Reizen, desto länger die Reaktionszeit auf den
zweiten Reiz. Welford (1952) stellt die Hypothese auf, dass die verlängerte Reaktionszeit auf
einen Engpass in der Verarbeitung der Reize zurückgeht und es eine Refraktärperiode geben
müsse. Die Verarbeitung des ersten Reizes muss abgeschlossen sein, bevor der nächste Reiz
verarbeitet werden kann. Broadbent (1958) versuchte diese Befunde in seiner Filtertheorie zu
vereinen. Diese besagt, dass wenn zwei Nachrichten simultan in einen sensorischen Speicher
eingehen, diese einen selektiven Filter passieren, welcher einen Reiz zulässt und den anderen
abblockt (Alles-oder-Nichts-Prinzip). Der zweite Reiz bleibt allerdings im sensorischen
Speicher für einen späteren Zugriff vorhanden. Diese Filterung passiert laut Broadbent (1958)
schon auf Basis der physikalischen Merkmale (hier z.B. dem Ohr). Diese Selektion ist
notwendig, um vor Überlastung zu schützen. Broadbent‘s Annahmen wurden allerdings
widerlegt, da herausgefunden werden konnte, dass nicht nur eine Information durch den Filter
gelangen kann. Somit gab es weitere Theorien von Treisman (1964) und Deutsch und
Deutsch (1963), welche „frühe“ und „späte“ Selektion unterschieden. Treismann (1964)
beschrieb, dass die nicht relevanten Informationen lediglich abgeschwächt werden, deshalb
nennt man seine Theorie auch „Attenuationstheorie“. Hier besteht jedoch trotzdem eine frühe
Verarbeitung und Selektion der Informationen, wie in Broadbents Filtertheorie. Allerdings
können hier mehrere Informationen durch den Filter gelangen. Deutsch und Deutsch (1963)
beschrieben, dass alle Nachrichten zunächst semantisch verarbeitet werden und danach erst
eine Auswahl – je nach Relevanz – getroffen wird. Somit wird nach dessen Theorie die
Information erst sehr spät verarbeitet. Die neuere Forschung stellte fest, dass beide Theorien
wahr sind und dass es darauf ankommt welche Aufgabenfaktoren es gibt. Ist eine Aufgabe
leicht und beansprucht wenig Aufmerksamkeit, so werden auch mehr nicht relevante Reize
verarbeitet, da die Kapazität noch übrig ist (Lavie, 1995).
Wie weiter oben schon erwähnt, gibt es jedoch nicht nur die selektive
Aufmerksamkeit, sondern auch noch andere Aufmerksamkeitskomponenten. Hier
unterschieden Posner und Rafal (1987) zunächst zwischen drei Aspekten der
Aufmerksamkeitsleistungen: Alertness und Daueraufmerksamkeit, Selektive Aufmerksamkeit
und Anstrengung und Ressourcenaktivierung. Neuere Modelle orientieren sich meist an
diesem Modell. Ein etwas neueres und übersichtliches Modell stellten Van Zomeren und
Brouwer (1994) auf. Sie unterscheiden zunächst einmal zwischen einem Selektivitätsaspekt
und einem Intensitätsaspekt. Diese lassen sich wiederum in verschiedene Komponenten
einteilen. Die Selektivität teilt sich in die selektive/fokussierte Aufmerksamkeit, die geteilte
Aufmerksamkeit und die visuell-räumliche selektive Aufmerksamkeit auf. Die Intensität teilt
S e i t e | 13
sich in die Aufmerksamkeitsaktivierung, die Informationsverarbeitungsgeschwindigkeit und
die Daueraufmerksamkeit auf. All diese Bereiche könne durch Hirnschädigungen gestört
werden, manchmal tritt nur eine Störung einer dieser Komponenten auf, manchmal sind auch
mehrere Komponenten betroffen. Ist die basale intrinsische Aktiviertheit gestört, so ist es
wahrscheinlich, dass auch Aufmerksamkeitskomponenten wie z.B. Daueraufmerksamkeit
oder geteilte Aufmerksamkeit gestört sind, da sie auf der intrinsischen Aktiviertheit aufbauen.
Im Folgenden werden die Hirnareale beschrieben, welche für die Aufmerksamkeitsleistungen
zuständig sind.
1.1.2. Neuronale Basis
Es lässt sich nicht zu jeder Komponente ein Areal finden, welches für diese Funktion allein
zuständig ist. Das gesamte Gehirn arbeitet in Netzwerken und so gibt es auch
Aufmerksamkeitsnetzwerke, welche zusammenarbeiten um Aufmerksamkeitsleistungen zu
ermöglichen. Somit kommen auf eine Komponente viele verschiedene Areale. Auch die
verschiedenen Studien zu den neuronalen Grundlagen von Aufmerksamkeitsprozessen
ergaben nicht immer übereinstimmende Befunde. Im Folgenden werden nur einige dieser
Befunde dargestellt und Hirnareale genannt, welche durch diese erforscht wurden. Die
Aufmerksamkeitsaktivierung (Altertness) lässt sich nach einer PET-Studie von Sturm (1999)
vor allem in der rechten Hemisphäre lokalisieren. Eine einfache visuelle Reaktionsaufgabe
ergab hier Aktivierungen im rechten anterioren Gyrus cinguli, im rechten dorsolateralen
frontalen Kortex, im rechten inferioren parietalen Kortex, im rechten dorsalen ponto-
mesenzephalen Tegmentum und im rechten Thalamus. Basierend auf diesen und anderen
Studien schlägt Sturm (2005) ein Netzwerk der Aufmerksamkeitsaktivierung vor, welches
folgende Areale beinhaltet: das anteriore cingulum, den dorsolateralen präfrontalen Kortex
und den nucleus reticularis des Thalamus.
Andere Quellen (Niemann & Gauggel, 2010) fassen die Aufmerksamkeitsaktivierung,
die Daueraufmerksamkeit und Vigilanz zusammen, da diese sehr ähnliche Areale umfassen
und postulieren eine Lokalisation in folgenden Gehirnarealen: rechter dorsolateraler
Präfrontalkortex, cholinerges basales Vorderhirn, nucleus intralaminaris, nucleus reticularis
des Zwischenhirns, locus coeruleus und retikuläres System des Hirnstammes. Hier zeigt sich
eine Dominanz der rechten Hirnhälfte für diese Prozesse. Läsionen in diesen Arealen können
zu einer erhöhten Ermüdbarkeit und einer starken Verlangsamung führen (Falkensteiner,
Heger-Binder, Kartusch, Marold & Swoboda, 2011). Corbetta, Miezin, Dobmeyer, Shulman
und Petersen (1991) zeigten in einer PET-Studie, bei einer selektiven
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Aufmerksamkeitsaufgabe, bei der Form, Farbe oder Geschwindigkeit der Stimuli beachtet
werden musste, dass es zu Aktivierungen des linken lateralen orbito-frontalen Kortex, der
Basalganglien und des posterioren Thalamus kam. Zusätzlich war eine Aktivierung im
sekundären visuellen Kortex zu beobachten, welche je nach Art (Form, Farbe,
Geschwindigkeit) der Stimuli verschiedene Areale betraf. Somit lässt sich sagen, dass die
Aktivierung von dem gezeigten Material abhängt. Sind diese Areale von einer Läsion
betroffen, so kann es zu erhöhter Ablenkbarkeit kommen. Dies führt dazu, dass sich der
Betroffene nicht mehr auf eine Aufgabe konzentrieren kann und Umweltreize als störender als
vor der Läsion erlebt (Falensteiner et al., 2011).
Die visuell-räumlich selektive Aufmerksamkeit führt zu anderen Aktivierungen als die
selektive Aufmerksamkeit. Posner, Walther, Friedrich und Rafal (1984) unterschieden drei
Hirnstrukturen, welche für verschiedene Aufgaben der Aufmerksamkeitsverschiebung
zuständig sind. Zum einen den posterioren Parietallappen, welcher für das Lösen der
Aufmerksamkeit von einem Reiz zuständig ist. Zum anderen der colliculus superior, welcher
für die Verschiebung von einem Reiz auf einen neuen Zielreiz sorgt. Und zuletzt der
Thalamus, welcher die Aufgabe der Fixierung auf den Zielreiz innehat.
PET-Studien an gesunden Probanden zeigten bei Aufgaben zur
Aufmerksamkeitsteilung Aktivierungen im präfrontalen Kortex bilateral, sowie auch
Aktivierungen im anterioren cingulären Kortex (Sturm, 2005). Kommt es in diesen Arealen
zu einer Läsion, sind Betroffene häufig überfordert, wenn mehrere Dinge gleichzeitig von
ihnen gefordert werden. Insgesamt ergibt sich also ein Netzwerk aus präfrontalem Kortex,
Parietallappen, Thalamus, Gyrus cinguli und formatio reticularis. Eine Übersicht über die
Aufmerksamkeitskomponenten, Paradigmen und funktionalen Netzwerken gibt Tabelle 1.
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Tabelle 1: Aufmerksamkeitsdimensionen, Paradigmen und funktionale Netzwerke (verändert nach Sturm, 2009)
2
Dimension Bereich Paradigmen Funktionale Netzwerke
Intensität
(Vigilance)
Aufmerksamkeits-
aktivierung (Altertness)
(intrinsisch, tonisch,
phasisch)
Einfache visuelle oder
auditive Reaktionsaufgaben
ohne (tonische Aktivierung)
oder mit Warnreiz
(phasische Aktivierung)
Hirnstammanteile der formatio
reticularis, insbesondere noradre-
nerge Kerngebiete, dorsolateraler
präfrontaler und inferiorer parie-
taler Kortex der rechten Hemis-
phäre, intralaminare und retikuläre
Thalamuskerne, anteriorer Anteil
des zingulären Kortex
Daueraufmerksamkeit Langandauernde einfache
Signalentdeckungsaufgaben,
hoher Anteil relevanter
Stimuli
s. Aufmerksamkeitsaktivierung
Vigilanz Langandauernde monotone
Signalentdeckungsaufgaben,
niedriger Anteil relevanter
Stimuli
s. Aufmerksamkeitsaktivierung
Räumliche
Aufmerk-
samkeit
(Orientie-
rung)
Räumliche Verschiebung
des
Aufmerksamkeitsfokus
Aufgaben, welche den
räumlichen
Aufmerksamkeitsfokus
durch räumliche
Hinweisreize provozieren
Inferiorer Parietalkortex
(disengage), colliculi superiores
(shift), posteriorer lateraler
Thalamus (engage)
Selektivität
(Executive
attention)
Selektive oder fokussierte
Aufmerksamkeit
Wahlreaktionsaufgaben
(selektive A.); Aufgaben mit
Störreizen zwecks
Distraktoren (fokussierte A.)
Fronto-thalamische Verbindungen
zum nucleus reticularis des
Thalamus, anteriores Cingulum,
inferiorer frontaler Kortex
insbesondere der linken
Hemisphäre (Inhibition?)
Geteilte Aufmerksamkeit,
Aufmerksamkeits-
flexibilität
Aufgaben, welche eine Ver-
teilung der Aufmerksamkeit
auf mehrere „Informations-
kanäle“ erfordern (z.B.:
„dual-task-Aufgaben“),
Aufgaben zur Erfassung der
„kognitiven Flexibilität“
Präfrontaler Kortex (bilateral),
vordere Abschnitte des Cingulum
2 entnommen aus: Sturm, W., Hermann, M., Münte, T.F. (Hrsg.) Lehrbuch der klinischen Neuropsychologie. 2.
Auflage. Heidelberg: Spektrum Akademischer Verlag (S. 425)
S e i t e | 16
1.1.3. Diagnostik von Aufmerksamkeitsstörungen
Der Diagnostikprozess bei Aufmerksamkeitsstörungen sollte alle Schritte der
neuropsychologischen Diagnostik enthalten, welche im Kapitel 1.2.4. Neuropsychologische
Diagnostik näher beschrieben werden. Zunächst sollte ein Anamnesegespräch erfolgen, um
die subjektiven Beeinträchtigungen des Patienten herauszufinden und eventuell schon eine
Störung einzelner Komponenten der Aufmerksamkeit auszumachen. Weiterhin sollte sowohl
in Gesprächen als auch bei den Testdurchführungen eine Verhaltensbeobachtung erfolgen.
Diese kann Hinweise auf das Vorliegen einer Aufmerksamkeitsstörung bieten. Um das
genaue Ausmaß und die Art der Aufmerksamkeitsstörungen zu erfassen, sollte man objektive
Messverfahren anwenden. Hier lassen sich eine Reihe von Tests nennen, sowohl Papier-
Bleistift Aufgaben als auch computergestützte Testverfahren. Computergestützte Verfahren
werden jedoch immer wichtiger, da sie nicht nur eine Fehleranalyse durchführen, sondern
auch die Zeit auf Millisekunden genau bestimmen können. Gerade
Aufmerksamkeitsleistungen sind in hohem Maß von Verarbeitungsgeschwindigkeit und
Ausführungsgeschwindigkeit abhängig und können so genauer bestimmt werden. Bei den
computergestützten Verfahren lassen sich zunächst die Testbatterie zur
Aufmerksamkeitsprüfung (Zimmermann & Fimm, 2002), welche inzwischen als Version 2.3.3
vorliegt, als auch das Wiener Testsystem4 nennen. Diese beiden Verfahren beinhalten Tests
zu allen Aufmerksamkeitskomponenten. Um die visuelle Aufmerksamkeitsteilung zu testen,
lässt sich auch der Trail-Making-Test durchführen (Sturm, 2009). Die kurzfristige visuelle
Aufmerksamkeitsfokussierung lässt sich mithilfe des Aufmerksamkeits-Belastungstests (d2)
untersuchen (Sturm, 2009). Allgemein lässt sich sagen, dass bei einem Verdacht einer
Aufmerksamkeitsstörung immer mindestens ein Verfahren zur Aufmerksamkeitsintensität und
ein Verfahren zur Selektivität angewendet werden sollte. Besteht eine Läsion
rechtshemisphärisch im parietalen Bereich, sollte auch eine Untersuchung eines Neglects
stattfinden (Leitlinien neuropsychologischer Diagnostik und Therapie, 2011). Aufgaben zur
Aufmerksamkeitsdiagnostik werden neuerdings auch zur Fahreignungsuntersuchung genutzt.
Für das sichere Autofahren sind sowohl angemessene Reaktionsgeschwindigkeiten als auch
eine intakte selektive und geteilte Aufmerksamkeit unerlässlich. Allgemein wichtig bei der
Nutzung der Testverfahren ist eine vorherige Feststellung sensorischer oder motorischer
Defizite des Patienten. Zwar wurde bei den Tests auf eine möglichst geringe Komplexität in
der Bedienung und Durchführung geachtet, aber trotzdem können z.B. Sehstörungen,
3 www.psytest.net
4 www.schuhfried.at
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Hörprobleme oder motorische Einschränkungen zu einer Verfälschung der Ergebnisse führen.
Der Testraum sollte störungsfrei sein, sodass die Konzentration nicht durch Lärm oder
Ähnliches gestört wird. Auch sollte auf eine positive und motivierende Atmosphäre geachtet
werden. Abschließend ist bei jeder diagnostischen Testung und somit auch bei der
Einschätzung der Aufmerksamkeitsleistung das prämorbide Leistungsniveau zu beachten,
welches häufig nur durch die Anamnese oder auch Fremdanamnese geschätzt werden kann.
Das aktuelle Leistungsniveau ist immer in Relation zum prämorbiden Leistungsniveau zu
setzten (Falkensteiner et al., 2011).
1.1.4. Therapie von Aufmerksamkeitsstörungen
Eine Therapie der Aufmerksamkeitsstörungen sollte individuell erfolgen. Nach der
Diagnostik sollten zunächst die Ergebnisse mit dem Betroffenen besprochen und das weitere
Vorgehen geplant werden. Befindet sich der Patient noch in der Akutphase sollte eine
Restitutionstherapie angestrebt werden. Befindet sich der Patient in einer postakuten Phase
und erfolgten eventuell schon vorherige Therapien, bei welchen Restitutionsverfahren keine
Fortschritte mehr erzielten, sollte über eine Kompensationstherapie nachgedacht werden (s.
Kapitel 1.2.5. Neuropsychologische Therapie). Diese beiden Therapieverfahren müssen
jedoch nicht einzeln angewandt werden, sondern können sich auch ergänzen. Auch bei der
Therapie der Aufmerksamkeitsstörungen lässt sich allgemein sagen, dass computergestützte
Programme immer beliebter werden. Diese können automatisch die Leistung des Patienten
speichern und objektives Feedback über die Leistungen und Fortschritte des Patienten geben.
Außerdem ist es dort möglich, den Schweregrad an das Niveau des Patienten automatisch
anzupassen. Somit können die Aufmerksamkeitsleistungen spezifisch und ohne Über- oder
Unterforderung trainiert werden (Falkensteiner et al., 2011). Eine Überforderung kann zu
einer weiteren Verschlechterung der Aufmerksamkeit führen und sollte deshalb unbedingt
vermieden werden. Weiterhin können computergestützte Programme nach einer Anleitung
und Einweisungen auch für Übungen Zuhause angewandt werden. Dies ist vor allem bei der
Restitution von Bedeutung, da dort ein intensives, tägliches Training nötig ist, um Erfolge zu
erzielen (Prosiegel & Böttger, 2007). Sturm, Hartje, Orgass und Willmes (1994) zeigten
außerdem, dass eine spezifische Stimulation bessere Therapieeffekte erzielen kann, als eine
unspezifische Stimulation. Umso wichtiger ist eine genaue Diagnostik, um im späteren
Therapieverlauf gezielt trainieren zu können und die Patienten nicht zu unter- oder
überfordern. Robertson und Murre (1999) arbeiteten vier Prinzipien zur Restitutionstherapie
von Aufmerksamkeitsstörungen aus. Die ersten beiden Prinzipien sind die Bottom-up und
S e i t e | 18
Top-down Stimulation. Hierbei geht es darum, gezielt einzelne oder auch mehrere
Aufmerksamkeitskomponenten zu stimulieren. Diese Stimulation erfolgt wiederholt und über
einen längeren Zeitraum. Für eine solche Stimulation eignen sich die Therapieprogramme
Aixtent und Cogniplus. Aixtent (Sturm et al., 1994) ist ein computergestütztes Training der
Alertness, selektiven Aufmerksamkeit, geteilten Aufmerksamkeit und Vigilanz. Eine Studie
zur Wirksamkeit des Aixtent-Trainingsprogrammes, welche zwei dreiwöchige
Therapiephasen untersuchte, zeigte signifikante spezifische Verbesserungen in den Bereichen
Alertness und Vigilanz. Es zeigten sich jedoch auch Verbesserungen der selektiven und
geteilten Aufmerksamkeit. Um zu prüfen, ob das Training auch ein Restitutionstraining
darstellt und neuronale Netzwerke stimuliert wurde noch eine Einzelfall-PET und fMRT-
Studie durchgeführt, welche zeigte, dass das Aixtent-Training zu einer stärkeren Aktivierung
in frontalen und parietalen Kortexbereichen der rechten Hemisphäre führen (Niemann &
Gauggel, 2010). Cogniplus5 stellt eine neue Version des Aixtent-Trainingsprogrammes dar.
Zusätzlich zu den Bereichen Alertness, selektive und geteilte Aufmerksamkeit sowie Vigilanz
werden nun Trainingsmethoden für die Bereiche Daueraufmerksamkeit, visuell-räumliche
Aufmerksamkeit und fokussierte Aufmerksamkeit angeboten (Niemann & Gauggel, 2010).
Das dritte Prinzip von Robertson und Murre (1999) ist die Beeinflussung inhibitorischer oder
exzitatorischer Prozesse. Dieses Prinzip geht davon aus, dass nicht geschädigte neuronale
Netzwerke mit geschädigten Netzwerken in Verbindung stehen und diese hemmen oder
aktivieren. Kenntnisse darüber werden genutzt, um genau mit diesen Netzwerken zu arbeiten
und eventuell nicht nur die geschädigten Bereiche selbst zu stimulieren, sondern auch
Bereiche, welche auf diese positiv Einfluss nehmen können. Das vierte Prinzip ist die
Anregung der Aufmerksamkeit. Diese Anregung kann durch Psychopharmaka,
verhaltenstherapeutische Techniken oder auch eine Kombination aus beidem geschehen. Hier
lässt sich sagen, dass z.B. Methylphenidat zu einer Verbesserung der
Aufmerksamkeitsleistungen führen kann, jedoch auch kardiovaskuläre Nebenwirkungen zur
Folge haben kann (Leitlinien neuropsychologische Diagnostik und Therapie, 2011). Zu
erwägen ist in diesem Zusammenhang jedoch auch, dass andere Medikamente die
Aufmerksamkeitsleistung negativ beeinflussen können. Die eingenommenen Medikamente
sollten deshalb in der Anamnese mit dem Therapeuten besprochen werden.
Insgesamt lassen sich sehr viele Trainingsprogramme nennen, welche die
Aufmerksamkeitsprozesse trainieren, hierunter fallen z.B. das „Orientation Remediation
Module“, das „Attention Process Training“, Cogpack, Rehacom, sowie auch Bleistift-Papier
5 www.schuhfried.at
S e i t e | 19
Aufgaben wie: Zahlen oder Buchstaben suchen (Sturm, 2005). Auch einfaches Kopfrechnen
kann helfen die Konzentration zu trainieren. Eine genaue Ausführung all dieser
Trainingsprogramme würde hier jedoch zu weit führen.
Eine Restitutionstherapie bei Aufmerksamkeitsstörungen hat jedoch auch ihre
Grenzen. Sie kann meist nicht zu einer kompletten Heilung der Aufmerksamkeitsstörung
führen. Weiterhin ist es schwer Therapieeffekte zu generalisieren. Meist wird in der Therapie
mit Papier-Bleistift Aufgaben, sowie computergestützten Programmen gearbeitet, doch eine
Verbesserung bei diesen Aufgaben bedeutet nicht auch automatisch eine Verbesserung des
Patienten im alltäglichen Leben. Hier ist es Aufgabe des Therapeuten zu versuchen eine
Generalisierung herzustellen, z.B. mit Übungen zur Konzentration, welche auch im Alltag
durchgeführt werden können. Weiterhin ist die Restitutionstherapie oft für Patienten sehr
langweilig und eher ermüdend als motivierend. Hier stellt also der Erfolg einer solchen
Therapie auch hohe Anforderungen an die Motivation und Leistungsbereitschaft des Patienten
(Gauggel, 2003). Um die Motivation aufrecht zu erhalten, können andere Verfahren wie z.B.
Kompensation oder verhaltenstherapeutische Maßnahmen helfen (Falkensteiner et al., 2011).
Wenn eine Wiederherstellung der geschädigten Aufmerksamkeitskomponente oder
mehrerer Komponenten unwahrscheinlich ist, wird eine Kompensationstherapie angewandt.
Diese zielt darauf ab noch intakte Funktionen zu nutzen, um die geschädigte Funktion zu
ersetzten (s. Kapitel 1.2.5. Neuropsychologische Therapie). Jedoch beinhaltet die
Kompensationstherapie auch das Erlernen neuer Fähigkeiten und die Umstrukturierung der
Umwelt zum Ausgleich der gestörten Funktion. Voraussetzung für eine
Kompensationstherapie sind dabei immer ein vorhandenes Störungsbewusstsein, sowie die
nötigen kognitiven Ressourcen (Gauggel, Konrad & Wietasch, 1998). Ein Teil des
Kompensationstrainings kann ein Strategietraining sein. Dieses umfasst z.B. eine
Selbstinstruktion des Patienten, um sich auf eine Aufgabe fokussieren zu können (s. z.B.
Robertson, 1995). Dazu gibt es verschiedene Anwendungsmöglichkeiten. So kann z.B. eine
Orientierung für bestimmte Situationen wie das Autofahren erstellt werden. Sohlberg und
Mateer (2001) entwickelten eine Routine für Patienten, welche beim Autofahren den Weg
vergessen. Sie sollte sich einen Zettel gut sichtbar ins Auto hängen, auf welchem das Ziel der
Fahrt, die erwartete Ankunftszeit und ein Zeitpunkt an dem Hilfe angefordert wird, falls das
Ziel noch nicht erreicht wurde, notiert ist. Auch andere externe Reize wie z.B. Töne können
genutzt werden, um die Aufmerksamkeit wieder zu fokussieren. Auch das Time Pressure
Management Programm (TPM) (Fasotti, Kovacs, Eling & Brouwer, 2000) kann als
kompensatorische Maßnahme angewandt werden. Dieses Programm versucht Betroffenen mit
S e i t e | 20
Aufmerksamkeitsstörungen und einer allgemeinen Verlangsamung Strategien an die Hand zu
geben, um diese Langsamkeit im Alltag zu kompensieren. Das Programm besteht aus drei
Phasen. In der ersten Phase werden Aufgaben unter Zeitdruck von den Betroffenen ausgeübt,
um später die Ergebnisse und Fehler zu besprechen, die unter Zeitdruck gemacht werden.
Phase 2 besteht aus der eigentlichen Erklärung des Programmes. Es wird die Strategie „Ich
nehme mir genügend Zeit“ erläutert. Hier werden Strategien erarbeitet, welche unter hohem
Zeitdruck helfen die Aufgaben trotzdem erfolgreich zu lösen. Hierunter fallen z.B.
Störquellen vor der Bearbeitung der Aufgabe auszuschalten oder einen schriftlichen Plan zu
machen, wie die Aufgabe am besten durchzuführen ist. In Phase 3 werden die Strategien
eingeübt. Zunächst geschieht dies unter Selbstinstruktion. Das bedeutet, die Betroffenen
instruieren sich selbst was zu tun ist. Diese Selbstinstruktion wird nach und nach
weggelassen, wenn die Strategien internalisiert sind. Dieses Training hat den Vorteil, dass es
alltagsnäher ist als andere Computerprogramme. Weiterhin hat man für sich selbst Strategien,
welche auf viele Situationen generalisierbar sind.
Helfen solche kompensatorischen Maßnahmen nicht, muss eventuell die Umwelt des
Betroffenen so umstrukturiert werden, dass Aufmerksamkeitsanforderungen verringert
werden. Hier können meist schon einfache Strategien, wie z.B. das Ausschalten von
Störungsquellen (Handy, Radio, Fernsehen) helfen, um den Alltag zu erleichtern. Auch im
Berufsleben müssen eventuell Veränderungen angedacht werden. Dies könnte ein ruhigerer
Arbeitsplatz sein, mehr Pausen (bei Problemen der Daueraufmerksamkeit) oder weniger
Arbeitsstunden am Tag (Rüsseler, 2009).
Nicht zuletzt ist es wichtig auch eine psychosoziale Unterstützung im Rahmen der
neuropsychologischen Therapie anzubieten. Gerade bei Patienten, bei denen die
Aufmerksamkeitsstörungen persistieren und sie somit eventuell noch mit dem Verlust ihres
Berufes belastet sind, sollten auch emotionale Folgeerscheinungen wie z.B. Depressionen
oder Ängste behandelt werden. Denn auch diese können wiederum die
Aufmerksamkeitsleistung verschlechtern. Zur Behandlung können Entspannungsverfahren
oder auch Psychotherapie helfen (Rüsseler, 2009).
1.1.5. Fazit
Aufmerksamkeitsstörungen sind die am häufigsten auftretende neuropsychologische Störung
überhaupt (Sturm, 2005). Mitunter können sie auch sehr lange persistieren. Studien zeigen,
dass Patienten gerne mehr Informationen über die Müdigkeit und Benommenheit erfahren
möchten, welche nach einem Schlaganfall auftreten (Hanger, Walker, Paterson, McBride &
S e i t e | 21
Sainsbury, 1998). Diese können Folgen von Aufmerksamkeitsstörungen sein. Auch weitere
Symptome wie z.B. starke Verlangsamung, starke Ablenkbarkeit oder Unfähigkeit mehrere
Dinge gleichzeitig zu bewältigen, sind Zeichen einer Aufmerksamkeitsstörung. Diese können
zu starken Beeinträchtigungen im Alltag und im Berufsleben führen. So kann der vorher
ausgeübte Beruf eventuell nicht mehr in gleicher Weise wie früher ausgeführt werden oder
auch das sichere Autofahren ist nicht mehr gewährleistet (Thema Fahreignung s. Klein, 2014).
Um allen offenen Fragen von Betroffenen mit Aufmerksamkeitsstörungen und deren
Angehörigen gerecht zu werden, ist es sicherlich sinnvoll, Informationen über die Störung
sowie auch Therapiechancen bereitzustellen. Ein Verständnis über die Störung kann
außerdem zur Krankheitseinsicht und auch zur Entlastung führen, da man weiß, dass die
plötzliche Verlangsamung oder auch Ermüdbarkeit einen Grund haben kann.
1.2. Neuropsychologie
„Die klinische Neuropsychologie ist ein interdisziplinäres Fachgebiet, das sich mit der
Diagnostik und Rehabilitation von Störungen höherer Hirnleistung nach erworbener
Hirnschädigung befasst.“ (Prosiegel & Böttger, 2007 S. 15).
1.2.1. Voraussetzungen für eine neuropsychologische Therapie
Eine spezifische neuropsychologische Therapie ist meist nicht sinnvoll bei einer schweren
organischen Persönlichkeitsstörung, bei einer Demenz, bei starker Aktivitätsstörung,
Bewusstseinsstörungen und bei schweren Begleiterkrankungen, welche die Belastbarkeit
erheblich einschränken (Prosiegel et al., 2007). Weiterhin erfordert die neuropsychologische
Therapie, gerade wenn es um eine Restitutionstherapie geht, ein hohes Maß an Mitarbeit und
Motivation von den Patienten. Die Aufgaben wiederholen sich meist oft und sind somit zwar
unabdingbar für die Verbesserung der Leistung, aber subjektiv von den Patienten als sehr
langweilig empfunden. Hier ist jedoch wichtig, Motivationslosigkeit nicht mit einer
Anosognosie zu verwechseln (Prosiegel et al., 2007).
1.2.2. Einflussgrößen auf das Rehabilitationspotential
- Faktoren der Hirnschädigung
Um die genaue Art der Hirnschädigung festzustellen, ist es sinnvoll zunächst eine Computer-
oder Kernspintomographie durchführen zu lassen. Liegen Ergebnisse derer bereits vor, ist es
für den Neuropsychologen wichtig, diese zu kennen. Denn die Art und Lokalisation der
Hirnschädigung kann meist schon Hinweise auf mögliche neuropsychologische Störungen
S e i t e | 22
geben, sowie auch auf das Rehabilitationspotential. Es sollte immer früh mit der
Rehabilitation und neuropsychologischen Therapie begonnen werden, da so die
Spontanremission positiv unterstützt und eine Bildung von Fehlstrategien verhindert wird. Die
Spontanremissionsphase bezieht sich meist auf die ersten drei Monate nach der
Hirnschädigung, kann sich jedoch auch noch länger fortsetzten. Mit zunehmender Zeit lassen
sich mehr Kompensations- als Restitutionseffekte aufweisen (Prosiegel et al., 2007).
- Personenbezogene Faktoren
Zunächst lässt sich hier das Alter nennen. In diesem Bereich gibt es widersprüchliche
Befunde. Bei Schlaganfallpatienten zeigten sich keine Effekte des Alters auf das
Rehabilitationspotential, bei Patienten mit schwerem Schädel-Hirn-Trauma wirkte sich ein
höheres Alter ungünstig aus. Das Geschlecht hingegen hat keinen Einfluss auf das
Rehabilitationspotential. Händigkeit hat im Allgemeinen ebenfalls keinen Einfluss, nur dann
wenn es um die Rehabilitation von Sprachstörungen geht. Dort haben Linkshänder bzw.
Ambidexter bessere Rückbildungstendenzen. Prämorbide Persönlichkeitsvariablen sind
insofern wichtig, als dass Bewältigungsstrategien, die zuvor bei kritischen Lebensereignissen
angewandt wurden auch nach einer Hirnschädigung angewandt werden. Diese können
hilfreich sein oder auch den Heilungsverlauf behindern. Das prämorbide Intelligenzniveau
wird als begünstigender Faktor auf das Rehabilitationspotential gesehen, allerdings besteht
hier die Gefahr, dass Patienten zu hohe Ansprüche an sich selbst stellen, die eventuell nach
einer Hirnschädigung nicht mehr erreicht werden können. Weiterhin lässt sich sagen, dass
enge Bezugspersonen privat und beruflich, sowie viele Sozialkontakte einen begünstigenden
Faktor darstellen. Ungünstige Faktoren sind Persönlichkeitsstörungen, Störungen der sozialen
Intelligenz sowie auch eine Anosognosie (Prosiegel et al., 2007).
1.2.3. Rahmenbedingungen (ICF)
„Die „Internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit“
(ICF) (World Health Organisation, 2005) ist ein von der Weltgesundheitsorganisation
entwickeltes Diagnoseschema, das zwischen der Grunderkrankung, körperlichen Funktionen,
Aktivitäten und Teilhabe an Alltagsaktivitäten unterscheidet“ (Lautenbacher & Gauggel, 2010
S.46). Das ICF beschreibt die Beeinträchtigungen im Alltag, welche durch kognitive
Probleme verursacht werden. Diese Beschreibung kann helfen, um Gegenmaßnahmen zu
entwickeln und den Menschen bei diesen Problemen zu helfen. So kann das ICF auch bei der
Therapieplanung helfen. Bei der Intervention liegt dann der Fokus auf den Fähigkeiten des
S e i t e | 23
Patienten und nicht mehr auf den Defiziten. Das ICF umfasst die folgenden drei
Komponenten: Körperfunktionen und Körperstrukturen, Aktivitäten und Partizipation sowie
Umweltfaktoren und personenbezogene Faktoren.
1.2.4. Neuropsychologische Diagnostik
Die neuropsychologische Diagnostik dient der Beschreibung verschiedener Folgen einer
Hirnverletzung oder einer psychiatrischen Erkrankung. Dies können z.B. kognitive,
emotionale, motivationale oder behaviorale Folgen sein. Die neuropsychologische Diagnostik
hat vor allem folgende Ziele (Lautenbacher & Gauggel, 2010; Strubenreither & Marly, 2004):
- Die Funktionen des Gehirns untersuchen, um die aktuellen intakten und
beeinträchtigten Funktionen herauszufinden und eine qualitative und quantitative
Beurteilung der Störungen ausmachen zu können
- Beurteilung der Ressourcen des Patienten und eventueller Kompensationsleistungen
- Differenzialdiagnostik funktioneller und organischer Defizite
- Beurteilung der sozialen und beruflichen Konsequenzen der Beeinträchtigungen
- Abschätzung des Therapiepotentials, Prognose stellen
- Rehabilitationsmaßnahmen und Therapie planen
- Beurteilung des Verlaufs durch erneute Testung und Evaluation der Therapie
- Sozialrechtliche Beurteilung
Somit soll die Diagnostik nicht nur Funktionsbeeinträchtigungen einschätzen, sondern auch
Auswirkungen auf Beruf, soziale Integration in Familie und Freundeskreis und
Aktivitätseinschränkungen im Alltag erfassen. Die neuropsychologische Untersuchung
besteht aus verschiedenen Schritten:
- Informationssammlung
Zur Informationssammlung werden zunächst Vorbefunde wie z.B. frühere Krankenakten oder
medizinische oder neuropsychologische Vorbefunde herangezogen. Danach wird eine
Anamnese durchgeführt. In dieser sollen die Patienten aktuelle Symptome und Probleme
schildern, sowie auch die prämorbide Situation des Patienten. Dies kann wichtig werden, um
später einzuschätzen, ob in einzelnen Testungen (wie z.B. Gedächtnis) eine wirkliche
Verschlechterung durch die Hirnschädigung eingetreten ist, oder ob das prämorbide
Leistungsniveau schon zuvor niedrig war. Dazu sollte vor allem die schulische und berufliche
Ausbildung, sowie auch die materielle und soziale Situation des Patienten erfragt werden.
S e i t e | 24
Auch eine Fremdanamnese von Ehepartner oder engen Bezugspersonen kann hilfreich sind,
um Defizite, Krankheitseinsicht und das prämorbide Leistungsniveau einzuschätzen. Nach der
freien Schilderung des Patienten, erfolgt eine Exploration durch den Neuropsychologen,
welcher Informationen über körperliche Symptome, Kognition, Emotionalität, die soziale und
berufliche Situation und weitere Interessen und Hobbies erfragen sollte. Hier soll der Patient
vor allem Veränderungen seit der Hirnschädigung erläutern. Es sollten weiterhin Themen wie
Medikamenteneinnahme, visuelle und auditive Probleme, motorische Einschränkungen und
bisherige Erfahrung mit psychologischen Untersuchungen besprochen werden, da diese die
späteren Testungen beeinflussen können. Weiterhin ist die Verhaltensbeobachtung ein
wichtiger Bestandteil der neuropsychologischen Untersuchung. Hier sollten Orientiertheit,
Behalten von Informationen, Bewusstseinslage, äußeres Erscheinungsbild, körperliche
Einschränkungen, Kontaktverhalten, Sprache, Mitarbeit, Arbeitsverhalten, soziales Verhalten,
Verhaltensregulation, Belastbarkeit, Ermüdbarkeit, Affekt und formales und inhaltliches
Denken beurteilt werden. Dies ist hilfreich für die erste Einschätzung des Patienten und kann
ebenfalls bei der weiteren Therapieplanung helfen (Jank, 2011).
- Planung der testpsychologischen Untersuchung
Zunächst werden Hypothesen aufgestellt, welche Funktionsbeeinträchtigungen es geben
könnte. Dies kann durch eine umfangreiche Informationssammlung erleichtert werden.
Neuropsychologische Untersuchungen können, je nach Grund der Vorstellung, erheblich
variieren. Nach Sturm und Harte (2006) können folgende Funktionsbereiche in einer
neuropsychologischen Untersuchung überprüft werden:
- Basale und höhere Wahrnehmungsleistungen
- Intellektuelles Niveau
- Aufmerksamkeitsleistungen
- Gedächtnisleistungen
- Exekutive Funktionen
- Sprache
- Sensomotorische Leistungen
- Räumlich – perzeptive/kognitive/konstruktive Leistungen
- Zahlenverarbeitung und Rechenleistung
- Berufsabhängige Fertigkeiten
- Affektivität und Persönlichkeit
S e i t e | 25
Einige Faktoren, die bei der Auswahl der Testverfahren beachtet werden sollten, sind:
differenzierte Erfassung der Teilfunktionen, ausreichende Gütekriterien, vorhandene
Parallelversionen, differenzierte Normen, Vermeidung von Decken – und Bodeneffekten,
Berücksichtigung von Beeinträchtigungen des Patienten und von den Erfahrungen des
Patienten mit bestimmten Testverfahren (Jank, 2011).
- Untersuchungsdurchführung
Um eine gute Arbeitsbeziehung zwischen Therapeut und Patient zu schaffen, sollte der Patient
über die Untersuchung zunächst informiert werden. So sollte der Patient den Zweck der
Untersuchung erfahren, Informationen über zu untersuchende Bereiche erhalten, erfahren, wie
die Untersuchungsergebnisse verwendet werden, über die gesetzliche Schweigepflicht
informiert werden, Informationen über das Feedback erhalten (Wer klärt den Patienten wann
über die Ergebnisse der Untersuchung auf?) und Informationen über den Ablauf der
Untersuchung erhalten. Auch können vor Beginn der Untersuchung Einstellung, Erwartungen
und Befürchtungen von Seiten des Patienten diskutiert werden. Die Untersuchung sollte
immer in einer freundlichen und motivierenden Atmosphäre stattfinden. Der
Untersuchungsraum muss auf jeden Fall störungsfrei sein, um Verfälschungen der
Testergebnisse durch Lärm auszuschließen. Weiterhin sollten die Instruktionen klar und
verständlich, sowie auch neutral wiedergegeben, und vor Beginn der Untersuchung eventuelle
Fragen geklärt werden (Jank, 2011).
- Interpretation
Nach der Untersuchungsdurchführung müssen zunächst die erhobenen Daten ausgewertet und
interpretiert werden. Da es für jeden Test verschiedene Auswertungen, Tabellen oder
computergestützte Auswertungsprogramme gibt, wird hier nicht auf einzelne Interpretationen
von Tests eingegangen. Allgemein wird meist ein Prozentrang oder T-Wert als Ergebnis des
Patienten angegeben. Dieser wird mit einer alters- und teilweise auch bildungsnormierten
Gruppe verglichen. Danach erfolgt eine Einschätzung, ob der Patient im Normbereich liegt
oder unter- oder überdurchschnittliche Ergebnisse erreichte. Vor allem bei inkongruenten
Daten müssen die Ergebnisse anhand der verschiedenen Informationsquellen interpretiert
werden. So kann es natürlich vorkommen, dass der Patient sich besser oder schlechter
einschätzt als die Ergebnisse der Testuntersuchungen zeigen.
S e i t e | 26
- Schriftliche Dokumentation der neuropsychologischen Befunde
Hier kann ein neuropsychologischer Befund, Bericht oder ein Gutachten erstellt werden, je
nach Grund der Vorstellung. Hier sollten alle Ergebnisse aus Informationssammlung,
Untersuchungsplanung, Untersuchung und Interpretation mit eingehen. Vor allem bei der
Angabe der Tests ist es wichtig genaue Angaben der Testbezeichnung, Version und
verwendeten Normen zu machen, damit eventuelle spätere Verlaufsuntersuchungen
Parallelversionen genau dieses Tests nutzen können, um eine Vergleichbarkeit herzustellen
(Jank, 2011).
1.2.5. Neuropsychologische Therapie
Im Anschluss an die neuropsychologische Diagnostik erfolgt, falls nötig, eine
neuropsychologische Therapie zur Verbesserung der beeinträchtigten Funktionen. Um eine
angemessene und individuelle Therapie zu gewährleisten, ist es also unerlässlich eine
ausführliche Diagnostik abgeschlossen zu haben. Das Ziel der neuropsychologischen
Therapie ist es, die gefundenen kognitiven, emotionalen oder motivationalen Störungen so gut
es geht zu beseitigen. Dies soll dazu führen, dass sowohl familiäre als auch berufliche
Anforderungen wieder so gut es geht gemeistert werden können. Falls dieser Anspruch nicht
erfüllt werden kann, soll die Therapie eine Hilfe sein die Beeinträchtigungen zu akzeptieren
und Strategien zu finden, um damit zu leben. Die neuropsychologische Therapie besteht aus
drei großen Pfeilern, welche im Folgenden näher erläutert werden: Restitution, Kompensation
und integrierte Verfahren.
- Restitution
Die Restitution ist von dem lateinischen Wort restutio (=Wiederherstellung) abgeleitet. Das
bedeutet man möchte die beeinträchtigte bzw. verlorene Funktion des Gehirns so gut es geht
wiederherstellen. Die Restitution basiert auf einer biologischen Grundlage, welche davon
ausgeht, dass durch Stimulation und neuronale Plastizität des Gehirns eine Regeneration der
neuronalen Strukturen und des Gewebes stattfindet (Rüsseler, 2009). Der Psychologe Donald
Hebb postulierte 1949, dass synaptische Verbindungen gestärkt werden, wenn Neurone zur
gleichen Zeit aktiv sind (Hebb’sches Gesetz). Um geschädigte Bereiche zu stimulieren, stützt
man sich genau auf dieses Gesetz. Durch gezielte, sich immer wiederholende Übung sollen
die synaptischen Verbindungen wiederhergestellt und die Netzwerke neu geformt werden.
Durch diese wiederhergestellten neuronalen Systeme sollen auch deren Funktionen reaktiviert
werden (Gauggel, 2003). Es werden vier Arten der Stimulation beschrieben (Robertson &
S e i t e | 27
Murre, 1999): unspezifische Stimulation, spezifische Stimulation, welche unterteilt ist in
wahrnehmungsgesteuerte (bottom-up) und konzeptgesteuerte (top-down) Stimulation,
Stimulation durch die Beeinflussung inhibitorischer Prozesse und Stimulation durch
Beeinflussung von Aufmerksamkeitsprozessen.
Unspezifische Stimulation ist, wie der Name sagt, eine nicht zielgerichtete Stimulation
durch z.B. sensorische oder motorische Anregungen von Pflegekräften, Angehörigen, Radio
oder Fernsehen. Auch können hier Tiere eingesetzt werden. Die Technik „Snoezelen“ fällt
auch unter die Kategorie der unspezifischen Stimulation. Hier werden warme, wohlriechende
und mit z.B. Kissen dekorierte Räume genutzt in denen leise Musik gespielt und Lichtspiele
präsentiert werden (Mertens, 2004). Diese Technik wird meist bei z.B. dementen Patienten
angewendet.
Die spezifische Stimulation wird vor allem in der neuropsychologischen Therapie
angewendet. Um spezifische Stimulation anwenden zu können, muss zunächst das Wissen
über die Funktionsweise des Gehirns gegeben sein. Es müssen, je nach Störungsfeld, die
richtigen Aufgaben ausgewählt werden, um auch die richtigen Bereiche des Gehirns zu
stimulieren. Die Aufgaben müssen über einen langen Zeitraum intensiv durchgeführt werden,
um Erfolge zu erzielen. Dies setzt hohe Anforderungen an die Motivation des Betroffenen.
Beispiele für die spezifische Stimulation sind z.B. die exzessive Stimulation der blinden
Gesichtshälfte bei einer homonymen Hemianopsie oder das Aufmerksamkeits-Prozess-
Training (APT) bei Aufmerksamkeitsstörungen (Rüsseler, 2009).
Die Stimulation durch Beeinflussung inhibitorischer Prozesse basiert auf den
Forschungen, welche erkannten, dass Patienten durch eine zweite Läsion eine Verbesserung
der Auswirkungen der ersten Läsion erzielten. Dies lässt sich durch einen Wegfall der
störenden Inhibition erklären (Rüsseler, 2009). Weddell (2004) beschrieb einen Patienten,
welcher nach einer ersten rechtsseitigen Läsion einen Neglect entwickelte. Dieser Neglect
verschwand nach einer zweiten linksseitigen Läsion des superioren colliculus. So zielt hier die
Therapie darauf ab, ein anderes als das geschädigte neuronale System zu aktivieren, um das
geschädigte System durch den Wegfall der Inhibition zu verbessern.
Die letzte Art der Stimulation besteht aus einer Veränderung der Aufmerksamkeit und
Motivation des Patienten. Wird die Wachheit und Motivation gesteigert, kann die Plastizität
erhöht werden. So kann sich z.B. die Gabe von Noradrenalin-Antagonisten positiv auf die
kognitiven Funktionen und die Stimmung auswirken (Lee et al., 2005). Doch auch
behaviorale Methoden, wie z.B. die Gabe von Hinweisreizen oder die Setzung von
Leistungszielen, können die Motivation und Aufmerksamkeit erhöhen (Rüsseler, 2009).
S e i t e | 28
Stimulationsaufgaben können als Papier-Bleistift-Aufgaben, computergestützten Verfahren
als auch virtuelle Realitätsaufgaben existieren. Vor allem computergestützte Trainings sind
empfehlenswert, um die Schwierigkeit automatisch an das Leistungsniveau des Patienten
anzupassen und um eventuell auch Übungen Zuhause durchführen zu können. Studien zeigen
jedoch, dass ein intensives, hochfrequentes Training nötig ist, um Erfolge in der
Restitutionstherapie zu erzielen (Karni et al, 1995; Müller, Gall, Karsten & Sabel, 2008;
Tallal, 2004). Auch müssen Patienten aktiv lernen, d.h. Aufgaben durchführen. Passive
Stimulation führt zu geringeren Erfolgen (Recanzone, Merzenich, Jenkins, Grajski & Dinse,
1992).
Bei der Restitutionstherapie ist es schwierig zu sagen, in welchem Maße Erfolge erzielt
werden können, da diese Therapie ihre Grenzen hat. Bisher gibt es noch nicht genügend
Belege, ob eine solche Therapie für bestimmte kognitive Funktionen hilft. Überzeugende
Belege gibt es bisher nur für die Therapie von Aufmerksamkeitsstörungen, visuellen
Verarbeitungsstörungen und Neglect. Bei der Therapie von Gedächtnisstörungen kann nur
domänenspezifisches Wissen vermittelt werden, jedoch nicht die Gedächtnisfunktion im
Ganzen verbessern. Die Verbesserung einer Leistung in computergestützten Verfahren kann
außerdem nicht direkt auf den Alltag oder Beruf generalisiert werden. An dieser Stelle ist es
Aufgabe des Neuropsychologen diese Verbindung herzustellen und Methoden zur
Leistungsverbesserung im alltäglichen Leben mit dem Betroffenen auszuarbeiten. Weiterhin
ist es wichtig, dass mit dem Restitutionstraining so früh wie möglich nach dem
hirnschädigenden Ereignis begonnen wird. Die Effekte zur Verbesserung einer geschädigten
Hirnleistung sind in der chronischen Phase sehr viel geringer als in der Akutphase (Rüsseler,
2009).
- Kompensation
Die Kompensation ist von dem lateinischen Wort compensare (= eine Sache gegen eine
andere abwiegen) abgeleitet. Die Kompensationstherapie hat das Ziel gestörte Funktionen
durch Nutzung intakter Funktionen auszugleichen. Eine weitere Kompensationsmöglichkeit
besteht in der Hinzunahme externer Hilfsmittel wie z.B. Notizhefte oder Handys bei
Störungen der Gedächtnisfunktionen. Bei der Kompensation wird nicht mehr davon
ausgegangen, dass die geschädigte Funktion wiederhergestellt werden kann. Deshalb erfolgt
die Kompensationstherapie im Gegensatz zur Restitutionstherapie meist in der chronischen
Phase (Rüsseler, 2009). Es gibt drei Mechanismen der Kompensation (Bäckman & Dixon,
1992):
S e i t e | 29
1. Steigerung der für eine Aufgabe verwendeten Zeit und Erhöhung der Anstrengung.
2. Nutzung einer anderen vorhandenen Fähigkeit, um das gewünschte Ziel zu erreichen.
3. Anpassung an eine neue Situation, indem Kriterien für Erfolg und die eigenen
Erfolgserwartungen verändert werden.
Um eine erfolgreiche Kompensation zu gewährleisten, sollte die Krankheitseinsicht des
Patienten vorhanden sein, der Patient sollte die Kompensationsmethode kennen und er sollte
nicht zu viel Hilfe bekommen. Denn mit zu viel fremder Hilfe ist eine erhöhte Anstrengung,
sowie auch das Lernen von Alternativstrategien nicht nötig. Diese sind jedoch wichtig, um ein
möglichst selbstständiges Leben führen zu können. Ein weiterer Faktor, welcher die
Kompensation negativ beeinflussen kann, ist eine sehr schwere Schädigung des Gehirns. Es
wird von einer umgekehrt U-förmigen Beziehung zwischen Schwere der Beeinträchtigung
und dem Einsatz von Kompensationsmöglichkeiten ausgegangen (Bäckman & Dixon, 1992).
Sind Patienten sehr schwer beeinträchtigt, so haben sie meist nicht die Ressourcen für eine
Kompensationstherapie. Leicht beeinträchtigte Patienten haben meist eher das Problem der
Einsicht in die Notwendigkeit der Nutzung von kompensatorischen Strategien. Vor allem ein
junges Alter, ein hoher prämorbider IQ und intakte exekutive Funktionen sind gute
Prädiktoren für den Erfolg kompensatorischer Strategien (Rüsseler, 2009).
- Integrierte Verfahren
Der dritte Pfeiler der neuropsychologischen Therapie sind die integrierten Verfahren. Diese
Verfahren beinhalten verschiedene Methoden der Psychotherapie, wie z.B. operante
Verfahren, Gesprächstherapie oder Familientherapie. Diese Therapien sollten für jeden
Patienten individuell erfolgen und sich auf den Umgang mit aktuellen und bleibenden
Beeinträchtigungen beziehen. Hier können auch emotionale Probleme behandelt werden, wie
z.B. Ängste nach einem hirnschädigenden Ereignis. Gerade bei Psychotherapieverfahren ist
für den Erfolg einer Behandlung die Krankheitseinsicht unerlässlich. Auch
Gedächtnisprobleme können den Erfolg einschränken. Hier sollte zunächst daran gearbeitet
werden, bevor integrierte Verfahren zum Einsatz kommen. Die vier wichtigsten Gründe für
den Einsatz integrierter Verfahren in der neuropsychologischen Therapie lassen sich wie folgt
zusammenfassen (Prosiegel et al., 2007):
1. Akzeptanz von Reststörungen, welche unter Umständen auch durch eine weitere
Therapie nicht verbessert werden können. Hier kann eine Psychotherapie helfen, diese
Akzeptanz zu entwickeln.
S e i t e | 30
2. Vermitteln von Krankheitseinsicht bzw. Einsicht in die Defizite, welche durch die
Hirnschädigung entstanden sind. Häufig werden Defizite bagatellisiert und die
negativen Konsequenzen werden unterschätzt. Psychotherapeutische Techniken
können die Einsicht in die Defizite erhöhen.
3. Therapie von psychischen Störungen, welche als Folge von neuropsychologischen
Defiziten auftreten. Hier lässt sich an erster Stelle z.B. die Depression nennen. Die
psychischen Störungen können im Alltag als noch einschränkender erlebt werden, als
die neuropsychologischen Defizite selbst und bedürfen somit einer Behandlung.
4. Therapie von Verhaltensstörungen wie z.B. Antrieblosigkeit, Gleichgültigkeit oder
auch Aggressionen. Diese Verhaltensstörungen können ebenfalls als Folge von
Hirnläsionen auftreten und stehen meist vor allem einer beruflichen
Wiedereingliederung im Wege. Deshalb sind auch hier psychotherapeutische
Verfahren sinnvoll.
Die neuropsychologische Therapie muss nicht aus nur einem der drei Pfeiler bestehen,
sondern kann, je nach Störungsbild eine Kombination aus den drei Pfeilern sein. Weiterhin ist
es immer wünschenswert, in einem interdisziplinären Team zu arbeiten, welches auch bei
körperlichen Beschwerden, beruflicher Wiedereingliederung oder sozialrechtlichen Fragen
weiterhelfen kann und kooperativ arbeitet.
1.2.6. Fazit
Es ist wichtig über das Thema Neuropsychologie aufzuklären, da einige neuropsychologische
Störungen, wie z.B. Aufmerksamkeits- oder Gedächtnisstörungen eine häufige Folge von
Hirnverletzungen sind. Viele Patienten und auch Angehörige sind nicht vertraut mit einer
neuropsychologischen Therapie. Sowohl Patienten als auch Angehörige geben in Studien an,
dass sie gern mehr über die Genesung von Schlaganfällen (Hanger et al., 1998) und den
Möglichkeiten der Heilung mithilfe von ärztlicher Behandlung erfahren wollen (Choi-Kwon
et al., 2005). Angehörige wünschen sich Informationen zur Prävention von
Verschlechterungen im kognitiven und physischen Bereich und zur Bewältigung der
Stimmungsschwankungen der Patienten (Mak et al., 2007). Auch dies fällt zum Teil in den
Aufgabenbereich der neuropsychologischen Therapie. Man sieht, dass hier ein klarer
Informationsbedarf besteht. Einerseits ist die Aufklärung durch den Neuropsychologen in der
Klinik, Ambulanz oder Praxis notwendig, andererseits kann auch ein Ratgeber vorab
Informationen geben. Diese können dem Patienten die Angst nehmen und Möglichkeiten der
Heilung aufzeigen sowie auch Angehörigen ein Bild vermitteln, was mit dem Betroffenen in
S e i t e | 31
einer solchen Therapie geschieht. Außerdem können auch Angehörige von dem Wissen über
Therapiemöglichkeiten profitieren und den Betroffenen helfen auch zuhause zu trainieren.
Leider ist es häufig der Fall, dass in Kliniken und Ambulanzen eine genaue Aufklärung nicht,
oder aus zeitlichen Gründen nur sehr verkürzt erfolgt. Umso besser ist es für Betroffene oder
Angehörige, welche sich weiter informieren möchten, eine frei zugängliche Quelle zu haben,
um dies zu tun.
1.3. Gehirn – Aufbau und Funktion
Da in dieser Arbeit nur eine Überarbeitung des Ratgeberteiles zum Thema Gehirn – Aufbau
und Funktion stattfand, soll auch hier nur auf die thematischen Hintergründe der Neuerungen
eingegangen werden.
Das zentrale Nervensystem des Menschen besteht aus zwei Strukturen: dem Gehirn
und dem Rückenmark. Das Gehirn (lat. cerebrum) besteht aus vielen Milliarden Nervenzellen.
Die Nervenzellen, auch Neurone genannt, sind für den Transport von Signalen zuständig.
Dieser dient der Informationsvermittlung unter den Nervenzellen. Es besteht ein Netzwerk
aus diesen Nervenzellen, in dem eine Nervenzelle tausende Kontakte mit anderen
Nervenzellen besitzen kann. In Millisekunden können so Informationen von z.B. der Haut
oder den Sinnesorganen ins Gehirn gelangen, um dort verarbeitet zu werden. Ein Neuron ist
eine Sonderform einer menschlichen Zelle. Es besteht aus Zellkörper, Axon und Dendriten.
Axone spalten sich häufig in Kollaterale auf, an dessen Ende sich eine Synapse befindet. Eine
Synapse ist eine Verbindung zwischen zwei Nervenzellen oder einer Nerven- und einer
Muskelzelle. Der Informationstransport innerhalb der Nervenzelle erfolgt elektrochemisch
mithilfe von Aktionspotentialen. Die Weiterleitung von Informationen zwischen den
Nervenzellen erfolgt entweder über elektrische oder chemische Synapsen. Die elektrischen
Impulse kann man über ein Elektroenzephalogramm erfassen. Das Gehirn wiegt zwischen
1.200 und 1.400 Gramm bei einem Erwachsenen. Dies macht nicht einmal 5% der gesamten
Körpermasse aus, hat aber einen Anteil von 15% am Energieverbrauch des Körpers. Das
Gehirn ist die Steuerungszentrale aller Abläufe des Körpers – Wahrnehmung, Emotion,
Denken und Handeln. Eine Verletzung des Gehirns kann somit weitreichende Folgen für die
körperlichen und geistigen Funktionen des Menschen haben. Eine genaue Erforschung der
einzelnen Gehirngebiete und deren Aufgaben wurde vor allem durch bildgebende Verfahren
möglich. Mit diesen Verfahren kann eine aufgabenspezifische Aktivität der Neuronen
gemessen werden.
S e i t e | 32
Die zweite Struktur des zentralen Nervensystems ist das Rückenmark (lat. medulla spinalis).
Das Rückenmark ist eingebettet in die Wirbelsäule und bei Erwachsenen circa 40-50 cm lang.
Es wird umgeben von der Rückenmarksflüssigkeit (lat. liquor cerebrospinalis). Vom
Rückenmark aus laufen Spinalnerven in die Peripherie. Sie treten nach beiden Seiten
zwischen den Wirbelknochen hindurch. Das Rückenmark an sich besteht aus einer grauen und
einer weißen Substanz. Die innenliegende graue Substanz erinnert von der Form her an einen
Schmetterling. Sie besteht aus Nervenzellkörpern. Die „oberen Flügelenden“ des
Schmetterlings bilden das Vorderhorn, welches motorische Zielgruppen hat. Die „unteren
Flügelenden“ bilden das Hinterhorn, welches sensorische Zielgruppen hat. Die außenliegende
weiße Substanz besteht aus Nervenleitungsbahnen. Die absteigenden Fasern enden an
Motoneuronen, welche Muskelzellen innervieren, die aufsteigenden Fasern enden im Gehirn
(Schandry, 2006).
1.3.1. Die vier Lappen des Gehirns
Der Neocortex, welches den jüngsten Teil des Gehirns darstellt, kann in vier Lappen eingeteilt
werden. Dies sind der Frontallappen, der Parietallappen, der Temporallappen und der
Okzipitallappen (s. Abbildung 1).
Abbildung 1. Die vier Lappen des Neokortex.
Der Frontallappen, welcher auch Stirnlappen genannt wird, liegt vereinfacht gesagt hinter der
Stirn des Menschen, wie in Abbildung 1 gut zu erkennen ist. Der Stirnlappen besitzt den
motorischen Kortex, welcher für die Bewegung zuständig ist. Dieser motorische Kortex ist
Ausgangsstation für Bewegungsbefehle von der Hirnrinde in tieferliegende motorische Areale
S e i t e | 33
wie z.B. die Basalganglien oder das Rückenmark. Weiterhin liegt im Gebiet des
Frontallappens auch das prämotorische und supplementärmotorische Areal. Die Hauptaufgabe
dieser Gebiete besteht darin, Bewegungen zu planen. Hier sind gut gelernte
Bewegungsprogramme abgespeichert. Ein weiteres Gebiet ist das frontale Augenfeld. Dieses
ist für die willkürliche Blickbewegung zuständig. Es enthält Afferenzen von der primären und
sekundären Sehrinde des Okzipitallappens. Weiterhin befindet sich im Frontallappen das
Broca-Areal. Das Broca-Areal wird auch Sprachzentrum genannt, da es hauptsächlich für die
Generierung von Sprache zuständig ist. Als letztes Areal des Frontallappens lässt sich der
Präfrontalkortex nennen. Dieser ist ein phylogenetisch junger Teil des Kortex, welcher bei
Menschen deutlich größer ausgeprägt ist als bei Tieren. Er macht ca. 25-50% des Neokortex
aus. Außerdem ist er eng mit dem limbischen System verbunden. Dem Präfrontalkortex
werden viele Funktionen zugeordnet. Hierunter fallen das Arbeitsgedächtnis, die
Handlungsvorbereitung und Handlungsplanung, die Kontrolle motivationaler und emotionaler
Impulse, die Aufmerksamkeit, der motorische Antrieb sowie verhaltenssteuernde Prinzipien
wie Ethik und Moral. So kann es bei einer Schädigung des Präfrontalkortex zu vielen
verschiedenen Störungen kommen, wie z.B. Verlangsamung, Persönlichkeitsveränderungen,
gleichgültigem Verhalten, eingeschränkter Planungsfähigkeit, sowie auch einem
eingeschränkten Arbeitsgedächtnis.
Der Parietallappen liegt im oberen Bereich des Gehirns hinter dem Frontallappen und
wird auch Scheitellappen genannt (s. Abbildung 1). Er besitzt den primären somatosensiblen
Kortex, welcher der Lage des Gyrus postcentralis entspricht. Dieser ist in beiden
Hemisphären vorhanden und alle Zuflüsse stammen jeweils von der gegenüberliegenden
Körperseite. Diese Region ist zuständig für die Wahrnehmung sensorischer Reize aus der
Peripherie. Grobe Empfindungen wie z.B. Schmerz oder Wärme können jedoch auch schon
im Thalamus zu einer bewussten Wahrnehmung führen. Weiterhin befindet sich im
Parietallappen der sekundäre somatosensible Kortex. Dieser hat die Funktion die
Informationen aus dem primären somatosensiblen Kortex zu interpretieren. Besteht eine
Schädigung des sekundären somatosensiblen Kortex, so kann z.B. ein Gegenstand erfühlt aber
nicht benannt werden. Der Parietallappen wird außerdem auch mit
Aufmerksamkeitsleistungen und hier vor allem der selektiven Aufmerksamkeit und
Aufmerksamkeitsverschiebung in Verbindung gebracht (s. Kapitel 1.1.2. Neuronale Basis).
Der Temporallappen liegt unterhalb des Parietallappens und wird auch als
Schläfenlappen bezeichnet (s. Abbildung 1). Dort befindet sich die primäre und sekundäre
Hörrinde. Die primäre Hörrinde nimmt Schwingungsfrequenzen auf, verarbeitet diese und
S e i t e | 34
leitet sie weiter an die sekundäre Hörrinde. Diese interpretiert und integriert die
Informationen, sodass z.B. Laute oder Töne zu Wörtern oder Melodien integriert werden. Im
Temporallappen liegt auch (größtenteils überlappend mit der sekundären Hörrinde) das
Wernicke-Areal. Dieses ist für das Sprachverständnis zuständig. Da das Sprachverständnis
und die Sprachproduktion eng verbunden sind, gehen viele efferente Fasern zum Broca-Areal.
Der vierte Lappen nennt sich Okzipitallappen oder auch Hinterhauptslappen. Dieser
liegt, wie der Name schon sagt, im Hinterkopf (s. Abbildung 1). Er beinhaltet die primäre und
sekundäre Sehrinde, welche vor allem für die Verarbeitung optischer Informationen zuständig
sind. Die primäre Sehrinde nimmt optische Reize auf, verarbeitet diese und leitet sie an die
sekundäre Sehrinde weiter. Besteht eine Schädigung der primären Sehrinde, kommt es zu
Blindheit oder Gesichtsfeldausfällen. Die sekundäre Sehrinde verarbeitet die eingehenden
Informationen zu Bildeindrücken weiter, sodass wir in der Lage sind visuelles Material zu
erkennen. Hier wird auch das Erkennen von Farbe, Form und Bewegung ermöglicht.
Außerdem werden in der sekundären Sehrinde die Informationen aus beiden Augen
zusammengebracht, sodass stereoskopisches Sehen möglich ist. Ist die sekundäre Sehrinde
geschädigt kommt es zu Störungen der Erkennung von visuellen Reizen (Schandry, 2006).
1.3.2. Hirnstamm
Der Hirnstamm wird je nach Arbeitsgruppe und Lehrbuch anders definiert, sodass es viele
verschiedene Einteilungen gibt. Im Folgenden wird nur eine dieser Einteilungen beschrieben.
(vgl. Schandry, 2006). Diese Einteilung beschreibt das Rautenhirn, das Mittelhirn, sowie auch
das Zwischenhirn als Hirnstamm. Darüber liegt das Endhirn. Im Folgenden werden die Teile
des Hirnstamms etwas genauer beschrieben.
Das Rautenhirn besteht aus medulla oblongata, Pons und Cerebellum. Die medulla
oblongata (auch verlängertes Mark genannt) schließt direkt an das Rückenmark an. Die
Funktion der medulla oblongata ist die vegetative Steuerung von z.B. der Atmung, des
Blutdrucks oder der Kontraktionskraft des Herzens. Im Bereich der medulla oblongata
verlassen außerdem einige Hirnnerven das Gehirn. Vor allem der zehnte Hirnnerv, der nervus
vagus ist für Steuerung der oben genannten lebenswichtigen Funktionen zuständig. Die Pons
(oder auch Brücke genannt) befindet sich oberhalb der medulla oblongata. Sie beinhaltet
einige Hirnnervenkerne, welche vor allem den Kopfbereich versorgen. Der nervus abducens,
welcher für die seitlichen Augenbewegungen zuständig ist. Der nervus facialis, welcher für
die Muskeln im Gesicht, das bedeutet für die Mimik, zuständig ist. Der nervus
vestibulocochlearis, welcher für das Gleichgewicht zuständig ist und der nervus trigeminus,
S e i t e | 35
welcher die Kaubewegungen steuert. Das Cerebellum (oder auch Kleinhirn genannt) befindet
sich unter dem Okzipitallappen im Hinterhauptsbereich. Das Kleinhirn hat eine eigene
Aufteilung in linke und rechte Hemisphäre. Die wichtigste Funktion des Kleinhirns ist die
Feinabstimmung von Bewegungen und Bewegungsabläufen. Doch das Kleinhirn ist auch
beteiligt an klassischen Konditionierungsprozessen, am Lernen automatischer
Handlungsabläufe und an der Steuerung von vegetativen Funktionen.
Das Mittelhirn (auch Mesencephalon genannt) liegt über der Brücke und enthält das
Tectum, das Tegmentum und die crura cerebri (Hirnschenkel). Das Tectum beinhaltet die
Vierhügelplatte bestehend aus den colliculi superiores und den colliculi inferiores. Die
colliculi superiores sind vor allem für Reflexbewegungen der Augen zuständig. Die colliculi
inferiores sind für die bewusste Wahrnehmung akustischer Reize zuständig. Das Tegmentum
ist das Kerngebiet für einige Hirnnerven, welche für die Augenmotorik zuständig sind.
Außerdem beinhaltet das Tegmentum das periaquäduktale Grau (auch zentrales Höhlengrau
genannt), welches für die Schmerzwahrnehmung zuständig ist, und die substantia nigra,
welche für die Bewegungssteuerung unerlässlich ist. Auch der nucleus ruber liegt im
Tegmentum. Dieser ist für Steuerung der Willkürbewegung feinmotorischer Muskelgruppen
zuständig. Die Hirnschenkel sind vor allem an der Willkürmotorik beteiligt.
Das Zwischenhirn (auch Diencephalon genannt) liegt oberhalb des Mittelhirnes und
enthält die Strukturen: Thalamus, Hypothalamus und Hypophyse, Epithalamus und Epiphyse,
sowie Subthalamus. Der Thalamus, welcher in jeder Hemisphäre einmal zu finden ist, besteht
vorwiegend aus grauer Substanz und enthält viele Kerngebiete. Die Thalamuskerne sind
spezifisch und erfüllen bestimmte Funktionen. Im Folgenden soll jedoch nicht auf alle
einzelnen Kerne eingegangen werden, sondern nur auf die übergeordnete Funktion des
Thalamus. Der Thalamus wird als „Tor zum Bewusstsein“ bezeichnet, da nahezu alle
Strukturen, welche mit der bewussten Wahrnehmung von sensorischen Inhalten zu tun haben,
ihre Signale erst erhalten, nachdem diese durch den Thalamus gelangt sind. Hier ist die
einzige Ausnahme das Geruchssystem. Der Thalamus sortiert und filtert die sensorischen
Informationen. Weiterhin steht der Thalamus auch in Zusammenhang mit der motorischen
Koordination, der Schmerzwahrnehmung und höheren psychischen Funktionen. Der
Hypothalamus steuert die Funktionen der inneren Organe, hält die chemische
Zusammensetzung von Körperflüssigkeiten konstant, ist für die Temperaturregulation,
Wasser- und Nahrungsaufnahme und die Sexualfunktion zuständig. Die Hypophyse ist über
den Hypophysenstiel an den Hypothalamus angehängt und bildet, sowie speichert
verschiedene Hormone, wie z.B. Östrogene, Schilddrüsenhormone oder Glukokortikosteroide.
S e i t e | 36
Der Epithalamus besitzt die Epiphyse, welche als Hauptaufgabe das Hormon Melatonin,
welches für den Schlaf-Wach-Rhythmus unerlässlich ist, produziert. Der Subthalamus spielt
für die Motorik eine wichtige Rolle und enthält den nucleus subthalamicus und den globus
pallidus, welche auch zu den Basalganglien gezählt werden (Schandry, 2006).
1.3.3. Endhirn und subkortikale Strukturen
Das Endhirn liegt über dem Hirnstamm und unter dem Neocortex und enthält verschiedene
Strukturen. Dies sind zum einen die Basalganglien, welche sich aus den Strukturen Striatum
(nucleus caudatus und Putamen) und Pallidum (auch globus pallidus genannt)
zusammensetzen. Weiterhin gehören der nucleus subthalamicus und die substantia nigra zu
den Basalganglien. Zusammengefasst sind die Basalganglien für die Bewegungssteuerung
zuständig. Bei Parkinson-Patienten findet beispielsweise ein Untergang dopaminerger Zellen
in der substantia nigra statt, was zu den typischen Symptomen des Rigor, Tremor und der
Akinese führt. Weiterhin gehört zu den subkortikalen Strukturen das limbische System.
Dieses besteht aus dem Hippocampus, der Amygdala, des Gyrus cinguli, der Fornix, den
Mammilarkörpern, dem Gyrus hippocampalis und dem Septum. Im Folgenden wird nur auf
die ersten vier Strukturen kurz eingegangen. Vor allem der Hippocampus ist für die
Neuropsychologie von Bedeutung, da er für die Einspeicherung und den Abruf von
Gedächtnisinhalten zuständig ist. Die Fornix ist an der Einspeicherung von
Gedächtnisinhalten vom Kurzzeit- in das Langzeitgedächtnis beteiligt. Die Amygdala (auch
Mandelkern genannt) liegt am rostralen Ende des Hippocampus. Sie ist für die Verarbeitung
von Gefühlen und vor allem von Angst zuständig. Sie ist jedoch auch beteiligt an emotionalen
Lern-und Gedächtnisprozessen. Der Gyrus cinguli ist für die Steuerung von Funktionen der
Eingeweide wie z.B. Atmung und Kreislauf zuständig. Er ist weiterhin auch an der
Verdauung beteiligt (Schandry, 2006).
1.3.4. Wie kommt es zu einer Hirnschädigung
Es gibt viele verschiedene Ursachen einer Schädigung des Gehirns. Dies kann ein
Schlaganfall, ein Schädel-Hirn-Trauma, ein Tumor oder auch eine neurodegenerative
Erkrankung sein. Im Folgenden wird auch die häufigsten Formen einer Hirnverletzungen
eingegangen: dem Schlaganfall und dem Schädel-Hirn-Trauma.
In den westlichen Industrienationen ist der Schlaganfall die dritthäufigste Todesursache
(Prosiegel et al., 2007). Es treten in Deutschland circa 270.000 Schlaganfälle jährlich auf6.
6 Zahlen der Schlaganfallhilfe unter: www.schlaganfall-hilfe.de
S e i t e | 37
Unter dem Schlaganfall, welcher als Oberbegriff fungiert, versteht man verschiedene Arten
der Hirnschädigung (Prosiegel et al., 2007):
- Ischämien (Durchblutungsstörungen)
Die Ischämien machen circa 80% der Schlaganfälle aus. Diese lassen sich noch einmal
unterteilen in: transistorisch-ischämische Attacke (TIA), prolongiertes reversibles
ischämisches neurologisches Defizit (PRIND) und in einen vollendeten Schlaganfall. Die TIA
führt zu akut auftretenden neurologischen Symptomen, welche sich innerhalb von spätestens
24 Stunden vollständig zurückbilden. Deshalb lassen sich bei einer TIA auch selten
Gewebsläsionen anhand von bildgebenden Verfahren feststellen. Bei einem PRIND bilden
sich nicht immer alle Symptome wieder zurück, sodass sich häufig Hirnläsionen feststellen
lassen. Bei einem vollendeten Schlaganfall persistieren mehr oder weniger schwere Defizite
und es lassen sich fast immer Gewebsläsionen feststellen. Bei einer Ischämie wird das Gehirn
durch eine Durchblutungsstörung geschädigt. Werden Hirnzellen nicht genügend durchblutet,
können diese entweder reversibel oder irreversibel geschädigt werden.
Durchblutungsstörungen entstehen häufig durch den Verschluss von Blutgefäßen durch
thrombotisches Material. Hier lässt sich sagen, dass Verschlüsse großer Gefäße, wie zum
Beispiel der arteria cerebri media meist zu schwereren Schädigungen führt, als Verschlüsse
einzelner Äste einer Hirnarterie. Werden jedoch gerade bei einem kleinen Hirninfarkt sehr
wichtige Areale getroffen, so können auch hier weitreichende Störungen entstehen. Je nach
Lokalisation der Ischämie kann diese viele verschiedene Folgen haben. Dies reicht von
körperlichen Symptomen, wie Taubheitsgefühlen, Lähmungen oder sogar
Querschnittslähmungen bis hin zu neuropsychologischen Störungen, wie z.B.
Aufmerksamkeitsstörungen, Gedächtnisstörungen, Gesichtsfeldausfällen oder
Persönlichkeitsstörungen.
- Intrazerebrale Blutungen
Eine intrazerebrale Blutung tritt in circa 10 % der Schlaganfälle auf. Diese wird meist
verursacht durch eine chronische arterielle Hypertonie. Die intrazerebralen Blutungen treten
am häufigsten im Thalamus, Kleinhirn und der Pons auf. Dabei kommt es zu einer Ruptur
einer Hirnarterie und infolgedessen einer Einblutung in das Gehirngewebe. Bei dieser Art des
Schlaganfalles werden die Nervenzellen nicht durch eine Unterversorgung (wie bei einer
Ischämie) geschädigt, sondern durch das einströmende Blut in das Gewebe „erdrückt“. Daher
S e i t e | 38
führt ein größerer Blutaustritt auch zu schwerwiegenderen Schädigungen. Auch hier bestimmt
die Lokalisation des Blutaustrittes die darauf folgenden Störungen.
- Subarachnoidalblutungen
Subarachnoidalblutungen treten in circa 5% der Schlaganfälle auf. Es sind Blutungen in die
das Hirn umgebende weiche Hirnhaut. Diese entstehen meist über einen Riss eines
Hirnarterienaneurysmas.
- Sonstige
Sonstige Hirnschädigungen, welche unter dem Oberbegriff Schlaganfall gezählt werden treten
in 5% der Schlaganfälle auf. Darunter zählen z.B. venöse Ischämien oder
Gefäßentzündungen.
Risikofaktor für einen Schlaganfall ist nicht nur die oben erwähnte chronische,
arterielle Hypertonie, sondern auch Diabetes mellitus, das Zigarettenrauchen oder eine
Blutfetterhöhung durch Übergewicht (Prosiegel, 2007). Wichtige Warnzeichen für einen
Schlaganfall sind Halbseitenlähmung oder Taubheitsgefühle in Armen, Beinen oder dem
Gesicht. Hier ist das am häufigsten bekannte Symptom ein herabhängender Mundwinkel.
Weitere Warnsignale sind Sprachstörungen, plötzliche Sehstörungen, Schwindel und
Gangunsicherheit, sowie auch ein sehr starker Kopfschmerz. Bei diesen Symptomen sollte
sofort ein Krankenwagen gerufen werden. Denn durch eine schnelle Behandlung können
Hirnzellen vor dem Absterben bewahrt werden, sodass keine oder nur geringe
Beeinträchtigungen bestehen bleiben7.
Es treten in Deutschland jährlich 200.000 Schädel-Hirn-Traumata aller Schwergrade
auf. Ein Schädel-Hirn-Trauma kann beispielsweise durch Stürze, Autounfälle oder andere
Kopfverletzungen entstehen. Es bezeichnet, wie der Name schon sagt, eine Verletzung des
Schädels und des Gehirns. Hier lassen sich zunächst primäre und sekundäre, sowie auch
fokale und diffuse Schädigungen nennen. Primäre Schädigungen treten als direkte Folge der
Schädel-Hirnverletzung auf. Die sekundären Schädigungen können Minuten, Tage oder
Wochen nach dem schädigenden Ereignis auftreten. Dies können z.B. Hämatome, Hirnödeme
oder Schwellungen sein. Fokale Schädigungen treten nur an einer bestimmten Stelle im
Gehirn auf. Dies kann z.B. nach einem Hirninfarkt oder einer begrenzten Verletzung
geschehen. Diffuse Schädigungen treten beispielsweise nach einer Hypoxie auf, welche
Schädigungen im ganzen Gehirn zur Folge haben können. Auch hier bestimmt die
7 www.schlaganfall-hilfe.de
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Lokalisation der Schädigung, welche Auswirkungen diese auf körperliche und geistige
Funktionen hat (Prosiegel et al., 2007).
1.3.5. Fazit
Umso mehr man über das Gehirn und seine Funktionsweise weiß, desto besser lassen sich die
einzelnen Störungen und dessen Auswirkungen verstehen. Alle neuropsychologischen
Schädigungen sind Folge einer Hirnschädigung. Deshalb darf in einem Ratgeber ein
allgemeiner Teil über das Gehirn und seine Funktionsweise nicht fehlen. Auch
Schlaganfallpatienten geben in Studien an, dass sie mehr spezifische medizinische
Informationen über die Art ihres Schlaganfalles bekommen möchten (Tooth & Hoffmann,
2004). Auch Angehörige möchten Informationen über die Zeichen und Symptome von
Schlaganfällen und der Vorbeugung weiterer Schlaganfälle erhalten (Bakas et al., 2002). Dies
kann nur mit Informationen über den Aufbau und der Funktion des Gehirns geschehen.
1.4. Zielsetzung und Hypothesen
Übergeordnete Zielsetzung ist die Erstellung eines neuropsychologischen Ratgebers, der
kostenlos und online auf der Website der neuropsychologischen Ambulanz der Ruhr-
Universität Bochum zugänglich gemacht werden soll. Dieser soll helfen hirngeschädigten
Patienten sowie deren Angehörigen leicht verständliche Informationen über das Gehirn, die
Hirnverletzung, sowie neuropsychologischen Störungsbildern und Behandlungsmöglichkeiten
zukommen zu lassen, auf diese sie zu jeder Zeit zugreifen können. Die Zielsetzung dieser
Arbeit ist es, zunächst den Informationsbedarf durch eine Vorstudie herauszufinden und
danach die drei oben ausführlich beschriebenen Themen: Aufmerksamkeit, Neuropsychologie
und Gehirn – Aufbau und Funktion in leicht verständlicher Sprache und in gekürzter Form zu
drei Ratgeberteilen zu überarbeiten und diese zu evaluieren. Diese Ratgeberteile sollen vor
allem für Betroffene mit Hirnverletzungen und deren Angehörige hilfreich und verständlich
sein, sowie auch Wissen über die einzelnen Themengebiete vermitteln.
Hypothese 1: Es ist Informationsbedarf im Hinblick auf einen neuropsychologischen Ratgeber
vorhanden.
Hypothese 2: Die Ratgeberteile führen zu einer Erweiterung des Wissens über die Themen
Aufmerksamkeit, Neuropsychologie und Gehirn – Aufbau und Funktion
Hypothese 3: Die Ratgeberteile enthalten neue, hilfreiche und verständliche Informationen zu
den Themen Aufmerksamkeit, Neuropsychologie und Gehirn- Aufbau und Funktion
S e i t e | 40
2. Material und Methoden
2.1. Vorstudie
Die Vorstudie wurde gemeinsam mit Jessica Klein erstellt. Sowohl die Auswahl und
Erstellung der Fragen, die Rekrutierung von Versuchspersonen, als auch die Auswertung der
Ergebnisse erfolgte in Zusammenarbeit.
2.1.1. Versuchspersonen
An der Studie nahmen 100 Versuchspersonen teil. 15 davon wurden aufgrund fehlender Daten
ausgeschlossen. Somit werden die Daten von 85 Versuchspersonen in der Auswertung
genutzt. 33 Versuchspersonen waren männlich, 52 weiblich. Das mittlere Alter der
Versuchspersonen beträgt 44,29 Jahre mit einer Standardabweichung von 10,52 Jahren. Der
jüngste Proband war 19 und der älteste Proband war 66 Jahre alt. Es wurden nur Patienten mit
Schädel-Hirn-Verletzungen, sowie deren Angehörige in die Studie mit einbezogen. Es
nahmen 67 Betroffene und 18 Angehörige an der Befragung teil. Das Zurückliegen der
Hirnverletzung betrug im Mittel 41 Monate mit einer Standardabweichung von circa 38
Monaten. Von den Schädel-Hirn-Verletzungen waren 73 Schlaganfälle, ein Schädel-Hirn-
Trauma, 21 Hirnblutungen und ein Hirntumor. Hier durften die Patienten, sowie auch
Angehörige, Doppelnennungen angeben.
2.1.2. Material und Methode
Es wurde ein Online-Fragebogen erstellt, um die Informationsbedürfnisse von Patienten mit
Schädel-Hirn-Verletzungen und deren Angehörigen über neuropsychologische Störungen
festzustellen. Zunächst wurden Fragen zu folgenden Themen entwickelt (für die genaue
Formulierung der Fragen s. Anhang):
- Gestaltung des Ratgebers mithilfe einer 5-Punkt-Likert Skala: Verständlichkeit,
Prägnanz, Länge, Text-Grafik-Verhältnis, Benutzung von Fachbegriffen
- Sollte es Ratgeberteile zu den Themen: Gehirn – Aufbau und Funktion,
Neuropsychologie, Fahrtauglichkeit, psychische Auswirkungen von Hirnverletzungen
geben?
- Welche neuropsychologischen Krankheitsbilder sollten enthalten sein?
- Sollten Behandlungsmöglichkeiten neuropsychologischer Störungen aufgegriffen
werden?
- Welche weiterführenden Informationen sind wichtig?
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Mithilfe der Fragebogenplattform SoSci Survey8 wurde ein Online-Fragebogen erstellt,
welcher wie folgt aufgebaut war: Es erfolgte zunächst ein Briefing über die Ziele und den
Ablauf der Studie, danach wurden soziodemographische Daten (Alter, Geschlecht,
Betroffener/Angehöriger, vergangene Zeit seit der Hirnverletzung) erfragt. Darauf folgten 13
Fragen zu den oben beschriebenen Themen. Der Fragebogen wurde als Link an Online-
Gruppen für Schlaganfallpatienten und deren Angehörige („Schlaganfall-ONLINE“,
„Schlaganfall kennt kein Alter“ 9), sowie an Patienten der Praxis für Neuropsychologie und
Psychotherapie unter der Leitung von Andreas Thiede weitergegeben. Der Fragebogen stand
zwei Wochen zur Verfügung. Die Auswertung der Daten erfolgte mittels SPSS Version 2010
und Excel 201011
.
2.2. Erstellung und Evaluation der Ratgeberteile
Im Folgenden wird zunächst eine Übersicht über die einzelnen Ratgeberteile gegeben. Diese
beinhaltet die Beschreibung der Versuchspersonen zu den einzelnen Ratgeberteilen, sowie die
Beschreibung der Erstellung der einzelnen Ratgeberteile. Die Methoden zur Evaluation der
Ratgeberteile werden zusammengefasst, da sie sich über alle Ratgeberteile hinweg sehr
ähneln. Die Erstellung und Evaluation der Ratgeberteile wurde in enger Zusammenarbeit mit
Jessica Klein durchgeführt. So wurden alle sechs Ratgeberteile zu den Themen
Aufmerksamkeit, Neuropsychologie, Gehirn – Aufbau und Funktion, Gesichtsfeldausfall,
Neglect und Fahreignung zwar getrennt, aber zeitgleich erstellt und mithilfe der Online-
Fragebogenplattform SoSci Survey evaluiert. Es nahmen insgesamt 212 Versuchspersonen an
der Evaluation der sechs Ratgeberteile teil. 76 davon wurden aufgrund fehlender Daten
ausgeschlossen, sodass insgesamt 138 Datensätze in die Auswertung mit einfließen. Im
Folgenden werden drei dieser sechs Ratgeberteile näher betrachtet. Diese befassen sich mit
den Themen Aufmerksamkeit, Neuropsychologie und Gehirn – Aufbau und Funktion. Über
diese drei Ratgeberteile nahmen insgesamt 114 Versuchspersonen teil. 48 davon wurden
aufgrund unvollständiger Daten ausgeschlossen. Somit gehen insgesamt 66
Versuchspersonendaten in die Auswertung mit ein. Davon waren 25 Betroffene, 12
Angehörige von Betroffenen und 29 Interessenten. Es nahmen 16 männliche Personen und 50
weibliche Personen teil.
8 www.soscisurvey.de
9 Zu finden auf www.facebook.com
10 www.ibm.com
11 www.office.microsoft.com
S e i t e | 42
2.2.1. Aufmerksamkeit
- Versuchspersonen
Es nahmen insgesamt 52 Versuchspersonen teil, 37 davon wurden aufgrund fehlender Daten
ausgeschlossen. Somit gehen 25 Versuchspersonendaten in die Auswertung mit ein. Die
Versuchspersonen waren im Durchschnitt 41,08 Jahre alt mit einer Standardabweichung von
11,77 Jahren. Der jüngste Teilnehmer war 19 Jahre, der älteste Teilnehmer war 59 Jahre alt.
Es nahmen 5 Männer und 20 Frauen an der Evaluation teil. Von allen Versuchspersonen
waren 11 Betroffene, drei Angehörige und 11 Interessenten am Thema. Bei der Art der
Hirnverletzung von Betroffenen bzw. der Angaben von Angehörigen über den Betroffenen
wurden 12 Schlaganfälle, drei Hirnblutungen und einmal organischer Hirnabbau angegeben.
Hier waren auch Doppelnennungen möglich.
- Methode
Zur Erstellung des Ratgeberteiles zum Thema Aufmerksamkeit und
Aufmerksamkeitsstörungen wurden verschiedene Lehrbücher, Studien, sowie auch
Internetquellen verwendet (s. Anhang). Weiterhin wurden die Daten der Vorstudie genutzt,
um den Ratgeberteil nach den Vorstellungen hirnverletzter Personen und deren Angehörigen
zu erstellen. Im Ratgeberteil zum Thema Aufmerksamkeit wird zunächst ein allgemeiner
Überblick über die Definition und die Komponenten der Aufmerksamkeit gegeben. Danach
wird kurz erläutert nach welchen Hirnschädigungen Aufmerksamkeitsstörungen auftreten
können. Außerdem wird über Therapiemöglichkeiten und hilfreiche Trainingsmethoden für
Zuhause aufgeklärt. Es folgen zwei kurze Abschnitte über das Thema Fahreignung bei
Aufmerksamkeitsstörungen sowie über die Rückkehr in den Beruf. Am Ende werden einige
hilfreiche Links aufgeführt. Nach der Erstellung des Ratgeberteiles wurden zu diesem sieben
Wissensfragen erstellt, welche im späteren Verlauf dazu dienen sollen, zu sehen, ob das
Wissen der Versuchspersonen durch das Lesen des Ratgeberteiles zugenommen hat (s.
Anhang). Diese wurden im Multiple-Choice Format erstellt. Weiterhin wurden Fragen über
den Aufbau, die Verständlichkeit und die Nützlichkeit des Ratgebers erstellt, um prüfen zu
können, ob die in der Vorstudie gewünschten Angaben durch den Ratgeberteil erfüllt werden
konnten (s. Anhang). Hier wurde ebenfalls entweder Multiple-Choice oder eine 5-Punkt-
Likert-Skala als Antwortformat gewählt.
S e i t e | 43
2.2.2. Neuropsychologie
- Versuchspersonen
Es nahmen insgesamt 36 Versuchspersonen teil, 13 davon wurden aufgrund fehlender Daten
ausgeschlossen. Somit gehen 23 Versuchspersonendaten in die Auswertung mit ein. Die
Versuchspersonen waren im Durchschnitt 46,0 Jahre alt mit einer Standardabweichung von
14,29 Jahren. Der jüngste Teilnehmer war 21 Jahre, der älteste Teilnehmer war 67 Jahre alt.
Es nahmen sechs Männer und 17 Frauen an der Evaluation teil. Von allen Versuchspersonen
waren sechs Betroffene, sechs Angehörige und 11 Interessenten am Thema. Bei der Art der
Hirnverletzung von Betroffenen bzw. der Angaben von Angehörigen über den Betroffenen
wurden sieben Schlaganfälle, vier Hirnblutungen, zwei Schädel-Hirn-Traumata und einmal
Multiple Sklerose angegeben. Hier waren auch Doppelnennungen möglich.
- Methode
Zur Erstellung des Ratgeberteiles zum Thema Neuropsychologie wurden ebenfalls
verschiedene Lehrbücher, Studien, sowie auch Internetquellen verwendet (s. Anhang).
Weiterhin wurden die Daten der Vorstudie genutzt, um den Ratgeberteil nach den
Vorstellungen Schädel-Hirn-Verletzter Personen und dessen Angehörigen zu erstellen Es
wurde zunächst ein allgemeiner Überblick über die Neuropsychologie gegeben. Danach
wurden die Einflussfaktoren auf das Rehabilitationspotential aufgezeigt. Weiterhin wurden
die Arten der neuropsychologischen Therapie beschrieben. Zur Hilfe bei der Suche eines
Neuropsychologen wurden ebenfalls Links zu Neuropsychologen angehängt. Nach der
Erstellung des Ratgeberteiles wurden zu diesem fünf Wissensfragen erstellt, welche im
späteren Verlauf dazu dienen sollen, zu sehen, ob das Wissen der Versuchspersonen durch das
Lesen des Ratgeberteiles zugenommen hat (s. Anhang). Diese wurden im Multiple-Choice
Format erstellt. Weiterhin wurden die gleichen Fragen wie zum Thema Aufmerksamkeit über
den Aufbau, die Verständlichkeit und die Nützlichkeit des Ratgebers im Fragebogen
eingebunden, um prüfen zu können, ob die in der Vorstudie gewünschten Angaben durch den
Ratgeberteil erfüllt werden konnten. Hier wurde ebenfalls entweder Multiple-Choice oder
eine 5-Punkt-Likert-Skala als Antwortformat gewählt.
S e i t e | 44
2.2.3. Gehirn – Aufbau und Funktion
- Versuchspersonen
Es nahmen insgesamt 26 Versuchspersonen teil, acht davon wurden aufgrund fehlender Daten
ausgeschlossen. Somit gehen 18 Versuchspersonendaten in die Auswertung mit ein. Die
Versuchspersonen waren im Durchschnitt 44,0 Jahre alt mit einer Standardabweichung von
14,11 Jahren. Der jüngste Teilnehmer war 23 Jahre, der älteste Teilnehmer war 63 Jahre alt.
Es nahmen fünf Männer und 13 Frauen an der Evaluation teil. Von allen Versuchspersonen
waren acht Betroffene, drei Angehörige und sieben Interessenten am Thema. Bei der Art der
Hirnverletzung von Betroffenen bzw. der Angaben von Angehörigen über den Betroffenen
wurden neun Schlaganfälle, drei Hirnblutungen und einmal Multiple Sklerose angegeben.
Hier waren auch Doppelnennungen möglich.
- Methode
Der Ratgeberteil „Gehirn – Aufbau und Funktion“ wurde nicht komplett neu erstellt. Es
bestand bereits eine Vorversion, welche durch Britt Schröder im Rahmen ihrer Masterarbeit
erstellt wurde (Schröder, 2013). Dieser Ratgeberteil wurde nun überarbeitet. Weiterhin
wurden die Daten der Vorstudie genutzt, um den Ratgeberteil nach den Vorstellungen
Schädel-Hirn-Verletzter Personen und dessen Angehörigen zu erstellen. Im Folgenden
werden kurz die Veränderungen des Ratgeberteiles zum Thema Gehirn erläutert. Zunächst
wurde der Glossar, der passend zu jeder Seite erstellt wurde, gelöscht. Die Fremdwörter im
Text wurden kursiv geschrieben und in einer Klammer dahinter erklärt. Dies spart den
Betroffenen und Angehörigen Sucharbeit beim Lesen des Ratgeberteiles. Der Teil „Was ist
das Gehirn überhaupt?“ wurde größtenteils übernommen, kleine Erweiterungen wurden
insofern vorgenommen, als dass beschrieben wurde, dass das Gehirn aus Nervenzellen
besteht, die durch Synapsen miteinander verbunden sind. Es wurden viele Unterüberschriften
eingefügt, um den Ratgeberteil übersichtlicher zu gestalten. Weiterhin wurde eine neue
Struktur gewählt. Zunächst wurden die vier Lappen des Gehirns, sowie deren Funktionen
beschrieben, danach erfolgte eine gröbere Beschreibung der tieferliegenden Strukturen.
Anschließend wurden die verschiedenen Strukturen des Hirnstammes und deren Funktion
erklärt. Zum Abschluss der Beschreibung der Gehirnareale wurde die formatio reticularis
beschrieben. Dieser Teil wurde bis auf kleinste Änderungen komplett übernommen. Im
Abschnitt zur Blutversorgung wurden viele Informationen herausgenommen, sodass nur noch
die wichtigsten Arterien und Blutkreisläufe bestehen blieben. Am Schluss wurde der Teil
S e i t e | 45
„Wie kommt es zu einer Hirnschädigung?“ hinzugefügt. Dieser Teil dient dazu, die Leser
über die häufigsten Arten einer Hirnschädigung zu informieren – den Schlaganfall und das
Schädel-Hirn-Trauma. Hier wurden auch Warnsignale eines Schlaganfalles aufgeführt. Zur
weiteren Informationssuche wurden hilfreiche Links hinzugefügt (s. Ratgeberteil Gehirn –
Aufbau und Funktion im Anhang). Nach der Erstellung des Ratgeberteiles wurden zu diesem
sieben Wissensfragen erstellt, welche im späteren Verlauf dazu dienen sollen, zu sehen, ob
das Wissen der Versuchspersonen durch das Lesen des Ratgeberteiles zugenommen hat (s.
Anhang). Auch in diesem Teil wurden die Fragen im Multiple-Choice Format erstellt.
Weiterhin wurden wiederum die gleichen Fragen über den Aufbau, die Verständlichkeit und
die Nützlichkeit des Ratgebers genutzt, um prüfen zu können, ob die in der Vorstudie
gewünschten Angaben durch den Ratgeberteil erfüllt werden konnten. Hier wurde ebenfalls
entweder Multiple-Choice oder eine 5-Punkt-Likert-Skala als Antwortformat gewählt.
2.2.4. Evaluation der Ratgeberteile
Die oben beschriebenen Ratgeberteile, sowie auch die zu jedem Teil erstellten Fragen wurden
in einen Online-Fragebogen, welcher mithilfe der Fragebogenplattform SoSci Survey12
erstellt wurde, eingebunden. Dieser umfasste mehrere Teile, welche jedoch bei allen
Ratgeberteilen gleich aufgebaut waren. Zunächst erfolgte das Briefing, welches die
Versuchsperson über den Zweck und Ablauf der Studie aufklärt, sowie auch darüber, dass die
Daten anonymisiert ausgewertet werden. Daraufhin folgten Fragen in Bezug auf die
soziodemographischen Daten: Alter, Geschlecht und Art der Hirnverletzung. Auch wurde
gefragt, ob Betroffener, Angehöriger oder Interessent den Fragebogen ausfüllt. Die Frage
nach dem Beruf wurde verspätet in den Fragebogen eingefügt. Danach folgten die
Wissensfragen in Multiple-Choice-Format. Die Antwortmöglichkeiten wurden randomisiert
dargeboten. Die Fragebögen zu den Ratgeberteilen Aufmerksamkeit und Gehirn – Aufbau
und Funktion enthielten jeweils sieben Wissensfragen. Der Fragebogen zum Thema
Neuropsychologie enthielt fünf Wissensfragen. Bei der letzten Frage handelte es sich jeweils
um ein Fallbeispiel zum Thema (s. Anhang). Nach der ersten Abfrage des Wissens über die
Themen konnten die Versuchspersonen den jeweiligen Ratgeberteil lesen. Daraufhin folgten
die gleichen Wissensfragen wie vor dem Lesen der Ratgeberteile. Abschließend folgten
Fragen in Bezug auf die Verständlichkeit und Nützlichkeit des Ratgeberteiles. Diese
erfragten, ob die Versuchspersonen neue, hilfreiche und verständliche Informationen erhalten
haben und ob die Länge, Anzahl der Randinformationen, Anzahl der Fachbegriffe und das
12
www.soscisurvey.de
S e i t e | 46
Text-Grafik-Verhältnis der Ratgeberteile angemessen war (s. Anhang). Zum Abschluss
konnten die Versuchspersonen weitere Kritik oder Anmerkungen zu den Ratgeberteilen
äußern und – falls gewünscht – den Ratgeberteil als PDF-Version herunterladen. Am Ende
folgte ein Debriefing und die Versuchspersonen konnten ihre E-Mail-Adresse hinterlassen,
um an einem Gewinnspiel über zwei 10 Euro-Gutscheine teilzunehmen. Diese wurden am
Ende der Evaluation unter all denjenigen verlost, die ihre E-Mail-Adresse für die Teilnahme
am Gewinnspiel hinterlassen hatten. Die E-Mail-Adressen wurden getrennt von den Daten
erfasst. Die Online-Fragebögen zur Evaluation der Ratgeberteile wurden vom 11.08.2014 bis
zum 01.10.2014 zur Bearbeitung bereitgestellt. Verteilt wurden sie als Links in Online-
Gruppen („Schlaganfall-ONLINE“, „Schlaganfall kennt kein Alter“13
), an Patienten der
Praxis für Neuropsychologie und Psychotherapie unter der Leitung von Andreas Tiede in
Duisburg, an Patienten des Alfried-Krupp Medizinzentrums in Essen-Rüttenscheid sowie an
Interessenten. Weiterhin wurden gedruckte Papierversionen der Fragebögen und des
Ratgeberteiles an Personen weitergeben, welche nicht die Möglichkeit hatten, die Evaluation
am Computer zu bearbeiten. Die Personengruppe beschränkte sich auf Patienten aus der
Praxis für Neuropsychologie und Psychotherapie unter der Leitung von Andreas Tiede in
Duisburg. Es wurde eine Papierversionen zum Thema Aufmerksamkeit, fünf Papierversionen
zum Thema Neuropsychologie und ebenfalls eine Papierversion zum Thema Gehirn – Aufbau
und Funktion verteilt. Diese wurden alle vollständig ausgefüllt und zurückgegeben. Danach
wurden sie über die Online-Links eingegeben, um später eine einheitliche Auswertung mit
SPSS zu gewährleisten.
2.3. Statistische Auswertung
Die statistische Auswertung erfolgte über SPSS Version 2014
und Excel 201015
. Hier wurde
zunächst eine deskriptive Auswertung der Häufigkeiten und Mittelwerte vorgenommen. Zu
den Fragen der Vorstudie, sowie auch zu den Fragen zur Evaluation der Ratgeberteile wurden
Häufigkeiten berechnet und zur Veranschaulichung Kreisdiagramme, Liniendiagramme und
Balkendiagramme erstellt. Die 5-Punkt-Likert-Skalen wurden mithilfe der deskriptiven
Berechnung der Mittelwerte und Standardabweichungen ausgewertet. Hier wurden zur
Veranschaulichung Liniendiagramme genutzt. Die Prüfung auf Normalverteilung wurde
mithilfe des Shapiro-Wilk-Tests vorgenommen, da die Stichproben weniger als 50
Versuchspersonen enthielten. Zur Auswertung der Wissensfragen wurden zunächst zwei neue
13
Zu finden auf www.facebook.com 14
www.ibm.com 15
www.office.microsoft.com
S e i t e | 47
Variablen („Richtig_prä“ und „Richtig_post“) erstellt, um die richtig beantworteten Fragen
vor und nach dem Lesen der Ratgeberteile vorliegen zu haben. Danach erfolgten eine
deskriptive Berechnung der Mittelwerte und Standardabweichungen sowie auch ein
Mittelwertvergleich mithilfe des Wilcoxon-Tests. Gruppenunterschiede zwischen den
Gruppen Betroffene, Angehörige und Interessenten wurden mithilfe einer
Messwiederholungs-ANOVA berechnet.
2.4. Glossar
Zum Abschluss wurde ein Glossar für alle drei Ratgeberteile erstellt. Dieser beinhaltet alle
Fremdwörter und Fachbegriffe, welche in den Teilen verwendet wurden (s. Anhang). Diese
werden im Glossar möglichst leicht erklärt. Der Glossar soll später dazu dienen Fachbegriffe
aus Arztgesprächen, Arztbriefen oder anderen Quellen nachschlagen zu können.
S e i t e | 48
3. Ergebnisse
3.1. Vorstudie
Zunächst werden die Ergebnisse der Vorstudie beschrieben. Es erfolgte eine deskriptive
Auswertung der 13 Fragen zum Aufbau und Inhalt eines neuropsychologischen Ratgebers (s.
Anhang) mithilfe von Excel Version 201016
.
Auf die Frage „Woher haben Sie bisher Informationen über diese Hirnschädigung erhalten?“
gaben 67 Versuchspersonen an, Informationen durch ihren Arzt erhalten zu haben, 63
Versuchspersonen erhielten Informationen über das Internet, 14 Versuchspersonen bekamen
bisher Informationen über Ratgeber, 18 Versuchspersonen über Fachbücher und 19
Versuchspersonen über sonstige Informationsquellen (s. Abbildung 2). Bei dieser Frage
waren auch Doppelnennungen möglich.
Abbildung 2. Kreisdiagramm zur bisherigen Informationsbeschaffung.
Auf die Frage welche Form eines Ratgebers die Versuchspersonen bevorzugen, antwortete die
Mehrheit der Versuchspersonen einen Ratgeber im Internet zu wollen (N=37). 21
Versuchspersonen bevorzugten einen Ratgeber in Papierform. 23 Versuchspersonen gaben an,
es sei egal ob Internet- oder Papierversion (s. Abbildung 3). Vier Versuchspersonen machten
keine Angabe.
16
www.office.microsoft.com
37%
35%
8%
10%
10%
Arzt Internet Ratgeber Fachbücher Sonstiges
S e i t e | 49
Abbildung 3. Kreisdiagramm zur Form des Ratgebers.
Auf die Frage wie der Ratgeber am besten aufgebaut sein sollte, konnten die
Versuchspersonen auf einer Likert-Skala von eins bis fünf antworten. Die Skala „leicht
verständlich (1) – viele Fachbegriffe (5)“ ergab einen Mittelwert von 1,85 und eine
Standardabweichung von 1,09. Eine Versuchsperson machte hier keine Angabe. Die Skala
„so kurz wie möglich (1) – möglichst ausführlich (5)“ ergab einen Mittelwert von 3,37 und
eine Standardabweichung von 1,41. Hier machten drei Versuchspersonen keine Angabe. Die
Skala „prägnant (1) – viele Randinformationen (5)“ ergab einen Mittelwert von 2,95 und eine
Standardabweichung von 1,41. Hier wurde ebenfalls von drei Versuchspersonen keine
Angabe gemacht. Die Skala „langer Text (1) – viele Grafiken (5)“ ergab einen Mittelwert von
3,25 und eine Standardabweichung von 0,99 (s. Abbildung 4). Auf dieser Skala machten zwei
Versuchspersonen keine Angabe.
Abbildung 4. Liniendiagramm mit den Mittelwerten und Standardabweichungen der 5-Punkt-Likert-Skala zum
Aufbau des Ratgebers.
46%
26%
28%
Internet Papier Egal
1
1,5
2
2,5
3
3,5
4
4,5
5
Leicht verständlich -Viele Fachbegriffe
so kurz wie möglich- möglichstausführlich
prägnant - vieleRandinfos
langer Text - vieleGrafiken
Mit
telw
erte
S e i t e | 50
Auf die Frage „Würde Sie ein Ratgeberteil über das Gehirn (Aufbau, Funktion)
interessieren?“ gaben 57 Versuchspersonen an, Interesse an einem Ratgeberteil über das
Gehirn zu haben. 12 Versuchspersonen gaben an, speziell Interesse daran zu haben, welche
Areale es im Gehirn gibt, welche Funktionen diese Areale besitzen und zu welchen Ausfällen
es kommt, falls diese Areale geschädigt werden. Weiterhin wurde angegeben, dass vor allem
die Areale Stammhirn, Kleinhirn und Pons interessant seien (für die genauen Angaben s.
Anhang). Acht Versuchspersonen gaben an, kein Interesse an einem Ratgeberteil über das
Gehirn zu haben und fünf Versuchspersonen gaben an, es sei egal, ob ein Teil zum Gehirn
vorhanden sei oder nicht (s. Abbildung 5). Drei Versuchspersonen machten keine Angabe.
Abbildung 5. Kreisdiagramm zum Interesse an einem Ratgeberteil zum Thema Gehirn.
Auf die Frage, ob im Ratgeber medizinische Fachbegriffe erklärt werden sollten, antworteten
76 Versuchspersonen, dass es eine Erklärung von Fachbegriffen im Ratgeber geben sollte, um
z.B. Arztgespräche oder Arztbriefe besser verstehen zu können. Keine Versuchsperson gab
an, dass Fachbegriffe nicht erklärt werden sollten. Sechs Versuchspersonen gaben an, es sei
egal (s. Abbildung 6). Drei Versuchspersonen machten keine Angabe.
Abbildung 6. Kreisdiagramm zum Interesse an Erklärungen von Fachbegriffen im Ratgeber.
69%
10%
6% 15%
Ja Nein Egal Ja, speziell
93%
0% 7%
Ja Nein Egal
S e i t e | 51
Die Frage „Sollte in dem Ratgeber erklärt werden, was genau man unter Neuropsychologie
versteht?“ beantworteten 77 Versuchspersonen mit „Ja“. Vier Versuchspersonen gaben an, es
solle nicht erklärt werden und zwei Versuchspersonen gaben an es sei egal (s. Abbildung 7).
Zwei Versuchspersonen machten keine Angabe.
Abbildung 7. Kreisdiagramm zum Interesse an einem Ratgeberteil zum Thema Neuropsychologie.
Auf die Frage ob in dem Ratgeber spezielle neuropsychologische Krankheitsbilder enthalten
sein sollten, gaben 67 Versuchspersonen an, es sollten neuropsychologische Krankheitsbilder
im Ratgeber enthalten sein. 16 Versuchspersonen gaben an, es sollten spezielle
neuropsychologische Krankheitsbilder enthalten sein, wie z.B. Aphasie, Fahreignung,
Persönlichkeitsstörungen, Gesichtsfeldausfall, Neglect, Aufmerksamkeitsstörungen,
Gedächtnisstörungen und Störungen des emotionalen Verhaltens. Keine Versuchsperson gab
an, dass keine neuropsychologischen Krankheitsbilder im Ratgeber enthalten sein sollten und
eine Versuchsperson gab an, es sei egal (s. Abbildung 8). Eine Versuchsperson machte keine
Angabe.
Abbildung 8. Kreisdiagramm zum Interesse an neuropsychologischen Krankheitsbildern im Ratgeber.
93%
5% 2%
Ja Nein Egal
80%
0%
1% 19%
Ja Nein Egal Ja, speziell
S e i t e | 52
Auf die Frage, ob im Ratgeber mögliche psychische Auswirkungen der Hirnverletzung
enthalten sein sollten, gaben 72 Versuchspersonen „Ja“ an. Sechs Versuchspersonen gaben
ebenfalls „Ja“ an und ergänzten, es sollten speziell die Themen Wesensveränderungen,
Verhaltensveränderungen und Aggressionen vorhanden sein. Zwei Versuchspersonen gaben
an, dass psychische Auswirkungen von Hirnverletzungen nicht im Ratgeber enthalten sein
sollten, drei Versuchspersonen gaben an, es sei egal (s. Abbildung 9). Zwei Versuchspersonen
machten keine Angabe.
Abbildung 9. Kreisdiagramm zum Interesse an Informationen zu den psychischen Auswirkungen von
Hirnverletzungen im Ratgeber.
Auf die Frage, ob in dem Ratgeber Behandlungsmöglichkeiten der neuropsychologischen
Störungen enthalten sein sollten, antworteten 72 Versuchspersonen mit „Ja“. Sechs
Versuchspersonen gaben ebenso an, dass diese vorhanden sein sollten, speziell jedoch die
Themen welcher Arzt sich um welche Beschwerden kümmere, Übungen für Zuhause für
Betroffene und Angehörige, sowie der Umgang mit Ängsten aufgrund des Schlaganfalles.
Keine Versuchsperson gab an, dass es keine Angaben zu Behandlungsmöglichkeiten geben
solle und drei Versuchspersonen gaben an, es sei egal (s. Abbildung 10). Vier
Versuchspersonen machten keine Angabe
Abbildung 10. Kreisdiagramm zum Interesse an Informationen zu Behandlungsmöglichkeiten von
neuropsychologischen Störungen im Ratgeber.
87%
2% 4%
7%
Ja Nein Egal Ja, speziell
89%
0% 4% 7%
Ja Nein Egal Ja, speziell
S e i t e | 53
Auf die Frage welche weiterführenden Informationen im Ratgeber wichtig wären gaben 52
Versuchspersonen an, dass Informationen zu Selbsthilfegruppen für sie wichtig wären. 30
Versuchspersonen gaben an, dass Literaturtipps eine Hilfe darstellen würden. 29
Versuchspersonen gaben an, dass ein Glossar für sie von Interesse wäre. 63 Versuchspersonen
gaben an, dass Übungen für Zuhause für sie in einem Ratgeber wichtig wären. 68
Versuchspersonen gaben an, Informationen über Alltagshilfen für wichtig zu erachten. 46
Versuchspersonen gaben an, dass Links zu Therapeuten in einem Ratgeber hilfreich wären.
Und neun Versuchspersonen fanden zusammengefasst folgende Informationen wichtig:
Alternative Therapien außerhalb der Schulmedizin, Angstbewältigung, Fahreignung,
Therapiemöglichkeiten, Liste mit möglichen Ansprechpartnern (für eine genaue Aufstellung
der Angaben s. Anhang). Insgesamt waren bei der Beantwortung der Frage
Mehrfachnennungen möglich (s. Abbildung 11).
Abbildung 11. Balkendiagramm zum Interesse an weiterführenden Informationen.
Die Frage „Sollte das Thema Fahrtauglichkeit nach Hirnverletzungen im Ratgeber enthalten
sein?“ wurde von 65 Versuchspersonen mit „Ja“ beantwortet. Sechs Versuchspersonen gaben
an, sie hätten speziell Interesse an den Themen Fahrtauglichkeit bei Berufskraftfahrern,
Umbaumöglichkeiten der Fahrzeuge und Informationen darüber, welche Stellen eine
Überprüfung der Fahrtauglichkeit anböten. Eine Versuchsperson gab an, kein Interesse an
einem Teil zur Fahrtauglichkeit zu haben und 11 Versuchspersonen gaben an, es sei egal (s.
Abbildung 12).
52
30 29
63 68
46
9
0
20
40
60
80
An
zah
l de
r N
en
nu
nge
n
S e i t e | 54
Abbildung 12. Kreisdiagramm zum Interesse an einem Ratgeberteil zum Thema Fahrtauglichkeit.
Die offene Frage, welche Informationen den Betroffenen und Angehörigen in der Akutphase
der Erkrankung besonders wichtig gewesen wären, ergab eine Vielzahl von Antworten.
Zusammengefasst wäre den Versuchspersonen vor allem eine ausführliche Aufklärung durch
das Klinikpersonal wichtig gewesen, sowie auch Informationen über weitere Maßnahmen und
Möglichkeiten im Sinne von Rehabilitation oder Therapien. Außerdem wären allgemeine
Informationen über den Schlaganfall und die Verletzungen hilfreich gewesen, sowohl in Form
von Ansprechpartnern, als auch in Form eines Ratgebers. Hier wären auch Hilfen bei dem
Verständnis medizinischer Begriffe hilfreich gewesen. Weiterhin hätten Informationen über
Prognosen im Hinblick auf Besserungschancen geholfen. Außerdem fehlten den
Versuchspersonen Informationen über Selbsthilfegruppen, Übungen für Zuhause,
psychologische Hilfen und Hilfen beim Wiedereinstieg in den Beruf (s. Anhang).
Abschließend gab es die offene Frage, welche Bereiche noch im Ratgeber fehlten und
aufgenommen werden sollten. Auf diese gab es ebenfalls eine Reihe von Anmerkungen. Im
Folgenden werden diese auf die wichtigsten Themen zusammengefasst: Berufliche
Wiedereingliederung, Hilfsmittel, Erfahrungsberichte von Betroffenen, Beratungsstellen,
Beratungsmöglichkeiten und Hilfen für die Angehörigen (Ehepartner und Kinder).
3.2. Aufmerksamkeit
Im Folgenden werden die Ergebnisse der Auswertung von Wissensfragen und Ratgeberfragen
zum Thema Aufmerksamkeit dargestellt. Die Auswertung erfolgte einmal über alle Gruppen
hinweg und einmal getrennt nach den Gruppen Betroffene, Angehörige und Interessenten.
3.2.1. Wissensfragen
Um den Wissensstand vor und nach dem Lesen des Ratgeberteils zum Thema
Aufmerksamkeit miteinander zu vergleichen, wurde der nichtparametrische Wilcoxon-Test
79%
1% 13%
7%
Ja Nein Egal Ja, speziell
S e i t e | 55
durchgeführt. Hier wurde ein nichtparametrischer Test gewählt, da der Shapiro- Wilk Test im
Hinblick auf das Geschlecht keine normalverteilte Stichprobe ergab (p < .000) und die
Stichprobe mit 25 Versuchspersonen sehr klein war. Der Mittelwert richtig beantworteter
Fragen lag vor dem Lesen des Ratgebers bei 4,76 mit einer Standardabweichung von 1,42.
Der Mittelwert der richtigen Antworten nach dem Lesen des Ratgeberteiles lag bei 5,60 mit
einer Standardabweichung von 1,32. Insgesamt konnten sieben Fragen richtig beantwortet
werden. Der Wilcoxon-Test für abhängige Stichproben konnte einen signifikanten
Unterschied (z = -3,286, p = .001) zwischen den beiden Messzeitpunkten nachweisen.
Um Gruppenunterschiede feststellen zu können wurden die Versuchspersonen für die
Wissensfragen in drei Gruppen aufgeteilt, um zu untersuchen, ob es Unterschiede im
Wissenszuwachs und der Beurteilung des Ratgebers von Angehörigen, Betroffenen und
Interessenten gab. Hierzu wurde eine Messwiederholungs-ANOVA gerechnet. Die
Innersubjektfaktoren bestanden aus den Variablen „Richtig_prä“ (richtige Antworten vor dem
Lesen des Ratgeberteiles) und „Richtig_post“ (richtige Antworten nach dem Lesen des
Ratgeberteiles). Die Zwischensubjektfaktoren bestanden aus den drei Gruppen „selbst
betroffen“. „Angehöriger“ und „weder noch, aber am Thema interessiert“. Der Test der
Innersubjekteffekte zeigt einen signifikanten Haupteffekt für den Faktor 1 (Wissenszunahme)
(F(1, 22) = 15,548, p = .001) und einen nicht signifikante Interaktion zwischen Faktor 1 und
der Gruppenzugehörigkeit (F(2, 22) = .155, p= .857).
3.2.2. Ratgeberfragen
Im Folgenden werden die Ergebnisse der Ratgeberfragen zu den Themen Erhalt neuer
Informationen, Erhalt hilfreicher Informationen, Verständlichkeit und Gestaltung des
Ratgeberteils zum Thema Aufmerksamkeit mithilfe deskriptiver Statistik dargestellt. Es
erfolgte zu jeder Ratgeberfrage eine Auswertung über alle Gruppen hinweg und eine
Auswertung bei der die Gruppen „Betroffene und Angehörige“ und „Interessenten“
unterschieden werden.
22 Versuchspersonen gaben an, neue Informationen erhalten zu haben. Drei
Versuchspersonen gaben an, keine neuen Informationen erhalten zu haben (s. Abbildung 13).
S e i t e | 56
Abbildung 13 (links). Kreisdiagramm zum Thema Erhalt neuer Informationen im Ratgeberteil Aufmerksamkeit.
Abbildung 14 (rechts). Gruppenunterschiede (Interessenten (rot) – Betroffene/Angehörige (blau)) zum Thema
Erhalt neuer Informationen im Ratgeberteil Aufmerksamkeit.
Von den 22 Versuchspersonen die „Ja“ angaben, waren 12 Betroffene und Angehörige und 10
Interessenten. Zwei Betroffene und Angehörige gaben „ Nein“ an, bei den Interessenten war
es einer (s. Abbildung 14).
Auf die Frage, ob die Informationen aus dem Ratgeberteil hilfreich waren, gaben fünf
Versuchspersonen an, sehr hilfreiche Informationen erhalten zu haben. 14 Versuchspersonen
erhielten hilfreiche Informationen. Sechs Versuchspersonen erhielten ein wenig hilfreiche
Informationen und keine Versuchsperson gab an, überhaupt keine hilfreichen Informationen
durch den Ratgeberteil erhalten zu haben (s. Abbildung 15).
Abbildung 15(links). Kreisdiagramm zum Thema Erhalt hilfreicher Informationen im Ratgeberteil
Aufmerksamkeit.
Abbildung 16 (rechts). Gruppenunterschiede (Interessenten (rot) – Betroffene/Angehörige (blau)) zum Thema
Erhalt hilfreicher Informationen im Ratgeberteil Aufmerksamkeit.
Von den Betroffenen und Angehörigen gaben drei an, sehr hilfreiche Informationen erhalten
zu haben, sieben hilfreiche Informationen erhalten zu haben und vier ein wenig hilfreiche
Informationen erhalten zu haben. Aus der Gruppe der Interessenten gaben zwei an, sehr
88%
12%
Ja Nein
0 2 4 6 8 10 12 14
Ja
Nein
Versuchspersonen
56%
0%
24%
20%
Ja Überhaupt nicht Ein wenig Ja, sehr
0 2 4 6 8
Überhaupt nicht
Ein wenig
Ja
Ja, sehr
Versuchspersonen
S e i t e | 57
hilfreiche Informationen erhalten zu haben, sieben gaben an, hilfreiche Informationen erhalten
zu haben und zwei, ein wenig hilfreiche Informationen erhalten zu haben. Aus beiden
Gruppen gab niemand an, überhaupt keine hilfreichen Informationen erhalten zu haben. (s.
Abbildung 16).
Auf die Frage, ob der Inhalt des Ratgeberteiles verständlich gewesen sei, gaben neun
Versuchspersonen an, den Ratgeberteil sehr verständlich zu finden. 13 Versuchspersonen
fanden den Ratgeberteil verständlich. Drei Versuchspersonen fanden den Ratgeberteil ein
wenig verständlich und keine Versuchsperson hat den Ratgeberteil überhaupt nicht verstanden
(s. Abbildung 17).
Abbildung 17 (links). Kreisdiagramm zur Bewertung der Verständlichkeit der Informationen im Ratgeberteil
Aufmerksamkeit.
Abbildung 18 (rechts). Gruppenunterschiede (Interessenten (rot) – Betroffene/Angehörige (blau)) zum Thema
Erhalt hilfreicher Informationen im Ratgeberteil Aufmerksamkeit.
Bei der Frage, ob der Ratgeberteil verständliche Informationen enthielt, gaben aus der Gruppe
„Betroffene und Angehörige“ vier Personen an, dass die Informationen sehr verständlich
waren, acht Personen gaben an, dass die Informationen verständlich waren und zwei Personen
gaben an, dass die Informationen ein wenig verständlich waren. In der Gruppe der
Interessenten gaben fünf Personen an, dass die Informationen sehr verständlich waren,
ebenfalls fünf Personen gaben an, dass die Informationen verständlich waren und eine Person
gab an, dass die Informationen ein wenig verständlich waren (s. Abbildung 18).
Die Gestaltung des Ratgeberteiles wurde durch die Versuchspersonen durch eine 5-
Punkt-Likert-Skala bewertet. Auf der Skala „zu wenige Fachbegriffe (1) – zu viele
Fachbegriffe (5)“ lag der Mittelwert bei 3,12 mit einer Standardabweichung von 0,72. Auf der
Skala „zu kurz (1) – zu ausführlich (5)“ lag der Mittelwert bei 3,24 mit einer
Standardabweichung von 0,66. Die Skala „zu wenig Randinformationen (1) – zu viele
Randinformationen (5)“ ergab einen Mittelwert von 2,92 mit einer Standardabweichung von
52%
0%
12%
36%
Ja Überhaupt nicht Ein wenig Ja, sehr
0 2 4 6 8 10
Überhaupt nicht
Ein wenig
Ja
Ja, sehr
Versuchspersonen
S e i t e | 58
0,49 und die Skala „zu wenig Grafiken (1) – zu viele Grafiken (5)“ erhielt einen Mittelwert
von 2,64 mit einer Standardabweichung von 0,64 (s. Abbildung 19).
Abbildung 19. Liniendiagramm mit den Mittelwerten und Standardabweichungen der 5-Punkt-Likert-Skala zur
Bewertung der Gestaltung des Ratgeberteiles Aufmerksamkeit.
Bei der Auswertung nach Gruppen ergab sich auf der Skala „zu wenig Fachbegriffe (1) – zu
viele Fachbegriffe (5)“ bei der Gruppe „Betroffene und Angehörige“ einen Mittelwert von
3,21 und eine Standardabweichung von 0,98. Bei den Interessenten ergab sich ein Mittelwert
von 3,00 und eine Standardabweichung von 0. Auf der Skala „zu kurz (1) – zu ausführlich
(5)“ ergab sich bei der Gruppe der Betroffenen und Angehörigen ein Mittelwert von 3,36 mit
einer Standardabweichung von 0,84. Bei den Interessenten ergab sich ein Mittelwert von 3,09
mit einer Standardabweichung von 0,30. Die Skala „zu wenig Randinformationen (1) – zu
viele Randinformationen (5)“ ergab bei den Betroffenen und Angehörigen einen Mittelwert
von 2,93 mit einer Standardabweichung von 0,62. Die Interessenten erreichten einen
Mittelwert von 2,91 mit einer Standardabweichung von 0,30. Auf der letzten Skala „zu wenig
Grafiken (1) – zu viele Grafiken (5)“ ergab sich bei der Gruppe „Betroffene und Angehörige“
ein Mittelwert von 2,64 mit einer Standardabweichung von 0,75. Bei den Interessenten ergab
sich ebenfalls ein Mittelwert von 2,64 mit einer Standardabweichung von 0,51 (s. Abbildung
20).
1
1,5
2
2,5
3
3,5
4
4,5
5
zu wenigFachbegriffe - zu
viele Fachbegriffe
zu kurz - zuausführlich
zu wenigRandinformationen -
zu vieleRandinformationen
zu wenig Grafiken -zu viele Grafiken
Mit
telw
ert
e
S e i t e | 59
Abbildung 20. Gruppenunterschiede (Interessenten – Betroffene/Angehörige) in der Bewertung der Gestaltung
des Ratgeberteiles Aufmerksamkeit.
3.3. Neuropsychologie
Im Folgenden werden die Ergebnisse der Auswertung von Wissensfragen und Ratgeberfragen
zum Thema Neuropsychologie dargestellt. Die Auswertung erfolgte einmal über alle Gruppen
hinweg und einmal getrennt nach den Gruppen Betroffene, Angehörige und Interessenten.
3.3.1. Wissensfragen
Um den Wissensstand vor und nach dem Lesen des Ratgeberteils zum Thema
Neuropsychologie miteinander zu vergleichen, wurde der nichtparametrische Wilcoxon Test
durchgeführt. Hier wurde ein nichtparametrischer Test gewählt, da der Shapiro- Wilk Test im
Hinblick auf das Alter (p = .026), sowie auf das Geschlecht (p < .000) keine normalverteilte
Stichprobe ergab und die Stichprobe mit 23 Versuchspersonen sehr klein war. Der Mittelwert
richtig beantworteter Fragen lag vor dem Lesen des Ratgebers bei 3,00 mit einer
Standardabweichung von 1,00. Der Mittelwert der richtigen Antworten nach dem Lesen des
Ratgeberteiles lag bei 4,22 mit einer Standardabweichung von 0,85. Insgesamt konnten fünf
Fragen richtig beantwortet werden. Der Wilcoxon-Test für abhängige Stichproben konnte
einen signifikanten Unterschied (z = -3,355, p = .001) zwischen den beiden Messzeitpunkten
nachweisen.
Es wurde eine Messwiederholungs-ANOVA angewandt, um Unterschiede der
Wissenszunahme zwischen den Gruppen feststellen zu können. Die Innersubjektfaktoren
1
1,5
2
2,5
3
3,5
4
4,5
5
zu wenigFachbegriffe - zu
viele Fachbegriffe
zu kurz - zuausführlich
zu wenigRandinformationen
- zu vieleRandinformationen
zu wenig Grafiken -zu viele Grafiken
Mit
telw
ert
e
Betroffene undAngehörige
Interessierte
S e i t e | 60
waren die Variablen „Richtig_prä“ (richtige Antworten vor dem Lesen des Ratgeberteiles)
und „Richtig_post“ (Richtige Antworten nach dem Lesen des Ratgeberteiles). Die
Zwischensubjektfaktoren bestanden aus den drei Gruppen „selbst betroffen“. „Angehöriger“
und „weder noch, aber am Thema interessiert“. Der Test der Innersubjekteffekte zeigt einen
signifikanten Haupteffekt für den Faktor 1 (Wissenszunahme) (F(1,20) = 17,053, p = .001)
und einen nicht signifikante Interaktion zwischen Faktor 1 und der Gruppenzugehörigkeit
(F(2,20) = 1,379, p = .257).
3.3.2. Ratgeberfragen
Im Folgenden werden die Ergebnisse der Ratgeberfragen zu den Themen Erhalt neuer
Informationen, Erhalt hilfreicher Informationen, Verständlichkeit und Gestaltung des
Ratgeberteils zum Thema Neuropsychologie mithilfe deskriptiver Statistik dargestellt. Es
erfolgte hier ebenfalls zu jeder Ratgeberfrage eine Auswertung über alle Gruppen hinweg und
eine Auswertung bei der die Gruppen „Betroffener und Angehörige“ und „Interessenten“
unterschieden wurden.
21 Versuchspersonen gaben an, neue Informationen erhalten zu haben. Zwei
Versuchspersonen gaben an, keine neuen Informationen erhalten zu haben (s. Abbildung 21).
Abbildung 21 (links). Kreisdiagramm zum Erhalt neuer Informationen im Ratgeberteil Neuropsychologie.
Abbildung 22 (rechts). Gruppenunterschiede (Interessenten (rot) – Betroffene/Angehörige (blau)) zum Thema
Erhalt neuer Informationen im Ratgeberteil Neuropsychologie.
Bei der Frage, ob neue Informationen erhalten wurden, gaben 12 Betroffene und Angehörige
„Ja“ und keiner „Nein“ an. Bei den Interessenten gaben neun „Ja“ und zwei „Nein“ an (s.
Abbildung 22).
Bei der Frage, ob die Informationen aus dem Ratgeberteil hilfreich waren, gaben 10
Versuchspersonen an, sehr hilfreiche Informationen erhalten zu haben. 11 Versuchspersonen
gaben an, hilfreiche Informationen erhalten zu haben. Zwei Versuchspersonen erhielten ein
91%
9%
Ja Nein
0 5 10 15
Ja
Nein
S e i t e | 61
wenig hilfreiche Informationen und keine Versuchsperson gab an, überhaupt keine hilfreichen
Informationen durch den Ratgeberteil erhalten zu haben (s. Abbildung 23).
Abbildung 23 (links). Kreisdiagramm zum Thema Erhalt hilfreicher Informationen im Ratgeberteil
Neuropsychologie.
Abbildung 24 (rechts). Gruppenunterschiede (Interessenten (rot) – Betroffene/Angehörige (blau)) zum Thema
Erhalt hilfreicher Informationen im Ratgeberteil Neuropsychologie.
Die Auswertung getrennt nach Gruppen ergab in der Gruppe „Betroffene und Angehörige“
vier Personen, welche angaben sehr hilfreiche Informationen erhalten zu haben. Sieben
Personen gaben an, dass sie hilfreiche Informationen erhalten hätten und eine Person, dass sie
ein wenig hilfreiche Informationen erhalten habe. In der Gruppe der Interessenten gaben sechs
Personen an, sehr hilfreiche Informationen erhalten zu haben, vier Personen, dass sie
hilfreiche Informationen erhalten haben und eine Person, dass sie ein wenig hilfreiche
Informationen erhalten haben. (s. Abbildung 24).
Auf die Frage, ob der Inhalt des Ratgeberteiles verständlich gewesen sei, gaben 10
Versuchspersonen an, den Ratgeberteil sehr verständlich zu finden. 12 Versuchspersonen
gaben an, den Ratgeberteil verständlich zu finden. Eine Versuchsperson fand den Ratgeberteil
ein wenig verständlich und keine Versuchsperson hat den Ratgeberteil überhaupt nicht
verstanden.
48%
0%
9%
43%
Ja Überhaupt nicht Ein wenig Ja, sehr
0 2 4 6 8
Überhaupt nicht
Ein wenig
Ja
Ja, sehr
Versuchspersonen
S e i t e | 62
Abbildung 25 (links). Kreisdiagramm zur Bewertung der Verständlichkeit der Informationen im Ratgeberteil
Neuropsychologie.
Abbildung 26 (rechts). Gruppenunterschiede (Interessenten (rot)– Betroffene/Angehörige (blau))in der
Bewertung der Verständlichkeit der Informationen im Ratgeberteil Neuropsychologie.
Teilt man die Ergebnisse in die oben genannten Gruppen auf, so gaben drei Personen aus der
Gruppe „Betroffene und Angehörige“ an, dass die Informationen sehr verständlich waren,
acht Personen gaben an, dass die Informationen verständlich waren und eine Person gab an,
dass die Informationen ein wenig verständlich waren. Keiner gab an die Informationen
überhaupt nicht zu verstehen. In der Gruppe der Interessenten gaben sieben Personen an, dass
die Informationen sehr verständlich waren, vier Personen gaben an, dass die Informationen
verständlich waren und keine Person gab an, dass die Informationen ein wenig verständlich
oder überhaupt nicht verständlich waren (s. Abbildung 27).
Die Gestaltung des Ratgeberteiles wurde durch die Versuchspersonen durch eine 5-
Punkt-Likert-Skala bewertet. Auf der Skala „zu wenig Fachbegriffe (1) – zu viele
Fachbegriffe (5)“ lag der Mittelwert bei 3,13 mit einer Standardabweichung von 0,46. Auf der
Skala „zu kurz (1) – zu ausführlich (5)“ lag der Mittelwert bei 3,09 mit einer
Standardabweichung von 0,29. Die Skala „zu wenig Randinformationen (1) – zu viele
Randinformationen (5)“ ergab einen Mittelwert von 2,87 mit einer Standardabweichung von
0,46 und die Skala „zu wenig Grafiken (1) – zu viele Grafiken (5)“ erhielt einen Mittelwert
von 2,52 mit einer Standardabweichung von 0,51.
52%
0% 4%
44%
Ja Überhaupt nicht Ein wenig Ja, sehr
0 2 4 6 8 10
Überhaupt nicht
Ein wenig
Ja
Ja, sehr
Versuchspersonen
S e i t e | 63
Abbildung 27. Liniendiagramm mit den Mittelwerten und Standardabweichungen der 5-Punkt-Likert-Skala zur
Bewertung der Gestaltung des Ratgeberteiles Neuropsychologie.
Bei der Auswertung getrennt nach Gruppen ergab sich auf der Skala „zu wenig Fachbegriffe
(1) – zu viele Fachbegriffe (5)“ bei der Gruppe „Betroffene und Angehörige“ ein Mittelwert
von 3,08 und eine Standardabweichung von 0,29. Bei den Interessenten ergab sich ein
Mittelwert von 3,18 und eine Standardabweichung von 0,60. Auf der Skala „zu kurz (1) – zu
ausführlich (5)“ ergab sich bei der Gruppe der Betroffenen und Angehörigen ein Mittelwert
von 3,17 mit einer Standardabweichung von 0,39. Bei den Interessenten ergab sich ein
Mittelwert von 3,0 mit einer Standardabweichung von 0. Die Skala „zu wenig
Randinformationen (1) – zu viele Randinformationen (5)“ ergab bei den Betroffenen und
Angehörigen einen Mittelwert von 2,75 mit einer Standardabweichung von 0,62. Die
Interessenten erreichten einen Mittelwert von 3,0 mit einer Standardabweichung von 0. Auf
der letzten Skala „zu wenig Grafiken (1) – zu viele Grafiken (5)“ ergab sich bei der Gruppe
„Betroffene und Angehörige“ ein Mittelwert von 2,42 mit einer Standardabweichung von
0,52. Bei den Interessenten ergab sich ebenfalls ein Mittelwert von 2,64 mit einer
Standardabweichung von 0,51 (s. Abbildung 28).
1
1,5
2
2,5
3
3,5
4
4,5
5
zu wenigFachbegriffe - zu
viele Fachbegriffe
zu kurz - zuausführlich
zu wenigRandinformationen -
zu vieleRandinformationen
zu wenig Grafiken -zu viele Grafiken
Mit
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e
S e i t e | 64
Abbildung 28. Gruppenunterschiede (Interessenten – Betroffene/Angehörige) in der Bewertung der Gestaltung
des Ratgeberteiles Neuropsychologie.
3.4. Gehirn – Aufbau und Funktion
Im Folgenden werden die Ergebnisse der Auswertung von Wissensfragen und Ratgeberfragen
zum Thema Gehirn – Aufbau und Funktion dargestellt. Die Auswertung erfolgte einmal über
alle Gruppen hinweg und einmal getrennt nach den Gruppen Betroffene, Angehörige und
Interessenten.
3.4.1. Wissensfragen
Um den Wissensstand vor und nach dem Lesen des Ratgeberteils zum Thema Gehirn –
Aufbau und Funktion miteinander zu vergleichen, wurde der nichtparametrische Wilcoxon
Test durchgeführt. Dieser Test wurde gewählt, da der Shapiro- Wilk Test im Hinblick auf das
Alter (p = .039), sowie auf das Geschlecht (p < .000) keine normalverteilte Stichprobe ergab
und die Stichprobe mit 18 Versuchspersonen sehr klein war. Der Mittelwert richtig
beantworteter Fragen lag vor dem Lesen des Ratgebers bei 5,28 mit einer
Standardabweichung von 1,36. Der Mittelwert der richtigen Antworten nach dem Lesen des
Ratgeberteiles bei 6,06 mit einer Standardabweichung von 0,87. Insgesamt konnten 7 Fragen
richtig beantwortet werden. Der Wilcoxon-Test für abhängige Stichproben konnte einen
signifikanten Unterschied (z = -2,074, p = .038) zwischen den beiden Messzeitpunkten
nachweisen.
1
1,5
2
2,5
3
3,5
4
4,5
5
zu wenigFachbegriffe - zu
viele Fachbegriffe
zu kurz - zuausführlich
zu wenigRandinformationen -
zu vieleRandinformationen
zu wenig Grafiken -zu viele Grafiken
Mit
telw
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e
BetroffeneundAngehörige
Interessierte
S e i t e | 65
Es wurde eine Messwiederholungs-ANOVA angewandt, um Unterschiede der
Wissenszunahme zwischen den Gruppen feststellen zu können. Die Innersubjektfaktoren
waren die Variablen „Richtig_prä“ (richtige Antworten vor dem Lesen des Ratgeberteiles)
und „Richtig_post“ (Richtige Antworten nach dem Lesen des Ratgeberteiles). Die
Zwischensubjektfaktoren bestanden aus den drei Gruppen „selbst betroffen“, „Angehöriger“
und „weder noch, aber am Thema interessiert“. Der Test der Innersubjekteffekte zeigt einen
signifikanten Haupteffekt für den Faktor 1 (Wissenszunahme) (F(1,15) = 5,992; p = .027)
und eine nicht signifikante Interaktion zwischen Faktor 1 und der Gruppenzugehörigkeit
(F(2,15) = .631; p = .546).
3.4.2. Ratgeberfragen
Im Folgenden werden die Ergebnisse der Ratgeberfragen zu den Themen Erhalt neuer
Informationen, Erhalt hilfreicher Informationen, Verständlichkeit und Gestaltung des
Ratgeberteils zum Thema Gehirn – Aufbau und Funktion mithilfe deskriptiver Statistik
dargestellt. Es erfolgte hier ebenfalls zu jeder Ratgeberfrage eine Auswertung über alle
Gruppen hinweg und eine Auswertung bei der die Gruppen „Betroffener und Angehörige“
und „Interessenten“ unterschieden werden.
18 Versuchspersonen gaben an, neue Informationen erhalten zu haben. Keine Versuchsperson
gab an, keine neuen Informationen erhalten zu haben. Von diesen 18 Versuchspersonen
stammten 11 aus der Gruppe der Betroffenen und Angehörigen und sieben aus der Gruppe der
Interessenten.
Abbildung 29 (links). Kreisdiagramm zum Erhalt neuer Informationen im Ratgeberteil Gehirn – Aufbau und
Funktion.
Abbildung 30 (rechts). Gruppenunterschiede (Interessenten (rot) – Betroffene/Angehörige (blau)) zum Thema
Erhalt neuer Informationen im Ratgeberteil Gehirn – Aufbau und Funktion.
100%
0%
Ja Nein
0 5 10 15
Ja
Nein
Versuchspersonen
S e i t e | 66
Auf die Frage, ob der Ratgeberteil hilfreiche Informationen enthält, gaben sieben
Versuchspersonen an, sehr hilfreiche Informationen erhalten zu haben. Sieben
Versuchspersonen gaben an, hilfreiche Informationen erhalten zu haben. Vier
Versuchspersonen erhielten ein wenig hilfreiche Informationen und keine Versuchsperson gab
an, überhaupt keine hilfreichen Informationen durch den Ratgeberteil erhalten zu haben (s.
Abbildung 31).
Abbildung 31 (links). Kreisdiagramm zum Erhalt hilfreicher Informationen im Ratgeberteil Gehirn – Aufbau
und Funktion.
Abbildung 32 (rechts). Gruppenunterschiede (Interessenten (rot) – Betroffene/Angehörige (blau)) zum Thema
Erhalt hilfreicher Informationen im Ratgeberteil Gehirn – Aufbau und Funktion.
Die Auswertung getrennt nach Gruppen ergab in der Gruppe „Betroffene und Angehörige“
vier Personen, welche angaben sehr hilfreiche Informationen erhalten zu haben, drei Personen
gaben an, dass sie hilfreiche Informationen erhalten haben und vier Personen, dass sie ein
wenig hilfreiche Informationen erhalten haben. Keiner gab an, überhaupt keine hilfreichen
Informationen erhalten zu haben. In der Gruppe der Interessenten gaben drei Personen an,
sehr hilfreiche Informationen erhalten zu haben, vier Personen, dass sie hilfreiche
Informationen erhalten haben und keine Person, dass sie ein wenig hilfreiche Informationen
oder überhaupt keine hilfreichen Informationen erhalten haben (s. Abbildung 32).
Die Frage, ob der Inhalt des Ratgeberteiles verständlich gewesen sei, beantworteten
fünf Versuchspersonen mit „Ja, sehr“. Neun Versuchspersonen gaben an, den Ratgeberteil
verständlich zu finden. Vier Versuchspersonen fanden den Ratgeberteil ein wenig
verständlich und keine Versuchsperson hat den Ratgeberteil überhaupt nicht verstanden (s.
Abbildung 33).
39%
0% 22%
39%
Ja Überhaupt nicht Ein wenig Ja, sehr
0 1 2 3 4 5
Überhaupt nicht
Ein wenig
Ja
Ja, sehr
Versuchspersonen
S e i t e | 67
Abbildung 33 (links). Kreisdiagramm zur Bewertung der Verständlichkeit der Informationen im Ratgeberteil
Gehirn – Aufbau und Funktion.
Abbildung 34 (rechts). Gruppenunterschiede (Interessenten (rot)– Betroffene/Angehörige (blau)) in der
Bewertung der Verständlichkeit der Informationen im Ratgeberteil Gehirn – Aufbau und Funktion.
Getrennt nach Gruppen ergaben sich in der Gruppe „Betroffene und Angehörige“ zwei
Personen, welche die Informationen sehr verständlich fanden, fünf Personen gaben an, dass
die Informationen verständlich waren und vier Personen gaben an, dass die Informationen ein
wenig verständlich waren. In der Gruppe der Interessenten gaben drei Personen an, dass die
Informationen sehr verständlich waren, vier Personen gaben an, dass die Informationen
verständlich waren und keine Person gab an, dass die Informationen ein wenig oder überhaupt
nicht verständlich waren (s. Abbildung 34).
Die Gestaltung des Ratgeberteiles wurde durch die Versuchspersonen durch eine 5-
Punkt-Likert-Skala bewertet. Auf der Skala „zu wenig Fachbegriffe (1) – zu viele
Fachbegriffe (5)“ lag der Mittelwert bei 3,44 mit einer Standardabweichung von 0,71. Auf der
Skala „zu kurz (1) – zu ausführlich (5)“ lag der Mittelwert bei 3,39 mit einer
Standardabweichung von 0,70. Die Skala „zu wenig Randinformationen (1) – zu viele
Randinformationen (5)“ ergab einen Mittelwert von 3,28 mit einer Standardabweichung von
0,58 und die Skala „zu wenig Grafiken (1) – zu viele Grafiken (5)“ erhielt einen Mittelwert
von 2,94 mit einer Standardabweichung von 0,54.
50%
0%
22%
28%
Ja Überhaupt nicht Ein wenig Ja, sehr
0 2 4 6
Überhaupt nicht
Ein wenig
Ja
Ja, sehr
Versuchspersonen
S e i t e | 68
Abbildung 35. Liniendiagramm mit den Mittelwerten und Standardabweichungen der 5-Punkt-Likert-Skala zur
Bewertung der Gestaltung des Ratgeberteiles Gehirn – Aufbau und Funktion.
Bei der Auswertung getrennt nach Gruppen ergab sich auf der Skala „zu wenig Fachbegriffe
(1) – zu viele Fachbegriffe (5)“ für die Gruppe „Betroffene und Angehörige“ ein Mittelwert
von 3,64 und eine Standardabweichung von 0,81 berechnet. Bei den Interessenten ergab sich
ein Mittelwert von 3,14 und eine Standardabweichung von 0,38. Auf der Skala „zu kurz (1) –
zu ausführlich (5)“ ergab sich bei der Gruppe der Betroffenen und Angehörigen ein Mittelwert
von 3,55 mit einer Standardabweichung von 0,82. Bei den Interessenten ergab sich ein
Mittelwert von 3,14 mit einer Standardabweichung von 0,38. Die Skala „zu wenig
Randinformationen (1) – zu viele Randinformationen (5)“ ergab bei den Betroffenen und
Angehörigen einen Mittelwert von 3,36 mit einer Standardabweichung von 0,67. Die
Interessenten erreichten einen Mittelwert von 3,14 mit einer Standardabweichung von 0,38.
Auf der letzten Skala „zu wenig Grafiken (1) – zu viele Grafiken (5)“ ergab sich bei der
Gruppe „Betroffene und Angehörige“ ein Mittelwert von 2,91 mit einer Standardabweichung
von 0,70. Bei den Interessenten ergab sich ein Mittelwert von 3,0 mit einer
Standardabweichung von 0 (s. Abbildung 36).
1
1,5
2
2,5
3
3,5
4
4,5
5
zu wenigFachbegriffe - zu
viele Fachbegriffe
zu kurz - zuausführlich
zu wenigRandinformationen -
zu vieleRandinformationen
zu wenig Grafiken -zu viele Grafiken
Mit
telw
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Abbildung 36. Gruppenunterschiede (Interessenten (rot) – Betroffene/Angehörige (blau)) in der Bewertung der
Gestaltung des Ratgeberteiles Gehirn – Aufbau und Funktion.
1
1,5
2
2,5
3
3,5
4
4,5
5
zu wenigFachbegriffe - zu
viele Fachbegriffe
zu kurz - zuausführlich
zu wenigRandinformationen
- zu vieleRandinformationen
zu wenig Grafiken -zu viele Grafiken
Mit
telw
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BetroffeneundAngehörige
Interessierte
S e i t e | 70
4. Diskussion
4.1. Vorstudie
Die Ergebnisse der Vorstudie zeigen insgesamt, dass noch sehr viel Informationsbedarf in
Bezug auf Schädel-Hirn-Verletzungen und dessen Folgen besteht. Schon die rege Teilnahme
an der Online-Studie mit 100 Teilnehmern zeigt, dass es den Betroffenen und Angehörigen
wichtig ist, mehr über die neuropsychologischen Folgen von Schlaganfällen, Hirnblutungen
und sonstigen Schädel- oder Hirnverletzungen zu lernen. Somit stimmen die Ergebnisse mit
vorherigen Studien über den Informationsbedarf von Schlaganfallpatienten und deren
Angehörigen größtenteils überein. Hier lassen sich vor allem Studien zu Schlaganfallpatienten
finden, da der Schlaganfall einer der häufigsten Hirnschädigungen ist. Auch in der
vorliegenden Vorstudie nahmen vor allem Schlaganfallpatienten (N=28) und deren
Angehörige teil. Jedoch konnten auch Personen mit anderen Hirnverletzungen, wie z.B.
Schädel-Hirn-Trauma oder Hirntumor teilnehmen. Hafsteinsdóttir und Kollegen (2011)
fanden heraus, dass insgesamt über alle Phasen des Krankheitsverlaufs hinweg viel
Informationsbedarf über verschiedene Themen besteht. So wünschen sich sowohl Angehörige
als auch Patienten Informationen über die Art, die Gründe und die Symptome eines
Schlaganfalles sowie auch über die Behandlung und die Genesung vom Schlaganfall. Auch in
der vorliegenden Vorstudie wird von vielen Patienten als Nennung bei der offenen Frage
angegeben, dass sie gerne jede noch so kleine Information über die Ursache und die Art des
Schlaganfalles sowie auch über Therapiemöglichkeiten und Heilungschancen gehabt hätten.
Die Versuchspersonen gaben bei der Frage, ob ein Gehirnteil für den Ratgeber interessant sei,
an, dass vor allem Informationen über den Aufbau des Gehirns, sowie über die Funktionen
der einzelnen Areale und die Auswirkungen von Schädigungen dieser Areale wichtig wären.
Weiterhin wünschten sich die Versuchspersonen Ratgeberteile zu den Themen
Neuropsychologie, Fahreignung und psychische Auswirkungen von Hirnverletzungen. Auch
die Themen Gedächtnis, Sprachstörungen, Aufmerksamkeit und Gesichtsfeldausfälle wurden
als wichtig erachtet. Die Studie von Hanger et al. (1998) zeigte ebenfalls, dass sich
Schlaganfallpatienten Informationen zu verschiedenen neuropsychologischen Störungen und
deren Therapie wünschten. In seiner Studie gaben Patienten an, sich Informationen über
Kommunikationsschwierigkeiten, Gedächtnisprobleme, Müdigkeit und Fahreignung zu
wünschen. Auch Informationen über die Art des Schlaganfalles und die Genesung wurden
gewünscht. Die vorliegende Vorstudie ergab außerdem, dass in den Ratgeberteilen nicht nur
die einzelnen Störungsbilder, sondern auch die Behandlungsmöglichkeiten der
S e i t e | 71
neuropsychologischen Störungen integriert sein sollten. Dies beinhaltet die Informationen,
welcher Arzt sich um welche Therapie bzw. welche Beschwerden kümmert, Informationen
über Praxen, sowie auch Übungen für Zuhause. Patienten und Angehörige gaben in den
Studien von Garrett (2005) und Van der Smagt-Duijnstee (2001) an, dass sie sich verbale und
schriftliche Informationen wünschen, welche möglichst auf ihre Situation zugeschnitten sein
sollten. Die vorliegenden Ratgeberteile sollen dazu dienen, die schriftlichen Informationen
bereitzustellen. Diese Studien zeigen, dass eine individuelle Betreuung im Krankenhaus und
in der Rehabilitationsphase unerlässlich ist. Die hier diskutierte Vorstudie fand dazu heraus,
dass die meisten Informationen von Betroffenen und Angehörigen über den Arzt oder das
Internet eingeholt wurden. Nur acht Prozent der Versuchspersonen gaben an, sich
Informationen über einen Ratgeber eingeholt zu haben (s. Abbildung 2). Dies zeigt, dass es
scheinbar nicht genügend gute und informative Ratgeber gibt, die den Betroffenen und
Angehörigen wirklich helfen können. Diese Lücke soll in naher Zukunft mit dem Online-
Ratgeber geschlossen werden. Da viele das Internet als Plattform der
Informationsbeschaffung nutzen, zeigt sich auch in der gewünschten Form des Ratgebers,
dass fast die Hälfte der Probanden sich einen Ratgeber im Internet- statt in Papierform
wünscht (s. Abbildung 3). Dies stimmt auch mit dem Ziel dieser Studie überein, einen
kostenlosen und frei zugänglichen Internetratgeber zu erstellen. Abgesehen von der
Internetform wünschten sich die Teilnehmer der Umfrage einen leicht verständlichen
Ratgeber, welcher nicht zu kurz und auch nicht zu lang ist. Dieser sollte ebenfalls eine gute
Mischung aus prägnanten Informationen und Randinformationen enthalten, sowie auch aus
Text und Grafiken. Dieser sollte auch Fachbegriffe enthalten, die im Ratgeber erklärt werden,
um z.B. Arztgespräche und Arztbriefe besser verstehen zu können (s. Abbildungen 4 & 6).
Auch Hoffmann (2004) konnte zeigen, dass es für Patienten und Angehörige wichtig ist, den
medizinischen Jargon zu verstehen. Choi-Kwon (2005) zeigte außerdem in seiner Studie, dass
die Patienten nicht nur die medizinischen Ausdrücke verstehen, sondern allgemeines
medizinisches Wissen erhalten möchten. Dieses allgemeine medizinische Wissen soll in
dieser Arbeit mit dem Ratgeberteil zum Thema Gehirn – Aufbau und Funktion abgedeckt
werden. Was weiterhin, nach den Angaben der Betroffenen und Angehörigen in der Vorstudie
als wichtig empfunden wurde und im Ratgeber vorkommen sollte, sind Informationen über
Selbsthilfegruppen, Links zu Therapeuten und Alltagshilfen (s. Abbildung 11). Auch in der
Studie von McKenzie (2007) wird angegeben, dass Informationen über die Versorgung vor
Ort, insbesondere für Angehörige, wichtig seien. Somit stimmen viele Befunde der
vorliegenden Vorstudie mit den bisherigen Studien über den Informationsbedarf überein.
S e i t e | 72
Einige gehen darüber hinaus, einige wurden nicht genannt, da sich in der vorliegenden Arbeit
hauptsächlich auf den Informationsbedarf bezüglich neuropsychologischer Störungen und
dem allgemeinen Wissen über das Gehirn bezogen wurde. Zusammengefasst zeigt sich ein
klarer Informationsbedarf von Betroffenen und Angehörigen bezüglich eines
neuropsychologischen Ratgebers. Nun wurde versucht, diese Bedürfnisse umzusetzen und die
ersten Ratgeberteile zu den Themen Aufmerksamkeit, Neuropsychologie und Gehirn –
Aufbau und Funktion zu erstellen. Im Folgenden wird erläutert, ob die Teile zu einem
Wissenszuwachs geführt haben und ob sie den Ansprüchen von Betroffenen und Angehörigen
genügten.
4.2. Aufmerksamkeit
Das Thema Aufmerksamkeit weckte bei vielen Menschen Interesse, da es mit 57
angefangenen Fragebögen das am meisten gefragte Themengebiet war. Allerdings brachen
viele Versuchspersonen (N=37) den Fragebogen vor Beendigung ab. Die sehr hohe
allgemeine Abbruchrate wird in der Diskussion der Methode (s. 4.6.) näher erläutert.
Erfreulich ist, dass sich viele Menschen mit diesem Thema beschäftigen, da
Aufmerksamkeitsstörungen nicht so greifbar sind wie z.B. körperliche Beschwerden wie
Lähmungen und somit auch häufig bagatellisiert werden. Auch für das Umfeld des
Betroffenen ist es wichtig, Aufmerksamkeitsstörungen zu verstehen, um auch ein Verständnis
für die erhöhte Ermüdbarkeit oder Ablenkbarkeit des Betroffenen zu entwickeln. Auch
Betroffenen kann das Wissen über eine solche Störung helfen zu verstehen, dass eine
Aufmerksamkeitsstörung eine Krankheit ist und behandelt werden kann und sollte. Denn sie
ist nicht nur eine der häufigsten kognitiven Störungen nach Hirnverletzungen (Niemann &
Gauggel, 2010), sondern kann auch zu vielen Einschränkungen führen, welche sich Zuhause,
im Beruf und der Fahreignung zeigen können.
Zunächst lässt sich anhand der Auswertung der Wissensfragen mithilfe des Wilcoxon-
Tests feststellen, dass es eine Verbesserung des Wissens über das Thema nach dem Lesen des
Ratgeberteiles gab. Es wurden signifikant mehr Antworten richtig beantwortet als zuvor (p =
.001). Dies heißt jedoch noch nicht, dass der Ratgeberteil auch wirklich geholfen hat. Denn
eine Wissenszunahme zeigt nicht, ob das Wissen für den Alltag der Betroffenen und
Angehörigen hilfreich war. Deshalb wurden auch Fragen zur Gestaltung und zum Nutzen des
Ratgeberteiles gestellt. Bei der Auswertung kam heraus, dass die meisten Versuchspersonen
durch den Ratgeberteil zum Thema Aufmerksamkeit neue Informationen erhalten haben. Alle
Versuchspersonen fanden den Ratgeberteil zumindest ein bisschen hilfreich, die Mehrheit
S e i t e | 73
fand ihn jedoch hilfreich (N=14) bis sehr hilfreich (N=5). Auch gaben die meisten
Versuchspersonen an, den Ratgeberteil verständlich zu finden (N=22). Diese Ergebnisse
lassen darauf schließen, dass der Inhalt des Ratgeberteiles nicht nur das Wissen über das
Thema Aufmerksamkeit verbessert, sondern auch den Lesern geholfen hat. Zur Gestaltung
des Ratgeberteiles wurde durchweg angegeben, dass er das richtige Maß an Fachbegriffen,
Länge und Randinformationen hatte (s. Abbildung 19). Bei der Bewertung des Text-Grafik-
Verhältnisses zeigte sich, dass im Ratgeberteil zu wenige Grafiken enthalten waren.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Ratgeberteil laut den Versuchspersonen gut
gelungen ist, jedoch an einigen Stellen noch ein wenig verbessert werden kann. So könnten
noch ein paar mehr Grafiken eingebaut werden, um die Thematik zu veranschaulichen. Da an
der Evaluation des Ratgebers nicht nur Betroffene und Angehörige teilnehmen konnten,
sondern auch Personen, die am Thema interessiert sind, wurde zum Schluss noch geprüft, ob
es einen Unterschied in der Wissenszunahme und der Beurteilung des Ratgebers zwischen
den Gruppen (Interessenten, Betroffenen und Angehörige) gab. Dies dient dazu,
sicherzustellen, dass der Ratgeber später nicht nur für Interessenten, sondern auch für die
eigentliche Zielgruppe geeignet ist und vor allem Hirnverletzten und deren Angehörigen eine
Hilfe darstellt. Es konnte jedoch kein größerer Unterschied zwischen den Gruppen
ausgemacht werden. Die Wissenszunahme war über alle Gruppen hinweg signifikant (p =
.001). Die Wechselwirkung zwischen Faktor 1, welcher die Wissenszunahme darstellt, und
der Gruppenzugehörigkeit wurde nicht signifikant (p = .857). Daraus lässt sich schließen, dass
es keine Unterschiede in der Wissenszunahme der Gruppen „Betroffene“, Angehörige“ und
„Interessierte“ gab. Alle Gruppen lernten gleich gut. Bei den Auswertungen der
Ratgeberfragen, wurde die Gruppen Betroffene und Angehörige zusammengefasst. Dies
geschah einerseits aus dem Grund, dass nur sehr wenige Angehörige an der Evaluation
teilnahmen, andererseits aus dem Grund, dass sowohl Betroffene als auch Angehörige die
Zielgruppe des Ratgebers darstellen und somit zusammengefasst werden können. Der
Ratgeber wurde von beiden Gruppen (Interessenten und Betroffene/Angehörige) als hilfreich
und verständlich beurteilt. Hier gab es nur sehr geringe Unterschiede in der Verteilung der
Antworten (s. Abbildung 16 & 18). Auch gaben beide Gruppen an, größtenteils neue
Informationen erhalten zu haben (s. Abbildung 14). Auch bei der Bewertung der Gestaltung
des Ratgeberteiles zeigten sich keine größeren Unterschiede zwischen den Gruppen (s.
Abbildung 20). Diese Ergebnisse zeigen, dass mit der Erstellung des Ratgeberteiles zum
Thema Aufmerksamkeit das Ziel erfüllt wurde neue, hilfreiche und verständliche
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Informationen zu vermitteln und das Wissen der Versuchspersonen über das Thema zu
erhöhen.
4.3. Neuropsychologie
Auch der Ratgeberteil zum Thema Neuropsychologie weckte bei einigen Menschen Interesse
(N=23). Viele Betroffene und Angehörige wissen nicht, was in der Neuropsychologie
überhaupt auf sie bzw. ihre Angehörigen zukommt. Viele verbinden mit dem Wort
Psychologie noch eine reine Gesprächstherapie und kennen das noch relativ neue Feld der
Neuropsychologie nicht. Umso wichtiger ist es, dass Patienten wissen was sie erwartet, um
ein sichereres Gefühl zu bekommen, wenn die Überweisung in eine Rehabilitationsklinik oder
an einen Neuropsychologen bevorsteht. Das Wissen über die Mechanismen der
neuropsychologischen Therapie, wie z.B. der Restitutionstherapie kann auch die Motivation
der Betroffenen erhöhen, da sie wissen, dass nur ein hochfrequentes und andauerndes
Training zu einer Verbesserung führen kann.
Die Ergebnisse der Evaluation des Ratgeberteiles zum Thema Neuropsychologie zeigen,
dass das Wissen über das Thema nach dem Lesen des Ratgeberteils signifikant größer war, als
das Wissen vor dem Lesen des Ratgeberteiles (p = .001). Die Versuchspersonen gaben
außerdem an, dass die Informationen zum größten Teil neu, hilfreich und verständlich waren
(s. Abbildungen 21, 23 & 25). Weiterhin gefällt den Versuchspersonen auch die Gestaltung
des Ratgeberteiles (s. Abbildung 27). Die Benutzung von Fachbegriffen, die Länge, sowie
auch die Anzahl der Randinformationen standen für die Versuchspersonen in einem guten
Verhältnis. Die Bewertung des Text-Grafik-Verhältnisses zeigte auch in diesem Ratgeberteil,
dass zu wenige Grafiken genutzt wurden. Hier lässt sich, ebenso wie im Ratgeberteil zum
Thema Aufmerksamkeit, der Teil mit Hinzunahme weiterer Grafiken noch verbessern. Da
auch bei diesem Ratgeberteil an der Evaluation des Ratgebers nicht nur Betroffene und
Angehörige teilnehmen konnten, sondern auch Personen, die am Thema interessiert sind,
wurde zum Schluss wiederum geprüft, ob es einen Unterschied in der Wissenszunahme und
der Beurteilung des Ratgebers zwischen den Gruppen (Interessenten, Betroffene und
Angehörige) gab. Auch hier konnte, wie schon bei dem Thema Aufmerksamkeit, kein
größerer Unterschied zwischen den Gruppen ausgemacht werden. Die Messwiederholungs-
ANOVA zeigt, dass die Wissenszunahme (Faktor 1) über alle Gruppen hinweg signifikant
wurde (p = .001). Die Wechselwirkung zwischen Faktor 1 und der Gruppenzugehörigkeit
wurde nicht signifikant (p = .257). Das bedeutet, dass auch hier alle Gruppen gleich viel über
das Thema Neuropsychologie lernten. Die Gruppen Betroffene und Angehörige wurden hier
S e i t e | 75
ebenfalls bei der Auswertung der Ratgeberfragen zusammengefasst. Die Auswertung der
Ratgeberfragen zeigte, dass der Ratgeberteil zum Thema Neuropsychologie von beiden
Gruppen als hilfreich und verständlich beurteilt wurde. Hier gab es nur geringe Unterschiede
in der Verteilung der Antworten. Die Interessenten bewerteten die Informationen als sehr
hilfreich und verständlich, wohingegen die Betroffenen und Angehörigen die Informationen
als hilfreich und verständlich bewerteten (s. Abbildungen 24 & 26). Alle Personen aus der
Gruppe „Betroffene und Angehörige“ gaben an, neue Informationen erhalten zu haben, bei
den Interessenten gab eine Person an, keine neuen Informationen erhalten zu haben. Somit
lässt sich sagen, dass ein hoher Grad an neuem Wissen vermittelt wurde. Auch die Bewertung
der Gestaltung des Ratgebers wies keine größeren Unterschiede zwischen den Gruppen auf (s.
Abbildung 28). Dies zeigt, dass mit der Erstellung des Ratgeberteiles zum Thema
Neuropsychologie ebenfalls das Ziel erfüllt wurde, neue, hilfreiche und verständliche
Informationen zu vermitteln und das Wissen der Versuchspersonen über das Thema zu
erhöhen.
4.4. Gehirn – Aufbau und Funktion
An der Evaluation des Ratgeberteiles zum Thema Gehirn nahmen die wenigsten
Versuchspersonen teil. Dies kann darauf zurückzuführen sein, dass es der längste Ratgeberteil
ist. Er enthält sehr viele Informationen, die nicht für jeden direkt nützlich sind und im
Vergleich mit den anderen Ratgeberteilen viele Fremdwörter enthalten. Hier zeigt sich der
Nachteil der Evaluationsmethode, welche es nur erlaubt den Ratgeberteil an einem Stück zu
lesen. Dies kann unter Umständen sehr anstrengend sein und für einige Versuchspersonen ein
Abbruchgrund gewesen sein. Dieser Nachteil der hier genutzten Evaluationsmethode wird
jedoch in der späteren Online-Version nicht mehr vorhanden sein, sodass Nutzer auch nur
einzelne Informationen lesen können, die gerade für sie relevant sind. Insgesamt ist es sehr
wichtig Wissen über die Funktionsweise des Gehirns zu besitzen, um auch die einzelnen
Störungen zu verstehen. Auch das Wissen über die verschiedenen Arten der Schlaganfälle und
vor allem über die Warnzeichen eines Schlaganfalles kann im Notfall ein Leben retten.
Trotz der Länge und der größeren Anzahl an Randinformationen zeigte der Wilcoxon-
Test, dass das Wissen der Versuchspersonen signifikant zunahm, nachdem sie den
Ratgeberteil gelesen hatten (p = .038). Auch dieser Ratgeberteil wurde sowohl als hilfreich,
sowie auch als verständlich bewertet (s. Abbildungen 31 & 33). Keine Versuchsperson gab
an, keine neuen Informationen erhalten zu haben (s. Abbildung 29). Es lässt sich jedoch, im
Vergleich mit den anderen Ratgeberteilen, eine deutliche Tendenz erkennen, dass dieser Teil
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als weniger verständlich und hilfreich bewertet wird als die Anderen. Hier zeigt sich auch bei
der Bewertung der Gestaltung des Ratgeberteiles, dass sowohl zu viele Fachbegriffe, als auch
zu viele Randinformationen genutzt wurden. Außerdem gaben die Versuchspersonen an, dass
der Text insgesamt zu ausführlich gewesen sei. In diesem Ratgeberteil wird das Text-Grafik-
Verhältnis von den Versuchspersonen als ideal bewertet (s. Abbildung 35). An dieser Stelle
ist es noch einmal wichtig zu betonen, dass das Verständnis über die Vorgänge und über den
Aufbau des Gehirns essentiell ist, um die späteren Störungen zu verstehen. Somit muss sich
erst zeigen, ob der Ratgeberteil zum Thema Gehirn – Aufbau und Funktion als Teil eines
Online-Ratgebers, bei dem die Informationen nicht alle am Stück gelesen werden müssen,
nicht auch in der jetzigen Länge einen hilfreichen Überblick über das Gehirn und die Themen
Schlaganfall und Schädel-Hirn-Trauma bietet. Da auch hier an der Evaluation des Ratgebers
nicht nur Betroffene und Angehörige teilnehmen konnten, sondern auch Personen, die am
Thema interessiert sind, wurde zum Schluss, wie auch bei den anderen Ratgeberteilen,
geprüft, ob es einen Unterschied in der Wissenszunahme und der Beurteilung des Ratgebers
zwischen den Gruppen (Interessenten, Betroffene und Angehörige) gab. Die
Messwiederholungs-ANOVA zeigte, dass das Wissen über alle Gruppen hinweg signifikant
zunahm (p = .027). Die Wechselwirkung zwischen der Wissenszunahme (Faktor 1) und der
Gruppenzugehörigkeit wurde, wie auch bei den anderen Ratgeberteilen, nicht signifikant (p =
.546). Dies zeigt auch hier, dass alle Gruppen eine Wissenszunahme zeigten. Bei der
Bewertung des Ratgeberteiles wurden wieder die Gruppen Betroffene und Angehörige
zusammengefasst. In diesem Ratgeberteil zeigt sich bei der Bewertung des Ratgebers ein –
zwar geringer – aber sichtbarer Unterschied zwischen den Gruppen „Interessierte“ und
„Betroffene und Angehörige“. Hier gaben viele Betroffene und Angehörige zwar an, sehr
hilfreiche (N=4) und sehr verständliche (N=2) Informationen erhalten zu haben, allerdings
geben nur Betroffene und Angehörige auch an nur ein wenig hilfreiche (N =4) und ein wenig
verständliche (N=4) Informationen erhalten zu haben. Die Gruppe der Interessenten gab an,
hilfreiche bis sehr hilfreiche, sowie verständliche bis sehr verständliche Informationen
erhalten zu haben (s. Abbildung 32 & 34). Auch in der Bewertung der Gestaltung zeigt sich
ein Unterschied zwischen den Gruppen. Die Betroffenen und Angehörigen zeigten eine
stärkere Tendenz dazu den Ratgeberteil als zu lang mit zu vielen Fachbegriffen und
Randinformationen zu bewerten (s. Abbildung 36). Hier wäre also eine Verkürzung und
Vereinfachung der Texte für Betroffene und Angehörige sinnvoll. Eventuell wäre darüber
nachzudenken speziell für Betroffene und Angehörige, eine Kurzversion mit den
allerwichtigsten Informationen zu erstellen. Der jetzige Teil könnte zusätzlich für all
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diejenigen bestehen bleiben, welche sich ausführlichere Informationen über das Thema
wünschen.
Ein Vergleich mit der Evaluation des originalen „Handbuches für Angehörige und Patienten“
zum Thema Gehirn – Aufbau und Funktion (s. Schröder, 2013) ist hier nur schwer möglich.
In der Evaluation von Schröder (2013) wurden keine Multiple-Choice Fragen verwendet, um
den Wissensstand zu prüfen, sondern es erfolgte eine Abfrage über die Bekanntheit
bestimmter Fachbegriffe. Die Ergebnisse der Studie zeigten, dass nach dem Lesen des
Handbuches mehr Fachbegriffe bekannt waren als vor dem Lesen des Handbuches. Das
Handbuch wurde außerdem von den Probanden als hilfreich bewertet. Sie fanden das
Handbuch größtenteils verständlich und übersichtlich und haben neue Dinge erfahren
(Schröder, 2013). Allerdings nahmen an der Evaluation nur 7 Versuchspersonen teil. Wie in
der Masterarbeit von Schröder (2013) beschrieben, wurde vor allem von den kooperierenden
Kliniken angemerkt, dass der Ratgeberteil zum Thema Gehirn zu lang sei. Die Patienten
gaben dies in den Fragebögen nicht an, wurden jedoch auch nicht direkt danach gefragt. Der
Fragebogen wurde hier noch einmal überarbeitet, um die Informationen kompakter zu
gestalten, noch einmal zu vereinfachen und Informationen über die häufigsten Ursachen von
Hirnschädigungen einzufügen.
4.5. Zielsetzung und Hypothesen
Hypothese 1: Es ist Informationsbedarf im Hinblick auf einen neuropsychologischen Ratgeber
vorhanden.
Die Vorstudie zeigt, dass viel Informationsbedarf bezüglich neuropsychologischer
Störungsbilder, sowie auch deren Therapie vorhanden ist. Nur wenige Betroffene und
Angehörige beziehen ihre Informationen derzeit aus Ratgebern. Die meisten Informationen
werden durch den Arzt und das Internet vermittelt. In der Studie zeigt sich deutlich, dass ein
Online-Ratgeber gewünscht wird, der vor allem die Themen: Neuropsychologie, Gesichtsfeld,
Fahreignung, Aufmerksamkeit, Gedächtnis, Sprachstörungen, psychische Störungen als Folge
einer Hirnverletzung und Persönlichkeitsveränderungen enthält.
Hypothese 2: Die Ratgeberteile führen zu einer Erweiterung des Wissens über die Themen
Aufmerksamkeit, Neuropsychologie und Gehirn – Aufbau und Funktion.
Sowohl der Wilcoxon-Test als auch die Messwiederholungs-ANOVA zeigen, dass das
Wissen über die Themen nach dem Lesen der Ratgeberteile signifikant zugenommen hat. So
werden mehr Fragen zum jeweiligen Thema nach der Lektüre des Ratgebers richtig
S e i t e | 78
beantwortet. Diese Zunahme des Wissens zeigt sich sowohl für Hirnverletzte und deren
Angehörige als auch für Interessenten.
Hypothese 3: Die Ratgeberteile enthalten neue, hilfreiche und verständliche Informationen zu
den Themen Aufmerksamkeit, Neuropsychologie und Gehirn – Aufbau und Funktion.
Die deskriptive Statistik zeigt über alle Ratgeberteile hinweg, dass die Themen
größtenteils neue, hilfreiche und verständliche Informationen enthalten. Dieses Ergebnis zeigt
sich über beide Gruppen („Betroffene und Angehörige“ und „Interessenten“) hinweg. Allein
in der Gestaltung der Ratgeberteile lassen sich noch einige Verbesserungen vornehmen. Die
Versuchspersonen wünschten sich für die Teile Aufmerksamkeit und Neuropsychologie mehr
Grafiken, um ein besseres Text-Grafik-Verhältnis zu erzielen. Der Ratgeberteil Gehirn –
Aufbau und Funktion ist vor allem für Betroffene und Angehörige etwas zu lang mit zu vielen
Fachbegriffen und Randinformationen.
Insgesamt können alle Hypothesen als bestätigt angesehen werden. Somit wurde das Ziel
erfüllt, hilfreiche und verständliche Ratgeberteile zu den Themen Aufmerksamkeit,
Neuropsychologie und Gehirn – Aufbau und Funktion zu erstellen, welche sowohl für
Hirnverletzte, als auch deren Angehörige neue Informationen enthalten. Weiterhin ist es
ebenfalls gelungen Wissen über die einzelnen Themen zu vermitteln.
4.6. Methode
Es war zu Anfang nicht klar, ob ein Online-Fragebogen zur Evaluation der Ratgeberteile
erfolgen sollte oder ob es eine Papierversion geben sollte. Hier stand vielfach zur Diskussion,
dass es ein hohes Maß an Konzentration und Motivation erfordert, einen so umfangreichen
Text mit vielen Informationen an einem Stück zu lesen und zu bewerten. Eine Papierversion
gäbe den Versuchspersonen die Möglichkeit die Ratgeberteile auch noch einmal zur Seite zu
legen oder einzelne Teile noch einmal nachzulesen. Nach der großen Nachfrage bei der
Vorstudie, welche ebenfalls als Online-Fragebogen bereitgestellt wurde, wurde entschieden
den Versuch zu wagen, die Ratgeberteile zunächst in einem Online-Fragebogen lesen und
evaluieren zu lassen. Die Option im späteren Verlauf auch eine Papierversion der
Ratgeberteile zu verteilen, falls sich keine Versuchspersonen finden lassen, wurde offen
gelassen. Da jedoch ausreichend Versuchspersonen teilnahmen und erfolgte die Verteilung
der Papierversionen eher aus dem Grund, dass das Interesse bei einigen Betroffenen groß war,
welche die Ratgeberteile nicht am Computer ausfüllen konnten. Die Papierversion wurde mit
der Online-Version im Aufbau und den Fragen komplett gleich gehalten, um auch eine
Vergleichbarkeit zwischen Online-Version und Papierversion zu gewährleisten. Am Ende
S e i t e | 79
wurden die Antworten der Papierversionen in den Online-Fragebogen eingegeben, um eine
einheitliche Auswertung mit SPSS zu gewährleisten. In der Wahl der hier genutzten
Evaluationsmethode liegt der größte Kritikpunkt: Die Texte müssen an einem Stück gelesen
werden. Dies kann gerade von vielen Hirnverletzten nicht geleistet werden, da sie z.B. an
Aufmerksamkeitsstörungen, Gedächtnisstörungen oder auch Gesichtsfeldausfällen leiden.
Geballte Informationen an einem Stück zu präsentieren ist für den späteren Online-Ratgeber
natürlich nicht gedacht, weshalb die hier gewählte Evaluationsmethode den späteren Ratgeber
in dieser Hinsicht nicht repräsentieren kann. Im späteren Verlauf soll der Ratgeber jederzeit
zum Nachlesen (auch nur einzelner Teile) zur Verfügung stehen. Der mit dem Lesen der
Ratgeberteile verbundene hohe Zeitaufwand führte vor allem dazu, dass es eine sehr hohe
Abbrecherquote gab. Hier lässt sich für zukünftige Evaluationen anderer Themen darüber
nachdenken, ob nicht doch eine Evaluation mit gedruckten Ratgeberteilen und Fragebögen
stattfinden sollte. Es wurde weiterhin darüber nachgedacht, den Link zum Online Ratgeber
bereitzustellen, sodass die Teile dort – in beliebiger Zeit – gelesen werden können und dann
eine Beurteilung darüber erfolgt. Allerdings wäre in diesem Format eine Wissensabfrage nur
möglich, wenn der Link zum Online-Ratgeber den Probanden vorher nicht zur Verfügung
steht, da das vorherige Lesen die Wissenszunahme verfälschen könnte. Hier müsste sich auf
die Mitarbeit und gute Kooperation der Versuchspersonen verlassen werden können.
Allerdings ist dies Voraussetzung für alle Studien. Sinnvoll wäre auf jeden Fall eine große
Evaluation nach Fertigstellung des Online-Ratgebers, um dann auch die Gestaltung der
Website bewerten lassen zu können. Weiterhin zeigten sich bei einigen Fragen zu den
Ratgeberteilen Bodeneffekte. Die Fragen konnten schon vor dem Lesen des Ratgebers von
fast allen Versuchspersonen beantwortet werden. Hier müsste in zukünftigen Studien darauf
geachtet werden, dass nicht zu einfache Fragen gestellt werden. Doch auch zu schwierige
Fragen und daraus resultierende Deckeneffekte sollten vermieden werden. Da in der
Bewertung der Gestaltung des Ratgebers 5-Punkt-Likert-Skalen verwendet wurden, kann hier
eine Tendenz zur Mitte nicht ausgeschlossen werden. Viele Bewertungen schwankten um die
Mitte herum, nur sehr wenige zeigten extreme Antworten. Hier könnte eine 6-Punkt-Likert-
Skala zukünftig sinnvoll sein, um über die Fragen hinweg eine klare Tendenz zu bekommen.
In dieser Studie wurde sich für eine 5-Punkt-Likert-Skala entscheiden, da somit durch die
Probanden auch eine ideale Gestaltung des Ratgebers angegeben werden konnte.
S e i t e | 80
4.7. Ausblick
Da diese Arbeit sich nur mit einzelnen Themen des Ratgebers beschäftigt, ist es für die
Zukunft des Ratgebers vor allem wichtig, weitere neuropsychologische Störungsbilder zu
beschreiben und deren Behandlungsmöglichkeiten aufzuzeigen. Wie in der Einleitung
erwähnt, wurde diese Arbeit in enger Zusammenarbeit mit Jessica Klein erstellt, welche
zeitgleich die Ratgeberteile zu den Themen Gesichtsfeldausfall, Neglect und Fahreignung
erstellte und evaluierte (Klein, 2014). Diese Teile vermittelten ebenfalls erfolgreich Wissen
und wurden von Betroffenen, Angehörigen sowie auch Interessenten als hilfreich und
verständlich bewertet. Somit können diese bereits in den neuropsychologischen Ratgeber
integriert werden. Auch das Thema Aphasie wurde bereits im Rahmen der Masterarbeit von
Britt Schröder erstellt und evaluiert, sodass auch dieses Thema bereits abgedeckt ist
(Schröder, 2013). Nun zeigte die Vorstudie dieser Arbeit, dass vor allem die Themen:
Gedächtnis, psychische Störungen nach Hirnverletzungen und das Thema
Persönlichkeitsveränderungen wichtig für die Betroffenen und Angehörigen sind. Das Thema
Gedächtnis und Gedächtnisstörungen ist derzeit schon erstellt worden und befindet sich noch
in der Evaluationsphase. Auch weitere Ratgeberteile befinden sich schon in Planung. Jedoch
sollten nach und nach natürlich auch noch weitere, seltenere Störungsbilder wie z.B. Apraxie
oder Prosopagnosie in den Ratgeber mit aufgenommen werden. Deshalb wurde das Projekt
„Erstellung eines neuropsychologischen Ratgebers“ in die Hände vieler Menschen gelegt, um
den Ratgeber am Ende möglichst vollständig zur Verfügung stellen zu können und immer
neue Ideen und Anregungen zu bekommen. Wie schon öfters in den oberen Teilen erwähnt,
soll es später einen Link auf der Seite der neuropsychologischen Ambulanz der Ruhr-
Universität Bochum geben, welcher zu einem kostenlosen Online-Ratgeber führt. Diese
Homepage ist zur Zeit noch in Bearbeitung und es wird diskutiert, diese Homepage offen für
Veränderungen zu lassen, sodass jeder sich an diesem Projekt beteiligen und Verbesserungen
oder Anmerkungen hinzufügen kann. Hierzu soll es auch ein Gästebuch auf der Internetseite
geben, welches den Lesern ermöglichen soll, Anmerkungen, Anregungen und
Verbesserungsvorschläge mitteilen zu können. Zukünftig sollen die einzelnen Ratgeberteile
jedoch nicht nur auf der Homepage stehen, sondern es soll auch eine PDF-Version der
einzelnen Teile geben, damit Interessenten sich die Teile auch ausdrucken können. Dies kann
vor allem älteren oder schwer hirnverletzten Personen helfen von den Ratgeberteilen zu
profitieren. Weiterhin werden Fachbegriffe auf der Internetseite erklärt, indem sich ein Pop-
up Fenster, mit einer möglichst leichten Erklärung des Fremdwortes. öffnet, sobald sich der
Mauszeiger darüber hinweg bewegt. Dies erleichtert das Verständnis und erspart die Suche
S e i t e | 81
nach dem Fachbegriff und dessen Erklärung im Glossar. Trotz der sofortigen Erklärung wird
es auch einen Glossar geben. Dieser hat das Ziel Wörter z.B. aus Arztgesprächen oder
Arztbriefen schnell zu finden und besser verstehen zu können. Auch der Glossar soll
zukünftig laufend erweitert werden. Zurzeit werden neue Projekte gestartet, welche das Ziel
haben, den Ratgeber noch verständlicher und anschaulicher zu gestalten. Es werden Podcasts
aufgenommen, welche die einzelnen Ratgeberteile in Kürze als Audio-Datei zur Verfügung
stellen sollen. In diesen Podcasts werden außerdem weitere Informationen durch z.B.
Interviews verschiedener Personen anschaulicher gestaltet. Hier wird z.B. zum Thema
Fahreignung eine Fahrschule interviewt, welche auch Fahrproben für hirnverletzte Patienten
anbietet. Weiterhin sollen zu jedem Thema Flyer erstellt werden, welche die einzelnen
Themen in aller Kürze darstellen. Dies soll vor allem schwer Betroffenen und Betroffenen in
der Akutphase helfen, die wichtigsten Informationen zu erhalten, ohne einen langen Text
lesen zu müssen. Auch in Zukunft muss natürlich überprüft werden, ob diese Neuerungen für
die Betroffenen und Angehörigen eine Hilfe darstellen. Denn das übergeordnete Ziel bleibt,
einen hilfreichen und verständlichen neuropsychologischen Ratgeber zu erstellen, der nicht
nur wissenschaftlich signifikantes Wissen vermittelt, sondern den Betroffenen und
Angehörigen auch in ihrem alltäglichen Leben eine Hilfe ist.
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Eigenständigkeitserklärung
Ich versichere, dass ich diese Arbeit selbstständig verfasst und keine anderen als die
angegebenen Quellen und Hilfsmittel benutzt sowie Zitate kenntlich gemacht habe.
Bochum, den
Yara-Inken Bremer
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6. Anhang
Die folgenden Materialien befinden sich auf der beiliegenden CD:
- Texte der Ratgeberteile Aufmerksamkeit, Neuropsychologie und Gehirn – Aufbau und
Funktion
- Glossar
- Vorstudie – Aufbau und Fragen
- Hauptstudie – Aufbau und Fragen
- Fragebögen zur Evaluation der Ratgeberteile (Papierversion)
- Statistische Auswertung: SPSS-Outputs, Excel-Dateien