ifs internationale fi lmschule köln gmbh»Glückauf-Haus«Werderstraße 150672 Köln
Tel. +49 221 920188-0Fax +49 221 920188-99info@fi lmschule.dewww.fi lmschule.de
Setfoto »Schnitzeljagd im Heiligen Land«Regie: Felix Hassenfratz, Produktion: ifage, Crossmedia für KI.KA, Foto: René Klaus
MASTERCLASS NON-FICTION
ABSOLVENTEN 2014
Marion Ammicht | Urlaub Orthodox 07-10
Ulrich Aschenbrenner | Fisch aus dem Gemüsegarten –
Oder wie sieben Milliarden Menschen satt werden 11-14
Susanne Klein | Die Akte »Nina« 15-18
Nina Kradepohl | Zeit ist Geld – Time to chill …
Wie ein russischer Café-Künstler die Welt erobert 19-22
Axel Schmidt | My Jerusalem Syndrome (AT) 23-26
Eva Schötteldreier | Aarons Fahrrad 27-30
Alexandra Sorgenicht | Frauen und Ozeane / Women and Oceans 31-34
Claudia Spoden | Circus is it! 35-38
Paula Wehmeyer | Emma und 05079 – Zwei Schweineleben 39-42
ABSOLVENTEN
VORWORTVORWORT
Vorwort
Innerhalb der dritten Masterclass Non-Fiction an der ifs internationale fi lmschule
köln im Jahre 2013/2014 haben die Teilnehmer mit Erfolg ihre individuellen Film-
ideen vertieft und weiterentwickelt. Die vorliegenden Exposés beziehungsweise
Treatments und Pitching-Papiere sind nun in einem Stadium, in dem sie einem in-
teressierten Kreis von möglichen Auftraggebern aus Redaktionen und Produktions-
fi rmen präsentiert werden können.
Während der Module der Klasse wurden die Teilnehmer betreut durch unsere Pa-
ten und unterstützt von namhaften deutschen und ausländischen Programmverant-
wortlichen, Produzenten, Filmemachern und anderen Fachleuten.
Eine wichtige Rolle spielte im Dezember die Teilnahme am World Congress of
Science and Factual Producers in Montreal, ein geeigneter Ort für »Networking«.
Dort konnten die Ideen in mannigfaltigen Gesprächen mit Filmemachern und »Exe-
cutives« aus der ganzen Welt informell und formell präsentiert werden. Abgesehen
davon, dass sich in vielen interessanten Sessions die Gelegenheit bot, neue Gestal-
tungsideen auch für schwierige Themen zu erfassen.
Während der arbeitsreichen Zeit der Masterclass haben die Teilnehmer zunächst
erkannt, dass sie bei der Entwicklung der Projekte nicht nur mit allen Facetten des
Filmemachens – wie Dramaturgie im Allgemeinen, szenisches Erzählen, Interview-
Technik, Special Effects u. v. m. – umgehen müssen, sondern diese oft auch in einer
anderen Weise als üblich zu präsentieren sind. Bei steigender Konkurrenz war sogar
zu überlegen, ob man sein Thema noch in der gewünschten Weise darstellen kann,
oder ob man nicht Änderungen vornehmen muss, etwa hinsichtlich der Laufl änge
und der ursprünglich gewünschten Ingredienzien. Ja, in einigen Fällen war es not-
wendig, das Thema zu wechseln, da ein ähnliches oder gleichartiges Projekt schon
bei einem wichtigen Sender gelaufen war oder sich das Thema sogar als ganz und
gar unverkäufl ich darstellte.
Dabei hatten wir uns auch im Jahre 2013 großen Herausforderungen zu stellen,
die auf weltweit veränderten Senderstrukturen beruhen, einem Phänomen, das sich
bereits vor zwei, drei Jahren abzeichnete. Es geht hier vor allem um die Abnahme
von Sendeplätzen für klassische, internationale Dokumentationen und Formate –
dem Mittelpunkt der ersten beiden Masterclasses –, eine Entwicklung, die sämtli-
che Sender der Welt zunehmend mit »jungen« und nun nationalen Programmen zu
kompensieren suchten.
Dies wurde und wird heute sogar noch vermehrt in den USA und anderen poten-
ziellen Koproduktionsländern mit lang laufenden Serienprogrammen betrieben, die
im Bereich Factual Entertainment angesiedelt sind und teils mit Mitteln der »scrip-
ted reality« arbeiten, um mehr Zuschauer, und das heißt hierzulande mehr jüngere
Zuschauer zu ziehen. Gesellschaftspolitisches fi ndet hingegen nur noch wenige
04 05
Sendeplätze. Und manche Primetime-Sendeplätze muten an wie Coffee-Table-
Books, mit ihren Hunderten bunten Programmen und Titeln wie »... von oben« oder
»Die schönsten ... der Welt«.
Klassische Dokumentationen im Bereich Geschichte, Gesellschaft, Kultur und Wis-
senschaft sind dagegen nur noch in wenigen Sendern wie H2 oder Smithsonian
und ein paar wenigen europäischen Sendern zu sehen, die aber nicht mehr so viel
dafür bezahlen können. Vor allem in den USA hat sich bei den sogenannten Doku-
Sendern wie History (A&E), Discovery und Nat Geo der Trend der letzten Jahre
fortgesetzt, geschichtliche Stoffe in aufwendigen Dramaserien zu präsentieren, die
teils von Hollywood-Größen produziert oder gespielt werden.
In Europa, vor allem in Deutschland, wurden Einstünder oder Miniserien im letz-
ten Jahr selbst in der Primetime mehr und mehr »magazinisiert«. Doch kaum einer
dieser Versuche, jüngeres Publikum anzuziehen, wurde mit guten Quoten belohnt.
Allerdings haben sich »Service-Programme« in der Primetime, wie etwa Marken-
Checks, durchgesetzt.
Aber auch die nun wiederkehrenden klassisch erzählten, hochwertigen Program-
me im Bereich Geschichte, Kultur und Wissenschaft zeigen, dass man mit Themen
über Helden, Dynastien, globale Geschichten der Menschheit und der Natur Be-
stand haben kann. Gerade in den letzten Monaten ist jedenfalls das erfolgreiche
Wiederauferstehen von »großen« Geschichten, etwa bei Terra X, zu sehen.
Eines steht aber fest: Schuld an den geschilderten Entwicklungen sind nicht die
Redaktionen, die oftmals von den Quotenforderungen der großen Player auch in
den öffentlich-rechtlichen Systemen erdrückt zu werden drohen. Dort sitzen keine
Feiglinge. Man bemüht sich weiterhin um wichtige und große Themen, vielleicht in
einem neuen Gewand. Manchmal scheitern mutige Herangehensweisen und ge-
fährden ungewollt durch schlechte Quoten die Sendeplätze für Dokus, zumal in
einer Zeit, wo diese durch Unterhaltungsformate und Fiction zunehmend unter
Druck geraten. Neben Sendern aus den »Familien« der Öffentlich-Rechtlichen ist
vor allem arte eine der wenigen Inseln der Glückseligkeit, die Schlupfl öcher auch
für anspruchsvolle Programme bietet. Aber selbst dort wird man seit Jahren mit den
Quoten konfrontiert.
Damit keine Missverständnisse entstehen: Natürlich wollen wir alle, dass unsere
Programme von möglichst vielen Menschen geschaut werden. Neben der Über-
windung der beschriebenen Klippen müssen wir aber zunächst die Tauglichkeit der
eigenen Programme bestimmen und zum Beispiel die Frage beantworten, ob sie für
Kino, TV oder gar »nur« für Internet und Video on Demand geeignet sind.
Die Masterclass fördert folgerichtig die Erkenntnis, dass die Filmemacher heute sehr
fl exibel und geduldig sein müssen, dass sie viel mehr schreiben und umschreiben
müssen. Sie lernen, bisweilen schmerzhaft, was ein »slow no« ist oder, wie ich es
MARION AMMICHT
URLAUB ORTHODOX
0170 8123508 | [email protected]
07VORWORT
gerne formuliere, ein »yes-butter«. Sie haben gelernt, dass der Inhalt des Projekts
UND dessen Präsentation höchsten Ansprüchen genügen müssen, auch wenn am
Ende nur ein Pappenstiel an Budget in Aussicht steht.
Diese Herausforderungen haben die Teilnehmer aus meiner Sicht gemeistert, nach
langem Kampf um die Sache – und mit sich selbst und unseren Mentoren und Do-
zenten, denen hier für ihre Mühe und Geduld gedankt sein soll.
Wir sind froh, dass die eine oder andere innerhalb der dritten Masterclass entwi-
ckelte Idee schon im Vorfeld bei einigen unserer Dozenten erhebliches Interesse
geweckt hat. Gespräche über Möglichkeiten einer Partnerschaft sind im Gange.
Am Tag der Präsentation im März 2014 werden wir es hoffentlich verstehen, auch
die von uns geliebten »why-notters« zu fi nden, etwa bei namhaften Produzenten,
bei Sendern wie dem WDR, SWR, BR oder ZDF, um nur einige zu nennen, sowie bei
Vertriebsgesellschaften wie Telepool und ZDF-Enterprises, die bereits einige Pro-
jekte der ersten beiden Masterclasses ermöglicht haben.
Für alle vorliegenden Projekte wünschen wir uns sehr, dass die »Gepitchten«, also
die Produzenten und Redakteure, sofort zugreifen und sich um die beim Abschluss
der Masterclass vorgetragenen Ideen bemühen – ja, sich darum streiten werden.
Dafür bedanke ich mich schon jetzt.
Uwe Kersken | Pate und Initiator der Masterclass Non-Fiction
06
MARION AMMICHTMARION AMMICHT
URLAUB ORTHODOX
Wenn die Après-Ski-Party vorbei ist und der Sommer kommt, gibt im Tiroler Dörf-
chen Serfaus der Rabbi den Ton an. Urlaub pauschal und glatt koscher. Ein lukra-
tives Geschäftsmodell für die schwach gebuchte Nebensaison. Doch hinter der
pittoresken alpinen Kulisse des idyllischen Ferienorts rumort der Kampf der Kultu-
ren. Während die einen in der spärlich gebuchten Sommersaison auf zusätzlichen
Umsatz durch die tiefgläubigen Gäste hoffen, sind den anderen die fremdartigen
Pauschaltouristen suspekt, die ausgerechnet in dem Land Erholung beim Bergstei-
gen und Mountainbiken suchen, aus dem ihre Vorfahren einst vor Verfolgung und
Vernichtung gefl ohen sind.
»Wenn ich vor Gott stehen werde, wird der Ewige mich fragen: ›Hast Du meine Alpen
gesehen?‹«, hat schon Samson Raphael Hirsch, führender Ver-
treter des deutschen orthodoxen Judentums im 19. Jahrhundert
und Begründer der Neoorthodoxie, prophezeit. Die Tiroler Hote-
liersfamilie Purtscher und Hanna Feders Agentur Tour Olam aus
Tel Aviv sowie mittlerweile auch zahlreiche Serfauser Apartment-
besitzer machen’s möglich. Jedes Jahr, wenn sich die Türen der
Alten Schmiede nach der Wintersaison Ende Juni wieder und
nun ausschließlich für Feders jüdisch-orthodoxe Pauschaltou-
risten öffnen, sind die Christuskreuze abgehängt, die Schnaps-
fl aschen verschwunden. Die Skibar hat sich in eine Synagoge
verwandelt, die Küche ist koscher umgebaut. Zwei Monate lang
achtet Rabbi Menachem Schechter aus Haifa akribisch darauf,
dass nicht nur die Hotelgäste, sondern auch die streng religiösen Touristen in den
umliegenden Apartments die orthodoxen Rituale und Glaubensregeln noch in der
Urlaubsidylle einhalten können.
Wie zum Beispiel Familie Taigvan aus Tel Aviv, die aus fi nanziellen Gründen immer
nur drei ihrer sechs Kinder mit in den Urlaub nehmen kann. Obwohl der Vater, der
sich allabendlich nach Feierabend ausgiebig dem Thora-Studium widmet, in der
Rüstungsindustrie gut verdient. Die drei Töchter zu Hause arbeiten als Software-
Ingenieurinnen, um ihren Männern das Thora-Studium in Vollzeit zu fi nanzieren.
Auch die drei jüngsten Söhne sollen einmal nicht arbeiten müssen, um ihr Leben
dem Studium der Thora widmen zu können. Die Gastgeber dagegen warten im An-
gesicht der kahl gefahrenen Skihänge auf zusätzliche Einnahmen. Doch die Gäste
verschmähen Pizza und Schnitzelburger, abendliche Drinks im örtlichen Pub Ha-
senstall und lassen mehr Geld bei Feders Agentur und bei den Apartmentbesitzern
als im Dorf, das sich innerhalb nur einer Generation vom bitterarmen Marienwall-
fahrtsort mit 1100 Einwohnern zur 7500-Betten-Bastion gewandelt hat. Der Zusam-
menprall der Kulturen in dem kleinen alpinen Touristendorf ist programmiert.
Auch davon erzählt dieser Film. Und von einer großartigen Kulissenschieberei vor
spektakulärer Berglandschaft. Die hat den geschäftstüchtigen Serfausern in den
letzten hundert Jahren so viel Geld eingebracht, dass sie sich als einziges Dorf der
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MARION AMMICHT geboren 1970 in Würzburg | Ab 1987 Gast-
studentin Viola Konservatorium Augsburg | 1990 Abitur | Studium
Musiktheaterwissenschaft und Politik LMU München | 32. Lehr-
redaktion Deutsche Journalistenschule München | Autorin Süd-
deutsche Zeitung und Bayerisches Fernsehen (Capriccio/Kultur-
report) | 1998 Magistra Artium | Ab 1999 ARD-Volontariat SWR
(SP Wissenschaft, Kultur) | Ab 2001 Moderatorin/Redakteurin
SWR2 Journal | Ab 2006 Moderatorin/Redakteurin SWR2 Mati-
nee | Seit 2009 Autorin für »west.art« (WDR), »Metropolis« (arte),
»ttt« (ARD), WDR5, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung
FILMOGRAFIE Auswahl
2014 »Der Fall Selpin« (AT)
Dokumentation, 45 Min., in Entwicklung
»Hollywoods Pakt mit Hitler« (AT)
Dokumentation, 45 Min., in Entwicklung
seit 2009 Beiträge für »ttt« (ARD), »west.art« (WDR), »Metropolis« (arte),
z. B. »Gezielte Tötung: Militäreinsatz oder Attentat?«, »Domina der
Zwölftonmusik: Die Sopranistin Barbara Hannigan«, Metropolen-
report »Thessaloniki«, 12 Min.
2005 »Musikdebüt: Der Pianist Martin Stadtfeld«
SWR, 30 Min.
2004 »Vom Wandern der Klänge: Der Komponist Benedict Mason«
SWR, 30 Min., Publikumsvorschlag Adolf-Grimme-Preis 2005
1998-2004 Magazinbeiträge für Capriccio (BR) und Kulturreport (ARD)
RADIOSTÜCKE Auswahl
seit 2010 WDR5 Dramolett (Mini-Hörspiel, WDR5 Politikum, 3´30 Min.), z. B.
»Die Brüsseler Stadtmusikanten«, »Breaking Bad: Die Koalitions-
droge Chrystal Merkel«
seit 2009 Feature WDR5 Scala, z. B. »Tief im Westen: Ist das Ruhrgebiet der
neue Osten?«, 15 Min., Silberne Lorry 2012 der Metropole Ruhr
2008 SWR2 Feature am Sonntag »Macht der Musik: Taktgefühle«, 56 Min.
2006-2008 SWR2 Matinee (monothematisch, 3 x 57 Min.), z. B. »Zum Rasen –
Von Festspielwiesen und anderen Grünfl ächen«, »Im Nebel – Vom
Zauber der Unschärfe«, »Super in der Krise – Helden«
2001-2006 SWR2 Journal, diverse Beiträge, Serien und O-Ton-Formate
»Die passen nit hierher.«(aus »Urlaub Orthodox«)
ULRICH ASCHENBRENNER
FISCH AUS DEM GEMÜSEGARTEN – ODER WIE SIEBEN MILLIARDEN MENSCHEN SATT WERDEN
0172 3151002 | ulrich.aschenbrenner@mimikryfi lm.com
MARION AMMICHT
Welt eine U-Bahn leisten können. Täglich spuckt sie Hunderte von Touristen aus,
deren Weg zur Seilbahn immer auch die Dorfhauptstraße am Hotel Alte Schmie-
de vorbeiführt, wo der Tour-Olam-Bus jeden Tag zu neuen Fahrten aufbricht und
sich aus der Ferne betrachtet im Straßenbild neonfarbene Funktionsshirts mit Ge-
betsmänteln und Kippas zu einem bunten Mosaik zu verbinden scheinen. Natürlich
habe es anfangs ein paar Probleme gegeben, erklärt die Managerin vom regionalen
Tourismusverband. Aber jetzt, jetzt werde hier in Serfaus jeden Sommer die friedli-
che Koexistenz der Kulturen gelebt: »Wir freuen uns über unsere jüdisch-orthodo-
xen Gäste. Die haben sich hier als Sommergäste etabliert. Das ist ein ganz neuer
Geschäftszweig.« Der kleine Supermarkt im Ort biete bereits koschere Lebensmittel
an, und auch der Bäcker führe Brot mit Koscher-Zertifi kat.
Doch hinter den touristischen Kulissen zeigen auch Fremdenfeindlichkeit und uralte
antisemitische Vorurteile ihr hässliches Gesicht. »Die handeln, was geht, wollen’s
immer nur billig, aber dann qualitativ hochwertig«, berichtet die junge Fachverkäu-
ferin eines Sportkaufhauses, die von den jüdisch-orthodoxen Gästen immer nur
als den »Zillertalern« spricht. »Ja, die nennen wir hier so, weil man ja nicht schlecht
über Juden reden soll.« Eine kuriose Doppelmoral. Während die Serfauser »wegen
des Geschäfts« darüber nicht vor laufender Kamera reden wollen, lässt so man-
cher nichtjüdische Feriengast seinen Ressentiments unverhohlen freien Lauf. Ein
Schweizer Familienvater: »Die passen einfach nicht hierher.« Ungepfl egt fi nde er vor
allem die Männer, die am Schabbes in langen schwarzen Mänteln mit Pelzmützen
stolz durchs Dorf fl anieren. Er selbst trägt Treckingsandalen beim Frühstück und
meint, dass »mindestens 90 Prozent aller Touristen hier« seiner Meinung sind. Näm-
lich, dass es »ohne die Juden hier schöner wär« …
Natürlich habe es zu Hause viele Diskussionen mit der Familie
gegeben, berichtet die 70-jährige Esther, die wie ihr gleichaltri-
ger Mann eigentlich aus Rumänien stammt. Esthers ganze Fa-
milie mütterlicherseits ist im Holocaust umgekommen. Trotzdem
wollte sie mit ihrem Moshe einmal noch in ihrem Leben die Tiro-
ler Berge sehen. Gott sei überall, sagt Esther. Auch im ehemali-
gen Land der Täter.
Mit viel Situationskomik, aber authentisch erzählt der Film von
der Begegnung verschiedener kultureller Welten, die sich vor
dem Hintergrund ihrer komplizierten gemeinsamen Geschichte
und Gegenwart zuweilen nur mit viel Humor und Chuzpe bewäl-
tigen lässt. Eine Woche Urlaub orthodox, die zeigt, wie Vorurteile
entstehen und wie man sie virtuos handhaben kann, damit am Abend, wenn die
Sonne hinter den glühenden Bergen versinkt, die Kasse wieder stimmt. Gedreht mit
einer kleinen Fotokamera im fi lmischen Großsensorlook refl ektieren die Protagonis-
ten zwischen emotionalen und humorvollen Reportageteilen ihr Verhältnis zu der sie
umgebenden Gruppe und der gewaltigen Kulisse ringsherum: Die Berge mit ihren
verheißungsvollen Gipfeln und gefährlichen Abgründen, die seit jeher beiden Seiten
als Projektionsfl äche verdrängter Wünsche und Sehnsüchte dienen.
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ULRICH ASCHENBRENNERULRICH ASCHENBRENNER
FISCH AUS DEM GEMÜSEGARTEN –
ODER WIE SIEBEN MILLIARDEN MENSCHEN SATT WERDEN
Können Fische und Gemüsepfl anzen einander in einem gemeinsamen Kreislauf er-
nähren? Um den steigenden Lebensmittelbedarf der wachsenden Weltbevölkerung
zu befriedigen, entwickeln Wissenschaftler die sogenannte Aquaponik. Wird diese
neue Kulturtechnik einmal den Hunger der Welt stillen können?
Wer die Anlage zum ersten Mal sieht, auf den wirkt sie wie ein unbekannter Orga-
nismus aus einem Science-Fiction-Film. Ein System schimmernder, blubbernder
Wasserbecken, verbunden über ein Gewirr von Schläuchen, Röhren und Ventilen.
Darin zwei Arten von Lebewesen: Fische und Gemüsepfl anzen. So unglaublich die-
se Szenerie erscheint, so revolutionär ist sie: Mit dieser Erfi ndung sollen weltweit
Nahrungsmittel erzeugt werden.
Angesichts der zerstörerischen Produktion und ungerechten
Verteilung von Lebensmitteln stellt sich eine der größten He-
rausforderungen der Menschheit: eine globale Lösung zu fi nden,
um den Nahrungsbedarf von sieben, bald acht Milliarden Men-
schen nachhaltig zu decken. Der Film zeigt, wie sich internatio-
nal führende Wissenschaftler dieser Herausforderung stellen,
indem sie eine völlig neue Form der Lebensmittelproduktion ent-
wickeln. Es handelt sich dabei um die kombinierte Aufzucht von
Fischen und Gemüsepfl anzen, genannt Aquaponik. Kann damit
die Ernährung der Weltbevölkerung gesichert werden? Ist es
überhaupt möglich, dass zwei so verschiedene Lebensformen
in einem künstlichen Kreislauf leben?
»Einst waren wir Jäger und Sammler, dann entwickelten wir Ackerbau und Vieh-
zucht. Die nächste Stufe ist Aquaponik.« Prof. Harry Palm von der Universität Ros-
tock steht inmitten seiner Versuchsanlage. Er kontrolliert die Tomatenpfl anzen und
nimmt Wasserproben aus den Becken, in denen sich Barsche tummeln. »Aquapo-
nik ist die technische Umsetzung eines natürlichen Prinzips«, erklärt er. »Das Ganze
ist ein Kreislauf, der sich selbst aufrechterhalten kann.«
Die Pfl anzen ernähren sich vom Abwasser der Fische, die Fische profi tieren vom
gereinigten Wasser der Pfl anzen. Damit spart das System Wasser und Dünger und
ist unabhängig von Ort und Klima. Mit Aquaponik kann man überall auf der Welt
Fische und Gemüse wachsen lassen. Der Einsatz von Chemie ist ausgeschlossen.
Denn Pestizide wären Gift für die Fische. Hormone und Antibiotika wären Gift für
die Pfl anzen.
Noch nie gesehene Filmaufnahmen führen uns in diese faszinierende Welt der Ver-
bindung von Tier- und Pfl anzenreich. Mit der Forschung von Prof. Palm lernen wir
nicht nur die grundlegenden Zusammenhänge dieses Systems besser zu verste-
hen. Vielmehr beginnen wir neu zu bewundern, was wir als bekannt und selbstver-
ständlich erachtet haben: Jeder von uns kennt Fische und Gemüsepfl anzen, aber
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ULRICH ASCHENBRENNER geboren 1971 | Aufgewachsen in
der Oberpfalz | 1982 Schuljahr in Wisconsin, USA | 1991 Abi-
tur | Zivildienst | Studium in Trier und Berlin | 1999 Abschluss
als Diplom-Medienberater und Diplom-Psychologe | Cutter und
Sounddesigner für Fernsehen und Kino | Autor und Regisseur
für dokumentarische Filme, u. a. für die eigene Produktionsfi r-
ma Mimikry Film | 2006 Masterclass Dokumentarfi lm bei Andres
Veiel, Berlin | 2009 Workshop Filmästhetik bei Marcel Lozinski
und Dorota Roszkowska, Warschau | 2010 Berlinale Talent
FILMOGRAFIE
2013 »Maßnehmen«
Dokumentarfi lm, 90 Min., 2Pilots Filmproduktion,
Produktionsförderung Filmstiftung NRW
2011 »Maßnehmen«
mit Koautorin Kaija Helweg, Rechercheförderung Nordmedia,
sechs Monate Recherche im Jugendvollzug
2009 »Kaukasische Rochade«
Dokumentarfi lm, 15 Min., Produktion: Goethe-Institut,
Stiftung »Erinnerung, Verantwortung und Zukunft«
2009-2013 Imagefi lme, u. a. für Max-Planck-Institut, Technische Universität
Berlin, Knaus Verlag, Random House
Schnitt
2000-2008 Schnittassistent, Sounddesigner, Cutter, u. a. für »Küstenwache«
(ZDF), »Im Namen des Gesetzes« (RTL), »Jack the Ripper« (Pro7),
»GG 19 – 19 Gute Gründe für die Demokratie« (Kino)
LEHRTÄTIGKEIT
2011 Filmkurs mit jugendlichen Inhaftierten im offenen Vollzug
2010 Filmkurs an der Leuphana Universität Lüneburg
AUSZEICHNUNGEN
2011 Spezialpreis Localize-Filmfestival der Universität Potsdam und des
Filmmuseums Potsdam für »Kaukasische Rochade«
2009 Zweiter Preis beim Internationalen Kurzfi lmwettbewerb Crossing
Boundaries für »Kaukasische Rochade«
Prof. Harry Palm
SUSANNE KLEIN
DIE AKTE »NINA«
0221 9523666 | [email protected]
ULRICH ASCHENBRENNER
die Welt der Aquaponik ist überraschend und geheimnisvoll. Die Logik des Kreis-
laufs ist verblüffend, und die Anlagen sind von futuristisch anmutender Ästhetik.
Neben der Wissenschaft ist auch die Wirtschaft an der Aquaponik interessiert, denn
Fischzucht ist ein Riesengeschäft. Sie ist die seit vier Jahrzehnten weltweit am
stärksten wachsende Lebensmittelbranche. Aquaponik gilt als »the next big thing«.
Warum aber wird Aquaponik nicht schon längst im großen Stil praktiziert? Die ent-
scheidende Herausforderung besteht darin, den Kreislauf so zu konstruieren, dass
er hinsichtlich des Energie- und Arbeitsaufwands wirtschaftlich arbeitet. Unter Wis-
senschaftlern ist daher ein Wettlauf um die beste technische Lösung ausgebrochen.
Prof. Werner Kloas vom renommierten Leibniz-Institut für Gewässerökologie und
Binnenfi scherei in Berlin steht zurzeit an der Spitze der Aquaponik-Forschung.
Während sein Konkurrent Prof. Palm die Zukunft der Aquaponik in kleinen Anlagen
für jedermann zu Hause sieht, liegt für Prof. Kloas die Lösung im genauen Gegenteil:
Je größer, desto wirtschaftlicher. In den nächsten zwei Jahren baut er in Deutsch-
land, Belgien, Spanien und China die ersten großen Anlagen. China ist der größte
Weltmarkt für Zuchtfi sch, hier wird mehr produziert als in allen restlichen Ländern
zusammen. Der Film zeigt, wie Prof. Kloas dort seine Aquaponik-Anlagen inmitten
von quadratkilometergroßen Gemüseplantagen errichtet und in Betrieb nimmt. Wird
sich sein Patent bewähren? Dann wird Aquaponik die Lebensgrundlage vieler Mil-
lionen Menschen.
Wir sprechen mit Befürwortern und Skeptikern, zeigen die Gegenwart und Zukunft,
die Möglichkeiten und Risiken von Aquaponik. Auch Prof. Kloas weiß, dass es mehr
bedarf als nur der neuen Technik. Dass es vor allem auf ein besseres Verständ-
nis der komplexen Zusammenhänge der Natur ankommt und auf kreative Ideen,
damit umzugehen, zeigt er in dem Film am Beispiel eines chi-
nesischen Reisfelds. Nach einer alten Tradition kultivieren die
Bauern im Wasser zwischen den Reispfl anzen Fische. So kehrt
die Geschichte der Aquaponik an ihre Ursprünge zurück: Fisch
aus dem Gemüsegarten in seiner natürlichsten Form.
Wissenschaftsdokumentation (45/52 Min.)
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Prof. Werner Kloas
SUSANNE KLEINSUSANNE KLEIN
DIE AKTE »NINA«
Es ist fi nster, eng und muffi g. Ein kleines Mädchen, eingesperrt, alleine, in Todes-
angst. 149 lange Tage und Nächte ist die achtjährige Nina von Gallwitz in der Gewalt
von Entführern. 30 Jahre später erzählt der Mann, der Ninas Leben rettete, zum
ersten Mal und exklusiv über das, was damals geschah.
Januar 1982. Nach drei gescheiterten Geldübergaben bricht der Kontakt zu Ninas
Kidnappern für mehrere Tage ab. Die Eltern warten vergeblich auf ein Lebenszei-
chen. Ein Albtraum. In ihrer Verzweifl ung bitten sie den Journalisten Franz Tartarotti
um Hilfe – entgegen dem Rat der Polizei und aller Rechtsexperten. Tartarotti lehnt
zunächst ab, doch »als der leitende Polizeibeamte mir sagte, sie würden nur noch
die Leiche suchen, da musste ich einfach helfen«, sagt er heute, nachdem er 30
Jahre zu dem Fall geschwiegen hat.
Ninas Entführung gilt bis heute als eine der spektakulärsten in
Deutschland – nicht zuletzt weil sie so lang andauerte wie kein
anderer Entführungsfall in der Bundesrepublik. Und dass dieses
Drama nach rund fünf Monaten doch noch ein glückliches Ende
fand, ist allein Franz Tartarotti und einem zweiten von der Fa-
milie beauftragten Vermittler, einem ehemaligen BKA-Beamten,
zu verdanken. Beide kommunizieren mittels ausgeklügeltem
Zahlencode und über Zeitungsanzeigen mit den Kidnappern
und gewinnen deren Vertrauen. Für Tartarotti, der zu dieser Zeit
schon viele Jahre als Kriegsberichterstatter und investigativer
Journalist für das deutsche Fernsehen arbeitete, ist es offen-
bar keine Frage, das Risiko und die Verantwortung für Ninas Befreiung zu tragen.
Er ist es, der schließlich das Lösegeld in Höhe von 1,5 Millionen D-Mark aus dem
fahrenden Nachtzug Dortmund–Basel wirft. Trotz mehrerer Tausend Indizien, Hin-
weise und Spuren konnten die Täter bis heute nicht ermittelt werden, der Fall ist
mittlerweile verjährt. Doch Tartarotti und seinen damaligen Partner Hans Fernstädt
lässt das Geschehen auch nach über 30 Jahren nicht los. »Bei dieser Entführung
ging es nicht um Geld«, behaupten beide und denken an die vielen Ungereimthei-
ten und rätselhaften Umstände, die den Kriminalfall begleiteten. Sie machen sich
daran, die Fährte wieder aufzunehmen. Werden sie den »Fall Gallwitz«, einen der
spektakulärsten in der jüngeren deutschen Geschichte, nach 32 Jahren endlich lö-
sen können?
Der Film: Die Dokumentation »Die Akte ›Nina‹« zeichnet die erschütternde Ent-
führungsgeschichte der kleinen Nina in allen spannenden Einzelheiten nach und
dokumentiert die faszinierenden Umstände, die schließlich zu ihrer Freilassung führ-
ten. Dabei lässt sie den Zuschauer hautnah den dramatischen Konfl ikt miterleben,
der im Laufe der Wochen und Monate des Hoffen und Bangens zwischen Eltern
und Polizei und schließlich den Privatermittlern aufbrach: auf der einen Seite der
Wunsch, für die Freilassung der Tochter jede Bedingung der Entführer zu erfüllen,
auf der anderen Pfl icht und Wille, die Täter zu überführen. Darüber hinaus unter-
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SUSANNE KLEIN geboren 1966 in Unna | 1986-1992 Studium
der Germanistik und Geschichte an der Universität zu Köln |
1985 erste journalistische Tätigkeiten bei Print, Hörfunk und TV |
1994 Volontariat bei VOX | 1995 Redakteurin »Exakt« (VOX, täg-
liches Magazin) | Seit 1996 freie TV-Journalistin und Autorin für
private und öffentlich-rechtliche TV-Sender | Seit 1999 mit eige-
ner Produktionsfi ma spark media fi lm- und fernsehproduktion
in Köln | Konzeption, Produktion und Regie für mehr als zwei
Dutzend Industrie- und Imagefi lme, insbesondere für die Auto-
mobilindustrie und die Versicherungsbranche
FILMOGRAFIE Auswahl
2011 »Der neue Chevrolet Camaro«
Produktfi lm, General Motors Europe (Produzentin, Autorin,
Regisseurin)
2010 »Porsche Panamera V6«
Produktfi lm, Porsche AG (Produzentin, Autorin, Regisseurin)
»Der sprechende Hund«
Werbespot für Bonnfi nanz (Produzentin, Regisseurin)
»Adam & Eva«
Messefi lm für Cogito media (Produzentin, Regisseurin)
»Der perfekte Autoverkäufer«
Händlerspot, Toyota Deutschland GmbH (Produzentin, Regisseurin)
2005 »Meisterhaft aufgetischt«
Reportage, »hier und heute« (WDR), 15 Min. (Autorin, Regisseurin)
2002 »50th Anniversary Corvette«
Dokumentation, General Motors Europe, 25 Min. (Produzentin,
Autorin, Regisseurin)
2001 »Feuertaufe – Training für den Ernstfall«
3-teilige Reportage-Reihe, tv nrw, je 35 Min. (Autorin, Regisseurin)
seit 1998 Weit über 250 Beiträge für »auto mobil« und »auto, motor und
sport tv« (VOX) sowie für »Abenteuer Auto« (Kabel eins)
(Produzentin, Autorin, Regisseurin)
NINA KRADEPOHL
ZEIT IST GELD – TIME TO CHILL ...WIE EIN RUSSISCHER CAFÉ-KÜNSTLER DIE WELT EROBERT
0172 4814955 | [email protected]
SUSANNE KLEIN
sucht der Film, warum der Fall bis heute nicht aufgeklärt wurde. Warum ist die Po-
lizei damals wichtigen Spuren und Hinweisen nicht nachgegangen? Warum haben
auch die zwei privaten Ermittler nach Ninas Freilassung ihre Recherchen nicht wei-
tergeführt? Inwieweit waren die Eltern nach der Rückkehr ihres Kindes überhaupt
noch an einer Aufklärung des Falles interessiert? Eine Spur weist in eine Richtung,
die mehr als bloß verwirrend erscheint ...
Franz Tartarotti, der bereits ein Jahr vor der Von-Gallwitz-Entführung maßgeblich
daran beteiligt war, die ebenfalls gekidnappten Kinder seines Journalisten-Kollegen
und Freundes Dieter Kronzucker in Italien zu befreien, wird zum ersten Mal nach
30 Jahren exklusiv vor der Kamera seine Erinnerungen schildern. Die Kamera be-
gleitet ihn, wenn er die damaligen Schauplätze des Kriminalfalls erneut aufsucht
und entscheidenden Indizien noch einmal »nachspürt«. Was waren seine Beweg-
gründe, den Eltern zu helfen? Wieso hat gerade er die Verantwortung für Ninas
Rettung übernommen? Was denkt er heute über seinen Einsatz? Neben Tartarotti
werden sein damaliger Partner Hans Fernstädt, Ex-Mitarbeiter der Sonderkommis-
sion »Nina«, ein Polizeireporter und nicht zuletzt Familienangehörige und Freunde
über die Ereignisse von damals sprechen.
Dramaturgisch und bildgestalterisch bewegt sich die Dokumentation sehr nah an
thematisch verwandten fi ktionalen Krimi-Formaten. Neben Interviews und reporta-
geartigen Abschnitten werden dank Reenactments die Vorkommnisse von damals
wieder lebendig, erlebt der Zuschauer die (An-)Spannung der handelnden Personen
und die Dramatik der Ereignisse.
»Die Akte ›Nina‹« ist eine 45- bzw. 52-minütige, historische und zum Teil auch in-
vestigative Dokumentation.
18 19
NINA KRADEPOHLNINA KRADEPOHL
ZEIT IST GELD – TIME TO CHILL …
WIE EIN RUSSISCHER CAFÉ-KÜNSTLER DIE WELT EROBERT
Die 45/52-minütige Dokumentation erzählt die Geschichte des 29-jährigen Zifer-
blat-Gründers Ivan. Als Sohn einer Künstlerfamilie, aufgewachsen in der Boom-
Metropole Moskau, stellt er sich mit einem neuen Café-Konzept dem russischen
Wachstumsrausch entgegen und ist damit so erfolgreich, dass er selbst in den Sog
der Kommerzialisierung zu geraten droht ...
Moskau – eine Stadt der Superlative. Im Strom der aufstrebenden Wirtschafts-
macht hasten Menschenmassen im Schatten moderner Wolkenkratzer gesichts-
lose Straßen entlang. Auf der ständigen Suche nach mehr Macht und Wohlstand
ist das Leben hier geprägt von Ruhelosigkeit. Unzählige Partytempel bieten den
Perestroika-Gewinnern eine Plattform zur Selbstdarstellung, be-
täubt von Alkohol und Drogen und umringt von den Schönen
und Reichen wird das vermeintliche Glück gesucht und gefeiert.
Doch im Zentrum der Stadt gibt es einen jungen Künstler, der
sich der Oberfl ächlichkeit entgegenstellt.
Als Sohn einer Journalistin und eines Schriftstellers verteilt der
melancholische Ivan in Moskau laminierte Zettel mit Puschkin-
Zitaten wie »Wir haben so lange mit so viel so wenig vollbracht,
dass wir inzwischen in der Lage sind, alles mit nichts zu errei-
chen« und versucht sich als Aktionskünstler, bevor er im Sep-
tember 2011 sein erstes Café eröffnet. Im Ziferblat gelten eigene
Spielregeln: Hier zahlt man nicht für den Verzehr, sondern für
den Aufenthalt. Es geht nicht um zügigen Konsum, sondern um stressfreies Ver-
weilen, neue Bekanntschaften, intensive Gespräche. Es gilt, die Zeit zu vergessen,
auch wenn sie den Preis bestimmt. Alkohol wird nicht ausgeschenkt.
Ivan beschreibt die Idee als Baumhaus für Erwachsene. Wohlfühlen und mitgestal-
ten lautet das Motto. Am Tag wird das Ziferblat von vielen Gästen als Büro genutzt,
abends stehen Konzerte oder Kochabende auf dem Programm. Ivan geht es da-
rum, unter den Gästen Gemeinschaftssinn, Ernsthaftigkeit und Mitverantwortung zu
fördern. Denn der Puschkin-Fan glaubt, die Seele der Russen werde von Angst be-
herrscht. »Früher hatten alle Angst vor Stalin, dann vor den Kommunisten.« Heute
fürchten sie sich seiner Meinung nach vor allem vor dem Verlust ihres Wohlstands.
Mit dem Café möchte er in der hektischen Metropole eine Ruheinsel schaffen, die
die Angst aussperrt und Freiraum zum Nachdenken bietet.
Symbolik spielt im Ziferblat eine große Rolle. Neben nostalgischen Weckern prä-
gen auch Möbel vergangener Zeiten das Bild. Es gibt kein Servicepersonal, die
Gäste können sich frei an Getränken und Keksen bedienen. Die Minute Verweil-
dauer kostet zwei Rubel. Das sind etwa drei Euro pro Stunde, dafür bekommt man
in anderen Moskauer Cafés nicht einmal einen Cappuccino.
Die Idee ist ein voller Erfolg. Die Vintage-Einrichtung und der Understatement-Cha-
rakter locken insbesondere die Generation der Hipster ins Ziferblat. An manchen
Abenden sind bis zu 300 Gäste vor Ort. Viele der Stammgäste fi nden hier eine
20 21
NINA KRADEPOHL geboren 1980 in Mechernich | Abitur | Ausbil-
dung zur Fremdsprachenkorrespondentin | Auslandsaufenthalte
in England und Frankreich | Studium der Betriebswirtschafts-
lehre mit dem Schwerpunkt Marketing und Kommunikationsma-
nagement in Köln | 2007-2009 Pressestelle VOX Television | Seit
2010 Marketing- und PR-Referentin für den NRW-Tarif bei der
Verkehrsverbund Rhein-Sieg GmbH | Seit 2012 freiberufl iche
Nebentätigkeit als Autorin und Regisseurin
FILMOGRAFIE
Als Auftraggeberin (Briefi ng/Abnahme)
2013 Erklärvideos zum NRW-Tarif und dem Nahverkehrssystem in NRW
2012 Videoclipreihe mit Guildo Horn zum Thema »Mehr Miteinander
in Bus & Bahn«
2011 Kurzclip mit Fatih Cevikkollu zum Thema »Zivilcourage in
Bus & Bahn«
In freiberufl icher Nebentätigkeit
2013-2014 Aufnahmeleitung für die WDR-Kinoproduktion »Von Kumpels
und Bräuten« (AT), in Produktion
2013 Kurzclipbeiträge für die Bundeszentrale für politische Bildung
zum Thema »Demokratie«
AXEL SCHMIDT
MY JERUSALEM SYNDROME (AT)
0170 8029500 | [email protected]
NINA KRADEPOHL
zweite Heimat. Um seine Vorstellung von einem besseren Leben weiter zu verbrei-
ten, betreibt Ivan inzwischen acht zusätzliche Cafés in anderen russischen Städten
und der Ukraine. Unter dem Motto »Anti-Café« hat seine Idee viele Nachahmer ge-
funden, auch die internationale Presse ist auf den Idealisten aufmerksam geworden.
Das Café bietet Ivan endlich die langersehnte Aufmerksamkeit, die ihm als Künstler
verwehrt war.
Doch jeder Erfolg hat auch seine Schattenseiten. Aus der engagierten Künstlerseele
ist ein Geschäftsmann geworden. Ivan ist der ruheloseste Gast in seinem eigenen
Café. Um die Wirtschaftlichkeit zu optimieren, hat er das freigeistige Konzept in
Form gegossen, eine Firma gegründet und mit vier festangestellten Mitarbeitern ein
Franchise-Modell mit professioneller Vermarktungsstrategie entwickelt, mit dem er
auch ins Ausland expandieren möchte. Im Dezember 2013 hat er ein Café im Lon-
doner Szeneviertel Shoreditch eröffnet, weitere Eröffnungen in anderen Metropolen
sollen folgen. Sich selbst bezeichnet Ivan als heimatlos. In den nächsten Jahren
möchte er sich ganz der Café-Kette widmen und möglichst viele Filialen auf der
ganzen Welt eröffnen. Korrumpiert das Franchise Ivans Idealismus? Wie gelingt ihm
der Spagat zwischen Kunst und Kommerz?
Das Thema: Ivans Suche nach einem Ausgleich zu den negativen Folgen des Ka-
pitalismus und einem alternativen Lebensmodell für Großstädter trifft den Zeitgeist.
Auch mit seinem Wunsch, durch sein Handeln Spuren in der Gesellschaft zu hin-
terlassen, steht er symbolisch für viele in seiner Generation. Das Ziferblat ist ein
Schmelztiegel für beide Phänomene: Neben dem Bedürfnis nach Ruhe und Zeit
sorgen hohe Mieten, kleine Wohnungen, steigende Gastronomiepreise und immer
mehr Regularien und Verbote dafür, dass sich insbesondere junge Menschen neue
Freiräume suchen und sich statt in Kneipen an öffentlichen Plätzen treffen. Was
im Sommer zu einem geselligen Beisammensein führt, wird im
Winter schnell zur Zitterpartie. Eine Lücke, die das Ziferblat füllt.
Ivan verkauft jedoch nicht nur Zeit, Raum und ein neues Hei-
matgefühl, sondern wirft mit seiner Idee auch die Frage nach
der Bedeutung des Individuums in einer zunehmend formatier-
ten Gesellschaft auf. Welche Relevanz hat das eigene Handeln?
Kann das Ziferblat einer gesichtslosen Formatierung standhal-
ten, oder ist das Franchise-Konzept der Anfang vom Ende?
Der Film: Der Film zeichnet die Erfolgsgeschichte Ivans nach
und begleitet ihn an seinem Stammsitz in Moskau und beim
Aufbau eines neuen Standorts in Berlin. Der Protagonist soll so
weit wie möglich selbst zu Wort kommen. Wir treffen Mitarbeiter
und Verwandte, die eine wichtige Säule in Ivans umtriebigem Leben bilden, und
sprechen mit Stammgästen des Ziferblats. Die Kameraführung ist beobachtend und
dennoch nah am Geschehen. Dynamische Bilder von der städtischen Umgebung
dienen als Kulisse und Projektionsfl äche für Ivans Denken und Handeln und stehen
im Kontrast zu atmosphärischen Momenten im Café. Gedreht wird mit einer Canon
5d. Ivan ist mit dem fi lmischen Werk einverstanden und hat sein Mitwirken zugesagt.
22 23
AXEL SCHMIDTAXEL SCHMIDT
MY JERUSALEM SYNDROME (AT)
Jerusalem – Die Sonne taucht die Altstadt in ein durchdringendes, die Grenze zwi-
schen Himmel und Erde überblendendes Licht. Seit Tausenden von Jahren wird
hier gebetet und gestritten – jeder Stein ist von Blut und Tränen getränkt. Für viele
ist diese Stadt der Nabel der Welt; Kritiker spotten hingegen: »Würde man die Stadt
überdachen, wäre sie eine geschlossene Anstalt.« Unzählige Pilger reisen jedes Jahr
an die heiligen Stätten. Für einige von ihnen nimmt die sehnsuchtsvoll geplante
Reise einen unerwarteten Verlauf, der manchmal sogar in einer psychiatrischen Kli-
nik endet. Sie geraten in einen Zustand zunehmender Entrückung, vergessen ihre
Alltagsidentität und halten sich für König David, Maria Magdalena oder eine andere
biblische Figur.
Die Dokumentation »My Jerusalem Syndrome« geht der Fra-
ge nach, was wirklich hinter diesem als Jerusalem-Syndrom
bezeichneten Phänomen steckt, das Forschern und Medizinern
Rätsel aufgibt. Was weckt die Energie dieser umstrittenen Stadt
in uns Menschen? Unser Film begleitet Menschen, die in der
»Heiligen Stadt« völlig unerwartet die Kontrolle über ihr eigenes
Ich verloren hatten, zurück an die Orte ihrer größter Verwirrung
und vielleicht auch an den Moment ihrer größten Freiheit.
Im normalen Leben ist Teresa eine lebenslustige, in der katho-
lischen Gemeinde engagierte Frau. In Jerusalem war sie Maria.
Alles begann so: Im März 2008 schloss sich die 47-Jährige vol-
ler Vorfreude einer Pilgergruppe an. Dass diese Reise in einer
psychiatrischen Klinik enden würde, hätte sie sich niemals träumen lassen. Wenige
Tage nach der Ankunft setzte mit ihr eine unerwartete Wandlung ein. Sie durch-
streifte auf eigenen Wegen die Stadt, zog sich von den anderen zurück, begann zu
predigen und war, so erzählt sie schließlich, »im festen Glauben, die Jungfrau Maria
zu sein und Gutes tun zu müssen«. Eine Polizeistreife wurde auf sie aufmerksam,
als sie spärlich bekleidet und apathisch am Rand einer Gasse in der Nähe der Gra-
beskirche saß und auf Ansprache nicht reagierte.
Zurück in Deutschland versucht sie den schlimmsten Kontrollverlust ihres Lebens zu
vergessen. Doch die Erinnerungen daran lassen sie nicht los. Sie kehrt mit uns und
gemeinsam mit zwei weiteren Betroffenen zurück in die heilige Stadt, um herauszu-
fi nden, welcher Teil ihrer Psyche eine so große Sehnsucht hatte, Maria zu werden.
Voller Nervosität kommt die ungleiche Truppe in Jerusalem an. Ihre Reise an die
bedeutungsaufgeladenen Orte der Stadt weckt auch eigene, oft schmerzhafte Er-
innerungen und stößt die Auseinandersetzung mit eigenen unerfüllten Sehnsüchten
an. Sie begegnen anderen Menschen, die hierhergekommen sind, um etwas zu
fi nden. Sind alle Besucher der Stadt Suchende? Ganz unterschiedliche Sehnsüchte
führen sie hierhin. »Ein besserer Mensch werden«, sagt die Irin Nora, »mich selber
fi nden«, der Schweizer Georg. Etwas nüchterner drückt sich Franziska aus Ulm aus:
»Einfach nur die Stätten sehen, an denen Jesus gestorben ist.«
24 25
AXEL SCHMIDT geboren 1969 in Bonn | 1990-1997 Studium der
Medizin in Bonn, Wien und Prag | Klinische Tätigkeit als Fach-
arzt für Psychiatrie und Psychotherapie | 2004-2007 Ausbildung
zum Supervisor und Organisationsentwickler | Seit 2007 Bera-
tung von Filmproduktionsfi rmen zu medizinischen Themenfel-
dern | Weiterbildungen Dokumentarfi lm-Regie und Schnitt (Film-
haus Köln, Filmschule Hamburg/Berlin, W. Kubny) | 2012 Media
Entrepreneurship lab (ifs, Köln) | Seit 2012 selbständig als Autor
und Produzent von dokumentarischen Film- und Medienprojek-
ten im Bereich Medizin und Psychologie
FILMOGRAFIE Auswahl
Buch/Regie
2013-2014 »Zurück ins Licht« (AT)
Dokumentar- und Animationsfi lm, 75 Min., Zusammenarbeit mit dem
Deutschen Bündnis gegen Depressionen, in Produktion
»Verrückte Zeiten« (AT)
Dokumentation, Psychiatriegeschichtsmuseum Bonn, in Produktion
»Heimsuchung«
Dokumentarfi lm, Kunstmuseum Bonn, in Produktion
2013 »Zukunft der Psychiatrie«
Dokumentation, Landschaftsverband Rheinland (LVR)
2012 »Transnational und translational«
Dokumentation, DGG
»Depression, Wege der Behandlung«
Dokumentation, LVR
»Streifzüge«
Dokumentation, LVR
2011 »Lost in Space«
Dokumentation und Webportal, LVR
2010 »201X«
Dokumentation/Kunstprojekt, Kunstmuseum Bonn,
Preis der ERGO Stiftung 2010
»Gesagt/Getan?«
Dokumentation, Lehrfi lme, LVR-Akademie
EVA SCHÖTTELDREIER
AARONS FAHRRAD
0170 2011426 | eva@fi lmgeschwister.de
AXEL SCHMIDT
Kaum einer verlässt die Stadt so, wie er gekommen ist. Die fi ebrige Atmosphäre
lässt niemanden unberührt. »Jerusalem«, so der Dichter Meir Shalev, »hat die Men-
schen schon immer verrückt gemacht.« Liegt hier der Ursprung des Jerusalem-
Syndroms? Kann jeder an diesem intensiven Ort Ähnliches erleben? Als Nächstes
besuchen sie das Kfar Shaul Hospital in Jerusalem, das die drei selbst als Patienten
kennen. »Die reine Form des Jerusalem-Syndroms ist zwar selten«, sagt ihnen Gre-
gory Katz, Psychiater des Kfar Shaul Hospital, »und doch haben wir über die Jahre
viele solcher Erfahrungen mit Touristen gemacht, bei denen das Erleben nach we-
nigen Tagen abklingt und auch im weiteren Leben wohl keine Wiederholung fi ndet.
Zurück bleibt meist die tiefe Irritation, wie es dazu kommen konnte, und Scham
darüber, in einen Zustand außerhalb der eigenen Grenzen geraten zu sein.«
Was macht diese Stadt bloß mit uns Pilgern? Um dem Geheimnis ihres ganz per-
sönlichen Jerusalem-Syndroms auf die Spur zu kommen, entschließen sich Teresa
und die beiden anderen voller Nervosität, an die Orte zurückzukehren, an denen da-
mals alles begann. Für Teresa ist das die Grabeskirche – der Ort an dem Jesus ge-
kreuzigt worden sein soll. Schon auf dem Weg wächst ihre Unruhe merklich. Zurück
in Deutschland hatte sie sich geschworen, nie wieder an den Ort zu gehen, an dem
sie sich selbst verloren hatte. Sie und die anderen haben Prof. Eliezer Wiztum gebe-
ten, sie zu begleiten. Er hat jahrelang zu dem Thema geforscht und viele Betroffene
gesehen. Auf dem Weg zur Grabeskirche erklärt er ihnen, dass Jerusalem auf uns
Menschen wie ein Katalysator für ungelöste Konfl ikte wirken könne: »Die krasse
Diskrepanz zwischen dem irdischen, alltäglichen Jerusalem und dem himmlischen,
sehnsuchtsvoll verklärten Jerusalem konfrontiert uns mit dem Menschen, der wir
sind, und dem, der wir gerne wären.« An der Grabeskirche angekommen, traut sich
Teresa nach langem Zögern, die Türen zu durchschreiten. Das Stimmengewirr der
Pilgergruppen schlägt ihr aus dem Dunkel entgegen. Sie ist fest
entschlossen herauszufi nden, welcher ungelebte Teil von ihr so
gerne die Jungfrau Maria wäre.
Auf der Suche unserer zurückkehrenden Pilger nach dem Ur-
sprung ihrer ganz persönlichen Jerusalem-Erfahrung fängt »My
Jerusalem Syndrome« gleichermaßen die dichte, fl irrende
Atmosphäre und die kontemplative Seite Jerusalems ein. Das
durchdringende Licht, die Andacht in unzähligen Kirchen und
Gebetshäusern, das Rufen des Muezzins, Glockengeläut, enge
verstopfte Gassen voller Andenkenverkäufer, rempelnder Pilger
und dem Stimmengewirr des Basars. Orte mystischen Erlebens
und Orte irdischer Verzweifl ung. Die Suche unserer rückkehren-
den Pilger wird dabei verwoben mit Archivmaterial aus der Historie der Pilgerreisen
nach Jerusalem sowie mit Zeugnissen prominenter Schriftsteller, die die Stadt über
die Jahrhunderte besucht haben. Diese Stadt, die seit Jahrtausenden umkämpft
ist, wird so in all ihrer Irrationalität zum Sinnbild unserer verborgenen Wünsche und
Sehnsüchte und Teil einer sinnstiftenden Erzählung.
Dokumentation (45/52 Min.)
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EVA SCHÖTTELDREIEREVA SCHÖTTELDREIER
AARONS FAHRRAD
Köln, Januar 2014: Im Depot des Kölner Stadtmuseums steht zwischen den vielen
Gegenständen, die gerade nicht ausgestellt werden, eine Holzkiste. Licht dringt
durch ihre Ritzen nach außen. Der Deckel wird geöffnet – ein altmodisches schwar-
zes Knabenfahrrad kommt zum Vorschein, sorgfältig eingewickelt in brüchiges Zei-
tungspapier. Eine Papierrestauratorin beginnt mit der Arbeit.
»Pass gut drauf auf, wenn ich wiederkomme, hole ich es bei dir ab.«
Neuss, Dezember 2009: Es schneit, ein alter Mann, ungefähr 80 Jahre alt, kommt
in ein Neusser Antiquitätengeschäft, das auf den Handel mit Judaica spezialisiert
ist. Überall Gegenstände, die einmal zum Leben der Neusser Juden gehörten. Über
der Schulter trägt der Herr ein schwarzes Fahrrad, eingewickelt in das Stuttgarter
Tageblatt vom 17. August 1936. Ein Davidstern an der Lenk-
stange ist halb verdeckt von der Schlagzeile »Hitler siegt«, die
Speichen des Fahrrads der Marke Starkenburg sind umwickelt
mit dem »Jubel über den Siegeszug der arischen Athleten«, und
am Vorderlicht feiert Deutschland nach dem Olympiataumel die
»Wiederauferstehung der deutschen Nation«. Der Antiquitäten-
händler ist begeistert, ein solches Fahrrad bringt auf einer Ver-
steigerung sicher gutes Geld.
»Meinem Freund das Fahrrad einmal wiedergeben zu kön-
nen, das wäre mein größter Wunsch gewesen, aber ich
glaube, er kommt nicht mehr.«
Der alte Mann erzählt, das Fahrrad habe seinem besten Freund Aaron gehört, der
Deutschland verlassen musste, weil er Jude war. Sein geliebtes Fahrrad habe er
nicht mitnehmen können. Am Abend vor der Abreise habe er es ihm gebracht, damit
er darauf aufpasse. Der alte Mann hat Wort gehalten und das Fahrrad für seinen
besten Freund aufbewahrt – über 70 Jahre lang.
»Aarons Fahrrad« beginnt, seine Geschichte zu erzählen, eine Suchgeschichte, die
detektivisch den vom Fahrrad gelegten Spuren in die Zeit zwischen 1933 und 1939
folgt. Aaron zu fi nden und ihn wissen zu lassen, dass sein Freund Wort gehalten hat,
ist der Motor der Geschichte. Doch einmal in Gang gesetzt, bringt uns die Recher-
che zu Geschichten anderer Kinder, die wie Aaron Deutschland verlassen mussten,
weil sie Juden waren. Diese Menschen treffen wir. Sie erinnern sich an ihre Kindheit
in Deutschland, mit Fährrädern, Puppen, Freunden. Wie das Leben sich änderte,
wie sie Freunde und Heimat verloren, auch davon erzählen sie.
Zeitlicher Ausgangspunkt des Films ist der 17. August 1936, der Tag nach »Hit-
lers« Olympiade in Berlin. Seit 1933 werden Juden in aller Öffentlichkeit terrorisiert,
aus dem öffentlichen Leben gedrängt und enteignet. Während der Olympiade zeigt
das NS-Regime kurz ein freundlicheres Gesicht. Aarons Familie nutzt diese Zeit
offenbar zur Ausreise. In Stadtarchiven, Landes- und Staatsarchiven sichten wir Ju-
denlisten, Deportationslisten, Adressbücher, sprechen mit Historikern. In Potsdam
bringt uns eine Liste mit Namen ausgewanderter jüdischer Jungen aus Stuttgart auf
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EVA SCHÖTTELDREIER geboren 1967 in Rheine | 1986 Abitur |
Studium der Germanistik und Videoarts in Köln und London |
1991-1993 erste Berufserfahrung als Printjournalistin in Chem-
nitz und Erfurt | Realisiert seit 1995 als TV-Journalistin und Autorin
Beiträge, Porträts, Reportagen und Dokumentarfi lme für diverse
Sender und Produktionsfi rmen | 2001 erste Kinodokumentation |
2001 Weiterbildung für Drehbuchautoren an der ifs internationa-
le fi lmschule köln | 2010 Gründung der Produktionsfi rma fi lmge-
schwister | 2011 Teilnahme am Coaching-Programm für Produ-
zenten des AV-Gründerzentrums NRW | Lebt und arbeitet in Köln
FILMOGRAFIE Auswahl
2014 »Du musst kämpfen, Johnny«
für »37 Grad« (ZDF), Gruppe5 Filmproduktion, 45 Min., in Produktion
2013 »Alle sind noch da, nur die Toten nicht, 20 Jahre nach dem
Brandanschlag von Solingen«
für »die story« (WDR), 45 Min.
2012 »Mut zur Wut. Das politische Theater in Europa«
Kulturdokumentation (NDR/arte), Bildersturm Filmproduktion, 52
Min., Wettbewerb des International Festival of Films on Arts, 2014
2005 »Blei im Schädel«, »Der Radarfallenmörder«
Drehbücher für die Doku-Fiction-Reihe »Anwälte der Toten« (RTL),
OD Media Filmproduktion, 25 Min.
2001 »Schluss mit Lustig«
Kinodokumentation, 45 Min. (Idee/Regie/Kamera),
Kamera/Montage: Andreas Kölmel, Ausstrahlung: Filmfestival
Münster 2001, Ankauf: Radio Bremen für »Unter deutschen
Dächern« (ARD), Auszeichnungen: Publikumspreis des Filmfestivals
Münster 2001, Ravensburger Familienpreis 2002
1998 »Super Metty«
Kindersendung (Super RTL), Serienkonzept für 13 Folgen
(Drehbücher, Redaktion und Regie der ersten Staffel)
WEITERBILDUNGEN / STIPENDIEN / AUSZEICHNUNGEN
2010-2011 Stipendiatin des AV-Gründerzentrums NRW
2005 Stipendiatin der Winterakademie der Kinderfi lmstiftung e. V.
2000-2001 Weiterbildung Autorenprogramm, ifs internationale fi lmschule köln
2000 Kölner Medienpreis für »Der letzte Rheinfi scher« (WDR)
ALEXANDRA SORGENICHT
FRAUEN UND OZEANE /WOMEN AND OCEANS
0221 16923519 | 0178 4013705 | mail@144fi lm.com
EVA SCHÖTTELDREIER
eine konkrete Spur: Bernhard Epstein wurde 1929 in Stuttgart geboren, wanderte in
den 30er-Jahren mit seiner Familie aus und lebt heute in Chicago. Der mittlerweile
84-Jährige reagiert sofort auf meine E-Mail und erzählt, er sei erst 1938 gefl üchtet.
Er kann sich noch gut an das Leben in Stuttgart erinnern, hat noch Fotos von der
»schönen Zeit«. Dann kam 1933 der Wechsel, der Unterricht unter der Hakenkreuz-
fl agge. Plötzlich wird Bernhard angepöbelt und muss isoliert auf der »Judenbank«
sitzen. Einen Freund, der wie Aarons Freund zu ihm gestanden hätte, den hätte er
sich gewünscht. An einen Gleichaltrigen mit einem so schönen Rad kann er sich
jedoch nicht erinnern. Aber er setzt sich mit anderen Jugendfreunden aus Stuttgart
und Umgebung in Verbindung. So gelangen wir an weitere Personen und erfahren
von Fanny und Walter.
Fanny war die Tochter des jüdischen Verlegers Hermann Weil. 1933 musste ihr Va-
ter seinen Verlag an die NS-Presse verkaufen, 1936 verschwindet die Familie nach
Drohungen über Nacht und rettet sich nach Afrika. Der heute 91-jährige Schauspie-
ler Walter Schultheiß wohnte auch im Haus des Verlegers, und Fanny war seine
beste Freundin. Die beiden Neunjährigen waren unzertrennlich. Walter erinnert sich,
für den Zuschauer erlebbar durch Reenactments, wie das Leben der Kinder vor der
Machtergreifung Hitlers war. Als Fanny 1936 quasi über Nacht verschwand, ihre
Familie nach Afrika emigrierte, war Walter untröstlich. Er suchte über 60 Jahre nach
seiner Freundin und fand sie schließlich. Sie konnten sich noch einmal wiedersehen.
Die Dokumentation »Aarons Fahrrad« folgt den Spuren des Fahrrads, begibt sich
in Archiven und Museen auf die Suche, fördert in Interviews mit Historikern und Ju-
daisten dokumentarische Puzzleteile aus der Vergangenheit ans Licht. Zeitzeugen
erinnern sich, unterstützt von ihrem persönlichen Bildmaterial, aber auch durch Ar-
chivmaterial. Die Erinnerungen werden mit Reenactments lebendig. Auch die Spe-
kulationen der Interviewpartner über die Freundschaft von Aaron
und seinem Freund werden immer wieder durch Reenactments
erlebbar. Wie hat ein kleiner Junge so etwas Kostbares wie ein
Fahrrad in seiner Verpackung durch die ganzen Jahre gerettet?
Hat er seinen Freund nach Kriegsende gesucht? Von der Ver-
gangenheit wechselt der Film in die Gegenwart und wieder zu-
rück, zur Arbeit der Restauratorin, deren Arbeit am Fahrrad vo-
ranschreitet und neue Kapitel einleitet. Er verfolgt den Weg des
Fahrrads, seit es in Neuss aufgetaucht ist. Auch hier werden Tei-
le des Interviews inszeniert. Etwa wenn der Antiquitätenhändler
vom Besuch des alten Mannes erzählt. Der Antiquitätenhändler
hat Aarons Fahrrad nicht versteigert. Er hat es der Gesellschaft
zur Förderung eines Hauses und Museums der jüdischen Kultur in Köln geschenkt.
Dort soll es ausgestellt werden.
Köln, März 2013: Die Restauratorin beendet ihre Arbeit. Die letzte Schlagzeile, die
sie konserviert, ist die, die den Davidstern an der Lenkstange halb verdeckt, »Hitler
siegt«. Ein kleiner »arischer« Junge hat den Gegenbeweis erbracht.
Geschichtsdokumentation (45/52 Min.)
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ALEXANDRA SORGENICHTALEXANDRA SORGENICHT
FRAUEN UND OZEANE / WOMEN AND OCEANS
Wagemutige Seefahrerinnen und brillante Wissenschaftlerinnen, die trotz lauernder
Gefahren ausschließlich ihrem Forschergeist und ihrem Drang nach persönlicher
Freiheit folgen, gab und gibt es weltweit. Die fünf Ozeane der Erde bieten diesen
Abenteurerinnen die perfekte Heimat: Es sind völlig unterschiedliche Universen, un-
erforscht und von wilder Schönheit.
Die Doku-Serie »Frauen und Ozeane« porträtiert international erfolgreiche Meeres-
biologinnen, die sich den Geheimnissen der Meere und ihrem Schutz bedingungslos
verschrieben haben. Vereint im übergeordneten Interesse könnten die Arbeitsfelder
und deren Umgebungen verschiedener nicht sein. Eine Eistaucherin in der Antarktis
ist anderen Gefahren ausgesetzt als eine Korallenriff-Expertin in der Karibik. Die He-
rausforderungen einer Hightech-Tiefseeexpedition sind deutlich
andere als die der Klimaforschung auf Papua-Neuguinea oder
der Haiforschung vor Kapstadt.
Jede Folge der Serie zeigt ein wissenschaftliches Abenteu-
er in großen Bildern und persönlichen Momenten. Wir erleben
die aufgeregten Vorbereitungen zu einer wichtigen Expedition:
Welche wissenschaftlichen Fragen hoffen die Forscherinnen
zu beantworten? Gibt es neben der Hoffnung auch Befürch-
tungen? Hautnah zeigt die Expedition dann den oft extremen
Arbeitsalltag der Frauen, und neue und überraschende wissen-
schaftliche Erkenntnisse belohnen schließlich die unbeirrbare
Hartnäckigkeit der Protagonistinnen!
»Piraten, Kapitäne, um die Welt fahren, die Suche nach der Schatzinsel – von Kind-
heit an war mir klar, dass das meine Welt ist.« Prof. Antje Boetius (46), die Enkelin
des Höhensteuermanns der Hindenburg und Überlebenden der Luftschiffkatastro-
phe Eduard Boetius, ist Deutschlands berühmteste Meeresbiologin. 2014 dringt sie
mit einem internationalen Team von Wissenschaftlern in isolierte Gebiete tief in die
Arktis vor. Ihr Ziel sind die dortigen Tiefsee-Hydrothermalquellen. Mit neuer Roboter-
technik, die noch nie unter Eis angewendet wurde, entnehmen sie Proben aus der
unmittelbaren Umgebung des als »Schwarze Raucher« bekannten Phänomens der
Tiefsee. Die Roboter sind mit hochaufl ösenden HD-Kameras ausgestattet, die bisher
nie gesehene Bilder der fremdartigen und faszinierenden Tiefsee unter dem arkti-
schen Eis zeigen. »Die Erforschung der Hydrothermalquellen kann uns ganz neue Er-
kenntnisse über die Entstehung des Lebens bringen. Und: Dort, wo wir sein werden,
war noch niemand vor uns.«
»I saw it happen in a lifetime.« Die Ikone der Meeresforschung, Prof. Sylvia Earle (78),
die 1970 mit dem ersten Frauenteam in der Geschichte der Meeresbiologie mehrere
Tage unter Wasser forschte und 1998 vom Time Magazine als erste »Heldin des Pla-
neten« ausgezeichnet wurde, arbeitet am größten Korallenriff der Karibik in Belize.
Gegen den allgemeinen wissenschaftlichen Konsens, dass zum Ende des Jahrhun-
derts alle Korallenriffe verschwunden sein werden – mit fatalen Folgen für sehr viele
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ALEXANDRA SORGENICHT (geboren Plumpe) 1967 in Bochum |
Studium der Theater-, Film- und Fernsehwissenschaften in Bo-
chum, Utrecht, Amsterdam, Berlin (M. A.) | Auslandsaufenthalte
in Asien und USA/Kanada | Praktikum beim Kinofi lm »L’ Amour,
L’ Argent, L’ Amour« | Projektbezogene Arbeit bei Ziegler Film Ber-
lin, u. a. Lektorat, Producerassistenz, Script/Continuity | Zwei Jah-
re freie Regisseurin / Werbung in München | 2005-2011 Produ-
cerin / Senior Producerin / Stellvertr. Geschäftsführung Takepart
media in Köln | Ab 2011 selbstständige Regisseurin/Produzentin:
Dokumentationen, crossmediale Formate, Internetanwendungen
FILMOGRAFIE Auswahl
2014 »Be Wild«
Dokumentarfi lm, 360-Grad-Auswertung, in Entwicklung
2011 »Eine Reise nach Worpswede«
semidokumentarischer Informationsfi lm, Deutsche Krebshilfe,
Takepart media, DVD, 90 Min.
2010 »Kommunikationstraining für Pankreasonkologen«
inszenierte Gesprächssituationen zur Burnout-Prophylaxe,
Takepart media, DVD, 120 Min.
»Adherence Therapie in der Psychiatrie«
inszenierte Gesprächssituationen / Kommunikationstraining,
Landschaftsverband Rheinland, Takepart media, Intranetanwendung
2009 »Der Tumor ist ein Arschloch«
Kurzfi lm/Portrait, Takepart media, DVD, 15 Min.
2008 »Leben schmecken – Krebs, Krise, Kraft«
Takepart media, DVD, 74 Min.
FÖRDERUNG
2012 Stipendiatin des AV-Gründerzentrums NRW
Sylvia Earle
CIRCUS IS IT!
ALEXANDRA SORGENICHT
Menschen – setzt sie die »Hope Spots«: gesunde Ökosysteme, wie das Korallenriff
vor Belize. »Ich möchte noch so viel lernen, wie ich kann, und das Verstandene und
Gesehene festhalten und weitergeben.« Am Turneffe Atoll tauchen wir mit Sylvia Earle
und erleben dort den Arten- und Farbenreichtum genauso wie die Fragilität des Riffs.
Parallel zur aktuellen Forschung erzählt sie aus fünfzig Jahren Erfahrungen in der
Meeresbiologie. Eigenes Archivmaterial bebildert gleichzeitig die Geschichte einer
Wissenschaftlerin und die einer lange als nebensächlich behandelten Wissenschaft.
»You are in the middle of wildlife here. It’s rough, it’s pure, it’s beautiful.« Dr. Stacy
Kim (45), seit 1988 Eistaucherin in der Antarktis, ist Schmerzen gewohnt: »Wenn
du abtauchst, dauert es eine Weile, bis die Haut taub wird. So lange fühlst du die
Eiseskälte wie tausend Messerstiche.« Ihr Arbeitsplatz ist in den Wintermonaten ein
kleines Camp mitten auf dem Eis. Sie untersucht unter dem Eis die Lebewesen und
Organismen des Seebodens. Täglich taucht sie in das minus 1,9 Grad kalte Wasser,
sammelt Proben und fotografi ert. Ihr Schwerpunkt sind die Auswirkungen des an-
steigenden Säuregehaltes im Ozean. Von ihren Ergebnissen erhofft man sich einen
relevanten Beitrag zur Bestimmung des möglichen Kollaps des Ozeans.
Dr. Alison Kock (35), Mitgründerin der Shark Angels in Südafrika, erforscht das Ver-
halten des weißen Hais innerhalb der weltweit größten Population dieses Raubfi -
sches. Sie sammelt insbesondere Daten, die für die Interaktion zwischen Mensch
und Hai relevant sind, denn die jahrhundertealten Jagd- und Aufzuchtgebiete der Po-
pulation liegen direkt in der Bucht False Bay vor der Millionenstadt Kapstadt. Alison
Kock ist dort aktiv in der Organisation Shark Spotters, die über ein komplexes Sys-
tem die Anzahl der tödlichen Zusammenstöße zwischen Hai und Mensch verringern
will. Zu Forschungszwecken schwimmt sie regelmäßig mit Haien. Für sie ist dies »die
einfachste Art, das Verhalten der Tiere zu verstehen«.
Prof. Ruby Leung (38), Klimaforscherin in China und Papua-
Neuguinea, schafft Bewusstsein über die Folgen des Klimawan-
dels für die Inselstaaten im Pazifi k. Mit ihrem Porträt zeigt sich
im fünften Teil der Reihe die direkte und existenzielle Abhängig-
keit des Menschen vom »Lebenserhaltungssystem Ozean« (S.
Earle). Ihr Arbeitsschwerpunkt liegt in Papua-Neuguinea. Die auf
den Inselketten lebenden Menschen sind direkt von den Folgen
des Klimawandels bedroht. Ein Anstieg des Meeresspiegels um
nur wenige Zentimeter würde viele der Inseln versinken lassen.
Gemeinsam mit indigenen Aktivistengruppen sucht Ruby Leung
fi eberhaft nach Strategien zur Rettung ihrer Lebensräume.
Eine 360-Grad-Auswertung der TV-Serie ist gut vorstellbar. So können tiefer gehende
Fakten zu den Forschungsbereichen, den Arbeitsumgebungen und den angespro-
chenen Problematiken geliefert werden. Ein Chat mit der Protagonistin oder einem
weiteren Experten unmittelbar nach der Ausstrahlung erhöht Bindung und Neugierde.
TV-Serie (5 Folgen à 45/52 Min.)
34 35CLAUDIA SPODEN
0177 6426611 | mail@fi lmlook-koeln.de
Antje Boetius, MPI für Marine Mikrobiologie
CLAUDIA SPODEN36
CLAUDIA SPODEN geboren 1970 in Köln | 1989 Abitur | 1989-
1992 Ausbildung Filmschnitt | Festanstellung als Cutterin bis
2000 | 1996-1999 Studium der Geschichte und Philosophie |
Seit 2000 freiberufl iche Cutterin, Producerin und Realisatorin
für viele verschiedene Produktionsfi rmen und Werbeagenturen |
Entwicklung von Konzepten und Drehbüchern für corporate
fi lm und Werbung | 2003 diverse Drehbuchfortbildungen | 2004
Spielfi lmdrehbuch »Bis ich sie fi nde« | 2004 Kurzfi lm »La Llave«
FILMOGRAFIE Auswahl
Schnitt
2013-2014 »Die Welt der Ritter«, 3-teilige terraX-Dokumentation
2013 »Das Vermächntnis der ersten Christen«, Dokumentation (ZDF)
»Geliebte Feinde«, 10-teilige Dokumentation, Folgen 7, 8, 9 (arte)
2012 »Killer in the Caves«, Dokumentation, Smithsonian Institution
»Das Geheimnis der Geburt Jesu«, Dokumentation (ZDF)
»Das Geheimnis der Päpstin«, Dokumentation (ZDF)
2011 »Meister der Herzen«, Dokumentation für »Es geschah in NRW« (WDR)
»Der heilige Krieg«, 5-teilige Dokumentation, Folge 1 (ZDF)
2010 »Die Deutschen II«, 10-teilige Dokumentation, Folgen 3, 7, 8 (ZDF)
2009 »Eine Insel voller Geld«, für »die story« (WDR)
»Die Superbauten«, 3-teilige terraX-Dokumentation
2008 Imagefi lm Kaufhof Warenhaus AG
2007 »Switch reloaded« (Pro7)
»Mädchen können das«, Deutsche Krebshilfe
2006 »Verdun – auf den Spuren einer Schlacht«, Dokumentarfi lm,
Kaleidoskop Film
Imagefi lm Novotergum
2005 Imagefi lm Douglas AG
2004 »Die militärhistorischen Museen«, Dokumentarfi lm, Kaleidoskop Film
2003 »Die weiße Rose«, Dokumentarfi lm, Kaleidoskop Film
2002 »Dyer Island«, Hai-Dokumentation, rb-Filmproduktion
2001 »Der Maulwurf«, mehrteilige Abenteuer-Spielshow (Pro7)
Buch/Regie
2013-2014 »Imprints of War«, Dokumentarfi lm, in Entwicklung
2012 Imagefi lm ThyssenKrupp, Stahl Service Center
2011-2012 Aufgezeichnet.tv, Internet Comic Magazin, 7 Folgen
2009 Imagefi lm »The DNA of Styling«, Artego
2007 »Kate Moss«, Produktfi lm
2004 »La Llave«, Kurzfi lm
2003 Imagefi lm Stadtwerke Troisdorf
CLAUDIA SPODEN
CIRCUS IS IT!
Was machst du, wenn du deinen Schulabschluss vergeigst, mit einem Hauptschul-
abschluss nach der zehnten Klasse abgehen musst, und zu Hause gibt es eh nur
Stress? Du fühlst dich als Loser! Aber vielleicht hast du Glück und kannst zeigen,
dass in dir noch andere Talente stecken. Talente, die man nicht an der Mathe-,
Deutsch- oder Englischnote ablesen kann. Und vielleicht bist du dann so mutig und
ergreifst deine Chance und nutzt sie – so wie Adam.
Früher hatte Adam viel Ärger. Bei Frust hat er den Dampf in der Schule abgelas-
sen. Dabei ging dann schon mal eine Scheibe zu Bruch. Oder mehr. Adam lebt mit
seinen fünf Geschwistern bei seiner Mutter. Die Eltern sind beide arbeitslos und
leben getrennt. Zu Hause wird polnisch gesprochen. Ärger gibt es ständig, nicht nur
wegen Adams schlechter Noten.
Mit zwölf Jahren entdeckt Adam die Zirkus-AG an seiner Schule.
Eine bunte Welt inmitten der sonst betongrauen Gesamtschu-
le in Köln Höhenhaus. Da will Adam unbedingt mitmachen. Im
Schulzirkus Radelito entdeckt er endlich, dass auch er Talente
hat. Er kann gut jonglieren. In jeder Pause und am Nachmittag
trifft er sich mit seinen neuen Freunden in der Zirkusmanege und
trainiert wie ein Besessener mit Bällen und Keulen und lernt Dia-
bolo-Spielen. Seine schlechte Deutschnote vergisst er dabei ge-
nauso schnell, wie er das Diabolo in Rotation versetzt.
Adam wird zum »Star« der Radelitos. Er absolviert mit dem Zir-
kus bis zu 50 Auftritte im Jahr und spielt mit anderen sogar bei Sondervorstellungen
im Circus Roncalli. Seine Eltern besuchen in all den Jahren nicht ein einziges Mal
eine seiner Vorstellungen. Seine neue Familie werden die Radelitos.
Adams Mathematiklehrer und Leiter des Schulzirkus, Georg Steinhausen, wird zu
seinem Mentor. Er kennt die Familienverhältnisse gut und unterstützt Adam, wo es
nur geht. Trotzdem schließt Adam im Sommer 2012 die Schule nach der zehnten
Klasse nur mit einem Hauptschulabschluss ab. Er ist zwar mittlerweile Meister im
Diabolo-Spielen, aber kann er davon leben?
Sein großer Traum ist es, eines Tages beim Cirque du Soleil zu arbeiten und durch
die Welt zu reisen. Dieser Traum scheint zunächst unerreichbar, doch dann nimmt
sein Leben eine spannende Wende. Die staatliche Ballett- und Artistenschule be-
gutachtet in mehreren deutschen Städten die Leistungen von potenziellen Nach-
wuchsartisten. Und Adam ist einer von ihnen. Er ergreift seine Chance und besteht
einen ersten Eignungstest in Köln mit Bravour. Anfang Juni 2013 darf er zur Aufnah-
meprüfung nach Berlin kommen.
Adam hat seine Diabolo-Nummer die letzten Wochen intensiv einstudiert. Seine
Nervosität darf jetzt nur nicht die Oberhand gewinnen. Doch als er vor der Jury und
dem Publikum anfängt zu spielen, verliert er gleich zu Anfang ein Diabolo. Es kullert
vor aller Augen direkt vor die Füße der acht Juroren. Nach einem kurzen Schock-
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PAULA WEHMEYER
EMMA UND 05079 – ZWEI SCHWEINELEBEN
0171 5773067 | [email protected]
CLAUDIA SPODEN
moment läuft alles glatt. Wie in Trance spult er seine Nummer ab. Nach gespanntem
Warten werden die zwölf Bewerber einzeln zur Schlussbesprechung geladen. Adam
kann sein Glück kaum fassen. Nur drei Nachwuchsartisten haben es geschafft. Er
ist einer von ihnen.
Doch die eigentliche Herausforderung steht noch bevor. Neben der Ausbildung an
der Artistenschule muss er auf einer Abendschule in Berlin seinen Realschulab-
schluss nachholen. Wird er es schaffen, diese Doppelbelastung zu meistern?
Er tauscht seine chaotische Großfamilie im quirligen Köln mit einer kleinen WG in
der Weltstadt Berlin. Er wechselt vom wohlbehüteten Schulzirkus in die anspruchs-
volle Welt der Profi -Artistik. Wird sich Adams Traum erfüllen?
Adams Geschichte zieht sich als roter Faden durch den Film. Aber immer wieder
lernen wir im Umfeld dieser spannenden Entwicklungsgeschichte, die von Träumen,
Sehnsüchten und Enttäuschungen eines schwierigen Erwachsenwerdens erzählt,
auch andere Protagonisten kennen, wie etwa den zwölfjährigen Justin. Er ist Inklu-
sionsschüler, hat ein hitziges Temperament und steht auf Kriegsfuß mit den Zahlen.
Sein großes Vorbild ist Adam, und am liebsten möchte auch er Profi -Artist werden.
Doch erst mal ist sein Ziel der nächste große Zirkuswettbewerb. Da will er unbe-
dingt einen Preis gewinnen.
Und dann sind da noch Julia (15) und Timo (17). Die beiden sind das Luftakrobatik-
Duo. Timo wirbelt die zarte Julia mit einer spielerischen Leichtigkeit durch die Luft,
dass dem Publikum der Atem stockt. Dafür trainieren sie aber auch hart, und das
täglich. Angespornt durch ihren großen Erfolg bei Auftritten, versuchen auch sie in
Berlin einen Ausbildungsplatz an der Artistenschule zu erkämpfen. Dieser Versuch
wird zunächst scheitern.
Georg Steinhausen (63) ist der Gründer der Zirkus-AG und leitet
sie seit 21 Jahren. Die Radelitos sind sein Lebensprojekt. Jede
freie Minute opfert er für seine Schützlinge – er organisiert Auf-
tritte, motiviert, tröstet und wird liebevoll »Papa Georg« genannt.
Doch nun steht er kurz vor seiner Pensionierung, und dringend
braucht er einen Nachfolger.
Der Film porträtiert vor dem Hintergrund der Geschichte Adams
einfühlsam das Leben einer Gruppe von Menschen, die alle ih-
rem großen Traum folgen. Ein behutsamer Film, der seine Pro-
tagonisten genau beobachtet – ihre Glücksmomente, ihren Ehr-
geiz, aber auch ihr Scheitern. Und der uns vor Augen führt, was
es bedeutet, in unserer Gesellschaft ganz dem eigenen Stern zu folgen.
Die bunte Welt der Artistik bietet attraktive Bilderwelten. Die Kameraführung ist ent-
sprechend lebendig, bleibt aber überwiegend in einer beobachtenden Position.
Die Dreharbeiten laufen seit Mai 2012 und sind geplant bis Mitte 2015.
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PAULA WEHMEYERPAULA WEHMEYER
EMMA UND 05079 – ZWEI SCHWEINELEBEN
Emma und 05079 entstehen im selben Reagenzglas und wachsen unter derselben
Wärmelampe auf. Im selben LKW werden sie als Ferkel von Norddeutschland nach
Spanien zur Schweinemast transportiert. Doch dann verändert ein schwerer Auto-
unfall den vorgezeichneten Weg. Ihre Leben werden getrennt und sind von nun an
Welten voneinander entfernt.
Ein übermüdeter LKW-Fahrer, ein verheerender Autounfall. Ein Berg getöteter Fer-
kel stapelt sich am Standstreifen. Der Fahrer erleidet einen Schock, benommen sitzt
er neben dem Geschehen, von Rettungskräften betreut. Immer mehr Tiere werden
aus dem umgestürzten Transporter geborgen; über 200 Ferkel sind auf drei Etagen
verteilt. Die Verletzten werden an Ort und Stelle getötet. Einige wenige überleben.
Sie stehen abseits, dicht gedrängt in einem aus Absperrband
improvisierten Gatter. Eines von ihnen ist das Ferkel 05079. Für
diese Tiere geht die Reise weiter – durch die Nacht bis ins über
1000 Kilometer entfernte Spanien.
Ein einzelnes Ferkel aber läuft unentdeckt davon. In dem Chaos
des Unfalls hat es seine Nische entdeckt, nutzt die Gelegen-
heit und schlägt sich unter der Leitplanke hindurch in die Bü-
sche. Tagelang irrt es am Straßenrand umher, nah am dichten
Verkehr. Aus der unsichtbaren Matrix der Massentierhaltung in
unsere Welt gerutscht, wird dieses eine von Millionen Ferkeln
schließlich von ahnungslosen Passanten entdeckt und bestaunt.
Ein junges Schwein am Straßenrand, woher kommt es nur? Wie
fangen wir es ein, ohne es zu verletzen, was braucht es dann, und vor allem: Was
tun wir jetzt bloß damit?
Zwei Geschwister – durch den Zufall, durch einen Moment der Unaufmerksamkeit
voneinander getrennt. Ihre Leben verlaufen von nun an in Parallelwelten, die kon-
trärer nicht sein könnten. Dabei hatte alles so identisch angefangen. Die künstliche
Befruchtung von Muttersau 02781 gibt ihnen den genau getakteten Start ins Leben,
den die Industrie mit Hilfe von Gentechnologie und Sexualhormonen perfektioniert
hat. Bis zu ihrer Entsorgung nach zweieinhalb Jahren wird die Hybridsau HSZV-DL
fünf Mal trächtig werden. Optimal genutzt, wirft die Hochleistungssau dieses Mal
erfreuliche 16 Ferkel. Einige von ihnen sind zwar schwach und werden in den ersten
Tagen aussortiert, doch die stärksten schaffen es einen Monat später aus der Ab-
ferkelbucht auf den Transport.
Der Transport, der für eines von ihnen alles verändern soll. Denn das fl üchtige
Schwein hat Schwein gehabt – und das wird auch so bleiben. Ihm wird ein Name
geschenkt – Emma – und ein zweites Leben im Gnadenhof auf Gut Aiderbichl. Noch
ein einziges Mal wird Emma transportiert werden, einzeln und sehr achtsam, zu
Michael Aufhausers Schweinerefugium in Bayern, wo sich ein ganzes Team um die
Pfl ege des neuen Schützlings kümmern wird. Auf das Ferkel wartet Ruhe. Ein Lager
aus Stroh, auf dem es sich ausschlafen kann. Regelmäßige Besuche vom Tierarzt,
der mit jedem Mal zufriedener ist. Körperlich erholt sich Emma rasch von den Stra-
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PAULA WEHMEYER 2005 Abschluss der Bühnenreifeprüfung,
Schauspielausbildung an der Schauspielschule der Keller, Köln |
2005-2008 Theaterengagements u. a. an den Bühnen der Stadt
Kiel, dem Theater im Pfalzbau Ludwigshafen u. Théâtre National
du Luxembourg | 2011 Graduate Program Documentary Filmmak-
ing, New York University | 2012 Magistra Artium in Amerikanistik,
Romanistik, Theater-, Film- und Fernsehwissenschaft, Uni Köln |
Freie Autorin bei Boundless Productions, Köln | Regiearbeiten für
Film und Theater | Doktorandin an der Uni Köln, Thema: »Animals
Through the Lens. On Animal Ethics in Documentary Filmmaking«
FILMOGRAFIE
2014 »Tierhändler im Visier – Kontrolle auf dem Viehmarkt«
für »Planet e« (ZDF), Boundless Productions (Regieassistenz)
2013 »Sylt – Urlaub auf vier Pfoten«
Imagefi lm, Boundless Productions (Autorin)
»Ein Stück des Wegs«
medienpädagogisches Filmprojekt, Raphaelhaus Dormagen (Leitung)
2012 Medienpädagogisches Filmprojekt, JVA Adelsheim (Assistenz)
2011 »The Jealousy of Stones«
Kurzfi lm, NYU Tisch School of the Arts (Regie)
2008 »Balfour 9«
Kurzfi lm, Förderung durch den Kunstsalon Köln e. V. (Regie)
MODERATION / LESUNG
2014 Aktuell: »Tiere Töten«
Lesereihe Sommerblut Festival, Köln (Konzeption/Lesung)
2013 »Eine weiße Rose für die Freiheit«
Gedenkveranstaltung für Willi Graf (Konzeption/Moderation)
AUSZEICHNUNGEN / FESTIVALS
2009 Gewinnerin des Kölner Kurzgeschichtenwettbewerbs, Kategorie Film
mit »Balfour 9«
2008 3. Platz WDR Kurz und Schön, Kategorie »Summer in the City«, mit
»Schalte auf Sommer« (Schauspiel)
Einladung zum Shakespeare-Festival Neuss mit »Hamlet« (Schauspiel)
2006 Einladung zum Ancient Drama Festival Delphi mit »Elektra« (Schauspiel)
PAULA WEHMEYER
pazen, doch es braucht Zeit, Expertise und Geduld, bis der Schrecken überwunden
ist und sie freiwillig ihre Ecke verlässt. Nach und nach baut sie eine feste Bindung
zu einer überschaubaren Kleingruppe neuer Artgenossen auf.
Emma lebt um ihres Lebens willen. Und dann und wann auch für pädagogische
Zwecke, wenn Bürger aus den Großstädten den Gnadenhof besuchen, manche
Kinder, um das erste Mal im Leben ein Schwein zu sehen. Ansonsten tut Emma all
das, was Spaß macht: an der frischen Luft in der Sonne faulenzen, Schlammbäder
zum Abkühlen nehmen und den Boden umwühlen. Sie entwickelt Präferenzen, liebt
Massagen, Bälle und Äpfel. Sie beschützt Rosalie und stiehlt Bernd das Futter. Sie
träumt und hört auf ihren Namen. Das alles kann eine Weile so weitergehen, denn
Emmas Lebenserwartung beträgt zehn Jahre.
Die Lebensdauer von 05079 beläuft sich, wie für das durchschnittliche Mast-
schwein vorgesehen, auf ein halbes Jahr. Auf Spaltenböden im Neonlicht wird es
fünf Monate lang gemästet. Außer dem großen Fressen gibt es nichts zu tun, die
Schweine greifen einander an. 05079 kann sich auf engstem Raum kaum bewegen.
Vom beißenden Ammoniakgeruch bekommt es schweren Husten, neben ihm liegen
kranke Schweine. Seine Gelenke schmerzen unter der extremen Gewichtszunah-
me. Manchen brechen die Beine. Aber 05079 hält durch! Und ist zu guter Letzt ein
125 Kilogramm schwerer Erfolg.
Noch einmal sieht es das Tageslicht, als es auf den letzten Transport zum Schlacht-
haus geht. Ein Bolzenschuss, dann Dunkelheit. Ein kurzes Erwachen, schmerzhaft,
es hängt über Kopf. Sieht Dinge, ohne zu begreifen. Dann wieder Dunkelheit. 05079s
kurzes Leben: Das war’s. Was mal ein ganzes Schwein war, ist jetzt Haut, Fleisch,
Knochen, Ohren – und wird vom nahen Deutschland bis ins ferne China verteilt.
Zurück auf Gut Aiderbichl. Ein Ferkel stakst über den Hof, erste
Erkundungen der neuen Welt. Emma ist stolze Mutter geworden.
Vielleicht klappt es ja, hatten die Pfl eger gedacht. Alles schien
möglich. Nun aber ist sie schwach und krank; ihre Anfälligkeit
trägt die Hybridsau in den Genen. Emmas Glück: ein Fenster,
das sich bald wieder schließen kann.
05079s industriell getaktetes, beschleunigtes Leben erzählt aus
einer Welt, die für uns fremd und surreal ist und gleichzeitig das
bereitstellt, wovon wir uns täglich ernähren. Emmas sinnliches,
entschleunigtes Leben dagegen gewährt überraschende Einbli-
cke in die Dynamik einer faszinierenden Tierrasse, mit der wir
kaum Berührungspunkte haben. Die Inspiration für »Emma und
05079« ist Emmas wahre Geschichte aus dem Jahr 2006. Emotional erzählt, wagt
der Film vor allem die Perspektive der Schweine und folgt damit einem ungewohnt
naiven Blick. Das Portrait zweier alternierender Lebenszyklen eröffnet so neue
Sichtweisen auf die Abläufe der Massentierhaltung, auf die Motivation von Gnaden-
höfen und auf die Menschen und Tiere, denen Emma und 05079 begegnen. Eine
gestalterische Möglichkeit der Umsetzung für die 90-minütige Doku-Fiction wäre
die inszenatorische Arbeit mit Filmtieren sowie das Integrieren von Archivmaterial.
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DOZENTEN44 SPONSOREN
Pate Uwe Kersken, Gruppe 5 Filmproduktion
Mentoren Prof. Günther Klein, Autor und Regisseur
Christiane Hinz, WDR
Projektleitung Bernd Schaarmann
Dozenten Heiner Backensfeld, WDR
Roman Beuler, ZDF
Marc Brasse, Spiegel-TV
Stefan Brauburger, ZDF
Stephan Brüggenthies , Filmbüro NW
Susanne Cordes, fi lmpool
Konstantin Faigle, freier Autor und Regisseur
Dan Geva, Kameramann und Regisseur
Georg Graffe, ZDF
Olaf Grunert, arte
Kai Henkel, SWR
David Hickman, Regisseur und Produzent
Christiane Hinz, WDR
Sven Ilgner, Film- und Medienstiftung NRW
Ann Julienne, France Télévisions
Uwe Kersken, Gruppe 5 Filmproduktion
Prof. Günther Klein, Autor und Regisseur
Hartmut Klenke, doc.station
Matthias Kremin, WDR
Jutta Krug, WDR
Markus Nievelstein, arte
Charly Parsons, National Geogaphic Channel
Dr. Tilman Remme, Picture Films
Jörn Röver, NDR-Naturfi lm, Studio Hamburg
Ralf Rückauer, ZDF Enterprises
Stefan Schneider, Gruppe 5 Filmproduktion
Claudia Schreiner, MDR/ARD
Mathias Werth, WDR
Dr. Thomas Weymar, Telepool
Eike Wichmann, VFX-Supervisor
BILDNACHWEIS46 IMPRESSUM
Die ifs internationale fi lmschule köln ist eine Initiative der Landes regierung Nordrhein-Westfalen und der Film-
und Medienstiftung Nordrhein-Westfalen. Die ifs ist als gemeinnützige GmbH gegründet worden. Gesell-
schafter sind derzeit die Film - und Medienstiftung Nordrhein-Westfalen und das ZDF Zweites Deutsches
Fernsehen.
Herausgeber | ifs internationale fi lmschule köln
Geschäftsführung | Simone Stewens, Martin Schneider
Redaktion | Bernd Schaarmann, Miriam Edinger
Gestaltung | Karin Kaçi
Seite
Cover René Klaus
07/09 Marion Ammicht
08 Ralf Bauer
10 Frank Kranstedt
11 Gaetan Robillard / Mathieu Lehanneur
12 Ulrich Aschenbrenner
13 Ulrich Aschenbrenner / Mimikry Film
14 Klaus Betzl / Mimikry Film
15/16/17/18 Susanne Klein
19/20/21/22 Nina Kradepohl / Ivan Mitin
23/24/25/26 Axel Schmidt
27/28/29/30 Eva Schötteldreier
31/33 Kip Evans / Mission Blue
32 Alexandra Sorgenicht
34 Antje Boetius, MPI für Marine Mikrobiologie / IFREMER
35/36/37/38 Claudia Spoden
39/41 Animals’ Angels
40 Vahid Zamani
42 izarbeltza: www.fl ickr.com/photos/izarbeltza