Martin Sandlaß, Schmölln 17.04.2012, Vortrag:"Soll ich wirklich alles schlucken"
Medikamente sind nurein Baustein
in der Behandlung einer psychiatrischen
Erkrankung
Martin Sandlaß, Schmölln 17.04.2012, Vortrag:"Soll ich wirklich alles schlucken"
Die 10 wichtigsten Heilungsfaktoren
1. Familiäre Beziehungen
2. Vermeidung von Drogen und/ oder Alkoholmissbrauch
3. Früherkennung
4. Gutes Ansprechen auf Medikamente
5. Ringen um Autonomie
6. Kognitive Fähigkeiten
7. Soziale Ressourcen
8. Unterstützende Therapie
9. Die eigene Vorgeschichte
10. Eine individuelle Behandlung
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Medikamente zur Rezidivprophylaxe
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Antipsychotika … sind Hauptmedikamente zur Behandlung von Psychosen.
… reduzieren Halluzinationen, Wahnvorstellungen oder
Denkstörungen.
… blockieren im Gehirn so genannte Dopaminrezeptoren, damit
das überschüssige Dopamin seine schädliche Wirkung nicht
entfalten kann. (Bei Menschen mit einer Psychose hat man ein
Übergewicht an Dopamin – einem Überträgerstoff im Gehirn –
beobachtet.)
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Benzodiazepine … werden meist in der Akutphase zusammen
mit Antipsychotika verordnet.
… wirken beruhigend, Angst lösend und helfen, einen gestörten Schlaf wieder zu normalisieren.
… werden nach Besserung der psychotischen Symptome meist langsam reduziert und wieder abgesetzt, da diese abhängig machen können.
Häufig angewendete Benzodiazepine: Diazepam, Lorazepam, Oxazepam. Bei Schlafstörungen: z. B. Zolpidem oder Zopiclon
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Stimmungsstabilisierer
… sind Phasenprophylaktika
… helfen Menschen mit Psychosen, die neben
psychotischen Symptomen gleichzeitig Stimmungs-
veränderungen wie Manien oder Depressionen haben.
Häufigkeit und Symptome von Manien und Depres-
sionen können gebessert oder abgemildert werden.
Häufig angewendet werden Lithium oder Valproat.
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Antidepressiva
… helfen Menschen mit einer Psychose und gleichzeitiger Depression
… werden auch bei ausgeprägter „Negativ-symptomatik“ eingesetzt.
Es stehen eine Vielzahl von verschiedenen Antidepressiva zur Verfügung.
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Anticholinergika
… werden als „Gegenmittel“ bei bestimmten, durch Antipsychotika ausgelösten Nebenwir-kungen eingesetzt, den so genannten extrapyramidal-motorischen Störungen.
Häufig angewendet: Biperiden (Akineton)
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Häufig verordnete Antipsychotika (Neuroleptika)
Niederpotente Neuroleptika
Truxal (Chlorprthixen)Neurocil (Levomepromazin)
Dipiperon (Pipamperon)Atosil (Promethazin)
Mittelpotente Neuroleptika
Ciatyl (Clopenthixol)Leponex (Clozapin)
Taxilan (Perazin)
Hochpotente Neuroleptika
Atypische: Risperdal, Seroquel, Zyprexa, InvegaTypische: Haldol, Fluanxol,Lyogen, Decentan
Beruhigende Wirkung
Antipsychotische Wirkung
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Welche Nebenwirkungen gibt es?
Bei atypischen Neuroleptika: Gewichtszunahme, ev. mit metabolischem
Syndrom, in geringerem Maße EPMS
Bei typischen Neuroleptika: Parkinsonsyndrom, Bewegungsunruhe (Akathisie),
Zungen-, Schlund- oder Blickkrämpfe
Alle Neuroleptika: Blutbildveränderungen, Allergien, sexuelle
Schwierigkeiten, Milchfluss, Leberfunktions-störungen, Herabsetzung der Krampfschwelle, psychische Nebenwirkungen
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Wie gehe ich mit Nebenwirkungen um?
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Extrapyramidal-motorische Störungen (EPMS)
Sie fühlen sich steif, schwer und nicht mehr so beweglich.
Verschlechterte Stimmung
Verschlechterung des Sehens
Schluckschwierigkeiten
Blick nach unten erschwert
Wenn diese Störungen auftreten, dann meist am Anfang der Therapie.
EPMS treten bei älteren (typischen) Neuroleptika wesentlich häufiger auf.
Suchen Sie einen Arzt auf! Dieser verordnet ggf. Biperiden ret.
Diskutieren Sie eine Dosisreduktion und ggf. einen Wechsel des Neuroleptikums
Anzeichen: Bedeutung und was Sie tun können
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Akathisie (Sitz oder Stehunruhe)
Sie können nicht mehr still sitzen oder still stehen.
Sie fühlen sich innerlich unruhig.
Sie haben den Drang, sich ständig zu bewegen oder herumzulaufen.
Siehe Extrapyramidal-motorische Störungen
(EPMS)
Bedeutung und was Sie tun können:
Anzeichen:
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Psychische Nebenwirkungen
Sie können sich nicht mehr konzentrieren
Sie fühlen sich schläfrig und kraftlos
Sie schlafen übermäßig viel Sie haben Probleme, über
längere Zeit aufmerksam zu sein
Sie haben das Gefühl, dass ihr Gedächtnis schlechter geworden ist
Die Ursache kann die Erkrankung oder eine Nebenwirkung der Medikation sein
Diskutieren Sie mögliche Ursachen mit Ihrem Arzt
Lassen sich Ihre Beobachtungen durch ggf. Tests objektivieren
Fragen Sie nach speziellen Treiningprogrammen (CogPack oder MKT)
Anzeichen: Bedeutung und was Sie tun können:
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Vegetative Nebenwirkungen
Ihnen ist schwindelig Ihr Herz rast oder klopft
sehr stark Sie haben Verstopfung oder
Durchfall Sie bemerken
Mundtrockenheit oder Speichelfluß
Sie schlafen schlecht Sie haben das Gefühl, dass
Sie schlechter sehen als zuvor
Die meisten dieser Nebenwirkungen treten nur zu Beginn auf und verschwinden von selbst wieder
Besprechen Sie mit Ihrem Arzt mögliche Therapien, z.B Kaugummi gegen Mundtrockenheit, eine ergänzende Schlafmedikation
Bedeutung und was Sie tun können:Anzeichen:
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Gewichtszunahme
Sie haben deutlich mehr Appetit und Hunger, v.a. Süßigkeiten, aber auch auf fette Speisen
Sie essen plötzlich viel mehr als früher
Ihr Gefühl satt zu sein, stellt sich nicht mehr ein
Sie nehmen in kurzer Zeit viel an Gewicht zu
Anzeichen:Bedeutung und was Sie tun können
•Tritt unter bestimmten Antipsychotika, bestimmten Antidepressiva und bestimmten Phasenprophylaktika auf, v.a. wenn diese in Kombination eingenommen werden
•Lassen Sie sich ggf. eine Diätberatung verordnen
•Fragen Sie nach speziellen Trainingsprogrammen
•Versuchen Sie, Ihre Essgewohnheiten zu kontrollieren und ggf. umzustellen
Martin Sandlaß, Schmölln 17.04.2012, Vortrag:"Soll ich wirklich alles schlucken"
Sexuelle und endokrine (hormonelle) Störungen
Sie haben weniger Lust auf sexuelle Betätigung.
Sie haben Probleme, sexuell erregt zu werden und einen Orgasmus zu erreichen.
Ihre Menstruation bleibt aus.
Sie können nicht mehr ejakulieren.
Sexuelle Störungen treten unter bestimmten Neuroleptika und bestimmten Antidepressiva auf.
Suchen Sie einen Arzt auf. Trauen Sie sich, Ihr Problem offen anzusprechen.
Lassen Sie den Prolaktinspiegel messen, ggf. bei Frauen auch den Östrogenspiegel und bei Männern den Testostoronspiegel.
Diskutieren Sie eine Dosisreduk-tion und ggf. einen Wechsel des Neuroleptikums.
Eventuell ist eine zusätzliche Medikation nötig.
Anzeichen:Bedeutung und was Sie tun können
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Wie lange muss ich meine Medikamente einnehmen?
Hängt vom Verlauf der Erkrankung ab -Menschen mit einer ersten psychotischen Episode-mindestens ein Jahr lang-Patienten mit mehreren psychotischen Episoden ca. 5 Jahre, einige Betroffene benötigen die Medikamente ihr Leben lang.
Unternehmen Sie allein keine Absetzversuche
Wenn die Antipsychotika abgesetzt werden, dann langsam ausschleichend.
Wichtig im Umgang mit den Medikamenten ist, Vor- und Nachteile bzw. Risiken abzuwägen.
Martin Sandlaß, Schmölln 17.04.2012, Vortrag:"Soll ich wirklich alles schlucken"
Wichtig !
Die unregelmäßige Einnahme von Neuroleptika erhöht die Rückfallgefahr und verstärkt die Nebenwirkungen.
Die Einnahme von Drogen erhöht die Rückfallgefahr erheblich, auch wenn die Neuroleptika wie verordnet eingenommen werden.
Neuroleptika verdoppeln die Wirkung von Alkohol. Während der Einstellungsphase, in Phasen der
Umstellung und bei Dosisänderungen besteht keine Fahrtüchtigkeit.
Bei Kinderwunsch: Rücksprache mit dem Psychiater und dem Gynäkologen halten und nach Absprache die Neuroleptika absetzen.