Download - MFG - Das Magazin / Wahlspecial 2011
Bitte treffen Sie ihre wahl!In einem Monat, am 3. Juli, wählt St. Pölten seinen neuen Gemeinderat. MFG widmet diesem Um-stand ein ganzes Sonderheft – was sagt Politologe Peter Filzmaier, wie haben die Parteien den Wahlkampf angelegt, wer hat welchen Fanclub, welche Rolle spielen die Jungen, was sagen die Spit-zenkandidaten und wofür stehen die verschiedenen Gruppierungen. Eine kleine Entscheidungshilfe unter dem Motto: „Nicht wählen ist auch keine Lösung!“
wie vor jeder Wahl kursieren diverse Gerüchte. So etwa
jenes, dass sich die Kontrahenten auch sportlich messen
möchten und in ihrer jeweiligen Spezialdisziplin antreten:
Hermann Nonner im Bodenturnen, weil man dafür beson-
ders bieg- und dehnbar sein muss. Zudem wird Nonner
seinen berühmten Salto mortale rückwärts vollführen!
Die Grünen im Schattenboxen, weil man sie zuletzt kaum
mehr gesehen hat. Möglicherweise wurden sie aber auch
nur fälschlicherweise beim Knirpselauf angemeldet.
Die Liste „Für St. Pölten“ im Eisschnitzen, wobei die
Buchmacher den „Twinnis“ aufgrund der labilen Soll-
bruchstelle zwischen orange und grün nicht allzulange
Haltbarkeit in der Hitze der Tagespolitik einräumen.
Die ÖVP fürs Hundeschlittenrennen, wobei man wider
vollmundiger Ankündigung nun vielleicht nicht einmal
eine komplette Hundestaffel zusammenbringt, so dass
auch Stofftiere zum Einsatz kommen sollen.
Die Liste „WIR für St. Pölten“ im Dosenschießen. Auf die
selbst gesammelten Dosen haben die martialischen Da-
men angeblich zur Steigerung des Aggressionspotentials
das Konterfei von Frequency-Veranstalter Jenner gemalt.
Die SPÖ in allen Mannschaftssportarten. Komischerweise
wurde in allen Reihen des Spielerblanketts aber nur der
Name „Matthias Stadler“ eingetragen. Zudem tritt der
Bürgermeister aufgrund seiner großen Posing-Erfahrung
angeblich auch im Bodybuilding an.
Vollends ausgeräumt dürfte auch die Diskussion um die
Frage, wer denn nun wirklich für St. Pölten ist, nicht sein.
Folgendes Gespräch konnte belauscht werden:
Claudia Tobias, Samir Kesetovic bestimmt: „Wir sind
FÜR St. Pölten.“ Bettina Wagner, Silvia Kysela-Klein pol-
ternd: „Nein, WIR sind für St. Pölten.“ Hermann Nonner
melancholisch: „Ich war Für St. Pölten.“ Matthias Adl
fragend:„Sind wir für St. Pölten?“ Cagri Dogan existenzia-
listisch: „Sind wir in St. Pölten?“ Matthias Stadler absolu-
tistisch: „Wir SIND St. Pölten.“
Wahlen haben eben auch ihre witzigen Seiten. In diesem
Sinne viel Spaß in den nächsten vier Wochen!
Gerüchteküchevon Johannes Reichl
eigentlich ist egal, wer regiert – solange das Volk die
Regierung abwählen kann. Das meinte Karl Popper, und
somit ist demokratiepolitisch alles in Ordnung, selbst in
St. Pölten, wo die SPÖ seit Jahrzehnten herrscht und das
Kunststück zuwege gebracht hat, dass „das Rathaus“ im
Volksmund gleichermaßen für zwei Dinge steht: Einer-
seits für die an sich unabhängige Stadtverwaltung, ande-
rerseits für den roten Einflussbereich. Dazu kommt mit
Bürgermeister Matthias Stadler ein Spitzenkandidat, der
von vielen Wählern nicht wegen, sondern trotz „seiner“
SPÖ gewählt wird. (Im Regierungsviertel wird Erwin Pröll
diese Erfolgsstrategie bezeugen.)
Somit schafft Stadler nach den ersten vollen fünf Jah-
ren als Bürgermeister die gleichen Bestnoten wie sein
Vorgänger Willi Gruber, womit ihn auch seine Genossen
relativ unbeirrt „seine Politik“ machen lassen. Umfragen
zufolge dürfte er die absolute Mehrheit halten – oder sie
sogar ausbauen. Zu danken wäre dies wohl auch der Op-
position, die jahrelang keinen relevanten Punkt gegen
ihn gemacht hat und nun mittels Neustart an Inhalten
und Personen versucht ihre Existenzberechtigung nach-
zubringen.
Die Grünen überdecken mit jungem Elan und allseits er-
warteten Themen („Gegen den Baummord“) ihre noch
mangelnde Substanz. Die FPÖ ist sich ihres HC-Faktors
so sicher, dass sie auch noch die Stimmen des angeblich
„unabhängigen Bürgerkandidaten“ reinfusionieren will.
Die ÖVP überdeckt ihr Manko an der Spitze mit span-
nenden, neuen Forderungen („living hess“) und mutiger
Mobilisierung ihrer Funktionäre (fast alle müssen um
Vorzugsstimmen laufen, da die Kandidatenliste durch
den Wähler entschieden wird). Und die „Freakshowgilde“
der diversen neuen Listen lässt bei genauem Hinsehen
so manche Aversion vergessen, die sich berechtigter-
weise in den letzten fünf Jahren gegen unsere Bestands-
politiker aufgebaut hatte. Es ist Ihre Wahl – und sie
macht Sinn. Gehen Sie hin!
wahlaUfrUfvon Michael Müllner
– 3 –MFG
WIE MAN WAHLKÄMPFT
TEXT: MATHIAs KIrNEr, sAscHA HAroLd FoTo: JörN BucHHEIM/FoToLIA
Mit Plakaten zugepflasterte Alleen, freundliche Gesichter auf Flyern, nette, aber unnütze Geschenke. Bringt der St. Pöltener Wahlkampf 2011 Altbackenes? Welcher Schlüssel passt, um zum Erfolg zu kommen?
Eines vorweg: Die in den Wahlkampf investierte Summe lässt sich keine
der vertretenen Parteien entlocken. SPÖ, ÖVP, Grüne und Für St. Pölten
nicht, da sie keine Zahlen nennen wollen. Die FPÖ nicht, da sie für diese
Reportage nicht zur Verfügung stand. Immerhin geben aber SPÖ und Wir
für St. Pölten darüber Auskunft, wie sich die Gelder zusammensetzen: Bei
der SPÖ aus der Fraktionskasse und aus Parteigeldern, bei Für St. Pölten
aus BZÖ-Mitteln, Eigenmitteln sowie Spenden.
Man könnte meinen, dass die angreifenden Parteien, also alle, die im St.
Pöltener Gemeinderat nicht die absolute Mehrheit haben, möglichst früh
ihren Wahlkampf gestartet haben, um den omnipräsenten Sozialdemo-
kraten das Wasser abzugraben. Aber es ist gerade die SPÖ, die mit dem
offiziellen Wahlkampfauftakt am 16. Mai den frühesten Termin gewählt
hat. Die Volkspartei folgte, die Grünen starten ihren Intensivwahlkampf of-
fiziell erst am 4. Juni. Für St. Pölten antwortet knapp: „Wir sind bereits im
Wahlkampf“, wie Claudia Tobias Mitte Mai sagt. Und zwar mit Aktivitäten
wie „Verteileraktionen, Unterschriftenaktionen und guten Gesprächen mit
Bürgern“.
GANz NAH AM BürGEr. Das 30 Personen-Team des BZÖ-Ablegers wird
sich große Mühen machen müssen, will es mit den Mühlen der Stadt-
SPÖ in Punkto persönlichem Kontakt zum Wahlvolk mithalten. Schließlich
nimmt sich die Mannschaft von Bürgermeister Matthias Stadler vor, jeden
Haushalt St. Pöltens zu besuchen. Mit der laut eigener Definition „großen
Anzahl an freiwilligen Mitarbeitern und Funktionären“ dürfte das kein Pro-
blem sein. Vor allem dann, wenn das Laufen für den Bürgermeister „Her-
zenssache und Herzensbildung“ ist, wie Robert Laimer von der SPÖ rührig
beteuert. Eine andere Verpackung bekommt der direkte Kontakt bei der
ÖVP: Dort heißt das dann Mitmachtour – gemäß dem Motto „Mitreden.
Mitmachen. Mit Matthias Adl“. Neben der interaktiven Tour des schwarzen
Vize-Bürgermeisters wird es aber auch „natürlich“ Verteilaktionen geben,
wie sein Parteikollege Bernhard Wurzer wissen lässt.
Die Grünen wiederum suchen den mittlerweile schon begrifflich strapa-
zierten persönlichen Kontakt vor allem in Lokalen, Diskos und bei Jugend-
veranstaltungen. Und sind damit die einzigen, die sich dezidiert in ihren
Aktivitäten an eine sehr junge Wählerschicht wenden. Schließlich dürfen
zum ersten Mal auch 16-jährige St. Pöltner ihre Kuverts bei der Gemeinde-
ratswahl einwerfen. Daneben soll es Infostände geben, Guerilla-Aktionen
und – endlich nennt es eine Partei beim Namen – Plakate.
LET´s TWEET. Angesichts der Tatsache, dass erstmals auch in der Lan-
deshauptstadt unter den Jüngstwählern gefischt wird, wie ist es da um die
Social Media-Präsenz der Wahlwerbenden bestellt? Stadler ist auf Face-
book als „ein Bürgermeister für mich“ vertreten, ebenso die SP St. Pölten
an sich. Unter www.bgm4me.at kann man sich zudem „seinen“ Bürger-
meister selbst zusammenstellen. ÖVP Vize Adl gönnt sich ebenfalls eine
Facebook-Seite, die VP St. Pölten führt auch eine eigene Page. Über eine
Gruppe mit etwas mehr als 40 Mitgliedern definiert Für St. Pölten seine
Präsenz auf Facebook. Zu den Grünen findet sich im Mark Zuckerberg-Im-
perium eine Gruppe mit über 120 Mitgliedern. Die einzelnen Mitglieder des
Wahlteams, etwa Spitzenkandidat Cagri Dogan, haben persönliche Auf-
tritte auf Facebook. Auf Twitter auffindbar sind übrigens nur die Grünen.
Die Anzahl der Follower ist mit sechs allerdings noch ausbaubar.
Die Wahl in St. Pölten zählt gemeinsam mit jener in Innsbruck zu den „größten“ im heurigen Jahr. Kommt diesen daher auch im Hinblick auf Bundes- und Landestrends größere Bedeutung und Signalwirkung zu?Signalwirkung ist das richtige Wort. Natürlich ist es nicht so, dass jemand
bei der niederösterreichischen Landtagswahl im Frühjahr 2013 oder gar
für die im Herbst danach stattfindende Nationalratswahl seine Partei-
vorliebe danach ausrichtet, wem er zwei Jahre vorher in St. Pölten die
Stimme gegeben hat. Dafür sind die politischen Themen des jeweiligen
Wahlkampfs und die kandidierenden Personen sowie das Wahlrecht zu un-
terschiedlich. Doch versuchen Wahlgewinner lokale Erfolge in den Medien
als Rückenwind zu interpretieren. Noch wichtiger ist, ob es mit dem St.
Pöltener Wahlergebnis parteiintern einen Motivationsschub oder Frustra-
tion gibt. Mangels anderer Wahlen 2011/12 in Österreich ist das diesmal
bedeutender als sonst.
St. Pölten gilt als „letzte“ rote Hochburg. Während die SPÖ von Gestaltungsmöglichkeit redet, spricht die Opposition von „ab-solutistischen Verhältnissen“. Welche Vor- und welche Nach-teile bergen derartige Verhältnisse prinzipiell? Die parteipolitischen Wortgefechte sind für eine Sachdiskussion wenig
hilfreich. Bei anderen Mehrheitsverhältnissen wären die Positionen der
Parteien mit Sicherheit genau umgekehrt, was man in der niederösterrei-
chischen Landespolitik sieht. Da betont die ÖVP die Wichtigkeit klarer Ver-
hältnisse, und spricht die SPÖ von Absolutismus. Aus politikwissenschaft-
licher Sicht ist das Argument für absolute Mehrheiten Effizienz, weil eine
Partei ihr Programm ohne Kompromisszwänge umsetzen kann. Macht sie
das schlecht, so wird sie eben abgewählt. Das Gegenargument ist eine
quasi mangelnde Gerechtigkeit, weil der Wählerwille von Minderheitspar-
teien sich in der politischen Entscheidungsfindung nicht widerspiegelt.
Dagegen wiederum lässt sich argumentieren, dass in einer Koalition alle
politischen Handlungen manchmal bloß der kleinste gemeinsame Nenner
wären. Sie sehen also, dass es das perfekte Wahlsystem nicht gibt, son-
dern nur ein subjektives Abwägen der Vor- und Nachteile im jeweiligen
Einzelfall möglich ist.
Im politischen Diskurs ebenso wie in der emotionalen Wahr-nehmung wird bisweilen von einem schwierigen Verhältnis zwischen absolut regiertem „schwarzen“ Land und absolut regierter „roter“ Landeshauptstadt gesprochen. Ist dieser Kon-flikt aus parteipolitischer Sicht logisch, oder würde eine Über-
windung von Misstrauen beiden Seiten nutzen? Welche poli-tischen Strategien könnten dahinter stecken?Hier muss man zwischen der Sachpolitik und der politischen Kommunika-
tion unterscheiden. Inhaltlich würden beide Seiten sich leichter tun, wenn
das Land und die Landeshauptstadt von derselben Parteifarbe regiert
werden. Doch in der Kommunikationsarbeit kann man durchaus punkten,
wenn etwa die Stadtregierung das Land als eine Art Außenfeind darstellt.
Nehmen wir an, die SPÖ in St. Pölten hätte ein rotes Pendant als Landes-
regierung. Was immer sie da für politische Projekte an Mitteln aus dem
Landesbudget bekommt, es wäre vermutlich für die eigenen Funktionäre
gefühlsmäßig zu wenig, weil man sich unter Genossen mehr erwartet.
Doch wird jetzt der kleinste Verhandlungserfolg als Sensation verkauft,
weil es ja gegen den schwarzen Erzfeind ging, von dem angeblich nichts
zu erwarten ist.
In St. Pölten treten auch neue Listen an, die gerne das Schlag-wort „neue Politik“ in den Raum werfen und damit Politik fernab von Parteipolitik meinen. Ist dies realistisch? Wie müsste – Sie selbst schreiben in Ihrem Buch von einer diesbe-züglichen Zukunftsnotwendigkeit – „neue Politik“ aussehen? Und was müssen arrivierte Parteien tun, um sich fit und vor allem glaubwürdig für die Zukunft zu machen?So einfach ist das nicht. Es stimmt, dass aufgrund einer allgemeinen Par-
teienverdrossenheit neue Listen theoretisch jederzeit das Potential für
den Einzug in Gemeinderäte, Landtage und den Nationalrat haben. Ob sie
ihre Chance im jeweiligen Wahlkampf nutzen können, das ist freilich offen.
Und im Umkehrschluss ist es keineswegs so, dass traditionelle Parteien
nicht ein wertvoller Bestandteil der Demokratie wären. Neue Listen mer-
ken in Volksvertretungen schnell, dass ihre Energie ohne Parteistrukturen
und parteipolitisches Wissen verpuffen kann. Trotzdem verträgt Österreich
eine Erweiterung des Parteienspektrums, weil zumindest auf Landes- und
Bundesebene die vermeintlich Neuen in Wahrheit stets altbekannte Ak-
teure waren. Das beweisen LIF und BZÖ als Abspaltung von der FPÖ, die
KPÖ in der Steiermark und auch das Bürgerforum Tirol. Da wäre eine aus
echten Basisbewegungen entstehende Parteigründung logischer. Was alle
glaubwürdiger machen würde? Mehr Berücksichtigung von Themen statt
Parteienstreit und eine inhaltlich bessere Politik. Das mag banal klingen,
doch welchen Zustand hätten wir denn, wenn wir nicht als Erstes genau
das fordern?
Der Wunsch nach „neuer Politik“ scheint aus einer tiefen Skep-sis der Bevölkerung herzurühren, die zusehends ihren Glauben an die Politik verliert. Woher kommt dieses Misstrauen, was ist sozusagen schief gelaufen, dass Politik und Politiker derart schlechte Werte erzielen?Es gab mit einer Reihe von Skandalen genug Anlassfälle, dass die Politik
ein Negativimage hat. Auch hat man es in vielen Bereichen verabsäumt,
mehr Transparenz zu schaffen. Doch ich bin für ein allzu billiges Parteien-
– 4 –MFG
Das Grosse im KleinenAuch wenn bisweilen gerne so getan wird, als wäre eine Kommunalwahl eine rein lokale Angelegenheit, so schlägt stets auch die nationale, bisweilen sogar globale Großwetterlage durch. Wir sprachen mit dem re-nommierten Politikwissenschaftler Peter Filzmaier über politische Phänomene, die auch in St. Pölten zu kon-statieren sind.
„Ich bin für ein allzu billiges Parteien-Bashing nicht zu haben. Politische Beteiligung und Demokratiequalitätmuss genauso seitens der Bürger gefördert werden!“
TeXT: Johannes reichl FoTo: meDiaconsulT.com
Bashing nicht zu haben. Politische Beteiligung und Demokratiequalität
müssen genauso seitens der Bürger gefördert werden. Was tun wir also
selbst, um mehr gute Sachpolitik zu erleben? Dagegen sein und Dauer-
schimpfen ist keine gute Lösung. Jede berechtigte Kritik an der Politik
müsste zugleich einen Vorschlag enthalten, wie man es besser macht.
Welche Rolle spielt in diesem scheinbaren Missverhältnis das Wechselspiel Politik-Medien? Sind Politiker tatsächlich von den Medien Getriebene, oder spielen Sie ein Spiel, das sie nicht beherrschen? Welche moralische Verantwortung kommt den Medien zu und – vor allem – nehmen sie diese überhaupt noch wahr? Auch auf kommunaler Ebene wird jedwede Lappalie, jeder dumme Kommentar eines Politikers zum großen Thema und Skandal aufgeblasen.
Medien erfüllen in der Tat manchmal ihre demokratiepolitische Funk-
tion nicht, weil sie zu wenig über Themen und stattdessen über po-
litische Inszenierungen berichten. Im Wiener Landtagswahlkampf
haben wir als Studie eine Inhaltsanalyse von über 1.000 Zeitungs-
artikeln durchgeführt. Gesundheits-, Bildungs- und Sicherheits-
politik kam in viel weniger als 10 Prozent der Fälle vor, obwohl
jeweils zwei Drittel der Wahlbevölkerung sie als zentrale Themen
bezeichneten. Was zur Ehrenrettung der Journalisten gesagt
werden muss: Oft fehlt es an Ressourcen, wenn in den Redak-
tionen gespart wird. Nur wird so ein gefährlicher Kreislauf in
Gang gesetzt: Berichtet man mangels Recherchezeit lieber
über irgendeinen Rülpser, so steigt auch die Verlockung für
die Politik zwecks Erhöhung der Medienpräsenz zu rülpsen.
Sowohl Journalisten als auch Politiker hätten jedoch durch die
Diskussion über Sachthemen bessere Vertrauenswerte.
Der Ton in der Politik ist mitunter rüde bis dumpf-gehässig. Die Parteien erklären dies damit, dass sie andernfalls nicht mit ihren Botschaften me-dial durchkommen, umgekehrt scheint aber die Bevölkerung gerade davon immer mehr abge-stoßen. Erweisen die Protagonisten sich selbst und der Politik damit nicht eher einen Bären-dienst?Parteipolitiker sollten öfters den Grundsatz jedes Wirt-
schaftstreibenden befolgen: Schütze die eigene Branche!
Ein Beispiel: Zwei Tourismusgemeinden sind durchaus
vergleichbar mit einander konkurrierenden Parteien. Die
einen buhlen um Gäste, die anderen um Wähler. Trotz-
dem würden die zwei Gemeinden nie auf die Idee kom-
men zu behaupten, beim jeweils anderen fließe Kloake
aus der Wasserleitung ins Thermenwasser. Warum tun
sie das nicht? Weil beide wissen, dass das zum Image
führt, es würde in der ganzen Gegend stinken. Und
so ein Ruf hilft niemand, es bleiben da wie dort die
mFG WahlsPecial
„Parteipolitiker sollten öfters den Grundsatz jedes Wirtschaftstreibenden befolgen: Schütze die eigene Branche!“
Gäste aus. Ich überlasse es nun Ihrer Fantasie, meine Analogie auf poli-
tische Parteien zu übertragen.
Während auf Bundes oder auch EU-Ebene von einer Politiker-Krise die Rede ist, werden Landeshauptleute oder Bürgermei-ster oft als starke Persönlichkeiten wahrgenommen. Hat dies mit der größeren Unmittelbarkeit und Nähe zu den Menschen zu tun? Ja, weil die empfundene Distanz zwischen Volk und Volksvertretern ein
Problem ist. Natürlich tut sich ein Landeshauptmann oder Bürgermeister
bereits physisch und geographisch leichter, diese zu überwinden als ein
EU-Kommissar, der mit mehr als 500 Millionen Menschen in 27 Ländern
reden sollte. Es mag auch eine Einstellungssache sein, nicht abgehoben
zu agieren. Fairerweise muss man beim Wechselspiel von Bund sowie
Ländern und Gemeinden zudem die politische Konstruktion in Österreich
berücksichtigen, dass hauptsächlich der Bund Steuern einhebt, was wenig
populär ist, und in den Bundesländern und Kommunen mehr die Verteilung
öffentlicher Gelder organisiert wird. Da ist es dann leichter, beliebt zu sein.
Die Kommunen Österreichs, insbesondere auch die Statutar-städte in Niederösterreich sind mit einer prekären finanziellen Situation konfrontiert. Welche politischen Auswirkungen wird dies auf Sicht zeitigen, wenn der finanzielle Spielraum zur poli-tischen Gestaltung immer enger wird? Bei selbst verschuldeten Finanzmiseren sinkt naturgemäß die Glaubwür-
digkeit. Das Budget ist zudem die in Zahlen gegossene Politik, also bedeu-
ten geringere Finanzmittel auch wenig Gestaltungsspielraum. Doch es ist
schlimmer: Man erhofft sich Patentlösungen von der Politik, die es nicht
gibt. Oder glaubt irgendjemand ernsthaft, dass eine niederösterreichische
Gemeinde den perfekten Plan gegen die Folgen der globalen Wirtschafts-
krise hat? Die Politik läuft hier Gefahr, oft lediglich etwas abfedern und
Entwicklungen entschleunigen, nicht jedoch mehr gegensteuern zu kön-
nen.
Wie auf Bundesebene setzt die FPÖ auch in St. Pölten mehr oder weniger populistisch auf die Themen Sicherheit, Heimat und versucht einen „Ausländerwahlkampf“ zu führen, wenn z.B. die SPÖ als „Moslempartei“ apostrophiert wird. Warum ist das „Ausländerthema“ nach wie vor ein derart polarisierendes und für die FPÖ erfolgreiches, welche Antworten und Strate-gien wären von den arrivierten Parteien zu geben?Die Strategie der FPÖ ist es, mit dem Thema Ausländer alle anderen The-
men zu überlagern. Wenn sie etwa den Anteil von Kindern mit nicht-deut-
scher Muttersprache oder mit nicht-katholischem Glauben in St. Pöltener
Schulen thematisiert, so hat sie aus der Bildungsdebatte eine Fremden-
oder Religionsdiskussion gemacht. Wer darauf einsteigt, hilft den Freiheit-
lichen. Andere Parteien müssten also demgegenüber fragen, welche päda-
gogischen Konzepte die FPÖ wirklich hat, damit es unseren Kindern besser
geht, und ob das Bild des FPÖ-Funktionärs einem verständnisvollen Lehrer
entspricht. Der politische Wettbewerb ist üblicherweise ein Themenstreit,
in welchem die FPÖ zuletzt sehr erfolgreich ihr Wunsch thema in den Mit-
telpunkt stellt.
Zugleich ist der Spitzendkandidat der FPÖ in St. Pölten ein ehe-maliger Bürgerlistenführer, der meint, er sei ein freier Manda-tar, der halt unter dem Segel der FPÖ antrete und „sicher kei-nen Ausländerwahlkampf“ führen werde. Glaubwürdig? Persönlich mag das so gemeint sein, doch findet die Gemeinderatswahl
nicht im luftleeren Raum statt. Die Marke FPÖ ist in den Einstellungen der
Wähler längst fix mit dem so bezeichneten „Ausländerthema“ verbunden,
und das kann man nicht durch eine gegenteilige Ankündigung oder ein In-
terview einfach außer Kraft setzen. Genauso sind Heinz-Christian Strache
und seine Aussagen in jedem Wahlkampf ein Thema, auch wenn er gar
nicht kandidiert.
Die in den letzten Jahren schwächelnde ÖVP schickt für die kommende Wahl einen neuen Spitzenkandidaten ins Rennen. Was können derlei Rochaden kurz vor einer Wahl bewirken?Folgt man den Lehrbüchern politischer Kommunikation, so muss ein Spit-
zenkandidatenwechsel sehr früh vor der Wahl oder sehr knapp davor er-
folgen. Entweder man will jemand Neuen langfristig aufbauen, oder man
setzt auf den Neuigkeitseffekt an sich und das Image des noch unver-
brauchten Politikers.
In St. Pölten, auch diesbezüglich ortet man Parallelen zum Bun-
– 6 –MFG
BuchemmPFehlunGPeter Filzmaier: „Der Zug der Lemminge. Heute stehen wir am Abgrund, morgen sind wir einen großen Schritt weiter.“
Österreich droht ein Weg in den Untergang: Mangelndes Zukunftsdenken der Politik, das Negativimage der Massenmedien, die fehlende Vergan-genheitsbewältigung und zunehmende Fremdenfeindlichkeit, die kaum noch überbrückbaren Konfliktlinien von jung und alt, das Versagen der Bildungsdebatte als fauler Kompromiss, das mangelnde Verständnis des Umgangs mit Wirtschaftskrise und Arbeitslosigkeit.
Trotzdem beschäftigt man sich hierzulande lieber mit der pro-vinziellen Pflege seines National- und Regionalstolzes. Von den Parteien über die Medien bis zur Bevölkerung machen fast alle mit. Die wahren Probleme der heimischen Demokratie küm-mern keinen. Wir Österreicher führen uns so auf, als wären wir Lemminge. Dabei stürzen diese gar nicht freiwillig in den Tod. Das Phänomen wurde für einen Dokumentarfilm lediglich nachgestellt. In Österreich ist die Lage ernster.
„Medien erfüllen manchmal ihre demokra-tiepolitische Funktion nicht, weil sie zu wenig über Themen und stattdessen über politische Inszenierungen berichten.“
mFG WahlsPecial
destrend, wird vielfach davon gesprochen, dass die Grünen kaum existent sind. Auch hier tritt ein völlig neues Team an. Warum scheinen die Grünen in den letzten Jahren – im Unter-schied etwa zu Deutschland – nicht vom Fleck zu kommen? Hängt es möglicherweise damit zusammen, dass die ehema-ligen Kernthemen von den anderen Parteien absorbiert wer-den, z .B. aktuell das Thema Atomkraft?Das Thema Kernenergie emotionalisiert einfach in Deutschland viel mehr.
Dort können die Grünen sagen, mit ihnen gäbe es eine um Jahre frühere
Abschaltung aller Atomkraftwerke des Landes. Egal, wer da welche Reso-
lution wann einbringt, man kann in St. Pölten nichts Vergleichbares ver-
sprechen. Beim Umweltthema generell waren die Grünen wirklich fast zu
erfolgreich. In den achtziger Jahren hatten sie in fast allen Fragen zur Um-
weltpolitik eine Oppositionsstellung zu sämtlichen anderen Parteien, was
heute nicht mehr der Fall ist.
St. Pölten leistet sich die meisten Stadträte sämtlicher Haupt-städte Österreichs, zudem sind diese nicht amtsführend. Wie zeitgemäß und tragfähig sind derlei Apparate noch? Was Demokratie kostet, lässt sich nicht wie der Preis eines beliebigen Su-
permarktproduktes beurteilen. Insofern ist es zu vordergründig, den Sinn
demokratischer Strukturen allein anhand der Kosten für Stadträte zu beur-
teilen. Auch ohne Amtsführung können demokratiepolitische Funktionen
im Dialog mit der Bevölkerung geleistet werden. Die Gretchenfrage lau-
tet, welchen Bekanntheitsgrad die nicht amtsführenden Stadträte haben
und welche positiven Leistungen ihnen seitens der Wähler zugeschrieben
werden. Ist die Antwort darauf befriedigend, ist auch ihre Rolle zeitgemäß.
Wenn nicht, so sind sie anachronistische Frühstücksdirektoren.
Absolut regierte Körperschaften durchdringen die jeweiligen Verwaltungsapparate. So sind in St. Pölten die meisten Magi-stratsbediensteten SPÖ-Parteigänger. Welche Auswirkungen zeitigt eine derartige politische Verflechtung mit der Verwal-tung, wie ist sie demokratiepolitisch zu beurteilen? Österreichs Beamte haben eine jahrhundertelange Tradition, und ihnen als
pauschales Vorurteil parteipolitisches Agieren zu unterstellen, das ist mir
zu sehr nach Populismus klingend. Was sich in der Wahlforschung nach-
weisen lässt: Öffentlich Bedienstete wählen in deutlich höherem Ausmaß
eine Partei, die auf der jeweiligen Verwaltungsebene länger eine Regie-
rungsmehrheit hat oder mindestens an einer Koalitionsregierung beteiligt
war. Das ist deren gutes Recht, solange es nicht die bürokratische Arbeit
beeinflusst, was ich wie gesagt nicht grundsätzlich glaube. Kritisch zu hin-
terfragen wäre, wie es mit der Objektivität im Ernennungsverfahren aus-
sieht.
Im Studiengang „Event Engineering“ an der New
Design University dreht sich alles um Veranstal-
tungen – von der Idee über die Gestaltung und
Planung modernster Event-Technologie bis hin
zur Durchführung – ein Berufsfeld das gefragter
ist denn je.
Die NDU bietet allen Event(technik-)interessier-
ten im Rahmen des Schnuppertages „Looking
behind Events“ die Möglichkeit, diesen neuen
Studiengang kennen zu lernen. Der Schnupper-
tag findet am Freitag, den 22. Juli im WIFI St. Pöl-
ten statt.
Besonderes Highlight: Am Abend haben die
TeilnehmerInnen die Möglichkeit einen exklu-
siven Blick hinter einen Event zu werfen – dem
Beatpatrol Festival im VAZ St.Pölten! Zusätzlich
werden unter allen TeilnehmerInnen 2x2 Tickets
für das Frequency Festival verlost!
Einfach anmelden: entweder telefonisch unter
02742 890 2418 oder
per E-Mail an [email protected]
Und übrigens: Die New Design University zeigt
vom 9. bis 10. Juni Abschlussarbeiten sowie aus-
gesuchte Semesterarbeiten in der Heßstraße 12
in St.Pölten. Alle relevanten Infos unter www.
ndu.ac.at
MFG ADVERTORIAL
Einzigartig
InnOVATIVE AusbILDunG (nIchT nuR) FüR DIE spAnnEnDE EVEnTbRAnchELooking behind Events: Die New Design University bietet im Juli für die neue Studienrichtung „Event Engineering“ einen Schnuppertag an.
Mit einem völlig neuen Vorschlag zum Kasernen-
thema bringt Vizebürgermeister Matthias Adl
Dynamik in die Diskussion rund um die Kopal-
kaserne. Er will diese mit dem Militärkommando
tauschen und das Militärkommando somit nach
Spratzern verlegen, wo ein neues Verwaltungs-
zentrum samt Katastrophenschutzeinrichtungen
entstehen könnte.
Dadurch könnte ein gänzlich neuer Stadtteil mit-
ten in der City entwickelt werden. Unter dem Ti-
tel „living Hess“ stellt sich der schwarze Vizebür-
germeister einen modernen Wohnpark vor, der
in Null- oder Niedrigenergiebauweise vor allem
für junge Familien Platz finden soll.
Moderne urbane Wohnarchitektur Architektur in
verdichteter Bauweise mitten im Stadtkern. Das
gäbe es in ganz Österreich nur einmal.
Matthias Adl: „Wir reden hier vom klassischen
Bauland Kerngebiet, direkt neben dem Kaiser-
wald. Auf dem 2,5 Hektar großen Gebiet könnten
bis zu 1000 Menschen Platz finden. Fußläufig zur
City und neben einem Naherholungsgebiet. Das
ist eine einmalige Chance für die Zukunft.“
Das alte Kommandogebäude der Hesserkaserne
wäre ideal für Gastronomie und Dienstleistung.
Eine Tiefgarage mit Zugang zur City könnte das
Projekt abrunden. „Interessenten für ein solche
Projekt gäbe es bereits“, so Adl.
St.Pölten hat wesentliche Herausforderungen,
so Adl. Dazu gehören die Innenstadtentwicklung
und das Bevölkerungswachstum. St.Pölten ist 25
Jahre Landeshauptstadt und ist im Schnitt pro
Jahr um 100 Einwohner gewachsen.
Heute stehen wir bei etwas mehr als 52.000
Hauptwohnsitzern. Mit diesem Projekt gelänge
es in ein, bis 2 Jahren alleine bis zu 1.000 neue
Stadtbürger zu gewinnen.
„In der täglichen politischen Diskussion läuft die
Debatte oft in einer Einbahnstraße. Manchmal
muss man gedanklich daraus ausbrechen, und
es ergibt sich ein Lösungsvorschlag, der mehr
möglich macht, als ursprünglich gedacht.
Für dieses Mehr trete ich ein. Die Hesserkaserne
bleibt den St.Pöltnerinnen und St.Pöltnern erhal-
ten. Sie findet nur eine neue Nutzung“, so Adl
abschließend.
LIVInG hEss - nEuER sTADTTEIL FüR sT. pöLTEnStadtkernerweiterung am Areal der Hesserkaserne
Kasernentausch: Vizebürgermeister
Matthias Adl (re) und STR Bernhard
Wurzer (li) wollen Barrieren im Kopf
abbauen.
– 7 –MFG
mFG a
DVer
Tori
al
MFG WAHLSPECIAL
MAttHIAS StAdLEr Spitzenkandidat SpÖ und BürgermeiSter
Herr Bürgermeister, wie gut kennen Sie denn Ihren neuen ÖVP-Herausforderer Mathias Adl bzw. welche Beziehung ha-ben Sie zu ihm?Bis vor kurzem war er einer von 42 Gemeinde
räten und der Parteisekretär der ÖVP. Nach sei
ner Wahl zum neuen Vizebürgermeister habe ich
mich ausführlich mit ihm unterhalten. Unsere
Beziehung wird dadurch definiert werden, wie
gut seine Handschlagsqualität ist. Meine Hand
ist ausgestreckt, mal schauen ob wir gemein
sam etwas für St. Pölten weiterbringen können,
oder ob sich die Opposition auf Wadelbeißerei
konzentriert.
Waren Sie von der Nominierung Adls überrascht?Nein, das war seit geraumer Zeit kein Geheim
nis, nicht mal für mich als Bürgermeister einer
anderen Fraktion. Die Frage war nur, ob sich die
Landes oder die StadtÖVP durchsetzt.
Man hat den Eindruck Sie machen auf „überparteiischer Staatsmann“ und die parteipolitischen Gefechte muss Ihre Vi-zebürgermeisterin Susanne Kysela aus-fechten? Eine gute Arbeitsteilung?(Lacht.) Wenn mir der Kragen platzt, dann mach
ich das schon selber. Aber ich kann auch nicht
auf jeden NebenQuäker reagieren.
Was erwarten Sie vom neuen Frontmann der Grünen, Cagri Dogan? Werden die Grünen nach der Wahl eine größere Rolle in St. Pölten spielen?Mit ihm hatte ich bisher wenig Kontakt, einmal
hatte er als Unternehmer mal mit mir zu tun.
Aber ich wüsste auch nicht, dass er Kontakt zu
mir gesucht hätte. Ich warte gespannt, was sich
bei den Grünen ändert.
Wäre Rot-Grün eine Option?Ich will ein möglichst gutes Ergebnis für die SPÖ
erzielen, damit wir weiterhin möglichst gut für
St. Pölten arbeiten können. Da denke ich nicht
an eine Koalition.
Das war klar, dass Sie das sagen. Aber für den Fall, dass es keine absolute Mehrheit geben sollte, müssen Sie ja eine Präferenz haben?
Wenn eine klare Mehrheit fehlt, dann überlege
ich mir nach der Wahl, was passiert. Die Koo
perationsbereitschaft der Parteien hängt ja we
sentlich vom Ergebnis der Wahl ab.
Hermann Nonner als Front-Runner der FPÖ – haben Sie damit gerechnet?Nein, soviel WendehalsQualität habe ich ihm
nicht zugetraut. Aber nachdem er sich bei uns
und der ÖVP angedient hat, war das wohl der
nächste Schritt, dass er zur Partei zurückgeht,
die er schon einmal im Regen stehen ließ und
nun eine ChamäleonHaltung einnimmt.
Der oft zitierte Bundestrend macht Ih-nen im Zusammenhang mit der FPÖ auch keine Sorge?Nein, ich fürchte mich nicht. Die Menschen wis
sen, worum es bei der Gemeinderatswahl geht,
nämlich darum, dass die Entscheidungen vor Ort
getroffen werden. Und diese Entscheidungen
sollen von Leuten getroffen werden, die gut und
dauerhaft gearbeitet haben. Die Frage ist: Wie
verlässlich sind die Persönlichkeiten, die zur
Wahl stehen und wie gut sind sie in der Lage die
Herausforderungen für die Zukunft der Stadt zu
meistern?
Die jahrzehntelange absolute Dominanz Ihrer Partei bringt mit sich, dass für viele Bürger „das Rathaus“ synonym steht für die Stadtverwaltung und die SPÖ. Wie entkräften Sie diese Wahrnehmung?Ich bin überzeugt, dass man mir nicht vorwer
fen kann, dass ich mein Amt nicht immer kor
rekt und überparteilich ausgeübt hätte. Ich bin
als Bürgermeister auch für die Verwaltung zu
ständig, meine Parteifunktionen habe ich aber
nie im Rathaus ausgeübt, sondern drüben in der
Prandtauerstraße. Da trenne ich nicht nur räum
lich, sondern auch nach Funktion. Dass wir seit
Jahrzehnten mit so viel Vertrauen der Bevölke
rung ausgestattet sind, ist ja auch ein Qualitäts
beweis für unsere Arbeit.
Was sich alle fragen: War die SPÖ un-ter Gruber bzw. jetzt unter Stadler so gut, oder die Leistung der Opposition so mies?Ich glaube, dass das dichte soziale Netz, das wir
in St. Pölten geknüpft haben, von den Menschen
einfach hoch geschätzt wird. Die Stärke der SPÖ
ist also eine Chance für die Entwicklung der
Stadt. Und ich verstehe mich wirklich nicht als
Nachhilfelehrer der Opposition, da will ich kein
Urteil abgeben. Tatsache ist, wir sind ein sehr
fleißiges und innovatives Team und arbeiten hart
für St. Pölten.
Kommen wir zu konkreten Zielen für die nächsten Jahre. Mit dem Glanzstoff-Areal müssen Sie ja schon konkrete Wünsche verbinden?Wir haben als Stadt natürlich Anregungen gege
ben, ich glaube im Bereich Wohnbau, Gewerbe,
teilweise Handel gibt es wunderbare Chancen.
Auch die historische Substanz ist dabei reizvoll.
Das Eigentumsrecht steht natürlich an oberster
Stelle, darum warten wir auf Entscheidungen
des Eigentümers, und die liegen nun mal nicht
in unserem Einflussbereich. Sinngemäß gilt das
übrigens auch für das Kasernenareal oder an
dere Grundstücke. Wo die Stadt mit Flächen
widmung und anderem Support helfen kann, da
sind wir gerne bereit mitzugestalten. Auch der
GlanzstoffEigentümer dürfte mit uns nicht un
zufrieden sein, sonst hätte er das wohl schon
geäußert. Ich habe auch auf Länder und Bun
desebene auf das Areal hingewiesen und sozu
sagen dafür geworben.
Ein urbanes Erfolgskapitel sind stei-gende Nächtigungszahlen und Groß-events wie das Frequency Festival. Gibt es eine Zukunft für das Frequency, falls die ehemalige Kaserne in Zukunft nicht mehr zur Verfügung steht? Veranstalter Harry Jenner und sein Team sind
kreativ und engagiert. Wenn man will, wird man
eine Lösung finden, auch wenn die Kaserne weg
wäre. Aber bei der Kasernendiskussion geht oft
unter, dass ja nicht das ganze Areal dort nutz
bar ist. Da wird oft auch von den Kritikern trotz
besseren Wissens mit falschen Zahlen und Argu
menten hantiert.
– 9 –MFG
tEXt: MICHAEL MÜLLNEr
MFG WAHLSPECIAL
MATTHIAS ADL Spitzenkandidat ÖVp
Die ÖVP hat beim Budgetentwurf den Se-niorenausflug kritisiert, jetzt waren Sie selbst Schnitten austeilen?Es ist leider bewusste SPÖ-Propaganda, dass
wir gegen den Seniorenausflug gewesen sind
– das ist schlichtweg falsch. Wir haben damals
den Bürgermeister beim Mogeln aufgeklopft,
nachdem er vollmundig angekündigt hatte, er
wird 20% seiner Repräsentationskosten senken,
und im Budgetentwurf war davon keine Spur. Im
Übrigen lädt auch nicht der Bürgermeister die
Senioren ein, sondern der Steuerzahler. Aus die-
sem Grund, quasi „gleiches Recht für alle“, habe
ich an der Anlegestelle Schnitten verteilt!
Sie sind der neue starke Mann in der ÖVP. Wie fiel die Wahl auf Sie?Wir haben die Stärken und Schwächen der Mit-
bewerber analysiert, ein Anforderungsprofil er-
arbeitet und zuletzt die Frage gestellt, welche
Person dieses am besten erfüllt. Das war ich.
Welche Ansprüche waren das?Mein Alter – ich bin nicht zu jung und nicht zu
alt. Ich bin verheiratet, habe drei Kinder, stehe
mit beiden Beinen im Leben und habe Erfahrung
mit Bürgeranliegen. Jene, die mich kennen, wis-
sen, wie ich an Umsetzungen herangehe – mir
wird Handschlagqualität nachgesagt. Ich bin
sicher nicht der große Philosophierer, sondern
der hemdsärmelige Typ, der sagt: „Was wollen
wir und wie können wir es umsetzen?“ Und ich
hänge nicht alles an die große Glocke.
Als ein Ziel haben Sie formuliert, die Ab-solute der SPÖ zu brechen.Ich habe gesagt, das Ziel aller Oppositionspar-
teien muss sein, an der Absoluten zu rütteln.
Das kann der Kommune nur gut tun, wenn die
Herrschaft einer einzigen Partei aufbricht und
Vorschläge nicht automatisch abgeschmettert
werden, nur weil sie von der Opposition kom-
men. Dieser Reflex stört mich schon lange. Ge-
meinsam ist man stärker, einer allein kann nicht
auf alles das Patentrezept haben. Wenn unser
Bürgermeister einer für alle ist, wie er immer
behauptet, dann muss er sich auch mit anderen
Positionen auseinandersetzen.
Das Brechen der Absoluten wird aber schwer – eine aktuelle Umfrage sagt der
ÖVP sogar Verluste voraus. Ihr Wahlziel?Für mich ist alles deutlich über 20% ein Erfolg.
Im Intensivwahlkampf tut sich noch einiges, es
gibt so viele last-decider, die sich sprichwört-
lich in der Wahlkabine entscheiden. Wir werden
unser Profil noch schärfen. Zudem bin ich über-
zeugt, dass auch unser einzigartiges Wahlmodell
– bei dem der Wähler sozusagen entscheidet,
wer wirklich einzieht – honoriert wird.
Bei diesem haben Sie und Stadtrat Wur-zer als einzige einen Fixplatz, was von der SPÖ den Vorwurf einbrachte, sie hät-ten wohl Angst vor dem Wiedereinzug.Dann hieße das aber im Umkehrschluss, dass
sich bei der SPÖ alle 84 Personen auf der Liste
fürchten, weil da ist ja die Reihung fix vorge-
geben, bestimmt also die Partei und nicht der
Wähler, wer in den Gemeinderat einzieht.
Man hat seit Jahren den Eindruck, dass es gar nicht darum geht, dass die SPÖ so stark ist, sondern eher die Opposition zu schwach ist. Warum scheint das so?Gute Frage: Ich glaube, dass halt ein gemachter
Bürgermeister in vielen Bereichen einfach über-
deckt. Wenn die SPÖ sozusagen alleine antreten
müsste, nur als Partei, sähe die Sache schon an-
ders aus. Wichtig ist, dass man sich als Wähler
die Angebote der Parteien genau anschaut, sich
die Frage stellt, was will ich und welche Partei
erfüllt das. Und dass man dieser Partei dann
auch die Chance gibt, die Sachen umzusetzen.
Hat man ein Problem beim Stammklien-tel? Manch Wirtschaftstreibender räumt zwar ein, dass er „Schwarzer“ ist, aber trotzdem Stadler wählt. Was ist passiert?Gerade in der Wirtschaft wird ganz nüchtern
abgewogen – was bringt es? Unsere Aufgabe
ist es jetzt, diesen Leuten bewusst zu machen,
dass es etwas bringt, wenn sie die ÖVP wählen,
weil wir ihre Interessen vertreten. Diesbezüglich
müssen wir wieder Vertrauen erwerben. Prinzi-
piell ist aber konstatierbar, dass – egal in wel-
cher Partei – das „Stammklientel“ abnimmt.
Ihre Partei kritisiert die Abgehobenheit und die Schikanen der SPÖ.Nehmen wir den von uns schon lang gefor-
derten Indoor-Spielplatz – und dafür ist das Pa-
radies der Fantasie keinerlei Ersatz. Wir hatten
einen konkreten Investor, da hieß es, man könne
keinen Privaten unterstützen. Was ist aber dann
bei einem Hotel, wo man 3,5 Millionen Euro
mitfördert – wobei wir froh sind, dass das Ho-
tel endlich Realität ist. Das ist ein Widerspruch
in sich in der SP-Politik, da agiert man extrem
sprunghaft und unglaubwürdig.
Woran liegt das Ihrer Meinung nach?Das ist schlichtweg eine Reflexgeschichte, weil
der Vorschlag von uns gekommen ist. Hätte der
Bürgermeister einen Privatinvestor für den In-
doorspielplatz gefunden und man hätte das, um
es zynisch zu formulieren, schön für ein nettes
Foto aufbereitet, wäre er schon längst Wirk-
lichkeit. Und es gibt immer wieder solche Na-
delstiche. Wir haben als Langfristziel – bis 2050
– Energieautarkie formuliert. Im Vorjahr haben
wir vorgeschlagen, als Zeichen Gratisparken für
umwelteffiziente Fahrzeuge zu gewähren – das
wurde abgeschmettert mit der Erklärung, es
gebe nur ein Elektrofahrzeug. Und auf einmal,
kurz vor der Wahl, eröffnet der Bürgermeister
plötzlich eine Elektrotankstelle am Rathausplatz
und es wird ein „Tag der Sonne“ durchgeführt.
Das ist reine Polemik auf Kosten der Politik.
Manche Bürger monieren, dass Sie Pot-tenbrunn überproportional verhaftet seien und keinen Bezug zu „urbanen“ Themen hätten.Das ist lächerlich. Ich kenne die Stadt sehr gut.
Ich hatte mein Büro immer in der Innenstadt,
früher direkt am Rathausplatz, jetzt am Völkl-
platz. Mir also vorzuhalten, ich sei quasi vom
Land, ist einfach nicht fair.
Ihre Beziehung zum Bürgermeister? Das Verhältnis zum Bürgermeister ist sachlich
distanziert. Wir werden sicher nicht die besten
Freunde, aber das müssen wir ja auch nicht.
Wichtig ist, dass wir in der Sache konstruktiv
sind.
– 11 –MFG
TEXT: JoHAnnES REICHL
MFG WAHLSPECIAL
CAGRI DOGAN Spitzenkandidat die GRÜnen
Die Grünen haben eine neue Mann-schaft, die in ihrer Diktion insbesondere die Jungwähler anspricht – warum? Die Jugendlichen werden vernachlässigt. Das
ist nicht akzeptabel und kurzsichtig gedacht.
Warum schafft es etwa eine kleine Kommune
wie Weinburg ihre Studenten finanziell zu unter-
stützen, wenn sie den Hauptwohnsitz halten –
und wir große Hauptstadt können uns das nicht
leisten? Was macht diese Stadt für die Jugend-
lichen, wo investiert sie – wo ist das Bekenntnis:
Hey Leute, wir kümmern uns um euch?
Umgekehrt gibt die Stadt für einen Seniorenaus-
flug 69.000 Euro aus. 69.000 Euro! Damit könnte
man drei, vier Vereine, die Jugendarbeit leisten,
ein ganzes Jahr lang unterstützen. Die Jugend-
lichen müssen daher aufstehen, wählen gehen,
und sagen: „Nein, so geht es nicht!“
Aber haben Sie nicht Angst, dass sie dann – wie Jungwähleranalysen zeigen – eher zur FPÖ gehen? Nein, es kommt nur darauf an, wie man ihnen
begegnet. Ist der Politiker einer von mir, kann
ich mit ihm reden, nimmt er mich ernst, oder ist
er abgehoben. Viele Politiker machen nur Show,
die Botschaft der Grünen hingegen ist: Wir ha-
ben die gleichen Ziele wie ihr, und es geht da-
rum, dass wir gemeinsam etwas machen!
Was ist diesbezüglich Ihr größtes Visi-onsprojekt?Eine Art „Kulturfabrik“ am ehemaligen Glanz-
stoff-Areal, eine Mischung aus Wiener WUK und
Museumsquartier, wo es Proberäume, Ateliers,
Hallen für Events und mehr gibt. Wo Künstler
und Kulturaktivisten freien Raum haben, sich
zu entfalten. Dazwischen Grünraum, der auch
für Familien Erholungsfaktor bietet. Das wäre
etwas, was junge Menschen hier halten würde.
Hegen Sie nicht die Befürchtung, dass sich manche Bevölkerungsgruppen auf-grund des Fokus auf die Jugend durch die Grünen nicht vertreten fühlen?Den Grünen geht es um das Wohl aller! Eines
hängt doch vom anderen ab. Meine Großeltern
sind alt, aber sie würden nie so denken. Das
sind ja ihre Kinder und Enkelkinder – und wir alle
wollen, dass wir für die nachfolgenden Genera-
tionen die Welt gut hinterlassen. Bevor irgendje-
mand in diesem Land an Ökologie dachte, waren
wir gegen Zwentendorf. Was ist passiert?! Öster-
reich ist heute AKW-frei, grünes, ökologisches
Denken ist vielfach in die öffentliche Meinung
eingegangen.
So sehr, dass die anderen Parteien nun ebenfalls „klassische grüne Themen“ auf Ihre Fahnen heften. Bestes Beispiel war auf Lokalebene die Anti AKW-Resolution. Früher hätten die Grünen diese einge-bracht.Nun, da haben aber wir per Zusatzantrag reinre-
klamiert, dass sich die Stadt als prinzipielle Ziel-
setzung die gänzliche Umstellung auf Ökostrom
auferlegt – und das wurde angenommen. In den
Medien ging das leider unter.
Was sind Ihrer Ansicht nach die vordring-lichsten Zukunftsthemen?Mobilität und Bewegungsfreiheit. Die Spritpreise
werden weiter steigen, die Ölreserven gehen zu
Ende. Dadurch wird sich jemand, der vielleicht
1.000 Euro im Monat verdient, in Zukunft ein
Auto kaum mehr leisten können – hier müssen
wir gewährleisten, dass seine Bewegungsfrei-
heit dennoch nicht eingeschränkt wird.
Wie schafft man das?Das LUP System muss sinnvoll erweitert wer-
den. Es kann doch nicht sein, dass ich von
einem Stadtende zum anderen mit dem Bus 65-
90 Minuten brauche oder dass die nächste Bus-
station, wie in manchen Stadtteilen der Fall, 25
Minuten entfernt ist – da kann ich gleich zu Fuß
gehen. Außerdem muss der LUP auch am Wo-
chenende fahren und es muss in einer Haupt-
stadt Nachtbusse geben. Und die Flotte muss
auf Nachhaltigkeit umgestellt werden. Wir fa-
hren mit Erdgas – das ist ein absoluter Wahnsinn
und völlig kurzsichtig. Dafür eröffnet der Bürger-
meister effektheischend eine Elektrotankstelle
am Rathausplatz. Hallo?! Welche Logik steckt
dahinter? Eine Tankstelle am Rathausplatz? Und
eine einzige?!
Woher nehmen Sie das Geld für diese Maßnahmen? Die Stadt hat jetzt schon kaum mehr Spielraum für Schulden.Ich sehe durchaus Möglichkeiten, wo gespart
werden könnte. Wozu brauchen wir etwa eine
S34? Ich sehe ebenso große Fragezeichen, wenn
48.000 Euro pro Parkplatz gefördert werden, 4,8
Millionen Euro in eine Park & Rideanlage fließen,
2 Millionen Euro für irgendein Grundstück in Völ-
tendorf ausgegeben werden, das Büro V jährlich
2 Millionen Euro erhält oder ein Seniorenausflug
69.000 Euro kostet. Kurzum: Es geht um eine
sinnvolle Umverteilung.
Sie sind geborener Österreicher mit Mi-grationshintergrund. Wie beurteilen Sie die Situation in Sachen Integration?In der Stadt wird leider oft die Politik der drei Af-
fen betrieben. Solange halt, bis die Probleme so
gelagert sind, wie sie sind. Derzeit gehen die Be-
völkerungsgruppen auf parallelen Wegen, nicht
miteinander – gerade das Aufeinanderzugehen
ist aber am allerwichtigsten.
Was kann die Kommune dazu beitragen?Es gibt zahlreiche Vereine der Ethnien, die gut
arbeiten, gut vernetzt sind. Aber die Stadt weiß
nicht damit umzugehen bzw. dies zu nutzen.
Dabei könnten diese Vereine wertvolle Brücken
sein, indem man gemeinsam Projekte fördert
und realisiert und so gegenseitig Ängste abbaut.
Alle Oppositionsparteien blasen zum Sturz der SP-Absoluten – auch die Grü-nen?Durch absolute Mehrheiten wird die Demokratie
zur Demokratur. Das ist schlecht für die Gemein-
schaft.
Es ist ja auch bemerkenswert: In einer NÖN-
Umfrage bekommt der Bürgermeister zwar 64%
Zustimmung, aber in derselben Umfrage sind die
Leute unzufrieden mit dem Verkehr, der Schul-
densituation etc. Da liegt doch eine Diskrepanz
vor, denn wer ist verantwortlich für die Zu-
stände, mit denen man unzufrieden ist?
Das Wahlziel der Grünen?Wir wollen so viel Unterstützung wie möglich er-
reichen und den Stadtrat halten.
– 13 –MFG
TEXT: JOHANNES REICHL
MFG WAHLSPECIAL
HERMANN NONNER Spitzenkandidat FpÖ
Hermann Nonner als Spitzenkandidat der FPÖ, das wäre vor einigen Wochen noch ein Witz gewesen. Wie ist es dazu gekommen? Angeblich sind Sie bei SPÖ und ÖVP ja abgeblitzt?Ich habe mit SPÖ und ÖVP gesprochen und an-
geboten als völlig unabhängiger Bürgerkandidat
auf deren Liste zu kandidieren. Aber letzten
Endes hat sich nur die FPÖ soweit geöffnet,
weshalb wir jetzt diese Allianz geschlossen ha-
ben. Den Hermann Nonner hätte es sowieso
gegeben, zwei Mandate hätte ich mir auch al-
leine mit Sicherheit zugetraut. Aber gemeinsam
mit der FPÖ, dem Bundestrend und der guten
Arbeit des Hermann Nonner ist einfach noch
mehr möglich. Als Spitzenkandidat ist jetzt mein
Ziel, dass ich mit der FPÖ auf einem hohen und
kritischen Niveau Sachpolitik betreibe. Von par-
teipolitischen Spielereien und der Wadelbeißerei
halte ich mich aber raus, auch wenn ich sicher
mit einigen Bundesthemen der FPÖ sehr gut
leben kann. Ich möchte auch eine Geschlossen-
heit der Opposition erreichen, alle Fraktionen
sollen möglichst gemeinsam für den Bürger ar-
beiten und so die SPÖ zu mehr Dialog drängen.
Die FPÖ sendet aus „Bürgermeister Mag. Abgehoben agiert abgehoben, bürger-feindlich und versteckt sich lieber bei seiner Seitenblicke-Schicki-Micki-Gesell-schaft statt für die Probleme der Bürger ein offenes Ohr zu haben.“ Dialog? Ich finde solche Aussagen nicht gut. Das ist si-
cher ein längerer Prozess, den möchte ich natür-
lich auch in meine Richtung positiv beeinflussen.
Im Wahlkampf kann man so etwas schon sagen,
aber danach soll sich das wieder normalisieren.
Also Wahlkampf – eine Zeit der „fokus-sierten Unintelligenz“, wie der Wiener Bürgermeister Häupl es mal formulierte? Ich sehe den Wahlkampf eher als Fasching, da
werden Sachen eben verschärft gesagt.
Sie wurden schon vieles genannt, etwa „rotes Beiwagerl“. Jetzt ist die Rede vom politischen Chamäleon. Klaus Otzelber-ger hat im letzten MFG an den Verrat Hermann Nonners erinnert, der sich da-mals nach einer Wahlniederlage aus der Partei gestohlen und die Mandate mitge-
nommen hat. Jetzt ist wieder alles gut?Wir haben sicher tiefe Gräben zugeschüttet,
aber das war ja ein längerer Prozess. Die zwei
FPÖ-Gemeinderäte sind ja schon jetzt oft nach
den Sitzungen mit mir auf einen Drink gegangen
und haben meine Nähe gesucht. Und Klaus Ot-
zelberger ist ein kluger Mann, der wird seinen
Weg schon gehen, wohl im Parlament, da sollte
man einzelne Meldungen nicht überbewerten.
Viele sehen auch ein monetäres Inter-esse: Sie wollten einfach nicht den Wahl-kampf aus eigener Tasche finanzieren.Zwei Mandate hätte ich ohne große Investiti-
onen sicher geschafft, also das ist kein Argu-
ment. Mir geht’s darum etwas zu verändern.
Welche Sachthemen sind für die näch-sten Jahre wichtig? Es kann ja nicht rei-chen, immer nur einen Parkplatz dort und eine Stop-Tafel hier zu fordern.Das sind sehr wohl wichtige Themen, wenn
Bürger mich um Unterstützung bitten, weil sich
sonst niemand um deren Anliegen kümmert! Da
gibt es auch zahlreiche, kleine Erfolge, die der
Nonner umgesetzt hat, auch wenn sich danach
natürlich niemand daran erinnert. Aber darum
geht’s auch nicht, der Bürger, dem ich gehol-
fen habe, für den ich mich eingesetzt habe, der
wählt mich – und seine 20 Freunde auch.
Und von den großen Themen her, mein wich-
tigstes Anliegen ist Ordnung und Sauberkeit. Da
gehört auch Sicherheit dazu. Darum ist mir auch
eine Diskussion über einen Ordnungsdienst so
wichtig. Da geht’s nicht um einen Ersatz für die
Polizei, sondern um das Gefühl der Menschen.
Was steht sonst noch am Programm?Sozial leistbarer Wohnraum. Eine Belebung der
Innenstadt. Im Tourismus muss sich generell
mehr tun. Das Niveau mit dem sich der Bürger-
meister zufrieden gibt ist viel zu niedrig. Das
neue Hotel ist ein Tropfen auf dem heißen Stein.
Ich finde nach wie vor, dass ein Erlebnisbad mit
Hotelbetrieb am Ratzersdorfer See Sinn macht.
Die FPÖ hat unlängst kritisiert, dass dem Cityhotel von der Stadt zu viel Förderung gegeben wurde. Sehen Sie das auch so?Wir können uns natürlich nicht alles leisten, aber
in diesem Fall haben wir das Projekt gebraucht
wie einen Bissen Brot. Das war schon richtig,
dass das entsprechend gefördert wird. Warum
gibt der Bürgermeister nicht endlich das ehema-
lige Wachzimmer im Rathaus als Raum für regi-
onale Schmankerl oder Weinverkostungen frei.
Es gibt mindestens 50 Projekte, die ich Ihnen auf
Anhieb nennen kann, von denen wichtige Im-
pulse für St. Pölten ausgehen könnten.
St. Pölten diskutiert unterdessen über Hundefreilaufzonen oder Parken am Domplatz. Warum formuliert die Opposi-tion keine wirklich schwierigen Fragen, zum Beispiel die Stadtfinanzen?Oberflächenparkplätze in der Innenstadt sind
wichtig, möglichst viele sollte man am Domplatz
erhalten. Aber ich würde die archäologischen
Ausgrabungen dort zuschütten und die Umge-
staltung absagen. Acht Millionen Euro sollten
wir dafür nicht ausgeben, das Geld haben wir
nicht. Und desto komplizierter die Themen,
desto schwieriger sind sie auch für Politiker in
den Medien rüberzubringen. Bei der Hundefrei-
laufzone wird aber deutlich, dass Bürgermeister
Matthias Stadler zwar sehr intelligent ist – ich
schätze ihn wirklich – aber ich frage mich schon,
wer ihn zeitweise berät. Die vom Rathaus ge-
plante Auslaufzone mit 2.000m² ist doch viel zu
klein, das sollten 20.000m² sein. An der Traisen
in einem weniger frequentierten Bereich muss
das möglich sein, da brauch ich nicht alles ein-
zäunen, da würden auch Schilder reichen.
Für welche Politik stehen Sie? Ich bin seit 1991 Politiker, damals hab ich Jörg
Haider als den ehrlicheren Sozialisten als Vra-
nizky und Klima empfunden. Ich bin ein fast
extremer Sozialist und finde, dass eine starke
Linksstellung durchaus mit einer starken Rechts-
stellung zusammenpasst. Früher hatte ich sogar
mal die Idee eine echte sozialistische Partei zu
gründen. Außerdem bin ich lernfähig, höre zu
und werde gescheiter. Mir geht es um unabhän-
gige Arbeit für die Bürger. Um Sachthemen.
– 15 –MFG
TEXT: MICHAEL MÜLLNER
MFG WAHLSPECIAL
SAMIR KESETOVIC BÜRGERLISTE FÜR ST. PÖLTEN
Sie waren lange Zeit grüner Gemeinderat in Wilhelmsburg, haben sich nunmehr mit BZÖ-Geschäftsführerin Claudia To-bias zur sogenannten „Twinni-Forma-tion“ zusammengeschlossen. Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit?Wir haben einander bei einer Veranstaltung für
Kinderrechte kennen gelernt und sind draufge-
kommen, dass wir parallel an Bürgerlisten für
die Wahl arbeiten. Kurz danach haben wir te-
lefoniert, waren uns in fünf Minuten einig, dass
wir das gemeinsam machen.
Wie passt Orange-Grün zusammen? Hän-gen Sie nicht beide am Gängelband Ihrer ursprünglichen Gruppierungen?Ich komme aus dem links-bürgerlichen Lager,
aus einer sehr politischen Familie in Bosnien,
habe in Österreich bei den Grünen meine Fa-
milie gefunden.
Claudia Tobias ist liberal-bürgerlich, grüne
Ideen sind ihr ein großes Anliegen. Auch Grüne
haben kein Problem mit Claudia Tobias, wir ha-
ben einige grüne Urgesteine auf unserer Liste,
die sind begeistert von ihr und ihren Ideen.
Auch unter dem Aspekt, dass Ewald Stadler BZÖ-Obmann ist?Klar, Ewald Stadler polarisiert, aber da er sehr
wertekonservativ ist, ist er auch Bewahrer, also
in vielen seiner Ansichten „grün“, da trifft sich
die Sache.
Warum haben Sie eigentlich Wilhelms-burg den Rücken gekehrt und kandidie-ren jetzt in St. Pölten?Ich habe mit meiner Familie in Wilhelmsburg
gewohnt, bin aber immer schon mehr in St.
Pölten gewesen, vor allem natürlich beruflich.
Ich habe in Wilhelmsburg eine schöne Zeit ver-
bracht, viele Wilhelmsburger wollten, dass ich
bleibe. Ich such aber eine neue Herausforde-
rung.
Warum ist es dabei nichts mit einer Kandidatur bei den Grünen geworden? Sie wollten ja Nachfolger von Silvia Bu-schenreiter werden.Der Parteivorstand der niederösterreichischen
Grünen hat geweint, weil es nichts geworden
ist. Aber ich wollte nicht die Marionette von
Silvia Buschenreiter sein, ich bin kein Hand-
langer. Das ist jetzt die bessere Lösung, ich
wollte nicht streiten, wollte den Grünen nicht
schaden, sie sind meine Familie. Und ich lass
mich nicht in eine Ideologie pressen. Ich passe
in keine Schublade.
Sie werden von Medien gern als „Rambo“, also Querulant bezeichnet. Schmeichelt Ihnen das oder ärgert es Sie? Und besteht nicht die Gefahr, dass hinter diesem das verschwindet, wofür Sie wirklich stehen?Querulant – damit muss man leben können.
Um Schaden zu begrenzen, muss man laut
schreien. Ich riskier für die Sache oft sogar
rechtliche Schritte meiner Gegner.
Sie treten mit Claudia Tobias im Paarlauf auf, betonen, dass sie gemeinsam um den Einzug ins Stadtparlament kämpfen. Warum sind Sie jetzt die Nummer eins auf der Liste?Einer muss die Nummer eins sein. Claudia ist
BZÖ-Mitglied, ich habe meine Mitgliedschaft
bei den Grünen ruhend gestellt. Dass ich auf
dem Papier auf Listenplatz eins bin, betont un-
sere Überparteilichkeit. De facto ändert sich
aber nichts. Es geht nicht darum, wer von uns
Nummer eins und wer Nummer zwei ist, es
geht um die Sache.
Was ist Ihr Wahlziel? Und was passiert, wenn sie beide nur ein Mandat errei-chen? Wer wird dann in den Gemeinde-rat einziehen? Und wird die Liste weiter-bestehen, wenn Sie den Einzug in den Gemeinderat nicht schaffen sollten?Wir wollen beide Mandate schaffen. Wenn wir
nur eines erreichen, werden wir einfach teilen
- also jeder jeweils die Hälfte der Legislaturpe-
riode. Und wenn wir es nicht schaffen, werden
wir natürlich weitermachen und auch dann
zeigen, dass man Themen voranbringen kann,
selbst wenn man nicht im Gemeinderat sitzt.
Wenn Sie in den Gemeinderat einziehen, wie wird Ihre Arbeit für die Stadt dort aussehen?Wir wollen eine transparente Politik. Wir wollen
regelmäßige überparteiliche Gesprächsrun-
den zu wichtigen Themen, dazu sollte es auch
verpflichtende Volksbefragungen geben. Die
Menschen sind einfach enttäuscht von unseren
Politikern, denen es oft nicht um die Sache,
sondern nur eher um die eigene Person und
ihre jeweilige Partei geht. Uns hingegen geht es
um die Probleme der Menschen, wir sind mit
unserer Bürgerliste Vorreiter.
Vorreiter inwiefern? Was ist bei Ihnen anders als bei anderen Gruppierungen? Wir sind beide themenbezogene Politiker. Wir
wollen eine neue Politik machen und keine
ideologischen Diskussionen führen. In unserer
Partei sind Menschen zusammengekommen,
die weg von verkrusteten Parteistrukturen und
keine Parteisoldaten, Handheber sein möchten.
Das heißt in der Umsetzung?Zum Beispiel wird St. Pölten Sparmaßnahmen
setzen müssen, wir erarbeiten dazu kreative
Lösungen. Und wir nehmen die Anliegen der
Menschen Ernst, wollen auch die kleinen Pro-
bleme lösen.
Welche Themen sind Ihnen da ein beson-deres Anliegen?Wir setzen uns für verlängerte Kindergartenöff-
nungszeiten ein und für einen Sommerhort.
In St. Pölten zahlen Mieter von Gemeindewoh-
nungen die weitaus höchste Kaution österrei-
chweit – das gehört geändert.
Im Bereich der Wirtschaft wollen wir für eine
weitere Belebung der Innenstadt sorgen. Und
auch verkehrstechnisch gibt es einiges zu ver-
ändern in St. Pölten: Wir brauchen mehr Ein-
kaufsfahrradwege, die Parkplatzsituation in der
Innenstadt und im Krankenhausbereich gehört
verbessert.
Außerdem fordern wir eine transparentere
Gemeindearbeit mit regelmäßigen überpartei-
lichen Bürgergesprächen. Und was uns ein be-
sonderes Anliegen ist: Wir möchten St. Pölten
energieautark machen.
– 17 –MFG
TEXT: BEATE STEInER
– 18 –MFG
Die „Altparteien“ SPÖ und ÖVP jedenfalls schei-
nen auf die (Vorbild)Wirkung der Personenkomi-
tees zu schwören, die sich natürlich völlig von
alleine gebildet haben. Es geht ja nicht um die
Partei, sondern um die Person: „Wir sind unab-
hängig“, betonen die Fanclubs!
Für Rathaus-Dominator Matthias Stadler ma-
chen sich heuer bis jetzt rund 200 Unterstüt-
zer stark, die „miteinander“ erreichen wollen,
dass der Bürgermeister die Zukunft der Stadt
gestaltet. Auffallend viele Wirtschaftstreibende
finden sich darunter, angeführt von Autohänd-
ler Werner Blum und Fachhochschul-Rektorin
Barbara Schmidt: „St. Pölten ist eine Stadt auf
gesundem Weg. Ein Garant für die konsequente
Beschreitung des begonnen Weges ist für mich
Bürgermeister Matthias Stadler.“
Einige der Stadler-Fans, pikantes Detail am
Rande, waren übrigens zu einem von VP-Lan-
desgeschäftsführer Gerhard Karner initiierten
Treffen mit Landesrätin Petra Bohuslav gela-
den – zu dem die beiden dann aber doch nicht
erschienen sind. Offensichtlich erhofften sie
Antwort auf die brennende Frage, was denn
die dem schwarzen Lager zugeordneten Wirt-
schaftstreibenden am roten Matthias finden,
frei nach dem Motto „Was hat der Stadler, was
der Adl nicht hat?“
Ein Personenkomitee ist’s jedenfalls nicht,
das fehlt, denn ein solches unterstützt auch
Matthias Adl – mit Familienbund-Leiterin Irene
Bamberger an der Spitze: „Weil er sich für Fami-
lien einsetzt und wirtschaftlich denkt!“
Bei den derzeit rund 100 Adl-Fans finden sich
die Abtrünnigen von Stadlers 2006er-Liste üb-
rigens nicht. Kreativ-Kopf Thomas Wagner hat
die Landeshauptstadt Richtung Wien verlassen,
Musik-Manager Dietmar Haslinger will mit Poli-
tikern grundsätzlich und eigentlich auch mit der
Stadt St. Pölten nichts mehr zu tun haben: „Ich
habe keinerlei Interesse mehr, mich in irgendet-
was in dieser Stadt einzumischen. Aber wenn
man viel international herumkommt, dann kann
man das kleine Goldfischglas St. Pölten nur
mehr nett finden und über die Befindlichkeiten
der Parteien und anderen ‚wichtigen‘ Instituti-
onen nur milde lächeln.“
Und Bäcker Wolfgang Hager, bei der letzten
Wahl noch Frontmann des Stadler-Komitees,
hat sich diesmal sozusagen gegen den Bürger-
meister und für seine Frau entschieden: Er hei-
ratet Anfang Juni Maria Wohlmuth, die für die
ÖVP ins Rennen geht. Wolfgang Hager: „Ich steh
voll hinter meiner Frau und unterstütze sie.“
Wie dies alle für ihre Lieblinge tun. Manche
mit Konterfei und offenem Bekenntnis, an-
dere im Hintergrund und einer kleinen Spende
zur Finanzierung der Kampagne. Manche aus
ehrlicher Überzeugung, andere, weil sie sich
vielleicht einen kleinen Vorteil aus ihrer öffent-
lichen Gunsterweisung erwarten, oder „weil sie
irgendwie nicht auskönnen“. Ob das Fanherz
wirklich treu ist oder nur bei Schönwetter und
Erfolg schlägt, das sieht man dann spätestens
bei den nächsten Wahlen, wenn sie sich wieder
bilden – die Personenkomitees.
Selbstverständlich haben wir auch um ein Interview mit einem Vertreter der Liste WIR für St. Pölten ange-fragt, erhielten darauf aber folgende abschlägige Antwort:
„Sehr geehrter Herr Harold,Vielen Dank für Ihre freundliche Anfrage. Leider können wir Ihnen nur mitteilen, dass wir an einem Gespräch mit Ihrem geschätzten Magazin kein Interesse haben. Mit besten Grüßen WIR für St. Pölten“
Die einen sagen, sie sind so notwendig wie ein Kropf, weil die Wähler ohnedies wissen, wen sie wählen. Die anderen wiederum halten sie für wichtige Werbeträger, die positiv Stimmung machen für ihren Kandi-daten: Die Personenkomitees.
Fan-Clubs TEXT: bEaTE sTEInER FoTo: FRIEDbERg/FoTolIa
MFg WaHlsPECIal
– 19 –MFG
JugEnD voRan
TEXT: goTTHaRD gansCH FoTos: sIMon HöllERsCHMID, zvg
„Der Jugend gehört die Zukunft – aber eben erst die Zukunft“, so der deutsche Politologe Kurt Sontheimer. Gerade im Zuge eines Wahlkampfes ist der Anblick Wahlzuckerl verteilender Jugendlicher keine Seltenheit. Sind sie nur billige Hilfskräfte, sollen dadurch Jungwähler angesprochen werden oder haben sie auch Verantwortung und Mitspracherecht in der „Mutterpartei“ – und das nicht nur vor Wahlen?
In St. Pölten sitzen bekanntlich vier Fraktionen im Gemeinderat. Eine ei-
gene Jugendabordnung haben lediglich drei davon: Dies sind die Sozialis-
tische Jugend (SJ), die Junge Volkspartei (JVP) und der wieder gegründete
Ring Freiheitlicher Jugend (RFJ). Einzig die Jungen Grünen haben in der
Landeshauptstadt keine Niederlassung. Dies begründet Gemeinderatskan-
didatin Julia Schneider mit dem ohnehin sehr jungen Team: „Es geht vor
allem um Authentizität, unabhängig von Alter, Geschlecht oder Herkunft.“
DIE zETTElWIRTsCHaFT. Die SJ sowie der RFJ sind eigenständige Ver-
eine und führen nicht zwingend zur Parteimitgliedschaft. „Daher müssen
wir nicht die Parteilinie vertreten, sondern können unsere Anliegen selbst
artikulieren“, erklärt Stefan Bartl, Bezirksvorsitzender der SJ. Auch Stefan
Berger, Landesobmann des RFJ, sieht dieselben Vorteile. Zwar gebe es hie
und da Differenzen mit der Mutterpartei, „diese halten sich jedoch in Gren-
zen und werden nicht an die Öffentlichkeit getragen.“ Als Zettelverteiler
fühle man sich nicht, wie JVP-Landesgeschäftsführer und Bezirksobmann
Markus Krempl betont: „Wahlkampf ist eine große Chance, Verantwortung
und Kompetenz zu übernehmen – du musst aber auch die Zettel verteilen.
Das schafft andererseits die Möglichkeit, mit den Menschen in Kontakt zu
kommen, ist eine Art Türöffner.“
Von der viel zitierten „Politikverdrossenheit der Jugend“ halten sie alle-
samt nichts. Wenn schon, dann gebe es eher eine Politikerverdrossenheit.
Laut Schneider sei dies „nicht zuletzt der ÖVP und SPÖ zu verdanken. Es
wird Angst verbreitet, anstatt dass vermittelt wird.“ Berger wiederum
sieht „die Zugkraft von gewissen Personen nicht gegeben. Es fehlen Ecken
und Kanten.“ Krempl ortet den Ursprung ganz woanders: „Die Jugend ist
viel kritischer und idealistischer. Sie ist noch nicht so abgestumpft.“ Bartl
nimmt in diesem Zusammenhang auch die Schulen in die Pflicht: „Die In-
halte müssen interessant gemacht werden. Außerdem ist die Lagerteilung
in links und rechts für Jugendliche abschreckend, man will sich daher nicht
festlegen.“ Warum wagt man dann doch den Schritt und engagiert sich in
einer Jugendpartei? Weil es auch um Spaß und Gemeinschaft geht. Für
manche freilich kann es auch der Beginn einer politischen Karriere sein.
WER DIE WaHl HaT. Und was fordern die Jungen von den „Alten“, gerade
auch im Hinblick auf die anstehende Wahl im Herbst? Das Thema Wohnen
taucht bei allen Jungparteien auf. Die SJ bemüht sich um die Themen Mobi-
lität (Stichwort Jugendfreifahrt), bessere Lehrlingspolitik sowie vermehrte
Mitbestimmung. Der RFJ fordert eine Entpolitisierung der Schulen und
des Lehrpersonals sowie verbesserte Freizeitangebote, während die JVP
sich auf eine Verbesserung des Bildungsstandortes (zusätzliche FH-Stu-
diengänge, Errichtung einer Universität), die Modernisierung von Schulen
sowie die Attraktivierung von Stadtteilen (Glanzstoffareal, Herzogenbur-
gerstraße, Kopalkaserne) stürzt. Die Grünen fordern für die Jugendlichen
im Hinblick aufs Fortgehen „Spontanmobilität als Selbstverständlichkeit“,
kurzum ein Nachtbussystem. Öffentlicher Verkehr (kürzere Intervalle beim
LUP, Hybridbusse), Stromtankstellen, Tiefgarage am Domplatz oder soge-
nannte Green Jobs gehören ebenso ins Programm.
Julia Schneider
Stefan Bartl
Stefan Berger
Markus Krempl
Wie soll das Budget konsolidiert werden?
Partnerschaftlich – mit Landes- und Bundesunterstüt-zung – Allgemeines Steuerauf-kommen. Stadt werden immer mehr Agenden übertragen, die auch fair abgegolten gehören.
Kassasturz, Offenlegung aller Schulden samt ausgeglie-derter Gesellschaften und Leasingverpflichtungen.Erstellung eines Masterplans für Schuldenabau bis 2030. Keine neuen Schulden für lau-fenden Betrieb. Trennung der Aufgaben als Bezirksverwal-tungsbehörde.
Definition der notwendigen Aufgaben – was muss die Stadt leisten, was soll sie leisten, was will sie leisten. Nachhaltige Investitionen, v.a. Energieeffizienz, Öffentlicher Verkehr, Umweltschutz.
Schlankere Verwaltung, Einsparungen bei Ausgaben, Repräsentation und Politikerge-hältern. Keine weiteren unleistbaren Prunk- und Protzbauten.
Auflösung des Magistrats und Eingliederung der Bezirksverwaltungsagenden in die BH St.Pölten; massive Reduktion des Gemeinde-rats und des Stadtsenats.
Zuerst brauchen wir Zahlen und Ehrlichkeit, um zu sehen, inwieweit das Gerücht stimmt, dass St. Pölten pleite ist. Erst dann kann man über die Budgetkonsolidierung sprechen. Keine Gebührenerhöhung nach der Wahl. Offenlegung der Subventionen und Be-schlüsse.
Welche Kommunalleistungen sollten überdacht, reduziert oder gestrichen werden?
„Mehr Privat – weniger Stadt“ – davon sind selbst die Kon-servativen schon abgerückt.
Trennung von Aufgaben der Bezirksverwaltungsbehörde (s.oben) Weniger Show. Mehr Eigenverantwortung der Bürger.
Keine Brot und Spiele Akti-onen, keine planlosen Investi-tionen wie Ankauf Völtendorf, Subvention Frequency oder Baumaßnahmen ohne Ener-gieeffizienzmaßnahmen
Drastische Sparmaßnahmen beim Büro V und Amtsblatt „Konkret“, technische Ver-besserungen zur Senkung der Energiekosten „Aquacity“.
Jene, welche von den Bürgern nicht ange-nommen werden bzw. von Privaten besser gemacht werden.
Wir haben keine verlässliche Information, in welchem Ausmaß bestehende Leistungen in Anspruch genommen worden sind.
Wie sollen die Areale Kopalkaserne und Glanzstoff
verwertet werden?
Zum bestmöglichen Nutzen der St. PöltnerInnen – Stadt hat lediglich über die Widmung Einflussnahme.
Ankauf durch die Stadt. Militärkommando samt Kata-strophenschutzeinheit nach Spratzern, auf Areal Hesser-kaserne neuer Stadtteil aus Wohnen, Dienstleistung und Gastronomie: „living hess“Glanzstoff: „Wohn- und Dienst-leistungspark“ ist denkbar.
Kopalkaserne – Standort für produzierende Betriebe. Glanzstoffareal: „Kulturfabrik“ mit Ateliers, Bühnen, Pro-beräumen, Räumen für Kunst-vereine, Hallen für Events der „Freien Szene“.
Kopalkaserne: Ankauf durch die Stadt – Chance für Stadtentwicklung durch Betrieb-sansiedelung. Glanzstoff sollte durch die Verwertungs-GmbH einer sinnvollen Nutzung unterzogen werden, Umwidmung in eine Wohnansied-lung ist anzustreben.
Das bestimmt immer nochder Käufer!
Für die Kopalkaserne eine Lösung finden, da-mit sie nicht zur Gänze aus der städtischen Hand geht. Ansprechen mehrerer Investoren. Glanzstoff: Kulturfabrik wie z. B. in Wien, mit Theaterträumen, Proberäumen für Vereine, Veranstaltungen etc.
Braucht St. Pölten eine Hundefreilaufzone – wie groß
sollte diese sein?Ist im Entstehen.
Das Areal an der Traisen vom Wagramer-Steg bis zum Nord-Steg wäre dafür optimal.
St. Pölten ist groß genug dafür. Freie Flächen an der Traisen sind sowohl im Norden als auch im Süden genug vorhanden, die jetzt geplante ist zu klein.
Mehrere und größere als der „Spucknapf“, den der BGM den kommunalsteuerzah-lenden Hundehaltern andienert.
Ja, in etwa 3000 - 5000 qm groß. Die Stadt hat 2500 angemeldete Hunde (Klagenfurt mit gleicher Hundeanzahl hat 3 Freilaufzonen!)
Welche Funktionen soll der Domplatz in Hinkunft haben?
Eine multifunktionale Funktion für die Menschen – er wird weder autofrei, noch men-schenleer sein!
Moderner, multifunktioneller Platz. Wochenmarkt, diverse Veranstaltungen, Erhaltung der Parkplätze.
Ein Ort der Bürger, frei von Autos, ein Spielplatz für Kin-der, Schanigärten, städtische Freifläche.
Die Grabungen, welche Millionenkosten ver-ursachen, gehören eingestellt. Der Domplatz sollte wie bisher als Parkplatz und als Markt-fläche genützt werden.
Park- und Marktplatz.
Es soll eine Arbeitsgruppe aus allen im Ge-meinderat vertretenen Parteien und Exper-ten gegründet werden, die gemeinsam eine Gestaltung des Domplatzes erarbeitet.
Wie möchten Sie die Wirtschaft nachhaltig fördern?
Welche Branchen?
Passiert via Betriebsbau-rechtsgründe in sehr großzü-giger Form – Unterstützung der Klein- & Mittelbetriebe auf jeden Fall vorrangig.
Baurechtsaktion für Betriebe ausbauen, Preis an die Mitar-beiterzahl koppeln. Investitionsprogramm für das veraltete Leitungsnetz bei Ka-nal und Wasser für die näch-sten 10 Jahre zur Förderung der regionalen Bauwirtschaft.
Startups für Jungunterneh-men, Vernetzungdrehscheibe zwischen Wirtschaft, Bildungs-institutionen, Politik. Klare Vorstellungen entwickeln, wel-che Betriebe nach St. Pölten geholt werden sollen.
Ansiedelung durch weniger Bürokratie und mehr Unterstützung fördern, sonst werden sich die Betriebe weiter in den Nachbar-gemeinden ansiedeln, wo die Anreize viel besser sind. Ein attraktiver Branchenmix ist anzustreben.
Entkoppelung des wirtschaftlichen Wachs-tums vom Ressourcenverbrauch und -verschwendung. Förderung von jenen Be-trieben, die den Wohlstandsgewinn durch „Einsatz von Gehirnschmalz“ (Forschung, Innovation) erreichen.
Es bedarf eines zuständigen Stadtrates für das Ressort Wirtschaft.Eruieren, welcher Bedarf an Betrieben bzw. an welcher Branche wirklich herrscht.
Wie sieht ihr Plan zur Innenstadtförderung/-
belebung aus?
MASTERPLAN 2020 – work in progress.
Offensive für mehr Citybewoh-ner. Projekt „Junges Wohnen“ – für Junge Wohnungen schaf-fen. Förderung durch Stadt.
Mittels start ups und Infra-strukturbereitstellung Klein-stunternehmen in der Innen-stadt ansiedeln. Verbesserung der Betriebszeiten der Öffent-lichen Verkehrsmittel.
Einführung von Begegnungszonen in den Bereichen Brunngasse-Franziskanergasse-Rathausplatz-Bräuhausgasse-Brunngasse. Verbesserung und Kostenreduktion der Park-situation für Besucher durch Parkgutscheine.
Attraktiver Geschäfts-Branchenmix abseits vom 08/15 Ramsch und Mainstream. An-sprechender, optischer Relaunch. Veranstal-tungen, die Qualität und Klasse bieten.
Mieten senken, mehr Förderungen von Stadt und Land holen, Attraktivität der Innenstadt durch mehrere interessante Veranstaltungen erhöhen.
– 20 –MFG
Parteien themencheck
mFG WahLSPeciaL
Wie soll das Budget konsolidiert werden?
Partnerschaftlich – mit Landes- und Bundesunterstüt-zung – Allgemeines Steuerauf-kommen. Stadt werden immer mehr Agenden übertragen, die auch fair abgegolten gehören.
Kassasturz, Offenlegung aller Schulden samt ausgeglie-derter Gesellschaften und Leasingverpflichtungen.Erstellung eines Masterplans für Schuldenabau bis 2030. Keine neuen Schulden für lau-fenden Betrieb. Trennung der Aufgaben als Bezirksverwal-tungsbehörde.
Definition der notwendigen Aufgaben – was muss die Stadt leisten, was soll sie leisten, was will sie leisten. Nachhaltige Investitionen, v.a. Energieeffizienz, Öffentlicher Verkehr, Umweltschutz.
Schlankere Verwaltung, Einsparungen bei Ausgaben, Repräsentation und Politikerge-hältern. Keine weiteren unleistbaren Prunk- und Protzbauten.
Auflösung des Magistrats und Eingliederung der Bezirksverwaltungsagenden in die BH St.Pölten; massive Reduktion des Gemeinde-rats und des Stadtsenats.
Zuerst brauchen wir Zahlen und Ehrlichkeit, um zu sehen, inwieweit das Gerücht stimmt, dass St. Pölten pleite ist. Erst dann kann man über die Budgetkonsolidierung sprechen. Keine Gebührenerhöhung nach der Wahl. Offenlegung der Subventionen und Be-schlüsse.
Welche Kommunalleistungen sollten überdacht, reduziert oder gestrichen werden?
„Mehr Privat – weniger Stadt“ – davon sind selbst die Kon-servativen schon abgerückt.
Trennung von Aufgaben der Bezirksverwaltungsbehörde (s.oben) Weniger Show. Mehr Eigenverantwortung der Bürger.
Keine Brot und Spiele Akti-onen, keine planlosen Investi-tionen wie Ankauf Völtendorf, Subvention Frequency oder Baumaßnahmen ohne Ener-gieeffizienzmaßnahmen
Drastische Sparmaßnahmen beim Büro V und Amtsblatt „Konkret“, technische Ver-besserungen zur Senkung der Energiekosten „Aquacity“.
Jene, welche von den Bürgern nicht ange-nommen werden bzw. von Privaten besser gemacht werden.
Wir haben keine verlässliche Information, in welchem Ausmaß bestehende Leistungen in Anspruch genommen worden sind.
Wie sollen die Areale Kopalkaserne und Glanzstoff
verwertet werden?
Zum bestmöglichen Nutzen der St. PöltnerInnen – Stadt hat lediglich über die Widmung Einflussnahme.
Ankauf durch die Stadt. Militärkommando samt Kata-strophenschutzeinheit nach Spratzern, auf Areal Hesser-kaserne neuer Stadtteil aus Wohnen, Dienstleistung und Gastronomie: „living hess“Glanzstoff: „Wohn- und Dienst-leistungspark“ ist denkbar.
Kopalkaserne – Standort für produzierende Betriebe. Glanzstoffareal: „Kulturfabrik“ mit Ateliers, Bühnen, Pro-beräumen, Räumen für Kunst-vereine, Hallen für Events der „Freien Szene“.
Kopalkaserne: Ankauf durch die Stadt – Chance für Stadtentwicklung durch Betrieb-sansiedelung. Glanzstoff sollte durch die Verwertungs-GmbH einer sinnvollen Nutzung unterzogen werden, Umwidmung in eine Wohnansied-lung ist anzustreben.
Das bestimmt immer nochder Käufer!
Für die Kopalkaserne eine Lösung finden, da-mit sie nicht zur Gänze aus der städtischen Hand geht. Ansprechen mehrerer Investoren. Glanzstoff: Kulturfabrik wie z. B. in Wien, mit Theaterträumen, Proberäumen für Vereine, Veranstaltungen etc.
Braucht St. Pölten eine Hundefreilaufzone – wie groß
sollte diese sein?Ist im Entstehen.
Das Areal an der Traisen vom Wagramer-Steg bis zum Nord-Steg wäre dafür optimal.
St. Pölten ist groß genug dafür. Freie Flächen an der Traisen sind sowohl im Norden als auch im Süden genug vorhanden, die jetzt geplante ist zu klein.
Mehrere und größere als der „Spucknapf“, den der BGM den kommunalsteuerzah-lenden Hundehaltern andienert.
Ja, in etwa 3000 - 5000 qm groß. Die Stadt hat 2500 angemeldete Hunde (Klagenfurt mit gleicher Hundeanzahl hat 3 Freilaufzonen!)
Welche Funktionen soll der Domplatz in Hinkunft haben?
Eine multifunktionale Funktion für die Menschen – er wird weder autofrei, noch men-schenleer sein!
Moderner, multifunktioneller Platz. Wochenmarkt, diverse Veranstaltungen, Erhaltung der Parkplätze.
Ein Ort der Bürger, frei von Autos, ein Spielplatz für Kin-der, Schanigärten, städtische Freifläche.
Die Grabungen, welche Millionenkosten ver-ursachen, gehören eingestellt. Der Domplatz sollte wie bisher als Parkplatz und als Markt-fläche genützt werden.
Park- und Marktplatz.
Es soll eine Arbeitsgruppe aus allen im Ge-meinderat vertretenen Parteien und Exper-ten gegründet werden, die gemeinsam eine Gestaltung des Domplatzes erarbeitet.
Wie möchten Sie die Wirtschaft nachhaltig fördern?
Welche Branchen?
Passiert via Betriebsbau-rechtsgründe in sehr großzü-giger Form – Unterstützung der Klein- & Mittelbetriebe auf jeden Fall vorrangig.
Baurechtsaktion für Betriebe ausbauen, Preis an die Mitar-beiterzahl koppeln. Investitionsprogramm für das veraltete Leitungsnetz bei Ka-nal und Wasser für die näch-sten 10 Jahre zur Förderung der regionalen Bauwirtschaft.
Startups für Jungunterneh-men, Vernetzungdrehscheibe zwischen Wirtschaft, Bildungs-institutionen, Politik. Klare Vorstellungen entwickeln, wel-che Betriebe nach St. Pölten geholt werden sollen.
Ansiedelung durch weniger Bürokratie und mehr Unterstützung fördern, sonst werden sich die Betriebe weiter in den Nachbar-gemeinden ansiedeln, wo die Anreize viel besser sind. Ein attraktiver Branchenmix ist anzustreben.
Entkoppelung des wirtschaftlichen Wachs-tums vom Ressourcenverbrauch und -verschwendung. Förderung von jenen Be-trieben, die den Wohlstandsgewinn durch „Einsatz von Gehirnschmalz“ (Forschung, Innovation) erreichen.
Es bedarf eines zuständigen Stadtrates für das Ressort Wirtschaft.Eruieren, welcher Bedarf an Betrieben bzw. an welcher Branche wirklich herrscht.
Wie sieht ihr Plan zur Innenstadtförderung/-
belebung aus?
MASTERPLAN 2020 – work in progress.
Offensive für mehr Citybewoh-ner. Projekt „Junges Wohnen“ – für Junge Wohnungen schaf-fen. Förderung durch Stadt.
Mittels start ups und Infra-strukturbereitstellung Klein-stunternehmen in der Innen-stadt ansiedeln. Verbesserung der Betriebszeiten der Öffent-lichen Verkehrsmittel.
Einführung von Begegnungszonen in den Bereichen Brunngasse-Franziskanergasse-Rathausplatz-Bräuhausgasse-Brunngasse. Verbesserung und Kostenreduktion der Park-situation für Besucher durch Parkgutscheine.
Attraktiver Geschäfts-Branchenmix abseits vom 08/15 Ramsch und Mainstream. An-sprechender, optischer Relaunch. Veranstal-tungen, die Qualität und Klasse bieten.
Mieten senken, mehr Förderungen von Stadt und Land holen, Attraktivität der Innenstadt durch mehrere interessante Veranstaltungen erhöhen.
– 21 –MFG
Was sollte für Familien verbessert werden?
Für manche Familien die ma-teriellen Voraussetzungen für eine sichere Zukunft.
Errichtung eines Indoor-Spielplatzes. Für Familien (ein Elternteil plus Kinder) Gratisti-ckets für den LUP. Ausbau und Flexibilisierung der Nachmit-tagsbetreuung. Anpassung der Öffnungszeiten an die reale Wirtschaftswelt. Erhaltung al-ler Schulen und Kindergärten.
Mehr und besser adaptierte Spielplätze, Indoorspielplätze.Längere Öffnungszeiten der Kinderbetreuungseinrich-tungen, sowohl tagsüber, aber vor allem in der schulfreien Zeit, mehr Ganztagsschulen.
Bessere Förderung von Familien im Bereich leistbares Wohnen. Sichere Spielplätze. Begünstigte Tarife beim Besuch städtischer Einrichtungen.
Förderung von Tagesmüttern.
Weg mit 6-monatlicher Kaution für Ge-meinde- und Sozialwohnungen, Verbilligung der Mieten durch Förderungen, Gratisfahren mit dem LUP am Wochenende und Verbes-serung der öffentlichen Verkehrsmittel am Sonn- und Feiertag.
Welche Rolle spielt die Jugend, wie wird diese gefördert?
Zentrale Rolle – Jugend ist Zukunft. Interessen wecken, Chancen ermöglichen, der Jugend Perspektive geben.
Die Jungen spielen auch in der Partei eine wichtige Rolle – 21% der Kandidatinnen und Kandidaten sind unter 30. Das Vorzugsstimmensystem macht es möglich, dass jeder von ihnen in den Gemeinderat einziehen könnte.
Mehr Förderung für Jugend-kulturprojekte, Öffnung der öffentlichen Räume (Volks-heime, Schulen, Kulturhäuser, Sportplätze) zur allgemeinen Nutzung.
Jugend ist unsere Hoffnung für die Zukunft. Schaffung von kostenlosen Freizeiteinrich-tungen.Ausbildungsplätze am Magistrat.
Bewegung statt Benebelung.
Die Jugend fühlt sich nicht verstanden, da Vereine zu parteinahe sind und somit die Ju-gend teilweise einschränkt bei ihrer eigenen Kreativität. Günstige Gemeindewohnungen für Jugendliche. Mehr öffentliche Sportflä-chen im Stadtgebiet für Jugendliche. In man-chen Stadtteilen fehlt ein Jugendzentrum.
Was steht im Sozialbereich auf Ihrer Agenda?
Das ambitionierte Programm der Sozialstadt St. Pölten er-halten und ausbauen – soziale Sicherheit für alle Generati-onen.
Sanierung aller Gemeinde-wohnungen, Ausbau Landes-klinikum. Maßnahmen für die Ärmsten. Es ist eine Schande, dass im Topf des Bürgerspi-talsfonds jährlich Geld liegen bleibt.
Jährliche finanzielle Unterstüt-zung für SchülerInnen, Lehr-linge und StudentInnen.
Nichts versprechen, was man nachher nicht einhalten kann, so wie es die etablierten Parteien betreiben. Sich den Sorgen und Anliegen unserer Bürger widmen, dafür Lö-sungen anstreben und in Notlagen rasch und unbürokratisch helfen.
Zielgenaue Unterstützung von Schwachen, Ausbau des SOMA.
Für Lehrlinge eine bessere Ausbildung. Bil-ligere Wohnungen, längere Öffnungszeiten für Kindergärten, zumindest drei sollten den ganzen Sommer offen haben.
Was soll in Richtung Umweltschutz, Ökologie
umgesetzt werden?
Schwerpunkt erneuerbare En-ergie – weg vom Plastik – hin zur Nachhaltigkeit. Die globale Herausforderung!
Ziel: Vollständiges, energie-autarkes St. Pölten. Bis 2020 auf jedem Dach eines öffent-lichen Gebäudes eine Fotovol-taik Anlage. Betriebe finanziell fördern, die alternativ Energie und Wärme gewinnen. Dienstfahrzeuge der Stadt auf Elektrofahrzeuge umstellen.
Energieautarkie bis 2025. Sofort Umstieg auf Ökostrom, erneuerbare Energie in allen öffentlichen Bereichen, Maß-nahmen zur Förderung der Elektromobilität – Umrüstung des städtischen Fuhrparks. Umsetzung des Grünraumkon-zepts, nachhaltige Waldpflege, Renaturierung der Traisen,Infokampagne für Energiespar-maßnahmen aller Art.
St. Pölten zur Musterstadt in Bezug auf erneuerbare Energie machen. Städtische Förderungen in diesen Bereichen. Ein klares NEIN der Stadt zu Atommülllagern und Schrottreaktoren an unseren Grenzen.
Kein Campingareal für Frequency, Naher-holungsgebiete schützen. Einbindung von Experten, die Politikern Entscheidungen ab-nehmen, für die sie keinerlei Fachkompetenz besitzen.
Eigener Stadtrat für Umwelt. Es kann nicht nur die Stadt für die Umwelt zuständig sein. Alle Städte gemeinsam sollten das Land NÖ und den Bund unter Druck setzen, in erneu-erbare Energien zu investieren, damit die Einnahmen z. B. aus der Mineralölsteuer der Umwelt zu Gute kommen sollen.
Nennen Sie die drei wichtigsten konkreten kommunalen Aufgaben für die nächste Legislaturperiode.
Energie, Infrastruktur, Budget-konsolidierung.
Masterplan/Schuldenabbau,Kasernen Verwertung/Tausch („living ´hess“), Indoor-Spiel-platz errichten.
Kultur, Verkehr, Energie.Keine Erhöhung von Abgaben und Gebühren, Leistbare Wohnungen, Erhöhung der Sicher-heit und Lösung der Verkehrsprobleme.
Stärkung des Sicherheitsbedürfnisses der Bürger, Evaluierung der Verkehrssituation, sinnvolle Integration, Selbstverantwortung stärken, mit Respekt und Toleranz begegnen.
Stopp der Mieterabzocke, weg mit Kauti-onen, Kampf gegen Genossenschaften-Über-macht, Stopp der 2-Klassenmedizin, mehr Kontrolle, Stopp der S34.
Wenn Ihre Partei den Bürgermeister stellte – was wäre
dessen erste Amtshandlung?
Für ALLE St. PöltnerInnen da zu sein – das ist und bleibt unverändert so!
Er würde die anderen Parteien zur Zusammenarbeit einladen und allen Stadträten ein Res-sort übertragen, weil er nicht so überheblich ist zu glauben, alles alleine zu können.
Evaluierung des LUP Systems.Einen Maßnahmenkatalog zur Budgetsanie-rung vorlegen.
Sinnlose „Was wäre wenn-Fragen“ nicht zu beantworten und der Realität ins Auge schauen.
Das ist eine utopische Frage. Es ist derzeit unmöglich, dass wir einen Bürgermeister stellen können.
– 22 –MFG
MFG WAHLSPECIAL
Was sollte für Familien verbessert werden?
Für manche Familien die ma-teriellen Voraussetzungen für eine sichere Zukunft.
Errichtung eines Indoor-Spielplatzes. Für Familien (ein Elternteil plus Kinder) Gratisti-ckets für den LUP. Ausbau und Flexibilisierung der Nachmit-tagsbetreuung. Anpassung der Öffnungszeiten an die reale Wirtschaftswelt. Erhaltung al-ler Schulen und Kindergärten.
Mehr und besser adaptierte Spielplätze, Indoorspielplätze.Längere Öffnungszeiten der Kinderbetreuungseinrich-tungen, sowohl tagsüber, aber vor allem in der schulfreien Zeit, mehr Ganztagsschulen.
Bessere Förderung von Familien im Bereich leistbares Wohnen. Sichere Spielplätze. Begünstigte Tarife beim Besuch städtischer Einrichtungen.
Förderung von Tagesmüttern.
Weg mit 6-monatlicher Kaution für Ge-meinde- und Sozialwohnungen, Verbilligung der Mieten durch Förderungen, Gratisfahren mit dem LUP am Wochenende und Verbes-serung der öffentlichen Verkehrsmittel am Sonn- und Feiertag.
Welche Rolle spielt die Jugend, wie wird diese gefördert?
Zentrale Rolle – Jugend ist Zukunft. Interessen wecken, Chancen ermöglichen, der Jugend Perspektive geben.
Die Jungen spielen auch in der Partei eine wichtige Rolle – 21% der Kandidatinnen und Kandidaten sind unter 30. Das Vorzugsstimmensystem macht es möglich, dass jeder von ihnen in den Gemeinderat einziehen könnte.
Mehr Förderung für Jugend-kulturprojekte, Öffnung der öffentlichen Räume (Volks-heime, Schulen, Kulturhäuser, Sportplätze) zur allgemeinen Nutzung.
Jugend ist unsere Hoffnung für die Zukunft. Schaffung von kostenlosen Freizeiteinrich-tungen.Ausbildungsplätze am Magistrat.
Bewegung statt Benebelung.
Die Jugend fühlt sich nicht verstanden, da Vereine zu parteinahe sind und somit die Ju-gend teilweise einschränkt bei ihrer eigenen Kreativität. Günstige Gemeindewohnungen für Jugendliche. Mehr öffentliche Sportflä-chen im Stadtgebiet für Jugendliche. In man-chen Stadtteilen fehlt ein Jugendzentrum.
Was steht im Sozialbereich auf Ihrer Agenda?
Das ambitionierte Programm der Sozialstadt St. Pölten er-halten und ausbauen – soziale Sicherheit für alle Generati-onen.
Sanierung aller Gemeinde-wohnungen, Ausbau Landes-klinikum. Maßnahmen für die Ärmsten. Es ist eine Schande, dass im Topf des Bürgerspi-talsfonds jährlich Geld liegen bleibt.
Jährliche finanzielle Unterstüt-zung für SchülerInnen, Lehr-linge und StudentInnen.
Nichts versprechen, was man nachher nicht einhalten kann, so wie es die etablierten Parteien betreiben. Sich den Sorgen und Anliegen unserer Bürger widmen, dafür Lö-sungen anstreben und in Notlagen rasch und unbürokratisch helfen.
Zielgenaue Unterstützung von Schwachen, Ausbau des SOMA.
Für Lehrlinge eine bessere Ausbildung. Bil-ligere Wohnungen, längere Öffnungszeiten für Kindergärten, zumindest drei sollten den ganzen Sommer offen haben.
Was soll in Richtung Umweltschutz, Ökologie
umgesetzt werden?
Schwerpunkt erneuerbare En-ergie – weg vom Plastik – hin zur Nachhaltigkeit. Die globale Herausforderung!
Ziel: Vollständiges, energie-autarkes St. Pölten. Bis 2020 auf jedem Dach eines öffent-lichen Gebäudes eine Fotovol-taik Anlage. Betriebe finanziell fördern, die alternativ Energie und Wärme gewinnen. Dienstfahrzeuge der Stadt auf Elektrofahrzeuge umstellen.
Energieautarkie bis 2025. Sofort Umstieg auf Ökostrom, erneuerbare Energie in allen öffentlichen Bereichen, Maß-nahmen zur Förderung der Elektromobilität – Umrüstung des städtischen Fuhrparks. Umsetzung des Grünraumkon-zepts, nachhaltige Waldpflege, Renaturierung der Traisen,Infokampagne für Energiespar-maßnahmen aller Art.
St. Pölten zur Musterstadt in Bezug auf erneuerbare Energie machen. Städtische Förderungen in diesen Bereichen. Ein klares NEIN der Stadt zu Atommülllagern und Schrottreaktoren an unseren Grenzen.
Kein Campingareal für Frequency, Naher-holungsgebiete schützen. Einbindung von Experten, die Politikern Entscheidungen ab-nehmen, für die sie keinerlei Fachkompetenz besitzen.
Eigener Stadtrat für Umwelt. Es kann nicht nur die Stadt für die Umwelt zuständig sein. Alle Städte gemeinsam sollten das Land NÖ und den Bund unter Druck setzen, in erneu-erbare Energien zu investieren, damit die Einnahmen z. B. aus der Mineralölsteuer der Umwelt zu Gute kommen sollen.
Nennen Sie die drei wichtigsten konkreten kommunalen Aufgaben für die nächste Legislaturperiode.
Energie, Infrastruktur, Budget-konsolidierung.
Masterplan/Schuldenabbau,Kasernen Verwertung/Tausch („living ´hess“), Indoor-Spiel-platz errichten.
Kultur, Verkehr, Energie.Keine Erhöhung von Abgaben und Gebühren, Leistbare Wohnungen, Erhöhung der Sicher-heit und Lösung der Verkehrsprobleme.
Stärkung des Sicherheitsbedürfnisses der Bürger, Evaluierung der Verkehrssituation, sinnvolle Integration, Selbstverantwortung stärken, mit Respekt und Toleranz begegnen.
Stopp der Mieterabzocke, weg mit Kauti-onen, Kampf gegen Genossenschaften-Über-macht, Stopp der 2-Klassenmedizin, mehr Kontrolle, Stopp der S34.
Wenn Ihre Partei den Bürgermeister stellte – was wäre
dessen erste Amtshandlung?
Für ALLE St. PöltnerInnen da zu sein – das ist und bleibt unverändert so!
Er würde die anderen Parteien zur Zusammenarbeit einladen und allen Stadträten ein Res-sort übertragen, weil er nicht so überheblich ist zu glauben, alles alleine zu können.
Evaluierung des LUP Systems.Einen Maßnahmenkatalog zur Budgetsanie-rung vorlegen.
Sinnlose „Was wäre wenn-Fragen“ nicht zu beantworten und der Realität ins Auge schauen.
Das ist eine utopische Frage. Es ist derzeit unmöglich, dass wir einen Bürgermeister stellen können.
– 23 –MFG
dIE unGEkürztEn AntWortEn FIndEn SIE AuF WWW.dASMFG.At
Seien Sie live dabei, wenn sich die Spitzenkandidaten zur St. Pöltner Gemeinderatswahl im LASERTRON den Fragen von Rudolf Vajda (P3tv)
und Johannes Reichl (MFG-Das Magazin) stellen.
ELEFANTENRUNDE
P3tv & MFG präsentieren die
AUFZEICHNUNG der Sendung am 27. Juni um 19 Uhr (Ein� n-den des Publikums bis späte-stens 18.40 Uhr) im LASERTRON St. Pölten (Ratzersdorfer See)
ANMELDUNG Publikum bis 20. Juni unter 02742/71400-330, [email protected], (Achtung: Begrenzte Teilnehmerzahl, es werden Platzkarten aufgelegt).
AUSSTRAHLUNG der Sonder-sendung ab 28. Juni jeweils um 10 Uhr, 14 Uhr, 20 Uhr und 22 Uhr (bis 1. Juni) auf P3tv sowie auf www.p3tv.at und www.dasmfg.at
STANDPUNKT-WAHL AUF P3 TVErleben Sie die Spitzenkandidatenim Gespräch mit den kritischen Journalisten der Stadt auf P3tv.
14. Juni (ab 19 Uhr) Hermann Nonner (FPÖ)
17. Juni (ab 19 Uhr) Cagri Dogan (Die Grünen)
21. Juni (ab 19 Uhr) Matthias Adl (ÖVP)
24. Juni (ab 19 Uhr) Matthias Stadler (SPÖ)