Dr. Bernd Sörries
Forschungsstelle für Mobiles Breitband am ITM
Mobile Advanced: Alles mobil oder Fixed-
Mobile-Convergence?
ICTM-Forum 2010 „50 Mbps+ für Jedermann? Perspektiven einer
neuen nationalen Infrastruktur“
Köln, 2. Dezember 2010
Prof. Dr. Bernd Holznagel, LL.M., Institut für Informations-, Telekommunikations- und Medienrecht
(ITM)
Fragestellung
Erleben wir mit dem weiteren Ausbau mobiler Breitbandnetze und
dem „mobilen Internet“ jetzt
1. die Ablösung des Festnetzes („alles mobil“), oder
2. Fixed-Mobile Convergence, oder
3. eine zu drahtgebundenen Infrastrukturen komplementäre
Funk-Infrastruktur?
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Prof. Dr. Bernd Holznagel, LL.M., Institut für Informations-, Telekommunikations- und Medienrecht
(ITM)
Der Versuch einer Antwort umfasst…..
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die Klärung folgender Fragen aus Sicht der Nachfrager
1. Wie ist das Verhältnis zwischen Mobilfunk und Festnetz heute?
Substitution? Ergänzung?
2. Wie sieht die aktuelle Nutzung des mobilen Internets bzw. die
entsprechenden Prognosen für die Zukunft aus? Trends auf der
Nachfrageseite?
3. Wie leistungsfähig ist die drahtlose Breitbandinfrastruktur?
Und aus Sicht des Angebots:
1. Wie kombinieren die Anbieter Fest- und Mobilfunk-Technologien?
2. Vor welchen Herausforderungen stehen die Anbieter?
Prof. Dr. Bernd Holznagel, LL.M., Institut für Informations-, Telekommunikations- und Medienrecht
(ITM)
Deutliches Wachstum beim Sprachverkehr
4
35,30 32,20
21,40
17,40 15,70
14,00 13,20 13,00 11,70 11,30
8,90
5,30 3,20
1,10
-1,10 -1,80 -5
-
5
10
15
20
25
30
35
40
Pro
zen
t
Wachstum des mobilen Sprachverkehrs in Prozent, Q1 2008 - Q1 2010
Obwohl der Sprach-Verkehr in den letzten Jahren stark angestiegen ist…….
Quelle: ComReg 2010
Prof. Dr. Bernd Holznagel, LL.M., Institut für Informations-, Telekommunikations- und Medienrecht
(ITM)
Im europäischen Vergleich geringe Nutzung
….ist der Anteil der
abgehenden mobilen
Sprachminuten im
europäischen Vergleich
immer noch
unterdurchschnittlich
5
Quelle: Prof. Gerpott, 2010, eig. Ber.
41
42
44
46
46
48
49
49
50
53
55
65
71
83
Schweden
Niederlande
Großbritannien
Deutschland
Frankreich
Griechenland
Spanien
Italien
Belgien
Dänemark
Irland
Portugal
Österreich
Finnlannd
Anteil abgehender mobiler Sprachminuten an gesamten abgehenden Sprachminuten in Prozent
(2008)
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(ITM)
Auch der ARRU liegt unter europäischen Vergleichswerten
6
14,26
14,97
15,13
19,79
20,06
21,99
22,41
23,09
25,22
25,25
25,99
27,55
32,97
34,32
34,74
34,77
Griechenland
Portugal
Deutschland
Schweden
Italy
UK
Finnland
Österreich
Dänemark
Spanien
Belgien
Niederlande
Frankreich
Norwegen
Irland
Schweiz
ARPU im Ländervergleich 2.Quartal 2010 in EUR
Quelle: ComReg 2010
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(ITM)
Hohes Wachstumspotential beim mobilen Internet
7
0,2
3,4
5,3
6,5
7,3
8,3
9,5
9,8
10,5
10,7
11,8
11,9
13,3
13,4
14,9
15,2
Griechenland
Belgien
Niederlande
Deutschland
Italien
Frankreich
Irland
Norwegen
UK
Österreich
Spanien
Schweiz
Portugal
Finnland
Dänemark
Schweden
Anteil HSPA-Endgeräte an allen aktivierten SIM-Karten in Prozent (31.12.2009)
Quelle: Prof. Gerpott 2010
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(ITM)
Trends auf der Nachfrageseite
o Anzahl der „mobile only“-Haushalte von 4 Prozent in 2003 auf über
14 Prozent (2007) angestiegen 33 Prozent können sich 2009
„mobile only“ vorstellen
o Mit mobilen Breitbandanschlüssen kann die Lücke
zum Festnetz geschlossen
werden (u.a. mit
Pico-Zellen)
oB2B-Anwendungen
(mobile Business-
Solutions)
noch wenig
ausgeprägt
8
1,50%
1,70%
1,80%
8%
10%
13%
84%
99,00%
Videodownloading
Mobiles Voice over IP
Mobile Navigation
Music-Download
Mobiles E-Mailen über Handy
Mobiles Surfen im Internet
SMS
Sprachtelefonie
„Welche Netz-Dienste bzw.
Funktionen haben Sie schon
mit dem Handy bzw. ihrem
mobilen Endgerät genutzt?“
Befragte: n=1561
Quelle: tns infrtest / E-Plus
Genutzte Funktionen mit dem Mobilfunktelefon
+6
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(ITM)
Was sagen uns die Fakten?
oNutzung des Mobilfunks (Sprache und Daten) in den letzten Jahren
deutlich angestiegen
o Im europäischen Vergleich fällt aber auf, dass noch Raum für
Verbesserungen / Steigerungen ist
oMobilfunk ergänzt in 2/3 aller Fälle das Festnetz, flächendeckende
Substitution heute nicht zu erkennen
o „Alles mobil“ ist damit auch mit dem Ausbau der Infrastrukturen nicht
zu erwarten
o Es bestehen erhebliche Wachstumspotentiale beim mobilen Internet
(sowohl im B2B als auch im Consumer-Bereich)
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(ITM)
Moderne Infrastrukturen in Deutschland
o 4 flächendeckende GSM-Netze
o UMTS-Netze erreichen 59 bis 81 Prozent der Bevölkerung
o LTE-Netze werden aufgebaut
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GSM
9,6-14,4 kbit/s
HSCSD
14,4-57,6 kbit/s
GPRS
9,05-107 kbit/s
EDGE
48,8-384 kbit/s
UMTS
bis zu 2 Mbit/s
HSPA
bis zu 21 Mbit/s
LTE
bis zu 100 Mbit/s
1999 2000 2001 2002 2003 2007 2011
Übertragungs-
rate
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(ITM)
1
10
100
1.000
10.000
100.000
1.000.000
10.000.000
2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 2014
kB
/Ko
pf/
Mo
nat
Monatliches Datenvolumen pro Kopf
Prognose mobiles Datenvolumen Westeuropa (Cisco 2010)
Mobiles Datenvolumen Schweden (Post- och Telestyrelsen)
Mobiles Datenvolumen Deutschland (BNetzA)
Gesamt-Verkehrsvolumen Breitband Deutschland (BNetzA)
Wachstumsprognosen für mobiles Datenvolumen
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Treiber der Entwicklung auf der Nachfrageseite
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Nutzer / Endgeräte induzierte Verkehrsmenge
Nutzer marktüblicher 3G-Handies 10-20 Mbyte pro Monat
Nutzer Blackberry 25 Mbyte pro Monat
Nutzer Smart Phone 50 Mbyte pro Monat
Nutzer iPhone 200-250 Mbyte pro Monat
Nutzer UMTS Dongle/Notebook 800 Mbyte pro Monat
Quelle: PWC Analysis
o Endgeräte
o Preismodelle (Flatrates)
o Dienste (Apps)
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Anwendungen und Endgeräte verändern die Nutzung
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Mobiles Internet wird an Bedeutung gewinnen
Quelle. Go-Smart Studie 2010.
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Neue Frequenzen erlauben weiteres Wachstum
Quelle: Bundesnetzagentur
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(ITM)
Besondere Bedeutung der digitalen Dividende
o Digitale Dividende liegt im Bereich 790-862 MHz
o Frequenzen in diesem Bereich erlauben eine kostengünstige Flächen- und
Indoor-Versorgung (Reichweiten von über 10 Kilometern – bessere
Durchdringung von Gebäuden)
o Vergleichbarer Netzausbau mit Frequenzen bei 1800 MHz erfordert mindestens
zweimal so viele Basisstationen (in Abhängigkeit von Topographie und
Verkehrsentwicklung)
o Knappheit an Frequenzen, da aus betriebswirtschaftlicher Sicht eine
Frequenzausstattung von 2 x 10 MHz pro Netzbetreiber angestrebt wurde, aber
nur insgesamt 2 x 30 MHz zur Verfügung standen
o Versteigerung musste zeigen, ob Bieter auf 800-MHz-Frequenzen verzichten
oder mit 2 x 5 MHz zufrieden sind
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Digitale Dividende soll „weiße Flecken“ schließen
o Spezielle Versorgungauflagen für 800-MHz-Frequenzen
o Länder haben jeweils Listen mit allen zu versorgenden Gemeinden erstellt
oVersorgungsgrad: 90% der Bevölkerung je Bundesland in den Prioritätsstufen 1- 4 bis Anfang 2016
oGrundsätzlich muss jeder Zuteilungsinhaber Auflage erfüllen
oAufgebaute Versorgung mit Breitband wird aber auf Versorgungspflicht der Netzbetreiber angerechnet
o Verfügbarkeit von Systemtechnik (teilweise 2010)
o Verfügbarkeit von Massenmarkt fähigen Endgeräten (2011)
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Mobiles Breitband: Übertragungsraten
0
5
10
15
20
25
1 2 3 4 5 6
Da
ten
rate
pro
Te
iln
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me
r [M
b/s
]
Gesamtverkehr (mittlere Anzahl aktiver Teilnehmer) pro 2x20 MHz
Ein Betreiber mit 2x20 MHz
Zwei Betreiber mit je 2x10 MHz
Vier Betreiber mit je 2x5 MHz
o Bei 800 MHz und 2,6 GHz soll die neue Technologie „Long Term
Evolution“ (LTE) eingesetzt werden
o Übertragungsraten von 100 Mbit/s können nur unter Laborbedingungen
erreicht werden
o Ankündigung „bis zu 10 mal
schneller als mit DSL“
eher fraglich
o Kapazität in der
Zelle wird auf alle
Nutzer aufgeteilt
(„shared medium“)
Quelle: eig. Berechnungen
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Ausbauaktivitäten der Mobilfunknetzbetreiber
o Deutsche Telekom: 500 Standorte in 2010 um 1000 „weiße Flecken“ zu
schließen (Pressemitteilung vom 14. Juni 2010)
o Endgeräte ab 2011
o 2011 weitere 1000 weiße Flecken erschließen
o Vodafone ab September 2010 innerhalb eines Jahres 1500
Standorte
o 3 Mbit/s als Datenrate angepeilt
o LTE-Endgerät im Weihnachtsgeschäft 2010
o Telefonica O2 Pilotprojekte in München und Halle (bei 2,6 GHz und
800 MHz); kein kommerzieller Betrieb
o E-Plus Weiterer Ausbau des HSPA+ - Netzes (bis 21 Mbit/s
Übertragungsrate)
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(ITM)
Konvergenz von Fest- und Mobilfunk-Technologien
• Glasfaser bis zur Basisstation?
• In den Ballungsgebieten
• Richtfunksysteme im ländlichen Raum
• Einsatz von 2,6 GHz-Frequenzen als TAL-Ersatz?
• Kombination Fest-Mobil in einem Endgerät?
• Steuerung von Anwendungen mit dem mobilen Endgerät
• Anwendungen in der Cloud?
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(ITM)
Herausforderungen für die Infrastrukturanbieter
oWeiterentwicklung des Geschäftsmodells
o„walled garden“-Modelle der Netzbetreiber sind gescheitert
(kommen sie durch Apple jetzt wieder?)
o Innovationen im Markt kommen aktuell über Apple, Google etc.
o Mobile Breitband Business Solutions noch in den Anfängen
o Akzeptanz von „connected-homes-Anwendungen“
o Penetration von LTE bei 800 MHz und 2,6 GHz
o Zukünftige Tarifmodelle
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Prof. Dr. Bernd Holznagel, LL.M., Institut für Informations-, Telekommunikations- und Medienrecht
(ITM)
Einige Thesen zum Abschluss
oDie flächendeckende Duplizierung von Infrastrukturen wird (in
ländlichen Regionen) an ihre Grenzen stoßen; die Bedeutung des
Infrastrukturwettbewerbs wird relativiert.
o Beim Ausbau der Infrastrukturen (insbesondere bei LTE) besteht das
Risiko der „Breitbandfalle“
o Die Erschließung neuer Erlösquellen wird unter den Erwartungen
bleiben, so dass der Druck wächst, die Preismodell für den Access zu
verändern. Dies könnte aber dann auf Kosten der Penetration von LTE
gehen.
o Mobiles Breitband für Mehrzahl der Nutzer komplementär zur
drahtgebundenen Infrastruktur
o Konvergente Endprodukte und konvergente Netze mittel- bis langfristig
zu erwarten
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Prof. Dr. Bernd Holznagel, LL.M., Institut für Informations-, Telekommunikations- und Medienrecht
(ITM)
Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
Forschungsstelle für Mobiles Breitband am ITM
an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster
Dr. Bernd Sörries
Leonardo-Campus 9
D-48149 Münster
Tel: +(49) 251 – 83 386 51
Fax: +(49) 251 – 83 386 44
Mobil + (49) 1578 744 81 49
E-Mail: [email protected]
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