ipbworkingpaper
#NoG20
ErgebnissederBefragungvonDemonstrierendenundderBeobachtungdesPolizeieinsatzes
ipbworkingpapers|Berlin,November2017DieipbworkingpaperswerdenherausgegebenvomVereinfürProtest-undBewegungs-forschunge.V.SieerscheineninloserFolge.DerVereinistTrägerdesgleichnamigenInsti-tuts.DessenAktivitätensindunterhttp://protestinstitut.eudokumentiert.AlleTexteausderReihesindaufdieserInternetseiteabrufbar.
#NoG20. Ergebnisse der Befragung von Demonstrierenden und der Be-obachtungdesPolizeieinsatzesvonSebastianHaunss,PriskaDaphi,LeslieGauditz,PhilippKnopp,MatthiasMicus,PhilippScharf,StephanieSchmidt,
MoritzSommer,SimonTeune,RomanThurn,PeterUllrichundSabrinaZajak ist lizenziertuntereinerCreativeCommonsNamensnennung4.0InternationalLizenz.
DieTitelseitewurdeunterVerwendungeinesFotosvonderG20-Protestwelleerstellt.WirdankenJörgFarysunddemBUNDBundesverbandfürdieBereitstellungdesFotos.
Quelle: https://www.flickr.com/photos/bund_bundesverband/34848217574/in/album-72157685706366316/
Das Foto ist lizensiertmit einer Creative Commons Lizenz (CC BY-NC 2.0) https://crea-tivecommons.org/licenses/by-nc/2.0/
DieAutorInnen:SebastianHaunss(ipb1/Socium2)PriskaDaphi(ipb/HSFK3)LeslieGauditz(ipb/Socium)PhilippKnopp(ipb/ZTG4)MatthiasMicus(GIfD5)PhilippScharf(GIfD)StephanieSchmidt(ipb/FSUJena6)MoritzSommer(ipb/FUBerlin7)SimonTeune(ipb/ZTG)RomanThurn(LMUMünchen8)PeterUllrich(ipb/ZTG)SabrinaZajak(ipb/RUB9)
1 InstitutfürProtest-undBewegungsforschung2 ForschungszentrumUngleichheitundSozialpolitik(UniversitätBremen)3 Leibniz-InstitutHessischeStiftungFriedens-undKonfliktforschung4 ZentrumTechnikundGesellschaft(TechnischeUniversitätBerlin)5 GöttingerInstitutfürDemokratieforschung6 Friedrich-Schiller-UniversitätJena7 FreieUniversitätBerlin8 Ludwig-Maximilians-UniversitätMünchen9 Ruhr-UniversitätBochum
Inhaltsverzeichnis
EINLEITUNG.............................................................................................................................1
I. DIEERGEBNISSEDERDEMONSTRATIONSBEFRAGUNGEN............................................................41. DemonstrationsbefragungalsMethode...............................................................................4
2. WersinddieTeilnehmerInnenderG20-DemonstrationeninHamburg?.............................6
3. AussagenüberdieG20........................................................................................................11
4. DieG20imUrteilderDemonstrantInnen...........................................................................13
5. EinstellungenzuDemokratie,InstitutionenundpolitischerPraxis.....................................15
6. DieMobilisierungzudenzweiDemonstrationen...............................................................17
7. PolitischesEngagement.......................................................................................................19
8. Fazit.....................................................................................................................................23
II. GIPFELDERESKALATIONEN–POLIZEIUNDVERSAMMLUNGSFREIHEITBEIDENG20-PROTESTEN......251. Ausgangslage.......................................................................................................................25
2. DieDemonstrationen..........................................................................................................26
3. DieAusschreitungen............................................................................................................28
4. UmgangmitDritten.............................................................................................................29
5. Fazit.....................................................................................................................................29
LITERATUR............................................................................................................................31
#NoG20 1
Einleitung
Am7.und8.Juli2017fandinHamburgdaszwölfteTreffenderGruppederzwanzigwichtigstenIndustrie-undSchwellenländer(G20)statt.BereitsseitHerbst2016hattenverschiedensteOr-ganisationenundVerbändebegonnen,zumProtestgegendiesesTreffenzumobilisieren.DasBündnisderzumProtestaufrufendenOrganisationenwarausgesprochenbreitundrepräsen-tierteeinengroßenAusschnittdeslinkenundlinksliberalenpolitischenSpektrumsvoralleminDeutschland.ZudemwurdeinsbesonderefürdiezweiteDemonstrationauchinternationalmo-bilisiert.DasBündnisumfasstelandesweiteundlokalefriedens-,umwelt-undentwicklungspo-litischeAssoziationen,eineVielzahlHamburgerInitiativen,derglobalisierungskritischenBewe-gungnahestehendeZusammenschlüsseausdemeuropäischenAusland,linksradikaleundauto-nomeGruppenundParteien,einzelneGewerkschaftenundgewerkschaftlicheJugendverbändesowieMitgliederderimBundestagvertretenenParteienDieLinkeundBündnis90/DieGrünen.
ImVorfelddesGipfelszeichnetesichschnellab,dasssichdieverschiedenenzumProtestaufru-fendenOrganisationennichtaufeinegemeinsameProtestchoreographieeinigenkönnenwür-den.VorundwährenddesGipfeltreffensgabesmindestensachtDemonstrationenmitmehrals1000TeilnehmerInnenundeineVielzahlkleinererDemonstrationenundandererProtestformenwie Blockaden und Kunstaktionen, die von einzelnen Bündnissen oder Initiativen organisiertwurden.DieserBerichtbeschäftigtsichmitdenbeidenzentralenGroßdemonstrationszügen,beidenenimVorfeldmitbesonderszahlreicherBeteiligunggerechnetwurde10:Diebereitsfürden2.Juli,alsoamWochenendevordemoffiziellenGipfel,angesetzteDemonstration‚G20Protest-welle‘,zudervorallemUmweltorganisationen,Bündnis90/DieGrünenunddasMobilisierungs-netzwerkCampactaufgerufenhatten, sowiedieAbschlussdemonstrationam8. JulimitdemTitel‚GrenzenloseSolidaritätstattG20!‘,fürdieeinBündnislinker,überwiegendantikapitalisti-scherOrganisationenundParteienwarb.DiebeidenDemonstrationenwurdensowohl indermedialenBerichterstattungalsauchzumindestvoneinigenderaufrufendenOrganisationenalsKonkurrenzveranstaltungenwahrgenommen;gleichzeitigsymbolisiertensiedieinhaltlicheundstrategischeBandbreitederProtestegegendenG20-Gipfel.AufdereinenSeitewurdedenOr-ganisatorInnenderDemonstrationam2.JulivonTeilendesBündnissesderAbschlusskundge-bungam8.Julivorgeworfen,„sovieleTagevordemGipfelzudemonstrieren,dassihre‚Protest-welle’ garantiert niemanden stören kann” (…umsGanze! u. a. 2017). Auf der anderen SeitegrenztesichCampact-GeschäftsführerChristophBautzvordemGipfelvomAufrufzurAbschluss-demonstrationab,indereineradikaleAblehnungderG20alsRepräsentantdesglobalenKapi-talismusdeutlichwurde.ErbetonteineinemInterviewmitderHamburgerMorgenpostdieun-terschiedlicheDeutungdesG20-TreffensindenbeidenProtestbündnissen:„WirunterscheidenunseinStückvonderDemoam8.Juli.DielehnendieG20ab–wiraberlehnendiePolitikderG20ab”(Bautzzit.nachSchlink2017). ImGegensatzzumBündnisderAbschlusskundgebungsprachsichBautzzudemimVorfeldgegenSitzblockadenalsMitteldesProtestsaus.
UnterschiedlicheundzumTeilkonkurrierendeDemonstrationensindkeineSeltenheitbeiPro-testgipfeln.SofandenbeispielsweisebeiProtestengegeneinG8-TreffeninKölnimJahr1999
10 TatsächlichbeteiligtensichdannsowohlanderDemonstration‚LiebertanzichalsG20!‘am5.Julialsauchan
derDemonstration‚WelcometoHell‘am6.Julimitca.12-20.000bzw.ca.12.000TeilnehmerInnenjeweilsdeutlichmehrPersonen,alsander‚Protestwelle‘am2.Juli,beiderdieVeranstalterInnenzwarvon25.000TeilnehmerInnensprachen,beiderwiraberaufgrundunserereigenenZählungvonnurca.8.000Personenausgehen.
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sowiegegendenGipfelderWeltbankunddesInternationalenWährungsfonds(IWF)inPragimJahr 2000 verschiedene Demonstrationen statt. In den Jahren danach konnte diese Kluft inDeutschlandzumindestinTeilenüberwundenwerden,wasindembreitenProtestbündnisge-gendenG8-Gipfel2007inHeiligendammsichtbarwurde.DortwurdedieAbschlusskundgebunggemeinsamvoneinemAktionsbündnisverschiedensterglobalisierungskritischerGruppenwieAttacundderInterventionistischenLinken,aberauchUmwelt-,Entwicklungs-undKirchengrup-pengetragen.DieseEinigkeitließsichallerdingsbeidenProtestenanlässlichdesG7-TreffensimbayerischenSchlossElmau2015nichtwiederherstellenundkonntevondenOrganisatorInnenauchdiesesMalnichterreichtwerden;zugroßwarendieDifferenzeninHinblickaufinhaltlichePositionierungzuG8sowiestrategischeAusrichtung.Völligunklaristhingegen,obbzw.inwie-fernsichdieseDifferenzenauchaufderEbenederTeilnehmerInnenwiderspiegelt.
DieG20-ProtestebotendamiteineGelegenheit,zuüberprüfen,obsichdieideologischenundtaktischenDifferenzenzwischendenbeidenDemonstrationsbündnissenbeidenTeilnehmerIn-nenderDemonstrationenwiederfindenwürden:HandelteessichbeidenDemonstrierendeumzweigetrennteGruppenmitunterschiedlichenEinstellungen?OderwarensichdieProtestieren-denähnlicheralsdiemobilisierendenOrganisationen?Gabesmöglicherweisesogareinerele-vanteÜberschneidungzwischendenTeilnehmerInnenbeiderDemonstrationen?
NebendiesenfürdiekonkreteMobilisierungssituationspezifischenFrageninteressierteunsvorallemeineweitereFrage:KnüpftendiemassivenProtestegegendenG20-GipfelandieProtestederglobalisierungskritischenBewegungseitEndeder1990erJahrean?ZeigtesichhieralsoeinWiederaufleben des Globalisierungsprotests, um den es in den letzten Jahren nicht nur inDeutschlandrechtruhiggewordenwar?OdersehenwirhierdieAnfängeeinesneuenMobili-sierungszyklus,indemdieHandlungsrahmenund-musterderGlobalisierungsbewegungdurchandereInterpretationsformenundThemenabgelöstwerden?
BeidenFragekomplexensindwirmitHilfeeinerBefragungderDemonstrationsteilnehmerInnennachgegangen.IndemwirdieMotive,ÜberzeugungenundEinstellungenderProtestierendenindenMittelpunktunsererUntersuchungstellen,kanndieseStudieauchalsGegengewichtzuderöffentlichenFokussierungaufdiedenGipfelbegleitendeGewaltgelesenwerden.AuchwenndifferenzierteundgehaltvolleBeiträgeinderBerichterstattungzuGipfelprotestenzufindenwa-ren,dominiertederFokusaufPlünderungen,BrandstiftungenundAngriffenaufdiePolizei.Da-beiblieben,wie sohäufig,dieMotiveder zehntausendenDemonstrantInnenweitgehend imDunkeln(Rucht/Teune2008;Teune/Sommer2017).UnsereStudielieferthierEinblicke,dienurdurcheinedirekteBefragungderProtestierendenmöglichsind.
Schließlich:NebendeninhaltlichenAnliegenderProtestierendenbietetdievorliegendeStudieEinblickeineinweiteresThema,dasdieöffentlicheDiskussionbeherrschte:derpolizeilicheUm-gangmitdenProtestierendenunddenAusschreitungen.UmdieStrategienderPolizeiundde-renVerhalten inkonkreten InteraktionssituationenzuerfassenwurdedieBefragungderDe-monstrantInnenergänztdurcheineethnographischeBeobachtungderInteraktionenvonPolizeiundProtestierenden.VonAnfanganwardieMöglichkeit,denProtestdurchzuführen,ihndurcheineentsprechendeProtestinfrastrukturmitCampsundVersorgungspunktenundihninGipfel-nähehör-undsichtbarzumachen,prekär.EinegroßeVerbotszoneundderVersuchderPolizei,Camps zuverhindern, führten zueinerkritischenöffentlichenDiskussionüberdie repressive‚HamburgerLinie‘.DieDemonstrationam8.JulifanddamitunterdemEindruckeinesdoppelten
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Schocksstatt:ZumeinenhatteeinerelativkleineGruppevonAktivistInnenmitmilitantenAkti-onenandenvorangegangenenTagenfürvielenichtnurrechtliche,sondernauchmoralischeGrenzenübertreten.ZumanderenschienderPolizeieinsatzanvielenPunktenungerichtetundundifferenziert,sodasszahlreicheDemonstrierendeundBeobachterInnenohneAnlassinMit-leidenschaftgezogenwurden.
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I. DieErgebnissederDemonstrationsbefragungen
SebastianHaunss,PriskaDaphi,LeslieGauditz,MatthiasMicus,PhilippScharf,MoritzSommer,SimonTeuneundSabrinaZajak
1. DemonstrationsbefragungalsMethodeDieDemonstrationsbefragung isteinemittlerweileetablierteMethode,umetwasüberMen-schenzuerfahren,diesichanProtestenbeteiligen(Andretta/dellaPorta2014).ImGegensatzzuanderenUmfragemethoden,beidenenzufälligausgewählteMenscheneinerrepräsentativenGesamtheitamTelefonoderzuHausebefragtwerden,werdenbeiDemonstrationsbefragungendiejenigenbefragt,dietatsächlichandenProtestenteilnehmen.
DieWissenschaftlerInnen des Instituts für Protest- und Bewegungsforschung (ipb), des For-schungszentrumsUngleichheitundSozialpolitik(Socium)unddesGöttingerInstitutsfürDemo-kratieforschung(GIfD),diegemeinsamdieseUmfragedurchgeführthaben,11wandtendieseMe-thodeschonfrüherbeidenProtestengegenden Irakkrieg(2003),gegenStuttgart21(2010),denPegida-DemonstrationeninDresden(2015)undzuletztbeidenAnti-TTIP/CETA-Protesten(2015)an(Rucht2003;Bebnowskiu.a.2010;Baumgarten/Rucht2013;Daphiu.a.2014;Da-phi/Kocyba/u.a.2015;Geigesu.a.2015,S.61-88;Daphi/Haunss/u.a.2015;GöttingerInstitutfürDemokratieforschung2016;Finkbeineru.a.2016).
WährenddiesefrüherenStudienentwederonlineodermitHilfegedruckterFragebögenkonzi-piertwordenwaren,wurdedieBefragungderG20-ProtestealskombinierteOnline-undPapier-fragebogen-Umfragedurchgeführt.Dafür sprachenbei beidenDemonstrationenmehrere je-weilsauszweiPersonenbestehendeTeamsperZufallsprinzipDemonstrantInnenanundhän-digtenihnendenFragebogenineinembereitsadressiertenundfrankiertenRückumschlagaus.AufdererstenSeitedesFragebogenswarenzudemeineURLundeineinmaligerCodeangege-ben,mitdemderFragebogenauchonlineausgefülltwerdenkonnte.DerCodemusstefürdieOnline-Version des Fragebogens eingegebenwerden,wurde aber auch bei der computerge-stütztenEingabederzurückgeschicktenPapierfragebögenerfasst.Dadurchwaresnichtmög-lich,denFragebogenmehrfachauszufüllenoderdenZugangzurOnline-BefragungananderePersonenweiterzugeben,umsodieUmfragezumanipulieren.
DieAuswahlderBefragtenfandsowohlwährendderAuftaktkundgebungderbeidenDemonst-rationenaufdemHamburgerRathausmarkt,bzw.aufdemDeichtorplatz,alsauchanmehrerenAbschnittenderDemonstrationszügestatt.UmdenEinflussvonSympathienundVorbehaltenzuminimieren,wählteindenZweierteamsjeweilseinePersonnacheinemzuvorfestgelegtenSchema den/die anzusprechende/n DemonstrantIn aus und notierte wahrgenommenes Ge-schlechtundgrobgeschätztesAlter.WährenddessenhändigtedieanderePersondenFragebo-genaus,umspäterdieGrundgesamtheithinsichtlichdieserFaktorenschätzenzukönnen.Dieses 11 DasInstitutfürProtest-undBewegungsforschung(ipb)isteinNetzwerkinstitutmitmehrals100ForscherIn-
nenimBereichderProtest-undBewegungsforschung,dieanverschiedenenUniversitätenundForschungsin-stituteninDeutschlandangebundensind.NebendenhiergenanntenInstitutionenwarenauchMitarbeiterIn-nenundstudentischeHilfskräftederRuhr-UniversitätBochum,desLeibniz-InstitutsHessischeStiftungFrie-dens-undKonfliktforschung(HSFK)sowiedesZentrumsTechnikundGesellschaft(ZTG)derTechnischenUni-versitätBerlinanderDurchführungderDemonstrationsbefragungenbeteiligt.ZudembedankenwirunsbeidenweiterenfreiwilligenBefragungsteamssowieDanielWeberfürseineUnterstützung.
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VerfahrenhatsichinderProtestforschungzurHerstellungvonRepräsentativitätderDatenetab-liert(Andretta/dellaPorta2014).
DieFragen,die indieUntersuchungeinflossen,zieltenaufdiesozialeZusammensetzungderDemonstrantInnen,auf ihreMotivationundMobilisierung,d.h.aufdieProzesse,diezu ihrerTeilnahmegeführthatten,aufihreProtesterfahrung,aufihrepolitischeSelbsteinordnungundaufdieÜbereinstimmungmitAussagenzudenG20,dievondenaufrufendenOrganisationengemachtwordenwaren.VielederFragengingenaufdieFragebögenzurück,dieinderVergan-genheitaufanderenDemonstrationenverteiltwurden.DadurchsinddiegewonnenenInforma-tionenüberdieG20-DemonstrantInnenmitdenenfrühererProtestegrößtenteilsvergleichbar.EinTeilderFragenwurderepräsentativenBefragungenwiederAllgemeinenBevölkerungsbe-fragungderSozialwissenschaften(ALLBUS)undderEuropeanValuesStudy(EVS)entnommen.
InsgesamtwurdenwährendderbeidenDemonstrationenam2.und8.Juli4.187Personenan-gesprochen(2.Juli:1.574,8.Juli:2.613).Davonhaben3.515PersonendenFragebogenange-nommen.Biseinschließlichdem15.Augusthabensich1.095PersonenanderUmfragebeteiligt.DasentsprichteinerRücklaufquotevon31Prozent.DieserWertistdeutlichhöheralsbeidenmeistenvonunsinderVergangenheitdurchgeführtenDemonstrationsbefragungen,beidenenwirnurdieMöglichkeitgebotenhaben,dieBefragungonlineauszufüllen.AufderBasisderbeimVerteilenderFragebögennotiertenSchätzungenzuAlterundGeschlechtkönnenwirsagen,obsich diejenigen, die an der Befragung teilgenommen haben, in diesen beiden Punkten vomDurchschnittderDemonstrantInnenunterscheiden.
Abbildung1:ÜbersichtStichprobeundRücklauf,Altersverteilung,in%
InAbbildung1wirddeutlich,dassdiePersonen,diedieFragebögenausgefüllthaben,imDurch-schnittälterzuseinscheinenalsdievonunsaufdenDemonstrationenangesprochenenPerso-nen.DieAltersverteilungistnachrechts inRichtungderÄlterenverschoben.DieserEffekt istallerdingsvermutlichzumgrößerenTeildaraufzurückzuführen,dassdiezumeistjüngerenFra-gebogenverteilerInnendasAlterderBefragtensystematischunterschätzthaben.DiesesPhäno-menwarschonbei früherenUmfragensichtbar (Daphi/Haunss/u.a.2015).Wirgehendaherdavonaus,dassderRücklaufderbeantwortetenFragebögeninetwarepräsentativfürdietat-sächlicheAltersverteilungderDemonstrantInnenist.BeimGeschlechtzeigtsichallerdingseineauffälligeDifferenzzwischendenangesprochenenPersonenunddenjenigen,diedenFragebo-genbeantwortethaben.BesondersinderAltersgruppeder40-65-JährigenhabendeutlichmehrFrauenalsMännerdenFragebogenausgefüllt,nurbeidenüber65-JährigensinddieMännerbeidenAntwortenleichtüberrepräsentiert.DadieAuswahlderBefragtenzufälligwar,kannmandavonausgehen,dassbeimGeschlechtdieAufzeichnungenderBefragerInneneinrepräsentati-vesBildderDemonstrationenzeichnen.AufderBasisdieserDatenbeteiligtensichFrauenan
2,7
6,6
3,6
6,2
25,8
36,7
40,0
51,0
52,7
44,5
43,2
34,2
16,2
11,0
10,5
8,2
geantwortet
verteilt
geantwortet
verteilt
Dem
o 2.
Jul
iDe
mo
8. J
uli
< 20
20–39
40–65
>65
keine Angabe
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dererstenDemonstrationzu53Prozentundanderzweitenzu47Prozent.BeidenausgefülltenFragebögenliegtderAnteilderFrauenbeibeidenDemonstrationenjeweilsumca.fünfProzent-punktehöher.FrauensindalsobeidenAntwortenleichtüberrepräsentiert.
Tabelle1:RücklaufOnlinevs.Papier
Demo Fragebogen Weiblich Männlich ØAlter2.Juli Papier 64,3% 35,7% 56,5
Online 38,3% 61,7% 42,38.Juli Papier 56,8% 43,2% 45,7
Online 34,7% 65,3% 39,5
Auffälligistferner,dasssichdasAntwortverhaltendeutlichzwischenOnline-UmfrageundPa-pierfragebogenunterscheidet(Tabelle1).BeibeidenDemonstrationennutztendeutlichmehrMänneralsFrauendieMöglichkeit,denFragebogenonlineauszufüllen.ZudemistdasDurch-schnittsalterderjenigen,diedenFragebogenonlineausgefüllthaben,deutlichniedriger.BeiderDemonstrationam2.JulibeträgtdieDifferenzhierknapp14Jahre.OffenbarwirddieMöglich-keit,denFragebogenonlineauszufüllen,wennsowohldieOptiononlinealsauchPapierzurVer-fügungsteht,besondersvonjüngerenMännernverstärktgenutzt.
2. WersinddieTeilnehmerInnenderG20-DemonstrationeninHamburg?WerdemonstriertgegendenG20-Gipfel?AufdieseFragekönnenwiraufGrundlagederBefra-gungenzunächsteineAntworthinsichtlichderSozialstrukturderDemonstrantInnengeben.IndiesemerstenAbschnittskizzierenwirdieZusammensetzungderTeilnehmerInnenmitBlickaufGeschlecht,Alter,Herkunft,BildungsgradundBeschäftigungsverhältnis.DabeivergleichenwirbeideDemonstrationenuntereinander, setzen sie insVerhältnis zurGesamtbevölkerungundziehenpartiellauchErgebnissezurückliegenderDemonstrationsbefragungenheran.
Dabeigilteszubeachten,dassDemonstrierendegenerellkeinrepräsentativesAbbildderGe-samtbevölkerungdarstellen.DemonstrationenundProtestesindeinewichtigeFormderpoliti-schenPartizipation,derenAusübungjedochvonverschiedenensozial-demografischenFaktorengeprägtist.SozeigenzahlreicheStudienfürDeutschlandundvieleanderewesteuropäischeLän-der,dassvorallemformalhöherGebildeteundMenschenmiteinemüberdurchschnittlichenEinkommenanDemonstrationenteilnehmen(z.B.vanAelst/Walgrave2001).
Geschlecht
WährendzahlreichegesellschaftlicheGruppeninderSozialstrukturvonDemonstrantInnenun-terrepräsentiertsind,scheintdasGeschlechteinegeringeRollezuspielen.FrüheAnalysendo-kumentiertennocheinedeutlichstärkerePräsenzvonMännern(MarchundKaase1979),dochjüngereDemonstrationsbefragungeninDeutschlandzeigeneineannäherndparitätischeVertei-lungderGeschlechter(Rucht2003;RuchtundYang2004;Daphietal.2015a),wobeiderAnlassoderdasThemaderDemonstrationfürdietatsächlicheZusammensetzungderProtestierendeneinezentraleRollespielt(vanAelstundWalgrave2001,S.467).FürdieG20-DemonstrationenwarangesichtsderHeterogenitätmöglicherAnschlusspunkteundUnterthemenkeineUngleich-verteilungderGeschlechterzuerwarten.DieobenerwähntenAufzeichnungenderFragebogen-verteilerInnenbestätigeneineannäherndeGleichverteilungvonFrauenundMännern,diesichauchbeiderthematischähnlichheterogenenAnti-TTIP/CETA-Demonstration2015beobachten
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ließ.12InteressantistderUnterschiedzwischendenbeidenG20-Demonstrationen:Sowohlun-sereAufzeichnungen als auch die Ergebnisse der Befragung zeigen einen um sechs Prozent-punktehöherenAnteilvonFrauenaufdererstenDemonstrationam2.Juli.
Alter
DieersteDemonstrationistnichtnur‚weiblicher‘,sieistmiteinemDurchschnittsaltervonknappfünfzigJahrenauchdeutlich‚älter‘alsdiezweiteDemonstration,derenDurchschnittsalterumfastfünfJahreniedrigerist.DeutlichwerdendieUnterschiedeauchimVergleichderAltersstruk-tur(Tabelle2).SowohlderAnteilderunter25-JährigenalsauchinsbesonderederAnteilder25-39-JährigenistaufderzweitenDemonstrationwesentlichhöheralsaufdererstenDemonstra-tion,währendsichdasVerhältnisfürdiebeidenälterenGruppennotwendigerweiseumkehrt.FüreineGegenüberstellungmitdemBevölkerungsdurchschnittwurdendieZensus-DatenumdieGruppederunter18-Jährigenbereinigt.13Interessantistdabei,dassdieersteDemonstrationrelativnahamBevölkerungsdurchschnitt liegt;alleindieGruppederüber64-Jährigen istausnaheliegendenGründenderMobilitätzugunstenderKohorteder40-bis64-Jährigenwenigerstarkvertreten.
Tabelle2:VergleichAltersstrukturG20-Demonstrierende–Bevölkerungsdurchschnitt,in%
Altersstruktur Demo2.JuliN=488
Demo8.JuliN=607
Zensus2011>17Jahre*
unter25Jahren 8,3 13,9 8,725-39Jahre 21,4 31,4 21,940-64Jahre 51,0 40,7 43,1über64Jahre 19,3 14,0 26,2
*EigeneBerechnungenaufGrundlagederZensus2011Daten.Siehe:http://www.gdv.de/2016/09/deutschlands-be-voelkerung-hat-sich-erstmals-seit-der-wiedervereinigung-verjuengt.
InAbbildung2vergleichenwirdieAltersstrukturderbeidenG20-Demonstrationenmit jeneranderervonunsbefragterDemonstrationen.AuchhierstichtdasrelativgesehenhoheAlterderTeilnehmerInnendererstenDemonstrationheraus;unterallengezeigtenDemonstrationsbe-fragungen(Abb.2)weistdie‚Protestwelle‘dengrößtenAnteilanüber64-Jährigenund–zusam-menmitderStuttgart21-Demonstration2010–dengeringstenAnteilanunter25-Jährigenauf.DasrelativniedrigeDurchschnittsalterderTeilnehmerInnenderzweitenDemonstrationresul-tiertimVergleichallerDemonstrationenausderstarkenBeteiligungderGruppeder25-bis39-JährigenundderrelativgesehengeringenBeteiligungder40-bis64-Jährigen.
12 AusnahmenbildeninsbesonderedievomInstitutfürProtest-undBewegungsforschunguntersuchtenstark
männlichdominierten»MontagsmahnwachenfürdenFrieden«unddiePegida-Demonstration2015mitje-weilsüber70%Männern.
13 DieGruppederunter18-JährigenistunterdenBefragtenmit9(2.Juli)bzw.5Fällenrelativgering,sodassderVergleichmitderGruppederüber17-JährigenausdemZensus2011vertretbarist.DawirkeineKinderbefragthaben,isteinVergleichmitdenkomplettenZensus-Datenwenigzielführend.
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Abbildung2:AltersstrukturvonDemonstrantInnenimVergleich,in%;N1=488;N2=607
MigrationsgeschichteundWohnort
WiegroßistderAnteilderBefragtenmitMigrationsgeschichte?UmdieseFragezubeantwor-ten,wurdendieDemonstrantInnengebeten,ihrGeburtslandunddasihrerElternanzugeben.Abbildung3zeigtdenVergleichderAntwortenmitdenWertendesALLBUS2016.14DerAnteilderTeilnehmerInnenohneunmittelbarenMigrationshintergrundliegtfürbeideDemonstratio-nenbeiüber85ProzentunddamitüberdemBevölkerungsdurchschnitt.DerAnteilvonMen-schen,dieinDeutschlandgeborenwurdenundmindestenseinimAuslandgeborenesElternteilhaben,istfürbeideDemonstrationenfastidentisch.
Abbildung3:MigrationsgeschichtederDemonstrantInnen,in%;N1=484;N2=594
AufderzweitenDemonstrationistderAnteildernichtinDeutschlandgeborenenTeilnehmerIn-nenzwarhöheralsaufdererstenDemonstration,dochbeideliegendeutlichunterdemBevöl-kerungsdurchschnittvonfast13Prozent.MenschenmitunmittelbaremMigrationshintergrundsindalsoimVergleichzurBevölkerungaufbeidenDemonstrationenunterrepräsentiert,wobei
14 EigeneBerechnungennachALLBUS2016:GESIS–Leibniz-InstitutfürSozialwissenschaften(2017):Allgemeine
BevölkerungsumfragederSozialwissenschaftenALLBUS2016.GESISDatenarchiv,Köln.ZA5250DatenfileVer-sion2.1.0.
8,3
21,4
51,0
19,313,9
31,4
40,7
14,0
0
10
20
30
40
50
60
70
unter25 25-39 40-64 über64
PegidaStuttgart21HartzIVIrakkriegTTIPG20-Demo2.JuliG20-Demo8.JuliMittelwert
3,5
6,7
12,8
8,3
8,1
6,5
88,2
85,2
80,7
Demo2.Juli
Demo8.Juli
ALLBUS2016
EigeneMigrationserfahrung/GeburtimAuslandMindestenseinElternteilimAuslandgeborenKeinunmittelbarerMigrationshintergrund
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dieersteDemonstrationam2.JulihinsichtlichderHerkunftderTeilnehmerInnennochetwashomogeneristalsdiezweiteDemonstrationam8.Juli.
AuchmitBezugaufdieWohnortederDemonstrantInnenistdieersteDemonstrationdeutlichhomogener(Abbildung4).WährendmehralssechsvonzehnBefragtenaufdererstenDemonst-rationangaben,inHamburgzuwohnen,trafdasaufderzweitenDemonstrationnurfürjede/nzweite/nBefragte/nzu.InsbesonderederAnteilderausBerlinundNordrhein-WestfalenAnge-reistenisthöher.DerAnteilderimAuslandlebendenTeilnehmerInnenistaufbeidenDemonst-rationenkleinundimFalldererstenDemonstrationfastzuvernachlässigen.Trotzinternationa-lerMobilisierungnahmen–wieauchschonbei früherenGipfelprotesten– letztlichnur sehrwenigeMenschendieweiteAnreiseausdemAuslandaufsich.
Abbildung4:WohnortederDemonstrantInnen,in%;N1=477;N2=595
AnbeidenDemonstrationen istderAnteilder lokalenBevölkerungdamitdeutlichgrößeralsbeispielsweiseanderAnti-TTIP/CETA-DemonstrationinBerlinimOktober2015,beidernurrund30ProzentderBefragtenangaben,inBerlinzuwohnen,undbeiderdieVerteilungaufdieübri-genBundesländerdeutlichausgeglichenerwar(Daphietal.2015a).
Bildung
Menschen,diesichehrenamtlichengagierenundinVereinenoderBewegungenaktivsind,ver-fügenmithoherstatistischerWahrscheinlichkeitübereinenüberdurchschnittlichenBildungs-grad.DieserBefundderEngagement-undBewegungsforschunglässtsichebensofürdieTeil-nahmeanDemonstrationenundanderenProtestaktivitätenfeststellen;auchfürbeideG20-De-monstrationenzeigtsichdieserZusammenhangsehrdeutlich.DiegenaueStrukturdesBildungs-gradsistdabeifürbeideDemonstrationensehrähnlich.Über60ProzentderBefragtenverfügenübereinenHochschul-oderFachhochschulabschluss;derBevölkerungsdurchschnittliegtbeige-radeeinmal15Prozent.15AufbeidenDemonstrationenverfügenmehralsfünfProzentsogarübereinenDoktortitel(Bevölkerungsdurchschnitt:1,3%).DasBildungsniveauderTeilnehmerIn-nenbeiderDemonstrationenliegtdamitweitüberdemBevölkerungsdurchschnitt.ImVergleichmitanderenDemonstrationen liegtdasBildungsprofilderG20-DemonstrantInnen imoberen
15 Eigene Berechnungen auf Grundlage der Zensus 2011-Daten. Siehe: https://www.destatis.de/DE/Metho-
den/Zensus_/Zensus.html.[27.10.2017].
60,7
13,9 12,5
1,05,9
2,96,0
0,4
51,7
9,7 11,45,5
2,54,4
9,22,2
Demo2.Juli
Demo8.Juli
10 #NoG20
Bereich,mitähnlichhohenWertenwiebeiderAnti-TTIP/CETA-DemonstrationundbeidenDe-monstrationengegendenIrakkrieg2003undStuttgart21(Rucht2003;BaumgartenundRucht2013;Daphietal.2015a).
BerufundErwerbssituation
FürbeideDemonstrationenistderAnteilderAngestellten,ArbeiterInnenundBeamtInnenimVergleichzurGesamtbevölkerungleichtüberdurchschnittlich.ImVergleichzumBevölkerungs-durchschnittmehralsdoppeltsogroßistderAnteilderSelbstständigen.
Abbildung5:BeruflicheStellungderDemonstrantInnen,in%;N1=479;N2=591
DeutlicheUnterschiedezwischendenbeidenDemonstrationengibtesbeimAnteilderstudie-rendenodersichineinerAusbildungbefindendenTeilnehmerInnen.DieserliegtfürdiezweiteG20-Demonstrationam8. Julibeiüber21Prozentunddamit zehnProzentpunkteüberdemWertdererstenDemonstration.Letzterer lagnurknappüberdemBevölkerungsdurchschnittundauchdeutlichunterdenWerten zurückliegenderDemonstrationsbefragungen (z.B.Anti-TTIP/CETA-Demonstration:19,5%).DieAnteilederRentnerInnen,derHausfrauen,Hausmänneroder in der familiären Pflege Engagierten, sowie auch der Arbeitslosen liegen für beide De-monstrationenzumTeildeutlichunterdemBevölkerungsdurchschnitt (Abbildung5). ImVer-gleichderbeidenG20-DemonstrationendeckensichdieunterschiedlichenWertefürdieAnteilederStudierendenundderRentnerInnenmitdemjüngerenDurchschnittsalterderBefragtenderzweitenDemonstration(vgl.Abb.2).DerAnteildergeringfügigErwerbstätigenistaufderzwei-ten Demonstration mit 15 Prozent fast doppelt so hoch wie auf der ersten Demonstration(7,9%),wobeiderAnteilderVollbeschäftigtenmitrund56ProzentaufbeidenDemonstrationenfastidentischist(Wertenichtabgebildet).
DamitergibtsichfolgenderBefund:fürbeideDemonstrationenlassensichdiebereitsbekann-tenVerzerrungenbeobachten; dieG20-DemonstrantInnen verfügenüber einenhöherenBil-dungsgrad, sind jünger und auf demArbeitsmarkt bessergestellt als der Bevölkerungsdurch-schnitt.ZudemsindaufbeidenDemonstrationenMenschenohneunmittelbarenMigrationshin-tergrundüberrepräsentiert.ImVergleichderbeidenG20-DemonstrationenstechenderhöhereFrauenanteilunddasauchimdemonstrationsübergreifendenVergleichhoheDurchschnittsalterderBefragtenaufdererstenDemonstrationam2.Julihervor.DieseersteDemonstrationistin
1,1
4,5
6,6
26,4
7,8
6,7
43,8
4,0
2,2
0,5
12,1
21,3
12,9
46,9
3,8
2,1
0,8
15,7
11,3
15,5
50,7
Sonstiges
Arbeitslos,arbeitssuchend
Hausmann,Hausfrau,Pflege
RenterIn,FrührenterIn
Studierende,inAusbildung
Selbständige/r
Angestellte,ArbeiterIn,BeamtIn
Demo2.Juli
Demo8.Juli
ALLBUS2012
#NoG20 11
TeilennäheramBevölkerungsdurchschnittalsdiezweiteDemonstrationam8.Juli,dietenden-ziellehervonjüngerenMännerninStudiumoderAusbildunggeprägtwird.Dieskönntedaraufhindeuten,dassdieinhaltlichenundtaktischenUnterschiedederaufrufendenAktionsbündnissetatsächlichzueinerMobilisierungleichtunterschiedlicherPersonengruppengeführthaben.Je-dochkönnteauchdieMedienberichterstattung imVorfeldeineRollegespielthaben,dievorallemdieDemonstrationam8.Julialspotentiellgefährlicheinstufte,undsomitwohlmöglichFrauenundälterePersonenabschreckte.
3. AussagenüberdieG20EinzentralesZielderUmfragewares,etwasüberdieMotivederDemonstrantInnenzuerfahren.ZudiesemZwecknahmenwirzweiFragenauf:eineoffeneFrage(A1)ohnevorgegebeneAnt-wortkategorienundeinegeschlosseneFrage(B1),beiderdieBefragtenaus15vorgegebenenThemen,dieindenAufrufenderzudenDemonstrationenmobilisierendenOrganisationenge-nanntwordenwaren,diefürsiewichtigstenauswählenkonnten.
Abbildung6: FrageB1:„WelchessinddieThemen,dieIhnenbeiderG20-Demonstrationamwichtigstensind?”(Mehrfachantwortenmöglich)
DiebeidergeschlossenenFrageamhäufigstengenanntenThemensindDemokratieundMen-schenrechtesowiesozialeGerechtigkeit.DannfolgenbeidererstenDemonstrationFrieden,Ar-mutundHunger,KolonialismusundImperialismus,SexismussowieFluchtundMigration.BeiderzweitenDemonstrationwurdendiegleichenThemengenannt,nurdassdortGlobalisierungundWelthandelstattKolonialismusundImperialismushäufigervorkamen.
UnterschiedegibteszudembeiderGewichtungderThemensozialeGerechtigkeit,FriedenundUmweltschutz,dieaufdererstenDemonstrationhäufigergenanntwerden,sowiederThemeneuropäischeKrisenpolitikundKapitalismus,dieaufderzweitenDemonstrationpräsentersind.
0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
70%
Demokratie
und
Men
sche
nrechte
Sozia
leGerechtigkeit
Armutund
Hun
ger
Glob
alisierun
gund
Welthande
l
Sexism
us
Friede
n
Fluchtund
Migratio
n
Europäisc
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Krise
npolitik
Kolonialism
usund
Im
peria
lismus
Kapitalismus
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ssism
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Repressio
nun
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Einschränkun
gund
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ambu
rg
Demo2.Juli
Demo8.Juli
12 #NoG20
InsgesamtweisendieErgebnisseaufstarkeÜbereinstimmungenzwischenbeidenDemonstrati-onenhin,mitDifferenzierungenhinsichtlichderRangfolgederThemen,aberkeinemdeutlichunterschiedlichenProfilderTeilnehmerInnen(Abbildung6).
DieserBefundwirdnochdeutlicher,wennmandieAntwortenaufdieoffeneFragebetrachtet.GleichalsEinstiegindenFragebogenhattenwirdieBefragtengebeten,zubeschreiben,welchesAnliegensiepersönlichdurchihreTeilnahmeanderG20-DemonstrationzumAusdruckbringenwollen.Fast95ProzentderBefragtenhabendieseFragebeantwortetundteilweisesehraus-führlichbeschrieben,wasihreGründefürdenProtestsind.Abbildung7zeigtdieindiesenBe-gründungenamhäufigstengenutztenBegriffe.BeibeidenDemonstrationenistderKampfgegendenKlimawandelbzw.füreineverantwortlicheKlimapolitikdasmitAbstandamhäufigstenge-nannteMotiv.AuchdarüberhinausgibteszwischendenTeilnehmerInnenbeiderDemonstrati-onengroßeÜbereinstimmungen.Ausbeutung,Demokratie,Frieden,Gerechtigkeit,KapitalismusundUmweltschutzsindThemen,dieanbeidenTagen–mitleichtunterschiedlicherGewichtung–zentraleMotivebildeten,sichandenDemonstrationenzubeteiligen.
Abbildung7:ZentraleMotivederDemonstrantInnen(FrageA1)*
*DieGrafikvisualisiertfürbeideDemonstrationendieHäufigkeitderBegriffe,dievondenBefragteninderFreitext-fragenachihrenMotiven,sichanderDemonstrationzubeteiligen,genanntwordensind.Dabeiwurdenzuerstsoge-nannte Stoppwörter (Artikel, Präpositionen) und andere nicht sinntragendeWörter entfernt und die verbliebenenWorteaufihrejeweiligengrammatischenGrundformenzurückgeführt.DieSchriftgrößederBegriffeinderAbbildungistproportionalzuihrerHäufigkeit.
UnterschiedezwischenbeidenDemonstrationensindzumeinendiedeutlichstärkereBetonungdesZielseinesgerechtenbzw.fairenWelthandelsaufdererstenDemonstrationundaufderzweitenDemonstrationderstärkerzumAusdruckgebrachteProtestgegenTrump,ErdoganundPutinsowiediehäufigereNennungderkonkretenRahmenbedingungeninHamburgalsMotivfürdenProtest–beispielsweiseinderAntwort,die„dieKostenunddieArtundWeise,diesenGipfel inHamburgdurchzuführen”alseine„Zumutung”beschreibt.EinegrundsätzlicheKritikam kapitalistischenWirtschafts- und Gesellschaftssystem spielt für die TeilnehmerInnen derzweitenDemonstrationeinegrößereRolle,siewaraberauchaufdererstenDemonstrationprä-sent.
klimawandelgerechtigkeit
fairermenschen
demokratie
staa
ten
hand
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umwe
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welthandel
verteilung frieden
umwe
lt
länder
kapitalismus gere
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re
ausbeutung
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hamburg
ungerechtigkeit
macht
gerechte
kosten
ungleichheitmenschenrechte
trump
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unzufriedenheit
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globale
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weltweit
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wichtig
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klimawandelmenschen
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burg
kapitalismus
länder
gerechtigkeit
trump
frieden
dem
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einverstanden
solidarität
probleme
umweltschutz
ausbeutung
un
armut
globale
viele
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bringenmachtfairer
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ungerechtigkeitgipfels
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stad
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politiker
stattungleichheit
legitimation
menschenrechte
ablehnung
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grem
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krieg
kapitalistisch
umwelt
wenig
zeichenrecht
lösung
deutschland
wirtschaft
demonstrieren
bevölkerung
gerechte
meinung
afrika
gesellschaftwichtig
entscheidungen
aufmerksam
wirtschaftspolitik
großstadtstehen
welthandelneoliberale
bestimmen
kapitalismuskritik
regierungen
geld
gegenüber
falsch
lebenko
sten
globalisierung
interesse
Demo 2. Juli Demo 8. Juli
#NoG20 13
Auffällig imVergleichzudergeschlossenenFrageB1 istdieProminenzvonKlimawandelundKlimaschutz.HierhattenvieleTeilnehmendebeiderDemonstrationenoffenbareinsehrspezifi-schesAnliegen,dasmitdemallgemeinerenBegriff„UmweltschutzundNachhaltigkeit”inFrageB1nichtadäquatabgebildetwordenist.NimmtmandieAntwortenaufbeideFragenzusammen,solässtsichsagen,dassessowohldiegroßen,übergreifendenThemenDemokratieundGerech-tigkeitalsauchdiesehrkonkreteUnzufriedenheitmiteinzelnenPolitiken(undPolitikern)war,diedieMenschenmotivierten,sichandenDemonstrationenzubeteiligen.DabeiunterscheidensichdieMotivederDemonstrantInnenbeiderDemonstrationenwenigervoneinander,alsdiesaufgrundderdeutlichvoneinanderabweichendenpolitischenPositionenderfürdiebeidenDe-monstrationenjeweilsaufrufendenOrganisationenzuerwartengewesenwäre.
4. DieG20imUrteilderDemonstrantInnenDieAnalysederAussagenüberdenG20-Gipfelzeigt,dasseinüberwältigenderTeilderDemonst-rantInnendiePolitikderG20-StaatenfürdiemomentanenglobalenKonflikteundKrisenverant-wortlichmacht.ZweiFünftelderbefragtenPersonen(40,5%)selbstaufderalsehermoderatgeltendenDemonstration‚Protestwelle‘vom2.JulistimmeneinerentsprechendenAussagevollundganz,weitere44Prozentzumindestüberwiegendzu.AufderDemonstration‚GrenzenloseSolidaritätstattG20!‘amdarauffolgendenSamstagsiehtsogarmehralsdieHälftederBefragten(53,9%)dieG20-StaatenvollundganzinderVerantwortungfürdieglobalenKrisen.LetztlichbetrachtenaufbeidenDemonstrationendurchschnittlichrund90ProzentderDemonstrantIn-nendieG20alsHauptverursacherdesglobalenElends.AuchdiedemokratischeLegitimitätderG20wirddurchdieTeilnehmerInnenbeiderProtestmärscheinfragegestellt:KnappdieHälfte(2.Juli:49,4%)bzw.zweiDrittel(8.Juli:66,5%)derBefragtenistderMeinung,dassderG20-GipfeldendemokratischenPrinzipienvollundganzoderwenigstensüberwiegendwiderspricht.
BeiderFragederReformierbarkeitderG20(Abbildung8)sindsichdieDemonstrantInnenwe-nigereinig.WährendfastzweiDrittelderBefragtenvom8.Juliangibt,dassdieG20„überhauptnicht”(25,6%)oder„ehernicht”(35,3%)reformierbarseien,sindbeider‚Protestwelle’deutlichmehralsdieHälfte(55,7%)derTeilnehmerInnenmehroderwenigerdezidiertvomGegenteilüberzeugt.
Abbildung8:ZustimmungzurAussage„DieG20sindreformierbar”,in%
BeidenBefragtenbeiderDemonstrationenherrschtzudemweitgehendeEinigkeitdarüber,dassdieG20-StaatendieweltweiteDurchsetzungdesNeoliberalismus–unddamitdieSpaltungderGegenwartsgesellschafteninGlobalisierungsgewinnerund-verlierer–vorantreiben:85Prozentstimmenam8.JuliderAussage„DieG20stehenfürdieweltweiteDurchsetzungdesNeolibera-lismus”vollundganzoderüberwiegendzu.Die‚Protestwelle’-TeilnehmerInnensinddiesbezüg-lichetwaswenigerentschieden,aberauchunterihnenstimmenknappvierFünftel(78,1%)derAussageeherzu.AuchdieAntwortenaufdieAussage„DieG20stehenfürdieAufteilungder
7,7
12,3
11,1
18,5
20,3
24,9
35,3
35,3
25,6
8,9
Demo8.Juli
Demo2.Julivollundganz
überwiegend
teils/teils
ehernicht
überhauptnicht
14 #NoG20
WeltunterdenmächtigstenwestlichenLändern”verdeutlichen,dasseineFundamentalkritikandemGipfeltreffenmehrheitlichgeteiltwird.BeinahedieHälftederBefragten(2.Juli:45,0%),bzw.mehralsdieHälfte(8.Juli:55,6%)stimmendemzu.BeiderFrage,welcheRolledieUSAgegenüberdenG20spiele,istetwaeinSechstelderMeinung,dieG20seienein„WerkzeugdesUS-Imperialismus”(2.Juli:15,7%,8.Juli:17,4%),womitantiamerikanischeStimmenunterdenbefragtenDemonstrantInneneinenichtzuvernachlässigendeMinderheitbilden.
InsgesamtwerdenbeibeidenDemonstrationendieG20-StaatenunddiePolitik,fürdiesieste-hen,fürdieglobalenMissständeverantwortlichgemacht.FernererscheinendieG20alsAgen-tenforcierterwirtschaftlicherUngleichheitenaufglobalerebensowielokalerEbene.Ausdemo-kratietheoretischerPerspektivekommtaußerdemerschwerendhinzu,dassihnenvondenDe-monstrantInnen,alsoeinemTeiljenerBürgerInnen,diesievermeintlichrepräsentieren,dieLe-gitimitätundzugutenTeilenauchdieReformierbarkeitabgesprochenwird.
DieSkepsisgegenüberdenG20lässtsichnuninAnsätzensicherauchdadurcherklären,dassdieBürgerInnen ihrenRepräsentantInnen generell kritisch gegenüberstehen, oderpositiv ausge-drückt:sichvonblinderFolgebereitschaftemanzipierthaben.DieFragedanach,obKindernbei-gebrachtwerdensollte,aufAutoritätenzuhören,beantwortetderGroßteilderBefragtenam2.Julimit„ehernicht” (39,2%)oder„überhauptnicht” (29,0%).Darüberhinaus lässtsichunterdenselbenBefragtenallerdingseineNeigungzufundamentaleremElitenmisstrauenbeobach-ten,derenGrenzenzumVerschwörungsglaubenfließendsind.DieThese,dassdiemeistenBür-gerInnenkeineAhnungdavonhätten,„wiestarkihrLebenschonheutevongeheimenAbma-chungen undNetzwerken kontrolliertwird”, findet auf der ersten Demonstration am 2. JulibreiteZustimmung(24%„vollundganz”,35%„überwiegend”).BeiderzweitenDemonstrationistdieZustimmungzudieserFragemit22Prozent,bzw.33Prozentminimalniedriger.
Abbildung9:ZustimmungzurAussage„DerKapitalismusmussüberwundenwerden”,in%
WieindenAntwortenaufdieoffeneFragezurMotivationdeutlichwurde,istdieKritikamKa-pitalismusbeibeidenDemonstrationenpräsent.BeibeidenDemonstrationenistdieüberwie-gendeMehrheitderBefragtenderMeinung,derKapitalismusmüsseüberwundenwerden.NureinekleineMinderheitstimmtdieserAussageeheroderüberhauptnichtzu(Abbildung9).AuchbeidieserFragezeigensichdieTeilnehmerInnenderzweitenDemonstrationetwasradikaleralsdiederersten.DifferenzierenlässtsichdieKapitalismuskritikmitBlickaufdieEinschätzungvonWettbewerb. Dass Wettbewerb „schädlich” sei und „das Schlechte imMenschen zum Vor-schein”bringe,wirdvoneinerMinderheitderBefragtenaufbeidenDemonstrationengrund-sätzlichbejaht(Abbildung10).Aufder‚Protestwelle’gabenlediglichrund12ProzentderBe-fragten an,Wettbewerb sei überwiegendoder voll und ganz schädlich. Auf der zweitenDe-monstrationstimmteeindoppeltsogroßerAnteildieserThesezu.Währendalsobeider‚Pro-testwelle’daskapitalistischeSystemkritischgesehenwird,derökonomischeWettbewerbaber
46,8
27,4
27,9
26,8
19,6
35,8
4,2
8,5
1,5
1,5
Demo8.Juli
Demo2.Julivollundganz
überwiegend
teils/teils
ehernicht
überhauptnicht
#NoG20 15
nichtallgemeinundprinzipiellabgelehntwird,erweistsichdieKritikderTeilnehmerInnenderDemonstrationam8.Julialsfundamentaler.
Abbildung10: ZustimmungzurAussage„Wettbewerbistschädlich.ErbringtdasSchlechteimMenschenzumVorschein”,in%
Bemerkenswertist,dassdiemeistenderBefragtentrotzihrerkritischenHaltunggegenüberpo-litischenRepräsentantInnenstaatlicheInterventionalseinwichtigesElementeineranderenPo-litikansehen.DreiViertel(76,5%)derBefragtenam2.JuliundsogarvierFünftel(81,1%)am8.JulisindmindestensüberwiegendderMeinung,dassdieRegierungdieEinkommenstärkervonobennachuntenumverteilensollte.FastalleBefragten(2.Juli:94,7%;8.Juli:92,3%)sindderAnsicht,dassdiewichtigstenöffentlichenDienstleistungennichtdurchPrivatunternehmener-brachtwerden,sonderninstaatlicherHandbleibensollten.
5. EinstellungenzuDemokratie,InstitutionenundpolitischerPraxisEinzentralerAusgangspunktfürpolitischeEinschätzungenundBewertungenistdieWertschät-zungvonDemokratiealsdernormativenGrundlage,aufderkonkretepolitischeInstitutionen,AkteureundProzessebeurteiltwerden.DieBefragtensolltenaufeinersechsstufigenSkalaan-geben,wassie„imVergleichzuanderenStaatsideenzur IdeederDemokratiesagen”,wobeiausdrücklichbetontwurde,dassesnichtumdieBeurteilungdertatsächlichbestehendenDe-mokratiengehe.
Die IdeederDemokratie genießtbei denBefragtenbeiderDemonstrationeneine sehrhoheWertschätzung.93ProzentderTeilnehmerInnendererstenDemonstrationsindsehrodereherzufriedenmitder IdeederDemokratie imAllgemeinen. FürdieTeilnehmerInnenanderDe-monstrationam8.Julitrifftdiesauf88Prozentzu.DieseinsgesamthohenWerteentsprecheninetwaauchdenenandererBefragungen(Anti-TTIP/CETA:92,3%).AllerdingsnehmendieWerteab,wennmannachderDemokratie,wiesieinderVerfassungfestgelegtist,fragt.Dasindnurnoch76Prozent(2.Juli)bzw.64Prozent(8.Juli)sehrbzw.überwiegendzufrieden.InBezugaufdieVerfassungwirddiestärksteDifferenzzwischendenbeidenDemonstrationszügensichtbar.GroßeEinigkeitbestehtinderBewertungdestatsächlichenFunktionierensderDemokratie.Hierzeigensichnurnoch27Prozent(2.Juli)und21Prozent(8.Juli)zufrieden.DieUnzufriedenheitmitdergegenwärtigendemokratischenPraxis istbeibeidenDemonstrationendemnachsehrhoch. Diese Werte korrespondieren mit den eingangs beschriebenen Forderungen der De-monstrantInnennacheinerDemokratisierungnationalerundinternationalerPolitik.
AuchwenndieUnzufriedenheitmitdemFunktionierenderDemokratieinbeidenDemonstrati-onenetwagleichstarkausgeprägtist,differiertdasVertrauenderBefragtenindieverschiede-nengesellschaftlichenundpolitischenInstitutionenundGruppenstark.Dieseswurdeabgefragt,indemdieBefragtenaufeinerfünfstufigenSkaladenjeweiligenGradihresVertrauensangeben
5,0
2,1
18,7
9,4
49,1
47,2
19,5
35,0
7,7
6,3
Demo8.Juli
Demo2.Julivollundganz
überwiegend
teils/teils
ehernicht
überhauptnicht
16 #NoG20
konnten.DiePositionenreichtenvon„vertraueichüberhauptnicht”bis„vertraueichvollundganz”.Abbildung11zeigtnurdieAnteilefür„wenig”oder„überhauptkeinVertrauen”.Ange-sichtsderbreitgeteiltenKapitalismuskritikverwundertesnicht,dassKonzernen,BankenunddemIWFinbeidenDemonstrationendasgeringsteVertrauenentgegengebrachtwird.Unter-schiedezeichnensichab,wennmannachdenInstitutionenundTrägergruppenderrepräsenta-tivenDemokratiefragt.DiesenbringendieBefragtenam8.JulideutlichwenigerVertrauenent-gegen.BesondersstarkeUnterschiedeergebensichbeiParteien(2.Juli:38,4%;8.Juli:47,6%)undderRegierung(2.Juli:37,4%und8.Juli:57,3%),aberinsbesondereauchbeiderPolizei(2.Juli:22,8%;8.Juli:40,8%).DieEUhatgeringereMisstrauenswerte(2.Juli:33,2%;8.Juli:40,3%)alsdienationalenParteienunddienationalstaatlicheRegierung.DiesisteinsignifikanterUnter-schiedz.B.zudenErgebnissenderBefragungaufderAnti-TTIP/CETA-Demonstration.Demonst-rantInnenschenktendorteherdennationalenInstitutionenalsderEUihrVertrauen.Vertrau-enswürdigerscheinendenBefragtenvorallemBürgerinitiativenundNGOs,gefolgtvonGewerk-schaften.
Abbildung11:MisstraueninInstitutionen,in%
Angesichtsdessen,dassdieOrganisatorInnenderzweitenDemonstrationimDurchschnittdeut-lichweiterlinksimpolitischenSpektrumzuverortensindalsdiedererstenDemonstration,wardiesesMusterauchbeidenTeilnehmerInnenzuerwarten.BetrachtetmandieSelbsteinschät-zungaufderLinks-Rechts-Skala,soergibtsichfolgendesBild:wenigeralseinProzentpositio-niertsichrechtsderMitte,derüberwiegendeTeilverortetsichlinksderMitte(2.Juli:knapp85%;8.Juli:86,5%).DieserWertliegtdeutlichüberdemBevölkerungsdurchschnittebensowieauchüberdemWertderAnti-TTIP/CETA-DemonstrantInnen(69,9%).Andersalsinrepräsenta-tivenBevölkerungsumfragensinddiejenigen,diesichinderMitteverorten,deutlichinderMin-derheit(2.Juli:14,2%;8.Juli:12,8%).ZumVergleich:LautWorldValueSurvey(2010-2014)po-sitionierensich56ProzentinderMitte.
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100Demo2.Juli- wenigVertrauen
Demo2.Juli- keinVertrauen
Demo8.Juli- wenigVertrauen
Demo8.Juli- keinVertrauen
#NoG20 17
Abbildung12:SelbsteinschätzungaufderRechts-Links-Skala
DerBoxplotinAbbildung12zeigtdiesedeutlicheSelbstverortungimlinkenbislinksradikalenSpektrumsehrdeutlich.DieDurchschnittswertebeiderDemonstrationen (roteLinien)unter-scheidensichnurwenigundbeibeidenDemonstrationenverortetsichdieHälftederTeilneh-merInnenzwischendenWerten1und3aufeinerSkala,dievon0(ganzlinks)bis10(ganzrechts)reichte.DieTeilnehmerInnenderzweitenDemonstrationpositionierensich–wiezuerwarten–etwasweiter linksalsdiederersten,aber imVergleichzumBevölkerungsdurchschnitt fälltdieserUnterschiedkauminsGewicht.
Die linkepolitischeSelbstpositionierungspiegeltsichauch inderSonntagsfragewider (Abbil-dung13).DieWahlbeteiligunglägebeibeidenDemonstrationenbeiknapp90Prozent.AufdieFrage: „Welche Partei würden Sie wählen, wenn am kommenden Sonntag Bundestagswahlwäre”,gaben43bzw.60ProzentanDieLinkezuwählenund35bzw.18ProzentBündnis90/DieGrünen.DieSPDschafftesmitneunbzw.sechsProzentimmerhinnochüberdieFünf-Prozent-Hürde,alleanderenParteienspielenkeinerelevanteRolle.EineeinzigePersonaufdererstenDemonstrationhättedieAfDgewählt.
Abbildung13:Sonntagsfrage,in%
6. DieMobilisierungzudenzweiDemonstrationenDerEntscheidung,aneinerDemonstrationteilzunehmen,gehtinderRegeleineReihevonKom-munikationsprozessenvoraus.UnteranderemsprechenpotenzielleTeilnehmendemitGleich-gesinnten,siewerdenübereineOrganisation,dersieangehören,zumProtestaufgerufenodersienehmendieGelegenheitzumProtestüberdieMedienberichterstattungwahr.WodurchsichdieBefragtenzurTeilnahmeaneinerDemonstrationermutigtfühlen,istimFalldesG20-Gipfelsbesondersrelevant,weilwiresmitzwei inTeilenkonkurrierendenProtestbündnissenzutunhaben. Um herauszufinden, welche Rolle die aufrufenden Organisationen, aber auch unter-schiedlicheKommunikationswege,spielen,habenwirdreiFragengestellt.Dieersterichtetsich
Demo 8. Juli
ALLBUS 2016
Demo 2. Juli
0 2 4 6 8 10
0,8
0,5
6,2
9,3
60,5
42,9
18,1
34,7
0,9
0,5
13,2
12,0
Demo8.Juli
Demo2.Juli
CDU/CSU
SPD
DieLinke
Grüne
Piratenpartei
NichtwählerInnen
18 #NoG20
darauf,welchePersonenkreisedieBefragtenzuihrerEntscheidungfürdenProtestbewegtha-ben.DiezweiteFragethematisiertdierelevantenKanäle,überdiedieTeilnehmerInnenanIn-formationenüberdieDemonstrationgelangtsind.UnddiedritteFragezieltaufdenEinflusskonkreterOrganisationen.
FüreinenerstenÜberblickbietetsichdieFragenachrelevantenKommunikationswegenan.Da-beizeichnensichgrößereUnterschiedevorallemimHinblickaufdasAlterderBefragtenab.BisaufdieKommunikationinnerhalbvonOrganisationenlässtsicheinlinearerZusammenhangvonAlterunddenrelevantenInformationswegenfeststellen.JejüngerdieDemonstrantInnensind,destogrößer istderEinflusspersönlicherGesprächeundsozialerNetzwerke im InternetwieFacebookoderTwitter(Abbildung14).MitzunehmendemAltergebendieBefragteneherMas-senmedienundEmail-VerteileralswichtigeInformationswegean.BeidenKommunikationska-nälenvonOrganisationenfälltnurdiejüngsteGruppe(unter25)ausdiesemMusterheraus.MitdieserAusnahmegiltauchhier:jeälterdieBefragten,destowichtigersinddiedurchOrganisa-tionenverbreitetenInformationen.
Abbildung14:MobilisierungskanälenachAltersstufen
DieseUnterschiedezeichnensichentsprechendderAltersstrukturauchzwischendenbeidenDemonstrationenab.DieBefragten,dieander‚Protestwelle’teilgenommenhaben,werdene-herüberinterneKommunikationskanäleundEmail-ListenaufdieDemonstrationaufmerksam.DerAnteilvonBefragten,dienicht-kommerzielleMedienundsozialeNetzwerkeimInternetalsInformationswegeangeben, istdagegendeutlichgeringeralsbeider zweitenDemonstration‚GrenzenloseSolidaritätstattG20!‘.DassdieinterneKommunikationinOrganisationenbeiderDemonstrationam8.JulieinegeringereRollespielt,dieMassenmediendagegeneinegrößere,zeigt,dassesbeidieserDemonstrationstärkergelang,TeilnehmendejenseitsvonorganisiertenKreisenzumobilisieren.DafürsprichtauchdiedeutlichgrößereBedeutungvonpersönlichenGesprächen(43,0%am2.Julivs.62,3%am8.Juli).BeideWerteweisendaraufhin,dasssichdieEntscheidungzurTeilnahmeüberdieProtestwochehinweginderpersönlichenAuseinander-setzungmitdenEreignisseninHamburgergebenhat.
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80%
Kommerzielleundöffentlich-rechtlicheMassenmedien
Nicht-kommerzielleMedien
InterneKommunikationineinerInitiative/Organisation
E-Mail-VerteileroderMailingliste
SozialeNetzwerkeimInternet
PersönlicheGespräche
über64
40-64
25-39 unter25
#NoG20 19
PersönlicheGesprächespielenbeibeidenDemonstrationenundinallenAltersgruppeneineent-scheidendeRolle.MitAusnahmederüber65-Jährigenhobjede/rzweiteBefragtederenBedeu-tunghervor.WerdieGesprächspartnerInnenwaren,dieaufdieEntscheidungzurTeilnahmeEinflussgenommenhaben,gehtausdererstenFrageindiesemTeildesFragebogenshervor.DermarkantesteUnterschiedzeigtsichhierbeidenFreundeskreisen,dievorallembeiderDe-monstrationam8.JulieineRollegespielthaben(35,4%vs.22,5%).VerwandteundMitgliederdereigenenOrganisationhabenebenfallseinengrößerenEinfluss,deutlichnachgeordnetsindBekannteausNachbarschaftundBetrieb.EtwaswenigeralsdieHälfteallerBefragtengibtan,dasskeinePersonbesondershervorzuhebensei.
DerBlickaufdiezentralenOrganisationenzeigt,dassdieBefragtenkeineklareTrennungsliniezwischendenbeidenDemonstrationenziehen.AufdieFrage,überwelcheOrganisationdieBe-fragtenvonderG20-Demonstrationerfahrenhaben,antwortetam8.JuliimmerhineinFünftelmitCampact,am2.JuligebenknappzehnProzentdieParteiDieLinkean.AuchwenndieZahlenwährendderDemonstration,zudersiejeweilsaufgerufenhaben,deutlichhöhersind(Campact:49%am2.Juli;DieLinke:25,7%am8.Juli),zeigtsich,dassOrganisationenauchdannalseinewichtigeInformationsquellewahrgenommenwerden,wennsiezurkonkretenDemonstrationnichtaufgerufenhaben.GleichesgiltauchfüranderezentraleAkteurewieGreenpeace(20,9%am2.Juli;9,4%am8.Juli)unddieGrünen(7,6%,bzw.5,1%)oderdieInterventionistischeLinke(2,4%bzw.9,4%).DermarkantesteUnterschiedzeigtsich,wennmandenEinflusslinksradikalerGruppensummiert.BeiderDemonstrationam8.JuliwerdenantifaschistischeundautonomeGruppen,dieInterventionistischeLinkeunddasUmsGanze-Bündnisvon28ProzentderBefrag-tenalsInformationsquellegenannt.Am2.JuliliegenderenWerteinderSummebeinurachtProzent.
7. PolitischesEngagementUmmehrüberdenpolitischenHintergrundderG20-DemonstrantInnenzuerfahren,habenwirverschiedeneFragenzumbisherigenpolitischenEngagementgestellt.Hierbeizeigtsich,dassdieG20-DemonstrantInnen über viel Erfahrung impolitischen Engagement verfügen.Nur knappdreiProzentderBefragtengebenan,sichimRahmenderG20-Demonstrationerstmaligpolitischengagiertzuhaben(beidenAnti-TTIP/CETA-DemonstrantInnen:11%).
DieBefragtenverfügenzudemübervielProtesterfahrung.Über90ProzentderBefragtengebenan,sichindenletztenfünfJahrenanProtestenbeteiligtzuhaben.20ProzenthabensichsogaranmehralszehnDemonstrationenbeteiligt.DamitliegtderAnteilderer,dieindenletztenJah-renvermehrtaufdieStraßegingen,deutlichüberdenWerten,diebeianderenDemonstratio-nenderletztenJahreermitteltwurden.EinVergleichderzweibefragtenG20-Demonstrationenam2.und8.Juli2017zeigtdarüberhinaus,dassdieTeilnehmerInnenderzweitenDemonstra-tionprotesterfahrenersindalsdiejenigenderersten(Abbildung15).
20 #NoG20
Abbildung15:Demonstrationsteilnahmeindenletzten5Jahren16
AuchnutztendieG20-DemonstrantInnenindenvergangenenzwölfMonateneinbreitesSpekt-rumanAktionsformen(Tabelle3).AmhäufigstensinddabeiniedrigschwelligeAktionsformenwieKonsumboykott(94,4%),Petitionen(88,5%)oderOnline-Kampagnen(74,4%)zufinden.
Tabelle3:FormenpolitischenEngagements,in%
HabenSieindenletzten12Monaten… G20-8.Juli
G20-2.Juli
Anti-TTIP/CETA
Pegida Montags-mahn-wachen
Stuttgart21
…bestimmteProdukteboykottiertoderauspolitischen,ethischenoderUmwelt-gründenbewusstgekauft?
92,4 96,4 95,8 76,7 94,2 51,3
...einePetition/öffentlichenBriefunter-zeichnet
86,4 90,6 92,4 79,3 87,3 81,6
…aneinerOnline-Protestkampagneteil-gehabt
70,2 78,5 85,0 55,6 60,1 KeineDa-ten
…einerpolitischenOrganisationoderGruppierungGeldgespendet?
68,7 74,7 66,1 34,2 27,9 64,4
…einAbzeicheneinerKampagnegetra-genoderirgendwoangebracht?
62,8 62,4 60,1 21,4 34,1 88,7
…eine/nPolitiker/inodereine/nVertre-ter/inderVerwaltungkontaktiert
36,0 40,0 48,8 37,7 20,5 36,0
…aneinerdirektenAktionteilgenom-men(wiez.B.Blockade,Besetzung,zivi-lerUngehorsam)
24,8 10,0 12,4 1,7,0 12,0 42,9
…aneinemStreikteilgenommen? 15,0 11,1 14,0 10,0 9,1 21,9
ImVergleichzuanderengrößerenDemonstrationenderletztenJahreinDeutschlandbesitzendieG20-DemonstrantInnendarüberhinauseineleichthöhereErfahrungmitkonfrontativerenAktionsformen, etwa direkten Aktionen, besonders die DemonstrantInnen der zweiten De-monstrationam8. Juli (direkteAktionen24,8%;Streiks15,0%).NurbeidenStuttgart-21-De-monstrantInnenlagdieBeteiligungandirektenAktioneninderVergangenheitmitfast43Pro-zenthöher.
16 DatenzudenProtesteninStuttgartausBaumgarten/Rucht(2013).
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70%
keineTeilnahme
1bis5mal
6bis10mal
mehrals10mal
Stuttgart21
Montagsmahnwachen
Pegida
TTIP
G20-Demo2.Juli
G20-Demo8.Juli
#NoG20 21
EinBlickaufdieThemen,zudenensichdieG20-DemonstrantInnenbereitspolitischengagierthaben, zeigt, dass besonders Umweltschutz (62,3%) und Kritik an Freihandelsabkommen(58,2%)wichtigebisherigeEngagementfelderwaren(Abbildung16).DashoheEngagementimBereichUmweltschutzstimmtdabeimitdenzentralenAnliegenderDemonstrantInnenüberein(vgl.Abb.7).ZumhohenEngagementimBereichderFreihandelsabkommenpasst,dasssich56ProzentderBefragtenalsTeilderglobalisierungskritischenBewegungverstehen(nichtabgebil-det).EinTeilderBefragtenhatsichzudemanProtestengegenGipfeltreffenderletztenzwanzigJahrebeteiligt,besondersandenProtestengegendenG8-GipfelinHeiligendammimJahr2007(2.Juli:11,9%;8.Juli:16,6%,nichtabgebildet).WeiterezentraleThemenfrüherenpolitischenEngagements sind: Migration/Flüchtlingspolitik (52,2%), Frieden (44,4%), Anti-Rassismus(41,5%)undMenschenrechte (36,4%).AuchhinsichtlichderEngagement-Themen lassensicheinigeUnterschiedezwischendenbeidenbefragtenG20-Demonstrationenfinden.BesondersdieThemenAnti-Rassismus(8.Juli:46,6%;2.Juli:36,3%)undinternationaleSolidarität(8.Juli:31,3%;2.Juli:17,2%)sindfürdieTeilnehmerInnenderzweitenDemonstrationam8.Julideut-lichwichtigeralsfürdiederersten.DagegenistdasThemaUmweltdenTeilnehmerInnendererstenDemonstrationwichtiger(65,8%vs.58,8%,vgl.Abb.16).
Abbildung16: ThemenfrüherenpolitischenEngagementsderG20-DemonstrantInnen,Mehrfachantwortenmöglich
DieG20-DemonstrantInnensindstark inverschiedeneOrganisationeneingebunden.DerUm-fangderMitgliedschaftenliegtdeutlichüberdemBevölkerungsdurchschnitt(einzigeAusnahme:KirchenoderreligiöseOrganisationen),diesvoralleminHinblickaufUmweltorganisationenundGewerkschaften.AuchliegendieMitgliedschaftenderG20-DemonstrantInneninsgesamtleichtüberdenenbeivergleichbarenfrüherenDemonstrationen,beispielweisedenProtestengegendasFreihandelsabkommenTTIPimJahr2015.AuchzwischendenbeidenG20-Demonstrationenam2.und8.Juli lassensichUnterschiedehinsichtlichderMitgliedschaftenzeigen:InsgesamtsinddieTeilnehmerInnendererstenDemonstrationzueinemdeutlichgrößerenAnteilMitgliedinOrganisationen,voralleminUmweltorganisationen(42,1%vs.28,8%)undHumanitären-und
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70%
UmweltschutzFreihandelsabkommen(z.B.TTIP)
Migration/FlüchtlingeFrieden
Anti-RassismusMenschenrechte
ArbeitnehmerInnenRechteSozialeRechteFrauenrechte
InternationaleSolidaritätHomosexualität/Transgender
DritteWelt/EntwicklungspolitikFinanz- undBankenkrise
Europa(z.B.PulseofEurope)Netzpolitik/digitaleRechte
NationaleIdentitätDemo2.Juli
Demo8.Juli
22 #NoG20
WohlfahrtsorganisationenistdieMitgliedschaftdeutlichhöher(26,3%vs.15,3%).NurdieMit-gliedschaftinGewerkschaftenistunterdenTeilnehmerInnenderzweitenG20-Demonstrationleichthöheralsunter jenenderersten(31,0%vs.27,9%).DarüberhinausbeschreibtsicheindeutlichgrößererAnteilderzweitenDemonstrationalsMitglied„linkerGruppeoderZusam-menhänge”(23,3%vs.10%).
DasausgeprägthohepolitischeEngagementunddieumfangreichenVorerfahrungenmitande-renProtestengeheneinhermiteinerrelativweitverbreitetenOffenheitfürkonfrontativereFor-mendesProtestsbeigleichzeitigerüberwiegenderAblehnungunmittelbarerGewalt.Sechsvonzehn(2.Juli:59,3%),bzw.achtvonzehnBefragten(8.Juli:81,4%)unterstützenBlockadeaktio-nengegendenG20-Gipfel.ExplizitabgelehntwerdendieVersperrungvonFahrtroutenunddieBehinderungzeitplangemäßerAbläufenurvoneinereherkleinenMinderheit(2.Juli:18,3%,8.Juli:7,9%)17.UmgekehrttoleriertallerdingsauchnureinähnlichkleinerTeilderUmfrageteilneh-mendenSachbeschädigungen.Wenigerals20ProzentstimmenderAussage,Sachbeschädigun-genseien,angesichtsdessenwasaufdemSpielstehe,einnebensächlichesÜbel,„überwiegend”oder„vollundganz”zu (2. Juli:12,9%,8. Juli:19,9%).Nochdeutlicher istdieAblehnungderAussage,dassGewalt legitimsei,„umdemProtestGehörzuverschaffen”.DiesebefürwortetaufderDemonstrationvom8. JulinurknappübersiebenProzentderBefragten;dreiViertel(75,4%)sinddezidiertdagegen.AufderDemonstrationam2.JuliistdieAblehnungvonGewaltnochdeutlicherausgeprägt,hierhaltenfast90ProzentGewaltnichtfüreinlegitimesMittel,umAufmerksamkeitzubekommen(Abbildung17)und83ProzentlehnenGewaltgrundsätzlichab.
Abbildung17: ZustimmungzurAussage„Gewaltistlegitim,umdemProtestGehörzuver-schaffen”,in%
BezüglichderFragenachlegitimenReaktionenaufGewaltseitensderPolizeistimmenbeidererstenDemonstration40Prozentundbeider zweiten sogar56ProzentderAussage zu „BeieinemgewalttätigenVorgehenderPolizeiistWiderstandlegitim”undjeweilsnocheinmaletwa30ProzentzeigenmiteinemKreuzbeiderAntwortoption„teils/teils”,dasssiehierzumindestunentschiedensind.DassbeiderzweitenDemonstrationnur16ProzentWiderstandimAnge-sicht von Polizeigewalt ablehnen, kann durchaus auch als Ausdruck der Empörung über dasharteVorgehenderPolizeigegendie‚WelcometoHell‘-DemonstrationzweiTagezuvorverstan-denwerden.DeutlichwirdausdenAntworten in jedemFall,dassdieBegriffe„Gewalt”und„Widerstand”unterschiedlichkonnotiertsind.
17 InteressanterweisehaltensomitauchdieDemonstrantInnendererstenDemonstrationam2.JuliBlockade-
aktionenüberwiegendfürlegitim,obwohldieseStrategievondenOrganisatorInnendiesererstenDemonst-rationexplizitabgelehntwurde(sieheEinleitung).
2,7
0,6
4,7
2,3
17,2
8,7
28,9
23,2
46,5
65,1
Demo8.Juli
Demo2.Julivollundganz
überwiegend
teils/teils
ehernicht
überhauptnicht
#NoG20 23
8. FazitUnsereUmfragemachtinsgesamtdeutlich,dasssichdieTeilnehmerInnenbeiderDemonstrati-onendeutlichähnlichersind,alsdasdieKonfliktezwischendenbeidenDemonstrationsbünd-nissenimVorfeldderProtestehättenerwartenlassen.SosindbeibeidenAnlässenMenschenauf die Straße gegangen, die nicht nur imVergleich zumBevölkerungsdurchschnitt, sondernauchimVergleichmitdenTeilnehmerInnenandererDemonstrationenbereitsübervielVorer-fahrungmitDemonstrationenundanderenProtestformenverfügen.Am2.Juliwargeradeein-malfürzehnProzentderBefragtendieDemonstrationihrersterProtestdieserArt.Am8.JulitrafdiessogarnurfürsechsProzentzu.
ZudemzeigendieausführlichenAntwortenaufdieoffeneFragenachdenMotivenfürdieTeil-nahmeandenDemonstrationen,dassdieMenschen,dieandenbeidenTagenihrenProtestaufdieStraßegetragenhaben,sehrklareVorstellungendavonhaben,wasihrerMeinungnachanderPolitikderG20nichtinOrdnungist.EingroßerTeilderDemonstrantInnenwillmit ihremProtesteinZeichenfürDemokratieundMenschenrechte, fürsozialeGerechtigkeit,einenge-rechterenWelthandelundgegeneinePolitikderG20setzen,diesiefürArmutundHungeraufderWeltverantwortlichmachen.UndganzbesondersgehtesdenMenschendarum,einePolitikzufordern,dieetwasgegendenKlimawandelunddessenFolgenunternimmt.
EswurdenjedochauchUnterschiededeutlich.EinzentralerUnterschiedzwischendenbeidenDemonstrationenistdieAltersverteilung.DieTeilnehmerInnendererstenDemonstrationwarenimDurchschnittdeutlichälteralsdiederzweitenDemonstration.ZudemhabensichFrauenundinHamburgwohnendeMenschenander‚Protestwelle’etwasstärkerbeteiligtalsam8.JulibeiderDemonstration‚GrenzenloseSolidaritätstattG20!‘.
VordemHintergrunddergetrenntenMobilisierungfürbeideDemonstrationen,habenwirauchnachderWahrnehmungderjeweilsanderenDemonstrationgefragt:BeibeidenDemonstratio-nengibteseinenrelevantenAnteil,derdiejeweilsandereDemonstrationdeutlichkritischsieht;am2.Juligeben14ProzentderBefragtenan,dieDemonstrationam8.Juliseiihnen„zuradikal”.UmgekehrtgebenbeiderzweitenDemonstrationsogar31Prozentan,ihnenseidie‚Protest-welle’„zubürgerlich”gewesen.AuchwenndieüberwiegendeMehrheitderTeilnehmerInnenbeiderDemonstrationendieseArtderKritikder jeweils anderenDemonstration klar zurück-weist,gibtesoffenbardurchausauchbeidenDemonstrantInnenVorbehaltegegeneinander,diediegegenseitigenAbgrenzungenderOrganisatorInnenwiderspiegeln.
GrundsätzlichzeigendieErgebnissederUmfrage,dasssichdieDemonstrantInnenam8.JuliimDurchschnittetwasweiterlinksverortenundinihrenAnsichteneinwenigradikalersindalsdie-jenigen,diebereitsam2.Julidemonstrierthaben.
DerwohldeutlichsteUnterschiedzwischenbeidenDemonstrationenzeigtsichbeidenAussagenzurRollederPolizei.Währendam2.Juli80ProzentderDemonstrantInnendiePolizeialsgarnichtoderhöchstenswenigaggressiveinschätzen,siehtdiessechsTagespäterdeutlichandersaus.BeiderzweitenDemonstrationteiltnurnochwenigeralseinDrittel(30,8%)dieseMeinungwährend45ProzentdiePolizeialsstarkodersehrstarkaggressivwahrnehmen.AuchwennbeiderDemonstrationam8.JuliselbstaufweitenStreckendesDemonstrationszugesnurwenig
24 #NoG20
Polizeizusehenwar,führtehiersicherlichdieEskalationsstrategiederPolizeiindenvorange-gangenenTagenzueinerdeutlichstärkerablehnendenHaltung.18DieserAspekt–dieInterak-tionzwischenPolizeiundProtestierenden–wirdimnächstenAbschnittausführlichdiskutiert.Dennoch:EineDichotomiezwischeneinerantikapitalistischenDemonstrationam8.JuliaufdereinenSeiteundeiner vermeintlich „bürgerlichen”Demonstrationam2. Juli aufderanderenSeiteistnichtzuerkennen.SosindauchaufdererstenDemonstrationinsgesamtüberdieHälftederBefragtenvollundganzoderüberwiegenddavonüberzeugt,dassderKapitalismusabge-schafftwerdenmuss.UnterschiedezeigensichhierundanandererStelleeherimGradderBe-stimmtheitalsindergenerellenAusrichtung.
GutdieHälftederProtestierendenidentifiziertsichdarüberhinausklarmitderglobalisierungs-kritischenBewegung.DasisteinHinweisdarauf,dassmitdenProtesteninHamburgmöglicher-weiseeinneuerMobilisierungszyklusderGlobalisierungsprotestebegonnenhat,nachdem indenletztenJahrenehereinRückgangderProtesteindiesemThemenfeldzubeobachtenwar.
18 DieseInterpretationdecktsichmitdenweiterobendargestelltendeutlichniedrigerenVertrauenswertenfür
diePolizeiaufderzweitenDemonstrationam7.Juli(Abschnitt5)undderhöherenZustimmungzurAussage,dassbeieinemgewalttätigenVorgehenderPolizeiWiderstandlegitimsei(Abschnitt7).Interessantistgleich-wohl,dassdasThema„RepressionundÜberwachung“zwaraufebenjenerzweitenDemonstrationdeutlichstärkerpräsentist(8,3%)alsaufdererstenDemonstration(2,7%),dassesaberauchhierkeinesderzentralenThemendarstellt(sieheauchAbschnitt3).TrotzderWahrnehmungeineraggressivenPolizeistrategiebleibtaucham8.JuliProtestgegenRepressionnureinnachrangigesMotivfürdieTeilnahmeanderDemonstration.
#NoG20 25
II. GipfelderEskalationen–PolizeiundVersammlungsfrei-heitbeidenG20-Protesten
PhilippKnopp,StephanieSchmidt,RomanThurnundPeterUllrich
Vorbemerkung
DieVerfasserInnendesTextesstützen ihreDarstellungweitgehendaufsystematischeeigeneBeobachtungen.SiewarenwährenddergesamtenProtestwochealsDemonstrationsbeobach-terInnen,u.a.zusammenmitdemKomiteefürGrundrechteundDemokratie,19inHamburgan-wesend.ErgänzendgingenPresseberichterstattungundindenFußnotenangegebeneQuellenindieDarstellungein.
1. AusgangslageEswarlangevordemG20-Gipfelabzusehen,dassdieserselbstunddieihnbegleitendenPro-testeeineimmenseHerausforderungfürdiePolizeidarstellenwürden.DieAufgabewarkom-plex:ErstenssolltenderGipfelundseineTeilnehmerInnenabgesichertwerden.Dazuzähltenauchumdie100ProtokollfahrtenderDelegationenmittendurchdieStadt.Dabeiwurdebe-fürchtet,dasssichdieausländischenSicherheitsdienste imErnstfallnichtandeutschesRechthaltenwürden,weshalbsieeinbesonderesGefahrenpotentialdarstellten.20Zweitensmobili-sierteeinbreitesSpektrumvonProtestgruppenzueinerVielzahlanDemonstrationen,darunterzweigroßeBündnisdemonstrationen,undzuBlockaden.DieGrundrechtederProtestierenden,insbesonderedieVersammlungsfreiheit,warendaherebensoabzusichern.Unddrittensgaltes,dasnormaleLebeninHamburgsoweitwiemöglichaufrechtzuerhalten.
Diesewidersprüchlichen, jadilemmatischenAnforderungenwurdenweitgehendeinseitig zu-gunsteneinesmöglichstreibungslosenGipfelablaufsaufgelöst.21DaszeigtesichschonimVor-feld des Gipfels. Während die Stadt teilweise lahmgelegt wurde, Sperrungen vielerorts einDurchkommenverunmöglichtenundderöffentlicheNahverkehrzugroßenTeilenruhte,beka-menbesondersdieDemonstrantInnendie‚HamburgerLinie‘zuspüren,diefüreinenhartenundrestriktivenUmgangmitProtestimlegalistischen22Policing-Paradigmasteht.
AlsEinsatzleiterwarHartmutDuddebestimmtworden,dessenEinsätzeschonmehrfachvonGerichtengerügtwordenwaren.23ErerhieltvomzuständigenInnensenatorAndyGroteweitge-hendfreieHandundRückendeckung.DaspolizeilicheKonzeptwarvonBeginnanaufVerhinde-rungvonProtestimUmfeldderAustragungsorteausgerichtetunddabeivoneiner„niedrige[n]
19 Vgl. den Bericht des Grundrechtekomitees. Siehe: http://www.grundrechtekomitee.de/sites/default/files/
G20_Protest.pdf[26.07.2017].20 https://www.abendblatt.de/hamburg/article210506439/G20-Treffen-in-Hamburg-Lebensgefahr-fuer-Blo-
ckierer.html[26.07.2017].21 AuchlautRahmenbefehlfürdenPolizeieinsatzhattender„SchutzunddieSicherheitderGäste[...]höchste
Priorität“(BAOMichel–RahmenbefehlG20-Gipfeltreffen,S.16).22 Legalistischheißt(imGegensatzzumpragmatischenEinsatzstil),dassschonbeikleinerenRechtsbrüchenmit
HärtegegendieDemonstrantInnenvorgegangenwird.23 http://polizeirecht.rav.de/index.php?sent=detail&id=110&t=e [26.07.2017], https://www.buergerschaft-
hh.de ParlDok/dokument/48192/eskalationen-und-rechtsverst%C3%B6%C3%9Fe-unter-einsatzleitung-von-hartmut-dudde.pdf[26.07.2017].
26 #NoG20
Eingreifschwelle”(soderRahmenbefehl24)geprägt.Diesmanifestiertesichbereitsvordemei-gentlichenGipfelineinerVielzahlmehroderminderumfangreicherVersammlungsauflagen.Be-sondershervorzuhebensinddie38km²großeSicherheitszone,inderVersammlungenverbotenwaren,unddiekonsequenteVerhinderungvonProtestcampsdurchdiePolizei.Sogarrichterli-chenEntscheidungenzurZulassungeinesProtestcampswurdeaktivzuwidergehandelt.25DiesgeschahaufBasiseinerpolizeilicherseitsäußerstnegativenProtestdiagnose,dieinderBehaup-tunggipfelte,dass8.000GewaltbereiteüberHamburghereinbrechenwürden.
GegendiesesBedrohungsszenariowurdeeineMengePersonalundTechnikaufgeboten,dienurinAusnahmefällenzumEinsatzkommt.Mehrals31.000BeamtInnenwarenimEinsatz,26darun-terdiverseSondereinheitenwieBFEs,USKs,MEKsundsogaraufdenAntiterrorkampfspeziali-sierteSEKsmit Schnellfeuerwaffen. Ihnen standennebenWasserwerfernausdemgesamtenBundesgebiet27sowohlHunde-alsauchReiterstaffeln,HubschrauberunddarüberhinausneuangeschafftePanzerwagenzurVerfügung.
2. DieDemonstrationen MitdenDemonstrationenimUmfelddesG20-GipfelsgingdiePolizeisehrunterschiedlichum.WährendsiebeieinigeneinedurchauskooperativeRolleeinnahm,warenanderedurcheineeskalativeEinsatztaktikundgehäufteÜbergriffegeprägt.ImUmfelddieserz.T.ausgesprochenrestriktivbegleitetenDemonstrationenkameszuAusschreitungenzwischenPolizeiundProtes-tierenden.
DieimRahmenbefehlfestgehaltenePrioritätderSicherungvonSonderrechtszonenundAustra-gungsortendrücktesichauchdeutlichimpolizeilichenUmgangmitDemonstrationenaus.EinFaktorfüreinezurückhaltendereundkooperativereEinsatztaktikwareingrößererräumlicherund/oderzeitlicherAbstandzumeigentlichenGipfelgeschehen.SowurdeetwadieNachttanz-demonstration‚LiebertanzichalsG20‘amMittwochnochvorrangigvonKommunikationsbe-amtInnenbegleitet.EinevoninternationalenlinksradikalenGruppenorganisierteBlockadedesHamburgerHafens–weitvomAustragungsortdesGipfeltreffensentfernt–unterdemMotto„Shutdownthelogisticsofcapital“amFreitagmorgen,konnteebenfallsohnegrößerePolizei-begleitungund-eingriffeabgehaltenwerden.Dieslässtaufhorchen:DiePolizeihattegeradedieAnkündigungdieserBlockadeaktionindenWochenvordemGipfelzumAnlassgenommen,vorAnschlägenaufdieInfrastrukturdesHamburgerHafenszuwarnenundihrenegativeGefahren-prognoseauchdaraufaufgebaut.AuchwährendderGroßdemonstration‚GrenzenloseSolidari-tätstattG20!‘am7.JulihieltsichdiePolizeimehrheitlichimHintergrundundbrachtenuranmanchenStellenschweresGerät(WasserwerferundgepanzertenSonderwagen)undBeamtIn-nenmitHelmenundSturmhaubensichtbarinStellung.
WährendbeidiesenProtestaktioneneinigekleinereRegelübertretungen(Pyrotechnik,verein-zelteVermummungodereineüberdimensioniertePKK-Fahne)weitgehendpragmatischgedul-detunddeeskalativ–orientiertam„negotiatedmanagement”-Stil(dellaPorta/Fillieule2004)–behandeltwurden,zeigtesichandenGrenzenderblauen,gelbenundrotenSonderrechtszonen
24 „Abgebrannt“,DerSpiegel,15.07.2017:12.25 http://verfassungsblog.de/schroedingers-camp-oder-die-versammlungsfreiheit-vor-dem-gesetz/
[01.08.2017].26 http://www.spiegel.de/politik/deutschland/g20-gipfel-50-prozent-mehr-polizisten-im-einsatz-als-bisher-be-
kannt-a-1166651.htm[07.10.2017].27 DerenexakteAnzahlwirdvonderHamburgerPolizeiaustaktischenGründenalsVerschlusssachebehandelt.
#NoG20 27
eingänzlichanderesBild.BeidortigenVersammlungenwardaspolizeilicheAuftretenvonde-monstrativerStärkeundsehrniedrigenEingriffsschwellengeprägt.
DiePolizeisetzteeineTaktik fort,diesichfürkritischeBeobachterInnenspätestensnachderRäumungunddenEinschränkungenderProtestcampsangekündigthatte.28Sie zielteaufdasweitgehendeVerhindernvonalspotenziellgefährlicheingeschätztenVer-undAnsammlungen.DiesewurdenoftmithohemGewalteinsatz,mitWasserwerfern,TränengasgranatenundPfef-fersprayeinsatzzerschlagen,wasvieleVerletztezurFolgehatte.DabeibrachdiePolizeimassivmitdemfürdieEinsatzphilosophienderletztenJahrzehnteprägendenselektivenVorgehenimProtest-Policing(Winter1998;dellaPorta/Peterson/Reiter2006).Zudemwardieinnere„rote”SicherheitszonemitWasserwerfern,Räumpanzern,Schleusen,GitternundBetonblöckenbei-nahemilitärischbefestigt.
BesondersstichtaberdiegewaltsameAuflösungderautonomenantikapitalistischen‚Welcometo Hell‘-Demonstration am Donnerstagabend – dem Anreisetag vieler Staatsgäste – hervor.NachdemdieAuftaktkundgebungdreiStundenlangvonruhigerbisausgelassenerStimmung,Musik und Reden internationaler AktivistInnen geprägt war, wurde die darauffolgende De-monstrationbereitswenigeMeternachdemStartvonmehrerenEinsatzhundertschaftenundmithilfevonWasserwerferngestoppt.VorgeblicherGrundfürdenStoppderDemonstrationwardieAnwesenheitvonvermummtenPersonen.NachetwasmehralseinerStundebeganndiePolizeidengesamtenvorderenBlockderDemonstrationsamtLautsprecherwageneinzukesseln,obwohlinsbesonderedieDemonstrantInnenindenvorderenReihenbereitsVermummungsge-genständeabgelegtunddamitKooperationsbereitschaftdemonstrierthatten.DerVersuch,denmehrheitlich schwarz gekleideten ersten Block vom Rest der Demonstration abzuspalten,misslangjedoch.DerEingriffproduzierteeineMassenpanik,inderDemonstrierendeversuchtenausdemgeschlossenenKesselzuentkommenundübereineMauerzufliehen.DurchdieBedin-gungendes„natürlichenKessels”inderHafenstraßewurdedieSituationbesondersproblema-tisch:Demonstrierende,JournalistInnenundBeobachterInnenkonntendieDemonstrationwäh-rendihrerca.zehnminütigengewaltsamenAuflösungnichtungehindertverlassen.Dadurchwaresihnenkaummöglich,diepolizeilicheAufforderungzurDistanzierungvon„Störern”zuerfül-len.DiePolizeiselbstwarwiederumvonaufAnhöhenundBrückenstehendenDemonstrantIn-nenundSchaulustigenumgeben.NachdemdieDemonstrationzerstreutwordenwar,beganndiePolizeidurchdieMengederDemonstrantInnenzulaufenundvereinzeltscheinbarwillkürlichPersonen festzusetzen, zu schubsenoder zu schlagen.Wiebekanntwurde, kamesdabei zuMisshandlungenvonFestgesetztenundFestgenommenen,diesichz.T.auchindereigenser-richtetenGefangenensammelstellefortsetzten.29
ZurEntspannungundRestrukturierungderchaotischenSituationnachderZerschlagungderau-tonomenDemonstrationtrugdieErsatzdemonstration„GegenPolizeigewaltundfüreinRechtaufStadt”bei.JedochveranschaulichtdasneueProtestmottoeinimmerwiederauftretendesPhänomen inderDynamikvonProtesten.WährenddieDemonstration sichursprünglichvorallemgegensystemischeUngleichheit,AusbeutungundUnterdrückung imglobalenMaßstab
28 https://www.freitag.de/autoren/martina-mescher/eskalation-mit-ansage [26.07.2017]; http://faktenfinder.
tagesschau.de/inland/protest-gzwanzig-107.html [26.07.2017]; http://www.grundrechtekomitee.de/node/873[26.07.2017];http://www.grundrechtekomitee.de/node/868[26.07.2017].
29 https://www.anwaltlicher-notdienst-rav.org/de/g20-gesa-rechte-systematisch-verletzt [26.07.2017]. SiehefüreineaktivistischeSammlungvonVorfällenhttps://g20-doku.org/[01.08.2017].
28 #NoG20
richtete,verschobsichderFokusderErsatzdemonstrationhinzumaktuellenKonfliktmitderrepressivvorgehendenPolizei.
3. DieAusschreitungenDieAusschreitungenamFreitagundSamstagabenddominiertendiemedialeBerichterstattungüberdieGipfelproteste.AbervieleFragen–auchbezüglichdespolizeilichenVorgehens–sindbisherweitgehendungeklärt.HierkönnennurkurzeinigeDynamiken,dieTeileinerumfassen-derenAnalyseseinmüssen,diskutiertwerden.Fest stehtsoviel:dieAnwesenheitmilitanterLinker, derenAgiereneinen Kernder teils gewaltförmigenAuseinandersetzungenbildete, istkeinesfallshinreichend,umdievielfältigenundwidersprüchlichenKonfliktdynamikenzuerklä-ren,dieHamburgzumOrteines‚Riots‘machten.
EinenbedeutendenKontextderAusschreitungenstelltdasHandelnderPolizeidar:diebereitsimVorfelddesGipfelserhöhtePolizeipräsenz,diehoheZahlanPersonenkontrollenimUmfeldderGipfelorteund insbesondere imSchanzenviertel,diespezielleHamburgerKonflikthistorie(Teune2017)unddasVorgehengegendie‚WelcometoHell‘-DemonstrationamTagzuvorsindalseinFaktorenbündelfürdieungewöhnlichbreiteFrontenbildunggegendiePolizeianzusehen.DesweiterenkamesbereitsvorderVerdichtungderKonfrontationenimSchanzenviertelimmerwiederzueruptiverGewaltzwischenPolizeiundDemonstrantInnen.
Zu Beginn der Auseinandersetzungen im Schanzenviertel wurde dieMenschenmenge durchmassivenEinsatzvonWasserwerfernundZwangsgewaltindasSchulterblattabgedrängt.DadiePolizeihundertschaftenzwardenNeuenPferdemarktrigorosräumten,jedochnichtweiterinsSchulterblattvordrangen,strömten immermehrMenschen indiesenBereichundbeteiligtensichteilweiseandenAngriffenaufdieBeamtInnen.SokonntesichschnelleineunübersichtlicheSituation entwickeln, in der organisierte Gruppen, SympathisantInnen, AnwohnerInnen, wü-tendeJugendliche,vorallemaberMännerunterschiedlicherMilieusundSchichtenbrennendeBarrikadenbautenunddiePolizeidurchFlaschen-undSteinwürfeaufAbstandhielten.WeildieZugängevonderPolizeinichtgeschlossenwurden,fandeinständigerZu-undAbstromvonMen-schenstatt,diesichentwederandenRiotsbeteiligtenodersichalsSchaulustigeanderGewaltberauschten.DasPosierenfürFotosundSelfiesvorbrennendenBarrikadenstehtfürdieseSeitedesRiotsalswohlfeilerBildlieferantfürdiesozialenMedien.DiestrugzurEntstehungeinerun-spezifischenGewalt bei, die getragen vonAlkoholkonsumund dem Zweck der (männlichen)SelbstinszenierunginihremSpektakelcharakternurnocheinenlosenBezugzumG20-Gipfeler-kennenließ.
AufgrunddieserunübersichtlichenSituationsollensichsogarPolizeikräftegeweigerthaben,indasSchulterblattvorzurücken.UnteranderemaufgrunddesVerdachts ineinenorganisiertenHinterhaltgelocktwordenzusein,30entsandtediePolizeieigentlichfürTerror-undAufstands-bekämpfung zuständigeSEKs zurRäumungeinesWohnhauses indasSchanzenviertel. Esbe-standSchussfreigabe.ImNachganglegitimiertediePolizeiihrenEinsatzmitvermeintlichvomDachgeworfenenMolotowcocktailsunddort füreinenAngriffgelagertenSteinplatten.DieseDarstellungenkonntenjedochbislangnichtbelegtwerden.DieMolotowcocktailswarenwahr-
30 http://www.sueddeutsche.de/politik/g-gipfel-wartete-ein-bewaffneter-hinterhalt-auf-die-polizei-1.3594134
[26.07.2017].
#NoG20 29
scheinlichBöllerunddieGehwegplattenwurden-wennessiedenngegebenhat-nichtsicher-gestellt.31PolizeilicheNarrativeüber linkeProtestformenundvonihnenausgehendetödlicheGefahrendientensoderRechtfertigungeinerindenletztenJahrenunbekanntenZuspitzungderKonfliktdynamiken.32
4. UmgangmitDrittenNichtnurDemonstrierende,sondernauchdiePresse,SanitäterInnenundRechtsbeiständewa-renvondereskalativenLiniebetroffen.AmerstenTagdesGipfelswurde32 JournalistInnenzunächstohneAngabenähererGründedieAkkreditierungentzogenundderZugangzumPres-sezentrum indenHamburgerMessehallenverwehrt.Unspezifische„sicherheitspolitischeBe-denken”wurdenspäteralsGrundnachgereicht.
DanebensindverbaleÜbergriffe,körperlicheGewalt,EinsätzevonWasserwerfernundPfeffer-spray gegenPressevertreterInnendokumentiert.Auch SanitäterInnenwurde trotz sichtbarerKennzeichnungnichtnurhäufigderZugangzuVerletztenverwehrt,sondernsiewurdenauchzum direkten Ziel polizeilicherMaßnahmen. Dies kulminierte im Einsatz des SEK gegen eineGruppevonSanitäterInnenundVerletztenwährenddenAusschreitungenimSchanzenviertel,beiwelchemdieseunterAndrohungvonSchusswaffengebrauchauseinemWohnhausgeführtwurden.33
AuchderZugangzueineranwaltlichenVertretungwurdefestgesetztenDemonstrantInnenviel-facherschwertoderverwehrt.34DerRepublikanischeAnwältinnenundAnwälteverein(RAV)be-richtetvoneinemrichterlichenSchnellverfahrenohneanwaltlichenBeistandsowiederAnwen-dungphysischerGewaltgegenseineMitglieder.35AuchdiskursivwurdenunabhängigeAnwäl-tInnenangegangen:DieHamburgerPolizeistuftedenRAValsSicherheitsrisikoein.36
DieDemonstrationenwurden, daKonflikte absehbarwaren, nebendengenanntenGruppenauchvonweiterenBeobachterInnenbegleitet:SowarensowohlMitgliederdesGrundrechteko-miteese.V.,derOrganisationfürSicherheitundZusammenarbeitinEuropaunddesOfficeforDemocraticInstitutionsandHumanRights(OSZE/ODIHR)alsauchdesInstitutsfürProtest-undBewegungsforschung(IPB)vorOrt.
5. Fazit„Die staatlichen Behörden sind gehalten, ... versammlungsfreundlich zu verfahren”, gab dasBundesverfassungsgericht1985derPolizeiimBrokdorf-Beschluss(BVerfGE69,315(316))mit
31 Vgl. http://www.spiegel.de/panorama/justiz/g20-polizei-findet-keine-beweise-fuer-hinterhalt-im-schanzen-
viertel-a-1171599.html[06.10.2017].32 Vgl.zuähnlichendiskursivenTaktikenbeimG8-Gipfel2007inHeiligendammDießelmann(2015)sowieallge-
meinfürdasSummit-PolicingWood(2014).33 https://www.neues-deutschland.de/artikel/1057516.g-sondereinsatzkommando-zielte-auf-sanitaeter.html
[26.07.2017].34 https://www.anwaltlicher-notdienst-rav.org/de/g20-gesa-rechte-systematisch-verletzt; https://www.an-
waltlicher-notdienst-rav.org/de/K%C3%B6rperlicher-Angriff-auf-Anwalt-in-der-Gefangensammelstelle-GESA[26.07.2017].
35 s. https://www.anwaltlicher-notdienst-rav.org/de/Massive-Behinderung-anwaltlicher-Arbeit-durch-Polizei-und-Justiz-in-Hamburg[10.08.2017];
36 http://www.sueddeutsche.de/politik/g-gipfel-polizei-haelt-linken-anwaltsverein-fuer-gefaehrlich-1.3574051[08.10.2017]
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aufdenWeg.DieEreignissevonHamburgzeigen,dassdieGeltungdiesernochimmerwegwei-sendenVorgabeunterbestimmtenUmständenfragilzuwerdendroht.
InsgesamtkannvoneinerZuspitzungderseitmehrerenJahren–vorallembeiGipfelprotesten– international beobachteten „MilitarisierungdesProtest-Policing” (Wood2014) gesprochenwerden.Dazu gehören die oben angeführtemassive Kontrolle vonVersammlungen, die fes-tungsartigeVerteidigungderAustragungsortedesGipfelsgepaartmitweitläufigenpolizeirecht-lichenVerbotszonen,Einsatzkonzepte,dieProtestpräventivbeschränken,dieproaktivepolizei-lichePR-ArbeitunddieumfangreichenVersuchesichdamitgegenjedwedeKritikabzuschirmensowiedervermehrteTechnikeinsatz(vgl.ebd.;Ullrich2012;Petzold/Pichl2013;Kretschmann2014;Pichl2014).DieseEntwicklungerreichtemitdemAgierenvonSondereinsatzkräftenmitSchusswaffenimAnschlageinenweiterenHöhepunkt.NebendenrepressivenMittelnistalsoauchdaspräventiveInstrumentariumbeachtlich.HierzeigtsicheineEntwicklungstendenz,dieauchschonnachdemmassivenpolizeilichenVorgehengegendieBlockupy-ProtestengegendieEuropäischeZentralbankinFrankfurtkritisiertwurde:37Auchpräventivgemeinteundbegrün-deteMaßnahmenimVorfeldundwährenddesGipfelssindsosehrvonderDarstellungpolizei-licherStärkebestimmt,dasssieeinenrepressivenCharakterannehmen(Ullrich2012).
Dienegativendemokratietheoretischen Implikationenunddie selbstausderpolizeilichenSi-cherheitsperspektivedysfunktionalen,weilstarkeskalierendenMomenteder„strategicincapa-citation”-Taktik(Gillham/Noakes2007)trateninHamburgoffenzutage.DieStadtbefandsichimsicherheitsbehördlichenAusnahmezustand,dermedialundeinsatzstrategischorchestriertwurde.DiesmanifestiertesichindervonBeginnangrundrechtsfeindlichenLinie,imIgnorierenvonGerichtsentscheidungen, imexzessivenDurchgreifen imVerlaufdesGipfels sowie inderanschließendenExkulpationallenPolizeihandelnsdurchBundes-undLandespolitikerInnen,ins-besonderedurchdenHamburgerBürgermeisterScholzundkonservativePolitikerInnen.
Die für den Ausnahmezustand charakteristische (zumindest teilweise) Suspendierung derRechtsbindungverstärktedarüberhinausdiebereitsseitJahrenkritisiertenstrukturellenMän-gel inderStrafverfolgungvonBeamtInnen(Singelnstein2014).SoentstandeinMöglichkeits-raumfürdaserschreckendeAusmaßanPolizeigewalt,dasinunzähligenVideosdokumentiertist.
DasPolicingdesG20-GipfelsvonHamburgisteinschlechtesOmenfürdieZukunftderVersamm-lungsfreiheitinDeutschland.DieserEinsatz–dieseBewertungzumSchlussseierlaubt–solltepersonelle, strafrechtliche und strukturelle Konsequenzen haben, letztere insbesondere hin-sichtlich der Einsatzstrategien, hinsichtlich individualisierter Kennzeichnung vonPolizistInnenundhinsichtlichunabhängigerPolizeikontrollstellen.AngesichtsderEreignisseunddervielennochoffenenFragenergibtsicheineindeutigerSchluss:DieEreignissevonHamburgmüssendringendumfassendunddetailliertweiteraufgearbeitetwerden.
37 Vgl. u.a. https://textrecycling.wordpress.com/2013/06/08/protest-und-polizeiforscherinnen-zur-polizeige-
walt-gegen-blockupy-2013/[26.07.2017].
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