1
BIMberaterOktober 2017
Der Wegweiser zur Planungsmethode BIM
TOPTheMa
Projekt I/D-Cologne BIM aus Sicht des Bauherrn
WeIchensTellung
Clustergründung in Hessen
akTuell
BuildingSMart - anwendertagRechT
Verantwortung und Haftung der BIM-Projektbeteiligten
qualITäTssIcheRung
austauschformat IFC
3 2
Schon gewusst?Den BIMberater gibt es auch direkt ins eMail-Postfach. Jetzt gratis abonnieren:www.BIMberater.de
Liebe Leserinnen und Leser,
wir freuen uns, Ihnen den BIMberater im neuen „Look and Feel“ vor-
zustellen. Sie haben uns im letzten Jahr vermisst? Das bitten wir zu
entschuldigen. Wir sind von der reellen Entwicklung rund um unser
thema förmlich überrannt worden. Haben wir in der letzten ausgabe
noch die Empfehlung abgegeben, die Qualität der Prozesse und der
gesamten kollaborativen Zusammenarbeit in BIM-Projekten in den
Fokus zu rücken, so waren die letzten zwei Jahre doch eher von den
quantitativen Zahlen durchwachsen.
Ob Neugründungen von Beratungsunternehmen zur Digitalisierung
der Baubranche oder stark wachsenden Mitgliederzahlen bei building-
SMart – der deutsche riese scheint erwacht zu sein. Vielleicht
nicht zuletzt getrieben durch den Ende 2015 erschienenen Stufenplan
des Bundesverkehrsministeriums und nochmals befeuert durch den
Ministerialerlass des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz,
Bau und reaktorsicherheit, welcher im Januar 2017 gegenüber den
Ländern formuliert hat, das bei zukünftigen Bauvorhaben über 5 Mio.
EUr schon in den frühen Planungsphasen digitale Prozesse und Kon-
zepte – genauer die Planungsmethode BIM – zur anwendung kommen
sollten. So einfach geht das. rechnet man jetzt noch ein BIM-Cluster
pro Bundesland hinzu, ist die Digitalisierung in der Bauwirtschaft
auch schon etabliert. Oder?
Ganz so einfach ist es leider nicht. Die Weichen scheinen zwar ge-
stellt zu sein. Doch jetzt müssen alle Beteiligten lernen, die Planungs-
methode BIM richtig anzuwenden, um tatsächlich höhere Qualitäten
in ihren Prozessen zu erhalten. Immerhin wird zur Förderung eines
gemeinschaftlichen Verständnisses gerade beim VDI eine richtlinien-
reihe ausgearbeitet, die allen Prozessbeteiligten als widerspruchfreies
Normenwerk dienen soll. Diese werden wohl im Laufe des Jahres
2018 veröffentlicht. Sie sehen, es ist noch ein Stück Weg zu gehen.
Der BIMberater wird diesen Weg in Zukunft mit begleiten, sämtliche
Entwicklungen verfolgen und in seinen ausgaben immer über die
praktischen Erfahrungen aus Projekten sowie das Vorankommen auf
politischer und rechtlicher Ebene berichten. Spannende Beiträge von
unseren Lesern sind immer herzlich willkommen.
Viel Spaß mit einer hoffentlich kurzweiligen Lektüre rund um das
thema BIM in Deutschland.
Ihr Götz Heinemann
Chefredakteur, BIMberater
Projekt: ID/cologneBIM aus sicht des Bauherrn4
clustergründungin hessen7
BuildingsMaRT-Thementag6
IFc - Was funktioniert,was nicht?12
neuigkeiten &Termine11
Fort- und Weiter-bildungsangebote15 Verantwortung und haftung
der BIM-Projektbeteiligten16
Bildquelle Magazincover: Art-Invest Real Estate Management GmbH & Co. KG
5 4
art-Invest real Estate investiert
chancenorientiert in Projektent-
wicklungen und refurbishments.
Objektbezogen gehören hierzu auch
Joint Ventures mit den Fonds der
art-Invest real Estate Funds GmbH,
Projektentwicklern und anderen
institutionellen Partnern. aIrE
refinanziert sich über die Deutsche
Immobilien Holding aG (die real Esta-
te Dachgesellschaft der Zech Group)
und insbesondere über institutionelle
Investoren. Darüber hinaus fungiert die
art-Invest real Estate Management
GmbH & CoKG (aIrEM) als asset
Manager der Gruppe und agiert als
objektbezogenener Manager für Käufer,
Vermieter, Projektentwickler, Bauherr
und/oder Verkäufer.
Zurzeit entwickelt art-Invest zwei
Großprojekte im Hochbau, bei denen
die Planungsmethode BIM eingesetzt
wird. Zum einen das Projekt „NEUEr
KaNZLErPLatZ“ in Bonn mit ca.
67.000 m² Bruttogrundfläche (über 3
Gebäude verteilt) für neue Büro- und
Geschäftsräume sowie das Projekt
„I/D COLOGNE“ in Köln auf der
rechten rheinseite an der Mülheimer
Schanzenstraße, wo mit ca. 160.000 m²
Bruttogrundfläche ein neues Quartier
(10 - 12 Gebäude) für Büros, Hotels,
Gastronomie, Parken und Fitness-
flächen entsteht.
herr Weitz, was hat sie dazu bewogen, BIM als Planungs-methode einzusetzen?
Wolfgang Weitz: Die BIM-Planungs-
methode bietet die Voraussetzungen
dafür die, leider gewohnte, Praxis des
„baubegleitenden Planens“ ebenso
zu verlassen wie die Koordinations-
mängel der bisherigen Planungsvor-
gänge hinter sich zu lassen.
stellt es nicht auch eine heraus-forderung dar, die Bauherren-entscheidungen zu einem viel früheren Zeitpunkt treffen zu müssen als gewohnt?
Wolfgang Weitz: Geübte Praxis ist
zurzeit, dass die Entwurfsplanung für
Variantenuntersuchungen, welche
eigentlich für die Vorplanungsphase
vorgesehen sind, missbraucht wird.
Die modellbasierte Planung führt die
Planer und den Bauherrn frühzeiti-
ger dazu, Planungsentscheidungen
treffen zu müssen, damit das Modell
überhaupt komplettiert werden kann.
Die Planer behaupten nun, sie müss-
ten Leistungen aus den Phasen Ent-
wurf und Ausführungsplanung „nach
vorne ziehen“. Wir behaupten, dass
bis in den vergangenen 20 - 30 Jahren
Planungsdetaillierungen unzulässiger-
weise „nach hinten“, gerne zum GU,
verschoben wurden. Der Bauherr hat
dies gerne angenommen; er musste
sich nicht so früh entscheiden.
auch auf Bauherrenseite muss sich
das Bewusstsein dafür entwickeln,
Konzepte in der Vorplanung und
die wichtigsten Details im Entwurf
zu entscheiden. Sonst werden die
Modelle nicht vollständig.
Was versprechen sie sich im Bereich der kostenermittlung für Vorteile?
Wolfgang Weitz: Wir gehen davon
aus, dass die Mengenermittlungen
über das Modell zuverlässiger als
„per Hand“ sind. Mit einer passen-
den Bauelementepreisbasis dürfte
dies zu zuverlässigeren Schätzungen/
Berechnungen führen. Dennoch
muss bei Schätzungen/Berechnun-
gen der „Bauverstand“ eingeschaltet
TOPTheMa
Projekt: ID/cologneBIM aus sicht des BauherrnDer BIMberater im gespräch mit Wolfgang Weitz, Partner und Technischer leiter Projekt- entwicklung bei art-Invest Real estate Management gmbh & co. kg.
Wolfgang Weitz
werden, da das Modell Nebenkosten
und Gemeinkosten nicht komplett
abbilden kann.
ausschreibung und Vergabe – Wird jetzt alles einfacher für sie als Bauherren?
Wolfgang Weitz: Der Bauherr kann
den Bauunternehmen nun mehr
Informationen liefern. auf Basis
des Entwurfs können bereits ein LV
(Menge/EP) erstellt werden und die
schwammige FLB ad acta gelegt
werden. Das ermöglicht einem an-
bietenden GU vor angebotsabgabe,
NU-abfragen durchzuführen ohne
selbst LV’s erstellen zu müssen bzw.
wird dem NU die Mengenermitt-
lung erspart. Die Preisbildung wird
konkreter.
Im Falle einer Einzelvergabe kann
auf Basis des Entwurfs zuverlässiger
ausgeschrieben werden.
konnten sie schon erste erfah-rungen in der Bauausführung sammeln? Was sind hier Ihre erwartungshaltungen?
Wolfgang Weitz: Wir haben für ein
Büroprojekt in der Größenordnung
von ca. 17.000m² BGF oberirdisch
modellbasiert Mengen ermittelt und
LV’s erstellt. Dies verschaffte uns
neben der GU-Vergabe die Option
der Einzelvergabe ohne nennenswer-
te zeitlichen Verluste. Den rohbau
haben wir auf dieser Basis separat
vergeben. Die Bauausführung startet
im November; im kommenden Früh-
jahr können wir Ergebnisse sehen.
BIM in der Praxis – Potenziale und grenzen
„Ich freue mich auf die Veränderungen,
die deutlich sein werden, die das
modellierte Planen in Planung, Vergabe, Bauen und Betreiben
von Gebäuden bringen wird.“
Wolfgang Weitz
Bildquelle: Art-Invest Real Estate Management GmbH & Co. KG
7 6
Wollen sie Ihre Modelle auch in den Betrieb übernehmen und was erwarten sie davon?
Wolfgang Weitz: Das ist das Fern-
ziel für all unsere Neuentwicklungen.
Wir glauben dem Betreiber der
Gebäude wesentlich mehr, besser
sortierte und vollständigere Informa-
tionen, verbunden mit schnelleren
Zugriffen, bieten zu können. Wir
gehen davon aus, dass dies zukünf-
tig in Verkaufsprozessen eine rolle
spielen wird.
gerade öffentliche Bauherren stellen sich die Frage, wie man mit einem BIM-Projekt starten soll. Wie haben sie angefangen?
Wolfgang Weitz: Wir haben uns vor
knapp zwei Jahren dazu entschlossen,
bei Neuentwicklungen die BIM-Me-
thode einzusetzen. Es ist uns nicht
durchgehend gelungen. Einerseits
waren die architekten noch nicht so
weit, andererseits waren JV-Partner
der Methode gegenüber reserviert.
Wir erkennen seit ca. Jahresbeginn,
dass wir bei architekten und Ingeni-
euren den Willen zur Umsetzung des
modellierten Planens voraussetzen
können. Inhaltlich gesehen setzen
wir die Modelle ab Ende Vorplanung
auf und führen die Planungen dann
modellbasiert fort. Da wir selbst noch
nicht firm bzgl. der Methode sind,
beauftragen wir einen BIM-Berater,
der das Planungsteam und uns selbst
führt und begleitet. Das beginnt mit
einem Pflichtenheft und setzt sich
über Qualitätsüberprüfungen der
Modelle fort.
Was sind die größten herausfor-derungen, denen sie sich gerade in Ihren Projekten gegenüber sehen?
Wolfgang Weitz: Es gibt noch zu
wenige Planer, die mit der Metho-
de vertraut sind. Man muss auch
Vertrauen zu der Methode finden;
Vertrauen gewinnt man über die
Bearbeitung. auf der Seite der Bau-
unternehmen wird zwar viel mit BIM
„getrommelt“, leider sind überwie-
gend nur zentrale Einheiten mit der
Methode vertraut. Da besteht noch
sehr viel ausbildungsbedarf.
Fühlen sie unter den Projekt-entwicklern in Bezug auf den einsatz der Planungsmethode BIM als Pionier?
Wolfgang Weitz: auf der Bauher-
renseite ja. Selbst im Dialog mit den
Bauunternehmen fühlen wir uns gut
aufgestellt.
haben sie noch einen Tipp für Ihre kollegen in der Projektent-wicklung und für die öffentlichen auftraggeber?
Wolfgang Weitz: Ja, loslegen und
machen!
Herr Weitz, vielen herzlichen Dank für
das Gespräch.
TOPTheMa
grundstück: rund 7 ha
Bruttogrundfläche: 160.000 m²
stellplätze: 2.000 stück
Bauabschnitte: 10 gebäude
arbeitsplätze: ca. 7.000
Mietflächen: von 400 m² bis 160.000 m²
Bildquelle: Art-Invest Real Estate Management GmbH & Co. KG
Im Frühjahr 2016 wurde die buildingSMart-regional-
gruppe rhein-Main-Neckar als Plattform gegründet, die
sich der Digitalisierung der Branche und speziell der Me-
thode Building Information Modeling der region widmet.
Ziel ist es, themen zu bündeln und zu diskutieren. Ins-
besondere die Sprecher der regionalgruppe Hannes
Schwarzwälder, Fabian Linnebacher und Götz Heinemann
sowie Mathias Berger als Vertreter der ersten noch durch
die planen-bauen 4.0 initiierten Cluster-ansätze in Hessen
haben durch ihre ehrenamtliche tätigkeiten der region
den Grundstein gelegt, auf dem wir jetzt aufbauen werden.
Die Gründer der regionalgruppe haben schließlich auch
die Initialzündung für die Gründung eines BIM-Cluster
Hessen gegeben. aufgrund der vielfältigen und komplexen
im Zusammenhang mit BIM stehenden aufgaben war dies
allein durch ehrenamtliche tätigkeit nicht mehr zu be-
wältigen. Gerade die dringend notwendige Kommunika-
tion mit den öffentlichen auftraggebern erfordert eine
Plattform, die auch auf politischer Ebene agiert. Deshalb
wurde dieses thema an die Verbände herangetragen. anfang
april 2017 gab es hierzu ein erstes offizielles abstimmungs-
treffen, bei dem sich knapp dreißig Personen getroffen ha-
ben, die ein Gründungsgremium bestimmt und erste Schritte
für eine Satzung vorbereitet haben. Daran beteiligt waren
Vertreter der Ingenieurkammer, der architektenkammer,
des Bauindustrieverbands Hessen-thüringen, der Bund
Deutscher architekten BDa, der Bund Deutscher Bau-
meister BDB, buildingSMart rhein-Main-Neckar, VDI
Frankfurt-Darmstadt, das Hessische Finanzministerium, der
Landesbetrieb Bau und Immobilien Hessen und weitere.
Durch das außerordentliche Engagement vom Bauindus-
trieverband Hessen-thüringen e.V. wurden alle Maßnah-
men zu einer schnellen Umsetzung erarbeitet und vor-
angetrieben. anders als bei vielen anderen Clustern auf
Landesebene soll BIM-Cluster Hessen ein eigener Verein
werden, da es für juristische Personen mit klar definier-
ten Organen und damit festen ansprechpartnern oftmals
einfacher ist, eine Stimme abzubilden. Nach Gründung
des BIM-Cluster Hessen e.V. ist angedacht, arbeitskrei-
se zu bilden, um die einzelnen themen zu erfassen, eine
einheitliche Linie zu finden und diese nach außen zu
transportieren. Hier wird das BIM-Cluster Hessen e.V.
unterschiedliche aufgaben erwarten. aufgrund der po-
sitiven resonanz auf die beabsichtigte Gründung eines
BIM-Cluster Hessen e.V. sind sich die akteure jedoch
sicher, dass dieses bewältigt werden kann. auch die re-
gionalgruppe wird ihre ausgewiesenen fachlichen Kennt-
nisse in den Verein einbringen und für die fachliche
Qualität stehen.
Über eine Mitarbeit im BIM-Cluster-Hessen e.V. würden
sich sämtliche akteure sehr freuen, sei es als Vereinsmit-
glied oder als externer Förderer. Informationen erhalten
Sie unter [email protected]. Eine Website
ist derzeit schon eingerichtet: www.bim-cluster-hessen.org.
allerdings bitten wir um Verständnis, dass diese auf-
grund der aufgaben, die eine Vereinsgründung mit sich
bringt, noch nicht mit allen notwendigen Informationen
ausgestaltet ist. Dies werden wir in den nächsten Wochen
jedoch nachholen.
clustergründung in hessen - neue Perspektivenein Beitrag von Birgit Weber, Rechtsanwältin (syndikusrechtsanwältin),Bauindustrieverband hessen-Thüringen e.V.
WeIchensTellung
6
9 8
In den Mittelpunkt rückte der
thementag „BIM-Collaboration“
und umriss sowohl die Grundlagen
zu IFC, BCF (BIM Collaboration
Format) und Open BIM als auch
vielfältige Beispiele aus der Praxis.
Hochrangige referenten, die seit
vielen Jahren in Wissenschaft und
Praxis den digitalen Wandel beglei-
ten und verwirklichen, zeigten in
ihren Präsentationen, wie BIM in
der Praxis und für die verschiedenen
Leistungserbringer funktionieren
kann. Mit dem thementag möchte
buildingSMart ein weiteres ange-
bot schaffen, um den großen Bedarf
an Informationen und austausch
zu einzelnen themen rund um BIM
und die Digitalisierung im Bauwesen
decken zu können. Geplant ist, pro
Jahr zwei bis drei thementage zu
veranstalten und dabei auch aktuelle
Fragen mit aufzunehmen.
IFc und BcF für den Informations-austausch in BIM-ProjektenEröffnet wurde der 1. buildingSMart-
thementag von Professor rasso
Steinmann, dem Vorsitzenden von
buildingSMart Germany. Er be-
schrieb die Grundlagen von IFC und
BCF für den Informationsaustausch
in BIM-Projekten und erklärte auch
die Systematik hinter den verschie-
denen Datenaustausch-typen. Er
betonte, wie wichtig es sei, die
zwangsläufig entstehende Datenflut
richtig zu nutzen und warnte davor,
beispielswiese zu viele 3D-ansichten
zu nutzen. Die dadurch erhöhte
Datenmenge kann beim Partner Frust
erzeugen, weil diese mitunter einen
viel zu hohen Detailgrad aufweise
und dadurch die Effizienz der Zu-
sammenarbeit leiden könnte. Längst
gebe es digitale Post-it-Notizen,
sogenannte BIM-Ist, die wie kleine
digitale Schnipsel genau jene Infor-
mationen enthalten, die für gewisse
Veränderungen oder Weiterentwick-
lungen des Modells relevant seien.
rasso Steinmann gab auch einen
ausblick in die weiteren Entwick-
lungsschritte von BIM-Software, die
zunehmend web-basiert („Cloud“)
und analog zu Social Media anwen-
dungen funktionieren werden. auch
dafür sei das IFC-Format prinzipiell
gerüstet.
standardisierung für Open BIMthomas Liebich (aEC3 Deutschland
GmbH) betonte in seinem Vortrag,
warum Standardisierung für Open
BIM so wichtig ist und wie diese
praktisch genutzt werden kann. Er
verortete die Skepsis IFC gegenüber
an falschen Erwartungen an dieses
Datenaustauschformat. Dies müsse
man analog wie ein PDF-Dokument
verstehen: aus einer Word-Datei
kann man problemlos ein PDF ge-
nerieren, um die in der Word-Datei
akTuell
großer erfolg des 1. Themen-tags von buildingsMaRTIn Ratingen veranstaltete buildingsMaRT seinen ersten Thementag – mit gut 120 Teilnehmern war der erfolg überraschend groß.
Professor Rasso steinmann, Vorsitzender von buildingsMaRT, eröffnete mit seinem Vortrag den 1. Thementag.
Im Mittelpunkt der eintägigen Veranstaltung in Ratingen stand „BIM-collaboration“
enthaltenen Informationen verlustfrei
übertragen zu können, eine rückum-
wandlung eines PDF-Dokuments in
ein Word-Dokument jedoch ist nicht
möglich.
analoges gilt für IFC: es ist dies
eben ein austauschformat, um
BIM-Modelle oder teile aus einem
solchen weitergeben und teilen zu
können. Es ersetze nicht ein eigenes
Softwareformat und ermögliche eben
kein direktes Weiterarbeiten an dem
Modell. thomas Liebich gab auch
einen Überblick über die verschiede-
nen Entwicklungsstufen von IFC.
So sei IFC-alignment Extension
(trassierung) erfolgt, IFC-rail sei
gerade in abstimmung, IFC-Bridge
in Entwicklung und voraussichtlich
im Jahr 2018 fertig und zu IFC-road
gebe es erste Vorarbeiten aus Korea.
Den Schwerpunkt auf das Funktio-
nieren von BCF, dem BIM-Collabora-
tion-Format, setzte Michael Willimek
(Weinhart+Partner architekten).
Er unterstrich, dass BCF als Orga-
nisationswerkzeug begriffen wer-
den könne. Er zeigte in konkreten
Beispielen, was architekten und
Fachplaner zu IFC und BCF wissen
müssen. So gebe es in manchen Soft-
wareanwendungen noch hier und da
gewisse Unzulänglichkeiten, mit de-
nen man in der täglichen anwendung
umgehen müsse. Nur die Bauherren
müsse man noch aktiver mitnehmen,
noch seien diese BIM gegenüber eher
zögerlich.
IFc-Datenaustausch zwischen architekten und FachplanerOskar Molnar (Kaspar Kraemer
architekten) beschrieb in seinem
Vortrag den IFC-Datenaustausch zwi-
schen architekten und Fachplaner.
anhand von detailreichen 3-D-an-
sichten aus seiner Praxis zeigte er, wie
der austausch zwischen architekt und
den Fachplanern – etwa der Elektroin-
stallation oder der tragwerksplanung
– problemfrei erfolgt. Besonders die
Kollisionsprüfungen und die Detailpla-
nungen gewönnen durch BIM deutlich
an Qualität und Zuverlässigkeit.
entwicklungstrends von BIM in der Diskussion
„Manches ist noch verwirrend, manches zu wenig intuitiv. Dennoch sehen wir da ein Riesenpotenzial“.
Thomas liebich
11 10
BIM beim Bauen im BestandDass BIM nicht nur für Neubauten
taugt, sondern auch für das Bauen im
Bestand ein sehr großes Potential be-
sitzt, zeigte andré Pilling (DEUBIM
GmbH). Beim Umbau eines Einkauf-
zentrums erschufen andré Pilling
und seine Kollegen zunächst ein
digitales Modell des Bauwerks, das
als IFC-template an die Fachplaner
verteilt wurde. Die durch das digitale
Modell mögliche Koordinierung und
Zusammenarbeit bezeichnete andré
Pilling als „riesenmehrwert“.
Ebenfalls ein Beispiel aus dem
Bestand stellte torben Wadlinger
(Graf+Partner architekten) vor: eine
Behindertenwerkstatt aus den 80er
Jahren mit rund 8.000 Quadratme-
tern Gesamtfläche sollte brandschutz-
technisch ertüchtigt werden. Da die
Papier-Pläne von eher bescheidenen
Qualität waren, entschieden sich
torben Wadlinger und Kollegen dazu,
das Gebäude auch mittels Laser-
scanner („Punktwolke“) digital zu
erfassen. allerdings wollte sich der
Brandschutztechniker nicht auf die
digitalen arbeitsmethoden einlassen,
weshalb das volle Potential von BIM
in diesem konkreten Fall nicht zum
tragen kam. Für torben Wadlinger
jedoch ist die Um- und aufrüstung
von Bestandsimmobilien ein großes
thema, für das sich der aufwand
einer digitalen Modellierung lohnt.
BIM in der PraxisEin Projekt, bei dem alle Beteiligten
digital mitzogen, präsentierten Flori-
an Keim und Patrik Koska (Vollack
GmbH), die schon seit Jahren BIM
anwenden und nahezu alle Leis-
tungsstufen komplett digital erarbei-
ten. „Wir sind kurz davor, BIM auch
für das FM zu nutzen“, sagte Patrick
Koska. Bei dem präsentierten Bei-
spiel, ein Bürohaus mit aufgesetzter
Penthouse-Wohnung für den Senior-
Chef, war dieser zunächst für BIM
nicht sonderlich zu begeistern. als
aber die architekten und Planer ihm
eine Vr-Brille aufsetzten, konnte er
sich überzeugen lassen. Das Projekt
wurde über eine online-Plattforum
abgewickelt, auf der alle Grund-,
Fach- und Koordinierungsmodelle
abgelegt und abrufbar waren.
schwerpunkte bei der BIM-BeratungWelche Schwerpunkte die Beratung
über BIM setzen sollte, erklärte tim
Hannewald (N+P Informationssys-
teme). Er erläutere, was alles zu
beachten ist, um BIM erfolgreich
einführen und nutzen zu können. Zu
klären seien beispielsweise, welche
kundenspezifischen und welche in-
ternen Mehrwerte geschaffen werden
können und was digitale Methoden
für auswirkungen auf arbeitsweisen
und Prozesses haben. Kollaborations-
prozesse müssten entwickelt werden
und Szenarien möglicher Kommuni-
kation skizziert werden.
Offene Diskussion Die abschlussdiskussion des 1.
buildingSMart-thementages in
ratingen brachte die Vertreter
verschiedener Softwareunternehmen
an einen tisch: Holger Kreienbrink
(Graphisoft), Frang Neuberg (au-
todesk), Heinz-Michael ruhland
(allplan) und Martin Vanek (trimble
MEP) diskutierten mit Jörg Ziolkow-
ski (aStOC) und den teilnehmern
über die Zukunft von Open-BIM.
alle Hersteller-Vertreter waren sich
einig, dass es Programme mit offenen
Schnittstellen nach IFC auch wei-
terhin geben werde, und dass die
aufgabe, BIM flächendeckend zum
Durchbruch zu verhelfen, gewaltig
sei. Für die Software-Industrie wei-
sen Ideen rund um Cloud und mobile
anwendungen in die Zukunft.
GERMAN SPEAKING CHAPTER
neuigkeiten & Termine
BIM up to date
eu BIM Taskforce handbookDie internationale arbeitsgrup-
pe gibt die Übersetzung des
„Handbook for the introduction
of Building Information Modeling
by the European Public Sector“
in 14 weitere Sprachen bekannt.
Die englische Version steht zum
Gratisdownload zur Verfügung.
www.eubim.eu
neues Datenmanagement für gebäudeab sofort im Gründruck erhältlich
ist die VDI-richtlinie „VDI 2552
Blatt 5“. Sie definiert Vorgehens-
weisen u.a. zur Organisation, Zu-
sammenführung, Verwaltung und
archivierung von digitalen Daten
im rahmen von BIM-Prozessen.
www.vdi.de
urteilDie Erstellung eines BIM-
Modells fällt nicht unter die
Vergütungspflicht nach HOaI. So
urteilte das LG Paderborn im Juli
2017, nachdem ein auftragnehmer
zusätzlich erbrachte BIM-Leis-
tungen bei seinem auftraggeber
in rechnung gestellt und ein-
geklagt hatte. Die Klage wurde
vollumfänglich abgewiesen.
quelle: ibr-online.de 2017, 3233
„BIM für architekten – leis-tungsbild, Vertrag, Vergütung“anlässlich der Expo real-Messe
in München stellte die architek-
tenkammer NrW gemeinsam
mit der Bundesarchitektenkammer
(BaK) sowie der architekten-
und Stadtplanerkammer Hessen
ihre neuste Publikation vor. Der
Leitfaden baut auf vorangegan-
genen ausarbeitungen auf und
wendet sich nun im Speziellen
dem „Leistungsbild Objektpla-
nung“ zu, um KollegInnen eine
sichere Orientierung zu bieten.
www.aknw.de
„BIM-einstieg kompakt fürarchitekten: Die Planungs-methode BIM – einführungund auswirkung auf diearbeitsprozesse im architek-turbüro (Beuth Pocket)“Fachbuch von Dirk Hennings
und Moritz Mombour, speziell
ausgerichtet auf die tätigkeit
und den themenkomplex des
architekten in BIM Projekten.
ab 15. Januar 2018 erhältlich
BIM symposium 2018 am 15.03.2018 in Wien
Konferenz für internationale Ent-
wicklungen und trends rund um
das thema BIM.
www.bimsymposium.at
5. Oldenburger BIMTagam 22.02.2018 in OldenburgVorträge zu den neuesten BIM-
Entwicklungen sowie offene
Diskussionen.
www.bim-baumeister-akademie.de
BIM World Munich 2017ab 28.11.2017 in MünchenInternationale Fachkonferenz
und offene Foren für BIM in der
DaCH region.
www.bim-world.de
10
Weitere Informationen auf einen BlickMehr termine und News finden
Sie auf: BIM-Events.de, führend
für Informationen rund um BIM.
www.bim-events.de
13 12
„IFC und BCF“ (Industry Foundation Class und BIM Col-
laboration Format) war die Überschrift zum ersten the-
mentag von buildingSMart am 21.09.2017. Zunächst
war ich überrascht, dass diese sehr technischen themen
auch heute noch auf großes Interesse stoßen, wo doch
eher themen wir aIa und BaP im Vordergrund stehen,
denn IFC gibt es seit über 20 Jahren und auch mit BCF
beschäftig man sich inzwischen seit einigen Jahren. Der
Erfolg des bS-thementages gab jedoch der Vermutung
recht, dass diese themen heute noch einmal aufgegriffen
und erklärt werden müssen. Denn inzwischen ist eine
BIM-Community mit vielen Neueinsteigern und Berufs-
anfängern entstanden, die die Entwicklung nicht hautnah
miterlebt haben und für die deswegen auch diese techni-
schen BIM-themen kaum bekannt sind, deren Kenntnis
für das Verständnis jedoch hilfreich sein können. Daher
greift also dieser artikel das thema IFC noch einmal von
den Grundlagen her auf.
Was ist IFc? Was will man mit IFc erreichen? und was nicht?
IFC beschreibt ein sog. Datenschema, quasi einen Bau-
plan, den man als Vorlage verwenden kann, um daraus
entweder ein Dateiformat oder die Struktur einer Daten-
bank abzuleiten. Die Grundlagen dafür wurden im letzten
Jahrhundert auf der Basis von Forschungsergebnissen
mit der sog. StEP-technologie entwickelt, die als ISO-
Standard vorliegt. StEP (Standard for the Exchange of
Product-Data) ist allgemein definiert und wird in ver-
schiedenen Branchen verwendet. IFC, als bauspezifische
StEP-Definition, hat sich aus den Erkenntnissen vieler
Forschungsprojekte herauskristallisiert. Bei buildingS-
Mart (früher IaI) wurde nach den ersten Versionen
0.98, 1.0, 1.5, 1.5.1, 2.0 erkannt, dass der erste ansatz
noch eine entscheidende Schwäche hatte, die mit der
Version IFC2x beseitigt wurde. Hier wurde ein klares
Schichtenmodell eingeführt, das es erlaubt, IFC für un-
terschiedliche Fachgebiete schrittweise erweiterbar (ex-
tendable, daher das „x“) zu gestalten, ohne dabei ständig
Änderungen im Kern vornehmen zu müssen. Die Version
IFC2x3 wird inzwischen in fast allen Programmen unter-
stützt, die sich im Kontext von BIM sehen. IFC4 ist die
aktuellste Version, auf das „x“ hat man wieder verzichtet,
eine Version IFC3 gab es nicht, diese rolle hat die Ver-
sion IFC2x3 übernommen. IFC4 ist auch ISO-Standard,
der von CEN anerkannt und damit automatisch DIN-
Norm geworden ist. Weitere technische Informationen
findet man auf www.buildingsmart-tech.org.
Das Ziel der Vorläufer von IFC, und damit von IFC selbst
auch, war und ist es, Information maschinenlesbar und
digital verwertbar zu machen, die man nicht in Plänen
darstellen kann, die aber in den Köpfen der Fachleute
entstehen, wenn sie auf einen Plan schauen, bzw. wenn
sie sich dazu gegenseitig mündlich oder in Schriftstücken
austauschen.
Mit StEP im allgemeinen und IFC im Besonderen ist es
also gelungen, die Bedeutung von Bauwerkselementen
mit ihren Eigenschaften sowie ihren Kontext zum Ge-
samtbauwerk nicht nur bildhaft geometrisch zu abstrahie-
ren, sondern auch inhaltlich digital umfassend verarbeit-
bar zu machen.
qualITäTssIcheRung
IFc: Was funktioniert? Was ist noch zu tun?ein Beitrag von Prof. Rasso steinmann, iabi – Institut für angewandte Bauinformatik, hochschule München
Mit IFC ist es möglich, spezifische Bauwerksinformationen
zielgerichtet und zweckgebunden auszutauschen – das
können sowohl nicht-geometrische, als auch geometri-
sche sein. Zwar wurde bisher IFC immer sehr stark im
Kontext von 3D-Geometrie wahrgenommen, aber man
kann mit IFC z.B. in sehr frühen Phasen, wenn etwa nur
eine funktionale anforderung als raumprogramm vor-
liegt, ein Bauwerk auch ohne Geometrie beschreiben und
digital verwerten.
IFC ist nicht die „eierlegende Wollmilchsau“, die sämt-
liche Eventualitäten aller BIM-applikationen als uni-
verselles Datenformat in sich vereint, und mit dem man
BIM-Daten beliebig „roundtrippen“ kann. IFC ist kein
Ersatz für die proprietären Dateiformate der Softwareher-
steller. IFC eignet sich also nicht dazu, als verlustfreie
alternative für die Datenarchivierung eines Hersteller-
formates eingesetzt zu werden - Hersteller werden immer
irgendwelche Besonderheiten in ihren Formaten abspei-
chern, die in IFC nicht abgebildet sind.
IFC eignet sich aber hervorragend dafür, Informations-
anforderungen für spezifische Einsatzzwecke unabhän-
gig von Herstellerformaten abzubilden und Information
gezielt und überprüfbar auszutau-schen. Im Gegensatz
zu proprietären Formaten ist die Datenstruktur von
IFC standardisiert und steht offen zur Verfügung. Neue
Versionen werden nach einem strikten Verfahren von
buildingSMart im Konsens entwickelt und international
verabschiedet. Es gibt klar definierte Versionen, was unter
den aspekten von lange laufenden Projekten und der ar-
chivierung spezifischer Informationen von Bedeutung ist.
IFc is super / IFc doesn’t work
Verwirrend ist für viele anwender eine oft gemischte
Erfahrung bei der Verwendung von IFC, die zwischen den
Extremen der Zustimmung bis zur ablehnung schwankt,
mit allen Stufen dazwischen. Woran liegt das?
Dazu muss man verstehen, dass IFC Bauwerke sehr
umfassend beschreiben kann, jeder einzelne Beteiligte
jedoch eine ganz spezifische Sicht und sehr differenzierte
anforderungen an den Informationsaustausch hat. Das
spiegelt sich auch in den verschiedenen BIM-applikatio-
nen wieder, die spezifische Funktionen für Planer, Fach-
planer, Bauunternehmer, Projektsteuerer, Bauherrn und
Betreiber anbieten. Ein verbreiteter Irrglaube ist nun,
cartoon aus den frühen 90-ern von erem. Prof. Richard Junge
15 14
dass man mit einem einzigen IFC-Export- oder -Import-
Knopf alle denkbaren erforderlichen Informationen
zischen den unterschiedlichsten BIM-Programmen wie
durch Wunderhand austauschen könne. Dem ist natürlich
nicht so. Niemand würde sich von einem BIM-Programm
für architekten erwarten, dass es Informationen über Ge-
bäudetechnik exportiert, auch würde man sich von einem
tGa-Programm nicht erwarten mit Bewehrungsdaten um-
gehen zu können, auch interessiert den tragwerksplaner
nicht das Innenleben einer Lüftungsanlage, wohl aber, wo
die erforderlichen Durchbrüche eingeplant werden. Es ist
auch gar nicht notwendig, dass sich alle Beteiligen sämtli-
che BIM-Informationen ihrer Gewerke gegenseitig schi-
cken. Die Kunst besteht darin, genau die Informationen
zu schicken, die jeder Partner für seine fachliche Planung
oder z.B. der Betreiber für die Bewirtschaftung benötigt.
Um das technisch zu steuern wurden sogenannte Model
View Definitions (MVD) eingeführt, die spezifische aus-
tauschanforderungen enthalten, sog. Exchange require-
ments (Er). Mit einer MVD und ihren Ers kann man aus
dem umfassenden IFC-Datenschema den teil definieren,
den man benötigt, um Information für einen bestimmten
Zweck auszutauschen. Damit IFC umfassend funktionie-
ren kann, braucht man eine ganze reihe von MVDs, die
sich evtl. auch regional unterschieden, je nachdem, wie
die Prozesse definiert sind und gelebt werden. als Metho-
de zur Spezifikation von Ers wurde von buildingSMart
das sog Information Delivery Manual (IDM) entwickelt,
das ebenfalls als ISO/CEN/DIN-Norm anerkannt ist.
Momentan sind wir allerdings mit dem Dilemma konfron-
tiert, dass sich bisher nur der sog. Coordination View 2.0
als eine MVD auf Basis der IFC2x3 weitgehend durch-
gesetzt hat. Diese Kombination ist auch Gegenstand der
bisherigen Zertifizierung der IFC-Softwareschnittstellen.
Der eigentliche Zweck dieser MVD ist, die fachliche
Koordination zwischen Planern und Fachplanern stan-
dardisiert zu unterstützen. Mit der Zeit kamen noch
moderate Erweiterungen dazu, so dass Bauwerkselemen-
te bis zu einem gewissen Grad auch zur Weiternutzung
übergeben werden können. Wer das verstanden hat und
IFC in diesem rahmen und zum mit CV2.0 vorgesehenen
Zweck verwendet, ist davon begeistert. Wer sich aller-
dings erhofft, dass über diesen Weg auch Informationen
zu anderen Zwecken ausgetauscht werden könnten, wird
mehr oder weniger enttäuscht sein.
IFc für alle Zwecke … Was ist zu tun?Für IFC4 wurden gleich zu Beginn zwei MVDs mit defi-
niert: der „reference View“, der den CV2.0 für IFC2x3
verschlankt und auf den reinen Zweck der Planungskoor-
dination zurückführt, und der „Design transfer View“,
der den Zweck der Weiternutzung aufgreift, und über die
ansätze des CV2.0 für IFC2x3 hinausgeht. Während der
„reference View“ ziemlich klar ist, und deswegen die
Zertifizierung dafür beginnen konnte, hat sich gezeigt,
dass für den „Design transfer View“ noch eine reihe von
Einsatzzwecken und damit Ers genauer definiert werden
müssen. auch wurde deutlich, dass es keine einfache
aufgabe ist, spezifische austauschszenarien detailliert
und so zu identifizieren, dass sie einen breiten Konsens
abdecken. an dieser aufgabe wird momentan bei buil-
dingSMart und demnächst auch im rahmen der VDI
2552 mit dem neuen Blatt 11 gearbeitet.
cartoon von Prof. steinmann, der IDM, eR, MVD, IFc und umsetzung in BIM-software in Zusammenhang
mit der Idee von Prof. Junge darstellt
qualITäTssIcheRung
Wie trifft man die richtige auswahl
und wer stellt sicher, dass in den
Kursen ein Mindestmaß an Qualität
wiedergegeben wird? Erhält man ein
Zertifikat und mit welchem Wert bzw.
mit welcher akkreditierung besteht
es im deutschen Markt oder auch im
internationalen Kontext?
Die Basis zum aufbau einer qualifi-
zierten Fort- und Weiterbildung wird
aktuell im rahmen der richtlinien-
reihe VDI / buildingSMart 2552
Blatt 8 „BIM-Qualifikationen” beim
VDI gelegt. Soweit der redaktion
bekannt, haben sich alle zurzeit Eta-
blierten oder sich im aufbau befind-
lichen seriösen Einrichtungen mit
einem BIM-Fortbildungsprogramm
dahingehend geäußert, dass sie
zukünftig ihre Programme an dieser
richtlinie ausrichten werden.
Zu diesem Zweck wurde bei building-
SMart International in Zusammen-
arbeit von acht buildingSMart-
Chaptern aus Europa, asien und
amerika das „OpenBIM Professional
Certification Program“ entwickelt.
Ziel ist es, eine möglichst hohe
(mindestens 80 Prozent) inhaltli-
che Gleichstellung und somit eine
internationale anerkennung der
Zertifikate der einzelnen Länder
zu erreichen. Hierzu wurden den
Ländern die abgestimmten profes-
sionellen Zertifizierungsrichtlinien
und -inhalte („Learning Outcome
Framework“; kurz: LOF) zur Verfü-
gung gestellt, um diese jeweils auf
nationale anforderungen anzupas-
sen. In Deutschland ist dies bereits
geschehen und in die richtlinien-
arbeit beim VDI mit eingeflossen.
Ende 2017 / anfang 2018 wird das
Ergebnis als VDI / buildingSMart
2552-8.1 im Gründruck veröffentlicht.
Parallel dazu wird gegenwärtig ein
Zertifizierungsverfahren des LOF von
planen-bauen 4.0 erarbeitet und soll
zeitnah zur Verfügung gestellt werden.
Es ist also damit zu rechnen, dass die
Kursanbieter ab Q1 2018 Zertifikate
vergeben können.
Die Bundesarchitektenkammer hat
sich mit einer Pressemeldung vom
15.09.2017 wie folgt geäußert: „Die
Bundesarchitektenkammer (BaK)
hat am 14. September einen bundes-
weit einheitlichen Fort- und Weiter-
bildungsstandard in allen 16 Länder-
architektenkammern für den Bereich
des digitalen Planen und Bauens
festgelegt. Mit der Einführung des
„BIM Standard Deutscher architek-
tenkammern“, einem Curriculum,
das auf der VDI-richtlinie VDI 2552
Blatt 8.1 fußt, wird ein qualitäts-
gesichertes und flächendeckendes
angebot geschaffen.“
Das zeigt, dass die Expertenarbeit,
welche in die gemeinsame richtlinien-
arbeit vom VDI und buildingSMart
eingeflossen ist und noch fließt,
ebenfalls anerkennung im Markt
findet. Zwar befinden wir uns in
Deutschland erst am anfang, den-
noch bildet Blatt 8.1 das Fundament
für den aufbau eines Disziplinen
übergreifenden „Basiskurses BIM“,
in dem die kollaborative Zusam-
menarbeit im Fokus der Kursinhalte
stehen soll. Die vertiefenden aus-
bildungsinhalte werden in weiteren
Blättern der reihe „VDI 2552 Blatt
8“ folgen und 2018 veröffentlicht.
BIlDung
Fort- und Weiterbildungs-angebote in Deutschland Mit dem wachsenden Interesse an BIM und der steigenden nachfrage in Bezug auf die erfahrung und Qualifizierung der Projektbeteiligten in den Projekten, explodiert auch die Nachfrage nach Fortbildungsmöglichkeiten. Wie ist der aktuelle entwicklungsstand in Deutschland?
17 16
1. allgemeinesZwischen den BIM-Projektbeteilig-
ten sollte die regelung der Verant-
wortlichkeiten für BIM-Leistungen
im rahmen der Vertragsgestaltung
stets mit besonderer Sorgfalt vorge-
nommen werden.
Da im Vordergrund jedenfalls die
Erstellung eines Bauwerks geschul-
det wird, bestimmt sich die Haftung
des mit BIM-Leistungen beauf-
tragten Planers nach den gesetzli-
chen, im Bürgerlichen Gesetzbuch
(BGB) enthaltenen Vorschriften
zum Werkvertragsrecht (§§ 631 ff.
BGB). Hieraus folgt eine Haftung auf
Vollständigkeit, Vertragsgemäßheit,
Mängelfreiheit und insbesondere
Funktionstauglichkeit auch der im
Planungsprozess erstellten Daten
und Modelle. Letzteres ergibt sich
aus den Grundsätzen der höchstrich-
terlichen rechtsprechung (BGH,
Urteile vom 11.11.1999 – VII Zr
403/98 und vom 08.11.2007 – IX
Zr 183/05), wonach die vertragsge-
mäße Werkleistung nicht nur in sich
mangelfrei, sondern auch insgesamt
funktionstauglich zu sein hat (sog.
„funktionaler Mangelbegriff“).
In der juristischen Diskussion hat
sich zwischenzeitlich herauskris-
tallisiert, dass die Erstellung des
BIM-Modells ein eigenständiger
Werkerfolg ist. Weitere Folge der
werkvertraglichen Zuordnung ist
daher, dass das digitale Modell bei
nicht ordnungsgemäßer Vertragser-
füllung gemäß § 635 BGB nachzu-
bessern ist.
Wenn die Erstellung eines digitalen
Bauwerksmodells vertraglich ge-
schuldet ist, so ist diese Vertragsleis-
tung daher nicht etwa schon dann
als erfüllt anzusehen, wenn (nur)
ein nach diesem Modell geplantes
Bauwerk erstellt wurde, das Modell
selbst aber nicht vertragsgemäß an
den auftraggeber übergeben wird.
Es dürfte sich daher empfehlen, zwi-
schen auftraggeber und auftragneh-
mer zur Klarstellung eine vertrag-
liche regelung darüber zu treffen,
dass als Leistungen sowohl die Er-
stellung des Bauwerksdatenmodells
als auch die eigentliche Bauleis-
tung geschuldet und bei jeweiliger
vertragsgemäßer Fertigstellung auch
separat abzunehmen sind.
Von besonderer Wichtigkeit ist es,
im Vorhinein vertraglich die Zustän-
digkeiten und die Verantwortung
für die jeweiligen BIM-Leistungen
festzulegen. Hierbei ist insbeson-
dere der eindeutigen Bestimmung
von sog. Schnittstellen gesonderte
aufmerksamkeit zu widmen. Zwar
wird allgemein angenommen, dass
mit Hilfe der BIM-Planungsmethode
die wesentlichen Schnittstellenprob-
leme, wie sie sich bei der herkömm-
lichen Planungsmethode ergeben,
um ein erhebliches Maß gemindert
werden können. Denn durch das
softwaregestützte Modellieren mit
qualitativ höherwertigen und voll-
ständigen Informationen und der
anwendung automatisierter Kolli-
sions- und regelprüfungen besteht
grundsätzlich die Möglichkeit, dass
Planungsfehler frühzeitig erkannt
und korrigiert werden können. Den-
noch ist gerade bei der planerisch
besonders herausfordernden auf-
gabe der Erstellung eines digitalen
Bauwerksmodells mit einer – je nach
Größe des Projekts – zum teil kaum
überschaubaren anzahl von Pla-
nungsbeteiligten auf die abgrenzung
der Verantwortlichkeiten gerade an
den Schnittstellen acht zu geben.
allgemein empfiehlt es sich, eine
klare vertragliche Vereinbarung
darüber zu treffen, wer ab welchem
Zeitpunkt die rechtliche Verantwor-
tung trägt. Während die Verantwor-
tung für etwaige Mängel, die bereits
vor dem Zeitpunkt der Datenüber-
führung entstanden sind, der über-
gebenden Partei zuzurechnen sein
RechT
Verantwortung und haftung der BIM-Projektbeteiligtenein Beitrag von eduard Dischke, Rechtsanwalt und Fachanwalt für Bau- und architektenrecht, knh Rechtsanwälte
Sorgfalt ist Pflicht bei vertraglich vereinbarten BIM-leistungen
dürfte, verhält es sich naturgemäß
anders, wenn Mängel erst durch
Hinzufügung von Daten nach der
Übernahme aufgetreten sind.
auch eine intensivere abstimmung
mit Fachplanern hat – wie schon
nach der konventionellen Planungs-
methode - nicht zur Folge, dass etwa
der planende architekt für deren
Fehler einzustehen hat. Dennoch
sollte zur Klarstellung eine Haftung
für risiken, die aus der Weiterver-
arbeitung der Daten durch andere
Projektbeteiligte entstehen können,
vertraglich explizit ausgeschlossen
werden.
Wenn ein Planungsbeteiligter die
Koordination und Integration von
Planungsbeiträgen Dritter über-
nimmt, so haftet er allerdings auch
für die Mängelfreiheit der Koordinie-
rung. Grundsätzlich gilt es festzu-
halten, dass die Haftungsabgrenzung
bei Nutzung eines geschlossenen
Systems einer Softwareanwendung
(sog. „Closed-BIM“) durch alle
Projektbeteiligten schwieriger zu
regeln sein wird als bei der Ver-
wendung eines offenen Systems
(sog. „Open-BIM“), in welchem die
Projektbeteiligten unterschiedliche
Programme nutzen.
2. Prüf- und Hinweispflichten der Beteiligten
Nach den allgemeinen Haftungs-
grundsätzen gilt selbstverständlich
auch bei der geschuldeten Erstel-
lung eines Datenmodells, dass
derjenige Beteiligte, der an dem
Modell (weiter-)arbeitet, auf für ihn
erkennbare Fehler unverzüglich hin-
weisen muss. ansonsten wird dem
Beteiligten die Vernachlässigung sei-
ner diesbezüglichen Überwachungs-
pflichten anzulasten sein.
„Die Haftung der BIM-Projekt-
beteiligten richtet sich grundsätzlich
nach Werkvertrags-recht.“
eduard Dischke
19 18
Die Herstellungspflicht des auftrag-
nehmers beschränkt sich nicht auf
die Einhaltung der vereinbarten Leis-
tung und gilt somit auch dann, wenn
für die Funktionstauglichkeit und
Zweckentsprechung notwendige Leis-
tungen dem auftragnehmer zunächst
nicht mit in auftrag gegeben worden
sind. Ein Werk, dass diese Vorausset-
zungen nicht erfüllt, ist mangelhaft
und der auftragnehmer haftet nach §
634 BGB für diesen Mangel.
Zur Vermeidung von Unklarheiten
sollte vertraglich daher eindeutig
geregelt werden, dass der auftrag-
geber auch auf aus dem Bauwerks-
datenmodell aufgrund automatischer
Kollisionsprüfungen ersichtliche
Mängel hinzuweisen ist. Falls dies
etwa aufgrund einer umfassenden
Einbindung des auftraggebers schon
in die Erstellung des Planungsmo-
dells nicht erforderlich ist, sollte
entsprechend der Entfall der Hin-
weispflicht bei aus Kollisionskont-
rollen ersichtlichen Planungsfehlern
explizit in den Vertrag aufgenommen
werden. Die aufgezeigten rechtlichen
Zusammenhänge sprechen dafür, die
jeweiligen Überprüfungspflichten
der Beteiligten explizit vertraglich
zu regeln.
3. gesamtschuldnerische haftung
Das gemeinschaftliche arbeiten an
einem BIM-Modell und die damit
einhergehende engere Zusammen-
arbeit der Projektbeteiligten führt
nicht etwa automatisch zu einer „ge-
meinschaftlichen Haftung“ aller an
der Entstehung eines Fehlers Betei-
ligten (so auch der im Januar 2017
durch das Bundesministerium für
Verkehr und digitale Infrastruktur
veröffentlichte Erste Fortschrittsbe-
richt zur Umsetzung des Stufenplans
Digitales Planen und Bauen, S. 20).
Steht fest, dass mehrere Projekt-
beteiligte für das Entstehen eines
Mangels verantwortlich sind, so
besteht für den auftraggeber die
Möglichkeit, die ihm hieraus zu-
stehenden ansprüche in vollem
Umfang gegen einen von ihnen
geltend zu machen, d.h. die für den
Schadenseintritt Verantwortlichen
haften gesamtschuldnerisch. Durch
den sog. gesamtschuldnerischen
ausgleich wird der geltend gemachte
Schaden anschließend durch den
vom Geschädigten in anspruch
genommenen Projektbeteiligten bei
den anderen für den Schadensein-
tritt Mitverantwortlichen liquidiert.
Gelingt es im Nachhinein nicht, eine
Fehlerursache einem bestimmten
Planungsbeteiligten nachzuweisen, so
geht dies zu Lasten des auftraggebers.
RechT
BIM - Rechtsfragen kompakt: Vertragsgestaltung für das digitale Planen, Bauen und Betreiben (Beuth Pocket)von Dr. alexander Wronna, LL.M. und Eduard Dischke
(Herausgeber: Jakob Przybylo)
erhältlich ab 17. Dezember 2017
18 www.BIMberater.de
Digitalisierung 4.0 in der Bauwirtschaft: Sind Sie bereit für BIM?
Werden Sie zum BIM-Experten mit der GFN AG
Lernen Sie die BIM-Grundlagen kennen
Steigern Sie Ihre Qualität, Termin- und
Kostentreue
Erhöhen Sie die Erfolgschancen Ihrer Projekte
Gestalten Sie Prozesse für alle Beteiligten
transparent und nachvollziehbar
Lassen Sie sich von den zertifizierten Dozenten der BIMschule in die Planungsmethode BIM einführen. Buchen
Sie direkt online unter: www.bimschule.de oder wenden Sie sich an Ihren persönlichen Ansprechpartner:
Jens Weber | Projektverantwortlicher BIMschule | 06151 95027-21 | [email protected]
powered by
ImpressumChefredaktion: Götz Heinemann, [email protected]: Wolfgang Weitz, Birgit Weber, Jens Pottharst, Prof. rasso Steinmann, Eduard Dischke sowie die Mitarbeiter des BIMberatersBildrechte: soweit nicht anders angegeben Shutterstock © by Sharlotta (2); Minerva Studio (2, 11); Matej Kastelic (2, 15); Billion Photos (2, 17); fuyu liu (3, 7); Lena Serditova (3, 9); seewhatmitchsee (3, 13)Layout, Satz: Kreativplatz Erfurt, www.kreativplatz-erfurt.de Druck: Flyeralarm, www.flyeralarm.de
Herausgeber: BIMwelt GmbH · am Schießrain 3 · D-60389 Frankfurt / Main, amtsgericht Frankfurt HrB 100293, www.bimwelt.deDie Beiträge im BIMberater wurden mit Sorgfalt recherchiert und überprüft. Sie basieren jedoch auf der richtigkeit uns erteilter auskünfte und unterlie-gen Veränderungen. Daher ist eine Haftung, auch für telefonische auskünfte, ausgeschlossen. Vervielfältigungen jeder art sind nur mit Genehmigung der BIMwelt GmbH gestattet.© 2017 by BIMwelt GmbH sowie die aufgeführten autoren der Fachbeiträge
Die nächste ausgabe des BIMberaters erscheint anfang q2/2018. Mediadaten stehen auf der Website zur Verfügung.