Pädagogische Handlungsfelder in der Altenpflege
Dr. Annett Junk
Eigener Werdegang
Diplom Erziehungswissenschaften an der Pädagogischen Hochschule Erfurt 1999
Tätigkeit als freiberufliche Dozentin in der Erwachsenenbildung
Seit April 2001 Qualitätsmanagement in der AWO Thüringen
Ausbildung als Qualitätsmanagerin und QM-Auditorin (TÜV)
Promotion an Universität Erfurt 2008
Dissertation
Organisation der Pflegearbeit. Arbeitsbedingungen, Belastungsfaktoren und Reformbedarf in der stationären Altenpflege.
Demographischer Wandel
Die demographische Entwicklung zeigt, dass die Zahl der jüngeren Menschen sinkt und die der Senioren stetig steigt.
So wird die Altersgruppe über 65 Jahre, lt. Prognosen des Thüringer Landesamtes für Statistik immer größer werden.
Dagegen schrumpft die Zahl der 45- bis 65-jährigen kontinuierlich.
Ab dem Jahr 2025 stellen die über 65-jährigen die Mehrheit der Thüringer Bevölkerung dar.
Demographischer Wandel
Entwicklung der Thüringer Bevölkerung
350.000
400.000
450.000
500.000
550.000
600.000
650.000
700.000
750.000
2005
2010
2015
2020
2025
2030
2035
2040
2045
2050
Altersgruppe 45-65 Altersgruppe 65 und mehr
Zahlen und Fakten
2005 waren in Thüringen insgesamt 67.027 Menschen pflegebedürftig
48.501 Pflegebedürftige wurden in der eigenen Häuslichkeit gepflegt;davon 33.016 von den eigenen Angehörigen und 15.485 Pflegebedürftige durch ambulante Pflegedienste
18.529 Pflegebedürftige wurden im stationären Altenhilfebereich versorgt
Demographischer Wandel
Dem zukünftig wachsendem Anteil der pflegebedürftigen Senioren steht ein schwindendes Potential an pflege-bereiten Personen, insbesondere aus den jüngeren Jahrgängen, gegenüber.
Aufgrund der eigenen Berufstätigkeit, damit verbundenen Umzügen aber auch durch die räumlichen Wohnbedingungen stehen Angehörige immer weniger für innerfamiliäre Pflegeaufgaben zur Verfügung.
Traditionelle Familienstrukturen, die bisher ein wichtiges Unterstützungsnetzwerk für die Versorgung im Alter dargestellt haben, zerfallen.
Handlungsfelder in der Altenpflege
Im Pflegeheim: Sozialarbeiter Heimleiter
Handlungsfelder in der Altenpflege
Trägerschaft von Pflegeeinrichtungen: Qualitätsmanagement Bereichsleitung/Referent
Übergreifend: Projekte
Organigramm
Geschäftsführung
Bereichsleitung
Qualitäts-management
Pflegeheim 1 Pflegeheim 2AmbulanterPflegedienst
Heimleitung
Pflegedienst-leitung
Sozialarbeiter
Heimleitung
Pflegedienst-leitung
Sozialarbeiter
Pflegedienst-leitung
Pflegefachkräfte
Pflegehelfer
Ergotherapeuten
Mitarbeiter dersozialen Betreuung
Pflegefachkräfte
Pflegefachkräfte
Pflegehelfer
Pflegehelfer
Ergotherapeuten
Mitarbeiter dersozialen Betreuung
Handlungsfelder in der Altenpflege
Im Pflegeheim: Sozialarbeiter Heimleiter
Der Sozialarbeiter in der Altenpflege
Die Voraussetzung für sozialarbeiterisches Handeln in der stationären Altenpflege ist der Aufbau einer von gegenseitigem Respekt geprägten, persönlichen Beziehung zum alten Menschen.
Im Mittelpunkt steht dabei stets die Perspektive des Bewohners mit seinen spezifischen Bedürfnissen und Problemen.
Der Sozialarbeiter in der Altenpflege
Der Arbeitsansatz ist somit bewohnerorientiert und richtet sich methodisch nach den klassischen sozialpädagogischen Arbeitsformen: Einzelfallhilfe, soziale Gruppenarbeit und Gemeinwesenarbeit.
Dem Subsidiaritätsprinzip folgend, ist die Nutzbarmachung persönlicher und familiärer Ressourcen des Bewohners der fachlichen Intervention übergeordnet.
Der Sozialarbeiter in der Altenpflege
Als Leiter der sozialen Betreuung ergeben sich für die praktische Arbeit folgende übergeordnete Ziele:
Optimierung: Schaffung günstiger Entwicklungsbedingungen durch Anregung und Förderung
Prävention: vorbeugende Maßnahmen im psychosozialen Bereich, Erhaltung größtmöglicher Autonomie und Selbstbestimmung
Rehabilitation: im Sinne von Wiedererwerben und Erhalten der Fähigkeiten zur Lebensbewältigung
Förderung: der Lebenszufriedenheit durch aktivierende Betreuung
Der Sozialarbeiter in der Altenpflege
Aufgaben: Vorbereitung und Begleitung der Heimeinzüge Aufzeigen von Hilfen und Lösungsansätzen zur
Überwindung von Schwierigkeiten und Krisen in Zusammenhang mit der Heimaufnahme
Informationssammlung als Grundlage für Biographiearbeit, Sozialanamnese, Pflege- und Betreuungsplanung
Der Sozialarbeiter in der Altenpflege
Aufgaben: Organisation von Gruppenangeboten und
Veranstaltungen Individuelle Betreuung von Bewohnern einzelfallbezogene, psychosoziale Beratung AnsprechpartnerIn bei Konflikten, Krisenintervention Vermittlung weiterführender Hilfen Hilfestellung beim Umgang mit Behörden und
Formularen
Der Sozialarbeiter in der Altenpflege
Aufgaben: Realisierung einer angemessenen Sterbebegleitung
unter Einbeziehung Angehörige, Seelsorge, Mitarbeiter Pflege-/ sozialer Dienst oder Hospizdienst
Einbindung von Angehörigen in die Angebote des Hauses
Sensibilisierung des gesamten Personals für den Umgang mit Angehörigen
Der Sozialarbeiter in der Altenpflege
Aufgaben: Wahrnehmung der Dienst- und Fachaufsicht über alle
unmittelbar unterstellten Mitarbeiter Umsetzung eines kooperativen Führungsstils Umsetzung eines Einarbeitungskonzeptes für neue
Mitarbeiter Praxisanleitung und –reflexion bei Praktikanten und
Helfer im FSJ
Der Sozialarbeiter in der Altenpflege
Aufgaben: Förderung der kooperativen Zusammenarbeit des
Bereiches der sozialen Betreuung mit dem Pflegebereich durch die Teilnahme an gemeinsamen Pflegeplanungs-gesprächen und Fallbesprechungen, mit dem gemein-samen Ziel die Lebensqualität der Bewohner zu sichern
Handlungsfelder in der Altenpflege
Im Pflegeheim: Sozialarbeiter Heimleiter
Der Heimleiter in der Altenpflege
Sicherung der Wirtschaftlichkeit der Einrichtung Leitungsverantwortung für alle Mitarbeiter der
Einrichtung Interne und externe Qualitätssicherung Förderung der Zusammenarbeit der Bereiche Pflege,
soziale Betreuung, Hauswirtschaft, Verwaltung Marketing, Öffentlichkeitsarbeit, Gemeinwesen-
orientierung
Handlungsfelder in der Altenpflege
Trägerschaft von Pflegeeinrichtungen: Qualitätsmanagement Bereichsleitung/Referent
Übergreifend: Projekte
Qualitätsmanagement in der Altenpflege
Forderung des SGB XI §112:Die zugelassenen Pflegeeinrichtungen sind verpflichtet, Maßnahmen der Qualitätssicherung sowie ein Qualitäts-management nach Maßgabe der Vereinbarungen nach § 113 durchzuführen, Expertenstandards nach § 113a anzuwenden sowie bei Qualitätsprüfungen nach § 114 mitzuwirken. Bei stationärer Pflege erstreckt sich die Qualitätssicherung neben den allgemeinen Pflegelei-stungen auch auf die medizinische Behandlungspflege, die soziale Betreuung, die Leistungen bei Unterkunft und Verpflegung (§87) sowie auf die Zusatzleistungen (§88).
Qualitätsmanagement in der Altenpflege
Beratende Tätigkeit als Stabsstelle an der Geschäftsführung
Berater und Vermittler in Bezug auf Qualität zwischen Mitarbeitern und Leitung sowie Leitung und Geschäftsführung
Qualitätsmanagement in der Altenpflege:Kaizen
Die japanische Kaizen-Philosophie hat ihren Ursprung im Zen-Buddhismus, ist Ausdruck einer positiven Lebenseinstellung, steht für jegliche Art von Verbesserung sowohl im
Arbeitsleben als auch im Privatleben (auch im politischen, gesellschaftlichen und kulturellen Bereich)
Qualitätsmanagement in der AltenpflegeKaizen
KAI = Veränderung bzw. Wandel ZEN = „zum Besseren“ bzw. „im positiven Sinn“
Qualitätsmanagement in der AltenpflegeKaizen
Kaizen als japanisches Managementkonzept: Permanente nicht endende Folge von kleinen
Verbesserungen aller betrieblichen Elemente Einbeziehung aller Mitarbeiter, Führungskräfte und
Geschäftsleitung
Qualitätsmanagement in der AltenpflegeKaizen
Verbesserung der Produkte und Dienstleistungen Verbesserung der Vermarktung und Kundenpflege Weiterentwicklung des arbeitenden Menschen
Qualitätsmanagement in der AltenpflegeKaizen
Elemente von Kaizen: KVP = Kontinuierlicher Verbesserungsprozess, ständige
Verbesserung der eigenen Arbeit in kleinen Schritten Betriebliches Vorschlagswesen Qualitätszirkel
Qualitätsmanagement in der AltenpflegeWerkzeuge und Methoden
Kontinuierliche Verbesserungsmethoden Qualitätszirkel Audits Benchmarking Mitarbeiterbefragungen Kundenbefragungen
Qualitätsmanagement in der Altenpflege
Aufgaben: Durchführen von Qualitätszirkeln Initiieren von kontinuierlicher Verbesserung Schulung der Mitarbeiter zu qualitätsbezogenen Themen Erarbeitung und Umsetzung der QM-Handbücher Durchführen von Qualitätsaudits Vorbereitung auf und Begleitung von QM-
Zertifizierungen
Handlungsfelder in der Altenpflege
Trägerschaft von Pflegeeinrichtungen: Qualitätsmanagement Bereichsleitung/Referent
Übergreifend: Projekte
Bereichsleiter/Referent in der Altenpflege
Dienst- und Fachaufsicht über die Pflegeeinrichtungen einer Trägerorganisation
Umsetzung der Vorgaben des Trägers sicherstellen Umsetzung der gesetzlichen und behördlichen
Anforderungen sicherstellen konstruktive und effektive Organisations- und
Kommunikationsstrukturen schaffen und aufrecht erhalten
Handlungsfelder in der Altenpflege
Trägerschaft von Pflegeeinrichtungen: Qualitätsmanagement Bereichsleitung/Referent
Übergreifend: Projekte
Projekte in der Altenpflege
Projektförderungen z. B. möglich durch: Europäischer Sozialfonds (ESF) Bundesminsterium für Bildung und Forschung
(BMBF) Europäische Kommission: Generaldirektion
Beschäftigung, soziale Angelegenheiten und Chancengleichheit
Pädagogisches Handlungsfeld: Projektleitung Projektmitarbeiter
Projekte des Europäischen Sozialfonds
Unter der Federführung des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales sind die folgenden vier Bundes-ressorts an der Umsetzung des ESF-Bundesprogramms beteiligt: das Bundesministerium für Bildung und Forschung, das Bundesministerium für Wirtschaft und
Technologie, das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen
und Jugend sowie das Bundesministerium für Verkehr, Bau und
Stadtentwicklung.
Projekte des Europäischen Sozialfonds
Grundsätze zur Förderung: Zusätzlichkeit Nachhaltigkeit Chancengleichheit
Projekt MOTUS
Förderung der geographischen und beruflichen Mobilität der Arbeitnehmer in der EU - Innovative Projekte (VP/2007/014/112)
Fachlicher Austausch und berufliche Mobilität von Fachkräften in der stationären Altenpflege aus Deutschland, Italien und der Slowakischen Republik
Projektleitung: Diana Baier (Dipl. Sozialpädagogin), Institut für Berufsbildung und Sozialmanagement e. V. (IBS)
Projekt MOTUS
Ausgangssituation: Geringe Quoten der geographischen und beruflichen
Mobilität in den EU Mitgliedstaaten Niedrige Mobilitätsbereitschaft von ArbeitnehmerInnen
versus Fachkräftebedarf Steigende Anzahl älterer Menschen versus sinkende
Anzahl von Fachkräften in der Altenpflege
Projekt MOTUS
Zielgruppe: Fachkräfte und Führungskräfte aus dem Bereich der
lebensweltorientierten stationären Altenpflege Schwerpunkt „Umgang mit Demenz“
Projekt MOTUS
Zielsetzung: Erprobung eines „Mobilitätscoachs“ Berufsbezogene Aufenthaltswochen in
Altenpflegeheimen des jeweiligen Partnerlandes Austausch und Unterstützung von Best-Practice
Ansätzen zur Fachkräftegewinnung
Projekt MOTUS
„Mobilitätscoach“: Schnittstelle zwischen Arbeitgeber und potentieller
Fachkraft aus dem europäischen Ausland Vorbereitungskurse zur Vermittlung von
Sprachkenntnissen, der Landes- und Arbeitskultur, Möglichkeiten für die Familie
Vertrauens- und Beratungsperson
Projekt MOTUS
Berufsbezogene Auslandsaufenthalte: Erste Einblicke in das Arbeiten im jeweiligen Partnerland Arbeitgeber erhalten Möglichkeit der Reflektion, inwie-
weit sie auf Integration ausländischer Fachkräfte vorbe-reitet sind
Aufenthaltsdauer: eine Woche
Projekt MOTUS
Austauschreisen:
Projekt MOTUS
Austausch und Unterstützung von Best-Practice Ansätzen
mittels: Teilnehmerbefragung MitarbeiterInnenbefragung Auswertung der Arbeit des Mobilitätscoachs Auswertung und Aufbereitung der Aufenthaltswochen
Projekt WEITBLICK
Das Projekt „Wissensbasierte Technologien und bedarfsgerechte Leistungen für Senioren durch individualisierte Care-Konzepte“, kurz „WEITBLICK“ beschäftigt sich mit dem Aufbau eines Assistenzsystems für Senioren.
Förderung durch das Bundesminsterium für Bildung und Forschung (BMBF)
Projekt WEITBLICK
Projektpartner: Technische Universität Ilmenau (Projektleitung) AWO Alten- Jugend- und Sozialhilfe gGmbH Kirchhoff Datensysteme FALCOM Wireless Communications GmbH
Projekt WEITBLICK
Ausgangssituation: Um den Aufenthalt in der eigenen Häuslichkeit, auch bei
eintretender Pflegebedürftigkeit zu verlängern bzw. ermöglichen, ist eine Veränderung notwendig.
Stationäre Pflegeeinrichtungen in Ballungsgebieten reden bereits heute von einem „Pflegenotstand“, d.h. von der Schwierigkeit geeignete Fachkräfte in ausreichender Zahl gewinnen zu können.
Daher stellt sich die Frage, ob diese Probleme durch technische Hilfen behoben oder gemindert werden können?
Projekt WEITBLICK12-2008 AWO Informativ Ausgabe 48.pdf
Bei der Entwicklung von Assistenzmodulen ist zu beachten, dass sich diese am Bedarf und dem Interesse des älteren Menschen orientieren.
Das Projekt WEITBLICK hat das Ziel, ein Assistenz-system für Senioren aufzubauen, das sich an den individuellen Bedürfnissen des Einzelnen orientiert und die selbstbestimmte Gestaltung des Lebensalltags unterstützt.
Defizite, wie z.B. fehlender Zugang zu Informationen und Dienstleistungen aber auch zu Gleichgesinnten, sollen durch technische Unterstützung überwunden werden.
Das Assistenzsystem soll sich folglich an den Nutzer anpassen und nicht der Nutzer an das System.
Projekt WEITBLICK
Durch unsere Teilnahme an dem Projekt WEITBLICK soll diese Maxime erreicht werden und die Sicht der zukünftigen Benutzer im Fokus der Betrachtung stehen.
Daher werden zu Beginn des Projektes die individuellen Wünsche und Bedürfnisse der SeniorInnen mit Hilfe von leitfadengestützten Interviews sowie Fragebögen erhoben und ausgewertet.
Diese Ergebnisse bilden den Ausgangspunkt für die Entwicklung der Assistenzmodule.
Projekt WEITBLICK
Folgende Fragen stehen im Mittelpunkt unserer Betrachtung: Kann durch den Einsatz von Technik eine Verbesserung der
Lebensqualität erreicht werden? Ist eine Teilhabe am gesellschaftlichen Leben auch mit
pflegebedingten Einschränkungen möglich? Können Assistenzsysteme eine einfachere Lebensorganisation
ermöglichen? Gibt es Akzeptanzschwellen hinsichtlich eines „Ersatzes“ von
personellen Ressourcen durch Technik? Können ältere Menschen durch den zielgerichteten Einsatz von
Technik länger in der eigenen Wohnung bleiben? Auch dann, wenn ein größerer Unterstützungsbedarf vorliegt?
Projekt WEITBLICK
Das will die AWO mit diesem Projekt erreichen:
Nachhaltige Stärkung von Autonomie und Selbstständigkeit von SeniorInnen durch die Verbesserung oder auch erst Schaffung eines Zugangs zu Ressourcen, Unterstützung und Umwelt
Erhöhung der Lebensqualität und damit –zufriedenheit von SeniorInnen
Steigerung des psychischen Wohlbefinden der SeniorInnen Erhöhung des subjektiven Sicherheitsempfindens der SeniorInnen Unterstützung der Angehörigen und des Pflegepersonals, durch den
adäquaten Einsatz von Assistenzsystemen
Handlungsfelder in der Altenpflege
Trägerschaft von Pflegeeinrichtungen: Qualitätsmanagement Bereichsleitung/Referent
Übergreifend: Projekte
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!