Pflege im DRG-System –Ein Blick in die Zukunft
Dr. rer. medic. Pia Wieteck
Pflegediagnostischer Prozess mit ENP
Pflege im DRG-System –Ein Blick in die Zukunft
Gliederungsübersicht
Einführende Gedanken
Quelle: iStockphoto
Pflege-anam-nese
Pflege-diagnose
Pflegezielefestlegen
Maßnahmenplanen
Maßnahmendurchführen
Pflege-visite
Fall-besprechung
Wirkungbeurteilen
Assess-ment
Informationensammeln
ProblemeRessourcenerkennen
Begriffsdefinitionen
Diagnostizieren
Pflegediagnose
Pflege
Zweiter Schritt des Pflegeprozesses.Denkprozess, in dem die Daten interpretiert werden, um Schlüsse daraus zu ziehen
Das Produkt des Diagnostizierens: Eine Schlussfolgerung über den Gesund-heitszustand, welcher unter Verwendung einer Diagnosebezeichnung schriftlich festgehalten wird
Nutzung eines Standardkataloges, wie z. B. ENP, NANDA-I oder andere, mit anerkannten diagnostischen Bezeichnungen ist eine Möglichkeit…
Ausgangspunkt: „Pflegediagnosen“
Pflegediagnosen stellen eine systematische pflegerische Beurteilung der Reaktionen (Human Responses) eines Patienten auf aktuelle oder potenzielle Gesundheitsprobleme und/oder Lebensprozesse dar und sind Ergebnisse eines Beurteilungsprozesses, die auf unterschiedlichen Informationen und Äußerungen des Pflegeempfängers basieren. […]
Damit stellt die Pflegediagnostik eine der Kernkompetenzen jeder professionell pflegenden Person dar.
Pflegediagnostik ist Ausgangspunkt pflegerischer Entscheidungsfindung!
WICHTIG!
Quelle: WIETECK, P. (ed.) 2014. ENP-Pflegediagnosen für die Altenpflege, Formulierungshilfen für die Ausbildung und Praxis, Kassel: RECOM Verlag, S. 7.
Mit freundlicher Genehmigung Max Spring
Entscheidungsfindungsprozess Pflege
Rolle
Pflegeassessment-instrumente/ -verfahren
Nicht-Instrumenten gestütztes
Assessment/Pflegeanamnese
Pflegeassessment
Intuition, implizites Wissen der
Pflegeperson
Pflege-diagnose
Konsen-tierte
Zielsetzung
Maßnahmen-planung und
Durch-führung
Pflege-ergebnis
Einflussfaktor: Patient/Bewohner- Komplexität des Falls- Partizipation des Patienten/Bewohners
Einflussfaktoren:Pflege: Motivation, Kompetenz, PriorisierungSituation: Konkurrierende Anforderungen, RessourcenOrganisation: Routinen, Verantwortlichkeiten…
Abb. Wieteck in Anlehnung an: Reuschenbach, B. (2011). Zur Relevanz von Pflegeassessmentinstrumenten. In: Reuschenbach, B. & Mahler, C.: Handbuch pflegebezogener Assessmentmethoden. Bern: Huber, S. 51
Herausforderung!
Bildquelle: Pixabay
…der Pflegeprozess ist zunächst inhaltsleer…
- Arbeitsmethode- Dynamischer Problemlösungs- und
Beziehungsprozess- Aufeinander aufbauende
Phasen/Schritte, welche sich wechselseitig beeinflussen
- Die Ausgestaltung der einzelnen Schritte ist anhand theoriegeleiteter Entscheidungen, evidenzbasierten Wissens sowie den Erkenntnissen aus dem Beziehungsprozess determiniert
Herausforderung – pflegerisches Diagnostizieren!
•Sehen, hören, fühlen
•Messen, abgleichen
•Wahrnehmen
•Informationen einholen
Unterschied feststellen
•Bedeutung des Unterschiedes einordnen
•Kontext bestimmen
Verstehen
• Beschreiben/ benennen der Feststellungen
• Bestimmen einer Einheit, Begriffe zur Benennung finden
Pflegediagnose stellen
Beobachten – verstehen – beschreiben/kommunizieren
„Der Wissensstand der Disziplin [Pflege] und die Unterscheidungskompetenz [der Pflegeperson] sind für die Genauigkeit der Pflegediagnose verantwortlich“
Berta Schrems, 2008, S. 18
Pflegefachsprache, Klassifikationssystem der Pflege
Anzahl und Auswahl von Pflegediagnosen
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Rappold, E. & Aistleithner, R. (2017). Arbeitshilfe Pflegedokumentation 2017. 31. Retrieved fromhttps://jasmin.goeg.at/47/1/Arbeitshilfe%20Pflegedokumentation%202017.pdf (Accessed: 22.08.2017).
Eine mögliche Antwort…?
Grundsatz In Kooperation mit den Patientinnen/Patienten, Klientinnen/Klienten, Bewohnerinnen/Bewohnern
Anzahl/Auswahl von Pflegediagnosen Nicht jedes Bedürfnis/ Problem mündet in eine
Pflegediagnose
Liegt im Rahmen des Aufenthalts / der Betreuungsdauer kein pflegerisch zu beeinflussendes Problem bzw. kein pflegerischer Förderungsbedarf vor, werden KEINE Pflegediagnosen gestellt (siehe Abschnitt Die Pflegeinterventionen). Im Zuge der Entlassung kann jedoch eine Empfehlung für die nachfolgende Versorgungseinheit gegeben werden. Umgekehrt gibt es Situationen, in denen zunächst keine pflegerischen Probleme, kein pflegerischer Förderungsbedarf vorliegen, im Laufe des Aufenthaltes entstehen aber neue Situationen, die zu Pflegediagnosen führen können. Liegen mehrere Probleme parallel vor, gilt es herauszufinden, welche innerhalb des geplanten Aufenthaltes beeinflusst werden können bzw. welche die wichtigsten sind oder zueinander in Beziehung stehen. In der Einschätzung sind medizinische Diagnosen bzw. Therapien jedenfalls mit zu berücksichtigen; eine medizinische Diagnose bzw. Therapie alleine führt jedoch nicht zwingend zu einer Pflegediagnose.
Rappold, E. & Aistleithner, R. (2017). Arbeitshilfe Pflegedokumentation 2017. 31. Retrieved fromhttps://jasmin.goeg.at/47/1/Arbeitshilfe%20Pflegedokumentation%202017.pdf (Accessed: 22.08.2017).
Eine mögliche Antwort…?
Grundsatz In Kooperation mit den Patientinnen/Patienten, Klientinnen/Klienten, Bewohnerinnen/Bewohnern
Individuelle Risiken erfordern eine Risiko-diagnose
Jedes individuell erhöhte Risiko erfordert eine Risikodiagnose und einen schriftlichen Pflegeplan.
Generelle Risiken, die durch die Anwendung allgemeiner Standards/Leitlinien/SOP abgedeckt werden, erfordern keine Pflegediagnose. Sollte jedoch ein zusätzlich individuell erhöhtes Risiko vorliegen (z. B. Immunsuppression im Zusammenhang mit Infektionsrisiko; demenzielle Beeinträchtigung im Zusammenhang mit Flüssigkeitsdefizit), ist eine Pflegediagnose zielführend.
Rappold, E. & Aistleithner, R. (2017). Arbeitshilfe Pflegedokumentation 2017. 31. Retrieved fromhttps://jasmin.goeg.at/47/1/Arbeitshilfe%20Pflegedokumentation%202017.pdf (Accessed: 22.08.2017).
Eine mögliche Antwort…?
Wie Empfohlen wird: Pflegediagnosetitel (beinhaltet eine Beurteilung) mit Risikofaktoren bzw. Symptomangabe. Sollten die Ursachen bekannt sein, müssen diese angeführt werden.
Wann Pflegediagnosen werden formuliert, wenn a. ein individuell erhöhtes Risiko besteht, b. eine Lösung/Beeinflussung der Pflegebedürfnisse/Probleme / des
Förderbedarfs innerhalb der geplanten Aufenthalts-/Betreuungsdauer möglich ist.
Wieviel Eine Mindest- oder Maximalangabe ist nicht zielführend. Bei Vorliegen mehrerer möglicher Pflegediagnosen wird die Auswahl (zusätzlich zu Punkt Wann) unter Berücksichtigung folgender Aspekte getroffen: a. Welche Pflegediagnosen sind die wichtigsten? b. Wie stehen die möglichen Pflegediagnosen zueinander in Beziehung?
Wann nicht Pflegediagnosen sind nicht zwingend für alle Pflegeinterventionen notwendig, dies gilt insbesondere für a. Pflegeinterventionen, die sich primär aus der Folge der medizinischen
Behandlung bzw. der multiprofessionellen Versorgung ergebenb. Entwicklungsphysiologisch bedingte Pflege (z. B. Baden eines Säuglings)
c. Einmalige Pflegeinterventionen d. Pflegesituationen, die im Rahmen des Aufenthaltes / der Betreuung
nicht beeinflussbar sind e. Bei generellen Risiken
Quelle: Tricat
Pflegezielefestlegen
Maßnahmenplanen
Maßnahmendurchführen
Wirkungbeurteilen
Informationensammeln
ProblemeRessourcenerkennen
Der pflegediagnostische Prozess am Fallbeispiel
Hr. Schuster
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Fallvorstellung Herr Schuster
Herr Schuster ist 35 Jahre alt. Infolge eines Autounfalls und einesdaraus resultierenden Schädel-Hirn-Traumas hatte er für mehrereMonate ein Locked-in-Syndrom. Anfangs war er völlig unfähig, sichweder zu bewegen, noch zu kommunizieren. Nach längererRehabilitation und intensivem Training hat Herr Schuster einigemotorische Fähigkeiten wieder erlangt. Herr Schuster lebt in einerBehinderteneinrichtung. In der Vergangenheit wurde er mehrmalsin ein Krankenhaus zur Abklärung diverser Fragestellungen verlegtbzw. eingewiesen. Sie übernehmen Herrn Schuster von derFrühschicht und erfahren, dass er heute Morgen von derNotaufnahme auf die Station verlegt wurde. Hr. Schuster wurdevom Arzt der Einrichtung zur Abklärung eines urologischenProblems eingewiesen.
Basis-Assessment (BAss) – Herr Schuster
Hr. Schuster ist in der Fähigkeit, selbstständig
einen Positionswechsel im Bett durchzuführen,
beeinträchtigt
Kennzeichen:
• Verlust der Fähigkeit, einen
Positionswechsel durchzuführen
Ursache:
• Tetraplegie
Der Bewohner-- ist in der Fähigkeit,
selbstständig zu sitzen, beeinträchtigt
Kennzeichen:
• Beeinträchtigte Rumpfstabilität
Ressource:
• Vorhandene Kopfstabilität
Ursache:
• Tetraplegie
Vom standardisierten Assessment zur Pflegediagnose
Basis-Assessment (BAss) – Herr SchusterVom standardisierten Assessment zur Pflegediagnose
Hr. Schuster kann sich aufgrund einer Bewegungseinschränkung nicht
selbstständig waschen.
Hr. Schuster ist in der selbstständigen Mundpflege beeinträchtigt
Hr. Schuster ist bei der selbstständigen Rasur/Bartpflege beeinträchtigt
Hr. Schuster ist beim selbstständigen An-/Auskleiden beeinträchtigt
Kennzeichen:
• Verlust der Bewegungsfähigkeit
• Fehlende Arm-Hand-Funktion
Ursache:
• Tetraplegie
Basis-Assessment (BAss) – Herr SchusterVom standardisierten Assessment zur Pflegediagnose
Hr. Schuster hat eine beeinträchtigte Darmentleerung
Kennzeichen:
• Stuhlentleerungsstörung
• Intakter Analreflex
Ursache:
• Upper Motor Neuron Lesion
Hr. Schuster hat aufgrund unwillkürlicher, nicht hemmbarer Detrusorkontraktionen einen unfreiwilligen Harnabgang (Reflexinkontinenz)
Kennzeichen:
• Fühlt sich bei einer gefüllten Blase unwohl
• Blasenentleerungsmuster ist vorhersehbar
Hr. Schuster ist aufgrund einer motorischen Aphasie (Broca-Aphasie) in der verbalen Kommunikation beeinträchtigtKennzeichen:• Kann sich nur durch einige Laute
äußern• Sprachverständnis ist nicht
beeinträchtigtUrsachen:• Folge des SHT Unfall vor zwei
Jahren
Basis-Assessment (BAss) – Herr SchusterVom standardisierten Assessment zur Pflegediagnose
Hr. Schuster hat eine beeinträchtigte ZukunftsperspektiveKennzeichen:• Äußert sorgen über die Zukunft• Kann für sich keine (Lebens-)
Perspektive äußern• Sorge, dass Ihn die
Lebenspartnerin verlässtUrsachen:• Sinnkrise durch Krankheit
, Sorgen
Basis-Assessment (BAss) – Herr SchusterVom standardisierten Assessment zur Pflegediagnose
Basis-Assessment (BAss) – Herr SchusterVom standardisierten Assessment zur Pflegediagnose
Hr. Schuster hat ein DekubitusrisikoUrsachen:• Keine
Spontanbewegung• Fehlende
Schmerzwahrnehmung
Basis-Assessment (BAss) – Herr SchusterVom standardisierten Assessment zur Pflegediagnose
Spezifische Untersuchung,Assessment erforderlich!
Basis-Assessment (BAss) – Herr SchusterVom standardisierten Assessment zur Pflegediagnose
Fallvorstellung Herr Schuster
Sie nehmen Herrn Schuster als zuständige Pflegeperson in Empfang. Von IhrerKollegin haben Sie in der Übergabe die Information, dass noch geklärt werdenmuss, welche Kost Hr. Schuster bekommt und welche Ausprägungen im Bereichder Schluckstörungen vorliegen.
In der Akte haben Sie zudem gelesen, dass beim Patienten eine Schluckstörungvorliegt und da es gerade Mittagszeit ist, haben Sie vor, seine Schluckfähigkeitzu beurteilen und den Patienten bei der Nahrungsaufnahme zu unterstützen.
Dem Überleitungsbericht der Behinderteneinrichtung können Sie einigeInformationen über den Patienten entnehmen:• Kann bei vorliegender Tetraparese mit Unterstützung (im Rollstuhl) aufrecht
sitzen• Kopfkontrolle ist vorhanden• Kann nicht selbstständig essen und trinken• Speichel kann zuverlässig geschluckt werden• Kann nonverbal kommunizieren, aber nicht sprechen bzw. nur wenige Laute
von sich geben• Informationen bezüglich Hautzustand, Inkontinenz usw. liegen vor, sind für
dieses Beispiel aber nicht von Bedeutung.
Auszug Schluckassessment nach Perry 2001 mit Daten von Hr. Schuster
Fragen: Modified Swallowing Assessment nach Perry
NEIN JA Bemerkung
Ist Hr. Schuster wach u. reagiert auf Ansprache?
Kann er auf Aufforderung husten?
Kann er seine Speichel kontrollieren?
Kann er die Ober- u. Unterlippe ablecken?
Unvollständig, Zungenmotilitäteingeschränkt, …
Kann er frei atmen (d.h. hat keine Probleme, ohne Unterstützung bei guter Sauerstoffsättigung zu atmen)?
Ist die Stimme klar? (nein=feucht/nass bzw. heiser)
Eingeschränkt prüfbar, kein Hinweis auf belegte Stimmritzen
Das spezifische Assessment mit Herr SchusterDie bisherigen Informationen reichen nicht aus, um Pflegemaßnahmen einzuleiten
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Das spezifische Assessment mit Herr SchusterAssessmentergebnisse Voraussetzung zur Pflegediagnostik
26
Zusätzlich gewonnene Informationen durch das Assessment und Schlucktest• Schlucktest ist mit Wasser positiv verlaufen.
• Kann die festen Speisen zum Kauen nicht zwischen die Zahnreihen bewegen
• Schluckt mit Kompensationsmechanismen wie „Kopf beim Schlucken nach vorne beugen“ und „kraftvoll schlucken“ sicher, ohne zu aspirieren. Hierzu muss er immer wieder aufgefordert werden.
• Schlucken ist in der oralen Phase bei der Bolusformung und dem Transport durch eine beeinträchtigte Zungenmotilität beeinträchtigt.
• Fehlende Hand-Mund-Koordination, Ursache Tetraparese
aufgrund einer fehlenden Hand-Mund-Koordinationbeim Essen/Trinken beeinträchtigtUrsacheTetraplegie/-parese
aufgrund einer/eines beeinträchtigten Bolus-formung/-kontrolle/-transports beim Schlucken in der oralen Vorbereit-ungs-/-transportphasebeeinträchtigtKennzeichen• Beim Herausstrecken der
Zunge Abweichung zur beeinträchtigten Seite
Ursache• Zungenmotilitätsstörung
Anzahl und Auswahl von Pflegezielen/-outcomes?
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Rappold, E. & Aistleithner, R. (2017). Arbeitshilfe Pflegedokumentation 2017. 31. Retrieved fromhttps://jasmin.goeg.at/47/1/Arbeitshilfe%20Pflegedokumentation%202017.pdf (Accessed: 22.08.2017).
Eine mögliche Antwort…?
Grundsatz In Kooperation mit den Patientinnen/Patienten, Klientinnen/Klienten, Bewohnerinnen/Bewohnern
Definition
Bewertbare künftige Zustände Pflegediagnosen und –ziele stehen im Zusammenhang
Pflegeziele sind bewertbare Zustände, Verhaltensweisen, Wahrnehmungen, Fähigkeiten oder Wissen von Pat/Klient/Bew zu einem bestimmten Zeitpunkt in der Zukunft.
Diese Zustände sollten durch pflegerische Interventionen und innerhalb der erwarteten/ geschätzten Aufenthalts-/Betreuungsdauer erreicht werden. Pflegediagnosen bilden den gegenwärtigen, Pflegeziele den beabsichtigten Zustand ab. Daher stehen sie immer miteinander in Zusammenhang. Das Ziel wird vor der Beschreibung der dazu notwendigen Interventionen formuliert. Ziele sind der Maßstab, um die Wirksamkeit der durchgeführten Interventionen zu
beurteilen.
Rappold, E. & Aistleithner, R. (2017). Arbeitshilfe Pflegedokumentation 2017. 31. Retrieved fromhttps://jasmin.goeg.at/47/1/Arbeitshilfe%20Pflegedokumentation%202017.pdf (Accessed: 22.08.2017).
Eine mögliche Antwort…?
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Was Ziele sind relevant, eindeutig, klar, messbar, nachvollziehbar und verständlich zu formulieren. Sie enthalten bewertbare qualitative und quantitative Indikatoren, die die Basis für die Evaluation
darstellen.
Wie Folgende Anforderungen gelten für ein korrekt formuliertes Pflegeziel: • Passend: auf die Pflegediagnose bezogen • Patientenorientiert: sie werden, abhängig von der Pat-/Klient-
/Bew-Situation, mit Pat/Klien/Bew vereinbart • Erreichbar: für diese/n Pat/Klient/Bew• Bewertbar: enthält eine Zeitangabe, bis wann es erreicht sein
bzw. evaluiert werden soll. Sowie eine präzise Beschreibung des bis dahin erreichten Zustandes.
Wieviel Eine Maximalangabe ist nicht möglich, aber zu jeder
Pflegediagnose ist zumindest ein Pflegeziel erforderlich.
Anzahl und Auswahl von Pflegemaßnahmen?
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Rappold, E. & Aistleithner, R. (2017). Arbeitshilfe Pflegedokumentation 2017. 31. Retrieved fromhttps://jasmin.goeg.at/47/1/Arbeitshilfe%20Pflegedokumentation%202017.pdf (Accessed: 22.08.2017).
Eine mögliche Antwort…?
Grundsatz In Kooperation mit den Patientinnen/Patienten, Klientinnen/Klienten, Bewohnerinnen/Bewohnern
Maßnahmen und Tätigkeiten im Rahmen von medizinischer Diagnostik und Therapie
Da ärztlich angeordnete Maßnahmen und Tätigkeiten nicht dem Pflegeprozess unterliegen, sind sie nicht im schriftlichen Pflegeplan enthalten. Die Durchführung der Maßnahmen ist aber an einer anderen Stelle (z. B. Therapie-, Fieberkurve, Durchführungsnachweis) zu dokumentieren.
Einmalige Pflege-interventionen
Einmalige Pflegeinterventionen, die aufgrund eines punktuellen Problems gesetzt werden, werden nach organisationsspezifischer Vorgabe dokumentiert.
Pflegeinterventionen ohne Pflegediagnosen
Wiederkehrende Pflegeinterventionen ohne Pflegediagnosen sind auch Bestandteil des Pflegeplans.
Rappold, E. & Aistleithner, R. (2017). Arbeitshilfe Pflegedokumentation 2017. 31. Retrieved fromhttps://jasmin.goeg.at/47/1/Arbeitshilfe%20Pflegedokumentation%202017.pdf (Accessed: 22.08.2017).
Eine mögliche Antwort…?
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Was Ziele sind relevant, eindeutig, klar, messbar, nachvollziehbar und verständlich zu formulieren. Sie enthalten bewertbare qualitative und quantitative Indikatoren, die die Basis für die Evaluation
darstellen.
Wie Folgende Anforderungen gelten für ein korrekt formuliertes Pflegeziel: • Passend: auf die Pflegediagnose bezogen • Patientenorientiert: sie werden, abhängig von der Pat-/Klient-
/Bew-Situation, mit Pat/Klien/Bew vereinbart • Erreichbar: für diese/n Pat/Klient/Bew• Bewertbar: enthält eine Zeitangabe, bis wann es erreicht sein
bzw. evaluiert werden soll. Sowie eine präzise Beschreibung des bis dahin erreichten Zustandes.
Wieviel Eine Maximalangabe ist nicht möglich, aber zu jeder
Pflegediagnose ist zumindest ein Pflegeziel erforderlich.
Elementares Führen während der Nahrungsaufnahme und Trinken
Stabile Sitzposition im Rollstuhl herstellen und an den Tisch fahren
Haltungsänderung beim Schlucken durchführen, Kopfneigung (Kinn zum Hals), und kraftvolles Schlucken
Kompensatorische Maßnahmen anwenden:
E-Learning-Einheit seit 17.11.2015 unter http://healthcare.tricat.net/pkms kostenfrei verfügbar
Nahrung auf die weniger betroffene Seite und feste Speisen mit einem Essstäbchen zwischen die Zahnreihen schieben
32Evidenzbasiertes Handlungskonzept für Herr SchusterMit dem Patienten konsentiert
Pflegeprozessdokumentation mit Klassifikation
ENP (European Nursing care Pathways)
NANDA-I NOC
NIC
NANDA-I (NANDA International)NOC (Nursing Outcomes Classification)NIC (Nursing Interventions Classification)
POP POP (Praxisorientierte Pflegediagnostik)
ICNP
ICNP (International Classification for Nursing Practice)
ENP-Pflegediagnosen ENP-Pflegemaßnahmen
aufgrund einer fehlenden Hand-Mund-Koordination beim Essen/Trinken beeinträchtigtUrsacheTetraplegie/-parese
• Führen bei Aktivitäten der Nahrungs-aufnahme nach dem Affolter-Konzept• Elementares Führen während der
Nahrungsaufnahme und Trinken
aufgrund einer/eines beeinträchtigten Bolusformung/ -kontrolle/ -transports beim Schlucken in der oralen Vorbereitungs-/-transportphase beeinträchtigtKennzeichen• Beim Herausstrecken der Zunge
Abweichung zur beeinträchtigten SeiteUrsache• Zungenmotilitätsstörung
• Stabile Sitzposition im Rollstuhl herstellen
• Kompensatorische Maßnahmen bei der Nahrungsaufnahme anwenden
• Nahrung auf die weniger betroffene Seite und feste Speisen mit einem Essstäbchen zwischen die Zahnreihen schieben
• Auffordern zum kraftvollen Schlucken
• Haltungsänderung beim Schluckendurchführen, Aufforderung zur Kopfneigung (Kinn zum Hals)
Pflegeprozessdokumentation mit ENP Herr Schuster zur Nahrungsaufnahme
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NANDA-I-Pflegediagnosen NIC-Interventionen
Selbstversorgungsdefizit Essen und TrinkenBestimmende Merkmale:• Beeinträchtigte Fähigkeit, Nahrung in
den Mund zu befördern• Beeinträchtigte Fähigkeit, Nahrung zu
kauenBeeinflussende Faktoren:• Neuromuskuläre Beeinträchtigung
Selbstversorgungsunterstützung: Essen und Trinken• Sorgen für körperliche Unterstützung,
soweit erforderlich• Überwachen der Schluckfähigkeit des
Patienten
SchluckstörungBestimmende Merkmale:• Ineffektive Zungenbewegung, um einen
Bolus zu formenBeeinflussende Faktoren:• Hirnverletzung [z.B. Hirnschädigung,
neurologische Erkrankung, Trauma, Tumor]
Schlucktraining• Unterstützen des Patienten, beim Essen/bei
den Übungen aufrecht zu sitzen
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Pflegeprozessdokumentation mit NANDA-I u. NIC Herr Schuster zur Nahrungsaufnahme
POP-Pflegediagnosen POP-Interventionen
Selbstpflege Essen/Trinken beeinträchtigtSymptome:• Beeinträchtigte Fähigkeit, sich gezielt zu
bewegenÄtiologie:• Beeinträchtigte
Koordination/Beweglichkeit
Positionierung des Oberkörpers bei der Einnahme der Mahlzeit bis ca. 30 Min. danach erhöht.
??
Schlucken beeinträchtigtBestimmende Merkmale:• Gibt Behinderungen beim Schlucken anÄtiologie• Beeinträchtigtes Kauvermögen
Anleiten in Ess-/TrinktechnikenAnwenden von Pflegekonzepten/-methoden
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Pflegeprozessdokumentation mit POP Herr Schuster zur Nahrungsaufnahme
ICNP-Pflegediagnosen ICNP-Pflegemaßnahmen
Nahrungsaufnahme [10008101]beeinträchtigt [10012938]Aufgrund von:Lähmung/Paralyse [10014006]
• Nahrungsaufnahme [10008101]unterstützen [10019142]
Beeinträchtigtes SchluckenGekennzeichnet durch:Abnormale [10013269] Zunge [10019824] Mobilitäts- / Bewegungsmuster [10012112] Aufgrund von:• Zunge [10019824] Mobilitäts- /
Bewegungsmuster [10012112] beeinträchtigt [10012938]
• Sitzen [10018195] unterstützen [10019142]
• Schluckmethode [10019352] verbessert [10026692]
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Pflegeprozessdokumentation mit POP Herr Schuster zur Nahrungsaufnahme
Pflegeprozessdokumentation mit Klassifikation
In der Pflegefachwelt besteht über die formale Beschreibung von Pflegediagnosen kein Konsens. Nach dem ISO-Referenzmodell für Pflegeterminologie würde eine Pflegediagnose mit der Darstellung des Fokus und dessen Bewertung ausreichend detailliert beschrieben sein. In Österreich werden Pflegediagnosen häufig konstruiert aus der Beschreibung des Problems, den zugrunde liegenden Ursachen (Ätiologie) bzw. Risikofaktoren und den typischen Symptomen. Hinzu kommen die Ressourcen. Die Empfehlung für die Mindestanforderungen an das Formulieren von Pflegediagnosen ist daher: Pflegediagnose-Titel (beinhaltet eine Beurteilung) mit den Risikofaktoren bzw. Symptomen. Sollten die Ursachen bekannt sein, müssen diese angeführt werden. Eine Empfehlung für ein spezielles Pflegeklassifikationssystem kann derzeit nicht ausgesprochen werden.
Rappold, E. & Aistleithner, R. (2017). Arbeitshilfe Pflegedokumentation 2017, S.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
Zitat: Charles de Gaulle