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8/10/2019 Pflege Und Betreuung 2014
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PFLEGE UND BETREUUNG
LTERER MENSCHEN INSTERREICHEINE ANALYSE DES STATUS-QUO UND10 FORDERUNGEN FR EINE QUALITTSVOLLE
PFLEGE UND BETREUUNG DER ZUKUNFT!
www.arbeiterkammer.at
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Vorwort
ES GEHT UM GERECHTIGKEIT UNDQUALITT
| P F L E G E U N D B E T R E U U N G L T E R E R M E N S C H E N I N S T E R R E I C H2
Niemand wnscht sich das und trotz-
dem kann es jeder/m passieren:
betreuungs- oder pegebedrtig zu
werden! Fr die Menschen sieht diese
Situation oft ganz unterschiedlich aus:
manche Personen brauchen einfach nur
Untersttzung bei den tglichen Verrich-
tungen wie einkaufen, Essen zubereiten,
ankleiden oder der Krperpege. Bei an-
deren wiederum geht es auch um eine
pegerische und medizinische Versor-
gung, also beispielsweise die Verabrei-
chung von Medikamenten, das Wechseln
von Verbnden, Vermeiden von Wund-
liegen oder die psychosoziale Unterstt-
zung von demenzkranken Menschen und
deren Angehrigen.
In sterreich wird die berwiegende Zahl
der Pegebedrftigen noch immer in der
Familie betreut, aber der Bedarf an pro-
fessionellen Diensten wchst zweifellos.
Das liegt nicht nur an der immer greren
Zahl lterer Menschen, sondern die inner-
familire Pege und Betreuung stt in
vielen Fllen an ihre Grenzen. Fr pe-
gende Angehrige und das sind ber-
wiegend Frauen ist es oft schwierig, die
Betreuungspichten mit einer Erwerbs-
arbeit in Einklang zu bringen und es be-
steht die Gefahr der berforderung, so-
wohl in fachlicher als auch in sozialer
Hinsicht.
Der bedarfsgerechte Ausbau von pro-
fessionellen Diensten der Pege und
Betreuung ist demnach eines der wich-
tigsten sozial- aber auch arbeitsmarkt-
politischen Anliegen der nchsten Jahre.
Von besonderer Bedeutung ist es, die
Arbeitsbedingungen, die Entlohnung und
die gesellschaftliche Anerkennung der
Pegeberufe zu verbessern, damit die Be-
schftigten der verantwortungsvollen Auf-
gabe gerecht werden knnen.
Diese Broschre bietet einen berblick
ber die aktuelle Situation der Pege und
Betreuung in sterreich, deren Probleme
und mgliche Lsungsmglichkeiten so-
wie internationale Vergleiche. Nicht zuletzt
nden sich am Ende die 10 wichtigsten
Forderungen, die umgesetzt werden ms-
sen, um die kommenden Herausforde-
rungen im Bereich Pege bewltigen zu
knnen.
Rudi Kaske
AK Prsident
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Im Herbst 2013 haben in sterreich
knapp ber 5% der Bevlkerung ( rund
442.000 Personen ) Pegegeld bezogen,
im internationalen Vergleich eine sehr hohe
Zahl. Das Pegegeld wird in sieben Stufen
gewhrt, die sich nach dem Ausma
des erforderlichen Pegebedarfs richten.
Anzumerken ist, dass sich ein Groteil der
Begnstigten in den unteren Stufen be-
ndet: 52 % der PegegeldbezieherInnen
sind in den Stufen 1 und 2 ( mehr als 60bzw. 85 Stunden Pegebedarf pro Monat ),
nimmt man die Stufe 3 dazu ( mehr als 120
bis 160 Stunden ), sind es fast 70 % aller
BezieherInnen.
Laut Statistik Austria werden 16 % der
PegegeldbezieherInnen in sterreich
stationr betreut, 29 % nehmen mobile
Dienste in Anspruch, 2 % erhalten eine
Frderung fr die 24-Stunden-Betreuung.
Aber mehr als die Hlf te werden zu Hause
ohne professionelle Hilfe gepegt und be-
treut. Die geringe Inanspruchnahme pro-
fessioneller Dienste durch die Pege-
geldbezieherInnen, kann wohl auf mehrere
Faktoren zurckgefhrt werden: u.a. feh-lende Dienstleistungsangebote und Kos-
tenvorbehalte und ein verfestigtes Rollen-
bild von Frauen.
Thema
WIE UND WO WIRD IN STERREICHGEPFLEGT UND BETREUT?
PFLEGE UND BETREUUNG FINDET IN STERREICH BER-WIEGEND ZU HAUSE UND IN DER FAMILIE STATT. ABER PRO-FESSIONELLE PFLEGE- UND BETREUUNGSDIENSTE WERDENIMMER WICHTIGER UND DAMIT AUCH DIE PFLEGEBERUFE.
0
30.000
60.000
90.000
120.000
150.000
1 2 3 4 5 6 7
101.167
129.347
77.019
62.228
44.380
18.444
9.206
Grak 1:
Anzahl der
Pegegeld-
bezieherInnen
nach Pege-
stufenQuelle: BMASK, Werte Oktober 2013
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Die Pege- und Betreuungsangebote in
den Bundeslndern sind kaum vergleich-
bar: Derzeit sind weder die Standards in
der Pege einheitlich deniert, noch sind
verlssliche Datengrundlagen ber die
Versorgungssituation bzw. Bedarfslcken
in den einzelnen Bundeslndern oder
Regionen verfgbar. Damit fehlen wesent-
liche Entscheidungsgrundlagen fr einen
zielgerichteten Ausbau der Sachleistungen
in sterreich.
Pflegende Angehrige
Die Pege und Betreuung durch Ange-
hrige zum Groteil durch Frauen spielt
in sterreich traditionell eine groe Rolle
und ist auch ein Hinweis auf bestehende
Versorgungsdezite bei sozialen Diensten
( u.a. hinsichtlich chendeckender Verfg-
barkeit und Qualitt ). Auch das Kosten-
argument spielt eine Rolle, da mit dem
Pegegeld die pegebedingten Mehr-
aufwendungen nur pauschaliert abgegol-
ten werden und ein nicht unwesentlicher
Beitrag aus dem Einkommen ( meistens
der Eigenpension bzw. der Familie ) geleis-
tet werden muss.
In sterreich pegen 436.000 Menschen
( im erwerbsfhigen Alter zwischen 15 und
64 ) regelmig hilfsbedrf tige Verwandte
bzw. Bekannte ab 15 Jahren, das sind 10 %
der erwerbsfhigen Frauen ( 275.000 ) und
6 % der erwerbsfhigen Mnner (161.000 ).
201.000 dieser pegenden Angehrigen
sind Vollzeit beschftigt, 88.000 benden
sich in einer Teilzeitbeschftigung und
146.000 Personen im erwerbsfhigen Alter
sind ohne Beschftigung.
Fehlende bzw. mangelhafte Betreuungs-
angebote verhindern oft eine Erwerbs-
ttigkeit dieser Personen oder erschweren
diese in vielen Fllen: bei besserer Be-
treuungssituation wrden rund 20.000
eine Arbeit aufnehmen und ca. 10.000 ihr
Arbeitszeitvolumen erhhen.
Aber es pegen nicht nur Menschen im
Haupterwerbsalter: einerseits kmmern
sich rd. 25.000 junge Menschen bis 15
Jahre um Angehrige ( Nagl-Cupal et al,
2012 ), andererseits sind ca. 45 % aller
Hauptpegepersonen lter als 60 Jahre
bzw. 22 % lter als 70 Jahre, wie eine
Studie des BIG (2005) zur Situation
Thema
16%
29%
2%
53%
Stationr
Mobil
24-Stunden-Betreuung
keine prof. Pflege/Betreuung
Grak 2:
Arten der
Betreuung von
Pegegeld-
bezieherInnen
Quelle: BMASK, sterreichischer Pegevorsorgebericht, 2011
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pegender Angehriger zeigt. Auch hier
gilt: Pege ist berwiegend Frauensache,
rund 80 % der Hauptpegepersonen sind
weiblich.
Beschftigte in der Pflege
Nicht nur die Angehrigenpege, auch
die professionelle Pege und Betreuung
in sterreich ist weiblich: Der Frauenanteil
liegt bei den Beschftigten in der stati-
onren Pege bei 81 %, in der mobilen
Pege bei 93 %. In der stationren Pege
sind 51% teilzeitbeschftigt, in der mobilen
Pege sogar 88 % ( Reformarbeitsgruppe
Pege, 2012 ). Der hohe Teilzeitanteil, vor
allem in der mobilen Pege, ist dadurch
gekennzeichnet, dass die dort beschf-
tigten Frauen zumeist kein ausreichend
hohes Einkommen erhalten, auch fehlen
Karriere- und Entwicklungsmglichkeiten.
Befragungen von Beschftigten aus dem
Gesundheitsbereich ( vgl. AK O Arbeits-
klimaindex oder SFS 2011) haben gezeigt,
dass insbesondere die enge Personal-
kalkulation und der damit verbundene
Arbeitsdruck bzw. berstunden als belas-
tend empfunden werden. Wie die Grak 4
zeigt, kommen zu physischen auch psy-
chisch-seelische Belastungen. Aber trotz
der besonderen Anforderungen gibt es
auch eine hohe prinzipielle Zufriedenheit
der Beschftigten mit ihrem Beruf.
Pege- und Betreuungsdienste mssen
angesichts der Alterung unserer Gesell-
schaft knftig strker ausgebaut werden.
Berufe im Pege- und Betreuungsbereich
sind somit ein wesentlicher Beschfti-
gungsmotor. Um Menschen fr diese
Berufe begeistern zu knnen ist es aber
unabdingbar die Arbeitsbedingungen und
auch die Entlohnung dieser Berufsgruppen
zu verbessern.
Der Anteil an Beschftigten mit Migrations-
hintergrund in der Pege ist deutlich nied-
riger als in anderen Branchen: nur 16 %
haben einen Migrationshintergrund, ber
alle Branchen hinweg sind es 20 %. Hier
gibt es Aufholbedarf. Demografische
Studien zeigen, dass der Anteil der lteren
Bevlkerung mit Migrationshintergrund
steigt und der Pegebedarf dieser Gruppe
in den nchsten Jahren anwachsen wird.
Daher mssen auch migrationsspezische
Thema
Grak 3:
Ausprgungen
der (Nicht-)-
Erwerbsttigkeit
von pegenden
Angehrigen
Quelle: Statistik Austria, Arbeitskrfteerhebung 2010, Sondermodul Vereinbarkeit Beruf und Familie
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Bedrfnisse bei den Pege- und Betreu-
ungsangeboten verstrkt Bercksichti-
gung nden.
Ausgaben fr Pflege und Be-
treuungWhrend die Daten zum Pegegeld ( u.a.
BezieherInnen nach Stufen/Altersgruppen/
Bundeslndern ) und der entsprechende
nanzielle Aufwand schon immer genau
erfasst wurden, gestaltet sich das Vor-
haben, aussagekrftige und detaillierte
Daten im Bundeslndervergleich zu den
Sachleistungen (Pege- und Betreu-
ungsdienste) zu erhalten, als durchausschwierig.
Der Aufwand fr die Pege ( Geld- und
Sachleistungen) betrug 2012 in Summe
rund 4,3 Milliarden ( BMASK, 2013 ),
das sind rund 1,4 % des BIP. Davon
wurden fr Pegegeld ca. 2,6 Mrd.
( 0,8% des BIP ) aufgewendet. Fr Pege
und Betreuungsdienste betrug 2012 laut
Statistik Austria der sogenannte Netto-
aufwand also abzglich privater Kos-
tenbeitrge, Regresse oder sonstiger Ein-
nahmen 1,7 Mrd. .
Das Pegegeld deckt aber die Kosten, die
durch die Inanspruchnahme von Pege-
und Betreuungsleistungen entstehen, nicht
vollstndig ab. Ein nicht unbeachtlicher
Anteil muss von den Pegebedrftigen
selbst bzw. von deren Angehrigen
bestritten werden. Schtzungen des
Wifo ( 2008 ) zufolge sind das mehr als
525 Mio. . Noch dazu hngt es auch vom
jeweiligen Bundesland ab, wie hoch diezu leistenden Eigenbeitrge sind, ob auf
Vermgen zugegriffen wird und auch An-
gehrige regresspichtig sind.
Die Ausgaben sterreichs liegen im
OECD-Vergleich im Mittelfeld. Lnder wie
Schweden, Dnemark oder Norwegen
nehmen fr die Pege und Betreuung
THEMA
Grak 4:
Arbeitsbelastung
fr Beschftigte
in Pegeberufen
Quelle: Arbeitsklima Index, Analysezeitraum Juni 2012 bis Juni 2013
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Thema
0% 1% 2% 3% 4%
sterreich
Norwegen
Dnemark
Schweden
Institutionelle Pflege Pflege zuhause
ll : i l li i i l , . l i i ,. l
Grak 5:
ffentliche
Ausgaben fr
die Langzeit-
pege ( Anteil
am BIP, in % )
deutlich mehr Geld in die Hand ( siehe
Grak 5 ). Die Mittel dafr werden aus all-
gemeinen Steuereinnahmen aufgebracht.
Damit wird die Belastung von Arbeit
im Gegensatz zu einer Pegeversiche-
rung gering gehalten und vermieden,
dass die Erwerbsttigen die Pege der ge-
samten Bevlkerung nanzieren mssen.
Was man sich von diesen Lndern ab-
schauen knnte und warum sich das auch
rechnet, dazu mehr auf den folgenden
Seiten.
Quelle: Europisches Zentrum fr Wohlfahrtspolitik und Sozialforschung, OECD bzw. lnderspezische Daten,2009 bzw. letztverfgbares Jahr
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Thema
antwortung des Staates fr die Pege und
einer Orientierung hin zu Sachleistungen
(statt zu Geldleistungen) ein bedarfs-
gerechter Ausbau der Pege mit hoher
Qualitt erreicht werden kann.
Whrend in sterreich Pege als eine
privat ber die Familie zu erbringende
Aufgabe gesehen wird und staatliche
Leistungen in Zusammenhang mit der
Pege eher als ergnzend betrachtet
Wer diesen Gedanken fr eine sozi-
alromantische Utopie hlt, verkennt
die Potenziale eines chendeck-
enden Angebots an Sozialen Diensten
von ( teil )stationrer Betreuung, mobilen
Pege- und Betreuungsangeboten bis
hin zur Hilfe bei haushaltsnahen Diensten
(z. B. Einkufe, Reinigung).
Die erfolgreichen skandinavischen Mo-
delle zeigen, dass durch die primre Ver-
WAS MACHEN DIE SKANDINAVISCHENLNDER ANDERS?
SOZIALER FORTSCHRITT KANN VIELE GESICHTER HABEN:EINES DAVON WRE EIN PROFESSIONALISIERTES UNDDENNOCH LEISTBARES PFLEGESYSTEM, DAS EINE BESSEREVERSORGUNGSQUALITT SICHERSTELLT UND VOR ALLEMFRAUEN ENTLASTET, DIE BISHER IHRE ANGEHRIGENUNBEZAHLT PFLEGEN.
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Thema
werden, ist in den skandinavischen
Staaten fr Pegeleistungen und deren
Finanzierung primr der Staat ( ber die
Kommunen organisiert ) zustndig. Der
Stellenwert der Pege ist ein deutlich
hherer auf Augenhhe mit der Me-
dizin was nicht zuletzt in einem hhe-
ren Professionalisierungsgrad der Pege-
krfte zum Ausdruck kommt ( vgl. Heintze,
2012 ). Auch der Pegebegriff ist in den
skandinavischen Lndern umfassender.
Whrend in sterreich die Pege erst
bei gesundheitlichen Mngeln ansetzt,
herrscht in den skandinavischen Ln-
dern ein ganzheitliches Pegeverstndnis
vor, das die Selbstndigkeit der pege-
bedrftigen Person in den Mittelpunkt
rckt.
0% 5% 10% 15% 20% 25%
sterreich
Norwegen
Dnemark
Schweden
Institutionelle Pflege Pflege Zuhause Sachleistungen Pflege Zuhause Geldleistungen
ll : i l li i i l , . l i i , .l
: i i i l i , i i i
Grak 6:
Staatliche Pege-
leistungen frMenschen ab 65
Jahren im Lnder-
vergleich
Das zeigt sich auch in der ffentlichen
Ausgabenstruktur: Fr eine gut ausge-
baute Pegeinfrastruktur wird in den
skandinavischen Lndern von ffentli-
cher Seite nicht nur deutlich mehr Geld zur
Verfgung gestellt als in sterreich, son-
dern es wird anders ausgegeben: So
erhalten zwar auch in den skandinavi-
schen Lndern wie in sterreich mehr
pegebedrftige Personen Unterstt-
zungsleistungen im Rahmen huslicher
Pege als durch stationre Pege. Aller-
dings berwiegen in sterreich die Geld-
leistungen gegenber den Dienstleistun-
gen deutlich, whrend die Untersttzungs-
struktur in den skandinavischen Lndern
auch in der huslichen Pege auf profes-
sionelle Dienstleistungen ausgerichtet ist
( siehe Grak 6 ).
Anmerkung:Die Daten fr sterreich beinhalten bereits Personen ab 60 Jahre, daher ergibt sich auch ein hherer Versor-gungsgrad
Quelle: Europisches Zentrum fr Wohlfahrtspolitik und Sozialforschung, OECD bzw. lnderspezische Daten,2009 bzw. letztverfgbares Jahr
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Thema
Die Vereinbarkeit von Beruf und
Familie wird deutlich erleich-
tert: Eindeutige Indikatoren sind die
deutlich hheren Frauenbeschftigungs-
quoten der skandinavischen Lnder im
Vergleich zu sterreich, die unter ande-
rem durch eine exzellent ausgebaute Kin-
derbetreuungsinfrastruktur und bedarfs-
gerechte professionelle Pegeangebote
ermglicht werden: Umgerechnet auf
Vollzeit sind in den skandinavischen Ln-
dern ( Dnemark, Finnland, Schweden )
64 % bis 69 % der Frauen beschftigt, wh-
rend es in sterreich lediglich 56 % sind
( 20 bis 64-Jhrige; vgl. EU-Kommission,
2013 ).
Gute Pflege hat neben einer syste-
matischen Gesundheitsprvention
positive Auswirkungen auf den Ge-
sundheitszustand lterer Menschen:
So gibt es eine deutliche Diskrepanz
beim Indikator Gesunde Lebensjahre ab
65 Jahren: In vielen skandinavischen
Lndern haben Menschen ab 65 Jahren
deutlich mehr gesunde Jahre Dnemark
( Frauen: 13 Jahre, Mnner: 12 Jahre ),
Schweden (15 /14 ), Norwegen (16 /15 )
als in sterreich ( 8 / 8 ) ( Quelle: Eurostat ).
Auch sind Menschen, die in hohem Mae
und ohne Untersttzung ber mehrere
Jahre Angehrige pegen oft berfordert,
was nicht selten zu gesundheitlichen Be-
eintrchtigungen fhrt.
Wird Pege strker als ffentliche
Aufgabe betrachtet, entstehen im
Pegesektor gut bezahlte, quali-
zierte Arbeitspltze: Der Pegesektor
ist als Teil der Wertschpfung und nicht
als reiner Kostenfaktor zu sehen. Im Unter-
schied dazu sind privat pegende Frauen
relativ teuer: Denn wenn gut ausgebil-
dete Frauen ( und Mnner) aus dem
Arbeitsmarkt austreten, um unentgeltlich
zu pegen, gehen der Volkswirtschaft er-
hebliches Bildungskapital und auch Ein-
nahmen ber die Lohnsteuer bzw.
Sozialversicherungsbeitrge verloren. Der
Ausbau professioneller Pegedienstleis-
tungen muss mit einem Abbau unfrei-
williger Teilzeitarbeit verbunden sein und
mehr Durchlssigkeit und Aufstiegsmg-
lichkeiten bieten insbesondere auch fr
Beschftigte in den untersten Qualikati-
onsstufen.
WAS BRINGT EIN AUSBAU VONPROFESSIONELLER PFLEGE UNDBETREUUNG?
INVESTITIONEN IN EINE PROFESSIONELL AUSGEBAUTEPFLEGE-INFRASTRUKTUR SIND INVESTITIONEN, DIE SICHGESAMTGESELLSCHAFTLICH RECHNEN.
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Thema
Fragen zur Kostendynamik
Im Jahr 2012 hatte sterreich laut
Daten der Statistik Austria 8,4 Mio. Ein-
wohnerInnen, der Anteil der Personen,
die 65 Jahre und lter waren, betrug 17,9 %.
Im Jahr 2030 wird dieser Anteil bei knapp
9 Mio. EinwohnerInnen auf 24 % steigen.
Bis dahin werden ber eine Million Men-
schen ( rund 11% ) lter als 75 Jahre sein.
Die Zahl der pege- und betreuungsbe-
drftigen Personen wird allein aus diesem
Grund steigen. Aber auch die genderten
Wohnverhltnisse (mehr Singlehaushalte,
Entfernung des Wohnorts der Kinder von
den Eltern) und die steigende Erwerbs-
beteiligung der Frauen und deren spterer
Pensionsantritt, wird zu einem Rckgang
der familiren Pege fhren und die Nach-
frage nach professionellen Angeboten bei
den Sozialen Diensten steigern. Dies muss
als Chance fr den Arbeitsmarkt gesehen
werden.
Aufgrund fehlender Datengrundlagen bzw.
qualittsgesicherter Standards hinsicht-
lich der Versorgungssituation in den
Bundeslndern ist die Feststellung der Be-
darfslcken in sterreich uerst schwie-
rig. Dadurch wird auch der zielgerichtete
Ausbau der Sachleistungen in sterreich
deutlich erschwert. Mit der Etablierung
des Pegefonds sollte aber auch die
Daten- und Berichtsqualitt in sterreich
verbessert und damit verlssliche Ent-
scheidungsgrundlagen fr die Zukunft ge-
schaffen werden.
Neben dem Aufbau eines standardisier-
ten Monitorings der Versorgungssituation
soll mit den Mitteln des Pegefonds der
Mehraufwand der Bundeslnder beim Auf-
und Ausbau der Betreuungs- und Pege-
dienstleistungen teilweise abgedeckt wer-
den. In Summe stehen 2011 bis 2016
kumuliert 1,3 Mrd. zur Verfgung. Dabei
wurden erste Versorgungs-Zielwerte de-
niert. Im Regierungsprogramm ist eine
Fortsetzung des Pegefonds fr die Jahre
2017 und 2018 mit insgesamt 700 Mio.
Euro vorgesehen.
Kostenapokalypse vs. Kosten-wahrheit
Fraglos werden fr Pege und Betreuung
knftig grere Budgets als heute erfor-
derlich sein. Aufgrund der demographi-
schen Vernderungen, der steigenden
Lebenserwartung, der sich ndernden
Familienstrukturen wird der Bedarf an
professioneller Pege und Betreuung stei-
gen. Verblffend ist aber so manche lang-
fristige Kostenprojektion mit dem Be-
fund, dass das Pegesystem vor einem
PFLEGE KOSTET?PFLEGE BRINGT AUCH DEM STAAT ETWAS!
EIN PLDOYER FR MEHR KOSTENWAHRHEIT UND WARUM WIRIN PFLEGE UND BETREUUNG INVESTIEREN MSSEN.
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Thema
Finanzierungskollaps stehen soll. Dieser
Rckschluss ist problematisch, kann doch
in der Analyse wie oben beschrieben
weder auf verlssliche Datengrundlagennoch auf zielgerichtete Ausbauszenarien
zurckgriffen werden.
Eines kann aber mit Sicherheit festgestellt
werden: Smtliche aktuell vorliegende
Kostenschtzungen (ua der EU-Kommis-
sion) sind zu hoch. Denn die Nettokos-
ten im Sinne der tatschlichen Kosten fr
die ffentliche Hand fallen deutlich niedri-
ger aus als die im politischen Diskurs oftverwendeten Bruttokosten.
Der Grund dafr ist, dass sich die meisten
Langfrist-Projektionen auf die anfallenden
Kosten ( Investitionen, Personalbedarf,
Betriebskosten, etc. ) beziehen, ohne die
beachtlichen Rcksse an die ffentli-
chen Haushalte zu bercksichtigen. Dazu
gehren u.a. Impulse durch die Investiti-
Grak 7:
Rcksse
bzw. Ertrge
senken die
Kosten
onen, direkte Lohnabgaben durch die
zustzliche Beschftigung, Einsparungen
im Gesundheitsbereich durch bedarfs-
gerechtere Versorgung u.v.m. Diese gn-gige, jedoch einseitige Betrachtung fhrt
damit zu Verzerrungen und massiv ber-
hhten Kostendarstellungen. Deshalb
wre mehr Kostenwahrheit das Gebot der
Stunde, um eine unntige Verunsiche-
rung der Menschen zu vermeiden.
Doppelte Entlastung fr dieffentlichen Haushalte
Die tatschlichen Netto-Kosten des not-
wendigen Ausbaus der Pege-Dienst-
leistungen fallen aus Sicht der ffentlichen
Hand umso niedriger aus, je hher die
(direkten und indirekten) Beschftigungs-
effekte und die positiven Wirtschafts-
impulse ausfallen. Eine Professionalisie-
rung des Pegesektors bringt nicht nur
eine Entlastung der pegenden Angeh-
Quelle: AK
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Thema
rigen mit sich, sondern auch der ffent-
lichen Budgets, da Fehlversorgungen
vermieden und gleichzeitig beachtliche
Beschftigungspotenziale ausgeschpft
werden knnen.
Eine aktuelle Studie des NPO-Kompetenz-
zentrums der WU Wien (2012) kommt zum
Schluss, dass 1 , der 2010 in Wien in
mobile Pege- und Betreuungsdienste in-
vestiert wurde, einen komischen und
gesellschaftlichen Nutzen von 3,70 aus-
gelst hat. Die Frage lautet daher: Knnen
wir es uns eigentlich leisten, nicht zu in-
vestieren?
Gerade durch die verbesserten Rahmen-
bedingungen zur Vereinbarkeit von Beruf
und Familie sollte auch das Argument,
professionelle Pegeangebote seien nicht
leistbar, wesentlich entschrft werden. Zu-
gespitzt knnte gesagt werden: steigende
Haushaltseinkommen ermglichen, statt
Gratis-Pege forcieren.
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Thema
1. Bedarfsgerechter Ausbau der stati-
onren, teilstationren und mobilen
Pege- und Betreuungsangebote:
Das bringt den Pegebedrftigen
professionelle Untersttzung, schafft
zustzliche Beschftigung und entlas-
tet pegende Angehrige.
2. sterreichweit einheitliche Stan-
dards bei der Pege: nicht nur das
Pegegeld, sondern auch Sachleis-
tungen mssen in sterreich regional
ausreichend und in gleicher Qualitt
vorhanden sein.
3. Ausbau des Case- und Care-
managements: Um das richtige Be-
treuungs- bzw. Pegesetting fr die
Betroffenen und deren Angehrigen
zu nden. Das spart Kosten und ver-
meidet Fehlanreize.
4. Mehr Transparenz und Information
ber bestehende Pege- und Be-
treuungsangebote in den Regionen:
Der Zugang zu sozialen Dienstleis-
tungen muss fr besonders benach-
teiligte Gruppen, wie beispielsweise
einkommensschwache Haushalte oder
MigrantInnen, verbessert werden.
5. Rechtsanspruch auf eine Pege-
karenz fr pegende Angehrige:
Damit Pege und Erwerbsttigkeit
besser vereinbar sind.
6. Mehr Personal in der Pege: Die
knappen Personalressourcen schaffen
eine gesundheitsbelastende Arbeits-
situation und bieten oft nicht aus-
reichend Zeit fr die Pege und Be-
treuung.
7. Bessere Arbeitsbedingungen und
fairere Entlohnung:Attraktivere Ein-
kommensperspektiven und Karriere-
verlufe fr Beschftigte in der Pege
und Betreuung. Auerdem soll der
Wechsel von Teilzeit auf Vollzeit er-
leichtert werden.
8. Mehr Menschen fr Pege- und Be-
treuungsberufe begeistern: Insbe-
sondere sollten auch vermehrt Mi-
grantInnen und Mnner fr Pege-
und Betreuungsberufe angesprochen
werden.
9. Pege und Betreuung nicht nur als
Kostenfaktor wahrnehmen: Investi-
tionen in Pege und Betreuung schaf-
fen Arbeitspltze und ermglichen die
bessere Vereinbarkeit von Beruf und
Pege fr pegende Angehrige.
10. Geld- und Sachleistungen in der
Pege sollen weiterhin steuer-
nanziert bleiben: Das Risiko der
Pege braucht eine solidarische
Lsung und darf nicht auf die indivi-
duelle Ebene und die Privatsphre
verlagert werden. Pege soll durch
vermgensbezogene Steuern, ins-
besondere eine neue Erbschafts-
und Schenkungssteuer nanziert
werden.
UNSERE 10 WICHTIGSTEN FORDERUNGENZUR PFLEGE UND BETREUUNG:
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8/10/2019 Pflege Und Betreuung 2014
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Thema
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