Praktikum im Bundestag (24.03. – 11.04.2014)
Einleitung
Wir, Alejandra Gil und Laura Kirck,
sind Schülerinnen der Deutschen
Schule in Cali, Kolumbien. Dort
gehen wir in die 11. Klasse, jedoch
haben wir unterschiedliche
Nationalitäten: Laura hat die
deutsche Staatsangehörigkeit und
wohnt erst seit drei Jahren in
Kolumbien, während Alejandra
Kolumbianerin ist. Durch den
kulturellen Unterschied haben wir
auch zwei verschiedene
Perspektiven auf unser Praktikum.
Bundestag
Der Deutsche Bundestag ist eine der größten Institutionen Deutschlands. Die
Abgeordneten werden vom Volk gewählt, dadurch sind sie ihre direkten Vertreter.
Der Deutsche Bundestag besteht in der 18. Wahlperiode aus 631 Abgeordneten, die
verschiedenen Fraktionen angehören. Jeder dieser Vertreter gehört einem
bestimmten Ausschuss an. Um ein Abgeordneter zu werden, muss man einem
Wahlkreis angehören.
Beide Abgeordnete, bei denen wir waren, kommen aus Schleswig-Holstein und sind
bei der Partei der CDU/CSU. Alejandra war bei Herrn Dr. Philipp Murmann, der im
Ausschuss für Finanzpolitik arbeitet. Außerdem ist er Geschäftsführer seiner eigenen
Firma. Ebenso ist er Mitglied im Kreisvorstand der CDU Plön und im Vorstand der
Studien- und Fördergesellschaft. In seinem Büro in Berlin hat er 3 wissenschaftliche
Mitarbeiter, die seine Arbeit und unser Praktikum koordiniert haben. Laura war bei
Herrn Norbert Brackmann, der Mitglied des Haushalts- und stellvertretendes Mitglied
des Finanzausschusses ist. Seit 2012 führt er als Vorsitzender den Förderverein der
Otto-von-Bismarck-Stiftung. Herr Brackmann hat gleichermaβen 3 wissenschaftliche
Mitarbeiter. Alle haben uns ganz viele neue Einblicke vermittelt und waren immer nett
und freundlich.
Zwei Wochen von unserem Praktikum waren Sitzungswochen. Das heißt, dass alle
Abgeordneten in Berlin sein mussten, um bei ihren Arbeitsgruppen, Ausschüssen
und im Plenum teilzunehmen. Die Arbeitsgruppen (AG) sind Hilfsorgane der
Fraktionen, die zur internen Vorbereitung dienen. Die AGs dienen dazu, um die
parteipolitischen Linien für die Diskussionen in den Debatten vorzubereiten. Nach
diesen AGs kommen die dazugehörigen Ausschüsse. Sie bereiten die
Plenarverhandlungen des Bundestages vor und erstellen neue Beschlussvorlagen.
Diese setzen sich aus 15 bis 42 Mitgliedern aller Fraktionen zusammen, wobei jeder
ein spezifisches Fachgebiet hat. Am Ende kommt das Plenum, wo die Gesetze
verabschiedet und die Anträge beschlossen werden. Es ist die Vollversammlung der
631 Abgeordneten und der 4 Fraktionen. Wichtig ist, dass diese die einzige
öffentliche Sitzung ist.
Alle diese Zusammenkünfte finden im Parlamentsviertel statt: im ehemaligen
Reichstagsgebäude, im Paul-Löbe-Haus, im Marie-Elisabeth-Lüders-Haus und auch
im Jakob-Kaiser-Haus. Alle diese Gebäude zeigen eine repräsentative und
transparente Architektur mit hoher Funktionalität und innovativer Technologie.
Mit Herrn Murmann Mit Herrn Brackmann und seinen Mitarbeitern
1. Das Paul-Löbe-Haus: Verbindet die beiden früher getrennten Teile Berlins
über die Spree hinweg und ist eines der drei Gebäude, das zum „Band des
Bundes“ gehört. Hier befinden sich die Sitzungssäle der Ausschüsse und
mehr als 700 Räume und Büros für die Abgeordneten, die
Ausschusssekretariate und die Verwaltung.
2. Das Marie-Elisabeth-Lüders-Haus: Hier findet man die Bibliothek, das
Archiv, die Pressedokumentation und die wissenschaftlichen Dienste. Die
Bibliothek ist eine der größten Parlamentsbibliotheken der Welt und wir hatten
sogar die Möglichkeit, da zu recherchieren. Außerdem gibt es einen
Kunstraum, wo Kunst in Bezug auf Parlament und Politik gezeigt wird. Auch
dieses Gebäude gehört zum „Band des Bundes“.
3. Das ehemalige Reichstagsgebäude: Dieses enthält die Plenarebene mit
dem großen Sitzungssaal. Es folgen die Besucherebene, die Präsidialebene,
die Fraktionsebene und die Besucherterrasse. Der Architekt, Lord Norman
Foster, wollte die alte Architektur erhalten, aber auch ein modernes Parlament
schaffen.
4. Das Jakob-Kaiser-Haus: Hier befinden sich hauptsächlich die Büros der
Fraktionen und deren Mitarbeiter.
Es ist sehr interessant, dass es unter der Erde Tunnel gibt, die die
verschiedenen Gebäude verbinden. Es ist ein komplexes Tunnelsystem, wo
wir uns aber nie verlaufen haben.
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Erste Woche
Die große Herausforderung hatte begonnen und wir waren aufgeregt, da wir gerade
erst aus Kolumbien angekommen waren. Auβerdem wussten wir, dass es eine
einmalige Chance sein würde. Am Montag, den 24.03. waren wir etwas
überpünktlich, da wir schon um 8.00 Uhr ankamen, erst aber um 9.00 Uhr da sein
sollten. Mit der Arbeit wollten wir sofort anfangen, zumal wir wussten, die Zeit ist
knapp. Deshalb wollten wir sie voll und ganz ausnutzen. Als es Zeit war, trafen wir
uns mit unseren zukünftigen Mitarbeitern und nach einer Polizeikontrolle und dem
Erhalt des Hausausweises waren wir offizielle Mitarbeiter des Bundestages, die
durch die vielen Gebäude laufen durften.
Einer unserer Kollegen hatte die Verantwortung uns den Bundestag vorzustellen,
was auch eine Führung beinhaltete. Wir dachten, dass es weniger als eine Stunde
dauern würde, aber in Wirklichkeit liefen wir über 2 Stunden durch die Tunnel der
Gebäude. Diese Zeit hat nicht mal ausgereicht, um alles genau kennenzulernen.
Nach der alltäglichen Büroarbeit (Post sortieren, Besuchertaschen packen, Briefe
verschicken etc.) konnten wir auch schon wieder nach Hause gehen. Wir wussten,
dass die kommenden Wochen genauso spannend sein würden wie der erste Tag.
Im Laufe der Woche waren wir bei verschiedenen Führungen dabei und haben auch
viel besichtigt, wie z.B. das ehemalige Reichstagsgebäude, die Bibliothek, den
Berliner Dom und das Bundeskanzleramt. Wir waren auch in der kolumbianischen
Botschaft. Hier erklärte man uns die verschiedenen Aufgabenbereiche, zu welchen
die Themen Umwelt, Medien, Kultur, Wirtschaft, Politik und Bildung/Forschung
gehören. Ebenfalls erklärte man uns die genauen Projekte und Ziele der jeweiligen
Bereiche. Zu diesen gehören
Sportaustausche, neue Forschungsgruppen
in Kolumbien, Arbeitsverträge etc. Am Ende
konnten wir uns mit den Praktikanten der
Botschaft austauschen und eine angenehme
Zeit verbringen.
Wieder zurück im Bundestag haben wir von
den Bürloleitern verschiedene Recherche-
Aufgaben bekommen, um uns für die
kommenden Sitzungswochen vorzubereiten.
Wir sollten stichwortartig zu den Themen
„Kohle in Kolumbien“, „Verschuldung der
Kommunen“, dem „Bundesrat“ und dem
„Unterschied zwischen Universität und
Fachhochschulen“ etwas aufschreiben. Am
Anfang war es etwas schwierig, da es keine
Schulaufgaben waren, sondern richtige
Informationsblätter für die Mitarbeiter der Abgeordneten. Die erste Woche war sehr
schnell zu Ende und natürlich waren wir etwas müde, da alles neu und spannend
war, aber trotzdem wollten wir weiter arbeiten.
Zweite Woche:
In dieser Woche hatten wir die erste der schon erklärten Sitzungswochen, wobei wir
in allen dieser Sitzungen dabei sein durften. Wir haben die Finanz-AG der CDU
kennen gelernt und ebenfalls den dazugehörigen Ausschuss. Auf der Tagesordnung
standen Themen, die einen Bezug zu Europa hatten. Auβerdem waren wir im
Haushaltsausschuss dabei. Diesen fanden wir besonders interessant, da er auf der
einen Seite etwas leichter zu verstehen war als der Finanzausschuss und auf der
anderen Seite mehr das Thema „Deutschland“ hatte. Was uns besonders erfeut hat,
war, dass wir genau in dem Moment kamen, als die Abgeordneten über einen Kanal
zwischen der Nord- und Ostsee sprachen. Das Bemerkenswerte war, dass über
genau dieses Thema am nächsten Tag in den Medien viel diskutiert wurde. Dies
fanden wir einfach nur groβartig, da wir es schon einen Tag vorher und zwar direkt
von den Politikern gehört hatten.
Am Donnerstag durften wir dann in eine Plenarsitzung gehen, wobei das Thema
„Bundeswehreinsatz in Somalia“ war. Das Fabelhafte daran war die namentliche
Abstimmung, die es am Ende gab. Jeder Abgeordnete musste kommen und seine
Stimme abgeben. Die, die dabei nicht anwesend sind, müssen eine Strafe bezahlen.
Wir waren sehr gespannt, weil wir wussten, dass diese Abstimmung nicht jeden Tag
stattfindet und wir die Möglichkeit hatten es zu sehen. Außerdem hatten die
Abgeordneten Besuchergruppen aus ihren Wahlkreisen. Wir als Praktikantinnen
durften immer dabei sein und uns den Gruppen vorstellen. Meistens waren es
Schülergruppen, die eine Klassenfahrt gemacht haben und den Bundestag besuchen
wollten. Meistens haben sie immer ein kleines Interview mit den Abgeordneten oder
Bundestagsbibliothek
den Mitarbeitern (also auch mit uns) geführt. In den sonstigen Tagen mussten wir
immer mal wieder etwas recherchieren, wie z.B. über die Themen
„Freihandelsabkommen USA-EU“, „Grüne Gentechnik“ und was eigentlich Finanz-
und Haushaltspolitik ist. All diese Tage wurden immer von der alltäglichen Büroarbeit
begleitet.
Dritte Woche Nun begann unsere dritte und damit letze Woche. Genau wie die anderen hatte sie
etwas Besonderes: Es war nämliche die Haushaltswoche, was bedeutet, dass die
Ausschüsse ausfallen und statt dessen im Plenum über den Haushalt diskutiert wird.
Wir hatten das Glück, uns verschiedene Debatten anhören zu können, wie z.B. über
Wirtschaft und Energie und die allgemeine Finanzdebatte, bei der auch Frau Dr.
Merkel anwesend war.
Außer im Plenum waren wir auch noch im Bundesrat. Er ist dem Bundestag sehr
ähnlich, nur das dort die verschiedenen Bundesländer vertreten werden. Die
Hauptthemen am Anfang der Sitzung waren verschiedene Gesetzesentwürfe. Das
folgende Thema, das am nächsten Tag auch viel in den Medien gelobt wurde, war
ein Vorschlag für eine Verbesserung des Gesetzes zum Schutz der Kinder gegen
Pornografie. Die restliche Woche wurde von der normalen Büroarbeit begleitet und
von ein paar Viten (Biografien), die wir erstellen mussten. Diese Viten sind von
äußerster Wichtigkeit, da der Abgeordnete vor einem Gespräch genau wissen muss,
mit wem er sich überhaupt trifft. Ebenfalls durften wir bei dem Schreiben einer Rede
helfen. Es war sehr beeindruckend, weil wir dafür vorgearbeitet hatten und es wurde
alles verwendet, um die letztendliche Rede zu verfassen.
Desgleichen hatten wir die Möglichkeit mit Herrn Brackmann ein kleines Interview zu
führen und ihm und Herrn Murmann eine kleine Präsentation über Kolumbien
Unsere erste Besuchergruppe Finanzausschuss
vorzustellen. Beide haben uns ganz viele Fragen über unser Land gestellt, was uns
gerührt hat. Deswegen versuchten wir diese so gut wie möglich zu beantworten. Herr
Brackmann und Herrn Murmann haben uns gratuliert und uns alles Gute für unsere
Zukunft gewünscht.
Am letzten Tag haben wir uns auch noch einmal kurz mit den Mitarbeitern
zusammengesetzt und über alles geredet. Sie meinten, dass sie sehr zufrieden mit
unserer Arbeit und auch Stolz auf uns seien. Natürlich waren wir über so ein gutes
Feedback erfreut. Das Praktikum neigte sich leider dem Ende zu. Wir mussten uns
von allen verabschieden und bedankten uns, weil sie unser Praktikum einfach perfekt
vorbereitet und begleitet haben. Es war eine schöne letzte Woche, die wir nicht
vergessen werden!
Youth Embassadors Programm
Reflexion
Durch diese drei Wochen im Bundestag hatten wir die Möglichkeit, ganz viele neue
Erfahrungen zu sammeln. Bevor es überhaupt begann, dachten wir beide, dass die
Menschen, die dort arbeiten, eigentlich recht streng sein müssten, aber es war
genau das Gegenteil. Alle waren sehr freundlich, hilfsbereit, eifrig und immer zur
Stelle, wenn wir mal etwas nicht verstanden hatten. Es war insgesamt eine sehr nette
und auch lustige Arbeitsatmosphäre. Manchmal haben wir zusammen Späße
gemacht, wie z.B., dass wir das allerbeste Büro sind. Für uns war es nicht nur ein
Scherz, sondern die Wirklichkeit.
Außerdem haben wir gemerkt, dass sich die Politiker in ihrem Klamottenstil und ihren
Verhaltensweisen unterscheiden. Wir fanden, dass es genauso wie in unserer Schule
ist: Es gibt die einen, die immer Aufmerksamkeit erregen wollen und deswegen
kleiden sie sich anders oder reden lauter und schneller. Auf der anderen Seite gibt es
auch die etwas stilleren und ruhigeren Typen, die einfach nur dasitzen und zuhören.
Als wir dies gemerkt haben, haben wir versucht, Vergleiche zu machen. Das hat uns
geholfen, alles etwas besser zu verstehen. Dies hat auch immer Spaß gemacht, da
die Umgebungen doch sehr anders als in Kolumbien sind, aber generell sind sie sich
doch sehr ähnlich.
Was uns sehr beeindruckt hat, war, dass wir wie normale Mitarbeiter behandelt
worden sind. Ganz am Anfang dachten wir nicht, dass wir so viel Einblicke kriegen
würden. Als wir durch die verschiedenen Gebäude gelaufen sind, haben wir immer
wieder berühmte Politiker direkt vor uns angetroffen, die man sonst nur im Fernsehen
sieht. Wenn man es sich so vorstellt, ist es einfach nur unglaublich, wie viel Kontakt
wir mit den deutschen Politikern hatten und vor allem, wenn man daran denkt, dass
wir erst 16 und 18 Jahre alt sind. Diese Erfahrung hat uns auf jeden Fall einen
anderen Blick auf die Politik gegeben, gleichzeitig sind wir aber auch kritischer
geworden. Ebenfalls haben wir jetzt bei politischen Diskussionen mehrere Argumente
und können dadurch auch besser eine bestimmte Position vertreten.
Dieses Praktikum ist und bleibt eine einmalige Möglichkeit. Wir haben sehr viel dazu
gelernt und wissen jetzt das meiste über die Geschehnisse im Bundestag. Ebenfalls
sind wir an uns selbst gewachsen. Es ist etwas völlig anderes, eine Aufgabe für die
Mitarbeiter anzufertigen als für die Schule. Denn sie waren auf einer Art und Weise
auch abhängig von den Informationen, denen wir ihnen gaben. Spricht also dafür,
dass diese korrekt und konkret sein mussten.
Frau Merkel haben wir auch ganz nah erlebt.
Wir möchten uns bei allen bedanken, die uns dieses Praktikum ermöglicht haben und
bei denen, die uns dort im Bundestag immer geholfen und unterstützt haben!
Danke! Gracias!