1
Julius-Maximilians-Universität Würzburg WS 2012/2013
Philosophische Fakultät II 14.01.2013
Institut für Sonderpädagogik
Lehrstuhl Pädagogik bei Lernbeeinträchtigung
Seminar: Das sonderpädagogische Gutachten
Dozent: Dr. Edwin Ullmann
Tutor: Traugott Böttinger
Referentinnen: Alexandra Urbanski und Julia Gärtner
Sprachentwicklungsstörungen:
SETK 3-5 und TROG – D
SETK 3-5
Sprachentwicklungstest für drei– bis fünfjährige Kinder
Diagnose von Sprachverarbeitungsfähigkeiten und auditiven Gedächtnisleistungen
1. Allgemeines / Testart
Autorin: Hannelore Grimm
Preis: 498, 00 € (vgl. Testzentrale)
Veröffentlichung 2001 im Hogrefe Verlag
Erster Test für Sprachentwicklung im Bereich Drei- bis Fünfjährige
Wichtig ist der Zusammenhang zwischen der Verarbeitung sprachlicher Informationen und
dem phonologischen Arbeitsgedächtnis
SETK 3-5 stellt die entwicklungslogische Fortsetzung des Sprachentwicklungstests für
Zweijährige (SETK 2) dar
SETK 3- 5, Schwerpunkt liegt auf
fortgeschrittenen grammatischen Fähigkeiten
komplexeren Enkodierleistungen
dem Messen von auditiven Gedächtnisleistungen
Untersucht werden Sprachverstehen, Sprachproduktion, Sprachgedächtnis
Datenerhebung erfolgte u. a. in und um Bielefeld, Magdeburg, Göttingen, Hannover
2. Theoretische Grundlagen
Zentrale Bedeutung der Sprachentwicklung im Vorschulalter
Störungen in der Sprachentwicklung haben Einfluss auf Gesamtentwicklung
2
Umschriebene
Entwicklungsstörung des
Sprechens und der Sprache (nach ICD 10; F80)
Sprechstörung
Sprachstörung
Sprach-
entwicklungs-
störung
Störungen, bei denen die
normalen Muster des
Spracherwerbs von frühen
Entwicklungsstadien an
beeinträchtigt sind.
Sie können zu sekundären
Folgen, wie z.B. Lese- und
Rechtschreibschwierigkeiten
oder Störungen im Verhalten
führen. (vgl.
http://www.therapie.de/psyche/info/di
agnose%20/icd-10/f8-
entwicklungsstoerungen/f80-
umschriebene-
entwicklungsstoerungen-des-
sprechens-und-der-sprache/)
Bezeichnung für
Störungen in der
Artikulation von
Sprachlauten. (vgl. Bußmann,
2008)
Erworbene Störungen
im Sprachgebrauch,
d.h. Störungen, die
nach weitgehend
abgeschlossenem
Erwerb der
Muttersprache
auftreten.
Gestört sein können
alle vier Modalitäten
(mündlicher/schriftlich
er Ausdruck,
Verstehen von
Spontansprache) (vgl.
Bußmann, 2008)
Verzögerung oder
Behinderung bei der
Sprachentwicklung. (vgl. Bußmann, 2008)
Alterskorrelierende Meilensteine der vorschulischen sprachlichen Entwicklung
Erweiterung und Differenzierung des grammatischen Systems
Spracherwerbsprozess als strukturbildender Prozess (Sprachkompetenzen aus
unterschiedlichen Komponenten)
Komponenten Funktion Erworbenes Wissen
Suprasegmentale
Komponente
Betonung
Prosodische Gliederung
Prosodische Kompetenz
Phonologie
Lexikon
Morphologie
Syntax
Organisation von Sprachlauten
Wortbedeutung
Wortbildung
Satzbildung
Linguistische Kompetenz
Pragmatik Sprechhandlungen
Konversationssteuerung
Diskurs
Pragmatische Kompetenz
(Tabelle 2 entnommen aus: Grimm 2001, S. 8)
Komponenten müssen bei jeder selbstproduzierenden Äußerung parallel verarbeitet werden
Kind durchläuft unterschiedliche Stufen, auf denen unterschiedliche Teilfähigkeiten im
Fokus der Entwicklung stehen
Sprachniveau eines drei- bis fünfjährigen Kindes:
Zentral: Semantische, morphologische und die syntaktische Komponente der
linguistischen Kompetenz
Grammatisches System erfährt eine zunehmende Erweiterung und Differenzierung
Tabelle 1 selbst erstellt nach: Bußmann 2008 und Pro Psychotherapie e.V. (2009): zu finden unter:
http://www.therapie.de/psyche/info/diagnose /icd-10/f8-entwicklungsstoerungen/f80-umschriebene-entwicklungsstoerungen-des-sprechens-
und-der-sprache/
3
Zwischen drittem und sechstem Lebensjahr arbeitet Kind hart, um die der wahrnehmenden
Sprache zugrundeliegenden Strukturprinzipien zu erkennen und in ein Wissenssystem zu
integrieren.
Bereich Morphologie:
o Beginn von Kompositions-und Derivationsprozessen, die auch für innovative
eigene Wortbildungen genutzt werden (z. B „Es hat den ganzen Hof verblättert“)
o Kindern gelingt es zunehmend unterschiedliche Bedeutungen morphologisch zu
markieren
Syntaktische Entwicklung:
o Kinder lernen sehr schnell variable Wortordnungen, um Aussagen, Fragen und
Aufforderungen Ausdruck zu verleihen.
o Bei Vierjährigen tritt eine neue Ebene des Wissens auf Beginn Informationen
internal zu verarbeiten
Fortschritt der sprachlichen Repräsentationsfähigkeit wirkt sich generell auf die kognitive
Entwicklung aus
Spracherwerb und auditive Gedächtnisfähigkeit
Für den Spracherwerb gilt, dass nur aus gespeicherten sprachlichen Einheiten
Regelmäßigkeiten induziert werden können, die wiederum leitend für die eigene
sprachliche Produktion und das Sprachverstehen sind
Für den Test und die Altersspanne 3-5 sind drei funktionale Beziehungen zwischen der
Sprachentwicklung und der Entwicklung des Gedächtnisses zentral
phonologische Repräsentationsfähigkeit, Kurzzeitgedächtnisspanne und das
Satzgedächtnis
(vgl. Grimm, H. 2001)
3. Testdurchführung und Auswertung
3.1 Allgemeines
Material: Protokollbögen, Materialset (VS), Bildkartensätze (MR, VS, ESR), Figurensatz
(PGN), Audiokassette
Testdauer: 20 bis 30 Minuten
Test wie Spiel durchführen
Wortgetreue Wiedergabe der Anweisungen (nicht ablesen!)
Jede Instruktion nur einmal vorgeben
Keine Bewertung wie „Richtig“ oder „Nicht ganz richtig“
Reihenfolge der Untertests:
Muss aus Gründen der Standardisierung eingehalten werden
Keine Abbruchkriterien, außer beim GW (wenn 2 Folgen der gleichen Länge nicht
korrekt reproduziert wurden)
Dreijährige: VS, ESR, PGN, MR
Vier- bis Fünfjährige: VS, SG, PGN, MR, GW
3.2 Umgang mit Artikulationsproblemen
Kein extra Untertest für die Artikulationsfähigkeit Schwerpunkt auf Sprachverarbeitung
Bei Untertests ESR, MR, SG, GW fließen Artikulationsprobleme nicht negativ in
Bewertung mit ein
Bei Untertest PGN fließen Artikulationsprobleme negativ in Bewertung mit ein
4
3.3 Testaufgaben
Bereich Untertest Altersbereich Beschreibung der Aufgabe Begründung
Sprachverstehen Verstehen von Sätzen (VS)
3 Jahre: 9 Bildkarten und 10 Manipulations-aufgaben 4-5 Jahre: Ausschließlich Manipulations-aufgaben
Testleiter gibt verbale Instruktionen mit unterschiedlicher grammatischer Komplexität vor. Umsetzung in Handlungen (mit verschiedenen Materialien). Beispiele: 1. „Leg den blauen Stift unter den Sack.“ 2. „Nimm dir den langen Stift und gib mir den kurzen Stift.“
Überprüft wird, inwieweit Kinder in der Lage sind, Sätze unterschiedlicher Komplexität zu verstehen. Sprachverständnis geht Sprachproduktion voraus.
Sprachproduktion Enkodierung semantischer Relationen (ESR)
Durchführung nur bei Dreijährigen
Das Kind soll bildlich dargestellte Ereignisse erfassen und in Worte verbalisieren. Beispiel: Bildkarte 8: „Die Schildkröte schwimmt in der Badewanne.“
Wie vollständig und präzise gelingt es Kindern, auf Bildkarten dargestellte Inhalte verbal zu enkodieren?
Morphologische Regelbildung (MR)
3 Jahre: Vorgabe ausschließlich bekannter Wörter 4-5 Jahre: Verwendung von bekannten/ unbekannten Wörtern
Bekannte Wörter („Fisch“) und Pseudo- oder Kunstwörter („Dolling“) werden anhand von Bildkarten eingeführt. Danach wird gefragt, wie viele bzw. mehr davon heißen.
Überprüft wird: -Ob überhaupt Pluralform gebildet werden kann -Analyse der Verteilung -Überprüfung der Regelmäßigkeit
Sprachgedächtnis (= phonologisches Arbeitsgedächtnis)
Phonologisches Arbeits-gedächtnis für Nichtwörter (PGN)
3 Jahre: Liste besteht aus 13 Nichtwörtern 4-5 Jahre: Liste besteht aus 18 Nichtwörtern
Nachsprechen von vorgesprochenen Nichtwörtern. Beispiele: 2 Silben: „Maluk“, „Billop“, „Defasal“, „Gattwutz“ 4 Silben: „Ronterklabe“, „Krapselisong“
Messung der Fähigkeit neue und zuvor noch nicht gehörte Lautmuster im phonologischen Gedächtnis zu repräsentieren. Nachsprechen erfordert kurzzeitige Speicherung im Arbeitsgedächtnis.
Gedächtnis-spanne für Wortfolgen (GW)
Durchführung nur bei Vier- bis Fünfjährigen
- Vorgabe von Wörtern im Einsekundentakt -Unmittelbares Nachsprechen der Wörter in richtiger Reihenfolge. -Einsilbige Wörter mit hohem Bekanntheitsgrad
Auf der Verarbeitungsebene von Wortfolgen wird die Fähigkeit gemessen, bekannte aufeinanderfolgende, jedoch inhaltlich unverbundene Wörter zu speichern und in der vorgegebenen Abfolge zu reproduzieren.
Satzgedächtnis (SG)
Durchführung nur bei Vier- bis Fünfjährigen
- Sätze werden vorgesprochen (zwischen 6 – 10 Wörtern) die entweder inhaltlich sinnvoll oder rein syntaktisch-morphologisch korrekt gebildet, also anormal sind. - Kinder sollen Sätze unmittelbar reproduzieren Beispiele: „Die Ente sitzt neben dem Auto“; „Die graue Maus wird von der Katze gejagt.“
-Es geht hier um Nutzungsfähigkeit von grammatischen Kenntnissen, die im Langzeitgedächtnis gespeichert sind. - Wie gut gelingt es, erworbene grammatische Strukturen für die Reproduktion von Sätzen zu nutzen?
(Tabelle 3 selbst erstellt: nach Grimm 2001, S. 15ff.)
5
3.4 Ermittlung und Interpretation der Testergebnisse
(1) Berechnung des Testalters
(2) Ermittlung der Rohwerte
(3) Überprüfung, ob sich zwei Kinder (gleiche Altersgruppe) in Testwerten
unterscheiden, mit Hilfe der kritischen Differenz zweier Rohwertpunkte wenn
dieser Wert überschritten ist, liegt Unterschied vor
(4) Anhand von Normtabellen können Rohwerte in T-Werte umgewandelt werden
T-Werte zwischen 40 bis 60 durchschnittliches Ergebnis
T-Werte über 60 überdurchschnittliches Ergebnis
T-Werte unter 40 unterdurchschnittliches Ergebnis
(5) Eintragung der Vertauensintervalle (Konfidenzintervalle) und Umwandlung der T-
Werte in Prozentränge
(6) Blick in Normtabellen
Für eine aussagekräftige Interpretation sollte immer auf die theoretischen und
empirischen Grundlagen zurückgegriffen und die erreichten Leistungsprofile für
Interventionen berücksichtigt werden!
4. Stichprobenbeschreibung
Normierung durch Untersuchung von 495 Kindern im Alter von 3;0 bis 5;11
Erhebung soziografischer Merkmale (Wohnort, mütterlicher Bildungsabschluss,
Geschwisterposition)
Keine Leistungsunterschiede zwischen Kindern in unterschiedlichen Erhebungsorten
festgestellt.
5. Testanalyse
Normierungsstichprobe in fünf Altersgruppen eingeteilt
Testkennwerte: Mittlere Aufgabengeschwindigkeit, Trennschärfe, Reliabilität,
kritische Differenzwerte
Ausnahme Untertest GW: keine teststatistischen Kennweite vorhanden weniger als
drei Wörter korrekt reproduziert, d.h unterdurchschnittliche Bewertung der Leistung
Reliabilitäten durchgängig befriedigend, auch Trennschärfe gute Werte
6. Testgütekriterien
6.1 Objektivität
Durchführungsobjektivität (genaue Instruktionen, Demonstrationskassette),
Auswertungsobjektivität (klare Definierung der Aufgaben und deren Kodierung, auch
bei ESR (90.1 % hohe Übereinstimmung)
Interpretationsobjektivität (Normtabellen, theoretische Grundlagen, Beschreibung und
Begründung der Untertests) … sind erfüllt.
6
6.2 Reliabilität
Zufriedenstellende bis sehr gut bewertete Werte (zwischen .62 und .89)
genaue Untersuchung der sprachlichen Verarbeitungsfähigkeiten möglich
6.3 Validität
Hohe Validität durch Erfüllung der Konstruktvalidität und Kriteriumsvalidität.
7. Zusammenfassung
8. Kritische Stellungnahme
Pro Kontra
Gut geeignet bei Übertrittsentscheidungen Viele theoretische Grundlagen
Ansprechende Gestaltung Umfassende Auseinandersetzung mit der
Testauswertung nötig
Audiokassette veraltet
Preis?
9. Literatur- und Quellenverzeichnis
Bußmann, H. (2008): Lexikon der Sprachwissenschaft. 4. durchgesehene und bibliographisch ergänzte
Auflage. Stuttgart: Kröner.
Grimm, H. (2001): Sprachentwicklungstest für drei- bis fünfjährige Kinder (SETK 3-5). Diagnose von
Sprachverarbeitungsfähigkeiten und auditiven Gedächtnisleistungen. Göttingen: Hogrefe.
http://www.logopaedie-benecke.de/sprachentwicklung0.html [zuletzt abgerufen am 07.01.2013]
Pro Psychotherapie e.V. (2009): zu finden unter:
http://www.therapie.de/psyche/info/diagnose /icd-10/f8-entwicklungsstoerungen/f80-umschriebene-
entwicklungsstoerungen-des-sprechens-und-der-sprache/ [zuletzt abgerufen am 04.01.2013]
http://www.testzentrale.de/programm/sprachentwicklungstest-fur-drei-bis-funfjahrige-kinder.html
[zuletzt abgerufen am 07.01.2013]
Der SETK 3-5 erfasst rezeptive und produktive Sprachverarbeitungsfähigkeiten und
auditive Gedächtnisleistungen von Kindern. Er ermöglicht es, das
Sprachentwicklungsniveau eines drei- bis fünfjährigen Kindes festzustellen und in
einen kausalen Erklärungszusammenhang mit auditiven Gedächtnisleistungen zu
bringen. Dabei spielt das phonologische Arbeitsgedächtnis für Nichtwörter eine ganz
entscheidende Rolle. (vgl. http://www.logopaedie-benecke.de/sprachentwicklung0.html)
Hilfreich ist er vor allem auch für uns als L-Studierende, wenn es um den
Schulübertritt bei Fünfjährigen geht.
7
TROG – D
Test zur Überprüfung des Grammatikverständnisses
1. Allgemeines
Herausgeberin: Annette V. Fox
Erschienen im Schulz- Kirchner Verlag, 5. Auflage 2011
Kosten: 92,99 € (vgl. Testzentrale)
Einsatz: Sprachtherapie, Psychologie, für Forschungszwecke
Alter: 3;0-10;11 standardisiert, auch für Erwachsene
2. Ziele des Tests
Untersuchung des Verständnisses von grammatischen Strukturen des
Deutschen Rezeptiver Sprachtest
Quantitative Analyse
Qualitative Analyse
3. Theoretische Grundlagen
3.1 Hintergrundinformationen über die Entwicklung des TROG-D
Grundkonzeption: TROG = Test for Reception of Grammar von D. Bishop
TROG wurde in 90er Jahren ins Deutsche übersetzt und angepasst, weil es
noch keinen vergleichbaren Test in Deutschland gab.
3.2 Ziele der Testkonzeption von TROG und TROG-D
Einsetzbarkeit für breite Altersspanne (3;0- 10;11 Jahre und Erwachsene;
TROG-2: 4-14 Jahre)
Es soll keine expressive Sprachleistung erfordert sein.
Durchführung nicht länger als 15 Minuten.
Verwendung von einfachem und begrenztem Vokabular
Wiederholung von Testsätzen ist erlaubt um Faktor Konzentration gering zu
halten
Auswahl der „Ablenker“, damit Hinweis auf Art des Verständnisproblems
erkannt werden kann.
Aufgabenblock besteht aus vier Testsätzen quantitative und qualitative
Aussagen
4. Testbeschreibung
84 Testitems
Verwendung eines begrenzten und einfachen Vokabulars aus Substantiven,
Adjektiven und Verben
8
Multiple Choice Aufgaben zum Testsatz (auditiv) muss passendes Bild
(Auswahl je 4 Bilder) zugeordnet bzw. gezeigt werden
„Ablenkerbilder“ = drei Bilder unterscheiden sich vom Zielsatzbild
(grammatisch oder lexikalisch verändert)
ein Aufgabenblock bestehend aus vier Testsätzen (um möglichst genau
Schwierigkeiten der Testperson zu entdecken) wenn alle vier Testsätze
korrekt gezeigt Block richtig beantwortet
hierarchische Gliederung der Aufgabenblöcke
Itemabfolge:
(Tabelle 4 entnommen aus: Fox 2011, S. 14)
5. Zielgruppe
Einsatz für unterschiedliche Klientengruppen:
Kinder mit (spezifischer) Sprachentwicklungsstörung
Kinder mit Hörstörungen
Klienten mit Körperbehinderungen, die Einschränkungen in der
Sprachproduktion zeigen
Klienten mit Lernbehinderungen
Klienten mit Aphasie
Probanden im Rahmen von Forschungsarbeiten
A Substantive
B Verben
C Adjektive
D 2- Element Sätze (Subjekt-Prädikat-Konstruktion, Nominalphrase
mit Artikel und Adjektiv)
E 3-Element Sätze (Subjekt-Prädikat-Objekt)
F Negation
G Präposition „in“ und „auf“
H Perfekt
I Plural
J Präposition „über“ und „unter“
K Passiv
L Personalpronomen Nominativ
M Relativsatz
N Personalpronomen Akkusativ/Dativ
O Doppelobjektkonstruktion
P Subordination mit „während/nachdem“
Q Topikalisierung
R Disjunktive Konjunktion „weder-noch“
S Relativsatz (Pronomen und Akkusativ/Dativ)
T Koordination mit „und“
U Subordination mit „dass“
9
Bei nicht altersgemäßem Abschneiden, sollten weitere Untersuchungen im
sprachlichen und kognitiven Bereich angesetzt werden.
Achtung/Vorsicht bei Anwendung mit mehrsprachigen Kindern
Berücksichtigung, wie lange das Kind schon Deutsch kann bzw. spricht
und lernt (Überprüfung mit Wortschatzkarten)
6. Testdurchführung
6.1 Allgemeine Hinweise/ Voraussetzungen
Material: Protokollbögen, Mappe mit Wortschatzkarten, Testmaterial
(Multiple-Choice Bildkarten)
Durchführungsdauer: ca. 10-20 Minuten
Ort: ruhiger Raum, ohne weitere Ablenkungen
Testleiter: klare, hochdeutsche Aussprache der Testsätze, Beziehungsaufbau
Vor Beginn der Testung: Protokollbogen ausfüllen (wichtig
„Kommentarfeld“: z.B. Notizen über Verdacht auf SSES, Hörstörung,
Logopädische Behandlung, Mehrsprachigkeit etc.)
verbale Anleitungen (müssen je nach Proband (Kind, Jugendlicher oder
Erwachsener) umformuliert werden)
Testsätze/Testitems wie oben erwähnt klar und deutlich aussprechen,
angemessene Lautstärke, fettgedruckte Wörter sollen leicht betont werden
6.2 Startkriterien
Kinder zwischen 3;0 und 6;11 Jahren Beginn: Testblock A
Kinder zwischen 7;0 und 10;11 Jahren und Ältere Beginn: Testblock D
(Addierung des Skalenrohwertes um 3 Punkte, bei Fehler zu Block A
zurückgehen)
6.3 Ablauf
1. Einleitung (vorgegeben)
2. Aufschlagen der Testmappe auf entsprechender Seite
3. Kind Zeit geben um sich vier Bilder anzuschauen.
4. Vorgabe des ersten Testsatzes: „Zeige mir…Schuh.“, danach ohne weitere
Kommentare Sätze vorlesen
gezeigte Bilder bzw. genannte Bildzahlen werden gewertet und auf
Protokollbogen notiert
Während Testung KEINE Hinweise auf korrektes Bild oder Rückmeldung
geben! Nur Ermutigungskommentare
Rückmeldung am Ende eher allgemein
Reihenfolge einhalten, bis Abbruchkriterium erfüllt
Wiederholung von Testsätzen: Pro Testitem dürfen die Testsätze maximal
dreimal wiederholt werden, wenn
10
… der Klient nach fünf Sekunden keine Reaktion zeigt,
… der Klient darum bittet,
… der Klient auf mehrere Bilder zeigt.
6.4 Abbruchkriterium
Bei fünf aufeinanderfolgenden Aufgabenblöcken, bei denen mindestens ein
Item als falsch gewertet wurde.
Bei Überprüfung ob Kind im Normbereich für sein Alter liegt, kann, nach
Erreichen der altersgemäßen Anzahl korrekt gelöster Blöcke, auch
abgebrochen werden
7. Auswertung der Testergebnisse
7.1 Notierung der Ergebnisse
Zahl des gezeigten Bildes (1-4) wird am Ende jeder Zeile neben Testsatz
eingetragen
Vergleich des Zahlencodes mit waagerechtem Zahlencode vom nebenstehenden
Kästchen
identisch? „R“= Richtig
nicht identisch „F“=Falsch
eintragen auf Vorderseite des Protokollbogens
Wiederholung(en) mit „W“ vermerken
Gesamtzahl der korrekt beantworteten Blöcke werden unter der Rubrik
„Quantitative Testergebnisse“ berechnet und am Fuß der Tabelle eingetragen
7.2 Zwei Möglichkeiten der Testinterpretation
Quantitative Analyse der Testergebnisse:
= Ermittlung inwieweit ein Klient den Werten einer Vergleichsaltersgruppe
entspricht oder abweicht
Skalenrohwerte (Summe korrekter Blöcke) können mit einer Tabelle in
altersabhängige Prozentränge und T-Werte umgerechnet werden
Verwendung von T-Werte empfohlen
Qualitative Analyse der Testergebnisse:
Ermittlung ob die Probleme im Schwerpunkt der Grammatik liegen oder ob ein
generelles Sprachverständnisproblem vorliegt Fehleranalyse
Folgende Aspekte sind erfassbar:
o Liegt ein generelles Sprachverständnisproblem oder ein spezifisch
grammatisches Problem vor?
o Liegt ein Gedächtnisproblem vor?
o Zeigt der Klient ein systematisches oder unsystematisches Fehlermuster?
Entscheidung der Art der Analyse kann nach der Testdurchführung gefällt werden.
11
8. Normierung und Gütekriterien
8.1 Normierung
Testvorform bezieht sich auf das Jahr 2004
Testendform bezieht sich auf das Jahr 2005
Unterscheidung nicht hinsichtlich der Testitems, sondern auf der Neugestaltung
der Bilder
870 Kindern im Alter von 3;0 bis 10;11 Jahren
Die korrigierten Trennschärfekoeffizienten bewegen sich im befriedigenden
Bereich und liegen durchweg höher als in der Testvorform
8.2 Gütekriterien
8.2.1 Objektivität
Ist gegeben!
8.2.2 Reliabilität
Test erreicht eine sehr befriedigende interne Konsistenz von Cronbach a = .90
Test-Halbierungs-Reliabilität ist mit r = .91 sehr hoch
8.2.3 Validität
Mit beiden Testversionen wurden jeweils auch Erwachsene untersucht.
deutlicher Deckeneffekt
Elfjährige zeigten auch einen mit Erwachsenen vergleichbaren Wert Test nur
bis zum Alter von zehn Jahren als Entwicklungstest einsetzbar
Vergleich TROG – D mit SETK 3 – 5 Subtest Sätze verstehen (SV)
Konvergente Validität des TROG-D
Nicht geteilte Validität dürfte hingegen auf den unterschiedlichen Aufgabentypus
zurückzuführen sein
9. Zusammenfassung
Der TROG-D ist ein rezeptiver Sprachtest zur Überprüfung des
Grammatikverständnisses bei Kindern im Alter von 3;0 bis 10;11 Jahren. Er
kann auch bei Erwachsenen eingesetzt werden. Mit dem Test können
unterschiedliche Zielgruppen (z.B. Klienten mit Lernbehinderungen oder
Klienten mit Sprachentwicklungsstörungen) untersucht werden. Der TROG-D
bietet zwei Möglichkeiten der Testinterpretation an. Die quantitative Analyse
dient zum Vergleich mit der entsprechenden Altersgruppe. Die qualitative
Analyse stellt eine Fehleranalyse zur Ermittlung konkreter grammatischer
Probleme dar. Trotz der Möglichkeit einer qualitativen und quantitativen
Analyse, sollte der Test nicht als einziges Instrument zur Diagnostik von
Sprachentwicklungsstörungen eingesetzt, sondern integriert in einer Testbatterie
verwendet werden.
12
10. Kritische Stellungnahme
Pro Kontra
Spezialisierung auf einen Aspekt von
Sprache
Für Ältere oder Erwachsene liegt keine
Standardisierung und Normierung vor.
Ansprechende Gestaltung
Ökonomisch
Zwei Möglichkeiten der Analyse
(quantitativ und qualitativ)
Ansteigen des Komplexitätsgrades und
umfassende Abdeckung der
grammatischen Komponenten
11. Literatur- und Quellenverzeichnis
Fox, Annette V. (2011): TROG-D. Test zur Überprüfung des Grammatikverständnisses.
5. Auflage. Idstein: Schulz-Kirchner Verlag.
http://www.testzentrale.de/programm/test-zur-uberprufung-des-grammatikverstandnisses.html [zuletzt abgerufen
am 07.01.2013]
12. Tabellenverzeichnis
Tabelle 1:
Bußmann, H. (2008): Lexikon der Sprachwissenschaft. 4. durchgesehene und bibliographisch ergänzte
Auflage. Stuttgart: Kröner.
Pro Psychotherapie e.V. (2009): zu finden unter:
http://www.therapie.de/psyche/info/diagnose /icd-10/f8-entwicklungsstoerungen/f80-umschriebene-
entwicklungsstoerungen-des-sprechens-und-der-sprache/ [zuletzt abgerufen am 04.01.2013]
Tabelle 2:
Grimm, H. (2001): Sprachentwicklungstest für drei- bis fünfjährige Kinder (SETK 3-5). Diagnose von
Sprachverarbeitungsfähigkeiten und auditiven Gedächtnisleistungen. Göttingen: Hogrefe. S.8
Tabelle 3:
Grimm, H. (2001): Sprachentwicklungstest für drei- bis fünfjährige Kinder (SETK 3-5). Diagnose von
Sprachverarbeitungsfähigkeiten und auditiven Gedächtnisleistungen. Göttingen: Hogrefe. S.15ff.
Tabelle 4:
Fox, Annette V. (2011): TROG-D. Test zur Überprüfung des Grammatikverständnisses.
5. Auflage. Idstein: Schulz-Kirchner Verlag. S. 14