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Die Jahre nach 1990: Nun wächst zusammen
was zusammengehört
•
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•
Die ahre nach 1990
un wäc st zusammen
was zusammen e ö t
Weltbild
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4
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•- i t b ~ y r ; ~ ? ; : 1 1 . ) e ; / ~: ß - 1 / ~ ~ s
Peter Ensikat: Wettlauf zwischen Hasen und Igeln 7
1 Kapitel: Nun wächst zusammen
was zusammengehört . 9
Mathias Wedel
Das Leben kann so leicht sein 10
Lothar Kusche
Im großen Kebabylon 2
Uwe Steimle
Rückgabe vor Entschädigung
Wolfgang Schaller
Deutschland Ein Liebesmärchen
Matthias Biskupek
Vertraulicher Brief
Edgar Külow
Der Mann im Ausschuß
Ernst RöhlStammtisch
2 Kapitel: Keinem wir es schlechter gehen
Hansjoachim Riegenring
Das Ende der C st
Peter EnsikatOstspaziergang
Ernst Röhl
Früher war alles ganz anders
John Stave
Das Chamäleon bin ich
Peter Ensikat
Es ist nicht alles schlecht
Edgar Külow
Feiertag
Günter Herlt
Im Einkaufsparadies
Uwe Steimle
Euro 2 2
14
16
18
9
2
25
26
28
29
33
37
38
39
4
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Inhalt •
Wolfgang Schaller
Alter Mann in neuer Zeit
3 Kapitel: Als aus Pionieren >>Kids<< wurden
Ottokar Domma
Wofür ich mich entschuldigen möchteEdgar Külow
.
Ein Leben lang im In·t m befangen
Inge Ristock
Berufswünsche
Ottokar Domma
43
45
46
48
s
Auf zu neuen Höhepunkten 52
Matthias Biskupek
Das Ferienkind 55
4 Kapitel: Wo geht s denn hier zum Aufschwung 57
Wolfgang Schaller
Richard stört zum letzten Mal 58
Jochen PetersdorfDer trojanische ntek 59
Manfred Strahl
Hut ab 61
Angela Gentzmer
Vermauert 63
Uwe Steimle
Standort Deutschland 65
Ernst RöhlZwischen Nacht und Morgen 6 7
5 Kapitel: Reisefrei bis Hawaii 73
Matthias Biskupek
Erinnerung an unseren ersten gemeinsamen Sommer 74
Uwe Steimle
Unter Palmen träumen
Lothar Kusche
Ein jüngerer aber leicht besoffener Herr
Wolfgang Schaller
Reisefreiheit .
76
78
8
Nach den bi
jeh ick zu
Studium nach
Piesal
5
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Inhalt. . - - . - - - . . . . - - . - - . - - - . . - . .
„\
6 Kapitel: Der Sport im Osten
Uwe Steimle
Mei Golfplatz
Matthias Biskupek
Vertraulicher Brief
Ernst Röhl
Abstieg Ost
Edgar Külow
Der neue Trainer
7 Kapitel: Was Sie schon immer
über Sex wissen wollten
Hansjoachim Riegenring
Der dritte Mann
Günter Herlt
Auf zur Sexmesse
Manfred StrahlWo die Liebe hinfällt
Inge Ristock
7 - 5 - 7
Jochen Petersdorf
Aschenputtel
8 Kapitel: Blühende Landschaften
C U Wiesner
83
84
86
88
91
93
94
96
98
100
102
105
Frisör Kleinekorte als Kanzleramtsberater 106
Jochen Petersdorf
Die Ordensfeier 108
Lothar Kusche
Wie zaubert man Lenin weg? 110
Matthias Biskupek
Lustiges Rotkraut 113
Peter Ensikat
Hat es die DDR überhaupt gegeben? 115
Verzeichnis aller Bände 122
Register der utoren und ihrer Texte 123
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Zweiter Sieger der eschichte
Es waren einmal sechzehn Millionen Hasen. Die wußten von
nichts, waren aber so eingebildet, daß sie glaubten, mit sech
zig Millionen Igeln um die Wette laufen zu können. Damit es
ein Heimspiel für sie würde, wollten die dummen Hasen all die
klugen Igel zu sich ins Land bitten. Doch noch ehe sie die Bitteausgesprochen hatten, riefen die Igel munter: »Sind schon all-
hier « Auf daß es ein fairer Wettkampf würde, gaben die Igel
den Hasen ihre Treuhand. Sie setzten neben all ihrem Know-
how auch ein kleines Startkapital aufs Spiel. Die Hasen dage-
gen hatten nichts zu setzen als Haus und Hof, Stahlwerk und
Blumenladen, Intendanten- und Ministerpräsidentenposten.
Kaum war der Startschuß gefallen, da sah man die Hasen auchschon laufen wie die Hasen. Denn sie meinten, die Igel wären
hinter ihnen. Beim Lauf selbst aber fehlte von den Igeln jede
Spur. Doch wo immer ein Hase auch ins Ziel lief, stand bereitsein Igel und rief: »Bin schon allhier « Die dummen Hasen aber,
denen man vierzig Jahre lang eingeredet hatte, sie wären aufjeden Fall Sieger der Geschichte, wollten nicht glauben, daß
sie fortan nur noch zweiter Sieger sein würden auf einer Renn-
bahn, die einmal ihnen gehört hatte. Sie hörten nicht auf zu
laufen und zu laufen. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann
laufen sie noch heute, obwohl das Rennen für die Igel längst
gelaufen ist.
Peter Ensikat
7
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•
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10
•
Was ist der Unterschied zwischenGott und einemWessi?Gott weiß alles,der Wessi weiß
alles besser.
Jetzt wächst zusammen was zusammengehört
athias Wedel
... wenn man es mit den Westlern teilen darf. Karl mein ar
beitsloser Nachbar, ist seit Tagen wie verwandelt. Gesternstand der auf dem Ireppenabsatz und machte immerzu: »Summ
summ, summ.«
»Tja mein lieber, der Körper muß schwingen, und zwar aus dem
Zentrum heraus«, erklärte er mir und schlug sich auf die Bier-••
wanne, »sonst ist man nur ein traurig taumelndes Aon im Uni-
versum.«
»Und was bist du jetzt?« fragte ich ihn.»Wenn ich schwinge, teile ich meine Lebensenergien den Aber
milliarden anderen Menschen mit und die fangen auch an zuschwingen. Wenn dann alle summ, summ summ machen, gibtes keinen Haß und keine Kriege mehr und keinen Bundesfinanzausgleich und keine Ökosteuer. Summ summ, summ«
machte er und ich hatte ihn in Verdacht, daß er es mit seinenSchwingungen auf Frau Schmitt aus dem vierten Stock abge
sehen hatte, mit der er immer so gern Fahrstuhl fährt.Das Arbeitsamt hat dem Karl nämlich zwar keine Arbeit, abereinen Selbsterfahrungskurs beschafft. Dort hat er gelernt, sein
Ich anzunehmen, so wie es ist. Wenn seine Frau mit ihm zetert, daß er betrunken ist, sagt er jetzt immer: »Das habe ichan mir akzeptiert.«Der Kurs hat das sympathische Ziel die Ungerechtigkeit aufErden abzuschaffen. Natürlich nicht gleich beim ersten Semi
nar - aber spätestens bis zur Sommerpause soll es geschafftsein. Zu diesem Zweck fassen glühende Sozialarbeiterinnenden Karl bei den Händen, und er soll gleich mal sagen, was dasfür ein Gefühl ist.
Wahrheitsgemäß äußerte er daß er sich ziemlich dämlich dabeivorkomme, ein bißchen wie DFD beim Adventssingen, ein bißchen wie Kampfgruppe, wenn sie sich zur Schützenkette entfaltet. Daraufhin steht die ganze Patientengruppe auf undapplaudiert dem Karl - wegen seiner Ehrlichkeit.»Laß es raus, Karl laß es raus« quiekt eine Sozialtussi aus Bie
lefeld. Karl hat keine Ahnung was mit »es« gemeint ist und läßtvorsichtshalber erst mal gar nichts raus.Dann legen sich alle bäuchlings auf den Boden und lauschendem Dauerrauschen der Atmosphäre. Karl kommt neben der
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etzt wächst zusammen was zusammengehört
Sozialhilfeempfängerin Gudrun nieder, die nach eigenen Anga
ben im SED-Staat ihr Ich verloren hat - irgendwo auf der land
wirtschaftlichen Nutzfläche zwischen Brieselang und Nauen,
die sie einstmals mit dem Traktor befuhr. Je einsilbiger die At
mosphäre rauscht, desto heftiger atmet Gudrun dem Karl ins
Ohr. Hinterher behauptetsie, sie hätte nach langer
Zeit mal wieder was gespürt. »Ich nicht«, sagt
Karl. Und so war auch
das erklärt.
Nach dem Mittagessen
läßt die Seminarleitungdie Körper der Ichsucher
übereinanderrollen. Damit man lernt, mit frem
der Last zu leben. Gudrunrevanchiert sich und sagt
zu Karl, der oben liegt,
»fettes Schwein«, und ,wechselt den Partner.
Und jetzt kommt der Hö-
hepunkt, wenn man paar
weise die Fußsohlen an
einanderlegt - die bloßen
Sohlen von barfüßigen
Füßen-, um somit die ei
genen Nervenenden mit
denen des Partners zu
verknoten und in dessen
Ich fühlen zu üben. Seit-
dem quält Karl die Sorge,
daß er dem netten West
„ ffii i
berliner Philosophiestudenten seinen Fußpilz aufgehalst hat.
Er selber aber liest jetzt jeden Abend im Bett neben der BILD
Zeitung auch ein paar Seiten Nietzsche.
Zum Schluß gehen alle mit einem besinnlichen »summ, summ,
summ« auseinander - und wenn ihr ganz brav still seid, könnt
ihr ihr Summen sogar hören.
1 1
·. J
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2
•
Ein Ossi ·hat Schulden gemacht und
schreibt seinemWestcousin: » enn
ich nicht sofort tausend Euro ..auftrei-
. '
be milß ich mich
erschießen. Kannstdu mir helfen?« .
' .
»Tut mir leid, ich
besitze keinen Re-
· volver.«
Jetzt wächst zusammen was zusammensehört' . . , . '
Lothar Kusche
Welche Beziehung hatte Goethe zu Döner Kebab? Eine ebenso
komplizierte wie auch dumme Frage, denn es ist verhältnismäßig leicht, nahezu alle Dinge Wesen Vorgänge mit einem Goe
the-Zitat zu verbinden. Dieses lautet, falls wir die Imbißbudenallüberall im Sinne haben, folgendermaßen:
»Die Welt ist nicht aus Brei und Mus geschaffen,Deswegen haltet euch nicht wie Schlaraffen;
Harte Bissen gibt es zu kauen;Wir müssen erwürgen oder sie verdauen.«
Elsa und ich kauften uns mal an einem Stand in Rostock-Schu
tow etwas, von dem wir glaubten, man könne es essen. Das istschon lange her Damals lag Schutow noch in der »DDR«. Doch
jenes »Schaschlyk« stammte noch aus dem Lande Mecklenburg-Vorpommern wie es von 1945 bis 1952 existiert hatte.Oder waren die Zutaten bereits auf dem Gebiet des weilandGroßherzogtums Mecklenburg-Schwerin gewonnen worden?
Wie dem auch sei - Elsa und ich kauten wohl noch heute aufder Delikatesse herum, hätten wir nicht Rat geschöpft aus dem
trostreichen russischen Sprichwort: Eßt, eßt nur liebe Gäste,
man muß es sonst ohnehin den Hunden vorwerfen.Später lebten nicht nur Elsa und ich was die öffentliche Bekö
stigung betrifft, wie die armen Hunde. Der legendäre Wurstmaxe war längst zu einer Märchenfigur geworden wie Frau Rolle
oder Humpelstilzchen, und wer abends nach dem Theaterbesuch die Friedrichstraße hungrig entlangschlich, fand selbst
verständlich jenen Laden unter der Eisenbahnbrücke längstgeschlossen, der zu einer gewissen Berühmtheit gelangt war,weil er die lauwärmsten Bockwürste Mitteleuropas anbot.
Mit der Wende kam das Ende der imbißlosen Zeit. Die Futterstationen brachen aus der Erde wie die Krokusse im Vorfrüh
ling, wenn man einmal davon absieht, daß Krokusse nicht aufdem Asphalt blühen. Ein neuer Hauch von Wirtschaft wehtedurch Markt und Pfennig: die unvergleichliche Mixtur aus To
matenketchup, historischem Toastbrot, feinstem Motorenöl,leicht angebrannter Zwiebel mit einer Prise Mostrychnin undunglaublichen Mengen von Hacke-Peter dem Großen.Bei uns in der Vorstadt ging die babylonische Wurstbudenver
wirrung sukzessive, doch in atemberaubendem Tempo vor sich.Wo gestern noch ein ungeleerter Papierkorb von einem freund-
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Jetzt wächst zusammen was zusammengehört•
liehen Straßenreiniger träumte, lud am nächsten Morgen schon
»Gigi's GaumenGlück<< zum Schmausen ein. Und Azman Konstantinopel (mit bürgerlichem Namen Konrad Noppel, genannt
Atze) begann seine sagenhafte Kotelett-Karriere in einer aus
gedienten Telefonzelle (unter dem werbenden Spruchband »Das
Ohr ißt mit«), bis er eines Tages in einem von der Treuhand sehrpreiswert erworbenen Straßenbahnhof die inzwischen sowohlberühmte als auch berüchtigte »Schnellbißhalle Stambul« eröffnete.Nachdem der Frisör an der Ecke
nicht nur Kaltwelle, sondern
auch Glühwein offerierte und der
Gemüsefritze nicht mehr nur mit
Zitronen, sondern auch mit Kar
toffelpuffern handelte, nahm diePost den Rostbrätl-Vertrieb auf
am Schalter für Pferdzeichen).
Spätestens an diesem Tagewurde es allen klar, daß auch
mit unserer Straße etwas geschehen müsse.
Bis dato handelte es sich umeine Sackgasse. Nun wurde sie r . ·
offiziell zur Snackgasse erklärt.Mit generellem Parkverbot, aus
genommen Fahrzeuge des Öf-fentliehen Verzehrs. Wrr ge- ~ . ..
1
wöhnten uns daran, außer Haus. .
zu essen, und vermieteten die · <.
Küche an eine raumdürftige Kleinbildhauerin. Über den Quadratmeter-Preis haben wir uns noch nicht geeinigt; immerhin
ist das Gelaß jetzt zum Gewerberaum aufgewert worden. Wäreda eine Forderung von 98,75 DM/m2 pro Tag übertrieben?
Gestern abend noch las ich in der Zeitung: »Potsdam., Hamburger-Kette McDonald's will Brandenburger Kartoffeln zu Pommesfrites verarbeiten.« Die armen Kartoffeln, seufzte ich imHinüberdämmem ...
»Raus aus den Federn « rief Elsa heute in aller Frühe. »dieWohnungs-Gesellschaft hat den Vorgarten an den Chips-Konzern >Evas ewige Erdäpfel<verkauft, und dein dummes altes
Bett habe ich den Leuten zur Deponierung der Kartoffelschalen verpachtet «
Das kommt davon, wenn man heutzutage parterre wohnt.
J € 1 ~ / kAllf.f tc sVifl ?A fA E,u,tcW ߀ 1'rt11 et'llllS ~ l f 1 c l 1
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13
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41
7 • i i i
Wessi: »Ekelhaft,
wie schon drei
doppelte Korn dichverändern «
Ossi: »Aber ich habedoch gar nichtsgetrunken «Wessi: »Aber ich «
Uwe teimle
Frau Bähnert und Herr Zieschong verlassen gerade die Rhein
auen in Richtung Bonner Bundestag. Sie sind ausgerüstet miteinem Fernglas, einer Schmal?lmkamera AK 8, einem Fotoapparat der Marke Pouva Start, einem Maßband und einem
Notizblock. Herr Zieschong weist zum Bundestag hinüber.
»Wie die sich hier eingenistet haben. Über verzsch Jahre - ohneMiete zu zahln « - »Eingemästet.« - »Unsre Brüder und Schwestern.« - »Wer hätte das gedacht, Herr Zieschong « - »FrauBähnert, ich kann's noch gar ni fassen und begreifen. Zeigen
Se mir doch noch ma den Grundbuchauszug.« - »Mit Vergnü
chen « Herr Zieschong schlägt das Buch auf,blättert und liest dann laut und stolz: »Eigentiimer des Grundstücks, Gemarkung Bonn 0815/4711, Katasternummer undso
weiter ist per 08.03. Herr Günter Zieschong, wohnhaft in Dresden undsoweiter ... nee, ich faß es ni.« - »Zum Frauentag, Herr
Zieschong, zum Frauentag wechselt's den Besitzer. Also, alleswas recht und billig is ... « - »Mir is es lieb und teuer « - »Sagich doch, Se ham mehr Schwein als Verstand, Herr Zie-schong.«- »Vom Tellerwäscher zum Millionär ... « - »Vom Langzeitar
beitslosen zum Großgrundbesitzer, Herr Zieschong, jetzt sindmer de neuen Reichen und Schönen. Sie, Herr Zieschong, Sie «- »Was so'ne Eintragung aus 'n Menschen machen kann. Darf
ich Sie mal persönlich was fragen?« - »Ich berate Sie gern.« -»Ich hab meene Schkrupel, Frau Bähnert, vor allem innerlich.
Ich meene, mer nehmen denen das doch nu einfach weg.« - »Sewer'n doch ni moralisch wer'n, Herr Zieschong « - »Frau Bähnert, die hatten doch ooch ihre Geschichte. Die saßen dadrin
nen immer an ihren Pulten, haben de Männel gekritzelt, Schif
feversenken gespielt, sind ihrem Lobby nachgegangen, ichmeene, das können mer doch ni alles mit eenem Mal auslöschen. Nu, verzsch Jahre.« - »Und nu gehört's uns. Ihnen, meiBester.« - »Aber die hatten doch ooch ihre eichene Identität.«- »Immunität, die Immunität.« - »Sag ich doch. Was is'n das?«- »Immunität is, sehen Se doch. Viele Abwehrkräfte. Damit wirdie ni anstecken.« - »Derfen mer denn das?« - »Die anstekken? « - »Die von heute off morgen vor de Türe setzen?« - »IhreHumanität kennt wohl keene Grenzen? Soviel Mitleid off eenen
Haufen « - »Nu, was wird denn nu?« - »Der Herbert, was meiSeliger war, der war doch Jäger, und der hat immer gesagt:
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Jetzt wächst zusammen, was zusammengehört
Man gewährt kapitalen Böcken Schonzeit.« - »Schonzeit?« -
»Bis zum Umzug. Umzug vor Rückgabe « - »Ich wollt's eechent
lich noch lebend kriegen - das Grundstück.« - »Dann setzen
Se 'ne Frist, Herr Zieschong. Den 3. Oktober. Tag der Einheit.
Ist ooch 'n Feiertag, dann ham die Zeit zum Einpacken.« - »Und
dann?« - »Na und dann - ab nach Berlin.« - »Das is dann derenEntschädigung vor Rückgabe « - »Nu klar, so stehts im Grund-
buch.« Herr Zieschong rollt das Bandmaß aus. »Frau Bähnert,
.
jetzt gehts ans Vermessen - Zeit is Geld. Mir brauchen ... « -
» .. Zirkel ... « Beide lachen auf. Frau Bähnert klopft Herrn Zie-
schong auf den Oberam. » .. und Hammer « Sie schaut auf die
Straßendecke, sucht etwas. »Die ham hier gar keene Gullys.
Das is wohl garni erschlossen, das Gebiet hier?« - »Was ma-
chen mer nu aus dieser Investruine?« - »'ne In-Ostruine, Herr
Zieschong.« - »Genau, die wirtschaften mer runter - zum Al-
tersheim.« - »Ist es doch schon. Hier muß Schwung in die Bude.Seniorentreff der Volkssolidarität. Rentnertanz « - »Und Sie,
Frau Bähnert, werden Teilhaberin mit so treuen Händen.« -»Wie wär's mit 'ner Milchviehanlage?« Herr Zieschong grinst.
»Alles Zieschong oder was? Und der viele Mist?« - »Alles nach
Berlin « - »Nach Ostberlin « - »Nee, nee, jetzt hab ichs. Mer ma-
chen hier eenen riesigen Freiluftgolfplatz.« - »Genau, mit sol-
chen Ozonlöchern. Darauf brauchsch erseht e mal eenen schö-
nen Bohnenkaffee.«.- »Bonner Kaffee, Herr Zieschong, da gehn
mer doch glei ins Cafe Kanzler «
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Ossi zum Wessi:»Wir sitzen alle in ·einem Boot.«
Wessi zum Ossi:»Genau Die einenmüssen rudern, dieandern dürfen an-geln.«
Jetzt wächst zusammen was zusammengehört
olfgang Schaller
tl
,I 1 os are OH
(Der Mond, Musik, Polly und Mac, Dreigroschenoper)
Er: Siehst du den Einheitsmond über Deutschland?Sie: Ich sehe ihn, Geliebter Fühlst du, daß er jetzt uns beiden
leuchtet?Er: Ich fühle es, Geliebte.Sie: Wo er leuchtet, da will auch ich leuchten.Beide: Und wo er untergeht, da will auch ich untergehn.
Sie: Ach, alle Wessis halten mich für eine Bettlertochter, Mac.Er: Ach, alle Ossis halten mich für einen Haifisch, PollySie: Ich nicht, Mac. Ich bin kein Besserossi.Er: Ich hab dir auch was mitgebracht. (Gibt ihr eine Banane)Sie: Du sollst mir nicht immer so viel schenken, Mac.Er: Ich teile gern, Geliebte.Sie: Du bist so solidarisch, Geliebter.Er: Laß mich nicht nur geben. Laß mich auch vergeben, Polly,
Du mußt dich deiner Vergangenheit nicht schämen
Sie: Danke, Mac. Ich verzeih dir auch, daß du vierzigJahre in der Bundesrepublik gelebt hast
Er: Nein, nein Das kann ich nicht so leicht verdrängen Jahrzehnte in einer Gesellschaft der Schleimer, Arschkriecherund Heuchler. Und nie hab ich dagegen aufgemuckt Da muß
ich noch viel Trauerarbeit leisten.Sie: Aber, Mac, du warst doch nie so ein Lump wie der Globke
oder so korrupt wie der Flick. Nicht alle von euch drübenwaren Schweine.
Er: Aber Jahrzehnte die CDU-Herrschaft geduldet, Parteiendiktatur und Machtmißbrauch - Polly, das muß ich mjr heut
vorwerfenSie: Mac, weine nicht. Auch die SED hatte nicht immer recht.Er: Beschönige nichts, Geliebte Ich bin nicht wie du auf die
Straße gegangen. Ich hab den Kohl nicht verjagt.Sie: Gräm dich nicht, Mac. Ich hab den Kohl auch nicht ver
jagt.Er: Ich hab einfach auf der falschen Seite gestanden.
Sie: Übertreib nicht. Im Westen war nicht alles schlecht.
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Jetzt wächst zusammen was zusammengehört
Er: Soll ich dir was gestehen? Ich hab dem Verfassungsschutz
vor dreißig Jahren mal eine Auskunft erteilt. Wenn die jetzt
die Akten freigeben
Sie: Aber du hast doch niemandem geschadet Mac
Er: Wo denkst du hin, Polly
Sie: Ich vergebe dir.Er: Ich vergebe dir auch.
Sie: Dann ist ja alles gut, Mac. Mach dir keine Gedanken.
Er: Mach du dir bitte auch keine Gedanken, Polly. rr wollen
doch nur Liebe voneinander.
Beide: Komm. Laß uns gegenseitig das letzte Hemd ausziehen.
;
- /-
Beide: Ich ging mit dem Miststück zum Standesamt, statt
ihn/sie zu opfern auf dem Altar.
Er: Sie dankt nicht mal, daß von mir ihr Brautkleid stammt.
Sie: Der klaut mir die Myrte vom Haar.Beide: Wir steigen gemeinsam ins großdeutsche Bett
und schauen uns nicht ins Gesicht.
Auch wenns uns schaudert bei jedem Verkehr -
Wir tun unsre Ehepflicht.
(Sie sinken nieder. Der Mond geht unter.)
17
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18
Ein Wessi kommtzu einem ThüringerHundezüchter. Derpreist seine Hunde
an: »Dieser hierhat bereits drei
Preise.«»Ist gut« sagt der
Wessi »ich bezahle
den niedrigsten.«
J_etzt w ~ h s t zusammen was zusammengehört
Matthias Biskupek
l
Sehr geehrte Kolonialbeamte,
nun seien Sie doch nicht gleich sauer. Ich habe doch nicht Ko-lonialherren geschrieben. Beamte sind pflichtbewußt, unbe
stechlich, bürgemah. Wollen Sie das etwa nicht sein?
Und Kolonial ... im ursprünglichen Wortsinne sind Kolonisato
ren Urbarmacher. Gärtner in der Wildnis. Zivilisatoren. Men
schen mit höherer Bildung, die Eingeborene erziehen und her
anführen an Europa, Kultus, Gymnasium, Porzellangeschirr,
Steuergesetze und all so was.
Sie dürfen sich also stolz Kolonialbeamte nennen. Kürzlich, als
Sie einen ganzen Tisch in Mucky's Destille besetzt hielten, warich stolz auf Sie. So jung, so straff, so voller funkelnder männ
licher Schlipsnadeln. Parfümumweht. Früher waren das nur
russische Offiziere. Na gut, das will ich hier nicht vergleichen.
Sie haben sich bei Mucky echt unters Volk gemischt. Obwohl
Sie sich doch ohne weiteres Ehdel's Restaurant leisten könn
ten. Trotzdem haben Sie tapfer Mucky's Billigbier getrunken.
Das hat mir gefallen. Auch, wie sie die beiden einheimischen
Mädchen ins Gespräch gezogen haben. Richtig gezogen. Klar,
es gibt ja nun mal kaum Kolonialbeamtinnen. Hier hat s wohlnur eine einzige. (Haben Sie bemerkt, wie ich Ihre grammati
schen Eigenheiten schon annehme? Nicht: Es gibt. Nein: es
hat, sagt der Grüßgottbeamte.)
Also, Ihnen zuzuhören war ein echtes Schmankerl. (Schman
kerl formuliert jetzt auch der staatsnahe Sprecher zu jedem Er
eignis, gleich ob Landesvater-Besuch oder Rockkonzert.) Sie
haben ein Selbstbewußtsein, das duftet heftiger als besagter
sowjetischer Offiziersdiesel. Denn Ihr Selbstbewußtsein grün
det sich einfach auf Wissen. Am meisten bewundere ich nämlich Ihre Schlagfertigkeit. Eines dieser beisitzenden Hiesigen
mädels fragte - naiv, wie wir nun mal sind - nach irgendeinem
unsrer famosen Steuergesetze. Und nach langem Hinundher,
als keiner wußte, warum es diese Vorschrift seit 1871 gibt,
sagte einer von Ihnen: Dös werd im Regührungsbezirk Ober
pfalz aa so gniacht
Das hat mir die Augen geöffnet. So wird es mir künftig Richt
schnur sein, bei allen Fährnissen dieses Lebens. Ich werde
dies immerdar als Argument unterm Herzen verwahren: Döswerd im Re ngsbezirk Oberpfalz aa so gniacht Pfüati.
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Jetzt wächst zusammen was zusammengehört
Edgar Külow
l llft
Jänickes waren am Sonntag aus der Frühmesse zurückgekehrt,
und Tochter Josephine hielt den Zeitpunkt für günstig, ihren El-tern ein Geständnis zu machen. »Du, Papa, ihr habt es sicher
schon gemerkt. Ich habe einen Mann kennengelernt. Ich denke,es ist der Mann fürs Leben. «
Vater Jänicke lächelte verständnisvoll: »Mit achtzehn denkt
man das immer. Als ich deine Mutter kennenlernte, habe ich
das auch gedacht. Was macht er denn so?«
»Er ist Landtagsabgeordneter der PDS.«
9
~ r Jänicke guchle •< il :
seine Tochter dermaßenverdutzt an, als hätte er
die Nachricht erhalten,
Mutter Theresa hätte
eine Fehlgeburt gehabt.
»Land tagsab geordneter
der PDS? Da wäre es mir
schon lieber gewesen, du
hättest einen Neger ange-
schleppt «Die Mutter begann, laut
zu schluchzen. »Kind, ach
Gott Einen Neger von derPDS «
»Nein, Mutter«, berichtig-
te der Vater, »nur PDS.
Und das ist verdammt schlimm genug.«
Die Mutter heulte auf. »Diese Hungerleider «
»Aber ihr habt doch immer gesagt, in der PDS, da sitzen dieWendemillionäre «
»Aber nicht auf Landesebene. Die Parteigangster sitzen in Ber-
lin und in Bonn.«
Schweigen.
»Macht er das hauptamtlich oder wie oder was?«
»Natürlich, Papa «
»Was heißt hier natürlich? Ich bin seit dreißig Jahren ehrenamt-
licher Vorsitzender vom Posaunenchor und ehrenamtlicher
zweiter Geschäftsführer vom Verein Christlicher Junger Män-
ner. Und noch im Vorstand von Fortuna 1980.«
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2 Jetzt wächst zusammen was zusammengehört
»Du kannst Fußball doch nicht mit einer politischen Partei ver
gleichen «- »Aber Fußball wurde schon gespielt, da ist Leninnoch mit der Trommel um den Christbaum gerannt.«»Aber Papa Die Uljanows hatten gar keinen Christbaum «
Jetzt wurde der Vater laut: »Weil sie gottlos waren Der Bruder
von Lenin wurde doch sogar zum Tode verurteilt, weil er mitder Aurora auf den Zaren geschossen hat ... «»Das war Wladimir Iljitsch, Papa.<<
»Was? Du bist ja schon angesteckt, du rote Socke «
Erneut schluchzte die Mutter auf. »Heilige Maria, Mutter Got
tes, du Gebenedeite unter den Weibern Und eure Kinder? Wer
den die vielleicht katholisch? Nein, sie werden Gottlose. Oder
noch schlimmer: Sie werden Juden, die unsern Herm Jesus ansKreuz geschlagen haben.«
Werner Jänicke stand auf. »Nun halt mal deine fromme Luft an,Mutter - Da sitzt so einer im Landtag rum, will die Welt ver-
bessern und stimmt gegen alles, was unsereBring deinen Kommunisten doch mal mit christlichen Werte ausmacht. Mit den Grünennach Hause Ich w ll ihn mir mal ansehen. im Bunde. Dagegen sind doch selbst die Sozis
noch Deutsche. So muß man das sehen «
»Du irrst dich, Papa. Der sitzt nicht nur rum. Der ist beispielsweise im Ausschuß für Bauwesen.«»Das ist typisch. Im Ausschuß. Ich lach mich kaputt. Aus
schuß. Ausschuß. Welch ein treffendes Wort: Ausschuß.«Die Mutter versuchte, sich ins Gespräch zu bringen. »Heiliger
Christophorus, Heiliger Bonifatius ...«Ihr Mann sah sie an und sagte nur langsam: »Halt die Klappe «
Da ging sie mit ihren Heiligen in die Küche und setzte Kaffee
wasser auf. Der Vater nahm wieder in seinem abgewetzten Le
dersessel Platz. »Sagtest du - für Bauwesen?«»Ja, für Bauwesen.«»Hm - für Bauwesen. Ja - Wir haben doch das Grundstück
unten an der Elbe. Na, wo wir kürzlich diesen Ärger hatten. -Weißt du, Josephine, bring deinen Kommunisten doch mal mitnach Hause Ich will mir den Mann mal ansehen.«Als Mutter ihn später unter vier Augen nach seinem plötzlichenMeinungsumschwung fragte, meinte Werner Jänicke lakonisch:»Mutter, wir leben in einer freiheitlichen Demokratie « - »Ach?«
»Ja, da muß man auch die Meinung des anderen, also die an
dere Meinung, muß man achten. Freiheit ist immer die Freiheitdes anderen Rosa von Praunheim. Oder so ähnlich. Also, Frei-
. heit ist immer die Freiheit des anderen. Selbst die eines Linken - für Bauwesen «
-
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Jetzt wächst zusammen, w s ~ u s a m m e n e h ö r t
Ernst öhl
ta t ttise
Ich hab's kommen sehn. Warum auch hätte die deutsche Ge-
schichte ausgerechnet um unseren Stammtisch einen Bogenmachen sollen. Unsere Stammkneipe heißt Mittelpunkt der
Erde, und dieser Name trifft es genau, geographisch sowieso,
aber philosophisch erst recht. Hier im Zentrum der verblühen
den Landschaften tagt unser Stammtisch jeden Mittwoch bis
nach Ausschankschluß.
Bei uns hat der Zapfhahn
das Laufen gelernt, undFredi, unser Stammga
stronom, könnte, wäre ernicht unersättlich, mit
dem Umsatz zufriedensein. »Geld allein«, sagt er,
»macht nicht unglücklich,
aber es kann nicht scha
den, wenn du außerdemnoch ein paar Goldbarren,
Schiffsaktien, Immobilien
und Nummernkonten inder Schweiz hast.« Mit an-
deren Worten, er gibt den
J
- .„ fa:.
gnadenlosen Mr. Moneymaker, der im Gegensatz zu uns Wen-
deopfem endgültig angekommen ist in der Marktwirtschaft.
In Großbuchstaben hat er das Wort WELTSICHERHEIZRAT
mit schwarzer Tusche auf ein Stück Pappe gemalt und über
dem Stammtisch aufgehängt. Dieses schlichte Dekor verleiht
dem Tagungsort die Aura diplomatischer Erhabenheit, und tat
sächlich sind die Debatten der ständigen Mitglieder seitdemnoch heißer geworden. Wichtigstes Thema ist und bleibt die
Rente. Sie kommt in der Rangliste ganz knapp vor dem Welt-
frieden. Mit der Weltlage fängt es jeden Abend an, mit der Ren-
tenreform hört es auf.
»Vor ein paar Jahren«, sagt Fritz, »hatte ich mal eine Rentenerhöhung, bei der kriegte ich elf Cent weniger ausbezahlt «
Damit, findet das Plenum, wäre er ganz gut bedient gewesen.Alfred versucht es mit dem positiven Denken. »Mir juckt die
Hand«, raunt er uns zu, »ich glaub, wir kriegen bald wiedermehr Rente.«
21
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22 Jetzt wächst zusammen was zusammengehört---------------------------
Ossi zum Wessi:»Sie haben Ihr Versprechen gebro-
chen «
Wessi zum Ossi:
»Macht nichts, Sie
kriegen ein neues.«
Alle gucken sich an, als hätte sich bei Vater eine Mutter gelokkert. Ächzend steht Paule auf und klatscht sich mit der flachenHand bühnenreif auf die linke, leicht angehobene Backe. »Und
mir«, sagt er, »juckt der Arsch, ich glaub, die scheißen uns wieder an.« Paul ist manchmal schrecklich vulgär.
»Für einen Intellektuellen«, sagt Wolfgang, »einen Tick zu vulgär.« Wolfgang war bis zu seiner Evaluierung und anschließenden Abwicklung Professor mit Lehnstuhl an der Bauhochschule. Dann leitete er ein paar Jahre die Imbißbude ß was am
Busbahnhof. Wir haben gern bei ihm gekauft, mal eine n k-
ker, mal eine Curry gegen den kleinen Hunger zwischendurch.»Was darf's denn sein, Herr Doktor?«»Eine Bockwurscht bitte, Herr Professor «Seit sie ihm die Bude dichtgemacht haben, ist er öfter depres
siv, stundenweise aber auch wieder voller Hoffnung und der Zu-kunft zugewandt. Dann denkt er, von Rachegedanken erfüllt,regelmäßig an die Ostgoten, die schon vor sage und schreibesechzehnhundert Jahren mit ihren Wessis fertig geworden sind.Für solche Stimmungsschwankungen bringt unser Stammtischkollektiv grenzenloses Verständnis auf. Wir haben alle unserPäckchen zu tragen, wir sind alle gelernte DDR-Bürger, alleDas heißt, seit kurzem nicht mehr direkt alle ...
Ich, wie gesagt, hab es kommen sehn, und wie es kommen
mußte, ist es dann ja auch tatsächlich gekommen. Als Alfredanfing, von seinem neuen Nachbarn Rudi zu schwärmen, waralles bloß noch eine Frage der Zeit. »Rudi, der ist eine Stimmungskanone, der kann Witze erzählen, ihr legt euch flach «
Den neuen VW Phaeton hat er bar bezahlt, und er ist sehr, sehrzufrieden mit dem Wagen. Rudi hat Alfred sogar mal dreihundertzwanzig Meter mitfahren lassen. »Ein Auto mit allen Schikanen«, sagt Alfred, und Fredi hinterm Tresen fährt seine Ohr-
muscheln aus wie Parabolantennen.
Rudis Tierkreiszeichen, sagt Alfred, sei der Steinbock: ehrlich,strebsam, heimattreu. Rudi, der steht mit beiden Beinen festauf der Erde und stammt aus Hückeswagen im Sauerland, »aberdaß der aus dem Westen stammt, ehrlich, das merkt keineSau.« Alfred ist regelrecht verknallt in Rudi. Viel hat damalsnicht gefehlt, und wir hätten mal mit seiner Christa geredet.Alfred spielt sogar Skat mit Rudi.»Ihr werdet lachen«, sagt Alfred, »das geht «Am Stammtisch zuckt alles die Achseln. Warum soll so was
nicht gehen Skat ist immer gesamtdeutsch geblieben, immer.Im Osten mußte keiner der vier Könige abdanken, trotz kader-
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Jetzt wächst zusammen, was zusammengehört
mäßig bedenklicher Nähe zum Feudalismus. »Theoretisch«, er-
klärt Willi, »hätten aus ihnen Generalsekretäre werden können
oder Vorsitzende des Ministerrats und aus der Herzdame eine
Volksbildungsministerin.« Rudi, hebt Alfred hervor, sei Natur
freund und finde es super, daß unsere ostdeutschen Singvögel
bereitwillig die gesamtdeutschen Händymelodien nachflöten.Alfred geht auch davon aus, daß Rudi Angler ist. Anders kann
er sich nicht erklären, daß Rudi neulich den Großen Mummel-
see gekauft hat und für seinen kleinen Sohn den Kleinen Mum-
melsee.
Rudi ist in der Immobilienbranche tätig.
»Ein Immobilienhai « sagt Fritz und zieht die Augenbrauen weit
nach oben.
»Bring ihn doch mal mit, deinen Rudi«, schlägt Fredi vor. Ihm
kommt jeder Gast zupaß, und wenn er noch so reich ist.Einen Mittwoch später erscheint Rudi leibhaftig: »Reimer mein
Name, großes R, kleiner Eimer.«
Unverschämt braungebrannt ist er. Seine Glatze glänzt wie eine
Speckschwarte.
»Wer in der Jugend fleißig bürschtet«, sagt unser Willi, »hat im
Alter nicht mehr viel zu kämmen.«
Diesen Sparwitz nutzt Rudi als Steilvorlage: »Anständigen
Menschen gehen die Haare von alleine aus, Schweine müssen
gebrüht werden.«Tusch und Pluspunkt für Rudi, der sofort eine Lage schmeißt.Dann aber verhält er sich für einen Westler erfreulich ruhig und
hört Wolfgang zu, der laut darüber nachdenkt, welche Musik
er, wenn es eines Tages soweit ist, für sein Begräbnis bestel
len soll. Er schwankt noch zwischen dem Largo von Händel und
dem kleinen Trompeter. Paul gibt ihm die Linie und sagt klipp
und klar, was der Stammtisch von ihm erwartet - die Kunst derFuge nämlich. »Wegen der Bauhochschule «
Alfred nimmt W olfgang in Schutz. Wir sollten, sagt er, nicht aufWolfgangs Gefühlen rumtrampeln.
»Gefühle«, schnaubt Fritz, »geht das hier nun auch schon los
mit den Gefühlen Jeder Wetterbericht erzählt dir was von dergefühlten Temperatur, der Urologe fragt dich nach dem gefühlten Alter ...
»Alles ist teurer geworden«, sagt Paul, »aber der Teuro ist auch
bloß eine gefühlte Preissteigerung.«
»Fehlt bloß noch der gefühlte Aufschwung Ost«, kräht Willi.
»Wer fühlt denn den?« fragt Paul in die Runde.»Keiner«, sagt Fritz.
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»Doch, einer « sagt Rudi. - »Wer denn?« - »Ich «
»Ja, du ...«Wolfgang achselzuckend: »Du bist ja auch aus dem
Westen «
»Nun bleibt doch bloß mal cool, Kinder Ost, West - West, Ost,
so was spielt doch überhaupt keine Rolle mehr.«
»Na, ich weiß ja nicht«, sagt Rudis Freund Alfred und läßtoffen, was er nicht weiß.»Wie denn « sagt Fritze leise, aber kämpferisch. »Das spielt
keine Rolle mehr? Hör mal, wir hier im Osten würden unserm
Chef gerne mal in den Arsch treten, wir haben bloß keinen
Chef mehr «
»Wann«, fragt Willi, »werden endlich die Westlöhne an unsre
Ostlöhne angeglichen?«
Rudi weiß es nicht.
Fritz, einmal im Zug: »Warum werden im Osten so viele Biblio-theken dichtgemacht? «
»Weil Lesen bildet « sagt Wolfgang.»Ach, ihr « Rudi winkt ab. »Ihr immer mit euerm Osten «
Paul hakt nach: »Mit unserm Osten?«»Genau «
»Was ist denn an unserm Osten noch unser Osten?« Fritz kuckt
von einem zum andern.»Der Große Mummelsee nicht«, sagt Willi, »und der Kleine
Mummelsee auch nicht.«Alfred schlägt die Augen nieder.
Verbissen schweigt der Stammtisch.»Kinder«, sagt Rudi, »nun legt doch nicht gleich jedes Wort auf
die Goldwaage «Rudi ist mit Abstand der Lustigste von allen. »Stimmung « ruft
er. »Herr Wirt, noch 'ne Lage Mir ist grade was Hübsches ein-
gefallen ...«
Drei Tage danach sitzt Rudi beim Notar. Zweck des Besuchs:
Redlicher En:verb des Bierlokals Mittelpunkt der Erde, kom-plett mit Grundstück und allen Nebengebäuden.
Fredi avanciert zum Geschäftsführer. Hastig tauscht er das
Pappschild WELTSICHERHEIZRAT aus gegen das Emailschild
RUDI'S STAMMTISCH, grün auf weißem Grund.
Der Stammtisch ist sprachlos und verbittert.
Aber Rudi ist kein Unmensch. Er gewährt dem Stammtisch Be-
standsschutz, »bis auf weiteres«. Und er findet auch in dieserkniffligen Situation die rechten Worte. »Deutsche, an einen
Tisch « sagt er.
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26 einem wird es schlechter gehen
Hansjoachim Riegenring
or 141 1 YW141 St
Ich stehe an »Charly's Happy Happen and Drinks Bar«, also an
Karls Würstchenbude, und bestelle eine Currywurst.An der Bude hängt eine Tafel »Unser aktuelles Angebot: Klei
ne Brötchen für Kurzarbeiter «»Ich habe noch eine Spezialität«, sagt Charly. »Moment, wo
denn ...« er langt unter die Theke, »ah, da haben wir den Salat «
Er stellt einen Salatbecher in Form eines Eimerchens vor mich
hin. »Salat ä. la Treuhand - alles im Eimer «
»Ich bleibe bei der Currywurst.«
»Auch keine schwarz-weiß-rote Sülze?« fragt Charly. »Ist sehr
beliebt. Regelmäßiger Verzehr gibt Ihnen das Gefühl, der Aller-größte zu sein. Nein? Bitte, Ihre C st. Guten Appetit.«
Ich nehme die Wurst und will sie der Bestimmung aller Curry
würste zuführen, da ruft neben mir einer: »Halt « Ich lasse er
schrocken die Wurst auf den Pappteller fallen. Der Typ neben
mir hebt die Arme und ruft in die Gegend: »Halt ein, o Mensch
Bedenke bei allem, was du tust - das Ende ist nahe « Darauf
dreht er sich wieder zum Tresen und schaufelt Pommes in die••
Offnung in seinem Bart.
»Müssen Sie gar nicht hinhören«, flüstert mir Charly zu, »derist in so 'ner Sekte, die leben vom ständigen Weltuntergang und
dem nahen Ende.«
»Wäre auch ein unpassender Moment zum Untergang - jetzt,
wo alle sagen, es geht aufwärts«, sage ich und will in das nahe
Ende meiner Currywurst beißen.
Zwei Männer in Großraumstiefeln und mehr Taschen an den
Jacken, als die Staatsbank Safes hat, stellen sich neben mich
und werfen einen mitleidigen Blick auf meine Currywurst.
»Bockwurstßt
der deutsche Mann«, spricht der eine, und dannsingen sie »Bockwurst, Bockwurst über alles, über alles in derWelt «
Ich nehme schüchtern meine nicht mehr ganz warme Currywurst und führe sie in Richtung Mund. »Nicht so eilig, mein
Freund« lächelt mich sanft der softy Jüngling rechts von mir an,
»du mußt dich erst einmal sammeln, du mußt eine positive in
nere Einstellung zu der Wurst finden.«
»Habe ich «, sage ich ...
Er lächelt nachsichtig. »Kennst du TAO, Freund?«
»Eine neue Wurstsorte?« frage ich vorsichtig.
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einemwird s schlechter g ~ n
»Im TAO ist die ganze Weisheit des I-Ging enthalten«, belehrt
er mich, »TAO ist ES. Meine Güte, wie konntest du nur so langeohne TAO leben? «
»Mit Currywurst«, sage ich.
»Alles Blödsinn Deutsche Wurst, deutschasiatische Weisheit «
Das sagt die Frau mit den ampelroten Fingernägeln und demLächeln einer Radarfalle, während sie ihren Joghurt auslöffelt.»Der Computer regiert die Welt, der deutsche Computer «
»Die ist Chefprogrammiererin oder so was«, erklärt mir Char
ly leise. »Hat ein Gemüt wie 'n Taschenrechner.«
»Die ganze Welt«, erklärt uns die Datendame, »ist
eine große Software. Die Natur, die Wirtschaft,
2
Technik - alles Software. Unser Haushalt«, sagt sie
stolz, »total programmiert. Mein ann Software «
»Da sollte er mal zum Arzt gehen«, murmelt derMann, der seine fünfte Bierbüchse leert, »es gibt da •
=-----Spritzen.«
»Einigkeit und Recht und Bockwurst«, singen die
Bockwurstesser.»Eines Tages«, sagt die Computerdame, »werden wir
auf ferne Planeten fliegen ... « - ».. und deutscheBockwurst essen « grinst ein Lederjackenmann.
»Das soll aber furchtbar weit sein«, meint das Mäd
chen mit dem Hamburger, »Z manchen Planetenbraucht man 30 Jahre.<<
»Na und?« lacht der Biertrinker. »Fast so lange habe
ich gebraucht, um von Dresden nach München zu kommen «
»Was unsere Welt braucht«, strahlt der Softjüngling, »ist Liebe.«
Er holt einen Packen Geschäftskarten aus der Tasche und verteilt sie an uns. »Wir treffen uns jeden Dienstag. Safer-Sex na
türlich.«
»Das Ende ist nahe « ruft der Weltuntergangsmann.
»Was ist das für ein Bild?« frage ich Charly und deute auf denleeren Bilderrahmen neben dem Grill.
»Das ist Karl Marx, seit der Bart ab ist«, sagt er.
Der Jüngling erklärt dem Mädchen den Tantra-Sex.
Die Computerfrau spricht von der Rettung der sowjetischen
Wirtschaft durch deutsche Computer.
Die Lederjacken singen »Heute gehört uns die Bockwurst ... «
Der Biertrinker deklamiert »Biertrinker aller Länder ...«
Charly spendiert eine Runde Wodka »Gorbatschow« mit dem
verminderten Elananteil. Die deutsche Welt ist schön. Ichmöchte nur wissen, wer meine Currywurst gegessen hat.
27Li 7
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Wessi: »Warum
heißt die Straße
denn Clara-ZetkinStraße?«
Ossi: »Na kennen
Sie die berühmte
Politikerin und Al-
terspräsidentin des
Reichstags nicht?«
Wessi: »Natürlich,ich wußte nur
nicht, daß sie hier
wohnt.«
Keinem wird es schlechter ehen
Peter Ensikat
Von Lenin befreit sind Straßen und Plätze
durch der Freiheit wilden, belebenden Blick.In Deutschland blüht Gedächtnislück'.
Der alte Erich mit seiner Metze
zog sich ins rauhe Moskau zurück.
Von dorther sendet er fliehend nur,
ohnmächtige Schauer seniler Sprüche.
Der est macht eine Entziehungskur
und konzentriert sich aufs Wesentliche••
Uberall regt sich dynamisches Streben -
Vergangenheit hat es bei uns nie gegeben.An Idealen fehlt's im Revier.
Wir nehmen gebrauchte Autos dafür.
Dreh dich nicht um nach Marx und nach Engels,
das ganze Parteilehrjahr - verdrängels
Aus dem finsteren Einheitschor
dringt pluralistisch ein Volk jetzt hervor.
Jeder sonnt sich heute so gern
in seinem Widerstand gegen die Herrn.
Die, die einst folgsam Spalier gestanden,wurden zu wilden Stürmern und Rächern.
Seit sie zu sich selber fanden,
dulden sie nichts Rotes mehr an den Dächern.
Aus des Zwangsjubels quetschender Enge,
aus der eigenen Fahnenpracht
haben sie's endlich zum Bauspam gebracht.
Sieh nur, sieh, wie befreit sich die Menge
durch die eigne Vergangenheit schlägt.
Da fällt auch die Kollwitz um im Gedränge,und Brecht und Heine werden zersägt.
Und ganz vom Freiheitsdurst besoffen,
entfernen sie auch Heinrich Mann.
Die Hohenzollern dürfen hoffen,
denn die montiern wir wieder dran.
Und kommt's mal wieder zum Getümmel,
holn wir auch Stalin aus dem Himmel.
Im Ernstfall seufzet groß und klein -
so ist der Mensch, so muß er wohl sein.•
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Keinem wird s schlechter g h ~ n
Ernst Röhl
rs
Endlich besucht unser Olli uns mal mit seinem neuen VauWee.
Mann, Olli, sag ich, du hast dich j lange nicht blicken lassenDa drüben in Castrop-Rauxel, sagt er, müsse er jede Menge
Überstunden schieben, wegen der Wirtschaftskrise. Seine Mut-
ter war schon ganz ungnädig und konnte sich eine kleineGehässigkeit nicht verkneifen: Tolles Gedächtnis, mein Sohn,sagt sie, daß du überhaupt noch weißt, wo wir wohnen, alsowirklichHängt mit dem Parkplatz zusammen, sagt Olli und grinst wieEberhard Cohrs. »Auf
On ler
GeNerkscf>affer Suche nach ei-nem Parkplatz kamich auch in dieseStadt.«
»Ey, voll cool, deinJunge «
•
• Vee; Vo;,-,
f/QJ4Se1jenlu'fner ,I ·
Kannste laut sagen,Benno. Meine Handfür mein Produkt
Der is noch mit Kinaund Babysan großgeworden, mit dem
Butzemannhaus undClown Ferdinand ...»Und Frau Puppendoktor Pille «
Mit Heinzderquermann
•
•
»Mit Kammersänger Reiner Süß «
•
•
••
•
•
. ------------
Herricht und Preil, nicht zu vergessen. - Erna Ernaaa Wasis denn nu mit dem Kaffe?
»Gleich fertig ...«Nee du, unser Olli, der hat da drüben in Castrop-Rauxel seinenHumor nich verloren. Der kuckt immer noch kein Westfernsehen Der kuckt entweder gar nich oder konsequent EmDeEr.
Unser Olli, du, der sieht durch. Der Junge kommt zurecht. Derhat sich sein neues Auto nich in Rüsselsheim bauen lassen,sondern in ...».. in Wolfsburg « .
•
.• l
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einem wird s schlechter gehen
Genau, eine Daumenbreite hinter der Staatsgrenze West. Bloß
weißte, Benno, ehrlich mal, der VauWee, der fährt ja, aber ein
Trabant isses nich direkt.
»Was willste vom VauWee mehr verlangen ... Da drühm wird
ehmt ooch bloß mit Wasser jewaschen, Schorsch.«
Sag ich doch. Meine Ema, die läßt sich von der Miele-Bauknecht-Propaganda auch nich verrückt machen. Die hat immer
noch ihre gute, alte WeEm 611 ...
»Aus Schwarzenberg.«
11 ? ~ ~ ' e & r ~ + JJ 1
Genau. Die läuft und läuft und läuft.»Wie der Käfer.«
Besser. Und schneller. Weißt du,
was das Allerbeste is? In der WeEm
611 kannst du, wenn du willst, so
gar Bockwürschte heißmachen fürsWohngebietssportfest. Achtung, Ema
kommt
q r b e d ~ l o ~J e w o r c : ~ ?
11be11 off 4t. c 1 . t 1 e r ' I ~- ; f ? ' ' ' l ~ ~ s wf:j
»Sooo, Kaffe ist fertig, die Herrn.«
»Hm, wie der wieder duftet, Ema «
»Rondo Melange aus dem Hause
Röstfein. Kaffe-Mix ist immer noch
nich wieder auf'm Markt, leider: Aus
weniger Bohnen mehr Kaffee - eine
hochveredelte Mischung aus erlesenem Röstkaffee und fein abgestimm
ten Surrogaten ... «
»Wir haben grade über deine Wasch
maschine gesprochen, Ema, aber nur
Gutes, nichts als Gutes ...«
»Spitzen-Maschine, Benno, da häng
ich richtig dran, und da kommt nur
Spee rein, bloß gut, daß es in der
Kaufhalle immer noch Spee gibt, Spee gekörnt und Spee-Megaperls ... Danach is dann aber auch schon gleich Engpaß an
gesagt. Nee, was hatten wir früher für 'ne breite Palette: Linda
neutral, Fewa, Weichspüler Wofalor, Domal - der Frottee
Weichspüler, Wasserenthärtungsmittel Gemol, Episan-Flüssig
seife, in der Küche Ata, Fit und Malimo-Geschirrtuch, im
Badezimmer die Handwaschpaste Perladin, Bikum-Haarfesti
ger und Odorex gegen Achselschweiß ...«
»Und den einklappbaren Reisezahnputzbecher, Erna, mit dem
kleinen Spiegel im Becherboden ...«»Genau, Benno «
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einemwird es schlechter gehen1 1
»Den hatt' ick immer mit uff Montage, oblijatorisch.«
»Hab ich dir ei'ntlich schon erzählt, Benno, daß mein Schorsch
unser Bad gefliest hat? Farblich absolut spitzenmäßig ...«
Natürlich blaue Fliesen, Benno. Darauf trinken wir ein' Was
darf's denn sein - Timm's Saurer, Jahrgang 88, im Kohlen
keller gereift, oder vielleicht ein Gläschen Gotano? Kumpeltodis leider nich mehr im Angebot, schade ... 'lreuhand Mehr muß
ick wohl nich sagen.
»Jibt j vieles, was es nich mehr jibt, Schorsch Die janze schö
ne Bückware is über'n Jordan, der janze Bevölkerungsbedarf:Kuko-Reis, Tempolinsen, Minolpirol, Schreibmaschine Erika,
Staubsauger Martina, Kittifix, Genex Der Polyacrylnitrilfaser
stoff Wolpryla- das wollige Wunder der Chemie Suppina- die
Fünfminutenterrine der zweiten Diktatur ... Und die Grilletta «
»Hand aufs Herz, Benno, der Hämbörger is doch auch weiternischt als 'ne stinknormale Bulette, ich sage immer zu
Schorsch: Wie die Grilletta, sag ich, genau wie die gute, alteGrilletta «
»Jenau, Ema. Und der Valentinstag is ooch bloß'n achter Märzfür Arme ...«
»Apropos achter März, um das Geschenkpapier tut's mir am
meisten leid, das landet heutzutage komplett auf der Müllkip
pe. Früher hab ich das aufgeplättet, dann war es wieder wie
neu gewesen.«»Is ehmt allet nich mehr, wie 't mal j ewesen war, Ema. «
So isses, Benno Heute zahlst du Soli, ob du willst oder doch,
früher war Soli total freiwillig. Und wenn heute in der Wirt
schaft gemogelt wird - Bilanzaufhübschung, kreative Fehlbu
chung, solche Sachen - dann geht es immer bloß um die Kohle,
früher is die Statistik auch geschönt worden, und das nich zu
knapp, aber damals ging's wenigstens um die Ehre, um den
Sieg im Wettbewerb ...
»Kalender hab ich gar nich gebraucht, Benno Wenn's Appelsinen gab, wußt' ich gleich: Aha, Festtagsversorgung, bald is
Heilige Nacht, Chor der Engel erwacht ... Räucheraal, Leber,
Nußschinken, wenn ich so was gekriegt hab für meinen
Schorsch, war ich so was von häppi. Und heute? Heute is per
verse Welt, du kriegst Erdbeer'n, wenn gar keine Erdbeerzeitis «
»So isset, Ema Heute kriegste ehmt allet, und dadrum haste
ehmt jar keene Freude mehr, daß de mal wieder wat jekriegt
hast Stimmt et, Schorsch, oder hab ick recht?«Es war nich alles schlecht gewesen, Benno. Klar, gegen den Ho-
31
Ein Wessi hat eineKonzertagentur im
Osten aufgemachtund geht auf · · ·· .
Talentsuche. Erspricht einen fyp
an: »Mensch,
Junge, du hast einetolle Stimme Ichwerde dich groß
rausbringen <.<»Na hören Sie mal,
ich bin Frank
Schöbel «
»Macht j nichts,den Namen können
wir ändern ...«
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32 einem wird es schlechter gehen
necker durftste kein Wort sagen, aber zum Meister konntste
sagen: Meister, weißt du, was du mir kannst? Du kannst mir
mal, und zwar kreuzweise. Und heutzutage kannst du sagen:
Kanzler, du Arbeiterverräter, du kannst mir kreuzweise, aber
wehe, du kuckst den Meister schief an ... Na, was is, Benno,
darf's noch'n Timm's Saurer sein?»Nee, nee, Schorsch, um Himmels willen, bloß nich, ick muß
noch fah'n Und du weeßt j selba, wie jemein de Pullezei sein
kann «
Quatsch, Benno, die sind doch alle bloß beige heutzutage, die
Grünen früher, die war'n viel schärfer, die war'n so richtig
hundsgemein, war'n die, ruckzuck, haben die deine Fleppen
eingezogen, so schnell konntste gar nich kucken ...
»Die Lejende auf Reeda, Schorsch.«
»Mußtense j damals
Weilde voll warst wie'nAmtmann, Schorsch «
Einverstanden, aber der
Trabi, der stand dann jah
relang in der Garage, undvom Rumstehn wird der
j nich besser ...»Besser nich, Schorsch,
aber ooch nich schlech
ter «Nee, schlechter auch
nich. Den Trabi, den
konnte überhaupt nischt
erschüttern.
Da konntste nach Herzenslust dran rumbasteln: Keilriemen
wechseln, Kerzen wechseln ...
»Ach ja, unser Sachsenporsche ...«
Die Rennpappe mit der Kraft der zwei Kerzen.»Und diese Wahnsinnsbeschleun'jung ...«Von null auf hundert bis Sonnenuntergang
»Ehmt'n echtet Auto - der meistjeklaute Zweitakter Europas.«
Allerdings. Aber was ich noch sagen wollte ...
»Was denn, Schorsch?«
Rin kriegste mich in den meistgeklauten Zweitakter nie wie-
der, Benno
»Na, mich doch erst recht nich, Schorsch «
ohn Stave
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Keinem wird es schlechter gehen
»Herr Professor«, sage ich von oben herab, denn ich stehe
ja auf der Leiter, »wenn Sie mir jetzt mal bitte den zweiten Store
bringen könnten, dann brauchte ich nicht erst runterzusteigen. «Der Professor trabt ab. Schließlich ist er jetzt den lieben langen Tag zu Hause. Nun habe ich wieder einen Moment Zeit,meinen weiteren Tagesablauf zu ordnen.
Für einen staatlich geprüften Glas- und Gebäudereiniger wiemich waren j nach der Währungsunion harte Zeiten angebro
chen. Die Gefragtheit nach uns Spezialisten in der
Ex-DDR war beängstigend zusammengeschrum
pelt. Jetzt sehe ich hin und wieder, wenn ich unauf
fällig durch die Straßen schlendere, wie ein alter
s wird Zeit daß die alten Säcke
aus dem Politbüro verschwinden.
Kunde seine Fenster selbst wienert. So hatte ich mir die neue
Demokratie nun wirklich nicht vorgestellt.
Früher konnte man mit den Leuten so reden, wie einem der
Schnabel gewachsen war, rummeckem, kritisieren und so weiter. Da haben die Kunden alle immerzu genickt. Selbst dieGenossenDamals habe ich auch bei so einem Hundertfünfzigprozentigengeputzt. Ich sagte also so von der Leiter runter: »Es wird Zeit,
daß die alten Säcke aus dem Politbüro verschwinden. Die sehndoch gar nicht mehr durch «Da sagte der Hundertfünfzigprozentige nur: »Soll ich Ihnen
einen Eimer frisches Wasser aus dem Badezimmer holen, Herr
Bienat?«Im Repertoire - das ist, was man so drauf hat - brauchte mangar nicht besonders flexibel zu sein: Das paßte überall: »DieLeute müßten die Wartburgs und Trabants überhaupt nicht
mehr abholen. Nach fuffzehn Jahre Sollen doch die janzen Bon
zen mit fahren In ihr Sowjetparadies «Und dann wienerte ich wieder mit dem Lederlappen über dieÜberfenster, daß es nur so krachte. Wir als staatlich geprüfte
Glas- und Gebäudereiniger brauchten jedenfalls kein Blatt vor
den Mund zu nehmen ir waren eben gefragt, nicht wahr. »Dasjanze ND können Se doch zum Tapziem als Mackelatur verwenden « Immer von oben runter, von der Leiter Und der Privat
kunde nickte, seufzte mit. Von unten. Und in der Küche war bereits gedeckt: Belegte Brötchen, Kaffee, Bier. Das waren noch
Zeiten
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34, 1
• P 1112 f i l i t l ' f d L d 91„ f l i l •I
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· Det eine..Ossi zuni . ·a n ~ r e n : »Du . . llieirt .. . t . .
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Heute muß man sich die Kunden genau ansehen - falls mannoch welche hat. Der Professor zum Beispiel, der war früherBlockpartei. Jetzt: F.D.P. Der jetzt grade die Jardine holt. Einalter Kunde, also.Dann Siegfried und Hannelore Pfitzner, schon Rentner. Früher
SED, jetzt PDS. Oder Gisela Garaus, jetzt SPD, früher weiß ichnicht. Als nächste dann Fräulein Renate Spiechalski, eine neueKundin, aber sehr fromm. Überall Heiligenbilder, Kruzifixe undähnliche Scherze. Ich glaube, CDU - mindestens aber Sympa
thisantin.Da kommt der Professor Dr. Günter Gundlach schon mit dem
Store. »Hoffentlich halte ich alles richtig herum, Herr Bienat?«Ich sage: »Das kriegen wir in'n Griff, Herr Professor. Genau wie
der Graf, unser allseits beliebter Bundesvorsitzender. Otto -
find ich gut Der sagt, wie's ist. >Jawoll, Steuern<, sagt er. >Manmuß sie aber beim Namen nennen < Ein Mann, der ausspricht,was wir aufm Herzen haben. Steuern, na klar Liberal und de
mokratisch «Da leuchten dem alten Professor die Augen. Und er holt ein Li
körchen aus dem Glasschrank. Da geh ich nachher auch nochmal mit'm Lappen rüber. Jetzt hänge ich aber erst den Storetropfnaß auf. Und dann genehmigen wir uns einen.»Sie müss'n dann aufm Boden noch mal 'n bißchen nachwi
schen, Herr Professor, wegen dis Parkett - na, Sie wissen ja,Prost Und - was ich noch sagen wollte: Die drei Punkte, beiden drei Buchstaben - einfach Klasse. Kann eine andere Partei überhaupt nicht aufweisen Drei Punkte «Eine Stunde später bei Gisela Garaus, Lyrikerin und Sozialdemokratin, sechzig Jahre alt. Lauter Klunkern und Ketten. Die
den Carlo-Schmid-Preis erhalten hat und zwar für das Gedicht:
»Mauer, du aus Stein gebrochene ... « In Bad Godesberg.Ich sage von oben: »Die Gefahr kommt nicht von rechts. Die
Gefahr kommt von links. Von links von der Mitte «Sie sagt von unten: »Da stehn wir j als Sozialdemokraten.«Ich sage: »Links davon, wo Sie stehen, da kommt die Gefahrher. Da brodelt es. In den Hinterhäusern und in der Kanalisation Jawoll «Sie sagt: »Das muß ich mir gleich notieren, das ist ein feinesBild «
Und ich überprüfe noch mal, ob wirklich alles blitzblank ist.Keine Schlieren und so weiter. Alles klar. Ich nehme meinen
Lappen, die Dichterin steckt mir das Geld zu - alter Preis na-
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einemwird es schlechter gehen
türlich Die hat's j nicht wieder so dicke - und sagt, daß sie
sich jetzt wieder an die Maschine setzen muß. Sie schreibt ein
Buch mit dem Titel »Darf ich Helmut zu dir sagen?« - es geht
um das Leben von Helmut Lohner, den österreichischen Komi-
ker.
Zwei Stunden später bei Pfitzners.Eigentlich nette Leute. »Komm
rein«, sagt Siegfried. »Meine Frau
bäckt gerade Plinsen, die ißte
doch so gerne ...«
Auf dem Korridor hängt bei denen
noch Karl Marx
Ich deute so drauf und sage: »Der
hat keine Schuld an dem janzen
Scheiß. Seine Ideen waren fürsVolk: Gerechtigkeit, Solidarität.
Aber sie haben ihn verfälscht. Die
Bonzenclique. Tisch und Mittag -
das war der Untergang «
Die Puffer schmecken prima.
Schön salzig. Dazu Muckefuck mitZucker. Nicht aus Geiz, sondern
wie 's sich gehört
»Komm rein, mein Junge«, sagtHannelore.Und dann sagt sie jedesmal das
selbe. »An und für sich würdenwir
unsere Fenster alleine putzen.
Ausbeutung haben wir nie ge-
mocht. Aber die Räume sind so
hoch. Siggi ist schon mal von der
. f v ~
Leiter gekippt. Das können wir uns jetzt nicht mehr leisten.«
Sie zahlenm
meisten von allen - pro Quadratmeter. Wirklichnette Leute Ich sage mit vollem Mund: »Es gibt überhaupt nur
einen Mann, der die ganzen Ungerechtigkeiten in Deutschland
wieder hinbiegen kann, und das ist der Gysi Die andern Knall-
köppe sind doch bloß Sprücheklopfer. I like Gysi «
»Bravo, mein Junge«, sagt Siegfried, und Hannelore schneuzt
in ihr Taschentuch.
Ich putze dann die Fenster, trinke ein Friedrichshagener Bür-
gerbräu, und die bringen mich zur Tür. Hannelore sagt: »Es
lebe der proletarische Internationalismus «
35
.l
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6
.
. ...
•Keinem wird es schlechter 9ehen
Siegfried sagt: »Wacht auf, Verdammte dieser Erde «
Ich sage: »Nieder mit den monopolimperialistischen Besatzer
mentalitäten «
Auf meine Annonce, im »Sonderkurier am Vormittag« erhielt ich
im ganzen vier Zuschriften, eine beachtliche Zahl. Allerdings
hatte ich meine dynamische Flexibilität deutlich herausgestellt:»Bohnere Sie Parkett, putze Sie Fenster mit Rahmen, nehme
die Stores ab, wasche Sie sie in ihre Waschmaschine und hänge
Sie auf. Klausdieter Bienat, Jekaterina-Furzewa-Straße 128, 0-
11150 Berlin.«
Auch Fräulein Renate Spiechals
ki, 71 Jahre jung, hatte sich ge-
meldet. Bei meinem Antrittsbe
such weiß ich gleich, wie es läuft:
eine Jesusfigur, ein Marienbild, ein
Kruzifix und so weiter. Lauter
Deckehen und viele Stores. Aber
sie will nur Fenster mit Rahmen.
Das ganze kleine Haus von oben
bis unten.
Der erste Eindruck, den man
macht, st immer der beste. Be-
kanntlich. »Wollen wir im Wohn-
zimmer anfangen oder lieber oben,junger Mann?«
»Ist ist mir egal«, sage ich. »Aber
bevor ich beginne, möchte ich, wie
ich es immer halte, ein stillesGebet verrichten.«
Ich falte die Hände, schließe die
Augen, bewege die Lippen. Ich
blinzele zu Fräulein Spiechalski
hinüber und erkenne, daß siemich mit Wohlgefallen betrachtet.
Dann mache ich mich an die Arbeit, oben und unten.
Fräulein Spiechalski hat inzwischen Butterkekse hingestellt.
»Der Tee ist fertig « ruft sie aus der Küche.
Ich sage: »Ich scheuere nur noch den letzten Rahmen. AMEN «
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n : : : a
Peter Ensikat
s ist tieAt llllos seAlloeAt •••
Fünf Jahre deutsche Einheit haben mir wenig anhaben können.
Schließlich bin ich in diesem vereinigten Deutschland wedereine Frau in meinem Alter (so um die Fünfzig), noch bin ich
alleinerziehend. Ich w r auch in der DDR nicht staatsnah, also
so w s Schlimmes wie Pförtner im Kulturministerium oder
Hilfslaborant im Regierungskrankenhaus. Als Satiriker ist man
in jedem System gern gesehen.
Auch in dieser schönen Bundesrepublik fiele es mir schwer,
nicht Satiriker zu sein. Obwohl viele Politiker mit ihrer Real
satire alles allein machen wollen, bringen sie kaum einen zum
Lachen. Sie machen zwar die Witze, aber wir erzählen sie soweiter, d ß darüber auch gelacht wird. Den Vorwurf der Ver
harmlosung k nn ich uns also nicht ersparen. Aber verharm
lost haben wir j damals auch die DDR.
Meine ostdeutsche Herkunft macht mir kaum noch zu schaf
fen. Allerdings habe ich auch keine Westverwandtschaft, die
mir immer wieder erzählt, wie sie vierzig Jahre darunter gelit
ten hat, d ß ich hier dieses Unrechtssystem mit meiner Anwe
senheit gestützt habe. Ich bin ein Einheitsgewinnler, denn mir
gehören achthundert Quadratmeter Hauptstadt. Gekauft habeich das Grundstück zwar in der Diktatur, darf es aber auch in
der Demokratie weiter nutzen. Irgendwie h t sich kein demo
kratischer Alteigentümer gefunden.
Dafür bin ich aber jetzt Eigentümer eines richtigen Westautos.
Nur am Kennzeichen ist noch zu sehen, allerdings nur für Ber
liner, d ß das Fahrzeug in Ostberlin angemeldet ist. Obwohl
zwischen Ost- und Westberlin keine Mauer mehr steht, steht
noch vieles zwischen Ost und West. Am haltbarsten erweisen
sich die gegenseitigen Vorurteile. Gegen Vorurteile kann mankeine Berufung einlegen. Sie werden immer in letzter Instanz
gesprochen. Seit ich den Westen kenne, schäme ich mich über
haupt nicht mehr, us dem Osten zu kommen. Wie provinziell
diese kleine DDR war, weiß ich erst jetzt, da ich erlebe, wie
provinziell auch die große Bundesrepublik ist. Durch einige
Urlaubsreisen habe ich inzwischen mein Weltbild erweitern
können. Ich w r in Schweden, Frankreich, Italien und auf Lan- .
zarote. Jetzt habe ich schon wieder Sehnsucht nach der Ostsee.
Persönlich enttäuscht bin ich eigentlich nur von der Westmark,
371 1 1 FEH 1 1 1 •
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8 einem wird es schlechter gehen
die nicht das gehalten hat was sie damals versprach als es
die Ostmark noch gab. Damals schien die D-Mark das reine
Wunderzahlungsmittel zu sein. Seit ich mit ihr aber auch Gas
Wasser Abwasser Brot Kartoffeln und sogar den Solidaritäts
zuschlag mit mir selber bezahlen muß ist all ihr Zauber dahin.
Trotzdem muß ich zusammenfassend gestehen: Es ist nichtalles schlecht an der BRD
dgar ülow
Ist Feiertag ist Feiertag
Der Staat er feiert sich
Der Kanzler lädt sich Leute einDa gibt es Kaviar und Wein
Und wer denkt da an mich?
Ist Feiertag ist Feiertag
Der Bundestag macht blau
Da fließt der Sekt ganz ohne Geld
In einem schwarz-rot-goldnen Zelt
Da dreht die Tagesschau.
Ist Feiertag ist Feiertag
Die Frau vom Sekretär
Ist neuerdings ein junger Mann
Der es auch gut mit Frauen kann
Er plaudert frisch daher.
Ist Feiertag ist Feiertag
Auch Boris feiert sich
Wie Gottschalk Katarina Wittund manch bekannter Parasit
Nicht nur gelegentlich.
Ist Feiertag ist Feiertag
Der Staat er feiert sich
Er setzt die Mehrwertsteuer rauf
Benzin und Miete - immer drauf
Wer denkt da noch an mich?
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Ke n e m w r d e s c h 1echte r g e h.er
Günter Herlt
OS
Ein Fallbeispiel mit 10 Lehrsätzen
Eigentlich sollte ein zwölfjähriges Überlebenstraining in derMarktwirtschaft ausreichen, um richtig einkaufen zu lernen.Pustekuchen Tante Elvira sagt noch immer: »Ich geh jetzt zurKaufhalle« wenn sie zum Super-Shopping-Center will. Und siebenimmt sich dort, als fände noch immer die Verteilung der
abgezählten Massenbedarfsgüter durch Konsum und HO stattund nicht der Kaufrausch der Uberflußgesellschaft unter Füh-
rung von ALDI und all die anderen.Folge: Wenn Tante Elvira loszieht, hat sie fünf notwendigeDinge auf ihrem Zettel. Aber wenn sie wiederkommt, hat siefünfzig weniger notwendige Sachen in ihrem »Hacken-Porsche«.
Und wenn auf dem Kalender der 18. ist, dann ist in ihrer Haushaltskasse der 28. Kein Wunder daß sie die ganze Neuzeit ver
drießlich findet und als Wechselwähler alle Regierungen der
Nachwendezeit ins Wanken bringt.
97
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4
Ossi zum Wessi:
»Verzeihen Sie, Sie
schulden mir noch
hundert Euro «
»Schon verziehen «
e i n ~ ~ wird s s hle hter gehen
Neulich sagte ich: »Schluß damit, Tante Elvira Was sollen die
Altbundis von uns denken? Du mußt endlich die zehn Gebote
für die Schützengräben des Konsumterrors lernen «
Und dann habe ich mit ihr geübt:
Erstens: Der Einkauf beginnt nicht mit dem Blick in den Kühl-
schrank, sondern mit dem Blick in die Zeitung: Wo gibt's wel-che Sonderangebote?
Zweitens: Die Frage lautet nicht: »WO gibt's heute WAS?«, son-dern: »WER verkauft zu welchem PREIS?«
Drittens: Beim Betreten der Halle umgibt dich verträumteMusik, die dein Herz und dein Portemonnaie öffnen soll, darum:
Watte in die Ohren, Zettel raus und durch
Viertens: Auch, wenn der Ischiasnerv aufschreit - bücken
Denn Billigware ist Bückware. In Augenhöhe steht meist die
gehobene Preisklasse.Fünftens: Nie ostelbisch fragen: »Haben Sie vielleicht ...?«, son-
dern westelbisch fordern: »Geben Sie mir bitte ... «Wenn nicht,
nachhaken: »Bis wann haben Sie s hier?«
Sechstens: Bei teuren Einrichtungsgegenständen nicht nach
dem Gebrauchswert fragen: »Wie lange hält das?« Der Presti
gewert zählt: Die Nachbarn sollen staunen
Siebentens: Nie den Beutel zum Einpacken rüberreichen Lie-
ber Geschenkpapier mit Schleifchen verlangen. Mit der ALDI-
Tüte geht man nur zum Sozialamt
Achtens: Niemals das Geld vor der Kasse nachzählen An derWare rummäkeln, den Preis runterhandeln, Teilzahlung ver-
einbaren, notfalls unter Protest zurückgeben.Neuntens: Vorsicht bei Schnäppchen Bei Schuhen, beispiels
weise, verlagert sich der Schmerz nur vom Konto auf den Fuß.
Teuer gekauft, ist billig gekauft.
Zehntens: Kein falsches Mitleid, wenn du Ostprodukte siehst
Wo Osten draufsteht, steckt längst Westen drin. Außer bei Ka-
this Kloßmehl.
Doch dann gab Tante Elvira den schweren Seufzer von sich:»Am besten, man kauft gar nichts mehr «
Ich sagte: »Richtig, Tante Elvira. Deshalb alle Kaufhäuser mei-
den, in den Garten fahren, Spargel anbauen, Hühner füttern und
zum Tauschhandel zurückkehren Das hast du schon mal so gut
beherrscht, daß dich kein Großhandel mehr aufs Kreuz legenkann «
Mal ehrlich: Ich glaube Tante Elvira lernt es nie Aber das
macht sie so sympathisch.
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3 2
Uwe Steimle
~ r 2 2
Samstagnachmittag auf der Schwebebahn in Dresden-Losch
witz. Gerade schwebt der Waggon ein und speit Ilse Bähnertaus, die wie immer auf dieser Hängepartie den Dederonbeutelund Gummigießkanne mit sich führt. Günter Zieschong, eine
rote Rose - holländische Nachzüchtung des Adenauerschen
Originals - in der Hand, will die Bahn besteigen. Fast stolpert
er über die Bähnerten.
»Ach, de Frau Bähnert Sie ham wohl was gut zu machen. Wo
komm sie denn her?«
»Von oben - Ich war doch bei
mein Herbert «»Beim Herbert?«
»Nu, bei mei Seelichen.«
Frau Bähnert faltet in An
dacht die Hände. »Herr Zie
schong, morgen ist doch To
tensonntag, da ist doch offm
Friedhof de Hölle los Da er
laatschen se sich doch.
's ganzeJahr
is dor Friedhofwie ausgestorben, aber amletzten Sonntag vorm ersch
ten Advent fällt's 'n Leuten
- .
• •
•
plötzlich ein, <lasses außer Hertie und Karstadt ooch noch
andre höhre Werte gibt im Lähm.«
Herr Zieschong nickt beifällig. »Totensamstag, das hamse
richtsch gemacht, da brauchen Se morgen ni ans Grab ram
meln.«
»Nu glar, da hab ich's hinter mir. Na und Sie, Sie warten wohloff beßre Zeiten?«
»Apropos, hamse das gehört? Die wollen uns spätestens im
Jahr 2002 's Westgeld abschaffen «
»Was? Nee, das weeß ich doch noch garni. Unsere D-Mark ab
schaffen? Nu, für was ham mir 'n die da denn gewählt - 89?
Das hätten se uns ruhig vorher sagen könn' «
»Frau Bähnert, das hat was mit der sogenannten Geldmenge
M3-Umlaufspareinlagenliquiditätsreferenz zu tun.«»Bitte, was? Lidl-:li- «
Zieschong strafft sich. »Off deutsch: mir ham zuviel Geld «
41
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:: : ; ITill'- .• „ . - •'
c: J
))In der DDR brauchte
man dajü r früher drei
Antrags rmulare
Damit ist Gott sei Dank
Schluß fetzt braucht
man vier <<
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4
Wessi beim Friseur
im Osten. »Das Ra
sieren bei Ihnen
kostet seit der
Wende j deutlich
mehr.«
»Kein Wunder, die
Gesichter sind j
auch länger gewor
den.«
Keinem wird es schlechter gehen
»Wer - mir?«
»Na, zum Beispiel, Sie Sie ham doch äh Nummernkonto in der
Sächsischen Schweiz.«
Frau Bähnert ist entrüstet. »Ach, da ham Sie mich wohl beob
achtet? Se könns wohl nich lassen. Herr Zieschong, nur eins
zur Klarstellung Ich war einmal bloß unterwegs, nu mit'mDoof Jones hinten an Barberine, und da ham mir den Dax be
obachtet, wie der plötzlich abgestürzt ist ... «»Abgestürzt?«
»Aber ja«, Frau Bähnert wirft sich in die Brust, »doch ich habihn gestützt, bevor er ins Bodenlose fiel.«
»Frau Bähnert, Sie sin j richtsch bewandert. Da zieh ich 'nHut.« Tut es.
»Ja, mei guter Herr Zieschong, der Gang zur Börse ist nichtje
dermanns Sache, gerade in der Schweiz.«»Hier gehts aber um Deutschland. Ich will Ihnen mal was
sagen, Frau Bähnert, das hat alles System. Der private Deut
sche hat Spareinlagen in Billionenhöhe, und der Staat is hochverschuldet. Früher ham se Kriege geführt - um de Vormachts
stelle in Europa ... - um de Spareinlagen -«
» .. oder ne Inflation hat zur Geldentwertung geführt. Und wenn
das alles nich fruchtet ... «
» .. wird neues Geld erfunden ? «»Genau, Herr Zieschong, de Euro-Währung.«
»Das sind j düstere Aussichten. Was soll mor denn nu nochmit sein Geld machen?«
»Jeden Tag leben, so als wär's der letzte.«»Und was schwebt Ihnen da so für heute vor?«
»Ja, was schwebt? Naja, offn Friedhof war ich. Und wenn
Sie mich so einladen, ä Dässl Bohnenkaffee offn Balkong
Europas ... « Der Fahrer der Schwebebahn klingelt ab, gerade
noch springen Frau Bähnert und Herr Zieschong in den Wagen.Herr Zieschong ächzt. »Gott sei Dank, noch geschafft «
Frau Bähnert blickt aus dem Fenster. »Deutschland is schonherrlich «
»Das is ä Paradies.«
Frau Bähnert schüttelt den Kopf. »Nu-ar, immer's Paradies isooch de Hölle «
••
Herr Zieschong nickt. »Ubrigens, Frau Bähnert, wissen Se,
wenn die innere Einheit Deutschlands wiederhergestellt is?«»Nu, im Jahre 2002.«
»Näe, wenn der letzte Ostdeutsche aus'm Grundbuch gelöscht
ist «
•
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Keinem wird es s hle hter g ~ h n
Wolfgang Schaller
t t „ 1 ~ 1 oit
Ein älterer Herr A sucht Hilfe bei einem jungen Polizisten B
A: Guten Tag. Können Sie mir sagen, wo mein Bruder wohnt?
B: Wie heißt denn Ihr Bruder?
A: Das weiß ich nicht. Mit Familien
namen hieß er früher so wie ich.
B: Dann heißt er doch auch heut noch
so.
A: Das weiß ich nicht. Die Ho-chi
Minh-Straße, wo mein Bruder
wohnt, heißt auch nicht mehr Hochi-Minh-Straße.
B: Richtig. Die Ho-chi-Minh-Straße
gibt es nicht mehr.
A: Aber meinen Bruder gibt es doch
noch, hoff entlieh.
B: Die Ho-chi-Minh-Straße wurde um
benannt.
A: Wenn mein Bruder vielleicht auch
umbenannt wurde, heiß ich heutauch anders, eventuell?
B: Ich zeig Ihnen den Weg zu ihm.
A: Früher ging ich immer hier die
Thälmannstraße entlang, rechts ab,
die Leningrader Allee über den
Hauptbahnhof und den Salvador-Al
lende-Platz ...
B: Dann gehen Sie heute hier die Wtlhelmstraße entlang rechts
ab, die Petersburger Allee über den Hauptbahnhof und denMünchner Platz ...
A: Ist das nicht ein Umweg?B: Das ist dieselbe Strecke. Die Straßen heißen anders, weil
das alles Kommunisten waren.
A: Aber Haupt war kein Kommunist?B: Nein. Der Hauptbahnhof heißt noch Hauptbahnhof, und Ihr
Bruder heißt auch noch so
A: Sind Sie sicher?
B: Mann, wo stammen Sie denn her?
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Ein Wessi hat sichin der Prignitz an
gesiedelt. DerLandbriefträgerklagt ihm seinLeid. »So weit zu
laufen, und heute
muß ich wegeneines Briefes nochzwei Kilometer wei
ter gehen.«
Sagt der Wessi:
»Typisch Osten. Beiuns schicken wir
die Briefe mit derPost.«
Keinem wird s schl chter sehen
A: Aus der DDR.
B: Aus der ehemaligen DDR.
A: Ja. Wissen Sie: Mein ehemaliger Vater war in der ehemali-
gen DDR ehemaliger Verkäufer.
B: Was verkaufte denn Ihr Vater?
A: Broiler.B: Broiler gibt es nicht mehr.
A: Geht das mit den Engpässen schon wieder los?
B: Broiler heißen jetzt Hähnchen.
A: Hähnchen gibts noch?
B: Freilich gibt es Hähnchen.
A: Wenn es Hähnchen gibt, warum gibt es dann keine Broilermehr?
B: Das ist doch das gleiche
A: Ich eß lieber Broiler.B: Essen Sie doch, was Sie wollen
A: Ich denke, Broiler gibts nicht mehr?
B: Aber Hähnchen
A: Schmecken die ähnlich?
B: Genauso wie Broiler.
A: Dann kann ich doch auch Broiler essen. Wissen Sie: In mei-
nem Kollektiv essen alle gern Broiler.
B: Team.
A: Nein, Broiler.B: Kollektiv heißt jetzt Team.
A: Aber es bleibt ein Kollektiv?
B: Ja.A: Da wird sich meine Brigade freuen.B: Ihr Team.
A: rr hatten früher auch ein Teamtagebuch, und beim Team-
ausflug aßen die Frauen gern Buletten.B: Frikadellen.
A: Aßen die Frikadellen gern Buletten.B: Von vom: Wo wohnt Ihr Bruder?
A: Nicht mehr auf der Ho-chi-Minh-Straße.
B: Die heißt jetzt Bernhardstraße.
A: Mein Bruder wohnt nicht mehr auf der Ho-chi-Minh-Straße,
er wohnt jetzt auf der Bemhardstraße. Aber er ist nicht um
gezogen.
B: Na, sehen Sie Langsam kommen Sie j an in der neuen
Zeit, Glückwunsch
A: Danke, Genosse Volkspolizist.
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6 A1 a u s P o n e r e n K ds wu rde n
Ottokar Domma
o ;,., ieA Htie a ttse
O HtÖeAta
·
Meine Eltern sagten immer wenn ich etwas angestellt habe
das andere nicht so erfreute entschuldige dich wenigstens.
Naja manchmal t t ich es damit sich die Eltern wieder beru
higten. Doch als die großeWende von der Deutschen Demokra
tischen Republik zur noch deutscheren demokratischeren
Bundesrepublik eintrat vermehrten sich die Entschuldigungs
süchtigen wie Giftpilze. Es macht mir nichts aus mich bei allen
zu entschuldigen denen ich ein Leids angetan habe.
Erstens entschuldige ich mich bei meinen Eltern weil ich beiihrerWahl nicht wachsam genug war. Warum mußte ich gera
Wenn ich als Pionier nicht so fröhlich gewe-sen wär und mitgesungen hätte könnte ich
mich heute Widerstandskämpfer nennen.
de in das Sperma eines Vaters geraten wel-
ches rot war? Warum musste gerade mir
das passieren. Es gab doch soviel Spermen
im geteilten Deutschland. Ich hätte ebenso
gut in einem anderen Befruchtungstropfen stecken können.
Dann wäre ich heute vielleicht ein Bayer oder Niedersachse
oder Schwabe oder Ostfriese. Deshalb bekenne ich mich schul
dig seit meiner Geburt zu elternnah aufgewachsen zu sein.
Zweitens entschuldige ich mich bei meinen Lehrern und anderen Erziehungspersönlichkeiten weil ich mich überreden ließ
ein Pionier zu werden. Ich warwie verrückt auf das blaue Hals-tuch weil es drei Ecken hatte. Sie hießen Elternhaus Schule
und Pionierorganisation. Hätte es eine vierte Ecke gegeben
zum Beispiel Kirche dann wäre mein Vater vielleicht Pfarrer
geworden und als solcher ein ganz hoher Politiker.Warum hab ich Blödmann das nicht vorausgesehen? Vater
würde heute anders dastehen und könnte sagen: Der Marx und
der Lenin sind tot aber mit den Diäten kann ich leben undzwar besser als ein Arbeitsloser. Wenn ich als Pionier nicht so
fröhlich gewesen wäre und nicht mitgesungen hätte wie es
vorgeschrieben war dann könnte ich mich heute Widerstands
kämpfer gegen die Pioniergewalt nennen. Das t t ich nicht.
Deshalb bekenne ich mich schuldig zu pioniernah aufgewach-•
sen zu sein.Drittens bekenne ich mich schuldig daß ich mit den Lehrern
ganz gut auskam auch wenn sie mich oft tadelten und meine
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A1 a u s P o n e r e n K ds < w u rde n
Durchschnittszensur versauten. Deshalb erfand ich die Losung
»Lernen lernen lernen und nochmals lernen«. Einige rückstän
dige Lehrer meinten zwar diese Losung sei falsch der Genos-
se Lenin hat nur dreimal lernen gesagt. Ich antwortete wenn
der Genosse Lenin unsere Klasse gekannt hätte dann hätte er
fünfmal lernen gesagt. Aber die meisten Lehrer mit Herrn Bur-schelmann an der Spitze standen auf meiner Seite.
Auch trat ich für mehr Orden und Auszeichnungen ein. Wie
stolz war der Schweine-Sigi als ich ihn einmal für ein »Bien-
chen« vorschlug weil er fünf Minuten stillsitzen konnte. Ich
hatte ihn auch zum Vaterländischen Verdienstorden vorgeschla
gen kam aber nicht durch weil ihn der Herr Direktor noch
nicht hatte. Ich entschuldige mich deshalb weil ich zu schul
und ordensnah war.
Viertens. Auch bei eini-gen Lehrern muß ich
mich entschuldigen. So
beim Herrn Burschel
mann weil er so brummig
und gerecht ist und mich
dauernd gegen rechthabe
rische Lehrer verteidigen
mußte. Beim Fräulein
Heidenröslein weil ichsie ganz prima finde ihr
aber noch keinen Heirats
antrag machte. Jetzt ist
es vielleicht schon zu
spät. Bei der Frau Seiden-
- - ---
- - -
- -
schnur die mich seit der 1. Klasse immer noch Jungchen nennt
und ich nicht Oma zu ihr sage worauf sie bestimmt wartet. Bei
den anderen entschuldige ich mich später wenn sie sich ganz
umgewandelt haben und von mir sagen ich war wirklich einbraver Schüler auch wenn ich ihnen manchmal zu nahe trat.
Lehrernähe war schon immer meine starke Seite wofür ich
mich ebenfalls entschuldigen möchte.
Jetzt nach der Wende denke ich darüber nach wie ich mich
noch positiver wenden kann. Mal sehen was anliegt. Eins weißich: Ein kreuzbraver Schüler wird aus mir nicht. Deshalb bin
ich froh daß mein Vater kein Bayer ist.
Edgarülow
7
-- - -
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8
Warum dauert dasAbitur im Osten, . zwölf, im Westen ·
.
dreizehn Jahre?Weil ein ahr
Schauspielunterricht dabei ist.
A1 a u s P o n ie r e n K ds wu rde n
Edgar Külow
I t
Also, nu biste schon mal bei deine Großeltern und da ziehste
so eine Schnute.
Ach Opa, ich komme mit meinem Aufsatz nicht weiter.
Thema?
Was gefällt mir an Amerika am besten.
Ja, also eigentlich nix. Wenn man mal davon absieht, dat gottlob der Atlantische Ozean dazwischen liegt.
Aber, Lisbeth, das kannst du das Kind doch nicht diktieren.
Dann laß das Kind doch mal selber sagen, was es am schönsten findet. Sag mal, Traudel
Die Neger.Was denn für Neger, Kind?
Die Amerikaner. Die Amerikaner sind doch Neger. - Ich habe
gestern im Fernsehen die amerikanischen Leichtathletik-Mei
sterschaften gesehen: nur Neger. Dann habe ich die amerika
nischen Soldaten im Irak gesehen, auch ganz viele Neger.
Nein Kind Das mußt du so sehen: Die Weißen sind in den USA
die Herrenrasse. Wie wir in Deutschland. Wir machen die Leit
kultur. Oder könntest du dir die Merkel mit ein Kopftuch als
Türkin vorstellen?
Oder den Bush als Neger? Na also. Die Neger haben nicht nur
eine schwarze Haut, sondern auch eine schwarze Seele.
Ja, Opa, du glaubst j auch, so wie wir in Deutschland die Kin
der machen - so machen die Neger in Amerika die Fahrräder.
Aber Traudel, das denkt der Opa vielleicht nicht.
Kind, in Amerika gibt es nur weit weniger Schwarze als zum
Beispiel Weiße. Viel weniger. Das wissen die Deutschen bloßnicht. Wrr nehmen auch besser eine andere Gruppe als Neger.
Wir nehmen einfach Tiere.
0 ja Krokodile.Nein, die kommen nachts aus ihren Sümpfen in die Straßen
Miamis und fressen dort die Hunde und Katzen.
Tiere sind auch nicht so günstig. Nehmen wir Flugzeuge.
Nein. Keine Flugzeuge. Ich bin mal geflogen. Glaub nicht, daß
du da schlafen kannst. Dauernd ist was los. Wollen Sie was
essen, wollen Sie was Trinken? Rauchen einstellen Gurte an-
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A1 a u s Pi o n e r e n >> K ds w u rde n
legen Gurte ablegen Hier spricht ihr Kapitän: Wir haben eine
Höhe von 10 000 Metern erreicht. Hier spricht der Co-Pilot: Wrr
fliegen über Oschatz. Hier spricht ihre Stewardeß: Sitz Num
mer 7 und 9, mein Herr Nehmen Sie die Hand von der DameWir sind ein Flieger und kein Freudenhaus
Was schreibst du dann da, Traudel? Wie weit bist du denn?Nehmen Sie die Hand von der Dame
Nein Da hat das Kind den ganzen Mist mitgeschrieben, den der
Opa erzählt hat.
0 ja, Oma. Hollywood, o ja.
Ja, dann diktier ihr mal Hollywood,
du rennst doch dauernd im Kino, Lis
beth.
Also, Traudel, Hollywood muß dir so
vorstellen: Eine Riesenfabrik. Dagehen die Filmschauspieler morgens
rein und verkleiden sich. Danachkommt der Regisseur und sagt »Ak
tion«, dann küssen sie sich und
abends gehen sie wieder nach
Hause, wo sie Sekt trinken und
haben eine halbe Million Dollar ver
dient.
Ach, Oma. Das will ich auch nicht
nehmen. Ich nehme lieber Winnetou.
Traudel, es gibt in Amerika keine
echten Indianer mehr. Die leben in
Slums und sind besoffen.
Und die Büffel?
Die gibt es nur noch als Steak bei
McDonald's.
Also , was mir am besten an Ameri
ka gefällt, das ist Angela Merkel.
w l t \ t \ hQbe.n wir
d\e neu eh ß t t t \ c l c s ~ n c l e t -e r o b e ~ t Ahd «Ah-ler welchem -
fe{" ttrn
Das ist nicht schlecht. Im dritten Weltkrieg stehen wir an ihrer
Seite und kriegen dann auch unsere Kolonien wieder.
Willi Sag mal, spinnst du? So etwas sollte ein Sozialdemokrat
nich einmal denken.
Was? Wir sind Verbündete der CDU, und die sind verbündet mit
den USA.
Gut Schreib, was dein sozialdemokratischer Opa dir diktiert.
Es ist zwar Wahnsinn, aber wer weiß? Vielleicht kriegst du 'ne
Eins drauf.
9
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5 1s a u s i o n re n >> K ds w u rde n
lnge Ristock
(V =Vater, M =Mutter, S =Sohn)
V: Karl-Moritz, du bist nun 18 und wir müssen uns eine Maß
nahme überlegen, wie dein zukünftiger Beruf einmal ausse
hen soll. Wenn ich dir für diese Maßnahme einen Rat geben
dürfte ...
S: Ich bin dagegen.
V (zu M, beleidigt) Da hörst du es: dein Sohn ist dagegen.
WOGEGEN bist du denn?
S: Gegen alles.
V
Du hörst es: Erist
gegen alles.M: Junge, wir sind doch auch immer gegen alles gewesen. Und
haben es trotzdem immer zu was gebracht.
V Bei den Kommunisten war ich sogar Parteisekretär, das ist
Fakt Obwohl ich immer gegen diese SED war. Da nimm dir
mal ein Beispiel.
M: Wie stehen wir denn da, wenn mal nichts aus dir wird
S: Macht ihr euch mal nicht meinen Kopp. Ich weiß genau,
was ich will.
V
Ja, was du willst, das wissen wir auch: Motorrad für 30000,Reisen, Kaugummis. Aber was du WERDEN willst ...
M: Nun hack doch nicht immer auf dem Jungen rum. Kein Wun
der, daß er renitent wird. Karl-Moritzchen, was willst du
denn mal werden, sag's deiner Mami ...
S: Korrupt.
V: Wie bitte WAS?
S: Ich möchte mal korrupt werden.
V (zu M) Da hörst du es: Dein Sohn möchte mal korrupt wer
den.
M: Dauernd diese neuen Berufe, da weiß man doch gar nicht
... Mußt du da richtig arbeiten, oder sitzt du in einem Büro?
V Hildegard, korrupt, er möchte Politiker werden Korrupter
Politiker
S: Papa, das ist eine Tautologie. Korrupter Politiker ist dassel-
be wie weiße Schimmel.
V Ich möchte mal wissen, woher du deine Vorbilder nimmst ...
S: Ratet mal
V: (laut) Karl-Moritz, ich verbiete dir, mich so zu ...
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A a u s Pi o n ie r e n >> K ds w u rde n-
S: Wart ihr nicht auch korrupt?
V Natürlich waren wir korrupt, Ehrensache, aber wir hätten
das nie so brutal und zynisch ausgedrückt.
M: Wrr nannten das damals Ideale.
V Junge, es gibt doch auch anständige Berufe ohne Ideale.
M: Steuerberater oder Dichter. Weißt du, wieviel der B Brechtheute noch immer kassiert, obwohl die Erben schon längst
tot sind?
V Hildegard, umgekehrt Wenn mich meine Genossen im Kir-
chenchor fragen, was du einmal werden möchtest, kann ich
doch nicht antworten: korrupt.
S: Papa, du denkst altmodisch. Nutte ist auch ein ehrenhafter
Beruf geworden. Und die verkaufen ihren ganzen Körper. Ein
Politiker verkauft nur einen Teil
51
davon, sein Gewissen. Wobei nichtmal erwiesen ist, ob es überhaupt ein
Gewissen gibt. Vielleicht ist das nur
Ich geh in die Parteimit
den meisten Luschen.Da klappt s mit dem Aufstieg schneller.
ein Gerücht der Kirche ... Nichts verkaufen - und viel dafür
bekommen ...
M: Dann wär doch Politiker ein Schnäppchen, nicht Papa ... ?
V Schnäppchen? Hast du die Süßmuth schon mal im Aldi-Regal
liegen sehen? Welcher Partei stehst du denn überhaupt nahe?
S: Keiner.
V Wenndu eine politische Karriere machen willst, mußt dudoch einer Partei angehören Das ist Fakt
S: Ich geh in die Partei mit den meisten Luschen. Da klappt's
mit dem Aufstieg schneller.
M: Welche ist denn die Partei mit den meisten Luschen, Papa?
V Der Wettstreit ist noch nicht entschieden, Hilde.
S: Wahrscheinlich geh ich in die CDU
M: Aber du bist doch kein Christ, wir sind evangelisch
S: Na und? Heutzutage ist doch nicht mal mehr der apst
Christ. Der düst in die Dritte Welt,läßt
die lieben Kindleinzu sich kommen, um sie zu segnen und überläßt sie dann
gottgefällig dem Hungertod. Nicht ohne vorher die Kollek
te zu klauen, die er dann bei Coca Cola anlegt. Nicht mal
der Liebe Gott glaubt noch an sich. Und da soll ich an ihn
glauben?
V Eins verlange ich, Karl-Moritz: Wenn du schon so eine
schmutzige Karriere einschlägst - dann laß dich gefälligst
nicht erwischen
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52
•
•
Nach den bi
jeh ick zum
Studium nach
PiesaJ
A1 a u s P o n ere n >> K ds w u r de n
ttokar Domma
· Z ~ O ~ OSchade, daß es jetzt keine richtigen Höhepunkte in unserem
Schulleben mehr gibt. Wenn ich daran denke, ·wie wir frühervon Höhepunkt zu Höhepunkt geschritten sind, da wußten wir
was auf uns zukommt nämlich der nächste Höhepunkt, und wir
konnten abrechnen und stolze Bilanzen ziehen.Nehmen wir als Beispiel die Timurhilfe. Wir haben alten undkranken Leuten geholfen gingen für sie einkaufen, haben sogar
Reinigungen und Spülungen bei ihnen durchgeführtund dabei auch manchmal eine Tasse oder einenTeller zerkloppt. Auch hilflosen Personen haben wir
auf die Beine geholfen. Einmal haben wir sogar Geburtshilfe geleistet. Ich war gerade mit dem Schwei
ne-Sigi unterwegs, da kam uns die brave Bärbel entgegengerannt und sagte ganz aufgeregt: »Kommt
schnell, wir müssen was tun, Frau Löwenbein wim
mert.«
»Da haben wir die Bescherung«, sagte der Schwei
ne-Sigi. »Ihr Alter ist auf Montage, und kein Aas istbei ihr.« Wir gaben der Bärbel den Auftrag, schnell
das Krankenhaus oder die Feuerwehr anzurufen.Die Frau Löwenbein ging ganz krumm durch dasZimmer. Ich kontrollierte mit der Uhr die Wehenund sagte öfter »schön durchatmen«, während derSchweine-Sigi vorsichtshalber schon einen großenTopf für heißes Wasser aufsetzte. Er meinte, mehrkann er vorläufig nicht tun. Aber zum Glück kam
der Krankenwagen gleich, und die Frau Doktor sagte, wir sindgut.
Aber kein Aas hat diese Timurtat hervorgehoben, nicht in derSchule und nicht in der Zeitung. Schade. Nur der Herr Burschelmann meinte, als er später davon erfuhr: »Eigentlich hättet ihrdafür den Vaterorden verdient « Ich schaute den Schweine-Sigian, aber der sagte, er war es nicht.Timurhilfe gibt es nicht mehr. Mein Freund Harald meinte, wir
könnten j eine Helmuthilfe als neuen Höhepunkt organisieren.Aber da fragen vielleicht viele wer ist das? Ich kenne auch keinBuch, in welchem Helmut und sein Trupp beschrieben ist.
Oder nehmen wir SERO heute heißt es Riseigling oder so. Un-
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A1 a u s P o n e r e n >> K ds < wu rde n
sere Klasse stand an der Spitze, besonders in der Flaschen
sammlung. Wrr haben eine Liste mit den größten Säufern auf
gestellt und erforscht, wann und wo Hochzeiten und andere Be
säufnisse stattfinden. Das hat sich gelohnt. Da konnten wir
unsere Klassenkasse aufbessern. Nach jeder Sammlung schrie
meine Mutter: »Wie du wieder aussiehst Ich kann nur waschen, waschen, waschen «
Mein Vater hatte mehr Verständnis dafür. Er ist nämlich auch
ein Allessammler, weil er denkt, alles kann man einmal brau
chen. Deshalb findet er sich nicht mehr in seinem Keller zu-
recht, wo er alle Fundsachen, zum Beispiel Schrauben, Federn,
kaputte Staubsauger, Lampen,
Kanonenöfchen und so was auf- I I - ~ ~ ~ ~ ~ t . , ~ i i i ; e .bewahrt. Auch eine verrostete e•lll i ,., 0-rf,. ·--
' ' ' ' ~ : r f - e""
Jauchepumpe ohne Dichtung lag ~ ' : ' \ 11 -t;er . ->1
unter dem Gerümpel. Ich habe orie t t1f ..1t / l f ' ~ e , g e ' . .
sie entrostet, schön rot, gelb und . l l S ~schwarz angestrichen und auf . . i ~ ~ \ __ / ' '
den Flohmarkt mitgenommen. · u
Vater war einer der besten Ein
käufer. Als er die Pumpe sah,rief er, die nehme ich. So kam es,
daß er für 20 Mark seine alte
Pumpe wieder kaufte.Die neue Zeit, denke ich, braucht
auch Höhepunkte. Zum Beispiel
Sportfeste. Wrr könnten dann die
neue Frau Minister für Jugendund Sport einladen, welche als Kind sogar radfahren konnte.
Die Frau Schubert, oder wie sie heißt, könnte auf der Tribüne
neben Katarina Witt und anderen Politikern stehen und win
ken. Ich glaube nämlich, die Frau Minister versteht was von
Sport, wie unsere dicke Mia. Als die Mia einmal bei einem1000-Meter-Lauf zugeschaut hatte, fragte sie: »Warum rennendie denn so?« Ich antwortete: »Der Erste kriegt doch einen
Preis, du Doofe « Worauf die Mia wiederum fragte: »Und warum
rennen dann die anderen noch mit?« Solche Minister brauchen
wir in der neuen Zeit, man sagt, sie sind kompetent.
Ein anderer Höhepunkt könnte der Heilige Vatertag sein. Wir
Schüler würden dann an der Straße Spalier stehen und die be
soffenen Herm mit selbstgemalten Transparenten begrüßen,
zum Beispiel mit Sprüchen wie: »Es lebe der Schnaps und das
53
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5 1s a u s i o n re n >> K ds wu r de n
Bier, ein einig Volk sind wir « So eine Demo wäre auch was
Neues.Als Höhepunkt in der Schule könnte ich mir auch einen Tag der
Sex-Bereitschaft denken. Zum Beispiel könnte man Wand-
zeitungen mit Sexfotos erstellen, dazu Beschreibungen mit
der Frage: »Was sagt uns dieses Bild?« Da würden mancheEltern staunen, was ihre Kinder schon wissen. Man könnte für
die älteren Schüler auch Lehrvorführungen mit Kondomen
organisieren zum Thema, wie halte ich meinen Körper rein.
Schweine-Sigi hat sich schon bereit erklärt, seine Deutsche
Langohrzippe nebst Kamickelbock mitzubringen, um so zurAufklärung über Aids
beizutragen.Ein besonderer Höhe-
punkt könnte die Wahlvon Models sein, wo-
von Schülerinnen der10. Klasse schwärmen.
Die Schüry müßte dann
Brust-, Bauch- und
Hüftumfang und an-
dere Auswuchtungen
messen. Wenn mehrere
gleich schön sind, entscheidet eine Prüfung
in Deutsch, Mathema
tik, Physik, Chemie,
Geschichte, Biologie,
Geographie und schö
nem Gang. Aber das
zählt, glaube ich, nicht.
Models können ruhig
doof sein. Sonst würde ich auf die alte Frau Seidenschnur alsTopmodel tippen.
Weil aber nicht alle von Geburt aus schön sein können, schlug
ich vor: »Wie wär s mit einer Wahl der Widerspenstigsten an
unserer Schule?«
Schweine-Sigi meinte: »Wozu wählen? Da kämen doch nur du
und der Herr Burschelmann in Frage.« Wo der Sigi recht hat,
da hat er recht. Wer wählt schon gern Widerspenstige? In einer
richtigen Demokratie braucht man nur Spenstige.
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A a u s P o n e r en K d s w u r den
Matthias Biskupek
Es hatte große, kluge Augen, und die jugendlichen Eltern woll-
ten für drei Tage ins Goldene Prag. Drum hatte sich ein befreun-detes Pärchen, noch im Stadium der Liebe, zur Aufsicht bereit
erklärt.
Dieter und Doreen bestiegen mit dem Ferienkind die Regional-
bahn, die zur Zeit unserer Geschichte Personenzug hieß, und
fuhren hinauf in ein grenznahes Waldgebirg. In einem dort ver-
steckten Ort, wo der Bach von einer Furt gequert wurde, also
in Furthsbach, hauste Tante Lene, die Dieter ihr Häuschen mit
Garten und Wald dereinst vererben wollte. Wenn aus dem Lie-
bespaar mal ein amtliches Paar geworden sein sollte.Im Zug begann das Ferienkind Doreen zu examinieren: Hältst
du deinen Körper immer sauber und gesund? Doreen zischel-
te. Das Ferienkind zog aus seinem Campingbeutel, wie Kinder-
rucksäcke damals hießen, ein rotes Tüchlein und sprach: Ich
ja Und weil ich die Pioniergesetze achte, darf ich stolz mein
rotes Halstuch tragen.Das Kind schnürte das Tuch mit einem Knoten fest um den
Hals. Doreen blickte verstohlen auf die anderen Fahrgäste im
Waggon. Die dösten vor sich hin.Wir achten auch unsere Lehrer und Eltern, erklärte das Kind:
Das ist aber nicht überall so. Wenn wir »Alltag im Westen« und
»Der Schwarze Kanal« im Fernsehen angucken, erfahren wir,
wie schlimm es anderswo ist.
Die Fahrgäste waren jetzt mucksmäuschenstill. Dieter ver-
meinte, daß ihn sein Hemd kratze. Er nahm den Campingbeu-
tel des Ferienkindes und suchte darinnen: Hast du nicht dei-
nen Teddy mit? Mit dem können wir spielen.
Teddy Thälmann, sagte das Kind , ist unser großes Vorbild.Die Fahrgäste warfen jetzt sehr eigenartige Blicke auf Dieter
und dann auf Doreen. Zum Glück erschienen in diesem Moment
zwei Uniformierte, die, weil der Personenzug grenznahes Ge-
biet durchfuhr, ein wachsames Auge auf die Fahrgäste haben
mußten. Es war doch kein Glück, daß die Uniformierten gera-
de jetzt erschienen, denn das Ferienkind sprach: Auf Friedens-
wacht für ein besseres Deutschland
Der Zug hielt soeben, zwei Stationen vor Furthsbach. Die Uni-
formierten begehrten die Ausweise von Dieter und Doreen zu
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A1 a u s Pi o n e r e n K ds w u rde n
sehen. Dann baten sie beide nebst dem Ferienkind auf den
Bahnsteig. Ein Sachverhalt wurde geklärt. Nach mehreren
Stunden hatte alles seine Richtigkeit. Tante Lene war den Or-
ganen bekannt.Tante Lene in Furthsbach war nicht bekannt, daß die Zukünf-
tige ihres Neffen Dieter schon ein Kind hatte. Wo war nur dieMoral hingeraten
Tante Lene, sagte Dieter, das ist doch nicht das Kind von
Doreen, sondern von unseren Freunden. Die sind für drei Tage
im Goldenen Prag.
Sie halten Freundschaft mit dem tschechisch-sowjetischen
Brudervolk, erklärte das Ferienkind. Tante Lene zuckte
f
schmerzlich.Die Tschechen hub Tante Lene an und
fuhr direkt zu Dieter gewandt, fort: DieTschechen haben deinen Onkel damals
bei Nacht und Nebel rausgejagt Nischte
durfter mitnehmen, bloß weil er Deut
scher war.
Die deutschen Faschisten, sagte das Fe-
rienkind, überfielen fremde Länder, aber
die deutschen und sowjetischen Kommu-
nisten haben ihnen alles wieder abgenom-
men so daß wir in Frieden lernen dürfen.Tante Lene knallte etwas heftiger als
beabsichtigt die eigens für den Besuch
zubereiteten böhmischen Buttermilchko
latschen auf den Tisch. Das Kind ver-schmähte dieselben, denn was der Bauer
nicht kennt, das ißt er nicht, obwohl das Ferienkind ein
Arbeiter-und-Angestellten-Kind war.
Die drei Tage vergingen leider nicht wie im Fluge, und als das
Ferienkind beim Verabschieden zu Tante Lene sprach: Du ge-hörst noch nicht zu den fortschrittlichen Teilen des Volkes.
Weil du privates Land hast ... war ohnehin alles zu spät. Tante
Lene überschrieb noch vor ihrem Tod alle Grundstücke der
wie sie sagte, Kolchose. Weil sonst ja alles doch nur verlottern
würde. Und als Dieter viele Jahre später auf Rückgabe klagte,
war es nur ein Glück daß das Ferienkind zum promovierten
Juristenmenschen geworden war.
So wendete sich alles zum Guten. Weil das Ferienkind nunmehr
längst wußte, daß man sein Eigentum sauber und gesund halten mußte.
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Wolfgang Stumph als
Klomann Richard in der
DresdnerHerkuleskeule
Wo g eht s ~ n n hier zum Aurschwun9?
Wolfgang Schaller
Rie r stört Zl4Ht
llotzto t
Ich muß noch mal stören. Ich bin jetzt Teilhaber der PissoirKette »Interclo Co« . Da können Sie jetzt frei wählen zwischenerster und zweiter Klasse. Für die feinen Pinkel gibt es jetztden Abort de luxe, sozusagen für die Besserverdienenden. Den
hat die FDP gesponsert, der Möllemann und derLambsdorf. Die verirrten sich aus Versehen aufmein Klo. Die haben an der Tür die Nullen gesehn,und da dachten sie, das sei ihr Gemeinschafts
büro. Auf meinem Abort de luxe wird die Bedürfnisbefriedigung zum Erlebnis. Dank Ärkondischnund interaktiver Heiteck-Rinne. Und einem Sola
rium obendrüber, damit alles bißchen Sonne ab
kriegt wie beim FKK. Da fühlt sich jeder wie im
Urlaub. Ich hab auch schon einen Animateur an
gestellt. Na ja, es macht j keiner mehr was von
alleine. Die Kundschaft dankt mirs dann auch,wenn sie sich in mein Gästebuch einträgt. Richti
ge Talente sind drunter: »Danke für den Aufenthalt, wir komm' bald wieder. Tschüß, bis bald.«
Nein, wenn auch heute alle meckern - ich expandiere. Man muß sehn, wo es billiger ist. Ich laßjetzt in Polen pullern. Das ist die Klobalisierung.Weil es im eigenen Land überall stinkt. Seit derEinheit wird j alles teurer, auch bei mir. Kaum
pinkeln ein Westdeutscher und ein Ostdeutschernebeneinander, schon müssen beide Solidaritäts
abschlag zahlen. Trotzdem: gemeinsam gehtsleichter. Oder, wie es mein Bundeskanzler immerso schön ausdrückt: Es kommt in der Geschichtedarauf an, was hinten rauskommt. Solange wiruns in Deutschland noch einen Abort de luxe lei
sten können, zahl ich gern bißchen mehr Vergnügungssteuer.Freilich, unsereins muß heut auch bißchen sparen. Ich hab mirjetzt neue Brillen gekauft. Bei Fielmann. Zum 00-Tarif. Aber ichverplaudere mich. Ich verabschiede mich mit dem Gruß deskaiserlichen Ordens deutsch-liberaler Toilettenbrüder und -schwestern: Machts gut
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2 1
Jochen Petersdorf
Wenn ich früher meinen Freund Antek anrief - einen bedeuten
den Chirurgen - dann stand er natürlich meistens im OP undschnippelte und nähte.
In solchen Fällen sagte dann die Sekretärin oder Schwester
Elle: »Der Oberarzt operiert. Er wird Sie dann anrufen Schö-nen Tag noch «
Als ich vorgestern meinen Freund
2 2
•
Antek anrief - einen unbedeutenden
Vertreter für Skalpelle und sterilesNähgarn-, da sagte eine wohltem
perierte Damenstimme: »Der vonIhnen gewünschte Herr ist zur Zeit
im Außendienst. Hinterlassen Sienach dem Piep bitte Ihre Nummer.
Er wird Sie zurückrufen.«
••
•
•
·S ... .. . icHHAB GtVAdf/
- / rUfScHWvl{G
<Oe Hf €i €t
Ich hinterließ meine Nummer.
Aber ich kam ins Grübeln.
Er wird mich zurückrufen?
Wie soll ich das verstehen?
War ich bei ihm?Bin ich weggegangen?
Grußlos vielleicht?
Wo ist er denn eigentlich?
Wohin wird er mich zurückrufen?
Er ist im Außendienst.
Das sagt alles und nichts.
Er kann hier um die Ecke in der
Schliemannstraße sein.
Na schön, da könnte ich schnell malhinspringen.
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Aber er könnte auch in der Nähe von Troja sein, Schliemanns
alter Buddelstätte.
Da soll'n sie ja noch immer buddeln. Und die alten Tonscher
ben sind zwar wertvoll, aber nicht die feinsten in ihrem Beneh-
men. Da ist schnell mal ein Finger weg oder anderes.
Da muß geschnippelt und genäht werden.
Logisch, daß Antek in solchen Fällen mit seinem Kram zur
Stelle sein muß. Möglichst noch vor den Japanern.Bloß, was soll ich dort?
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6
Ein Ossi hat einenSchweinemastbetrieb aufgemacht.
Ein Unternehmensberater aus dem .
Westen steht ihmzur Seite. Kaum ist
der Betrieb eröff
net, kommt derOssi zu ihm: »Drei
Schweine sind ge- "storben.«Wessi: »Womit füt
terst du sie?«»Mit Kartoffeln undKleie.«
»Nicht gut, nimmWeizen.«
m nächsten Tag
kommt der Ossiwieder: »Sieben
Sehweine sind ge- .storben.«
»Was gibst duihnen zu trinken?{<
»Wasser.«
»Nicht gut, nimm .Miich.«
Nach einer Woche*
»Die Hälfte meinerSchweine ist ge
storben. Die Rat-
schläge haben ,.
überhaupt nicht geholfen.«
Der Wessi: »Ach,
weißt du, ich habenoch viele guteRatschläge, aber· u genügend .
Schweine hast?<<
•o eht s denn hi r zum Aufschwun ?
Außerdem fahre ich einen gebrauchten Mazda. Bin sehr zufrie
den. Warum soll ich mich also mit den Japanern anlegen? Und
das Schärfste Wer bezahlt mir die Flugreise?
Oder glaubt Antek etwa, ich komme mit meinem Fahrrad auf
der Seidenstraße angestrampelt?
Ich meine, es wäre noch mal 'ne sportliche Herausforderung.Aber mein Miniskus des linken Kniegelenks ist vor der Wende
nach dem Westen abgehaun und trotz Vereinigung nicht wie
der aufgetaucht.
Ich würde ihn gern zurückrufen. Aber wo ist er? Wo soll ich
anrufen?
»Rufe mich an in der Not«, sagt der Herr. Ich hab trotz Ungläu
bigkeit viel Sympathie für und Achtung vor dem Herm. Aber
ich glaube nicht, daß er meinen Miniskus im Blickfeld hat. Er
hatte j Mühe, den Weltreisen seine Stellvertreters zu folgen.••
Ubrigens, ich könnte wahrscheinlich nie Papst werden. Ich
hätte j wegen meines steifen Knies schon beim ersten Kuß
Mühe, wieder auf die Beine zu kommen. Doch das nur neben
bei.
Ich bin mir eigentlich gar nicht so sicher, ob Antek sich wirk
lich in der Gegend um Troja rumtreibt. Wie kam ich denn über
haupt darauf?
Wegen Schliemann.
Aber der ist lange tot.Den kann man außen vor lassen, würde mein Sohn sagen.
Das soll soviel heißen wie, »den kannste vergessen«.
Mein Bruder ist Fußballtrainer.
Wenn er auf seiner Trainerbank rumhopst, schreit er des öfte
ren »Außen vor «
Nach dem Spiel - ob gewonnen oder verloren - werden auch
die Außenstürmer mit dem Vereinsbus heimgeholt. Nicht ver
gessen.
Seltsam, seltsam.Ich gehe jetzt wegen des Trabbels mit Antek öfter mal wiederin meine Stammkneipe. Auch gestern abend.
Mitten im schönsten Stammtischgespräch ruft meine Frau an:
»Ist Jochen vor Ort?«
Der Wirt: »Im Bergwerk isser nich. Aber hier isser. «
Sie h t mich aber nicht zurückgerufen. Nein - zurückgepfiffen
Zu Hause, in meinem Lieblingssessel, s ß Antek. Er ist nicht
mehr Vertreter. Die Skalpell-Bude ist pleite gegangen.
Antek verkauft jetzt kleine Holzpferdchen. Trojanische
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ogeht s denn hier zum Aufschwung?
Manfred Strahl
»Wo leben Sie denn?« entrüstete sich Kiekhäfer auf meine be
scheidene Frage ob noch vor Feierabend mit dem Ende derSitzung zu rechnen sei die in wenigen Minuten beginnen soll
te. Erstens belehrte mich Kiekhäfer kenne er seit den stürmi
schen Tagen der Wende keinen Feierabend mehr und zweitens
habe er das Wort Sitzung als sprachliche Altlast aus seinem
Wortschatz gestrichen. Gesessen habe man früher. Heute werde
alles besprochen so daß Besprechung treffender sei.
Der bevorstehenden Besprechung sah Kiekhäfer mit gespann-ter Erwartung entgegen. Es ging um die Zukunft
des Unternehmens in dem Kiekhäfer wacker seinePosition behauptet hatte. Dank einer schicksalhaf
ten Fügung gab Kiekhäfer zum besten habe kürz
lich ein gewisser Monsieur Chapeau ein französi
scher Geschäftsmann aus der Hutbranche infolge
der miseraben Ausschilderung das Stadtzentrum
verfehlt und sei mit seinem Renault in einer Sack-
gasse des nebelverhangenen Industriegebiets stek
kengeblieben. Und zwar genau vor der Toreinfahrt
des Unternehmens das sich heute zwar großspurig Hut- und Mützen GmbH nennt zu dem die
Einheimischen aber nach wie vor schlicht VEB
Schapka Werk I im Stammbetrieb des Kombinats
Kopfbedeckungen sagten.
Kopfnickend bestätigte Kiekhäfer meine Vermu
tung daß sich der Franzose nach seiner Irrfahrt
•
spontan geschäftlich für das Unternehmen zu inter- _ . . .. .... ' ' • * 1. • -
61
• • • • „ • • „
essieren begann. · · - · · · · ·
»Wenn wir Glück haben« sagte er »gehören wir vielleicht schon »Wie geht es dennmorgen zur Unternehmensgruppe >Societe hut couture< einer eigentlich deinem neuen
Tochtergesellschaft der mächtigen >Hutvolee<.« Ein verständli- aufstrebenden Unter-
cher Wunsch zumal die Hüte und Mützen die Kiekhäfers Firma nehmen?
bis vor kurzem noch herstellte kein Mensch mehr kaufen ge-
schweige denn aufsetzen wollte.
So gesehen erwies sich die kürzlich verfügte Produktionsein
stellung als raffinierter Schachzug des Betriebsdirektors der
sich jetzt Geschäftsführer nennt zur Gesundschrumpfung des
Unternehmens. Der Materialverbrauch sank auf Anhieb dra-
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62l'f'1 M W TI D* 1 : A • 1 1
•
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7 0 ' II ' ' ' e '
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stisch, so daß praktisch ein ungeheurer Produktionsschub zu
verzeichnen war. Bald darauf erfolgte der nächste Schritt in die
richtige Richtung. Personalabbau. Den Produktionsarbeitern
wurde sofort gekündigt. Von der alten aufgeblähten Belegschaft
blieben schließlich nur der Pförtner, die Reinemachefrau, der
Hausmeister sowie die komplette Geschäftsleitung übrig. Dieeingesparten Personalkosten ermöglichten wenigstens eine
spürbare Gehaltsaufsaufstockung für die leidgeprüften Ge
schäftsführer.
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Mit dem rigorosen Personalabbau schien Kiekhäfer ein wenig
übertrieben zu haben. In der Hut- und Mützen GmbH wimmel
te es nämlich nur so von Leuten. Man konnte sich des Ein
drucks nicht erwehren, daß sogar pausenlos Neueinstellungen
erfolgten.»Das täuscht gewaltig«, Kiekhäferwinkte ab, »die vielen Leute,
die auf den Gängen herumschwirren, sind doch bloß unsere
Unternehmensberater aus den Altbundesländern.«
Die Vermutung, daß Kiekhäfers Firma angesichts solch quali-
fizierter Berater dann sicher schon lange aus den roten Zahlen
heraus sei, möchte Kiekhäfer indes nicht bestätigen
»Um das zu schaffen, müßte aber unbedingt noch einer ein
gestellt werden«, behauptete er. »Ein Berater für Unterneh-
mensberater «
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ogeht s denn hier zum Aufschwung?
Angela Gentzmer
Ein Rentner-Ehepaar (Helga Hahnemann und Alfred Müller)
sitzt auf einer Parkbank.Er: Weeßte, wat ick echt vermisse, Traudl?
Sie: Kann mir schon denken: Paule, den alten Suffkopp.
Er: Nee, unsre jute, alte Mauer.
Sie: Nun mach aber'n Punkt, Hugo, dit
war doch hier dit reinste Jefängnis
Haste selber jesagt
Er: Jaa - damals. Heute könnt ick mich
ärgern, daß meine janzen schönen Pri
vilegien futsch sind.
wo J /
sT AN D·· ALLE · ·=uR .„ „. . ·
• • .. - •• • „ .f • .-.. .
•
Sie: Privilegien Ph Wie so'n Kuli haste
die Fernseher und Kotflügel mit Dei'm
Asthma über'n Checkpoint jeschleppt.
Er: Jedenfalls war dit damals 'ne wunderbare Aufjabe für'n cleveren Ost-Rent
ner, wie der letzte Dorf-Depp die Zoll
Heinis ehrfürchtig anzuglotzen und
. . o. , t 1 B ~ E O f . . P N E T
%~dabei die umjetauschten Kohlen zwi- ·
• •
· ·.
sehen de Eier knistern zu lassen.Sie: Dit war doch furchtbar, in dit enge
Labyrinth anner Grenze: Edelgard und
Hermann haben sich vor Angst jedes-
mal fast in die Hosen jemacht.
•
Er: Ja - zurück, weil se da für ihr Viertel Kaffe unser jutet Mei
ßen in ihre Aldi-Beutel verschleppt haben.
Sie: Großzügig waren se aber auch. Edelgard hat nie wat inne
Altkleider-Sammlung jejeben, sondern immer mir.
Er: Von wegen großzügig. Hermann war doch sowat von pikiert,als ick mir dit zweites Mal mein einmalijet Begrüßungsjeldabjeholt habe, daß ick'n jefragt habe, ob er dit aus seine ei
gene Tasche bezahlt.Sie: Trotzdem. Manchmal haben se uns drei Wochen beköstigt,
ohne wat zu verlangen.Er: Na hör mal, als Dachdecker verdient Hermann ja ooch drei
mal so viel wie der Bundeskanzler.Sie: Der wird ja ooch nich' so jut'n Dach decken können wie
dein Bruder.•
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1
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6
Es gibt ein neuesWrrtschaftswunderin Deutschland.Die Wessis w t-
schaften, die Ossiswundern sich. .. , ~ j j ·
. ' ; Jfi •li B iü/J/iii" · ,) i i i i l l \ i i ~ „
ls Traudl und Hugo ein
Paar: Helga Hahnemann
und lfred Müller
o geht s denn hier zum Aufsc1
hwung?
Er: Haben w r Ossi s nich ooch jeackert wie die Verrückten?
Mit der Arbeit waren w r zwar immer n paar Monate im Rück-
stand ...
Sie: Aber mit de Kaffepausen schon n halbes Jahr voraus. Wat
auch wunderbar war, daß wir dauernd unsere Tage hatten.
»Tage des maledivischen Kulturfilms« - »Tage der Sozialistischen Hirtenflötenmusik« - oder »Tage des mittelalterlichen
Bauwesens«.
Er: Weeßte noch, wie die Betriebsleiter sich um mir jerissenhaben? In einem Jahr war ick uff acht Arbeitsstellen. Und -
ein Ja-Sager war ick ooch nie Wenn mein Generalsekretär»nein« jesagt hat, hab ick ooch sofort »nein« jesagt.
Sie: Krank konntest du werden auf Deibel komm raus, hat nich
einen Pfennig jekostet, der Spaß.
Er: Jawoll, alles ist seinen Sozialistischen Gang jejangen -wie
bei Oskar: Mit seinem Parteibuch hat der sich vom Pförtner
bis zum Direktor hochjedient.
Sie: Nu isser ja auch wieder Pförtner.Er: Als kleener Ost-Rentner biste doch bloß n Mensch 2. Klas-
se. Lieber lassen se die alten Nazis und ihre Witwen bei
Kranzler Torte fressen.
Sie: Na ja - zum Sattwerden reichen die paar Piepen doch.
Er: Aber nich für n Durst. Wenn ick wenigstens n französi
scher Rentner wäre, denn würde ick jetzt meinen Rotwein
trinken und anschließend in n Puff jehn.
Sie: Du bist aber nun mal n deutscher Rentner, du nimmst jetzt
deine Herztropfen und jehst anschließend als Nachtportier.
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ogeht s denn hier zum Aufschwung?
Uwe Steimle
Frau Bähnert balanciert ein kleines Tablett mit zwei Sammel
tassen und der Kaffeekanne ins Zimmer. Herr Zieschong hocktvor dem Fernseher und hält Frau Bähnerts Plüschhund auf
dem Schoß. Er streichelt ihn.
. .
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. .,i iC ': . '..
»FrauBähnert, was sagen Sie'n eigentlich zum StandortDeutschland?«
»Die fetten Jahre sind nun vorbei. Herr Zieschong - nach der
letzten Rentenerhöhung krieg ich zwar jetzt weniger Geld ...
aber die werden sich schon was dabei gedacht ham. «
»Frau Bähnert, Sie denken wieder nur an sich, aber ich sag
Ihnen eins: Geld ist ni alles im Leben «
Frau Bähnert setzt das Tablett mit Schwung ab, der Kaffee
schwappt über. »Nein ooh de Zinsen müssen stimmen ... sagt
der Theo. Apropos, was sagen Sie'n zum Bündnis für Arbeit?«
Herr Zieschong wird hellhörig. »Was? Gibts wieder welche?«
»Die FDP-CDU hat alle Hände voll zu tun, wenn se ne abgewik
kelt werden wolln.«
Herr Zieschong greift in die Keksdose. >>Ach, Se meen, mir
möchten uns schon ma ne neue Regierung suchen?«
»Quatsch, die Regierung sucht sich e neues Volk - nu, Sie ent
wickeln doch keene eigene Selbstinitiative.«
Herr Zieschong bekommt beinahe einen Krümel in den falschen
Hals. »Frau Bähnert, ich bin seit sechs Jahren arbeitslos «
65
Uwe Steimle und Tom
Pauls als Günter Zie-
schong und Ilse Bähnert
Der Westhahn rolltein Straußenei vor
den Ost-Hühnerstall und posiert
vor den Hühnern.»So, meine Damen,
ich wollte Ihnen
bloß mal zeigen,
wie bei uns drüben
gearbeitet wird.«
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CJ
CJ
Ich erkläre Ihnen jetzt
das bundesdeutscheSteuersystem <<
o geht s denn hier zum Aufschwung?
»Ebend Hätten Se seinerzeit bei der Messe der Meister von
morgen e bissel mehr geleistet, wäre ihn dor Start in de soziale Marktwirtschaft leichter gefalln. «
Herr Zieschong verteidigt sich. »Ich konnte ja nie zur MMM,
ich mußte doch leben und handeln nach der Slobinmethode ...
Bass off, ham die gesagt: So, wie mer heute arbeiten, wer mormorgen leben ... «
Frau Bähnert winkt ab. »Das sagt der Lammsdorf heute ooh.
Und der lebt noch nicht nach der Slobinmethode, der macht ni-
chemal 'n Sobotnik.«
t::J c JD J
0
»Frau Bähnert, das
wärs doch Wir
retten den Stand
ort Deutschland -
alle machen mitbeim Subbotnik.«
»Herr Zieschong,
mir sind das Volk «
»Ich gloobe, jetzt
habsch's doch be-
griffen ...«»Hat ja oh lange
genuch gedauert.«
>>Genau, Frau Bäh-nert, Proletarier
aller Länder vereinigt euch «
Frau Bähnert, den
Kopf schüttelnd:»Sind ja keene mehr da. Desdawechen will sich ja der Kanzler
wieder weitervereinigen. «»Schon wieder? Mit wem denn. Vielleicht mit'n Tschechen?«
»Eh' - de Tschechen, de Böhmen mähren doch so. Unser Kanz-ler denkt - global «»Glob isch - ? Globsch ne -«
»Ü ja - was denken Sie'n, warum der chinesisch lernen dut.«
»Wiedervereinigung mit China? - Das isses, Frau Bähnert Die-
ses Riesenreich ... Da dauert der Ofschwung Ost ja noch 100••
Jahre. FUR UNS Der Standort Deutschland ist gesicher «
»Nu, und Sie hätten endlich oh wieder Arbeit.«»Was? Ich soll nach China arbeiten gehn? Nee, nee, Frau Bäh-
nert, dort bin ich ja eener unter vielen.«
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Wo ,Seht s denn hier zum Aufschwung?
Ernst Röhl
Die janze Arbeitslosigkeit ist Scheiße mit drei Ei. Kalle hockt
den lieben, langen Tag vor der Glotze und kuckt Richterin Barbara Salesch. Er lebt von Almosengeld zwo und seine Gedan-
ken schweifen ungebändigt im Raum. Die Gedanken sind frei,
sagt sich Kalle, früher hatten wir dis sojenannte Recht auf Ar-
beit jehabt, heute haben wir dis Recht auf ein' Parkplatz. Dis
Recht auf Arbeit damals inne TäTäRä war voll der Reinfall,
Freunde Eines schönen Abends trudelt Kalle nichts Böses ah
nend mit seinem Sachsenporsche durch die Landschaft, aber
plötzlich: Tatütata, Blaulicht, und stop Die Volkspolizei, dein
Freund und Helfer, alle Mann stocknüchtern, Kalle der einzige mit Mundgeruch. Schicksal. Nüscht zu machen. Alkohol am
Lenkrad Punktjenau zweekommanull Promille. Die rufen den
Betrieb an, die rufen die Justiz an, und die Justiz, die war echt
dis Allerletzte Die Pappe futschikato, und für jedes Promill ein
Jahr, insjesamt zwee Jahre, aber nich Zett, meine Herrschaften,
nee, voll die Höchststrafe: zwee Jahre Arbeitsplatzbindung
Den ganzen Tag lang eine Erinnerung nach der anderen, und
in der Nacht ist es nicht besser. Nachts kommen die Träume.
Träume, sagt Kalle, sind Fernsehn im Schlaf. Meistens spieltder Träumer selber mit, als Herzensbrecher in Liebesfilmen
und Schicksalsdramen, in Krimis als Kommissar oder Massen
mörder.••
Früher hatte Kalle mit der Träumerei keinen Arger. Niemals. Er
war immer der Gigant des gesunden Nachtschlafs. Doch nun
kommt er in die Jahre. Wer es gut mit ihm meint, stuft seine
Haarfarbe trotz vereinzelt noch vorhandener schwarzer Strähnen
als friedhof sblond ein. Neulich hat er seine Zigarette z m ersten
Mal am verkehrten Ende in Brand gesetzt. Immer öfter knirschen die Gelenke. Immer öfter meldet sich die Prostata, die
Achillesferse der reiferen Jugend. Dagegen, sagt Kalle is nüscht
zu machen. Alterserscheinungen Genau wie die Trä11me.
Gern würde er mal vom Bundesligisten Werder Bremen träu
men oder von einer Kreuzfahrt nach Neuseeland, doch Werder
Bremen hat in seinen Träumen bisher keine Rolle gespielt, und
Traumschiffe sind auch noch nicht aufgekreuzt.
Kalle träumt stundenlang immer bloß von der einstigen Ehe-
maligen.
. .
Es giot drei Arten,eine Firma in denBankrott zu wirt-
schaften: ". .
Durch Frauen -
7
das macht am mei-
sten Spaß.Durch Sauferei·das klappt hundertprozentig.Durch einen West-
ler Ms Geschäfts·„führer - das gehtam schnellsten.
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ogeht s denn hier zum Aufschwung?- - -- . - - _ , - - - -
Und leider sind es Alpträume. In keinem dieser Träume macht
er eine auch nur halbwegs gute Figur. Gern würde er als Gün
ter Simon auftreten, als Sohn seiner Klasse, oder auch als
Draufgänger und positiver Held wie Manfred Krug. Doch Kalle
ist immer bloß das schwankende Element, jedes Mal der Drük
keberger und Passivist. Schweißgebadet schreckt er mitten inder Nacht hoch, wälzt sich bis zum Morgengrauen in't Bette hin
und her, und die Verantwortung für den bedenklichen Lauf der
Welt lastet schwer auf ihm.
In vierzig Jahren DDR ist er nicht ein einziges Mal schwarz mit
der Straßenbahn gefahren, großes Pionierehrenwort. Trotzdem
ertappt ihn in seinen furchtbaren Träumen neuerdings einvolkseigener Kontrolleur immer, immer wieder auf frischer Tat.
Kalle besitzt keinen gültigen Fahrausweis. Dabei kostet die
Fahrt nur zwei Groschen. Aber ist Schwarzfahren, wenn es nurlumpige zwanzig Pfennig kostet, nicht umso schlimmer? Der
Kontrolleur schreibt die Quittung aus und kassiert fünf MarkStrafe. Strafverschärfend durchbohrt er Kalle mit einem fin
steren Blick. Kalle schämt sich; denn seine Fahrgeldhinter
ziehung hat sich in einer Straßenbahn des Volkes abgespielt,
folglich ist er ein Betrüger seiner selbst. »Wenn das nun alle
machen würden « Kalle spricht im Schlaf, seine Frau hat es
deutlich gehört.
Kalle besitzt einen Schrebergarten. Darin darf er neuerdings anbauen, was er will. Wenn er gar nichts anbaut, macht ihm auch
keiner Vorschriften. Heutzutage Vor Jahren und Jahrzehnten
allerdings gehörte er, wie es Vorschrift war, dem Verband der
Kleingärtner, der Siedler und der Kleintierzüchter an, und die
ser Millionenverband empfand sich seinerzeit als tragende
Säule der Volksernährung. Geschmeidig richtete Kalle sein Tun
und Lassen an den Erwartungen des Vorstands aus. Kein ein
ziges Mal wurde er auffällig, im Gegenteil. Weil nichts gegen
ihn vorlag, verliehen sie ihm sogar die silberne Ehrennadel mitUrkunde.
Vor vierzehn Tagen hat es ihn nun aber doch noch erwischt,
wenn auch bloß im Traum.
Zur Unzeit taucht der komplette Vorstand an der Gartenpforte
auf, um seine Parzelle nach allen Regeln der Kunst unter die
Lupe zu nehmen. Dumm gelaufen. Genau an diesem Morgen
nämlich hat Kalle seine Erdbeer-, Möhren- und Radieschenbee
te umgegraben, er hat die landwirtschaftliche Nutzfläche ver
ringert - zugunsten einer privaten Freizeitwiese, aber zu
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In remen schaffen
das vier Kollegen <<
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•••• 7
Lasten der Volksernährung, mit anderen Worten: Der Vorstand
schnappt ihn in flagranti bei der Rasenaussaat.
Stop Kommando zurück Der Vorstand kennt keine Gnade.
Kalle muß, im Traum, seine Pläne rückgängig machen, muß
Selbstkritik üben und die Erdbeer-, Möhren- und Radieschen
beete umgehend wiederherstellen. Er fängt sich eine strengeRüge ein und zusätzlich noch eine Verwarnung, weil dem Vor
stand über drei Ecken zugetragen worden ist, daß er unter
Alkoholeinfluß die eigene Kleingartensparte als »grüne Hölle«
verleumdet habe.
So oder so ähnlich treiben es die Geister der Vergangenheit jede
Nacht mit ihm.
Dabei hat er sich früher nie oder fast nie etwas zu
schulden kommen lassen. Im Fernsehen hat er die
wenig aufregenden Meldungen der Aktuellen Kamera klaglos über sich ergehen lassen. Er hat das Neue
Deutschland ... , nun ja, abonniert. Er hat immer Soli
bezahlt für die Völker der dritten Welt. Seine Kader
akte war nicht nur sauber, sondern rein. Nie hat er
die Frage der Sichtwerbung dem Selbstlauf überlas
sen. Zum Ersten Mai und zu jedem Nationalfeiertag
hat er bereitwillig geflaggt.
Darum versteht er die Welt nicht mehr, als die Par
teileitung sich ihn, im Traum, zur Brust nimmt. DerParteisekretär schätzt ein, er hätte sein Häuschen
aus Anlaß des Tages der Werktätigen der Land- und
Forstwirtschaft weder mit einem roten Banner noch
auch nur mit einem Winkelement in den Farben der
DDR geschmückt. Bei einem solchen Vorwurf gibt's
nur noch eins: Schleunigst Asche aufs Haupt und gnadenlose
Selbstzerfleischung Aufs schärfste distanziert sich Kalle von
seinem ewiggestrigen Verhalten. So was, verspricht er, werde
nie wieder vorkommen, und er bekräftigt seine Worte mit demfeierlichen Schwur: »Ab heute flaggt Kalle beijede Jelejenheit,
Jenossen, janz ejal, ob Weihnachten is, Ostern oder Vatatach «
Früher war Kalle beim Rat des Kreises tätig, Abteilung Ar
beitsschutz. Kein schlechter Posten soweit, selten im Büro,
meistens an der frischen Luft. In der Zeit der Ernte hatte er••
bei der LPG »Goldene Ahre« oder im Volksgut »Trotz alledem«
Feldkontrollen vorzunehmen und zu überprüfen, ob alle Maschi
nen vorschriftsgemäß im Bestzustand seien, ob die Zapfwellen
der Traktoren und Mähhäcksler den hohen Ansprüchen des
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Wo geht s denn hi r zum u f s h w u n ~
sozialistischen Arbeitsschutzes genügten, denn im Mittelpunkt
stand j der Mensch.
Speziell mit defekten Zapfwellen war nicht zu spaßen. Die gott-
verdammte Welle mußte bloß einen Zipfel des Arbeitskittels zu
fassen kriegen, schon wickelte sie den Maschinisten zum Roll-
mops auf. Tödliche Unfälle kamen immer wieder vor. Bei denandern Bei Kalle nie. Weil er seine Arbeit ordentlich machte.
Und trotzdem blieb ihm in der Dienstzeit ein gewisser Spiel-
raum. Vom Büro aus war er da draußen in der Prärie beim be-
sten Willen nicht zu orten. Manche Kollegensahen das weniger eng als er, betteten sich
am Feldrain zu einem Nickerchen oder stat-
teten einsamen Witwen Kurzbesuche ab .
Kalle nie. Er hatte stattdessen, heute kann
man's j sagen, seine Raubfischangel im Kof-ferraum, den Kescher und eine Handvoll
Blinker, Wobbler und Spinner. Kalle hat in
der Arbeitszeit so manchen Kaventsmann ge-
landet, einmal sogar einen Zander, der da-
mals sechs Kilo wog, heute beim Erzählen
schon mehr als zehn. Und gefangen hat er••
ihn nachmittags gegen drei. Uber solche,
sagen wir Unregelmäßigkeiten und Erfolge
zu schweigen, ist ihm damals sauer gewor-den, frag nicht nach Sonnenschein. Doch er
hat es geschafft. Ihm ist keiner auf die Schli-
che gekommen, nicht mal die Stasi.
Das alles liegt nun schon weit zurück, alles
lange erledigt und nicht mehr wahr. Kalles
Gedanken jedoch kreisen noch heute um
diese Mängel und Schwächen. Was, wenn w rder sozialistischen Moral zum Durchbruch
- 2
verholfen hätten? Was, wenn w r die Arbeitszeit vollinhaltlichgenutzt hätten? Wie stünden wir heute da im internationalenVergleich ?
Gedanken wie dieser suchen ihn heim in seinen Träumen. Er
versucht ihnen dadurch auszuweichen, daß er, im Traum, sich
selber beim Angeln über die Schulter blickt. Er drillt einen
Hecht, keschert ihn, landet ihn, der Hecht hat gerade so das
Maß, zwei Pfund, zweieinhalb vielleicht, und während Kalle ihn
vom Haken löst, raschelt hinter ihm verdächtig das Schilf. Er
dreht sich um und steht einem sympathischen älteren Herm mit
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? T Sr h P IM .
Brille gegenüber, mit hellem Hut, hellem Anzug, roter Krawat-
te und Mainelke.
Ist das nicht . . Genau, es ist Genosse Erich Honecker, der an
der Basis nach dem Rechten sieht, Genosse Harun al Raschid
bei den Werktätigen der Land- und Forstwirtschaft. Kalle fühlt.
sich ertappt. Schuldbewußt schlägt er den Blick nieder.Er kann sich schon denken, was gleich passieren wird. Der
Generalsekretär wird ihm die Ohren langziehen Was Kalle da
zwei Stunden vor Arbeitsschluß am Gewässer treibt, hat mit
Arbeitsschutz und Steigerung der Arbeitsproduktivität nichts,
aber auch gar nichts zu tun, und von der Arbeitsproduktivität,
soviel weiß Kalle aus dem Parteilehrjahr, hängt er nun mal ab,
der Sieg der sozialistischen Gesell-
schaftsordnung.
»Lieber Genosse Kalle«, sagt Erich Honekker schüchtern, »ich möchte dich,
wenn du gestattest, um einen Gefallenbitten ... «
Kalle nickt.»Könntest du mir eventuell einen Räu
cheraal besorgen?« Erich Honeckerweist nicht an, er befiehlt nicht, er bit-
tet. Er spricht als Kumpel von Menschzu Mensch, nicht als mittelgroßer Dik
tator, nicht als Generalsekretär des Po
litbüros des Zentralkomitees der Sozia
listischen Einheitspartei Deutschlandsund Vorsitzender des Staatsrates und
des nationalen Verteidigungsrates der
Deutschen Demokratischen Republik.Das gefällt Kalle . »Einen Räucheraal«,
sagt er, »na, wenn's weita nüscht is «
»Und«, fügt Erich Honecker demütig hinzu, »vielleicht noch
einen zweiten für den Genossen Günter Mittag?«Kalle erwacht. Mitten in der Nacht. An Schlaf ist nach einem
solchen Traum nicht mehr zu denken. Nostalgie kann auch ein
Fluch sein. Kommt immer öfter vor, daß die Jugendsünden sich
melden zu nachtschlafender Zeit. Er berichtet seinem Doktor,
was er durchmachen muß und daß er jede Nacht schon gegen
vier wach ist. »Was ist denn das bloß?«
>>Nichts Schlimmes«, sagt der Doktor und winkt müde ab,»typisch präsenile Bettflucht «
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74 Reisefrei bis awaii
Matthias Biskupek
l O l ~ tl ~ S O I O
Beteiligt sind ein - ja zur Zeit des Großen Einigkeitsliebestau
mels währenddessen diese Szene spielt hätte ich gesagt ein Ossi.
fetzt kennen wir nur noch Deutsche: also ein Deutscher genauer:
ein Neufünfländer Inhaber eines ALDI-Beutels einer Ostturnhoseund einer kecken Stoff-Kopfbedeckung mit Aufschrift Oh frische
Mütze<< und ein - ja früher hätte ich gesagt: Wessi - also auch
ein Deutscher genauer: ein Echtgeborner Träger eines OSSjog-gers und eines Hannibal-ante-portas-Schnurrbartes was immer das
auch sein mag. Die Szene ist ein verträumter Campingplatz im schönen Bayern der von ausgesuchtem Zaunmaterial begrenzt ist. Neu-
fünfländer und Echtgeborner warten einträchtig vor einer Camping
platztoilette. An deren Tür ist ein amtliches Papier geklebt.
Neufünfländer beweist, daß er auch schon lesen kann und zi-
tiert in seiner seltsamen Mundart vom Plakat): »Barragraph
neun: Das Midglied des Vorbandes Deudscher Gämbing-
bladdsbetreiber hadd seine Gämbinggäsde drauf hinzuweisn,
daß gemeinsames Iebemachdn unverheiradeder Baare inZeld oder Wohnmobiel nich geschdadded is; gechenteilicheVorsuche isses berechdigd, zu vorhindem. De ördliche Bolli-
zei is jederzeid zu Kondrollen zur Einhaldung dieses Vorbods
angewiesen.« Iss scha e Ding
Echtgebomer lauscht der deutschen Beamtensprache nach,
stolz, daß er dennoch verstanden hat): Gell
Neufünflander: Das habbd Ihr Euch vierzichJahre gefalln lassn?Echtgebomer verwirrt): Wie?
Neufünfländer kopfschüttelnd): Das iss doch ne ehgladande
Beschneidung der Freiheit des Individjumms. Vierzich Jahre.
Schdaadsobriche Bersönlichgeidsgondrolle uffm Gämbing-
b l a d ~ s Nee Das ham die mit Euch machn genn?Echtgeoomer äußerst verwirrt) Wos moanst?
Neufünfländer (milde, erklärend) Na diese Schnüffelschdaad
braggdign. Reichn nunder bis in de einfachsdn menschlichen
Beziehungen. Da vorgifded der Schdaad doch de Indimsphä
re. Nee Midd uns häddn die - das - nich machn genn. Midduns nich
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Re isefrei bis awaii
Echtgeborner (landestypisch, also sehr langsam begreifend):
Och so. - Dös. Noja ... Dös hamm mer doch nie ernst gnom
men ... urolds Dings dos.
Neufünfländer (unbeeindruckt): Hier steht: Auf Grundlaacheder Verordnung V/66 und VIII/70. 1966 und 1970. Da habt
IhrEuch sogar noch Verschärft1ngen dieser Unrechdsbraggsisgefallen lassen? De Bollizei schnüffeld in die briwaade Zelt
indimzone? Da hädde bei uns ma eener gomm solln Demhäddn mir aber was
Echtgeborner (betont herunterspielend): Hoat doch kaa Hahnnach gekräht. Dös hoat uns gor net ... berührt.
Neufünfländer: Glaar. Wer tächlich schreiendes Un-
recht schwarz auf weiß vorgesedds grichd, dem
gehds Rechdsbewußtsein flöödn. Nu, ich ver
schdeh Euch doch. Was die midd Mänschn hieraber auch alles hamm machn gönn.Echtgeborner: I wußt goar net. I campe seit Johrren.
Dös les i zum ersten Moal ...Neufünfländer: Joja. Hinderher hadd geiner was da
dervon gewußt. Dor menschliche Garaggdor. Vor
drängung als Lehmslüsche. Hässchn-Duck-DichSinndrohm. De gleiche Geschischde wie bein Nazis.
Echtgebomer (mit gesträubtem Hannibal-ante-por
tas-Schnurrbart): Dös is ja wohl die HöheNeufünfländer (klopft auf die BOSS-Jogger-Schulterseines neuen Landsmannes): Siehsde. Jedds meinsdes auch.Mer muß Euch nur e bissel druffbringen. Freiheidswille wohnd
auch in der gnechdischsdn Naduur. Aber vierzig Jahre Under
dahnengeist is eben ni von heude uff morschn auszuroddn. Ihrgenndjajeddse ooch de Freiheit der Berdsönlichgeid erringen.Habbd ja uns. S ging bei uns oo ni sofort.
Echtgeborner (fehlen die Worte, Schnurrbart steht auf hundert
achtzig Grad, was immer das auch sein mag)Neufünfländer: Nee, wie mer Euch armen Gerlen aber oo mid
gespield hadd. Middenn in Euroba. Mer mechds ni gloom,
wemmers nie selber lesen missde. Das Doggumend derSchande, UNO-Mänschnreschde - ein Dregg galdn die hier ...
Echtgeborner (in Übercampingplatzlautstärke): I loß mi doch
net - I loß mi doch net - verscheißern ...
uf dieses Stichwort hin öffn.et sich die Toilettentür. Ein sichtlich
erleichterter Bürger tritt heraus. Der Himmel läßt einen blauweißenVorhang fallen.
.~ i f h •
>>Und wie griißt manhierzulande einenAtheisten?<<>>Überhaupt nicht
7
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7
Ossi und Wessi un
terhalten sich über
ihren Urlaub. DerWessi schwärmt:»Wir haben stundenlang vor dem
Kamin gesessen
und ins flackernde
Feuer geschaut.«Ossi: »Hatten wir
nicht nötig, bei uns
im Hotel gab'sF e r n s e h e n ~ <
Reisefrei is awaii
Uwe Steimle
Frau Bähnert schaukelt in einer Hängematte zwischen zwei
Palmen und schläft. Herr Zieschong fächelt ihr mit einemPalmenwedel Luft zu. Allmählich erlahmt seine Kraft. Frau
Bähnert erwacht und blickt ihn böse an. Beflissen wedelt HerrZieschong weiter.
Dezent spielt Reggae-Musik.
Herr Zieschong beugt sich devot zu Frau Bähnert.»Tequila?«
»Batita di Coco «
Herr Zieschong reicht eine halbierte Kokosnuß, garniert mit
Strohhalm und rotem Papierregenschirmchen, hinüber.»Prego «
»Grazie «
»Keine Ursache, Frau Bähnert.«
»Mer hams schon richtsch gemacht, daß mer hierher gefahrnsind.«
»Aber die Demse. E bissel kühler könnts ruhig sein.« Herr
Zieschong setzt ein mexikanisches Bier an die Lippen.Frau Bähnert rappelt sich in der Hängematte hoch. »Wissen Se,
Se sind eener von denen, denen mer's nie recht machen kann.Erseht fort wolln, weils den ganzen Sommer durch geplumpthat, und dann ooch wieder rummosem nur wechen de 'lropen «
»Norwechen wär nich schlecht «
»Mer sind in de 'lropen nor wechen Ihnen Komm' Se, Zie-
schong, wedeln Se weiter «
Herr Zieschong legt den Wedel energisch beiseite. »So, jetzt bin
ich ooch mal dran.«
Frau Bähnert guckt erstaunt. »Womit?«
»Na, daß ich ooch mal in den Genuß komme ... Ichwill
oochmal off de Matte.«
»Herr Zieschong, Sie müssen erschtemal arbeiten lernen. Wie
lange warn Se jetzt derheeme?«
»Sechs Jahre. Langsam wirds enge «
Frau Bähnert streckt sich wieder in die Matte. »Ebend - und
da sein Se froh, daß Se wenigstens die Palme als Stütze hamSo, und nu machen Se weiter.«
»Frau Bähnert, alle Wedel stehen still, wenn der Zieschong es
nur will.«Frau Bähnert lächelt gelassen. »Ich bitte Sie, Herr Zieschong,
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Reisefrei bis awaii
damit locken Se mich doch nicht hinter der Palme vor. Ich wün
sche keinen Generalstreik.«
»Frau Bähnert, Se reden ja schon wie der Kanzler «
»Ja, und der Kanzler hat es sich doch so gewünscht.«
» .. und der wünscht sich doch so selten mal was.«
»Ja, der lebt es uns vor Er arbeitet ooch nach der Rente weiter ... und nicht nur für sich, sondern auch für andere «»Für Europa zum Beispiel.«
»Genau, und er ist der Jugend ein Vorbild. Weil er zum Beispielnie krank ist.«
»Aber komischerweise ham de Abgeord
neten im Bundestag den höchsten Krankenstand der Republik. Frau Bähnert, so
wie die heute leben, müssen mer morgen
arbeeten «»Wo ham Se n das wieder her? Aus'm
Neuen Deutschland?«
»Ja, meine Gute, Wissen ist Macht SagtMarx.«
Frau Bähnert winkt ab. »Quatsch Wissen
ist Geld Sagt de TELEKOM, und die hat
e bissel mehr Ahnung, wie mer's machtmit der Macht.«
••
»Ah, die suchen doch nur e paar Dumme,
die ihr marodes Staatsunternehmen off
koof en. <<
»Nee, Herr Zieschong. Merken Se nischt?«
Frau Bähnert flüstert. »Hier wird Volksei
gentum geschaffen.«
Herr Zieschong ist verblüfft. »Nu, wie in
()ND WO SIND~ 6 H67<
/4. US J)BIJ NB )6/\J
7UN [les tÄtJ[le7ZN
lfJT<? VtcP6NN NOCH?
dor DDR? Da gehörte uns zum Schluß ooch alles.«
»Se sind e Schwarzmaler Mach mit, machs nach, machs bes
ser Und nu stehn Se nich rum wie's Arbeiterdenkmal. Wedeln
Se Dynamisch muß mer sein. Ich hab mich schon beim Aids
Fonds eingeschrieben - für de T-Aktie.«
»Ich trink keen Tee, nur Bier, von der Aktienbrauerei.<<
»Se könn' bald trinken, was Se wolln. Mit dem lila Tee ver
dien' mer bald soviel Geld, daß mer uns sogar 'n richtschen Ur
laub leisten können. Und nu helfen Se mir aus der Matte. Die
schließen hier de Tropen um sieben.«Frau Bähnert und Herr Zieschong rollen die Hängematte ein,
klappen den Sonnen.schirm zusammen, greifen den Picknick
korb und verlassen den »Botanischen Garten Dresden«.
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8 Reisefrei bis Hawaii
Lothar Kusche
Wie Sie mich hier sehn, lieber Herr Tucholsky, bin ick nämlichausn Autobus jefalln. So wat kann vorkomm, denn es warmeine zweiundfuffzichste preiswerte Luxusbusausflugsfahrtdieses Jahr. Ick lasse in diese Beziehung nischt aus. Zeit habick massenhaft, wie Zeit am Meer sozusagen. Wenn ick so vielArbeit hätte wie ick Zeit habe, wär ick schon janz krumm vorlauter Muskelkater, aber Arbeit hab ick derzeit keene. Da mußick erst nochn bißchen Jeduld aufbringen, bis wir im Laufe dernächsten vierzehn Jahre - ick wäre dann fast fuffzich - die so
jenannte Talsohle durchquert haben. Ich persönlich durchquere ihr wie ich schon anjedeutet habe, in Autobusse. Es is auchbequemer als wie sich die Talsohlen ablaufen. Außerdem gibtes bei die Werbefahrten Bordklosett, und wejen den Fahrgeldern, welche j weit unter das Niveau des staatlichen Nah- undWeitverkehrs liegen, werde ich notfalls um einen Kredit beider nächsten Filiale der Alljemeinen Reibeisen- und Hypothe
nusen-Bank fürsprechen jehn. Falls die Leute dort nich jenauso anstehn wie bei die Sparkassen. Übrijens muß man auch die
Fortschritte anerkennen, welche durch die moderne KontähnaTechnik verursacht werden: die Schlange vor den Jeldautomaten am Emtonplatz is wie vom Erdboben verschwunden, seitdem der Jeldautomat außer Betrieb is. Es wem j heutzutageso ville Betriebe außer Betrieb jenommen, deß dis bei ein einz
jen Automaten j nich mehr auffällt.Heute hatte ich an eine herrliche Romantikfahrt teiljenommen.Zum Papageienpark Blasenroda im Tütenburger Wald inklusive mehrere Backfinken, Pfaue, Bauernsegler, kleine Hühner
oder Perl-Sperlinge sowie einen Original-Tukan, welcher Pfeffer frißt. Konnte man aba nich sehn. Also den Tukan schon,aber nich, was er frißt, denn diese Fahrten finden beijeden Wet
ter statt, und es war Nebel jewesen. Die Eintrittskarte erhalten Sie von Ihrem freundlichen Werbeleiter im Fahrpreis enthalten , der Werbeleiter war aber zum Glück nich im Fahrpreisenthalten. Den Werbeleiter kannte ick, er hat früha bei unsaufn Markt als Tomatenmesserhändler jearbeitet, also jearbeitet ist übertriehm. Einmal wollte er, daß ich ihn seine neueste
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Reisefrei bis awaii
Erfindung mitfinanziere: einen Tomaten-Automaten, der sich
dann aba zerschlagen hat, weil Tomaten bekanntlich verschie
den groß sind und aus dis Gerät filleicht nur noch in Saftform
rausjekomm wären. Na schön, damals warn wir beide etwas
blau, es jibt j auch blaue Tomaten, diese nennt man, glaub ich
Oberschienen.
Nach der Besichtigung der Papageien erhielt ich ein Kaffee-Serwiehß für sechs Personen jeschenkt, das ich gleich auf dieRückfahrt in einen sojenannten urjemütlichen Heide- und Wald
Gasthaus gegen flüssije Nahrung umjewechselst habe. Deswe
jen steh ich momentan ein bißchen unter Peter Strohm. Was
soll ich denn aba auch mit die janzen Kaffee-Serwiehßes? ImVerlauf von meine Fahrenszeit erlangte ich achtundzwanzich
Kaffee-Serwiehßes für jeweils sechs Personen, so daß ich nun
mehr hundertachtundsechzich Tassen im Schrank habe. Als
Junggeselle Wo mj.r Kaffee janich bekommt. Wolln wir beide
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Gibt es hier Gurken?
Natiirlich, bei McDo-
nalds
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8
'lfeffen sich dreiKrokodile. Sagt daserste: »Mir geht'sgar nicht gut. Ichhabe vor drei Tageneinen Griechen gefressen und habenoch heute Tzatzi
ki-Geschmack imMaul.«
Darauf das zweite:»Ist doch garnichts. Ich habevor einer Woche
einen Italiener ge
fressen. Mir kommtheute noch der Parmesangeschmack
hoch.«Das dritte stöhntnur und sagt: »Ich
habe vor zwei Wo
chen einen Wessigefressen, der warso hohl, ich kann.heute noch nichtrichtig tauchen.«
is frei bis awaii
filleicht irgendwo ein schnelles Bier ...? Ach Sie sind Vegeta
rier. Dann müssen Sie aber als kleines Präsent diese Dickitaluhr von mir annehmen, bitte Hab davon noch mindestens drei
ßich Stück zu Hause, alle mit zwei Wochen Europa-Jarantie. Ein
janza Schuhkartong voll Uhm und die ticken nich mal. Jeden
falls ticken sie nich richtich. Blumenvasen hab ick ooch jedeMenge abjestaubt, ehmtso Leinenbeutel, Nagefeilen, zirka hun
dertfuffzich Büchsen Leberwurst, wenn ick die bloß ansehe,könnt ick glatt ne ausjewachsene Leber-Zitrose kriegen, unddabei hab ick überhaupt nich die jeringste Schwäche für saureJetränke außer Timms Sauren. Wenn ich es recht überleje, habick als Werbereisender alles in allem mindestens fünftausendBuskilometer zurückgelegt- dis entspricht in etwa einer zwan
zichtausendmaligen Umrundung des Alexanderplatzes Und un
jefähr alle sieben Kilometer, also ick meine rein statistisch,einen kleinen Kugelschreiber jeschenkt bekommen, mein lie
ber Schollie Und wo man schon jewesen is - praktisch fastüberall außer Jrönland, Capri und Jibraltar, da ham se ja schonAffen jenuch. Ich war inne Holsteinische Schweiz jewesen, ander Sächsischen Ostseeküste, in Bad Rüben, auf den Rostokker Tischmarkt, in Bernau und sogar in Vehlefanz. Sie wissennich, wo Vehlefanz liegt? Ich weiß auch nich, wo es liegt, aberich war dajewesen, und das is doch das Wichtigste, nich wah.
Da sind Sie schwer im Irrtum, wenn Sie glauben, daß ich aufeiner dieser unzählijen Touren auch nur eine einzije Lama
Decke jekauft hätte. Nee. Lama bringt bloß Ärja. Denken Sie
mal was damals die Chinesen mit Tibet jemacht haben. DerDichter Harald Hauser, ein intima Bekannta von meine Wirtin,war Ende der fuffzija Jahre auch mal in Tibet jewesen; ich sehnoch das Foto inne Zeitung vor mir: H. Hauser zu Besuch beimDalai Lama - links im Bild - dabei konnte man die beiden janzjut voneinanda untascheiden. Hat Hauser nu deswejen heute
keen Rheuma? Also ich weiß es nich, man müßte ihm fragen.Für mich sind Lama-Deckenjenauso übaflüssich wie Dalai-Kis
sen. Ich brauche auch keine halbautomatischen Kaffeelöffelund kein Radiowecker mit Petroljum-Antrieb. Der Werbeleiter,der mir eine Garnitur von zwölf zerlegbaren Schuhanziehernandreht oder einen abwaschbaren Camping-Schreibtisch miteinjebauten Kniekehlen-Vibrator - der muß erst noch jeborenwerden. Ich bin nu mal ehmt kein Kind von Traurigkeit, aberkeins von Dusslichkeit. So vakooft wie ick mir fühle werde ick
doch nich noch irgendwo unfreiwillich was kaufen
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Reisefrei bis awaii
Wolfgang Schaller
Roiso roi o t
(Beim Dia-Abend)
Er: Wir reisen, seit wir reisen, weit.Und das nicht nur zur Reisezeit.
Sie: Nun schaun Sie sich die Fotos an:
Er: Auf dem da waren wir in Cannes
Sie: Wars wirklich Cannes? War das nicht Rom?
Er: Da säh man doch den Stephansdom
Sie: Trotzdem wars unvergeßlich:
Er: Die Zimmer warn nicht häßlich.
- ' ,;; ' . '
= p-
Sie: Und gleich, nachdem die Mauer fiel,
da war Mallorca unser Ziel.
Er: Ich glaub, das war ne Insel.
Sie: Das?
Er: Na ja, manchmal vergißt man was.
Sie: Dort war doch dieser Schifferplatz.
Er: Na, dann wars Tennerifer, Schatz.
Sie: Es roch dort nach Machorka.
Er: Dannwars
wohl doch Mallorca?
0t; ;;;'
-
ssi: »Keine Aflcn u n e r s t mal; -;Filrlla entwickein.«
' '
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Ein Ossi sitzt vor
dem Fernseher undflucht: »So ein Mist,
so ein bodenloser
Schwachsinn Ichfrag mich jedenAbend, warum ich
früher immer West-fernsehen geguckt
habe «
•
Reisefrei bis awaii
Sie:
Er:
Sie:
Er:
Sie:
Er:
Er:
Sie:
Er:
Sie:
Er:
Der nächste Urlaub, schieb ihn rein.'s muß Kreta auf Sizilien sein.
Ich glaub, da haben w r gespart,
denk bloß mal an die Kaffeefahrt.Wir sahn als Panorama, grell,
nur unser schönes Lamafell.Ei, guck mal, die Geranien.
Meingott, dann wars doch Spanien
Und dieses Foto - ach herrje,
das ist der Titicacasee.
Ach, in der deutschen Kneipe, da
warn w r zu Haus in Afrika,
wo selbst bei Kölsch und Jodelklang,
der Negerwirt im Dirndl sang.Wir warn die Schickimickiin - wie heißts?
Sie Tatakiki
,, , dc;fit r b1 h icJ
Cd O 8 m b r ~ u ; t 1
•• • •
• ••• •
• •
•
~ J .• •
• •
Er Die Wessis sind in vierzig Jahrn
vielleicht bloß viermal weggefahrn.
Sie Wir Ossis - ich und mein Gemahl
fuhm in nur vier Jahren vierzigmal.
Er Was so gesehn aus unsrer Sicht
für beßre Weltanschauung spricht.
Sie Hier warn w r in San Reme.
Er Ach nee, das ist daheeme .
••
•
• •• •. . ,
• •
•
•
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8• • i: ·- : -· ..... „ · ~ · ~ ~ „ „ „ .. i„ • • · · • . „ ' ' „, , „_ · . ' . • ' ~ ~ · _, · ~ · · ~ , . • • • •1 - • II 1 • lllil-= 1 „ ..... •. ••• ..„ · · 1 11111111 1
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· ·ossi und Wessi. ·böxen t i n { den Ver- · .
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...»Wie de,nn, .was. denn«, sagt der • ·
• -
. Wessi empört, J>ich
: da,chte, ein Ring- .· · ···
. t i c h f e r n e u t r a l . < ··• -· • - ' -u - - ~ •
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Uwe Steimle
'1
Über den Golfplatz stolpert Frau Bähnert in voller Ausrüstung,
sie zieht das Wägelchen mit den Utensilien. Einen der Golfschläger trägt sie locker geschultert. Herr Zieschong kommtebenfalls über die Wiese und hat einen sogenannten Rentnermercedes im S c ~ l e p p , ein Einkaufsgefährt mit aufgeschnallterKunstledertasche aus DDR-Zeiten. Er sticht mit seinem Spazierstock soeben in ein heruntergefetztes Wahlplakat der SPD,
auf dem mehr Arbeitsplätze in Aussicht gestellt werden.Irgendwie ist es beiden Nachbarn unangenehm, ausgerechnethier einander zu begegnen.
Frau Bähnert beginnt etwas unsicher. »Ach, Herr Zieschong,schön Sie hier zu sehn. Was machen Se denn hier? Suchen Seauch Entspannung vom Alltagsstreß ?«
»Nee, ich suche ma wieder meine Daseinsberechtigung. Michschickt dor Biedenkopp . .. «»Ach, der is ooch hier. Gegen den würdsch gern mal golfen.«
»Frau Bähnert, ich bin hier nicht zum Spielen ... Mein Golfplatzis mei Arbeitsplatz für den Frieden . . . ich routier hier in dorHilfsaktion 55. «
»Se sind Rotarier? Ach ja, hier entstehtja
der größte kollekti-ve Freizeitpark in Europas Sachsen ... «»Rotarier aller Länder vereinigt euch ... «»So, nu dann plazieren Se mir doch mal meine Kugel ... «Herr Zieschong legt den Golfball mitten auf einen Maulwurfshügel. Frau Bähnert wedelt mit dem Schläger herum. Herr Zie
schong guckt skeptisch. Frau Bähnert setzt den Schläger ab.»Ja, Golf hat ooch was mit Offschwung zu tun.«»Was, in aller Welt, suchen Sie denn hier off dem Platz, FrauBähnert?«»Ich erwarte hier Flair und Ambiente ... «»Die kenn ich nicht. Kommen die ooch noch? Aber wie wollnSie denn hier Mitglied wem? Das ist e Club «
»Nicht ich will. Die wolln mich ham. Schauen Se, Herr Zie
schong, für mich gibt es mehrere Möglichkeiten, aktiv zu werden. Variante eins: Sehn Se hier, zinsloses Darlehen, das zurNutzung der Golfanlage berechtigt .. . «»Ach, da krieg'n Se noch Geld dafür, wenn Se hier Mitgliedwem?«
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p er ~ ~ a11•im·-·' •· ·••n•• - 9 39
»So in etwa ... ja ... passen Se off. Ich zahle zwanzigtausend
Mark ein, je nachdem, wie mir zumute ist.«
»Moment mal - 20000 DM - für einen Golfplatz?«
»Angenommen, Herr Zieschong, nur ma angenommen ... «
»Aber jetzt ma angenommen, Ihnen is nicht nach den zwanzigtausend zumute, - denn wem Se hier nie angenommen.«
»In diesem Fall entscheide ich mich für Variante zwo: Konditi
onsübersicht für Firmen. Sehn Se, da zahl ich nur dreißigtau
send Mark ein «
»Nu klar, da Se ja sowieso ke Geld ham, könn Se ja ne Schein
firma gründen ... und wie machen Se das mit der Bank?«
»De Banken . . . die spieln doch hier ooch mit «
»Aber woher nehm Se denn das Geld für den Jahresmitglieds
nutzungsbeitrag - in jährlicher Höhe?«»Hauptsache, ich spiel erschtemal.«
Herr Zieschong schüttelt den Kopf. »Aber, Frau Bähnert, da
ham Se doch gar nischt gutgemacht?«»Nee, gutgemacht habsch nischte, aber gewonnen habsch an
Status.<<
»Und wer finanziert Ihnen das nu ?«
Frau Bähnert tippt voller Stolz auf den Aufdruck ihres Poloshirts. »Meine eigene Gesellschaft - die >United Colors of
Bähnerten <«
85• •• 5 22 2 s 4 w ;a n ;9: r an
Ilse Bähnert und Günter
Zieschong im Freizeit-
paradies Deutschland
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8 er Sport im Osten
Matthias Biskupek
llortra e i r' '
Hochgeschätzter Beauftragter für Datenschutz
Ich darf Ihnen zunächst versichern, daß ich glücklich bin, imGeltungsbereich Ihres Datenschutzgesetzes zu wohnen.
Datenlos darf ich meinem Leben zusehen. Niemand kann meine
Geheimnisse über privaten Taillenumfang und familiären Rouladenverbrauch abschöpfen. Ich muß nicht mehr sagen, daß
mein Gehalt viel niedriger ist, als es die Kirchensteuer erlaubt.
Es ist mir sogar verboten, mit Kollegen laut über meinen Sondertarif zu plaudern.
Meine Kinder dürfen zum Glück nicht mehr öffentlich ihre Zen suren verkündet bekommen. Sie können dagegen klagen, wenn
vor vollem Klassenraum ausposaunt wird, daß sie beim zu
sammenzählen von Drei und Drei stets die Mehrwertsteuer
vergäßen.Welcher Mißbrauch kann mit einem scheinbar harm- Ich darf mein ganzes Leben ge-losen torlosen Unentschieden getrieben werden schützt vor indiskreter Öffentlich-
,
keit verbringen.
Winzige Freiräume, die meine Bank, mein Personalchef, mein
Finanzamt und mein Boulevardblatt noch haben, sollte manruhig beibehalten: Von Bildblatt bis Bank wollen alle nur Bestes bringen und Farbe ins Leben.Was ich aber zu Ihrer geschätzten Anzeige bringen möchte:
Noch immer werden bei Sportwettkämpfen Plazierungen öffentlich mitgeteilt. Jeder weiß dann um Sieger und Unterlege
ne. Grobe Persönlichkeitsverwerfungen könnten die Folge sein.
Es scheint mir auch nicht im Sinne unseres Datenschutzes,
wenn Fußballergebnisse per Stadionlautsprecher allen und
jedem zugänglich sind. Welch Mißbrauch kann mit einemscheinbar harmlosen torlosen Unentschieden getrieben werden? Muß jeder um Tormangel wissen?
Ist nicht auch die öffentliehe Bekanntgabe von Straßen undPlätzen, von Hausnummern und Wohnungen, ja sogar von ungeschützten Klamamen an Briefkästen und Türen ein eklatanterVerstoß gegen alle guten Sitten des Datenschutzes? In bes
seren Wohngegenden hat man das bereits erkannt, und läßt per
Codenummer privates Eigen-Sein schützen.
In zu vielen öffentlichen ( ) Gaststätten sprechen sich Stamm-
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M • 1 1'11 w
s s „
• •
• 1j 1
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1
Insassen schamlos leichtsinnig mitVornamen an, ohne zu be-
denken, wie mit solchen Informationen Schindluder getriebenwerden kann. Über das freizügige Herumzeigen von nacktenGesichtern, ungeschützt in aller Öffentlichkeit, macht sich wohlauch niemand Gedanken. Bisweilen sind es weit schlimmereKörperteile, die unverhüllt in eine, wenngleich meist eingeschränkte, Allgemeinheit gebracht werden. Die leichtsinnigenOffenbarer bedenken nicht, daß dies als Verführung zur Datenweitergabe gewertet werden könnte.Geschätzter Datenschutzbeauftragter, wenn Sie die Landes
wirklichkeit·aufmerksam observieren, müssen Sie spüren, wieunsere schöne neue Welt ihrer Datenschutzhülle beraubt wird.Wehren Sie den AnfängenIch bin gern bereit, Ihnen weitere Infos über alle Arten von Da-tenschindluderei zukommen zu lassen. Vielleicht beauftragenSie zur gesetzl. Verbindungsaufnahme einen Ihrer Datenführungsbeamten?Mit stets aufmerksamen GrüßenIhrHHG(Helfender Hinweis Geber
8•• . T ?
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Im Berliner Opern
cafe findet ein
Wohltätigkeitsballstatt. Franz Bek
kenbauer zückteinen Scheck und
setzt mit großerGeste eine Zahl mitdrei Nullen ein.
Alles jubelt und be
klatscht ihn.
Erst nach demEnde des Festessieht einer der Mit
arbeiter des Wohl
tätigkeitskomitees,daß die Unter-schrift fehlt. Er eiltzu Beckenbauer.»Entschuldigen Sie,
aber Sie haben vergesen, IhrenNamen auf den
Scheck zu setzen.«»Ach ja«, sagt Bek
kenbauer, »wozu
die Sache publikmachen. Ich bin einbescheidenerMensch und möch
te als Wohltäteranonym bleiben.«
er Sport im Osten
rnst Röhl
Fußball in Deutschland, sagt Knösel, ist auch nicht mehr, was
es mal gewesen ist. Jahrzehntelang, sagt er, funktioniertenLänderspiele nach einem einfachen, aber erfolgreichen Prinzip:
Ein Schiedsrichter, ein Ball, zweiundzwanzig Spieler, und jedes-
mal gewinnt Deutschland.
Das, sagt er, war einmal.Auch ich komme allmählich ins Grübeln. Täusche ich mich,
oder liefen vor Jahren tatsächlich elf Freunde auf und hautenzur Freude der Landsleute daheim an den Bildschirmen dasRunde ins Eckige? Heutzutage laufen elf smarte, hochbezahl-
te Firmenvertreter auf, die vor allem darauf achten, daß ihnender Gegner mittels Blutgrätsche nicht den Meniskus zerfetzt.
Da sie in erster Linie Medienstars, Werbeträger und Human-
kapital ihrer weltberühmten, börsennotierten Klubs sind, ließe
schon ein simpler Muskelfaserriß ihren Marktwert ins Boden
lose stürzen. Aber dann Wenn es in der Bundesliga um die
Fernsehrechte geht oder um die Champions-Liga, sagt Knösel,
dann hilft kein Zittern vor dem Frost, dann müssen sie die Kno
chen hinhalten, ganz egal, ob sie wollen oder doch, speziell
dafür werden sie j so fürstlich bezahlt.Merkwürdigerweise hält sich immer noch das Gerücht, Fußball
wäre ein gesunder, fröhlicher Volkssport auf grünem Rasen.
Das kann Knösel nun wirklich nicht erkennen, ich übrigens
auch nicht. Andererseits gibt es Leute, die behaupten, Fußball
wäre ein Kampf auf Leben und Tod. Das trifft es ebensowenig.
Orthopäden wissen: In Wrrklichkeit ist es viel, viel schlimmer.Das Schlimmste aber ist und bleibt: All das Blut, das verströmt,
die Knochen, die splittern, die Tränen, die geweint werden, all
diese Opfer sind für die Katz. Weil schon lange vor dem erstenSpiel der Saison der Deutsche Fußballmeister feststeht, ganzso als wäre der Meistertitel erblich wie in der Monarchie die
Königswürde. Es scheint ein Naturgesetz zu sein, daß nur Ver
eine aus dem Süden, Westen und Nordwesten um den Meister-
titel spielen; Ostvereine dagegen, sofern vorhanden, genießen
das Vorrecht, mit vollen Hosen gegen den Abstieg zu kämpfen.Genau das ist die große Schweinerei Sagt Knösel. In der Bun
desliga, sagt er, funktioniert Fußball seit Jahrzehnten folgen -
dermaßen: Ein Ball, zweiundzwanzig Spieler, ein befreundeter
Schiedsrichter, und jedesmal gewinnt Bayern München. Schnel-
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••• F
ler als der Ball schneller sogar als Schumis Rennauto rollt in
München der Euro. Die Millionärsdichte ist im Ruhrgebiet in
München oder Stuttgart entschieden größer als in der Lausitz
oder an der mecklenburgischen Ostseeküste. Auch ist in Mün
chen das Wetter besser. Darum wundert Knösel sich schon
lange nicht mehr darüber daß jeder ehrgeizige halbwegs geld
gierige junge Fußballer aus Anklam oder Ottendorf-Okrilla im
Westen anheuert und sich dann auch gleich das Babbeln und
Schwäbeln angewöhnt. Der ganze Betrieb erinnert stark an die
: / ~ X. .
·Ein Ossi bewirofs i h bei »Wetten
d ß ..rt<· m t dent. ._ -
89
Wette einen Wessi.innerhalb von fünf
.;.:Minuten mit eiliemcC
Teelöffel k.o. schla-
t gen zu können.- »Und wenn d s -
x
nicht klappt?«wird
gen:( pt. »
·. nehme 1ch die Fau-
ste.«
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Rußland undDeutschland spielen Fußball, 0:3,
Deutschland ge-
winnt. Ein alterMann sagt:»Los Los Wrr
haben doch 1945gewonnen «
In der Nähe sitztein Georgier undsagt: »Opa Damals
hatten die Russeneinen anderen r i-
ner.«
er Sport m Osten
Völkerwanderung; denn in der weiten Welt gibt es Spieler
genug, die in den Ostvereinen die Lücken füllen, so gut es geht.
In Rostock helfen die Schweden aus, in Cottbus die Kamera-
den aus dem Ostblock. Solche Gastarbeitervereine, höhnt Knö-
sel, werden für die Liga gebraucht, wenn auch bloß als Kano-
nenfutter für das unersättliche Abstiegsgespenst. So wie bisher, sagt Knösel, darf es aber auf gar keinen Fall weitergehn.
Darum hat er sich was ausgedacht. Um der sozialen Ge-
rechtigkeit auf dem Rasen zum Durchbruch zu verhelfen. Es
muß doch endlich mal wieder rappeln an der Tabellenspitze
Darum erwartet er, daß der Deutsche Fußball-Bund minderbe
mittelten Vereinen in Ost und West demnächst einen sozialver
träglichen Startvorteil gewährt, der die Spiele für den Zuschau
er entschieden spannender machen könnte.
Bemessungsgrundlage für dieses Handicap, sagt Knösel, seider Marktwert, genauer gesagt die Summe der Marktwerte
aller Spieler eines Vereins. Wenn, sagt er, nur mal angenom
men, der FC Bayern einen Spielergesamtmarktwert von 200
Millionen Euro ausweist, der FC Hansa dagegen nur einen Spie-
lergesamtmarktwert von 20 Millionen, was einer Wrrtschafts
kraft von genau einem Zehntel entspräche, dann müßte nach
Adam Riese das Punktspiel des FC Hansa gegen den FC Bay-
ern, sagt er, wohl oder übel in der ersten Minute mit dem An-
fangsergebnis von genau 10:0 für Rostock beginnen. Wegen derChancengleichheit, sagt Knösel, und die Fairneß triumphiert.
Diesen Vorschlag hat er auf seiner nostalgischen Erika-Reise
schreibmaschine getippt, nach dem Adler-Suchsystem, mit dem
Zeigefinger über der Tastatur kreisend und von Zeit zu Zeit
überraschend zustoßend. Er hat seinen Vorschlag bewußt lang-
sam und nach den Regeln der PISA-Studie geschrieben, damit
auch das schlichte, bayerische Gemüt kapiert, worum es geht.
Direkt an den Franz hat Knösel seine Post adressiert, an den
Franz Beckenbauer, natürlich per Einschreiben, damit sein Vor-schlag j nicht verloren geht. Und weil der Kaiser einen guten
Draht zu den Medien hat, weil er mit den Herausgebern und
Chefredakteuren in Kitzbühel säuft und golft, ist tatsächlich
was rausgekommen bei dieser erstaunlichen Aktion.
Auch Knösel ist inzwischen Medienstar und als Promi fast so
berühmt wie der Kaiser selbst. Knösels Foto prangt in allen Zei-
tungen. Er gastiert im Aktuellen Sportstudio und bei Maisch-
berger. Er gibt Interviews am laufenden Band. Denn die deut
sche Presse hat ihn mit überwältigender Mehrheit einstimmiggewählt, und zwar zum Tor des Jahres.
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erSport im Osten
dgar Külow
' ' O ~ O raiHOt
Der neue Trainer hatte die ersten beiden Punktspiele verloren,
und viele wären ihn gerne wieder losgeworden. Er wollte Dis-ziplin einführen: kein Bier in der Umkleidekabine, Pünktlichkeit beim Training, keine gelben Karten, Einsatz bis zur Selbstauflösung usw.
Er wußte nicht, daß diese Truppe auch gewinnen, aber primärSpaß an der Sache haben wollte. Und diese Haltung galt es auszutreiben.»Dieses ganze Gequatsche, der heutige Gegner sei unser Angst-
gegner, ist doch lächerlich. Wir haben keinen Angstgegner, der
>Gützlümirkugalaturkubahcesport< heißt. Wir haben nur einenAngstgegner, und der heißt FC Barcelona<, und gegen den
brauchen wir nie zu spielen.Wir spielen heute ohne Spitzen. Dafür 5 Mann offensives Mit-
telfeld, 2 Mann defensives Mittelfeld, einen Manndecker, 2 Ver-
teidiger und einen Tormann, der gleichzeitig Libero spielt.«Seine Rechnung ging auf, in der Halbzeit stand es 4:4.
»So«, sagte der Trainer, »so, wir haben vier Dinger gemacht.
91
Jetzt gehen wir anders raus. Wir spielen
wieder ohne Spitze, aber auch ohne offen-sives Mittelfeld. Dafür aber 8 Mann de-
fensives Mittelfeld, 2 Verteidiger und ein
Nach dem dritten Kasten Bier wußte keinermehr wie das Spiel ausgegangen war.
Tormann. Ich erwarte aber mehr Einsatz. Wer nach dem
Schlußpfiff nicht vom Platz getragen werden muß, hat sichnicht verausgabt. Wer kein Blut am Trikot vorzeigen kann, hatden Gegner geschont. Wer noch lächeln kann, soll in einen Kar-
nevalsverein gehen. Kennet Natürlich kannst du den Ball nichtmehr treffen - aber doch den Tormann.
Schobi Natürlich kann man nach 88 Minuten völlig platt sein.Und dann muß man ausgewechselt werden. Klar Aber Himmel-
herrgottnochmal, dann nimmt man doch den Gegenspieler mitvom Platz.Schulle hat noch keine Gelbe, da sind die Türken wirklichAngstgegner.Ratte Man kann nicht immer den Ball treffen. Auch mal denGegner. Aber doch nicht unbedingt zwischen die Beine So DerGegner ist unser Feind. Raus Und ran «
Nach 90 Minuten stand es noch immer 4:4. Und da gibt der
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Was sagt im Ostenein arbeitsloser i-losoph zu einemPhilosophen dernoch Arbeit hat? ·
»Eine stbitte Herr Profes-sor.«
er Sport im Osten
Schiri das schwarze Schwein Elfmeter für die türkischen Was-
serpfeifen.
Beim Duschen hatten die Einheimischen 4:5 verloren.
Nach dem ersten Kasten Bier stand es wieder 4:4.
Nach dem zweiten Kasten Bier hatte Blau-Weiß sogar 4:3 ge-
wonnen.Nach dem dritten Kasten wußte keiner mehr wie das Spiel
ausgegangen war.
Nur Willi sagte auf dem Nachhauseweg zu seiner Frau: »Das
war heute das erste Mal, daß ich n einem Spiel sieben Tore
gemacht habe «
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Wessi zum Ossi:
»Ihre Gattin sagtegestern, daß meineFrau eine dumme
Gans ist.«»Tja«, sagt Ossi,
»diese Frauen, einewie die andere.«
Was ie schon immer über Sex wissen woll ten
ansjoachim Riegenring
r tto tl
»Ich dachte«, sagte mein Freund Eduard, »weil sich unsere
Skatrunde aufgelöst hat ... Ich habe geschrieben, daß auch ichmich am Leben freue und schon immer zu dritt spiele, und da
haben sie mich eingeladen. Was gibt s da zu grinsen?« - »Er
zähl nur weiter.« - »Sehr nette Leute«, schwärmte Eduard, »und
eine irre Wohnung. Mitten im Zimmer eine Riesencouch, und
stell dir vor, ringsum an den Wänden und sogar an der Decke
- überall große Spiegel Das kam mir etwas verdächtig vor.« -»Wieso?«t t ich ahnungslos. - »Na, da kann man doch seinen
Mitspielern in die Karten gucken « - »Ah, so. Natürlich.« - »Was
grinst du bloß dauernd? Ich sagte, von mir aus könnten wirgleich anfangen, und da sagte die Frau so richtig bewundernd:
>Sie gehen aber ran, lieber Freund.< Und der Mann fragte, ob
ich etwas Kaviar möchte, sie hätten auch Selleriesalat da.« -»Das typische Skatessen« sagte ich. - »Und dann fragte mich
die Frau, was ich vom Vorspiel halte. Na, viel, sagte ich, rich
tig Reizen ist eine Kunst. Da sagte der Mann: >Ist er nicht rei
zend< und die Frau flötete: >Reizen Sie, lieber Eduard, reizen
Sie<, und band mir den Schlips ab. Ich kam mir richtig nackt
vor. «Er dachte einen Moment vor und sagte: »Aber die beidenhatten auch nicht besonders viel an. Es war sehr warm im Zim
mer.« - »Hoffentlich hast du nicht überreizt, weil überheizt
war.« - »Nee, ich sagte, ich komme am liebsten gleich zur
Sache. Hosen runter, und Karten auf dem Tisch « Eduard lach
te herzlich über seinen Skatspruch.
»Und?« fragte ich, »habt ihr die Hosen, ich meine, die Karten ...?«
»Nee, sie zog mich auf die Couch und flüsterte: >Mögen, Sie es
französisch, Paul?<, und ich sagte: Nee, lieber Sächsisch, weil
ich doch gern sächsisches Blatt spiele. Und da rief er: >Endlichmal was Neues Sächsisch hatten wir noch nicht<« - »Gab's
denn was zu trinken, Eduard?« - »Jede Menge. Sekt und Wein
und einen ganz teuren Kognak oder was in ganz kleinen Fla
schen, das hieß Spanische Fliege. Warum hustest du?« - »Mir
ist eine Fliege in den Hals gekommen«, entschuldigte ich mich.
»Habt ihr nun angefangen ... zu spielen?« - »Erst zog mir die
Frau das Hemd aus. Ich erklärte, daß ich die Namen der säch
sischen Karten so mag. Eichel-Bube, zum Beispiel, das klingt
doch. Da rief sie begeistert: >Eichel-Bube Das ist doch mal wasanderes als Darling oder mon amour< Das, Schönste, sagte
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Was Sie schon immer ü er Sex wissen wollten-. . . . _ • • • • ••• ••• ~ n · . _. • •• • • . „. • • • • • · • • • • ~
ich, ist natürlich ein Grand mit Vieren. >Das müßten wir auchmal probieren<, rief der Mann begeistert. Was grinst du schonwieder?« - »Anscheinend waren das keine erfahrenen Skatspieler«, meinte ich. »Aber nun ging s los, ja?« - »Erst goß mirder Mann ein Glas Sekt ein und tatwas aus einer Flasche dazu,
da stand Liebestropfen drauf, war wohl so was Ähnliches wieLiebfrauenmilch, und die Frau sagte zu ihm : >Nicht so viel, du
weißt, der vorige hat fast n Herzinfarkt gekriegt<.« - »Und
dann habt ihr gespielt.« - »Ich sagte noch: Handspiel finde ichnicht so reizvoll, und sie sagte: >Es kommt auf die
Hand an, lieber Eduard<.« Er klopfte mir auf denRücken. »Wieso verschluckst du dich denn dau
ernd?« - »Mir ist nur die Luft weggeblieben beideiner Erzählung. Nun ging s aber los, ja?« - »Ich
sagte, egal, ob Grand oder Null ouvert, Hauptsache, man wird gut bedient.« Ich setzte mich wie-
der auf den Sessel, von dem es mich eben runter-geworfen hatte. »Das fanden sie bestimmt gut.« -»Die Frau sagte zu ihrem Mann: >Zeig doch Edu
ard mal die Bilder von unserem letzten Spielabend.< Bei den Fotos wußte ich nicht genau, wo
oben und unten ist. Ich würde sagen, es war einwarmer Abend, und die drei suchten die runterge
fallenen Karten. Ich erwähnte, nur so zur Unterhaltung, daß ich auch gern Dame spiele. Was
meinst du, da rastete der Mann fast aus und fragte: >Mit Strap- Freiheit <<
sen?< Der war ganz weg « - »Bin ich auch gleich«, sagte ich undwischte mir die Tränen ab. »Aber nun ging s los, ja?« - »So
richtig immer noch nicht«, sagte Eduard, »jetzt fingen beide an,an mir rumzuknöpfen, und die Frau zog das Oberteil ihres Haus-
anzuges aus, oh « Er hielt mit einem erinnerungsvollen Blickinne. »... und dann fragte sie mich, ob ich schon mal einen
Dreier gemacht habe. Habe ich, sagte ich stolz, voriges Jahr im••
Lotto. Der Mann träufelte mir irgendein 01 in seine Hand undbegann, mir den Rücken zu massieren.« - »JYpisch Skatvorbereitung«, sagte ich.»... und die Frau, also, die zog sich ganz ausund hauchte in mein Ohr: >Und heute kannst du einen Haupttreffer machen, mon Eduardo< , und da war mir alles klar.« -»Tatsächlich?« fragte ich, nachdem ich mich in ein Kissen ausgelacht hatte.»Ja«, sagte Eduard ernst. »Die konnten gar nicht Skat spielen,
die hatten nicht mal.Karten.« Und deshalb empfehle ich, bei Geselligkeitsanzeigen möglichst präzise Angaben zu machen.
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Herr Schulze liestaus dem Duisbur
ger Tageblatt vor:»Arbeitslose Ostlernehmen wieder ab.«
»Wird ja auch Zeit«,sagt seine Frau,»ist doch kein Zustand mit diesenganzen vollgefres-
. sen Ossis.«. .
Was Sie schon immer über Sex wissen wollten•
Günter Herlt
Mein Nachbar, Kalle Krawutke, war Sonntag nicht zu bremsen.
Er klingelte schon früh um acht an meiner Tür und fragte, obich mitginge zur Sex-Messe.
Zugegeben, es lag mehr an der Stunde als am Thema, daß ich
zu Hause blieb. Doch als Kalle abends nach Hause kam, machte er mir klar, daß dies ein schlimmer Fehler gewesen war.»Mensch, Junge, wärst du bloß mitgekommen Ich weiß jetzt,
daß wir ein Leben lang alles falsch gemacht haben.«»Moment mal«, warf ich ein. »Du hast eine glückliche Frau und
zwei erwachsene Kinder. Das schafft man doch nur, wenn man
einige Grundbegriffe und Griffe beherrscht?«»Vergiß es«, stöhnte Kalle. »Das war doch alles biedere Handarbeit. Inzwischen hat aber eine technische Revolution stattgefunden. Und während wir Idioten alles Geld in die vollauto
matische Küche gesteckt haben, weil es heißt: >Bauknecht
weiß, was Frauen wünschen< da zeigt sich nun, daß Bauknecht
gar nichts weiß von den geheimen Träumen der Frauen. Diekennt nur Frau Beate.«
»Wer ist Beate?« wollte ich wissen.
»Da haben wir's « brüllte Kalle und knallte einen Uhse-Katalogauf den Tisch, von dessen Titelseite eine üppige Blondine rief:»Nimm mich hin «»Guck da mal rein«, sagte Kalle, »dann verbrennst du hinterher euer Schlafzimmer.«»Ich werde mich hüten«, sagte ich.»Über Verhütung erfährst du da auch eine Menge«, meinte
Kalle.Dann griff er in die Seiten und klärte mich auf: »Beim Bett geht
es schon los. Die viereckige Doppelliege mit Roßhaar ist out.Entweder du kaufst ein rotes routierendes Rondell mit Spiegelim Baldachin oder das schwarzledeme Wasserbett mit Rüttel
effekt und eingebauten Video-Monitor im Kopfteil, damit du dieVorturner der Meisterklasse beobachten kannst.«
»Solche Spielwiese paßt doch überhaupt nicht in mein Schlafzimmer«, wollte ich Kalle bremsen. Aber der war nicht mehr
zu bremsen.
»Wieso? Euren Kleiderschrank samt Inhalt kannst du in den
Sperrmüllcontainer werfen. Baumwollene Nachthemden zieht
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Was ie schon immer über ex wissen wollten
kein Mensch mehr an. Die haben da Mini-Slips für unsere Wei
ber gezeigt, die passen in die Puderdose.«Ich sagte kühl: »Meine Frau hat keine Puderdose.«
»Das ist ja ihr Fehler«, sagte Kalle. »Auch Flatterhemden aus
Seide sind out. Für ganz schräge Nächte nimmt man ... wo war
das? ... ach, hier: Der Tangaslip aus Ziegenleder, hautaktiv ...mit Peitsche - nur 69 Mark 90.«
»Schä.m dich « sagte ich. »Elfriede war mal im DFD. Das kann
ich ihr nicht antun. Aber vielleicht spielt
deine Rita mit? Bloß, was machst du, wenn
sie zur Peitsche greift und einen Nach
schlag verlangt? Dann bist du schon am
ersten Abend hingerichtet «
»Bin ich nicht«, triumphierte Kalle. »Jetzt
gibt es nämlich eine Unmenge Stellvertreter. Da ... Seite 53 bis 59 ... Der da läuft auf
Batterie und hat drei Gänge. Der daneben
hat sogar ein Netzteil und ist stoßfester
als die Kolben beim Porsche Alles im Dauerbetrieb getestet.«
»Von der alten Oma, die das Vorwort ge
schrieben hat?«
»Was heißt Oma? Das ist die Beate. Die
war mal Fliegerin und ist für den Führer inden Himmel aufgestiegen.«»Ach, deshalb hat der sich dann erschos-
l
sen?«
»Ich merke schon«, stöhnte Kalle verärgert,
»du bist eben nicht mehr lernfähig. Dabei haben sie dort stati
stische Umfragen ausgewertet, wonach die Frauen immer an
spruchsvoller werden.«
Ich sagte: »Dann paß bloß auf, daß deine Rita das Heft nicht
in die Finger bekommt.«»Kein Grund zur Sorge«, meinte Kalle. »Die Umfragen bestätigen, daß die ostdeutschen Frauen glücklicher im Bett sind als
ihre westelbischen Schwestern.«
»Ist doch logisch«, versuchte ich Kalle aufzuklären, »weil sie
ohne Ersatzteilkoffer und Technologie-Examen ins Bett steigen••
können. Unsere Uberzeugungs- und Zeugungskraft war nie von
der Stromzufuhr abhängig. Denn das mußt du dir merken,
Kalle: Wer im Trabant zum Orgasmus kam, der besucht eine
Sex-Messe nicht als Käufer - höchstens als Gutachter «
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Was sagt der Wessinach dem Sex? · .»Na, wie war i c h ? ~ <Und was sagt derOssi nach demSex?»Nu, war dochnicht allesschlecht, oder?«
Was ie schon immer über Sex wissen wollten
anfred Strahl
Was Trude wohl macht? Gott nee, anderthalb Jahre sind seit
unsrer Scheidung vergangen. Kinder, wie die Zeit vergeht. Undwas inzwischen alles passiert ist. Na ja, materiell wird sichTrude nichts ausstehen. Wahrlich nicht Ihr Grundstück ist jjetzt Gold wert. Mindestens einige Hunderttausend. Ohne Bun-
galow. Tja, fein raus ist sie, die Trude.
Ob sie schon wieder einen Neuen hat? Eigentlich hing sie j
sehr an mir. Aber weiß man's?Womöglich hat sich schon so ein schleimiger Westler an sie her-angepirscht. Die denken doch nur an das eine Trude ist denen
piepegal. Die lullen sie nur ein mit ihrem feinen Getue, um andas Grundstück ranzukommen. Wahrscheinlich würde mansogar eine Million dafür kriegen. Ohne Bungalow Hoffentlichhat sich Trude das Bett frei gehalten. Ob ich sie mal, anrufe?Meine gute, alte Trude. Achtundzwanzig Jahre lang waren wir
verheiratet. Das vergißt man nicht so schnell. Zumal wir unsimmer ganz gut verstanden haben. Na schön, in den letzten Jah-ren hat es öfter mal gekriselt. Aber es gab zwischendurch auchimmer mal wieder schöne, Tage. Vor allem nachts.
Komisch, eigentlich hatte ich von Anfang an das dumme Ge-fühl, daß das mit der Scheidung ein bißchen voreilig war. Jetzthaben wir den Salat. Trude ist schutzlos den Haien ausgelie-fert, die nur auf ihr Grundstück scharf sind. Bei der Lage könn-
te es bald doppelt soviel wert sein. Ich werd noch verrückt. Daswären dann j zwei Millionen. Ohne Bungalow.
Ich hätte damals nicht auf die Genossen hören sollen. Pardon,hab ich Genossen gesagt? Die mit ihrer verlogenen Moral
»Entweder Frau oder Freundin, aber schaff endlich klare Ver-
hältnisse «haben sie mjr ständig in den Ohren gelegen. ObwohlTrude noch gar nichts wußte von Roswitha. Die reinste Nöti-
gung war das. Bei reiflicher Überlegung wäre ich sicher schondamals dahintergestiegen, daß Roswitha nicht das Wahre ist.Viel zu jung für mich.
Außerdem kommt Roswitha ganz gut allein zurecht. Auchwenn sie jetzt arbeitslos ist. Aber Trude braucht mich Alleinschon, weil ihr das Grundstück sonst über den Kopf wächst.Wenn in Tegel der Quadratmeter über vierhundert Mark kostet,
sind zwei Millionen sogar 'n bißchen knapp gerechnet. Zwei-einhalb Millionen ist das Gelände garantiert wert. Garantiert
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Was Sie schon immer ü er Sex. wissen wollten
Ohne Bungalow. Ich hätte mich eben nicht scheiden lassen sol
len. Moment, was heißt scheiden lassen? Ich wurde geschie
den. Hart und brutal Unter dem Druck der ParteiDie Scheidungsrichterin, diese Zicke, hat uns keine Chance ge
geben. Reine Willkür war das Die Richterin hatte vermutlich
ihr Scheidungssoll nicht erfüllt. Wir sind geopfert worden,damit die DDR wenigstens in der Scheidungsquote mit der
Weltspitze mithalten konnte. Und nun steht meine Trude da,
mutterseelenallein mit ihrem Grundstück, das in einigen Jah
ren, vielleicht schon drei Millionen wert ist. Ohne Bungalow.
Unsere Ehe haben sie kaputtgemacht, einen
Keil haben sie zwischen uns getrieben. Wenn
ich an die Verhandlung zurückdenke, stehen mir
heute noch die Haare zu Berge: Trude ist poli
tisch nicht mit mir mitgewachsen, hat es geheißen. Bloß weil ihr rausgerutscht ist, sie hätte
kein Verständnis dafür gehabt, daß ich fast täg
lich wegen irgendwelcher Parteiveranstaltun
gen zu spät oder gar nicht nach Hause gekom
men sei. Für das Gericht war unsere Scheidung
von vornherein beschlossene, Sache. Wahrscheinlich, ich muß schnell mal meinen Anwalt
konsultieren, ist unsere Scheidung nicht rech
tens. Deshalb wäre es verantwortungslos vonmir, Trude jetzt im Stich zu lassen. Ich bin
schließlich der Ehegatte und von daher ver-
JCHEIS
W EDER-VEßEINIQl Nu
•
•
pflichtet, über das gemeinschaftliche Vermögen
zu wachen. Allein schon, damit unser Grund-
stück nicht vergammelt, das in zehn Jahren gut und gerne seine
dreineinhalb, vier Millionen bringen kann. Ohne Bungalow.
Apropos Bungalow Achtundzwanzig Jahre habe ich an dem
Schmuckstück gearbeitet, Wochenende für Wochenende, zu
letzt sogar noch das Bad gefliest. Soll das alles umsonst gewe
sen sein?Unerträglich die Vorstellung, daß dort plötzlich ein Wessi resi
diert. Nein, kommt gar nicht in Frage. Ich muß mich mit Trude
aussprechen. Wir werden noch mal ganz von vorne anfangen:
rr gehören einfach zusammen. Das fühlt man doch. Und wenn
wir morgen zusammen essen gehen, werde ich ihr das auch
endlich sagen, in netter Form.
Na ja, Trude werd ich schon rumkriegen Nur Roswitha macht
mir Sorgen. Wie .ich das Luder kenne, wird sie auf Abfindung
bestehen, wenn ich mich von ihr scheiden lasse.
•
J,.
•
•• •
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1 W_a s S e schon immer ü er ex wissen wo t en
Inge Ristock
1 0 6 0 1 0
Dieser komische Sozialismus hat es den Frauen wirklich zu
einfach gemacht. Wenn du dich beweisen wolltest, haste ein-fach gut gearbeitet oder deinen Doktor gemacht. Aber heute...? Jung mußte sein und schlank mußte sein. Sonst bleibste
uff'm Abfalltisch der Wegwerfgesellschaft liegen. Und ab 35
kannste dich gleich selber entsorgen. Studiert? Nützt dir heute
gar nischt. 70 - 50 - 70 mußte sein. Wissen Sie, wer das ist?
Kät Mos oder Kate Mos wie wir Ossis sagen. Nun schätzenSie mal meine Maße. Aber leise. Wenn ich mich im Spiegel so
angucke - ich bin doch eine einzige Problemzone.
Bei Lafayette wollt ich wenigstens mal was anprobieren, sagtdie Verkäuferin: Aber gnä Frau, welche modebewußte Dame
trägt denn heute noch Brust? Meine Kosmetikerin sagt: Wann
lassen Sie sich endlich mal das Fett von den Hüften saugen?Im Sozialismus mußten Sie doch auch immer auf Linie achten.Freiheit heißt doch nicht ausufernMeine Kinder sagen: Mutter, vergleich dich doch mal mit den
andern Müttern. Du arbeitest nicht. Hast doch den ganzen Tag
Zeit zu hungern. Mein Mann sagt: Schätzchen, ich werde nach
dem beurteilt, was ich trage: Hemd Schlips, Frau. Wenn duschon nicht vermeiden kannst, älter zu werden, dann bleib we-
nigstens bei Konfektionsgröße 38. Nimm dir ein Beispiel an den
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Was Sie schon immer ü er Sex w i s s n wollten
Frauen der Dritten Welt. Die hungern ihr Leben lang. Du
schaffst es nicht mal einen Tag. Die Blicke seiner Freundesagen: Der hat ja immer noch das dickliche Modell aus derVor
wendezeit. Kann der sich nicht mal was Neues leisten?Ich hab's doch versucht mit HTK: HUNGERN-TURNEN-KOT
ZEN. Meine Natur will einfach nicht. Wenn ich nischt esse,krieg ich schlechte Laune. Wenn ich schlechte Laune hab, wirdder Alte sauer. Wenn der Alte sauer ist, krieg ich Frust. Wenn
ich Frust hab, wird der Alte noch saurer, und nun krieg ich auchnoch Depressionen. Also schieb ich mir n halbes Salat-
men, und schon habich zu schlechter Laune, Frust und Depres
sionen auch noch einschlechtes Gewissenund schieb den Fingerhinterher, damit dashalbe Salatblatt wieder rauskommt, denn
wer möchte schon einhalbes Salatblatt mehrauf der Hüfte haben.
Um ein bißchen wasvom Leben zu haben,schleich ich in die
nächste Konditorei,um wenigstens denDuft der Köstlichkeiten einzuatmen - undschon hab ich wieder400 Gramm zugenom
men. Und immer inder Taille, immer inder Taille, nie hintermOhrläppchen, wo eskeiner sieht - Und an allem ist nur meine Mama Schuld. Die
hat mir alle diese dicken Gene vererbt. Dicke Mamas sollteman einfach in Zukunft sterilisieren und die Kate Mos dafürdreißigmillionenfach klonen. Das geht doch jetzt alles. Dannwären alle Frauenprobleme gelöst. Wissen Sie, was ich mache?
Ich geh jetzt ins Cafe Möhring und gründe eine Frauenliga »150- 150 - 150«
101
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1 2 Was ie schon immer über Sex wissen woll ten
Jochen Petersdorf
Es war einmal ein reicher Mann, der hatte eine Frau, die war
krank und starb daran. Das kleine Töchterlein weinte gar bitterlich, denn es hatte seine Mama sehr lieb gehabt.
Der Mann weinte weniger bitterlich, denn er hatte seine Frau
vor sehr langer Zeit mal lieb gehabt.
Dennoch ließ er ein prächtiges Begräbnis ausrichten, aber er
·-
Jle; · sbl 4
: 5 1 1 ~ ~ a t 6 f f t : 1 b f ß t f. ....
•
sprach mehrmals leise zu sich
selbst: »Scheidung wäre billiger ge
wesen, und das Kind hätte man der
Mutter zugeschlagen. Jetzt bin ich
angeschmiert.«Dann sprach er weiter: »Laß die
Toten ruhn « und nahm sich eine
Lebendige. Die hatte eine bewegte
Vergangenheit und zwei erwachse
ne Töchter.
Die Töchter waren zwar von statt
licher Körperhöhe, aber richtige
Giftzwerge. Sie schikanierten ihre
Stiefschwester, wo sie nur konnten.Während sie selbst, die Töchter,
stundenlang bunte Illustrierte la
sen, mußte die Stiefschwester stun
denlang Erbsen lesen. Aus der
Asche.
Deshalb nannte die böse Stiefmut
ter das Mädchen auch Aschen
puttel, und die Töchter wieherten
einfältig vor Vergnügen. Denn sie merkten nicht, daß sie auchnur Asche lasen.
Aschenputtel trug ihr Schicksal mit Geduld, denn es hatte
mal einen Parteiredner sagen hören: Gäbe es keine unte
ren Schichten, wäre niemand motiviert, sich nach oben zu
arbeiten. Außerdem hatte das brave Mädchen beim Erbsen
lesen fleißige Helfer. Es waren als Tauben kostümierte Stu
denten der Musikhochschule »Richard Tauber«.
Sie verlangten keinen Lohn für ihre Hilfe. Ihnen genügten die
schlechten Erbsen, denn damit beschossen sie mittels Kata-
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Was ie schon immer ü er ex wissen wollten
pult in Freireuth bestimmte Festspielgäste und Regisseure.
Eines Tages gab der König ein großes Fest. Er lud dazu durch
Postwurfsendung alle Schönen des Landes ein.
Grund: Der Prinz und designierte Thronfolger brauchte eine
attraktive Gemahlin, die er bei Auslandsbesuchen ohne Hem
mungen vorzeigen konnte.Aschenputtels Stiefmutter und ihre Giftzwerge warfen sich
natürlich sofort in die teuersten Fummel und rasten zum Ball.
Vorher warfen sie dem armen Mädchen noch einen Sack
Erbsen in die Asche und riefen höhnisch: »Mach dir 'n gemütlichen Abend «
Da kamen die Tauberiche und sprachen: »Sei nicht doof. Drau
ßen am Brunnen vor dem Tore, da steht ein Lindenbaum. Aus
dem kannst du die schärfsten Modell-Kleider schütteln «
Aschenputtel flitzte hin, klopfte dreimal auf Holz und rief:»Bäumchen rüttel dich
und schüttel dich,
wirf Ohdkotür-Zeug
über mich «
Da gab es einen leisen Knall, und Aschenputtel trug vom
Kopfe bis zu den Füßen die prächtigste Abendrobe der Welt
und war schön wie der junge Morgen.
Kein Wunder, daß der Prinz beim Ball sofort ein Auge und sich
selbst auf die Schöne warf, denn er hielt sie für das TopModel Laura Binnenschiffer.
Das war natürlich ein Irrtum, denn die echte Laura drehte
gerade einen Werbe-Spot für Laufsteg-Schuhe Marke »Molto
Beene«.
Aschenputtel hielt den Prinzen für den weltberühmten Opern
star Tassilo Flamingo, denn er sang pausenlos: »Reich mir die
Hand, mein Leben, komm auf mein Schloß mit mir «
Das ließ sich die Schöne nicht zweimal sagen.
Aber sie stolperte über eine Unebenheit der Protokollstreckeund verlor eines ihrer zierlichen Schühchen.
Dadurch kam eine schwarze Socke zum Vorschein, und
Aschenputtel rannte vor Scham davon.
Der Prinz wetzte mit dem liegengebliebenen Schühchen
hinterher und suchte unter all den Balldamen den passen
den Fuß. Die Giftzwergtöchter aber riefen sofort los: »Come
here Come together «
Doch ihre Füße hatten das Format von Flurschadentretern.
Da hackte sich die eine den großen Zeh und die andere ihre
1 3
»Papa, i hob mi ver-liebt (< ···
»Jo, mei Sohn, in
wen denn?«
»I mogs net sage «»}o sag schon. :Indie Maria?«
»Naaa ...«
» o mei, in die ·
Zensi vielleicht?«»Naaa ... «
»Etwa gar in die
Resi; die olle Hur?«
»Naaa, Papa, in ·denUwe ... «
»In den Uwe? Jo.spinnst denn du ...Der ist doch einOssi.«
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104 Was ie schon immer über Sex wissen wollten• ~ - - · - ~ L ~ - . r - - - - ~ - • w w l l . . 1 . 1 . l - ~ - . •m
Ferse ab. Beide hatten sich geschnitten, denn der Prinz gab
großzügig Fersengeld und verduftete.
Er irrte tagelang durchs Land, klapperte alle Nobelherbergen
und Szene-Kneipen ab - aber nirgends fand er die angebete
te Schöne. Da wandte er sich an die Detektiv-GmbH »MFS«
das hieß: »Mir finden se. «Aber die Jungs brauchten gar nicht zu suchen. Sie kramten
nur in ihrer Erinnerung und sagten: »Aschenputtel, mittel
groß, parteilos, unauffällig religiös, ehemals Straße des Roten
Oktober, jetzt Lila-Pause-Promenade, Jungfrau.«
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Der Prinz staunte engagierte die Herren für seine Wach- und
Schloßgesellschaft und galoppierte zum Aschenputtel.
Er herzte und küßte sie, machte sie zur Frau und dann zu sei
ner Gemahlin.
Die böse Stiefmutter und ihre Giftzwergtöchter aber brachte
er beim Fernsehen in der Serie »Protzki« unter. So waren sie
bald landesweit in Verschiß, und kein Hund nahm ein Stück
Brot von ihnen. So hartwaren damals die Strafen - und wenn
sie nicht gestorben wären, gäb s die Sendung heute noch.
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1 6.„ . „ . . „ „
lühende Landschaften•
C U Wiesner
risör oi orto a s
a tzlloraHt ts orator
Nehmse Platz, Herr Jeheimrat Was gibsn Neues aufm Bau?
Wieder Nachtschichtjehabt? Also ick hab jestem bis nach Mit-
temacht jeackert wien Kümmeltürke - neien, nich hier im Sa-
long drüben im Blauen Affen.
Dis erstemal seit Juli 90, seit ick statt die Rübendollar, ichmeine dis wertlose deutsche demokratische Russenjeld, wie-
der harte Kröten verdiene, hab ich mir endlich wieder zur An-
teilnahme an dis deutscheste aller Spiele, dem Schkat, ent
schlossen. Nehmse mal den Kopp 'n bißken runter.Mein Laden läuft zwar immer noch in die roten Zahlen, und
gejen meine Steuererklärung is der berühmte Schweizer Roman
»Der arme Mann zu Trockenbrot« die reinste Roggenvöller
Schtohri. Aber man hat doch trotzdem Jrund zur Freude: Der
Lichterbaum hat ehmt ville heller jebrannt, wo man nu die Je-
wißheit hatte, deß der jroße Kanzler aus Oggasmusheim über
alle seine lieben Deutschen wachen tut wie Wotan Jesus und
der Jeist vom ollen Bismarck zusammen in ein Stück. Ick
wünschte mir bloß, sag ick also jestem ahmt im Blauen Affendeß ick ihm endlich mal 'n paar Ratschläge jeben könnte. DerMann is mir einfach zu gutgläubig in seine Außenpulletick.
Keen Wunder sagt mein Jehülfe, den hat doch sone linke Ba-
zille wie der Jenscher jahrelang femjesteuert.Moment mal, sagt Robert Köppen der wo früher bei die Be-
zirksleitung vonne Partei war. Jetz isser Jeschäftsführer bei dieFortunaJ EmBeHa die wie ein Felix - oder hieß der komische
Vogel Pelikan? - aus den Aschkasten von die Altlasten aufje-
stiegen is. Spielen wir nu Sehleberramsch, oder reden wir überdie dreckige Pullettick? Jott, weeßte, meint Albert Wutke, dis
kommt doch zumündestens bei dir aufs selbe raus.
Wenn nu Robert wenigstens noch ne Spur von Katarakter hätte,
denn hätte er seine Karten hingeknallt und wär jegangen. Aber
früher, wie er noch in Amt und Würden und den einen Ahmt
stockbesoffen war hat er uns mal anvertraut, daß Pulletick so-
wieso nischt mit Moral zu tun hat.
Nee in den Punkte waren wir uns jestem einig. Helmut is jar
nich so verkehrt, er hat bloß die falschen Berater. Wenn die
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lühende Landschaften
Welt jesunden soll, denn dürfse ehmt nich nur europäisch, dennmusse deutsch werden. Also um Jottes willen nich wieder sonScheiß wie bei Adolfen. Der Mann hatte wie alle ÖsterreicherMinderwertigkeitskomplexe wejen sein murkliges Heimatland.Und weil er sich partuh nich auf sein Alpenteil setzen wollte,
hat er sich diesen Schwachsinn mit Jroßdeutschland ausdenken lassen. Dabei war KaiserWtllem wo er mächtig jehaßt hat,schon mal ville weiter Warum gib's denn auf die janzeWelt diescheußlichen Konflikte? Bloß wejen die verdammte Unabhän-
-- -
gigkeit Wenn Muttern und ick uns dauernd unabhängig erklärt hätten, denn wäre aus unsere diamantene Hochzeit vorvierzehn Tage bestimmt nischtjeworden. Nehmse bleistiftsweise die Neger. Ick bin gejenjede Ausländerfeindlichkeit, aber fragen se mal ein ehrlichen Bewohner vons ehemalige Deutschsüdwest, wo sein Urjroßvater am glücklichsten war? JinnauUnter KaiserWillem und sein Jeneral Lettow-Vorbeck. Und ausdiesen kühlen }runde bin ick gejen all son Mist wie Kriech,Blockade und Entwicklungshilfe. Wenn ick Kanzler Kohl ratenkönnte, so würd ick sagen, nu hat die Scheißeinheit schon soville jekostet, da soll er sich man ruhig noch ein neues Müsterium leisten, nehmich ein Kolonialmüsterium. Und wenn dis beidie hochwickelten Natzjonen erst funktioniert, denn herrschtendlich mal Ordnung und Sicherheit inne dritte und meinswejen sojar inne vierteWelt und kann man ooch endlich malwieder in Ruhe sein Schkat spielen, nich bloß in Berlin-Prenzlauer Berg, sondern auch in Windhuck oder auf dis Bismarckarchepipel. Macht sechsachtzig.
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1 8
ochen Petersdorf
Ich komme - abgehetzt ein wenig -
von Biedenkopf, dem Sachsenkönig.Denn der gab auf dem Königstein
heut eine Feier, groß und fein.
Der Anlaß war 'ne Preisverleihung.
Es gab kein'n »Oscar« und dergleichen,
kein'n »Golden Globe« und andern Plunder.
Nein Man verlieh das »Blaue Wunder«.
Das ist ein Orden, eckig, rund,er zeigt auf blauem Untergrund
ein schöngemaltes goldnes Herze
durchbohrt von einer Wunderkerze.
Das ist natürlich ein Symbolund 'ne Idee von Helmut Kohl,
sowohl für'n Osten wie für'n Westen,
Doch hier im Osten will man's testen.
Den Orden gibt's, das ist der Kracher,
nicht für Verdienste großer Macher,
nicht für getane, große Taten, den gibt's -
ich kann es euch verraten -
im voraus, also prophylaktisch,
für alle, denen's heute praktisch
noch ziemlich gut geht und die eben
ihr blaues Wunder noch erleben.
Das heißt: Ein jeder kann, wie fein,mal Ordensträger sein. Haut rein
Doch heut gibt's ihn noch nicht in Massen:
Man muß noch Massen prägen lassen.
Drum zahln wir, so was ist ja teuer,
ab nächste Woche Ordenssteuer.
Das alles muß gefeiert sein.
Und das war auf'm Königstein.
Ich war Beobachter beim Festeund sah sehr viele Ehrengäste.
lühende Land schaften
Schröder selbst war nicht erschienen,
's gab traurige, aber auch frohe Mienen.
Man hat sich auch nicht sehr beklagt,
daß Scharping hatte abgesagt.
Doch Kohl war da, aber anonym,er war geschminkt als Norbert Blüm.
Mit einem Wort, viel Menschen gab's
und viel Gedränge,
ich ging durch Säle, Stuben, Gänge.
In einem Saal sang Emmerlich:
»Mein Ostgeld war ganz jämmerlich «
Im andern Saal, ich war ganz platt,
da fand ein Damenboxkampf statt.Christiansen steckte gerad im Ring
ein' Tiefschlag ein von Kock am Brink.
Ich ging zu Leuten und fragte sie:
»Sagen'se mal,
um welchen Titel kämpfen die?«
Da sprach die Frederic als Kenner:
»Es geht um nischt,
es geht um Männer.«
Und Kati Witt - ohne Verdruß -
gab Super-Illu Interviews.
Dabei enthüllte sie den Knüller,
im nächsten Playboy Jutta Müller.
Da sprach Hella von Sinnen leis:»Ich ging, wenn ich so aussäh,
auch aufs Eis «
Sie wurde getröstet, klarer Fall;
der Seelentröster hieß Karl Dall.
Dann drang erneut Gesang ans Ohr.
Es sang ein Arbeitslosenchor.»Völker höret die Signale.«
Im Hintergrund die Glücksspirale.
Ich schlurfte auf dem Burghof weiter
die Menge wurde langsam heiter.
Es gab zu trinken und zu spachteln,viel Gold am Hals von alten Schachteln.
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lühende Landschaften
m Burgwall gab es Wildschweinbraten,
der war ein wenig hart geraten -
fast allen fielen Zähne aus.
Ein Zahnarzt spendete Applaus,
verteilte gleich Visitenkarten und sprach:
»Wer gleich kommt, muß nicht warten.«
Dann strömte alles Volk zusamm'
es gab einen Bühnenshowprogramm.
Die Kastelruther, Klostertaler,
die Flippers und die Zillertaler,
dazu Karl Moik als Stimmungsmacher
und Tony Marshall, der Uraltkracher ...
Die Oststars hockten auf den Bäumen
und taten still von damals träumen.
Doch Lutz Jahoda traf noch einmit neuem Baby, ziemlich klein.
Er legt's an die Brust und sang als Knüller
»Ich bin ein stiller Stiller ... «
Danach sang noch Stefanie Hertel
Trompete spielte Florian Oertel.
Doch auf der Festung Königstein,da muß j auch 'ne Talkshow sein,
und dazu kam auf 'n Sprung geschwind
Angela Merkel, das Pfarrerskind.
Der Wmd zersauste keck ihr Haar,
was optisch fast erotisch war.
Dann sprach sie ernst zur ernsten Lage,
sah auch nach vom auf femere Tage
Und rief am Ende froh und munter:»Die CDU geht niemals unter «
Selbst Stoiber sprach zu ihr gerührt:»Oh, Sie haben sehr gut agitiert «
Da sprach Angela nur: »Ach Gott,
das lernt man in der FDJot.«
So war es auf dem Königstein.
Ich dachte schon, das wird's wohl sein.
Da kam Frau Birthler, hoch zu Pferdeals Pythia der Gauck-Behörde.
1 9
Ich las meine Akte, und mußte
erfahren, was ich noch nicht wußte
und was bis dato mir ganz fremd war,
daß ich ein doppelter Agent war.
Jawohl, ich hab als Bierspion gezecht,
unter dem Namen Schluck und Specht.
Es soll auch kein Geheimnis bleiben.
Ich werde Memoiren schreiben.
Doch nein, ich laß es lieber sein,
es fällt j schon so vielen ein.
So mancher ist heut als Erzähler
fast stolz auf Dummheit oder Fehler.
Was schlecht hier war,
wir baden's aus.Die schuld sind, machen Geld daraus
•
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Blühende Landschaften
Lothar Kusche
Dippelchen, der Bezirksverwalter, klopfte mit dem biegsamen
Uri-Geller-Blechlöffel an seine henkellose Henkeltasse, daßder Kaffeesatz darin zu stauben anfing, und verkündete aus lau
tem Halse: »Wir müssen Lenin wegkriegen. Weiß einer vonIhnen, wie?«
Schnalling, Vertreter des Bezirksverwalters, zuständig als ka
lorienarmer Fachmann für Kultusfragen, ambulanten Handel,
Kirchensteuer-Verzinsung sowie für die interimistische Beheizung von Straßenbahn-Anhängern Straßenbahn-Anhängewa
gen, nicht: Straßenbahn-Fans), betrachtete meditativ Blechlöf
fel und Henkeltasse. Beide zählten zu den Altlasten des Wandlitz-Beelitzer Regimes. Genau wie Lenin.
»Von wo müssen wir Lenin wegkriegen?« fragte Schnalling.
»Von den Straßenschildern zum Beispiel«, sagte sein Chef.
Schnalljng zog seinen Kultus-Kopf ein wenig ein wie eine Schild
kröte den ihren, wenn Gefahr droht. Er erinnerte sich flüchtig
an seiner Jugend Maienblüte, in der er beim Laienspielzirkel
»Theodor von Tane« in Brechts »Gewehre der Frau Carrar« nicht,
wie ursprünglich vom Spielleiter Feigler vorgesehen, das eine
Gewehr, sondern die Frau Carrar gespielt hatte. Gras von gestern, über das hoffentlich der Schnee des Vergessens gewach
sen war. Dennoch konnte Schnalling die folgende Bemerkung
nicht unausgesprochen in sich hineinschlucken. »Ich erinnere
mich an ein Gedicht, in dem beschrieben wird, wie man ver
sucht, eine Inschrift unlesbar zu machen. Die Inschrift heißt,
also hieß, und ich zitiere jetzt völlig wert frei: Hoch Lenin «
»Hört Hört « rief Wahlsekretär Lollebille, der eben aufgewacht
war. »Hört, hört, Lenin Dafür ist Konwitschny nicht in Leipzig
auf die Barrikade gegangen, möchte ich meinen.«Man belehrte ihn darüber, daß es sich in Leipzig überhauptnicht um die Barrikade und fast gar nicht um Lenin gehandelt
habe; und daß man Konwitschny möglichst nicht mit Masurverwechseln solle, worauf Lollebille wieder einschlief, um sei
nen Traum von defekten Wahl-Computern weiterzuspinnen.
Jemand fragte: »Was soll uns denn dieses Gedicht?«
»Lassen Sie mich bitte ausreden. Man versucht nun, also manversuchte es damals, und natürlich nur in diesem Gedicht, die
vonmir
erwähnte Inschrift, die ich aus gewissen Gründen nichtnochmals im Wortlaut zitieren will, auszulöschen mit Kalk,
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Blühende Landschaften
Farbe, Messern und so weiter. Aber die Inschrift blieb sichtbar:
in Kalk in Farbe und ausgekratzt an der Wand. Das Gedichtist von Brecht.« Zwischenrufe: »Brecht ? Nieder mit Galilei
Brecht ist abgeschafft Es lebe der Papst - zickezacke, zickezacke, hei-hei-hei «
Herr Dippelchen bat um Ruhe. »Wrr brauchen dringend einen
neuen Namen für die Lenin-Allee. Dabei kann uns auch derPapst nicht helfen.«
»Hört Hört « rief Sekretär Lollebille,
der überraschenderweise wieder aufgewacht war. »Der Papst also Der Papst «
Lollebille hatte gerade geträumt, er sei
der Abschaffung es§ 218 zum Opfer
gefallen - eine schreckliche Vorstel
lung, die ihn dermaßen erschöpfte, daß
er sofort wieder einschlief.
»Na, wir wollten doch die Lenin-Allee«,
sagte der in Gründung befindliche
Beigeordnete Liesenhubel, »nach alter
Tradition wieder Landsberger Alleenennen.«
»Die alte Tradition ist im diplomati-
schen Eimer«, belehrte ihn der Bezirks
verwalter, »seit der Kanzler der euro
päischen Einheit die Oder-Neiße-Gren
ze äh ... also dahingehend interpretiert
hat, daß sie ebent ... güldet Und
Landsberg liegt hinter dieser Grenze an
der Warta und heißt demzufolge ... ich hab's hier aufgeschrie
ben: GORZOW WIELKOPOLSKI. Wie klingt denn das: Gorzow
Wielkopolskier Allee ? Und in der Straßenbahn >Nächste Hal
testelle: Gorzow Wielkopolskier Allee, Ecke Dimitroffstraße< «
Endgültig neu zum Leben erwacht ließ sich der müde Wahl
sekretär mit seinem bekannten »Hört, hört « vernehmen. »Di
mitroff Warum nicht gleich Iwan Rebroff? Oder Mischa Kala
schnikoff Tempelhoff Alles russische Marschälle «
Nach zwei Stunden waren sich die Deputierten darüber klar,
daß neue Straßenschilder angeschafft werden müßten, koste
es den Steuerzahler, was es wolle. Liesenhubel meinte, man
könne das Problem durch Einfügung eines Bindestrichs zwi
schen »Landsberger« und »Allee« lösen. Dann sei die Straße
eben nach dem berühmten alten Landsberger benannt.
Wer aber war der berühmte alte Landsberger?
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lühende Landschaften
»Der Begründer«, vermutete der Jungunternehmer Brutus Hom
backe, »von Altlandsberg.« Hombacke wurde niedergestimmt.Landsberg am Lech wurde noch zur Diskussion gestellt: »Eine
bekannte Stadt, in deren Festung ein Schriftsteller sein späterso auflagenstarkes Werk >Mein Kampf< zu schreiben begann:
A. Hitler.«Aber so dumm waren die Abgeordneten nun auch wieder nicht.Herr Kollege Spaltgerber, der über unerhört viele Lexika ver
fügt, brachte den Kunsthistoriker und Direktor Jüdischer Mu
seen Franz Landsberger (1883-1964) aufs Tapet, aber der warder Bezirksverwaltung zu kostspielig. »Dann müßten wir unterden großen Schildern noch lauter kleine Schilder anbringenlassen, auf denen erklärt wird, wer Franz Landsberger war,und Emaille ist so teuer.«
Nach einer längeren Pause seufzte eine im Hintergrund: »Zaubern müßte man können. Simsalabim, und Lenin wäre verschwunden. Der berühmte Alois Kassner konnte einen Elefanten auf offener Bühn verschwinden lassen «»Erstens ist Kassner tot, und zweitens läßt sich ein Elefant vielleichter wegzaubern als Lenin.«
Der Mann aus dem Hintergrund trat nach vom. Es war WilliWongenrath, wegen sener aktiven Mitgliedschaft im Veterinär
Chor »Dr. Alf Lassie« auch »der sägende Sänger« genannt.
»Kassners Schau«, sagte er, »wird in Fachkreisen als Großillusion bezeichnet. In unserem Fall würde ich auf meine Verant
wortung eine solche ausprobieren. Dabei könnte auch dieSchwierigkeit mit dem Denkmal beseitigt werden. ÄußersteDiskretion ist geboten Ich kann lediglich den Herrn Bezirksverwalter ins Vertrauen ziehen.« Da beriet er sich des längerenund breiten unter vier Ohren mit Dippelchen.Und eines schönen Tages ...Am erwähnten Denkmal war nicht etwa Lenin gegen den alten
Fritzen ausgetauscht worden.Nichts dergleichen. Wer hätte das bezahlen sollen?Das einzig Neue an dem gigantischen Monument war ein Blech
schild am Fuße des Sockels:»Zur Erinnerung an den großen Katzenfreund W. I. Uljanow.
Sein dankbarer Deutscher Tierschutzverbunde. V., Untersparte Berlin-Friedrichshain.«Und auch die Straßenschilder waren versehen mit dem Namen
des Mannes, der uns allen zumindest durch ein Foto als Behü
ter der schnurrenden Vierbeiner im Gedächtnis ist
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lühende Landschaften
Matthias Biskupek
Weil ich ein mittelalter Mensch bin, ist es schon länger als ein
Vierteljahrhundert her. Jene Zeit als ich inbrünstig das Liedvom Kleinen Trompeter sang. »Von all unsern Kameraden, war
keiner so lieb und so gut« hieß es da. Und dann kam jenes ver
trackte Textstück: »Ein lustiges Rotkraut ist im Blut.« So sang
ich denn das war mir verständlich. Das lustige Rotkraut, damit
war jawohl der rothaarige kleine Trompeter gemeint. Den hat-ten die Bösen erschossen, so daß nun
das lustige Rotkraut in seinem Blute
lag. Ich sah das im Geiste vor mir.
Farbig.So seltsam bildlich verstehen Kinder
Liedtexte. Viel später begriff ich, daß
ich eine Blasphemie gesungen hatte.
Antifaschisten waren weder Rotkräu-
ter noch Rote Socken. Es mußte na
türlich »ein lustiges Rotgardisten-
blut« heißen. Damals hatte ich end
lich gesagt bekommen, was Rotgar-
disten waren: Kämpfer gegen Böse.Und erst sehr viel später hörte ich
daß wiederum ein Viertel Jahrhundert
zuvor das Lied mit einem noch ande-ren Text gesungen wurde. »Ein lusti-
ges Hakenkreuzlerblut«, hieß es da
vom kleinen Trompeter.Und nun bin ich nicht mehr weit weg
vom halben Jahrhundert, das dem
nächst ein ganz neues Jahrtausend
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sein soll, und bekomme ständig gesagt, was ich früher alles
falsch verstanden hätte. Mein Vater kann gar nicht gesagt
haben, daß er nie wieder ein Gewehr anfasse, denn in der DDR
sollen wir ständig von Kriegsspielzeug umlagert gewesen sein.
Und obwohl ich noch deutlich mein Lesebuch vor Augen habe,
in dem Ben aus New York und Natascha aus Moskau und Janek
aus Warschau und Mari aus Finnland miteinander tanzten, wird
mir heute gesagt, daß mein Blick von Anfang an verengt ge
wesen sei: auf das Weiße im Auge des Klassenfeindes.
Damals und heute, falsch und richtig sind Wörter für die Kreuz-
I {/{ Hf
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4 Blühende Landschaften
Weise: Damals richtig, heute falsch, falsches Damals, richtiges
Heute, damals und heute wars richtig falsch und ganz falsch
richtig. Treu war gut und Hand war warm, und Treuhand ist
ein scharfes Schwert und Schild der Partei hat immer Rechts-staat für Kümmeltürken war lustig aber nicht rassistisch, weil
es gar keine Kümmeltürken gab dafür Russenkasemen, dieheute so heißen, wie sie damals nicht heißen sollten, denn wir
kannten genau nur IMI und IMIDIN und nur sehr fern OMO
und ORBIT ohne Zucker.
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Und weil diese wundersamen Wörtergemenge meinem fas-
sungslosen Kopf manchmal gemein mitspielt,will
ich nur nochmitspielen, wo ich den Text noch ganz genau kenne. Und derhat für mich einmal geheißen: »Ein lustiges Rotkraut ist im
Blut.« Und damit müssen meine lieben Mitmenschen und sogar
die Mitdeutschen leben, zumindest, so lange ich noch lebe.
Und wem das nicht paßt, der wird auch in Zukunft von mir ent-
täuscht sein. Bassda, was eine altobersächsische Form von
Amen darstellen könnte.
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lühendeLandschaften
Peter Ensikat
Die neue deutsche Gretchenfrage lautet: Glaubst du daß es
eine DDRje gegeben hat? Der Streit um die einzig richtige Ant
wort droht, das deutsche Volk wieder einmal in wenigstens
zwei feindliche Lager zu spalten. Auf der einen Seite stehen
die die dabei waren, sich aber nicht mehr so genau erinnern
können, auf der anderen Seite die die zwar nicht dabei waren,
aber alles um so genauer wissen. Beide Lager reden zwar noch
miteinander, selbstverständlich aber ohne einander zuzu
hören. Es ist ein deutscher Dialog, und der besteht nun malaus Rede und Gegenrede. Von Zuhören kann dabei gar keine
Rede sein.
Selbstverständlich ist auch ein ganz neuer Historikerstreit aus
gebrochen. Während die einen die Frage, ob es die DDR jegegeben habe, ganz kategorisch beantworten mit einem kom
promißlosen: »Ja vielleicht«, beziehungsweise »Möglich ist
alles«, sagen die anderen nicht weniger entschieden: »Nein
wahrscheinlich nicht« beziehungsweise »Woher soll man das
wissen?« Einig sind sich allerdings alle deutschen Historiker
in der Ablehnung der Goldhagen-These: Deutschland als Gan
zes sei der ehemaligen DDR wenn es sie denn gegeben haben
sollte, gar nicht so unähnlich, wie es das gern sein möchte.
In unsere durch und durch deutsche Geschichte lassen wir uns
von Ausländern nicht hineinreden. Schlimm genug, daß wir
ihre Gegenwart ertragen müssen. Deutsche Geschichtsschrei
bung ist Spurenbeseitigung, oder wie es der in Deutschland füh
rende Historiker Helmut Kohl formuliert haben soll: Historiker
haben die deutsche Geschichte bisher immer nur interpretiert.
Es kommt aber darauf an, sie zu verändern
· Er selbst jedenfalls kann sich nicht erinnern, einem Politiker
namens Honecker die Hand, geschweige denn einen Staats
empfang gegeben zu haben. In dieser Frage wenigstens
herrscht noch die Solidarität der Demokraten. Auch die Oppo
sition kann sich an Ostkontakte nicht mehr erinnern. Der eine
oder andere Politiker aus Bonn hält es allenfalls für möglich,von der Stasi in eine Falle gelockt beziehungsweise als Geisel
nach Schloß Hubertusstock entführt worden zu sein. Der ein-
Wessi zum Ossi:»Können Sie mir
einen Gefallentun?«
.»Ja gerne.« ·
5
. . / . . 1i
»Wechseln Sie mirdoch bitte einenHundertmarkschein
. n elf Zehner.«
·»Sie meinen wohlin zehn Zehnert« .
.. '' .
·· »Na hören Sie mal
dann ist es dochkein Gefallenmehr.«
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116 Bl ühende L ndsch ften. ' . , '• · - _ ,_ . - . •• . · ~ ~ - ,, ' ' · · - - . . - - . • . : . . ,. ; , • ; . ~ . - ..... ·· ' . < ' ' \ . , ' . / ' • J •
zige bundesdeutsche Politiker, der weiterhin von sich behauptet, genau gewußt zu haben, mitwem und worüber er da in Ost-
berlin und Moskau geredet hat, ist bezeichnenderweise derBrandt-Komplize Egon Bahr. Dieses Eingeständnis veranlaßtedie Bildzeitung zu der Schlagzeile: War die ganze DDR nur eine
böswillige Erfindung Egon Bahrs?Überhaupt löste die neue deutsche Existenzfrage ein lebhaftesPresseecho aus. »Spiegel« und »Focus« stellten versehentlich
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die übereinstimmende Grundsatzfrage:Haben Stolpe und Gysi
ihre Stasiakten von
Kujau schreiben lassen
um sie dann dem Stern
verkaufen zu können?Der Stern dementierte das und kündigteim Gegenzug die Ver-
öffentlichung der Ho-
necker-Tagebücheran. Die FrankfurterAllgemeine stellte die
brisante Frage: War
Kujau nicht eigentlich
Mielke und umgekehrt? Die Süddeutsche Zeitung äußerte inzwi-
schen den durch sie selbst begründeten Verdacht, daß GregorGysi seinerzeit Manfred Stolpe die DDR-Verdienstmedaille ver-
liehen habe. Die Hamburger Zeit hingegen hat ebenso zuver-
lässige Informationen darüber, daß sich Stolpe und Gysi gegen-
seitig diese Verdienstmedaille zugesteckt hätten, und zwar beieinem konspirativen Treffen auf der Bühne des DeutschenTheaters.Die ganze Wahrheit aber erfuhr man wieder mal nur in der
Superillu. Ihren Reportern gelang es, eine Ostberliner Hobby-Prostituierte ausfindig zu machen, die unter Eid und Alkoholausgesagt hat, zur fraglichen Zeit mit Gysi und Stolpe in einemBett gelegen zu haben. Und da sei es - auch das könne sie be-
eiden - zu keinerlei Auszeichnung gekommen. Wie hierzu ausdem Büro des Brandenburgischen Ministerpräsidenten zu er-
fahren war, gibt es in Stolpes Tagebuchaufzeichnungen keinenHinweis auf eine mit Gysi verbrachte Nacht.
. Gauck versprach, so lange in seinen Akten suchen zu lassen,
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Blühende Landschaften
bis man Stolpe und Gysi diesen Intimkontakt schwarz auf weiß
nachweisen könnte. Im übrigen erklärte er sich bereit die
Nichtexistenz der DDR von Anfang an voll und ganz anzuer
kennen wenn nur an der Weiterexistenz seiner Behörde nicht
gerüttelt würde. An seinem Mielke-Erbe lasse er keinen Zwei-
fel zu.Mit der Existenz Erich Mielkes - auch in der Maske von Kujau
- ist übrigens die große Mehrheit des deutschen Volkes einver
standen. Ermöglicht doch so ein Bösewicht die relativ schuld
freie Weiterexistenz aller anderen.
Der Vorsitzende der Bonner Enquete-Kommission Eppelmann
erklärte diese ganze schon immer j nur sogenannte »DDR« sei
vermutlich von Mielke und Markus Wolf nur vorgetäuschtwor-
den um die Bundesregierung zu desorientieren. Hätte es tat
sächlich einmal eine DDR gegeben dann hätte es j auch malden Pfarrer Eppelmann gegeben. Das aber erscheine ihm nach
seinem heutigen Wissensstand mehr als unwahrscheinlich. Und
daß er in dieser DDR den Dienst an der Waffe verweigert den
Dienst am Schreibtisch als letzter DDR-Verteidigungsminister
freiwillig übernommen haben soll das möge ihm doch bitte mal
einer zu erklären versuchen.
Obwohl alle Medien bereits ausführliche Mutmaßungen über
das verderbliche Vorleben Herbert Wehners angestellt haben
konnte ihm eine homoerotische Beziehung zu Erich Honeckernoch nicht nachgewiesen werden. Aber das ist nachdem auch
Goethes Homosexualität in allen Zeitungen gestanden hat nur
noch eine Frage der Zeit. Frau Seebacher-Brandtjedenfalls ließ
durchblicken daß sie noch immer mehr sagt als sie weiß. In
einem Geheimpapier an den BND soll sie die Vermutung geäu
ßert haben daß auch Herbert Wehners Witwe intime Beziehun
gen zu Margot Honecker unterhalten habe. Sie sollen in Bio-
leks Küche nach den Rezepten der ahnungslosen Frau Herzog
gemeinsam Rote Grütze gekocht haben. Ob es sich bei Biolek
um den Fernsehkoch handelt oder nur um ein anderes Wort für
Ozonloch ist nicht sicher.
Unsicher ist auch in wieweit der russische KGB seine Hände
am deutschen Kochlöffel hatte. Endgültige Gewißheit werde
man erst haben wenn die Frage beantwortet ist ob es eine
Sowjetunion überhaupt gegeben habe. Jelzin ist der Frage bis
her standhaft ausgewichen. Er glaubt nur noch an Gott und
sonst gar nichts. Auch daß er einmal Kommunist gewesen ist
glaubt er nicht mehr. Wäre er das gewesen könnte er heute j
7
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»Eine schlechteNachricht: DieMauer ist gefallen.»Aber das ist doch ;
schon zwanzig Jalite her « ·
»Na wenn das keineschlechte N chichtist «
Blühende Landschaften
nicht Duzfreund des deutschen Kanzlers sein. Der duzt sich
schließlich auch nicht mit Egon Krenz.
Markus Wolf hat auf die Frage ob es eine Sowjetunion wirk
lich gegeben habe diplomatisch geantwortet er habe sich zeit
lebens nur mit den Geheimnissen der russischen Küche be-
schäftigt. Für alles andere sei Mielke zuständig gewesen.Pfarrer Gauck äußerte die Gewißheit daß man wenn es die
DDR nicht gegeben habe auch keine Sowjetunion brauche.Wichtig sei für ihn nur, daß seine Behörde weiter gebraucht
würde. Eine weinende Bürgerrechtlerin die nicht mehr so ge-
nannt werden möchte weil sich zu viele so nennen äußerte
tiefe Zweifel an der protestantischen HerkunftJoachim Gaucks.
Er sei vermutlich ein von der Stasi geklonter Nachfahre eines
längst verstorbenen Kardinalinquisitors. Jedenfalls komme er
ihr immer spanischer vor.n
der theologischen Fakultät derHumboldt Universität ist inzwischen ein Forschungsauftrag
vergeben worden der die Wandlungsfähigkeit ostdeutscher
Pfarrer im Lichte der Wende untersuchen soll.
Bärbel Bohley ließ erklären sie glaube schon längst nicht mehr
alles was sie wisse. Obwohl sie in einem Rechtsstaat lebt
träumt sie noch immer von Gerechtigkeit. Jetzt fragt sie sich
ob sie vielleicht auch die DDR nur geträumt hat.
Vera Lengsfeld und die mit ihrverbundenen Wiedertäufer haben
endgültig zu erkennen gegeben daß sie nie waren wofür siesich selbst einmal hielten - Bürgerrechtler. Der Bürgerrecht
ler Manfred Kanther jedenfalls zeigte sich erfreut über seine
neuen Verbündeten.
Inzwischen hat die Frage ob es eine DDR gegeben hat auch
zu politischen Konsequenzen in den neuen Bundesländern ge-
führt. Die fünf Ministerpräsidenten verlangten als logische Kon-
sequenz der ganzen Diskussion die Umbenennung der fünf
neuen in die fünf gleichalten Bundesländer. Der sächsischeMinisterpräsident ließ durch die sächsische Landesmutter
erklären das Haus Biedenkopf sei seit Menschengedenken
sächsisches Königshaus. Ulbricht und Honecker könne man
genauso vergessen wie die Wettiner.
Auch eine deutliche Mehrheit der östlichen Bundesbürger gab
an von einer DDR weder etwas gesehen noch gehört zu haben.
Der eine oder die andere meinte zwar, die Bezeichnung käme
ihm oder ihr bekannt vor, ob es sich dabei aber um einen neuen
Fernsehsender oder eine japanische Automarke handele konn-
te niemand sagen. Allerdings nimmt in letzter Zeit die Zahl der
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lühende Landschaften
Neubundesbürger wieder zu die ganz offen von sich selbstbehauptet DDR-Bürger gewesen zu sein. Im Bundesinnenministerium gibt es Überlegungen solche Extremisten vom Ver-fassungsschutz beobachten zu lassen und zu einem späterenZeitpunkt auf die ostfriesischen Inseln abzuschieben. Das aber
will CDU-Generalvikar Peter Hintze nicht zulassen. Er fühltsich den Ostfriesen in-tellektuell zutiefst verwandt was die Ostfriesen allerdings für eineBeleidigung halten. Daswiederum hält Hintzefür einen dieser ihmganz und gar unver
ständlichen Ostfriesenwitze.Der Kanzler hielt sichwie das so seine rt istaus allem heraus. Erstals ihm Erich Honeckerim Traum erschien undihn zu einem Gegenbe-
•
• •
such in seine himmli- ·° ·_. \• • •
sehe DDR einlud ent-schloß sich HelmutKohl, dem Spuk einEnde zu machen. Er er-klärte die Diskussion
\JAs · 4BENSt t MOSTfN 21 \ Rl
für beendet. Das Ganze sei nichts als eine intellektuelle Spin-nerei dieses Gerede über eine angebliche DDR. Er habe seinerzeit ganz Deutschland mit sich vereinigt und sonst garnichts. Er jedenfalls könne sich an keine DDR erinnern undwer etwas anderes behaupte der solle doch nach drüben gehen.Egon Krenz dankte seinem Kanzler für die richtungweisendenWorte. Nun müsse aber auch endgültig Schluß sein mit einerSiegerjustiz die noch immer versuche ihn für etwas verantwortlich zu machen was es nie gegeben habe.Zusammenfassend können wir also feststellen dieser DDR istes - nehmt alles nur für nichts - gegangen wie einst Brechtssagenhaftem Kathargo: Sie war noch mächtig nach dem17. J11ni, noch bewohnbar nach vierzig Jahren Sozialismus nichtmehr auffindbar nach der Wiedervereinigung.
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120 Sternstunden des DDR Humors
Verzeichnis aller Bände
Die Reihe chronologisch Nennung im Register
1949 1950: Von der Sowjetunion lernen, heißt siegen lernen 1)
1951-1952: Wo ein Genosse ist, ist die Partei 2)
1953 1954: Beim Barte des Propheten 3)
1955 1956: Aus unseren Betrieben ist noch mehr rauszuholen 4)
1957 1958: Vom Ich zum Wir und zurück 5)
1959 1960: Wenn Mutti früh zur Arbeit geht 6)
1961 1962: Lieber schlankweg in den Westen als dicke da im Osten 7)
1963 1964: Nimm ein Ei mehr 8)
1965 1966: überholen ohne einzuholen 9)
1967 1968: Keine Leute, keine Leute 1 O
1969 1970: Sachlich, kritisch, optimistisch 11)
1971 1972: Wegen Warenannahme geschlossen 12)
1973 1974: Unsere DDR ist die größte der Welt 13)
1975 1976: Humor ist eingeplant14)
1977 1978: Auf Marx und Pfennig 15)
1979 1980: Erich währt am längsten 16)
1981 1982: Gut geklaut ist halb gebaut 17)
1983 1984: Mein Dörfchen, das heißt DDR 18)
1985 1986: Bürger, weisen Sie sich aus 19)
1987 1988: Vorwärts immer, rückwärts nimmer 20)
1989 1990: Wir Beuteldeutschen 21)
Die Jahre nach 1990: Nun wächst zusammen, was zusammengehört 22)
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Sternstunden des DDR-H umors
Register der utoren und ihrer Texte
(Die erste Zahl in den Klammern gibt den Band, diezweite die Seitenzahl an.)
lrmgard Abe: Der da draußen rumsteht, ist Ulli
(13,41 ); Der hohe Gast (8, 114); Die Pflaume als solche ... (17,30); Die 7 Todsünden der Kleingärtner
(8, 77); Ehrensache (16,97); Ein Sportlerleben(13,88);Ein Topfkuchen ist schneller gebacken als ein neuerMensch (16, 114); Geschlossene Gesellschaft (7,SO);Ich möcht so gerne Gattin sein (6, 18); Immer dieseverfluchte Schlamperei (20, 100); Olsenbande mit
Grünkohl, Pute und Gans (18,24); Ponys fallen nichtvom Himmel (10,28); Tagewerk (11,S8); Und der nächste folgt sogleich (12,1O); Unsere Kicker von Bräsen 08(19,93); Vor dem Privatmißbrauch von Bäckerburschenwird gewarnt (19,67): Wie man einen Antrag ausfüllt
(19,12)Max Albert: Das Testament (1,S6)Erwin F. B. Albrecht: Das Apferl der Eva (8, 104); DerHumorist (14,20); Der Kampf mit den Brettern (3,88);Der positive Kellner (7, 7S); Der Wartesport (12,86); DieEiermaschine (8, 12); Es war ein Sonntag hell und klar... (1, 70); Hirsekorns Knabe (1,48); Im Bundeshimmel(7, 18); Kofferstudie (11, 79); Mein Ausgleichssport(4,92); Merkt euch diesen Anschluß, Männer (11, 102);Platzmeister Busenbecker (S,92); Rache für einen Sommer (9,72); Verblüffende Wirkung (S,30); Wie ich Sport
zecher wurde (7,84)Ulf Annel: Auf Marx und Pfennig (1S,7)W. W. Aschenbach: Der Mann im Trainingsanzug(S,88); Mit Erwin im Theater (2,29)Eckehard Bärnighausen: Federball (S,90)Horst Beisse: Es kommt was an (7, 13)Fritz Bernhard: Beziehungen (S,116); Das Elektroöfchen (3,24); Das Schrumpfmobil (2, 72); Dichter undRichter (1, 118); Die Eingabenschleuder (1,11 O); Die Eigenbaukapelle (3, 74); Die heilige Pause (2,63); DieLäden von Schummerstett (8,14); Der Kampf um den
Fensterplatz (S,68); Der Kreuzwortonkel (3,46); DerMieterschreck (3,40); Der Presto (1,32); Der unkonkrete Tannenbaum (S,S1 ; Gedanken über Kritik undSelbstkritik (1,14); Gehobene Unterhaltung (4,30);Mortadella (1, 74); Vier Ansichtskarten (4,88); Zwischen Friedrichstraße und Charite (4,116)Matthias Biskupek: Bericht über Vorbereitung undDurchführung der Wallenstein-Feierlichkeiten in GroßGrobzow (17, 114); Das Ferienkind (22,SS); Der Boßund sein Zwirny (21,42); Die Lehre der Erforschung(21, 102); Ein Bild von Revolution (21,67); Ein Mineral
sekretär kommt (19, 7); Erinnerung an unseren ersten
2
gemeinsamen Sommer (22, 74); In keinem anderenLand (19,84); Karger Bericht zum Neuerfritz (17,6S);lustiges Rotkraut (22, 113); Mei Guseng - ä armesSchwein (21, 78); Mein Selbst-Vertrauen (20, 108); Meldestelle für Bedenken (19, 108); Nachbarin Hümpe erläutert die Grußerweisung (20, 19); Speisekarte(21,30); Staatsbesuch (18, 108); Unser Freizeitfreiluft
mobiliar (20, 76); Veröffentlichtes Ärgernis (19,28);Vertraulicher Brief (22, 18); Vertraulicher Brief (22,86);Wie meißelt man ein Süßstoffkombinat? (18,62); WirBeuteldeutschen (21,1O); Wir vom Vordruck -Leitverlag(19,10)Paul Blank: Die bösen Wörter mit Kri ... (1, 19); Klein,aber gemein (S,48); Über die Nachtigall (1, 106)Arwed Bouvier: Das Versicherungsgeschäft (7,62);Mein Generaldirektor kommt vorbei (13,81)Alfred Brandl: Der Gewinner (3,S4)Erich Brehm: Auf der Höhe (3,67); Ein schwerer Fall(2,S2); Das frohe Jugendleben (2,44); Frühjahr (3,S8);Oskar und Lenchen (3, 1OS)Wolf D. Brennecke: Der Mann, der kein Trinkgeldmehr geben wollte (3,38)Heli Busse: Am Waldsee (20,81 ); Brigade Klotzer1 S,S8); Der dritte Bildungsweg (18,S1 ; Der FreizeitLust und Last (14,99); Die Nacht im Kloster (16,79); DieRassefrau (18,96); Die Woche geht's nicht (9,60); Einpositives Beispiel (6, 1O); Eine undankbare Aufgabe(21,94); Etwas ist nicht ganz in Ordnung (6,101); Her
ein, herein, du lieber Gast (18, 1O); Im Streß für denNachwuchs (18, 72); Lallmann ist geschieden (16,89);Mein Wunderkind (20,44); Nächte im Tunnel sind lang(17, 100); Wie ich die EDV beherrschen lernte (19,33);Wissen, wofür (19, 79)Eberhard Cohrs: Berufsfragen (4, 19); Der Gaststättenkontrolleur (9,37); Ein bleeder Heini (10,26); ÜberExport und Import (8, 17)Johannes Conrad: Alles hat seine Grenzen (12,48);Da sitz ich mal wieder auf der Versammlung (8,60);Der Geheimnisvolle in der >>Glücksquelle<< (17, 1OS);
Der Schauspieler (10, 70); Die Flucht des Einhorns(1S,70); Die kleinen, wilden Kaffeemaschinen (20,38);Die sehr gute Sekretärin (13,66); Die systematischeEntwicklung der kindlichen Phantasie durch ein Elternpaar (9,49); Ein ehrlicher Mensch (1S,19); EinPrachtweib (16,32); Familienszene (14,S2); Hurra, ichhabe ein Fremdwörterbuch (14,32); Ich schreib dassowieso nicht, schreib ich das (18,32); Interview mit
einem Kämpfer (11,100); Kindliches Klagelied (6,106);Laufzettel (18,94); Mal mit der Eisenbahn (21, 72);Männer denken in zusammenhängen (10,98); Meines
Mannes schöner Samstag (1S,1 OS); Oh, ein Raum, so
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hell, so rein (17,48); Tröstliches aus dem Leben(15, 102); Was, um Himmels willen, ist mit Scheuermanns Leber los? (8, 18); Wenn die Neugier nicht wär
(11,25)Kurt David: Wie ich eine Lüge gegen eine andereLüge eintauschte (9,44)Ottokar Domma: Als ich in der Pionierrepublik war
(9,52); Als wir Winkerkolonne waren (13, 116); Auf zuneuen Höhepunkten (22,52); Die Prüfung (5,42); EinEmpfang beim Herrn Direktor (19,47); Ein Schulaufsatz(21,55); Eine gefährliche Waffe {6,46); Höflichkeit
beginnt schon am Morgen (13,47); In der Jugendherberge (10, 74); Mein Freund Aljoscha (8,46); Meinschönstes Erlebnis (7, 15); Mit Geduld dauert allesetwas länger (16,50); Karl Marx, Martin Luther undHerr Burschelmann (18,44); Über die Schönheit unse-
rer Namen (9,32); Unser Freundschaftstreffen (20,50);Unser Herr Sportlehrer Stramm (17,91 ); Unser Tag desLehrers (17,44); Unser Werklehrer Pankraz (7,42);Unsere liebe Oma (15,33); Unsere Schulwanderung(14,46); Unsere Seereise (6, 70); Wann und wie darf
ein Schüler lachen (14, 17); Warum wir lernen (10,46);Was ist Glück? (20,56); Was man vom Genossen Leninlernen kann (12, 112); Wie man die Ferien verlebenkann (11,50); Wie man die Frauen ehrt (20,96); Wennman unsere Zeugnisse sieht (15,40); Wie wir unserenRunden Tisch machten (21,48); Wo wir unser Freizeit-
. geschehen durchführen (12,36); Wofür ich mich ent
schuldigen möchte (22,46)Willi Drescher: Das große Abenteuer (1, 101)Richard Drews: Endspurt zum Verfassen von Frühlingsgedichten (1,91 ); Kleines Kolleg über Kollegen(1,64)Kurt Drummer: Über das Ei (8, 11)Peter Ensikat: Aktuelle Umfrage (19,55); Alles wegendie Leut (12,63); Am Busen der Kultur (16, 118); Baum -
schulung (18,40); Berlinisch for Sie (11, 114); Bürovolutionär unserer Tage (17, 112); Das alte Kinderlied(21, 108); Deutsch für Zeitungsleser {9,21 ); Die Aus
nahmen und die Regel (15, 108); Die Axt im Haus(15,44); Die fünf Brüder (16,58); Disziplin (17,52);Einer schminkt sich ab (18, 116); Eins, zwei, drei ...
(16,46); Einzelfahrscheine (9,29); Es ist nicht allesschlecht (22,37); Hat es die DDR überhaupt gegeben?(22, 115); Kein Kapitel Zärtlichkeit (14,30); ... Lehrersein, dagegen sehr (12,45); Nur der Gast macht sichstrafbar (18, 78); Ostspaziergang (22,28); Schild undBürger (16, 13); Väterliche Ansprache (16,44); Wettlaufzwischen Hasen und Igeln (22, 7); Wo der Osten nochlacht (21, 119)
Heinz Erkler: Heilende Natur (14,82)
Sternstunden des DDR Humors
Kurt Falk: Junger Mann sucht Wohnung (6,104)Willy Frank: Der kleine Imbiß (4, 112); Traktat vomSachbearbeiter (6, 11OHeinz Fischer: Das tägliche Einerlei (5,19); DerSieger (4, 15); Erklärung und Stellungnahme (8,92);Ladeneinsatz {6,63); Qualitätsverbesserung (4,22);Saisonarbeit (5,65); Spaziergang mit Ziege (3,94)
Willy Forner: Baustelle >>Schwarzer Eimer {2,21)Achim Fröhlich: Auf der Kippe zum Ruhm (3,91 ); Auferstanden aus Ruinen (5, 7); Das große Verdienst(5,119); Das Waffeleisen (12, 103); Der Abstieg (12,91 );Der Trick meines Onkels (10,31 ); Die Enttäuschung(5,50); Die Folgen einer Betriebsfeier (15, 103); DieJabaner (18, 15); Ehrliche Sorgen (8,70); Eine bescheidene Frage (5,82); Ernte-Einsatz (5, 14); Geht nicht
(7,25); Grill-Party (18, 76); Hauptsache (18,81 ); Ich bingestorben {3,119); Rückfahrt (12, 77); Sport-Information (18,84); Ein tragischer Verlauf {7,29); Training(2,97); Zeitzünder (18, 106)U. Gatz: Aus 11 mach 37 {2,1OPeter Gauglitz: Amor lebt (7,94); Campingküsse(7, 103); Die alte Weide (5,62); Ein Beschwerdefall(11, 12); Freitagnacht (15,64); Kollege Mumm (4,56);Männe kommt nach Hause (10, 105); Öfter mal umräumen (7,30); Papa, Mama, Kathrin (10,50); Schweingehabt (11,38); Versuchen Sie es mit Brennfix (8,32);Wegelagerer (10,63); Zeit-Zeichen (11,67)Wilfried Geisler: Erfahrungswerte (6, 118)
Angela Gentzmer: Berliner Lokalteil (15,30); Clärchens Ballhaus (21, 100); Der Bungalow (17,70); DieFahrschule (16,27); Die Verkäuferinnen (14,28); EineFührung durch den Friedrichstadtpalast (18,37);Einschulung (13,46); Gast und Kellner (12, 18); Hallo,Taxi (18,21 ); Helga Hahnemanns AdlerhöfischeVersion von >>Dallas (17,41); Hurvinek und Spejbl(19,26); Kurschatten (20,94); Oma Wanda und OpaFriedrich (11,28); Reisegruppe (19,72); Richter und Angeklagte (21,34); Telefonitis (1,13); Vermauert (22,63)Hans Glauche und Matthias Griebel: Gustav und
Erich (13,30)Günter Gregor: Gut Holz (1,87); Tagebuchnotizeneines Dorfbürgermeisters (7,64)E.R. Greulich: Das unnütze Gerät {4,40); Ein feinesSpielzeug (2,50); Erziehung etwas mißlungen (2,114);Silvesterkarpfen (6,42); Volkes Stimme {2,25); Wie manin den Wald hineinruft {2,22)Ursula Haase: Ich war einkaufen (12, 14)Peter Hacks: Mein Dörfchen (18, 14); Schulstundespielen (11,49)Erich Hanko: Damals, als ich ... (1,54); Der Gewalti
ge (2, 118); Die Einladung (2,69); Die Halbstarken
7/21/2019 Sternstunden des DDR- Humors / Die Jahre nach 1990
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Sternstunden des DDR Humors
(2,46); Ende und Anfang der B-Wurst (1,38); Entwen
dung einer Dogge (4,26); Feriengrüße (4, 76); Ferien
heim Sonnenblick (1,44); Frau Bramke und das Poly
vinylclodid (7,32); Frau Bramke und der Sputnik (5,28);
Ich war in Thüringen (2,79); Jetzt pfeift's anders
(5,103); Leda mit dem Schwan (1,26); Legeschwierig
keiten (2,62); Mondscheinsonate (4,66); Osterhütchen
(1,98); Rebellion im Skatklub {8,84); Schauer-Neigung(2, 102); Sommerreise (1, 78); Sport treiben - aber rich
tig (1,84); Stabhochsprung (4,90); Tomaten-Püree
{2,24); Wärmekontrolle (4, 1O ; Wieder daheim (3, 70);
Wolkig bis heiter (3, 79)
Jürgen Hart: Unter Kollegen (13, 114); Alle Jahre wie
der (11,69)
Heinz Helm: Die Korsakoff-Methode (12, 116); Es
tropft (11, 116); Hilfe, es kommt Besuch (14,115); Stö
rung in Piepenhagen (15,22)
Henricus: Der Leuchtglobus (1,39); Hermann (1, 15)
Günter Herlt: Auf zur Sexmesse (22,96); Im Einkaufsparadies (22,39); Noch eins drauf (9, 7)
Gerd Wolfgang Heyse: Abendspaziergang (14, 106);
Badezimmergeheimnis (2, 100); Perspektiven (6,59)
Hanskarl Hoerning: Auf dem Bau {8,63); Cosi non fan
tutte (11,62); Gift mich, Ferdl (8,11 O ; In der Brigade
(18,66); Kunst(ver)kenner (5, 11 O ; In einer Neubau
wohnung (15, 1O ; Satire, mit Humor genommen (8, 7);
Umlagerung (16,62)
Renate Holland-Moritz: Allet aus Propajanda (7,1O ;
Ansprache eines betrogenen Vaters (3,48); Ausnah
men (3, 1O ; Das große Los (5,34); Das war eine herrliche Zeit (19, 105); Der Ausflug der alten Damen
(6, 74); Der Aussteiger (21,52); Der große Auftritt
(16, 94); Die Leiche im Keller (19,36); Eierlaufen (8, 1O ;
Ein ehrloser Mensch (10, 13); Ein Elternabend (14,50);
Ein liebes Kind (8,52); Frühlingsgefühle (6,96); Graf
funda räumt auf (12,56); Ging-ging-gong-gong
(11,32); Ich habe ein Dutzendgesicht (4, 109); In Sa
chen Schlopsnies gegen Schlopsnies (8,23); Kinderge
burtstag (11,44); Knappe Frau (5, 105); Kultureller Gip
felsturm (18,18); Magie des rechten Wortes (17,37);
Mißverständnisse (15, 100); Moderne Ehe (7, 106);
Mutter Klucke (13,24); Omas kulturelle Kontakte
(9,35); Onkel Oskar, der Briefbeschwerer (10,56); Rei
sen ist gefährlich (5, 70); So wat Jemeinet {3,37); Un
gestörter Kreislauf (9, 11 O ; Vorurteile mit Weile
{5,21 ); Wanderers Klagelied (17,85); Wozu ist der Gar
ten da? (11, 76)
B. ldamann: Kollege B. (2,65); Auf dem Heimweg
{3,55)
Heinz Kahlow: Schlußwort {4,50); Eine fast wahre
Kurzgeschichte (2,76) ·
23
H. Kaps-Zurmahr: Der Haushaltstag (8,34)
Hans-Dieter Kern: Fußball auf unserer Klitsche
(20,88)
Frank Kleinke: In Dur und Moll und Fußballschuhen
(14,88)
Werner Knodel: Meilensteine (13, 17)
Hans Koch: Mein Mann, der Mittelläufer (2,90)
Hans Krause: Bekanntschaften (17, 17); Der Sachbearbeiter (8,62); Ernste Worte an den Tütenträger
(6,54); Knockout (11,88); Kuddeldaddeldu auf einem
Diplomatenempfang (12,108); Kuddeldaddeldu und
die Preußen (19, 109); Sportmonolog vor der Matt
scheibe (4,96); Toast für einen frisch Geweihten
(14,54); Urlaub (6,86); Wie hätten Sie's denn gern?
(3, 11 O ; Zum Beispiel: Jahrestag (9, 15)
Harald Kretzschmar: Jeder 'n Kopp für sich (3,7)
Günter Krone: Der Berufsaffe (14,26); Der Beste
{5,56); Die Grenzen der Technisierung (7,60); Die
Kader-Idee (10, 15); Ein Sonntagsausflug (9, 102);Schon gewählt (5,31)
Edgar Külow: Advent (3, 115); Der Genosse Born
schein (14, 118); Der Mann im Ausschuß (22, 19); Der
neue Trainer (22,91 ); Der Parteizement (6, 108); Der
Weihnachtsmann (8, 118); Die Hauptsache ist der Ef
fekt (12, 118); Die Brigade (16,66); Die Jury (19, 114);
Die Mongolen (3, 12); Die verrückte Heirat (15, 116);
Ein Leben lang im Irrtum befangen (22,48); Eine
schlimme Nacht oder: Die Kampfgruppenübung
(13, 11 O ; Feiertag (22,38); Film im Wandel der Zeiten
(8, 106); Genossinnen und Genossen (14, 1O ; Grün
Weißheiten (8,88); Raus mit der Sprache (18, 114);
Schicksalsspiel (18,92); Traktor, ole (17,90); Vorschuß
lorbeer (13, 19); Wolln wir doch mal ehrlich sein ...
(14, 7)
Lothar Kusche: Abenteuer im Zauberladen (3, 77);
Alter Mann - was nun? (3, 116); Bahnhof Savignyplatz
(1,27); Bürger, haltet die Ostsee sauber (7,21); Das
bombastische Windei (6, 112); Das Schambah-Zepa
reh-Spiel (13,98); Der Drang zum Rang (4,38); Der
erzieherische Aussichtsturm (10, 78); Der generöse
Generator (1,58); Der gigantische Grünkohl (21,24);
Deutsche Dienstmützen (19,22); Die Geschichte unse
res Badeofens (5,24); Die große Nummernkontrolle
(17, 73); Die arglose Lady Lemmermann (2,32); Die
Rätsel der weiblichen Seele (13, 70); Diskretion am
Telefon (11,96); Ein ganz kurzes Interview für den
Fernsehfunk (6,24); Ein jüngerer, aber leicht besoffe
ner Herr (22, 78); Ein König, zäh wie Leder (18,85);
Ein Leben mit der Seife (11,36); Ein schlafloser Musik
freund (15, 78); Eine Nacht mit sieben Frauen (19,98);
Erholung auf eigene Gefahr (16, 72); Giganten des Hu-
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mors und der Satire (4,7); Hugos Hochzeit (20,105); Ich
kaufe mir eine Hose (2,41 ); Im großen Kebabylon
(22,12); Jemand begeht Ehebruch (9, 100); Kamerad
Kühlschrank (8,36); Keine Reise ohne Zange (20, 72);
Komm mit mir auf den Wannsee (1,80); Künstler, packt
das Heute am Kragen (9,23); Leben mit Gasmännern
(17,61 ); Minister im Traum (7,116); Na, was gibt's denn
Neues? (19, 74); Nöte eines neuen Menschen (4, 102);Nun versteh ich aber die Welt nicht mehr (4,61 ); Ost
zonale Miniaturen (1,52); Rede nach deutscher Art
(6, 114); Silvester will vorbereitet sein (12,30); Was
fang ich an mit meinem General (21,58); Wer ist wer
(21, 15); Wie nennt man ein Kabarettprogramm?
(2, 116); Wie streng sind denn im Sowjetland die Bräu
che? (1, 1O ; Wie wir unser Bestehen feierten (14,65);
Wie zaubert man Lenin weg? (22, 11 O ; Winterreise
(5,73); Wo das Wirtschaftsgeld bleibt (9,41 ); Zwei Frau
en um Norbert Feder (3, 17)
Jan Peter Lemail: Die Raucherbewegung (1,29)Klaus Lettke: Alles aufeinander eingespielt (20,66);
Anglerglück (20,91 ); Der Simultansportler (15,91 );
Fortschritt (11,108); Individualität (11,27); Ganz ein
fach (18,60); Mistverständnis (16, 18); Triumph der
Technik (16,68); Unredliche Anmerkungen (18, 115)
Rolf Lonkowski: Wahnsinn ist das einzige, was zählt(21, 7
Peter Lux: Das Most-Auto (8, 16); Schöne Scheine
(9, 116)
Siegfried Mahler: Gift mich, Ferdl (8, 11 O
Klaus Möckel: Am längsten währt der Humor (16, 7);
Der Froschkönig (16,106); Poesie (11,105); Tischlein
deck dich (16,40); Verkehrte Zeitung (11, 112)
Karl Mohr: Freitag der 13. (10,60); Wolga, Wolga(8,42)
Werner Müller: Der Nebenberuf (10,23)
Horst J. Nachtweih: Gustav telefoniert (4,58)
R. Niemann: Die enge Verbindung mit den Massen
(5,1O
B. Nowak: Anekdote (5,64)
Gisela Oechelhaeuser: Sachlich, kritisch optimi
stisch ... (11,7)
Wolf Pelz: Das Teufelszeug (10,37)
Rolf Pester: Der blaue Tag (3, 102); Die Scheidungs
feier (10,106); Geburtstag (2,36); Kleider machen Um
stände (2,94); Pfennigkrämerei (12,33); Pinsliges
(12,24)
Jochen Petersdorf: Angriff nach der Grätsche
(15,94); Arbeitsteilung (10,83); Arbeitszeitgenössi
sches (16,64); Balkongespräch (10,35); Benno und
Lenin im Oktober (9,56); Betriebsfest (6,68); Blühmke
paßt nicht rein (16,21 ); Das Echo (11, 1O ; Das große
Sternstunden des DDR Humors
Rennen (15,84); Das Vorbild ist Piepe (9,1O ; Datschen
Kino (20,42); Dauer-Renner (7, 105); Der Feiertag
(18,68); Der Rüde mit dem Steinbruch (16,54); Der tro
janische Antek (22, 59); Der Unfall (16,24); Die Arbeits
zeit (14,56); Die Beule (13,60); Die traurigen Weiber
von Windsor (6, 17); Die Ordensfeier (22, 108); Ein
Pförtner mit Herz (13,20); Eine ungesunde Sache
(21,85); Erziehungsarbeit (4, 14); Fortschritt (9,20); Frü
hes Leid (20,53); Ganz normal (10, 117); Gaudeamus
igitur (16,53); Gesunde Lebensweise (14,92); Gewicht
gedicht (20, 104); Hauptsache, es schmeckt (18,35);
Haus am See (17,20); Immer wieder sonntags (17,54);
Informationsfluß (6,65); Keine Gefahr (9, 76); Kreuz
fahrt (8, 75); Laufkundschaft (14,58); Lilomaus
(19, 106); Logisch (5,86); Mein Leben für den Sport
(6,90); Motiv (20, 18); Nachrichten (7,66); Oh, wie ein
sam schlägt die Brust (9,94); Oma so lieb (13, 104);
Opa war drüben (10,21 ); Paternoster in Bottelkow
(15, 74); Picknick im Walde (14, 74); Problem gelöst(17, 117); Rotkäppchen im Wohlstand (17, 1O ; Rot
käppchen 90 (21,32); Sammerteim (20, 74); Schreiben
Sie doch mal (20,32); Siebenschläfer (12,98); Sport
Klauberei (20,86); Strafe (8,38); Thema mit Variationen
(19,41 ); Unter fremden Menschen (20,78); Urlaub
(21,82); Vorbereitung des Hutsalons >>Exquisit-Glok
ke<< auf das Leninjahr (12, 13); Wanja (13, 112); Was
heißt UTP? (15,46); Was ist ein Fatzke? (12,20); Was
mir fehlen wird (21,69); Zwischen Himmel und Erde
(4,52)
Hans-Günther Pölitz: Der Fortschritt ist hinter uns
her (20, 7); Gewöhnungssache (20, 118); Was nun?
(20, 12)
Paul Poerschke: Fräulein Wachtmeister (1, 18)
Hans-Joachim Preil: Der Tierarzt (7,34); Die Fahrschu
le (6,30); Die Schachpartie (4,96); Die Tigerjagd
(10,41 ); Die Weltreise (17, 78); Erste Hilfe (13,38); Mük
kentötolin (6, 78)
Joachim Priewe: Der Hausfreund (7,98); Dorfkrug
studie (7,58); Um die Zukunft keine Bange (7,46)
Heinz Quermann: Jetzt rasch die Kartoffeln aufset
zen (5,38)
Hans Rascher: Der neue Wetterbericht (12,26)
Paul Reinke: Der erste Tag (6,56)
Tom Renner: Warum ich kein berühmter Sportler wer
den konnte (6,88); Versetzungsgefahr (15,50)
Thomas Reuter: Auf der Suche nach meiner kriminel
len Vergangenheit (19, 17); Meine pädagogischen
Fähigkeiten (20,54)
Hansjoachim Riegenring: Amor unterm Kanapee
(3, 106); Auf dem Anstand (7,91 ); Belszinszeletek gom
baval es hasabburgonyaval am Abend (10, 108);
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Sternstunden des DDR Humors
Besuch bei Freund Eduard (7,54); Bildung in Raten(19,104); Das Ende der Currywurst (22,26); Das Mädchen aus der Dose (18, 102); Das Mädchen mit denweißen Höschen (4, 70); Das Spiel aus China (10,88);Der dritte Mann (22,94); Die Freundin des Bildhauers(15,36); Die Verführer (11,94); Drama in Sekt (4,32);Einmal rückwärts Erfurt (14,79); Flötenkonzert (19,35);
Gummierte Urlaubsreise (5, 76); Häufiger Mann(5, 107); Hürdenlauf (19,91 ); Kahnpartie mit Kachelofen {6,28); Kaum zu glauben (3,84); Man muß vielschlucken (10,39); Menschen auf dem Holzweg {3,62);Moral gegen Rückenwind (5,84); UnromantischeRomanze (8,98); Walzer im Viervierteltakt (6,98);Warmes Herz mit kalten Füßen (12,94); Zwei Männer,eine Jalousie (4,63)lnge Ristock: Auf die Argumente kommt es an(16, 1O ; 70-50-70(22,100); Berufswünsche (22,50); InSachen Adam gegen Eva (13, 101 ); Jugendweihe
(13,49); Ostverwandte, Westverwandte (21, 18);Problematische Problemproblematik (19, 115); Unsere Wolgadeutschen (21, 114); Warenhausgeflüster(11,24); Wohnkultur oder trautes Heim (17,32)Ernst Röhl: Abstieg Ost (22,88); Alle Zehne (12,89);Auf den ersten Blick ein Rabenvater (15,47); Däumelinchen 75 (14, 104); Das Haus, in dem ich wohne(17,40); Das Ohr an der Masse (16, 16); Das schöneGefühl, gebraucht zu werden (10,1O ; Der OhoEffekt (18,65); Der Weg nach oben (15,20); Der Wetter aus Dingsda (19,86); Die Freundschaft, die Freund
schaft ist eine Himmelsmacht (17,98); Die KampfWalze (13, 118); Die vierbeinigen Sport-Freunde(11,84); Dienst ist Dienst (10, 116); Drucksache(19, 118); Elternbesuch (18,47); Eine lehrreiche Geschichte (20,24); Es war einmal ein Land ... (13, 7);Fauler Trick (12,53); Flüchtlings-Gespräche (11,106);Früher war alles ganz anders (22,29); Heißer Sommer(16, 78); Hundeleben (19,39); Ich ging im Walde so fürmich hin ... (9,82); Im Dienste des Kunden (13, 14); Inder K. liegt die W. (17, O ; Interview mit Sisyphos(19,62); Korrektur (14,119); Lokaltermin (16,69); Mut
tasprache - Muttalaut (16,26); MUTTERsprache,MUTTERlaut (14,40); Nach uns die Sintflut oder: DieKüste im September (14,84); Nichts gegen das Automobil (10,36);Non vita, sed cola (16,47); Offen undehrlich (15, 118); Petri Heil (14,87); Plötzlich und unerwartet (12, 119); Pardon wird nicht gegeben (20,35);Pünktchen und Anton (11,48); Quasniks Annette(19,52); Reales Ziel (13,114); Schall und Rauch (11,26);Schopf und Schöpfer (15,92); Schöner Abend (19,20);Selbst ist der Mann, von der Frau ganz zu schweigen(17,22); Stammtisch (22,21 ); The Ball (21,88); The
25
Knäckpoint (21,21 ); Triumph für Vasco Exquisit (10,94);Über das Schieben einer ruhigen Kugel (9,91 ); Überunsere Erfolge (17, 119); Unauffälliger Rückzug insPrivatleben (17,26); Verständigungsschwierigkeiten(16,105); Vertretung für Paul (17,84); Vom ungestümen Vorwärtsdrang des Krebses (13,22), Vorwärts(9,20); Vorwärts, wir ziehn uns zurück (15,86); Zur
Feier des Tages (20,58); Zwischen Nacht und Morgen(22,67)Waldemar Römpler: Psychologie der Werkküche(8,21)o Hanns Rößler: Das königliche Spiel (1,86)
Gerhard Rutsch: Petri Heil (5,55); Immer wieder dasselbe (3, 11)Alfred Salomon: Eine Fünf {7,47)Eva Salzer: All die lieben Kleinen {4,46); Alfons unssein Motorrad (3,34)Wolfgang Schaller: Aktuelle Umfrage (19,55); Allesstinkt (17,67); Alter Mann in neuer Zeit (22,43);Deutschland . Ein Liebesmärchen (22,16); Die Schaumschläger des VEB Schlagfix ehren Lenin (17,58); Gelöbnis (19, 119); Klomann Richard (19,66); Richardstört zum letzten Mal (22,58); Liebes Volk (21,106);Meilensteine (13,17); Metamorphose 1990 (21, 116);Nachwuchssorgen (17, 118); Opas Turnverein (21,84);Praktikum (18,56); Reisefreiheit (22,81 ); Uns vereintgleicher Sinn, gleiche Wut ... (17,7)Alfred Schiffers: Alles für die BSG (8,94); Am Tag, alsdie Kohlen kamen (14,62); Die Sonderschicht {5,20);
Ende gut, alles gut (12,52); Laien-Spiel (20, 70); Logikam laufenden Band (10, 19); Peng (15,56); So eineÜberraschung (7,44); Stranderlebnis (16,76); Tagebucheines Bockwurstverkäufers (14, 72); UnterHOsen(5,33); Völlig unverständlich (10,80); Wie's im Tagebuche steht (7,86)Paul Schmidt Elgers: Das Wandern war des MüllersLust (4,77)Wolfgang Schrader: Wenn der Betrieb läuft (16,91)Manfred Schubert: Aktuelle Umfrage (19,55); DieLeiden eines jungen Leiters (12,54); Schulbeispiel(13,56); Schuß in den Ofen (12,50); Schweigen bringt
Gold (12, 7)Jo Schulz: Das Allerschlimmste (8, 108); Der Lumpen
sammler kommt (1,60); Der Spaziergang (4, 105); DieHammelfahrt zu Himmelfahrt (4,86); Die Prüfung{1,99); Ein Blumenstrauß (1,94); Gesunder Ausgleich(1,82); Gleichberechtigung (1, 107); Jugendfrage(3,52); Vaterstolz (1,51 ); Von der Tragik des Zufalls(4,62)Kurt Schwaen: Wenn Mutti früh zur Arbeit geht(6, 12)
7/21/2019 Sternstunden des DDR- Humors / Die Jahre nach 1990
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Günther Schwarz: In einer Neubauwohnung (15, 10)
J C. Schwarz: Ideale Ferien (5,80)
Paul Schwarz: Besuch bei einem Gewaltigen (5,58);
Das Milchkännchen (4,36); Ein morsches Faß hält sel
ten dicht (3,32); Genossen (2,15); Wo gibt's denn so
was (8,50)
W. K. Schweickert: Der Hochstapler (4,80); Fünfzehn
müssen es sein (2,20); 1000:1 (2, 104)lf Scorell: Zwei ganz kleine Geschichten (8,66)
Hans Seifert: Spreewald-Rundfahrt-Notizen (4,87);
Ein paar Worte im Hinblick auf die Strandkörbe
(15,82); Tischtennis (2,88); Wie die Alten sungen (5,46)
Herbert Seifert: Gedanken in einem kalten Zimmer
(7,100)
Heinz Seydel: Abfahrt 21 Uhr 12 (8,72)
Ulrich Speitel: Anleitung (2,58); Bauen auf unserer
Klitsche (11,64); Bürgermeister stand abseits (2,84);
Das wirkliche Leben (6,53); Der Agronom und sein
Engel (5,60); Der Klotz am Bein (5, 12); Der Kampf umden Abstieg (16,84); Der Mann mit dem Fahrrad (3,65);
Die Jugendweihe auf unserer Klitsche (12,41 ); Die
liebe Verwandtschaft (5,115); Die Tage der Freuden
(8,67); Frühling auf unserer Klitsche (10,52); Idyll am
Strand (8, 100); Kandidatenwerbung (10, 114); Die
Liebe zur Landwirtschaft (8,54); Nur eine Kleinigkeit
(4, 17); Pferdchen auf unserer Klitsche (15, 16); Schlaf
der Ungerechten (7,70); Urlaubsfreuden ohne Urlaub
(7,76); Was der Mensch alles braucht (7, 115)
Otto Stark: Ein Kabarettist - fürchtet sich nicht (7,7)
John Stave: Bevorzugte Abfertigung (8,25); Das Bank
geheimnis (12,66); Das Chamäleon bin ich (22,33);
Das Ende der privaten Eheanbahnung (10, 101 ); Das
längste Sportgerät (13,94); Das Schöne an der Um
weltverschmutzung (18, 118); Der allgemeine Trend
(14,36); Der doppelt glückliche Reporter (16, 11 O ; Der
Hieb auf den Kürbis (7,79); Der Karpfen Ottokar (3,29);
Der Kulturobmann am Nager (11,15); Der Tod im Neu
bau (14, 108); Dialooch uff Berlinisch (6,49); Die Auf
klärung (7,48); Die optimale Bündigkeit (9,85); Die
Rache des kleinen Weihnachtsmannes (19,23); Die
Sache mit Bello (13,34); Ein Rad greift im anderen
(4,21 ); Eine strapazierfähige Sportart (14,86); Erzie
hungsmaßnahmen (11,53); Familieneinteilung (6,92);
Fasching - Sache aller (10,33); Frau Holle (2,12); Ge
fährliche Seiten (6,36); Gesundheit (18,38); Grenz
durchbrüche (21, 13); Gute Vorsätze (2,39); Hurra, wir
wurden Vater (18,98); Im Zusammenhang (3, 118); In
der Mokka-Milch-Eisbar (12, 78); Kollege Alibi (5, 100);
Lesen und lesen lassen (7,67); Lob der Naherholung
(18, 70); Man sieht den Baum vor lauterWäldern nicht
(2,67); Märchen (19,44); Mehr allgemein (7, 101 );
echte
Meine nassen Flecken (19,31 ); Naturerscheinung
(12, 100); Niveau (4, 114); Ostsee-Aussichten (11,81 );
Perspektiven (13,52); Pferd und Wagen (11,40);
Puffer-Otto (4, 13); Radtour (15,88); Rhythmus (4, 11 O ;
Rose sprach, ich breche dich (17,56); Scherben (8,28);
Schüsse (9,88); Sensation in Hessenwinkel (15,26); Sie
trafen sich in Moskau (13, 1O ; Sonntagsrückfahrkarte
(10,82); Sprechen mit Waldemar (16, 102); Striche amTrabant (9,26); Vater wird das Kind schon schaukeln
(3,53); Verkehrsmittel der Zukunft (3,114); Vorsicht
Liebesgaben (7, 11 ); Was vom Urlaub haben (19,82);
Wenn einer nicht da ist (9, 118); Wer wird Fußballmei
ster 1962 (7,92); Weshalb ... (7,114); Wie ins Paradies
(13, 76); Wie wir uns selbst verwalten (20, 1O ; Wir
hatten mal Durst (3,43)
Uwe Steimle: Euro 2002 (22,41 ); Mei Golfplatz
(22,84); Standort Deutschland (22,65); Unter Palmen
träumen (22, 76)
Hans J Stein: Das Fatzkenhafte am Weltniveau (9,18);Der Irrtum (2,18); Deutsche Bahnhöfe (7, 78); Die Wun
derschreibmaschine (3,26); Ein weites Feld (2,92);
Liebesbriefe eines Gartenfreunds (3, 100); Wie ich
Hilfssportler wurde (8,91 ); Wir sind zu Abend ge
beten (8,39)
Hansgeorg Stengel: Aller guten Affen sind drei
(20,34); Am dreizehnten Tage (1,30); Auf Marx und
Pfennig (15, 15); Ballade von der Reinemachefrau N.
(2,60); Beschreibung eines Sommers .(21,76); Be
schwerdebrief (18, 71 ); Besuch von drüben (3, 16);
Charta (8, 102); Der letzte Schrei (1,62); Der Neue
(10,62); Die Hauptsache (1,68); Die Musterbrigade
(4,59); Die nächsten bitte (4,54); Die Rache des Mei
sterläufers (1,89); Ein Herz und eine Seele (10,68); Ele
gie eines Mückenbüßers (9, 78); Gastronomische Bal
lade (10,24); Geschlossene Gesellschaft (12,21 ); Gruß
~ c h vorn (7,102); Hexeneinmaleins (8, 116); Jung
brunnen Sport (17,95); Kinder (1,51 ); Lagebericht
(6,67); Lob der Natur (17, 76); Lyrik, du Himmel auf
Erden (9, 112); Mein Sonntagsvergnügen (12,80);
Neujahrs-Auftakt (1,22); Plastonische Erklärung
(8, 112); Privileg (6,22); Schlittschuhplattler (5,32);
Schulweisheit (10,48); Schwarzes Schaf (9,98); Som
mernachtstraum (21,46); Sonst noch was gefällig?
(5,94); Versetzungsgefährdet (18,42)
Heinz Stockhaus: Am Bitterfelderwegrand (9,67)
Manfred Strahl: Bügelknaben (18,58); Das Erfolgser
lebnis (14,60); Der Fall B 112 (19, 15); Der Staatsbe
such (20, 114); Der totale Wettbewerb (20,28); Eheli
cher Zwist (17, 103); Einladung nach Las Vegas (21,80);
Hut ab (22,61 ); Ideen muß man haben (20,62); Keine
Chance für Pille (21,37); Schicksal eines Revolutionärs
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lles zum Wohle des Volkes
(21, 117); Wo die Liebe hinfällt (22,98); Zumutproben
(10,58)
Rudi Strahl: Ansprache an meinen Sohn (15,49); Das
olympische Prinzip {8,90); Der Schneemann (19, 102);
Der Weitgereiste (7,88); Die Faschingsfee mit dem rätselhaften Lächeln (9,106); Die Fernsehaufzeichnung
(9,96); Die Kurschattin (4, 107); Die Sauerei in der
Milchbar (15, O ; Die Struktur meiner Persönlichkeit
{3, 19); Ehelicher Zwist (17, 103); Ein Freundschafts
spiel (8,96); Ein Wiedersehen (5,96); Handelsbezie
hung {5,59); Keine Leute, keine Leute (10,17); Meeres
biologische Erkenntnis . . . (11,80); Menschen gibt
es ... (1,83); Otto gibt Autogramme (4,44); Schreber
gartensommer (3, 76); Von morgens bis abends (7,26);
Zurück zur Natur (10,84)
Hansdieter Strich: Die Milchschlacht (8,20)
Lutz Stückrath: Also, wenn Sie mich fragen ... (6, 7);
Ein Haus, ein Häuschen und wir {9, 13); Schneewitt
chen und die sieben Ritter (10, O ; Wir Männer und
der 8. März (8,101)
Rudolf Thomas: In vino veritas {9,62)
Wolfgang Tilgner: Arbeitsgemeinschaft (15, 104)
Horst von Tümpling: Das Kunstwerk (12, 15); Die
Wortmeldung (5, 16); Bitte lacht nicht (14,22); Front
bericht vom Feldzug der Sparsamkeit (9,69); Natur und
Technik (12,81 ); So gesehen (12, 102)
Werner Troegner: Kleines Organon für den perfekten
Schauspieler (11,21)
Hans-Werner Tzschichhold: Etwas älter und ein bißchen weise {1,7); Massenarbeit (10, 119); Verbindung
{5, ); Der Direktor entscheidet (5,54)
Bernd Waltenberg: Fortschritt (1,24); Haben Sie
einen Ausweis? (1, 116); Schwerarbeit (1,66)
Berta Waterstradt: Das Märchen vom Schriftsteller,
dem nichts mehr einfiel (13, 72); Ich bin ja so vergeß
lich (2,26); Kleine Fische (6,39)
Olaf Waterstradt: Wie war das damals ... {2, 7)
Mathias Wedel: Die DDR war ... (18, 7); Typisch Osten
(21,62); Warum lacht der Mensch? (18,30); Das Leben
kann so leicht sein (22, 1OKarl-Heinz Weißer: Clemens hat keine Ahnung
(17,13)
Nils Werner: Der Champion (6,94); Der Konsum
kimmt (3,30); Der Revolutionär am eigenen Herd
(5, 114); Der Schwätzer (2, ); Der Tod des Schlagworts
{7, 115); Fußballelegie (4,94); Kleine Kundendienst-Ro
manze (3, 112); Lob des Mauerns {4,24); Teil, teils
(14, 117); Tritt dich gesund (10,92)
Paul W. Wicher: Der erste Auftritt (4,119)
Ralph Wiener: Als die Witze laufen lernten ... (10, 7);
Anschließend Film ·(2, O ; Das Bauernfrühstück
27
(2,81 ); Das Ohr an der Masse (8,107); Das Radikalmit
tel (8,65); Das Wesentliche (10, 118); Der Gast {3,15);
Der Wackelstein (7,73); Die Pirnitzer Lage {2,16); Die
Wiederholung (1, 108); Ein bescheidener Herr (11,89);
Egons Städteschau (10,90); Geist und Materie {1, 104);
Ich liebe Ingeborg {7, 108); Kreislaufstörungen (5, 111 );
König Publikum (12,84); Leben mitAntje (14,96); Start
mit Scheibenbremse (11, O ; Wachsmann als Erzie
her (4,48)
C. U. Wiesner: Das Haus in der Seitenstraße (5,36);
Der arme Mann zu Trockenburg (16, 19); Frisör Kleine
korte als Bauexperte (17, 15); Frisör Kleinekorte als Fels
in der Brandung (10,65); Frisör Kleinekorte als Fuß
ballfan (18,87); Frisör Kleinekorte als Kanzleramtsbe
rater (22, 106); Frisör Kleinekorte als Privatdetektiv
(16,36); Frisör Kleinekorte als Universalgenie (14,42);
Frisör Kleinekorte als Verschönerungsrat (11, 18); Fri
sör Kleinekorte auf der Wartburg {9, 79); Frisör Kleine
korte äußert sich zur Weltraumfahrt (7,24); Frisör Klei
nekorte probt den Ernstfall (21,64); Frisör Kleinekorte
seift wieder ein (21,27); Frisör Kleinekorte und das
Glas Most (19,58); Frisör Kleinekorte und der neue
Mensch (7, O ; Frisör Kleinekorte und die Absetzung
eines Königs (13,67); Frisör Kleinekorte und die halb
nackten Tatsachen (15,96); Frisör Kleinekorte unter
nimmt einen Betriebsausflug (12,74); Frisör Kleinekor
tes Schulweisheiten (8,56); Genosse Daffke (21, O ;
Kleines Haus am Wald (11, 72); In einer lauen Som
mernacht (13, 105)Hermann Wilke: Der Mann vom Wohnungsamt (1,42)
Heinz Winkler: Das Auftragswerk (14, 112); Die Pro
duktivkraft Wissenschaftler (15, 112); Die Schlüsselfra
ge (15,67); Kontaktschwierigkeiten (12, 70)
Bernd Wollenberg: April - schaurige Episode (1,21)
Manfred Wolter: Nachsaison (13, 77); Verwirrung(19,11)
Hans-Joachim Würzner: Die Eintrittskarte (12,22)
Dietrich Zietemann: So war das (1,14)
Anonym: Anekdote aus dem Gerichtssaal (17, 12); Auf
der Baustelle (15,57); Auf der Kurpromenade (11,82);Betriebsgeheimnisse 1-3 (1,55, 59, 63); Der Baulöwe
(17,18); Deutlich (7,17); Dicke da (21, 101 ); Die ande
re Seite (2, 70); Doppelte Anekdote (15,24); Dring
lich (15, 119); Durch die Wüste (2,38); Ehestands
geschichten (1, 103); Ein ganz besonderer Saft
(11, 119); Erklärung eines Phänomens (15,93); Ersatz
... (1,28); Fußball-Anekdoten (13,92); In der Dorfschu
le (1,46); Maislied (5,15); So, Margot (5,39); Verrech
net (1, 18); Vom Nutzen des Reisens (15,81)
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Nachweise
Die Karikaturen stammen vonHeinz Behling: 75 79
Manfred Bofinger: 39 47 53 81 89
Henry Büttner: 8 7
Peter Butschkow: 43
Peter Dittrich: 95
Christine Dölle: 30 35 77 103 116
Hans-Eberhard Ernst: 92Barbara Henniger: 11 17 68 72 101 107 119
Heinz Jankofsky: 19 41 61 66 71Cleo-Petra Kurze: 109
Johann Mayr: 49
Nel: 62Lothar Otto: 8 29 54 63 82 99 104
Andreas Prüstel: 114Peter Thulke: 13 59 97 113
Karl Schrader: 104
Reiner Schwalme: 13 21 27 32 36 70 100 111
Ottfried Zielke: 56
lles zum Wohle des Volkes
Fotos: Klaus Wmkler: 64; Hans-Ludwig Böhme: 58; MDR: 65 85
Für die freundliche Genehmigung zum Abdruck danken wir den Autoren Zeichnern und Erben.
Nicht in allen Fällen ist es uns gelungen Rechteinhaber und Rechtsnachfolger zu ermitteln.
Berechtigte Honoraransprüche bleiben gewahrt.
mpressum
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in der Verlagsgruppe Weltbild
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Nun wächst zusammen
was zusammengehört