VORLESUNG ZUR EINFÜHRUNG IN DIE PSYCHOLOGIE 1
Aufmerksamkeit
• Frühe Definition – Phänomene • Experimentelle Ansätze • Unwillkürliche Bewusstheit
– unbewusste Willkür • Integrationsmodell von Prinz
5. Aufmerksamkeit 3
Zitate
• Christian Wolff (1751): „Aufmerksamkeit ist ein Vermögen ... zu machen, dass ein Gedanke mehr Klarheit bekommet, als die übrigen“
• Thèodule Ribot (1890): „Aufmerksamkeit ist die Fixierung auf Teilinhalte bei gleichzeitiger Hemmung anderer Bewusstheiten.“
Verstärkungsprinzip
Abschwächungsprinzip
5. Aufmerksamkeit 4
• Carl Stumpf (1889) „Aufmerksamkeit ist die Lust am Bemerken des Folgenden.“
• Wilhelm Wundt (1890): Apperzeption = in den Fokus der Aufmerksamkeit heben
Aufmerksamkeit als Erwartungsspannung
• Merkmale der Aufmerksamkeit sind • Bewusstheit • Willkür • Selektivität
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5. Aufmerksamkeit 5
Ist die Enge der Aufmerksamkeit funktioneller Nutzen (Notwendigkeit)
oder Schwäche?
5. Aufmerksamkeit 6
Cherry (1953): Cocktailparty-Phänomen
5. Aufmerksamkeit 7
Aufmerksamkeit hat begrenzte Kapazität: dichotisches Hören
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5. Aufmerksamkeit 8
Cocktailparty-Phänomen
Aufmerksamkeit hat begrenzte Kapazität: dichotisches Hören
• Broadbent (1958):
Filter-Kanal-Modell Falschenhals- oder Flaschenmodell
Flaschenhals-Modell der Aufmerksamkeit
5. Aufmerksamkeit 9
Sinnes-kanäle
Verarbeitung
Bewertung
Aufmerksamkeit
Modell nach Broadbent (1968)
Filter Tiefe
Verarbeitung
5. Aufmerksamkeit 10
Broadbent (1958):
Falschenhals– oder Flaschenmodell • Korrektur des Flaschenhalsmodells
durch Deutsch und Deutsch (1970)
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Revidiertes Flaschenhals-Modell der Aufmerksamkeit
5. Aufmerksamkeit 11
Sinnes-kanäle
Verarbeitung
Bewertung
Selektion
Tiefe Verarbeitung
Aufmerksamkeit
Modell nach Deutsch und Deutsch (1967)
5. Aufmerksamkeit 12
Welche Phänomene der Aufmerksamkeit lassen sich unterscheiden?
5. Aufmerksamkeit 13
Aufmerksamkeit
selektive Aufmerksamkeit
(nur ein Reiz wird verarbeitet)
„geteilte“ Aufmerksamkeit (alle Reize werden
verarbeitet)
auditiv (Zuhören
„shadowing“) visuell (Objekte
beachten)
Aufgaben-ähnlichkeit
Aufgaben-schwierigkeit
Übung (Automati-sierung)
-> schnell wechselnde
Aufmerksamkeit
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5. Aufmerksamkeit 14
Was kann man alles gleichzeitig tun? Cembalo spielen und gleichzeitig ein Gespräch
führen (Dugald Stewart, 1792)
• Keine/ wenig Interferenz starke Interferenz • Kopfrechnen/Gedicht aufsagen zwei Kopfrechenaufgaben
(Paulhan 1887) • Takt klopfen/ leises Lesen Takt klopfen/ lautes Lesen
(Caimes 1891) • Text verstehen/ rechnen Text verstehen/ Sätze lesen
(Schorn 1928) • Schreiben/ Kopfrechnen Schreiben/ Fußhebel drücken
(Bornemann 1942)
5. Aufmerksamkeit 15
Phänomene: unwillkürliche Bewusstheit - unbewusste
Willkür
Es kann zwischen willkürlicher und unwillkürlicher Aufmerksamkeit unterschieden werden:
1. Willkürliche Aufmerksamkeit findet mit einer Intention statt.
2. Unwillkürliche Aufmerksamkeit findet ohne aktuelle Intention statt.
5. Aufmerksamkeit 16
Unwillkürliche Bewusstheit
Unbewusste Willkür
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5. Aufmerksamkeit 17
40 – 80 msec
Der Fehrer-Raab-Effekt ein Beispiel für unbewusste Willkür
5. Aufmerksamkeit 18
Selektionsfunktion der Aufmerksamkeit
• Klassische Suchaufgabe: • Finde das „Z“
in zwei Kontexten
5. Aufmerksamkeit 19
ODUGQR QCDUGO CQOGRD QUGCDR URDGQO GRUQDO DUZGRO UCGROD DQRCGU QDOCGU CGUROQ OCDURQ UOCGQD RGQCOU GRUDQO GODUCQ QCURDO DUCOQG CGRDQU UDRCOQ GQCORU GOQUCD GDQUOC URDCGO GODRQC
IVMXEW EWVMIX EXWMVI IXEMWV VXWEMI MXVEWI XVWMEI MWXVIE VIMEXW EXVWIM VWMEIX VMWIEX XVWMEI WXVEMI XMEWIV MXIVEW VEWMIX EMVXWI IVWMEX IEVMWX WVZMXI XEMIWV WXIMEV EMWIVX IVEMXW
VWMEIX VMWIEX XVWMEI WXVEMI XMEWIV MXIVEW VEWMIX EMVXWI IVWMEX IEVMWX NVBWXI XEMIWV WXIMEV IVMXEW EWVMIX EXWMVI IXEMWV VXWZMI MXVEWI XVWMEI MWXVIE VIMEXW EXVWIM EMWIVX IVEMXW
Vorlagen bei der visuellen Suche – suche „Z“
VORLESUNG ZUR EINFÜHRUNG IN DIE PSYCHOLOGIE 7
5. Aufmerksamkeit 20
nach Prinz, 1992
Drei Funktionen der Aufmerksamkeit:
1. Selektion 2. Mobilisierung 3. Integration
5. Aufmerksamkeit 21
5. Aufmerksamkeit 22
Willkürliche spezifische Selektion (Neisser, 1967; Prinz, 1990)
Bewusste und absichtliche Suche nach etwas – kann auch Erwartung von etwas sein
• Suche „Z“ • Wer quasselt da? • Wo ist meine Geldbörse?
Relevanz-Filter
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5. Aufmerksamkeit 23
5. Aufmerksamkeit 24
Unwillkürliche spezifische Selektion
Prinz spricht hier von Appell-Charakter • Wünsche (neues Auto, großes Haus) • Bedürfnisse (Hunger, Durst, Sexualität,
Aggression?) • Motive (Leistung, Anschluss, Macht, Fürchte,
Hoffnungen) • Anliegen (Brief einwerfen, Prüfungen bestehen) • Interessen (Sport, Jagd, Hundezucht)
Signifikanz-Filter
5. Aufmerksamkeit 25
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5. Aufmerksamkeit 26
Unwillkürliche unspezifische Selektion
Pegelsprünge und Regelbrüche • Plötzlich einsetzendes Geräusch oder Wegfallen
eines vorhandenen • Falscher Ton in einem Konzert • Ein vertikaler und sonst nur horizontaler Balken • ein Wort an einer falschen Stelle im Satz
Pertinenz-Filter
5. Aufmerksamkeit 27
Pop out-Effekte in verschiedenen Kontexten
5. Aufmerksamkeit 28
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5. Aufmerksamkeit 29
Aufmerksamkeit und Konzentration
• Konzentration ist die Ausrichtung der Aufmerksamkeit über einen bestimmten Zeitraum – bis zur Erreichung eines Zieles.
5. Aufmerksamkeit 30
aktueller Zustand
Motivation Emotion
Relevanz Signifikanz Perti
nenz
Hemmung
Aktivierung
Handlungs-schemata
Kontrolle