Wege aus der Armut – Grundeinkommen,
Mindestlohn, Niedriglohn
Impulstagung Grundeinkommen – ein Weg aus der Armut
Sörup, 16. – 18. März 2012
Prof. Dr. Roswitha Pioch
Armut im 21. Jahrhundert
Prof. Dr. Roswitha Pioch
Sozialstaatsaufgaben
Schweden GB, USABRD
Sozialhilfe zur Sicherung des Existenzminimums
Sozialversicherungen
Universelle soziale Dienste
Prof. Dr. Roswitha Pioch
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Zugangsvoraussetzungen zu Sozialversicherungsleistungen
1. Erst arbeiten, dann ...
2. Lohnarbeitsbereitschaft zeigen, damit ...
3. Äquivalenzprinzip:
Lohnhöhe => Sozialleistungsniveau
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Normalarbeitsverhältnis
• abhängige Erwerbsarbeit• Vollzeitarbeit (38,5 Std.)• kontinuierlich, unbefristet• Lohnhöhe
mindestens existenzsichernd• Ein – Familienernährer – Modell
(One breadwinner)• Lebenslauf: Ausbildung
Arbeit
Ruhestand
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Zwei Tendenzen
1. - Erosion des
Normalarbeitsverhältnisses
Arbeitsmarkt - Nachfrage
2. - Individualisierung
Angebotsseite der Arbeitnehmer
Politische Forderung Nr. 1:
• Entkoppelung von Erwerbsarbeit und sozialer Sicherung!
Die enge Anbindung der sozialen Sicherung an die Vorleistung Erwerbsarbeit ist nicht mehr zeitgemäß. Sie entspricht nicht den heutigen Lebensverhältnissen und auch nicht der Arbeitswelt.
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Zum Beispiel: RWE – Geschäftsjahr 2006
• 44 Milliarden Euro Jahresumsatz
• Gewinnsteigerung 2006: 14 %
• Reduktion der Mitarbeiterzahl: 20,2 %
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Politische Forderung Nr. 2:
Mindestlöhne werden notwendig zur Eindämmung des Niedriglohnsektors
Dr. Roswitha Pioch
Forderung eines Mindestlohns
• Verbesserung der Einkommenssituation von Beschäftigten im Niedriglohnsektor, Eindämmung des Niedriglohnsektors
• Kaufkraftsteigerung• Motivationssteigerung bei ArbeitnehmerInnen
Dr. Roswitha Pioch
Mindestlöhne in der EU
Branchenspezifische Mindestlöhne in Deutschland
• Baugewerbe: 10,00 € bis 13,40 €
• Dachdeckerhandwerk: 11,00 €
• Maler- u. Lackierhandwerk: 9,75 – 11,75 €
• Gebäudereinigung: 7, 33 € - 11, 33 €
• Elektrohandwerk: 8,65 € (Ost), 9,80 € (W)
• Pflegepersonal: 7,75 € (Ost) – 8,75 € (W)
• Sowie Sicherheitsdienst, Bergbau, Briefdienstleister
Stand: Januar 2012, Quelle: DGB
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Politische Forderung Nr. 3
• Eine sofortige Erhöhung der Hartz IV -Regelsätze für Kinder und Alleinerziehende ist unabdingbar.
• Schluss mit dem Paternalismus beim Hartz IV – Bezug.
• Wir brauchen eine Kindergrundsicherung, die wirklich vor Armut schützt.
Dr. Roswitha Pioch
Bedingungsloses Grundeinkommen
• Ein bedingungsloses Grundeinkommen ist ein Einkommen, das von einem politischen Gemeinwesen an alle seine Mitglieder ohne Bedürftigkeitsprüfung und ohne Gegenleistung individuell ausgezahlt wird.
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Die Entkoppelung von Arbeit und Einkommen
• 15 Mio. Menschen leben in Deutschland von:
- Erbschaften
- Sozial- und Arbeitslosenhilfe
- Schwarzarbeit
- Zuwendungen Dritter
• Zunahme von Income Mixes
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Verteilungskriterien
ALG II Bedingungsloses Grundeinkommen
Bedürftigkeitsprüfung Teilhabeprinzip
Arbeitsbereitschaft Entkoppelung von Arbeit und Einkommen
Haushaltsabhängig Individualprinzip
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Ohne Bedürftigkeitsprüfung
Anstelle der Bedarfsgerechtigkeit im bisherigen System rückt die Idee der Teilhabegerechtigkeit.
Jeder Bürger hat Anteil an der gesellschaftlichenWertschöpfung.
Beispiel: Alaska Permanent Fund
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Unabhängig von Arbeitsbereitschaft
Freiheit des Individuums zu arbeiten Autonomiegewinne Entlastung des Arbeitsmarkts: Nur wer wirklich
arbeiten möchte, sucht einen Arbeitsplatz Verbesserte Arbeitsbedingungen
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Individuelle Zuteilung
• Individueller Bezug jedes Familienmitglieds statt haushaltsabhängiger Zuteilung
Stärkung der finanziell abhängigen Ehepartner Autonomiegewinne
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Höhe des Grundeinkommens
Die Grünen: Sozialhilfeniveau + Pauschale
Dieter Althaus, CDU: 800 Euro minus Gesundheitspauschale von 200 Euro = 600 Euro
Götz W. Werner: Soziokulturelles Existenzniveau: bis 1600 Euro
Kinder: die Hälfte des Bürgergeldbetrags
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Zuschlag für allein Erziehende?
• ALG II: Mehrbedarf für allein Erziehende: 126 € bis max. 205 €
• Althaus: Bürgergeldzuschuss für allein Erziehende
• Grüne Grundsicherung: Zuschuss für Allein Erziehende von 200 €
Dr. Roswitha Pioch
Zuteilungsverfahren beim Grundeinkommen
• Sozialdividende:
Jede/r Bürger/ -in bekommt gleiches Grundeinkommen vor Besteuerung
• Negative Einkommensteuer:
Zuteilung erfolgt Einkommensabhängig
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0
400
800
1200
1600
Verfügbares Einkommen
0 400 800 1200 1600
Arbeitseinkommen
Negative Einkommensteuer
Negative Steuer
Arbeitseinkommen
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Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt• Gleitende Übergänge von Mindestsicherung zu
Erwerbseinkommen• Mehr Arbeitsplätze: Ausbau des
Niedriglohnsektors bei gleichzeitiger sozialer Sicherung anstelle von Deregulierung ohne Sicherheit
• Stärkung der Arbeitnehmerschaft im unteren Lohnsegment. Grundeinkommen wirkt wie ein Mindestlohn.
Prof. Dr. Roswitha Pioch
Finanzierbarkeit
• Zusammenlegung der bestehenden sozialen Transfersysteme zu einem garantierten Grundeinkommen bringt Transparenz und spart an Verteilungsbürokratie.
• Steuerfinanzierung: Anhebung der Mehrwertsteuer auf bis zu 40%, auch Anhebung der Vemögensteuer, Einkommensteuer
Prof. Dr. Roswitha Pioch
Kriterien des Finanzaufwands
• Höhe des Grundeinkommens• Zuteilungsverfahren: Sozialdividende oder
Negative Einkommensteuer• Ersatz der Sozialhilfe oder Ersatz aller
Sozialtransfers
Prof. Dr. Roswitha Pioch
Gute Gründe: Gerechtigkeit und Demokratie
• Grundeinkommen für mehr Gerechtigkeit im Sozialstaat: Teilhabegerechtigkeit statt Leistungsgerechtigkeit
• Transparenz und Bürokratieabbau im Sozialstaat fördert die Demokratie
Dr. Roswitha Pioch
Gute Gründe: Autonomiegewinne
• Einseitige Ausrichtung der Lebensläufe auf den Arbeitsmarkt entfällt.
• Diskriminierung nicht-monetärer Arbeit, wie Ehrenamt, Kulturarbeit, Hausarbeit, Kinderbetreuung, Pflege etc. fällt weg.
• Diskriminierung/ Paternalismus gegenüber Arbeitslosen, Arbeitsbereitschaft demonstrieren zu müssen (vgl. ALG II), fällt weg.
Dr. Roswitha Pioch
Gute Gründe: Arbeitsmarkteffekte
• Mehr Arbeitsplätze im Niedriglohnbereich, die bei jetzigen Sozialabgaben zu teuer sind.
• Abschaffung der Armutsfalle: Fließende Übergänge von Grundeinkommen zu Erwerbseinkommen.
• Wahlmöglichkeiten des Arbeitnehmers verbessern Arbeitnehmerposition. Ökologische Nachhaltigkeit wird möglich.
Dr. Roswitha Pioch
Grundeinkommen oder Entlohnung von Familienarbeit?
• Entlohnung von Familienarbeit privilegiert bestimmte Tätigkeiten: Kinderbetreuung und Pflege.
• Das Grundeinkommen ist bedingungslos und an keine Vorleistungen gebunden – weder an Erwerbsarbeit noch an Familienarbeit
Dr. Roswitha Pioch
Gute Gründe – auch für Frauen• Lohnarbeitszentrierte Sicherung benachteiligt
Frauen doppelt wegen Lohnhöhe und unregelmäßigen Erwerbsverläufen.
• Grundeinkommen ist keine billige Alimentierung der Hausfrauen sondern ermöglicht Wahlfreiheit für Frauen.
• Frauen bevorzugen sehr unterschiedliche Beschäftigungsverhältnisse.
• Teilzeit wird mit Grundeinkommen eher möglich.• Positive Arbeitsmarkteffekte beim GGE
begünstigen auch Frauenerwerbsquote
Prof. Dr. Roswitha Pioch
Politische Forderung Nr. 4
• Das Grundeinkommen ist möglich.
Die Idee bietet eine Perspektive auf Arbeit und Einkommen am Ende der Vollbeschäftigung.
Dr. Roswitha Pioch
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
Prof. Dr. Roswitha Pioch