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Vorlesung „Wasserinhaltsstoffe“ Dr. Thomas Dittmar Kationen II. Teil 06/2010

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Vorlesung„Wasserinhaltsstoffe“

Dr. Thomas Dittmar

Kationen II. Teil

06/2010

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Anorganische Kationen als natürliche Wasserinhaltsstoffe

1. natürliche WasserinhaltsstoffeHauptinhaltsstoffe (meist > 10 mg/L)Na+, K+,Ca2+, Mg2+

Neben- und Spurenstoffe (< 0,1 mg/L< 10 mg/L)NH4

+, Fe2+/3+, Mn2+/ MnO2 , Al3+

2. Vorkommen, Quellen (natürlich, anthropogen), Wirkung (Humange-sundheit, Ökologie), Entfernung (Wasseraufbereitung)

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Vorkommen

geogen: - Bestandteil des natürlichen (mikrobiellen) Stickstoffkreislaufs (200 – 300 Mio t/a)

- primäres Abbauprodukt organischer Stickstoffverbindungen- stabil unter anaeroben Bedingungen (v.a. Grundwasser, Hypolimnion)

anthropogen: - Ammoniaksynthese (ca. 80-100 Mio t/a; 1,7 % des Weltenergieverbr.)- wichtiger Rohstoff der Düngemittelindustrie [z.B. NH4NO3, NH4Cl, (NH4)3PO4], Grenzwert 210 kg N2/ha·a

- diffuser Eintragspfad über Düngemittelnutzung (neben Kunstdüngerauch Wirtschaftdünger, z.B. Gülle)

- lokal, punktförmig über Kläranlagenabläufe, bzw. Deponiesickerwässer- Abwässer der Sprengstoffindustrie,- Abwässer bei Verarbeitung tierischer u. pflanzlicher Produkte

Ammoniumionen NH4+

• Kation, chemisches Verhalten ähnlich den Alkalimetallen • besitzt nahezu gleichen Ionendurchmesser wie K+

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Mikrobieller Stickstoffkreislauf

assimilatorische NO3

-

N2O

N2

NO2-

organische N-Verbindungen

NH3 / NH4+

Denitrifi

katio

n

NitratationNitritation

Nitratam

monifikation

Ammonifizierung

NH3-Assimilation

N-Fixierung

+5

+3

biolog.

+1

±0

-3

NitrifikationNitratreduktion

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Stickstoff-Fixierung

Kompartiment Stickstoffverteilung [%]

Atmosphäre 99

Pedosphäre 0,87

Hydrosphäre und Biosphäre

0,13

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Stickstoff-Fixierung

2 3 288 2eN H NH H+ −++ ↔ +

• N2 reaktionsträge (ED = 942 kJ · mol-1)• Stickstoffverbindungen: Hauptnährstoff aller Lebewesen (Bestandteil der DNA, Proteine, Aminosäuren, Vitaminen)

• durch Stickstoff-Fixierung Transfer des elementaren Stickstoffs in andere Um-weltkompartimente

• zwei natürliche Prozesse:

(a) biotische Katalyse:Azotobacter, Cyanobakterien, Rhizobien

Nitrogenase

(b) direkte Oxidation von N2

2 20,5 2N O NO+ ↔ Blitzschlag, Verbrennung

• natürliche Stickstofffixierung beträgt 30…400 kg N2/h·a• synthetische Stickstofffixierung entspricht 20 – 30 % des gegenwärtigen N2-KreislaufsAmmoniaksynthese (Harnstoffsynthese, Ostwaldverfahren)

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Ammonifizierung

Harnstoffhydrolyse (Urease)

2 2 2 4 3 32NH CO NH H O NH NH HCO+ −− − + ↔ + +

• Reaktionsschritt der zur Mineralisierung des org. Stickstoffs dient,

• Destruenten (Pilze, Bakterien) sind in der Lage organische Stickstoffverbindungen(Harnstoff, Exkremente, Humus) abzubauen,

• durch Desaminierung von Aminosäuren (Proteinabbau) und Hydrolyse von Harnstoffentsteht NH4

+/NH3,

• das Enzym Urease (Bodenbakterien) ermöglicht enzymatisch (biokatalytisch) die Zersetzung von Harnstoff

• tägliche Harnstoffausscheidung ∅ 30 g/EW⋅d

• stellt erhebliches Recyclingpotential für N-Düngemittel dar (ca. 80 Mio t/a)

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Nitrifikation

pro mol NH4+ werden 2 mol O2 verbraucht, d.h.:

für den Abbau von 1 mg/L NH4+ werden 3,58 mg/L O2 benötigt

Beachte: hohe Sauerstoffzehrung führt zur Qualitätsverschlechterung im Gewässer(Sauerstoffsättigungskonzentration bei 25°C beträgt 8,4 mg/L)

• Pflanzen (Produzenten) können NH4+ aufnehmen, bevorzugen jedoch NO3

-

• Bildung von NO2-/NO3

- unter aeroben Bedingungen in einem zweistufigenbiochemischen Prozess (pHkrit.< 5)

4 2 2 21,5 2NH O NO H O H−+ ++ ↔ + + Nitritation (Nitrosomonas)

Nitratation (Nitrobacter)2 2 30,5NO O NO− −+ ↔

4 2 3 22 2NH O NO H O H−+ ++ ↔ + + Bruttoreaktion

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Gleichgewicht NH4+/NH3 (aq): NH4

+ ↔ NH3 (aq) + H+ pKs = 9,25

7 8 9 10 11 120,0

0,2

0,4

0,6

0,8

1,0

A

ntei

l f

pH

NH4+ NH3

pH 7,3 pH 11,3

KH (NH3)= 59880,2 mol/m3⋅bar (T = 25 °C)

Ammoniumionen NH4+ - pH-Wert

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Wasserbehandung: Belebungsbecken (biologische Stufe) in KläranlageEntfernung durch biologische Oxidation des NH4

+

Grenzwert nach Trinkwasserverordnung 2001 (TrinkwV 2001)

Anlage 3: Indikatorparameter lfd. Nr. 1 0,5 mg/L

(geogene Überschreitungen bis 30 mg/l zulässig)

- nicht humantoxikologisch begründet!!!- höhere Gehalte im Trink- und Schwimmbeckenwasser vermeiden Chlorzehrung

bei der Desinfektion (Bildung von Chloraminen), Gefahr der Wiederverkeimung- akut toxisch erst bei hohen Konzentrationen durch Blockade von Nervenimpulsen (K+- Substitution)

- aber: Hinweis auf fäkale Verunreinigung!!!

Ammoniumionen NH4+

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• hohe Gehalte in Abwässern Sauerstoffzehrung und Versauerung im Vor-fluter durch Nitrifikation (Umwandlung in Nitrat)

• erhöhte Bildung von NH3 bei steigendem pH-Wert (Sommerstagnation, biolo-gische Entkalkung)

• NH3 (aq): hohe Fischtoxizität, letale Konzentrationen: 0,005…0,3 mg/L 0,006 mg/L für Forellenbrut0,02 mg/L für Karpfen

→ Kiemennekrosen

Ammoniumionen NH4+

Ökotoxische Bedeutung

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Das pH-abhängige Gleichgewicht NH3/NH4+ hat für natürliche Gewässer eine große

Bedeutung. Berechnen Sie das Verhältnis c(NH3)/c(NH4+) für die pH-Werte 7,5 und 8!

Für 25 °C gilt pKS(NH4+) = 9,25.

4 3NH NH H+ +↔ +

9,253

4

( ) ( ) 10( )S

c H c NHKc NH

+−

+

⋅= =

3

4

( )( ) ( )

Sc NH Kc NH c H+ +

=

9,253

4

( ) 10( ) 10 pH

c NHc NH

+ −=

MWG:

Umstellen:

für pH 7,5: 0,0178

für pH 8: 0,0562

Lösung:

Ammoniumionen NH4+

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Saprobienindex – Gewässerqualität von Fließgewässern

Saprobienindex: System zur Ermittlung des (biologischen) Verschmutzungsgrades (Saprobie) von Fließgewässern und Einordnung in Gewässergüte-klassen, Bestimmung von im Gewässer vorhandenen Saprobionten als Bioindikatoren (Leitorganismen).

- enge Beziehung zwischen Verschmutzungsgrad des Gewässers und Artenzusammen-setzung der Wasserorganismen ermöglicht integrale Aussage über längeren Zeitraum

- Schadstoffeinleitung, v. a. Sauerstoff zehrender Verbindungen, führen zu Änderung der Artenzusammensetzung

- für Trinkwassergewinnung muss Gewässer in einem oligo- bis β-mesosaprobenZustand sein

- Makroindex (DIN 38410): berücksichtigt Organismen mit langer Generationszeit, rea-giert v. a. auf seltenere Belastungsstöße (z.B. Havarien)

- Mikroindex (DIN 38410): berücksichtigt Organismen mit kürzerer Generationenfolge, Maß für mittlere Wasserqualität

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Saprobienindex – Gewässerqualität von Fließgewässern

Indikatororganismen geben Hinweis auf saprobischen Zustand des Gewässers

zur Unterscheidung werden 48 Arten vonLeitsaprobionten herangezogen

Jedem in einer Probe gefundenen Leit-saprobionten wird eine:- Häufigkeitsstufe, die sog. Abundanz (A), zugeordnet. A(1) selten…A(7) massenhaft- ein Saprobienwert (s), mits(1) oligosaprob…s(4) polysaprob- ein Indikationsgewicht (g) (1,2,4,8 oder 16) zugeordnet.

Saprobieindex berechnet sich nach:

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Saprobienindex – Gewässerqualität von Fließgewässern

Klassifizierung in 7 Klassen

Kurzcharakteristik der Gewässerklassen mit korrelierenden chemischen Parametern

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Eisen Fe2+/Fe3+

Vorkommen

geogen: - vierthäufigstes Element der Erdkruste (5 %)- kein elementares Auftreten in der Natur, sondern in Verbindung mitSauerstoff, Schwefel usw.- hohe natürliche Freisetzung aus oxidischen und sulfidischen Mineralien

Hämatit (Fe2O3), Magnetit (Fe3O4), Siderit (FeCO3), Markasit/Pyrit (FeS2)- v. a. in reduzierten Grund- u. Grubenwässern 10…1000 mg/L (pH<6)

1…10 mg/L (pH > 6)- in sauerstoffarmen (anaeroben) Bereich von Oberflächengewässern(Sedimentnähe/Sommerstagnation),

anthropogen: - Herstellung aus Eisenerz (globale Stahlproduktion: 775 Mio t/a, 1998)- bei weitem wichtigstes Gebrauchsmetall (Gusseisen-, Stahlerzeugung)- Beispiele für Anwendung: Automobil- u. Schiffbau, Bauindustrie, Elektro-

technik, Maschinenbau, etc.- Medizin: Bestandteil pharmazeutischer Präparate (Antianämika)- bei der Wasseraufbereitung als Fäll-u. Flockungsmittel- Eisen im Trinkwasser durch Rohrleitungskorrosion - industrielle Abwässer (z.B. Beizereiabwässer)

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Redoxintensität pε und Redoxpotential EH

pε als Maß zur Beschreibung der Reduktions- bzw. Oxidationsfähigkeit eines Redoxsystemsgenutzt:

pε = - log [e-]

Maß für die Tendenz e-

(a) aufzunehmen → e--Akzeptor (Oxidationsmittel) Reduktion

(b) abzugeben → e--Donor (Reduktionsmittel) Oxidation

+−+ ↔+ 23 FeeFe

+++ +↔+ HFeHFe 22

3 5,0

−+ +↔ eHH 25,0

RTnGp⋅⋅

Δ−=

3,2ε

1301 =εp

002 =εp

FnGEh ⋅

Δ−=

HHE

VE

RTFp

059,01

3,2=

⋅=εεε pVp

FRTEh ⋅=⋅

= 059,03,2

][Re][log1

0 dOx

npp += εε

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Wiederholung

pε (Eh)– pH – Speziationsdiagramm

e--Donor [e-]↑

e--Akzeptor[e-]↓

reduzierend

oxidierend

sauer basisch

H+-Donor[H+]↑

H+-Akzeptor[H+]↓

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pH-pε-Diagramm

natürliche Wässer und Einfluss der Atmosphäre

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0 2 4 6 8 10 12 14

-15

-10

-5

0

5

10

15

20

pH

Fe3+

Fe(OH)3 (s)

Fe2+

FeCO3 (s)

FeOH2+

Fe (s)

Fe(OH)2 (s)

p(O2) > 1 bar

p(H2) > 1 bar

Eisen Fe2+/Fe3+

pε – pH – Diagramm des Eisens

c(DIC) = 1.10-3 mol/L

c(Fe2+) = 1.10-5 mol/L

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Eisens Fe2+/3+

Oxidation (unabhängig vom pH-Wert)

Hydrolyse des hydratisierten Fe3+-Ions

↑ Oxidation und Fällung bei mittleren pH-Werten (pH ≈ 6)

32

222 0,5 2 2 OFe O H Fe H+ ++ + + ↔ +

( ) ( )3 2

2 26 5( )Fe H O Fe H O OH H

+ + +⎡ ⎤ ⎡ ⎤↔ +⎣ ⎦ ⎣ ⎦

( ) ( )2

2 2 25 4( ) ( )Fe H O OH Fe H O OH H

+ + +⎡ ⎤ ⎡ ⎤↔ +⎣ ⎦⎣ ⎦

3 2 3.... ( ) ( )Fe OH Fe O aq→ ↓ ⋅ ↓

22 2 32 0,5 5 2 ( ) 4Fe O H O Fe OH H+ ++ + ↔ ↓ +

pKL = 38

pKS = 2,2

Chemie der wässrigen Lösung

pKs = 6,9

pKS = 3,5

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Eisen Fe2+/Fe3+

Aufgabe:

Wie groß ist die Redoxintensität pε eines Grundwassers, das bei neutralem pH eine

Eisen(II)-Konzentration von 1⋅ 10-5 mol/L aufweist? Welcher Sauerstoffkonzentration

entspricht diese Redoxintensität?

Geg.:(1) pε 0 = 16

(2) pε 0 = 21,5

23( ) 2( ) 3 3sFe OH H e Fe H O+ − ++ + ↔ +

( ) 22

1 14 2aqO H e H O+ −+ + ↔

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Eisen Fe2+/Fe3+

Lösung:

(1) für Berechnung gilt:

[ ][ ]

0 1 logReOx

p pn d

ε ε= +

( )30

2

1 log1 ( )

c Hp p

c Feε ε

+

+= +

0 23 log ( )p p pH c Feε ε += − −

gelöste Teilchen d. Oxidationsmittelseite (mit Stöchiometriekoeff. zu potenzieren)

gelöste Teilchen d. Reduktionsmittelseite(mit Stöchiometriekoeff. zu potenzieren)

23( ) 2( ) 3 3sFe OH H e Fe H O+ − ++ + ↔ +

Standardredoxintensität

Zahl d. ausgetauschten Elektronen

16 21 5 0pε = − + =

pε 0 = 16

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( ) 22

1 14 2aqO H e H O+ −+ + ↔

10 4

2

1 log ( ) ( )1

p p c O c Hε ε +⎡ ⎤= + ⋅⎢ ⎥⎣ ⎦

02

1 log ( )4

p p pH c Oε ε= − +

Eisen Fe2+/Fe3+

pε 0 = 21,5

Für das System O2/H2O ist anzusetzen:

0pε = 02

10 log ( )4

p pH c Oε= − +

2 0

1 log ( ) 21,5 7 14,54

c O p pHε= − + = − + = −

2

58 12

log ( ) 58( ) 10

c Oc O mol L− −

= −

= ⋅

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Grenzwert nach Trinkwasserverordnung 2001 (TrinkwV 2001)

Anlage 3: Indikatorparameter lfd. Nr. 1 0,2 mg/L

- nicht humantoxikologisch begründet!!!

- essentielles Spurenelement: (Hämoglobinbildung)

- täglicher Bedarf: 5 – 20 mg/d

- ästhetischer und sensorischer Wert: auftretende Verfärbungen (Rostfärbung)Geschmack ab 0,3 mg/L

- technische Schwierigkeiten durch unerwünschte Ablagerungen im Leitungssystemhohe Schäden an öffentlichen Trinkwassersystemen in früheren Zeiten

Eisen Fe2+/Fe3+

Wasserbehandung: Enteisenung (Oxidation, Fällung, Filtration), biolog./katalyt. Oxidation, Nutzung biolog. SchnellfilterEisenbakterien (Gallionella ferruginea; Leptothrix ochracea)

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Eisen Fe2+/Fe3+

• Probleme bei der Trinkwasserverteilung durch Verschlammung und Verkrustung

• Ablagerungen verengen den freien Quer-schnitt der Leitungsrohre

• erhöhte Förderkosten (hoher Wartungs-aufwand, z. B. Rückspülintervalle)

• Ablagerungen besitzen hohe Porösität

• erhöhte Biofilmbildung im Porenvolumen

• unzureichende Effizienz von Desinfektions-mitteln im Porenvolumen

• verstärkte Gefahr der Wiederverkeimungim Trinkwasserverteilungsnetz

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4 FeS2(s) + 15 O2 + 14 H2O ↔ 4 Fe(OH)3(s) + 8 SO42− + 16 H+ (pH > 3,5)

Fe(OH)3(s) + 3 H+ ↔ Fe3+ + 3 H2O (pH < 3,5)

FeS2(s) + 14 Fe3+ + 8 H2O ↔ 15 Fe2+ + 2 SO42− + 16 H+

A 4 Fe2+ + O2 + 4 H+ ↔ 4 Fe3+ + 2 H2O n 2 FeS2(s) + 7 O2 + 2 H2O ↔ 2 Fe2+ + 4 SO4

2- + 4 H+

Oxidative Verwitterung von FeS2

Säurebildung („Acid Main Drainage“), hohe Eisen- u. Sulfatfrei-setzung

Ursache niedriger pH-Werte und hoher Eisenkonzentrationen in Grubenwässern [cmax(Fe2+/3+ ) = 1 g/L]

Eisen Fe2+/Fe3+

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Eisen Fe2+/Fe3+

Rio Tinto, Spanien Geiseltalsee, Sachsen-Anhalt

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Eisen Fe2+/Fe3+

FeS2

O2

Fe2+

Fe(OH)3 Fe3+

O2

Versauerungsproblematik Tagebaurestsee :

• allgemein hohe Metallgehalte

• gelöstes Eisen stellt dominierendes Kation dar

• im anoxischen Milieu (Tiefengrundwasser, pH 4…6)

• im aeroben Milieu (Tagebaurestsee, SickerwasserpH 2,5…3)

• Reaktion verläuft biotisch (u.a. Thiobacillus ferrooxidans) und abiotisch

• Sanierungsmaßnahmen:

Fremdflutung (Zuführung von neutralem Oberflächenwasser)technische Applikation von Neutralisationsmitteln [NaOH, NaCO3, CaCO3, Ca(OH)2]

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VorkommenMangan- und Eisenionen sind häufig nebeneinander anzutreffen (ähnlicher geogener Ursprung)

- 12-häufigstes Element der Erdkruste - Pyrolosit MnO2, Braunit Mn2O3, Manganspat MnCO3, Rhodonit MnSiO3

- Freisetzung in sauerstoffarmen Bereichen von Oberflächengewässern (Sedimentnähe)- in reduzierten Grundwässern bis zu 2…10 mg/L (pH < 6), < 1 mg/L (pH > 6)

Chemie der wäßrigen Lösung- in aquatischer Natur liegt Mn fast ausschließlich in OZ +2/+4 - unter reduzierenden (anaeroben) Bedingungen als gelöstes Mn2+

- unter oxidierenden Verhältnissen Ausfällung als schwerlösliches MnO2 (Braunstein)- schwerer oxidierbar als Eisenionen (Entfernung komplizierter)

Mangan, Mn2+/MnO2

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pε – pH – Diagramm des Mangans

Mangan, Mn2+/MnO2

c(S) = 1.10-4 mol/L

c(Mn) = 1.10-5 mol/L

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Grenzwert nach Trinkwasserverordnung 2001 (TrinkwV 2001)

Anlage 3: Indikatorparameter lfd. Nr. 1 0,05 mg/L

- nicht humantoxikologisch begründet!!!- essentielles Spurenelement: wichtig f. Knochen- Knorpelbildung, Blutgerinnung, Steroidsynthese

- täglicher Bedarf: 3 mg/d

- ästhetischer und sensorischer Wertauftretende Verfärbungen (braun)geschmackliche Beeinträchtigung ab 0,5 mg/L

- technische Schwierigkeiten unerwünschte Ablagerungen im Verteilersystem (Rohrverstopfung)

- fischtoxisch bei Konzentrationen > 50 mg/L,- Manganmangel: Minderung des Pflanzenwachstums

Mangan, Mn2+/MnO2

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Reaktionen des Mangans

MnO4− + 8 H+ + 5 e− ↔ Mn2+ + 4 H2O

Oxidation von Mn2+ pH> 7

Reduktion von MnO4−

Mn2+ + 0,5 O2 + 2 OH− ↔ MnO2 ↓ + 2 H2O

+7

Anm.: Reaktion findet Anwendung in der Wasseranalytik zur summarischen Erfassung oxidierbarer Wasserinhaltsstoffe (Permanganat-Index).

- Mangan in der Oxidationsstufe +7(Permanganat, MnO4-) ist ein starkes Oxidations-

mittel und daher in aquatischen Systemen nicht stabil - bei Anwesenheit oxidierbarer Substanzen (z. B. NOM) wird es sofort reduziert - Reaktionspartner: oxidierbare Substanzen, insb. org. Wasserinhaltsstoffe

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Entfernung von Mangan Mn2+ - Entmanganung

1) Mikrobiologische Oxidation, Fällung und Filtration- Anwendung biologischer Filter → Manganbakterien (Pseudomonas manganoxidans,Pedomicrobium manganicum) Einbau in Zellmembran

2) Katalytische Oxidation mit Kontaktfiltern- Anwendung einer mit KMnO4 belegten FilterstufeVoraussetzung: Eisenoxidation u. Nitrifikation müssen abgeschlossen sein

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Vorkommen und Quellen

geogen: - dritthäufigste Element der Erdkruste (häufigstes Metall)- kein elementares Auftreten in der Natur, sondern in Verbindung mitSauerstoff [Al(OH)3, Böhmit, Gibbsit, Diaspor, Al2O3 Tonerde], Fluor, Silizium usw.

- hohe natürliche Freisetzung aus Verwitterung silikatischer MineralienAlumosilikate (Bsp. Kaolinit)

anthropogen: - Herstellung aus Bauxit [Gemisch aus Al(OH)3, Al4[(OH)8Si4O10],v. a. Fe2O3, Fe(OH)3, TiO2, Schwermetalle (z.B. Pb, Cd, Cr)

- weltweite Produktionsmenge 30 Mio t/a (1998)- günstige Eigenschaften führen zu weiterem Anstieg des Aluminium-verbrauchs

- Beispiele für Anwendung: Straßenverkehr, Bauindustrie, Verpackungs-industrie, Elektrotechnik, Maschinenbau, Haushalt

- Abwässer der Aluminiumindustrie- bei der Trinkwasseraufbereitung Flockungsmittel

Aluminium, Al3+

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Grenzwert nach Trinkwasserverordnung 2001 (TrinkwV 2001)Anlage 3: Indikatorparameter lfd. Nr. 1 0,2 mg/L

- nicht humantoxikologisch begründet, kein akutes und chronischesGesundheitsrisiko

* Zusammenhang zwischen Alzheimer Krankheit und normalen bzw. leicht erhöhten Aluminiumwerten im Trinkwasser nicht endgültig bewiesen

* im Blut Anlagerung an Eiweiße (Beeinträchtigung der Bildung roter Blutkörperchen im Rückenmark)

* möglicherweise Substitution v. Calcium (Abbau von Knochenmasse)

- ästhetischer und sensorischer WertEintrübungen ab 0,1 mg/L Al in Gegenwart von Eisengeschmackliche Beeinträchtigung ab 0,2 mg/L

- Überwachung nur erforderlich, wenn Al-Flockungsmittel eingesetzt werdenempfohlen auch, wenn pH-Wert < 6,0

- fischtoxisch bereits bei Konzentrationen < 0,1 mg/L

Aluminium, Al3+

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Reaktionen des hydratisierten Al3+-Ions

Chemie der wässrigen Lösung (OZ 3)

Gleichgewicht zwischen kationischen Komplexen des Al3+ bzw. [Al(H2O)6]3+ (pH < 5,5)suspendiertem Aluminium-Hydroxid Al(OH)3 (pH = 5,5 – 7,5)und Aluminat Al(OH)4- (pH > 7,5),

• abhängig von pH-Wert und Anionen (F-, SO42-)

• bildet auch mit sauerstoffhaltigen organischen Liganden stabile Komplexe

• Aluminiumkonzentrationen im Gewässer geringGrundwasser: < 1 µg/LOberflächenwasser: < 50 µg/L

• durch Versauerung der Böden Zunahme des AluminiumgehaltsOberflächenwasser: 0,5 – 1 mg/L (pH < 4,5)

• vereinzelt hochkontaminierte Brunnenwässer mit mehr als 10 mg/L

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[Al(H2O)6]3+ ↔ [Al(H2O)5OH]2+ + H+ pKS = 4,9

[Al(H2O)5OH]2+ ↔ [Al(H2O)4(OH)2]+ + H+ pKS = 5,1

… ↔ Al(OH)3 KL = c(Al3+) · c(OH-)3 = 10-33,9

KW = c(H+) · (OH-) pH ≈ 6

Löslichkeitsgleichgewicht des Hydroxids

3 33 3(Al ) (H )

(OH )L L

W

K Kc cc K

+ +−= =

→ niedrige pH-Werte begünstigen die Mobilisierung von Al3+

Hydrolyse des hydratisierten Al3+-Ions

… Al(OH)3 + OH- ↔ Al(OH)4- pH > 7,5

pKL = 34

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Aluminiumspezies im Gleichgewicht mit Al(OH)3

-12

-10

-8

-6

-4

-2

0

0 2 4 6 8 10 12 14pH-Wert

log

c (

mol

/L)

Al3+

AlOH2+

Al(OH)2+

Al(OH)4-

Al(OH)3 (s)

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Prozesse der Entstehung von Aluminium in wässrigen Systemen

a) pH-Wert-Abhängigkeit- bei niedrigen pH-Werten (Ursache: saure Niederschläge)

durch Auflösung unlöslicher oxidischer / hydroxidischer Al-Verbindungen- Aluminium-Gehalt nimmt bei pH-Erniedrigung in limnischen Systemen zu

(Anreicherung in Lebern, Niere und Kiemen von Fischen,bei pH < 5 keine Fische)

- bei hohen pH-Werten → Aluminatbildung Al(OH)4-

b) Zusatz von Flockungsmitteln- Verwendung von Aluminium als Flockungsmittel (alternativ: Fe(III))- Aluminium-Restgehalte (Wasserwerk Coschütz):

Minimum: β(Al) = 0,02 mg/lMaximum: β(Al) = 0,2 mg/l

Aluminium, Al3+

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Prozesse der Entstehung von Aluminium in wässrigen Systemen

Aluminium, Al3+

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Wiederholung

BodenpuffersystemeBodenpuffersysteme

Puffer pH-Bereich

Carbonat- 8,6…6,2

Silikat- 6,2…5,0

Ionenaustausch 5,0…4,2

Aluminium- 4,2…3,0

Eisen- < 3,0

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Prozesse der Entstehung von Aluminium in wässrigen Systemen

c) Komplexierung- Komplexierung des Aluminiums mit organischen Stoffen (z.B. Huminstoffe)

Aluminium-Gehalt nimmt erst mit steigendem DOC-Gehalt zu→ Erhöhung der Löslichkeit

- Aluminium-Gehalt in Oberflächenwasser meist größer als in Grundwasser

Aluminium, Al3+

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Prozesse der Entstehung von Aluminium in wässrigen Systemen

Aluminiumgehalte in Oberflächengewässern des Fichtelgebirges in Abhängigkeit des DOC(0,45 µm filtrierte Proben)

Aluminium, Al3+

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Aluminium, Al3+

Rotschlammkatastrophe in Ungarn

- Rotschlamm stellt Nebenprodukt der Aluminiumher-stellung aus Bauxit dar (Deponierung in )

- am 04.10.2010 Dammbruch einer Rotschlammdeponie

- 700.000 – 1.000.000 m3 Rotschlamm begraben 2 Dörfer (10 Tote) und 2000 ha Land unter sich

- das Einzugsgebiet der Marcal/Raab wurde auf 200 km erheblich verschmutzt

Bauxit

DruckbehälterT =180 °C, p=7 bar

Na[Al(OH)4]

Filtration Rotschlamm

NaOH

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1) Flockung/Fällung mit Al-Salzen- Zusatz von Al-Salzen → Hydrolyse → Al(OH)3 – pH-Korrektur

Adsorption von Schmutzstoffen, Sedimentation,Filtration der Al(OH)3-Flocken über Kieselfilter (Schnellfilter)

2) Adsorption- 90 %-ige Al-Elimination an Aktivkohle bei β0(Al) = 20 mg/L

3) Ionenaustausch- nur sinnvoll bei Wässern mit pH-Werten pH < 5,5 oder pH > 8(Aluminium in ionogener Form) → besser Fällung oder Flockung

Entfernung von Aluminiumionen, Al 3+

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Zum Schluss: 3 × W (Was war wesentlich?)

Ammoniumionen (mikrobieller Stickstoffkreislauf, Bildungsreaktionen, pKs, Ökotoxizität der korrespondierenden Base)

Eisen, Mangan [Randbedingungen für Auftreten in Hydrosphäre, Hydrolysereaktion, Trinkwasseraufbereitung (Probleme, organoleptischer Grenzwert, Entfernung) Pyritverwitterung/Acid Main Drainage]

Aluminium [Randbedingungen für Auftreten in Hydrosphäre (pH, DOC, etc.), Boden-puffersysteme]