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E-Learning in Hessischen Schulen Bericht zur Evaluation des Pilotprojekts hessen.eEducation Juli 2011

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E-Learning in Hessischen Schulen  

 

 

Bericht zur Evaluation des Pilotprojekts hessen.eEducation

 

 

Juli 2011

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Herausgeber Institut für Informationsmanagement Bremen GmbH (ifib) Am Fallturm 1 28359 Bremen Geschäftsführer: Prof. Dr. Herbert Kubicek Gerichtsstand: Amtsgericht Bremen, HRB 21271 Telefon: ++49(0)421 218-56580 Telefax: ++49(0)421 218-56599 E-Mail: [email protected] www.ifib.de Im Auftrag des Hessischen Kultusministeriums (HKM) Autorinnen und Autoren/Verantwortliches Projektteam Dr. Stefan Welling Louisa Karbautzki, M.A., B.Sc. Dipl.-Inf. Nicole Büsching Prof. Dr. Andreas Breiter unter Mitarbeit von: Michaela Meyer Sandra Neumann Joy Backhaus Ansprechpartner Prof. Dr. Andreas Breiter © ifib GmbH 2011

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III

Inhaltsverzeichnis

Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse ......................................................... 1 

1  Projekthintergrund ................................................................................................... 5 

2  Anlage der Untersuchung ......................................................................................... 7 

2.1  Quantitative Untersuchungsschritte ................................................................. 7 

2.2  Qualitative Untersuchungsschritte ................................................................... 9 

3  Einsatz digitaler Medien in der Schule ..................................................................... 11 

4  Der Einsatz von Lernplattformen in der Schule ........................................................ 19 

4.1  Die Nutzung von Lernplattformen durch die Lehrkräfte.................................. 19 

4.2  Die Nutzung von Lernplattformen durch die Schülerinnen und Schüler ......... 31 

5  Technische Voraussetzungen für den Einsatz von Lernplattformen .......................... 42 

5.1  Der Zugang zu den digitalen Medien in der Schule ....................................... 42 

5.2  Der Zugang zu den digitalen Medien im häuslichen Bereich ......................... 46 

6  Technische und medienpädagogische Unterstützung .............................................. 51 

7  Wissen und Wissenserwerb der Lehrkräfte .............................................................. 56 

7.1  Orientierungen und Einstellungen der Lehrkräfte gegenüber den digitalen Medien .......................................................................................... 56 

7.2  Die unterschiedlichen Pfade des Wissenserwerbs ......................................... 63 

7.2.1  Lehrerausbildung ......................................................................................... 63 

7.2.2  Wissenserwerb im Austausch mit Kolleginnen und Kollegen ......................... 64 

7.2.3  Fortbildungen ............................................................................................... 66 

8  Schulkulturelle und -organisationale Einbettung von Lernplattformen .................... 69 

8.1  Die Rolle der Schulleitung ............................................................................ 69 

8.2  Innerschulische Kooperation, Kommunikation und Wissensmanagement ...... 74 

8.3  Medienkonzept und Schulprogramm ............................................................ 82 

8.4  Externe schulorganisatorische Vorgaben und Qualitätssicherung .................. 84 

8.5  Die spezifische Funktion der Edunex-Koordinatoren ...................................... 87 

9  Die Bedeutung von Lern- und Lehrmaterialien für den Einsatz von Lernplattformen ...................................................................................................... 89 

10  Fazit und Handlungsempfehlungen ......................................................................... 93 

Literaturverzeichnis .............................................................................................. 100 

Anhang 1: Fragebögen .......................................................................................... 102 

A.1  Lehrkräfte ................................................................................................... 102 

A.2  Schulleitungen ............................................................................................ 114 

A.3  Eltern ......................................................................................................... 120 

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IV

A.4  Schülerinnen und Schüler ............................................................................ 122 

Anhang 2: Leitfäden ............................................................................................... 126 

Anhang 3: Transkriptionshinweise ........................................................................ 130 

Anhang 4: Hinweise zu den Gruppendiskussionen und Interviews .......................... 131 

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V

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Schulformen der hessen.eEducation Projektschulen (n=99) ................... 5 

Abbildung 2: Häufigkeit des Einsatzes digitaler Medien im Unterricht (schulweite Befragung der Lehrkräfte) ........................................................... 11 

Abbildung 3: Nutzungsszenarien beim Einsatz von digitalen Medien (Fallstudienbefragung der Schülerinnen und Schüler) .................................. 12 

Abbildung 4: Einstellung zu Computer und Internet im schulischen Kontext (Fallstudienbefragung der Eltern) ................................................................. 14 

Abbildung 5: Lernplattformen im Einsatz (Mehrfachantwort, schulweite Befragung der Lehrkräfte, n=136) .................................................................. 19 

Abbildung 6: Erwartungen an Lernplattformen (schulweite Befragung der Lehrkräfte, Mehr-fachantworten, n=403) ....................................................... 20 

Abbildung 7: Nutzungsszenarien beim Einsatz von Lernplattformen (schulweite Befragung der Lehrkräfte) ............................................................................ 20 

Abbildung 8: Fächer, in denen Lernplattformen eingesetzt werden (schulweite Befragung der Lehrkräfte, n=97) ................................................................... 21 

Abbildung 9: Einschätzung der zukünftigen Bedeutung von Lernplattformen (schulweite Befragung der Lehrkräfte) .......................................................... 31 

Abbildung 10: Nutzungsszenarien beim Einsatz von Lernplattformen im Unterricht Schüler/innen (schulweite Befragung der Lehrkräfte) ................... 32 

Abbildung 11: Nutzungsszenarien beim Einsatz von Lernplattformen (Fallstudienbefragung der Schülerinnen und Schüler) .................................. 33 

Abbildung 12: Nutzungshäufigkeit von Lernplattformen (Fallstudienbefragung der Schülerinnen und Schüler) ..................................................................... 33 

Abbildung 13: Einsatz von Lernplattformen nach Unterrichtsfächern (Fallstudienbefragung der Schülerinnen und Schüler) .................................. 35 

Abbildung 14: IT-Zugangsmöglichkeiten (schulweite Befragung der Lehrkräfte) ...... 42 

Abbildung 15: Computernutzung von Schülerinnen und Schülern während der Freistunden oder Pausen (Fallstudienbefragung der Schülerinnen und Schüler)........................................................................................................ 43 

Abbildung 16: Computer- und Internetnutzung zu Hause (Fallstudienbefragung der Schülerinnen und Schüler) ..................................................................... 49 

Abbildung 17: Erster Anspruchspartner bei Problemen mit Lernplattformen (Umfrage Lehrkräfte, n=129).......................................................................... 52 

Abbildung 18: Das Thema „Einsatz von digitalen Medien im Unterricht“ in der Lehrerausbildung (schulweite Befragung der Lehrkräfte) .............................. 64 

Abbildung 19: Austausch mit Kolleg/innen über Lernplattformen (schulweite Befragung der Lehrkräfte, Mehrfachantworten, n=181) .................................. 65 

Abbildung 20: Schulinterne Fortbildungsthemen der letzten 12 Monate (schulweite Befragung der Lehrkräfte, Mehrfachantworten, n=164) ............... 67 

Abbildung 21: Grund für die Teilnahme an hessen.eEducation (schulweite Befragung der Schulleitungen, Mehrfachantworten, n=141) ........................... 70 

Abbildung 22: Gründe für die Einführung einer Lernplattform (schulweite Befragung der Schulleitungen, Mehrfachantworten, n=191) ........................... 70 

Abbildung 23: Maßnahmen zur Förderung der Nutzung von Lernplattformen (schulweite Befragung der Schulleitungen, Mehrfachantworten, n=88) .......... 71 

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VI

Abbildung 24: Innerschulische Vereinbarungen zum Medieneinsatz (Mehrfachantworten, schulweite Befragung der Schulleitungen) ................... 75 

Abbildung 25: Bereitstellung von Inhalten durch die Lehrkräfte via Lernplattform (schulweite Befragung der Lehrkräfte, n=116) ................................................ 82 

Abbildung 26: Beurteilung der Inhalte auf Edunex (schulweite Befragung der Lehrkräfte) .................................................................................................... 90 

Tabellenverzeichnis Tabelle 1: Rücklauf der schulweiten Befragungen ...................................................... 8 

Tabelle 2: Rücklauf der Fallstudienbefragungen ........................................................ 8 

Tabelle 3: Bewertungen der Funktionen von Edunex (schulweite Befragung der Lehrkräfte und IT-Beauftragten) .................................................................... 22 

Tabelle 4: Problemtypen beim Einsatz von Edunex und anderen Lernplattformen (Umfrage, Administratoren) .......................................................................... 23 

Tabelle 5: Technische Ausstattung und Zugang zuhause (Fallstudienbefragung der Eltern ..................................................................................................... 47 

Tabelle 6: Technische Ausstattung und Zugang zuhause (Fallstudienbefragung der Eltern) .................................................................................................... 48 

Tabelle 7: Differenzierung der technischen und (medien-)pädagogischen Unterstützung (Quelle: Breiter et al. 2010: 184) .............................................. 51 

Tabelle 8: Betreuungspersonal an den Schulen (Umfrage unter den Schulleitern) ................................................................................................. 51 

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Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse 1

Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse Das Land Hessen hat 2009 zusammen mit dem Unternehmen T‐Systems das Pi‐lotprojekt  hessen.eEducation  als  Public‐Private‐Partnership  zur  Erprobung  der Lernplattform Edunex gestartet. Daran sind 99 hessische Schulen beteiligt. Hin‐tergrund der Initiative sind einerseits die heterogenen Nutzungsformen von un‐terschiedlichen Lernplattformen in den Schulen. Andererseits hoffen die Initiato‐ren, dass die Verbreitung von E‐Learning an den Schulen zur Umsetzung zentra‐ler  bildungspolitischer  Ziele  wie  der  stärkeren  individuellen  Förderung  der Schülerinnen und Schüler beiträgt. Zudem  soll der Einsatz digitaler Medien  in Form von Lernplattformen und digitalen Lern‐ und Lehrmaterialien den Lehr‐kräften  erlauben,  Lernprozesse mit  einfachen Mitteln  und  ohne  wesentlichen Zusatzaufwand zu begleiten. Die zentralen Ergebnisse der Untersuchung  lassen sich folgendermaßen zusammenfassen: 

• Eine schulweite Nutzung durch alle Lehrkräfte und Schülerinnen und Schü‐ler von Lernplattformen bzw. von edunex findet sich noch an keiner Schule. Stattdessen bleibt es bei einem individuellen Zugang bzw. einem Zugang von interessierten Gruppen  zum Teil  sogar  unterschiedlicher  technischer  Syste‐me. Die Einbettung von Lern‐ bzw. Organisationsplattformen  in den Schul‐entwicklungsprozess mit  pädagogisch‐didaktischen,  organisatorischen  und personalentwicklerischen Maßnahmen steht noch aus. 

• Fast  80 Prozent der  befragten Lehrkräfte  setzen den Computer mindestens gelegentlich im Unterricht ein. Lernplattformen nutzen sie vorrangig, um den Schülerinnen und Schüler Materialien zur Verfügung zu  stellen. 63 Prozent tun dies mindestens gelegentlich. Knapp die Hälfte der befragten Lehrkräfte nutzt Lernplattformen auch zur Kommunikation mit Schülerinnen und Schü‐ler  und  etwas weniger  (43%)  setzt  sie  auch  für  Recherchezwecke  ein. Die Nutzung scheint sich aber noch auf einzelne Fächer (v.a. Informatik, Mathe‐matik und die Naturwissenschaften) zu konzentrieren.  

• Ca.  85  Prozent der  befragten  Schülerinnen  und  Schüler  arbeiten  gerne mit den digitalen Medien und  fast genauso viele sähen es gerne, wenn der Me‐dieneinsatz noch  intensiviert würde. Die Nutzung von Lernplattformen  er‐möglicht aus Sicht der Schülerinnen und Schüler ein höheres Maß an eigen‐verantwortlichem Lernen und  an Sicherheit und Strukturiertheit beim Um‐gang mit Arbeitsmaterialien.  

• Ansatzweise wird deutlich, dass sich durch E‐Learning‐Angebote spezifisch auf die Schülerinnen und Schüler zugeschnittene Lernprozesse einfacher um‐setzen  lassen,  indem z.B. der Einsatz einer Lernplattform einen differenzier‐teren Unterricht erleichtert. Allerdings beklagen die Lehrkräfte einen Mangel an dafür benötigten qualitativ hochwertigen digitalen Lern‐ und Lehrmateri‐alien. Dieses Manko fällt doppelt ins Gewicht, da den Projektschulen offenbar versprochen wurde, dass Lehrkräften über Edunex hochwertiger Content re‐nommierter Schulbuchverlagen unentgeltlich zur Verfügung gestellt werden würde. 

• Einige  der  Pilotschulen  haben  offensichtlich  schon  vor  Projektbeginn  mit Lernplattformen gearbeitet und waren kaum bereit auf ein anderes Produkt 

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Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse 2

umzusteigen. Gerade zu Projektbeginn auftretende  technische Probleme ha‐ben diese Haltung offensichtlich in vielen Fällen noch verstärkt. Im Juni 2010 gaben  nur  37  Prozent  der  befragten  Lehrkräfte  an,  dass  an  ihrer  Schule Edunex  genutzt wird.  Edunex wird  von  den  Lehrkräften  nach  Schulnoten deutlich schlechter bewertet als andere Lernplattformen.  

• Lernplattformen werden nicht nur  zur Unterstützung von Lern‐ und Lehr‐prozessen eingesetzt, sondern an den Fallstudienschulen auch zur innerschu‐lischen Organisation  im Kollegium. Hier  zeigt  sich  ein doppeltes Potential, das bislang  aber nur  selten  in den Schulen  ausgeschöpft wird. Gleichzeitig wurde  von Lehrkräften und  Schulleitungen die  „Informationsflut“  beklagt, die mit der Nutzung von Plattformen  (und v.a. E‐Mail) einhergeht und den Arbeitsalltag zunehmend mitbestimmt. 

• Lehrkräfte waren immer dann motiviert, Lernplattformen einzusetzen, wenn sich  aus  ihrer  Sicht  positive  Rationalisierungseffekte  erzielen  ließen. Dazu gehört  die  einfachere Distribution  von Unterrichtsmaterialien,  die  leichtere Überprüfung von Schülerarbeiten oder auch die verbesserten Möglichkeiten der  selbständigen  Erarbeitung  von  Unterrichtsinhalten.  Voraussetzung  ist neben  der  Verfügbarkeit  auch  eine  einfache  Nutzbarkeit  (Usability)  der Lernplattform. Dies war ein zentraler Kritikpunkt der Lehrkräfte an edunex. Der zweite zentrale Kritikpunkt waren die  fehlenden oder – je nach Fach – ungenügenden digitalen Lern‐ und Lehrmaterialien. Nur in Ausnahmefällen waren die Lehrkräfte damit zufrieden. 

• An  allen  Schulen  gibt  es  interne  Ansprechpartnerinnen  oder  ‐partner  für technischen und medienpädagogischen  Support. Die Zufriedenheit mit der Qualität der externen Unterstützung der Schulen variiert erheblich. Der tech‐nische Support bleibt die „Achillesferse“ der schulischen Medienintegration. Lehrkräfte  fühlen  sich  alleine  gelassen und die  lokalen  IT‐Administratoren können  die  komplexe  IT‐Infrastruktur  nur  bedingt  organisieren.  Zentrale Dienste wie eine Lernplattform können helfen, diesen Aufwand zu reduzie‐ren, sofern dafür entsprechende Ressourcen für den Support bereitstehen. 

• Das Modell der Edunex‐Koordinatoren, die  jeweils ca. zehn lokal mehr oder weniger eng verbundene Schulen bei der Integration der Lernplattformen un‐terstützen sollten, muss optimiert werden, u.a. weil die Koordinatoren nicht über  die  erforderlichen  Ressourcen  verfügten,  einzelne  Schulen  gezielt  bei der Integration von Edunex zu unterstützen.  

• Nicht alle Schulen verfügen über die technisch‐organisatorischen Vorausset‐zungen,  um  jederzeit  von  jedem  Ort mit  einer  Lernplattform  arbeiten  zu können. Gleiches gilt für den privaten Zugang der Schülerinnen und Schüler. An den beiden Fallstudienschulen  steht knapp zehn Prozent der Kinder zu Hause kein Internetanschluss zur Verfügung. Hier sind kurz‐ bis mittelfristig alternative Lösungen zu entwickeln. Darüber hinaus sind die Verfahren zur Authentifizierung sehr umständlich und aufwändig für die Administratoren, da  für  jedes  System  ein  eigener Account  erforderlich  ist. Daher würde  ein einheitliches Log‐In  (Single‐Sign‐On)  für alle  in der Schule genutzten  Infor‐mations‐, Kommunikations‐ und Lernmanagementsysteme die Handhabung erheblich vereinfachen.  

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Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse 3

• Die Eltern in den beiden Fallstudienschulen haben grundsätzliches Interesse, die Lernverläufe  ihrer Kinder auch über Online‐Medien zu verfolgen. Aller‐dings besteht hier noch kein  einheitliches Bild über die Möglichkeiten und Grenzen. Sie sind zudem nicht bereit, sich an der Finanzierung von (auch) in der Schule zu nutzenden Laptops zu beteiligen. Rund 40 Prozent der befrag‐ten Eltern  in den  Fallstudienschulen  lehnen dies  ganz  ab und  ein weiteres Drittel ist eher dagegen. 

• Die Teilnahme am Pilotprojekt hessen.eEducation war aus Sicht der Schullei‐tungen motiviert durch das generelle  Interesse an der Arbeit mit Lernplatt‐formen  im Unterricht  (68%), sowie das  Interesse an einem verbesserten Zu‐gang zu (digitalen) Lern‐ bzw. Lehrmaterialien (73%). Des Weiteren erhofften sich die Schulleitungen eine Verbesserung der eigenen  technischen Ausstat‐tung (48%) sowie Zugang zu qualitativ hochwertigem Verlagscontent (40%) – eines der Versprechen des Pilotprojekts. 24 Prozent geben an, aus speziellem Interesse an Edunex an dem Projekt teilgenommen zu haben. 

• Die Schulleitungen als zentrale Promotoren von Innovationen bedienen sich verschiedener Mittel, um die Einbettung von Lernplattformen  in den Schul‐alltag zu unterstützen. Dazu gehören die Unterrichtsverteilung, die gezielte Öffnung von Handlungsspielräumen, das Einsetzen von Steuerungsgruppen sowie eine aktive Personalentwicklung.  

• Zur Personalentwicklung gehören auch Fortbildungen. Über die Hälfte der befragten  Schulleitungen  (61%)  gibt  an,  regelmäßig  u.a.  Fortbildungen  zur Nutzung  von  Lernplattformen  zu  veranlassen.  52  Prozent  der  befragten Lehrkräfte haben in den letzten zwölf Monaten mindestens eine Fortbildung zur Arbeit mit Lernplattformen besucht. Fortbildungen werden vor allem in‐tern durchgeführt.  

Ein  Innovationsprojekt dieser Größenordnung braucht ein zentrales Projektma‐nagement, das die Schulen einbezieht und den Prozess  steuert. Hier gab es zu Beginn  erhebliche Reibungsverluste mit den Schulen, die  später deutlich  redu‐ziert werden konnten, allerdings nachdem  einige Schulen  schon  abgesprungen waren. Zudem wäre eine  formative Evaluation  (extern oder  intern) bereits von Anfang  an  sinnvoll  gewesen,  um  die  Ergebnisse  noch  in  die  Projektsteuerung einfließen lassen zu können. 

Auf Basis der Ergebnisse der summativen Evaluation lassen sich folgende Hand‐lungsempfehlungen für die Weiterentwicklung von E‐Learning  im Allgemeinen und der Arbeit mit Lernplattformen im Besonderen aussprechen: 

1. Integration von E‐Learning  in die Lehrerausbildung und Lehrerfortbildung sowie die Personalentwicklungsmaßnahmen  für Schulleitungen  (sowohl  als Werkzeug als auch als Gegenstand) 

2. Verbesserung der  infrastrukturellen Voraussetzungen  für E‐Learning  in den Schulen (und in den Haushalten) 

3. Integration von E‐Learning in die Beratungs‐ und Unterstützungssysteme für Schulen und Verbesserung des technischen Supports 

4. Entwicklung, Einkauf und Bereitstellung von digitalen Lern‐ und Lehrmate‐rialien 

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Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse 4

5. Verbindung  des  Lernplattformeinsatzes  mit  schulorganisatorischen  und unterrichtlich‐inhaltlichen Aspekten 

6. Stärkere Berücksichtigung von E‐Learning und Lernplattformnutzung in der Qualitätssicherung und ‐entwicklung 

Wir gehen davon aus, dass aufgrund neuer pädagogisch‐didaktischer Konzepte zur  Förderung  individueller  Lernprozesse,  technologischer  Innovationen  (wie Virtualisierung und Cloud Computing) und organisatorischer Notwendigkeiten (Verdichtung  der  Aufgaben  des  Schulmanagements,  sowie  Finanzierung  und Folgekosten  für Support) die Nutzung von zentral bereitgestellten Lernplattfor‐men  in den nächsten  Jahren  in den Schulen zunehmen wird. Das Land Hessen hat mit dem Pilotprojekt einen ersten Schritt getan – dies muss nun in enger Ko‐operation mit den Schulen und den kommunalen Schulträgern  in einen  länger‐fristigen Schulentwicklungsprozess eingebettet werden. 

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1 Projekthintergrund 5

1 Projekthintergrund In vielen Bundesländern wird  seit einigen  Jahren an Konzepten zur Förderung von E‐Learning im Schulbereich gearbeitet. Darunter wird im engeren Sinne der zeit‐ und ortsunabhängige Zugriff auf und das Arbeiten mit Lern‐ und Lehrma‐terialien durch Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräfte verstanden sowie die Möglichkeit, in „virtuellen Klassenräumen“ oder „virtuellen Lehrerzimmern“ zu kommunizieren und zu kooperieren. Als  informationstechnische Basis dient da‐für ein sogenanntes Lernmanagementsystem (LMS) bzw. eine Lernplattform, die in der Regel über das Internet zur Verfügung gestellt wird. Ein zweiter Kernbe‐reich  ist  die  Bereitstellung  von  digitalen Materialien  (Content)  für  Lern‐  und Lehrprozesse über geeignete Mediendistributionsverfahren.  

Das Land Hessen hat 2009 das Pilotprojekt hessen.eEducation als Public‐Private‐Partnership  zur  Erprobung  der  Plattform  Edunex  zusammen mit  dem Unter‐nehmen T‐Systems gestartet. Daran sind 99 hessische Schulen beteiligt (vgl. Ab‐bildung 1). 

Abbildung 1: Schulformen der hessen.eEducation Projektschulen (n=99)

Hintergrund des Projektes sind einerseits die heterogenen Nutzungsformen ver‐schiedener Lernplattformen in den Schulen. Dort entwickelt sich E‐Learning sehr unterschiedlich, je nach Engagement der einzelnen Lehrkraft oder der institutio‐nellen  Verankerung  durch  die  Schulleitung. Andererseits  hofft man,  dass  die Verbreitung von E‐Learning an den Schulen zur Realisierung zentraler bildungs‐politischer Ziele beiträgt. Dazu zählt erstens die Förderung des eigenständigen individuellen Lernens. Durch die Nutzung der zeit‐ und ortsunabhängigen Mög‐lichkeiten von E‐Learning‐Angeboten sollen spezifisch auf die Schülerinnen und Schüler zugeschnittene Lernprozesse gefördert werden. Zweitens soll der Einsatz digitaler Medien den Lehrkräften erlauben, Lernprozesse mit einfachen Mitteln und ohne wesentlichen Zusatzaufwand zu begleiten. Drittens soll E‐Learning zur Schließung  inhaltlicher  und  regionaler Angebotslücken  beitragen,  die  sich  aus dem demografischen Wandel ergeben (z.B. Teilnahme an besonderen Kursen via 

16%

30%

17%

18%

2%

17%

Grund‐, Haupt‐, Real‐und Förderschule

Gymnasium

Integrative Gesamtschule

Kooperative Gesamtschule

Abendschule

Berufsschule

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1 Projekthintergrund 6

E‐Learning, die an einer Schule nicht (mehr) als Präsenzangebot gemacht werden können). 

Der vorliegende Bericht verdeutlicht zum einen auf der Grundlage standardisier‐ter  Befragungen  sowie  qualitativer  Interviews  und  Gruppendiskussionen,  in welcher Weise und  in welchem Umfang E‐Learning bzw. der Einsatz von Lern‐plattformen  an den Projektschulen  zum Tragen  kommt. Zum  anderen werden die  internen und  externen Rahmenbedingungen der Medienintegration  an den Projektschulen  untersucht  und  dargestellt. Darunter  fallen  die Orientierungen und Einstellungen der Lehrkräfte, die unterschiedlichen Pfade des  für die Me‐dienpraxis unerlässlichen Wissenserwerbs, medienpädagogische und  technische Unterstützung, Zugang zur IT‐Infrastruktur die schulkulturelle und organisatio‐nale Einbettung sowie die ausreichende Verfügbarkeit geeigneter digitaler Inhal‐te.  Vor  diesem  Hintergrund  lassen  sich  abschließend  Handlungsfelder  und  ‐aufgaben für die Unterstützung der weiteren Integration von E‐Learning an den hessischen Schulen der Sekundarstufe I und II formulieren. 

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2 Anlage der Untersuchung 7

2 Anlage der Untersuchung Zur wissenschaftlichen Evaluation des Pilotprojekts hessen.eEducation wurden die bisher in den Projektschulen eingesetzten E‐Learning‐Plattformen (mit einem Schwerpunkt auf Edunex) hinsichtlich  ihrer Nutzung  im Unterricht und außer‐halb  des Unterrichts  durch  Lehrkräfte  sowie  Schülerinnen  und  Schüler  unter‐sucht. Ziel war es, die bisherige Nutzung empirisch valide zu rekonstruieren und kritische Erfolgsfaktoren  für  eine nachhaltige  Integration  in den Schulalltag  zu identifizieren sowie Einsatzszenarien zu  finden, die einen pädagogisch sinnvol‐len  und  im Aufwand  vertretbaren  Einsatz  von  E‐Learning  im Unterricht  und außerhalb des Unterrichts beschreiben.  

Dazu war es erforderlich, zum einen die zentralen bildungspolitischen Ziele und die daraus ableitbaren curricularen Rahmenbedingungen mit den Szenarien ver‐gleichend zu analysieren und dabei die Rolle der selbstständigen Schule zu be‐rücksichtigen. Zum anderen  sollten die Lehrkräfte der Schulen, die am Projekt teilnehmen, befragt werden. Dabei sollten auch alternative Plattformen und ihre Nutzung in der Schule thematisiert werden. Dazu kommen vertiefende qualitati‐ve Fallstudien an zwei Schulen, um die Erfolgsfaktoren und Schwierigkeiten, die mit  der  schulischen  Integration  von  E‐Learning  Plattformen  einhergehen  aus unterschiedlicher Perspektive heraus zu analysieren. 

2.1 Quantitative Untersuchungsschritte

Im  Juni  2010  fand  eine  schulweite  Onlinebefragung  der  Lehrkräfte  und  IT‐Beauftragten an den 99 Projektschulen statt. Die Schulleitungen wurden ebenfalls aufgefordert,  einen  Fragebogen  auszufüllen. Dieser wurde  sowohl  papier‐  als auch computerbasiert bereitgestellt. Neben den spezifischen Produkterfahrungen mit und  ‐bewertungen von Edunex und  anderen  eingesetzten Lernplattformen wurden  in der Erhebung vor allem Daten zu IT‐Ausstattung und Zugangsmög‐lichkeiten, dem Einsatz digitaler Medien  im Unterricht,  internen und  externen Support‐ und Austauschstrukturen sowie Fortbildungsangeboten erfasst.  

Die  Rücklaufquoten  konnten  aufgrund  der  ungenauen  Grundgesamtheit  (die genaue Zahl der Lehrkräfte, IT‐Beauftragten und Schulleitungsmitglieder waren a priori unbekannt) nicht exakt berechnet werden. Näherungsweise und erwar‐tungsgemäß  aufgrund des Themenfeldes  lagen  sie bei den Lehrkräften niedrig (ca. 2%) und bei Administratorinnen bzw. Administratoren hoch  (ca. 88%). Die Schulleitungen  überraschten mit  einer Umfragebeteiligung  von  ca.  47  Prozent (vgl. Tabelle 1). 

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2 Anlage der Untersuchung 8

Tabelle 1: Rücklauf der schulweiten Befragungen

Größe der befragten Gruppe

Anzahl der Umfrageteil-nehmerinnen und -teilnehmer

Rücklaufquote (nähe-rungsweise geschätzt)

Lehrkräfte ca. 7.500 156 2%

Schulleitung ca. 100 47 47%

IT-Beauftragte ca. 100 88 88%

Die Verteilung  der Antworten  von  Lehrkräften,  IT‐Beauftragten  und  Schullei‐tungen  auf  die  verschiedenen  Schulformen  entspricht  dabei  trotz  der  durch‐wachsenen Fallzahlen in etwa der Zusammensetzung der Projektschulen. 

Aufgrund des hohen Anteils an Gymnasien unter den Projektschulen ergibt sich somit eine hohe Beteiligung von Lehrkräften, die an Gymnasien  (46%) bzw.  in der  Sekundarstufe  II  (43%)  unterrichten, mit  Schwerpunkten  in Naturwissen‐schaften  (24%),  Sprachen  (19%) und Mathematik  (16%). Die Altersstruktur der Lehrkräfte zeigt sich recht ausgeglichen, es ist mit 22 Prozent eine leichte Domi‐nanz in der Altersgruppe der über 55‐jährigen festzustellen. Lehrkräfte im Alter von  bis  zu  29  Jahren  sind  hingegen  nur  mit  sieben  Prozent  vertreten.  Beim Dienstalter lassen sich deutlichere Unterschiede feststellen. Hier liegt ein starker Schwerpunkt auf Lehrkräften mit bis zu 14 Dienstjahren. 23 Prozent der beteilig‐ten Lehrkräfte sind seit einem bis vier Jahren im Dienst, 41 Prozent seit fünf bis vierzehn Jahren. 

Im Rahmen der  zwei  Fallstudien wurden  im Zeitraum  von  Februar  bis März 2011 zusätzliche Befragungen der Schülerinnen und Schüler (wahlweise papier‐ oder computerbasiert) und Eltern (papierbasiert) an zwei Projektschulen durch‐geführt. Somit konnten Daten von 153 Eltern über Zugang und Nutzung digitaler Medien im häuslichen Bereich sowie Erfahrungen und Einstellungen zu digitalen Medien  in der Schule gesammelt werden. 248 Schülerinnen und Schüler beant‐worteten außerdem Fragen über konkrete Nutzungsformen digitaler Medien zu Hause und in ihrer jeweiligen Schule (vgl. Tabelle 2).  

Tabelle 2: Rücklauf der Fallstudienbefragungen

A-Stadt Gymnasium

B-Stadt Gesamtschule

Einwohnerzahl 65.000 5.500

Schülerzahl 1.300 1.000

Schülerinnen und Schüler 149 99

Eltern 80 73

Für die Diskussion der Ergebnisse der Analyse dieser Daten  ist hervorzuheben, dass die Schülerinnen und Schüler aus A‐Stadt wesentlich älter sind als die aus B‐Stadt. 78 Prozent der Schülerinnen und Schüler, die in A‐Stadt an der Befragung teilgenommen haben,  besuchen die  10.  oder  eine höhere Klasse.  Sie haben  ein Durchschnittsalter von 16 Jahren. Die B‐Städter Schülerinnen und Schüler haben dahingegen ein Durchschnittsalter von 13 Jahren. Über die Hälfte (56%) besucht die 7. Klasse, insgesamt sind 76 Prozent in der 8. Klasse oder tiefer. Das Verhält‐nis von männlichen  (47%  in A‐Stadt, 43%  in B‐Stadt) zu weiblichen  (53%  in A‐Stadt, 57% in B‐Stadt) Umfrageteilnehmern ist hingegen etwa gleich. 

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2 Anlage der Untersuchung 9

2.2 Qualitative Untersuchungsschritte

Neben den  im  letzten Kapitel  ausgeführten quantitativen  Schritten wurden  im Rahmen des Projektes qualitative Interviews und Gruppendiskussionen geführt. Im Mai  2010 wurde  eine Gruppendiskussion mit  zehn  Edunex‐Koordinatoren geführt, die gleichzeitig den Feldzugang zu den Projektschulen ermöglichte. Die Erkenntnisse, die in der Gruppendiskussion gewonnen wurden, dienten auch als Grundlage für die Konzeptionierung der anschließenden schulweiten Onlinebe‐fragung.  Im Dezember desselben  Jahres wurden außerdem Fallstudien an zwei Projektschulen durchgeführt. Das Gymnasium in A‐Stadt hat sich im Projektver‐lauf intensiv um die Integration von Edunex in den Unterrichtsalltag bemüht. An der Gesamtschule in B‐Stadt hatte man schon vor Teilnahme an dem Pilotprojekt mehrere Jahre mit der Lernplattform lo‐net² gearbeitet, so dass davon ausgegan‐gen werden konnte, dass die Lehrkräfte sowie die Schülerinnen und Schüler der Schule bereits über umfangreiche Kenntnisse  im Umgang mit Lernplattformen verfügen.  

Das Gymnasium gehört zu A‐Stadt, in der ca. 65.000 Menschen leben, viele Schü‐lerinnen und Schüler kommen aber auch aus dem die Stadt umgebenden Land‐kreis. Das Gymnasium wird von zirka 1.300 Schülerinnen und Schülern besucht, die von über 100 Lehrkräften unterrichtet werden. Die Gesamtschule  in B‐Stadt befindet sich im Gegensatz dazu in einer ländlichen Region, im Ort selber leben ca.  5.500  Menschen,  im  dazugehörigen  Landkreis  ca.  160.000  Menschen.  Die Schule besuchen von der  fünften bis zur zehnten Klasse ca. 1.000 Schülerinnen und Schüler, die von etwa 60 Lehrerinnen und Lehrern unterrichtet werden. An der  Schule  gibt  es  auch Nachmittagsangebote,  es  handelt  sich  aber  um  keine „echte“ Ganztagsschule, sondern um eine Schule mit pädagogischer Mittagsbe‐treuung.  Die  am Nachmittag  stattfindenden  Angebote  sind  neigungsbezogen, d.h. die Teilnahme ist freiwillig.  

Am Gymnasium  in A‐Stadt wurde  im November 2010 eine Gruppendiskussion mit dem Schulleiter Herrn Ahlbrand1  sowie dem Lehrer Herrn Schmidt durchge‐führt, der u.a. als Schul‐ und Edunex‐Koordinator am Projekt mitwirkte (Gruppe Birke). Dazu kommt  eine weitere Gruppendiskussion mit  elf  Schülerinnen und Schülern der Oberstufe,  an der  neben Herrn  Schmidt  ein weiterer Lehrer  (Herr Dübeler)  teilnahm, der  sich mit Herrn Schmidt die Rolle als Schul‐ und Edunex‐Koordinator  teilte  (Gruppe  Lerche).  Im  Anschluss  an  die  Gruppendiskussion wurde noch ein kurzes Interview mit den beiden Lehrern geführt (Gruppe Zyp‐resse). An der Gesamtschule  in B‐Stadt wurden  im Dezember 2010  je  ein  Inter‐view mit dem Schulleiter Herrn Lachmann und Herrn Ulmenbach (Leiter des Real‐schulzweigs und  IT‐Beauftragter) sowie eine Gruppendiskussion mit drei Lehr‐kräften (Gruppe Kastanie) geführt.  

Die Gruppendiskussionen und Interviews wurden leitfadengestützt geführt, um alle  im Rahmen der vorliegenden Untersuchung zu bearbeitenden Fragestellun‐gen adäquat zu adressieren. Alle erhobenen Daten wurden digital aufgenommen und anschließend nach gängigen Regeln vollständig transkribiert (vgl. Kapitel 0). 

                                                      1   Die Namen der Personen und der Schulen wurden bei allen Interviews geändert. 

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2 Anlage der Untersuchung 10

Neben der Abarbeitung des Leitfadens wurde  insbesondere  bei den Gruppen‐diskussionen darauf geachtet, möglichst viele selbstläufige Phasen zu  initiieren, um den Diskutierenden die Möglichkeit einzuräumen,  ihre Orientierungen und Einstellungen im Gespräch zu artikulieren. Denn erst, wenn sich die Diskussion einer  Gruppe  in  ihrer  Eigenständigkeit  entfalten  kann,  kommen  die Relevanzsysteme ihrer Mitglieder zum Vorschein.  

Im  Zuge  der  Datenanalyse  wurde  sämtliches Material  zunächst  kodiert.  Alle Codes wurden induktiv aus dem Material heraus entwickelt. Um die Menge der Codes zu reduzieren wurden nach Abschluss der Kodierung Codes mit gleicher oder  sehr  ähnlicher  Bedeutung  zusammengefasst.  Anschließend  wurden  die Codes entlang der Forschungsfragen und anhand von weiteren für die Untersu‐chung  relevanten, aus dem Material  rekonstruierbaren Themen  soweit möglich zu Kategorien zusammengefasst, um den thematisch geleiteten Zugang zum Ma‐terial  zu  erleichtern. Außerdem wurden  Sequenzen  identifiziert,  die  entweder Fokussierungscharakter besitzen, oder aufgrund anderer relevanter diskursana‐lytischer oder inhaltlicher Merkmale für die Auswertung besonders relevant wa‐ren. Erstere zeichnen sich vor allem durch ein hohes Maß an interaktiver Dichte und Selbstläufigkeit aus und verweisen auf Orientierungen, die im Zentrum der jeweiligen Gruppe  stehen. Letzteres können  z.B. Erklärungstheorien oder Kon‐klusionen  sein, mit  deren Hilfe  die  Teilnehmenden  der Gruppendiskussionen oder die  Interviewten weitere  zentrale Aspekte der  ihrer Handlungspraxis  zu‐grunde  liegenden Orientierungen der empirischen Analyse zugänglich machen. Zum Zwecke ihrer Darstellung werden die Orientierungen und Einstellungen in abstrahierter Form dargestellt und anhand ausgewählter Sequenzen aus den In‐terviews und Gruppendiskussionen exemplifiziert. 

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3 Einsatz digitaler Medien in der Schule 11

3 Einsatz digitaler Medien in der Schule Der Einsatz von Lernplattformen  in der Schule muss  im Kontext der Nutzung anderer (digitaler) Medien betrachtet werden, da die Nutzung häufig ineinander übergeht und miteinander verschränkt  ist. Die Lehrerin erstellt z.B. ein Arbeits‐blatt mit Hilfe  eines Textverarbeitungsprogramms und  stellt  es mittels Edunex zur Verfügung. Die  Schülerinnen und  Schüler  laden das Arbeitsblatt herunter, bearbeiten es ebenfalls mit Hilfe eines Textverarbeitungsprogramms und setzen eventuell weitere Medien wie z.B. das Internet als Informationsquelle ein, um die gestellten Aufgaben  zu  lösen. Daher  thematisieren wir  zunächst  die  generelle Nutzung der digitalen Medien in den Pilotschulen. Die Häufigkeit des Einsatzes der  digitalen Medien  zeigt  sich  in  der  Befragung  recht  unterschiedlich  ausge‐prägt. Während über 42 Prozent der befragten Lehrkräfte angeben, den Compu‐ter regelmäßig im Unterricht zu nutzen, und etwa ein Drittel dies auch vom In‐ternet und Beamer berichten, kommen Interaktive Whiteboards (IWBs) und No‐tebooks noch deutlich  seltener zum Einsatz. Hier  findet eine  regelmäßige Nut‐zung nur in 14 bzw. 15 Prozent der Fälle statt. 27 Prozent der befragten Lehrkräf‐te geben sogar an, Notebooks gar nicht zu nutzen. 44 Prozent nutzen keine IWBs (vgl. Abbildung 2). Dazu muss aber gesagt werden, dass Notebooks und IWBs in der Schule weitaus seltener verfügbar sind, als die zu Anfang genannten digita‐len Medien (vgl. Kapitel 5.1). 

Abbildung 2: Häufigkeit des Einsatzes digitaler Medien im Unterricht (schulweite Befragung

der Lehrkräfte)

In der Befragung der Schülerinnen und Schüler an den Fallstudienschulen wird deutlich, wozu diese Medien im Unterricht genutzt werden. 

32,9

16,0

14,9

37,0

43,5

36,8

31,9

17,7

38,4

36,1

15,1

15,3

11,3

14,5

12,2

7,2

6,3

11,3

10,1

8,2

4,6

26,4

44,7

4,3

3,4

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%

Beamer (n=147)

Notebooks (n=138)

Interaktive Whiteboards (n=141)

Internet (n=144)

Computer (n=152)

Regelmäßig (mindestens mehrmals pro Woche) Gelegentlich (einmal pro Woche bis einmal pro Monat)

Selten (maximal einmal pro Monat) Sehr selten (maximal zweimal im Schulhalbjahr)

Gar nicht

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3 Einsatz digitaler Medien in der Schule 12

Abbildung 3: Nutzungsszenarien beim Einsatz von digitalen Medien (Fallstudienbefragung

der Schülerinnen und Schüler)

 

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An der Gesamtschule  in B‐Stadt werden Computer und  Internet beispielsweise von beinahe der Hälfte der Schülerinnen und Schüler  (49%) mindestens einmal pro Woche eingesetzt, um im Unterricht freie Internetrecherchen durchzuführen (34%  führen  mindestens  einmal  pro Woche  vorgegebene  Recherchen  durch). Auch  in A‐Stadt  kommen Computer  häufig  zur  freien  Internetrecherche  (43%) zum Einsatz. Vorgegebene Recherchen  spielen bei den durchschnittlich  älteren Schülerinnen  und  Schülern  in  A‐Stadt  eine  geringere  Rolle.  Rund  ein  Viertel (24%) der befragten Schülerinnen und Schüler  in B‐Stadt nutzen den Computer auch  häufig,  um  Texte  zu  schreiben. Außerdem  stellen  beide  Schülergruppen regelmäßig Referate mit Computer und Beamer vor. In A‐Stadt tun dies 40 Pro‐zent der Schülerinnen und Schüler häufig,  in B‐Stadt 21 Prozent. Bild‐ oder Vi‐deobearbeitung sowie das Erstellen von  Internetseiten oder Blogbeiträgen kom‐men im Rahmen des Unterrichts kaum vor. Lediglich Wikis kommen in mehr als einem Drittel der Fälle an beiden Schulen noch „manchmal“ bis „häufig“ zum Einsatz. Zur Kommunikation via E‐Mail, zur Bearbeitung gemeinsamer Aufga‐ben oder zur Betrachtung von Versuchen oder Simulationen werden Computer ebenfalls – wenn auch weniger häufig – eingesetzt, vor allem von den Schülerin‐nen und Schülern  in A‐Stadt. Soziale Netzwerke wie  schuelerVZ,  facebook o.ä. spielen keine Rolle und werden somit von über drei Viertel der Schülerinnen und Schüler weder  in A‐ noch  in B‐Stadt  für die Schule genutzt. Zusammenfassend deutet die Befragung der Schülerinnen und Schüler darauf hin, dass digitale Me‐dien vorrangig zum Produzieren von Texten, zur Recherche und zum Präsentie‐ren eingesetzt werden – wobei der Grad der Selbständigkeit bei diesen Aktivitä‐ten vom Alter der Schülerinnen und Schüler abzuhängen scheint  (vgl.  freie Re‐cherchen und Präsentationen in A‐Stadt).  

Gleichzeitig stimmen über 80 Prozent der befragten Eltern der beiden Schulen in A‐Stadt und B‐Stadt mindestens tendenziell der Aussage zu, dass der Einsatz von Computer und Internet für die Schule ihres Kindes einen hohen Stellenwert hat. Fast die Hälfte der befragten Eltern in B‐Stadt stimmen der Aussage voll zu, dass Computer und Internet im Unterricht ihrer Kinder regelmäßig eingesetzt werden sollen. 65 Prozent würden es gerne sehen, dass von ihren Kindern in der Schule erstellte Materialien auch zu Hause über das Internet erreichbar sind. Die Eltern in A‐Stadt stehen dem Einsatz von Computer und Internet kritischer gegenüber und stimmen zu etwas mehr als einem Drittel eher gegen die regelmäßige Nut‐zung dieser Medien  im Unterricht. Dennoch stimmen weniger Eltern  in A‐Stadt zumindest tendenziell der Aussage zu als in B‐Stadt, dass sie es gut fänden, wenn im Unterricht weniger mit Computer und Internet und dafür mehr mit Büchern usw. gearbeitet würde (48% vs. 36%). 

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Abbildung 4: Einstellung zu Computer und Internet im schulischen Kontext (Fallstudienbefragung der Eltern) 

 

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Bezüglich der Möglichkeit, sich über den Lernfortschritt ihrer Kinder im Internet informieren zu können, zeigen sich die Eltern in A‐Stadt verhaltener. Etwa zwei Drittel interessieren sich weniger bis gar nicht dafür. In B‐Stadt hingegen würde es über die Hälfte der Eltern  zumindest  tendenziell begrüßen,  sich auf diesem Wege über den Lernverlauf ihrer Kinder zu informieren.  

In der  Fallstudienbefragung der  Schülerinnen  und  Schüler  zeigt  sich  zunächst eine sehr positive Haltung bezüglich des Einsatzes von digitalen Medien im Un‐terricht. Auf die Frage, ob die Schülerinnen und Schüler gerne öfter mit Compu‐ter in der Schule arbeiten würden und ob sie allgemein gerne mit dem Computer arbeiten, gibt es wenig unterschiedliche Antworten: 81  (A‐Stadt) bis 82 Prozent (B‐Stadt) der Schülerinnen und Schüler würden mehr Einsatz von Computern in der Schule begrüßen und 86 (A‐Stadt) bis 89 Prozent (B‐Stadt) arbeiten sehr gerne mit diesem Medium.  

Entsprechend stimmen beide Fallstudiengruppen auch der Aussage zu, dass sie lieber mit dem Computer als auf Papier schreiben, wobei die älteren Schülerin‐nen und Schüler aus A‐Stadt noch zu gut einem Drittel (36%) Papier bevorzugen; im Vergleich zu 19 Prozent der  jüngeren Schülerinnen und Schüler aus B‐Stadt. Auch bei der Frage nach der Präferenz  zwischen Absprachen  im Klassenraum oder via E‐Mails antworten die Schülerinnen und Schüler aus A‐Stadt „traditio‐neller“ mit 78 Prozent, dass sie sich lieber persönlich besprechen. Bei den Schüle‐rinnen und Schülern in B‐Stadt halten sich die Antworten in etwa die Waage: 52 Prozent bevorzugen das persönliche Gespräch, 48 Prozent das computervermit‐telte. 

Zum Lernen setzen die Schülerinnen und Schüler aus B‐Stadt vermehrt auf digi‐tale  Inhalte. 58 Prozent von  ihnen geben an, besser mit dem Computer als mit Büchern und kopierten Zetteln lernen zu können. Als Vorbereitung für Klassen‐arbeiten drucken sich allerdings noch 45 Prozent alle Unterlagen aus. In A‐Stadt setzen hingegen noch fast zwei Drittel (62%) auf Bücher und kopierte Zettel. 58 Prozent drucken ihre Unterlagen zum Lernen aus. 

Die Lehrkräfte an den beiden Fallstudienschulen, mit denen wir im Rahmen von Gruppendiskussionen gesprochen haben,  setzen die digitalen Medien  regelmä‐ßig und in vielfältiger Weise im Unterricht und für die Arbeit mit den Schülerin‐nen und Schülern ein. Herr Anberger, Herr Cordes und Herr Bauer von der Gesamt‐schule in B‐Stadt kommunizieren z.B. ganz selbstverständlich per E‐Mail mit ih‐ren Schülerinnen und Schülern und die ersten beiden, genauso wie Herr Schmidt vom Gymnasium  in A‐Stadt setzen u.a. auch private  Internetseiten ein, um  ihre Schülerinnen und Schüler mit über den Unterricht hinausgehenden  Informatio‐nen zur Unterstützung der verschiedenen Lernprozesse zu versorgen (vgl. auch Kapitel 4.1).  

An der Gesamtschule  in B‐Stadt werden die Schülerinnen und Schüler ab der 5. Klasse systematisch an die Nutzung der digitalen Medien herangeführt. Grund‐lage dafür bildet ein in dieser Jahrgangsstufe zu erwerbender PC‐ bzw. Compu‐terführerschein, der sich über ein Schulhalbjahr erstreckt und über mehrere Jahre hinweg kontinuierlich (weiter‐)entwickelt wurde. Die Schülerinnen und Schüler 

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3 Einsatz digitaler Medien in der Schule 16

lernen dabei sowohl, wie sie sich an LANIS2 anmelden und dort Daten speichern, als  auch  die  grundlegende  Bedienung  im  Unterricht  regelmäßig  zum  Einsatz kommender Softwareprogramme (z.B. Textverarbeitung), und sie werden zudem medienpädagogisch auf den sicheren Umgang mit Social Network Sites vorberei‐tet.  

Bezüglich der methodisch‐didaktischen Ausrichtung der Lernprozesse der Schü‐lerinnen und Schüler fokussieren die Interviews und Diskussionen mit den Lehr‐kräften  und  Schulleitungsmitgliedern  immer wieder  die  verstärkte  Förderung oder Durchsetzung von mehr Binnendifferenzierung und Individualisierung  im Unterricht sowie von Selbstlernprozessen. Der folgende Ausschnitt aus dem In‐terview mit Herrn Ulmenbach  von der Gesamtschule  in B‐Stadt  fasst diese Ent‐wicklungen sowie einen Teil der dabei bestehenden Bezüge zum Einsatz der di‐gitalen Medien prägnant zusammen:  

 Um: Also im Grunde genommen denke ich, die Tendenz muss

eindeutig sein und ist eindeutig, es muss hingehen zum individuellen Lernen (1) und die neuen Medien sind absolut natürlich der Punkt, die das fordern und die diesen Prozess natürlich herausfordern und auch begleiten und auch zur Selbstverständlichkeit werden lassen (.) dass der Lehrer in die andere Rolle kommt, nicht des alleinwissenden Unterhalters oder so was, sondern des (.) desjenigen, der dem Schüler hilft, seinen Lernprozess zu organisieren (Interview Ulmenbach)

Die stärkere  Individualisierung des Unterrichts  ist demnach unverzichtbar. Die digitalen Medien würden  diesen  Prozess  ohne  jeglichen Zweifel  „fordern  [...], herausfordern und auch begleiten“. Demnach kann  erstens die Aneignung der digitalen Medien  nicht  auf  eine  individuelle  Lernpraxis  verzichten  bzw. muss jede  Schülerin  und  jeder  Schüler  eine  individuelle Aneignungsstrategie  entwi‐ckeln und verfolgen. Zweitens stellen Medienpraxen etablierte Formen des indi‐viduellen Lernens  in Frage. Wer sich z.B.  im Zuge der selbstständigen Erarbei‐tung eines Referats vorhandener Quellen bedient und  im Copy‐Paste‐Verfahren einzelne Teile zu einem neuen Dokument zusammenfügt, hat formal eine eigen‐ständige  Leistung  erbracht,  das mit  der  gestellten  Aufgabe  verfolgte  Lernziel aber  sicherlich  nicht  erreicht.  Die  Lehrkräfte  sind  an  solchen  Stellen  gefragt, Lernziele und  für deren Realisierung  geeignete Methoden  bzw. Medien  in  ein adäquates Passungsverhältnis zu bringen. Wenn dies gelingt, können die (digita‐len) Medien im übertragenen Sinne Lernprozesse auch begleiten. Eine Lernplatt‐form kann z.B. zur Unterstützung von Selbstlernprozessen eingesetzt werden, in dem dort entsprechende Aufgaben abgelegt werden, Hilfsmittel (z.B. Dokumente oder Links) bereitgestellt werden und Möglichkeiten angeboten werden, das Er‐gebnis des Lernprozesses zu archivieren und für Bewertungsprozesse zugänglich zu machen. Damit  einher  geht  ein Rollenwechsel  der  Lehrkräfte,  die  ihr Wis‐sensmonopol  einbüßen  und  nicht mehr  in  erster  Linie  als  Lehrende  auftreten, 

                                                      2  LANIS steht für „Leicht administrierbare Netze in Schulen“ und  ist ein beim Amt für 

Lehrerbildung (AfL) angesiedeltes Projekt für die Einrichtung, Verwaltung und Nut‐zung schulischer Netzwerke.  

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3 Einsatz digitaler Medien in der Schule 17

sondern vor allem die Schülerinnen und Schüler bei der Organisation ihrer eige‐nen Lernprozesse unterstützen.  

Solche Veränderungen erfordern ein erhöhtes Maß an Kommunikation zwischen Lernenden und Lehrenden. Auch dabei können die digitalen Medien eingesetzt werden. Am Gymnasium  in A‐Stadt kommunizieren Lehrkräfte z.B. mit Schüle‐rinnen und Schülern auch per E‐Mail. Wie der folgende Ausschnitt aus der Dis‐kussion mit der Gruppe Lerche illustriert, scheint aber selbst in der Oberstufe die Relevanz dieser Form der Kommunikation noch nicht besonders ausgeprägt zu sein.  

 Em: Das ist eigentlich in fast allen Kursen so, dass man

zumindest die E-Mail Adresse vom Lehrer hat, weil man relativ häufig Materialien geschickt bekommt, also hab ich jetzt in relativ vielen Fächern so, aber der der E-Mailverkehr ist meist relativ ein einseitig

Dm: └@(3)@ Em: wenn man als Schüler außer Handouts zurückschicken, ähm

(.) nicht oft auf persönlich irgendwelche Sachen im (.........) absprechen möchte, das ist

Dm: └Ja, es gibt dann immer so einzelne Schüler, die melden sich dann auch so, also jetzt so aus Sicht meines ich hab so, weiß so ‘ne Handvoll Schüler, die sich regelmäßig auch per E-Mail bei mir melden, aber das Gros der Schüler, da hast du Recht, das ist eher so eine Einbahnstraße

Em: └Ja Dm: (in der) Kommunikation (Gruppe Lerche)

Laut dem Schüler Erik werden den Schülerinnen und Schülern  in  fast allen Fä‐chern von den Lehrkräften „relativ häufig Materialien geschickt“, d.h. die Distri‐bution von Unterrichtsmaterialien auf diesem Wege scheint bei den Lehrkräften relativ weit verbreitet  zu  sein. Allerdings  sei diese Kommunikation  auch  recht „einseitig“. Denn  viele  Schülerinnen und  Schüler  haben  anscheinend über das Versenden von Handouts hinaus wenig  Interesse daran, mit  ihren Lehrkräften auf diesem Wege über Themen zu kommunizieren, die als „persönlich“ bewertet werden.  Insofern scheint die direkte  interpersonale Kommunikation  für die Be‐arbeitung von Themen, die die eigene Person betreffen nach wie vor das Medium der Wahl zu sein. Herr Dübeler bestätigt die Aussagen von Erik, in dem er bestä‐tigt, dass nur eine kleine Gruppe von Schülerinnen und/oder Schülern regelmä‐ßig per E‐Mail mit  ihm kommuniziert. Er spricht  im Kontext der computerver‐mittelten Lehrer‐Schüler‐Kommunikation von  einer „Einbahnstraße“, d.h.  einer einseitig  linearen Form der Kommunikation. Damit stellt sich u.a. die Frage, ob Lernplattformen an dieser Art der Kommunikation etwas zu verändern vermö‐gen.  

In der Fallstudienbefragung der Schülerinnen und Schüler wird jedoch gleichzei‐tig  deutlich,  dass  die Kommunikation  via  E‐Mail  noch  lange  nicht  flächende‐ckend verläuft. Für ein (A‐Stadt) bis drei Prozent (B‐Stadt) der befragten Schüle‐rinnen und  Schüler  sind  tatsächlich  „alle“  ihre Lehrerinnen und Lehrer per E‐Mail erreichbar, für 13 (A‐Stadt) bis 23 (B‐Stadt) sind es noch „viele“. Die meisten 

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3 Einsatz digitaler Medien in der Schule 18

Schülerinnen und Schüler (77% in A‐Stadt und 66% in B‐Stadt) geben an, dass sie zumindest „einige“ Lehrkräfte etwas per E‐Mail fragen können.  

Ein ähnliches Verhältnis zeigt sich bei der Frage nach der Anzahl von Lehrkräf‐ten, die  ihren Schülerinnen und Schülern Materialien  für die Schule per E‐Mail schicken. In A‐Stadt erhalten 76 Prozent der Schülerinnen und Schüler zumindest von  „einigen“ Lehrkräften  auf diesem Wege  Informationen,  in B‐Stadt  68 Pro‐zent. In 17 Prozent der Fälle erhalten die A‐Städter Schülerinnen und Schüler von keinem  ihrer Lehrerinnen und Lehrer E‐Mails,  in B‐Stadt  ist  es ein Viertel. Die Kommunikation per E‐Mail ist übrigens nicht auf  jene zwischen Lehrenden und Lernenden beschränkt. Auch die Eltern stehen teils per E‐Mail mit den Lehrkräf‐ten  ihrer Kinder  in Kontakt, wenn auch sehr selten. Die Lehrkräfte  ihrer Kinder sind für zwölf Prozent der A‐Städter und elf Prozent der B‐Städter Eltern tenden‐ziell (auch) per E‐Mail erreichbar.  

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4 Der Einsatz von Lernplattformen in der Schule 19

4 Der Einsatz von Lernplattformen in der Schule Die verfügbaren Daten deuten darauf hin, dass zumindest an einigen der Pro‐jektschulen bereits vor der Einführung von Edunex mit Lernplattformen gearbei‐tet wurde. So zeigt die Befragung der Lehrkräfte, dass 32 Prozent z.B. auch  lo‐net2 einsetzen und 23 Prozent Moodle. Es ist unwahrscheinlich, dass diese Lern‐plattformen  zeitgleich mit  Edunex  eingeführt wurden.  Interessanterweise  geht der Einsatz von Edunex mit 37 Prozent nur unwesentlich über den von  lo‐net2 hinaus (vgl. Abbildung 5).  

Abbildung 5: Lernplattformen im Einsatz (Mehrfachantwort, schulweite Befragung der

Lehrkräfte, n=136)

Der  Einschätzung  der  befragten  Lehrkräfte  zufolge  scheint  die  Nutzung  von Lernplattformen  an den Schulen noch nicht weit verbreitet  zu  sein. Allerdings zeigt der Vergleich der Antworten der Lehrkräfte mit den Einschätzungen der Schulleitungen  und  der  IT‐Beauftragten  deutliche  Unterschiede  in  der Wahr‐nehmung.  Während  78  Prozent  der  Schulleitungen  davon  ausgehen,  dass Edunex  an  ihrer  Schule  genutzt  wird,  glauben  das  nur  39  Prozent  der  IT‐Beauftragten. 

4.1 Die Nutzung von Lernplattformen durch die Lehrkräfte

Mit welcher Erwartung gehen nun diejenigen Lehrkräfte, die Lernplattformen in ihrem Unterricht einsetzen (wollen), an dieses Medium heran? Die größten Moti‐vatoren sind die Annahmen, dass der Einsatz von Lernplattformen im Unterricht zur Förderung des selbständigen Lernens beiträgt  (76%), das Lernen außerhalb des Klassenraums (65%) und eine verbesserte individuelle Förderung der Schüle‐rinnen und Schüler ermöglicht. Auch ortsunabhängige Einsatzszenarien wie die Verbindung unterschiedlicher Lernorte (58%) oder verbesserte Möglichkeiten auf Unterrichtsausfall zu reagieren (49%) spielen eine Rolle (vgl. Abbildung 6). 

37,1%

25,8%

32,5%

23,2%

2,6%5,3%

25,8%

%

%

%

%

%

%

%

%

%

Edunex   Hessischer Bildungsserver   

Lo‐net²  Moodle   Edunite  Sonstige Keine

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4 Der Einsatz von Lernplattformen in der Schule 20

Abbildung 6: Erwartungen an Lernplattformen (schulweite Befragung der Lehrkräfte, Mehr-

fachantworten, n=403)

 Von den Lehrkräften werden die Lernplattformen – ähnlich dem  im vorherigen Kapitel beschriebenen Einsatz von E‐Mail – vorrangig dazu genutzt, Schülerin‐nen und  Schülern Materialien  zur Verfügung  zu  stellen.  63 Prozent  geben  an, dies regelmäßig oder mindestens gelegentlich zu tun (vgl. Abbildung 7).  

Abbildung 7: Nutzungsszenarien beim Einsatz von Lernplattformen (schulweite Befragung

der Lehrkräfte)

 49 Prozent geben an, die Plattform für die Kommunikation mit  ihren Schülerin‐nen und Schülern zu nutzen. Recherchezwecke werden zu 43 Prozent verfolgt. Die außerunterrichtliche Nutzung wie die Kommunikation mit oder das Bereit‐stellen von Materialien für Kolleginnen und Kollegen spielt eine geringere Rolle. 

7,7

58,7

65,4

49,0

38,5

28,8

76,9

62,5

% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90%

Andere

Verbindung unterschiedlicher Lernorte

Lernen außerhalb des Klassenraums

Bessere Reaktion auf Unterrichtsausfall (Vertretung)

Erhöhung der Attraktivität der Schule   

Verbesserte Zusammenarbeit der Lehrkräfte   

Förderung des selbständigen Lernens 

Verbesserte individuelle Förderung der Schüler/innen

6,3

10,0

12,6

4,6

17,4

25,7

21,4

21,8

30,6

13,9

32,1

38,1

12,5

21,8

13,5

13,9

18,3

15,0

9,8

16,4

11,7

16,7

7,3

10,6

50,0

30,0

31,5

50,9

24,8

10,6

0% 20% 40% 60% 80% 100%

Kommunikation mit anderen Lehrkräften (n=112)

Bereitstellung von Materialien für ihre Kollegen/innen  (n=110)

Themenrecherche für die Unterrichtsplanung (n=111)

Durchführung und Auswertung von Tests (n=108)

Kommunikation mit Ihren Schüler/innen (n=109)

Upload von Materialien für Schüler/innen (n=113)

Regelmäßig (mindestens mehrmals pro Woche) Gelegentlich (einmal pro Woche bis einmal pro Monat)

Selten (maximal einmal pro Monat) Sehr Selten (maximal zweimal im Schulhalbjahr)

Gar nicht

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4 Der Einsatz von Lernplattformen in der Schule 21

Die Durchführung und Auswertung von Tests  findet  schließlich am wenigsten Zuspruch. Nur 18 Prozent der Befragten nutzen diese Funktion zumindest gele‐gentlich. 

Fragt man die Lehrkräfte nach den Fächern, in denen Lernplattformen eingesetzt werden, erhält man eine Übersicht, die der Verteilung der befragten Lehrkräfte auf ihre Fächer entspricht: Informatik, Mathematik und die Naturwissenschaften liegen hier vorne (vgl. Abbildung 8). 

Abbildung 8: Fächer, in denen Lernplattformen eingesetzt werden (schulweite Befragung

der Lehrkräfte, n=97)

 Auch  die  Edunex‐Koordinatoren  berichten  von  einigen  Schulen,  primär  ihren eigenen,  an  denen  sowohl mit  Edunex  als  auch mit  anderen  Lernplattformen gearbeitet wurde. An der Schule von Herrn Volmer habe man z.B. schon vor Be‐ginn des Projektes erfolgreich mit Moodle gearbeitet („läuft auch gut“), obgleich seiner Auskunft zufolge nur knapp 15 Prozent des 70‐köpfigen Kollegiums die digitalen Medien auch  im Unterricht einsetzen. An dem Pilotprojekt habe man sich beteiligt, weil man zum einen daran  interessiert war, mehr über die Lern‐plattform  zu  erfahren  und  sie  im Unterricht  auszuprobieren. Herr  Volmer war drüber hinaus  insbesondere daran  interessiert,  fertige Lerneinheiten  abzurufen und  an  seine Schülerinnen und Schüler weiterzugeben. Seine Kolleginnen und Kollegen hätten Edunex aber nicht angenommen. Lehrkräfte aus unterschiedli‐chen Fachbereichen hätten ihm dazu z.B. signalisiert, dass sie die Lernplattform nicht brauchen könnten, u.a. weil sich die verfügbaren Materialien nicht zusam‐men mit einzelnen Lehrbüchern einsetzen ließen (vgl. Kapitel 9).  

Die Medienkompetenzen  der  Schülerinnen  und  Schüler  entwickeln  sich  nach Einschätzung  der  Lehrkräfte  unter Einfluss  der Nutzung  von  Lernplattformen unterschiedlich. Die Kompetenz in der Bedienung digitaler Medien scheint durch den Einsatz von Lernplattformen gefördert zu werden, während sie keinen Ein‐fluss  auf  das Reflektieren,  Präsentieren  und  die  Strukturierung  von Arbeitser‐gebnissen  zu haben  scheint. Unter den Lehrkräften herrschte Uneinigkeit, was den Einfluss auf die Recherche‐ bzw. Produktionskompetenzen betrifft. So gaben 46 Prozent der Befragten an, dass die Recherchekompetenz sich erhöht habe, 52 Prozent konnten hingegen keinen Unterschied  feststellen. Die Produktionskom‐

6%

10%

14%

2%

19%21%

1%1%

18%

8%Deutsch

Gesellschaftswissenscahften

Informatik

Kunst und Musik

Mathematik

Naturwissenschaften

sonstige

sonstiges

Sprachen

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4 Der Einsatz von Lernplattformen in der Schule 22

petenz empfanden unter den Befragten 43 Prozent als gleichbleibend, während 57 Prozent angaben, dass sie sich erhöht habe.  

Die Bewertung der einzelnen Funktionen von Edunex  fällt recht ausgeglichen aus. Am  positivsten wird  von  den  Lehrkräften  die Notizenfunktion mit  einer Note von 2,7 bewertet, am wenigsten gefällt ihnen die Schulbibliothek mit einer Durchschnittsnote von 3,5. Insgesamt werden die verschiedenen Funktionen von Lehrkräften im Durchschnitt mit einer 3,1 bewertet, von den IT‐Beauftragten et‐was besser mit einer 2,9 (vgl. Tabelle 3). 

Tabelle 3: Bewertungen der Funktionen von Edunex (schulweite Befragung der Lehrkräfte

und IT-Beauftragten)

Durchschnittsnote Lehrkräfte

Durchschnittsnote IT-Beauftragte

Lernumgebung 3,0 (n=48) 2,8 (n=60)

Schreibtisch 3,3 (n=43) 2,9 (n=54)

Schulbibliothek 3,5 (n=40) 3,1 (n=54)

Lehrerbibliothek 3,3 (n=14) 3,1 (n=58)

Globale Suche 3,0 (n=29) 2,8 (n=45)

Lernplan 3,1 (n=39) 2,8 (n=52)

Notizen 2,7 (n=29) 2,6 (n=40)

Kursverwaltung 3,3 (n=44) 3,2 (n=58)

Hausaufgaben 2,8 (n=41) 2,8 (n=57)

Foren 3,4 (n=29) 3,1 (n=48)

Virtuelles Klassenzimmer 3,1 (n=26) 3,1 (n=39)

Schwarzes Brett 2,9 (n=27) 3,0 (n=32)

Wiki 3,1 (n=24) 3,0 (n=30)

Ø 3,1 Ø 2,9

Auch  in der Gesamtbewertung von Edunex zeigt sich, dass die Lehrkräfte und IT‐Beauftragten weniger  zufrieden  sind  als mit  anderen  Lernplattformen. Die Lehrkräfte bewerteten Edunex mit einer Note von 3,8 und unter den Administra‐torinnen  und Administratoren wurde  die Note  3,6  vergeben,  Befragt  zu  ihren Verbesserungsvorschlägen antworteten die Lehrkräfte  jedoch zum größten Teil eher mit globalen Wünschen, statt spezifische Funktionen zu nennen. 28 Prozent der befragten Lehrkräfte gaben an,  sich mehr  Inhalte zu wünschen, 21 Prozent wünschten  sich  eine  Verbesserung  der  Handhabung.  Jeweils  zehn  Prozent wünschten sich die Möglichkeit, Aufgaben direkt  in Edunex bearbeiten zu kön‐nen oder präferierten eine andere Lernplattform und gaben daher keine Verbes‐serungsvorschläge an.  

Grundsätzlich  entstehen  bei  der Nutzung  von  Edunex  nach Aussagen  der  IT‐Administratorinnen und Administratoren in den Schulen die meisten Schwierig‐keiten bei der Anmeldung am System und beim Versuch neue Inhalte einzubin‐den (vgl. Tabelle 4).   

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4 Der Einsatz von Lernplattformen in der Schule 23

Tabelle 4: Problemtypen beim Einsatz von Edunex und anderen Lernplattformen (Umfrage,

Administratoren)

Problemtypen Edunex (Re-gelmäßig und gelegentlich)

Problemtypen Andere Lernplatt-formen (Regelmä-ßig und gelegent-lich)

Schwierigkeiten bei der

Anmeldung (n=62)

46,6% Schwierigkeiten bei der

Anmeldung (n=54)

22,2%

Fehlerhafte Handhabung

(der Lernplattform) (n=60)

29,5% Fehlerhafte Handhabung

(der Lernplattform) (n=56)

19,6%

Schwierigkeiten, auf Inhalte

zuzugreifen (n=61)

29,5% Technische Probleme (n=55) 18,2%

Schwierigkeiten, neue

Inhalte einzubinden (n=57)

29,5% Schwierigkeiten neue Inhal-

te einzubinden (n=56)

14,3%

Technische Probleme (n=61) 26,1% Software-Probleme (n=56) 14,3%

Software-Probleme (n=59) 15,9%

Ausfälle der Lernplattform

(n=60)

17,0%

 

Trotz solcher Schwierigkeiten haben am Gymnasium in A‐Stadt einige Lehrkräf‐te  begonnen  mit  Edunex  zu  arbeiten.  Dazu  gehören  Herr  Schmidt  und  Herr Dübeler,  die  auch  als  Edunex‐Koordinatoren  tätig  sind.  Herr  Schmidt  nutzt Edunex u.a.  für die Arbeit mit  seinem Englischleistungskurs. Die Schülerinnen und Schüler erhalten über den virtuellen Klassenraum u.a. Arbeitsaufgaben und nutzen die Plattform um die Ergebnisse von Einzel‐ und Gruppenarbeitsprozes‐sen  abzulegen  und  verschiedenen Nutzergruppen  zugänglich  zu machen  (vgl. Kapitel 4.2). 

Im Gegensatz dazu setzt sein Kollege Herr Dübeler Edunex vor allem unterrichts‐begleitend ein, u.a. da sich die Nutzung von Lernplattformen nicht  für alle Fä‐cher in gleicher Weise eigne. Als Mathematiklehrer bemängelt er z.B., dass es viel zu  aufwändig  sei,  Kurvendiskussionen  oder  bestimmte  Funktionen mit  Hilfe eines Texteditors für die Darstellung  in der Lernplattform aufzubereiten. In sei‐ner Funktion als Chemielehrer könne er z.B. auch keine Versuche  innerhalb der Lernplattform vorbereiten. Hausaufgaben, die am Computer bearbeitet werden können, lässt Herr Dübeler sich von den Schülerinnen und Schülern teilweise per E‐Mail schicken, da der Aufwand zu hoch sei, sie unter Nutzung von Edunex an den  Lehrer  zurückzugeben. Von  solchen  Schwierigkeiten  scheint Herr  Schmidt weit entfernt zu sein. Zumindest in der Oberstufe scheint er Edunex regelmäßig einzusetzen. Seine ausgeprägte Vertrautheit mit den digitalen Medien erlaubt es ihm, die Lernplattform auch spontan  im Unterricht einsetzen, z.B.  im Englisch‐unterricht. 

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Sm: Ich habe heute Edunex eingesetzt, weil ich habe heute Hausaufgaben vorgelesen und äh, einer las vor, ich dachte, um Gottes Willen, ich musste mich anstrengen, der erste der gelesen hat, das war also grottig, und habe dann bewusst noch die eine sehr gute Schülerin mitlesen lassen, und ich merkte, es spreizt (.) habe ich gesagt gut, ihr macht alle eure Hausaufgabe noch mal, digitalisiert die, stellt die ins Edunex ein, und vergleicht, ne (.)weil ich kann jemanden, wie dem Jungen dort hinten schwer erklären, weil er für meine Terminologie gar nicht zugänglich ist, weil er die nicht versteht (.) aber er versteht es vielleicht schneller, wenn er den Aufsatz von jemand anderem liest, ach: so hat er das gemacht (.) so findet also ein Wissenstransfer statt, ein Synergie-Effekt zwischen den Lerngruppen, zwischen den Schwächeren und Stärkeren und dafür nutze ich es gerne (.) und natürlich Sprache, Textanalyse, es ist wunderbar, ich habe hier das Smartboard-Gedicht, ich muss mir nicht die Finger wund schreiben, ich habe die Präsentation mit `ner, mit einem visuellen Impuls, da habe ich zehn, zwanzig Stück davon, so, und dann habe ich den Text da, zapp-zapp-zapp-zapp wird das Ding skandiert, dann wird unterstrichen, Reim, Metrum, rechts daneben wird aufgeschrieben, was es ist, die Schüler müssen nicht mitschreiben, am Ende der Stunde sicher ich das, stelle ins Edunex, Ende (.) wer mitschrieben möchte, okay (.)(Gruppe Zypresse)

Dem Einsatz der Lernplattform geht das Vorlesen der Hausaufgaben durch die Schülerinnen und Schüler voraus. Nachdem er mit der Lesefähigkeit eines Schü‐lers überhaupt  nicht  zufrieden  ist,  lässt Herr  Schmidt  zusätzlich  eine  sehr  gute Schülerin vortragen. Dabei bemerkt er, dass sich eine erhebliche Diskrepanz be‐züglich der Qualität der Leistung der  Schülerinnen und  Schüler  auftut. Daher beschließt er, dass sie  ihre Hausaufgaben noch einmal anfertigen sollen, um sie dann  in den virtuellen Klassenraum des Englischkurses  zu  laden und unterei‐nander vergleichen zu können. Die Entscheidung des Lehrers basiert u.a. auf der Annahme, dass er dem  leistungsschwachen Schüler nicht erklären kann, wie er seine Leistung  im vorliegenden Fall verbessern kann. Es bestehe aber durchaus die Chance, dass der Schüler anhand des Vergleichs seiner Arbeit mit den Ergeb‐nissen seiner Mitschülerinnen und  ‐schüler versteht, wie er einen besseren Text schreibt bzw. bestimmte Fehler vermeidet. Auf diese Weise, so Herr Schmidt, ent‐stehe ein „Synergieeffekt“ zwischen unterschiedlich  leistungsstarken Schülerin‐nen  und  Schülern,  sodass  letztlich  das  Leistungsniveau  des  gesamten  Kurses steigen könne.  

Herr Schmidt setzt die Lernplattform auch im Zuge von Textanalyse im Deutsch‐unterricht zusammen mit einem IWB ein. Die eigentliche Textanalyse findet am IWB statt. Auch dabei entstehen positive Rationalisierungseffekte, da der Lehrer die Texte zuhause vorbereiten kann und sie nicht mehr von Hand an die Tafel schreiben muss. Außerdem deutet seine Beschreibung darauf hin, dass mit Hilfe des IWBs schneller gearbeitet werden kann, als an der herkömmlichen Tafel. Die Schülerinnen und Schüler könnten sich gleichzeitig vollkommen auf die Analyse konzentrieren,  da  sie  nicht  gezwungen  sind,  eigene Mitschriften  anzufertigen. Denn  alle  Ergebnisse  der  Unterrichtsstunde  inklusive  aller  Aufzeichnungen, 

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stellt Herr Schmidt den Schülerinnen und Schülern anschließend als Datei  in  ih‐rem virtuellen Klassenraum zur Verfügung. 

Im Anschluss an die wiedergegebene Sequenz weist der Lehrer noch darauf hin, dass die Schülerinnen und Schüler mit jeder Stunde eine stetig wachsende Chro‐nologie der im Unterricht oder in anderen Kontexten (z.B. häusliche Gruppenar‐beit) erarbeiteten Lerninhalte erhalten. Diese Unterlagen  stehen den Lernenden kontinuierlich  zur Verfügung und  können  später  auch  für die Abiturvorberei‐tung genutzt werden, ohne dass dabei ein Verlustrisiko besteht. Auch die Schüle‐rinnen und Schüler schätzen diese Möglichkeit sehr (vgl. Kapitel 4.2).  

Zum Zeitpunkt des Eintritts in das Projekt hessen.eEducation wurde an der Ge‐samtschule in B‐Stadt bereits seit längerem mit Lernplattformen gearbeitet. Laut Auskunft des Schulleiters habe vor mindestens sechs Jahren eine kleine Gruppe von Lehrkräften begonnen, den Einsatz von  lo‐net2  im Unterricht zu erproben. Herr Lachmann habe diese Initiative aufgegriffen und aktiv unterstützt, als er er‐kannt  hat,  dass  der  Einsatz  einer  Lernplattform  in  der  Schule  dazu  beitragen könne zwei  seiner Hauptprobleme zu bearbeiten, erstens die Verbesserung der Kommunikation  und  des  Informationsflusses  im  Kollegium  und  zweitens  die stärkere  Individualisierung  der  Lernprozesse  seiner  Schülerinnen  und  Schüler (vgl. auch Kapitel 8.2). Obwohl die Schule bereits über eine etablierte Lernplatt‐form verfügte, hat  sie  sich dennoch  am Projekt hessen.eEducation beteiligt, da vom Projektträger u.a. der Wunsch geäußert wurde, Edunex mit  lo‐net2 zu ver‐gleichen. Dieser Wunsch konnte aber nicht erfüllt werden, da sich Edunex, wie der folgende Ausschnitt aus der Diskussion mit der Lehrergruppe Kastanie zeigt, an der Schule nicht durchsetzen konnte. 

 Am: Wir waren da wohl an dem Pilotprojekt beteiligt, ich

glaub, das hat der Jürgen gemacht, Jürgen Ulmenbach, und noch ein paar andere, da haben wir uns nie zu durchringen können (.) also lo-net ja, aber Edunex hat also hier für den Durchschnittslehrer überhaupt keine Rolle gespielt, es waren fünf, sechs Lehrer, die das probiert haben und haben sich dann aber auch dagegen entschieden (1) weil wir schon sehr früh lo-net eingeführt hatten plus, plus LANIS gibt’s ja von unserem Schulträger diese, ja Netzwerkadministrationsplattform, auch die gewisse, hat auch den Charakter einer Lernplattform, halt intern im Haus (.) und das waren so die beiden Pferde, auf die wir gesetzt haben (Gruppe Kastanie)

Mit Beginn des Projektes hat sich, wie an der Schule üblich, eine kleine Gruppe gebildet, um die angebotene Innovation auszuprobieren und einer internen Eva‐luation  zu unterziehen  (vgl. Kapitel  8.2). Die Lehrkräfte hätten  sich dann  aber gegen die weitere Erprobung bzw. eine Verankerung von Edunex  in der Schule ausgesprochen. Dazu hätten zum einen erhebliche Schwierigkeiten bei der tech‐nischen und administrativen Handhabung von Edunex beigetragen (vgl. Kapitel 5). 

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Zum anderen habe man an der Schule zu diesem Zeitpunkt nicht nur schon mit lo‐net2 sondern auch mit LANIS gearbeitet.3 Auf einen Server in der Schule auf‐gespielt, verwaltet LANIS u.a. die Log‐Ins der Schülerinnen und Schüler sowie der Lehrkräfte, stellt beiden Homeverzeichnisse zur Verfügung und erlaubt die Regelung des Zugangs auf das  Internet. Allerdings kann auf LANIS nur  inner‐halb der Schule zugegriffen werden. Dennoch  setzen zumindest die Lehrkräfte aus der Gruppe Kastanie für die Arbeit mit den Schülerinnen und Schülern lieber LANIS als lo‐net2 ein, da dabei ein reibungsloser Nutzungsablauf und damit die Realisierung von Rationalisierungsvorteilen wahrscheinlicher  ist. Denn zum ei‐nen kennen die meisten Schülerinnen und Schüler  ihre Zugangspasswörter  für LANIS,  da  sie  sich  dort  für  jede Nutzung  des  Computers  anmelden müssen. Zum anderen funktioniert LANIS als lokale Anwendung unabhängig davon, ob das  Internet  funktioniert oder nicht, was einen weiteren Störfaktor des compu‐terunterstützten Arbeitens ausschließt. Auch Herr Bauer aus der Gruppe Kastanie berichtet, dass ihm die Möglichkeiten von LANIS für seine Arbeit mit den digita‐len Medien  im Fach Englisch völlig ausreiche und  er keinen Bedarf  sieht, dort zusätzlich noch mit einer Lernplattform zu arbeiten. Neben solchen eher techni‐schen Aspekten  sind Lernprozesse untrennbar verbunden mit Kommunikati‐onsprozessen, die genauso wie erstere durch den Einsatz von Lernplattformen verändert werden. Der folgende Ausschnitt aus dem Interview mit Herrn Ulmen‐bach veranschaulicht diesen Aspekt.  

 Um: Das ist die eine Geschichte, dass sich dadurch schon die

Kommunikationsbedingungen, glaube ich, etwas verändern, dass der Lehrer näher an die Schüler rückt (.) er ist für sie sofort, unmittelbar erreichbar, auch mal am Nachmittag (.) und in allen Fällen ist es so, dass dort ein (.) ja, gepflegtes miteinander Gespräch in irgendeiner Form geführt wird (.) manche trauen sich nicht, und so weiter, aber wenn das eingeführt ist, ist es durchaus so, dass man mit seinen Schüler und dann individuell ins Gespräch dann schon durchaus kommt, nach Befindlichkeiten fragt, wie geht es dir, und so weiter (1) soweit das nicht (.) den Lehrer nervt oder, ist klar, gell (1) ja, ich würde sagen, also einmal diese neue Kommunikationsform und dann ist es oft so, dass die, die meistgenannte Funktion ist dann die Dateiablage (.) der Lehrer veröffentlicht seine Info in der Dateiablage und sagt den Schülern, Achtung, ihr findet es dort (Interview Ulmenbach)

Der Einsatz einer Lernplattform verändert zum einen die „Kommunikationsbe‐dingungen“ an der Schule, indem sich die Distanz zwischen den Lehrkräften und den  Schülerinnen  und  Schülern  insofern  verringert,  dass  die  Jugendlichen  die Lehrkräfte prinzipiell jederzeit erreichen können, wobei eine unmittelbare Reak‐tion im Sinne synchroner interpersonaler Kommunikation nur zu Stande kommt, wenn die adressierte Lehrkraft im Moment der Kontaktaufnahme auch online ist. Laut Herrn Ulmenbach entstehe aber in jedem Fall ein „gepflegtes [...] Gespräch“,                                                       3 In den Interviews und Diskussionen wird, wenn nicht anders angegeben immer von lo‐

net gesprochen. Gemeint ist de facto lo‐net2. In der Interpretation der Daten sprechen wir synonym von lo‐net und  lo‐net2.  

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d.h. die Qualität der Kommunikation  ist hoch. Dazu seien aber nicht sofort alle Schülerinnen  und  Schüler  bereit,  sodass  es  demnach  einer  Einführungsphase bedarf, nach deren Durchlaufen eine Kommunikation, die auch die emotionale Befindlichkeit der Schülerinnen und Schüler einschließt, zustande kommen kann. In diesem Zusammenhang sei darauf hingewiesen, dass die Möglichkeit der qua‐si verdeckten  individuellen Ansprache der Lehrkräfte neue Kontaktmöglichkei‐ten  für Schülerinnen und Schüler eröffnet, die  im Kollektiv der Klassengemein‐schaft nicht wagen würden, die Lehrkraft anzusprechen. Am häufigsten genutzt würde allerdings die „Dateiablage“, d.h. die Möglichkeit  Informationen  für die Schülerinnen und Schüler bereitzustellen. Unabhängig davon wird lo‐net2 an der Gesamtschule  in B‐Stadt aber  letztlich primär  für schulorganisatorische Zwecke eingesetzt.  Am: wir nutzen lo-net ganz stark als innerkollegiales Medium,

also gar nicht so sehr als Lernplattform im klassischen Sinne, sondern, ja, Dateiablage, Austausch, Protokolle runterladen, hochladen, bevor ich einen USB-Stick irgendwohin mitnehme, oder schick einem das, ja, ich hab meine E-Mail nicht angeguckt, wir haben, die einzelnen Fachbereiche sind in lo-net angelegt, das Kollegium ist in lo-net angelegt, verschiedene Projektgruppen sind in lo-net angelegt, natürlich auch verschiedene Klassen, die das machen und, und, von der administrativen, organisatorischen Seite läuft da im Moment sehr viel, also das ist eigentlich die zentrale (.) das zentrale Dokumentenmanagement, sag ich mal (Gruppe Kastanie)

Die Lernplattform kommt insbesondere als „interkollegiales Medium“ zum Ein‐satz, d.h. das System dient vor allem der Kommunikation zwischen den Lehr‐kräften. Von besonderer Relevanz ist der Austausch unterschiedlicher Informati‐onen und Daten innerhalb des Kollegiums, sodass lo‐net² aus der Sicht von Herrn Anberger die Funktion eines „zentralen Dokumentenmanagements“ ausfüllt (vgl. auch Kapitel 9). Auch  in diesem Fall kommen positive Rationalisierungseffekte zum Tragen. Die Lehrkräfte sind z.B. nicht mehr darauf angewiesen, Daten per USB‐Stick  auszutauschen  und  einmal  in  lo‐net2  hochgeladene Daten  stehen  je‐derzeit zur Benutzung bereit. Die intensive Nutzung des LMS für schulorganisa‐torische Zwecke geht vor allem auf das Engagement der Schulleitung zurück, die es sich zu einer ihrer zentralen Aufgaben gemacht hat, die Verfügbarkeit und die Nutzung  der  für  den  Schulbetrieb  erforderlichen  Informationen  zu  verbessern (vgl. Kapitel 8.2). Da lo‐net2 generell nicht für die Unterstützung schulorganisato‐rischer  Zwecke  konzipiert  ist,  bedient man  sich  an  der  Schule  eines  „Work‐around“, in dem man für die verschiedenen Entscheidungsinstanzen der Schule (z.B.  Schulleitung  und  Fachvorsitz  der  Fächer) Klassenräume  eingerichtet  hat, über die die verschiedenen Gruppen miteinander kommunizieren.  

Dass  Lernplattformen  offensichtlich  kaum  für  Unterrichtszwecke  eingesetzt werden, könnte auch darauf zurückzuführen sein, dass die Lehrkräfte auf andere Möglichkeiten  zurückgreifen,  um  den  Schülerinnen  und  Schülern  z.B.  Unter‐richtsmaterial zur Verfügung zu stellen. Dabei kommen streckenweise auch digi‐tale Medien zum Einsatz. Herr Schmidt vom Gymnasium  in A‐Stadt  sowie Herr Cordes und Herr Anberger von der Gesamtschule  in B‐Stadt betreiben z.B. eigene 

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Internetseiten, über die sie  ihren Schülerinnen und Schülern vor allem Materia‐lien zur Verfügung stellen. Der folgende Ausschnitt aus der Diskussion mit der Gruppe Kastanie unterstreicht die Vorzüge einer solchen Praxis eindrucksvoll.  

 Cm: Ja, es ist im Prinzip ja nach Fächern unterteilt, ´ne

Homepage, Chemie-Sport und dann (.) halt auch noch mal meine Klasse ist angelegt in gewissen Bereichen, wo sie auch nur mit Passwörtern rein können, wo ich dann, was weiß ich, vom letzten Wandertag die Bilder einstelle oder einen Elternbrief noch mal zum Download, ja (.) oder für chemische Zwecke, dass ich aus dem Unterricht ein Video einstelle von einem Experiment, oder Ergänzungen, Links, wo Lernprogramme im Internet zu finden sind, wo ich dann drauf verweise, so diese, auf dieser Ebene

Am: └Alles das ginge ja auch mit lo-net, aber hier ist halt so, ich brauche keine

Klasse anlegen, ich brauch, es ist ja auch kein Geheimnis, ich stelle den Link da rein und sag dann, guckt bei, bei Klasse Neun, Biologie-Genetik, und dann hab ich halt Links eingestellt, die sie einmal anklicken, bevor ich das diktiere, oder sie machen dann irgendeinen Fehler beim Abschreiben, ähm, aber das ist ja im Prinzip, äh, äh, eindirektionial, also

Cm: └Richtig Am: es wird von uns vorgegeben und verteilt (.) also es ist ja

keine Interaktion in dem Sinne Y2: Mhm Cm: Und das würde lo-net eigentlich bieten, ja Am: Ja (2) von daher, das A und O, denk ich mal, in Schule

ist, es muss so einfach wie möglich sein, denn alles wir machen, was da Aufwand bedeutet, fehlt uns ja an anderer Stelle (.) also, ideal ist, es ist so einfach beherrschbar, dass das mit ´ner Klasse, die das auch ein halbes Jahr nicht gemacht hat, sofort wieder funktioniert (Gruppe Kastanie)

Herr Cordes hat seine Internetseite anhand von zwei primären Strukturprinzipien aufgebaut,  die  von  ihm  unterrichteten  Fächer  und  die  von  ihm  unterrichteten Klassen. Der  Bereich  seiner Klasse  ist  passwortgeschützt,  sodass  er  dort  auch Informationen bereitstellen kann, die ausschließlich  für diese Gruppe bestimmt sind, wie z.B. Fotos von gemeinsamen Veranstaltungen oder Benachrichtigungen für die Eltern. Auf den Fachunterricht bezogen, stellt er auf der Internetseite z.B. Videos von Experimenten aus dem Unterricht zur Verfügung oder  Informatio‐nen, die den Schülerinnen und Schülern helfen sollen, den im Unterricht vermit‐telten Lernstoff selbstständig zu wiederholen und/oder zu vertiefen. 

Herr Anberger gibt zu bedenken, dass man Gleiches auch mit  lo‐net  tun könnte, man bei der Arbeit mit der eigenen  Internetseite aber nicht darauf angewiesen sei, zunächst die betreffende Klasse  in  lo‐net anlegen zu  lassen. Der Einsatz der Internetseite  ermöglicht  außerdem  auch  positive  Rationalisierungseffekte  und hilft Unwägbarkeiten zu reduzieren. Herr Anberger muss zum einen nicht mehr die URLs von  Internetseiten, mit denen die Schülerinnen und Schüler weiterar‐beiten  im Unterricht diktieren  und  riskieren, dass  Schreibfehler  sie daran  hin‐dern, mit der Seite zu arbeiten. Für die Lehrer steht dabei außer Frage, dass dies 

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lediglich eine mono‐direktionale Praxis ist, die keine weiteren Interaktionen zwi‐schen Lehrenden und Lernenden umfasst. Im Gegensatz dazu könnte man bei lo‐net auch mit geeigneten Rückkanälen arbeiten.  

Obwohl  es  implizit  formuliert  von Vorteil wäre, wenn  für die Arbeit mit den digitalen  Medien  auch  Interaktionsmöglichkeiten  zwischen  den  Schülerinnen und Schülern und den Lehrkräften zur Verfügung stünden, bestimmen in diesem Fall  Effizienzkalküle  die  Medienwahl.  Demnach  muss  eine  Handlungspraxis möglichst  leicht umsetzbar  sein, denn die Zeit, die dafür  erforderlich  ist,  steht anschließend nicht mehr für andere Praxen zur Verfügung. Dazu kommt als wei‐tere Hürde, dass bestimmte Medienpraxen keinen Routinestatus erreichen und nur wenige Male im Jahr zum Einsatz kommen. Im Idealfall lässt sich eine Praxis auch dann noch erfolgreich umsetzen, wenn die Schülerinnen und Schüler dies zum  letzten Mal vor einem halben Jahr getan haben. Die Arbeit mit einer Inter‐netseite macht auch insofern Sinn, da diese Praxis den meisten Schülerinnen und Schülern vertraut ist.  

Inwieweit Edunex anderen Lernplattformen überlegen ist oder Nachteile gegen‐über diesen  aufweist,  lässt  sich  anhand der Untersuchung nicht ohne weiteres beantworten. Aus der Sicht von Herr Ulmenbach verfügt Edunex z.B. über einzel‐ne  technische Spezifikationen, die  technisch  sehr gut und weit entwickelt  sind, wie  z.B.  die  Möglichkeit,  bei  der  Arbeit  mit  dem  virtuellen  Klassenraum Videoconferencing zu nutzen. Für den normalen Unterricht an der Schule sei das allerdings nicht relevant und könne auch unter Effizienzaspekten nicht bestehen. Auch Herr Dübeler vom Gymnasium  in A‐Stadt hat mit den Möglichkeiten von Edunex herumexperimentiert und mehrfach den virtuellen Klassenraum genutzt, um  Förderkurse  für  einzelne  Schülerinnen  und  Schüler  anzubieten.  Besonders interessant  ist seine Beobachtung, dass einzelne Schülerinnen und/oder Schüler den  virtuellen  Klassenraum  auch  eigenständig  genutzt  haben,  ohne  sagen  zu können, was dabei geschah. Letztlich müsse man aber noch mehr Erfahrungen mit dem Medium  sammeln und  ein größeres Maß  an  Sicherheit bezüglich der Handhabung  entwickeln, um weitergehende Aussagen über die Einsetzbarkeit und Nützlichkeit machen zu können.  

Herr Zacharias, einer der Edunex‐Koordinatoren hat auch schon mit lo‐net² gear‐beitet  und  findet  es  im  Vergleich  dazu  einfacher,  sich  in  die  Benutzung  von Edunex einzuarbeiten. Dazu komme als weiterer Vorteil, dass die Oberfläche von Edunex gut mit Edunite harmonisiere („passte auch bildmäßig unheimlich gut in Edunite rein“), sodass man, wenn man diese beiden Systeme ineinander integrie‐ren würde, eine Anwendung mit sehr hoher Alltagstauglichkeit erhalten würde, die erhebliche positive Rationalisierungseffekte für den Schulalltag ermöglichen würde. Das müsse von seinen Kolleginnen und Kollegen aber erst noch erkannt werden. Gleichwohl  haben  viele  Lehrkräfte  an  den  Pilotschulen  offensichtlich erst gar nicht versucht,  sich mit der Handhabung von Edunex vertraut zu ma‐chen, wie der folgende Beitrag, der ebenfalls aus der Gruppendiskussion mit der Gruppe Hilfe stammt, illustriert. 

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Vm: Wichtigster Punkt ist eigentlich die Lehrer (.) also bei mir ist‘s katastrophal (.) jetzt muss ich es mal sagen (.) ich hab, für zwölf Schulen war ich zuständig (.) von den zwölf Schulen haben sich zwei offiziell abgemeldet und haben auch, glaube ich, die Laptops zurückgegeben (.) zwei Schulen haben sich überhaupt nicht gemeldet, weder Mail an die Beauftragten noch zwei Mails an die Schulleitung haben sie dazu gebracht sich zu bewegen und dann habe ich mir angeguckt was die in der LAN Umgebung haben (.) von den restlichen Schulen sind drei Schulen, die haben null in der Lernumgebung, überhaupt nichts drin und vier Schulen haben einen Demokurs drin, den ich angelegt habe, weil ich sie gebeten habe mich da als Hilfslehrer einzusetzen (.) das haben sie auch gemacht und sonst nichts anderes drin (.) das heißt an den Schulen ist nichts gelaufen (.) ich habe deshalb auch meine zwei Stunden schon der Schulleitung zurückgegeben und mache wieder Unterricht, weil ich auch mit Schulen nichts zu tun habe (.) es kam in diesem Jahr keine Anfrage mehr (.) keiner wollte was wissen (.) nichts ist passiert, es war mir richtig peinlich, deshalb habe ich meine Stunden zurückgegeben und mache wieder Unterricht (.) und es läuft nichts, weil die Lehrer nichts tun (Gruppe Hilfe)

Die  Erfahrungen  von Herr  Volmer  als  Edunex‐Koordinator  sind  niederschmet‐ternd. Ursprünglich war er für die Unterstützung von zwölf Schulen zuständig, von denen sich zwei im Projektverlauf offiziell zurückgezogen und auch die für die Projektteilnahme übereigneten Laptops wieder zurückgegeben haben. Zwei weitere Schulen hätten alle seine Anfragen  im Projektkontext schlichtweg  igno‐riert. Eine Überprüfung der Aktivitäten der Schulen in Edunex muss ebenfalls als Indiz für das Desinteresse der Schulen an dem Projekt gelesen werden. Von den verbliebenen acht Schulen hätten drei Edunex offenbar noch nicht genutzt. Vier weitere Schulen besaßen lediglich einen Demonstrationskurs, der sogar noch von Herrn Volmer für die Schulen angelegt wurde, sodass es auch dort keine weiteren Aktivitäten  gab.  Letztlich  heißt  das,  dass  keine  der  zwölf  Projektschulen  von Herrn Volmer versucht hat, mit Edunex zu arbeiten. Als Konsequenz daraus habe Herr  Volmer  bereits  die  beiden  Entlastungsstunden  zurückgegeben,  die  er  für seine Tätigkeit als Edunex‐Koordinator erhielt. 

Gleichwohl deutet die Befragung der Lehrkräfte darauf hin, dass  sie zukünftig eine  erhöhte Relevanz  von Lernplattformen  für die unterschiedlichen Bereiche der  schulischen  Lern‐  und  Lehrpraxis  erwarten.  Die meisten  Befragten  sehen dabei eine mindestens hohe Bedeutung von Lernplattformen  für sich  im Allge‐meinen  (71%)  gefolgt  von der Handlungspraxis der  Schülerinnen  und  Schüler (66%) sowie fast gleich auf der Veränderung der Unterrichtsgestaltung (66%). Ein weiterer Veränderungsschwerpunkt adressiert die Projektarbeit. Die Gewichtung unterschied  sich  dabei  unter  den  verschiedenen  befragten  Gruppen  leicht,  so schwankten die Angaben  zwischen  65 und  75 Prozent. Das  jahrgangsübergrei‐fende  Lernen  konnte  von  vielen  Befragten  nicht  beurteilt  werden,  insgesamt wurde die Veränderung in dieser Hinsicht jedoch eher gering eingeschätzt. 

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Abbildung 9: Einschätzung der zukünftigen Bedeutung von Lernplattformen (schulweite

Befragung der Lehrkräfte)

 

4.2 Die Nutzung von Lernplattformen durch die Schülerinnen und Schüler

Wenn die Lehrkräfte Lernplattformen  im Unterricht  einsetzen,  schließt das die Nutzung  durch  die  Schülerinnen  und  Schüler  streng  genommen mit  ein  bzw. zieht  das Handeln  der  Lehrenden  eine Handlungspraxis  der  Lernenden  nach sich. Aus der Sicht der befragten Lehrkräfte nutzen die Schülerinnen und Schüler Lernplattformen mindestens gelegentlich vor allem zum Ablegen von Arbeitser‐gebnissen. Etwa gleichauf  liegt das selbstständige Lernen der Schülerinnen und Schüler außerhalb des Unterrichts mit 43 Prozent (gelegentlich bis häufig). Auf‐fällig ist, dass aus der Sicht der Lehrkräfte rund ein Viertel der Schülerinnen und Schüler Lernplattformen auch nutzt, um  im Krankheitsfall von zuhause aus zu arbeiten. Rund ein Viertel der Schülerinnen und Schüler nutzt Lernplattformen auch zur Bearbeitung von Hausaufgaben (vgl. Abbildung 10). Auffällig ist, dass Lernplattformen  zwar  ebenfalls  von  rund  einem Viertel der  Schülerinnen  und Schüler  zum Zusammenarbeiten mit  ihren Peers  eingesetzt werden, Lernplatt‐formen aber  im Zuge der Projektarbeit  lediglich von sieben Prozent der Schüle‐rinnen  und  Schüler mindestens  gelegentlich  genutzt werden.  Die  Veröffentli‐chung  von Blogs  oder Wikis  über  eine Lernplattform  spielt wie  bereits  in der Befragung  der  Schülerinnen  und  Schüler  der  Fallstudienschulen  angedeutet, auch aus Lehrersicht so gut wie keine Rolle und lediglich 14 Prozent der Schüle‐rinnen und Schüler machen mindestens selten von dieser Möglichkeit Gebrauch.  

14,1

20,8

14,6

19,8

25,6

21,5

28,1

45,4

35,4

45,8

40,3

49,2

30,5

20,8

30,8

21,4

25,6

20,0

14,8

10,0

13,1

8,4

3,9

5,4

4,7

1,5

3,1

3,1

3,1

0% 20% 40% 60% 80% 100%

Für jahrgangsübergreifendes Lernen (n=128)

Für Projektarbeit (n=130)

Für fächerübergreifendes Lernen (n=130)

Für veränderte Unterrichtsgestaltung (n=131)

Für die Schüler/innen  (n=129)

Für Lehrkräfte (n=130)

Sehr hoch Hoch Mittel Gering Sehr gering

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4 Der Einsatz von Lernplattformen in der Schule 32

Abbildung 10: Nutzungsszenarien beim Einsatz von Lernplattformen im Unterricht Schü-

ler/innen (schulweite Befragung der Lehrkräfte)

 Die Befragung der Schülerinnen und Schüler an den Fallstudienschulen bestätigt die Vermutung, dass Lernplattformen von den Lehrkräften momentan noch  in vielen Fällen vor allem zur Distribution von Materialien verwendet werden. So geben 64 Prozent der Schülerinnen und Schüler  in A‐Stadt und 70 Prozent  in B‐Stadt an, dass sie Lernplattformen mindestens manchmal nutzen, um Arbeitsblät‐ter oder andere Dokumente, die  ihre Lehrerinnen und Lehrer dort abgelegt ha‐ben,  herunterzuladen.  Selber  laden  die  Lernenden  hingegen  deutlich  seltener Dateien auf die Lernplattform hoch (19 bis 38 Prozent mindestens „manchmal“). Immerhin rund ein Viertel bis ein Drittel der Befragten (24% in A‐Stadt, 31% in B‐Stadt) nutzen Lernplattformen, um mit anderen Schülerinnen und Schülern ge‐meinsam an einer Aufgabe zu arbeiten. In B‐Stadt sind die Lernenden etwas akti‐ver beim Hochladen und gemeinsamen Arbeiten als  in A‐Stadt. Der Austausch von Wissen untereinander ist in beiden Fallstudien auf einem etwa gleichen Ni‐veau. Produkte von Mitschülerinnen oder  ‐schülern werden  in beiden Schulen eher selten heruntergeladen, um damit zu lernen: 46 (B‐Stadt) bis 49 Prozent (A‐Stadt) tun dies zumindest manchmal (vgl. Abbildung 11). 

10,2

13,1

15,6

11,1

19,4

24,1

29,9

16,5

5,6

5,6

21,3

22,2

18,5

15,9

23,9

7,5

7,4

19,4

19,4

21,3

20,6

18,3

15,9

13,0

20,4

13,9

25,9

20,6

25,7

70,1

72,2

27,8

25,0

0% 20% 40% 60% 80% 100%

Nutzung im Krankheitsfall von  zu Hause aus (n=108)

Selbständiges Lernen außerhalb des Unterrichts (n=107)

Bearbeitung von Hausaufgaben (n=109)

Veröffentlichen von Blogs oder Wikis o.ä. (n=107)

Projektarbeit mit anderen Schulen  (n=108)

Zusammenarbeiten (n=108)

Ablegen von Arbeitsergebnissen (n=108)

Regelmäßig (mindestens mehrmals pro Woche) Gelegentlich (einmal pro Woche bis einmal pro Monat)

Selten (maximal einmal pro Monat) Sehr Selten (maximal zweimal im Schulhalbjahr)

Gar nicht

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4 Der Einsatz von Lernplattformen in der Schule 33

Abbildung 11: Nutzungsszenarien beim Einsatz von Lernplattformen (Fallstudienbefragung

der Schülerinnen und Schüler)

 Die Fallstudienbefragungen der Schülerinnen und Schüler zeigen auch, wie un‐terschiedlich sich die Nutzungshäufigkeit in Abhängigkeit vom Lernort gestalten kann. In A‐Stadt wird die Lernplattform tendenziell mehr von zu Hause aus ge‐nutzt. 21 Prozent der befragten Schülerinnen und Schüler  tun dies häufig (min‐destens einmal pro Woche), 39 Prozent manchmal  (mindestens einmal pro Mo‐nat).  In der Schule nutzen hingegen nur 19 Prozent aus A‐Stadt  ihre Lernplatt‐form  häufig  und  25  Prozent manchmal.  In  B‐Stadt  liegt  der  Schwerpunkt  der Nutzung hingegen deutlich im schulischen Bereich (vgl. Abbildung 12). 

Abbildung 12: Nutzungshäufigkeit von Lernplattformen (Fallstudienbefragung der Schüle-

rinnen und Schüler)

 Über zwei Drittel der Schülerinnen und Schüler in B‐Stadt geben an, mindestens einmal pro Woche oder Monat mit der Lernplattform in ihrer Schule zu arbeiten. 

21%

3% 3%8%

43%

16% 20%16%

14%

26%26% 22%

23%

55% 51% 54%

12%7%

2%7%

58%

31%

20%

24%

15%

29%

23%

25%

14%

33%

54%44%

0%

25%

50%

75%

100%

A (n=148) B (n=97) A (n=148) B (n=97) A (n=148) B (n=94) A (n=148) B (n=96)

... Arbeitsblätter und andere Dokumente, die die Lehrerinnen und Lehrer dort abgelegt 

haben, herunterzuladen

... selber etwas auf die Lernplattform zu laden (z.B. Hausaufgaben) 

... Hausaufgaben oder andere Dokumente 

meiner Mitschüler/innen 

herunterzuladen, um damit zu lernen  

... mit Mitschülern/innen zusammen an einer Aufgabe zu arbeiten (z.B. ein Referat)  

Nie

Selten

Manchmal

Häufig

19% 21%

25%39%

28%

17%

29% 23%

28%17%

46%

42%

17%

25%

9% 16%

0%

25%

50%

75%

100%

A (n=145) B (n=93) A (n=148) B (n=95)

... in der Schule (z.B. im Unterricht)   ... von Zuhause aus (z.B. für Hausaufgaben) 

NieSeltenManchmalHäufig

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4 Der Einsatz von Lernplattformen in der Schule 34

Zu Hause fällt die Nutzung der B‐Städter Schülerinnen und Schüler geringer aus (17%  „häufig“,  42%  „manchmal“). Mit  einer  asymptotischen  Signifikanz gegen Null ist dieser Unterschied durchaus im Sampling begründet und nicht zufällig. Der Unterschied der beiden Fallstudiengruppen  liegt  laut Datenbasis vor allem im Alter, was  die  Vermutung  nahe  legt,  dass  die  jüngeren  Schülerinnen  und Schüler  aus  B‐Stadt  noch  nicht  erfahren  genug  sind,  um  eine  Lernplattform selbstständig und ohne Anleitung von zu Hause aus zu nutzen.  

Beim  Blick  auf  die Unterrichtsfächer,  in  denen  Lernplattformen  aus  Sicht  der Schülerinnen und Schüler zum Einsatz kommen, wird deutlich, dass die Integra‐tion von Lernplattformen  in den meisten Fächern bislang nur eine sehr geringe Rolle spielt (vgl. Abbildung 13). 

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4 Der Einsatz von Lernplattformen in der Schule 35

Abbildung 13: Einsatz von Lernplattformen nach Unterrichtsfächern (Fallstudienbefragung

der Schülerinnen und Schüler)

    

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4 Der Einsatz von Lernplattformen in der Schule 36

Die beiden augenscheinlichen Ausnahmen  in den Fächern Deutsch und Fremd‐sprachen sind vermutlich ein Ergebnis der Verteilung der Fragebögen durch die Fachlehrkräfte, die als Ansprechpartner  für die Fallstudien agierten.  In A‐Stadt war  dies Herr  Schmidt,  der  u.a.  einen  Englischleistungskurs  unterrichtet. Dort geben  34  Prozent  der  befragten  Schülerinnen  an,  im  Fremdsprachenunterricht häufig und 31 Prozent manchmal mit Lernplattformen zu arbeiten. In B‐Stadt war die Kontaktperson Herr Ulmenbach, der u.a. das   Fach Deutsch unterrichtet. Das könnte erklären, warum 41 Prozent der befragten Schülerinnen und Schüler in B‐Stadt angeben,  in diesem Fach häufig mit der Lernplattform  ihrer Schule zu ar‐beiten und 36 Prozent manchmal.  

In der Fallstudienbefragung geben außerdem 59 Prozent der Schülerinnen und Schüler in B‐Stadt an, gerne mit der Lernplattform ihrer Schule zu arbeiten. In A‐Stadt sind dagegen nur 37 Prozent dieser Meinung, was auch mit dem Alter der Schülerinnen und  Schüler und der  scheinbar  größeren Affinität und Nähe mit bzw. zu den digitalen Medien auf Seiten der  jüngeren Lernenden zusammenzu‐hängen scheint. Daneben weist der  folgende Ausschnitt aus dem  Interview mit dem  Schulleiter  der Gesamtschule  in  B‐Stadt, Herr  Lachmann,  der Mathematik unterrichtet und  in seinem Unterricht auch mit  lo‐net² arbeitet, darauf hin, dass der  Einsatz  von  Lernplattformen  an  die  Schülerinnen  und  Schüler  veränderte Anforderungen stellt. 

 Lm: lo-net funktioniert nur dann gut wenn die Schüler eben

auch offen und ehrlichen Umgang damit haben (.) das heißt also wenn wir, was ich vorhin eben schon für die beruflichen Schulen, schon gesagt habe, diese Mitverantwortung muss da sein wenn sie individuelle Aufgaben da machen, dass die Schüler das dann auch ordnungsgemäß abarbeiten dabei (.) und nicht nur einfach abhaken als gearbeitet, sondern dass auch tatsächlich dann oder offen sind dafür das muss eben auch ein Stück Lernkultur sein, Probleme transportieren (.) nach meinen persönlichen Erfahrungen die ich aus dem eigenen Unterricht habe schaffen das so im Schnitt so ungefähr vierzig Prozent (.) Ja die das dann auch Feedback geben, entweder mir dann das ist ja bei lo-net noch drin das (manche mir dann)‘ne E-Mail geschickt haben oder was meistens Klassenarbeiten dann (.) dann auch abends dann gechattet wurde mit mir (.) ich krieg die Aufgabe nicht raus, was war denn das oder so (Interview Lachmann)

Die Arbeit mit Lernplattformen wie lo‐net² funktioniert demnach nur dann adä‐quat, wenn  die  Schülerinnen  und  Schüler  sich  damit  vertraut machen,  selbst‐ständig und eigenverantwortlich zu  lernen. Das setze z.B. voraus, dass die Ler‐nenden  gestellte  Aufgaben  auch  bearbeiten  und  nicht  lediglich  über  entspre‐chende Funktionen  (z.B.  ein Häkchen  in  einer Check‐Box  setzen)  signalisieren, dass sie die Aufgabe vermeintlich bearbeitet haben. Es kommt  in diesem Sinne zu einer Veränderung der Lernkultur, d.h. der Art und Weise wie die Schülerin‐nen  und  Schüler  lernen.  Implizit  setzt  das  auch  eine Veränderung  der Unter‐richtspraxis der Lehrkräfte  insofern voraus, dass gestellte Aufgaben nicht mehr primär als Hausaufgaben wahrgenommen werden, deren Anfertigung systema‐

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4 Der Einsatz von Lernplattformen in der Schule 37

tisch kontrolliert wird, sondern als Lernangebote, die den Lernenden helfen, be‐stimmte Lernziele  zu  erreichen. Über die  für  eine  solche  Praxis  erforderlichen Einstellungen bzw. Orientierungen verfügten laut Herrn Lachmann aber nur rund 40 Prozent der Lernenden. Nur diese  träten auch mit den Lehrkräften  in einen Dialog,  indem sie z.B. Fragen per E‐Mail an sie richten. Herr Lachmann  ist sogar offensichtlich noch  einen  Schritt weiter gegangen und hat  seinen  Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit  eingeräumt,  im Vorfeld von Klassenarbeiten mit ihm zu chatten, um auf diesem Wege Hilfe zu bestimmten Fragen zu bekommen. Gleichwohl stellt diese große Nähe des Lehrers zum Unterrichten mit den digita‐len Medien  die Relevanz  des Unterrichtens  unter  physisch Anwesenden  nicht außer Frage und es geht vielmehr darum, solche Phasen mit Perioden des eigen‐ständigen medienunterstützten Lernens zu verbinden. Zudem muss man sich in diesem  Zusammenhang  aber  darüber  bewusst  sein,  dass  die  Lernpraxis  der Schülerinnen und Schüler  in einer Art und Weise durch das Handeln der Lehr‐kräfte geprägt wird, die sich im Widerspruch zu Formen selbstgesteuertem Ler‐nens bewegt, wie Herr Lachmann an anderer Stelle ausführt (vgl. Kapitel 7.1). 

Herr Schmidt vom Gymnasium  in A‐Stadt hat  im Rahmen des Projektes u.a. mit den Schülerinnen und Schülern seines Englischleistungskurses mit Edunex gear‐beitet. Die  kurze  Gruppendiskussion mit  einem  Teil  dieser  Schülerinnen  und Schüler sowie den Lehrern Herrn Schmidt und Herrn Dübeler illustriert die vielfäl‐tigen Möglichkeiten des unterrichtlichen Lernplattformeinsatzes, obgleich dabei die  generellen Möglichkeiten  im Vordergrund  stehen, die  bisher  offensichtlich eher  innerhalb einer überschaubaren Gruppe erprobt wurden, sodass man noch nicht  von  etablierten  bzw.  weiter  verbreiteten  Lernpraxen  sprechen  kann.  So stellt Herr Schmidt den Lernenden z.B. Hausaufgaben, die sie bearbeiten und an‐schließend wieder in Edunex abspeichern.  

Im Kurs wurde  viel  in Gruppen  gearbeitet,  die  verschiedene  Themen  für  den Unterricht  aufbereiten mussten. Unter  anderem mussten die  Schülerinnen und Schüler verschiedene Texte lesen, Zusammenfassungen schreiben, Vokabellisten zu den Texten erstellen und alles über Edunex für den Lehrer und ihre Mitschü‐lerinnen und  ‐schüler zur Verfügung stellen. Der Schüler Avid stellt es als sehr positiv heraus, dass die verschiedenen Arbeitsergebnisse  letztlich allen Lernen‐den  gleichberechtigt  zur Verfügung  standen  und  für  die Klausurvorbereitung genutzt werden konnten. Seine Mitschülerin Britta ergänzt  im gleichen Zusam‐menhang, dass der Einsatz von Edunex die Gruppenarbeit „erleichtert“ habe, da die gesamten Arbeitsergebnisse  für alle Lernenden zugänglich waren. Die Ver‐einfachung von Lern‐ und Arbeitsprozessen hat mehrere Facetten, die nicht auf die Gruppenarbeit beschränkt sind. Erstens bieten die Arbeitsergebnisse anderer Lernender Orientierung für die eigene Arbeit dahingehend, wie viel man leisten muss und wie sich die eigene Arbeit zu der  ihrer Mitschülerinnen und  ‐schüler verhält.  In diesem Kontext kommen aber auch andere Kommunikationsmedien wie z.B. Messenger‐Software zum Einsatz:  

 

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4 Der Einsatz von Lernplattformen in der Schule 38

Am: Ich glaub man benutzt es vor allen Dingen für die Sicherheit, und fragt äh, ich glaub die häufigste Frage ist, was hast du alles gemacht

Em: └Ja, hab ich was vergessen Am: meinst du das reicht was ich, meinst es reicht, wenn ich

bis der Seite gelesen hab (Gruppe Lerche)

Insofern eröffnen die digitalen Medien den Lernenden neue Formen der Selbst‐vergewisserung bezüglich der  eigenen Arbeit. Nicht klären  lässt  sich an dieser Stelle,  ob  solche  Phänomene  dazu  führen,  dass  die  Schülerinnen  und  Schüler insgesamt weniger  leisten,  indem sie sich  in Richtung eines möglichst geringen Leistungsaufwands  orientieren,  oder  aber  ob  einzelne  eher umfangreiche Leis‐tungen  andere  Lernende  motivieren,  selber  mehr  zu  leisten.  Im  Kontext  der Gruppenarbeit deuten zumindest einzelne Hinweise der Lernenden darauf hin, dass die kollektive  Sichtbarkeit und Nachvollziehbarkeit von Arbeitsprozessen und deren Ergebnissen dazu führt, dass bei einigen ein erhöhtes Maß an Verant‐wortlichkeit entsteht, das dem Ergebnissen der Arbeitsprozesse zugutekommt. 

Die Nutzung von Edunex ermöglicht den Lernenden auch ein höheres Maß an Sicherheit und Strukturiertheit beim Umgang mit Arbeitsmaterialien. Es  ist vor allem Carolin, die diese Aspekte  in der Gruppendiskussion herausarbeitet. Auf die Frage, wie die Schülerinnen und Schüler Edunex  im Rahmen der Erstellung von Referaten nutzen, antwortet sie folgendermaßen:  

 Cf: Ja wie schon gesagt, eigentlich dann noch mal auf diese

ganzen Gruppenergebnisse, beispielsweise aus den Unterrichtseinheiten, zurückgreifen äh in Hinblick jetzt auf Vorbereitung für die Arbeiten und halt dann beispielsweise auch nochmals Hausaufgaben, also (.) man kann das halt eben noch mal ganz genau nutzen bevor man sich eben wirklich noch mal auf die Arbeiten vorbereitet, weil das halt alles noch mal so ersichtlich ist und alles noch mal wirklich geordnet ist, so diese ganzen Gruppenergebnisse (Gruppe Lerche)

Demnach erweist es sich als großer Vorteil, dass man über das LMS jederzeit auf alle  im  Kurs  entstandenen Materialien  zugreifen  kann,  um  sich  z.B.  auf  eine Klausur vorzubereiten. Aufgrund der Ablage der Materialien in einer verbindli‐chen Struktur erhöhen sich  im Sinne von „Ersichtlichkeit“ offenbar auch Trans‐parenz  und Überschaubarkeit der  abgelegten Unterlagen.  Im weiteren Verlauf der Gruppendiskussion greift sie das Thema abermals auf. 

 Cf: Man kann sich ja schon auf den Unterricht vorbereiten,

eben durch die angesprochenen Vokabellisten, Text, aber auch durch einen Zeitplan, der erstellt wird, wo man schon sieht was so in den nächsten Wochen abläuft (.) oder ähm (2) ja pff man kann (.) bezüglich Hausaufgaben sehr gut, man hat ‘ne zeitliche Planung, Übersicht, aber auch generell sehr geordnet, also was man wahrscheinlich, was viele vielleicht auch in Form von Zettelwirtschaft net so ganz hinbekommen würden (Gruppe Lerche)

 

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4 Der Einsatz von Lernplattformen in der Schule 39

Neben den bereitgestellten Materialien unterstützt die Bereitstellung eines Zeit‐plans  für  den Ablauf  des Kurses  ebenfalls  den  Lernprozess. Auf  diese Weise können die Schülerinnen und Schüler antizipieren, was sie im Verlauf des Kurses noch erwartet. Auch die Anfertigung von Hausaufgaben wird durch das Vorlie‐gen eines Zeitplans erleichtert. Dazu kommt, dass die für den Lernprozess benö‐tigten Informationen in einer Übersichtlichkeit und Ordnung vorliegen, wie man sie  der Vermutung  der  Schülerin  nach mit Hilfe  der  eigenen  Papier‐basierten Unterlagen nicht reproduzieren könnte.  

Prinzipiell  eröffnet  eine  online‐basiertes  Lernplattform  den  Schülerinnen  und Schülern auch mehr Flexibilität, da  ihnen die dort abgelegten  Informationen  je‐derzeit zugänglich sind und sie, entsprechende Kommunikationstools wie Mes‐senger‐Software vorausgesetzt, sich spontan auch außerhalb des Unterrichts ab‐stimmen können. Eine der Schülerinnen gibt  in diesem Kontext aber zu beden‐ken, dass die Aufgabenverteilung bei Gruppenarbeiten bisher normalerweise  in der Schule erfolgte und sich diese Praxis bewährt hat. Im gleichen Kontext wer‐den auch Termine ausgehandelt. Und wenn es doch noch einmal Kommunikati‐onsbedarf gibt, kann man auch miteinander telefonieren. 

Trotz der Vorteile, die die Schülerinnen und Schüler mit der Arbeit mit der Lern‐plattform  assoziieren,  zeigt  sich  in  dieser  Gruppe  eine  deutliche Abgrenzung gegenüber dem Handeln am Computer zu Gunsten der etablierten Arbeitspraxis mit Papier, wie wir sie auch in Stolpmann/Welling (2009) herausgearbeitet haben und wie sie auch durch Teile der Befragung der Schülerinnen und Schüler der Fallstudienschule bestätigt wird  (vgl. Kapitel  3).  Sie verweist  auf die ungebro‐chen hohe Relevanz der Materialität der Handlungspraxis  für das  Schülerhan‐deln. In der Gruppe Lerche adressiert zunächst Avid diese Thematik. 

 Am: Was vielleicht noch ein anderes Thema dazu ist, ähm ich

glaub wir haben jetzt ja mitbekommen, haben ja angefangen eben mit den Zetteln und jetzt so in der letzten Zeit so die letzten 3 Jahre kam dann die Technik dazu, ich glaub wenn das jetzt, wenn man mit der jungen Jahrgangsstufe anfängt, äh die viel mehr mit dem Computer zu beschäftigen oder viel mehr ranzuführen, fällt es den vielleicht auch leichter, weil mir persönlich fällt es leichter ‘n Zettel vorzuhaben und dann eben zu unterstreichen und äh meine Kladde daneben zu setzen und Zusammenfassung zu schreiben, als dass ich die dann auf dem Computer noch mal äh, also ich les gerne die Sachen dann nochmal auf dem Computer nach, aber ich brauch auch ein Zettel oder den Ausdruck vielleicht nochmal an dem ich, auf dem ich rumkritzeln kann (Gruppe Lerche)

Der Schüler weist darauf hin, dass man „mit den Zetteln“ angefangen habe, ge‐meint ist höchst wahrscheinlich das Arbeiten mit Papier in seinen unterschiedli‐chen Formen wie z.B. Arbeitsblätter oder eigene Notizen. Seit  rund drei  Jahren sei nun „die Technik“ hinzugekommen, die stellvertretend für die zunehmende Integration der digitalen Medien in den Unterricht steht. Er vermutet, dass es für ihn aber einfacher sei, gemeinsam mit auf Papier reproduzierten  Informationen und einem Notizheft zu arbeiten, in das er die Ergebnisse seiner Arbeit schreiben 

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kann. Das Arbeiten mit dem Computer ist dagegen aufwändiger, d.h. diese Form der  Arbeit  eröffnet  keine  positiven  Rationalisierungseffekte  für  den  Schüler. Selbst wenn er mit dem Computer arbeitet,  ist es wichtig, dass er das Ergebnis der Arbeit ausdrucken und mit Hilfe eines Stiftes bearbeiten kann. Gleichwohl ist Avids Wahrnehmung von  latenter Unsicherheit begleitet  („vielleicht“), was  auf die insgesamt hohe Nähe des Schülers zu den digitalen Medien zurückzuführen ist.  Im Gegensatz zu seiner eigenen Praxis geht er davon aus, dass es  jüngeren Schülerinnen und Schülern leichter fällt mit den digitalen Medien im Unterricht zu arbeiten, wenn in der Schule frühzeitig begonnen wird, mit den digitalen Me‐dien zu arbeiten. Das würde aber gleichzeitig auch eine intensivere Praxis erfor‐dern. Sein Mitschüler Erik argumentiert ganz ähnlich.  Em: Aber ich glaube das ist schon ein wichtiger Punkt äh

Textarbeit auf dem Bildschirm, das nicht derart möglich wie man das sonst auf dem Papier eben gewohnt ist, man hat wirklich ja, es ist nicht nur eben weniger anstrengend eben auf ‘nem Blatt zu lesen, sondern man hat auch die Möglichkeit, viel freier zu markieren, den Text besser zu strukturieren und man kann sich selbst Gedanken reinschreiben, ich glaub auch nicht, dass es helfen würde wenn man diese Option ‘nem Programm zufügen würde, weil’s einfach nicht so intuitiv ist wie, wenn ich meinen Stift nehme und einfach zwischen den Zeilen reinkritzel, was ich mir gerade gedacht hab deswegen ähm, da denk ich nicht, dass (.......) internetbasierte Anwendungen helfen könnte (Gruppe Lerche)

Für Erik ist es von hoher Bedeutung, dass man Texte am Computer nicht in der Art und Weise bearbeiten kann, wie  es die Lernenden von der Arbeit mit  auf Papier gedruckten Informationen gewöhnt sind. Die letztere Form der Textarbeit bietet aus der Sicht des Schülers drei Vorteile: Erstens sei es weniger beschwer‐lich und mühevoll, etwas von einem Blatt statt vom Monitor abzulesen. Zweitens habe man mehr Möglichkeiten den Text zu bearbeiten, in dem man ihn mit Hilfe von Linien, Anmerkungen o.ä. strukturieren kann. Drittens könne man auch sei‐ne eigenen Überlegungen zu dem Text sofort mit Hilfe eines Stiftes auf dem Pa‐pier, auf dem auch der Text gedruckt  ist,  festhalten. Erik  ist bewusst, dass man die beschriebenen Praxen auch in ein Programm zur Textbearbeitung integrieren könnte. Solche Praxen seien aber schlichtweg weniger intuitiv. Anders gewendet, handelt es sich bei den beschriebenen etablierten Arbeitsweisen um inkorporierte Praxen. Dazu kommt, dass die Arbeit mit  Stift und Papier weniger vorausset‐zungsreich ist, als die Arbeit mit den digitalen Medien. Den Stift muss man ledig‐lich in die Hand nehmen und kann umgehend mit der Arbeit beginnen, um z.B. spontan einen Gedanken festzuhalten. Letztlich ist es für ihn nicht vorstellbar mit Hilfe der digitalen Medien ähnlich zu handeln. 

Vor dem Hintergrund der beschriebenen Situation weisen die Schülerinnen und Schüler außerdem darauf hin, dass es  sinnvoll wäre, wesentlich  früher mit der Arbeit mit  Lernplattformen  zu  beginnen,  damit  sie  sich  daran  gewöhnen  und korrespondierende Handlungspraxen  entwickeln  und  routinisieren  können.  In die  gleiche  Richtung  argumentiert  auch  Herr  Müller,  einer  der  Edunex‐Koordinatoren. Während  seine  Schülerinnen  und  Schüler  der  5.  und  6. Klasse 

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z.B.  selbstständig  zuhause mit Edunex  arbeiten würden,  erweise  sich die Nut‐zung bei den älteren Lernenden als schwieriger, da sie zum einen nicht gewöhnt seien, mit Lernplattformen  zu  arbeiten und  zum  anderen  auch weniger Erfah‐rung mit Selbstlernprozessen besäßen. Herr Dübeler vom Gymnasium  in A‐Stadt arbeitet auch  in der 5. und 6. Klasse mit Edunex. Viele seiner Schülerinnen und Schüler  hätten  sich  Edunex  u.a.  als  Kommunikationsmedium  angeeignet  und nutzen die dort gegebenen Möglichkeiten, um mit Herrn Dübeler zu kommunizie‐ren. Der Nutzung  käme  dabei  entgegen,  dass  er  bezüglich  der  Funktionalität Analogien zu bei den Schülerinnen und Schülern bereits populären Angeboten wie dem sozialen Netzwerk schuelerVZ feststellen kann, die die Aneignung von Edunex offenbar unterstützt haben.  

Insgesamt wird deutlich, dass die Nutzung von Lernplattformen durch Schüle‐rinnen und Schüler das Potenzial birgt, die Unterrichts‐ und Lernpraxis positiv zu verändern. Viele dieser Praxen sind aber gleichzeitig hoch ambivalent, d.h. sie können auch ins Gegenteil umschlagen und Lernprozesse beeinträchtigen. Dazu kommt die ungebrochen hohe Relevanz der materiellen Anteile der Handlungs‐praxis, die das Ausmaß des Medienhandelns nicht unbeträchtlich einzuschrän‐ken vermögen. 

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5 Technische Voraussetzungen für den Einsatz von Lernplattformen

Eine  funktionierende, allzeit verfügbare  technische  Infrastruktur stellt eine not‐wendige Voraussetzung für den erfolgreichen schulischen Einsatz von Lernplatt‐formen dar. Auf die Frage, ob sie es begrüßen würden, wenn sie einen Großteil ihrer Unterlagen nicht mehr  in physischer Form  in die Schule  tragen müssten, sondern mittels einer Lernplattform darauf zugreifen könnten, stehen die techni‐schen  Anforderungen  im  Sinne  einer  unbedingten  Systemzuverlässigkeit  im Zentrum der Auseinandersetzung der Schülerinnen und Schüler. Das gilt sowohl für den Zugang zu den digitalen Medien  in der Schule als auch  im häuslichen Bereich. Wir  thematisieren  in diesem Abschnitt auch spezifische  technische As‐pekte der Nutzung von Edunex.   

5.1 Der Zugang zu den digitalen Medien in der Schule

Der Zugang zu den digitalen Medien  in der Schule  ist zunächst einmal an die Qualität  der  vorhandenen  IT‐Infrastruktur  gebunden.  Der  fehlende  Zugang scheint nur in wenigen Fällen den Ausschlag für die geringe Nutzung zu geben: Nach  Einschätzung  der  IT‐Beauftragten  sowie  der  Lehrkräfte  sind  Computer‐räume und mobile Präsentationseinheiten an den Schulen häufig vorhanden.  In 18 Prozent der Fälle sind die Computerräume nach Angaben der Lehrkräfte frei zugänglich,  in weiteren 78 Prozent nach vorheriger Absprache  (vgl. Abbildung 14). Die Angaben der IT‐Beauftragten (n=82) weichen davon geringfügig ab. Ihrer Einschätzung nach sind die Computerräume zu etwa 30 Prozent frei zugänglich und zu 67 Prozent nach vorheriger Absprache.  

Abbildung 14: IT-Zugangsmöglichkeiten (schulweite Befragung der Lehrkräfte)

 Diese Unterschiede  in den Angaben  fallen beim Zugang zu mobilen Präsentati‐onseinheiten wesentlich geringer aus, hier geben 18 Prozent der Lehrkräfte und 20 Prozent der IT‐Beauftragten (n=78) an, dass die Schülerinnen und Schüler frei‐en Zugang zu den mobilen Präsentationseinheiten haben, Zugang nach Abspra‐che  ist  in  76  Prozent  (Angabe  Lehrkräfte),  bzw.  66  Prozent  (Angabe  IT‐Beauftragten) der Fälle möglich. Notebook‐Klassensätze scheinen in vielen Schu‐len nicht vorhanden zu sein. Dies geben knapp 49 Prozent der Lehrkräfte und 40 

11,4

45,3

18,4

7,8

18,1

18,3

62,1

37,2

76,5

36,4

78,3

30,5

9,1

5,1

6,2

2,9

18,3

17,4

12,4

3,7

49,6

32,8

0% 20% 40% 60% 80% 100%

Interaktive Whiteboards (n=132)

weitere Computerarbeitsplätze (n=137)

Mobile Präsentationseinheiten (n=136)

Notebook‐Klassensätze (n=129)

Rechner in Computerräumen (n=138)

Rechner im eigenen Klassen‐/Fachraum (n=131)

jederzeit Zugang im Unterricht Zugang nur nach Anmeldung/Absprache

kein Zugang in unserer Schule nicht vorhanden

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Prozent der IT‐Beauftragten (n=77) an. Hinzu kommt, dass sie, wenn sie vorhan‐den  sind,  für weitere  sechs  Prozent  nicht  zugänglich  sind  (Angabe  Lehrkräfte und IT‐Beauftragten). Interactive Whiteboards hingegen sind in den meisten Fäl‐len  (Lehrkräfte:  73%,  IT‐Beauftragten  (n=81):  79%)  frei  oder  nach  Absprache nutzbar.4 

Die Schülerinnen und Schüler der beiden Fallstudien geben außerdem an, dass ihnen außerhalb des Unterrichts, also z.B. in den Pausen oder Freistunden Com‐puter außerhalb von Klassenräumen zur Verfügung stehen, die sie benutzen dür‐fen  (99%  in A‐Stadt, 90%  in B‐Stadt).  In A‐Stadt machen viele Schülerinnen und Schüler von dieser Möglichkeit Gebrauch. Über  zwei Drittel von  ihnen nutzen die Computer mindestens manchmal, um in ihrer freien Zeit etwas für die Schule zu tun. Etwa die Hälfte erledigt auch Privates. In B‐Stadt ist die Nutzung hinge‐gen weniger verbreitet, wobei die  schulische und private Nutzung etwa gleich verteilt  sind.  33  Prozent  der  Schülerinnen  und  Schüler  erledigen  zumindest manchmal etwas für die Schule an den öffentlichen Computern und 30 Prozent machen etwas, das nichts mit Schule zu tun hat (vgl. Abbildung 15). 

Abbildung 15: Computernutzung von Schülerinnen und Schülern während der Freistunden

oder Pausen (Fallstudienbefragung der Schülerinnen und Schüler)

 Das Gymnasium  in A‐Stadt verfügt über mindestens zwei Computerräume, die an  eine  umfangreiche Mediothek  angeschlossen  sind,  die  außerdem  noch mit acht weiteren Internetarbeitsplätzen ausgestattet ist. Die Mediothek wurde expli‐zit u.a. als Ort des selbstständigen Lernens geschaffen. Darüber hinaus können                                                       4  Die Abweichungen  der Angaben  der Administratorinnen  und Administratoren  zu 

den Angaben der Lehrkräfte lassen sich durch die geringe Rücklaufzahl der Fragebö‐gen der Lehrkräfte erklären. Die Zusammensetzung der befragten Lehrkräfte kann so schwerpunktmäßig aus anderen Schulen erfolgt sein als die der Administratorinnen und Administratoren.  

 

26%19%

46%

34%

20%

24%

7%23%

6% 11%

27% 19%

35%

25%

31%45%

0%

25%

50%

75%

100%

A (n=148) B (n=93) A (n=143) B (n=95)

Ich gehe in Pausen oder Freistunden an diese Computer und mache 

etwas für die Schule

Ich gehe in Pausen oder Freistunden an diese Computer und mache 

etwas, was nichts mit Schule zu tun hat 

Nie

Selten

Manchmal

Häufig

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dort Schülerinnen und Schüler aus dem Unterricht heraus gegebene Arbeitsauf‐träge erfüllen, ohne dass der Unterricht dafür unterbrochen werden müsste. Fünf Fachräume wurden außerdem bereits mit IWBs ausgestattet. Die Schule verfügt auch über einen W‐LAN‐Zugang.  

Die Zugangs‐ und Ausstattungssituation der Gesamtschule in B‐Stadt hat sich im Zuge eines vor rund fünf Jahren begonnenen Umbaus der Schule erheblich ver‐bessert, da dabei  vom  Schulträger  auf die Verbesserung der EDV‐Ausstattung der  Schule besonderer Wert gelegt wurde. Die  Schule verfügt  jetzt nicht mehr nur über Computerräume (zwei Stück mit jeweils 15 Rechnerarbeitsplätzen) son‐dern, und das  ist  in dieser Form besonders, über ein Lernzentrum mit  rund 50 Arbeitsplätzen,  das  ebenfalls  im  Rahmen  des Umbaus  geschaffen wurde  und ähnlich  konzeptioniert  ist wie die Mediothek des Gymnasiums  in A‐Stadt. Bei den meisten Computern handelt  es  sich um gebrauchte, durch die Schulträger generalüberholte  Geräte.  Trotz  anfänglicher  Bedenken  der  Schulleitung  habe man mit diesen Geräten aber überwiegend positive Erfahrungen gemacht. Es sei z.B. ein Vorteil, dass sie  im Bedarfsfall sehr schnell durch den Schulträger ausge‐tauscht werden können, da Ersatz relativ leicht zu beschaffen ist. Die Schule be‐sitzt außerdem rund 20 IWBs, die vor allem in den naturwissenschaftlichen Fach‐räumen angebracht wurden und eingesetzt werden. Die Lehrkräfte können au‐ßerdem auf zwei Notebook‐Wagen mit  jeweils 15 Geräten zurückgreifen. Dazu kommen Computer  im Bereich der Sozialarbeit  sowie ein Lehrervorbereitungs‐raum mit sechs Rechnern.  

Eine Herausforderung, die in den Fallstudien immer wieder angesprochen wird, ist die Vereinfachung des für die Nutzung der verschiedenen schulischen Infor‐mations‐ und Kommunikationssysteme erforderlichen Logins. Mehrfach wurde in diesem Kontext beklagt, dass es umständlich  sei,  sich  immer wieder an ver‐schiedenen  Systemen  anmelden  zu  müssen.  Dieses  Problem  ließe  sich  lösen, wenn die  in der  Schule genutzten  Informations‐ und Kommunikationssysteme von  jedem beliebigen Ort mit Hilfe  eines  einheitlichen Logins  genutzt werden könnten (Single‐Sign‐On).  

Für die medientechnische Ausstattung der Schulen sind die Schulträger zustän‐dig. Die Erfahrungen der Schulen sind unterschiedlich. Während sich z.B. Herr Lachmann und Herr Ulmenbach von der Gesamtschule  in B‐Stadt  sehr zufrieden mit  dem  Engagement  des  Schulträgers  zeigen  („Kompliment,  das  hat  er  dann doch sehr gut gemacht“), sehen Herr Dübler und Herr Schmidt das Engagement des  Schulträgers  in A‐Stadt  kritisch  und  vermissen  ein  ausreichendes  Engage‐ment, die Medienintegration nachhaltig zu unterstützen. Der Schulleiter der glei‐chen Schule  ist mit den Bemühungen des Schulträgers um die Ausstattung der Schule mit  digitalen Medien  durchaus  zufrieden,  sodass  anhand  dieser  Stelle auch die Differenz der verschiedenen Ansichten entlang der subjektiven Wahr‐nehmung deutlich wird.  

Für  die Arbeit mit  onlinebasierten  Lernplattformen wie  Edunex  ist  eine mög‐lichst breitbandige und maximal zuverlässige Internetanbindung unverzichtbar. Diese Voraussetzung scheint längst nicht an allen Schulen gegeben zu sein. Herr Ulmenbach von der Gesamtschule  in B‐Stadt berichtet z.B., dass das  Internet an 

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der Schule gelegentlich ausfalle. Mit der anhaltenden Durchdringung der Schule mit digitalen Medien erweist sich dieser Aspekt als  immer kritischer. Auch die Arbeit mit  den  IWBs  kann  ihr  volles  Potenzial  nur mit  einem  zuverlässigen Netzzugang entfalten. Einer der Edunex‐Koordinatoren berichtet ebenfalls, dass an vielen Schulen  seines Kreises die Qualität des  Internetzugangs nicht ausrei‐che, um einen permanenten und verzögerungsfreien Zugang zu Edunex zu ge‐währleisten. 

Damit Lernplattformen von möglichst vielen Lehrkräften akzeptiert und genutzt werden,  ist  es  essentiell,  dass  das  Auftreten  technischer  Probleme  vermieden bzw.  auf  ein Minimum  reduziert wird. Die  im Rahmen  der  Projektevaluation geführten  Interviews  und Gruppendiskussionen  deuten  allerdings  darauf  hin, dass die Usability der Lernplattform verbesserbar ist und dass insbesondere die Einführungsphase von Edunex von nicht unerheblichen  technischen Problemen begleitet wurde, wie insbesondere was die Benutzerverwaltung betrifft.  

So war es z.B. offensichtlich nicht möglich, Daten aus der LUSD5  in Edunex zu exportieren und auf diese Weise das Anlegen und Verwalten der Benutzerinnen und Benutzer  zu  erleichtern. Herr Ulmenbach  von der Gesamtschule  in B‐Stadt berichtet z.B., dass man zu Beginn des Projektes erhebliche Schwierigkeiten ge‐habt habe,  Schülerinnen und  Schüler  sowie Lehrkräfte  als Benutzerinnen bzw. Benutzer anzulegen bzw. unklar gewesen  sei, wie man  sie am effizientesten  in Edunex einpflegt. T‐Systems habe  leider sehr  lange gebraucht, um diese Fragen zu klären, sodass viele der beteiligten Lehrkräfte relativ rasch zu einer negativen Beurteilung  von  Edunex  kamen.  Aus  der  Gruppe  der  Edunex‐Koordinatoren wird  in diesem Kontext kritisiert, dass  sich von Seiten des Kultusministeriums häufig nicht energisch genug  für die Beseitigung von Fehler oder Beeinträchti‐gungen von Edunex eingesetzt wurde. In anderen Fällen erwies es sich als prob‐lematisch, dass an einigen Schulen Software nicht mehr  lokal  installiert werden kann. So benötigten einige Schulen zu Beginn des Projektes zum Beispiel die ak‐tuellste Version von Flash Player um Edunex vollständig darstellen und bedie‐nen  zu können. Die Reaktionszeiten  auf  Seiten des  Schulträgers  führten offen‐sichtlich  in einigen Fällen zu nicht unerheblichen Verzögerungen. Die verschie‐denen negativen Erfahrungen haben dann  in einigen Fällen mit dazu beigetra‐gen, dass sich viele Lehrkräfte nicht mehr an dem Projekt beteiligt haben.  

 Um: [...] diese Erfahrungen waren (2) insofern mit

Fragezeichen behaftet, äh, das die beteiligten Lehrer sehr schnell gesagt haben, das System ist, unhandlicher und unbequemer, ist nicht so komfortabel wie lo-net, und von daher geriet es dann schnell einfach auf die Schiene, dass man gesagt hat, ja, wir haben die Erfahrung gesammelt, aber es hat uns nicht allzu viel gebracht (.) (Interview Ulmenbach)

                                                      5   Die Lehrer‐ und Schülerdatenbank  (LUSD)  ist das zentrale Schulverwaltungssystem 

des  Hessischen  Kultusministeriums,  das  verpflichtend  in  allen  Schulen  eingesetzt wird. Schnittstellen zu anderen Systemen sind u.a. aus Datenschutzgründen bislang nur eingeschränkt verfügbar. 

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Der Erzählung von Herrn Ulmenbach zu folge, konnte sich Edunex aufgrund der angesprochenen  technischen  Schwierigkeiten  bei  den  Lehrkräften  der Gesamt‐schule gegenüber lo‐net² nicht durchsetzen, da die Nutzung wesentlich aufwän‐diger und unkomfortabler war, sodass ein möglicher Umstieg gar nachteilig für das Kollegium gewesen wäre. Damit war für die Lehrkräfte nach relativ kurzer Zeit klar, dass sie lo‐net² nicht zu Gunsten von Edunex absetzen würden. Es wird deutlich, dass ein neues LMS, um in einer Schule auf breiter Basis gegen das bis‐her genutzte System ersetzt zu werden, nicht nur deutliche Vorteile bieten muss, sondern diese Vorteile bereits nach kürzester Zeit  für alle Beteiligten erkennbar werden müssen.  

Herr  Schmidt,  einer  der  Lehrer  am  Gymnasium  in  A‐Stadt  und  Edunex‐Koordinator kritisiert die Gestaltung der Oberfläche der Lernplattform und be‐zeichnet  sie  als  „wirklich  stark  gewöhnungsbedürftig“.  Es  sei  eine  erhebliche Einarbeitungszeit erforderlich, um mit dem System arbeiten zu können. Doreen, eine seiner Schülerinnen argumentiert ganz ähnlich und bemängelt, dass es un‐gewöhnlich schwierig sei, sich eigenständig in die Benutzung des LMS einzuar‐beiten. Nur durch die Hilfe von Herrn Schmidt, der ein bis zwei Unterrichtsein‐heiten aufgewendet hat, um die Schülerinnen und Schüler mit der Plattform ver‐traut zu machen, sei es ihr gelungen, mit Edunex zu arbeiten. Nachdem sie diese Hürde genommen hat, kann sie die Lernplattform selbstverständlich zufrieden‐stellend für ihre Arbeit einsetzen („ist es natürlich gut zu nutzen“). Herr Schmidt gibt auch zu bedenken, dass man Edunex, um damit mit  jüngeren Schülerinnen und  Schülern  arbeiten  zu  können,  die  Bedienung  der  Lernplattform  erheblich vereinfachen müsste, da sie ansonsten schlichtweg überfordert wären. 

5.2 Der Zugang zu den digitalen Medien im häuslichen Bereich

Um die Vorteile von E‐Learning  im Allgemeinen und die der Arbeit mit Lern‐plattformen im Speziellen voll nutzen zu können, ist es wichtig, dass die Lernen‐den auch außerhalb der Schule Zugang zu den digitalen Medien haben. Für die Arbeit mit einem LMS ist ein ausreichend breitbandiger Internetzugang z.B. un‐verzichtbar.  Es  kann  nicht  davon  ausgegangen werden,  dass  diese Vorausset‐zungen  in  jedem  Fall  gegeben  sind. Herr Dübeler  vom Gymnasium  in A‐Stadt weist z.B. darauf hin, dass die Schule ein sehr großes, über weite Strecken länd‐lich  geprägtes  Einzugsgebiet  habe,  und  es  dort  u.a.  keinen  flächendeckenden DSL‐Zugang gebe. Eine Schülerin aus dem Englischkurs von Herrn Schmidt gibt z.B. zu bedenken, dass sie zuhause keinen Zugang zu DSL habe. Ein Schüler der gleichen Schule berichtet, dass er zuhause zwar DSL für den Internetzugang nut‐zen könne, die Übertragungsgeschwindigkeit aber viel zu langsam sei, um damit angemessen arbeiten zu können. Es kann auch nicht vorausgesetzt werden, dass alle Schülerinnen und Schüler zuhause einen Computer nutzen können, obgleich das für immer weniger ein Problem zu sein scheint. Laut Herrn Dübeler von der‐selben  Schule  scheinen  z.B.  inzwischen  die meisten  Schülerinnen  und  Schüler auch zu Hause einen Computer nutzen zu können. So hätten z.B. nur zwei von rund  150  Schülerinnen  und  Schüler der  fünften  und  sechsten Klasse, die Herr Dübeler  in  den  letzten  Jahren  unterrichtet  hat,  zuhause  keinen  Zugang  zum Computer gehabt.  

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Dies spiegelt sich auch in der Fallstudienbefragung der Eltern wieder. 68 Prozent der Eltern in A‐Stadt geben an, dass ihr Kind einen eigenen Computer inklusive Internetanschluss  im  Zimmer  hat. Auch  in  B‐Stadt  haben  rund  die Hälfte  der Schülerinnen  und  Schüler  einen  eigenen Computer. Allerdings  verfügen  nicht alle  über  einen  eigenen  Internetanschluss  (vgl.  Tabelle  5). Darüber  hinaus  be‐grenzen über drei Viertel der B‐Städter Eltern die Zeit, die ihre Kinder am Com‐puter verbringen dürfen,  in A‐Stadt  tun dies nur 38 Prozent. Die Mehrheit der Haushalte in beiden Städten (83%), besitzt zudem einen Computer mit Internet‐anschluss, der von den Kindern mitbenutzt werden darf. Der Internetzugang mit Mobiltelefonen ist noch nicht für viele Schülerinnen und Schüler ein Thema. In B‐Stadt können zehn Prozent der Lernenden auch mit  ihrem Handy das  Internet nutzen und in A‐Stadt sind es 26 Prozent. 

Tabelle 5: Technische Ausstattung und Zugang zuhause (Fallstudienbefragung der Eltern

Schule Ja Mein Kind hat einen eigenen Computer in seinem Zimmer. A (n=73) 68,5 %

B (n=80) 51,3 %

Mein Kind hat einen eigenen Internetzugang. A (n=72) 68,1 %

B (n=80) 43,8 %

Ich begrenze die Zeit, die mein Kind am Computer verbrin-gen darf.

A (n=73) 38,4 %

B (n=80) 78,8 %

Ich besitze einen Computer mit Internetzugang, den mein Kind mitbenutzen darf.

A (n=73) 83,6 %

B (n=80) 83,8 %

Mein Kind kann das Internet mit seinem Handy benutzen. A (n=72) 26,4 %

B (n=79) 10,1 %

Die Eltern in A‐Stadt zeigen sich deutlich offener als in B‐Stadt was die Compu‐ter‐ und  Internetnutzung  zuhause  angeht.  Ihre Kinder  sind besser  ausgestattet und haben mehr Freiheiten in der Nutzung, was damit zusammenhängen könn‐te, dass die befragten Schülerinnen und Schüler in A‐Stadt deutlich älter sind als die  in B‐Stadt. Auch aus der Befragung der Schülerinnen und Schüler geht her‐vor, dass diejenigen aus A‐Stadt zuhause technisch besser ausgestattet sind. Über die Hälfte besitzt einen eigenen Computer mit Monitor, 47 Prozent   einen eige‐nen Laptop oder ein vergleichbares Gerät (vgl. Tabelle 6).     

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Tabelle 6: Technische Ausstattung und Zugang zuhause (Fallstudienbefragung der Eltern)

Habe ich selbst Muss ich mit Geschwis-

tern oder Eltern teilen

Habe ich nicht

Computer mit Moni-tor

A (n=142) 55,6 % 35,2 % 9,2 %

B (n=94) 24,5 % 60,6 % 14,9 %

Laptop, Notebook oder Netbook

A (n=146) 47,3 % 17,1 % 35,6 %

B (n=95) 41,8 % 27,6 % 30,6 %

Internetanschluss A (n=147) 55,8 % 42,9 % 1,4 %

B (n=99) 39,4 % 58,6 % 2,0 %

E-Mail Adresse A (n=149) 98,7 % 0,6 % 0,7 %

B (n=98) 88,8 % 8,2 % 3 %

Handy A (n=149) 98,7 % 0,65 % 0,65 %

B (n=99) 92,9 % 1,0 % 6,0 %

In B‐Stadt besitzen hingegen nur 24 Prozent einen eigenen Computer mit Moni‐tor, weitere 60 Prozent können  jedoch den  ihrer Eltern oder Geschwister mitbe‐nutzen.  41 Prozent haben  ein  eigenes Notebook  o.ä.  Fast  alle  –  bis  auf  jeweils zwei  Schülerinnen und Schüler  je Fallstudie  – verfügen über  einen  Internetan‐schluss. Somit steht der Kommunikation mit E‐Mail bei den meisten auch nichts im Wege. 88 Prozent (B‐Stadt) bis 99 Prozent (A‐Stadt) der befragten Schülerinnen und Schüler besitzen eine eigene E‐Mail‐Adresse. Ein eigenes Mobiltelefons be‐sitzen 98 Prozent der Schülerinnen und Schüler aus A‐Stadt und 93 Prozent  der‐jenigen aus B‐Stadt. 

Computer – wenn vorhanden – werden von den Schülerinnen und Schülern zu‐hause von beiden Gruppen häufig genutzt, um etwas für die Schule „herauszu‐suchen“ – in A‐Stadt mit 82 Prozent wesentlich häufiger als in B‐Stadt mit 53 Pro‐zent. Wikipedia ist dabei eine beliebte Anlaufstelle (vgl. Abbildung 16). 

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Abbildung 16: Computer- und Internetnutzung zu Hause (Fallstudienbefragung der Schüle-

rinnen und Schüler)

 

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Weniger häufig finden der Einsatz von Lernsoftware, der Download von fertigen Referaten, gemeinsame Projektarbeit mit anderen Schülern oder der Download von  in  der  Schule  erstellten  Dateien  statt.  Hausaufgaben  bearbeiten  fast  alle Schülerinnen und  Schüler  in A‐Stadt  zumindest manchmal  am Computer. Nur drei Prozent nutzen den Computer selten oder nie dazu.  

Insgesamt ist die Intensität der Nutzung von Computer und Internet zuhause in A‐Stadt  etwas  stärker. Dies  kann  aber wiederum  durch  das  höhere Alter  der Schülerinnen und Schüler begründet werden, da die Aufgaben, die mit Hilfe von Computer und Internet erledigt werden auch einem höheren Grad der Selbstän‐digkeit beim Lernen („Inhalte heraussuchen“) voraussetzen. 

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6 Technische und medienpädagogische Unterstützung Die Unterstützung der Schulen und der Lehrkräfte  in  ihrer täglichen Arbeit mit digitalen Medien  lässt  sich grundsätzlich  in  interne und  externe Aufgaben  auf der  einen  Seite  und  technischen  Support  und  pädagogische Angebote  auf  der anderen Seite unterteilen.  

Tabelle 7: Differenzierung der technischen und (medien-)pädagogischen Unterstützung

(Quelle: Breiter et al. 2010: 184)

Intern Extern

Technisch Systembetreuer/in, Administra-tor/innen, Schüler-AG, Werkstu-dent/innen

Techniker/in beim Schulträger, beauftragte Unternehmen, kommu-nale bzw. Landesdienstleister

Pädagogisch Medienbeauftragte, IT-Koordinator/innen

Medienzentren, Kompetenzteams

Pädagogische  und  technische Unterstützungsaufgaben  lassen  sich  aber  häufig nur schwer voneinander trennen, zumal es sich auch um die aufbauorganisatori‐sche Trennung zwischen inneren und äußeren Schulangelegenheiten handelt. So entpuppen  sich  technische Probleme  schnell  als pädagogische und umgekehrt, beispielsweise wenn die  Frage nach dem Zugang  zur Lernplattform  eigentlich mit der Frage nach einem sinnvollen Einsatz im Unterricht verbunden ist. Tech‐nische  und  pädagogische Angebote  sollten  daher  eng miteinander  verbunden sein (z.B. Breiter 2001, Breiter/Plehnert 2000). Nach Auskunft der Schulleitungs‐mitglieder  stehen an allen Schulen Ansprechpartnerinnen oder  ‐partner  für die technische und medienpädagogische Unterstützung bereit (vgl. Tabelle 8).  

Tabelle 8: Betreuungspersonal an den Schulen (Umfrage unter den Schulleitern)

Aufgabenbereich Vorhanden (intern oder extern) Nicht vorhanden

Medienpädagogische Unterstützung (n=47) 93% 7%

Technische Unterstützung (n=47) 96% 4%

In 82 Prozent der Schulen  sind  sogar zwei oder mehr Ansprechpartner  für die medienpädagogische Unterstützung vorhanden,  in 87 Prozent der Schulen gibt es mehr  als  einen Ansprechpartner  für  den  technischen  Support. Der  interne Support deckt den überwiegenden Teil der Unterstützung sowohl medienpäda‐gogischer als auch  technischer Art ab. Die Lehrkräfte, die  für den Support ver‐antwortlich zeichnen, erhalten überwiegend keine bis zwei Ermäßigungsstunden für ihre Arbeit. Letzteres gilt insbesondere für die spontane Unterstützung durch Kolleginnen und Kollegen, die über ein Drittel der Unterstützung ausmacht.  

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Abbildung 17: Erster Anspruchspartner bei Problemen mit Lernplattformen (Umfrage Lehr-

kräfte, n=129)

 Spezifische Unterstützung bei der Arbeit mit Edunex wurde im Projekt durch die Edunex‐Koordinatoren  und  Mitarbeiterinnen  und  Mitarbeiter  von  T‐Systems geleistet. Dabei wurde deutlich, dass zwei Phasen  im Projekt zu unterscheiden sind: Phase 1 fokussierte auf die technische Bereitstellung der Plattform und Pha‐se  2  auf  den  laufenden  Betrieb  und  die  kontinuierliche Verbesserung. Die  IT‐Administratorinnen  und  ‐administratoren  bewerten  diesen Aspekt  des  techni‐schen Supports während der beiden Projektphasen sehr unterschiedlich:  

In der ersten Projektphase erhalten sowohl die Koordinatoren als auch T‐Systems  die  insgesamt  schlechtesten Noten  (2,8  bei  den Koordinatoren und 3,1 bei T‐Systems). 

In der  zweiten Projektphase wurde der  Support  als  besser  empfunden. Die Koordinatoren erhielten hier die Note 2 und T‐Systems wurde mit 2,2 bewertet.  

Am besten bewertet werden insgesamt bei beiden die Freundlichkeit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (1,4 bei den Koordinatoren und 1,6 bei T‐Systems), sowie deren Kompetenz  (1,6 bei den Koordinatoren und 1,9 bei T‐Systems). 

Neben  der  Gesamtbewertung  der  beiden  Projektphasen  wird  die  Lö‐sungsqualität am schlechtesten bewertet (2,3 bei den Koordinatoren und 2,9 bei T‐Systems). 

Erreichbarkeit, Reaktionszeit und Wiederherstellungszeit  liegen  im mitt‐leren Bereich der Bewertungen (1,6 bis 2,0 bei den Koordinatoren und 2,6 bis 2,9 bei T‐Systems). 

Auffällig ist, dass der Support durch die Edunex‐Koordinatoren bei allen Fragen besser bewertet wird als der Support durch T‐Systems.  

In der Gruppendiskussion machten die Koordinatoren auf verschiedene Proble‐me bezüglich der Hard‐ und Software sowie des Supports seitens der Schulträger aufmerksam.  Mehrere  Edunex‐Koordinatoren  bemängeln  z.B.,  dass  den  IT‐Administratorinnen oder Administratoren in den Schulen vielerorts die erforder‐lichen Rechte gefehlt hätten, um für die reibungslose Nutzung von Edunex benö‐tigte Softwareupdates oder neue Programme  zu  installieren. Da die  technische 

56%

16%

17%

2% 2% 2%

5%IT‐Verantwortliche/Adminstrator/in der SchuleInformatik‐Fachlehrkräfte

Andere Kolleginnen und Kollegen

Produkthotline (z.B. T‐Systems für Edunex)

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Unterstützung  in  vielen Kommunen  aber  durch  personell  relativ  eng  besetzte Stellen erfolgt, kommt es zu entsprechenden zeitlichen Problemen. So berichtet z.B. Herr Dübeler vom Gymnasium  im A‐Stadt, dass dort  schulträgerseitig zwei Personen neben ihrer Arbeit für die Verwaltung des Schulträgers für die techni‐sche Unterstützung aller Schulen im Zuständigkeitsbereich des Schulträgers ver‐antwortlich seien. Herr Sauer, ein weiterer Edunex‐Koordinator gibt in diese Kon‐text zu bedenken, dass  es gut gewesen wäre, wenn das Kultusministerium bei der Entwicklung des Projektes Hessen.eEducation von Beginn an die Schulträger stärker in die Projektplanung und ‐durchführung eingebunden hätten. 

Der technische Support an der Gesamtschule in B‐Stadt wird in erster Linie von Herrn  Ulmenbach  und  durch Mitarbeiter  einer  beim  Schulträger  angesiedelten Beschäftigungsgesellschaft geleistet. Herr Ulmenbach ist Mitglied der Schulleitung und seit vielen  Jahren auch als  IT‐Koordinator der Schule  tätig. Der Schulleiter schätzt seine Arbeit sehr und erklärt, dass er für die Lehrkräfte jederzeit zur Ver‐fügung steht, um aufgetretene Probleme zu  lösen. Diese ständige Verfügbarkeit erweist sich als sehr wichtig, um die Integrität der Lehrkräfte zu wahren, wenn es zu technischen Schwierigkeiten kommt, wie der folgende Ausschnitt aus dem Interview mit Herrn Lachmann zeigt.  

 Lm: also wenn man einen Lehrer dann mal so verhungern lässt in

einer Situation, die er dann hat, weil irgendeine Störung auftritt ne, das ist denen dann peinlich und so was hat dann immer ´ne negative Auswirkung und wenn man dann aber präsent ist und dann versucht ihm zu helfen dabei und das möglichst erfolgreich, dann ist das schon mal ein wichtiger Aspekt (Interview Lachmann)

Herr  Lachmann  spricht  davon,  dass  man  eine  Lehrkraft  „verhungern“  lassen kann, wenn man  ihr  beim Auftreten  einer  technischen  Störung  nicht  hilft.  Im übertragenen Sinne kann man sagen, dass die Lehrkraft in einer solchen Situation ihrer Macht und Kontrolle über den Unterricht  beraubt wird. Ein  solcher Mo‐ment sei für die Lehrerinnen und Lehrer unangenehm und habe immer negative Konsequenzen. Welcher Art diese sind, bleibt an dieser Stelle offen, denkbar  ist aber z.B. dass die Lehrkraft zukünftig auf bestimmte Medienpraxen verzichtet. Wo aber Hilfe geleistet wird, merkt die betroffene Lehrkraft zum einen, dass sie in einer solchen Situation nicht allein  ist. Wenn es dann zum anderen noch ge‐lingt, ihr erfolgreich zu helfen, ist die Infragestellung ihrer Macht und Kontrolle von begrenzter Dauer, sodass sie  letztlich eher bereit  ist, sich dem Medienhan‐deln inhärenten Risiko des Scheiterns aufgrund von technischen Problemen aus‐zusetzen. 

Der Schulleiter betont aber auch, dass die Wartung der IT‐Infrastruktur der Schu‐le und die Behebung von Problemen längst nicht mehr nur durch Lehrkräfte zu leisten sei. Die Unterstützung durch die Mitarbeiter des Schulträgers  ist  in die‐sem Kontext unverzichtbar. Da die Arbeit  in solchen Beschäftigungsgesellschaf‐ten allerdings darauf abzielt, die dort tätigen Menschen zu unterstützen, in eine reguläre Beschäftigung zu gelangen, fehlt diesem Modell die für einen qualitativ hochwertigen  Support  erforderliche  Kontinuität.  Unabhängig  davon  wird  die Schule zum Zeitpunkt der Gruppendiskussion von einer Person unterstützt, mit 

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deren Arbeit Herr Lachmann und Herr Ulmenbach sehr zufrieden sind. Allerdings gibt Herr Ulmenbach  in diesem Kontext  zu  bedenken, dass  sich diese  Situation auch wieder ändern könne und das Engagement der zum Zeitpunkt der Grup‐pendiskussion  für  die  Schule  zuständigen  Person  außergewöhnlich  sei.  Der Schule kommt außerdem sicherlich zugute, dass sie bei größeren  IT‐Problemen von  den Mitarbeiterinnen  und Mitarbeitern  der  Beschäftigungsgesellschaft  be‐vorzugt  behandelt wird. Um  kleinere  Schwierigkeiten  beim Umgang mit  Soft‐ware kurzfristig beheben zu können, besitzt Herr Ulmenbach außerdem Adminis‐tratorenrechte, um bedarfsweise  auch kurzfristig  Software  auf den Computern der  Schule  installieren  zu  können. Gleichzeitig muss  sich Herr Ulmenbach  aber z.B. nicht mehr um die Wartung der schulischen Server kümmern, da diese Auf‐gabe zwischenzeitlich vollständig vom Schulträger übernommen wurde. Einer‐seits begrüßt Herr Ulmenbach diese Entlastung, andererseits bedauert er aber den damit einhergehenden Flexibilitätsverlust, der sich z.B. darin zeigt, dass er nun‐mehr nicht mehr  spontan Benutzerkonten  für neue Kolleginnen oder Kollegen einrichten kann. 

Herr Ulmenbach, der an der Gesamtschule in B‐Stadt u.a. als IT‐Beauftragter tätig ist, zeigt  sich mit der Zusammenarbeit mit dem Schulträger, die auf einem ge‐meinsam entwickelten Konzept basiert, sehr zufrieden. Klassischerweise  ist der Schulträger primär  für die Beschaffung der  für den Betrieb der  IT‐Infrastruktur erforderlichen technischen Komponenten zuständig, handelt dabei aber in enger Abstimmung mit  der  Schule,  die  von Herrn Ulmenbach  repräsentiert wird.  Er selbst sieht sich dabei  in der Rolle einer „inhaltlichen Koordinationsstelle“ bzw. „Vermittler“, der u.a. dafür zuständig ist, die inhaltlich‐pädagogischen Wünsche des Kollegiums  an  die Arbeit mit  den  digitalen Medien  in  korrespondierende technische Anforderungen zu übersetzen. Im weitesten Sinne in den Bereich des technischen  Supports  fällt  die Administration  von  Lernplattformen  unter  dem Aspekt  der  Benutzerverwaltung.  Die  beiden  Lehrer  Herr  Cordes  und  Herr Anberger aus B‐Stadt schildern einen Teil der damit einhergehenden Herausfor‐derungen anschaulich.   Cm: Oder sie müssten angelegt werden, von vornherein von Am: └Oder, ja Cm: von irgendjemandem Am: Ja, genau (.) es müsste einfach so ein Automatismus sein,

dass einfach die Klassen da angelegt sind, wie auch immer da der Support erfolgt, oder der Import, oder keine Ahnung, weil das ist halt so’ne Sache, wenn ein Lehrer sagt, ich möchte jetzt in der Klasse mit lo-net arbeiten, dann geht das ja los (.) dann muss ich dem Schuladministrator Bescheid sagen, sagen, ich brauch die Klasse in lo-net (.) dann muss der ins Verwaltungsnetzwerk, muss sich da die Daten holen, dann muss der die Daten da einspeisen, dann muss der den Schülern die Passwörter zugänglich machen, die Schüler müssen sich die Passwörter merken, dann kann’s irgendwann losgehen (Gruppe Kastanie)

Damit die Lehrkräfte zusammen mit den Schülerinnen und Schülern  in  lo‐net² arbeiten können, muss für jede Schülerin bzw. jeden Schüler zunächst ein Benut‐zerkonto angelegt werden. Herr Anberger wünscht sich die Automatisierung die‐

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ses  Schritts.  Denn  bislang  müsse  sich  eine  Lehrkraft  dafür  zunächst  an  den Schuladministrator wenden,  der wiederum  die  erforderlichen Daten  über  das Verwaltungsnetz bereitstellen muss, um sie anschließend  in  lo‐net²  für die Ein‐richtung der Benutzerkonten verwenden  zu können. Die  für die Authentifizie‐rung der Benutzerinnen und Benutzer erforderlichen Passwörter muss er dann an die Schülerinnen und Schüler weitergeben, die diese wiederum nicht verges‐sen dürfen, um  sich  für die Nutzung von  lo‐net²  anmelden  zu können. Damit sind dann aber lediglich die administrativen Grundvoraussetzungen für die Ar‐beit mit der Lernplattform geschaffen. 

Auch die Edunex‐Administratoren bemängeln die Unterstützung bei der Behe‐bung technischer Probleme gerade  in der Anfangsphase des Projektes. Umfang‐reichere Schwierigkeiten gab es demnach  insbesondere bei der Benutzerverwal‐tung,  z.B.  beim Anlegen  von  Benutzerinnen  und  Benutzern  oder  der Vergabe und Verwaltung von Login‐Daten. So seien z.B.  in mehreren Fällen Passwörter verloren  gegangen  und  mussten  von  den  Edunex‐Administratorinnen  oder  ‐administratoren ersetzt und abermals an die Schülerinnen und Schüler weiterge‐geben werden. Bemängelt wird außerdem, dass durch das System Benutzerna‐men  vorgegeben wurden, die  sich  nicht mehr  nachträglich  ändern  ließen. Der größte Teil dieser Probleme konnte aber  im Verlauf des Projektes offensichtlich gelöst werden. Allerdings war es da in vielen Fällen offensichtlich schon zu spät, da  viele Lehrkräfte  bereits Abstand  von der Nutzung  von Edunex  genommen hatten. Von Seiten der Administratoren wird  in diesem Kontext auch kritisiert, dass man  ihre  Vorschläge  zur  Behebung  aufgetretener  Probleme  nicht  aufge‐nommen  habe.  Bemängelt wird  außerdem,  dass  häufig  nicht  klar  gewesen  zu sein schien, wer für die Behebung bestimmter Probleme verantwortlich  ist bzw. T‐Systems und das Kultusministerium sich gegenseitig bei der Lösung behindert hätten  oder dem  jeweils  anderem die Verantwortung  für  bestimmte  Probleme zugewiesen  hätten. Teilweise  sei  außerdem der Eindruck  entstanden, dass die beteiligten Akteure von T‐Systems und dem Kultusministerium nicht über aus‐reichend Macht  verfügten,  um  einzelne Herausforderungen  lösen  zu  können. Der Hinweis von Herrn Schmidt, dass kleinere Probleme  recht  schnell behoben worden seien und es nur bei größeren Herausforderungen zu längeren Verzöge‐rungen kam, weist in die gleiche Richtung. 

An  den  beiden  Fallstudienschulen  gibt  es  auch  feste Ansprechpartner  für  die medienpädagogische  Unterstützung.  Am  Gymnasium  in  A‐Stadt  helfen  Herr Dübeler und Herr Schmidt ihren Kolleginnen und Kollegen auch bei pädagogisch motivierten Fragen des Einsatzes der digitalen Medien. An der Gesamtschule in B‐Stadt wird diese Rolle von Herrn Ulmenbach ausgefüllt. Dazu kommen einzelne Lehrkräfte, die aus eigenem Antrieb heraus gerne bereit sind, Kolleginnen und Kollegen auch in medienpädagogischen Fragen weiterzuhelfen. 

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7 Wissen und Wissenserwerb der Lehrkräfte 56

7 Wissen und Wissenserwerb der Lehrkräfte Wissen  und Wissenserwerb  sind  eine  unverzichtbare  Voraussetzung  jeglicher Mediennutzung. Wissen adressiert in diesem Kontext aber nicht nur Kompeten‐zen und Fähigkeiten, die man erwerben muss, um die digitalen Medien  im Un‐terricht  einzusetzen.  Es  umfasst  auch  Orientierungen  und  Einstellungen,  die mehr oder weniger unbewusst gebildet werden und weit in die individuelle Bio‐grafie der Lehrkräfte  zurückreichen  (Kapitel  7.1). Der Kenntnisstand der Lehr‐kräfte  im Umgang mit den digitalen Medien hängt  aber  auch  stark davon  ab, welche Pfade des Wissenserwerbs von den Lehrkräften beschritten werden (Ka‐pitel  7.2). Neben die Lehrerausbildung mit  ihren beiden Phasen  (Kapitel  7.2.1) sind das vor allem der autodidaktische Wissenserwerb, Wissenserwerb  im Aus‐tausch mit Kolleginnen und Kollegen (Kapitel 7.2.2) sowie die berufsbegleitende Lehrerfortbildung mit ihren verschiedenen Angeboten (Kapitel 7.2.3). 

 

7.1 Orientierungen und Einstellungen der Lehrkräfte gegenüber den digitalen Medien

Lehrkräfte besitzen  individuell verschiedene Einstellungen gegenüber den Me‐dien, die einen wichtigen Anteil an der Entscheidung für oder gegen den Medi‐eneinsatz  haben  (Ertmer  2005; Hermans,  Tondeur,  van  Braak & Valcke  2008). Eine  positive  Einstellung  gegenüber  der Medientechnologie wird  als  eine  ent‐scheidende Voraussetzung für die unterrichtliche Nutzung gesehen (Becker 2000, und Zhao/Frank 2003). Eickelmann und Schulz‐Zander (2008: 168) kommen vor dem Hintergrund verschiedener Studien zu dem Schluss, dass die Lehrerinnen und Lehrer dem Einsatz der digitalen Medien gegenüber generell positiv einge‐stellt  seien  (vgl. auch Bofinger 2004). Demgegenüber  stehen aber Untersuchun‐gen, die bei Lehramtsstudierenden und Berufsanfängern eine ausgeprägte medi‐enkritische und  bewahrpädagogisch  orientierte Haltung  zu Tage  gefördert  ha‐ben,  von  der  angenommen werden  kann,  dass  sie  die Medienintegration  ein‐schränkt  (Blömeke 2003, Kommer 2006, Meurer 2006). Diese Ergebnisse deuten auf die Existenz eines spezifischen medialen Habitus hin, der das Lehrerhandeln prägt. Man kann in diesem Kontext auch vom Orientierungswissen sprechen, das das Handeln der Lehrkräfte  relativ unabhängig vom  subjektiv gemeinten  Sinn strukturiert (Bohnsack 2007, Welling 2008). 

In Kapitel 4.2 haben wir bereits angedeutet, dass die Lernpraxis der Schülerinnen und Schüler u.a. auch durch die Lehrpraxis der Lehrkräfte geprägt wird. Diese Praxis lässt sich, wie der folgende Ausschnitt aus dem Interview mit dem Schul‐leiter der Gesamtschule  in B‐Stadt  anschaulich  illustriert,  nicht  immer mit den Anforderungen an selbstständiges Lernen überein bringen.  

 Lm: es ist eben so dass die Schüler ja im Regelfall auch

schon gewisserweise schulsozialisiert sind (.) das heißt, sie haben auch so bestimmte schulische Vorerfahrungen und Rituale, und die passen ja zunächst einmal nicht dahin ja, da ist dann eben, sag mal das

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typische ist im Grunde ja nach wie vor, machen wir uns nichts vor, der Lehrer geht rein, er wiederholt die letzte Stunde, äh werden die Hausaufgaben abgefragt, dann geht’s ´n Stückchen vor und dann wird wieder was festgelegt, was zum nächsten Mal als Hausaufgabe zu machen ist (.) so äh wie weit ist der Prozess noch in Gruppenarbeit dazwischen ist, lass ich noch mal offen oder (wie es oft noch) frontal ist aber der Lehrer ist die Person, die nun hier zentral im Grunde genommen die ganze Sache steuert und äh damit auch die Verantwortung übernimmt (Interview Lachmann)

Laut Herrn Lachmann prägen Vorerfahrungen und Rituale die Handlungspraxis der Schülerinnen und Schüler und  lassen sich ad hoc nicht mit den Vorausset‐zungen selbstständigen Lernen überein bringen. Typisch bzw. gewöhnlich sei in diesem Zusammenhang,  dass  die  Lehrkräfte  den Unterricht  in  zentralistischer Manier auf der Grundlage von Lehrervortrag, Unterrichtsgespräch und definier‐ten Hausaufgaben gestalten und steuern. Damit, und das ist an dieser Stelle ent‐scheidend,  liegt die Verantwortung  für die Ergebnisse des Lernprozesses nicht bei den Lernenden sondern bei der Lehrkraft, die mit ihrer Arbeit letztlich auch positiv wahrgenommen werden möchte. Da diese Bewertung  in  letzter Konse‐quenz über die Benotung der Leistungen der Schülerinnen und Schüler erfolgt, ist es naheliegend, dass sich die Lehrkräfte  im Zweifelsfall  für etablierte und  in Verlauf und Ergebnis weitgehend vorhersehbare Vorgehensweisen entscheiden, statt  sich  auf  didaktische  Konzepte  und/oder  Unterrichtsmodelle  einzulassen, deren Verlauf und Ergebnisse ungewiss sind. 

Für  den  unterrichtlichen  Einsatz  der  digitalen Medien  kommt  hinzu,  dass  die Lehrkräfte auch über Orientierungen bzw. Einstellungen verfügen müssen, die für die Arbeit mit den digitalen Medien förderlich sind. Das ist offensichtlich bei immer mehr Lehrkräften der Fall. Auch an der Gesamtschule  in B‐Stadt  ist die Anzahl der Lehrkräfte, deren Handeln von einer erheblichen Distanz zu den di‐gitalen Medien geprägt ist, offensichtlich kontinuierlich zurückgegangen.  

 Lm: das war am Anfang ein bisschen schwer so dass die

Kollegen, die nicht so ganz so fit sind bei Computern so ‘n bisschen Bedenken hatten, mittlerweile sind die Bedenkenträger deutlich reduziert (.) ich glaube es sind noch zwei, drei die da äh deutlich Abstand nehmen dann gibt es ‘ne größere Gruppe, nicht die die große Gruppe sondern ‘ne größere Gruppe, die joa das halt so mitmachen, weil es halt gemacht werden muss dabei aber es gibt auch ‘ne sehr große Gruppe, und ich denke, das ist auch ähm überwiegend dabei, die sich von der Sache auch überzeugen lassen und das auch aktiv einsetzen (Interview Lachmann)

In der wiedergegebenen Sequenz bezieht sich Herr Lachmann auf die Zeit, wäh‐rend der das schulische Lernzentrum in Betrieb genommen wurde und eine un‐bekannte  Anzahl  von  Lehrkräften  der  damit  einhergehenden  offensichtlichen Veränderung des Unterrichts sehr ablehnend gegenüber standen. Herr Lachmann führt  das  auf  die  geringe  eigene Medienkompetenz  zurück.  Die  Anzahl  der Lehrkräfte, die eine hohe Distanz zum Handeln mit den digitalen Medien auf‐weisen, habe sich aber seitdem erheblich reduziert und Herr Lachmann vermutet, 

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dass  es  nur  noch  zwei  bis  drei  Personen  seien. Daneben  gebe  es  eine  zweite Gruppe, die dem Handeln mit den digitalen Medien gegenüber nicht zwingend positiv eingestellt sei, diese aber aufgrund eines Handlungsimperatives i.S. eines externen Orientierungsschemas einsetzen. Es steht zu vermuten, dass die Ange‐hörigen dieser Gruppe die digitalen Medien dort nutzen, wo es  ihnen an einer adäquaten Alternative mangelt, ansonsten aber, wenn möglich, auf den Einsatz verzichten. Es gebe aber auch seine sehr große Gruppe von Lehrkräften, die digi‐tale Medien  „aktiv  einsetzen“,  da  sie  sich  „von  der  Sache“  haben  überzeugen lassen. Im Vergleich zu den anderen beiden Gruppen verfügen die Angehörigen dieser Gruppe offensichtlich über eine rege Medienpraxis, die auf der Annahme ruht, dass der Einsatz der digitalen Medien für unterrichtliche und schulorgani‐satorische Zwecke sinnvoll ist. 

Obgleich  sich die Medienpraxis der Lehrkräfte der Gesamtschule  in B‐Stadt er‐heblich innerhalb des Kollegiums zu unterscheiden scheint, charakterisieren der Schulleiter und Herr Ulmenbach, der ebenfalls zur Schulleitung gehört, unabhän‐gig  voneinander das Kollegium  insgesamt  als  äußerst  innovativ und  offen  für Veränderungsprozesse. Gleichzeitig weist Herr Lachmann darauf hin, dass diese Qualität des Kollegiums das Ergebnis  eines  langjährigen  Prozesses  sei, der  an verschiedene Voraussetzungen gebunden sei.  

 Lm: [...] hat sich im Laufe der vielen Jahre hat doch ein

offenes Kollegium herausgeschält (.) liegt auch daran wohl, dass wir gute Kontakte zur Uni in C-Stadt haben und regelmäßig eben auch ähm Praktikanten hier haben oder im Rahmen von Lehrerausbildung, so dass permanent im Grunde immer äh die eigene Arbeit hinterfragt wird (.) ja man muss eben Gespräche, immer wieder warum so, warum das, was können wir machen und so dabei, das glaub ich, ist ganz gut, weil dann, sagen wir mal äh immer so das Ganze bisschen am kochen bleibt und es ist nicht so, dass man ähm sagt, wir haben etwas erreicht und basta oder so dabei ne (.) so ein Verkrusten hat’s in den letzten Jahren nicht gegeben und die Entwicklung eben, das hängt ja nun mal mit den neuen Medien so besonders zusammen (.) wirst ständig neu gefordert (Interview Lachmann)

Das Innovationsklima an der Schule wird mitgeprägt durch Praktikantinnen und Praktikanten, die regelmäßig von einer Universität oder im Rahmen der Lehrer‐ausbildung an die Schule kommen und dort tätig sind. Durch die Kommunikati‐on  mit  diesen  Gästen  entsteht  ein  permanenter  Prozess,  der  die  Lehrkräfte zwingt, ihre Arbeit fortwährend kritisch zu reflektieren, indem sie dies den Prak‐tikantinnen  und  Praktikanten  erklären  und  näherbringen  müssen.  Auf  diese Weise sei man nicht versucht, an einem einmal erreichten Status quo  festzuhal‐ten, sondern wird in einen kontinuierlichen Entwicklungsprozess involviert. Die intensive Durchdringung der Schule mit digitalen Medien verstärkt diesen Pro‐zess  insofern, da diese über eine  ihnen  inhärente eigene Entwicklungsdynamik verfügen, die die Lehrkräfte kontinuierlich herausfordert,  sich damit auseinan‐derzusetzen und eventuell erforderliche Konsequenzen für ihre Handlungspraxis zu ziehen. In diesem Zusammenhang sei aber auch darauf hinzuweisen, dass der generell auf die Schule und  ihre Lehrkräfte wirkende hohe Veränderungsdruck 

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mitunter  auch  zu  einem  Festhalten  an  tradierten  Praxen  als  Versuch  gelesen werden  muss,  die  Orientierung  zu  wahren  und  handlungsfähig  zu  bleiben (Breiter et al. 2010: 161). 

Auch die drei Lehrkräfte aus der Gruppe Kastanie sind der Integration der digita‐len Medien in den Schulalltag gegenüber generell positiv eingestellt und nutzen sie regelmäßig. Am Diskursverlauf der Gruppendiskussion lässt sich gut ablesen, dass diese Einstellungen und Orientierungen  sich  aber nicht homogen  auf die digitalen Medien als solche erstrecken, sondern eine genaue Differenzierung ent‐lang  unterschiedlicher  Nutzungskontexte  erfordern.  Die  wenigsten  Lehrkräfte besitzen Arbeitsplätze  in der Schule, sodass sie einen erheblichen Teil  ihrer Ar‐beit  zuhause verrichten. Wenn  sie die Möglichkeiten digitaler Kommunikation mit ihren Schülerinnen und Schülern nutzen, so erweitert sich der schulisch kon‐notierte Kommunikationsraum insofern, dass neben die in erster Linien interper‐sonal und direkt  stattfindende Kommunikation  zwischen Lernenden und Leh‐renden neue Formen der Kommunikation treten, die nicht mehr an das Schulge‐bäude  als Kommunikationsort  gebunden  sind Herr Anberger  von  der Gesamt‐schule in B‐Stadt kommuniziert z.B. mit seinen Schülerinnen und Schülern per E‐Mail (vgl. dazu auch Kapitel 3).  

 Am: Es ist zumindest zeitnah alles zu regeln, als wenn ein

Schüler mir das am Sonntagnachmittag oder am Samstagnachmittag schickt und ich seh das, dann antworte ich in den nächsten zwei Minuten und dann ist das für mich aus dem Kopf (.) das find ich extrem wichtig (.) dass ich mir das nicht aufschreiben muss, am Montag musst ihm dann noch sagen, das und so ist das, und dann muss ich suchen, in welcher Klasse ist der, sondern das geht einfach viel schneller (.) das ist für mich der entscheidende Vorteil (.) denn sonst so im Alltag, man geht ja einmal durch den Flur und dann kommen ja fünf irgendwelche solche Anfragen und das (1) macht’s dann schon einfacher (6) so ist es doch, ne @(2)@ (Gruppe Kastanie)

Der Lehrer schätzt es als Vorteil, dass er z.B. zeitnah auf Fragen der Lernenden reagieren  kann, wenn  diese  ihm  am Wochenende  eine  E‐Mail  schicken. Denn dann muss er sich nicht mehr mit solchen Anfragen befassen und sich z.B. daran erinnern, die Schülerinnen oder Schüler bei nächster Gelegenheit auf ihre Anlie‐gen hin anzusprechen. Dadurch spare er Zeit, was für ihn von erheblicher Bedeu‐tung ist, sodass der durch diese Form der Kommunikation zu erzielende positive Rationalisierungseffekt von zentraler Relevanz für die Bewertung der Praxis  ist. Ansonsten würden ihn die Schülerinnen und Schüler in der Schule mit ihren An‐liegen ansprechen und er muss dann entweder spontan reagieren oder eine wei‐tere Handlungspraxis einleiten mit dem Ziel der Schülerin oder dem Schüler zu helfen. Offen bleibt an dieser Stelle die Frage, inwieweit die Möglichkeit, mit den Lehrkräften  per  E‐Mail  zu  kommunizieren,  das  Ausmaß  der  Kommunikation zwischen Lernenden und Lehrenden erhöht hat. 

An späterer Stelle der Gruppendiskussion wird auch deutlich, dass die Auswei‐tung der computervermittelten Kommunikation und  Interaktion von den Lehr‐kräften nicht nur positiv bewertet wird. Vor dem Hintergrund der, seiner Wahr‐

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nehmung nach häufig von den Eltern kaum regulierten und auf die Nutzung von Social Network Sites und Computerspielen fokussierten, Medienpraxis der Schü‐lerinnen und Schüler, fordert Herr Cordes z.B. dass  ihnen bestimmte Verhaltens‐weisen im Umgang mit den digitalen Medien vermittelt werden.  

 Cm: ich find’s natürlich wichtig, sie dann auch in diesem

Onlinebereich, so ein gewisses Verhaltenspaket beizubringen, also wie man damit umgeht, dass sie auch selber ihre Zeit dadurch einteilen können, wir ihnen dadurch also einen Wegweiser geben dabei, aber dann ist trotzdem noch zu überlegen, also, wenn ich dann jetzt noch dieses Modul, was ich dann unterrichten möchte, dann auch noch online stelle, dass ich ihnen dann eigentlich noch mehr in diese Richtung dann auch (.) in diesem (.) sie wissen, was ich meine (.) in dieser Richtung da noch mehr Zeit, dass sie noch mehr Zeit vorm Computer verbringen

Bm: └Noch mehr Bildschirmstoff Cm: und immer noch in ihrem Schuljahr noch nicht ein Buch

gelesen haben und (.) einige Schüler driften in diesen Bereich ab und das muss man, glaub ich, auch beachten, dass man dann versucht, sie auch an das Lesen heranzuführen, also von gedruckten Sachen heranzuführen, weil einfach nur (.) im Internet ´ne Seite aufrufen, gar nicht gucken, ob das stimmt, oder dann einfach nur zu kopieren, copy paste, das, also ich meine, das bringen wir denen auch bei, aber einige Schüler erreicht’s halt nicht, und da muss man dann eben über diese, ähm, traditionelle Arte und Weise dann eben versuchen, sie zu erreichen auch (Gruppe Kastanie)

Unter anderem sollen die Lehrkräfte ihren Schülerinnen und Schülern akzeptable Nutzungspraxen nahelegen. Wenn man dann aber selbst die digitalen Medien im Unterricht  einsetzt  und  den  Lernenden  z.B. Materialien  online  zur Verfügung stellt, findet sich die Lehrkraft in dem Dilemma wieder, dass sie damit das Onli‐nehandeln der Jugendlichen, das eigentlich begrenzt werden müsste, weiter aus‐dehnt. Dem  stehe  gegenüber, dass  viele  Schülerinnen und  Schüler  gleichzeitig schon seit  längerer Zeit kein einziges Buch gelesen haben, sodass einige der Ju‐gendlichen in eine Sphäre zu entgleiten drohen, die in allererster Linie durch das Handeln am Computer bestimmt wird. Um dem entgegenzuwirken, müsse man die Lernenden an das Lesen gedruckter Texte heranführen. Im weiteren Verlauf der Argumentation wird deutlich, dass es sich dabei nur um ein auf Papier ge‐brachtes  traditionelles Druckwerk handeln kann, das zum positiven Gegenhori‐zont  gegenüber  den  in  digitaler  Form  vorliegenden  Informationen  avanciert. Dem gegenüber steht im negativen Gegenhorizont das Aufrufen von Internetsei‐ten, ohne die Inhalte kritisch zu rezipieren und sie stattdessen einfach zu kopie‐ren.  Gleichwohl  unterrichte  man  die  Schülerinnen  und  Schüler  auch  im  Ge‐brauch der digitalen Medien, gleichzeitig bleiben die etablierten Medienpraxen jedoch unverzichtbar. Herr Anberger führt die Ausführungen von Herr Cordes fort und erteilt der generellen Sinnhaftigkeit der Nutzung von Lernplattformen eine deutliche Absage. 

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Am: Ich glaube auch, dass nicht jede Möglichkeit, die eine Lernplattform bietet, in meinen Augen sinnvoll ist, also, ähm, ich glaube, einen der intensivsten lo-net-Nutzer unserer Schule werden sie auch noch interviewen, das ist der Schulleiter, der hat also, ähm, mit ´ner Matheklasse da diverse Experimente gemacht, ähm:, und da hat er so Chatzeiten eingerichtet, gibt’s ja da, kann ich ja sagen, dann und dann steht zum Chat zur Verfügung, also da muss ich ganz klar sagen, ja, puh, sind für mich irgendwo, also, da hinterfrage ich das Ganze so ein bisschen (.) [...] hah:: da hab ich meine Probleme mit, wenn ich ganz ehrlich bin (.) also, da finde ich’s völlig ausreichend, wenn ich eine Emailadresse hab, wo ein Schüler sich hinwenden kann und wenn er ein Problem hat, kann ich da drauf relativ zeitnah reagieren, das finde ich völlig ausreichend, aber äh, die Erfahrung, aber das kann der Schulleiter Ihnen besser erzählen, das wurde auch sehr schleppend angenommen (.) also, dieses Element, was er durchaus mal ausprobiert hat (.) also, ich finde es toll, wenn ich Daten austauschen kann, aber bitte doch, die Schüler müssen ja ihren Arbeitsalltag auch organisieren, jeder macht das zu einer anderen Zeit und wenn ich dann noch sage, in eurer Freizeit, heute Abend von halb acht bis halb neun müsst ihr aber im Mathechat sein und dann reden wir mal über die Hausaufgaben, also dann wär das ja die

Cm: └@(Mathechat)@ Am: die elfte Schulstunde so ungefähr, wo ich dann wieder

einen Zeitrahmen vorgebe, also da muss ich sagen, das sind Dinge, die brauche ich nicht für mich, für meinen Unterricht oder möchte sie den Schülern auch fast gar nicht zumuten (.) weil dafür haben wir die von morgens halb acht bis nachmittags um vier hier in der Schule, äh, und das ist eigentlich genug gebundene Zeit

Y2: Mhm Am: Trotzdem sind’s tolle Möglichkeiten, also die

Lernplattform an sich, aber, aber manches finde ich, ist da auch ein bisschen zu (.) euphorisch in eine Richtung, die ich in der Schule dann schon nicht mehr brauche (Gruppe Kastanie)

Herr  Anberger  exemplifiziert  seine  Absage  an  die  generelle  Sinnhaftigkeit  der Nutzung von Lernplattformen anhand eines Beispiels aus der Praxis des Schul‐leiters. Dieser habe mit den Schülerinnen und Schülern einer Mathematikklasse „diverse Experimente“ durchgeführt, d.h. er hat offensichtlich eine Vielzahl von Möglichkeiten der Nutzung von  lo‐net² mit  ihnen erprobt. Unter anderem habe er  ihnen  ermöglicht,  zu  bestimmten  Zeiten  mit  ihm  zu  chatten.  Für  Herrn Anberger ist diese Praxis problematisch und kann nur als Auslöser fungieren, das Handeln am Computer äußerst kritisch zu hinterfragen. Für den Kontakt mit den Lernenden  reiche  es  stattdessen,  ihnen  eine E‐Mail Adresse  zur Verfügung  zu stellen, über die sie ihn erreichen können und er zeitnah auf diese Kommunikati‐on  reagieren kann. Das heißt aber nicht, dass Herr Anberger dagegen wäre, mit den  Schülerinnen  und  Schülern Daten  bzw.  Informationen  auszutauschen,  im Gegenteil, er schätzt diese Praxis sehr. Er möchte ihnen aber zugestehen, dass sie ihren Arbeitsalltag selbst organisieren und außerhalb der Schule selber entschei‐den können, wann sie mit den Lehrkräften kommunizieren. Außerdem ist in die‐

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sem Kontext zu berücksichtigen, dass die Lernenden ohnehin schon einen Groß‐teil des Tages in der Schule verbrächten, sodass sie auch daher ein noch weiter‐reichendes Recht besäßen, selbstbestimmt über  ihre Freizeit zu verfügen. Unab‐hängig  von  diesen  Herausforderungen  lobt  Herr  Anberger  abschließend  noch einmal die Möglichkeiten, die Lernplattformen  ihren Benutzerinnen und Benut‐zern eröffnen. Man müsse aber  immer genau abwägen, wie sinnvoll und damit letztlich auch zweckmäßig sie sich im Unterricht einsetzen lassen. Alle drei Lehr‐kräfte sind sich letztlich einig darin, dass man in der Schule insgesamt auf einem guten Weg sei, was den reflektierten und kritischen Einsatz der digitalen Medien in Lern‐ und Lehrprozessen betrifft, und dass die Schülerinnen und Schüler der Schule  gut  auf  die Nutzung  dieser Medien  für  die  verschiedenen  Lern‐  und Lehrprozesse vorbereitet werden. 

Auch die Schülerinnen und Schüler aus der Gruppe Lerche nehmen die anhand der Gruppe Kastanie herausgearbeiteten Ambivalenzen und Diskrepanzen wahr. Dort  ist  es Gwen, die,  nachdem  eine  ihrer Mitschülerin  vermutet hat, dass die Unterschiede  in der Medienaneignung durch die Lehrkräfte vor allem generati‐onsspezifisch bedingt seien, die mit den Orientierungen der Lehrkräfte verbun‐denen Ambivalenzen und Diskrepanzen als größeres Problem der Medieninteg‐ration identifiziert.  

 Gf: Ich glaube es (3) äh um an die Carolin noch mal

anzuknüpfen, es hat jetzt nicht unbedingt was mit dem Alter der Lehrer zu tun, oft auch, sondern einfach die Einstellung gegenüber dem Internet und dem Lernen damit (.) und es ist ganz oft so ein bisschen, wenn man sagt ja, wo habt ihr das her und dann sagt man ja, aus dem Internet recherchiert oder muss ja nicht unbedingt Wikipedia oder so ‘ne Seite gewesen sein, ist vielleicht irgendwas fundiertes @(dann heißt es immer gleich)@ jaja, ihr könnt ja nicht mal mehr mit ‘nem Buch umgehen (.) und äh das ist halt die Einstellung da gegenüber, ist sehr oft auch sehr negativ wirklich (.) wenn’s dann heißt ja, manche Lehrer die machen viel mit Internet, mh mh, da hört man dann schon so mit, ja mal ‘ne E-Mail verschicken ist okay, wenn’s jetzt ein Handout ist oder so, aber (.) für mehr ist dann oft nicht die Offenheit da, einfach

Am: Man kann so manche Lehrer vielleicht auch nachvollziehen, weil es ist ja in einer gewissen Weise, dass man die Zügel ein bisschen aus der Hand gibt, weil man eben sich darauf verlässt, dass jeder dann da mit arbeitet und jeder etwas hochlädt und damit zum Voranbringen der Gruppe äh beiträgt und das ist vielleicht für die meisten Lehrer doch äh immer so ‘ne Sache weil wenn dann eben der Unterricht nicht vorwärts kommt, dann hat man eben Wochen verloren, in denen man hätte viel besser arbeiten können (Gruppe Lerche)

Gwen glaubt nicht, dass die Medienpraxis der Lehrkräfte primär generationsspe‐zifisch variiert, sondern dass deren Einstellungen und Orientierungen gegenüber dem  Internet und  bestimmten Lernformen und  ‐methoden maßgeblich  für die damit einhergehenden Handlungspraxen sind. Anhand der Nutzung von Onli‐nequellen  für Recherchen  exemplifiziert  sie, dass die Orientierungen der Lehr‐

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kräfte  gegenüber  solchen  Formen  des Arbeitens  häufig  äußerst  negativ  seien. Dabei  spiele  es  auch  keine Rolle,  ob man  als Quelle  der Online‐Enzyklopädie Wikipedia oder eine Quelle mit höherer Reputation verwendet. Vor dem positi‐ven Gegenhorizont der Arbeit mit Büchern und der dafür erforderlichen Kompe‐tenz im Umgang mit digitalen Medien, die den Lernenden in diesem Kontext per se  abgesprochen wird, bleibt die Recherche mit Hilfe der digitalen Medien  als tendenziell abzulehnende Praxis stehen. Gwen stellt aber auch die unterrichtliche Nutzung der digitalen Medien durch die Lehrkräfte in Frage. Es gebe sicherlich auch  einige  Lehrkräfte,  die  viel mit  dem  Internet  arbeiten. Andere  Lehrkräfte beeindruckt das  aber  offensichtlich  kaum. Wenn diese unterrichtliche Medien‐praxen entwickeln, dann offensichtlich in sehr überschaubarer Weise und in An‐lehnung  an  etablierte Arbeitspraxen. Ein Handout wird den  Schülerinnen und Schülern  dann  z.B.  nicht mehr  als  Fotokopie  verteilt,  sondern  per  E‐Mail  ge‐schickt, was  sich auch  insofern als günstig erweist, dass die Lehrkraft so einen positiven Rationalisierungsvorteil erzielt, da sie die Dokumente nicht mehr ver‐vielfältigen  muss.  Für  eine  weitergehende  Praxis  fehle  den  Lehrkräften  aber schlichtweg  häufig  die  erforderliche  „Offenheit“,  d.h.  die  Bereitschaft  sich  auf neue Lern‐ und Arbeitsformen einzulassen. 

Avid gibt zu bedenken, dass man das von Gwen geschilderte Handeln der Lehr‐kräfte teilweise nachvollziehen könne, wenn man sich vergegenwärtigt, dass die Lehrkräfte, wenn sie den Lernenden mehr Verantwortung übertragen und unter Einsatz von Lernplattformen Selbstlernprozesse  initiieren, zumindest einen Teil der Kontrolle  über  das Unterrichtsgeschehen  aus  der Hand  geben.  Es  sei  z.B. nicht auszuschließen, dass die Schülerinnen und Schüler während einer einwö‐chigen  Gruppenarbeitsphase  nicht  in  der  geforderten Weise  arbeiten  und  die Lehrkraft  die  gesteckten  Lernziele  unter  Einsatz  anderer Methoden  eventuell sehr wohl erreicht hätte. Im Anschluss an die Ausführungen von Avid weist sein Lehrer Herr Schmidt darauf hin, dass ihm die Lernplattform neue und zusätzliche Möglichkeiten zur Kontrolle des Schülerhandels eröffnet. Dort könne er z.B. se‐hen, ob und wie oft sich Schülerinnen und/oder Schüler eingeloggt haben und ob sie z.B. Arbeitsaufträge heruntergeladen haben. Gleichwohl bleibt  festzuhalten, dass auch solche Bewegungen  in einer Lernplattform  letztlich kaum etwas über Intensität und Qualität von Lernprozessen aussagen können. Zusammenfassend bleibt  festzuhalten,  dass  die  Einstellungen  und Orientierungen  der  Lehrkräfte gegenüber  der  Aneignung  der  digitalen Medien  durch  die  Schülerinnen  und Schüler sowie der unterrichtlichen Verwendung hoch ambivalent sind, genauso wie die unterschiedlichen Medienpraxen  ebenfalls  in hohem Ausmaß Ambiva‐lenzen und Diskrepanzen hervorrufen, mit denen die Lehrkräfte in für sie geeig‐neter Weise umzugehen lernen müssen. 

7.2 Die unterschiedlichen Pfade des Wissenserwerbs

7.2.1 Lehrerausbildung

Die Lehrerausbildung an Universitäten und an den pädagogischen Hochschulen stellt eine wesentliche Basis für eine spätere Nutzung digitaler Medien in unter‐richtlichen Kontexten dar. Es lässt sich annehmen, dass es grundsätzlich Angebo‐

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te in dieser Form an den Universitäten in der Lehrerausbildung gibt. In welcher Intensität und Regelmäßigkeit sie erfolgen und wie verbindlich sie sind,  ist bis‐lang noch nicht umfassend untersucht worden. In der Ausbildung der befragten Lehrkräfte  hat  der  Einsatz  digitaler Medien  offensichtlich  eine  untergeordnete Rolle gespielt. Von den 133 Befragten gaben lediglich rund sieben Prozent an, das Thema im Studium umfangreich behandelt zu haben, 73 Prozent der Lehrkräfte gaben  hingegen  an,  dass  das  Thema  nicht  Bestandteil  ihrer  Ausbildung war. Auch  im Referendariat  ist der Anteil derjenigen, die umfangreiche Thematisie‐rung digitaler Medien  erfahren haben, mit  rund  13 Prozent  sehr  gering. Auch hier gibt mit 49 Prozent ein Großteil der Befragten an, das Thema nicht behandelt zu haben (vgl. Abbildung 18).  

Abbildung 18: Das Thema „Einsatz von digitalen Medien im Unterricht“ in der Lehrerausbil-

dung (schulweite Befragung der Lehrkräfte)

 

7.2.2 Wissenserwerb im Austausch mit Kolleginnen und Kollegen

Eine weitere wichtige Möglichkeit, das  für die Arbeit mit den digitalen Medien erforderliche Wissen zu erwerben, ist der Austausch mit Kolleginnen und Kolle‐gen.  In  Bezug  auf  Lernplattformen  gaben  immerhin  25  Prozent  der  befragten Lehrkräfte an, dass sie sich nicht mit Kolleginnen oder Kollegen über die Arbeit mit Lernplattformen austauschen. Mit 55 Prozent dominiert dabei der Austausch mit anderen Lehrkräften aus dem Kollegium, ohne dass diese  im gleichen Fach oder Jahrgang tätig sein müssen. Gleichwohl spielt auch der fachspezifische Aus‐tausch für 35 Prozent der Lehrkräfte eine Rolle (vgl. Abbildung 19).  

12,8

6,7

37,6

19,4

49,6

73,9

0% 20% 40% 60% 80% 100%

Im Referendariat (n=133)

Im Studium (n=134)

Thema umfangreich behandelt Thema lediglich kurz behandelt Thema kam nicht vor

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Abbildung 19: Austausch mit Kolleg/innen über Lernplattformen (schulweite Befragung der

Lehrkräfte, Mehrfachantworten, n=181)

Auch an der Gesamtschule in B‐Stadt spielt der Austausch mit Kolleginnen und Kollegen eine wichtige Rolle beim Wissenserwerb. Herr Cordes  schildert  in die‐sem Zusammenhang anschaulich, wie er sich zum einen auf diesem Wege Hilfe holt und zum anderen selber Kolleginnen und Kollegen bei der Weiterentwick‐lung ihrer Medienpraxen hilft.  Cm: Also bei mir ist immer ganz klar, ein Ansprechpartner ist

der Herr Ulmenbach, der das ja auch organisiert hat, weil er so ein bisschen in diesem administrativem Bereich arbeitet (.) aber sonst, wenn es bei uns hakt, also, wir versuchen uns selber zu helfen, und es ist auch nicht so, dass wir jetzt hier die Computergurus in der Schule sind, die dann regelmäßig was anbieten, aber ich seh mich persönlich, weil ich dem allen positiv gegenüberstehe, zusätzlich zu den Computern und den Plattformen, haben wir ja bei uns an der Schule, ich weiß nicht wie viele, die Starboards, also die elektronischen Tafeln, ein paar und zwanzig Stück, und da ist natürlich bei einigen Kollegen noch ´ne größere Hemmschwelle (.) und da sehe ich mich einfach persönlich, wenn jemand ein Problem hat, dass ich da sofort helfe, dass ich auch versuche, Ängste abzubauen, weil das finde ich extrem wichtig und, ähm, auch bei uns in den Fachkonferenzen, dass wir das ansprechen (.) also bei uns in Englisch, ich bin jetzt nicht der Fachsprecher, aber (.) ich bin dann immer derjenige, der das Programm vorstellt, oder wir gehen dann gemeinsam in den Computerraum, oder wir üben das gemeinsam, weil wir müssen das ja auch erstmal ausprobiert haben, weil wir wollen ja nicht vor den Schülern stehen und es klappt dann nicht (.) obwohl ich sagen muss, durch diese @(Computerfrüherziehung)@ in der fünften Klasse und den Zugang an die Computer und die Starboards, wo die Kids ja davor sitzen und sehen, wie das funktioniert, sag ich auch immer, also, wenn’s mal ein Problem gibt, also es gibt immer in jeder Klasse einen Schüler, der einem da helfen kann (Gruppe Kastanie)

34,8%

6,8%

55,3%

15,2%

25,0%

0,0%

10,0%

20,0%

30,0%

40,0%

50,0%

60,0%

Ja, mit Lehrkräften meines Fachs

Ja, mit Lehrkräften meines Jahrgangs

Ja, mit anderen Lehrkräften meines 

Kollegiums   

Ja, mit Lehrkräften anderer Schulen 

Nein, gar nicht 

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Ein wichtiger Ansprechpartner bei der Behebung von Problemen und der Bear‐beitung von Fragen zum Medieneinsatz ist für Herrn Cordes der IT‐Administrator Herr Ulmenbach. Darüber  hinaus  versuchen  sich  die  Lehrkräfte  im  Problemfall zunächst selbst zu helfen. Der Lehrer gibt  in diesem Zusammenhang zu beden‐ken, dass die Lehrkräfte keine „Computergurus“ seien, d.h. keine besonders aus‐geprägten Kenntnisse im Umgang mit den digitalen Medien besitzen, die sie re‐gelmäßig in Rahmen geeigneter Veranstaltungen innerhalb des Kollegiums wei‐tergeben. Die Kollegiumsmitglieder unterschieden  sich auch dahingehend von‐einander, dass die persönlichen Hemmnisse, die die Nutzung der digitalen Me‐dien einzuschränken vermögen, unterschiedlich  stark ausgeprägt  sind. Da Herr Cordes der Medienintegration in der Schule generell positiv gegenüber eingestellt ist, versucht er, sofort zu helfen, wenn er merkt, dass Kolleginnen oder Kollegen Schwierigkeiten bei der Arbeit mit den digitalen Medien haben. Dabei geht  es ihm  nicht  nur  darum,  Probleme  zu  lösen,  sondern  auch  ggf.  Ängste  anderer Lehrkräfte, die die Arbeit mit den digitalen Medien einschränken oder verhin‐dern, zu reduzieren. Dieser Aspekt ist für ihn von zentraler Bedeutung und un‐terstreicht die  immense Relevanz der Prägung der  individuellen Einstellungen und Orientierungen gegenüber dem Medieneinsatz  für den Verlauf dieser Pra‐xen.  

In den  Fachkonferenzen  kann  korrespondierend  gehandelt werden,  indem die unterrichtliche Mediennutzung  dort  z.B.  regelmäßig  von  den Mitgliedern  der Fachkonferenz Englisch  thematisiert wird. Ausgewiesene Routinen und arbeits‐teilige Praxen rahmen den Wissenserwerb. So sei es z.B. die Aufgabe von Herrn Cordes, seinen Kolleginnen und Kollegen neue Softwareprogramme vorzustellen. Die Mitglieder der Fachkonferenz nutzen außerdem gemeinsam den Computer‐raum der Schule, um bestimmte Praxen zu erproben und zu üben. Dieser Schritt sei unverzichtbar, um sicherzustellen, dass die Zusammenarbeit mit den Schüle‐rinnen und Schülern unter Einsatz der digitalen Medien möglichst  reibungsfrei verläuft und das Risiko des Scheiterns minimiert wird. Gleichwohl kann man die Schülerinnen und Schüler aber auch als Partner der Unterrichtsführung anerken‐nen und sie z.B. um Hilfe bitten, wenn es zu Schwierigkeiten kommt. So  lassen sich außerdem  intergenerationelle Lernprozesse  initiieren, die wiederum geeig‐net sind, den Bildungsprozess als solchen zu unterstützen. 

7.2.3 Fortbildungen

Fortbildungen sind ein weiterer wichtiger Aspekt, um möglichst gute Vorausset‐zungen für die Lehrkräfte zu schaffen, um das für den Einsatz der digitalen Me‐dien im Allgemeinen und von Lernplattformen im Speziellen erforderliche Wis‐sen zu erwerben. Fast die Hälfte (47%) der befragten Schulleitungen (n=88) gibt an, regelmäßig Fortbildungen zur Nutzung von Lernplattformen zu veranlassen. Die  Schwerpunkte, die Lehrkräfte  bei den  von  ihnen  besuchten  Fortbildungen setzen, spiegeln dies wider:  In 52 Prozent der Fälle werden  in  internen Fortbil‐dung die Nutzung von Lernplattformen behandelt  (vgl. Abbildung 20). 29 Pro‐zent berichten von speziellen schulinternen Fortbildungen zu Edunex.  In exter‐nen Fortbildungen setzt sich der Schwerpunkt etwas anders zusammen. Vorran‐gig (44%) werden hier aktuelle Themen der Medienerziehung (Internetnutzung, 

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Cyberbullying, Handynutzung, Urheberrecht, Datenschutz, Jugendmedienschutz etc.) behandelt. Als zweiter Schwerpunkt finden sich dann mit 36 Prozent Lern‐plattformen und speziell Edunex mit 26 Prozent der Nennungen wieder. Aktiv eingesetzt werden Lernplattformen laut der Befragung der Lehrkräfte allerdings nur bei 36 Prozent der internen und bei 26 Prozent der externen Fortbildungsan‐gebote. Zum Einsatz kommen bei internen Fortbildungen laut Schulleitungen am häufigsten  lo‐net²  (36%),  Moodle  (32%)  sowie  der  Hessische  Bildungsserver (28%). 

Abbildung 20: Schulinterne Fortbildungsthemen der letzten 12 Monate (schulweite Befra-

gung der Lehrkräfte, Mehrfachantworten, n=164)

Fortbildungsangebote sind auch ein  inhärenter Bestandteil der Medienintegrati‐on  an  den  beiden  Fallstudienschulen. Der Großteil  der  Fortbildungsveranstal‐tungen wird dabei  schulintern durchgeführt. Der  folgende Ausschnitt aus dem Interview mit dem Schulleiter der Gesamtschule  in B‐Stadt veranschaulicht be‐sonders deutlich, warum das so ist.  

 Lm: Es kommt drauf an, um was es dabei geht (.) wenn es sagen

wir mal um Routinedinge geht wie zum Beispiel hier solche diese Boards oder so was, dann ist es denke ich viel einfacher wenn wir das hausintern macht, auch ‘ne Kostenfrage natürlich ne, Außerschulische kosten im Regelfall auch Geld, erst recht wenn sie gut sind und das andere ist eben die Nähe, die persönliche Nähe wenn dann, dann hab ich bei einem was weiß ich so Informationen gehabt mit dem Board und äh (.) jetzt hab ich ‘n Problem damit dann kann ich direkt zu dem hingehen also auch in der Nachfolge noch mal nachfragen

Y1: Mmhh Lm: Wenn es darum geht, dass man Initiativen auf den Weg

bringen will, dann kennt man ja auch so, der Prophet im eigenen Lande ne, das dann net so toll, dann muss man wieder jemand haben aber der auch hoffentlich das auch vermarkten kann und äh da stehen sie nicht immer drin ne in der Sache wie das dann rüberkommt (.) also wir hatten bei dem pädagogischen Tag auch schon mal danebengegriffen, und dann waren das Leute, die halt nicht so toll in das Schulkonzept passten (Interview Lachmann)

52,3

29,4

7,3

38,5

22,9

%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

Nutzung von Lernplattformen 

Nutzung von Edunex   Web 2.0 und Social Media

Aktuelle Themen der Medienerziehung 

Sonstiges

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Erwartungsgemäß hängt die Wahl der Fortbildungsform u.a. vom Fortbildungs‐gegenstand  ab. Handelt  es  sich  z.B. um Routineangelegenheiten, d.h. um The‐men, die gängig und etabliert sind, so organisiert man entsprechende Angebote schulintern. Dass der  Schulleiter die Einführung der  IWBs  als Routineaufgabe wahrnimmt, unterstreicht abermals den hohen Integrationsgrad digitaler Medien in der Schule. Dabei kommt erstens positiv zum Tragen, dass die Durchführung schulinterner Veranstaltungen  „viel  einfacher“  ist,  als  die Arbeit mit  externen Anbietern, d.h. man wählt die Angebotsform, deren Umsetzung mit einem ge‐ringerem Ressourceneinsatz auskommt. Zweitens entstehen beim Einkaufen ex‐terner  Fortbildungsveranstaltungen Kosten, die mit  steigender Qualität  zuneh‐men.  Streng genommen verursacht  auch die Durchführung von Fortbildungen durch Lehrkräfte Kosten, mit dem Unterschied, dass diese Ausgaben nicht von der Schule bestritten werden, da die Lehrkräfte durch das Land bezahlt werden. Als dritten Vorteil schulinterner Fortbildungen verweist der Schulleiter auf den Aspekt der  „Nähe“. Wenn die Lehrkräfte dazu  übergehen, das  in der  Fortbil‐dung vermittelte Wissen  in die eigene Handlungspraxis zu überführen, können sie beim Auftreten von Schwierigkeiten, die Kollegin oder den Kollegen, die oder der  die Veranstaltung  durchgeführt  hat,  persönlich  ansprechen  und  um Hilfe bitten. Diese Möglichkeit  besteht  bei  einer  externen  Fortbildungsveranstaltung nicht. 

Wenn es aber darum geht, bestimmte  Initiativen  in der Schule zu unterstützen, um die Entwicklung bestimmter Unterrichtspraxen zu begünstigen, kann es vor‐teilhaft sein, bewusst mit externen Fortbildnerinnen oder Fortbildnern zu arbei‐ten. Denn es ist zwar nicht auszuschließen, dass es Lehrkräfte in der Schule gibt, die eine Fortbildung zu einem solchen Thema durchführen können, diese aber im Kollegium  u.U.  schlecht  gelitten  sind,  sodass  eine  solche  Veranstaltung  nicht nachgefragt werden würde. Allerdings könne man sich bei einer externen Refe‐rentin oder einem Referenten nie sicher sein, ob sie oder er das jeweilige Fortbil‐dungsthema adäquat vermitteln kann und ein Wissenstransfer zu Stande kommt. Dabei geht es u.a. um die Frage, ob sich die Fortbildungsinhalte als anschlussfä‐hig an das Schulkonzept erweisen, dass im Zweifelsfall primär den Schulangehö‐rigen bekannt ist.   

Im Nachgang an die wiedergegebene Sequenz weist der Schulleiter noch darauf hin, dass den Schulen zumindest die Auswahl von Fortbildungsveranstaltungen leichter fallen sollte, die vom, dem Kultusministerium angegliederten Institut für Qualitätsentwicklung akkreditierten wurden.  In der Praxis hat  sich dieses Ver‐fahren aber offenbar nicht etabliert bzw. ist es z.B. aus der Sicht des Schulleiters der Gesamtschule in B‐Stadt nicht erfolgreich. 

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8 Schulkulturelle und -organisationale Einbettung von Lernplattformen

Für den Zweck der vorliegenden Untersuchung verwenden wir den Begriff der Schulkultur  im Sinne Göhlichs als „die Eigenart und ganzheitliche Qualität der Schule” (Göhlich 2007: 111). Wichtig ist dabei, dass es sich in erster Linie um in‐formelle und häufig nicht bewusste Überzeugungen handelt, die  eine  Sinnstif‐tung  und Wertorientierung  innerhalb  des Kollegiums  erzeugen. Dabei  spielen auch die Kooperations‐ und Kommunikationsprozesse innerhalb des Kollegiums eine  wichtige  Rolle  (Kapitel  8.2).  Das  zweite  Element  ist  die  eher  formal‐strukturelle Perspektive auf die Schulorganisation. Sie adressiert die bestehenden Abstimmungsarenen (wie Schul‐, Fach‐ oder Gesamtkonferenzen) sowie auch die formalisierten Regelungen der Medienintegration, wie Schulprogramm und Me‐dienkonzept  (Kapitel 8.3). Dazu kommt der Einfluss äußerer Rahmenbedingun‐gen durch gesetzliche Setzungen oder gesellschaftliche Entwicklungen, der die Arbeit mit digitalen Medien  in den Schulen zunehmend prägt  (Kapitel 8.4). Be‐sonders  wichtig  im  vorliegenden  Kontext  ist  die  Rolle  der  Edunex‐Koordinatoren, die die Schulen bei der Einführung und Erprobung der Lernplatt‐form unterstützen sollten  (Kapitel 8.5).  Im weitesten Sinne zur schulkulturellen und  organisationalen  Einbettung  gehört  die  Sicht  der  Eltern  der  Schülerinnen und Schüler auf den Einsatz von Lernplattformen in der Schule. Beginnen wollen wir  aber mit der Rolle der  Schulleitung, die unbestritten den wohl  zentralsten Einfluss auf die Schulkultur und ‐organisation hat.  

8.1 Die Rolle der Schulleitung

Die  Schulleitung kann Ausgangspunkt der verschiedenen Reformbestrebungen in der Schule sein oder als Moderator innovative Prozesse begleiten. Die Integra‐tion von Lernplattformen in der Schule begann z.B. an vielen Schulen als Einzel‐initiative engagierter Lehrkräfte, die ab einem bestimmten Punkt abgesichert und in einen breiteren Rahmen integriert werden müssen. Viele der Untersuchungen im  In‐ und Ausland über  innovative Vorhaben  im  Schulbereich weisen darauf hin, dass ohne eine Beteiligung der Schulleitung und deren aktives Engagement kein Reformvorhaben gelingen kann, was sich auch auf die Integration von digi‐talen Medien übertragen lässt (Breiter 2007). 

Als entscheidende Gründe für die Teilnahme am Pilotprojekt hessen.eEducation stellten sich  in der Befragung der Schulleitungen das generelle  Interesse an der Arbeit mit Lernplattformen im Unterricht (69%) sowie vor allem das Interesse an den  (digitalen) Lern‐ bzw. Lehrmaterialien  (73%) dar  (vgl. Abbildung  22). Des Weiteren erhofften  sich die befragten Schulleitungen eine Verbesserung der ei‐genen technischen Ausstattung (49%) sowie Zugang zu professionellem Verlags‐content  (40%)  –  eines  der  Versprechen  des  Pilotprojekts.  Eine  untergeordnete Rolle spielte bei der Entscheidung die Plattform Edunex selbst. Nur 24 Prozent gaben an, aus  Interesse an diesem  speziellen Produkt  teilgenommen zu haben. Interessant  ist weiterhin anzumerken, dass 20 Prozent auf Empfehlung externer Akteure hin teilgenommen haben und nicht aus Eigeninitiative. 

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8 Schulkulturelle und -organisationale Einbettung von Lernplattformen 70

Abbildung 21: Grund für die Teilnahme an hessen.eEducation (schulweite Befragung der

Schulleitungen, Mehrfachantworten, n=141)

 Generelle Hoffnungen, die mit der Einführung  von Lernplattformen  einherge‐hen, stellen  für die befragten Schulleitungen einen Fortschritt  in der Förderung des selbstständigen Lernens  (89%), eine verbesserte  individuelle Förderung der Schülerinnen  und  Schüler  (72%)  sowie  ein  verbessertes  Lernen  außerhalb  des Klassenraums  (54%) dar. Weiterhin wurde  auch der Wunsch deutlich, die Zu‐sammenarbeit der Lehrkräfte (39%) zu verbessern – Ziele, die sich mit denen der befragten Lehrkräfte decken (vgl. Abbildung 6) und somit eine gute Ausgangsla‐ge für das Projekt bieten sollten. 

Abbildung 22: Gründe für die Einführung einer Lernplattform (schulweite Befragung der

Schulleitungen, Mehrfachantworten, n=191)

 Um die Verbreitung der  jeweilig  eingeführten Lernplattform  im Kollegium  zu unterstützen, wurden von den Schulleitungen unterschiedliche Maßnahmen er‐

68,9%

24,4%

73,3%

40,0%

28,9%

48,9%

20,0%

8,9%

,0% 10,0% 20,0% 30,0% 40,0% 50,0% 60,0% 70,0% 80,0%

Interesse an der Arbeit mit Lernplattformen im Unterricht

Interesse am Produkt "Edunex"

Interesse an den (digitalen) Lern‐/Lehrmaterialien

Interesse an professionellem Verlagscontent 

Externes Hosting (Betrieb und die Pflege einer Lernplattform durch Dritte)

Verbesserung der eigenen technischen Ausstattung durch die Bereitstellung der Notebooks von T‐Systems

Projekt wurde der Schule anempfohlen

Übernahme/Lösung von Datenschutzbelangen durch Dritte (T‐Systems)

2,2

15,2

43,5

54,3

15,2

39,1

39,1

45,7

89,1

71,7

% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%

Sonstige

Verbesserte schulorganisatorische Abläufe   

Bessere Verbindung unterschiedlicher Lernorte

Verbessertes Lernen außerhalb des Klassenraums

Bessere Reaktion auf Unterrichtsausfall

Erhöhung der Attraktivität der Schule   

Verbesserte Zusammenarbeit der Lehrkräfte   

Förderung des kooperativen Arbeitens

Förderung des selbständigen Lernens 

Verbesserte individuelle Förderung der Schülerinnen und Schüler 

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griffen.  Im Wesentlichen  bestanden  diese  aus  Fortbildungen,  entsprechenden Beschlüssen in der Gesamtkonferenz sowie Abstimmungen mit den Fachschaften (vgl. Abbildung 23). Einen weiteren Schlüssel zur schulweiten Verbreitung von Lernplattformen stellen  laut 86 Prozent der befragten Schulleitungen außerdem einzelne  sogenannte Expertinnen  und Experten dar, die  ebenfalls Maßnahmen zur  Förderung  von  Lernplattformen  initiieren.  Auch  die  Fachschaften  spielen eine Rolle (39%). 

Abbildung 23: Maßnahmen zur Förderung der Nutzung von Lernplattformen (schulweite

Befragung der Schulleitungen, Mehrfachantworten, n=88)

Auch die beiden Fallstudien unterstreichen den zentralen Anteil der Schulleitung für jegliche Art von Schulentwicklungsprozessen im Allgemeinen und der Integ‐ration von Lernplattformen in den Schulbetrieb im Besonderen. Beide Schulleiter nehmen z.B. aktiven Einfluss auf die personelle Zusammensetzung ihrer Kollegi‐en, um bestimmte Aspekte des Schulbetriebs zu stärken. Danach gefragt, warum er  sich  schon  lange  vor der Beteiligung  am Projekt  hessen.eEducation  für den Einsatz eins LMS an seiner Schule entschieden hat, verweist der Schulleiter Herr Lachmann  zunächst  auf  die Notwendigkeit,  vorhandene  Ressourcen möglichst effizient einzusetzen und zusätzliche Ressourcen zu akquirieren.  Lm: Also äh zunächst einmal ist es so, dass äh man als

Schulleiter ja immer auf der Frage ist nach Ressourcen und äh da die Ausstattung ja nicht so toll ist, muss man eigentlich gucken wie kann man mit äh wenig Kostenaufwand möglichst viel erreichen, das ist die eine Seite natürlich das man sagen muss äh (.) durch welche Schwerpunktsetzung kann ich nach außen argumentativ auch so auftreten, dass ich äh zum Beispiel sach auch Mittel zusätzlich erst einmal akquirieren kann dafür und äh das ist ein Aspekt dabei (.)(Interview Lachmann)

Die Ausstattung der Schule ist laut Herrn Lachmann ständig knapp bemessen und weist Mängel auf  („nicht so  toll“). Daher sei man zum einen gezwungen, unter möglichst sparsamem Einsatz der vorhandenen Ressourcen ein möglichst gutes Ergebnis zu erzielen, ohne dass sich an dieser Stelle sagen ließe, was ein solches 

15,2

13,0

19,6

13,0

39,1

43,5

47,8

% 10% 20% 30% 40% 50% 60%

Nein, aber es besteht generell Interesse

Nein

Ja, indem ich Material zur Schulorganisation auf dem Lernportal zur Verfügung stelle

Ja, es gibt entsprechende Punkte im Mediencurriculum bestimmter Jahrgangsstufen oder Fächer 

Ja, es gibt Abstimmungen mit den Fachschaften   

Ja, es gibt entsprechende Beschlüsse der Gesamtkonferenz

Ja, es gibt regelmäßige Fortbildungen zur Nutzung   

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Ergebnis ausmacht. Zum anderen könne man mit den vorhandenen Ressourcen auch Schwerpunkte entwickeln, die wiederum geeignet sind – eine entsprechen‐de Kommunikation  über  den  Binnenraum  der  Schule  hinweg  vorausgesetzt  – weitere Ressourcen  zu  gewinnen. Auf diese Weise  lassen  sich die Handlungs‐möglichkeiten der Schule verbessern. Die Schulleitung hat auch zentralen Anteil daran, ein innovationsfreundliches Klima an ihrer Schule zu schaffen. Ihr stehen dabei unterschiedliche Handlungsmöglichkeiten zur Verfügung.  Lm: Also das ganz wichtige ist äh glaub ich, dass Kollegen

wissen, dass der Schulleiter sich an solchen innovativen Prozessen mitbeteiligt, egal auf welcher Ebene das ist (.) ja sie müssen das Gefühl haben, da werden sie unterstützt (.) wollen sie net nur das Gefühl, das könnt ja täuschen sondern auch tatsächlich und äh das ist glaub ich ´n sehr wichtiger und damit ja auch Interesse zeigt an der Arbeit, die sie machen und äh da finden sie dann eben auch immer wieder Kolleginnen und Kollegen, die dann mit so Ideen kommen ja (.) oder die Impulse, die man selber gibt positiv aufnehmen joa (Interview Lachmann)

Aus der Sicht von Herr Lachmann, dem Leiter der Gesamtschule in B‐Stadt ist es dabei besonders wichtig, dass der Schulleiter in einer für das Kollegium sichtba‐ren Weise an Innovationsprozessen mitwirkt und dass für Lehrkräfte, die sich an einem  innovativen Prozess  beteiligen, unmissverständlich  ist, dass  sie  von der Schulleitung unterstützt werden. Dazu kommt, dass die Schulleitung sich für die Aktivitäten im Kollegium interessieren muss, sodass Lehrkräfte die sich mit einer innovativen Idee tragen, bereit sind, die Schulleitung um Unterstützung bei der Erprobung bzw. Umsetzung zu bitten. Gleichzeitig kann ein Schulleiter, der  in der  beschriebenen Weise  von  seinem Kollegium wahrgenommen wird,  davon ausgehen, dass Impulse, die er  in das Kollegium hinein gibt, von diesem aufge‐nommen und  in korrespondierende Handlungspraxen überführt werden. Darü‐ber  hinaus  kann  die  Schulleitung  verfügbare Machtbefugnisse  nutzen,  um  be‐stimmte Entwicklungen durchzusetzen. So  fingen  z.B. viele Lehrkräfte der Ge‐samtschule in B‐Stadt erst an, sich intensiver mit der Nutzung von lo‐net² zu be‐fassen, als die Schulleitung  im Rahmen einer Gesamtkonferenz  ihren Beschluss mitteilte, zukünftig den Großteil der von ihr an die Lehrkräfte weiterzugebenden Informationen mittels  lo‐net²  zu  verteilen. Auch Herr Ahlbrand,  der  Schulleiter des Gymnasiums in A‐Stadt besitzt verschiedene Mittel um die Medienintegrati‐on zu unterstützen bzw. zu steuern.  Y1: Können sie vielleicht noch mal ein bisschen erzählen, was

haben sie an Steuerungselementen, jetzt ganz konkret nutzen können, um dieses Projekt E-Learning in ihrer Schule weiter zu entwickeln?

Am: Also ganz gezielt in der Form, dass wir bei der Unterrichtsverteilung, Lehrkräfte in einer Klasse eingesetzt haben, die diesem Projekt positiv gegenüber standen (1) und wenn sie dann einzelne Klassenbesetzungen haben, dann sind die Sauerteig in einem Kollegium, weil alle anderen gucken, was ihr stellt bestimmte Inhalte auf ‘ne Lernplattform und wie funktioniert das (.) dann bekommen sie ‘nen Mitzieheffekt, und dann wollen andere das auch haben (.) und vor dem Hintergrund ist das dann

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ausgeweitet, hat sich das ausgeweitet an unserer Schule (3) das war nur ein, äh, Steuerungsmoment, das wir nutzen mussten (2) ganz gezielt, Lehrerzusammensetzungen in einzelnen Klassen zusammen zu bringen, das das erst mal läuft (2) und da möglichst diejenigen rein zu stecken, die, dem Projekt wirklich positiv gegenüber stehen (3) mehr brauchen sie gar nicht zu machen (6) also mit, also Überzeugungstäter, das klappt alles nicht, sie müssen Dinge vorleben an Schulen (1) also, ähm, man kann da viel reden, da sagen

Y1: Mhm Am: die, jaja lass ihn mal reden, und das ist nur Mehrarbeit

für uns wieder, und jetzt noch was machen und noch was oben drauf (.)diejenigen, die was machen wollen, die muss man, ‘ne lange Leine lassen und muss sie arbeiten lassen (.) und man darf als Schulleitung sich nicht einmischen, ganz im Gegenteil (.) das was gut läuft, viel Lob (Interview Ulmenbach)

Gezielten Einfluss  auf die Medienintegration  kann die  Schulleitung u.a. durch die  „Unterrichtsverteilung“  nehmen,  d.h.  durch  die  Art  und Weise,  wie  die Lehrkräfte  in den Klassen  eingesetzt werden.  So habe man  z.B. Lehrkräfte  zu‐sammen in einer Klasse eingesetzt, die der Arbeit mit Edunex gegenüber positiv eingestellt waren. Solche Gruppen seien wie „Sauerteig“, d.h. sie tragen in Ana‐logie zur starken Ausdehnung der Teigmasse zur Verbreitung der Nutzung der Lernplattform  im  Kollegium  bei.  Eine  solche  Gruppe  fungiert  quasi  als  An‐schauungsobjekt  für  ihre Kolleginnen und Kollegen. Demnach  scheint es keine vergleichbare Außenwirkung zu haben, wenn die Nutzerinnen oder Nutzer eines LMS über das Kollegium verstreut  sind bzw.  ist die Sichtbarkeit  innerhalb des Kollegiums weitaus geringer. Eine solche Praxis rufe wiederum Nachahmer auf den Plan, was der  Schulleiter  als  „Mitzieheffekt“  beschreibt. Die  gezielte Nut‐zung dieses Steuerungselements sei unverzichtbar gewesen. Im Gegensatz dazu reiche es nicht aus, die Vorteile einer  Innovation  lediglich zu beschreiben. Erst die durch eigene Anschauung nachvollziehbare Praxis mache einen Unterschied. Wenn sich im Gegensatz dazu lediglich die Schulleitung für die Einführung eines LMS  ausspricht,  nähmen  die  Lehrkräfte  das  lediglich  als  eine  zusätzliche Ar‐beitsbelastung wahr, ohne eine von der Schulleitung  intendierte Handlungspra‐xis zu entwickeln. Den Lehrkräften, die aber bereits seien, ihre Handlungspraxis zu  verändern  und  etwas Neues  auszuprobieren, müsse man  stattdessen  Frei‐ und Handlungsspielräume öffnen, um entsprechend handeln zu können. Gleich‐zeitig dürften sich die Schulleiter auch nicht aktiv in solche Prozesse involvieren, müssten  aber  positive  Entwicklungsverläufe  erkennen  und  in  umfangreichem Maße würdigen. 

An beiden Schulen wird die Schulleitung bei der Umsetzung von  Innovations‐vorhaben auch von einer Steuerungsgruppe unterstützt. An der Gesamtschule in B‐Stadt wurde diese Gruppe offensichtlich  im Rahmen der Schulinspektion ge‐schaffen. In diesem Ausschuss sind Vertreterinnen und Vertreter der verschiede‐nen  Fachkonferenzen  der  Schule  vertreten  und  sollen  die  Innovationsprozesse mitsteuern und begleiten. In der Vergangenheit hat der Steuerungsausschuss u.a. eine Befragung durchgeführt,  um  zu  ermitteln welche  Fortbildungsbedarfe  im Kollegium bezüglich der Arbeit mit den digitalen Medien bestehen, die dann auf 

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der Basis schulinterner Fortbildungsveranstaltungen bedient wurden. Am Gym‐nasium in A‐Stadt existiert ebenfalls eine Steuerungsgruppe, die u.a. an der Ent‐wicklung des schulischen Medienkonzepts beteiligt war und es  in die verschie‐denen Fachkonferenzen kommuniziert und dort abgestimmt hat. 

8.2 Innerschulische Kooperation, Kommunikation und Wissensmanagement

Kooperationen in der Schule nehmen sehr unterschiedliche Formen an. Lehrkräf‐te können z.B. ein gemeinsames Projekt mit Schülerinnen und Schülern durch‐führen,  innerhalb  der  Fachkonferenzen  gemeinsam  Aufträge  abarbeiten  oder arbeitsteilig Klausuren vorbereiten. Darüber hinaus ist es selbstverständlich, dass man sich bei kleineren Schwierigkeiten, die im Rahmen der Arbeit mit den digi‐talen Medien auftreten, an bestimmte Kolleginnen oder Kollegen wenden kann. Ebenfalls kooperativ  angelegt  ist der Austausch von Materialien  zwischen den Lehrkräften. In der Regel erfolgt er auf informeller Basis im direkten Austausch zwischen den Beteiligten. Teilweise werden dabei  auch digitale Medien  einge‐setzt,  entscheidend  für  diese  Form  der  Kooperation  ist  aber  die  Qualität  der Teamstrukturen in der Schule. Die innerschulische Kommunikation und Koope‐ration kann durch den Einsatz digitaler Medien unterstützt werden. Dabei ist vor allem  zu  unterscheiden, wie  und wo  kommuniziert  bzw.  kooperiert wird. Am einfachsten ist die Kommunikation und Kooperation über E‐Mail, noch verfügen aber  längst  nicht  alle Lehrkräfte  über  eine dienstliche E‐Mail‐Adresse  und die Möglichkeit ihre E‐Mails in der Schule abzurufen. Viele LMS bieten ebenfalls die Möglichkeit der Kommunikation miteinander  und  sind  außerdem  ähnlich wie Server prädestiniert für den Austausch bzw. die Bereitstellung unterschiedlichs‐ter Daten (z.B. Unterrichtsmaterialien oder Klausuren).  

Das schulische Wissensmanagement zielt vor allem darauf ab, die Menge der in der Schule anfallenden Daten zu systematisieren und zu kategorisieren und da‐raus entstandene Produkte unter Nutzung von  Informationstechnologie  in zeit‐lich und  örtlich  adäquater  Form  bereitzustellen. Die Ziele  eines Wissensmana‐gementsystems  in Schulen  liegen zuallererst  im Organisationszweck begründet, d.h. der Verbesserung der Unterrichtsqualität durch den Einsatz digitaler Me‐dien  (Breiter 2002, Maisch 2006). Daher besteht auch ein enger Bezug zwischen Wissensmanagement und E‐Learning (Reinmann 2007).  

Damit ein Wissensmanagementsystem schulweit genutzt wird, müssen u.a. alle potenziellen Nutzerinnen und Nutzer von seiner Existenz wissen.  In der Befra‐gung  der  Schulleitungsmitglieder  wird  deutlich,  dass  zur  Einführung  einer Lernplattform  in erster Linie das Kollegium  (94%)  sowie die Schülerinnen und Schüler (85%)  informiert wurden. Nur 37 Prozent der Schulleitungen  informier‐ten die Eltern über diese Veränderung. Den  Schulträger  informierten  etwa  ein Drittel (30%).  

Das  kollektive  schulinterne  Wissensmanagement  tangiert  insbesondere schulorganisatorische Aspekte, wie  z.B.  die Abstimmung  zwischen  der  Schul‐leitung  und  dem  Kollegium,  um  die  tägliche  Unterrichtsdurchführung  zu gewährleisten. An vielen der Pilotschulen sind  in diesem Kontext verschiedene 

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Vereinbarungen  sowohl mit  den  Lehrkräften  aber  auch mit  den  Schülerinnen und Schülern getroffen worden (vgl. Abbildung 24).  

Abbildung 24: Innerschulische Vereinbarungen zum Medieneinsatz (Mehrfachantworten,

schulweite Befragung der Schulleitungen)

An  erster  Stelle  der Vereinbarungen mit  den  Lehrkräften  stehen  dabei mit  73 Prozent  solche über die Zuständigkeiten bezüglich des Supports  in der Schule, gefolgt von Vereinbarungen zur Computerraumnutzung  (72%). An erster Stelle der Vereinbarungen mit den Schülerinnen und Schülern stehen solche über den Zugang zur Computerraumnutzung (65%), dicht gefolgt von Vereinbarungen zu Computer und  Internet  in der  Schule  (59%). Auffällig  ist, dass  31 Prozent der Schulleitungen  angibt,  keine  Vereinbarungen  zum  Urheberrecht  getroffen  zu haben, obwohl z.B. der Einsatz von digitalen Materialien im Zuge der Arbeit mit Lernplattformen in erheblichem Maße auch Urheberrechtsfragen adressiert. Ähn‐liches gilt für Fragen des Datenschutzes, zu denen an rund 27 Prozent der Pilot‐schulen ebenfalls keine korrespondierenden Vereinbarungen vorliegen.   

Es  reicht  aber nicht  aus, nur Vereinbarungen  zu unterschiedlichen Themen  zu treffen. Genauso wichtig ist es, dass die Inhalte solcher Dokumente den Akteuren in der Schule bekannt sind und danach gehandelt wird. Hier scheint es an den Schulen  durchaus  Defizite  zu  geben.  So  berichtet  z.B.  der  Schulleiter  der Gesamtschule in B‐Stadt, dass verschiedene Informationen in der Vergangenheit unter  Einsatz  traditioneller  Informationsmedien  (Schwarzes  Brett,  Akten)  die Kollegiumsmitglieder nicht  in der gewünschten Weise  erreicht hätten. Er  sieht dafür zwei Gründe, zum einen mögliches Desinteresse an diesen Informationen bei  einzelnen  Lehrkräften. Wo  dies  zutrifft,  ist  es  aber  letztlich  egal,  welche Medien man  einsetzt, da das Problem  in diesem Fall  auf  einer  anderen Ebene liegt. Der zweite Grund adressiert eine Verdichtung des schulischen Alltags, die auch die Handlungspraxen der Lehrkräfte tangiert. 

56,1%

56,1%

72,1%

46,3%

73,0%

51,2%

39,0%

65,1%

58,5%

21,6%

26,8%

31,7%

14,0%

26,8%

24,3%

,0% 10,0% 20,0% 30,0% 40,0% 50,0% 60,0% 70,0% 80,0%

Datenschutz

Urheberrecht

Computerraumnutzung

Freier Zugang zu Computer und  Internet

Zuständigkeiten bezügl. Support

Vereinbarung mit Lehrkräften Vereinbarung mit Schüler/innen Es gibt keine Vereinbarung

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Lm: Das mag aber auf der anderen Seite auch äh gut sein, dass man in Schule mittlerweile in den Pausen kaum noch ‘ne Pause hat sondern vielgestaltige Prozesse ablaufen, Gespräche über Schüler über Dinge, die organisiert werden müssen in den Schulebenen (.) äh was nach außen irgendwie dann sich darstellt, muss ja innen irgendwo organisiert werden (.) und das schaffen sie nicht durch Konferenzarbeit alleine sondern durch kommunikative Prozesse während des Schulalltags und ähm da geht eben auch vieles hier und da unter (Interview Lachmann)

Herr  Lachmann  adressiert  die  angesprochene  Verdichtung  anhand  der  Pausen zwischen  den  Stunden.  Diese  stünden  den  Lehrkräften  nicht mehr  für  kurze Regenerationsphasen zwischen den Unterrichtstunden zur Verfügung,  sondern seien  mit  vielfältigen  Prozessen  der  Schul‐  und  Unterrichtsorganisation ausgefüllt. Daher würden die Konferenzen  als  traditioneller  und  primärer Ort der  Organisation  des  Unterrichts‐  und  Schulbetriebs  alleine  nicht  mehr ausreichen,  um  den  daraus  rührenden  Anforderungen  gerecht  zu  werden. Vielmehr  müssen  diese  Aufgaben  nunmehr  auf  Grundlage  kommunikativer Prozesse  innerhalb  des  Kollegiums  quasi  zu  jeder  sich  bietenden Gelegenheit bearbeitet werden. Daher dürfe man sich nicht wundern, wenn „vieles hier und da unter[gehe]“, d.h. Informationen verloren gehen oder einzelne Aufgaben nicht zufriedenstellend  bearbeitet  werden.  Unabhängig  davon  betont  auch  Herr Ulmenbach  im  Interview,  dass  die  „innerkollegiale  Zusammenarbeit“  und  ein damit  einhergehender  funktionierender  Informationsaustausch  unverzichtbar seien, um innovative Prozesse in der Schule in die Breite zu tragen und zu einem inhärenten Bestandteil des gesamten Schul‐ und Unterrichtsbetriebes zu machen. Die  „Vereinzelung des Lehrers“ und die  „Hektik“ des Alltagsbetriebs  stünden dem aber tendenziell entgegen. 

Die  Schulleitung  zog  aus  den  oben  angesprochenen  Problemen  u.a.  die Konsequenz,  für  den  Schulbetrieb  wichtige  Informationen  effizienter  und zentraler  bereit  zu  stellen  und  dazu  lo‐net²  einzusetzen.  Darunter  fallen  z.B. Einladungen zu Konferenz, die nach selbigen erstellten Protokolle, Stunden‐ und Klassenpläne  sowie  Klassenlisten,  Raumpläne,  nützliche  Downloads  (z.B. Urlaubsanträge),  Regelungen  der  Schule  und  Informationen  der  Schulleitung. Zwar gebe es an der Schule auch noch traditionelle Informationsmedien wie z.B. die  herkömmlichen  Lehrerpostfächer,  die  Schulleitung  weist  den  Lehrkräften aber zunehmend eine Holschuld zu, d.h. sie macht sie dafür verantwortlich, sich die  für  die Organisation  ihrer Arbeit  benötigten  Informationen  zu  beschaffen. Auch die Fachkonferenzen sind mit eigenen virtuellen Klassenräumen in lo‐net² vertreten.  Inwieweit deren Mitglieder die Lernplattform  für  ihre Arbeit nutzen, bleibt  diesen  selbst  überlassen.  Entsprechend  unterschiedlich  sei  das Aktivitätsniveau  laut  Herrn  Ulmenbach.  Daneben  verfügten  auch  die Schülervertretung,  der  Elternbeirat  und  die  schulische  Sozialarbeit  und  die Schulverwaltung  über  eigene  virtuelle  Klassenräume  in  lo‐net²,  sodass  alle Akteure  der  Organisation  Schule  mit  Hilfe  dieses  Mediums  kommunizieren können.  Der  Schulelternbeirat  erhalte  z.B.  seine  Einladungen  durch  den Schulleiter ausschließlich auf diesem Wege. Auch die drei Lehrer aus der Gruppe Kastanie sind sich prinzipiell einig darüber, dass die digitalen Medien ihnen sehr 

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dabei helfen,  ihren Arbeitsalltag besser zu organisieren. Herr Anberger erläutert die dem zugrunde liegenden Herausforderungen.  

 Am: Es ist mittlerweile so viel, das kann ich nicht im

Vorbeigehen erfassen, früher habe ich ins Vertretungsbuch geguckt, ob mein Name irgendwo erscheint, und das war auch einfach deutlich weniger (.) mittlerweile ist das, einfach die Informationsflut so stark, dass das schon Sinn macht, das zu Hause schriftlich vor Augen zu haben (4) ja, von daher, also, es sind schon Veränderungen, wenn man so guckt, also (1) wenn man mal so drüber redet und man macht sich klar, in wie vielen Bereichen da sich einfach Strukturen extrem verändert haben und das:: geht ja auch in Richtung der Lernplattformen, also, das sind ja einfach Möglichkeiten, die, die so nicht da waren, nur auch da, denk ich, muss ich aufpassen, das Gleiche, dass ich mit der E-Mail nicht erwarten kann, dass das in Echtzeit, glaub ich, kann ich mit Lernplattformen, darf ich auch nicht den Fehler machen, die Schüler da zu überfordern, dass da alles dann in Echtzeit passieren muss (Gruppe Kastanie)

Ähnlich wie  sein Schulleiter problematisiert auch Herr Anberger die anhaltende Verdichtung seines Arbeitsalltags, die mit einer Zunahme der in diesem Rahmen anfallenden  Informationen  einhergeht.  In der Vergangenheit  habe  es demnach z.B. genügt, in der Schule einen Blick in das Vertretungsbuch zu werfen, um zu sehen, welche  besonderen Aufgaben man  zu  erfüllen  hat.  Im  Vergleich  dazu seien  die  Lehrkräfte  heute  mit  einer  „Informationsflut“,  d.h.  einer überbordenden, kaum zu handhabenden Menge an  Informationen konfrontiert. Daher sei es sinnvoll, sich mit diesen  Informationen auch zuhause auseinander zu setzen, wohl um (a) die Menge an Informationen überhaupt noch handhaben zu können und  (b) die  für die Bearbeitung erforderliche Ruhe zu  finden. Diese Veränderungen  sind  weitreichender  und  grundlegender  Art  und  führen  in unterschiedlichen  Bereichen  zu  einer  erheblichen  Veränderung  der  etablierten Strukturen.  Dazu  kommt,  dass  Kommunikations‐  und  Informationsprozessse viele dieser Veränderungen überhaupt erst möglich gemacht haben, sodass auch an dieser Stelle abermals die den digitalen Medien  inhärente hohe Ambivalenz deutlich hervortritt. Erschwerend komme hinzu, dass man auch den adäquaten Umgang mit den entsprechenden Medien noch erlernen müsse. Das betrifft nicht nur die Funktionalitäten, sondern auch die  legitimen Erwartungen, die mit den unterschiedlichen Kommunikationsformen einhergehen. So dürfe man z.B. nicht davon ausgehen, dass man auf eine geschriebene E‐Mail  immer umgehend eine Antwort erhält. Ähnliches gilt auch für die Medienpraxen der Schülerinnen und Schüler. Man dürfe sie nicht überfordern, indem man übertriebene Erwartungen an  deren  kommunikatives  Handeln  stellt  und  z.B.  davon  ausgeht,  dass  die Nutzung von Lernplattformen ausschließlich in Echtzeit zu erfolgen habe. 

Lo‐net²  wird  wie  schon  erwähnt,  primär  für  schul‐  und  unterrichts‐organisatorische Zwecke genutzt. Der starke Druck, den die Schulleitung auf die Lehrkräfte ausübt, um diese Form der Nutzung zu intensivieren, wirkt sich aber offensichtlich  auch  auf  die  unterrichtliche  Nutzung  zusammen  mit  den 

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Schülerinnen und Schülern aus. Zumindest seien  inzwischen  laut der Auskunft von Herrn Ulmenbach 26 der 36 Klassen der Schule mit eigenen Klassenräumen in lo‐net² vertreten. Denn anders als die Lehrkräfte,  für die alle ein eigener  lo‐net² Account  von  Seiten  der  Schule  eingerichtet  wurde,  werden  virtuelle Klassenräume nur auf ausdrücklichen Wunsch der Lehrkräfte hin aufgeschaltet. Vor  dem  beschriebenen Hintergrund wundert  es  nicht,  dass  die Nutzung  der Lernplattform  lo‐net²  an  der  Schule  für  schulorganisatorische  Zwecke  im Gegensatz  zur  unterrichtlichen  Nutzung  weitaus  fortgeschrittener  ist.  Die Entscheidung  lo‐net² zunächst vor allem für schulorganisatorische Aufgaben zu nutzen,  basiert  aber  auch  auf  der  Beobachtung,  dass  im  Gegensatz  zur unterrichtlichen  Nutzung  während  der  die  Lehrkräfte  problemlos  auf  den Einsatz von LMS verzichten können, die Schulleitung im Rahmen der sich täglich wiederholenden Organisationsroutinen Gelegenheiten  schaffen konnte, die den Einsatz eines LMS unverzichtbar machen.  

 Lm: Richtig, richtig (.) ja wobei ich hab‘s ja vorhin gesagt

für mich es dann da wichtig war im Grunde es zu schaffen, dass möglichst viele den Umgang damit haben und das Tagesgeschäft dabei das macht das eben notwendig ähm für ‘ne Unterrichtssequenz erstmal so etwas zu machen äh (.) das kann ich auch anders gestalten (.) ja da brauch ich nicht unbedingt lo-net dazu (Interview Lachmann)

Oft scheitert der Versuch, die Nutzung von Lernplattformen schulweit einzufüh‐ren aber auch am Widerstand von Kollegiumsmitgliedern. Die Frage, ob  es an der Gesamtschule  in B‐Stadt Widerstand gegen die umfassende Einführung der digitalen Medien für schulorganisatorische Zwecke gegeben habe, verneint Herr Ulmenbach weitgehend.  Um: Solche Schwierigkeiten haben wir eigentlich grundsätzlich

deswegen nicht, weil dieses System jetzt nicht von irgend einer Seite gekommen ist, sondern einfach von Schulleitung frontal angegangen wurde (1) und, okay, es gibt tatsächlich, einen Kollegen, der Zuhause keine E-Mail hat (1) das ist sein Problem (.) man muss sich über den Vertretungsplan in geeigneter Weise informieren (.) es gibt noch einen schulischen Aushang, wir haben so Displays in der Schule, angeschafft, für die Schüler, ihr Vertretungsplan ist natürlich dann auch für die Schüler eine wichtige Info, ob nämlich morgen entsprechend etwas ausfällt und im Zuge der Einführung neuer Medien, haben wir zwei (.) im Schülerbereich einen und im Lehrerbereich ein Großdisplay an der Wand, wo auch der Vertretungsplan abgebildet wird (5) gut, äh von Schulleitungsseite gehen wir damit zwar großzügig mit um, also sprich, kontrollieren es nicht, ob jemand seine Post abruft, umgekehrt ist es jetzt Aufgabe des Kollegen, sich zu informieren, und auf die Konferenz vorzubereiten und die Tagesordnung zu kennen oder so was (Interview Ulmenbach)

Demnach gab  es keine Schwierigkeiten bei der Nutzung von  lo‐net²  für  schul‐ und unterrichtsorganisatorische Zwecke, da die Nutzung von der Schulleitung energisch und unmissverständlich eingeführt wurde. Es gebe aber  immer noch 

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mindestens einen Lehrer ohne häuslichen E‐Mail Zugang, der nicht, wie von Herr Ulmenbach  im Vorfeld der wiedergegebenen  Sequenz berichtet, den  täglich  auf diesem Wege verschickten Vertretungsplan  lesen kann. Daraus  folgt aber nicht, dass  die  Schulleitung  sich  um  alternative Möglichkeiten  bemühen muss,  den Vertretungsplan  zu  publizieren,  sondern  dass der  Lehrer  gefordert  ist,  sich  in geeigneter Weise über den Vertretungsplan zu informieren. Unter anderem habe man die Möglichkeit, den Plan  in der Schule einzusehen. Aber auch dort wird konsequent auf den Einsatz der digitalen Medien gesetzt und der Vertretungs‐plan über extra für diesen Zweck beschaffte elektronische Displays veröffentlicht. Die Schulleitung kontrolliere aber auch nicht, ob die Lehrkräfte die digital bereit‐gestellten  Informationen  tatsächlich  lesen. Man  erwarte  aber,  dass  sie  ausrei‐chend vorbereitet sind, um sich an den für den Schulbetrieb wichtigen Veranstal‐tungen  beteiligen  zu  können.  Implizit  schwingt dabei mit, dass  sie dafür  u.U. mehr Aufwand in Kauf nehmen müssen, wenn sie dafür nicht die digitalen Me‐dien nutzen. 

Schulinterne Kooperationen  zwischen  Lehrkräften  sind  an  beiden  Fallstudien‐schulen  selbstverständlich.  Anhand  des  Beispiels  des  Gymnasiums  in  A‐Stadt wird  gut  deutlich, welche  Rolle  Lernplattformen  und  andere  digitale Medien dabei  spielen. Personelle Aspekte haben  in diesem Kontext  jedoch  ein weitaus größeres Gewicht. So weist z.B. der Schulleiter, Herr Ahlbrand darauf hin, dass man auch „Glück gehabt“ habe, dass man Lehrkräfte an der Schule  eingestellt habe, die bereit seien, zusammenzuarbeiten. Darüber hinaus hat der Schulleiter das  „Kooperationsklima“  an  der  Schule  durch  eine  aktive  Personalpolitik  ge‐stärkt,  indem er gezielt Lehrkräfte an die Schule geholt hat, die diese schon als Schülerinnen  oder  Schüler  besucht  haben,  wie  z.B.  Herrn  Dübeler  und  Herrn Schmidt. Das Verhältnis zwischen den beiden beschreibt der Schulleiter als „ehe‐ähnlich“,  sodass  es  sich  um  eine  besonders  intensive  Beziehung  zu  handeln scheint. Dazu kommt, dass es an der Schule „so’n paar Freaks [gebe], die können einfach unglaublich gut miteinander“. In diesem Fall geht es sich um Menschen, die sich für ein Interessengebiet – in diesem Fall die Schule bzw. das Unterrich‐ten,  extrem begeistern und dabei auch untereinander sehr gut miteinander har‐monieren. Dazu kommt, dass die Schulleitung Entscheidungen getroffen hat, die die Zusammenarbeit im Team nahezu unausweichlich macht.  

 Am: Wir haben als Schulleitung natürlich sehr rigoros

Teamstrukturen vorgegeben (.) wir haben gesagt, also der Unterricht wird sequenziert (.) und sie schreiben nach Möglichkeit gleiche Arbeiten, damit auch ‘ne Vergleichbarkeit, eine horizontale Vergleichbarkeit an der Schule möglich ist, wie einzelne Klassen abschneiden (.) (Gruppe Birke)

Die stärkere Zusammenarbeit der Fachlehrerinnen und ‐lehrer wurde durch die Vorgabe  von  Teamstrukturen  geradezu  erzwungen,  d.h.  die  Lehrkräfte  hatten gar keine Wahl als stärker zusammenzuarbeiten. Auslöser dafür war zum einen die Sequenzierung des Unterrichts, d.h. die Unterteilung  in definierte Einheiten (Module),  die  eine  Abstimmung  zwischen  den  Lehrkräften  unterschiedlicher Fächer erleichtern. Zum anderen werden innerhalb der Jahrgänge nach Möglich‐

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keit  in den Fächern die gleichen Arbeiten geschrieben, um die Leistungen der verschiedenen Klassen  in einem Fach selben Jahrgangs miteinander vergleichen zu  können.  Eine  stärkere  Zusammenarbeit  zwischen  den  davon  betroffenen Lehrkräften bietet sich dabei an, um zu gewährleisten, dass alle Klassen die glei‐chen Ausgangsvoraussetzungen bekommen.  Im weiteren Verlauf der Gruppen‐diskussion erklärt der Schulleiter, dass aufgrund solcher Maßnahmen inzwischen eine weitaus stärkere Homogenisierung zwischen den Klassen erreicht wurde als in der Vergangenheit. Für die Lehrkräfte sei diese Entwicklung insofern vorteil‐haft, als dass die Lernenden jetzt z.B. mit vergleichbaren Leistungsständen in die jeweils nächste Klassenstufe wechseln. Gleichzeitig habe die Verpflichtung der Lehrkräfte zur stärkeren Zusammenarbeit auch dazu geführt, dass die Lernplatt‐form intensiver genutzt wird. 

In diesen Zusammenhang wurden die erforderlichen Strukturen geschaffen, um in verschiedenen Fächern Materialien für die Unterrichtung von Reihen bereitzu‐stellen, die  für  alle Lehrkräfte verpflichtend  sind. Zumindest  teilweise wurden die  korrespondierenden Materialien  offensichtlich  auch  schon  von Lehrkräften bereitgestellt, obgleich dafür zumindest in der Anfangsphase ein erheblicher Ar‐beitsaufwand erforderlich zu sein scheint. Zumindest  in der Oberstufe wird auf diesem Wege  die  Konzeptionierung  der  eigenen  Kurse Herrn  Schmidt  zufolge erheblich  erleichtert,  da  „Kursbibliotheken“  nicht mehr  eigenständig  bestückt werden müssen,  sondern die Lehrkräfte die benötigten Materialien  in Abstim‐mung mit den Mitgliedern der Jahrgangsteams aus dem gemeinsamen Material‐pool  auswählen  und  für  die  Schülerinnen  und  Schüler  zur Verfügung  stellen können. Allerdings bedarf es eines ausreichenden zeitlichen Vorlaufs bevor die Integration einer Lernplattform erste Erfolge zeigt, wie der  folgende Ausschnitt aus der Gruppendiskussion mit den Edunex‐Koordinatoren  anschaulich unter‐streicht.  

 Sm: [...] fände es auch schade, wenn wir jetzt nach einem Jahr

aufhören, weil jetzt fängt es gerade an Spaß zu machen und zu laufen (.) weil ja (.) nach einem Jahr, nach einem dreiviertel Jahr Gestottere und Gehoppse, fing das jetzt an und jetzt kommt auch der Punkt, einfach einsetzbar (Gruppe Hilfe)

Demnach benötigte man rund ein  Jahr, um die Voraussetzungen  für die Arbeit mit Edunex an der Schule zu schaffen. Relativ viel Geduld und Beharrungsver‐mögen erscheinen  in diesem Kontext unverzichtbar. Was Herr Schmidt dabei  la‐pidar  als  „Gestottere  und  Gehoppse“  beschreibt,  steht  stellvertretend  für  die technischen und organisatorischen Schwierigkeiten und Herausforderungen, die die  Integration digitaler Medien an der Schule begleiten. Vor dem Hintergrund der von Herrn Ahlbrand und Herrn Schmidt beschriebenen weitreichenden Verän‐derungen an der Schule bestätigt der Schulleiter, dass an der Schule ein Kultur‐wandel stattfindet. 

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Y1: Findet an ihrer Schule ein Kulturwandel statt? Am: Ja, eindeutig ja (2) ähm, man ist offener im Austausch mit

Materialien, man erkennt inzwischen auch die Vorteile, das nicht jeder alles machen muss (.) sondern das man auch partizipiert, also wirklich, früher war der Lehrer ‘n Einzelkämpfer (.) er hat sein eigenes Material gehabt, man hat zwar immer, ähm, dann betont, ja man wolle Material austauschen in Ordnern, wir haben dann Ordner angeschafft, aber die waren immer, äh, nur rudimentär bestückt (2) ja

Sm: Oder weg m: └@(.)@ Am: Und, ähm, oder weg ja (1) und inzwischen muss ich wirklich

sagen, was ihr in Englisch macht, ist vorbildlich, eigentlich, ja, und in Deutsch sind ebenfalls Ansätze erkennbar (3) und wie gesagt, vor dem Hintergrund

Y1: └Mhm Am: der Einführung der Bildungsstandards, ähm, der

Implementierung, der Kerncurricula (.) wird das noch viel notwendiger sein (.) ja, um wirklich auch ‘ne Binnendifferenzierung in Klassen herbei zu führen (Gruppe Birke)

Herr Ahlbrand bestätigt, dass an der Schule eindeutig ein Kulturwandel stattfin‐det, sodass es dort zu einer nachhaltigen Veränderung der herrschenden Schul‐kultur kommt. Das  lässt sich u.a. daran ablesen, dass die Lehrkräfte wesentlich stärker  geneigt  sind,  ihre Unterrichtsmaterialien  untereinander  auszutauschen. Das  ist  auch  darauf  zurückzuführen,  dass  diese  Praxis  positive  Rationalisie‐rungseffekte ermöglicht,  indem die Lehrkräften die Materialien arbeitsteilig er‐stellen können. Damit  einher geht  eine  stärkere Beteiligung der Lehrkräfte  am Unterrichtsgeschehen auf Grundlage eines sukzessiven Rollenwechsels, der ein‐hergeht mit der zunehmenden Aufweichung der Rolle als Einzelarbeiterin bzw. ‐arbeiter, die oder der auch allein sein oder ihr für den Unterricht benötigtes Ma‐terial erstellt hat. Dennoch habe es auch zu dieser Zeit bereits Ansätze gegeben, Materialien untereinander  auszutauschen. Daher habe man Aktenordner  ange‐schafft,  um  ein Medium  für den Austausch  bereitzustellen. Zum  einen wurde diese Möglichkeit aber offensichtlich nur von wenigen Lehrkräften genutzt und zum anderen konnte man nie sicher sein, den Ordner am vorgegebenen Platz zu finden. Auch die befragten Lehrkräfte sind tendenziell bereit, Inhalte mit Kolle‐ginnen und Kollegen auf einer Lernplattform auszutauschen (vgl. Abbildung 25). 

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Abbildung 25: Bereitstellung von Inhalten durch die Lehrkräfte via Lernplattform (schulwei-

te Befragung der Lehrkräfte, n=116)

 31 Prozent der befragten Lehrkräfte stellen hier gefundene Inhalte bereit, 66 Pro‐zent  laden sogar  ihre eigenen Materialien hoch. Nur 12 Prozent geben an, dass diese  Form  des Austausches  keine  Bedeutung  für  sie  hat. Der Austausch  von Materialien auf Edunex bewegt sich auf einem ähnlichen Niveau. Hier geben 24 Prozent der befragten Lehrkräfte (n=47) an, gefundene Inhalte bereitzustellen, 50 Prozent laden eigene Inhalte hoch und zehn Prozent machen sich nichts aus die‐ser Möglichkeit. 

Das  zweite Problem  stellt  sich  bei der Ablage  von Materialien  auf  einer Lern‐plattform nicht.  Solange der Zugang  zu den dort  abgelegten Materialien nicht aus  technischen Gründen  unterbrochen  ist,  kann darauf  prinzipiell  permanent zugegriffen werden. Mit der Sequenzierung und stärkeren Homogenisierung des Unterrichts scheint sich auch die Beteiligung der Lehrkräfte an der kooperativen Materialerstellung verbessert  zu haben. Der  Schulleiter  lobt  in diesem Kontext ausdrücklich  die Aktivitäten  der Mitglieder  der  Fachkonferenz  Englisch  (s.o.) und verweist auf ähnliche Bemühungen im Fach Deutsch, die aber noch nicht so weit vorgeschritten sind. Aufgrund der veränderten externen Vorgaben geht der Schulleiter gleichzeitig davon aus, dass man die beschriebenen Anstrengungen noch weiter intensivieren müsse, um letztlich tatsächlich eine stärkere Binnendif‐ferenzierung zu erreichen.  

Während  die  schulinterne Kooperation, wie  dargestellt  an  beiden  Fallstudien‐schulen sehr ausgeprägt ist, arbeitet man kaum mit anderen Schulen zusammen, zumindest nicht mit solchen, mit denen man prinzipiell um dieselben Schülerin‐nen und Schüler konkurriert. Dagegen wird an beiden Schulen auch mit univer‐sitären Einrichtungen kooperiert und diese Form der Zusammenarbeit von bei‐den Schulleitern sehr positiv bewertet. 

8.3 Medienkonzept und Schulprogramm

Vielerorts haben Medienkonzepte bzw. deren Entwicklung den Ausschlag dafür gegeben, damit zu beginnen, die digitalen Medien in den Schulen zu etablieren. 

31,9%

66,0%

21,3%

12,8%

0,0%

10,0%

20,0%

30,0%

40,0%

50,0%

60,0%

70,0%

Ja, ich lade gefundene Inhalte (z.B. aus dem 

Internet, aus Lehrbüchern, etc.) hoch  

Ja, ich erstelle selbst Inhalte und lade diese hoch 

Nein, würde ich aber gerne   Nein, ist für mich nicht von Bedeutung  

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Mittlerweile wird der Einsatz dieser Medien ansatzweise auch in den schulischen Lehrplänen  festgeschrieben, wie  in Kapitel  8.4  noch  zu  zeigen  sein wird. Me‐dienkonzepte  für Schulen stellen  immer eine Momentaufnahme  innerhalb eines Schulentwicklungsprozesses dar und richten sich an alle am Schulleben beteilig‐ten Akteure. Mindestens genauso wichtig wie das Planungsergebnis  i.S. des ei‐gentlichen Medienkonzeptes  ist der vorausgehende Planungsprozess, der mög‐lichst  transparent  sein  sollte. Ein wichtiger Adressat  für die Planungen  ist der Schulträger. Eine für die regionale IT‐Planung notwendige genaue Analyse, wel‐che  konkreten Bedarfe  für die Ausstattung mit Hardware und Netzwerkinfra‐struktur  in der  jeweiligen Schule bestehen, kann nur aufgrund möglichst detail‐lierter Anforderungen der Schulen, die sich aus den Medienkonzepten ergeben, entwickelt werden. Die Lehrerfortbildung ist ebenfalls Adressat der Medienkon‐zepte. Zu diesem Zweck  sollten  sie  eine möglichst detaillierte Aufstellung des Fortbildungsbedarfes enthalten, der sich aus der Ausstattung und den pädagogi‐schen Anforderungen ergibt. Aus den verschiedenen Anforderungen, die sich für die  Akteure  an  ein  schulisches Medienkonzept  ergeben,  lassen  sich  drei  ver‐schiedene inhaltliche Bereiche ableiten: 

1. Die  pädagogisch‐didaktischen  Zielvorstellungen,  die  in  der  Schule mit dem Einsatz neuer Medien verbunden sind, 

2. die technische Ausstattung und die technisch‐organisatorischen Rahmen‐bedingungen für den Einsatz im Unterricht und 

3. die vorhandenen und benötigten Kompetenzen der Lehrkräfte zum Ein‐satz neuer Medien im Unterricht. 

Beide Fallstudienschulen besitzen ein aktuelles Medienkonzept. In der Gruppen‐diskussion betont Herr Ahlbrand die hohe Relevanz des Konzeptes und dessen Entwicklung für die Medienintegration an der Schule. So sei es z.B. für die Eltern der  Schülerinnen  und  Schüler wichtig  zu wissen, wie  digitale Medien  in  der Schule eingesetzt werden, um diese Praxis einfordern zu können. Der Entwick‐lungsprozess sei wichtig gewesen, um sich innerhalb des Kollegiums darüber zu einigen, wie die Medienintegration an der Schule zu gestalten  ist. Dabei, so der Schulleiter weiter, sei es außerdem wichtig gewesen, möglichst viele Lehrkräfte am Entwicklungsprozess des Medienkonzeptes zu beteiligen, um eine möglichst breite Akzeptanz zu erzielen. Die Dokumentation dieses Prozesses sei u.a. des‐halb  wichtig,  um  die  getroffenen  Beschlüsse  jederzeit  nachzuvollziehen  und überprüfen zu können. Somit reicht es nicht, die schulische Nutzung der digita‐len Medien ausschließlich  in den Lehrplänen  festzuschreiben. Gleichzeitig kann diese Entwicklung allerdings auch dazu beitragen, dass die Bedeutung von Me‐dienkonzepten  für  die Medienintegration  herabgesetzt wird, wie  der  folgende Ausschnitt aus der Gruppendiskussion mit den Edunex‐Koordinatoren zeigt.  Dm: Ich lache (.) ja (.) ich war gerade beim Schulamt vor

drei, vier Wochen und habe Medienkonzept vorgeschlagen und vorgestellt (.) gesagt da bräuchten wir jetzt Leute, die da dringend dran arbeiten (.)das braucht man am Gymnasium nicht, das ist überflüssig

Pm: └Das ist genau falsch

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Dm: └Das ist die Aussage

vom Dezernenten Sm: └Richtig (.) und, und Dm: Das ist Zeitverschwendung, brauch man nicht, das würde bei

dem Bildungsstandard schon alles abgedeckt werden (Gruppe Gruppe Hilfe)

Herr Dübeler  vom Gymnasium  in A‐Stadt  berichtet  von  seinem Versuch,  beim zuständigen Schulamt Unterstützung für die Entwicklung eines Medienkonzep‐tes zu bekommen, da man an der Schule zusätzliche personelle Ressourcen benö‐tigt, um eine solches Konzept zu entwickeln. Da es hier um eine Personalfrage geht, kann davon ausgegangen werden, dass es sich um das staatliche Schulamt handelt. Vom zuständigen Dezernenten  sei  ihm daraufhin beschieden wurden, dass die Entwicklung eines korrespondierenden Prozesses nicht notwendig sei, da die entsprechenden Medienpraxen bereits durch die Bildungsstandards abge‐deckt  seien bzw. dort  festgeschrieben  ist, wie die  (digitalen) Medien  im Unter‐richt einzusetzen seien. Der prozesshafte Charakter der Medienintegration spielt an  dieser  Stelle  offenbar  keine  Rolle.  Empfehlenswerter wäre  der  umgekehrte Weg,  d.h.  die Operationalisierung  der  externen  schulorganisatorischen Vorga‐ben, wie sich z.B. anhand der Vorgaben für den Einsatz der digitalen Medien in den Lehrplänen ergeben. 

8.4 Externe schulorganisatorische Vorgaben und Qualitätssicherung

Der  Einfluss  äußerer  Rahmenbedingungen  durch  gesetzliche  Setzungen  oder gesellschaftliche Entwicklungen prägt die Arbeit mit digitalen Medien  in Schu‐len.  So  hat  z.B.  die  quantitativ‐empirische  ‚Wende’  in  der  Bildungsforschung (z.B. Weinert 2001) hin zu einer Messung von Schülerleistungen mit psychomet‐rischem Verfahren  in Kombination mit der verstärkten Output‐Orientierung  in der Bildungspolitik zu einer veränderten Wahrnehmung von Schule  in der Öf‐fentlichkeit  und  unter  den  Schulpraktikern  geführt  (z.B.  Buchhaas‐Birkholz 2009). Nicht zu vergessen ist in diesem Kontext, dass auch der Einfluss suprana‐tionaler Institutionen wie der OECD (bei PISA) die bildungspolitische Landschaft stark verändert hat  (Langer 2008, Martens et al. 2007).  In der u.a. daraus mün‐denden Debatte um die Qualität von Schule und Unterricht kamen Medien lange Zeit  kaum  vor.  Die  zunehmenden  Leistungstests  bzw.  Vergleichsstudien  auf schulischer, regionaler und staatlicher Ebene haben diesen Effekt noch verstärkt. Die Messungen fokussieren in erster Linie auf Kompetenzen in den Kernfächern und weniger auf den Einsatz von Medien jeglicher Art – sie gelten als Mittel zum Zweck und es wurden  ihnen keinerlei eigene Gestaltungsmöglichkeiten, weder in der Hand der Schülerinnen und Schüler noch der Lehrkräfte, zugeschrieben. Das hat sich erst in letzter Zeit geändert.  

Eine Output‐orientierte Bildungspolitik basiert  auf Bildungsstandards, die  fest‐schreiben welche Kompetenzen die Lernenden erwerben sollen. In den nationa‐len Bildungsstandards für Deutsch, die erste Fremdsprache, Mathematik und die Naturwissenschaften (Biologie, Physik und Chemie) finden sich zahlreiche Aus‐sagen  zu Medien. Darin wird  indirekt  die Vermittlung  von medienbezogenen 

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Kompetenzen gefordert. In den Bundesländern finden diese Standards ihren Wi‐derhall in den Lehrplänen für die verschiedenen Fächer.  

Eine  exemplarische Analyse der  hessischen Lehrpläne  für die  Fächer Deutsch, Mathematik und Englisch in den Jahrgängen 7 und 10 der Haupt‐ und Realschu‐le  sowie  Jahrgang  8 des Gymnasiums  zeigt, dass der Einsatz digitaler Medien durchaus gefordert wird. In allen drei Fächern finden sich für alle Schulformen und die beiden Jahrgangsstufen dezidierte Vorgaben für den Einsatz der digita‐len Medien. So sollen z.B. Hauptschülerinnen und  ‐schüler  in der 7. Klasse u.a. Texte mit Hilfe  des  PCs  präsentieren  und  Lern‐  und  Übungsprogramme  zur Grammatik und Rechtschreibung anwenden können. In der 10. Klasse sollen sie u.a.  Schriftsätze  am  PC  erstellen  und Arbeitstechniken  zur  eigenständigen  In‐formationsbeschaffung aus unterschiedlichen Medien anwenden können. In der Realschule werden ähnliche Dinge gefordert und weitere Kompetenzen erwartet, wie dass die Schülerinnen und Schüler  in der 7. Klasse  Internet‐Recherchen zu Sachthemen, Autoren und Werken durchführen können. Erwartungsgemäß sind die Anforderungen am Gymnasium am umfangreichsten. So  sollen die Schüle‐rinnen und Schüler z.B. in Klasse 8 die erforderlichen Kompetenzen entwickeln, um sich in dem Angebot des Internets und der fachspezifischen medialen Mög‐lichkeiten  (CD‐ROMs  etc.)  zurechtzufinden,  gezielt  nach  Informationen  zu  su‐chen (z. B. Recherche im Internet zu Autoren, Epochen, Werken) und die gewon‐nenen Informationen kompetent zu beurteilen, einzuordnen und kritisch zu hin‐terfragen.  

Im  Fach Englisch  sind die Anforderungen  ähnlich,  aber weniger dezidiert.  Im Fach Mathematik  sollen die digitalen Medien  ebenfalls  in den drei  Jahrgängen und  Fächern  zur  Informationsbeschaffung  eingesetzt werden. Hauptschülerin‐nen und ‐schüler sollen in der 7. Klasse u.a. lernen, Diagramme mit dem Compu‐ter zu erstellen und mit Hilfe des Computers Grafiken zu erarbeiten und zu deu‐ten. In der Realschule heißt es im Lehrplan für die 7. Klasse, dass der Mathema‐tikunterricht  die Nutzung  der  zugänglichen Medien  als Hilfen  beim Rechnen, Darstellen und Kommunizieren vermittelt und deren Vorteile und Risiken beim Einsatz aufzeigt.  In der 10. Klasse sollen die Lernenden u.a. Exponentialkurven mit  einem PC‐Programm darstellen und  analysieren  sowie Wachstumsmodelle am  Computer  simulieren  können.  Im Mathematikunterricht  der  8.  Klasse  des Gymnasiums  sollen  elektronische Werkzeuge  und Medien  im  Unterricht  u.a. eingesetzt  werden  um  mathematische  Zusammenhänge  zu  veranschaulichen und darzustellen  sowie  erhöhten Rechenaufwand zu bewältigen. Genutzt wer‐den sollen sie auch zur Unterstützung entdeckenden und experimentellen Arbei‐tens,  zum  algorithmischen  Arbeiten,  zur  Informationsbeschaffung  im  Internet sowie zur Aufbereitung und Präsentation von mathematischem Wissen. 

Der Einsatz von Lernplattformen oder die Entwicklung von Medienpraxen, die im engeren Sinne dem E‐Learning zuzurechnen sind, findet in den untersuchten Lehrplänen kaum Berücksichtigung. Eine gewisse Nähe  zum E‐Learning weist die Vorgabe für den Deutschunterricht der 7. Klasse auf, in der es heißt, dass die Schülerinnen und Schüler  lernen sollen, per E‐Mail zu kommunizieren. Im glei‐chen  Jahrgang  sollen  sie  auch  lernen,  in  einem Team  ein Projekt durchführen. Dazu bietet sich der Einsatz einer Lernplattform an, ist aber nicht erforderlich. Im 

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Fach Deutsch sollen Schülerinnen und Schüler am Gymnasium im Fach Deutsch in der  10. Klasse  lernen,  Informations‐ und Kommunikationstechnologien  zum selbstständigen Lernen sinnvoll zu nutzen. Auch hier liegt der Einsatz von Medi‐enpraxen, die dem E‐Learning zugeschlagen werden können nahe, ist aber nicht zwingend. Hauptschülerinnen und  ‐schüler  sollen  im gleichen Fach berufsrele‐vante Kommunikationsmethoden wie z.B. E‐Mail,  Internet und  Intranet nutzen können. Hier gilt das Gleiche.  

Auch  an den  beiden  Fallstudienschulen  spielen die Einführung  von Bildungs‐standards und die damit einhergehende Forderung nach einer stärkeren Binnen‐differenzierung und  Individualisierung des Unterrichts eine wichtige Rolle und nimmt  insbesondere  in den Ausführungen der beiden Schulleiter relativ großen Raum ein. Dabei zeigt sich u.a., dass diese Aufgabe viele personelle Ressourcen bindet, die anderweitig nicht mehr zur Verfügung stehen. Am Gymnasium in A‐Stadt wird  auch gut deutlich, wie  eng der Einsatz von Lernplattformen  an die veränderten schulorganisatorischen Vorgaben gebunden ist. Dort hofft man, dass die Schule auch zukünftig unentgeltlich mit Edunex arbeiten kann, u.a. um den Anforderungen der Bildungsstandards gerecht zu werden.  Sm: Wir hoffen eigentlich, dass wie in Rheinland-Pfalz oder

Westfalen, dass ein Landesvertrag geschlossen wird (.) und dass wir dann Edunex benutzen können (.) und wenn das nicht wäre, weil, wenn die Bildungsstandards kommen und wir haben keine moderne E-Learningplattform (1) ich soll das alles kopieren und ich soll dann für Binnendifferenzierung da Zettelchen und dort, die Zeit habe ich ja gar nicht, geht nicht (Gruppe Birke)

Herr  Schmidt weist  in diesem Kontext darauf  hin, dass man die Vorgaben der Bildungsstandards ohne den Einsatz einer modernen Lernplattform nicht umset‐zen könne. Das  sei u.a. darauf zurückzuführen, dass eine  stärkere Binnendiffe‐renzierung mit einem erhöhten Material‐ und Vorbereitungsaufwand einhergeht, um auf die unterschiedlichen Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler adäquat einzugehen. Man  habe  auch  gar  nicht die Zeit, um  ohne  geeignete Hilfsmittel binnendifferenziert zu unterrichten.  In diesem Kontext  ist aber zu berücksichti‐gen, wie auch Herr Schmidt im weiteren Verlauf der Diskussion betont, dass da‐für geeignete, nach Alter, Fach und Lernniveau differenzierte Materialien vorlie‐gen müssen. Insofern stehen die externen Vorgaben in einem engen Zusammen‐hang  zur  ausreichenden  Verfügbarkeit  digitaler  Inhalte  (vgl.  Kapitel  9). Ganz ähnlich  argumentiert der  Schulleiter der Gesamtschule  in B‐Stadt, wenn  er be‐richtet, dass  er  im Zuge  seiner Überlegungen, wie man den Unterricht  stärker individualisieren  kann  u.a.  auf  lo‐net²  aufmerksam wurde  und  als  geeignetes Werkzeug identifizierte, um dieses Ziel zu erreichen.  

Die Sicherung der Qualität der hessischen Schulen soll  in erster Linie durch die vom Institut für Qualitätsentwicklung durchgeführten Schulinspektionen erfol‐gen. An beiden Fallstudienschulen  fanden bereits Schulinspektionen  statt. Herr Ahlbrand  bestätigt  in  diesem  Kontext  den Hinweis  des  Interviewers,  dass  der unterrichtliche  Einsatz  der  digitalen Medien  im  Rahmen  der  Schulinspektion kaum berücksichtigt wird. 

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 Am: Das fällt in der Tat weitgehend hinten runter, auch bei

Schulinspektion werden solche Dinge gar nicht Y1: └Ja Am: abgefragt, ja Y1: └Ja (1) würden sie sich das wünschen? Am: Äh, natürlich, auf jedem Fall (.) erhöht ja die Qualität

des eigenverantwortlichen Lernens, ja (.) und was ich schade finde ist, das wir (.) auf ´nem Bereich riesig punkten könnten, äh, den die gar nicht vorgesehen haben, das heißt, äh, es viel schöner, dass wir (elfenholzig) Stühle, Klassenräume oder weiss der Teufel, Bücher haben, das was wirklich 'ne moderne Schule ausmacht, das ist noch gar nicht angekommen in der statistischen Erfassung, derjenigen, die Schulen inspizieren (Gruppe Birke)

Herr Ahlbrand würde es begrüßen, wenn der Einsatz digitaler Medien zukünftig im Rahmen der Schulinspektion berücksichtigt würde, u.a. da der Medieneinsatz dazu  beitrage,  die  Qualität  des  eigenverantwortlichen  Lernens  zu  erhöhen. Gleichzeitig würde die Schule bei der Schulinspektion deutlich besser abschnei‐den, da der unterrichtliche Einsatz digitaler Medien an der Schule einen hohen Stellenwert besitzt, bei der Bewertung der Schule aber so gut wie nicht berück‐sichtigt wird. Gleichzeitig impliziert seine Kritik, dass im Zuge der Schulinspek‐tion  zumindest  teilweise Kriterien  die  Beurteilung  der  Schulen mitbestimmen, die  für eine moderne Schule, d.h.  für eine Schule, die sich selbst als progressiv und  richtungsweisend versteht, wenig Gewicht besitzen. Darunter  fällt z.B. die Möblierung der Schule.  Insofern  scheint  insbesondere was die  staatliche Quali‐tätssicherung betrifft, gerade im Bereich der Medienintegration noch erheblicher Entwicklungsbedarf zu bestehen, um die Unterstützung der Schulen  in diesem Feld zu verbessern. 

8.5 Die spezifische Funktion der Edunex-Koordinatoren

Um die Erprobung und  Integration von Edunex an den Pilotschulen möglichst erfolgreich zu gestalten, wurde an  jeder der Projektschulen eine Schulkoordina‐torin bzw. ein Schulkoordinator bestimmt. Zehn dieser Koordinatoren übernah‐men darüber hinaus noch die Funktion des sogenannten Edunex‐Koordinators, der  jeweils  rund  zehn  Pilotschulen  beraten  und  unterstützten  sollte. Die  zehn Koordinatoren erhielten für diese Tätigkeit jeweils zwei Entlastungsstunden.  

An einer der beiden Fallstudienschulen, dem Gymnasium  in A‐Stadt haben sich Herr  Dübeler  und  Herr  Schmidt  die  Aufgabe  des  Schul‐  und  des  Edunex‐Koordinators geteilt. Laut den beiden Lehrern hat diese Doppelbesetzung erheb‐lichen Anteil  am  gelungenen Projektverlauf  an der  Schule. Denn  als  alleiniger Schulkoordinator hätte Herr Schmidt die Rolle vorzeitig aufgegeben. Die Edunex‐Koordinatoren scheinen in ihren Schulen zu den Lehrkräften zu gehören, die eine besonders große Nähe zu den digitalen Medien aufweisen, damit in ihren Kolle‐gien aber offenbar nicht nur auf Anerkennung  stoßen. Herr Zacharias habe z.B. das Problem, dass seine Vorschläge zur Weiterentwicklung der Mediennutzung in  der  Schule  prinzipiell  auf Ablehnung  stießen,  sodass  er  diese Reaktion  an‐

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satzweise als schicksalhafte Fügung betrachtet, die insofern nicht abwendbar ist. Die  Edunex‐Koordinatoren  sollten  auch  versuchen,  die  Pilotschulen  innerhalb ihres Zuständigkeitsbereichs miteinander zu vernetzen. Wie bereits in Kapitel 4.1 angedeutet und von mehreren der Koordinatoren bestätigt, hatten viele der Pro‐jektschulen aber offenbar kein  Interesse daran, sich mit anderen Projektschulen zu vernetzen und zusammenzuarbeiten. Das könnte u.a. darauf zurückzuführen sein, dass der Beschreibung der Edunex‐Koordinatoren zufolge viele der Schul‐administratoren vor Ort einen sehr schweren Stand hatten und sich  im Kollegi‐um kaum durchsetzen bzw. Nutzerinnen und Nutzer für die neue Lernplattform finden konnten. 

Die Edunex‐Koordinatoren zeigen aber auch Ansätze auf, wie man ein ähnliches Projekt  erfolgreicher  durchführen  könnte.  So wäre  es  laut  Herrn  Schmidt  z.B. denkbar, dass Schulen, die bereits erfolgreich mit Lernplattformen arbeiten ande‐re  Schulen dabei unterstützen, den gleichen  Schritt  zu  tun. Gleichwohl deuten die Hinweise  aus dem Kapitel  8.2 darauf hin, dass  in vielen Fällen die  latente Konkurrenzsituation zwischen Schulen eine solche Zusammenarbeit verhindern würde, es sei denn man bringt gezielt Schulen zusammen, die nicht um die glei‐chen Schülerinnen und Schüler konkurrieren. 

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9 Die Bedeutung von Lern- und Lehrmaterialien für den Einsatz von Lernplattformen

Qualitativ hochwertige digitale Lern‐ und Lehrmaterialien sind für die Arbeit mit Lernplattformen unverzichtbar. Solche Inhalte kommen zum einen von professi‐onellen Anbietern (z.B. Schulbuchverlage). Zum anderen fungieren wahrschein‐lich die meisten Lehrkräfte selber als  Inhaltsproduzentinnen und  ‐produzenten. Dafür spricht alleine schon, dass von den befragten Lehrkräften etwas mehr als Hälfte  (51%)  ihre  eigenen Materialien  über  eine  Lernplattform  zur Verfügung stellt (vgl. Kapitel 8.2). Es reicht aber nicht, ohnehin vorhandene Inhalte für die Nutzung über ein LMS aufzubereiten,  indem man z.B. Arbeitsblätter einscannt und  über  die  Lernplattform  distribuiert.  So  ändert  sich  lediglich  die Art  und Weise, wie Inhalte zu den Schülerinnen und Schülern transportiert werden. Spe‐ziell  für  die Online‐Nutzung  entwickelte  Inhalte  nutzen  die  besonderen Mög‐lichkeiten der digitalen Medien und verfügen z.B. über audio‐visuelle und/oder interaktive Elemente oder bedienen sich kollaborativer Softwarewerkzeuge, um Lernprozesse besser zu unterstützen. An verschiedenen Stellen unserer Untersu‐chung wurde bereits deutlich, dass qualitativ hochwertige digitale  Inhalte auch benötigt werden, um die an das Schulsystem gestellten externen Erwartungen zu erfüllen. Eine stärkere Binnendifferenzierung des Unterrichts ist z.B. ganz beson‐ders auf solche Materialien angewiesen (vgl. Kapitel 8.4).  

Den Gruppendiskussionen und Interviews zufolge, wurde u.a. versucht, Schulen zur Teilnahme an dem Pilotprojekt mit dem Versprechen zu gewinnen, dass den Lehrkräften über Edunex  hochwertiger Content  von  renommierten  Schulbuch‐verlagen unentgeltlich zur Verfügung gestellt würde. Aus der Sicht der Lehrkräf‐te wurden von den beteiligten Verlagen allerdings nur  relativ wenige und  teil‐weise veraltete bzw. keine aktuellen  Inhalte bereitgestellt. So berichtet z.B. Herr Ulmenbach von der Gesamtschule in B‐Stadt.  

 Um: Ja also zusammengefasst war es so, dass die Kollegen die

jetzt, die große Hoffnung hatten (.) dass sie dort sehr gute Materialien finden würden, dann einfach enttäuscht waren (1) und von daher ist es dann schnell darauf hinaus gelaufen, dass wir gesagt hatten, wir haben ein erprobtes System mit lo-Net und dabei möchten wir dann auch bleiben, es gibt, äh, nicht erkennbar, die großen Vorteile die uns Edunex bieten könnte (Interview Ulmenbach)

In der Befragung der Lehrkräfte wird deutlich, dass die Mehrheit der Materia‐lien,  die  auf  Edunex  bereitgestellt  bezüglich Umfang  und Qualität  nach  Fach oder  jahrgangsstufe  tendenziell nur ausreichend bis ungenügend bewertet wer‐den (vgl. Abbildung 26). 

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Abbildung 26: Beurteilung der Inhalte auf Edunex (schulweite Befragung der Lehrkräfte)

 Der Erzählung von Herrn Ulmenbach zufolge herrscht unter den Lehrkräften ein signifikanter Bedarf an qualitativ hochwertigen digitalen Unterrichtsmaterialien. Da Edunex diese Erwartungen aber offensichtlich nicht erfüllen konnte, erlahmte das Interesse der Lehrkräfte an dem System sehr schnell und man entschied sich, weiter mit dem bereits  etabliertem LMS  zu  arbeiten. Zwei weitere  zusammen‐hängende  Aspekte,  die  von  Herrn  Volmer,  einem  der  Edunex‐Koordinatoren, thematisiert werden, sind die fehlende Passung der digitalen Materialien mit den eingesetzten Lehrbüchern sowie die Erhöhung des externen Anpassungsdrucks.  

 Vm: Ich hab Lehrer angesprochen, Mathelehrer haben mir gesagt,

es wäre für den Unterricht nicht geeignet, sie könnten´s nicht brauchen (.) weil´s viel Englisch gab, hab´ ich den Englischfachbereich angesprochen und hab die Rückmeldung bekommen, es ist nicht geeignet, es passt überhaupt nicht zum Lehrbuch (.) mit einer Kollegin hab´ ich mich länger unterhalten, von der ich auch weiß, dass sie zum Beispiel auf der Moodle Plattform arbeitet (.) die hat mir gesagt, dass, äh, sie in Englisch so unter Druck sind, dass sie den Unterricht gar nicht schaffen können und sie könnte ein Programm nur einsetzen, dann, wenn es auch passend wäre zum Lehrbuch, das sie behandeln muss und könnte sich nicht erlauben, noch nebenher zu arbeiten (.) das würde zu viel Zeit kosten (.) das ist aber die Situation in Hessen, wir sind furchtbar unter Druck und haben (.) wenig Möglichkeiten, noch sonst etwas zu machen (.) da wird immer der Prüfungs- und Leistungsdruck erhöht (Gruppe Hilfe)

Von den Mathematiklehrern seiner Schule erhielt Herr Volmer die Rückmeldung, dass sie die verfügbaren Materialien für ihren Unterricht nicht gebrauchen könn‐ten. Die  Reaktionen  aus  dem  Fachbereich  Englisch  deuten  an,  dass  diese  Zu‐rückweisung u.a. auf der fehlenden Passung mit dem im Fach eingesetzten Lehr‐buch gründet. Dazu kommt, dass die Lehrkräfte so unter Bedrängnis bzw. Hand‐lungszwang stünden, dass sie sich ohnehin schon außer Stande sehen, die an den Unterricht formulierten Erwartungen zu erfüllen. Daher könne sie z.B. Lernpro‐gramme nur einsetzen, wenn die Passung zum eingesetzten Lehrbuch gewähr‐leistet  ist.  Ist dies nicht der Fall, müsste sie zusätzliche Zeit aufwenden, die  ihr dann nicht zur Verfügung stünde, um die an den Unterricht  formulierten Ziele 

2,9

2,7

22,9

10,8

24,3

15,4

8,6

18,9

10,8

7,7

40,0

35,1

32,4

28,2

5,7

16,2

10,8

28,2

20,0

18,9

18,9

20,5

0% 20% 40% 60% 80% 100%

Inhalte nach Jahrgangsstufe Qualität (n=35)

Inhalte nach Jahrgangsstufe Umfang (n=37)

Inhalte nach Fach/Berufsfeld Qualität (n=37)

Inhalte nach Fach/Berufsfeld Umfang (n=39)

sehr gut gut befriedigend ausreichend mangelhaft ungenügend

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zumindest ansatzweise zu erreichen. Das sei aber kein Phänomen einer einzelnen Schule, sondern betreffe alle Lehrkräfte  in Hessen, die  in enormen Ausmaß be‐drängt würden bzw. sich größten Handlungszwängen ausgesetzt sehen, die  ih‐nen wenig Spielräume  für alternative Unterrichtspraxen offen  lassen. Die ange‐sprochenen  Zwänge  konkretisieren  sich  im  „Prüfungs‐  und  Leistungsdruck“, d.h. den am Output bemessenen externen Anforderungen, die aus der Sicht des Lehrers kontinuierlich erhöht werden (vgl. Kapitel 8.4). 

In seiner Funktion als Edunex‐Koordinator kritisiert auch Herr Schmidt, dass von den Verlagen  veraltete  Lernprogramme  in  Edunex  bereitgestellt wurden.  Sein Kollege Herr Volmer geht noch einen Schritt weiter und vermutet, dass die Verla‐ge Materialien zur Verfügung gestellt haben, die  für den schulischen Gebrauch nicht geeignet sind. Denn sie wollten nicht riskieren, qualitativ hochwertige  In‐halte bereitzustellen, die die Eltern der Schülerinnen und Schüler eventuell dazu veranlasst hätten, weniger Geld für die private Anschaffung von Lernmaterialien auszugeben. Herr Dübeler vom Gymnasium  in A‐Stadt adressiert  in seinen Aus‐führungen ebenfalls den Mangel an qualitativ hochwertigen digitalen Inhalten.  

 Dm: Ich bin ein ganz großer Freund von digitalem Lernen, ja,

ich bin im Moment noch ein ganz großer Gegner von äh, von Notebook-Klassen (.) weil ich den Mehrwert noch nicht sehe, solange es noch keine guten Mathematikbücher komplett digital gibt (.) habe ich keinen Mehrwert, weil dann müssen sie das Notebook mitbringen

Sm: └Ja, aber, Henne und Ei Dm: und das Mathebuch und müssen ständig mit Dings und Dings

machen, ja Sm: Es wird eine Übergangszeit geben, aber wenn die Industrie

sieht, das man damit Geld verdienen kann, wir des relativ Dm: └Nee, nee Sm: bald Dm: Das Problem ist, die Industrie hat Angst vor dem Kopieren,

und deshalb gibt es da noch nichts, also ich habe mich ja mit Cornelsen, Klett und allen möglichen unterhalten (.) die Konzepte sind da, die sagen, wir setzen das noch nicht um, weil überhaupt nicht klar ist, wie man das ist, äh, äh, wie man diese Sachen mit dem Besen, ja, also, das ist schon lange (...) gewesen (Gruppe Zypresse)

So  sei Herr Dübeler nach  eigenem Bekunden  ein großer Anhänger vom Lernen mit  digitalen Medien,  steht  einzelnen Methoden  aber  skeptisch  bis  ablehnend gegenüber.  Er  sei  z.B.  strikt  gegen  die  weitere  Einführung  von  Notebook‐Klassen, da für  ihn darin kein Mehrwert zu erkennen sei, solange es keine voll‐ständig digitalisierten Mathematikbücher von hoher Qualität gibt. Die Arbeit mit Notebook‐Klassen  ist demnach nur dann  sinnvoll, wenn dadurch  ein  zusätzli‐cher Nutzen entsteht, der  in diesem Fall auf engste an das Vorhandensein von Inhalten  für den Mathematikunterricht  gebunden  ist, die  für die Nutzung mit Notebooks aufbereitet wurden. Im Umkehrschluss schränken Medienbrüche, die durch das Fehlen digitalisierter  Inhalte hervorgerufen werden, die Nützlichkeit der digitalen Medien erheblich ein. Herr Schmidt glaubt, dass diese Situation cha‐rakteristisch für eine Übergangszeit sei, während der es offenbar unvermeidlich ist, inhaltlich ähnliche analoge und digitale Medien gleichermaßen im Unterricht 

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einzusetzen. Eine nachhaltige Veränderung dieser Situation sei erst dann zu er‐warten, wenn die Content‐Produzenten davon ausgehen, dass sie  ihre Gewinne durch die Produktion und Vermarktung entsprechender Inhalte ausdehnen kön‐nen. Herr Dübeler  teilt die Einschätzung seines Kollegen nicht und weist darauf hin, dass viele Content‐Hersteller Angst hätten, dass einmal in Umlauf gebrachte Inhalte umgehend vervielfältigt und unentgeltlich weiterverbreitet würden. Kor‐respondierende Informationen habe er auch von Mitarbeiterinnen und Mitarbei‐tern von Schulbuchverlagen erhalten. Es gebe demnach zwar Konzepte  für die Umsetzung digitaler Lehrbücher,  es mangelt  aber  aus  Sicht der Verlage  offen‐sichtlich an verlässlichen Rahmenbedingungen, um solche Materialien zu publi‐zieren und zu vermarkten. 

Neben Materialien, die von kommerziellen Unternehmen entwickelt und vertrie‐ben  werden,  erstellen  die  meisten  Lehrkräfte  auch  eigene Materialien.  Dabei kann nicht ausgeschlossen werden, dass es auch zu Urheberrechtsverletzungen kommt. Herr Sauer, der als Edunex‐Koordinator am Projekt beteiligt ist, berichtet von seiner Schule, dass sich seine Kolleginnen und Kollegen, von denen rund die Hälfte mit Moodle  arbeitet,  dieser  Problematik  durchaus  bewusst  seien. Man gehe aber offenbar davon aus, dass sich niemand außerhalb der Schule  für die über die Lernplattform bereitgestellten  Inhalte  interessiere und daher auch Ur‐heberrechtsverletzungen  vernachlässigt werden  können. Wenn man  sich dage‐gen für die Nutzung von Edunex entscheiden würde, wäre nicht mehr nachvoll‐ziehbar, ob dort abgelegte Inhalte u.U. auf mögliche Urheberrechtsverletzungen überprüft  würden  und  die  Verantwortlichen  ggf.  zur  Rechenschaft  gezogen würden. Bezüglich der Produktion und Bereitstellung von qualitativ hochwerti‐gem Content  in ausreichender Zahl  scheint demnach also noch  ein  erheblicher Handlungsbedarf zu herrschen. 

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10 Fazit und Handlungsempfehlungen Ziel der vorliegenden Evaluation war es, die bisherige Nutzung von Lernplatt‐formen im Allgemeinen und die von Edunex im Besonderen empirisch valide zu rekonstruieren und kritische Erfolgsfaktoren  für eine nachhaltige  Integration  in den Schulalltag zu  identifizieren sowie Nutzungsszenarien zu  finden, die einen pädagogisch  sinnvollen und  im Aufwand vertretbaren Einsatz von E‐Learning im und außerhalb des Unterrichts beschreiben. 

Die Evaluation bestätigt den Trend, dass  immer mehr Lehrkräfte die digitalen Medien  im  Rahmen  ihrer  Unterrichtsvorbereitung  und  ‐durchführung  nutzen (Breiter  et  al.  2010:  155f).  Fast  80  Prozent  der  befragten  Lehrkräfte  setzen den Computer mindestens  gelegentlich  in  ihrem Unterricht  ein,  davon  44  Prozent sogar häufig. Ähnlich intensiv fällt die Nutzung des Internets aus. Aus Sicht der befragten Schülerinnen und Schüler an den beiden Fallstudienschulen dominiert die Internetrecherche den unterrichtlichen Medieneinsatz. Beide Schülergruppen zeigen außerdem regelmäßig Referate mit Computer und Beamer. Der Computer wird außerdem häufig zum Schreiben von Texten eingesetzt. Bild‐ oder Videobe‐arbeitung  sowie das Erstellen von  Internetseiten oder Blogbeiträgen kommt  im Rahmen des Unterrichts dagegen kaum vor. Insgesamt arbeiten rund 85 Prozent der  befragten  Schülerinnen  und  Schüler  gerne mit  den  digitalen Medien  und ähnlich  viele würden die  Intensivierung des Medieneinsatzes  begrüßen. Aller‐dings  finden  sich  bei den  etwas  älteren  Schülerinnen und  Schüler  aus A‐Stadt (durchschnittlich 16 Jahre alt) noch 36 Prozent, die lieber auf Papier als am Com‐puter schreiben. Bei den etwas  jüngeren Schülerinnen und Schülern aus B‐Stadt (durchschnittlich  13  Jahre  alt)  sind  es  dagegen  nur  noch  19  Prozent,  die  das Schreiben auf Papier dem Schreiben am Computer vorziehen. Tendenziell weisen die  jüngeren Schülerinnen und Schüler eine deutlich höhere Affinität zu den di‐gitalen Medien auf als die älteren.  

Die  befragten Lehrkräfte  setzen Lernplattformen  vorrangig dazu  ein, den Ler‐nenden Materialien  zur Verfügung  zu  stellen.  63  Prozent  tun dies mindestens gelegentlich. Knapp die Hälfte nutzt Lernplattformen auch zur Kommunikation mit den Schülerinnen und Schülern und etwas weniger (43%) setzt sie auch für Recherchezwecke ein. Genauso groß ist der Anteil derjenigen, die angeben, dass die Lernenden Lernplattformen außerhalb des Unterrichts mindestens gelegent‐lich zum selbstständigen Lernen einsetzen. Die Befragung der Schülerinnen und Schüler an den Fallstudienschulen bestätigt die Beobachtung, dass Lernplattfor‐men von den Lehrkräften vor allem zur Verteilung von Materialien verwendet werden. Selber laden sie dagegen deutlich seltener etwas hoch. Rund ein Viertel der Lernenden nutzt Lernplattformen auch, um mit von  ihren Mitschülerinnen und  ‐schülern  bereitgestellten Dokumenten  zu  lernen  oder  um mit  ihnen  ge‐meinsam Aufgaben zu bearbeiten. Die Befragung deutet auch darauf hin, dass sich die Arbeit mit Lernplattformen momentan noch auf einzelne Fächer konzen‐triert. Dies hängt vor allem damit zusammen, dass Lernplattformen noch nicht schulweit verbreitet  sind. Meist  sind es – vor allem  in der Anfangsphase – zu‐nächst  engagierte  Einzelpersonen  oder  kleine  Gruppen,  die  den  Einsatz  von Lernplattformen an ihrer Schule initiieren und vorantreiben.  

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Ansatzweise wird deutlich, wie durch E‐Learning‐Angebote,  spezifisch auf die Schülerinnen und Schüler zugeschnittene Lernprozesse besser gefördert werden, indem  z.B.  der  Einsatz  einer  Lernplattform  einen  differenzierteren  Unterricht erleichtert. Allerdings ist die Verfügbarkeit qualitativ hochwertiger digitaler Ma‐terialien deutlich verbesserbar. Unter anderem aufgrund dieses Mankos scheint es  vielen  Lehrkräften  noch  sehr  schwer  zu  fallen,  Lernprozesse mit  einfachen Mitteln und ohne wesentlichen Zusatzaufwand zu begleiten. Dieses Manko fällt doppelt  ins Gewicht, da auch versucht wurde, Schulen zur Teilnahme an dem Pilotprojekt  mit  dem  Versprechen  zu  gewinnen,  dass  den  Lehrkräften  über Edunex  hochwertiger  Content  renommierter  Schulbuchverlagen  unentgeltlich zur Verfügung gestellt würde. Aus der Sicht der Lehrkräfte wurden von den be‐teiligten Verlagen allerdings nur relativ wenige und teilweise veraltete bzw. kei‐ne aktuellen Inhalte bereitgestellt. Materialien sind umso attraktiver, je höher ihr Passungsverhältnis mit den eingesetzten Lehrbüchern ist.  

Allerdings haben einige der Pilotschulen offensichtlich auch  schon vor Projekt‐beginn mit Lernplattformen gearbeitet, sodass die Bereitschaft auf ein neues Sys‐tem zu wechseln in vielen Fällen eher gering war. Im Juni 2010 gaben nur 37 Pro‐zent der befragten Lehrkräfte an, dass an ihrer Schule Edunex genutzt wird. Lo‐net2 und Moodle wurden von 32 bzw. 23 Prozent genutzt. Die befragten Lehr‐kräfte und IT‐Beauftragten sind mit Edunex auch deutlich unzufriedener als mit anderen Lernplattformen. Dazu mag beigetragen haben, dass  insbesondere die Einführung von Edunex offensichtlich von technischen Systemmängeln begleitet wurde. Neben der anfänglichen  Instabilität der Lernplattform und Defiziten  in der technischen und infrastrukturellen Ausstattung einiger Schulen, stellte insbe‐sondere die Benutzerverwaltung   eine Hürde dar. Teile der Beeinträchtigungen gingen offenbar auch auf Mängel der LUSD zurück. Aber gerade wenn an Schu‐len ein bereits etablierte LMS von einem neuen System ersetzt werden soll, muss dieses zum einen technisch absolut einwandfrei funktionieren und zum anderen deutliche Vorteile gegenüber dem etablierten System bieten, die außerdem nach kürzester Zeit für alle Beteiligten erkennbar werden. Die beschriebenen Probleme haben eventuell dazu beigetragen, dass die Lehrkräfte Edunex nur mit einer No‐te  von  3,8  und  die  IT‐Beauftragten mit  3,6  bewerten. Andere  Lernplattformen werden dagegen von den IT‐Beauftragten durchschnittlich mit 2,4 bewertet. Un‐abhängig vom eingesetzten System wird immer wieder die Inkompatibilität und fehlende Interoperabilität der verschiedenen in der Schule eingesetzten Informa‐tions‐ und Kommunikations‐ und Lernmanagementsysteme kritisiert. 

Die Nutzung von LANIS als  ‚Lernplattformersatz’ deutet außerdem darauf hin, dass die Lehrkräfte u.U. sogar eher bereit sind, mit einem technischen System mit verringertem Funktionsumfang zu arbeiten, wenn es sehr zuverlässig und nut‐zerfreundlich  ist. Solche Kompromisse  sind aber auch ein Zugeständnis an die medientechnische Basisausstattung der Pilotschulen.  So verfügen  offensichtlich nicht  alle  Schulen  über  eine  Internetanbindung, mit  der  Edunex  jederzeit  rei‐bungslos genutzt werden kann. Wenn zukünftig von Seiten des Kultusministeri‐ums  weitere  Aktivitäten  zur  Förderung  von  E‐Learning  und  der  Arbeit  mit Lernplattformen ergriffen werden sollen, ist es unverzichtbar, sich mit den Schul‐trägern  abzustimmen, um die  für  solche Praxen  erforderliche  technische  Infra‐

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struktur sukzessive  in der Breite aufzubauen. Die Eltern sind aber kaum bereit, sich an der Finanzierung von (auch) in der Schule zu nutzenden Laptops zu be‐teiligen. Rund 40 Prozent der befragten Eltern lehnen dies ganz ab und ein weite‐res Drittel ist eher dagegen. 

Gerade für E‐Learning ist es außerdem wichtig, dass die Schülerinnen und Schü‐ler  auch  Zuhause  Zugang  zu  einem  Computer  und  zum  Internet  haben. Das kann nicht stillschweigend vorausgesetzt werden. In manchen ländlichen Regio‐nen  fehlt es z.B.  immer noch an  flächendeckend verfügbaren breitbandigem  In‐ternetzugang. Auch die Befragung der Eltern  an den  Fallstudienschulen  zeigt, dass nicht in jedem Haushalt (ca. 6 bis 7%) ein Computer steht, an dem auch ihre Kinder das Internet benutzen können.  

Das Handeln der Schulleitung ist von zentraler Relevanz für jegliche Form schu‐lischer Innovationsprozesse. Für jene war für die Teilnahme am Pilotprojekt hes‐sen.eEducation das generelle Interesse an der Arbeit mit Lernplattformen im Un‐terricht  sowie das  Interesse an einem verbesserten Zugang zu  (digitalen) Lern‐ und Lehrmaterialien ausschlaggebend. Des Weiteren erhofften sie sich eine Ver‐besserung der eigenen technischen Ausstattung. Nur rund ein Viertel nahmen an dem Projekt teil, weil sie sich speziell für Edunex interessierten. Das könnte auch ein Grund dafür sein, dass es nicht gelang, die Pilotschulen wie geplant regional zu vernetzen und zur Zusammenarbeit zu motivieren. Damit ist das Modell der Edunex‐Koordinatoren, die  jeweils  ca.  zehn  lokal mehr  oder weniger  eng  ver‐bundene Schulen bei der  Integration der Lernplattformen unterstützten sollten, gescheitert. 

Im Kontext der  Integration von Lernplattformen  in den  Schulalltag  stehen der Schulleitung verschiedene Mittel zur Verfügung, diesen Prozess zu unterstützen und zu steuern. Über die Unterrichtsverteilung kann sie gezielt  Innovatorinnen und  Innovatoren  zusammenführen, um deren Praxis  zu verstärken und  ihr  so eine  höhere  Sichtbarkeit  im  Kollegium  zu  verschaffen. Die  Schulleitung  kann außerdem Frei‐ und Handlungsspielräume öffnen, um innovativen Praxen mög‐lichst  gute  Entwicklungsvoraussetzungen  einzuräumen. Auch  der  Einsatz  von Steuerungsgruppen kann helfen,  solche Prozesse zu unterstützen. Die Schullei‐tung kann den Einsatz von Lernplattformen  teilweise auch erzwingen, wie z.B. im Zuge der  alternativlosen Buchung von Ressourcen über  ein  solches System oder der Entscheidung für ein LMS als primäres Medium, Informationen im Kol‐legium  zu  verteilen. Bestimmte  Formen der Unterrichtgestaltung  (z.B.  stärkere Sequenzierung  in  den  Fächern)  können  ebenfalls  dazu  beitragen,  bestimmte Handlungspraxen  (hier die engere Zusammenarbeit zwischen den Lehrkräften) zu verstärken. Darüber hinaus kann die Schulleitung mittels einer aktiven Perso‐nalpolitik  gezielt  Einfluss  darauf  nehmen,  solche  Lehrkräfte  an  die  Schule  zu holen, die ein überdurchschnittliches Interesse an der Medienintegration haben.  

Zur Personalpolitik gehören auch Fortbildungen, die eine wichtige Säule bilden, um das für den Einsatz der digitalen Medien erforderliche Wissen zu erwerben das zum einen auf Kompetenzen und Fähigkeiten basiert, die man für die Arbeit mit Medien benötigt. Diese werden primär  im Austausch mit Kolleginnen und Kollegen  sowie  auf  der  Basis  interner  Fortbildungsveranstaltungen  erworben. 

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Beide Modi  sind  eng miteinander  verbunden.  Über  die  Hälfte  der  befragten Schulleitungen  (61%) gibt  an,  regelmäßig u.a. Fortbildungen  zur Nutzung von Lernplattformen zu veranlassen. Korrespondierend haben 52 Prozent der befrag‐ten Lehrkräfte angeben,  in den  letzten zwölf Monaten mindestens eine Fortbil‐dung  zur Arbeit mit  Lernplattformen  besucht  zu  haben. Auch  an  den  beiden Fallstudienschulen  sind  interne Fortbildungen das Mittel der Wahl, da  sie  (zu‐mindest  für die Schule) günstiger  sind, der  Inhalt  absehbarer, und die Fortbil‐denden  auch  im  Anschluss  an  die  Veranstaltung  für  die  Teilnehmenden  an‐sprechbar sind. 

Zum anderen prägen mehr oder weniger unbewusste Orientierungen und Ein‐stellungen das Medienhandeln der Lehrkräfte. Letztere sind häufig widersprüch‐lich und weisen auf die dem Handeln mit den digitalen Medien  in der Schule innewohnende hohe Ambivalenz hin, d.h. das Medienhandeln birgt  in gleicher Weise positive und negative Aspekte, die mit und gegeneinander wirken. So sol‐len an den Schulen digitale Medien z.B. auch eingesetzt werden, um die steigen‐de Zahl an Informationen, die den Schulbetrieb begleitet und zu einer anhalten‐den Verdichtung des schulischen Alltags führt, leichter zu bewältigen. Gleichzei‐tig ließe sich ein großer Teil dieser Informationen ohne digitale Medien gar nicht erzeugen und/oder an die Schulen kommunizieren. Ambivalent ist auch die Kon‐trolle des Schülerhandelns. Selbstlernprozesse unter Einsatz eines LMS, die ten‐denziell  nicht mehr  an  die  gemeinsame Handlungspraxis  im Klassenraum  ge‐bunden  sind,  verringern  sukzessive  die  direkten  Kontrollmöglichkeiten  der Lehrkräfte. Gleichzeitig  eröffnen die Lernplattformen  aber  auch neue Möglich‐keiten zur Kontrolle des Schülerhandelns.  

Die Lehrkräfte assoziieren den Einsatz von Lernplattformen in der Schule immer wieder mit der Frage nach mit der Nutzung korrespondierenden positiven Ra‐tionalisierungseffekten. Diese entstehen, wenn sich durch den Einsatz der digita‐len Medien bestimmte Handlungspraxen mit weniger Zeit‐ und Arbeitsaufwand umsetzen  lassen. Gerade  technische Probleme kehren diesen Effekt  regelmäßig ins Gegenteil um. Die digitalen Medien  in Schülerhand  führen ebenfalls  immer wieder zur Überstrapazierung des Rationalisierungspotenzials der digitalen Me‐dien. Bestes Beispiel dafür  ist die Nutzung des  Internets als  Informationsquelle unter der Prämisse von ‚Copy und Paste’. In solchen Momenten wird nicht selten das  traditionelle  Arbeiten  mit  Büchern  als  positiver  Gegenhorizont  bemüht. Gleichzeitig  verweisen  solche Orientierungen  auf  die  ungebrochen  hohe  Rele‐vanz der materiellen Anteile der Handlungspraxis sowohl auf Lehrer‐ als auch auf  Schülerseite,  die  das Medienhandeln  erheblich mitbestimmen. Neben  der Arbeit mit Büchern steht hier vor allem das Schreiben auf Papier als dominieren‐de Praxis. Es ist schwer zu sagen, wie sich das Zusammenspiel von analogen und digitalen Handlungspraxen weiterentwickeln wird. Die Arbeit mit Lernplattfor‐men wird aber wohl auf absehbare Zeit u.a.  immer wieder zu Medienbrüchen führen, die das Arbeiten mit den digitalen Medien erschweren. Das  ist z.B. der Fall, wenn die Lernenden einen Teil ihrer Unterlagen digital auf dem Computer und einen Teil in Papierform in Mappen ablegen und auf Schwierigkeiten stoßen, wenn sie beide Informationsbestände z.B. zum Lernen zusammenführen müssen.  

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Das  Projekt  hessen.eEducation  zielte  u.a.  darauf  ab,  neue Wege  unter  Einsatz digitaler Medien zu finden, um das eigenständige und  individuelle Lernen bes‐ser zu  fördern. Auch an den beiden Fallstudienschulen  spielen die Einführung von Bildungsstandards und die damit einhergehende Forderung nach einer stär‐keren Binnendifferenzierung und Individualisierung des Unterrichts eine wichti‐ge Rolle und nehmen insbesondere in den Ausführungen der beiden Schulleiter relativ großen Raum ein. Diese Aufgabe bindet viele personelle Ressourcen, die anderweitig nicht mehr zur Verfügung stehen. Der Einsatz von Lernplattformen wird dabei als Möglichkeit gesehen, den  im Zuge der stärkeren Binnendifferen‐zierung  erhöhten Material‐  und  Vorbereitungsaufwand  zu  bewältigen.  Umso wichtiger  ist  in diesem Kontext die Verfügbarkeit geeigneter, nach Alter, Fach und Lernniveau differenzierter digitaler Unterrichtsmaterialien. Die Lehrkräfte sind dabei immer wieder gefragt, Lernziele und für deren Realisierung geeignete Methoden bzw. Medien in ein adäquates Passungsverhältnis zu bringen.  

Die Lernziele werden vor allem in den Lehrplänen festgeschrieben. Eine exemp‐larische Analyse der hessischen Lehrpläne  für die Fächer Deutsch, Mathematik und Englisch in den Jahrgängen 7 und 10 der Haupt‐ und Realschule sowie Jahr‐gang 8 des Gymnasiums zeigt, dass der Einsatz digitaler Medien durchaus ge‐fordert wird. Der Einsatz von Lernplattformen oder die Entwicklung von Medi‐enpraxen, die im engeren Sinne dem E‐Learning zuzurechnen sind, findet in den untersuchten  Lehrplänen  kaum  Berücksichtigung.  Das  wäre  aber  auch  nicht sinnvoll, handelt es sich beim E‐Learning doch um eine Lernform  im weitesten Sinne und nicht um eine zu erwerbende Fähigkeit oder Kompetenz. Gleichwohl fördert  jede Lernform auch den Erwerb bestimmter Fähigkeiten und Kompeten‐zen.  

Insgesamt  fehlt noch  eine Einbindung von E‐Learning und Lernplattformen  in den  Schulentwicklungsprozess,  um  eine  breite  Verankerung  in  der  Schule  zu erreichen. Die Initiative einzelner Promotoren reicht nicht aus, um die Potenziale schulweit zu nutzen. 

Vor dem Hintergrund der Ergebnisse der Evaluation des Pilotprojektes formulie‐ren wir folgende Handlungsempfehlungen: 

1. Integration von E‐Learning in die Lehrerausbildung und Lehrerfortbildung sowie die Personalentwicklungsmaßnahmen  für  Schulleitungen: Nur wenn  die  Lehrkräfte selbst mit Hilfe von E‐Learning Wissen erwerben, können sie ermessen, wel‐chen Beitrag z.B. der Einsatz von Lernplattformen  für die  Initiierung unter‐schiedlicher  Bildungsprozesse  pädagogisch‐didaktisch  zu  leisten  vermag. Gleiches gilt  für  interne und externe Fortbildungsveranstaltungen sowie  für die Personalentwicklungsmaßnahmen für Schulleitungen. 

2. Verbesserung der infrastrukturellen Voraussetzungen für E‐Learning in den Schulen (und in den Haushalten): Um E‐Learning im Allgemeinen und den Einsatz von Lernplattformen im Besonderen in den Schulen weiter zu intensivieren, müs‐sen die  technisch‐organisatorischen Voraussetzungen  in den Schulen weiter verbessert werden. Neben dem Zugang für die Schülerinnen und Schüler ist auch der  Infrastrukturzugang  für die Lehrkräfte  auszubauen. Neue  techni‐sche Entwicklungen (z.B. die zunehmende Verbreitung von Tablets) sind zu 

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beobachten und ggf. hinsichtlich  ihrer Eignung  für den  schulischen Einsatz zu erproben. Da die Intensivierung von E‐Learning auch davon abhängt, in‐wieweit es möglich  ist, außerhalb der Schule von diesen Möglichkeiten Ge‐brauch zu machen, bedarf  es zusätzlicher Anstrengungen, um  sicherzustel‐len, dass alle Schülerinnen und Schüler gleiche Zugangsmöglichkeiten erhal‐ten. Neben dem Kultusministerium und den Schulträgern sind weitere rele‐vante Akteure (z.B. Unternehmen) zu beteiligen.  

3. Integration von E‐Learning in die Beratungs‐ und Unterstützungssysteme für Schu‐len und Verbesserung des technischen Supports: Die Möglichkeiten der Edunex‐Koordinatoren haben offensichtlich nicht ausgereicht, um die Integration von Edunex in den Projektschulen nachhaltig zu verankern. Unabhängig von der möglichen Einführung einer zentralen Lernplattformlösung sollten die Schu‐len bedarfsweise bei der Einführung und Arbeit mit solchen Systemen bera‐ten werden. Vorgehalten werden  sollten dafür Kompetenzen bezüglich der technisch‐organisatorischen  Einbettung  von  Lernplattformen,  dem  metho‐disch‐didaktischem  Einsatz  sowie  zu Urheberrechts‐,  Persönlichkeitsrechts‐ und  Datenschutzfragen.  Außerdem  ist  eine  nachhaltige  Verbesserung  des technischen  Supports  erforderlich,  um  Lehrkräfte  für  ihre  pädagogischen Aufgaben  zu  entlasten. Hierfür  kann  eine  zentral  bereitgestellte  Systemlö‐sung ein effektiver Ansatz sein. 

4. Entwicklung, Einkauf und Bereitstellung von digitalen Lehr‐ und Lernmaterialien: Die  (Weiter‐)entwicklung digitaler Materialien, die zum einen die  technisch sinnvollen Möglichkeiten dieser Medien ausschöpfen und zum anderen ein enges  Passungsverhältnis  zu  den  Lehrplänen  aufweisen, muss  unterstützt werden. Das gilt zum einen  für professionell produzierte Angebote u.a. auf der Basis landesweiter Rahmenverträge mit Schulbuchverlagen und anderen Inhaltsanbietern. Zum anderen sollten Lehrkräfte, die selbst qualitativ hoch‐wertige Materialien erstellen, bei ihrer Arbeit unterstützt werden und solche Produkte allen Lehrkräften  in Hessen zugänglich gemacht werden. Um Sy‐nergieeffekte nutzen zu können, sollte bezüglich der Bereitstellung von digi‐talem Content der enge Schulterschluss mit anderen Bundesländern gesucht werden.  Außerdem  sind  offene  Fragen  des  Urheberrechts  so  schnell  wie möglich zu klären.  

5. Verbindung des Lernplattformeinsatzes mit  schulorganisatorischen und unterricht‐lich‐inhaltlichen Aspekten: Neben dem Einsatz von Lernplattformen  für Lern‐ und Lehrzwecke sollten systematisch Möglichkeiten geschaffen werden, um diese  auch  für  schulorganisatorische  Belange  einzusetzen  (z.B.  Terminpla‐nung, Dokumentenmanagement etc.). Die effektive Verknüpfung mit beste‐henden Datenbanken wie  der  Lehrer‐  und  Schülerdatenbank  (LUSD)  oder Schulinformationssystemen (wie bspw. Edunite) ist dafür unerlässlich. Dann ließen sich auch ggf. die in der Schule genutzten Systeme u.a. von beliebigen Orten  aus mit  den  gleichen  Login‐Daten  nutzen  (Single‐Sign‐On).  Für  die Entwicklung solcher Prozesse  in der Schule gilt es auch, die Schulleitungen als  zentrale  Promotoren  systematischer  und  intensiver  als  bisher  zu unter‐stützen.  

6. Stärkere Berücksichtigung von E‐Learning und Lernplattformnutzung in der Quali‐tätssicherung  und  ‐entwicklung:  Die  Schulinspektion  als  zentrale  Säule  der 

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10 Fazit und Handlungsempfehlungen 99

Qualitätssicherung  und  ‐entwicklung  sollte  explizit  um  die  Themen  E‐Learning und Einsatz von Lernplattformen erweitert werden. E‐Learning lie‐ße sich auch besser an den Schulen verankern, wenn deutlicher würde, wie sich unter Einsatz dieser Lernform bestimmte Kompetenzen, die in den Lehr‐plänen  festgeschrieben  sind,  leichter oder besser  als  auf  anderem Wege  er‐werben  lassen. Gegenstand der Schulinspektionen sollte daher auch der pä‐dagogisch‐didaktisch sinnvolle Umgang mit digitalen Medien  im Unterricht sein und hierbei werden Lernplattformen in Zukunft eine größere Rolle spie‐len.  

Die Erfahrungen aus dem evaluierten Projekt unterstreichen dabei auch, dass für den Erfolg jedes ähnlichen Vorhabens ein gutes Projektmanagement, ein adäqua‐ter Informationsfluss, Transparenz der Entscheidungen und ausreichende Unter‐stützung vor Ort unverzichtbar sind. Die  formative Evaluation  (intern oder ex‐tern) solcher Vorhaben sollte daher schon in der Planungsphase beginnen. 

Wir gehen davon aus, dass aufgrund neuer pädagogisch‐didaktischer Konzepte zur  Förderung  individueller  Lernprozesse,  technologischer  Innovationen  (wie Virtualisierung und Cloud Computing) und organisatorischer Notwendigkeiten (Verdichtung  der  Aufgaben  des  Schulmanagements,  sowie  Finanzierung  und Folgekosten  für Support) die Nutzung von zentral bereitgestellten Lernplattfor‐men  in den nächsten  Jahren  in den Schulen zunehmen wird. Das Land Hessen hat mit dem Pilotprojekt einen ersten Schritt getan – dies muss nun in enger Ko‐operation mit den Schulen und den kommunalen Schulträgern  in einen  länger‐fristigen Schulentwicklungsprozess eingebettet werden. 

 

 

 

 

 

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Anhang 1: Fragebögen 102

Anhang 1: Fragebögen

A.1 Lehrkräfte

 

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Anhang 1: Fragebögen 103

 

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Anhang 1: Fragebögen 104

 

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Anhang 1: Fragebögen 105

 

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Anhang 1: Fragebögen 106

 

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Anhang 1: Fragebögen 107

 

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Anhang 1: Fragebögen 108

 

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Anhang 1: Fragebögen 109

 

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Anhang 1: Fragebögen 110

 

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Anhang 1: Fragebögen 111

 

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Anhang 1: Fragebögen 112

 

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Anhang 1: Fragebögen 113

 

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Anhang 1: Fragebögen 114

A.2 Schulleitungen

 

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Anhang 1: Fragebögen 115

 

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Anhang 1: Fragebögen 116

 

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Anhang 1: Fragebögen 117

 

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Anhang 1: Fragebögen 118

 

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Anhang 1: Fragebögen 119

 

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Anhang 1: Fragebögen 120

A.3 Eltern

 

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Anhang 1: Fragebögen 121

 

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Anhang 1: Fragebögen 122

A.4 Schülerinnen und Schüler

 

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Anhang 1: Fragebögen 123

 

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Anhang 1: Fragebögen 124

 

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Anhang 1: Fragebögen 125

  

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Anhang 2: Leitfäden 126

Anhang 2: Leitfäden Leitfaden für Interviews mit IT‐Beauftragtem  

1. E‐Learning im Unterricht 

• Einsatz von LMS im Unterricht (welches, Häufigkeit) 

• Beurteilung der Funktionalitäten des eingesetzten LMS  

• Techn. Voraussetzungen für E‐Learning in der Schule (Zugang) (inkl. Bewer‐tung der Qualität)  

• Stellenwert des Einsatzes mobiler Endgeräte (Notebooks, Netbooks, Handys) / Einsatz eigener Geräte durch die Schüler  

• Einsatz der digitalen Medien, um über die Schule hinaus zu lernen (z.B. mit anderen Schulen) 

• Einsatz von digitalen Medien zur schulinternen Kooperation 

• Kenntnisstand der Lehrkräfte  im Umgang mit digitalen Medien  (allgemein und E‐Learning im speziellen).  

• Nutzung der Schulinfrastruktur  (LMS, Server,…) durch die Schüler, um au‐ßerhalb der Schule mit digitalen Medien zu lernen  

• Akzeptanz von E‐Learning im Kollegium / Umgang mit den Kollegen  

• Akzeptanz von E‐Learning bei den Schülern / Umgang mit den Schülern 

• Mehrwert von E‐Learning für den Unterricht  

• Schwierigkeiten beim E‐Learning im Unterricht 

• Verfügbarkeit digitaler Materialien  für den Unterricht  (fremd‐ &  selbstpro‐duziert)  

• Unterstützung  bei  der  (Weiter‐)Entwicklung  von  E‐Learning  in  der  Schule (intern/extern)  

• Beteiligung der Eltern am E‐Learning  

2. E‐Learning und Schulorganisation  

• Beschreibung  der  eigenen Rolle  für  die  Integration  von  E‐Learning  in  den Schulalltag  

• Entscheidungsprozess für bestimmte LMS / Einführung in den Unterrichtsbe‐trieb  

• Einbindung von LMS in die techn. Infrastruktur der Schule  

• Leistung und Qualität der  externen  techn. Unterstützung  (Akteure, Reakti‐onszeiten) 

• Leistung  und  Qualität  der medienpädagogischen  Unterstützung  (Akteure, Reaktionszeiten) 

• Relevanz von E‐Learning für FoBi (z.B. Online‐ od. Blended‐learning FoBis) 

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Anhang 2: Leitfäden 127

• Gestaltung  und  Organisation  von  (internen  und  externen)  Fortbildungen zum Thema E‐Learning  

• Programmatische Verankerung von E‐Learning / LMS‐Nutzung in Schulpro‐gramm, Medienkonzept etc.  

• Relevanz  von  E‐Learning  für  schulorganisatorische  Zwecke  (z.B.  Info‐Weitergabe)  

• Kooperation der Lehrkräfte unter Einsatz digitaler Materialien  

• Verbindung  der  Arbeit  mit  dem  LMS  mit  anderen  Anwendungen  (z.B. LUSD)  

• Organisation und Qualität der Benutzerverwaltung  

• Aufgaben  im  Rahmen  der  technischen  Administration  von  E‐Learning‐Plattformen an  ihrer Schule  (Umfang und Aufwand, Was wird extern über‐nommen?)  

• Kooperation der Schule mit externen Akteuren in Bezug auf E‐Learning 

• Zusammenarbeit mit dem Schulträger im Bereich E‐Learning  

 Leitfaden für die Gruppendiskussion mit Lehrkräften  

1. E‐Learning im Unterricht 

• Einsatz von LMS im Unterricht (welches, Häufigkeit) 

• Beschreibung der Funktionalitäten des eingesetzten LMS  

• Sonst. Nutzung digitaler Medien im Unterricht  

• Techn. Voraussetzungen für E‐Learning in der Schule (Zugang) (inkl. Bewer‐tung der Qualität)  

• Einsatz digitaler Medien, um über die Schule hinaus zu lernen (z.B. mit ande‐ren Schulen) 

• Nutzung der Schulinfrastruktur  (LMS, Server,…) durch die Schüler, um au‐ßerhalb der Schule mit digitalen Medien zu lernen  

• Stellenwert des Einsatzes mobiler Endgeräte (Notebooks, Netbooks, Handys) / Einsatz eigener Geräte durch die Schüler  

• Akzeptanz von E‐Learning im Kollegium / Umgang mit den Kollegen  

• Akzeptanz von E‐Learning bei den Schülern / Umgang mit den Schülern 

• Mehrwert von E‐Learning für den Unterricht  

• Schwierigkeiten beim E‐Learning im Unterricht 

• Wissenserwerbspraxis und Fortbildung  

• Verfügbarkeit digitaler Materialien  für den Unterricht  (fremd‐ &  selbstpro‐duziert)  

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Anhang 2: Leitfäden 128

• Unterstützung  bei  der  (Weiter‐)Entwicklung  von  E‐Learning  in  der  Schule (intern/extern)  

• Einschätzung der eigenen Medienkompetenz  

• Beteiligung der Eltern am E‐Learning  

 

2. E‐Learning und Schulorganisation  

• Relevanz  von  E‐Learning  für  schulorganisatorische  Zwecke  (z.B.  Info‐Weitergabe)  

• Umfang und Qualität der techn. Unterstützung intern/extern (Akteure, Reak‐tionszeiten) 

• Umfang Qualität der medienpädagogische Unterstützung  intern/extern (Ak‐teure, Reaktionszeiten) 

• Programmatische Verankerung von E‐Learning / LMS‐Nutzung in Schulpro‐gramm, Medienkonzept etc.  

• Entscheidungsprozess für bestimmte LMS / Einführung in den Unterrichtsbe‐trieb  

• Kooperation der Schule mit anderen Akteuren  

• Kooperation unter Einsatz digitaler Materialien  

• Gestaltung  und  Organisation  von  (internen  und  externen)  Fortbildungen zum Thema E‐Learning  

• Relevanz von E‐Learning für FoBi (z.B. Online‐ od. Blended‐learning FoBis) 

• Verbindung, die Arbeit mit LMS mit anderen Anwendungen zu verbinden (z.B. LUSD)  

 • Leitfaden für die Durchführung von Interviews mit Schulleitungsmitgliedern  

1. E‐Learning im Unterricht 

• Einsatz von LMS im Unterricht (welches) 

• Beurteilung der Funktionalitäten des eingesetzten LMS  

• Techn. Voraussetzungen für E‐Learning in der Schule (Zugang) (inkl. Bewer‐tung der Qualität)  

• Stellenwert des Einsatzes mobiler Endgeräte (Notebooks, Netbooks, Handys) / Einsatz eigener Geräte durch die Schüler  

• Einsatz der digitalen Medien, um über die Schule hinaus zu lernen (z.B. mit anderen Schulen) 

• Nutzung der Schulinfrastruktur  (LMS, Server,…) durch die Schüler, um au‐ßerhalb der Schule mit digitalen Medien zu lernen  

• Beteiligung der Eltern am E‐Learning  

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Anhang 2: Leitfäden 129

• Akzeptanz von E‐Learning im Kollegium  

• Akzeptanz von E‐Learning bei den Schülern  

• Mehrwert von E‐Learning für den Unterricht  

• Schwierigkeiten beim E‐Learning im Unterricht 

• Verfügbarkeit digitaler Materialien  für den Unterricht  (fremd‐ &  selbstpro‐duziert)  

• Unterstützung  bei  der  (Weiter‐)Entwicklung  von  E‐Learning  in  der  Schule (intern/extern)  

• Kenntnisstand der Lehrkräfte  im Umgang mit digitalen Medien  (allgemein und E‐Learning im speziellen).  

 

2. E‐Learning und Schulorganisation  

• Rolle der Schulleitung für die Integration von E‐Learning in den Schulalltag  

• Entscheidungsprozess für bestimmte LMS / Einführung in den Unterrichtsbe‐trieb  

• Relevanz  von  E‐Learning  für  schulorganisatorische  Zwecke  (z.B.  Info‐Weitergabe)  

• Programmatische Verankerung von E‐Learning / LMS‐Nutzung in Schulpro‐gramm, Medienkonzept etc. (alt./ergänzend digitale Medien allg.) 

• Evaluation von E‐Learning  

• Beteiligung der Steuergruppe an Aktivitäten rund um E‐Learning  

• Umfang und Qualität der techn. Unterstützung (Akteure, Reaktionszeiten) 

• Umfang  und  Qualität  der  medienpädagogische  Unterstützung  (Akteure, Reaktionszeiten) 

• Kooperation der Schule mit anderen Akteuren  

• Zusammenarbeit  mit  dem  Schulträger  in  puncto  E‐Learning/Medienintegration  

• Kooperation der Lehrkräfte unter Einsatz digitaler Materialien  

• Gestaltung  und  Organisation  von  (internen  und  externen)  Fortbildungen zum Thema E‐Learning  

• Einbindung von LMS in die techn. Infrastruktur der Schule  

• Relevanz von E‐Learning für FoBi (z.B. Online‐ od. Blended‐learning FoBis) 

• Einsatz eigener Budgets für E‐Learning  

Verbindung des LMS‐Einsatzes mit anderen datengestützten Anwendungen (z.B. LUSD) 

 

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Anhang 3: Transkriptionshinweise 130

Anhang 3: Transkriptionshinweise Die Transkription der geführten Gruppendiskussionen  erfolgte nach  folgenden Regeln: 

 └ Beginn einer Überlappung, d. h. gleichzeitiges Sprechen von zwei 

DiskussionsteilnehmerInnen. Ebenso wird hierdurch ein direkter Anschluss beim Sprecherwechsel markiert. 

(3) Pause. Dauer in Sekunden  

(.) Kurzes Absetzen, kurze Pause 

Ja::: Dehnung.  Je mehr Vokale  aneinandergereiht  sind,  desto  länger die Dehnung 

nein Betonung 

nein gehobene Lautstärke 

(kein) Unsicherheit bei Transkription, z.B. aufgrund schwer verständli‐cher Äußerung 

(....) Äußerung  ist unverständlich, die Länge der Klammer entspricht ungefähr der Länge der Äußerung 

[...] Auslassungen im Transkript 

@(.)@ kurzes Auflachen 

@(Text)@ Text wird lachend gesprochen 

@(3)@ drei Sekunden Lachen  

„gestern“ leise gesprochen  

 

 

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Anhang 4: Hinweise zu den Gruppendiskussionen und Interviews 131

Anhang 4: Hinweise zu den Gruppendiskussionen und Interviews Am Gymnasium in A‐Stadt wurde eine Gruppendiskussion mit der Gruppe Birke geführt. Der Schulleiter, Herr Ahlbrand (Am) ist seit 33 Jahren im Schuldienst tä‐tig, davon 30 Jahre an dem Gymnasium. Er fungiert seit 14 Jahren als Schulleiter und war die ganze Zeit am Gymnasium in A‐Stadt tätig. Er unterrichtet nicht. Er ist 60 Jahre alt und schätzt seine Kenntnisse im Umgang mit den digitalen Medi‐en  im Rahmen der Unterrichtsvorbereitung,  ‐durchführung und  ‐nachbereitung als ausreichend ein. Herr Schmidt (Sm) ist ca. Ende 40/Anfang 50 und unterrichtet u.a. Englisch und Deutsch  in der Oberstufe. Sein Kollege Herr Dübeler  ist schät‐zungsweise etwas jünger und unterrichtet u.a. das Fach Chemie.  

 

An der Gesamtschule  in B‐Stadt wurde ein Interview mit dem Schulleiter Herrn Lachmann  geführt. Herr  Lachmann  ist  65  Jahre  alt und  seit  42  Jahren  im  Schul‐dienst tätig. Er ist seit 28 Jahren an der Gesamtschule in B‐Stadt tätig und dort als Schulleiter  eingestiegen.  Er  unterrichtet  neben  seiner  Tätigkeit  als  Schulleiter nicht.  Seine Kenntnisse  im Umgang mit den digitalen Medien  im Rahmen der Unterrichtsvorbereitung,  ‐durchführung und  ‐nachbereitung  schätzt  er  als um‐fangreich ein. 

Ein weiteres Interview wurde mit Herrn Ulmenbach geführt. Herr Ulmenbach ist 59 Jahre alt, und  seit 32  Jahren  im Schuldienst. Er  ist bereits seit 30  Jahren an der Gesamtschule  in B‐Stadt  tätig, wo er wöchentlich 19 Schulstunden unterrichtet. Neben seiner Lehrtätigkeit in den Fächern Deutsch und EDV ist er der Leiter des Realschulzweiges, hat die Fachbereichsleitung für das Fach EDV – Neue Medien inne, ist für die Betreuung von Computern und Technik zuständig und Klassen‐lehrer einer neunten Klasse. Herr Ulmenbach schätzt seine Kenntnisse im Umgang mit  den  digitalen  Medien  im  Rahmen  der  Unterrichtsvorbereitung,  ‐durchführung und ‐nachbereitung als umfangreich ein. 

Außerdem wurde  in der Gesamtschule  in B‐Stadt  eine Gruppendiskussion mit der Gruppe Kastanie geführt. An dieser nahmen Herr Anberger, Herr Bauer und Herr Cordes teil. Herr Anberger (Am)  ist 41 Jahre alt und seit 14 Jahren  im Schul‐dienst, davon 11 Jahre an der Gesamtschule in B‐Stadt. Er unterrichtet pro Woche 27  Schulstunden.  Seine  Fächer  sind  Biologie,  Erdkunde  und  EDV.  Er  hat  die Fachbereichsleitung für das Fach Biologie inne, ist Klassenlehrer in einer fünften Klasse  und  für  die  Betreuung  von  Computern  und  Technik  zuständig.  Seine Kenntnisse  im Umgang mit den digitalen Medien  im Rahmen der Unterrichts‐vorbereitung, ‐durchführung und –nachbereitung schätzt er als sehr umfangreich ein. Sein Kollege Herr Bauer (Bm) ist seit zehn Jahren im Schuldienst und seit sie‐ben Jahren in der Gesamtschule in B‐Stadt tätig. Er ist 37 Jahre alt und unterrich‐tet pro Woche 27 Schulstunden in Chemie und Sport. Er hat die Fachbereichslei‐tung für das Fach Chemie inne, ist Klassenlehrer in einer 9. Klasse und ebenfalls für  die  Betreuung  von Computern  und  Technik  zuständig. Herr  Bauer  schätzt seine Kenntnisse  im Umgang mit den digitalen Medien  im Rahmen der Unter‐richtsvorbereitung,  ‐durchführung und  ‐nachbereitung als umfangreich ein. Der 

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Anhang 4: Hinweise zu den Gruppendiskussionen und Interviews 132

dritte Teilnehmer der Diskussion, Herr Cordes (Cm), ist 35 Jahre alt und seit acht Jahre im Schuldienst, davon fünf Jahre an der Gesamtschule in B‐Stadt. Er unter‐richtet pro Woche 27 Schulstunden. Seine Fächer sind Englisch (Hauptfach), Erd‐kunde und Politikwissenschaft (Nebenfächer). Er hat die Fachbereichsleitung für das Fach Erdkunde inne, ist Klassenlehrer in einer achten Klasse und für die Be‐treuung von Computern und Technik,  insbesondere Starboards, zuständig. Au‐ßerdem ist er Mitglied des Steuerungsausschusses. Seine Kenntnisse im Umgang mit  den  digitalen  Medien  im  Rahmen  der  Unterrichtsvorbereitung,  ‐durchführung  und  ‐nachbereitung  schätzt  Herr  Cordes  als  umfangreich  ein.

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