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EA8/DL4AND: QRV vom Strand Wie ich erfolgreich meine erste Insel aktivierte Nachdem ich 2007 meine Amateurfunk-Lizenz erworben hatte, reifte in mir der Plan, aus meinem langjährigen Lieblings-Ferienort auf Fuerteventura (Kanarische Inseln, EA8) QRV zu werden. Ich knüpfte übers Internet Kontakte zu OM’s, die das schon einmal gemacht haben. So bekam ich viele nützliche Tipps, und viele Fragen konnten geklärt werden. Tnx DH1PS und DD5XL! Die Kanarischen Inseln gehören zu Spanien und somit zur EU. Es gibt also keine Probleme mit der Ein- und Ausfuhr der Funkausrüstung. Für die Lizenz muß kein Kontakt zu Behörden aufgenommen werden, es gilt die CEPT-Regelung. Der DARC bestätigte mir per e-Mail, dass die Antennenversicherung auch im Ausland gilt. Die größten Herausforderungen stellten also der Transport der Ausrüstung und der Aufbau der Antenne vor Ort dar. Wegen der bei Pauschalreisen üblichen Gewichtsbeschränkung des Gepäcks nahm ich nur das Nötigste mit: IC706 MkII mit Originalmikrofon und Mini-Morsepaddle (s. mein Rockmite-Artikel) Samlex-Schaltnetzteil mit 20 A (Gewicht ca. 1,5 kg), sehr empfehlenswertes Gerät Fiberglas-Teleskopmast von DX-Wire, ca. 11 m lang Selbstbau-Vertikalstrahler für 20 m nach DL8LBK (s. „Funkamateur“ 06/02) mit Anpassung per Koaxialer Stichleitung (sog. Stub), bestehend aus 9,40 m Draht, 2,89 m Koaxkabel RG 58, BNC-T-Stück mit Koaxstub sowie weiteren ca. 8,50 m RG 58 (RG 58 ist aus Gewichtsgründen vorzuziehen) Papiere (Lizenzurkunde, Frequenzliste, Papierlog) Für den Transport des Antennenmastes (zusammen geschoben ca. 1,30 m lang) baute ich mir eine Schutzhülle aus dem Baumarkt: Abflussrohr DN 110 mit Endkappen und einem Rohr-Verbindungsstück. Dieses bildete ich als Deckel aus, der mit 2 Rändelschrauben zu verriegeln ist (s. Fotos). Ein Tragegriff erleichterte den Transport und das Befestigen der Gepäcketiketten. Empfehlenswert sind auch Druckausgleichsbohrungen. Um Mißverständnisse auf dem Flughafen zu vermeiden, hatte ich das Rohr noch mit „Sports Luggage / Sportgepäck“ beschriftet…

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Page 1: EA8/DL4AND: QRV vom Stranddl4and.darc.de/Deutsch/EA8/DL4AND_in_EA8.pdf · Es diente mir als „Schutzbügel“, falls der Antennenmast auf mein Zelt fallen sollte… Leider war der

EA8/DL4AND: QRV vom Strand Wie ich erfolgreich meine erste Insel aktivierte Nachdem ich 2007 meine Amateurfunk-Lizenz erworben hatte, reifte in mir der Plan, aus meinem langjährigen Lieblings-Ferienort auf Fuerteventura (Kanarische Inseln, EA8) QRV zu werden. Ich knüpfte übers Internet Kontakte zu OM’s, die das schon einmal gemacht haben. So bekam ich viele nützliche Tipps, und viele Fragen konnten geklärt werden. Tnx DH1PS und DD5XL! Die Kanarischen Inseln gehören zu Spanien und somit zur EU. Es gibt also keine Probleme mit der Ein- und Ausfuhr der Funkausrüstung. Für die Lizenz muß kein Kontakt zu Behörden aufgenommen werden, es gilt die CEPT-Regelung. Der DARC bestätigte mir per e-Mail, dass die Antennenversicherung auch im Ausland gilt. Die größten Herausforderungen stellten also der Transport der Ausrüstung und der Aufbau der Antenne vor Ort dar. Wegen der bei Pauschalreisen üblichen Gewichtsbeschränkung des Gepäcks nahm ich nur das Nötigste mit:

• IC706 MkII mit Originalmikrofon und Mini-Morsepaddle (s. mein Rockmite-Artikel) • Samlex-Schaltnetzteil mit 20 A (Gewicht ca. 1,5 kg), sehr empfehlenswertes Gerät • Fiberglas-Teleskopmast von DX-Wire, ca. 11 m lang • Selbstbau-Vertikalstrahler für 20 m nach DL8LBK (s. „Funkamateur“ 06/02) mit

Anpassung per Koaxialer Stichleitung (sog. Stub), bestehend aus 9,40 m Draht, 2,89 m Koaxkabel RG 58, BNC-T-Stück mit Koaxstub sowie weiteren ca. 8,50 m RG 58 (RG 58 ist aus Gewichtsgründen vorzuziehen)

• Papiere (Lizenzurkunde, Frequenzliste, Papierlog) Für den Transport des Antennenmastes (zusammen geschoben ca. 1,30 m lang) baute ich mir eine Schutzhülle aus dem Baumarkt: Abflussrohr DN 110 mit Endkappen und einem Rohr-Verbindungsstück. Dieses bildete ich als Deckel aus, der mit 2 Rändelschrauben zu verriegeln ist (s. Fotos). Ein Tragegriff erleichterte den Transport und das Befestigen der Gepäcketiketten. Empfehlenswert sind auch Druckausgleichsbohrungen.

Um Mißverständnisse auf dem Flughafen zu vermeiden, hatte ich das Rohr noch mit „Sports Luggage / Sportgepäck“ beschriftet…

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Ich wählte den großen Rohrdurchmesser, um noch meine Nordic-Walking-Stöcke darin unterbringen zu können. Das Ganze wurde beim Aufgeben des Koffers am Flughafen als „Angelausrüstung“ deklariert und bekam ein eigenes Barcode-Etikett. Anschließend brachte ich es zum separaten Sperrgepäck-Schalter. Am Zielflughafen kann es dann sein, dass man es an der Sperrgepäck-Ausgabe abholen muß. Es kann aber auch auf dem Koffer-Laufband landen. Meine Fluggesellschaft transportierte dieses Rohr kostenlos, jedoch wird das Gewicht auf das max. Koffergewicht von 20 kg angerechnet. Da auch sämtliche Kabel im Koffer verstaut waren, hatte ich diesmal weniger Kleidung im Koffer und dafür eine Tube Reisewaschmittel…. Funkgerät und Netzteil kamen, zusammen mit der Lizenzurkunde, ins Handgepäck (Rucksack), da die Airline empfahl, Wertgegenstände im Handgepäck zu transportieren. Ich hatte mir aus Luftpolsterfolie und Klebeband für jedes Gerät eine oben offene „Tüte“ angefertigt, so dass ich die Geräte leicht hätte auspacken und vorzeigen können. Beim Abflug in Berlin bat man mich nach der Handgepäck-Röntgenkontrolle, einen Blick in meinen Rucksack werfen zu dürfen. Ich gewährte dies und erklärte gleichzeitig, dass ich Amateurfunkgeräte transportiere. Damit war man zufrieden, ich brauchte nichts auszupacken. Übrigens: Der spanische Handgepäck-Kontrolleur auf der Rückreise wollte überhaupt nicht in meinen Rucksack schauen und stellte auch keine Fragen... So kam alles heil auf Fuerteventura an. Da es auf dem Hotelbalkon keine sichere Befestigungsmöglichkeit für meinen Teleskopmast gab, trat mein Plan „B“ in Kraft: Ich hatte vor der Reise sämtliche Autovermietungen im Ferienort per e-Mail gefragt, ob sie mir eine Autobatterie (ohne Auto ;-) vermieten würden. Eine sagte tatsächlich zu! So konnte ich portabel direkt vom Strand QRV werden. Zum vereinbarten Termin ging ich morgens mit Strandzelt, Mast und Rucksack zur Autovermietung. Leider stellte sich heraus, dass mein e-Mail-Kontakt im Büro des Nachbarorts residierte, und da war auch die Batterie! Zum Glück wurde aber die Batterie sofort zu mir herüber gefahren. Das war mir natürlich ein gutes Trinkgeld wert. Die Batterie war nagelneu, noch eingeschweißt! Wie schleppt man eine schwere Autobatterie, zusammen mit dem übrigen Gepäck, über eine Strecke von 750 m? Hier haben sich meine für den Antennenbau gedachten, wieder verwendbaren Schwerlast-Kabelbinder als sehr nützlich für Einhand-Transport erwiesen:

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Am Strand an meinem vorher ausgekundschafteten Standort angekommen, brauchte ich ca. eine Stunde für den Aufbau des Halbzeltes, des Antennenmastes und der Anlage. Die Bedingungen waren perfekt: Der Strand ist sehr weitläufig und einsam, was nicht nur für die Abstrahlung der Antenne, sondern auch für die Personensicherheit gut ist beim etwaigen Umfallen der Antenne…

Es gab einen stabil verankerten Schilderpfosten als Halterung für den Antennenmast und ein kilometerlanges Holzgeländer. Es diente mir als „Schutzbügel“, falls der Antennenmast auf mein Zelt fallen sollte… Leider war der Wind an diesem Tag besonders stark, weshalb ich mich wegen früherer schlechter Erfahrungen mit Mastbruch nicht traute, den Mast auf die volle Länge auszufahren. Auch die Vereinsfahne (Ehrensache, sie mitzunehmen) musste unten am Mast bleiben, um die Windlast nicht noch mehr zu erhöhen. So begnügte ich mich mit ca. 7,50 m Mastlänge, der Rest des 9,40 m-Strahlers verlief schräg Richtung Funkzelt (s. nächstes Foto).

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Ich verwendete drei Abspannseile mit je 200 kg Bruchlast. Ein Seilende wickelte ich um das Holzgeländer, die anderen beiden kamen mit Zeltheringen in den Boden. Die Leine im Fußgängerbereich sicherte ich durch aufgereihte Steine, eine Spur im Sand und eine Deutschlandfahne.

Gleichzeitig aktivierte ich den Leuchtturm von Morro Jable (siehe Foto), er war unterhalb 1000 m Sichtlinie, wie in den ARLHS-Richtlinien vorgeschrieben. ARLHS Nr. CAI-016.

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Obwohl einsam gelegen, kamen dennoch einige neugierige Spaziergänger auf mich zu, die ich gern über meine Aktivität aufklärte. Schließlich bin ich Referent für Öffentlichkeitsarbeit in meinem Ortsverband… Als der Aufbau beendet war, kam die Ernüchterung: Kaum Empfang und unendliches SWR! Zu Hause hatte alles noch funktioniert. Das konnte nur am Antennenkabel liegen. Also die Abschnitte der angepassten Leitung einzeln auf Durchgang bzw. Kurzschluß prüfen. Nur – WIE ohne Durchgangsprüfer?? Not macht erfinderisch: Ich verwendete die Autobatterie und das Funkgerät als Durchgangsprüfer, indem ich das abmontierte Koaxkabel zwischen Batteriekontakte und Stromkabel hielt und probierte, ob das Funkgerät anging. Ich konnte tatsächlich einen Kurzschluß an einem BNC-Stecker des T-Stücks feststellen und dank meines kleinen Multifunktionswerkzeugs auch beseitigen! Jetzt funktionierte alles – ich konnte auf 20 m zahlreiche Stationen hören und begann, auf der IOTA-Frequenz 14.260 kHz in SSB CQ zu rufen. Sicherheitshalber erstmal mit halber Sendeleistung – ca. 50 Watt. Sofort antwortete Uli, DL1HUH, nahe Dessau. Er gab mir R5 und S5. Ich war begeistert! Endlich hatte sich mein Traum erfüllt und die Mühe sich gelohnt!

Als ich merkte, dass die Batterie hielt (ab Werk vorgeladen), drehte ich die Leistung auf Maximum (100 Watt). So arbeitete ich noch weitere Stationen aus Deutschland, Polen, Österreich, Italien (war sogar mobil!), Spanien und Algerien in SSB sowie einen Franzosen in CW. Amerikaner konnte ich zwar zahlreich und gut hören, aber sie schienen alle mit inländischen QSO’s beschäftigt zu sein, so dass dorthin kein Kontakt zustande kam.

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Fazit: Es hat geklappt! Für mich als Funkamateur ist das Hochgefühl, von meinem Lieblingsstrand Funkverbindungen über tausende von Kilometern herzustellen, vergleichbar mit dem Gefühl eines Bergsteigers, wenn er einen Gipfel bezwungen hat und die Aussicht genießt. So gesehen, hat sich der Aufwand gelohnt.

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Detail der Antennenleitung mit sog. „Stub“ (Koaxiale Stichleitung im T-Abzweig)

„Andy On Air“ ☺ - der spaßige Teil der Mission!

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Detail der Antennenbefestigung. Die wieder verschließbaren Kabelbinder sind ideal für diesen Zweck. Jeder einzelne ist mit 90 kg Bruchlast angegeben. Was ich gelernt habe: Mache die Ausrüstung so klein und leicht wie möglich. Beispiele:

• Angepasste Antennen sind kleiner und leichter als ein Antennentuner. • Aus dem gleichen Grund ist die Beschränkung auf ein oder zwei Bänder sinnvoll.

(20 m ist das Band der Wahl für Betrieb tagsüber) • Gute Stereo-Ohrhörer erfüllen den gleichen Zweck wie ein Kopfhörer. • Papier und Stift genügen - der Laptop bleibt zu Hause.

Danke für Euer Interesse an meiner Geschichte! Haftungsausschluß: Ich freue mich über jeden, der mir nacheifert (und mir davon berichtet), aber er tut dies auf eigene Gefahr. Ich freue mich über Eure Kommentare und Fragen. Schreibt mir eine e-Mail an <mein Rufzeichen> <at> darc.de (diese Schreibweise soll vor Spambots schützen). Euer Andy, DL4AND