ecolibro: innovative mobilitaetskonzepte für unternehmen und oeffentliche organisationen

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Ausgabe Nr. 281/2010 Herausgegeben von: Christian Neugebauer Euro 1,25 20.9.2010 www.glocalist.com offi[email protected] ISSN 1729-6722 ® E-Journal für Nachhaltigkeit | Gegr. 2003 Hunger in der Welt - er bleibt dramatisch 925 Millionen Menschen leiden weltweit an Hunger und das ist kein Ruhmesblatt für die Menschheit.

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Das Mobilitätsverhalten in unserer Gesellschaft muss und wird sich in den kommenden Jahren grundlegend verändern. Die nächsten Jahrzehnte werden geprägt sein vom Klimawandel und der Verknappung fossiler Energieträger. Aufgrund der finanziellen Situation der öffentlichen Kassen ist zudem nicht von einem wesentlichen Ausbau des Straßennetzes auszugehen. Die Folgen bei einer unveränderten Entwicklung sind ein deutlicher Anstieg der Kosten für Mobilität, überfüllte Straßen und gravierende Schäden für die Umwelt. Mehr ab Seite 18 ff. www.ecolibro.de

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Page 1: EcoLibro: Innovative Mobilitaetskonzepte für Unternehmen und oeffentliche Organisationen

Ausgabe Nr. 281/2010Herausgegeben von:

Christian NeugebauerEuro 1,25 20.9.2010

[email protected]

ISSN 1729-6722

®®

E - J o u r n a l f ü r N a c h h a l t i g k e i t | G e g r . 2 0 0 3

Hunger in der Welt - er bleibt dramatisch925 Millionen Menschen leiden weltweit an Hunger und das ist kein Ruhmesblatt für die Menschheit.

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Ausgabe Nr. 281/2010 INHALT

INHALT

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IMPRESSUM:Verleger/Eigentümer: Glocalist Media & Think-Net for Sustainability GmbH Glocalist Medien – Berlin: Brückenstrasse 2, 12439 Berlin [email protected]: www.glocalist.comAnschrift Österreich: Glocalist Medien, Bechardg. 16/20, 1030 Wien. Tel: +43/1/710 16 46Herausgeber: Dr. Christian Neugebauer: [email protected]: Mag.(FH) Ing. Bettina Dürrheim [email protected]: [email protected]: www.glocalist.com unter Menüpunkt „Abonnement". Bilder: Sofern nicht anders angegeben: Archiv Glocalist Medien sowie Autorenbilder

BEIRat ÖStERREIch:Anna Spinka, IndustriellenvereinigungSigrid Greutter-Kuhn, debra-austria (Schmetterlingskinder)Nicholas Hauser, Sekretär der GPAKurt Krickler, ist Mitbegründer und seither Mitarbeiter der Homosexuellen Initiative (HOSI) WienWolfgang Pekny, Greenpace - Plattform FootprintDieter Schindlauer, Obmann des Vereins ZARAChristiana Weidel, Obfrau World of NGOs Ernst Kurt Weigel, Freier Autor & Theatermacher

BEIRat DEUtSchlanD: Michael Assländer, Deutsches Netzwerk Wirtschaftsethik Martin Dieckmann, Referent für Medienpolitik und Medienwirtschaft beim ver.di-Bundesvorstand Stefan Nährlich, Geschäftsführer der Aktiven Bürgerschaft Peter Wahl, GF „Weltwirtschaft, Ökologie & Entwicklung – WEED“.Für unverlangt eingesandte Manuskripte und LeserInnenbriefe wird keine Haftung und Gewährleistung übernommen. Der Herausgeber und die Redaktion behalten sich eventuelle Kürzungen vor. Namentlich gekennzeichnete Beiträge drücken nicht un-bedingt die Meinung des Herausgebers und der Redaktion aus und für Beiträge und ihren Wahrheitsgehalt haften ausschließlich die AutorInnen. Unverlangte Sendungen, für die weder Verlag noch Redaktion eine Haftung übernehmen, werden nur dann zurückge-sandt, wenn ausreichend Rückporto beiliegt.

EditorialGebrochene Versprechen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3

WochenrückblickTelefónica im Dow Jones Nachhaltigkeitsindex . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4

Solarwatt AG schafft neue Arbeitsplätze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4

IKEA setzt auf erneuerbare Energie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5

NachhaltigkeitGeist ist Geil statt Quotenjagd; Christian Neugebauer . . . . . . . . . . . . . . . 6

DAS PRINZIP DER DREIFACHEN ENTLASTUNG:

Übergang ins Nach-Erdöl-Zeitalter, aber wie? Klaus Renoldner . . . . . . . . 8

Nachhaltige Investments bei Vermögenden hoch im Kurs . . . . . . . . . . . 11

Stromsparcheck für arme Haushalte ein Erfolg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13

Audi, E.ON, TUM und Stadtwerke München: E-Mobilität Pilot . . . . . . . . 14

Serie: Start-ups der Nachhaltigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16

EcoLibro: Innovative Mobilitätskonzepte für Unternehmen und öffentliche

Organisationen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18

SozialesHunger in der Welt - er bleibt dramatisch. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21

PolitikSVR Positionspapier zur Integrations- und Migrationspolitik . . . . . . . . . . 23

EU-ReportKurzmeldungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25

30. November 2010: Höchste Zeit für Unternehmen,

ihre chemischen Stoffe zu registrieren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30

Meereskenntnisse 2020: Ein besseres Verständnis unserer Meere

und Ozeane für mehr Wettbewerbsfähigkeit und Wachstum . . . . . . . . . 32

Jugend in Bewegung – mehr Unterstützung

für Europas Jugendliche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34

Europäische Mobilitätswoche 2010:

„Clever unterwegs, besser leben“. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37

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Ausgabe Nr. 281/2010 Editorial

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chRIStIan nEUgEBaUER, hERaUSgEBER

Die Politik bricht gerade in Serie ihre verspre-chen. Angefangen vom Atomausstieg über die Zusage, Klimaschutz zu finanzieren über die Milleniumsziele bis hin zur Steuersen-kung und Entlastung des Bürgers.

Stattdessen werden Steuern erhöht, kaum als gerecht zu bezeichnende Sparpakte ver-abschiedet und Banken nach wie vor ohne nennenswerte Auflagen und Verpflichtungen gerettet.

Vom Weg in die Nachhaltigkeit ganz zu schweigen und Demokratie wird auf eine bedenkliche Art und Weise umgangen, indem die Regierung am Parlament vorbei Geheimverträge mit der Energiewirtschaft abschließt.

Im Bereich Bildung entwickelt sich ein Mil-liardengrab zum Wohle von Beamten und die Kluft innerhalb der Jugendlichen nimmt galoppierende Ausmaße an.

Die Bürger – und dies unterlegt mit repräsen-tativen Umfragen wie auf Glocalist berichtet – wollen Wandel und soziale Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit.

Die Regierung kann sich eigentlich die geplanten Dialoge mit den Bürgern sparen, es reicht, wenn die gegebenen Versprechen einfach eingehalten werden. So wird nur Par-tizipation suggeriert, wo keine ist und auch nicht gemeint ist.

Die Politik verspielt ihr Restkapital an Vertrau-en und das ist bedenklich. n

Gebrochene Versprechen

Kommission richtet weltweit erstes Projektnetz zur CO2-Bindung und

-Speicherung ein . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39

DokumentenspeicherFAS: Fact-Sheet Ökosteuerausnahmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40

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Ausgabe Nr. 281/2010 Nachhaltigkeit / CSR und Wirtschaft WOCHENRÜCKBLICK

Telefónica im Dow Jones Nachhaltig- keitsindexTelefónica führt im Telekommunikationssektor zum zweiten Mal in Folge den Dow Jones Sustainability Index World an.

Der DJSI World folgt dem sogenannten "Best-in-Class"-Prinzip: Aus den 2.500 Unternehmen des "Dow Jones Global Index" werden jedes Jahr jeweils die zehn Prozent der Unternehmen einer Branche aufgenommen, die ökonomische, ökologische, ethische und soziale Kriterien am besten erfüllen. Der Index wird in Zusammenarbeit mit der Rating-Agentur Sustainable Asset Management (SAM) erstellt.

Zu den Kategorien gehören neben einer transparenten Nachhaltigkeitsberichterstattung unter anderem auch eine verantwortungsbewusste Unternehmensführung und Perso-nalpolitik, Umweltmanagement und Umweltperformance, die Beziehungen zu Kunden und Lieferanten sowie soziales Engagement.

Telefónica ist erneut das führende Telekommunikationsunter-nehmen im Dow Jones Sustainability Index (DJSI). Diese welt-weite Untersuchung bewertet Unternehmen aus 19 Branchen nicht nur nach ihrer wirtschaftlichen Leistung, sondern berück-sichtigt auch ökologische und soziale Kriterien. Dabei erzielte Telefónica 84 von 100 Punkten und lag damit 26 Punkte über den durchschnittlichen Ergebnissen seiner Branche.

Der DJSI zeichnet Telefónica in den folgenden sieben Kern-bereichen als bestes Unternehmen der Telekommunikations-branche aus: Risiko- und Krisenmanagement, Lieferanten, Umweltpolitik, Personalentwicklung, Auswirkungen von Tele-kommunikationsdienstleistungen, soziales Engagement und Stakeholder Engagement.

Auch im Bereich soziales Engagement ist Telefónica der Sieger in seiner Branche: Mit 90 Punkten erzielte das Unternehmen die höchste Punktzahl in diesem Sektor und lag damit sogar 32 Punkte über dem Durchschnitt. Berücksichtigt wurden dabei Arbeitsplatzindikatoren, Leistungen in der Personalentwick-lung, Mitarbeiterbindung, digitale Integration, Auswirkungen von Telekommunikationsdienstleistungen, soziales Engage-ment, soziale Informationen, Stakeholder Engagement, Ver-

antwortung in der Lieferkette und in diesem Jahr zum ersten Mal auch Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz.

Besonders hohe Punktzahlen erzielte Telefónica im Bereich Human Resources. Telefónica investierte im Jahr 2009 rund 63 Millionen Euro in die Ausbildung von Mitarbeitern. Eine weitere bemerkenswerte Initiative für die Beschäftigten ist der neue Aktiensparplan, der das Engagement der Angestellten belohnt und sie stärker in die Zukunftsgestaltung des Unter-nehmens einbindet.

"Der Spitzenplatz im Dow Jones Sustainability Index ist die Bestätigung dafür, dass wir auf dem richtigen Weg sind", erklärt André Krause, Managing Director Finance bei Telefó-nica o2 Germany. "Wir werden unseren Einsatz für Corporate Responsibility und Nachhaltigkeit auch in Zukunft fortführen, denn wir sind überzeugt, dass Verantwortung für Mitarbeiter, Gesellschaft und Umwelt für unseren langfristigen Erfolg ent-scheidend ist."

Solarwatt AG schafft neue ArbeitsplätzeDie SOLARWATT AG hat eine neue Fertigungslinie für Solarmodule und ein neues

Logistikzentrum in Betrieb genommen. 140 neue Arbeitsplätze wurden geschaffen.

Die SOLARWATT AG mit Sitz in Dresden ist einer der führen-den deutschen Hersteller von Solarmodulen und Anbieter von Photovoltaik-Systemen. Seit der Gründung im Jahr 1993 ist das Unternehmen kontinuierlich gewachsen und beschäftigt aktuell 460 Mitarbeiter. Der Umsatz für das Jahr 2009 betrug 296 Millionen Euro.

In einer feierlichen Eröffnung startete Dr. Frank Schnei-der, Vorstandsvorsitzender von SOLARWATT, gemeinsam mit Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich die neu errichtete Produktionslinie.

"SOLARWATT hat eine bemerkenswerte Erfolgsgeschichte geschrieben, auf die Sie alle sehr stolz sein können", sagte

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Ausgabe Nr. 281/2010 Nachhaltigkeit / CSR und Wirtschaft WOCHENRÜCKBLICK

Ministerpräsident Stanislaw Tillich. "Man spürt: Hier ist der legendäre sächsische Tüftlergeist am Werk. Hier arbeiten Leute, die von Innovation etwas verstehen, zusammen mit guten Kaufleuten, die wissen, wie man Qualitätsprodukte ver-kauft." Er würdigte das Unternehmen als "Pionier der Photo-voltaik in Sachsen"

Nach eigener Aussage habe das Unternehmen seine Kapazi-täten von 200 MWp auf bis zu 400 MWp erweitert und dafür in der sächsischen Landeshauptstadt erneut 35 Millionen Euro investiert. 140 neue Arbeitsplätze seien dadurch geschaffen worden.

Kern der neuen, hochautomatisierten SOLARWATT-Fertigungs-linie auf 3.800 Quadratmetern Hallenfläche seien 29 Indus-trieroboter, die das Handling der Solarmodule übernehmen. Ein weiterer Bestandteil sei der größte Laminator der Welt.

Die Linie, die zunächst noch im Dreischichtbetrieb arbeitet, werde alle 28 Sekunden ein Solarmodul produzieren. Außer-dem übernahm der Dresdner Solarmodulhersteller sein neu errichtetes Logistikzentrum. Auf 13.000 Quadratmetern Flä-che verfüge der zweistockige Neubau über 2.600 Paletten-stellplätze, auf denen zukünftig versandfertige Solarmodule gelagert werden.

Zu dem Gebäude gehören außerdem über fünf Dockingstati-onen, eine Seitenladerampe und drei Aufzüge. Auf dem Dach und an der Fassade des Logistikzentrums befinden sich zwei Solaranlagen mit einer Gesamtleistung von 260 kWp.

IKEA setzt auf erneuerbare EnergieIKEA Deutschland investiert in nachhaltige Umwelttechnologien und hat jetzt vier Windparks von einem internationalen Hersteller von Windkraftanlagen gekauft.

Die Windparks befinden sich im niedersächsischen Oberende, im hessischen Diemelsee, im rheinland-pfälzischen Winter-

spelt und ein weiterer, noch im Bau befindlicher Park in Zet-tingen, ebenfalls in Rheinland-Pfalz.

IKEA setzt insgesamt auf umweltfreundliche Energien und möchte die Energieeffizienz weltweit in allen Einheiten, ausge-hend vom Jahr 2005, um 25 Prozent steigern. In Deutschland sind beispielsweise bis Ende des Jahres elf Photovoltaik-Anla-gen am Netz: in Augsburg, Dortmund, Frankfurt Nieder-Esch-bach, Freiburg, Fürth, Mannheim, Rostock, Regensburg, Ulm und Würzburg. Weitere Photovoltaik-Standorte sind in

Planung, so z.B. das im Bau befindliche 46. IKEA Einrichtungs-haus in Berlin-Lichtenberg.

Hier setzt IKEA erstmals in Deutschland auch auf die Nutzung von Abwasserwärme: Mit Hilfe einer 200 Meter langen Abwas-serdruckleitung wird die Wärme des kommunalen Abwassers zum Beheizen und Kühlen des Gebäudes genutzt.

So kann der Energiebedarf des Einrichtungshauses im Som-mer bis zu 100 Prozent und im Winter bis zu 70 Prozent abge-deckt werden. Für warmes Wasser sorgt in Berlin-Lichtenberg wie an anderen Standorten eine thermische Solaranlage.

Ebenfalls auf dem Dach der neueren IKEA Häuser wird Regen-wasser gesammelt, in eine unterirdische Zisterne geführt und für die Toilettenspülung verwendet. Heizen mit nachhaltigem Holz (so genannte Holzpellets) und der Einsatz von Geother-mie – hier wird der Erde mit Hilfe von Bohrpfählen Wärme entzogen. n

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Wenn man über Medien und Nachhaltigkeit spricht, dann kann man die Frage, was dies meint, nicht nur mehr alleine aus dem Blick-winkel „Medium“ beantworten. Es braucht einen größeren und strategischen Rahmen, um dies zu verorten.

Was aber künftig gelten dürfte ist, dass das ungebremste Wachstum ausgedient hat und nicht nachhaltig ist. Auf Medienebene über-setzt heißt dies, dass die ewige Quotenjagd und Reichweitensteigerung ausgedient hat, wie sich auch an sinkenden Auflagenzahlen ablesen lässt. Es rückt mehr und mehr die Qualität einerseits, andererseits der Einzelne in den Mittelpunkt wie sich dies beispielhaft in Web 2.0. und Social Media ausdrückt.

Pow-wow nachhaltigkeit

Die Führungsetagen aufgeklärter Konzerne haben die Notwendigkeit der Wende zur Nachhaltigkeit als die entscheidende Heraus-forderung begriffen.

Die Wende zur Nachhaltigkeit ist perspek-tivisch im Mainstream angekommen. Aber eben nur perspektivisch. So sicher wie ein Kind gehen lernt, so sicher wird die Nachhal-tigkeit kommen. Aber Gehen ist nur durch mehrmaliges Fallen zu lernen. Die Frage ist, was braucht es jetzt, um die Wende zur Nachhaltigkeit zu realisieren, vom Fallen zügig in das Gehen und schließlich Sprinten zu kommen? Wo liegen die entscheidenden strategischen Felder?

Ohne Klein- und Mittelbetriebe wird man die Wende zur Nachhaltigkeit nicht realisie-ren können. Zahlreiche Betriebe des Mittel-standes sind zumindest nachhaltig orientiert, wenn auch das Machen noch etwas schwä-chelt. Sie werden aber meist alleine gelassen und wissen oft voneinander nicht. Ebenso der Bürger, denn ohne garantierte, einklag-bare Menschrechte, ermöglichter Eigenver-antwortung wie Souveränität wird man kei-nen mündigen Konsumenten erhoffen dür-fen. Zahlreiche Bürger sind nachhaltig ori-entiert, sie werden aber alleine gelassen und wissen voneinander nicht. Beide wollen und werden dies ändern, denn die Unruhe ist da. Was es braucht sind viele Friedenspfeifen und Pow-wows auf Augenhöhe.

Weg von einem statischen hin zu einem dynamischen Begriff der nachhaltigkeit

Bisher wird Nachhaltigkeit statisch und bewahrend aufgefasst. Ausgehend vom klas-sischen und statischen „Drei-Säulenmodell der Nachhaltigkeit“ (ökologische, ökono-mische und gesellschaftliche Dimension) wird von mir der Bereich Kommunikation als der dynamische, Ganzheitlichkeit schaffen-der Faktor (Prozessdimension) als vierte Säule gesetzt. Es ist so ein dynamisches Modell der Nachhaltigkeit, welches auch eine dezidiert politische Dimension aufweist: Realisierung und Orientierung an der Allgemeinen Erklä-rung der Menschenrechte. Dieser Ansatz gewährleistet den 360 Grad Blick, da die Menschenrechte als Grundrechte alle für den

Geist ist Geil statt QuotenjagdVon christian neugebauer

Eine Unruhe geht im Lande um. Bürger, die gestern die Mauer zu Fall gebracht haben, fragen sich wo Wandel und Hoffnung heute in Euro-pa liegen? Eine aktuelle, repräsentative Umfrage aus Deutschland (Bertels-mann Stiftung, August 2010) sagt, dass 90% der Bevölkerung in Deutsch-land nicht mehr an die Marktwirtschaft glauben und sich eine nachhaltige Wirtschaft wünschen, wo Umwelt und der Mensch im Mittelpunkt stehen.

Ausgabe Nr. 281/2010 Nachhaltigkeit

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Ausgabe Nr. 281/2010 Nachhaltigkeit

Menschen relevanten Dimensionen abbilden und damit Basis für die Herstellung von Glück sind.

Bei Nachhaltigkeit geht es daher darum eine grundsätzlich neue Sichtweise des innovativen Wandels einzunehmen, der weniger auf Bewahren von Strukturen, die nicht nachhaltig sind, sondern auf deren Transformation abzielt.

Nachhaltigkeit ist daher im Kern als kooperative Modernisie-rungs- und Innovationsstrategie zur Herstellung von Zukunfts-fähigkeit der drei Säulen zu verstehen. Nachhaltigkeit heißt daher nicht ausschließlich nur die Welt zu bewahren wie sie ist – statisches Konzept –, sondern eine bessere Welt (Chancen-gerechtigkeit) für zukünftige Generationen (Langfristigkeit) zu schaffen und zu hinterlassen.

Grundlage und Basis einer jeden Nachhaltigkeitsstrategie ist der Einzelne, der Mensch. Von daher ist eine nachhaltige Stra-tegie nur realisierbar, wenn der Mensch sich glücklich fühlt und erkennt. Der glückliche Mensch ist Voraussetzung für die Wende zur Nachhaltigkeit. Im Zentrum der 360 Grad der Nachhaltigkeit steht der Mensch.

All dies setzt Kommunikation als dynamisches Element voraus, denn „Information ist Alles“. Dies meint aber nicht die Trivi-alisierung der Information, denn zugespitzt formuliert: Nach-haltigkeit ist eine komplexe Strategie in einer komplexen Welt und hat daher komplexe Lösungen, die komplexes Denken verlangen.

Vier trompeten – die Strategiefelder

Schaffung von mittelständischen Unternehmerverbän-1. den der Innovation, der Nachhaltigkeit und des Social Business.

Es braucht Think-Tanks der Nachhaltigkeit mit einer kri-2. tischen Größe. Diese Größe wird am ehesten über Netz-werkstrukturen geschaffen werden und ist gerade aktuell unterwegs. Auch hier wird es Vielfalt geben müssen.

Schaffung von Medien der Nachhaltigkeit. Diese Medi-3. en werden die Geschichte der Nachhaltigkeit neu und anders erzählen. Diese werden auf innovativen Erlösmo-dellen basieren, anderen Journalismus betreiben und sich ihrer eigentlichen Geschäftsgrundlage besinnen: Aufklä-rung, Bildung und Wahrung der Menschenrechte. Geist ist geil, statt Quotenjagd, Gier und Geiz. Und hier sind deutlich Media- und Werbeagenturen wie Unternehmen aber auch NGOs und die Öffentliche Hand in der Verant-wortung, indem sie ihre Marketing- und Werbebudgets in Medien der Nachhaltigkeit platzieren, damit diese markt-wirtschaftlich möglich werden. Und eben nicht nur allei-ne versuchen, ihre Pressemitteilungen zu platzieren. Es geht da auch um die Förderung und Möglich-Machung von einer Presse- und Meinungsvielfalt in Sachen Nach-haltigkeit. Auch ein CSR-Ansatz, nebenher bemerkt und ein Weg, der zusätzlich Glaubwürdigkeit schaffen kann.

Schaffung eines Finanzplatzes der Nachhaltigkeit für 4. Europa in Berlin, um die Vorhaben und den Umbau zur Nachhaltigkeit mit entsprechenden Mitteln, Finan-zinstrumente, gesetzlichen Rahmenbedingungen und Know-how auszustatten. Es braucht ein Desertec für die Finanzbranche.

Kurz, Quotenjagd als Ausdruck eines ungebremsten Wachs-tumsparadigma hat zunehmend ausgedient. Die Medien der Zukunft und damit der Nachhaltigkeit werden auf Quali-tät statt Quantität setzen müssen. Kommunikation ist als die vierte Säule der Nachhaltigkeit zu etablieren, denn „Alles ist Information“ (Anton Zeilinger). n

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Der Gewinn geht zum Teil in Fonds und Pro-jekte für nachhaltige Energie, um auch spä-tere Geschäfte zu sichern. Diese Taktik, Geld für grüne Fonds aufzutreiben, hat jedoch den Pferdefuß, dass Möglichkeit und Ausmaß der Bereitstellung Nicht-Nachhaltiger Ener-gie von der Fördermenge des Öls abhängen. Die Folgen sind unter anderem Katastrophen wie am Mexikanischen Golf und vor allem anhaltend hohe THG-Emissionen.

Das Prinzip der dreifachen Entlastung hinge-gen verfolgt einen anderen, wesentlich effek-tiveren Weg: Die sofortige Reduzierung von Öl als Energieträger auf ein Minimum durch gezielte logistische Maßnahmen vor allem im Mobilitätsbereich und die Investition der dabei entstehenden Ersparnisse in zusätzliche Bereitstellung nachhaltiger Energie oder in

weitere den fossilen Energieverbrauch redu-zierende Projekte.

Wie funktioniert das?

Das Prinzip der dreifachen Entlastung beruht auf meiner 15 – jährigen Erfahrung. Ich begann 1996, soweit wie möglich, Auto und Flugzeug zu vermeiden und für mög-lichst viele Wege im beruflichen Alltag, für Besorgungen, Vortragsfahrten, in der Frei-zeit, an Wochenenden und im Urlaub das Fahrrad und bei größeren Entfernungen Rad und Bahn in Kombination zu verwenden. So konnte ich meine Auto-Kilometer durch stets verbesserte Logistik allmählich von ursprüng-lich 30.000 km auf nur ca. 2.000 km pro Jahr verringern. Und das, obwohl meine Land-arztpraxis 19 km vom Bahnhof entfernt liegt und ich einmal wöchentlich im 100 km ent-fernten Wien zu tun habe. Die 2000 übrig gebliebenen Autokilometer sind hauptsäch-lich dringende Hausbesuche bei meinen Pati-enten, sie werden seit sechs Jahren mit einem Hybrid-Auto verrichtet.

Die restlichen 28.000 km fahre ich etwa zur Hälfte mit dem Fahrrad und mit der Bahn. Dadurch konnte ich meine persönliche THG-Produktion aus dem Bereich Mobilität von brutto 7,5 t CO2-e auf weit unter 1 Tonne reduzieren.

Dies bringt jährliche Ersparnisse von € 3.000 bis 6.000, die neben der Sanierung am eigenen Haus (Dämmung, Biomasseheizung, Photothermik und Photovoltaik) in Wind-

DAS PRINZIP DER DREIFACHEN ENTLASTUNG: Übergang ins Nach-Erdöl-Zeitalter, aber wie?Von Klaus Renoldner

Erdölgesellschaften sind dabei, vor der Energiewende, dem Übergang ins Nach-Erdöl-Zeitalter, noch möglichst viel Öl auch unter gefährlichen Bedingungen zu fördern und zu verkaufen.

Ausgabe Nr. 281/2010 xx

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Ausgabe Nr. 281/2010 Nachhaltigkeit

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Ausgabe Nr. 281/2010 Nachhaltigkeit

Wer sich selber genauer einschätzen will, bediene sich eines

CO2-Rechners, in den er die Daten seiner persönlichen

Lebensgewohnheiten eingeben kann.

Abgesehen vom Verzicht auf treibhausgasintensiven Luxus

und dem nicht direkt beeinflussbaren allgemeinen Teil, der

jedem Staatsbürger zufällt, gibt es also die drei lebenswich-

tigen Bereiche Ernährung, Wohnen und Mobilität, die durch

persönlichen Lebensstil so gestaltet werden können, dass ihre

THG-Bildung möglichst niedrig ausfällt.

Eine Umstellung der Ernährungsgewohnheiten vom täglichen

Fleischesser auf überwiegend vegetarische Kost aus naher bio-

logischer Produktion kann die THG-Produktion aus Ernährung

von drei Tonnen auf eine Tonne CO2-e und weniger senken.

Und durch eine Umstellung im Wohnen von Ölheizung und

Strommix auf Biomasseheizung und Ökostrom ist eine Redu-

zierung von 5 Tonnen auf 1 Tonne CO2-e und darunter mög-

lich. Aber weder Ernährungsumstellung noch Strom- und Hei-

zungsumstellung bringen gleich wesentliche Ersparnisse.

Anders ist es in der Mobilität:

Da ein Autokilometer ca. 42 Cent, ein Bahnkilometer ca. 10

Cent und ein Fahrradkilometer ca. 5 Cent kostet, liegt hier ein

großes Potential, beim Umstieg auch Geld zu sparen und so

zu investieren, dass es die persönliche CO2-Bilanz zusätzlich

von Jahr zu Jahr verbessert. Und das ohne Anrechnung von

CO2-Zertifikaten, ein System, das ja global gesehen letztlich

eine Sackgasse darstellt.

Die Macht der gewohnheit

Da es vielen Menschen schwer fällt, sich auf gesündere Mobi-

lität (Rad, Bahn und Elektrofahrzeuge) umzustellen, entwi-

ckelte ich 2006 den ISOEMISSIONSWÜRFEL und das interak-

tive Lernspiel MOBILITY, mit dem man die Kreativität für per-

sönliche gesunde und klimafreundliche Mobilitätslösungen

und besondere Anforderungen in Workshops trainieren kann.

Die Auswertung der Fragebögen, die die Teilnehmer bekom-

men, macht deutlich, dass es da ein enormes nicht genutztes

Potential an möglicher THG-Reduzierung gibt.

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kraft, Kleinwasserkraft und Photovoltaik-Kraftwerke investiert wurden. Heute erzeuge ich mit meinen Kraftwerksanteilen ca. 400.000 kWh Ökostrom, der für die Versorgung von ca. 100 Haushalten reicht und auf Grund des Prinzips der dreifa-chen Entlastung jährlich weiter wächst. Während in Österreich noch drei Viertel der gesamten verwendeten Energie aus fos-silen Quellen stammen, bringe ich meinen Energie-Anteil zur Gänze nachhaltig auf.

Die Schlüsselfunktion des Sektors Mobilität beim Umstieg zu nachhaltigerem lebensstil

Die Treibhausgasproduktion jedes Bürgers der Industriestaaten setzt sich im Wesentlichen aus 5 Hauptbereichen zusammen:

1) allgemeiner Anteil an öffentlichen Einrichtungen ca. 1,5 bis 3 t CO2-e2) Ernährung ca. 1 bis 3 t CO2-e3) Wohnen inkl. Heizung und Strom ca. 0,5 bis 5t CO2-e4) Mobilität ca. 0,5 bis 10 und mehr t5) übriger Konsum und Luxus bis mehrere Tonnen

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Unsere Gesellschaft hat in nur zwei Generationen weitgehend

verlernt, ohne Auto einzukaufen und ohne Auto und Flugzeug

Urlaub und Freizeit vergnüglich zu gestalten.

Aber wir können es wieder lernen. Und dort, wo Autos unum-

gänglich sind, müssen sie wohl am ehesten durch Elektrofahr-

zeuge ersetzt werden. Aber es lässt sich leicht berechnen, dass der reine Ersatz aller Fahrzeuge mit fossilem Antrieb durch Fahrzeuge mit Elektromotor keine ausreichende THG-Senkung bringt, solange die industriellen Vorprozesse und der Auto-bahn- und Straßenbau nicht auch von fossiler Energie und hohen THG-Emissionen entkoppelt sind.

Radfahren wird nicht immer eine mögliche Alternative sein, aber sehr oft. Und es bringt ganz enorme Gesundheitsvor-teile mit sich, die ich wiederholt publiziert habe. Wir verbes-sern die eigene Gesundheit auf mehrfache Weise und reduzie-ren zugleich Krankheitsrisiken vor allem für die Bevölkerung in Entwicklungsländern, die besonders stark von den Klima-wandelfolgen betroffen ist. (s. Human Development Report 2007/08)

Zusammenfassung

Das Prinzip der dreifachen Entlastung ist ein kostenneutraler Weg rascher und effektiver THG-Reduzierung. Es bringt zusätzlich neue Bereitstellung ständig zunehmender nachhal-tiger Energie. Es verursacht keine erhöhten Ausgaben und för-dert zusätzlich die Gesundheit. Es ermöglicht jedem Bürger/ jeder Bürgerin, den persönlichen Energieverbrauch rasch zu senken und nachhaltiger zu gestalten und dabei innerhalb einiger Jahre annähernd Klimaneutralität zu erreichen.

Das Prinzip der dreifachen Entlastung schafft viele Arbeitsplät-ze im Bereich Nachhaltige Energie und hat einen positiven Effekt auf die Handelsbilanz.

Staatliche Steuerungsmaßnahmen können und sollen diesen Prozess zusätzlich begünstigen.

Die drei Schritte des Prinzips sind

1. Den Alltag so umgestalten, dass alle Wege mit Rad und Bahn, eventuell auch mit Elektrofahrzeugen zurückgelegt wer-den können.

2. Ersparnisse in Bereitstellung sauber erzeugter Energie investieren.

3. Durch jährliches Investieren neuer Ersparnisse verbessert sich die persönliche brutto CO2 – Bilanz von Jahr zu Jahr.

Der zusätzliche Profit an Gesundheit entlastet auch das Gesundheitsbudget beachtlich. (Information siehe http://www.klimaaktiv.at/article/articleview/75923/1/11995 )

Wenn Sie überzeugt sind, dass auch Sie dem Prinzip der drei-fachen Entlastung folgen können oder schon folgen, emp-fehlen Sie es weiter. Ich bin sowohl für Erfahrungsberichte als auch für kritische Kommentare und Rückfragen dankbar.

Info über Das Prinzip der Dreifachen Entlastung:http://www.renoldner.eu/start.asp?ID=10Info über Radfahren und Gesundheit: http://www.renoldner.eu/start.asp?ID=64Info über MOBILITY: http://en.renoldner.eu/start.asp?ID=65 (englisch)Und http://www.renoldner.eu/start.asp?ID=1 (deutsch)Überlegungen zur Zeit-Frage beim Radfahren finden Sie eben-falls auf http://www.renoldner.eu/start.asp?ID=64

Dr. Klaus Renoldner ist landarzt im niederösterreichi-schen Waldviertel, Vorsitzender des ngO-committee-on-Peace bei den Vereinten nationen in Wien, autor zahlreicher arbeiten über den Zusammenhang von gesundheit, Mobilität und nachhaltigkeit. Mehrere Umweltpreise. www.renoldner.eu n

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Laut den Ergebnissen einer Studie von Euro-sif, dem europäischen Dachverband für nach-haltige Geldanlagen, war in den letzten zwei Jahren ein starkes Wachstum von 35 Prozent zu verzeichnen. HNWIs integrierten ökolo-gische und soziale Kriterien sowie das Thema gute Unternehmensführung zunehmend in ihre Portfolios.

Der Anteil von nachhaltigen Investments in den Portfolios der HNWIs in Europa hat seit dem Beginn der aktuellen Finanzkrise zuge-nommen – und dies, obwohl der Wohlstand der Familien im gleichen Zeitraum leicht zurückgegangen ist. Die Studie mit dem Titel „High Net Worth Individuals and Sustainable Investment” (deutsch: HNWIs und nachhal-tiges Investment) untersucht die nachhal-tigen Anlagestrategien, die wohlhabende Familien bei der Verteilung ihrer Assets nut-zen und ist der Frage nachgegangen, inwie-weit HNWIs die Integration von ESG-Krite-rien bei ihren Investitionsentscheidungen berücksichtigen.

Basierend auf einer Umfrage unter Vermö-gensverwaltern und den Büros der Familien hat Eurosif den Anteil der HNWIs am nach-haltigen Anlagemarkt geschätzt. Demnach belief sich dieser zum 31.12.2009 auf etwa 729 Milliarden Euro, was im Schnitt einem Anteil von elf Prozent an allen europäischen HNWI-Portfolios entspricht. Im Vergleich zur ersten Erhebung vor zwei Jahren ist dies ein Plus von 35 Prozent. Auf Grundlage der Stu-dienergebnisse prognostiziert Eurosif für das Jahr 2013, dass sich der Anteil nachhaltiger

Investments an den Portfolios von HNWIS auf 15 Prozent erhöhen wird und deren Volumen knapp 1,2 Billionen Euro betragen wird.

Nachhaltige Investments werden laut Stu-die von den meisten HNWIs nicht als Invest-mentstil, sondern als eine eigene Disziplin innerhalb der Finanzwelt wahrgenommen. Diese Einschätzung teilt auch William T. Mills III, Management-Partner des nachhaltig ausgerichteten Finanzdienstleisters Highland Good Steward Management: „Die Integrati-on von ESG ist eine Disziplin und kein eigen-ständiges Produkt. Die Industrie muss mit den besten Assetmanagern zusammenarbei-ten, um die ESG-Methode vollständig in eine Vielzahl von Assetklassen, Strategien und Pro-dukten zu integrieren.“

Zu den wichtigsten Motiven unter HNWIs, nachhaltig zu investieren, zählen Verantwort-lichkeit („responsibility“), finanzielle Chan-cen („financial opportunity“) und die Suche nach einer nachhaltigen Gewinnaussicht („sustainable return“). Nachhaltige Invest-ments werden dabei nicht länger als Alter-native zu philanthropischen Bestrebungen gesehen. Nur zehn Prozent der europäischen HNWI-Familien nannten diesen Faktor als Grund, nachhaltig zu investieren.

Dr. Burkhard P. Varnholt, Leiter des Geschäfts-bereichs Asset Management, Products & Sales und Vorstandsmitglied der Bank Sara-sin, ist der Auffassung, dass „nachhaltige Investments im Kontext der aktuellen Finanz-krise nicht nur viele Kunden vor größeren

Nachhaltige Investments bei Vermögenden hoch im KursEurosif veröffentlicht europaweite Studie zu High Net Worth Indivi-duals (HNWIs): Nach-haltige Investments von Personen mit über einer Millionen US-Doller Ver-mögen haben zugelegt.

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Verlusten bewahrt haben, sondern ihnen darüber hinaus ermöglichten, während dieser turbulenten Phase einen Wert-zuwachs zu erzielen.“ Der Eurosif-Studie zufolge stehen Nach-haltige Geldanlagen stärker für finanzielle Chancen als im Jahr 2008. Mehr als 90 Prozent der im Rahmen der Studie Befragten teilen die Einschätzung, dass angesichts der Finanz-krise ihre nachhaltigen Investments besser abgeschnitten haben. Ein befragter Vermögensmanager hat das so formu-liert: „Das aktuelle Marktumfeld begünstigt die Verlagerung hin zu mehr Nachhaltigkeit.“

Der Geschäftsführer von Eurosif, Matt Christensen, resümiert: „Die Untersuchungsergebnisse der Studie zeigen, dass ein weiteres Wachstums bei nachhaltigen Investments künftig vermutlich besser von Vermögensberatern unterstützt wird. Die Branche hat erkannt, dass sie ihren Kunden nachhal-tige Investments anbieten muss, um ihren Kundenstamm zu behalten.“ n

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Die Einspareffekte für Strom, Heizung und Wasser sind noch höher als ursprünglich erwartett. Bezieher von Arbeitslosengeld II zahlen durchschnittlich 102 Euro weniger Stromkosten pro Jahr, die Empfänger von Wohngeld können ihre jährlichen Aufwen-dungen für Strom, Heizung und Warm-wasser sogar um durchschnittlich 171 Euro reduzieren.

Die bisherigen Annahmen lagen rund 10 Prozent darunter. Dies sind die zentralen Ergebnisse der wissenschaftlichen Evaluati-on des Projektes, die die Forschungsstelle Umweltpolitik der Freien Universität Berlin im Auftrag der nationalen Klimaschutziniti-ative des Bundesumweltministeriums vorge-nommen hat.

Insgesamt bescheinigte die FU Berlin dem Stromspar-Check eine hohe Wirksamkeit für den Klimaschutz und eine große Breitenwir-kung. Rund 80 Prozent der teilnehmenden Haushalte gaben im Rahmen der Evaluati-on an, infolge der Vor-Ort-Beratung und mit Hilfe von kleinen Energiespargeräten sei der Energieverbrauch teilweise sogar sehr deut-lich gesunken. Mit der Arbeit der Stromspar-helfer waren 97 Prozent der Haushalte zufrie-den oder sehr zufrieden, so die FU-Forscher.

Insgesamt 33.000 Bezieher von Arbeitslosen-geld II, Wohngeld oder Sozialhilfe wurden in den vergangenen eineinhalb Jahren von einem der rund 1.500 Stromsparhelfer in ihrer Wohnung beraten und erhielten kosten-los Energiesparlampen, Steckerleisten, Was-

serperlatoren und andere Hilfsmittel zur Sen-kung der Strom- und Wasserkosten.

Die Stromsparhelfer selbst sind Langzeitar-beitslose, die für dieses Programm eine spe-zielle Schulung und eine vorübergehende Beschäftigung erhielten. Jeder vierte Strom-sparhelfer hat im Anschluss an diese Tätigkeit einen Job auf dem regulären Arbeitsmarkt gefunden.

Um das Projekt auf hohem Niveau fortführen bzw. ausweiten zu können, werden weitere Geldgeber gesucht. Vertreter der Caritas und des eaD appellierten daher an die führen-den Energieversorgungsunternehmen, sich im ganz eigenen Interesse an diesem Bera-tungsangebot zu beteiligen. Der Stromspar-Check sei eine hervorragende Möglichkeit, mit dem Thema „Energieschulden“ präventiv umzugehen und daher langwierige und kost-spielige Mahnverfahren zu vermeiden.

Web > www.stromspar-check.de n

Stromsparcheck für arme Haushalte ein ErfolgDer bundesweit von der Caritas und den Energie- und Klimaschutzagen-turen (eaD) angebotene Stromspar-Check für einkommensschwache Haushalte ist noch er-folgreicher als gedacht.

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Elektromobilität soll auf dem Weg zur Marktreife gebracht werden, ist das dekla-rierte Ziel dieses Pilotprojektes. Sukzessive sollen bis Mitte nächsten Jahres 20 Audi A1 e-tron in der Region auf die Straße kommen sowie rund 200 neue Ladestationen errichtet werden.

Das Projekt läuft im Rahmen der vom Bundes-verkehrsministerium unterstützten „Modellre-gion Elektromobilität München“ unter dem Namen „eflott“. Es wird sich unter anderem mit der Datenübertragung zwischen Fahrer, Auto und Stromtankstelle bis hin zum Strom-netz beschäftigen. Dabei wird beispielswei-se der Einsatz von Smartphones als zentrale Schnittstelle für den Fahrer getestet.

Der A1 e-tron ist ein innovatives Mega City Vehicle (MCV) mit Elektroantrieb. Seine Reich-weite im Stadtverkehr beträgt über 50 Kilo-meter. Er verfügt über eine Spitzenleistung von 75 kW (102 PS). Ist die Energie der Bat-terie erschöpft, lädt ein kompakter Verbren-nungsmotor die Batterie nach. Die Spitzen-geschwindigkeit liegt bei über 130 km/h. Auf den ersten 50 Kilometern Fahrstrecke, etwa im Großstadtverkehr, ist das kompakte MCV emissionsfrei unterwegs. Als Batterie fungiert ein Paket aus Lithium-Ionen-Modulen, das vor der Hinterachse in der Bodengruppe liegt.

In Ausnahmefällen erhöht ein kompakter Ein-scheiben-Wankelmotor in diesem seriennah-en Modell die Reichweite. Dieser sogenann-te Range Extender betreibt einen Genera-tor, der 15 kW Ladeleistung erzeugt. Wenn

er die Batterie nachlädt, erzielt der A1 e-tron eine zusätzliche Reichweite von 200 Kilo-meter. Nach dem Entwurf für die Normung zur Ermittlung des Verbrauchs für Range Extender-Fahrzeuge ergibt sich ein Kraftstoff-verbrauch von 1,9 l/100 km – ein CO2-Äqui-valent von nur 45 g/km.

Strom aus erneuerbare Energie

E.ON und SWM installieren die notwen-dige Lade-Infrastruktur, E.ON vorwiegend im Umland, die SWM in der bayerischen Landes-hauptstadt. Insgesamt errichten die beiden Energieversorger in verschiedenen Projekten zunächst jeweils 100 „Stromtankstellen“. Alle Ladestationen werden mit Strom gespeist, der aus erneuerbaren Energien gewonnen wird.

Die TU München erfasst und evaluiert das Mobilitätsverhalten in der Projektlaufzeit umfassend: Wie stark und in welchen Situati-onen wird ein Elektroauto genutzt? Und wel-chen Einfluss hat dieses Angebot auf die Nut-zung anderer Verkehrsmittel?

Zur Klärung dieser Fragen hat der Lehrstuhl für Fahrzeugtechnik eine mobile Anwendung entwickelt, die alle Teilnehmer des Flotten-versuchs auf einem Smartphone bekommen. Das Gerät soll ihr gesamtes Mobilitätsverhal-ten aufzeichnen – vom Fahrrad über E-Auto und Pkw bis zu Bus und Bahn. Damit die Teilnehmer das Smartphone auch dauerhaft nutzen, sorgt der Lehrstuhl für Ergonomie für eine komfortable und nachhaltig moti-vierende Gestaltung der Anwendung. Paral-lel erstellt der Lehrstuhl für Marketing eine Studie, die aufdecken soll, welche Abrech-nungsmodelle für den durch E-Mobility ver-brauchten Strom auf die größte Kundenak-zeptanz stoßen. n

Audi, E.ON, TUM und Stadtwerke München:

E-Mobilität PilotDie Projektpartner Audi, E.ON, Stadtwerke München (SWM) und Technische Universität München (TUM) haben heute den Startschuss für einen Flottenversuch mit Elektroautos in der Modellregion München gegeben und hört auf den Namen "eflott".

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MEDIA & THINK-NET FOR SUSTAINABILITY GMBH

„Grand Design 2050“ Perspektiven- und Strategieseminar für NachhaltigkeitEin Top-Executive Workshop für Entscheider von „INTERENA GmbH – Sustainable Business“ & „GlocAlIST – Media & Think-Net for Sustainability GmbH“.

Die Ausgangslage

„Deutschland hat die Wahl. Es kann weitermachen wie bisher (und den Anschluss verlieren) oder es kann radikaler denken und handeln.“*

Der aktuelle Peer Review Report empfiehlt Wirtschaft und Politik, eine „Grand Design Strategie für Nachhaltigkeit mit Perspektive 2050“ zu entwickeln.

Die Herausforderung

Wer heute über seine Zukunft nachdenkt, hat auch eine! Als „first mover“ initiieren Sie jetzt den Prozess eines großen „Perspektivwechsels Nachhaltigkeit mit Blick 2050“ in Ihrem Unternehmen. Das schafft Chancen und minimiert Risiken.

Die Methode

In einem dialogischen Perspektiv- und Strategie-seminar nach sokratischen Prinzipien werden auf der Grundlage von Impulsreferaten zu Geschichte, Gegenwart und Zukunft der Nachhaltigkeit sowie der Darstellung der wesentlichen Herausforderungen für Ihre Branche ergebnisorientierte strategische Ziele und Maßnahmen für die Entwicklung einer „Grand Design Strategie für Nachhaltigkeit“ erarbeitet.

Das Angebot

Im geschützten und vertraulichen Rahmen mit maximal 6 Teilnehmerinnen und Teilnehmern

aus Ihrer Topentscheidungsebene setzen wir Impulse für die Entwicklung Ihrer „Grand Design Strategie für Nachhaltigkeit“.

leistungen

4 ImpulsreferateSokratische DialogeErgebnissicherung/-dokumentation

Workshophonorar

5.575 Euro netto

Die Dialogpartner

Dr. Frank Freimuth, Geschäftsführender •Gesellschafter der INTERENA GmbH und Vorstand des Beirat der Wirtschaft.

Dr. Christian Neugebauer, Herausgeber •Glocalist Medien und Vorstandsvorsitzender Sustainable Finance e.V..

Detaillierte Angebotsanforderung

[email protected]@glocalist.com

*(Peer Review Report zur deutschen Nachhaltigkeitsstrategie an die Deutsche Bundesregierung. Report erstellt im Auftrag der Deutschen Bundesregierung und des Rats für nachhaltige Entwicklung; November 2009).

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Es dürfte gerade eine Gründerinnen- und Gründerwelle durch Deutschland und Öster-reich rollen. Die Glocalist Medien haben über ihre Tages-Online-Zeitung für Nachhaltigkeit einen „Open Call“ gestartet, um Start-ups der Nachhaltigkeit vorzustellen. Die Resonanz war überwältigend, weshalb wir uns ent-schlossen haben, daraus eine Serie zu gestal-ten. In jeder Serie sollen jeweils nur zwei

Start-ups der Nachhaltigkeit mit ihren eige-

nen Wor-ten präsentiert

werden.

Wir wollen so eine fokus-sierte Bühne bieten, die ent-

sprechend dem Bühnecharak-ter den ein oder anderen Glanz-

charakter vorträgt: Es geht darum den mutigen Schritt, ein Unterneh-

men der Nachhaltigkeit in Zeiten der Wirtschaftskrise zu belohnen und vor den Vorhang zu bitten.

Wir waren auch von der Vielfalt und dem Engagement positiv überrascht, konnten aber in den zahlreichen Gesprächen auch die Probleme erfahren, mit welchen diese

Start-ups aktuell kämpfen. Hier haben wir doch deutliche Unterschiede in den jewei-ligen Herausforderungen und Problemen, die Start-ups der Nachhaltigkeit in Österrei-ch und in Deutschland zu matchen haben, festgestellt.

Das Hauptproblem in Österreich dürfte sein, nach zahlreichen Gesprächen mit öster-reichischen Start-ups, die österreichische Klüngel- und Freunderlwirtschaft und die oft parteipolitische motivierte Gewährung bzw. Nichtgewährung von staatlichen Sub-ventionen und Unterstützungen sowie die „Schmutzkonkurrenz“ durch staatsnahe bzw. der Sozialpartnerschaft nahe stehenden Organisationen, die einen marktwirtschaft-lichen Wettbewerb verzerren.

In Deutschland stellt sich als Hauptheraus-forderung im Zugang zu Gründungskapi-tal und die restriktive Kreditpolitik von Ban-ken gegenüber Kleinunternehmen dar sowie die Herausforderung Marktkommunikation: Um sich auf dem deutschen Markt zu eta-blieren, braucht es hinreichende Marketing- und Werbebudgets, die für ein Start-up kaum aufzubringen sind. Auch ist eine über-bordende Unübersichtlichkeit der jeweiligen Förderungsmaßnahmen gegeben, aber, was erstaunen mag, gibt es zahlreiche Venture Capital und Incubator Gesellschaften auf pri-vatwirtschaftlicher Ebene, die den Start-ups weitgehend unbekannt sind und umgekehrt. Hier gibt es ein deutliches Matchingproblem: Venture Capital Organisationen und Incu-bators suchen verzweifelt nach Investitions-

Serie

Start-ups der Nachhaltigkeit

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möglichkeiten und Start-ups suchen verzweifelt nach Kapital und Beteiligungen.

Vergleicht man die Problemlagen in Deutschland und Öster-reich, so scheinen jene in Deutschland eher lösbar zu sein als jene in Österreich, denn im Falle Österreich rührt es an den politischen Establishment- und Entscheidungsstrukturen.

In Summe aber ein positives Bild, denn es gibt offensichtlich eine vitale Gründerinnen- und Gründerszene sowohl in Öster-reich als auch in Deutschland. Und das stimmt für eine Wende zur Nachhaltigkeit positiv.

Abschließend ein Wort zur Auswahl: Sicher ist die Auswahl subjektiv und auch von Zufällen geprägt. Es mag und wird sicher noch weit mehr positive Beispiele von Start-ups der Nachhaltigkeit in Deutschland und Österreich geben: Wir werden versuchen diese zu finden, ersuchen aber auch unse-re Leserinnen und Leser Start-ups in ihrem Umfeld von dieser Maßnahme der Glocalist Medien zu informieren, damit Start-ups der Nachhaltigkeit ihre verdiente Bühne finden. Die Aus-wahl und Vorstellung stellt auch keine Empfehlung der Gloca-list Medien dar, sondern will auf Potentiale und Möglichkeiten aufmerksam machen: Mehr kann man nicht verlangen, weni-ger darf man nicht fordern.

Bisher wurden vorgestellt: „WeGreen“ und „Trennungswege“, "echo e.V. – die globale Agora und wadi – solare Trinkwasser-desinfektion", "toodot", "knallgrün", "dwys" (Köln), "kuselver" , "Bekleidungssynidkat" , "WindCube", "Akademie für Management und Nachhaltigkeit" und "ARTIK-Tanken" vor. n

Die SpielregelnSie haben ein Start-up der Nachhaltigkeit gegründet oder kennen eines? Die Einreichfrist ist jeweils wöchent-lich der Donnerstag. Die Glocalist Medien-Medien für Nachhaltigkeit wollen wieder Start-ups der Nachhal-tigkeit vorstellen – völlig kostenfrei, um die Wende zur Nachhaltigkeit zu unterstützen.

Sie haben - ob als Einzelunternehmen, UG, GmbH, AG, Verein, Stiftung oder Genossenschaft – ein Start-up der Nachhaltigkeit gegründet. Im Fokus stehen Produkte oder Dienstleistungen, die einen Beitrag für die Wende zur Nachhaltigkeit leisten. Alle Start-ups mit Gründungs-datum – als Richtwert – ab 30. August 2009 sind dazu eingeladen.

Stellen Sie Ihr Start-up – völlig kostenfrei – im Glocalist Review vor: Senden Sie uns Ihre Eigendarstellung. Dazu schlagen wir folgenden Aufbau vor: Motivation/Grund-idee, Ihr Verständnis von Nachhaltigkeit, das Produkt/die Dienstleistung und sein/ihr Beitrag zur Nachhaltig-keit, status quo und Ausblick sowie Angabe Kontaktbox mit Name, Anschrift, Mail und Webadresse) als word.doc mit min. 7.000 Zeichen und max. 7.500 Zeichen inkl. Leerzeichen, Logo oder Bildmaterial als jpg. Redaktions-schluss jeweils der Donnerstag der Woche.

Die aussagekräftigsten Beiträge werden ausgewählt und im wöchentlichen E-Journal für Nachhaltigkeit "Glocalist Review" publiziert (Rechtlicher Hinweis: Es besteht kein Rechtsanspruch auf Publikation noch wird in bar abge-löst. Mit Zusendung garantieren Sie, dass Sie für Ihren Text/Bild über alle Rechte verfügen und räumen den Glo-calist Medien das Recht ein, kostenfrei Ihren Text und Bil-der zu publizieren. Weitere Autoren- und Urheberrechte verbleiben bei Ihnen).

Rückfragen nur per E-Mail > [email protected]

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Mobilität im Spannungsfeld von Ökologie und Ökonomie

Da Mobilität ein wesentlicher Bestandteil unseres gesellschaftlichen Handelns ist und auch bleiben soll, sind innovative Ideen und Konzept zur Deckung des steigenden Mobi-litätsbedarfs notwendig. Neue technische Entwicklung bei den Antriebstechniken wie beispielsweise im Bereich e-Mobilität werden hier gute Fortschritte bringen. Ohne Verhal-tensänderung in der breiten Masse wird der Mobilitätsbedarf aber weiter steigen, und bestenfalls werden Kosten und Schadstoff-ausstoß stagnieren. Damit unsere Mobilität nachhaltig ist, muss es sich in den kommen-den Jahren jedoch so ändern, dass nachfol-genden Generationen keinen Nachteil aus unserem heutigen Verhalten haben.

Nun ist das Handeln von Menschen und im Besonderen auch von Unternehmen in der Regel auf kurzfristige Ziele ausgerich-tet. Daher ist es wichtig, nachhaltiges Ver-halten attraktiv zu gestalten und unmittel-bare Vorteile sichtbar zu machen. Hier setzt die Geschäftsidee der EcoLibro GmbH an. Bereits der Firmenname des 2009 gegrün-deten Unternehmens steht für das Ziel. Eco steht für Ökonomie und Ökologie, Libro aus

dem Lateinischen für „im Gleichgewicht“. EcoLibro entwickelt Konzepte zur Optimie-rung der betrieblichen Mobilität von Unter-nehmen und öffentlichen Einrichtungen im Ausgleich zwischen Ökonomie und Öko-logie. „Wir schaffen Konzepte für intelli-gente Mobilität“ erläutert Michael Schramek, Geschäftsführer der EcoLibro, “Unsere maß-geschneiderten Mobilitätskonzepte bringen Vorteile sowohl für die Unternehmen als auch für die Mitarbeiter und nicht zuletzt für unsere Umwelt“.

nur attraktive lösungen sind nachhaltig

Mit den Mobilitätskonzepten der EcoLibro erreichen Unternehmen in vielfacher Weise positive Effekte. So wird zum einen durch die Reduzierung von Kosten die Wettbewerbs-fähigkeit erhöht. Gleichzeitig werden die Umsetzung von Umweltzielen sowie positive Imageeffekte unterstützt. Zum anderen wer-den für die Mitarbeiter Verbesserungen der Arbeitsplatz-Qualität und die Möglichkeit für individuelle Prämien geschaffen. Dazu können Synergieeffekte zwischen der beruf-lichen und privaten Mobilität wie beispiels-weise Job-Ticket, Bahncard oder Car-Sha-ring angestoßen werden. Für die Verbesse-

EcoLibro: Innovative Mobilitätskonzepte für Unternehmen und öffentliche OrganisationenDas Mobilitätsverhalten in unserer Gesellschaft muss und wird sich in den kommenden Jahren grundlegend verändern. Die nächsten Jahrzehnte werden geprägt sein vom Klimawandel und der Verknappung fossiler Energieträger. Aufgrund der finanziellen Situation der öffentlichen Kassen ist zudem nicht von einem wesentlichen Ausbau des Straßennetzes auszugehen. Die Folgen bei einer unveränderten Entwicklung sind ein deutlicher Anstieg der Kosten für Mobilität, überfüllte Straßen und gravierende Schäden für die Umwelt.

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rung der Umwelt liegen die Vorteile in der Reduzierung des Schadstoffausstoßes und Verkehrsvolumens.

Wesentlich für die Mobilitätskonzepte der EcoLibro ist der gesamtheitliche Ansatz. Sie entstehen unter Einbeziehung aller Formen von Mobilität. So werden Dienstfahrten und Geschäftsreisen, aber auch Vertriebs-, Service-, Produktions- und Lieferverkehre betrachtet. Dabei werden alle Arten von Verkehrsmitteln wie z.B. Kraftfahrzeuge, die Bahn, Flugzeuge, der ÖPNV und e-Mobile aber auch deren Substitute wie Tele-fon- und Webkonferenzen berücksichtigt. Potenziale und Maßnahmen werden dann in den Dimensionen Technik, Pro-zess und Mensch aufgezeigt.

transparenz als Basis

Die Beratung der EcoLibro ist modular strukturiert. Ihre wich-tigsten Merkmale sind

Die Schaffung von Transparenz bei den Kosten und •Umweltauswirkungen von Mobilität

Die Darstellung der notwendigen Mobilität durch •Bedarfsanalysen

Die Entwicklung von Modellen für einen individuellen •bedarfsgerechten Mobilitätsmix.

Das Aufzeigen von Handlungsmöglichkeiten im Span-•nungsfeld von Ökologie und Ökonomie

Die Unterstützung bei der Umsetzung durch ein Netzwerk •von Spezialisten sowie innovative Softwareprodukte

Zu Beginn der Beratung steht in der Regel eine Potenzialana-lyse. Hierbei werden die unternehmensspezifischen Optimie-rungsbereiche mit Ihren Potenzialen bei Kosten und Umwelt

aufgezeigt. Das Unternehmen erhält gleichzeitig eine Über-sicht über die notwendigen Maßnahmen und Kosten zur Optimierung. „Um Maßnahmen einzuleiten, ist es für die Entscheider in den Unternehmen sehr wichtig, den Return of Investment (ROI) der notwenigen Aufwände zu erkennen“ stellt Christian Oleak, kaufmännischer Leiter und Chef-Con-troller der EcoLibro heraus und erläutert weiter:“ Unsere Kun-den sind immer wieder erstaunt, dass der ROI der meisten Maßnahmen bereits innerhalb der ersten ein bis zwei Jahre liegt“.

Unterstützung durch Spezialisten

Die Potenzialanalyse beinhaltet weitergehende Vorschläge für Maßnahmen in den Bereichen, Fuhrparkkonzept, Prozessop-timierung, Software-Tools und Change-Management. Eini-ge Maßnahmen kann der Kunde in der Regel ohne weitere Unterstützung mit eigenen Kräften umsetzen. Bei komple-xeren Fragestellungen wie beispielsweise der Konfiguration des optimal am Bedarf ausgerichteten Fuhrparks unterstützt die EcoLibro mit ihrer speziell entwickelten Analysesoftware FLEETRIS. Aber auch im Umfeld der Prozessoptimierung, von unterstützenden Software-Tools (z.B. Fahrzeugorganisation und –disposition oder Routenoptimierung etc.) und beim Change-Management kann der Kunde auf ein breites Netz-werk von hoch spezialisierten Beratern zurückgreifen. Ein wesentlicher Baustein zur Unterstützung des Kunden ist die gemeinsam mit dem Schweizer Partner routeRANK entwi-ckelte Reiseplanungssoftware MOBILEETY.

Reiseplanung der neuen generation

MOBILEETY zeigt auf Knopfdruck eine Vielzahl von Reisemög-lichkeiten für eine Reiseroute, von Punkt zu Punkt. Das bedeu-tet, dass sie beispielsweise im Gegensatz zu anderen Reisepor-talen beim Flug die Anreise vom Startort zum Flughafen und vom Flughafen zum Zielort einbezieht. Hierbei macht sie Rei-

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sekosten, Prozesskosten, mögliche Arbeitszeit und den CO2-Ausstoß jeder Varian-te transparent. Ergänzt wir dieses Angebot mit einem für den Geschäftsbereich notwendigen Mobilitätscontrolling mit einem Managementinformationssystem. Dieses System macht es erstmalig möglich, Kennzahlen zur gesamten Mobilität eines Unternehmens inklusive Carbon-Foodprint einfach darzustellen. Hiermit ver-fügen Unternehmen über neuartige Kennzahlen wie z.B. Kosten und CO2-Ausstoß je Kilometer und Reisenden, über alle Verkehrsmittel inkl. Prozess und Opportuni-tätskosten (Kosten für nicht nutzbare Reisezeit). Erst auf Basis solcher Daten ist es möglich, genaue Optimierungspotenziale zu identifizieren. Darüber hinaus unter-stützen diese Kennzahlen aber auch bei der Selbststeuerung der Reisenden bei der Reiseplanung.

Mobilität Quo Vadis?

„Wir haben festgestellt, dass wir mit unserem übergreifenden Blick auf die Mobili-tät von Unternehmen derzeit alleine auf dem Markt sind“ erklärt Schramek, “Das ist Segen und Fluch zugleich. Es beginnt bei der Suche nach einem geeigneten Ansprechpartner im Unternehmen. Es gibt nur wenige innovative Unternehmen, die den Zusammenhang zwischen Travelmanagement und Fuhrpark erkannt und sogenannte Mobilitätsmanager etabliert haben. In der Regel wenden wir uns daher direkt an die Unternehmensleitung, da oftmals nur hier die übergreifenden Zusammenhänge mit Ihren Vorteilen für das Unternehmen erkannt werden.

Wir sind aber zuversichtlich, dass die Entwicklung aufgrund der äußeren Gege-benheiten das Umdenken in den nächsten Jahren deutlich beschleunigen wird. Unsere bisherigen Projekte und die Kontakte mit potenziellen Kunden zeigen dies deutlich.“

Kontakt:EcoLibro GmbHVolker GillessenAn den Eichen 153721 Siegburgwww.ecolibro.de n

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Vandenhoeck & Ruprecht 37070 Göttingen [email protected]

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Mario Raich / Simon L. DolanJenseits der KomfortzoneWirtschaft und Gesellschaft übermorgenMit einem Vorwort von Franz Josef Radermacher. Aus dem Englischen von Tina Grummel.2010. 312 Seiten mit 38 Abb. und 19 Tab., kartoniert€ 29,90 D / € 30,80 A / SFr 49,90ISBN 978-3-525-40352-5

Vorsicht Plattenverschiebungen im Wirtschafts- und Sozialgefüge der Welt: Mario Raich und Simon L. Dolan zeigen, was wir tun müssen, um nicht abzutau-chen. Voraussetzung ist: Keine Angst vor neuen Utopien!

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Die FAO und das UN World Food Programme (WFP) haben gestern bekannt gegeben, dass die Zahl der Hungernden auf der Welt wei-terhin inakzeptabel hoch ist. Dies sei trotz der jüngsten Entwicklungen der Fall, welche die Zahl der Hungernden auf unter 1 Milliar-de sinken ließen.

Die neuen Hungerzahlen sind Teil des Jahres-berichts „The State of Food Insecurity in the World“ (SOFI), der gemeinsam von FAO und WFP im Oktober veröffentlicht wird.

Nach neuen Schätzungen leiden 925 Millio-nen Menschen an Hunger – das sind im Ver-gleich zu 1,023 Milliarden im Jahr 2009 rund 98 Millionen Menschen weniger.

"Aber aufgrund der Tatsache, dass alle sechs Sekunden ein Kind an den Folgen von Unter-ernährung stirbt, bleibt Hunger weiterhin die größte Tragödie weltweit", sagte Jacques Diouf, Generaldirektor der FAO. „Das ist absolut inakzeptabel.“

Die weiterhin hohen Hungerzahlen „machen es nicht nur extrem schwer das erste Millen-niumsentwicklungsziel zu erreichen, sondern auch alle anderen Ziele“, warnte Diouf.

"Die Erreichung des internationalen Ziels zur Reduzierung des weltweiten Hungers steht auf dem Spiel", fügte er hinzu und merk-te auch an, dass der jüngste Anstieg der Nahrungsmittelpreise, die Bemühungen im Kampf gegen den Hunger behindern würde, falls die Preise so hoch bleiben sollten.

"Das energische und dringende Handeln von einzelnen Staaten und der Weltgemeinschaft haben erfolgreich dazu beigetragen, den rapiden Anstieg der Hungerzahlen zu stop-pen", sagte Josette Sheeran, WFP-Exekutiv-direktorin. „Aber dies bedeutet nicht, dass wir uns zurücklehnen können. Wir müssen dem Hunger weiter bekämpfen, um Stabili-tät sicherzustellen und um das Leben und die Würde der Menschen zu schützen.“

Wirtschaftsaufschwung, niedrigere Preise

Die niedrigeren Hungerzahlen in 2010 resul-tieren größtenteils aus dem erneuten Wirt-schaftswachstum, das für dieses Jahr erwar-tet wird - besonders in Entwicklungsländern - und aus dem zeitweiligen Rückgang der Nah-rungsmittelpreise seit Mitte des Jahres 2008. Falls der aktuelle Anstieg der Nahrungsmit-telpreise anhält, wird dies den Kampf gegen den Hunger erneut beinträchtigen.

Von den acht Millenniumsentwicklungszie-len, die 2000 von den Vereinten Nationen verabschiedet wurden, fordert das erste Ziel, den Anteil der Hungernden bis 2015 von 20 Prozent auf 10 Prozent zu halbieren. Es blei-ben noch fünf Jahre – gleichzeitig steht der Anteil der Hungernden momentan bei 16 Prozent.

Strukturelles Problem

Die Tatsache, dass die absolute Zahl der Hun-gernden zwischenzeitlich sogar in Phasen

Hunger in der Welt - er bleibt dramatisch925 Millionen Menschen leiden weltweit an Hunger und das ist kein Ruhmesblatt für die Menschheit.

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des Aufschwungs und relativ niedriger Preise gestiegen ist, deutet an, dass Hunger ein strukturelles Problem ist, so die FAO. Aus diesem Grund sei wirtschaftliches Wachstum, bei aller Relevanz, nicht ausreichend, um über einen absehbaren Zeitraum, den Hunger zu besiegen, fügte die FAO hinzu. Aber „Erfolgsgeschichten gibt es in Afrika, Asien und in Lateiname-rika“, so Diouf. Die Erfahrungen müssten ausgeweitet und nachgeahmt werden.

Global gesehen, markieren die Zahlen für 2010 einen Rück-gang von 9,6 Prozent verglichen mit dem Niveau von 2009. Diese Verringerung konzentriert sich hauptsächlich auf Asien, wo in diesem Jahr schätzungsweise 80 Millionen Menschen dem Hunger entfliehen konnten. Der Rückgang in Sub-Saha-ra-Afrika fiel sehr viel geringer aus – rund 12 Millionen – und einer von drei Menschen dort leidet weiterhin unter Hunger.

Oxfam-Studie

"Die Zahl der Hungernden verharrt auf hohem Niveau. Der Rückgang ist kein Grund zur Entwarnung: 925 Millionen Hun-gernde sind immer noch skandalös!", erklärt Oxfams Agrar-expertin Marita Wiggerthale. In den letzten 10 Jahren sei der Anteil der Hungernden um lediglich 0,5 Prozent gesunken.

Die zurückgegangenen Zahlen sind laut Oxfam vor allem auf zwei gute Ernten und nicht auf politisches Eingreifen oder mehr Investitionen in eine nachhaltige Landwirtschaft zurück-zuführen. "Um den Hunger bis 2015 zu halbieren, müssen jetzt konsequent seine Ursachen bekämpft werden", erklärt Wiggerthale. Dazu zählten neben fehlenden Investitionen in Landwirtschaft und ländliche Entwicklung, unfaire Handelsre-geln, Klimawandel, Boden- und Nahrungsmittelspekulation sowie Verschlechterung bzw. Degradation der Böden.

Oxfam fordert die Staats- und Regierungschefs auf, konkrete Schritte zur Hungerbekämpfung als Teil eines umfassenden MDG-Rettungspakets zu unterstützen. "Die Staatengemein-schaft hat das Ziel der Halbierung des Hungers in den letz-ten Jahren vernachlässigt. Wir wissen, dass es geht und wie es geht. Es fehlt nur der politische Wille", erklärt Wiggerthale.

Auch die Bundesregierung stehe in der Pflicht, einen nati-onalen MDG-Aktionsplan zu verabschieden. Dazu gehören konkrete Schritte zur Erhöhung der Entwicklungshilfe auf 0,7% des Bruttonationaleinkommens bis 2015. Um die Ziel-marke zu erreichen, müssen die deutschen Entwicklungs-gelder bis 2015 um jährlich rund 2 Milliarden Euro erhöht werden.

Stattdessen plane die Bundesregierung Kürzungen des Ent-wicklungsetats in Höhe von 380 Millionen Euro bis 2014. "Das ist ein Skandal erster Güte", so Hauschild von Oxfam. n

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„Die Sarrazin-Debatte hat“, erklärte der Vorsitzende des Sachverständigenrats deutscher Stiftungen für Integration und Migration (SVR) Prof. Dr. Klaus J. Bade, „eine desintegrative Eigendynamik an der Grenze zu Hysterie und Panik entwickelt. Sie kann zerstören, was sie eröffnen könnte: eine sachliche Auseinandersetzung mit Erfolgen, Problemen und Aufgaben im Feld von Integration und Migration“, wie der SVR sie schon in seinem Jahresgutachten ‚Einwanderungsgesellschaft 2010‘ formuliert hat.

DER SVR BEnEnnt DaZU fünf KOnKREtE aUfgaBEnfElDER:

Zuwanderungssteuerung:

Die Zahlen zuziehender Hochqualifizierter beginnen langsam zu steigen. „Sie reichen aber bei weitem nicht aus, um zusam-men mit einer Qualifikationsoffensive im Innern den Zukunfts-bedarf in Deutschland zu decken.“ Die bislang entwickelten Steuerungsinstrumente sollten in eine „zuwanderungspo-litische Generalreform“ eingearbeitet werden. Der SVR hat dazu im letzten Jahr ein Drei-Säulen-Modell der Zuwande-rungssteuerung vorgelegt. Überfällig ist ferner die Verabschie-dung des Gesetzes zur beschleunigten Anerkennung auslän-discher Abschlüsse. Vom dem legitimen wirtschaftlichen Inte-resse an Zuwanderungssteuerung darf die humanitäre Pflicht zur Aufnahme von Flüchtlingen nicht in den Hintergrund gedrängt werden.

frühkindliche förderung:

Dringlich ist zudem die Umsetzung von auf Länderebene ent-wickelten Vorschlägen für die zeitliche Vorverlagerung der Schulpflicht sowie von zwei obligatorischen kostenlosen Kin-dergartenjahren bei nicht ausreichenden Deutschkenntnissen. „Das geplante Betreuungsgeld ist kontraproduktiv und sollte besser für den Ausbau der Kindertagesstätten genutzt wer-den“, so Bade.

Schulische Bildung:

Der SVR-Vorsitzende fordert eine „unaufgeregte Schulreform, eine bessere Verzahnung der Kinder- und Jugendhilfe mit der schulischen Förderung, den Ausbau von gebundenen Ganz-tagsschulen und die Ausbildung leistungsanregender Schul-profile in sozial benachteiligten bzw. belasteten Wohnvier-teln.“ Er empfiehlt ferner „verbindliche Verträge zwischen Schulen und Eltern“, mit dem für beide Seiten „verpflichten-den Auftrag, bei der Bildungsförderung der Kinder zusammen zu arbeiten.“ Nötig ist eine gestärkte Stellung der Lehrer und im Falle von Schulverweigerung, sozialer Entgleisung oder gar Anzeichen von Jugendkriminalität eine engere behördliche Kooperation. „Jugendschutz geht vor Datenschutz.“

nachholende Integrationsförderung:

Wo schulische Bildung und berufliche Ausbildung nicht oder nicht zureichend wirken konnten, müssen verstärkt „flexible altersspezifische und arbeitsmarktorientierte Konzepte zur nachholenden Integrationsförderung bzw. Weiterqualifika-tion“ aufgelegt werden. Ihr Ziel muss sein, eine wirtschaft-lich eigenständige Lebensführung zu ermöglichen, die Sozi-altransfers zu entlasten und dem Arbeitsmarkt das aus demo-grafischen Gründen immer knapper werdende Potential zu erschließen.

SVR Positionspapier zur Integrations- und Migrationspolitik

Ausgabe Nr. 281/2010 Politik

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Ausgabe Nr. 281/2010 Politik

Integrationspolitik in der öffentlichen Diskussion:

Das neue ́ Bundesweite Integrationsprogramm‘ erhebt im Titel einen missverständlichen Anspruch, da Integration weitestge-hend Ländersache ist. Es fasst aber die Angebote auf Bundes-, Länder- und kommunaler Ebene gut zusammen und „bietet eine grundlegende Orientierungshilfe für die konkrete Inte-grationsarbeit.“ Der SVR kritisiert jedoch die Rede von ‚Inte-grationsverweigerern‘ bei der Präsentation des Programms. „Das fördert in der öffentlichen Diskussion blinde Denunzi-ationen ohne zureichende Datenbasis.“ Zugleich bemängelt der SVR eine „politisch vorwiegend defensive Positionierung zu Integrationsfragen in der aktuellen Debatte“: Vermeint-liche Unsicherheiten in der gesellschaftspolitischen Kernfrage Integration könnten rechtspopulistische Strömungen für ihre Zwecke nutzen. Nötig ist „mehr politische Führung hin zu einer konzeptorientierten Versachlichung der Diskussion“ auf der Grundlage einer kritischen Erfolgsbilanz, wie sie der SVR in seinem Jahresgutachten ‚Einwanderungsgesellschaft 2010‘ vorgelegt hat. n

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Der Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Inte-gration und Migration geht auf eine Initiative der Stif-tung Mercator und der VolkswagenStiftung zurück. Ihr gehören acht Stiftungen an. Neben der Stiftung Merca-tor und der VolkswagenStiftung sind dies: Bertelsmann Stiftung, Freudenberg Stiftung, Gemeinnützige Hertie-Stiftung, Körber-Stiftung, Vodafone Stiftung und ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius. Der Sachverstän-digenrat ist ein unabhängiges und gemeinnütziges Beo-bachtungs-, Bewertungs- und Beratungsgremium, das zu integrations- und migrationspolitischen Themen Stel-lung bezieht und handlungsorientierte Politikberatung anbietet. Die Ergebnisse seiner Arbeit werden in einem Jahresbericht veröffentlicht.

Dem SVR gehören neun Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus verschiedenen Disziplinen und forschungsrichtungen an: Prof. Dr. Klaus J. Bade (Vorsitzender), Prof. Dr. Ursula neumann (Stellv. Vorsitzende) sowie Prof. Dr. Michael Bommes, Prof. Dr. heinz faßmann, Prof. Dr. Yasemin Karakaşoşlu, Prof. Dr. christine langenfeld, Prof. Dr. Werner Schiffauer, Prof. Dr. thomas Straubhaar und Prof. Dr. Steven Vertovec.

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Ausgabe Nr. 281/2010 EU-Report

EU-Zwischenprognose: Anhaltender Konjunkturaufschwung in unsicherer WeltwirtschaftDie wirtschaftliche Erholung in der Europäischen Union hat unlängst wieder Fahrt aufgenommen. Im zweiten Quartal 2010 ist das BIP besonders stark gestiegen und wurde deutlicher als erwartet von der Inlandsnachfrage beflügelt. Auch wenn für die zweite Jahreshälfte weiterhin nur eine moderate Wirtschaftsleistung zu erwarten ist, kann dank der noch vom zweiten Quartal ausgehenden wirtschaftlichen Dynamik eine leichte Verbesserung für das nächste Quartal in Aussicht gestellt werden. Für 2010 liegt die Prognose für das Realwachstum des BIP bei 1,8 % in der EU und bei 1,7 % im Euroraum – eine Aufwärtskorrektur, die sich sehen lassen kann. Der Aufschwung ist nach wie vor zaghaft; die Lage ist sehr unsicher und gestaltet sich in den Mitglied-staaten sehr unterschiedlich. Die von der Kommission prognostizierten Inflationsraten für 2010 entsprechen im Großen und Ganzen jenen des Frühjahrs und liegen bei 1,8 % (EU) bzw. 1,4 % (Euroraum). 13. SEPtEMBER 2010

http://europa.eu/rapid/pressReleasesAction.do?reference=IP/10/1111&format=HTML&aged=0&language=DE&guiLanguage=de

Kommission und belgischer Ratsvorsitz organisieren Konferenz über nachhaltige Bioökonomie und Ausstellung mit erstem BioreifenAm 14. September halten die Europäische Kommission und der belgische Ratsvorsitz in Brüssel (Square, rue Mont des Arts) eine Konferenz über den Aufbau einer wissensbasierten Bio-Ökonomie ab. Die europäische Bioökonomie hat ein geschätztes Volumen von mehr als 2 Billionen EUR, beschäftigt rund 22 Millionen Menschen und verzeichnet vielversprechende Wachs-tumsaussichten. An der Konferenz nehmen führende Forscher/innen, einschlägige Akteure sowie europäische und nationale Politikverantwortliche teil. Um 11.00 Uhr gibt Kommissarin Máire Geoghegan-Quinn gemeinsam mit weiteren hochrangigen Persönlichkeiten eine Pressekonferenz. Im Herbst wird die Kommission unter Berücksichtigung der Konferenzergebnisse eine offene Konsultation zum Thema „EU-Strategie für eine nachhaltige Bioökonomie 2020“ starten, die die Grundlage für eine Mit-teilung in der zweiten Jahreshälfte 2011 sein wird. Parallel zur Konferenz findet eine Ausstellung biobasierter Produkte statt, die von Lebensmitteln über Futtermittel bis hin zum Prototyp des ersten Bioreifens reichen – eine Kooperation der europäischen und US-amerikanischen Industrie. Am 15. September 2010 fungiert die Kommission auch als Gastgeberin des internationalen Forums für wissensbasierte Bioökonomie. 13. SEPtEMBER 2010

http://europa.eu/rapid/pressReleasesAction.do?reference=IP/10/1112&format=HTML&aged=0&language=DE&guiLanguage=de

Sicherheit im Seeverkehr: Neue EU-Vorschriften, um Schifffahrtsunternehmen mit mangelhafter Sicherheitsbilanz namentlich bekannt zu machen („name and shame“)Die Europäische Kommission hat heute neue Vorschriften zur Verbesserung des Sicherheitsniveaus von Schiffen angenommen. Damit wird ab 1. Januar 2011 ein neues Online-Register eingeführt, in dem diejenigen Schifffahrtsunternehmen negativ ver-merkt werden, die bei wichtigen Sicherheitsüberprüfungen (Hafenstaatkontrollen) schlecht abschneiden, während die Unter-nehmen mit guten Sicherheitsergebnissen deutlich sichtbar positiv herausgestellt werden. Die Hafenstaatkontrollen sind von entscheidender Bedeutung für die Verhinderung von Schiffskatastrophen, die zum tragischen Verlust von Menschenleben und großen Umweltschäden führen können. Unternehmen und Staaten mit schlechter Sicherheitsbilanz werden in EU-Häfen inten-siveren, koordinierten Überprüfungen unterzogen. Hersteller oder andere Industriezweige können die Schifffahrtsunternehmen für die Fracht- und Fahrgastbeförderung in voller Kenntnis ihrer Sicherheitsbilanz auswählen. 13. SEPtEMBER 2010

http://europa.eu/rapid/pressReleasesAction.do?reference=IP/10/1115&format=HTML&aged=0&language=DE&guiLanguage=de

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Ausgabe Nr. 281/2010 EU-Report

Eurobarometer: 9 von 10 Europäern unterstützen unbeirrt EntwicklungshilfeLaut einer heute veröffentlichten Sonderumfrage von Eurobarometer stehen die europäischen Bürgerinnen und Bürger auch weiterhin voll und ganz hinter der Hilfe für Entwicklungsländer. Eine Woche vor dem hochrangigen Treffen der Vereinten Nati-onen zu den Millenniumsentwicklungszielen zeigt die Umfrage, dass 89 % der Befragten die Entwicklungshilfe für wichtig oder sehr wichtig halten. Zwei von drei Europäern sind der Ansicht, dass die EU ihre Zusagen, die Entwicklungshilfe bis 2015, dem Jahr, bis zu dem die Millenniumsentwicklungsziele erreicht werden sollen, auf 0,7 % des BNE zu erhöhen, einhalten oder sogar über diese hinausgehen sollte. Diese von einer großen Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger ungeachtet ihrer Nationalität geteilte Unterstützung ist trotz Finanzkrise und angeschlagener Wirtschaftslage in Europa gleichbleibend groß. Drei Viertel (76 %) der Befragten meinen, dass bei der Zusammenarbeit der EU-Länder ein Mehrwert entsteht, Doppelarbeit vermieden und die Wirksamkeit der Hilfe gewährleistet wird. 13. SEPtEMBER 2010

http://europa.eu/rapid/pressReleasesAction.do?reference=IP/10/1116&format=HTML&aged=0&language=DE&guiLanguage=de

EU-Handelskommissar Karel De Gucht reist zu Gesprächen über die EU-Mercosur-Handels verhandlungen nach Brasilien und ArgentinienEU-Handelskommissar Karel De Gucht wird vom 13. bis zum 16. September zu einem äußerst wichtigen Besuch in Brasilien, dem derzeitigen Mercosur-Vorsitzland, und in Argentinien erwartet. Der Kommissar wird mit seinen Gesprächspartnern auslo-ten, wie die laufenden EU-Mercosur-Verhandlungen vorangetrieben werden können. Die Möglichkeiten zur Erschließung der mit diesen Märkten verbundenen Exportchancen werden ebenfalls zur Sprache kommen. 13. SEPtEMBER 2010

http://europa.eu/rapid/pressReleasesAction.do?reference=IP/10/1118&format=HTML&aged=0&language=DE&guiLanguage=de

Digitale Agenda: EU-Gridprojekt macht Rechenkapazität von 200 000 PCs für europäische Forscher verfügbarEU-Forscher werden durch das von der Europäischen Kommission geförderte und heute angelaufene EGI-Projekt (European Grid Infrastructure) einen dauerhaften und ständigen Zugang zum Äquivalent der kombinierten Rechenkapazität von über 200 000 PCs in mehr als 30 europäischen Ländern erhalten. Die Kommission unterstützt das Projekt EGI-InSPIRE über einen Zeit-raum von vier Jahren mit einem Beitrag von 25 Mio. EUR. Dabei geht es darum, die Rechenkapazitäten von ansonsten unge-nutzten PCs zu koppeln, um Forschern die erforderliche Rechenleistung für die Lösung komplexer Probleme in den Bereichen Umwelt, Energie und Gesundheit zur Verfügung zu stellen. Die EGI ist die größte bisher für die e-Wissenschaft geschaffene kooperative Gridinfrastruktur und wird es Forscherteams an verschiedenen Standorten ermöglichen, gemeinsam an einem Pro-blem zu arbeiten, als befänden sie sich im gleichen Labor. Der Ausbau von Forschungsinfrastrukturen wie der EGI ist Teil der Digitalen Agenda für Europa, der Strategie der Kommission für eine möglichst umfassende Erschließung des sozialen und wirt-schaftlichen Potenzials der Informations- und Kommunikationstechnologien. 14. SEPtEMBER 2010

http://europa.eu/rapid/pressReleasesAction.do?reference=IP/10/1119&format=HTML&aged=0&language=DE&guiLanguage=en

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Ausgabe Nr. 281/2010 EU-Report

Urheberrechte: Kommissar Barnier begrüßt Vereinbarung über besseren Zugang zu Büchern für SehbehinderteMichel Barnier, Europäischer Kommissar für Binnenmarkt und Dienstleistungen, leitete heute die Feier zur Unterzeichnung einer Gemeinsamen Absichtserklärung über den Zugang zu Werken für Menschen mit Dyslexie oder Sehbehinderung. Die Unter-zeichnung dieser Absichtserklärung ist ein bedeutender und konkreter Schritt zur Erweiterung des Angebots an Büchern, die Menschen mit Sehbehinderung für Studienzwecke oder aus Interesse lesen können. In der Vereinbarung wird ein System skiz-ziert, das eine leichtere Verbreitung von Büchern in zugänglichen Formaten, z.B. in Braille-Schrift und als Hörbuch, in allen EU-Mitgliedstaaten ermöglichen soll. Mit einer spürbaren Steigerung der grenzüberschreitenden Verbreitung dürfte innerhalb eines Jahres zu rechnen sein. Die Gemeinsame Absichtserklärung ist ein wichtiger Schritt bei der Verwirklichung eines der Ziele der Digitalen Agenda für Europa (vgl. IP/10/581, MEMO/10/199 und MEMO/10/200), nämlich die Ermöglichung des Zugang zu den Errungenschaften der digitalen Gesellschaft für Menschen mit Behinderungen. 14. SEPtEMBER 2010

http://europa.eu/rapid/pressReleasesAction.do?reference=IP/10/1120&format=HTML&aged=0&language=DE&guiLanguage=en

Verstärkte EU-Unterstützung für den BienenzuchtsektorDie EU-Kommission hat heute die nationalen Imkereiprogramme der 27 Mitgliedstaaten für den Zeitraum 2011-2013 zur Ver-besserung der Erzeugungs- und Vermarktungs bedingungen für Bienenzuchterzeugnisse genehmigt. Die EU-Beteiligung an der Finanzierung der Programme ist gegenüber dem vorangegangenen Zeitraum 2008-2010 um fast 25% aufge stockt worden (von 26 Mio. EUR auf 32 Mio. EUR pro Jahr). 14. SEPtEMBER 2010

http://europa.eu/rapid/pressReleasesAction.do?reference=IP/10/1121&format=HTML&aged=0&language=DE&guiLanguage=en

Fusionskontrolle: Kommission genehmigt geplante Übernahme von Öger Tours durch Thomas CookDie Europäische Kommission hat die geplante Übernahme des deutschen Reiseveranstalters Öger Tours GmbH durch das bri-tische Unternehmen Thomas Cook Group plc nach der EU-Fusionskontrollverordnung genehmigt. Die Kommission ist zu dem Schluss gekommen, dass das Vorhaben den wirksamen Wettbewerb weder im gesamten Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) noch in einem wesentlichen Teil desselben erheblich behindern würde. 14. SEPtEMBER 2010

http://europa.eu/rapid/pressReleasesAction.do?reference=IP/10/1123&format=HTML&aged=0&language=DE&guiLanguage=en

Mehr Sicherheit und Transparenz für die Derivatemärkte in Europaie Europäische Kommission hat heute im Rahmen ihrer laufenden Arbeiten zur Schaffung eines solideren Finanzsystems einen Vorschlag für eine Verordnung vorgelegt, die auf dem Markt der außerbörslich („over the counter“) gehandelten Derivate (OTC-Derivate) mehr Sicherheit und Transparenz schaffen soll. Die Kommission schlägt in ihrem Verordnungsentwurf vor, dass Informationen zu OTC-Derivatekontrakten an Transaktionsregister gemeldet werden und den Aufsichtsbehörden zugänglich sein sollten. Daneben sollen alle Marktteilnehmer mehr Informa tionen erhalten. Die Kommission schlägt ferner vor, dass stan-dardisierte OTC-Derivatekontrakte prinzipiell durch zentrale Gegenparteien („central counterparties“ – CCPs) abgewickelt wer-den sollten. Dies verringert das Kontrahentenrisiko, d. h. das Risiko des Ausfalls einer der Vertragsparteien. Der Vorschlag der Kommission, der den von der EU im Rahmen der G20 eingegangenen Verpflichtungen und dem von den Vereinigten Staaten verfolgten Ansatz in vollem Umfang entspricht, wird nun dem Europäischen Parlament und den EU-Mitgliedstaaten zur Prü-fung vorgelegt. Bei planmäßiger Verabschiedung würde die Verordnung ab Ende 2012 gelten. 15. SEPtEMBER 2010

http://europa.eu/rapid/pressReleasesAction.do?reference=IP/10/1125&format=HTML&aged=0&language=DE&guiLanguage=en

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Ausgabe Nr. 281/2010 EU-Report

Neuer Rahmen zur Gewährleistung von mehr Transparenz und Koordinierung bei Leerverkäufen und Credit Default SwapsDie Europäische Kommission nahm heute einen Vorschlag für eine Verordnung über Leerverkäufe und bestimmte Aspekte von Credit Default Swaps (CDS) an. Durch den Vorschlag sollen insbesondere ein harmonisierter Rahmen für koordinierte Maßnah-men auf europäischer Ebene geschaffen, die Transparenz verbessert und Risiken verringert werden. In diesem neuen Rahmen werden die – nationalen und europäischen – Regulierungsbehörden mit eindeutigen Befugnissen ausgestattet, um handeln zu können, wenn dies nötig ist. Gleichzeitig wird eine Fragmentierung des Marktes verhindert und ein reibungsloses Funktionie-ren des Binnenmarktes gewährleistet. 15. SEPtEMBER 2010

http://europa.eu/rapid/pressReleasesAction.do?reference=IP/10/1126&format=HTML&aged=0&language=DE&guiLanguage=en

Fischerei: Kommission schlägt Fangmöglichkeiten für die Ostsee für 2011 vorDie Europäische Kommission hat ihren Vorschlag für die Fangmöglichkeiten für Fischbestände in der Ostsee für das Jahr 2011 vorgelegt. Auf der Grundlage wissenschaftlicher Gutachten schlägt die Kommission vor, die Fangmöglichkeiten für Dorsch in der Ostsee anzuheben, die für pelagische Bestände (Hering und Sprotte) jedoch drastisch abzusenken. Der vorliegende Vor-schlag wird auf der Tagung des Rates „Fischerei“ im Oktober erörtert werden. 15. SEPtEMBER 2010

http://europa.eu/rapid/pressReleasesAction.do?reference=IP/10/1132&format=HTML&aged=0&language=DE&guiLanguage=en

EU und Afrika erzielen weitere Fortschritte bei der Zusammenarbeit in der RaumfahrtDer Vizepräsident der Europäischen Kommission Antonio Tajani diskutierte heute mit dem Kommissar der Afrikanischen Union Jean Pierre Ezin die Frage, inwiefern Weltraumanwendungen eine wichtige Rolle bei der Bewältigung der vielen Kernheraus-forderungen spielen können, mit denen sich der afrikanische Kontinent konfrontiert sieht. In diesem Zusammenhang kommt der Erdbeobachtung, die gemeinsam im Rahmen der „Initiative GMES1 und Afrika” entwickelt wird, eine Schlüsselrolle zu. Der Aktionsplan zielt als Bestandteil einer strategischen Partnerschaft zwischen der EU und Afrika darauf ab, die Verfügbarkeit von Erdbeobachtungsdaten für den Bedarf der Nutzer in Afrika in Bereichen wie Klimawandel, Wasserwirtschaft und Lebensmittelsi-cherheit sicherzustellen. In einer gemeinsamen Erklärung äußerten sich Vizepräsident Tajani und Kommissar Ezin zufrieden über die laufende Kooperation zwischen der EU und Afrika, die auf eine möglichst wirksame Nutzung von Weltraumanwendungen unter Berücksichtigung des Nutzerbedarfs in Afrika abzielt (siehe Memo/10/414 ). Vizepräsident Tajani begrüßte die Tatsache, dass im Rahmen des Afrika-EU-Gipfels Ende November 2010 der GMES-Aktionsplan angenommen werden kann, mit dem diese Initiativen vorangebracht werden können. 15. SEPtEMBER 2010

http://europa.eu/rapid/pressReleasesAction.do?reference=IP/10/1133&format=HTML&aged=0&language=DE&guiLanguage=en

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Ausgabe Nr. 281/2010 EU-Report

Verbraucher: Die meisten Websites für den Online-Verkauf von Elektronik sind jetzt sicherDer Online-Kauf gängiger Elektronikartikel, etwa von Digitalkameras oder Abspielgeräten, ist nach einem scharfen Vorgehen gegen problematische Websites erheblich sicherer geworden. 84 % der auf die Einhaltung des EU-Verbraucherrechts überprüf-ten Websites für den Verkauf von Elektronik entsprechen nun den EU-Vorschriften (im Jahr 2009 waren es nur 44 %). Eine koor-dinierte Untersuchung („Sweep“) war im Mai 2009 eingeleitet und von nationalen Behörden in 26 Mitgliedstaaten sowie in Norwegen und Island durchgeführt worden. Zu den festgestellten Problemen zählten u. a. irreführende Informationen über die Rechte der Verbraucher, falsche Preisangaben sowie fehlende Kontaktangaben zum Verkäufer (IP/09/1292). Die betreffenden Websites wurden inzwischen berichtigt; falls erforderlich, wurden Sanktionen verhängt. Die Kommission hat ferner die ersten Ergebnisse der diesjährigen Untersuchung bekannt gegeben, in deren Mittelpunkt der Online-Verkauf von Tickets für Kultur- und Sportveranstaltungen steht. 16. SEPtEMBER 2010

http://europa.eu/rapid/pressReleasesAction.do?reference=IP/10/1136&format=HTML&aged=0&language=DE&guiLanguage=en

Präsident Barroso appelliert auf UN-Gipfel über Millenniumsentwicklungsziele an gemeinsame Verantwortung der Weltgemeinschaft bei der ArmutsbekämpfungJosé Manuel Barroso, Präsident der Europäischen Kommission, und Andris Piebalgs, EU-Kommissar für Entwicklung, nehmen von 20. bis 22. September am UN-Gipfeltreffen über die Millenniumsentwicklungsziele in New York teil. Auf dem Gipfel soll geprüft werden, in welchem Umfang die Millenniumsziele bislang verwirklicht wurden. Ferner sollen der weltweiten Armutsbe-kämpfung neue Impulse verliehen werden. Die EU, die mit einem Beitrag von rund 56 % zur gesamten Entwicklungshilfe füh-render Geber der Welt ist, hält an einer Umsetzung der Millenniumsentwicklungsziele bis 2015 fest und wird alle Partner dazu aufrufen, ihre Anstrengungen zu verstärken und konkrete Ergebnisse herbeizuführen. Zu diesem Zweck hat die Europäische Kommission die Bereitstellung von bis zu 1 Mrd. EUR angeboten, um – unter Berücksichtung der Bemühungen und Bedürfnisse der Partnerländer – die Leistungen der engagiertesten Länder zu honorieren und die am weitesten zurückliegenden Länder zu unterstützen. 16. SEPtEMBER 2010

http://europa.eu/rapid/pressReleasesAction.do?reference=IP/10/1137&format=HTML&aged=0&language=DE&guiLanguage=en

Kommission legt Maßnahmen zur Verbesserung der Schienenverkehrsdienste vorDie Europäische Kommission hat heute einen Vorschlag zur Verbesserung der Schienenverkehrsdienste für Fahrgäste und Güter-verkehrskunden angenommen, der mehr Wettbewerb am Schienenverkehrsmarkt, die Stärkung der Befugnisse der nationalen Regulierungsbehörden und eine Verbesserung der Rahmenbedingungen für Investitionen in den Schienenverkehr zum Ziel hat. Der Vorschlag für eine Richtlinie zur Schaffung eines einheitlichen europäischen Eisenbahnraums dient der Vereinfachung und Konsolidierung der Rechtsvorschriften. Hierzu werden drei bereits geltende Richtlinien einschließlich ihrer Änderungen zu einem kohärenten Text verschmolzen. Außerdem sollen einige Kernprobleme angepackt werden, die das effektive Funktionie-ren des Schienenverkehrsmarktes beeinträchtigen. 17. SEPtEMBER 2010

http://europa.eu/rapid/pressReleasesAction.do?reference=IP/10/1139&format=HTML&aged=0&language=DE&guiLanguage=en

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Ausgabe Nr. 281/2010 EU-Report

Die Kommission weist die Unternehmen der chemischen Industrie darauf hin, dass die am häufigsten verwendeten bzw. die gefährlichsten chemischen Stoffe in weni-ger als 12 Wochen, genauer gesagt bis zum 30. November dieses Jahres, regi-striert sein müssen. Die Registrierung ist eines der Etappenziele von REACH, der EU-Verordnung über Chemikalien und ihre sichere Verwendung. Ebenso werden die Unternehmen daran erinnert, dass sie bis 3. Januar des kommenden Jahres der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA) die Einstufung und Kennzeichnung ihrer chemischen Stoffe melden müssen.

Antonio Tajani, Vizepräsident der Euro-päischen Kommission und zuständig für die Politikfelder Industrie und Unterneh-men, und Umweltkommissar Janez Poto€nik äußerten sich wie folgt: „Unsere chemische Industrie muss nachhaltig sein. Aus diesem Grund fordern wir alle betroffenen Unter-nehmen dazu auf, rechtzeitig vollständige Dossiers zu übermitteln. Sicherlich sind diese Auflagen für die Wirtschaft sehr belastend, aber keineswegs umsonst: Sie sorgen dafür, dass die europäische chemische Industrie führend bleibt. Dieser Einsatz wird sich durch mehr Wettbewerbsfähigkeit, einen Innovati-onsschub, neue Arbeitsplätze für die Bürger Europas und eine sauberere und gesündere Umwelt bezahlt machen.“

Bis zum 10. September wurden rund 4 000 Dossiers bei der ECHA eingereicht und seit-

dem steigt die Zahl rapide an. Die Wirtschaft muss unbedingt ihre Dossiers so rasch wie möglich fertigstellen und einreichen. Die federführenden Registranten werden auf-gefordert, ihre Registrierungen bis zum 30. September vorzunehmen, damit bei etwai-gen Problemen ein Spielraum bleibt und die übrigen Registranten genügend Zeit haben, ihre Dossiers bis Ende November vorzulegen. Die Unternehmen sind verpflichtet, ihre Dos-siers mit Hilfe des REACH-IT-Tools elektro-nisch einzureichen.

Sowohl die Kommission als auch die ECHA bemühen sich nach Kräften, die Industrieun-ternehmen bei dieser Aufgabe zu unterstüt-zen. Einer Gruppe von Spitzenvertretern der Kommission, der ECHA und der Industriever-bände ist es gelungen, den Registrierungs-vorgang zu vereinfachen. Die Agentur arbei-tet verstärkt an der Veröffentlichung ausführ-licher Leitlinien in 22 EU-Sprachen.

Auch der Einsatz der Industrie verdient Aner-kennung. Der Termin rückt rasch näher und jetzt gilt es, Foren zum Austausch von Stoff-informationen (SIEF) einzurichten und zu leiten, damit die Unternehmen Daten über chemische Stoffe zu Registrierungszwecken gemeinsam nutzen können.

Dieser Registrierungsprozess betrifft nicht nur die chemische Industrie, sondern auch Akteure, die der Chemiebranche gar nicht direkt angehören, wie beispielsweise die Her-steller von Metall- oder Textilprodukten.

30. November 2010: Höchste Zeit für Unternehmen, ihre chemi-schen Stoffe zu registrieren

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Ausgabe Nr. 281/2010 EU-Report

Die Anwender von chemischen Stoffen sind darauf ange-wiesen, dass die Stoffe auf dem Markt erhältlich sind. Eine rechtzeitige Registrierung liegt daher auch in deren Interesse. Darüber hinaus müssen sie nach der Registrierung die verbes-serten Sicherheitsempfehlungen ihrer Lieferanten befolgen oder manchmal eine eigene Risikobewertung für ihre spezi-fischen Anwendungen vornehmen.

fristen für die neuregelung der Einstufung von Stoffen

Die Unternehmen müssen auch bedenken, dass sie die von ihnen verkauften Stoffe nach der neuen Verordnung für die Einstufung und Kennzeichnung bis 1. Dezember 2010 neu einstufen und der Agentur diese Einstufungen bis 3. Janu-ar 2011 melden müssen. Geert Dancet, Direktor der ECHA, ergänzt: „Den Unternehmen, die sich auf die Umsetzung der Verordnung über die Einstufung, Kennzeichnung und Verpa-ckung von Stoffen vorbereiten, können wir nur raten, sich um eine rechtzeitige Meldung zu bemühen. Nicht nur die ECHA sondern auch die nationalen Helpdesks stehen der Indus-trie, insbesondere den KMU, zur Seite, damit sie ihren Ver-pflichtungen nachkommen können.“ Die Einstufung ist ent-

scheidend, wenn zu beurteilen ist, ob ein chemischer Stoff die Gesundheit und Umwelt gefährdet; nach ihr richten sich auch die Informationen auf den Etiketten der Produkte, die die Arbeitnehmer und Verbraucher anwenden. Zu beachten ist, dass diese Meldungen auch für chemische Stoffe in gerin-gen Mengen vorgeschrieben sind. Dies bedeutet, dass eine viel größere Anzahl von Unternehmen betroffen ist, darunter auch KMU.

Weitere Informationen:

MEMO/10/400http://europa.eu/rapid/pressReleasesAction.do?reference=MEMO/10/400&format=HTML&aged=0&language=EN&guiLanguage=fr

http://ec.europa.eu/enterprise/sectors/chemicals/index_de.htm

http://ec.europa.eu/environment/chemicals/index.htm n

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Ausgabe Nr. 281/2010 EU-Report

Die EU-Kommissarin für Maritime Angelegenheiten und Fischerei, Maria Damanaki, hat heute den Vorschlag für die Mitteilung „Meereskenntnisse 2020“ vorgestellt, mit dem das Potenzial der Meereskenntnisse in Europa erschlossen werden soll. Hauptziel dieses dreigleisi-gen Ansatzes ist es, unser Verständnis der Meere und Ozeane in Europa zu verbes-sern, die Verwendung meereswissenschaft-licher Daten einfacher und kostengünstiger zu machen und die Wettbewerbsfähigkeit der Nutzer von meereswissenschaftlichen Daten zu verbessern.

Für Kommissarin Damanaki kommt dieser Vorschlag zur rechten Zeit und bringt viel-fache Vorteile. Die Mitteilung „Meereskennt-nisse 2020“ ist eine direkte Reaktion auf den Aufruf der Nutzer meereswissenschaftlicher Daten an die EU, Maßnahmen zu ergrei-fen. Deshalb haben wir diesen umfassenden Vorschlag vorgelegt, mit dem drei grundle-gende Ziele verfolgt werden. Erstens können wir durch die Beseitigung von Engpässen und die Senkung der Betriebskosten für die Nutzer dieser Daten privatwirtschaftlichen Unternehmen helfen, weltweit wettbewerbs-fähiger zu werden und der Herausforderung der Nachhaltigkeit zu begegnen; wir können die öffentliche Entscheidungsfindung auf allen Ebenen verbessern und wir können die meereswissenschaftliche Forschung unter-stützen. Zweitens können wir durch Erwei-terung des Zugangs zu qualitätsgeprüften, rasch verfügbaren und kohärenten Meeres-

daten zu mehr Wettbewerb und Innovati-on bei den Nutzern beitragen. Und drittens können wir durch Verringerung der Unsi-cherheit beim Wissen über die Ozeane und Meere eine solidere Grundlage zur Bewäl-tigung künftiger Veränderungen schaffen. Dies gibt den Unternehmen und öffentlichen Einrichtungen die Möglichkeit, die entschei-denden Ziele unserer Strategie für Europa 2020 zu erreichen."

Die Entwicklungen bei der Fischereiintensi-tät, in den Küstengebieten, bei den Schiff-fahrtsgebräuchen und bei der Offshore-Ener-gie sowie die Zunahme der Treibhausgas-konzentration in der Atmosphäre beschleu-nigen die Auswirkungen auf die Meere und Ozeane, die zwei Drittel unserer Erdoberflä-che ausmachen. Die Veränderungen durch diese menschlichen Tätigkeiten überlagern die natürlichen Rhythmen und Zyklen der Meereswelt. Da die Meeresströmungen der wichtigste Faktor für die Milde oder Strenge der Jahreszeiten in Europa sind, sind die Aus-wirkungen dieser Veränderungen weit über unsere Küstengemeinden hinaus auch für diejenigen spürbar, die tief im Binnenland leben und arbeiten. Gleichzeitig bieten die technologischen Fortschritte neue Möglich-keiten, die reichhaltigen und noch weitge-hend unerschlossenen Ressourcen der Meere nachhaltig und in verantwortlicher Weise zum Wohle der Menschheit zu nutzen.

Um diese Veränderungen verstehen, künftige Entwicklungen vorhersagen und diese Chan-

Meereskenntnisse 2020: Ein besseres Verständnis unserer Meere und Ozeane für mehr Wettbewerbsfähigkeit und Wachstum

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Ausgabe Nr. 281/2010 EU-Report

cen wahrnehmen zu können, müssen wir das heutige und frühere Meeresgeschehen beobachten. Die öffentlichen Ein-richtungen in Europa sind sich dieser Tatsache wohl bewusst und geben jedes Jahr mehr als eine Milliarde Euro aus, um Meeresdaten für so unterschiedliche Zwecke wie sichere See-schifffahrt, Schutz der Küstengebiete, Suche nach neuen Bio-materialen oder Schätzung der Fischbestände zu sammeln. Eine unlängst durchgeführte öffentliche Anhörung bei denje-nigen, die solche Daten für ihre Tätigkeit in Wirtschaft, aka-demischer Forschung und öffentlichem Dienst benötigen, ergab jedoch, dass diese Daten ihrem Zweck nicht gerecht werden. So können die Nutzer nur schwer feststellen, wel-che Daten bereits vorhanden sind. Es gibt Beschränkungen für den Zugang und die Nutzung der Daten. Weitere Hinder-nisse sind unterschiedliche Normen, Formate und Nomenkla-turen, Fehlen von Informationen zur Genauigkeit und Rich-tigkeit, die Preispolitik bestimmter Anbieter und mangelnde zeitliche oder räumliche Auflösung. Deshalb werden Chancen verpasst, auf der Grundlage dieser Daten innovative neue Pro-dukte und Dienstleistungen zu entwickeln. Die überwiegende Mehrzahl der in diesem Bereich Tätigen vertritt die Auffas-sung, dass diejenigen, deren Unternehmen leicht zugängliche Meeresdaten benötigen, nur mit Maßnahmen auf EU-Ebe-ne die Europa-2020-Ziele für intelligentes und nachhaltiges Wachstum erreichen können.

Der Vorschlag der Kommission zeigt, wie mit einem inte-grierten Ansatz unter Verwendung unterschiedlicher Rechts-instrumente allmählich eine Struktur aufgebaut wird, in der Beobachtungen gesammelt und zusammengestellt werden, die umfassende, bedarfsgerechte Datenebenen zu Meeres-räumen bietet.

Link zum Vorschlag: http://ec.europa.eu/maritimeaffairs/ n

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Ausgabe Nr. 281/2010 EU-Report

Fünf Millionen junge Europäer suchen Arbeit. Da vielen von ihnen die erforder-lichen Qualifikationen bzw. Erfahrungen fehlen, sind ihre Möglichkeiten jedoch begrenzt. Die Europäische Kommission startet heute die neue Leitinitiative „Jugend in Bewegung“. Diese soll den betroffe-nen jungen Menschen dabei helfen, das Wissen und die Fähigkeiten zu erwerben bzw. die Erfahrung zu sammeln, die sie für ihre erste Arbeitsstelle benötigen. Als Bestandteil der neuen EU-Strategie „Europa 2020“ umfasst die Initiative „Jugend in Bewegung“ 28 Schlüsselmaßnahmen, mit denen die allgemeine und berufliche Bildung stärker an den Bedürfnissen jun-ger Menschen ausgerichtet werden sol-len. Darüber hinaus sollen mehr junge Menschen mit einem EU-Stipendium für einen Studien- oder Ausbildungsaufenthalt im Ausland begeistert werden. Hierdurch soll die Beschäftigungsfähigkeit junger Menschen verbessert und ihnen der Zugang zum Arbeitsmarkt erleichtert werden.

Das für Bildung, Kultur, Mehrsprachigkeit und Jugend zuständige Kommissionsmit-glied Androulla Vassiliou sagte dazu: „Mit den Maßnahmen, die wir heute vorstellen, soll die Qualität der allgemeinen und beruf-lichen Bildung in Europa verbessert wer-den, um unsere jungen Menschen für den heutigen Arbeitsmarkt entsprechend aus-zurüsten. Damit sie ihr Potenzial vollstän-dig ausschöpfen können, wollen wir zudem die Anzahl der Schulabbrecher verringern

und den Anteil der jungen Menschen in der Hochschulbildung erhöhen. Die EU benöti-gt noch mehr hochqualifizierte, kompetente und innovative junge Menschen, wenn sie ihren Wohlstand für die Zukunft sichern will.“

László Andor, Kommissar für Beschäftigung, Soziales und Integration, erklärte: „Für Milli-onen junger Europäer steht das Finden einer Arbeit an erster Stelle. Auf nationaler und auf EU-Ebene wird „Jugend in Bewegung“ eine neue Dynamik hin zu einer besseren Unterstützung junger Menschen erzeugen, damit sie Arbeit finden, ihren Lebensunter-halt verdienen und eigene Pläne verfolgen können“.

Es ist Zeit zu handeln …

Gegenwärtig brechen zu viele junge Men-schen vorzeitig die Schule ab und zu wenige entscheiden sich für eine Hochschulausbil-dung. Europas künftiges Fachkräftepotenzial steht damit auf dem Spiel.

„Jugend in Bewegung“ spielt eine wich-tige Rolle für die Erreichung der Kernziele im Rahmen von Europa 2020. So soll bis 2020 die Schulabbrecherquote von 15 % auf 10 % gesenkt und der Anteil der jun-gen Menschen mit Hochschulabschluss bzw. vergleichbarem Abschluss von 31 % auf 40 % erhöht werden. Indem junge Menschen mit den für den Arbeitsmarkt von morgen erforderlichen Fähigkeiten ausgestattet wer-

Jugend in Bewegung – mehr Unterstützung für Europas Jugendliche

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den, unterstützen die Maßnahmen im Rahmen von „Jugend in Bewegung“ die Mitgliedstaaten dabei, die als Kernziel der EU festgelegte Beschäftigungsquote von 75 % innerhalb der nächsten zehn Jahre zu erreichen. Studien der Kommission haben gezeigt, dass im Jahr 2020 35 % der neuen Arbeits-plätze ein hohes Qualifikationsniveau und 50 % ein mittleres Qualifikationsniveau verlangen werden.

Die Wirtschafts- und Finanzkrise hat jungen Europäern den Zugang zum Arbeitsmarkt erschwert. Seit Beginn der Turbu-lenzen auf den Finanzmärkten ist die Anzahl junger Menschen auf Arbeitssuche von 4 auf 5 Mio. gestiegen. In der EU beträgt die Jugendarbeitslosigkeit nun fast 21 %.

Ein konzertiertes Vorgehen und eine konstruktive Politikkoor-dinierung sind erforderlich, um Maßnahmen auf Ebene der EU und der Mitgliedstaaten zu ermitteln. Die Kommission wird die Mitgliedstaaten bei der Konzeption dieser Maßnah-men unterstützen: Auf diese Weise sollen die am stärksten von Arbeitslosigkeit bedrohten Personen unterstützt, junge Unter-nehmer verstärkt gefördert sowie rechtliche und verwaltungs-technische Hemmnisse, die der Mobilität zu Lernzwecken und im Beruf entgegenstehen, beseitigt werden.

Unabhängige Untersuchungen haben gezeigt, dass mehr als 40 % der Arbeitgeber die durch Studien- und Arbeitsaufent-halte erlangten Erfahrungen wertschätzen: Junge Menschen verbessern auf diese Weise nicht nur ihre Sprachkenntnisse, sondern erwerben auch andere wertvolle Fähigkeiten. Die Kommission verfügt bereits über eine langjährige Erfahrung bei der Förderung der Mobilität durch die Stipendienpro-gramme Erasmus, Leonardo da Vinci, Grundtvig und Marie Curie.

Mit „Jugend in Bewegung“ sollen für alle jungen Menschen in Europa die Möglichkeiten für eine Mobilität zu Lernzwecken bis 2020 ausgeweitet werden. Die Kommission startet heute eine öffentliche Konsultation zur Zukunft ihrer Mobilitätspro-gramme für die Zeit nach 2013 (siehe http://ec.europa.eu/dgs/education_culture/consult/index_de.html).

10 zentrale Maßnahmen

Die Strategie „Jugend in Bewegung“ umfasst folgende gezielte Maßnahmen:

Einrichtung einer speziellen Website zu „Jugend in Bewe-1. gung“, die eine zentrale Anlaufstelle mit Informati-onen über Studien- und Arbeitsmöglichkeiten im Aus-land sowie Beratung zu EU-Stipendien und individuellen Ansprüchen bietet. Diese wird auf bestehende Initiativen wie das Portal für Lernangebote in ganz Europa (PLOTE-US) aufbauen.

Im Rahmen des Pilotprojekts „Dein erster EURES-Arbeits-2. platz“ werden Beratung, Unterstützung bei der Stellen-suche sowie finanzielle Hilfe für an einer Tätigkeit im Ausland interessierte Stellenbewerber wie auch für Fir-men (insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen) geboten. Das Projekt wird vom europäischen Netz der öffentlichen Arbeitsverwaltungen EURES verwaltet und wird ab 2011 zum Einsatz kommen.

Ein „Mobilitätsanzeiger“ wird die Fortschritte bei der 3. Beseitigung rechtlicher und technischer Hemmnisse, die der Mobilität zu Lernzwecken entgegenstehen, messen und vergleichen.

Die Kommission erwägt, gemeinsam mit der Europä-4. ischen Investitionsbank eine Europäische Studiendarle-hensfazilität einzuführen, um Studierende zu unterstüt-zen, die einen Studienaufenthalt oder ein Praktikum im Ausland absolvieren möchten.

Es werden die Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie im 5. Hinblick auf ein mehrdimensionales globales Hochschul-ranking vorgelegt, das ein umfassenderes und realis-tischeres Bild als bisherige Rankings von den Leistungen der Hochschuleinrichtungen vermitteln soll.

Darüber hinaus ist ein spezieller Jugendausweis im Rah-6. men von „Jugend in Bewegung“ geplant, der jungen Menschen Vorteile und Preisnachlässe bieten soll.

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Mit einem neuen „Europäischen Monitor für offene Stel-7. len“ wird ein Informationssystem zur Arbeitsmarktnach-frage in ganz Europa für Arbeitsuchende und Arbeitsbe-rater geschaffen. Der Start ist für dieses Jahr vorgesehen.

Die neue europäische Progress-Mikrofinanzierungsfazilität 8. der Kommission wird junge Unternehmer bei der Grün-dung oder beim Ausbau ihres eigenen Unternehmens finanziell unterstützen.

Die Kommission wird die Mitgliedstaaten zur Einführung 9. einer Jugendgarantie anregen, die gewährleisten soll, dass alle jungen Menschen innerhalb von sechs Monaten nach Verlassen der Schule eine Arbeitsstelle, einen Ausbil-dungsplatz oder eine Praktikumsstelle erhalten.

Die Kommission wird ebenfalls einen Europäischen Qua-10. lifikationspass vorschlagen, der auf den Europass aufbaut und Qualifikationen transparent und auf vergleichbare Weise erfasst. Der Start ist für Herbst 2011 vorgesehen.

Internet-chat

Die Kommissarin Androulla Vassiliou wird am Freitag, dem 17. September 2010, von 15.00 bis 16.00 Uhr live in einem Chat zum Thema „Jugend in Bewegung“ Rede und Antwort stehen. Fragen können vorab oder während des Chats in allen EU-Sprachen an folgende Adresse gesendet werden: [email protected].

Der Chat wird live unter folgender Adresse übertragen: http://webcast.ec.europa.eu.

Eine europaweite Informationskampagne wird „Jugend in Bewegung“ bekanntmachen und fördern. Spezielle Auftakt-veranstaltungen finden vom 8. bis 9. Oktober 2010 in Buda-pest, Ungarn, und vom 14. bis 16. Oktober 2010 in Bordeaux, Frankreich, statt.

Weitere Informationen

Website „Jugend in Bewegung“:http://europa.eu/youthonthemove

Videointerview mit den Kommissaren Vassiliou und Andor:http://ec.europa.eu/avservices/video/video_prod_en.cfm?type=details&prodid=17479&src=1

Mitteilung „Jugend in Bewegung“:http://ec.europa.eu/education/yom/com_en.pdf

„Jugend in Bewegung“ – Bürgerinfo:http://ec.europa.eu/education/yom/cs_en.pdf

Vorschlag für eine Empfehlung des Rates zur Mobilität zu Lernzwecken: http://ec.europa.eu/education/yom/rec_en.pdf

Arbeitsdokument der Kommissionsdienststellen: Ergebnis der öffentlichen Konsultation 2009 zur Mobilität zu Lernzwecken: http://ec.europa.eu/education/yom/wpconsult_en.pdf n

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Ausgabe Nr. 281/2010 EU-Report

Vom 16. bis zum 22. September 2010 werden sich Hunderte von Städten in ganz Europa und darüber hinaus an der Europäischen Mobilitätswoche beteili-gen, der weltweit größten Initiative zur Förderung des nachhaltigen Stadtverkehrs. Das Kampagnenthema 2010 „Clever unter-wegs, besser leben“ trägt den schädlichen Auswirkungen derzeitiger Trends im städ-tischen Verkehr auf die Gesundheit der Bürger Rechnung. Das Ziel ist, die kommu-nalen Behörden anzuregen, Alternativen zum Auto zu fördern und deren positiven Effekt auf die menschliche Gesundheit und die Umwelt hervorzuheben.

Der für Verkehr zuständige Vize-Präsident der Kommission Siim Kallas erklärte hierzu: „Der Großteil der Weltbevölkerung lebt in städ-tischen Gebieten. Und die meisten unserer täglichen Fahrten beginnen und enden in städtischen Gebieten, daher sind wir wirklich von den städtischen Nahverkehrssystemen abhängig. Wir alle leiden unter den nega-tiven Folgen des städtischen Verkehrs, wie Staus, Unfälle, schlechte Luftqualität oder Lärm, die eindeutig unsere Lebensqualität herabsetzen. Diese Probleme sind nicht auf die lokale Ebene beschränkt, sondern betref-fen die EU als Ganzes. Wenn wir zusammen-arbeiten, bin ich sicher, dass wir innovative und nachhaltige Wege finden können, um die Mobilitätsprobleme in den Städten anzu-gehen, und den Menschen mehr Alterna-tiven anbieten können, die ihren Bedürfnis-sen entsprechen.“

EU-Umweltkommissar Janez Potocnik sagte: „Zu viele Europäer nehmen auch für kurze Fahrten das Auto. Das ist ein Grund zur Sorge: Wenn mehr Auto gefahren wird, bedeutet das mehr Unfälle und mehr Luftver-schmutzung. Das Thema der Europäischen Mobilitätswochen 2010 „Clever unterwegs, besser leben“ sollte die kommunalen Behör-den wachrütteln, so dass sie sich stärker der Auswirkungen der Verkehrspolitik auf die städtische Umwelt und die Lebensqualität bewusst werden und den Menschen helfen, die klügere und gesündere Wahl zu treffen.“

clever unterwegs, besser leben

Die starke Nutzung von Kfz und insbesonde-re von Pkw birgt viele große Gefahren für die Gesundheit der Bürger. Hierzu zählen Ver-kehrsunfälle mit Toten und Verletzten, Atem-wegsinfektionen und -erkrankungen durch Luftverschmutzung sowie chronische Erkran-kungen wie Fettleibigkeit und Herz-Kreislauf-Erkrankungen aufgrund des zunehmenden Bewegungsmangels. Weitere Risikofaktoren für die körperliche und seelische Gesundheit sind die Vereinsamung und der Verlust des Gemeinschaftslebens, ausgelöst durch Ver-kehrsstaus und die Verringerung der öffent-lichen Räume ebenso wie Lärmverschmut-zung, die zu Schlafstörungen und Stress führt.

Die Mobilitätswoche soll die Fahrgewohn-heiten der Menschen ändern, indem ihnen umweltfreundliche Alternativen zum Auto

Europäische Mobilitätswoche 2010: „Clever unterwegs, besser leben“

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angeboten werden. Dabei erhalten die Menschen die Gele-genheit, alternative Verkehrsarten auszuprobieren, und die kommunalen Behörden haben die Möglichkeit, neue Dienst-leistungen und Infrastruktur zu erproben. Da die teilneh-menden Städte aufgefordert sind, mindestens eine Maßnah-me einzuführen, die dauerhaft erhalten bleibt, hat die Initiati-ve bleibende Wirkung. Der Höhepunkt ist ein autofreier Tag, der offiziell am 22. September vorgesehen ist. An diesem Tag machen die teilnehmenden Städte bestimmt Gebiete aus-schließlich für Fußgänger, Fahrradfahrer und die öffentlichen Verkehrsmittel frei.

höhepunkte der Mobilitätswoche 2010

Unter den zahlreichen Veranstaltungen, die in Bologna (Ita-lien) stattfinden, ist eine Versteigerung von gebrauchten Fahr-rädern, die ohne Besitzer in der Stadt gefunden wurden. Die Veranstaltung wird von einer Studentenvereinigung zusam-men mit der Kommune Bologna durchgeführt. Erfolgreiche Bieter erhalten Sicherheitsausrüstung, Broschüren über Ver-kehrssicherheit sowie Werbematerial und andere Geräte.

Der Smithfield Market in London wird am 17. September zum Treffpunkt für das erste „City Cycle Style Event“, das das Fahrradfahren als trendige Fortbewegungsart feiert. Die Teil-nehmer sind aufgefordert, sich in ihr bestes Radfahr-Outfit zu werfen und dort Designer von Fahrradmode zu treffen sowie Outfits und Sättel der neuesten Zweiradmodelle an- und aus-zuprobieren. Ein Teil des Veranstaltungserlöses wird an eine wohltätige Organisation fließen, die gebrauchte Fahrräder sammelt und nach Afrika bringt.

Die Stadt Brünn in der Tschechischen Republik hat eine Reihe von Aktionen geplant, die für Nordic Walking, Radfahren und Inlineskaten werben. Auf dem Programm stehen Stadt-

führungen, Trainings und öffentliche Sportübungen, die von Open-Air-Konzerten begleitet werden.

Immer mehr teilnehmer

Seit ihrer Einführung im Jahr 2002 hat die Zahl der Städte, die an der Mobilitätswoche teilnehmen, stetig zugenommen. Im vergangenen Jahr war eine Rekordbeteiligung von 2181 Städ-ten mit rund 237 Millionen Einwohnern zu verzeichnen. Dank der einwöchigen Kampagne wurden mehr als 4440 ständige Maßnahmen eingeführt. Die Europäische Mobilitätswoche ist ein Erfolgsmodell, das zunehmend auch von Ländern außer-halb Europas wie Argentinien, Kanada, Ecuador, Japan und Taiwan übernommen wird.

Koordiniert wird die Europäische Mobilitätswoche von Euroci-ties, Energie-Cités und Climate Alliance, drei Nichtregierungs-organisationen, die sich auf Fragen der städtischen Umwelt spezialisiert haben. Die Generaldirektion Umwelt der Europä-ischen Kommission unterstützt die Initiative finanziell und ver-leiht jedes Jahr die Auszeichnungen der Europäischen Mobili-tätswoche für das beste Programm von Veranstaltungen und Maßnahmen.

Weitere Informationen über die Europäische Mobilitätswoche auf der Website:

www.mobilityweek.eu n

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Die Europäische Kommission hat mit dem heutigen Tag ein EU-Instrument zur Unterstützung der frühzeitigen Demonstration von CO2-Bindung und -Speicherung (CCS) in großem Maßstab eingeführt. Das „CCS Project Network“ ist weltweit das erste Netz von CCS-Demonstrationsprojekten, mit dem der Wissensaustausch gefördert und die Öffentlichkeit über die Rolle der CCS bei der Eindämmung der CO2-Emissionen infor-miert werden soll. So dürfte der Lernprozess beschleunigt und sichergestellt werden, dass die Kommission dazu beitragen kann, die Möglichkeiten der CCS auf sichere Weise zu nutzen und die Technologie wirt-schaftlich tragbar zu machen.

EU-Energiekommissar Günther Oettinger erklärte: „CCS gehört zu den zentralen Tech-nologien, die heute ausgebaut werden müs-sen, damit wir in den kommenden Jahr-zehnten die CO2-Emissionen im Energie-sektor entscheidend senken können. Dies ist für die großen Projektträger in Europa ein großer Schritt nach vorne und eine Gele-genheit, zusammenzuarbeiten und Wissen-schaft, Industrie und Öffentlichkeit über ihre Fortschritte auf dem Laufenden zu halten. Der Austausch von Wissen wird entschei-dend sein für eine schnellere Verbreitung umweltfreundlicher Energietechnologien in Europa und weltweit."

Die ersten Netzmitglieder, die eine Verein-barung über den Wissensaustausch unter-

zeichnet haben, sind alle Träger von CCS-Projekten, die durch das Europäische Ener-gieprogramm zur Konjunkturbelebung (EEPR) der Europäischen Kommission unter-stützt werden. Voraussetzung für den Emp-fang von EU-Mitteln ist die weitestmögliche Verbreitung der Projektergebnisse. Es soll eine sichtbare Gruppe von Projekten entste-hen, die alle eine wirtschaftlich tragfähige CCS bis 2020 zum Ziel haben.

Um zu gewährleisten, dass das CCS-Pro-jektnetz für den europäischen Energiesektor generell von Nutzen ist, wurde ein jährlich zusammentretender Beirat (Advisory Forum) eingerichtet, der die Fortschritte überwa-chen und ermitteln soll, welche Kenntnisse am besten im Rahmen der Tätigkeit des Netzes gewonnen werden können. Heute findet die erste Zusammenkunft des Beirats statt, in der die Europäische Kommission und die Europäische Technologieplattform für das mit fossilen Brennstoffen betriebene emissionsfreie Kraftwerk (ZEP) gemeinsam den Vorsitz führen und an der Vertreter der Mitgliedstaaten, ZEP, CCS-Demonstrations-projekte, Forscher, NRO und internationale Organisationen teilnehmen.

Weitere Einzelheiten zum „CCS Project Net-work“ finden Sie auf folgender Website: http://www.ccsnetwork.eu/ n

Kommission richtet weltweit erstes Projektnetz zur CO2-Bindung und -Speicherung ein

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G R E E N B U D G E T G E R M A N Y

FORUM ÖKOLOGISCH-SOZIALE MARKTWIRTSCHAFT

GREEN BUDGET GERMANY (GBG) • FORUM ÖKOLOGISCH-SOZIALE MARKTWIRTSCHAFT e.V. Schwedenstraße 15a · D-13357 Berlin · Fon/Fax +49-30-76 23 991-30/-59 · [email protected] · www.foes.de GLS Gemeinschaftsbank eG Konto 804 371 3000 · BLZ 430 609 67 · IBAN DE87430609678043713000Gemeinnützig zur Förderung wissenschaftlicher Zwecke laut Finanzamt München für Körperschaften

FACT-SHEET ÖKOSTEUERAUSNAHMEN

DIE WESENTLICHEN FAKTEN UND ARGUMENTE

September 2010

A. ÜBERSICHT ÜBER DIE BESTEHENDEN BAUSTEINE FÜR SONDERREGELUNGEN

Unternehmen, vor allem des produzierenden Gewerbes, haben im Rahmen der Energie- und Strom-besteuerung Anspruch auf umfangreiche Sonderregelungen. Diese wurden seit Einführung der Öko-logischen Steuerreform im Jahr 1999 mehrfach geändert, nach aktuellem Stand gelten drei wesent-liche Elemente: 1. Allgemeine Steuerbegünstigung: Das produzierende Gewerbe, die Land- und Forstwirtschaft

sowie die Teichwirtschaft und Behindertenwerkstätten zahlen nur jeweils 60 Prozent der Re-gelsteuersätze auf Heizstoffe und Strom.

2. Spitzenausgleich (Nettobelastungsausgleich): Unternehmen des produzierenden Gewerbes, de-ren Ökosteuerbelastung über der Entlastung durch die Senkung der Rentenversicherungsbei-träge liegt, erhalten bis zu 95% der über die Rentenversicherungsentlastung hinausgehenden Ökosteuerlast erstattet.

3. Steuerbefreiungen für bestimmte energieintensive Prozesse wie z.B. in der Glas-, Keramik-, Zement-, Kalk-, Baustoff-, Düngemittel- und Metall verarbeitenden Industrie sowie eine Steuerbegünstigung von Seehafenbetrieben kommen hinzu.

Nach dem Subventionsbericht 2010 der Bundesregierung haben die Sonderregelungen aktuell ein Gesamtvolumen von 5,3 Mrd. Euro:

Summe Energie StG StromStG Mio. € Mio. € § Mio. € §

1. Allgemeine Steuerbegünstigung 2.420 320 § 54 2.100 § 9 (3) 2. Spitzenausgleich 1.960 160 § 55 1.800 § 10 3. Steuerbefreiung energieintensive Prozesse 900 600 §§ 37, 51 300 § 9a Summe 5.280 1.080 4.200

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Nachfolgend wird für die einzelnen Regelungen dargestellt, welche Änderungen die Bundesregie-rung im Rahmen ihres Sparpakets vorsieht und wie diese zu beurteilen sind. Die folgenden Tabellen geben einen Überblick über die gesetzlichen Änderungen, wobei auch zwischen dem ursprüngli-chen Referentenentwurf aus dem Finanzministerium und dem aktuellen Kabinettsentwurf unter-schieden wird. Die Bundesregierung beabsichtigt, im Rahmen der Neuregelung bei den Ökosteuer-ausnahmen im Jahr 2011 1,0 Mrd. Euro und in den Folgejahren je 1,5 Mrd. Euro umweltschädliche Subventionen abzubauen.

StromStG

Regelung § StromStG Status Quo Referentenentwurf HH-Begleitgesetz

Allg. Steuerbegünstigung 9 Abs. 3 60% des Regelsteuer-satzes

80% des Regelsteu-ersatzes

80% des Regelsteu-ersatzes

Sockelbetrag 9 Abs. 5 25 MWh voll ver-steuert = 512,50 €

-- --

Sockelbetrag (neu) 9 b Abs. 2 -- 5000 € (Vergünstigungsbetrag von 1000 €)

2500 € (Vergünstigungsbetrag von 500 €)

Spitzenausgleich Sockelbetrag*

10 Abs. 1 512,50 € 5000 € 2500 €

Spitzenausgleich Rückerstattung

10 Abs. 2 95% 85% (2011), 65% (2012)

73%

Steuerbefreiung für best. Prozesse und Verfahren

9a Steuerbefreiung Steuerbefreiung Steuerbefreiung

* Der Sockelbetrag beim Spitzenausgleich wird nicht zusätzlich zum Sockelbetrag bei der allgemeinen Steuerbegüns-tigung gezahlt, sondern gilt für beide Regelungen analog

EnergieStG

Regelung § EnergieStG Status Quo Referentenentwurf HH-Begleitgesetz

Allg. Steuerbegünstigung 54 Abs. 1 60% der Regelsteuer-sätze

80% der Regelsteu-ersätze

80% der Regelsteu-ersätze

Sockelbetrag 54 Abs. 3 512,50 € (Vergünstigungsbetrag von 205 €)

5000 € (Vergünstigungsbetrag von 1000 €)

2500 € (Vergünstigungsbetrag von 500 € )

Spitzenausgleich Sockelbetrag*

55 Abs. 3 512,50 € (= 307,50 € bezogen auf reduzierte Steuersätze)

5000 € (= 4000 € bezogen auf reduzierte Steuersätze)

2500 € (= 2000 € bezogen auf reduzierte Steuersätze)

Spitzenausgleich Rücker-stattung**

55 Abs. 2 95% 85% (2011), 65% (2012)

73%

Steuerbefreiung für best. Prozesse und Verfahren

51 Steuerbefreiung Steuerbefreiung Steuerbefreiung

* Der Sockelbetrag beim Spitzenausgleich wird nicht zusätzlich zum Sockelbetrag bei der allgemeinen Steuerbegüns-tigung gezahlt, sondern gilt für beide Regelungen analog

** Die Rückerstattung ist bei der Energiesteuer nicht für die gesamte Steuerlast, sondern nur für den Bereich der „Öko-steuer-Mehrbelastung“ möglich (die Erhöhung der Steuersätze infolge der ökologischen Steuerreform, vgl. § 55 Abs. 3 EnergieStG)

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B. ÜBERBLICK ÜBER DIE REFORMVORSCHLÄGE UND BEURTEILUNG DURCH DAS FÖS

1. Reduzierter Ökosteuersatz (allgemeine Steuerbegünstigung) für produzierendes Gewer-be, Land- und Forstwirtschaft, Teichwirtschaft, Behindertenwerkstätten

Bisherige RegelungDas produzierende Gewerbe, die Land- und Forstwirtschaft, die Teichwirtschaft und Behinderten-werkstätten zahlen nur jeweils 60 Prozent der Regelsteuersätze auf Heizstoffe und Strom. Die redu-zierten Sätze gelten erst oberhalb eines festgelegten Mindestvolumens an verbrauchten Heizstoffen bzw. Strom.1 Von dieser Regelung profitieren ca. 120.000 Unternehmen.

Pläne der RegierungDie Regierung beabsichtigt die Erhöhung der ermäßigten Steuersätze auf 80 Prozent der Regelsteu-ersätze. Darüber hinaus wird das Mindestvolumen an verbrauchten Heizstoffen bzw. Strom für die Anwendung der Vergünstigung auf einen Betrag von je 2500 Euro angehoben. Der Referentenent-wurf des BMF sah noch doppelt so hohe Sockelbeträge von je 5.000 Euro vor, erste Regierungsplä-ne beabsichtigten sogar 20.000 Euro.

Kritik der WirtschaftWerner Schnappauf (BDI-Hauptgeschäftsführer) warnt: "Die geplante Erhöhung der Ökosteuern für die energieintensiven Industrien gefährdet die Existenz wichtiger Industrien am Standort Deutschland. Wer diese Unternehmen im beginnenden Aufschwung mit zusätzlichen Lasten belegt, gefährdet die wirtschaftliche Erholung - und damit Wachstum und Jobs in Deutschland."Martin Wansleben (DIHK-Hauptgeschäftsführer) meint hingegen: „Natürlich gibt es Argumente gegen jede einzelne Maßnahme des Pakets.“ Das gelte auch für die Notwendigkeit, die einzelnen Maßnahmen auf Verbesserungen hin zu überprüfen. „Ich werbe dennoch dafür, das Sparpaket jetzt nicht wieder aufzuschnüren.“ Das gemeinsame Konsolidierungsziel sei ohne „unpopuläre Schritte“ nicht zu erreichen. „Wer Änderungen am Paket für zwingend hält, muss zumindest einen konkreten Alternativvorschlag vorlegen.“

Beurteilung des FÖSDie allgemeinen Ermäßigungen begünstigen auch Unternehmen, die durch die abgesenkten Renten-versicherungsbeiträge ohnehin Nettogewinner der Ökosteuerreform sind und/oder die kaum dem in-ternationalen Wettbewerb ausgesetzt sind. Da diese Unternehmen zudem überwiegend nicht am Emissionshandel teilnehmen, fordert das FÖS die Abschaffung der allgemeinen Steuerbegünstigun-gen. Eine Evaluation im Auftrag des Finanzministeriums ergab, dass von den rund 120.000 begüns-tigten Unternehmen viele nicht dem internationalem Wettbewerb ausgesetzt sind.2 Für tatsächlich deutlich belastete Unternehmen greift ohnehin der Spitzenausgleich. Ein Abbau der Vergünstigun-gen würde Anreize zu technologischen Innovationen und zu mehr Energieeffizienz schaffen. Wenn die Bundesregierung an reduzierten Ökosteuersätzen festhalten will, wäre zumindest ein Mo-dell näher zu prüfen, bei dem Unternehmen, die nicht den Spitzenausgleich erhalten, eine Ermäßi- 1 Stromsteuer: Vergünstigte Steuersätze werden erst oberhalb eines Verbrauchs von 25 MWh/Jahr gewährt (entspricht

Stromsteuern von 512,50 Euro), vgl. StromStG § 9 (3,5). Energiesteuer: Vergünstigte Steuersätze werden nur dann gewährt, wenn der Entlastungsbetrag mindestens 205 Eu-ro/Jahr beträgt, vgl. EnergieStG § 54 (3). Bei einer Vergünstigung der Steuersätze um 40% entspricht dies ebenfalls einem Sockelbetrag von 512,50 €.

2 zit. nach Umweltbundesamt (2010): Umweltschädliche Subventionen in Deutschland – Aktualisierung für das Jahr 2008, S. 7. URL: http://www.umweltdaten.de/publikationen/fpdf-l/3780.pdf

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gung bei der Energiesteuer nur bei Nachweis eines Energiemanagement-Systems erhalten. Ein E-nergiemanagement-System ist vor allem sinnvoll für mittelgroße, nicht besonders energieintensive Unternehmen. Bei diesen ist der Energieverbrauch typischerweise einerseits so hoch, dass durch ein Energiemanagement-System relevante Einsparpotenziale erschlossen werden können; andererseits aber nicht so hoch, dass die Unternehmen bereits aus hohem wirtschaftlichem Eigeninteresse spar-sam und effizient mit Energie umgehen.

2. Spitzenausgleich

Bisherige RegelungEnergieintensive Unternehmen des produzierenden Gewerbes, deren Ökosteuerbelastung höher liegt als die Entlastung der Arbeitskosten durch die Senkung der Rentenversicherungsbeiträge im Rahmen der ökologischen Steuerreform, erhalten bis zu 95 Prozent der über die Rentenversiche-rungsentlastung hinausgehenden Steuerzahlungen erstattet.3 Diese Erstattung betrifft die nach Er-mäßigung (allg. Steuerbegünstigung, s.o.) verbleibende „Ökosteuermehrbelastung“.4 Den bei der allgemeinen Steuerbegünstigung angewendeten Sockelbetrag an Strom- und Energiesteuer muss je-des der rund 20.000 betroffenen Unternehmen somit in jedem Fall zahlen, erst danach greift der Spitzenausgleich.5

Pläne der RegierungDer erste Entwurf aus dem BMF sah eine Absenkung der Rückerstattung von 95 auf etwa 80 Pro-zent vor. Nach einer Überarbeitung beabsichtigte das Ministerium zunächst eine weitere Absenkung für das Jahr 2012 auf dann 60 Prozent. Im Rahmen des Haushaltsbegleitgesetzes wurden die Werte auf 73 Prozent korrigiert, so dass es keine weitere Absenkung in 2012 geben soll. Darüber hinaus soll der Sockelbetrag der Steuerbelastung, der vom Spitzenausgleich ausgenommen ist, an die geplante Erhöhung bei der allgemeinen Steuerbegünstigung angepasst werden (je 2500 Euro). Im früheren BMF-Entwurf war ursprünglich jeweils eine doppelt so hohe Schwelle vorgese-hen.

Kritik der WirtschaftWerner Schnappauf (BDI-Hauptgeschäftsführer) warnt: "Die rote Linie ist da überschritten, wo die energieintensiven Industrien in ihrer Wettbewerbsfähigkeit getroffen werden. Wer die Hand an den Spitzenausgleich legt, vernichtet das Fundament der deutschen Industrie." Man brauche auch Stahl, um Windräder zu bauen. Die Erhöhung des Sockelbetrags belastet vor allem kleine Unternehmen, da sie durch ihren geringe-ren Gesamtumsatz unter dem Sockelbetrag bleiben und somit nicht von den Begünstigungen profi-tieren. Für kleinere Unternehmen ist ein Betrag von 5.000 € oder gar 20.000 € eine verhältnismäßig höhere Belastung als für einen Milliardenkonzern.

3 Die Entlastung bei den Rentenversicherungsbeiträgen errechnet sich aus der Differenz von den aktuellen RV-

Beitragssätzen (maximal 19,5%) und den theoretisch höheren Sätzen von 20,3 Prozent. 4 Die Rückerstattung wird nicht auf die gesamte Energiesteuerlast angewendet, sondern betrifft nur den Ökosteueran-

teil der Energiesteuer (die Erhöhung der Steuersätze infolge der ökologischen Steuerreform, vgl. § 55 Abs. 3 Ener-gieStG). Bei der Stromsteuer ist hingegen die gesamte Steuerlast maßgeblich, da die Stromsteuer erst im Rahmen der ökologischen Steuerreform eingeführt wurde.

5 Wie bei der allgemeinen Steuervergünstigung gilt auch der Spitzenausgleich erst oberhalb des „Sockelbetrags“, der in jedem Fall zu entrichten ist. Er beträgt bei der Strom- und Energiesteuer je 512 Euro/Jahr (StromStG § 10, Ener-gieStG § 54).

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Beurteilung des FÖSDer Spitzenausgleich führt dazu, dass die begünstigten Unternehmen nur 3 Prozent des normalen Stromsteuersatzes zahlen und infolgedessen kaum Anreize zum energiesparenden Verhalten haben. Der bisher zu zahlende Sockelbetrag von 512 Euro ist ebenfalls zu niedrig, um hier signifikante Verhaltensänderungen bewirken zu können. Das FÖS begrüßt daher die Absenkung des Spitzenausgleichs, setzt sich jedoch grundsätzlich für dessen Ersatz durch ein Modell ein, das individuell für die Unternehmen bzw. Betriebe einen Indi-kator für die Energieintensität zugrunde legt und sich Unternehmen beschränkt, die tatsächlich im internationalen Wettbewerb befinden. Die Energieintensität sollte als Kriterium für die Höhe der Rückerstattung herangezogen werden. Unserer Einschätzung nach ist unter den in der EU-Energiesteuer-Richtlinie aufgeführten Indikatoren der Anteil der Energiesteuerbelastung am Netto-produktionswert (NPW) am geeignetsten und sollte daher Kernelement der Reform der Sonderrege-lungen werden. Unter Anwendung dieses Modells würde auch die bisherige Regelung zum Sockel-betrag wegfallen. Sollte am Modell des Spitzenausgleichs festgehalten werden, teilt das FÖS grundsätzlich die Kritik an der ungünstigen Belastungsstruktur bei einer zu starken Anhebung des Sockelbetrags, da kleine Unternehmen verhältnismäßig stärker belastet werden. Dennoch sind als Vorteile die Reduzierung des Verwaltungsaufwands aufgrund der Verringerung der Fallzahlen und die Steuermehreinnahmen zu nennen. Nach Einschätzung des FÖS sind auch für mittelständische Unternehmen Belastungen von bis zu 10.000 Euro im Jahr zu verkraften. Auf diese Weise werden Innovationsprozesse und der entsprechende Einsatz von Energie-Effizienzmaßnahmen und Erneuerbaren Energien angestoßen, zumal derartige Maßnahmen größtenteils rentabel dargestellt werden können.

3. Befreiung energieintensiver Prozesse und Verfahren

Bisherige RegelungSeit dem 1.8.2006 bestehen mit den Neuregelungen des Energiesteuergesetzes Steuerbefreiungen für bestimmte energieintensive Prozesse wie z.B. in der Glas-, Keramik-, Zement-, Kalk-, Bau-stoff-, Düngemittel- und Metall verarbeitenden Industrie.

Pläne der RegierungNach bisherigem Kenntnisstand beabsichtigt die Regierung die Beibehaltung der Steuerbefreiung für diese Bereiche.

Kritik der WirtschaftDa es bei dieser Regelung voraussichtlich zu keinen Änderungen kommen wird, gibt es explizit da-zu keine Kritik seitens der Wirtschaft. Jedoch wird die Belastung energieintensiver Unternehmen in Verbindung mit der Senkung des Spitzenausgleichs kritisiert.

Beurteilung des FÖSUm eine stärkere ökologische Lenkungswirkung erreichen zu können, gilt es gerade bei den klima-schädlichsten Prozessen anzusetzen. Die Befreiung von energieintensiven Prozessen sollte zumin-dest auf solche Sparten begrenzt werden, die tatsächlich im internationalen Wettbewerb stehen – das ist z.B. bei der Zementindustrie deutlich nicht der Fall. Eine Härtefallregelung könnte die grundsätzliche Befreiung ersetzen und so diejenigen Unternehmen weiterhin unterstützen, die tat-sächlich einem hohen internationalen Wettbewerbsdruck ausgesetzt sind. Zudem sollte die Befrei-ung an die Einführung eines Energiemanagement-Systems gekoppelt werden.

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FÖS Seite 6

GREEN BUDGET GERMANY (GBG) • FORUM ÖKOLOGISCH-SOZIALE MARKTWIRTSCHAFT e.V. (FÖS)

Ein in der aktuellen Debatte unterbelichteter Aspekt ist darüber hinaus die Frage, inwieweit die nicht oder stark ermäßigt besteuerten Energieverbräuche systematisch dem Emissionshandel unter-liegen. Die Grundlinie aus umweltökonomischer Sicht sollte sein, dass zumindest diejenigen Ener-gieverbräuche von starken Ermäßigungen ausgenommen werden, die auch vom Emissionshandel nicht oder nur unzureichend (z.B. durch kostenlose Zertifikatevergabe) erfasst sind.

C. DER ABBAU VON ÖKOSTEUERAUSNAHMEN UND DAS SPARPAKET

• Allgemein wird das Sparpaket der Bundesregierung (nach Auffassung des FÖS zu Recht) als einseitige Belastung der privaten Haushalte und hier durch die Kürzungen im Sozialbereich insbesondere der unteren Einkommensschichten kritisiert. Nur wenige E-lemente des Sparpakets betreffen den Unternehmensbereich. Daher ist es wichtig, zu-mindest diese wenigen Elemente ambitioniert umzusetzen.

• Die Vorschläge des Entwurfs zum Abbau von Sonderregelungen sind sinnvoll und set-zen auch an den richtigen Hebeln an. Diese aus unserer Sicht längst überfälligen Maß-nahmen korrigieren einerseits Fehlentwicklungen bei der Nutzung von Steuervergünsti-gungen und tragen andererseits vor allem zu mehr Energieeffizienz seitens der Wirt-schaft bei und fördern dadurch Innovationen. Mit einer Anhebung der Sockelbeträge und der ermäßigten Steuersätze werden Unternehmen mit einem geringeren Energiebe-darf von den Steuerbegünstigungen ausgenommen. Bei diesen kann angenommen wer-den, dass sie überwiegend nicht im internationalen Wettbewerb stehen. Aus Klima-schutzsicht sollte die Grenzbelastung und damit die Anreizwirkung zur Energieeinspa-rung stärker gesteigert und die Sonderregelungen auf die wirklich energieintensiven Un-ternehmen konzentriert werden.

• Der Abbau von klimaschädlichen Subventionen stellt einen sinnvollen Beitrag zur Haushaltskonsolidierung dar. Es können so fiskalische mit ökologischen Zielen sinnvoll verbunden werden. Allerdings geht die Umsetzung der Maßnahmen teilweise nicht weit genug. In Anbetracht von mehr als 48 Mrd. Euro umweltschädlicher Subventionen im Jahr sind die Pläne des Sparpakets in diesem Bereich insgesamt unzureichend.