einzelreferate und buchbesprechungen

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Page 1: Einzelreferate und Buchbesprechungen

18o2 K L I N I S C H E W O C H E N S C H

diesem Gegenstand besch/iitigende Verordnung fiber ]31ei- farbenfabriken vom 17. I. 192o ,,die Erm/ichtigung ist erst zu erteilen, nachdem sich der Arzt zur Befolgung der yore Reichsarbeitsminister festgestellten I)ienstanweisung ver- pflichtet hat" und ,,wenn der Unternehmer einem mit der Uberwachung des gesundheitlichen Zustandes der Arbeiter beanftragten Arzt k/indigen will, so hat er dieses der h6heren Verwaltungsbeh6rde anzuzeigen und die Gr/inde dafiir anzu- geben". Dieser Gang der Entwicklung zeigt uns wohl, nach welcher Richtung die Entwicklung welter fortgehen muB, soil die/irztliche Uberwachung eine wir!dich wirksame werden : nach der Richtung m6glichster Unabh/ingigkeit des Arztes yon Arbeitgeber und Arbeitnehmer, eine Unabh/ingigkeit, die nur dadurch roll erreicht werden kann, dab die Staats- verwaltung sich die Ernennung dieser Nrzte vorbehi~lt.

Ein anderer Schritt zur grfassung der Gewerbekrank- heiten wurde durch die lBestimmung der Reichsversicherungs- ordnung gemacht, nach der der Vorstand der Krankenkassen verpflichtet ist, den Gewerbeaufsichtsbeamten auf Verlangen Auskunft fiber die Zahl und Art der Erkrankungen zu erteilen. Diese Bestimmung t ra t am I. I. 1914 in Kraft, doch haben schon 1912 die preuBischen Gewerbeaufsichtsbeamten auf Grund eines Ministerialerlasses sich an die IZrankenkassen um Auskunft fiber die Fglle yon Erkrankungen durch Blei, Quecksilber, Arsen, Phosphor gewandt. In Bayern wurde den I(rankenkassen die Meldung dieser und noch anderer Vergiftungen aufgetragen. Doch wird allgemein zugegeben, dab die Meldungen einerseits nur sehr unvollstgndig erfolgen, sie andererseits abet eine groBe Anzahl irriger Diagnosen enthalten. Auch kommt versp~teten, z. 13. aus AnlaB der Jahresabschliisse erstatteten lVIeldungen wenig 13edeutung zu. Notwendig w/ire es, dab die Krankenkassen alle zu ihrer Nenntnis gelangenden gewerblichen Erkrankungen sofort und an eine sachverst/indige iirztliehe Stelle: je nach 6rtlichen Verh/iltnissen an den Landesgewerbearzt, den Kreisarzt oder einen besonderen mit derartigen Aufgaben zu b e t r a u e n d e n Arzt melden.

Die Reichsversicherungsordnung gibt dem Bundesrat das Recht, ,,die Unfallversicherung auf best immte gewerbliche Berufskrankheiten" auszudehnen. Mit Bekanntmachung vom 12. X. 1917 wurde bestimmt, dab Todes/iille infolge Vergiftung mit aromatischen Nitroverbindungen, den Todes- f/iilen durch Unfall gleichzustellen und Ms solche zu ent- sch~digen sind:

R I F T. i. J A H R G A N G. N r. 36 2. SEPTEMBER 1922

Die Einfiihrung einer grztlichen Meldepflicht ffir berufliche Erkrankungen -- nur der Milzbrand ist auf Grund anderer Bestimmungen bis jetzt meldepflichtig -- wird jetzt vieI diskutiert. Mit IRecht wird betont, dab die Anzeigepflicht zun~chst eine beschrgnkte, auI eine Meinere Anzahl woM charakterisierter Vergiftungen sich erstreckende sein m~sse, mit Reeht abet auch darauf hingewiesen, dab selbst bei diesen die Diagnosenstellung alles zu wfinschen fibriglgBt In der Tat scheint es notwendig, daffir zu sorgen, dab die Diagnose der gemeldeten F/ille einer Nachpr/ifung unterzogen werde. An dieser werden die Gewerbegrzte zweifellos mitznwirken haben. Doch ist eine sol.che Nachprfifung nur mSglich, wenn die Meldung rechtzeitig und direkt an die mit der Nachpr/ifung betraute Stelle erfolgt.

Nach der Anschauung vieler soll diese Anzeigepflicht dann die Grundlage ffir die spgter einzufiihrende Gleichstellnng wenigstens gewisser Gewerbekrankheiten mit den Unfgllen bieten. Ich glanbe aber, dab nicht die Anzeigepflicht die Voraussetzung f/Jr diese Gleichstellung, sondern nmgekehrt , die Gleichstellung die Voranssetzung ffir die wirldiche Durch- ffihrung der Anzeigepflicht ist.

Die Durchffihrung der Anzeigepflicht wird alles zu wfinsehen fibriglassen, solange sie keinem unmittelbar praktischen Zwecke dient, solange weder Arbeitgeber noch Arbeitnehmer ein Interesse an ihrer Durchffihrung, sondern der erstere nncl unter Umst/inden auch der letztere nur Interesse an ihrer Nichtdurchffihrung haben. Mir erscheint der einzuschlagende Weg also ein gerade umgekehrter sein zu mfissen als der heute vielfach vorgeschlagene; demnaeh also GleiehsteUung einer sehr beschrs Anzahl gewerblicher Vergiitungen mit den Unf/illen, Einffihrung der Anzeigepflicht nut fiir diese Ver- giftungen, NachpriiJung jedes dieser Fglle durch die Gewerbe- /irzte nnd andere yon den BelffSrder~ mit dieser Aufgabe zu betrauende Arzte, welch letzteren auch die Durchffihrung der vorgeschriebenen periodischer~ Untersuehungen in Fabrik- betrieben zu fibertragen wgre. Wie weir hierzu die Kreis- grzte zu verwenden, wie welt hierzu andere Krzte yon den Beh6rden zu bestimmen wgren, miil3te yon lokalen Ver- hNtnissen abhgngen.

Hinzugeffigt sei noch, dab diese Heranziehnng weiterer Krzte keineswegs mit einer Belastung des Staatshaushaltes verbunden sein mfigte, da hierffir einerseits diejenigen Stellen, die bisher diese Kosten tragen (Betriebsunternehmungen} eufzukommen h/itten, andererseits jene, die kfinftig daran interessiert sein werden (Unfallerhebungen, Berufsgenossen- schaften) zur Kostentragung heranznziehen w/iren.

R E F E R A T E N T E I L . EINZELREFERATE UND BUCHBESPRECHUNGEN.

ALLGEMEINES. LEHRBOCHER.

O Rauber-Kopsch, Lehrbuch und Atlas der Anatomie des Menschen. In 6 Abteilungen. Abt. 2: I(nochen, Bgnder. i2., verm. u. verb. Aufl. Von FI~. KOPSCH. IV, 353 S. u. 43o z. TI. farb. Abbil- dungen. Leipzig: Georg Thieme 1922. Geh. M. IOO.--, geb. M. 15o.--.

V, on der neuen Auflage des vim benutzten Lehrbuches liegt vor- lgufig der 2. Band mit der Ignoehen- und Bgnderlehre vor. Er zeigt keine wesentlichen ~nderungen gegenflber der vorangehenden Auf- lage. Der Vorzug des bekannten Buches lieg% in der groBen Reich- haltigkeit, abet eben darin, in dem oft wahllosen Eingehen anf Einzeliragen und der dadurch hervorgerulenen verminderten Einheitlichkeit sein wesentlichster Fehler. Die Ausstattung ist wieder auf vorkriegsmgt3iger H6he. VOLT, GSttingen.

O Lehrbueh der ehirurgischen Krankenpflege ffir Pflegerinnen und Operationssehwestern. Von P. JANSSEN. 4., neubearb. Aufl. XII, 293 Seiten und 3o6 Abbildungen. Leipzig: g. C. W. Vogel i922. Brosch. 2vI. 12o.--, geb. hi. 15o.--.

Das Buch empfiehlt sich schon guBerlich durch die vollendete ,,Friedensausstattung". Auch die Abbildungen sind meist recht gut, wenn auch einzelne - - wie die auf S. 55 befindliche, kaum als solche erkennbare Wiedergabe einer klilzbrandpustel - - wohl k anfdg

besser ersetzt worden. Andere, wie die mikroskopisehen Bilder der ~Wundheilung, erseheinen entbehrlieh. Besonders gut is% der prak- tische Teit geraten, der eine oifenbar ausgedehnte pers6nliche Er- fMarung des Verfassers in der Schwesternausbildung erkennen l~il3t. Nichf fiberal! kann Ref. dagegen dem I. Hauptabschnitt, der im wesentlichen das Stoffgebiet der allgemeinen Chirurgie behandelt, zustimmen. Es gilt dies insbesondere fOr die unterschiedslose Ausdehnung des Begriffes der Wunde auch auf geschlossene Ver- letzungen - - Kontusionen, Distorsionen, Frakturen usw. - - sowie auf Ulcerafionen nnd Fisteln (,,Wunden als Folge yon Erkrankun- gen"). Geht doch das iundamentate und auch didaktisch unent- behrliche Kriterium der [rischer~ Wunde - - im hergebrachten Sinne --, welches in der bakteriellen Gefghrdung besteht, hierbei v611ig verloren. Eine Anderung in dieser Hinsicht w/irde die Brauchbar- keit des sonst sehr empfehlenswerten Xu gewil3 noch erh6hen.

IA/[ELCHIOR, Breslau.

BIOLOGIB UND PHYSIOIa0GIE. Uber die Bedeutung der Ovariallipoide. Von F. v. iVIIKULICZ- RADECKI. (Frauenklin. Kiel.) 2r reed. Wochenschr. Jg, 69, Nr. 23, S. 851. I922.

His%ologische Untersuchungen fiihrten Veri. zu dem SchluB: Solange Zellen histologisch funktionstfiehtig sind und sieh ent- wickeln (Eizellen, Granulose- und Thecazellen im Follikel und irz~

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2. SEPTEMBER 1922 K L I N I S C H E V ~ O C H E N S C H R I F T . I. J A H R G A N G . Nr . 36

Corp. lut. menstr, bis zhr Blflte, Luteinzellen des Corp. lut. gravid.), finder man zun~chst Cerebroside und Phosphatide, sp~iter auch doppeltbrechende Substanzen, also die komplexeren Lipoide. Je mehr sich abet die Zellen ihrem Untergange niihern (Lutein- zellen des Corp. lut. menstr, am Ende der Blare, Theca-Lu~cein- zellen im Corp. atretie.), t r i t t Neutralfe t t in Erscheinung, welches die Oberhand gewinnt, sobald die Zellen deutliche Zeichen der Degeneration zeigen (Luteinzellen und Theca im sich zurtick- bildenden Corp. lut. menstr . , Theca-Luteinzelleu beim Ubergang vom Corp. atretic, zum Corp. caudic.). SchlieBlich auch Fetts~uren und Seifen, welche zusammen mit den Neutralfet ten die letzten Reste der untergegangenen Zellen darstellen (Corp. albic, und caudic.). I3bersicht fiber die Li teratur der experimentell wirksamen Lipoide and Yersuch, diese mi t dem histologisch gefundenen zu identifizieren. Zum SchluI3 ku~zer therapeutischer Ausblick.

SCHRADER.

Lipoide im menschlichen 0varium. Von E. WEISHAUPT. (Pa- thol. Inst, der Univ.-FrauenMin. Berlin,) Monatsschr. f. Geburtsh. u. Gyn/ikot. 13d. 56, H. 5/6, S. 276. 1922.

40 Ovarien gesclffechtsreifer Frauen auBerhalb der Graviditgt , 18 you Graviden nnd Puerperae, augerdem zum Vergieich 16 Tier- ovarien wurden frisch mi t dem Polarisat ionsapparat auf Doppel- brechung und mi% den verschiedensten F/irbemethoden untersucht . Es wurden die Befunde yon WICZYNSKI fiber das Vorkommen und die Anordnung der Lipoide bestgtigt. Der Umfang indessen und der Weft, den WEISHAUPT der Funkt ion der Lipoide geben m6chte, erseheint durch die bisherigen Untersuchungsergebnisse nieht begrflndet. Auch die neuen mikrochemisehen Methoden haben eine quali tat ive UnterschMdnng der funktionellen und der degenerativen Lipoide nieht gebracht. ZUNTZ.

Die ver6t~irkte Durehblutung t~itiger Drfisen. Von A. FLEISCH. (Physiol. Inst., Zflrich.) Schweiz, reed. Wocheuschr. Jg. 52, Nr. 23~ S. 581--585. 1922.

Die Existenz ether peripheren Regulierung der Blutversorgung erscheint nicht zweifelhaff. Die Wasserstoffzahl ist ein wichtiges regulatorisches Agens it~r die Blutversorgung. Die Gef~Be sind auf Anderung der Wasserstoffzahl enorm empfindlich.

EMIL NEISSER.

ALLGEMEINE PATHOLOGIE. Der Beginn der Entzfindung im Bilde direkter Capillarbeobachtung. Von G. MAGNUS. (Clffrurg. Klinik Jena.) Arch. f. Min. Chirurg. Bd. x2o, iLL I, S. 96. 1922.

Sehr sorgf/iltige und in teressante Beobachtungen mi t dem Hautmikroskop yon O. Mt;'LLER, die grebes physiologisches Inter- esse besitzen. Zungchst wurde das Verhalten der Capillaren auf Reize im blutarmen, vom I-Ierzmotor emanzipierten Gef/iggebiet beobachtet ; die veto Reiz getroffenen Capillarsclffingen und ihre Nachbarn verschwinden blitzschnell. Um des an/imische Gebiet herum en ts teh t eine hyper~imische Randzone. Es zeigt die ans Zone vermehr ten Bluthunger. Sparer wurde mi t fiber- lebendem Gewebe experimentier t und mi t dem Tauchmikroskop von ZEIss Hydrocelenss Gallenblasen, Appendices and eine Meningocele untersucht . Es ergab sich fiberlebende Str6mung his zu 15 Minuten und fiberlebende Reizbarkeit, for manche dieser Vorgs fehlt jeder Beweis und jede Wahrscheinlichkeit nerv6ser Mitbeteiligung. Zahlreiehe Eir/zelheiten sind im Original nach- znlesen, PEIPER.

Angiospastische und angioparalytisehe Krankheitserscheinungen aus der Chirurgie und den Grenzgebieten. Von J. ~VIETING. ]3runs Beitr. z. klin. Chirurg. 13d. I26, H. I, S. I. I922.~

In einer gr6Beren Zahl fibersichtlicher Abschnit te sind yon WIETING die chirurgisch interessierenden Vorg/iuge in der patho- logischen Physiologic der Gef/iBe zusammengestellt . Verf. ffihrt ans seiner umfassenden Eigenerfahrung auf dem Gebiet der Gef~iB- chirurgie eine Ffille yon Beobachtungen an, die grundlegend for die Auffassung vorwiegend angiospastischer Vorg/~nge geworden stud. Aber auch eine Reihe noch ungel6ster Probleme werden aufgerollt, so z. B. die angiospastische Diathese in ihrer Beziehung zur Dys- Iunktion endokriner Drfisen (Nebenniere und Hypophyse). Verf. erwiigt u . a . die M6glichkeit, die angiospastische Diathese (z. B. die Raynaudsche Gangr~in) dutch Entfernung einer Nebenniere gfinstig zu beeinflussen. (Tats/ichlich ist inzwischen yon OI~PEL- Petersburg 4real die Operation in derarfigen F~llen ausgefiilff't worden; siehe Verhandl. d. Pirogoff-Gesellsch., Nov. 1921. D. Ref.)

PEIeER. Uber den Gesamtstickstoff- und Reststickstoffgehalt der 0dem- flfissigkeit. Von R. STRISOWER. (I. reed. Abt., Allg. Krankenh. , Wien.) Wiener Arch. f. inn. Med. Bd. 4, H. i, S. 115. I922.

Untersuchungen an 17 F~illen (14 davon du tch Sektion kon- trolliert) mi t folgenden Ergebnissen: I. Der iReststickstoffgehalt

I8o3 der 0demflfissigkeis geht fast framer parallel der Gesamtstickstoff- menge. 2. Werte fiber o,o6o% sind als erh6ht anzuseheu. 3. Ver- mehrung des Resfstickstoffgehalts in der 0demflfissigkeit wurdo bei Herzinsuffizienz, Nierensklerose, chronisch-parenchymat6ser Nephritis geiunden. 4. Meistens fibertrifft die Reststickstoffmengo der CIdemflfissigkeit die des ]3lutes. 5. Direkte Beziehungen zwi- schen Ur/imie und Vermehrung des Restst ickstoffgehalts in der 0demfiiissigkeit konnten nicht Iestgestellt werden. NEISSER.

TOXIKOLOGIE. Ein neues Prinzip zum Nachweis der Veronalgruppe. Kritische Beitr~ige zur Diagnose der Veronalintoxikation. Yon H. HANDORF. Zeitschr. f. d. ges. exp. Med. Bd. 28, H. 1/4, S. 56. 1922.

Verf. be tont die Wichtigkeit eines genfigend beweisenden and wenig umst/indlichen Veronalnachweises for die Differential- diagnose gegenfiber anderen Giften. Er bespricht die fiblichen Isolierungsmethoden and bekannten Farbenreakt ionen des Veronals und legt deren Unzul/~nglichkeit und Unbrauchbarke i t dar. Eigene Untersuchungen ffihrten den Verf. dazu, die 21/Iurexid- bild~ng aus den Barbiturs~urederivaten for den Veronatnachweis heranzuziehen, well die Art ihrer Herbei]i~hrung ffir die Veronal- k6rper spezifischen Charakter tr~igt. Fflgt man ether L6sung yon 3 % H~O2 etwas NaC1 und eine Spur Veronal zu, so erh~It man nach Abdampfen einen weigen nach Ozon riechenden Rfickstand, der bet vorsichtigem weiteren Erhi tzen eine gelbrote VerfXrbung zeigt. Die w/isserige L6sung des Rfickstandes ist Carminrot. NH~ ffihrt die Farbe in Purpurrot , KOH in Blau fiber. Nach Hinzufflgen von wenig CuSO 2 Umsclffag in Gelb. - - Der Ablauf der Reakt ion ist verschieden bet Veronai-Proponal, Medinal und Luminal. Man kann somit einerseits die Veronalk6rper von anderen Giften und diese selbst untereinander unterscheiden (siehe darflber das Original). Dauer des qualitat. Nachweises: 1/2 Stunde. Naeh einmaliger Dosis yon 0,5 g Veronal wurde noch nach 40 Stunden Veronal im H a m mi t dieser Reaktion nachgewiesen, nachdem inzwischen rand 2ooo ccm Harn gelassen und i/it die Untersuchung n icht ver- wertet waren. Ffir eine exakte quant i ta t ive kolorimetrische Be- s t immung des Veronals ls sich die Methode vorlgulig n icht ver- werten, wolff aber f0r eine relative Schs der vorhandenen Veronalmenge. STARKENSTEIN.

Akut entstandene Pylorusstenose nach Benzolvergiftung. Von W. HETZER. (Stgdt. Krankenanst . , Dor tmund.) Dtsch. med. Woehenschr. Jg. 48 , Hr. 19, S. 627. 1922.

,Ein 41 j~ihriger Patient , framer magengesund, t rank versehent- Itch einige Sclffuck Benzol. Eiue Stunde spgter toxische Gastritis mi t Erbrechen. Magenspfilung. Durchf~lle mi t Benzolgerueh. Zunehmende Magenbeschwerden. Am 12. Tag Magenausheberung ntichtern: 200 ccm grobe Speisereste (bet flfissiger Kost), Milch- s~ure + . Probefrfihstfick: Acidit~t 0/16. Am 20. Tag Magen als Tumor ffihlbar, sehr druckempfindlich. R6ntgenuntersuchung am 31. Tag: fast absolute Pylorusstenose. 32. Tag Operat ion: IA~[agen nicht vergr6Bert. Wand fiberall ungleichm~Big verdickt. In der Pylorusgegend einige breit aufliegende Verwachsungen. Diese Part ie erscheint besonders s tark verdickt und das Lumen hier erheblich eingeengt. Vordere Gastroenterostomie. Magenwand I cm dick. Sclffeimhant s tark ger6tet und wulstig gesehwollen. Keine Ulcera, keine Narben. Verfasser kommt zu dem Ergebnis, dal3 die Stenose die Folge von Infi l t rat ion und Spasmus im Bereich des Pylorus ist. SCHLESINGER.

SPEZIELLE PATHOLOGIE UND THERAPIE.

TUBERKULOSE.

0bet die Beziehungen des Baues des Gesichtsskelettes zu dem des Brustkorbes bet TuberkulSsen. Von F. BLU1VfENFELD. Beitr. z. Klin. d. Tuberkul. Bd. 5 o, S. 18o. 1922.

Auf Grund yon Brustkorbmessungen nach dem HO~BAUeRschen Megverfahren kommt der Verf. zu dem Ergebnis, dab dem hohen Gaumen ein an Umfang und Tiefe geringerer Brus tkorb mi t st~.rker geneigter oberer Brustaper tur entspricht. Der hohe Gaumen wie der asthenische Typ des Brustkorbs sind als Ausdruek einer hypo- plastischen Skelettentwicldung aufzufassen, die nicht funktiouell, sondern erblich bedingt ist und vielleicht mi t StSrungen im endo- krinen System in Zusammenhang seht. DEUSCH.

Zur Frage der Meningitis tuberculosa. Von G. SECKER. (Krkh. Barmbeck, Hamburg. ) Beitr. z. N/in. d.Tuberkul. Bd. 5o, S. 4o8.1922.

Die Bearbei tung der in den Jahren 1914--192o beobachte ten 36 Fs yon Meningitis tuberculosa ergab folgendes: W~hrend der ersten beiden Lebensjahre und w/ihrend der Puber ts lung scheint eine erh6hte ]3ereitschaft fib- das Auftreten der ~[enin-

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girts tuberculosa, besonders als Teilerscheinung einer akuten disse- minierten Milartuberkulose zu bestehen. Das weibliche Gesehlecht war hgufiger beteiligt als das m/innliche. Die h6chste Erkrankungs- ziffer wiesen die Monate August und September auf. AuBer Masern und Scharlach schien die Grippe eine erh6hte Bereitschaft ffir das Auftreten der Meningitis tuberculosa zu schaffen; Masern und Grippe waren auch vorztigsweise das ausl6sende Moment. Als Ur- sprungsstelle der tuberkulSsen Infektion der Meningen kam im Kindesalter vorwiegend eine Bronchialdriisentuberkulose in Frage. Die Zahl der Leukocyten schwankte wghrend des Krankheits- verlaufes sehr; fiberwiegend bestand eine Polynucleose, Die Pro- gnose war sowohl bet der isolierten Meningitis tuberculosa wie auch bet der als Teilerscheinung einer akuten disseminierten Miliar- tuberkulose auftreteiiden tuberkul6sen Meningitis absolut ungtin- stig, die Behandlung erfolglos. DEuscH.

Zur Frage des Frfihjahrsgipfels der tuberkul6seii Meningitis im Kindesalter unter besonderer Berticksichtigung des Einflusses der Witterung. Von E. ALBINGER. (Kinderklin., Frankfurt a. M.) Beitr. z. Klin. d. Tuberkul. Bd. 5 x, H. 3, S. g22. 1922.

Der Friihjahrsgipfel der tuberkul6sen Meningitis ist naeh einer groBeii Anzahl yon Statistiken eine feststehende Tatsache. Der Verf. bringt diese ErMXrung mit der V~rirkung des Frfihjahrswetters ganz im allgemeinen auf tuberkul6se Prozesse in Zusammenhang; dutch eine Verschlimmerung der Tuberkulose komme es h/iufiger als zu anderen Jahreszeiten zur Bacillenaussaat auf dem Blutweg.

FRIEDBERG.

TuberkulSse Lymphome und Lungentuberkulose. Von A. \u GREN. Beitr. z. Klin. d. Tuberkul. Bd. 5 o, S. 454. 1922.

Ant Gruiid yon Untersuchungen an 225 Kranken kommt der Verf. zu dem Ergebnis, dab Lungentuberkulose eine recht hs Komplikation des tuberkul6sen Lymphoms darstellt. Sie t r i t t bet Personen, die in der Kindheit an tuberkul6sen Lymphomen gelitten haben, bedeutend h~ufiger auf als bet solchen ohne friihere Lokal- tuberkulose, in manchen Fs hat te der Verf. jedoch den Ein- driick, als ob das Lymphom die Entstehung ether jungen Tuberkulose erschwere. Die Lungentuberkulose verl/iuft bet Kranken mit Lymphomen oft auffallend gutartig und neigt in einer ungew6hnlich groBen Zahl der F~ille zur Heilung, auch in den F~llen, in denen die Lymphome bereits in der Kindheit bestanden haben. Das tuber- kul6se Lymphom scheint demnach hinsichtlieh des Verlaufes der Lungentuberkulose dem Organismus eine relative Immunit/ i t zu verleiheii. DEuscI~.

0her Lungentuberkulosechirurgie und Therapie der chirurgischen Tuberkulose. Von H. V. WAGNER. (I. Chit. Abtlg. d. Kraiikenh. Charlottenburg-Westend.) Zeitschr. f. Tuberkul. Bd. 36, H. 3, S. ISI. 1922.

Unter richtiger Indikation und yon sachgem~Ber Hand ausge- ffihrt ist die operative Therapie imstande, einen groSen Tell der Kranken zur Geiiesung zu bringen. In dem zweiten TeiI werden die verschiedenen ]3ehandlungsmethoden der chirurgischen Tuber- kuiose referiert. Auch hier mflsseii neben den konservativen Methoden unter Umsts chirurgische MaBnahmen zu ihrem Rechte kommen. ,,Nicht nacheinander, sondern miteinander mflssen die verschZeZeneii Heilungsm6glichkeiten Anwendung fin- den." SIMON.

Zur Kritik der percutaneii Tuberkulosebehandlung. (Abwehr gegen- fiber Moro und Roepke.) Von J. PETRUSCHKY. (Hygien. Inst, Danzig.) Mfinch. reed. Wocheiischr. Jg. 69, Nr. 23, S. 865. 1922.

Verteidigung der Linimenttherapie gegentiber dem vie1 schrof- fereii Verfahren yon MoRo und gegentiber den Zweifelii yon ROEPKE. Eine Wirksamkeit kommt nach den langjXhrigen Erfahrungeii, die mit der Linimentbehandlung vorliegen, dem PETRUSCHKu Verfahren sicher zu, uiid es wird deshalb als die schonendere Me- thode der yon MoRo vorgezogen. Zi~-x -.

Tuberkulinbeobachtungen. Von K. PEYRER. (Kinderklin., Graz.) :Beitr. z. ~lin. d. Tuberkul. Bd. 5z, I-I. 3, S. 283. 1922.

In gr613eren Versuchen wurde festgestellt, dab pl6tzlich ein starkes Herabschnellen der Tuberkulinempfindlichkeit besteht, ffir das sich geS, iiderte ErnS&rungsverh/~lknisse nicht heranziehen lassen. Der Verf. kommt zum Ergebnis, dab bei dieser Erseheiiiung dem seit dem Kriege bedeuteiid schlech~eren Tuberkulin die Schuld gegeben werden mug. Von einem Zuriickgehen der Empfindlichkeit nz~. der PIRQU~T- nnd Mo~oschen Reaktion allein war nieht die Rede. Im ganzen wird aber empfohlen, die Tuberkulindiagnostik in der yon HAMBURGER angegebenen Art vorzunehmen, als Vor- probe PIR~IJ~r oder MORO, bet negativem Ausfall ~/~o, am n/~chsten Tage i mg subcutan. In besoiiders .wichtigen F~illen steigen auf lOO mg albumosefreies Tuberkulin und ~Viederho!ung nach einer Woche. FRIEDBERG.

Achtj~ihrlge Beobachtungen mit dem Friedmannschen Tuberkulose- mittel aus haus/irztlicher Praxis. Von P. KLEEMANN. Zeitschr. f. Tuberkul. Bd. 36, H. i, S. 37. 1922.

Verf. ha t seit 1913 im ganzen 32 Kranke mit einwandfrei fest- gestellter Lungentuberkulose mit dem Friedmannschen Mittel be- handelt. Irgendeine Schgdigung konnte er niemals feststelIen. Er bekam den Eindruck, dab unter der "vu des Friedmann- schen Mittels die TuberkelbacilIen aus giftigen Schmarotzern zu un- sch/idlichen ,,Haustierchen" werden. Kranke mit sehr vorgeschritte- nero Lungengewebszerfall wurden nicht behandelt. Der Praktiker wird auf gute Erfolge rectmen dflrfen. Kurze Mitteilung einiger Krankengeschichten, die die Wirkung demonstrieren sollen.

~AGNUS-ALSLEBEN. Uber das Vorkommen von Gliaroseffen im Riickenmark bei Lungen- tuberkulose, insbesondere bei der Polyneuritis der TuberkulSsen, Von F. WOHLWILL. (Path. Inst., Hamburg.) Beitr. z. Klin. d. Tuberkul. Bd. 5 o, S. I33. 1922.

Drei F~lle yon Mono- bzw. Polyneuritis bei Phthisikern wurden histologiseh untersucht. Pr~dilektionsstellen der Erkrankung sind der Peronaeus, Tibialis und Radialis, Es handelt sich anatomisch nicht um einen EntzimdungsprozeB, sondern um rein degenerative Vorg~nge. Gleichzeitig fanden sich in alien F/illen im Riickenmark, weniger zahlreich auch im Gehirn, kleine herdf6rmige Gliazellen- wucherungen yon Rosettenform, die ~Lhnlichen Bitdungen beim Abdominaltyphus und beim Fleckfieber gleichen. Da sie keine Tuberkelbazillen enthielten, so k6niien nut Tuberkulosetoxine ffir ihre Entstehung in Frage kommen. Bet Phthisikern ohiie neu- ritische Symptome fandeii sie sich nur ausnahmsweise. Daher ist, wenn aueh ihre Eiitstehuiig nieht yon dem Vorhandensein ether solchen Neuritis abh/~ngig is t , doch fur beide Ver/~nderungeii eine Koordination der Ursachen anznnehmen. CHRISTELLER.

KRANKHEITEN DES VERDAUUNGSKANALS. 0ber das Vorkommen des Soorpi!zes im Magensafte beim Ulcus und bei anderen Erkrankungen des Mageiis. Von K. CAFASSO. (Med. Ktinik Graz.) Med. Klinik. Jg. I8, Nr. 26, S. 828. i922.

Der Soorpilz land sich sowohl im resezierten Ulcus als auch im Magensaft Ulcuskranker in gut der H~lfte aller untersuchten F~lle, besonders regelms bei Stenosen. Bei anderen Krankheitsf~llen, daruiiter aueh helm Carcinom, fand er sich nur ausnahmsweise (in 2 F~llen yon Tabes mit Krisen und I Fall yon Stauungskatarrh). Der Nachweis der Soorpilzes kann also gelegentlich zur Stfitze der Diagnose eines Ulcus dienen: eine entscheidende diagnostische Bedeutung kommt ihm aber nicht zu. t(AUFMANN. Grunds~ttzliches zur kausalen Therapie des Magengeschwtirs. Von V. ORATOR. (Chit. Klin., Wien.) Zentralbl. f. Chirurg. Jg. 49, Nr. 23, S. 827 . I922.

Die iiberwiegende Mehrzahl der Geschwtire in der Magen- straBe haben ihren Sitz am Anfang und Ende der Pars pylorica, d. h. an den Stellen der Dauerkontraktioneii der Muskulatur in der Magenperistole. Das Ziel der therapeutischen Mal3nahmen ist demnach die Ruhigstellung und Ausschaltung des Magenmotors, der Pars pylorica. DESSECKER. Volvulus des gesamten Dfinndarms. Von E. HEYMANN. (Chir. Abt. Augusta Hospital, Berlin.) Dtsch. med. Wochenschr." Jg. 48, Nr. 22, S. 725. i922.

Mitteilung zweier Fglle, bet denen der gesamte Diinndarm an einem langen Gekr6se in die rechte obere Bauchh6hle verlagert und locker ohne Zirkulationsst6rung gedreht war. Coecum und Ascendens hatteii ein breites Mesenterium lind lagen in der Mitre des Bauches. Als Folge der Drehung faBt Autor eli1 gleichzeitig bestehendes Uleus duodeni bzw. eine eiitztindliche Duodenal- stenose auf. Ein Ileus bestand in beiden Fgllen nieht. Die Therapie bestand in Fixation des Coecum nnd Colon ascendens an der seito lichen Bauchwand, da nach einfacher Richtiglagerung sich die Darmschlingen framer wieder sofort in die falsche Lage einstellten.

A. %V. FISCHER. Zur Kenntnis des Volvulus coeei dutch falsche Drehuiig der Nabel- schleife. Von H. LEHMANN. (Kaiserjubilgumsspital, Wien.) Wiener klin. Wochensehr. Jg. 35, Nr. 8, S. 175. 1922.

In der Anamnese einer 73j~hrigen Pat. vielfache Ileusanfs erneuter lleus dutch Trauma. Operation: Rechts das sehr stark gebl~hte Coecum, steigt in den Douglas hinunter, ist spiralig von den ebenfalls sehr stark gef/illten untersten Ileumschlingen um- wuiiden, also Volvulus coeci und ilei. Mesenterium ileocoecale commune, mit zahlreichen alten Narben. Colon aseendens zieht schr/~g nach links oben hinter der Mesenterialwttrzel her. Duodenum ohne scharfe Grenze ins Jejunum flbergehend. Resektion des Volvulus, Ileocolostomie. Heilung. A. ~;V. FISCHER. Anf~.lle yon Mastdarmkrampf. Von A. JAPHA. M,i~nch. med. Wochensehr. Jg. 69, Nr. 24, S. 892. 1922.

JAPHA bestgtigt die yon ELsNER-Brooklyn unter dem Namen des Perinealkrampfes beschriebenen Efscheinungen, die er auch

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2. SEPTEMBER 1922 K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . I. J A H R G A N G . Nr . 36 i8o5 am Tage auftreten sah. Als Vorbote zeigte sich geIegentlich ein spannendes Gefiihl im Mastdarm. Die Bauer des einzelnen Anfalls, far den eine Ursache hie allgegeben werden konnte, wechselte yon wenigen Minuten bis etwa 2 Stunden. J. s t immt mit ELSNER nicht darin iiberein, dab es sich dabei mn einen IKrampf d6s Peri- neums handelt. Der eigentliche Sitz des Leidens liegt lediglich im Mastdarm, und zwar im Sphincter ant interllus. J. denkt an eii~e Form der vegetativen Neurose, die sich in krampfartigen Zu- st~ndell der glatten Muskulatur guBert. Haufig scheint eille Ver- bindnllg mit Migr~ne vorzuliegen, so dab man die Zustiinde viel- leicht als Migrgnegquivalent auffassen kann. Bet leichteren An- I~llen empfiehlt J. Mittel wie Pyramidon, bet schwereren Morphium- Belladonnaz~pfchen. TOBIAS.

Reitrag zur Klinik der entziindlichen Rectalerkrankungen und ihrer Folgeerscheinungen. Von W. SMITAL. (II. Chir. Univ.-Kiln., Wien.) Dtsch. Zeitschr. f. Chirurg. Bd. XTO, H. 5/6, S. 318. 1922.

Bericht fiber 80 F/ille yon 19o4--192o. 260/0 Lues, 21 ~ Gonorh6e I4% Tuberkulose,. 2,5 % Dysenterie, 15 ~ unspezifische Entzfln- dungen. Bet weicheren Stenosen wurde bougiert, wenn es die Pat. vertrugen. Zuweilen wurden regelm/i[3ige hohe Fieberanstiege nach dem Bougieren gesehen. An operativen MaBnahmen kamen in Betracht die Rectotomia externa, also die Spaltung yon hinten her, die gute Dauerresultate gab, wenn dadurch auch die Kontinenz ffir weichen Stuhl und fiir Winde aufgehoben wnrde. Bet Ileus- erscheinungen muBte die Colostomie als palliativer Eingriff an- gewandt werden, war die Stenose beweglich, und waren die Ent- zfindungserscheinungen abgeklungen, so wurde sie auf sakralem Wege reseziert, wom6glich mit der Dnrchzugmethode.

A. W. FlSC~EI~.

Resultate der chirurgischen Behandlung der Appendicitis, beurteilt nach den letzten xooo F~llen der chirurgischen Klinik zu Leiden. Von W. F. SUERMONDT. (Chir.-Klin., Leiden.) Dtsch. Zeitschr. f. Chirurg. Bd. x7o, H. 5/6, S. 289. I922.

Scharf wird darauf hingewiesen, dab die akute Appendicitis so Irfih wie m6glich zu operieren ist, ist doch schon nach dre i Tagen die Sterblichkeit zehnmal so groB als nach einem Tage. Im flbrigen nimmt aber Yeri. eillen konservativeren Standpunkt ein, insofern er beim Bestehen eines Infiltrates zuwartet nnd nachsieht, ob das Infiltrat die Neigung hat sich auszubreiten. Ist das nicht der Tall, so wird abgewartet und nach zehn Xu g ~roid operiert. Auch bet AbsceBer6ffnungen ist er konservativ, er verschiebt das Suchen nach der Appendix auf einen zweiten Akt. Unter Umst~nden be- schr~nkt er sich auch bet ausgebreiteter Peritonitis, so bet schlech- tern Allgemeinznstand auf Flankenincisiouen, ohne die Appendix zu entfernen. A . W . FISCHER.

Uber Appendicitis im Bruchsack. Von E. OTTO. (Chir. Univ.-Kiln., Breslau.) Dtsch. Zeitschr. f. Chirurg. Bd. I7o , H. 1/4, S. 53. 1922.

Eingehende Besprechung des Krankheitsbildes unter Mitteilung yon 6 neuen F~llen. Die Diagnose muB erwogen werden, wenn pl6tzlich ein Bruch starke snbjektive Beschwerden maeht, irreponi- bel wird nnd sich unter Volnmenzunahme verh~rtet. Selbst- verst/indlich ist yon Taxisversuchen dringend abzuraten. Ob es sich um eine prim/ire Appendicitis im Bruchsack oder um eine Incarce- rationsnekrose handelt, l~iBt sich klinisch gar nicht, in fortgeschrit- tenen Fallen anch bet der Operation und am Pr/iparat nicht ent- scheiden. Fehlen oder Bestehen yon Erscheinungen seitens des Darms und Bauchfells stud diagnostisch nicht verwertbar, da beide in Betracht kommenden Erkrankungen, die Incarceration einer Hernie und die Appendicitis im Bruchsack die gleichen Erschei- nungen zeigen k6nnen. A . W . FISCHER.

Appendicitis bet Situs inversus. (Nebst einer kurzen Bemerkung tiber die Technik der Appendektomie.) Von F. FRANKE. (Marten- stiff, Braunschweig.) Mfinch. reed. Wochenschr. jg. 69, Nr. 21, S. 786. 1922.

F/ille yon linksseitiger Lage des entzfindeten Wurmfortsatzes. Bet der Untersuchung der Brustorgane wurde Situs inversns fest- gestellt und so auch die Diagnose der Appendicitis gesichert, trotz- dem der Druckschmerz links lag. Aber auch bet sonst normalem Situs kann ein abnorm langer Wurm nach links gelagert sein. Bet morschem Coecum 16st FRANKE die Appendix subser6s aus, benutzt die so gewonnene Serosa zur Stumpfdeckung. A. "vV. FlSC~tER.

KRANKHEITEN DER BEWEGUNGSORGANE. WI RBELS.~.ULE.

Uber die Beziehungen zwischen intrauterinen Wirbels~iulenver- biegungen und Defektbildungen am Wirbelk6rper. Von W. M13L- LER. Arch. f. orthop, u. Unfall-Chirurg. Bd. 20, H. 3, S. 345. 1922.

Bet einem Kinde mit kongenitalem Defekt des linken Beckens und der unteren Extremit~t war eine rech%konvexe starke Lenden- wirbelskoiiose vorhanden, im Bereiche der Lendenwirbel Spalt-

bildungen der Wirbetk6rper. Im Gegensatz zu der Anschauung, das primer die Wirbelde!ekte vorhanden sind, die dann zur kon- genitalen Skoliose ffihren, sprechen zahlreiche Grfinde dafiir, dab auch mechanisch durch intrauterine Verbiegung entstandene Skoliosen sekundgr zu Wirbelsch/idigungen (Spaltbildungen usw.) Ifibren k6nnen. Diese BiIdungen wfirden Parallelen zu anderen intrauterinen durch mechanische Insulte bedingten Knochen- st6rungen bieten, beispielsweise den kongenitalen Pseudarthrosen.

VALENTIN. Die Diagnose der traumatischen Wirbels~iulenerkrankungen und die ,,Insufficientia vertebrae" (Schanz). Von C. GOCKE. Archiv f. klin. Chirurg. Bd. II9, H. 4, S. 787 . 1922.

Die Grundlage der Arbeit gaben 55 aus ether grot3en A~zahl Wirbelsfiulenverletzter ausgewXhlte F~lle, die frfiher mangels anderer diagnostischer Merkmale unter der Bezeichnung Insuffi- cientia vertebrae yon anderer Seite orthopi~disch vorbehandelt worden waren. Die Nachuntersuchungsergebnisse zeigen, dab in ether groBen Anzahl yon angeblichen WirbelsXuleninsuffizienzen nach Jahren eine pathologisch-anatomische Diagnose gestellt werden kann, und dab keine Veranlassung vorliegt, Briiche yon Wirbelk0rpern nnd ihren Forts~tzen, Erkrankung der Bandscheiben, Entz~ndungen yon Wirbelk6rpern oder nervOse Begleiterschei- nungen mit einem Sammelbegriff als Insufficientia vertebrae zu bezeichnen. Die UnmOglichkeit, kurz nach der Verletzung eine sichere anatomische Diagnose zu stellen, berechtigt nicht zu der Forderung, das diagnostische UnvermOgen unter dem Sammel- begriffe ether Insufficientia vertebrae zu verbergen und diese als ein neues einheitliches Krankheitsbild aufznstellen. VALENTIN. Ein Fall yon vollkommener Luxation der Lendenwirbels~iule durch Unfall. Von W. FORSTER. (St~idt. Krankenh., Suhl.) Mtinch. reed. Wochenschr. Jg. 69, Nr. 21, S. 786. 1922.

Zwischen 3. und 4. Lendenwirbel bestand eine vollkommene seitliche Luxation. In Narkose gelang die Reposition. Lagerung auf einem Gipsbett. Einige Tage spgter w~ilzte sich der Pat ient um einen Suicidversuch zu unternehmen, aus dem Gipsbett heraus, wobei erneut die Luxation eintrat. Die ernente Einrenkung war schwieriger und gelang nicht so vollkommen wie beim ersten Mal. Die vorhandene L~thmung besserte sich in der Folge, die Blasen- l~hmung blieb bestehen. SlgoN. Zwei F/ille yon chronischer ankylosierender Wirbelversteifung. Von J. B R E N N S O H N . Mflnch. med. \u Jg. 69, Nr. 2I, S. 787. 1922 .

In Erwiderung auf eine Entgegnung t~UGEN FR.~NKELS stellt Verf. fest, dab die Vertm6cherung des Bandapparates ebenso zuln Bilde der chronisch ankylosierenden Wirbelversteiiung geh6rt, wie die Ankylosierung der Meinen Gelenke. Das Trauma kommt zwar ffir viele Fglle in Frage, hat abet nicht die grol3e Bedeutung, die ihm yon BECI~EREW gegeben wurde. (Vgl. dies. Wochenschr. Nr. 29, S. I479. )

SIMON. Die Differentialdiagnose zwischen der beginnenden tuberkul6sen Spondylitis und dem chronischen Rheumatismns der Rfieken- muskeln. Von P. PITZEN. (Orthop. Klin. Mfinchen.) Miinch. reed. Wochenschr. Jg. 69, Nr. 23, S. 858. 1922.

Bet der SpondyIitis treten die Schmerzen genau in der Mitte des Rfickens auf oder sie strahlei1 in den Rumpf oder die Extremi- t~ten aus. Der Rfickenschmerz kann dutch Bewegungen in der Sagittalebene beeinfluBt werden und wird durch Klopfen und Stauchen verst~rkt. Neigung des Krankheitsprozesses zur Ver- schlechterung. -- Beim chronisehen Mus~elrheumatismus sitzell die Sehmerzen auf einer oder beiden Seiten der Dornfortsiitze in der Muskulatur. Durch vorsichtige Bewegungen, Klopfen oder Stauchen keine Beeinflussung der Schmerzen. Meist keine Neigung zur Ver- schlechterung, ja sogar zeitweise Remissionen. SIMg~. Bemerkenswerter Ablauf einer Spondylitis tuberculosa. Von H. WIMBERGER. Wien. klin. Wochenschr. Jg. 35, Nr. 5, S. lO2. 1922.

Bet einem I4jiihrigen Knaben entwickelte sich ohne /iuBere Zeichen ein im 1R6ntgenbild deutlich erkennbarer Schatten inner- halb des Herzschattens, der yon einem in Verk/isung und Verkrei- dung begriffenen Abscel3 herrfihrte. Als Ausgangspunkt konnte eine Spondylitis der unteren Brustwirbels/~ule mit schweren De- struktionen nachgewiesen werden. Nach 5monatiger Sonnen- behandlung Ausheilung im klinischen Sinne. VALENTIN. 0her den Wert der Albeeschen Operation bet Spondylitis tuber- culosa. Von H. GORRES. Dtsch. med. Wochenschr. Jg. 48 , Nr. 26, S. 864. 1922.

Erfahrungen an 12o Spondylitikern, die der ALB~schen Ope- ration - - Einpflanzung eines Tibiaspanes ill die gespaltenen Dorn- forts~tze - - unterzogen wurden. G6RRES iiihrt diese Operation fast in allen F~llen yon ~WirbelsXulentuberkulose aus, die noch irgendwelche Zeichen yon Nichtausheilung des tuberkulSsen I-Ierdes darbieten. Kontraindiziert ist der Eingriff nur, wenn das Opera-

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i8o6 K L I N I S C H E W O C H E N S C t t R I F T . I. J A H R G A N G . Nr . 36 2. SEPTEMBER 1922

tionsgebiet nicht steril ist, z. B. infolge bestehender Fistel, und wenn der sch/eehte Allgemeinzustand eine Heilung yon vornherein aus- schlieBt. Die Behandlungszeit betr/igt 4--5 Monate. Die Nach- untersuchung ergab: Von 49 Wirbeltuberkulosen waren 42 bis zum Tage der Nachforschung geheilt, in 29 Fs bestand Dauer- heilnng. VALENTIN.

NERVEN- UND GEISTESKRANKHEITEN.

O Uber den nervSsen Charakter. Grundzfige einer vergleichenden Individualpsychologie und Psychotherapie. Von ALFRED ADLER. 3. vermehrte Aufl. VIII , 21o S. Mfinchen und Wiesbaden: J. F. Bergmann 1922. M. 75.--.

Die leitenden Gedanken des Buches sind wertvoll und k6nnen zum Verst~ndnis muncher Reaktionen yon Psychopathen bei- tragen. Der Aufbau des nerv6sen Charakters und der nervSsen Symptome steht naeh VerL in Abh~ngigkeit yon einer fiktiven Pers6nlichkeitsidee. Jeder kleinste Zug des Seelenlebens ist you ether planvolleI1 Dynamik durchflossen. Bet Kindern "mit Minder- wertigkeitsgeffihi entwickelt sich ein gereiztes Streben nach Macht, das an den Forderungen der Gemeinsehaft und an dem vorhandenen Gemeinschaftsgeffihl spliter seine Schranken finder und in die Irre geht. Die mangelhafte Verwachsenhei• mit den kosmischen und den sozialen Erfordernisseu bedingt alle seelischeu St6rungen. ,,Die Psychoneurose ist dutch die Eitelkeit erzwungen and hat den Endzweck, einen Menschen vet dem Zusammenprall mit seinen Lebensaufgaben, mit der Wirklichkeit zu sichern." Die SchwXche des Buches liegt in einer unstat thaften Verallgemeinerung tier Grundidee. Durch diese wird Verf. zu zahllosen kritiklosen Deu- tungel~ yon Einzelheiten verleitet. Als Beispiel set angeffihrt: Eine Kranke h6rt das sinnlose Weft : Eskadambra, Deutung (auf Grund yon Ankl~ingen an Alhambra, Eskimo, Etrusker, Kaskaden): ,,Die Pracht meiner Jungfrliulichkeit wird zerst6rt werden, ein neues Geschlecht sell ich geb~ren. Ganze Kaskaden yon Blut werde ich opfern mfissen." Die Patientin hat also Furcht vet der Ehe. Auch sonst l~13t Verf. vielfach Kritik vermissen, z .B. in seinen JiuBerungen fiber die aktive Therapie der Kriegsneurosen. Er spricht yon ,,elektrischer Folter und sadistischen ~lbungen". Offen- bar verffigt er fiber keine eigene Erfahrung auf diesem Gebiete. -- Verf. bekiagt sich in der Einleitung mit Pathos, dab sein Gesuch um Habilitierung an der Universit~t Wien abgelehnt wurde, womit i/am die M6gliehkeit, ve t Studenten Vorlesungen zu halten, be- nommen sei. Die Universit~ten sollen die Ergebnisse exakter For- schung fibermittelu. Traum- und Neurosendeutung ist zur Zeit noch vorwiegend Pseudowissenschaft. R. HENNEBERG, Berlin.

O Die Sprache des Traumes. 2. verb. Aufl. Von W. STEKEL. Miinchen und Wiesbaden: J. F. Bergmann 1922. VIII , 447 S., geh. M. 75.--.

Die Traumdeutung tat heute ein integrierender Bestandteil der Psychoanalyse and der VerL wandelt ganz in den Bahnen FREODS bet dem Versuch, die Traumdeutung zur \u zu erhebem Ein gewisses Instruktionsbediirfnis nach dieser Rich- tung kin muB doch wohI vorliegen, da die vergriffene erste Auflage nach ether Notiz im Vorwort zur zweiten Auilage zweib/indig er- scheint und der erste Band davon vorliegt. Es werden 535 Tr~iume erz~hlt and gedeutet. Dabei fliegen Bemerkungen wie ,,die meisten Epileptiker sind IIysteriker mit verdrgngten kriminellen Im- pulsen", gelegentlich und so selbstverst~indlich mit ein, als ob es einer n~heren Diskussion dariiber gar nicht bedfirfe. Das Buch ist lesenswert ffir ieden, der sieh mit Traumanalyse beschgftigt.

PFEIFE~, Leipzig.

Neurologische Skizzen. Von O. VERAGUTH. Schweiz. med. Wochenschr. Jg. 52, Nr. 19, S. 445- 447- 1922.

I , Was heiflt Neuritis ? - - Nicht ,,Nerventzfindung", sondern schlechthin nut , ,Krankheit der Nerven". I I . Di//erenzierung der tonisehen and alterativen Innervatlon im Bild einer Polyneuritis. Fall yon Polyneuritis ambulatoria mit Parese der alterativen Inner- vation der Tibialismuskeln und St6rung der tonischen Innervation im Gebiet des Ischiadicus und der Cruralismuskeln des Ober- schenkels. I I I . Nine physiognomlsehe Beobaehtung an einem Kor- sakow. Fall von Polyneuritis mit psychischen St6rungen nach Fleischvergiftung. Gesichtsausdruck: sobald Patientin Iabuliert, begleitet sie ihre Aussagen mit einem Ieisen ironisehen L/icheln, als ob sie die belustigte Mitzuh6rerin ihrer Fabulierkfinste sei. I V . Zur Polyneuritis carcinomatosa. Neuritis in Cruralis, Trigeminus, Ab- ducens, Hypoglossus bei Carcinoma mammae. V. Zur Kohlenoxyd- Potyneuritis. Pat. hat te mit seiner Zigarre Grammophonplatten angeziindet, wobei grebe Mengen Kohlenoxyd frei wurden. Darauf rechtsseitige Polyneuritis. VI. Eine au/ seltene Gewerbevergi#ung zuriiekzu]iihrende Polyneuritis ? Polyneuritis, wohl zurfickzufiihren auf Benzinersatz , ,Solvent-Naphtha". V l i . Nine seltene Geburts- helferl(~hmung. Isolierte Musculocutaneusl~hmung (Biceps und Brackialis internus) bei einer Gebgrenden, die an der Schulter,

im Bett liegend, gehalten vcurde, u. z. muB die Krankensehwester von oben her ihre Finger so lest unter die Clavicula eingedrfickt haben, dab sie eine, merkwfirdigerweise elektive, Musculocuta- neusquetschung zustande brachte. V I I I . Ein Fall yon Potyneuritis meni~ri]ormis. MENDEL. Die multiple Neuritis in und nach dem Kriege. Von A. KNAPP. Dtsch. reed. Wochensehr. Jg. 48 , Nr. 2o u. 21, S. 659 u. 692 . 1922.

Viel h/~ufiger als frtiher sind die abortiv verlaufenden F~lle you Polyneuritis und die rudiment/iren Krankheitsbilder. Die ver~in- derte and ungentigende Erniihrung ist die Hauptursache der Zu- nahme der Neuritis multiplex. Schwere Formen mit hohem Fieber und lebenbedrohenden Vagussymptomen (Pulsbeschleunigung, Erbrechen Lauch mit unausstehlichen Schmerzen wurden im Kriege h~iufiger beobachtet, die Intensit/it der Beschwerden wechselte stark, oft waren sie abh~ingig yon barometrischen and hygrome- trischen Einflfissen; i~uch nahm die Neigung zu Rezidiven und zu einem Verlauf in Schtiben zu. Nicht selten ist die Intercostalneu- ritis; ihre h/iufigste Ursache ist das Nicotin, sie verr~it sich oft dutch Hautschrift in einer bandartigen Zone zwischen 2 Rippen, zuweilen auch dutch Fehlen der Bauchreflexe, Erschwerung der Inspiration. Zugenommen haben auch die lanzinierenden Schmerzen bet Polyneuritis. Therapie: Diaphorese, leichte Massage, Ein- reibungen mit Jodvasogen, Rheumasan, Salicylisapogen usw.

MENDEL.

Seeklima und Nervosit/it. Von J. FINCKH. Arch. f. Psychiatr. u. Nervenkrankh. Bd. 65, S. lO 4. 1922.

Der Verf. unterscheidet im Seeklima erregende und beruhigende Faktoren. Zu ersteren geh6ren besonders Wind, Sonnenstrahlung und zum Tell die SeebS.der. Die Wirkung des Seeklimas ist ver- schieden ie nach den Konsti tutionstypen des Menschen. Verf. schlieBt sich dabei HELLPACHS Gegentiberstellung yon Ausgleiehs- menschen und Kontrastmenschen an. Erstere bedfirfen mehr der beruhigenden, Ietztere mehr der erregenden Faktoren. Ffir den Nerv6sen kommen in erster Linie die beruhigenden Faktoren in Betracht, die mehr an der Ostsee als an der Nordsee, und an ersterer mehr als im Hochgebirge, vorhanden sein sollen. Besonders bietet der "vValdgtirtel der Ostsee Gelegenheit, die erregenden Faktoren auszuschalten. Zur Erlangung eines Erfolges ist genau Dosierung der Faktoren und allm~ihliche Anpassung an dieselben unerlgBlich.

FRIEDEMANN.

Versuche mit der Definitionsmethode an chronisch Paranoiden. Vcn G. GLAESER. Monatsschr. f. Psychiatr. u. Neurol. Bd. 51, H. 4, S. 189 . 1922.

Verf. lieB nach der Gregorschen Methcde Geisteskranke be- s t immte Worte definieren, wie; StuN, Arm, Haus, Arbeit, Btindnis, Erkl/irung, Laster, die GR~GOR ZU einem sehr brauchbaren Unter- suehungsschema zusammengestellt hat. Die Kranken gaben ent- weder v611ig korrekte Definitionen, oder solche yon geringerem Werte (wie sie auch bet Normalen vcrkommen) ; ill den Definitionen gaben sich Assosiationsst6rungen oder Neigung zu verschroben bizarren Gedanken zu erkennen. Manche Reaktionen deuteten auf SchwachsinI1, wieder andere anf das Bestehen yon Komplexen hin. Die Methede gestattet ein zuverl~issiges Urteil fiber die Ausfiille auf intellektuellem Gebiet nnd deckt 0It charakteristische Symptome (Associations- nnd Affektst6rnngen) auf. Sie erwies sich gerade bei der Diagnose einer schizophrenen Erkrankung als sehr wertvoll.

JAHNEL.

Paranoische Psychose und Milieuwirkung. Von G. MEYER. (Psychiatr. u. Nervenklin., KSnigsberg i. Pr.) Arch. f. Psychiatr. u. Nervenkrankh. Bd. 65 , H. 4 5, S. 572. 1922.

Bei einem Ms paranoische Form des manisch-depressiven Irre- seins aufgefaBten E:rankheits/alle, der yon Jugend auf geistig abnorm war und ein bewegtes Leben hinter sich hatte, lieB der Ausbruch der Revolution die Hemmungen g~Lnzlich verschwinden und in ibm die Hoffnung reifen, seine in p/idagogischen Reformen bestehenden Plane - - Pat ient ist Lehrer - - zu verwirklichen. Pat ient spielte eine komische Nolle als Anh~nger Dortens and Herausgeber der ,,Rheinischen Republik", welches Organ er ledig- lich zur Propaganda seiner wahrhaft verschrobenen Unterrichts- reformen benutzte. JAHNEL. Mitteilung fiber das Erleben in einem Zustand wahnhafter Regungs- losigkeit nach katamnestisehen Angaben eines Patienten, der darin mehrere Jahre verharrt hatte. Von A. GANS. Zeitschr. f. d. ges. Neurol. u. Psychiatr. Bd. 75, H. 3/5, S. 279. 1922.

Ein Schizophrener, der jahrelang stuporSs im Bert gelegen hat, wird durch ~uBeren Zwang a]lmiihlich dazu gebracht, wieder spon- tan zu gehen, zu sprechen und zu essen; bleibt auch in der Folgezeit anstMtsbedfirftig. Mitteilung seiuer Aussagen fiber sein Innenleben wfthrend des Stupors, Aufdeckung paranoider Gedankeng~nge.

H E N N I N G .

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2. SEPTEMBER I922 K L I N I S C H E W 0 C H E N S C H

lJber Wahnbildung. Von M. LOWY. Zeitschr. f. d. ges. Neurol. u. Psychiatrie. Bd. 76, H. I/2, S. 206. I922.

Verf. versuchqc yon den drei sicher grundlegenden Momenten aus, dem genetischen des Wahnbedfirfnisses und den deskriptiven des Wahnerlebens, sowie vom Symbolbedfirfnis saint Symboli- sierung, die Umschreibung nnd Gruppierung der Wahnbild.angen zu geben. Genetiseh dicnen ibm als ffihrende Momente z.ar Orien- t ierung die Affektschalt.ang BLEULERS, die fiberwerfige Idee WERNICKES, das Wahnbedfirfnis KRAEPELINS und deskripfiv das ~r JASPERS, diesem gegenfiber noch die Symbolisier.ang :in der Wahnbi ldung von FREUD, BLEULER -and JUNG. Verf. selbst unterscheidet drei Gruppen, die den Beleg daffir liefern sollen, dab es neben den schizophrenen nnd paraphrenen unterschwellig- ka t a thymen Wahnbild,angen eine in weitem Gebiete wirksame oberschwellige Grundlage yon Wahnideen gibt. GOLDSTEIN.

Das Vorbeihalluzinieren, ein Beitrag zum Verst/tndnis des Krank- heitssymptoms des Vorbeiredens. Von RAECKE. Arch. f. Psychiatr . u. Nervenkrankh. Bd. 65, S. 139. 1922.

Verf. ffihrt das Vorbeireden z,arfick auf: Unzureichende Auf- fassung der gestellten Aufgaben, bzw. Verkenn,ang yon Gegen- st~nden, verkehrte sprachliche Reakti0n d,arch Vordr/ingen ether rnit dem zugeh6rigen Begriffe assoziativ verbundenen Vorstellung naeh Analogie des Vorbeihallucinierens, Unterdrfickung der rich- t igen Antwort durch Autosuggestion des Nichtwissens; Falsehant- worten infolge yon Negafivismus. GOLDSTEIN.

Hypnotismus und Geistesst6rung. Von E. SIEMERLING. Arch. 5. Psychiatr . u. Nervenkrankh. Bd. 65, S . i . 1922.

Der Verf. bespricht die Li tera tur der letzten Jahre fiber psychische Erkrankungen nach Hypnose, besonders nach 6trent- lichen Scha.astellungen und teil t selber 5 F/tile aus der Nervenklinik mit. In 2 F/tllen handel t es sich .am Verschlimmerung katatoner Zust/tnde nach Hypnotisieren dutch Laien. Im 3. Fall um einen Erregungsz.astand mi t Sinnest/iuschungen nach eigener Besch/tfti- Rung mi t Hypnose. Im Fall 4 .am einen durch Laienhypnose aus- gel6sten somnamb,alen Znstand. Im Fall 5 um eine durch t Iypnose erzeugte H6rigkeit vom Hypnofiseur. FRIEDEMANN.

Experimenteller Beweis ffir die Hypnofisierbarkeit gegen den Willen. Von COSTA. Dtsch. med. Wochenschr. Jg. 48, Nr. II , S. 358. i922.

COSTA hypnotisierte seinen Br,ader gegen dessen Willen, aber ohne dab er selbst die Absicht des Bruders kannte, sieh nur scheinbar einsehlMern zu lassen. STEINE~.

AUGENKRANKHEITEN. Ober die Behandlung yon Augenkrankheiten mit Tuberkulin. Von J. MELLER. Wiener klin. Wochenschr. Jg. 35, Nr. 9, S. 193. 1922. - - Die spezifisehe Behandlung der Augentuberkulose dureh den praktischen Arzt. Von E. NOWAK. Wiener klin. Wochensehr. Jg- 35, Nr. 9, S. 194. I922.

Der A.afsatz yon MELLER gilt als Vorwort z.a der folgenden Ar- belt yon NOWAK und weist dara.af hin, dab der praktische Arzt die vom Faeharz t eingeleitete Tuberkul inbehandlung yon Augen- tuberkulosen noch lange fortffihren soll, denn es set kein Zweifel, dab der gr6Bte Tell der Rezidive, fiber welehe t rotz ether T,aber- kul inbehandlung ber ichtet wird, dem Umstand zur Last falle, dab mit der Behandlung zu frflh aufgeh6rt werde. M. weist eindring- lich a.af die groBe Bedeutung der T.aberkulose ffir die Erkranknng des inneren A,ages hin und unters t re icht die Tatsaehe, dab sich h/tufig bet tuberkul6sen Augenkranken sonsfige Tuberkuloseherde am K6rper nicht oder in inakfiver Form nachweisen lassen.

Bet negativem Ausfall der klinischen Untersuchungen ant t.aber- k.al6se Allgerneinerkrankung werden yon NowAK probatorische Alttuberk.alininjektionen gemacht, und bet positivem Ergebnis wird die Augenerkranknng, die an sich tuberkuloseverd/tchtig ist, dann spezifisch behandelt . Die diagnosfisehen Injekt ionen werden hintereinander a.asgeifihrt mi t 0,2, o,5, 2, 5 nnd IO mg Alt tuber- kulin "and natfirlich dann aufgeh6rt, wenn eine Reaktion einge- t re ten ist. Herdreakt ion am Ange sah NOWAK selten. Zur Behand- 1,angwird Bacillenemulsion gebrauchtund mi lde r Dosierung o,ooi mg begonnen. Im Abstand yon 2 bis 4 Tagen wird dann ganz langsam gestiegen und eventuell H6chstdosen yon o, I - - i g zu erreichen ge- sucht. Vor und w/thrend der Menses wird das Interval l m6glichst verl/ingerf. B e t der Anwendung stark konzentrierter L6sungen empfiehlt es sich, die zu injizierende Menge mi t steriler physiolo- giseher Koehsalzl6sung auf I ccm zu erg/tnzen. Ffir den prakfisehen

A r z t sind fabrikm/iBig hergestellte Verdfinn.angen zu empfehlen; doch nehmen die s tark verdfinnten L6s.angen bald an Wirksamkei t ab, weshalb man auf frische Pr~para te Wer t legen muB.

IGERSHEIMER. Zur Chemic des mensehliehen Kammerwassers. Von K. W. ASCHER. v. Graefes Arch. f. Ophth. Bd. I07, H. 2/3, S. 247. 1922.

Znr Aufkl~r ng des Augenstoffweehsels ist neben der Unter- suchung der organischen Bestandteile des Karnmerwassers aueh die

R I F T . i. J A H R G A N G . Nr . 36 i 8 0 7

der anorganischen erforderlich. Verf. besfimmte den Chlorgehalt des menschlichen Kammerwass~rs nach der Mikromethode yon BANG. g s muB darauf geachtet werden, dab die Pat. vorher weder Jod noeh Brom bekommen haben, da sich diese Halogene a,ach nach A,assetzen der Medikation lange ira Kammerwasser halten. Das reizlose Auge des Menschen ha t de.aselben Chlorgehalt im tgammer- wasser, wie das des Tieres, urn 0,7%. Den des Gtask6rpers fiber- wiegt er urn fast o,o4%, er steigt im Leichenauge an in der vorderen Kammer, oft mehr als im Glask6rper. Staraugen haben im Kammer- wasser normalen oder etwas verminder ten NaC1-Gehalt, gereizte, entzfindete A,agen herabgesetzten, ebenso A.agen mit frischen Er- krankungen des Hintergrundes. In Glaukomaugen sind die NaC1- Werte ebenso oft normal wi t erh6ht "and herabgesetzt, kein Kammer- wasser ha t so hohe Werte, wi t das glaukomat6se A.age, ein Hydroph- thalmus ha t te auch nach mehrfachen Operafionen immer wieder abnorm hohe NaC1-Zahlen. Vermehrung des Eiweil3gehalts ist fast framer mi t Verminderung des NaC1-Gehaltes im Kammer- wasser verbunden. NaCt- und EiweiBgehalt gndern sich gegen- sinnig, also kann sich die Zusammensetzung des Kammerwassers, obwohl die Refraktometerwerte gleich blieben, stark vergndert haben. Bet Glaukom scheint der EiweiBgehalt im Kammerwasser nicht erheblich anzusteigen, die hohen Refraktometerwerte bet absoluten Glaukomen sprechen fflr EiweiBvermehr.ang. Im ent- ziindlichen Liquor cerebro-spin, scheint die Menge des NaC1 zu sinken, die des EiweiBes zu steigen. Pathologische Glask6rper scheinen den gleichen NaC1-Gehalt wie das Kammerwasser zu haben. Naeh wiederholten Punkt ionen sinkt im Kammerwasser der NaC1- Gehalt, wird aber nach einigen Tagen wieder normal. NaCI-Z,af,ahr per os vermehrt die NaC1-Menge weder im Kammerwasser noch im Liquor cerebro-spin., wohl aber subeonjunctivale Einspri tzung 5 proz. NaC1-L6s,angen. STEINDORFF.

Coeain-Alkoholinjektionen am Ganglion sphenopalafinum. Von A. ]ELSCHNIG. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 68, M/trzh., S. 295. 1922.

Eine Nachprfifnng der Angabe yon PosT, wonach die Aus- schalt,ang des Ganglion sphenopalat inum dnrch Coeaininjektion (event.nell auch durch 95% Alkohol mi t 5% Phenol) /thnlich wit die Exst i rpat ion des Ganglion s.apremum des Halssympaficus wirke, "and den Augendruck herabsetze, wurde yon ELSCHNIG in 8 F/tllen nachgeprfift. Die Injekt ion dart n.ar yore Gesicht aus gemacht werden. Die Einwirkung a,af den A.agendruck war ent- weder nu t gering (dann eventuell a.ach ant der n icht injizierten Seite) oder s i t fehlte. Ein absehliel3endes Urteil fiber die medika- ment6se Ansschaltung des Ganglion sphenopalatin.am m6chte ELSCHNIG noch nicht geben. IGERSHEIMER.

Ein Fall von doppelseifigem indolenten Randfurchengeschwfir der Homhaut (Dystrophia marginalis comeae) mit traumatiseher Ent- bindung der Linse auf beiden Augen dureh den Patienten selbst. Von W. UHTHOFF. Klin. Monatsbl. f. A.agenheilk. Bd. 68, Mfirzh., S. 289. i922.

Die Randf.archenkeratifis ha t te jahrelang bestanden, auf beiden Augen en tband sich die Linse du tch einen .anvorsichtigen StoB mi t dem Finger a,as der Perforafions6ffnung des Geschwfirs yon selbst. Zwischen dem Durchbr,ach des rechten und dem des linken Hornhautgescbw/irs lag t in Zwischenra.am yon 12 Jahren.

STEINDORFF.

HALS-, NASEN-, 0HRENKRANKHEITEN. O Der praktische Hals-, Nasen-Ohrenarzt. Von RUDOLF PANSE. I6o S. u. 8 Abbildungen im Text. Leipzig: Curt Kabitzsch 1922. Brosch. M. 5o.--, geb. M. 63.-- ,

Yon der Tatsache ausgehend, dab Deutschland verarmt, dab Sparsamkeit in jeder Beziehung geboten ist, stellt der Verf. seine langj/thrigen Erfahrungen als Hals-, Nasen- Ohrenarzt der All- gemeinheit zur Verffigung. Er bespricht die Einr ichtung des Sprechzimmers, einschlieBlich des Insf rumentar iums und gibt in bezug ant die Ausfibung des Berufes manch praktischen Wink, der dem sich ne.a niederlassenden oder prakfizierenden Hals-, Nasen-Ohrenarzt yon Nutzen sein kann. Stets ist der Gedanke des Sparens berficksichtigt, aber nicht soweit gehend, dab hierdurch, sachlich ein Nachteil ents tehen k6nnte. Im zweiten Abschni t t werden die Erkrankungen des Mundes, des Rachens, der Nase mi t ihren Nebenh6hlen , des Kehlkopfs und des Ohres besprocben. Auch die Grenzgebiete, die Erkrank.angen der Hypophyse "and der Schilddrfise, sind berficksichtigt, Neben kfirzeren Ansffihr,angen fiber Diagnose und Prognose, wird die Behandlung der Erkran- kungen ausffihrlicher und genaner besprochen. Der Verf. stfltzt sich ant seine langj/thrigen Erfahrungen mi~c den yon ibm gefibten Methoden. Wenig, zum Tell gar n icht berficksichtigt sind diagno- stische und therapeufische MaBnahmen anderer I~liniker, die erwiesenermaBen auch zum Erfolge ffihren und keine gr6Beren Kosten verursachen. EscH, Bonn.

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1808 K L I N I S C H E W O C H E N S C H

Uber Anginose. Von R. IMHOFER. (Laryngol. Inst., Prag.) Med. Klinik Jg. ~8, Nr. 17, S. 526. 1922.

Es handelt sich um eine kritische Beleuchtung der yon FEIN aufgestellten Lehre yon der Angina. FEIN behauptet: I. dab die Angina nicht die Ganmenmandel allein, sondern stets den ganzen Schlundring gleichzeitig und gleichartig ergreife nnd die Heffigkeit der Erkranknng der Masse des vorhandenen adenoiden Gewebes proportional sei; i i . da~ die Erkranknng des Schlnndringes nut eine Teilerscheinung einer Allgemeininfekfion sei, weshalb er das Wort ,,Angina" dutch die Bezeichnnng ,,Anginose" ersetzt zu wissen wiinscht; III. dab es nicht erwiesen sei, die Tonsillen als Eintri t tspforte ffir Infektionen anzusehen. IMHOFER sagt zu I., dab nach seinen Erfahrungen die Angina in der Mehrzahl der F~lle nicht den ganzen Schlundring ergreife, den Punkt II. der Lehre FEINS erkennt er vollkommen an und erw/~hnt zu I I I . , da~ die Ton- sillen zweifellos einen wichtigen Faktor in dem ganzen Komplexe yon Krankheitserscheinungen bildeten, u n d e s sieh bei manchen Krankhelten nicht yon der Hand weisen lieBe, die Tonsillen als Ein- gangspforte ftir die Infektion anzusehen. Weitere Fortschrit te fiber die Physiologie der Tonsille dfirften hierfiber Klarheit bringen.

PREUSS.

Entfernung der adenoiden Vegetationen in Lokalan~sthesie. Von H. HALASZ. Monatsschr. f. 0hrenheilk. u. Laryngo-Rhinot. Jg. 56, H. 2, S. 94. 1922.

Beschreibung der Lokalan~sthesie der Rachenmandel, eines Verfahrens, das Antor seit 15 Jahren mit bestem Erfolg ange- wandt hat. Er ftihrt einen mit 2o0/o Alypinl6sung durchtr&nkten Wattebausch auf einer gerieften Sonde durch den unteren Nasen- gang an die hintere Rachenwand, l~iBt denselben dort etwa 5 Minuten liegen nnd wiederholt dieses Verfahren einige Male. Diese Art der Lokalan/isthesien der Rachenmandel ist wohl yon jedem Facharzt mehr oder weniger oft in ghnlicher Weise angewandt worden, wenn sie auch bisher in der Literatur nicht besonders beschrieben ist.

VOGEL.

Experimentelle Versuche zur Hervorbringung des Symptomenbildes der Ozaena beim Kaninchen. Von C. CALDERA. (Ospedale civile, Verona.) Zeitschr. f. Hals-, Nasen- und Ohrenheilk. Bd. x, H. 1/2, S. 162. I922.

CALDERA hat fiir die yon einer gr613eren Reihe yon Autoren ver- tretene Ansieht, dab die Ozaena auf einer trophoneurotischen Basis beruhe, experimentelle Anhaltspunkte zu gewinnen versucht, in- dem er I<aninchen den Nervus maxilaris durchtrennte und ihnen dtnn Ozaenasekret in die Nase eintrgnfelte. Von dell 6 Versuchs- tieren starb i im AnschluB an den Eingriff, 4 gingen nach I - - 4 Mo- naten an einer interkurrenten Coecidienepidemie zugrunde, so dal3 nur I Tier nach I3 Monaten ffir die mikroskopische Untersuchung fibrigblieb. Es fanden sich bei diesem Tier zwar gewisse trophische Ver/inderungen an der hinteren Muschel, aber keine solchen, die klinisch oder histologisch anch nur annghernd an das Bild der Ozaena erinnerten. Verf., der selbst auf dem Standpunkt steht, dab die Ozaena der Ausdrnck eines besonderen krankhaften lymphatischen Zustandes sei, spricht sich dahin aus, dab das ne- gative Resultat nicht zugunsteI1 der eingangs angeffihrten Theorie gedentet werden k6nne. Referent ist der Meinung, dab das einzige verwertbare Ergebnis fiberhanpt keinen Schlnl3, weder in der einen noch in der anderen Richtung, gestattet. N[IHSMANN. Die Behandlung der 0zaena mit submucSsen Paraffininjektionen. Von C. BAUMGARTNER. (Oto-laryng. Klin., Basel.) Schweiz. med. Wochenschr. ]g. 52 , Nr. 21, S. 490. 1922.

Verf. verftigt fiber 25 F~lle. Mehrere Jahre nach der letzten Injektion konnte er leider nur 5 yon ihnen nacbuntersnchen. Bei 12 anderen muB er sich ant ein bei oder kurz nach Abschlul3 der Behandlung niedergelegtes Urteil stfitzen. Das Schicksal der fibrigen 8 ist unbekannt. Die Frage, wie weft es sich bei den er- reichten Erfolgen um Dauerzust&nde handelt, bleibt also often. Zusammenfassend erkl/irt Verf., dab unter der Behandhng der Nasenraum enger, die Schleimhaut rot und feucht geworden war. Die Stirnkopfschmerzen nnd das kratzende Geffihl im Halse waren beseitigt, die Anosmie nicht. Die Krustenbildung war zurfick- gegangen, der F6tor geschwnnden. 3 yon 9 eingehender kontrol- lierten F$11en bedurften abet noch st~ndiger Nasenduschen. Als Komplikationen traten 2 Sepfumabscesse und eine voriibergehende fieberhafte Reaktion ein. Die angewandte Technik wird ausffihr- lich erlgutert. TONNDORF. Die Atmung bei Nasenstenosen. Von H. NEUMANN. (Univ.-Ohren- Nasen-, Halsklin., Berlin.) Beitr. z. Anat., Physiol., Pathol. u. Therap. d. Ohres, d. Nase n. d. Halses Bd. I8, H. 1/2, S. 122. 1922.

Verf. hat bei 20 Patienten mit N~senstenosen vor und nach der Operation die Atembewegungen nntersueht und spirometrische Messungen angestellt. Er fand bei st~irkeren Stenosen eine erh6hte Beanspruchung der Atemmuskulatur und eine Verringerung der Vitalkapazit/kt. - - Vermehrte Arbeitsleistung des Herzens bei Stenosen kann ferner zu Stauungen im kleinen Kreislauf fiihren.

R I F T . I. J A t I R G A N G . Nr . 36 2. SEPTEMBER I92z

Verf. fordert daher, dab bei Emphysem und Stauungserscbeinungert die Nase genau nntersucht und eine etwa vorhandene Stenose be- seitigt wird. TONNDORV.

Zur Behandlung der Choanalatresie. Von G. ELMIGER. Schweiz. reed. Wochenschr. Jg. 52, Nr. 21, S. 497, 1922.

Bescbreibung yon 3 F~llen yon Choanalatresie. Die Diagnose st6Bt auf Grund yon Anamnese und klinischem Untersuchurgs- befnnd auf keine Schwierigkeiten. Behandlung bestand in sub- muc6ser Septumresektion mit Entfernung des Vomers und der knSchernen Atresie. Der Heilerfolg war ein schneller und in allerL 3 F/ilIen ein ausgezeichneter. VOGEL.

Studien fiber die Stimmwerkzeuge und die Stimme yon Taubstummem I. Untersuchungen des Kehlkopfes bei Taubstummen. Von It . BRUNNER u. V. FRUHWALD. (Ohrenabt. d. allg. Poliklin., Wien.) Zeitschr. f. Hals-, Nasen- u. Ohrenheilk. Bd. x, H. i/2~ S. 46. I922.

Nach einem kurzen Uberblick, der auf Vollst/~ndigkeit keinen Anspruch erhebt, fiber die Arbeiten, die sich vorwiegend mit der Atmung der Taubstummen nnd mit dem laryngoskopischen Be- fnnde solcher iKranker beschMtigen, werden eigene Untersnchungen fiber die Form der phonatorischen Stimmritze mitgeteilt. Das Ergebnis ist folgendes: 1. Bei den 93 taubstummen Kindern fanden wir in ca. 6o0/0 der F/ille einen unvollkommenen Verschlul3 der Stimmritze bei der Phonation. 2. Dieser unvollkommene VerschluB war in ca. 3o% der F~lle hervorgerufen durch ein Offenbleiben der Glottis cartilaginea, in ca. 3 o/o der F/~lle durch einen mangelhaften VersehluB der Glottis ligamentosa. 3- Der mangelhafte Verschlul~ der Glottis ligamentosa war stets durch eine ungen/igende Adduk- tion des linken Stimmbandes hervorgerufen. Die Anomalien in der Bewegung werden als ,,habitnelle Stimmbandl/ihmungen (GuTz- .~A~N)" angesehen infolge Fehlens der Bewegungsvorstellungen. Die Hypokinese des linken M. thyreoarythaenoideus int. glaubt man dadurch erkt/~ren zu k6nnen, dab anscheinend der linke Mnsc. vocalis sich in Bezug auf seine zentrale Inervation anders Ms der rechte verhSJt, wie ja anch bei Rechtsh&ndern die linke Hemisphere der rechten funktionell fiberlegen ist. PEEUSS.

Die Lokalisation einseitig Tauber. Von M. RAUCH. Monatsschr. f. Ohrenheilk. n. Laryngo-Rhinol. Jg. 56, H. 3, S. 183 1922.

In einer frfiheren Arbeit hat Verf. die Theorie aufgestellt, dab die Lotmlisationsempfindung nicht in der quantitativen, sondern in der verschiedenen qualitativen Umwertung der T6ne im rechten und im linken Ohre begriindet sei. Diese Verschiedenheit sei ge- geben in der verschiedenen Orientiernng beider Geh6rorgane im Ranme, in ihrer symmetrischen Anlage. Verff. erg~nzte nun seine Untersuchungen durch Prfifung einseitig Tauber, bei denen aber beide Vestibularapparate kalorisch nnd rotatorisch normal an- sprechbar waren: Der einseitig Taube lokalisiert vorwiegend nach der gesnnden Seite, weil er ant der kranken Seite fiberhaupt keine Lokalisationsempfindung habe, seine Raumempfindung ffir aku- stische Reize gest6rt sei. Auch nach versuchter experimenteller Desorienfierung des tauben Ohres/~nderte sich nichts an dem Resul- tat. Eigentlich sind also die Versnche an einseitig Tauben ergebnis- los verlanfen, was nach Verf. nicht wunderbar sei, da der einseitig Taube in seiner Raumempfindung pathologisch gest6rt sei und yon vornherein nicht ffir Versuche verwertet werden k6nne, welche die Abhgngigkeit der Lokalisation v o n d e r Raumempfindung beweisen sollen. Arts den Versuchen scheint, was Verf. nicht ansdrficklich hervorgehoben hat, besonders folgendes hervorzngehen: Die ant die qualitative Umwertnng der T6ne im rechten und im linken Ohre vom Verf. in einer frfiheren Arbeit zuriickgef/ihrte Lokalisations- empfindnng scheint yon der in der bisher fiblichen Weise gepriiften Funktionstiichtigkeit des Vestibularapparates (kalorische Erreg- barkeit) nnabh/~ngig zu sein. Aus den an einseitig Tauben erhobenen Befnnden des Verf. erhebt sich abet nach Ansicht des Ref. die Frage, ob nicht gerade die StSrung der Lokalisationsempfindung ein Zeichen sei, dab nicht nnr das aknstische, sondern auch das stafische Labyrinth defekt sei. KOBRAK.

Zur pathologischen Anatomie der Taubheit nach Kopfschufl. Von K. HELLMANN. (Klin. f. Hals-, Nasen-, Kehlkopfkr., Wtirzburg.) Zeitschr. I. Hals-, Nasen- u. Ohrenheilk. Bd. z, H. 3 4, S. 358. 1922.

]gin 26j~hriger Patient ist 31/a Jahre nach einem Kopfdurch- schul3 an tuberkul6ser Meningitis gestorben. Das GeschoB ist in ungefXhr gleicher Entfernung an beiden Felsenbeinpyramiden vorbeigegangen. Flfistersprache wurde links gar nicht, rechts 1/2 m, Umgangsspraehe links am Oh r, rechts 5 na weft verstanden. Histologisch zeigte das linke Felsenbein eine ansgedehnte trau- matische, geheilte Fissur, wXhrend rechts keine pathologischen Ver~nderungen nachgewiesen werden konnten, die mit der Schul3- verletznng in Zusammenhang standen. W~hrend die linksseitige Schwerh6rigkeit durch den pathologischen Befund erkl~rt wird, h~it Verf. die rechtsseitige H6rst6rung ft~r funktionell. Pi~Euss.

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2. SEPTEMBER 1922 K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . i. J A H R G A N G . Nr . 36 18o 9

Die p~idagogische Versorgung der SchwerhSrigen, Von E. SCHORSCH. Beitr. z. Anat., Physiol., Pathol. u. Therap. d. Ohres' d. Nase u. d. Halses Bd. z8, H. i/2, S. I I i . 1922.

Die p~dagogische Yersorgung der Schwerh6rigen stellt 3 Auf- gaben: I. Die Erkennung ihrer geistig-sprachlichen Eigenart. Schwer- h6rige haben eine andere Sinnenwelt als VollhSrige. 3/Iangel yon Geh6rseindrficken erzeugt gemfitliche Yerarmung. Schwerh6rige vereinsamen, werden weltfremd, oft verb i t te r t und miBtrauisch. Ihre Sprache leidet phonetisch, nach Form, Inhal t nnd Umfang, 2. Die Au]Jindung der Mittel zu ihrer Bildung. Vollwertige H6r- apparate haben wir bislang nicht. ~bung des I~estgeh6rs t6rdert die VerkehrsmSglichkeit nur nnwesentlich. Ablesen vom Munde kann das Geh6r nicht ersetzen. Die Sprache muff dutch Arti-

kulat ionsunterr icht mfihsam entwickelt werden. 3- Gute Organi- sation der Bildungsmittel. Berlin ha t zurzeit 6 Schwerh6rigen- schulen. Diese sind keine ttilfsschulen, sondern Volksschulen, die nur mit besonderen Methoden arbeiten. An sie schlieBt sich eine Fortbildungsschule an, auBerdem ist ein Pflegeamt fiir wissen- sehaftliche \u der Schwerh6rigen eingerichtet. Ffir die Aufnahme in eine Schwerh6rigenschule ist der H6rzustand, ffir die Aufnahme in eine Taubstummenschule dagegen der Sprach- zustand maBgebend. -- Das IReferat vermag nu t kurz die H a u p t - punkte herauszusch~len. Bei der grogen Wichtigkeit des Problems fiir das praktiseheLeben wird das Studium desAufsatzes dringend empioh- lep. Verf. hat eine besondere Schrift fiber die Berufswahl der Schwer- h6rigen ver6ffentlicht. (Verlag \u Pilz, 13erlin 192o.) TONNDORF.

VERHANDLUNGEN ARZTLICHER GESELLSCHAFTEN.

Tagung der Deutschen Vereinigung ffir Mikrobiologie in Wfirzburg.

Si t zung yore 8. bis IO. J u n i 1922. HAILER, 13erlin: Die chemischen Grundlagen der Desinfek-

tionswirkung. Die bisherigen Versuehe, Beziehungen zwischen der Giftwirkung eines Desinfektionsmittels und seiner chemischen Konsti tut ion aufzufinden, ha t t en keinen Eriolg. Die nicht lipoid- 16slichen Stoffe mfissen die Plasmahaut der 13akterien erst schgdigen, ehe sie zur Wirkung kommen, die lipoidl6sliehen k6nnen aber auBer- dem aut das Plasma direkt einwirken. FOr die Desinfektions- wirkung an den einzelnen Zelle k6nnen wichtig sein: der Haftdruck (TRAuBE), d. h. die Ober/l(ichenaktivitdit und die Adsorption. 13el den chemisch aktiven Stoffen spielt die Ents tehung irreversibler Verbindungen zwischen ZelleiweiB und Desinfektionsmittet eine wichtige Rolle.. Ch~misch indifferente Verbindungen wirken auf die Dispersit/~t der Zellbaustoffe in Gestalt yon Quellung und Entquellung, Aus/dllen oder Ldsung der Inhattsstoffe und Fermente des Keimes. Bez/iglich der Theorie der LSsnngen ist zu beachten, dab man bei der Wirkung einer Sdiu~e nicht nut die H-Ionen, sondern auch die S/tureanionen berflcksichtigen muB. Das Sublimat verdankt seine leichte Aufnahme in die Zelle wahrscheinlich seiner geringen Dissoziation, die zur Selbstkomplexbildung und damit zur Lipoidl6slichkeit ffihrt. FOr andere Mittel z. ]3. Chininderivate, alkalische Kresoll6sungen ist yon 13edeutung die hYdrolytische Spaltung, die sie in L6sung erfahren, Unter ihrem EinfluI3 binder im Sputum das saure Mucin einen Tell des Alkali und macht das Kresol for die Wirkung auf die Tnberkulose-Bacillen Irei. Einige gute Mittel for die Sputumdesiniektion wurde neuerdings gefunden : die Kresotlaugen, Parol oder Parmetol, L6sung yon Chlor-m-Kresol in der ann~hernd ~iquivalenten Menge NaOH. Pr/ iparat yon hoher Wirkung auf Staphylokokken und Paxatyphusbacillen ist Chlor- thymol. Abt6tung bei 0,03% Phenol in 20 Minuten. Bei dem neuer- dings bekannt gewordenen Chloramin spielen die seknndgren Re- akfionen die t tauptrolle. Die Wirkung kommt zustande durch die allm~hliche Zersetzung in Natr iunlhyperchlorid und Sulfamid. Ob gel6ste oder emulgierte teerSlhaltige Mittel besser wirken, ist noch nicht entgfiltig gelds Da, wo die Wirknng durch chemische Umsetzung erzielt wird, dorfte der molekulardisperse Zustand am besten sein. 13ei den durch Lipoidl6slichkeit wirksamen Stoffen m a g d e r kolloid gelSste der geeignetere sein. Sei/enhaltige L dsungen wirken besser in der Suspension, schlechter an Geweben. Die Prfi- fund mittels der Suspensionsmethode allein ist daher abzulehnen. Ebenso sollte der Einflul3 der Temperatur mehr als bisher beachtet werden.

REICHEN13ACH, G6tt ingen: Die Absterbevorg~inge in der Bakterienaufschwemmung und die sich daraus ergebenden Be- ziehungen zur Methodik der Prfilungen yon Desinfektionsmitteln. MADSt~N und NYMAN haben auf die I3bereinstimmung des Absterbe- vorganges mi t dem Verlauf der sogenannten monomolekularen Reaktion hingewiesen. Als wichtig fiir die Wirkungsart eines Desinfektionsmittels sind 3 Gr6Ben erkannt. Gesehwindigkeits- konstante, Konzentrations- und TemperaturkoeNizient. FOr die Prfi- fungspraxis is t dami t aber nichts gewonnen. 1Richtig ist, daI3 die Zahl der Absterbenden immer der Zahl der fiberlebenden propor- tional ist. Die Bakter ienkultur bez. Sporenmenge enthgl t vor- wiegend Individuen der niedrigsten Resistenzstufe, und, allmghlicb an Zahl abnehmend, immer h6here Resistenzstufen: Die JKeime der h6chsten Resistenzstufe sind am wenigsten zahlreich. Die Des- infektionsgeschwindigkeitskonstante, br ingt n icht einen physi- kalisch-chemischen Vorgang, sondern nur einen bes t immten Aufbau der Suspension zum Ausdruck, daher kann sie kaum praktisch wert- voli sein. Dagegen wird die AbhS~ngigkeit der Abt6tungszeit yon der Anfangsmenge immer beachtet werden mfissen. Abet eine beliebige Verl/ingerung der Abt6tungszei t lg/3t sich durch Vergr6/3erung der Anfangsmenge nicht erreichen. Die Dichte der Suspension fibt un -

abh/kngig v o n d e r Absterbeordnnng einen schfitzenden EintluB aus. Der 1Resistenzaufbau nator l ich vorkommender Keime is t noch un- bekannt und ob /ihnliche Verhfiltnisse vorliegen, wie in der Kultur, die immer denselben Aufbau entwickelt. M6glicherweise haben die iCeime unter natorl ichen Verh/iltnissen bei geringer Anzahl schon viele h6chst resistente Individuen. I)em muB im Desinfektions- versuch Rechnung getragen werden. Eine Erbl ichkei t erh6hter !Resistenz ha t sich in Kulturen nicht feststellen lassen. Die er- worbene Resistenz ist eine Modifikation, die immer wieder in der Kultur erworben wird. 13el der Beurteilung eines Desinfekfions- mittels kann durch die Desinfektionsgeschindigkeitskonstante oder eine andere derartige Zahl nut die Wirkung aber hie der Gesamtwert ausgedrtickt werden. Der Karbols/inrekoeffizient ist keine geeignete Methode wegen der eigenarfigen Wirkungskurve des Phenols. Der Koeffizient wird welter beeinflul3t durch die Entwicklungshemmung, dutch die verwendeten Testbakterien und durch die Wahl des Me- diums. 13eachtenswert sind die neuen Vorschl~ge yon LOCKI~MANN, der die Desin~ektionsmittel in 8 Gruppen einteilt und die Prfifung an gut ctiarakterisierten Vertretern der einzelnen Gruppen anstell t und diejenigen von Rt~ICItEL, welche die Abh~ingigkeit zwischen Konzentrat ion und Wirkungszeit fesflegen sollen. ]3ezfiglich der Prii/ungsmethodik lassen sich ffir die Keimtr/iger- wie ffir die Sus- pensionsmethode Vorteile und Nachteile feststellen. So wertvoll die Arbeiten yon St3PFLI~ und seinen Mitarbei tern fiber die optimalen N/ihrb6den sind, so sollen sie uns doch n icht veran]assen immer raffiniertere Methoden zum Nachweis des letzten Keimes zu suchen; denn es wurde bisher auch schon mi t erheblichen Sicherheitsfak- toren gearbeitet.

NEUFELD, Berlin: Referat fiber die Desinfektionspraxis der alten und der kfirzlich erlassenen Desinfektionsvorschriften. Die alte Anweisung ha t zu wenig Iificksicht darauf genommen, dab der kranke Mensch im Mit te lpunkt jeder I)esinfektionsmaBnahme stehen sollte. Die neue Desinfektionsvorschrift br ingt demgegen- fiber eine 1Reihe prinzipieller Verbesserung~n, wenn sie auch nicht als ideal zu bezeichnen ist. Vor allem wird der gr6Bte Wert jetzt ant die fortlaufende Desinfektion derjenigen Gegenst/inde gelegt, die in erster Linie geeignet sind, die Krankhei t welter zu verteilen. Mit dem Hinweis auf die \u der It/ indedesinfektion geht die neue Ordnung erheblich fiber die alte hinaus. Die Schlug- desinfektion ist beibehalten worden, is t aber in der Regel eine besonders grfindliche mechanische Desinfektion, die naturgem~ii3 ohne Verz6gerung yon denselben Personen ausgeffihrt wird, welche W/ihrend der Y~rankheit desinfiziert haben. Eine verschfirfte SchhBdesinfektion kann in Fallen besonderer Gefahr angeordnet werden. Ffir die fortlanfende Desinfektion wird mehr als bisher die Sublimatl6sung I : IOOO empfohlen. Damit sind die Klagen fiber den hartnfiekigen Kresolgeruch im Krankenzimmer beseitigt. 14_resoll6sung kommt ffir Metalle in Anwendung und - - nach An- sicht des Referenten unzwecktn/il3igerweise - - bei El3geschirr. Die Wirkung yon Sublimat und ICresol in der Praxis l~Bt sich kaum sicher beurteilen, trotzdem wlrd man dami t rechnen dflrfen, dal3 doch in der tiegel eine so schwere Sch~digung der Keime eintri t t , dal3 eine Weiterentwicklung nicht in l~rage kommt. 13edeutungsvoll for die Praxis der I-I~ndedesinfektipn ist die stundenlange Nach- wirkung des Sublimats. Die Desinfektion des tuberkul6sen Sputums ist wieder mi t 5~ Sublimat angeordnet, trotz der ]3edenken, die gegen das Aufstellen einer derartigen giftigen L6sung im t( ranken- zimmer bestehen. Fortsehri t te sind neuerdings erzielt durch die Arbeiten yon UHLEN~UTH, J6~TE~ nnd HAILER, durch welche einige gute Sputum-Desinfektionsmittel festgestellt sind, z. I3. Alkali- Lysol, ParmetoL Ffir die Praxis genfigt eine weitgehende l Ver-

�9 mindernng der iKeime, (z. 13. t tgndedesinfektion). Das Auffinden wirksamerer nnd unbedenklicher I)esinfektionsmittel als sie jetzt vorhanden sind, ist dringend erwflnscht. Aber die Desinfektion macht nur einen bescheidenen Teil der SeuehenbekgmDfungsmaB- regeln aus.