elbphil- harmonie publikums- orchester...2019/06/22  · györgy ligeti (1923–2006) atmosphères...

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22.6.2019 | BÜRGERHAUS WILHELMSBURG 28.6.2019 | ELBPHILHARMONIE GROSSER SAAL ELBPHIL- HARMONIE PUBLIKUMS- ORCHESTER

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Page 1: ELBPHIL- HARMONIE PUBLIKUMS- ORCHESTER...2019/06/22  · György Ligeti (1923–2006) Atmosphères (1961) ca. 10 Min. Gustav Holst (1874–1934) Die Planeten / Suite für großes Orchester

2 2.6.2019 | BÜRGERH AUS W ILHELMSBURG28.6.2019 | ELBPHILH A RMONIE GROS SER S A A L

ELBPHIL- HARMONIE PUBLIKUMS- ORCHESTER

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Samstag, 22. Juni 2019 | 20 Uhr | Bürgerhaus Wilhelmsburg Freitag, 28. Juni 2019 | 20 Uhr | Elbphilharmonie Großer Saal

ELBPHILHARMONIE PUBLIKUMSORCHESTER DIRIGENT MICHAEL PETERMANN

Ludwig van Beethoven (1770–1827) Sinfonie Nr. 6 F-Dur op. 68 »Pastorale« (1807/08) Erwachen heiterer Empfindungen bei der Ankunft auf dem Lande: Allegro ma non troppo Szene am Bach: Andante molto moto Lustiges Zusammensein der Landleute: Allegro Gewitter, Sturm: Allegro Hirtengesang – Frohe und dankbare Gefühle nach dem Sturm: Allegretto

ca. 40 Min.

Pause

György Ligeti (1923–2006) Atmosphères (1961)

ca. 10 Min.

Gustav Holst (1874–1934) Die Planeten / Suite für großes Orchester op. 32 (Auszüge) (1914–1918) Mars, the bringer of war: Allegro Venus, the bringer of peace: Adagio Mercury, the winged messenger: Vivace Jupiter, the bringer of jollity: Allegro giocoso

ca. 25 Min.

In Kooperation mit dem Hamburger Konservatorium

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Musik hören ist gut, Musik machen ist besser – diesem Motto folgen die 90 Mitglieder des Elb-philharmonie Publikumsorchesters begeistert. Zum fünften Mal seit dem Gründungskonzert im Sommer 2017 treten die ambitionierten Laien-musiker nun auf die Bühne, um das Ergebnis ihrer wöchentlichen Proben der Öffentlichkeit zu präsentieren. Der Dirigent Michael Petermann hat dafür ein ebenso eingängiges wie tech-nisch anspruchsvolles Programm zusammen-gestellt, das im wahrsten Sinne des Wortes die Welt in Töne fasst: die Natur der Erde in Ludwig van Beethovens »Pastorale« und das All in Gus-tav Holsts »Die Planeten« – ergänzt um György Ligetis »Atmosphères«, das als Soundtrack zu Stanley Kubricks Science-Fiction-Epos »2001: Odyssee im Weltraum« berühmt wurde.

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Einmal selbst im Großen Saal der Elbphilharmonie auf der Bühne Platz nehmen und vor 2.100 Zuhörern musizieren – dieser Traum ist für die Mitglieder des Elbphilharmonie Publikumsorchesters Wirklichkeit geworden. Denn: Zur Eröff-nung des neuen Konzerthauses Anfang 2017 hat die Elbphilharmonie mehrere Laien ensembles ins Leben gerufen. Seither proben in den Kaistudios neben dem Publikums- auch das Familien- und das Kreativorchester sowie der inter-nationale »Chor zur Welt«. Wöchentlich kommen Amateurmusiker jeden Alters zusammen, um Gleichgesinnte zu treffen, gemeinsam Musikwerke zu erarbeiten und auf ein Abschlusskonzert hin zu üben – im Falle des Publikums orchesters jeweils im Januar und im Juni.

Vergleichbare Ensembles gibt es zwar etliche in Hamburg; viele Mitglieder spielen parallel auch in anderen Orchestern. Doch die Bandbreite an Gruppen, die die Elbphilharmonie anbietet, ist ebenso einzigartig wie der Reiz für die Teil-nehmer, sich aktiv am Projekt Elbphilharmonie zu beteiligen. Schließlich sind viele Laienmusiker selbst begeisterte Konzertgänger, die ihre Identifikation mit dem Haus auch auf diese Weise leben. Für einige war die Möglichkeit, hier mit-zuspielen, sogar der Anlass, ein zeitweilig vernachlässigtes Hobby zu reaktivieren und nun mit neuem Elan zu betreiben.

Doch es dreht sich nicht alles bloß um das Konzert im Großen Saal. Die regel-mäßigen Proben schweißen zusammen; im Orchester sind viele neue Freund-schaften entstanden. Und die Mitglieder tragen die Musik voller Engagement auch in Stadtteile wie Billstedt und Wilhelmsburg und freuen sich, auch dort auf begeisterte Zuhörer zu treffen.

Zum fünften Mal gestaltet das Publikumsorchester nun ein ausgewachsenes sinfonisches Programm. Wie immer hat Dirigent Michael Petermann vom Ham-burger Konservatorium in Zusammenarbeit mit dem organisatorischen Team der Elbphilharmonie dafür eine reizvolle Kombination von Werken ausgewählt. Dabei wird darauf geachtet, dass das klassische Repertoire (in der Vergangen-heit etwa Smetanas Moldau und Tschaikowskys Nussknacker) ebenso zu seinem Recht kommt wie Ausgefallenes oder Filmmusiken wie Star Wars.

Wer nun Lust bekommen hat, selbst aktiv einzusteigen – das Orchester freut sich immer über neue Mitspieler! Alle Informationen zur Anmeldung finden sich auf der letzten Seite dieses Programmhefts.

ELBPHILHARMONIE PUBLIKUMSORCHESTER

DAS ORCHESTER

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VIOLINE IBeatriz Pavlicenco*Constanze AugustinElisabeth Fischer-WaubkeFrancisco-Javier GomezKlaus LübbertCornelia SchmidtLynda VollmerClaudia WernerIsabel WullschlegerFiona Zanini

VIOLONCELLOKeren Meyer**Nicola BrandhoffAdriano Da Silva TrarbachAnne Maartje de GrootBarbara HofmannArnd HorstmannAlmut KochanWolfgang MorgenrothMats Leonart NowakLinn Wittfoth

KONTRABASSJella Grossmann**Carolin BehlerGötz HohmeierKeno RiegerThomas RuttJakob Troje

FLÖTE/PICCOLOKarin BlankKerstin BludauLucas LipkeMiyo Mishima

OBOE/ENGLISCHHORNWiebke GronemeyerMariko HanashiroHubert LürkensAnne RaapChristoph Seifert

VIOLINE IISornitza Patchinova**Janne BumaSolveigh DueholmClaudia Engelhardt-RaschAnn HappkeGeorgia HolzapfelInsa KönigYvonne RaabAndrea ReinhardJuliane RiecheAriane SieversLinda SuritschDenise Yang

VIOLAAnke Nickel**Henning BartelsVivian BeckmannCathérine Y. HahnKirsten HansenMaximilian LouisMichael LübbertSebastian MohsChristiane Ott-KourumaSusanne SchmerbergJanne Wittfoth-Grun

KLARINETTEFranziska BöhmePhilipp KnoopNicola Nawe

BASSKLARINETTELucie GavilletTorsten Hecke

FAGOTTMechthild KrämerUlrike MootzDorothea Tirpitz

KONTRAFAGOTTMichael Vitzthum

HORNJulia KnoopVictor KramerHannes MierschShin NakajimaNorman Steinkamp

TROMPETEDominik AchillesJordi Husemann-RovieroJoachim LobeTom Trabant

POSAUNEThorben BuschkePhillipp ElischerValentin LobePeter Tallack

TUBAHarald Schreiber

SCHLAGWERK/PAUKENFabian ErnstManuel HoppermannLennard KorteMarian KubickRaymond Willems

KLAVIER/CELESTAYuejia Wang

ORGELTheo Huss

* Konzertmeisterin** Stimmführerinnen

DOZENTENMartin GonschorekTobias HertleinMarkus PfeiffMarco Schröder

ORCHESTERASSISTENZBenjamin Hölzer

DAS ORCHESTER

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MICHAEL PETERMANN DIRIGENT

Michael Petermann widmet sein Leben der Musik und ihrer Vermittlung. Seit 2013 betreut er als einer der beiden Direktoren am Hamburger Konservatorium eine internationale Gemeinschaft aus Studierenden mit zugleich künstlerischem und musikpädagogischem Profil. 2017 wurde ihm mit der Gründung des Elbphil-harmonie Publikumsorchesters dessen Künstlerische Leitung anvertraut.

Nach dem Dirigier- und Kirchenmusikstudium an der Hamburger Musik-hochschule waren St. Johannis in Eppendorf, Kampnagel und die Hamburgische Staatsoper seine nächsten Stationen. Kristin Linklater (New York) vermittelte ihm eine umfassende Sicht auf die Kommunikationsmöglichkeiten des darstellenden Künstlers. Mit unterschiedlichen professionellen und semiprofessionellen Vokal- und Instrumentalensembles erweiterte Michael Petermann sein Ausdrucksspek-trum und bezog 2005 sein eigenes Atelier Weisser Rausch im Hamburger Medien-bunker. Dort entstanden die Konzertreihe Bunkerrauschen, die Werkreihe Das wohlgenerierte Clavier (2006) und Deutschlandlied (2007), eine Theater wanderung mit romantischen Volks- und Chorliedern. 2011 stellte er seine Klanginstallation Blödes Orchester unter anderem im Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe aus. Mit seiner Sammlung aus historischen Tasteninstrumenten des 20. Jahr-hunderts ist er regelmäßig beim Ensemble Resonanz zu Gast.

DAS ORCHESTER

Wer musiziert, wächst …

Musik zu machen kann die Welt bedeuten, für dich und für andere. Am Hamburger

Konservatorium musizieren alle Menschen ohne Ansehen von Alter, Geschlecht, Haut-

farbe, Herkunft, Religion oder sonstigen Merkmalen.

Standorte in Sülldorf, Blankenese und Barmbek. hamburger-konservatorium.de

UNTERRICHT

STUDIUM

Foto: Markus Hertrich

… über sich hinaus!

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DIE WELT IN TÖNEN

Zu den Werken des heutigen Konzerts

Schon immer haben Komponisten Gefallen daran gefunden, die Welt um sie herum in ihrer Musik aufzugreifen, auszudrücken, zu imitieren – genau wie ein Maler eine Blume oder ein Gesicht (mehr oder weniger abstrahiert) wiederge-ben kann. Bereits im Barock kam diese Mode auf; man denke nur an Antonio Vivaldis Vier Jahreszeiten, die Regen und Sturm ebenso authentisch nachah-men wie Hundegebell oder einen winterlichen Spaziergänger, der ausrutscht und hinfällt. Im Laufe der Jahrhunderte wurden alle möglichen Themen vertont: Tiere (Rameau: Das Huhn), militärische Schlachten (Beethoven: Wellingtons Sieg), Maschinen (Mossolow: Die Eisengießerei), eine medizinische Operation (Marais: Le tableau de l’operation de la taille) und sogar der Haushalt des Komponisten (Strauss: Sinfonia domestica).

Der wohl größte Teil dieser thematisch gebundenen Stücke ist der Natur gewidmet. So gibt es musikalische Landschaftsmalereien von Smetana (Die Mol-dau) und von Debussy (La mer) – und auch die Werke des heutigen Konzerts krei-sen um dieses Motto. So empfindet Beethoven in seiner Pastoral-Sinfonie ein lan-ges Wochenende auf dem Land nach, komplett mit Spaziergang, Hirtenmusik, Gewitter und Bauernfest. Gustav Holst wiederum richtete den Blick ins Univer-sum und vertonte der Reihe nach die Planeten unseres Sonnensystems, wobei er ihren Charakter von der jeweils namensgebenden antiken Gottheit übernahm. György Ligetis Atmosphères folgt eigentlich einer anderen Logik, wurde aber als Soundtrack zu Stanley Kubricks Weltraumepos 2001: A Space Odyssey welt-berühmt. Tatsächlich mutet das Stück wie eine Vertonung der Schwerelosigkeit und unendlichen Weite des interstellaren Vakuums an (darum kam Kubrick ja auch auf die Idee).

Aus musikhistorischer Sicht ist interessant, dass immer wieder Diskussi-onen aufflammten, ob solche »imitierenden« Musikwerke an sich überhaupt einen ästhetischen Wert haben. Vor allem Mitte des 19. Jahrhunderts bildeten

Ludwig van Beethoven sammelt Inspirationen für seine »Pastoral-Sinfonie«

sich zwei regelrecht verfeindete Lager. Auf der einen Seite standen die von Franz Liszt und Richard Wagner angeführten Verfechter der sogenannten »Programm-musik«, die sich auf ein außermusikalisches Thema oder eben »Programm« bezieht. Ihnen gegenüber standen die Anhänger der »absoluten Musik«, die nur aus sich selbst heraus existiert und Sinn entwickelt. Sie scharten sich um Johannes Brahms, in dessen Sinfonien sie den Idealtypus einer solchen Ästhetik sahen. Beide Parteien redeten nicht nur die Werke der jeweils anderen Fraktion schlecht, sondern versuchten auch, die Musikgeschichte so zu interpretieren, dass sie selbst als logische Erben des »richtigen« Weges erschienen. Gerade Beethovens Pastorale ist ein gutes Beispiel dafür, dass man ein und dasselbe Stück durchaus unterschiedlich beurteilen kann, und dass die Grenzen zwischen Imitation und Inspiration, zwischen Nachahmung und Nachempfindung fließend sind – was Beethoven selbst auch klar war. Bemerkenswert ist jedenfalls, dass das Bewusstsein für Gegenständlichkeit versus Abstraktion in der Musik offen-bar sehr viel früher einsetzte als etwa in der Malerei.

DIE MUSIK

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KÜHE IM FAGOTT: Beethovens »Pastorale«

»Pastoral-Sinfonie, oder: Erinnerung an das Landleben. Mehr Ausdruck der Empfindung als Malerei.« So lautet der vollstän-dige Titel von Beethovens Sechster Sinfonie, und der Komponist legte größten Wert darauf, dass er auf dem Deckblatt der Par-titur vollständig abgedruckt wurde. Offenbar ahnte er bereits, auf welch dünnes Eis er sich mit einer so konkreten Überschrift begeben hatte, die er im Nachsatz gleich wieder relativierte.

Dass Beethoven bei der Komposition tatsächlich konkrete Bilder vor Augen hatte, zeigen schon die Satzüberschriften. Wo sonst nur italienische Tempo bezeichnungen zu lesen sind, ist hier von einer »Szene am Bach« die Rede, vom »Lustigen Zusammensein der Landleute«, einem »Gewitter« und einem »Hirtengesang«. Und nicht nur das: All diese Dinge kann man in der Musik wirklich hören. So beginnt der zweite Satz mit dem leisen Murmeln einer Quelle, die sich nach und nach zu einem munteren Bächlein entwickelt. Claude Debussy lästerte spä-ter, die Fagotte stellten dann wohl die Kühe dar, die aus dem Bach tränken. Gegen Ende des Satzes imitiert Beethoven sogar ornithologisch korrekt die Rufe von Nachtigall (Flöte), Wachtel (Oboe) und Kuckuck (Klarinette).

Auch die derben Bauerntänze der Landleute lassen sich bes-tens heraushören. Nach dem ersten schmetternden Einsatz der Hörner leistet sich Beethoven einen Scherz für Insider: Die Oboe setzt mit ihrer tänzerischen Melodie leider einen Schlag zu früh ein – was auch die energischen Basstöne des Fagotts nicht auf-fangen können – und simuliert so einen Amateur-Dorfmusikus.

Plötzlich aber reißt die fröhliche Tanzmusik jäh ab; ein Gewittersturm zieht auf. Im Streichertremolo braut sich Unheil zusammen, Blitze zucken durch die Geigen, und die Pauke lässt einen Donnerschlag nach dem nächsten durch den Saal rollen. Schließlich beruhigen sich die Naturgewalten und weichen dem Lied eines erleichterten Hirten.

Beethoven war ein großer Naturliebhaber. Schon damals muss in der Stadt ein infernalischer Lärm von Handwerkern, Pferdehufen und Marktschreiern geherrscht haben, vor dem er gern in die Umgebung von Wien flüchtete. »Mein Dekret: nur auf dem Lande bleiben«, notierte er einmal. »Mein unglück seliges Gehör plagt mich hier nicht. Süße Stille des Waldes!« Kein Wun-der, dass er das Bedürfnis spürte, seinen Empfindungen und Beobachtungen durch Musik Ausdruck zu verleihen.

György Ligeti bei einer Probe in der Laeiszhalle. Er lebte gut 30 Jahre in Hamburg und unterrichtete von 1973 bis 1989 an der hiesigen Musik- hochschule.

Vielleicht ist Beethoven in seinem Mitteilungsbedürfnis dabei ein wenig über das Ziel hinausgeschossen – wie jemand, der seine Freunde mit einem ganzen Schwall von Urlaubsbildern »beglückt«. Insofern mutet auch sein Versuch, die Satztitel rückwirkend zu relativieren, eher leicht verschämt an: »Man überlässt es dem Zuhörer, die Situationen auszufinden. Wer jemals eine Idee vom Land leben bekommen hat, kann sich ohne viele Überschriften selbst denken, was der Autor will.«

Der Schlüssel zu diesem Dilemma könnte im ersten Satz der Sinfonie liegen. Schon sein Titel »Erwachen heiterer Empfin-dungen bei der Ankunft auf dem Lande« zeigt ja, dass hier kein Naturlaut porträtiert wird, sondern eine menschliche Emotion. Entsprechend ließe sich die Musik durchaus auch als allgemein positiv gestimmt hören, ohne Bezug zum Landleben. Sie kön-nen also selbst entscheiden, ob Sie Beethovens musikalische Urlaubspostkarten als solche hören möchten – oder als Spiegel eigener Erinnerungen, Stimmungen und Gefühle.

UNFREIWILLIGER KINOHIT: Ligetis »Atmosphères«

Worin liegt der Ursprung des Universums? Gibt es im Weltraum Leben? Kann man künstlicher Intelligenz vertrauen? Solchen großen Fragen ging der Regisseur in seinem Science-Fiction-Film 2001: A Space Odyssey nach, der 1968 in die Kinos kam und heute als einer der bedeutendsten Filme aller Zeiten gilt.

Einen nicht unbeträchtlichen Teil seines Ruhmes verdankt er seinem Soundtrack, der unter anderem Richard Strauss’ Also sprach Zarathustra, Johann Strauß’ Donauwalzer und György Ligeti Atmosphères umfasst. Ursprünglich waren diese Stücke zwar nur als Platzhalter vorgesehen, während der Komponist Alex North an der endgültigen Filmmusik arbeitete. Doch am Ende brüskierte Kubrick den armen North und blieb dabei – eine doppelte Frechheit, da er es nicht einmal für nötig hielt, György Ligeti um Erlaubnis zu fragen.

Beschwert hat sich Ligeti nie, denn der Film machte ihn auch bei Menschen berühmt, die mit moderner Musik sonst eher wenig anfangen können. Dabei hat sein Stück mit dem Welt-raum eigentlich gar nichts zu tun. Vielmehr wollte er eine neue Art von Musik erschaffen, die keine Melodie, keine Harmonie und keinen Rhythmus mehr kennt – nur eine einzige amorphe, sich stetig wandelnde Klangfläche (die dann doch so klingt, wie man

Auch als Denkmal am liebsten im Grünen: Ludwig van Beethoven

DIE MUSIK

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sich das unendliche All vorstellt). Alle Stimmen sind solistisch notiert; entspre-chend groß ist die Partitur, durch die sich Michael Petermann im Konzert wüh-len muss. Die Uraufführung des Meisterwerks 1961 geriet zur absoluten Sensa-tion, weil Ligeti sich damit völlig außerhalb jeder Traditionslinie stellte. »Ich bin ein antiideologischer Mensch. Ich möchte mich nicht einspannen lassen, weder von Ideologien noch von Gruppen«, kommentierte der Komponist später tro-cken, aber bestimmt.

Gustav Holst

Filmplakat

SONNENSYSTEM IN NOTEN: Gustav Holsts »Die Planeten«

Eigentlich hätte Kubrick für den Soundtrack auch gleich auf Gustav Holsts Die Planeten zurückgreifen können. Denn schon 1914 war der britische Komponist schwedisch-lettischer Ab stammung auf die verwegene Idee verfallen, unser gan-zes Sonnensystem in Noten zu fassen – das heißt, die sieben damals bekannten Planeten (ohne die Erde) in der Reihenfolge ihrer Entfernung von der Sonne. Im heutigen Konzert erklingen vier von ihnen, die Michael Petermann so angeordnet hat, dass sie die Funktionen der vier Sätze einer klassischen Sinfonie übernehmen.

Der passionierte Hobby-Astronom und -Astrologe Holst ori-entierte sich bei der Charakterisierung der Planeten an den entsprechenden römischen Gottheiten und dem Horoskop. So kommt Mars, der Gott des Krieges, als Marsch daher, der durch sein stoisch irreguläres 5/4-Metrum eine erschreckend niederwalzende Kraft entfaltet. Eine Steilvorlage übrigens für den Filmmusikkomponisten John Williams, der sich 60 Jahre später bei der Arbeit am Soundtrack für Star Wars ausgiebig bei Holst bediente.

Venus zeichnete Holst dann mit einem schwärmerischen Tonfall. Violinen und Holzbläser in hoher Lage, Sologeige und -cello schaffen eine liebliche, friedliche Atmosphäre. Merkur, der geflügelte Himmelsbote, saust als Scherzo vorbei. Zum Ende drängt Jupiter mit überschwänglicher Fröhlichkeit voran. Im Mittelteil offenbart er allerdings auch eine gewisse Behä-bigkeit, die einem bärtigen Göttervater gut zu Gesicht steht und mit dem größten Planeten unseres Sonnensystems assoziiert werden kann.

Die Uraufführung der Planeten 1920 in London machte Holst mit einem Schlag weltbekannt. Eine letzte Pointe allerdings hielt Mutter Natur für den Komponisten bereit. Zehn Jahre spä-ter entdeckten amerikanische Astronomen jenseits von Nep-tun einen weiteren Planeten: Pluto. Holst lehnte es jedoch trotz drängender Nachfragen ab, seinem Werk einen weiteren Satz hinzuzufügen. Seit 2006 allerdings wird Pluto seiner geringen Größe wegen nicht mehr als Planet klassifiziert – eine post-hume Bestätigung für Holst, die er sicherlich befriedigt zur Kenntnis genommen hätte.

CLEMENS MATUSCHEK

DIE MUSIK

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Es ist nicht gestattet, während des Konzerts zu filmen oder zu fotografieren.

IMPRESSUMHerausgeber: HamburgMusik gGmbHGeschäftsführung: Christoph Lieben-Seutter (Generalintendant), Jochen MargedantRedaktion: Clemens Matuschek, Simon Chlosta, Laura Etspüler, Lutz KöllerLektorat: Reinhard HellingGestaltung: breeder typo – alatur, musialczyk, reitemeyerDruck: Flyer-Druck.de

Anzeigen: Antje Sievert, +49 40 450 698 03, [email protected]

BILDNACHWEISElbphilharmonie Publikumsorchester (alle Daniel Dittus); Michael Petermann (Markus Hertrich); Beethoven in der Natur: Gemälde von Julius Schmid, 1901 (Wien Museum); Beethoven-Denkmal in Bonn (Klaus Kammerichs); György Ligeti in der Laeiszhalle, 1997 (unbezeichnet); Filmplakat 2001: A Space Odyssey (Metro Goldwyn Mayer); Gustav Holst (unbezeichnet)

WIR DANKEN UNSEREN PARTNERN

FÖRDERSTIFTUNGENKühne-StiftungKörber-StiftungHans-Otto und Engelke Schümann StiftungHaspa Musik StiftungHubertus Wald StiftungErnst von Siemens MusikstiftungCyril & Jutta A. Palmer StiftungMara & Holger Cassens StiftungProgramm Kreatives Europa der Europäischen Union Adam Mickiewicz Institut

Stiftung Elbphilharmonie

Freundeskreis Elbphilharmonie + Laeiszhalle e.V.

PRODUCT SPONSORSCoca-ColaHaweskoLavazzaMeßmerRicolaRuinartStörtebeker

CLASSIC SPONSORSAurubisBankhaus BerenbergCommerzbank AGDZ HYPGALENpharmaHamburg Commercial BankHamburger FeuerkasseHamburger SparkasseHamburger VolksbankHanseMerkur VersicherungsgruppeJyske Bank A/SKRAVAG-VersicherungenWall GmbHM.M.Warburg & CO

ELBPHILHARMONIE CIRCLE

PRINCIPAL SPONSORSBMWMontblancSAPJulius BärDeutsche Telekom

DEIN WEG INS PUBLIKUMSORCHESTERWen es nach diesem Konzert in den Fingern juckt, selbst beim Elbphilharmonie Publikums orchester mitzuspielen, kann sich per Mail an [email protected] erkun-digen, ob es in der jeweiligen Stimmgruppe noch freie Plätze gibt. Alle Interessenten werden zu einem Vorspiel eingeladen. Geprobt wird immer mittwochs ab 19 Uhr, beginnend am 4. Sep-tember 2019. Auf dem Programm stehen dann unter anderem Haydns Sinfonie mit dem Paukenschlag und Ravels Boléro. Im Großen Saal der Elbphilharmonie konzertiert das Publikums-orchester damit am 1. Februar 2020; schon am 25. Januar gibt es ein Vorkonzert im Kulturpalast Hamburg.

MITSPIELEN

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PRINCIPAL SPONSOR

Julius Bär ist Principal Sponsor der Elbphilharmonie Hamburg.

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