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22. September 2014
Energiepolitik – Wo geht die Reise hin?
Vortrag am 22. September 2014 in Goslar
Dr.-Ing. Dr. rer. nat. Magnus Buhlert Niedersächsisches Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz
Referat Konventionelle Energien, Energiemärkte, Versorgungssicherheit
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Wo geht die Reise hin?
Was treibt die Landesregierung an? Wo kommen wir her? Wohin will die Landesregierung
gelangen? Wie kommen wir dort hin? Welche Entwicklungen gibt es im Bund, in
Europa und International?
Dr. Dr. Magnus Buhlert - 2 - 22. September 2014
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Klimawandel: Schäden durch Naturkatastrophen weltweit 1980 - 2011 Quelle: Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft, GeoRisikoForschung, NatCatSERVICE
Dr. Dr. Magnus Buhlert - 3 - 22. September 2014
Häufigere Starkregen, Hochwasser,..
Quellen: NLWKN, Königstedt, Fotolia.de
- 4 - Dr. Dr. Magnus Buhlert 22. September 2014
Zunahme an Hitzewellen, Trockenheit...
Quelle: Fotolia.de - 5 - Dr. Dr. Magnus Buhlert 22. September 2014
5. Sachstandsbericht des IPCC Es zeigen sich vielfältige Veränderungen im gesamten
Klimasystem Weltweite Emissionen steigen trotz der bisherigen
Anstrengungen beim Klimaschutz weiter an Bei ungebremsten Emissionen ist bis 2100 ein globaler
Temperaturanstieg bis zu 5,4°C möglich Bei einem Szenario mit sehr ambitioniertem
Klimaschutz besteht die Möglichkeit, die globale Erwärmung unterhalb von 2°C zu begrenzen
Quelle: www.ipcc.ch
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Schlussfolgerungen des IPCC
Einhalten der 2-Grad-Grenze erfordert einen tiefgreifenden technologischen, wirtschaftlichen und institutionellen Wandel
Klimaschutzmaßnahmen im Energiesektor müssen auf eine nahezu vollständige Dekarbonisierung zielen
Aber: insgesamt nur moderate wirtschaftliche Einschränkungen
Verzögerung beim Klimaschutz reduziert Handlungsmöglichkeiten und steigert die Kosten erheblich
Quelle: www.ipcc.ch
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Ziele der Landesregierung
• Klimaschutz (2°-Ziel): Reduktion der Treibhausgase um 80-95% bis 2050 gegenüber 1990
• Umbau der Energieversorgung in Niedersachsen auf bis zu 100 Prozent erneuerbare Energiequellen
Ausstieg aus Atomkraft Nutzung fossiler Brennstoffe zurückfahren
und langfristig überwinden
Abhängigkeit von Kohle, Öl und Gas beenden
• Energiewende ist mehr als eine Stromwende! Energieeffizienz steigern und Energieeinsparung voranbringen
Quellen: Fotolia.de
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Zentrale Vorhaben der Landesregierung
• Energieszenarien Niedersachsen
• Runder Tisch „Energiewende Niedersachsen“
• Landesklimaschutzgesetz
• Integriertes Energie- und Klimaschutzprogramm
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Klimaschutz auf Internationaler und EU-Ebene
• 2015: Int. Klimaverhandlungen für ein Kyoto-Nachfolgeabkommen Vorbildfunktion der EU
• Notwendig ist eine Verschärfung der EU-Klimaschutzziele, um das 2°-Ziel kosteneffizient zu erreichen
• Voraussetzung: Kurzfristige Reform des Emissionshandels zum Abbau des Überschusses an Zertifikaten: – Floor price und set aside – Verschärfung des jährlichen Kürzungsfaktors (Klimaziele) – Stärkere Kontrolle bei den Internationalen Projektgutschriften
- 10 - Dr. Dr. Magnus Buhlert 22. September 2014
Roadmap to Paris 2015
Quelle: SCI Gaia
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„Energie“ in der EU-Förderung
• Klimaschutz wichtiges Ziel der EU-2020-Strategie • konkretisiert u. a. durch „Verringerung der CO2-Emissionen“
als thematisches Ziel • Dazu verfolgt EU zum Thema „Energie“ zwei Förderansätze:
– „Energieeinsparung“ – „Erhöhung der Energieeffizienz“
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Chancen der Energiewende
• Reduktion der Importkosten für Kohle, Öl und Gas • Technologieführerschaft • Arbeitsplätze • Wertschöpfung • Exportprodukte • nachhaltiges Wachstum • Verringerung von
Klimaschäden • Erhalt der natürlichen
Lebensgrundlagen
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Energiewende 2.0
Eine grundlegende Reform des Emissionshandels ist erforderlich. Mit dem Ausbau der Erneuerbaren Energien und entlang der
CO2-Reduktionsziele muss die Verfügbarkeit von CO2-Zertifikaten strukturiert über einen längeren Zeitraum rasch verringert werden.
Es wird über die Einführung einer Preisuntergrenze für CO2-Zertifikate und weitere nationale Maßnahmen diskutiert.
Zur Sicherung der Steuerungswirkung des Emissionshandels sind eine deutliche Limitierung, Transparenz sowie überprüfbare Strukturen bei handelbaren CO2-Zertifikaten im Rahmen von internationalen Joint Implementation-Vereinbarungen erforderlich.
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Energiewende 2.0 Ein schneller und breit angelegter Um- und Ausbau der Netzinfrastruktur
ist Grundvoraussetzung für die künftige Nutzbarkeit der Erneuerbaren Erzeugungskapazitäten.
Dazu ist erforderlich, den Ausbau der Netze, inklusive der Verteilnetze, synchronisiert zu
beschleunigen und mit dem Ausbau der Erneuerbaren Energien auf Grundlage des NEP (Szenario B) zusammenzuführen.
speziell für die Verteilnetze durch die Netzregulierung Rahmenbedingungen zu schaffen, die ein abgestimmtes Vorgehen ermöglichen inklusive der Schaffung marktgerechter Investitionsanreize für den Netzausbau und die Implementierung von Smart Meters.
die Implementierung einer zentralen übergreifenden Netzgesellschaft für einzelne Anwendungszwecke (z. B die Offshore Anbindung) zu erwägen.
Netznutzungsentgelte zukünftig leistungsbasiert festzulegen. eine Spitzenkappung des regenerativ erzeugten Stroms von bis zu fünf
Prozent zuzulassen.
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Entwicklung der installierten Leistung der erneuerbare Energie-Anlagen
2009 2010 2011 2012
Energieträger Leistung MW Anzahl MW Anzahl MW Anzahl MW Anzahl
Biomasse (1) 729 1.342 844 1.693 966 2.078 1.006 2.372
Deponiegas (1) 21 44 21 47 21 47 22 44
Klärgas (1) 16 35 16 35 16 35 16 35
Onshore-Wind (2) 6.407 5.268 6.664 5.365 7.039 5.501 7.338 5.479
Offshore-Wind (1) 245 49
Solar (3) 767 47.104 1.568 75.233 2.349 101.881 3.089 121.484
Wasserkraft (4) 59 233 59 241 60 244 60 244
Summe 7.999 54.026 9.172 82.614 10.451 109.786 11.776 129.707 Quellen: (1) EEG-Anlagenstammdaten der Übertragungsnetzbetreiber, Stand 21.01.2013; (2) DEWI, Deutsche WindGuard;
(3) BNetzA, Stand 17.012013; (4) Neue Zahlen 2012 liegen nicht vor, Zu- und Rückbau sind bisher nicht bekannt.
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Instrumente zum Ausbau der Erneuerbaren Energien
Wir setzen insbesondere auf:
• Klimaschutz- und Energieagentur
• Weiteren Ausbau der Windenergie
• Energiewende vor Ort, Energiegenossenschaften und Bürgerbeteiligung
• Notwendigen Netzausbau mit Erdverkabelung, wo nötig
• Ausbau von Speichern und Interkonnektoren (Norwegen)
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EEG-Novelle 2014
Ziel der Novellierung:
• Begrenzung des Kostenanstiegs bei den Förderkosten
• faire Verteilung der Lasten der Energiewende
In-Kraft-Treten: 01.08.2014
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Neuerungen
I Mengensteuerung: Einführung von technologiespezifischen Ausbau-Korridoren: - Windenergie an Land: Zubau von 2,5 GW pro Jahr (netto, das heißt die
durch sog. Repowering ersetzten Kapazitäten werden abgezogen), - Windenergie auf See: Zubau von 6,5 Gigawatt bis 2020 und 15 Gigawatt
bis 2030. - Solarenergie: Zubau von 2,5 GW (brutto) pro Jahr, - Biomasse: Zubau von 100 MW (brutto) pro Jahr. Und dabei jeweilige Ziele der Landesregierungen verfolgen/erreichen!
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Neuerungen:
II Fördersystematik: • Betreiber von größeren Neuanlagen werden damit stufenweise
künftig verpflichtet, den von ihnen erzeugten Strom direkt zu vermarkten.
• Spätestens ab 2017 soll die Höhe der finanziellen Förderung durch
Ausschreibungen ermittelt werden. Dazu sollen zunächst Erfahrungen mit Ausschreibungen für Strom aus Photovoltaik-Freiflächenanlagen gewonnen werden.
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Eigenstromerzeugung
Auswirkungen insbesondere für die Industrie:
Künftig werden auch Eigenstromversorger grundsätzlich an den Kosten des Ausbaus der Erneuerbaren Energien (EE) beteiligt. Ausnahmen: - Kraftwerkseigenverbrauch - Inselanlagen, das heißt Anlagen, die nicht an ein Netz angeschlossen sind, - Eigenversorger, die sich vollständig mit Strom aus Erneuerbaren Energien versorgen und keine Förderung nach dem EEG in Anspruch nehmen, - Kleinanlagen mit einer installierten Leistung von10 kW
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Eigenstromerzeugung
Reduzierung der EEG-Umlage auf 40 Prozent ab 2017 für:
• EEG-Anlagen und
• hocheffiziente KWK-Anlagen
Für Bestandsanlagen gibt es keine Änderung. Allerdings soll diese
Bestandsschutzregelung nur bis 2017 gelten und dann evaluiert werden.
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Besondere Ausgleichsregelung • Künftig gilt die Ausnahmeregelung nur für stromintensive
Unternehmen aus Branchen, die im internationalen Wettbewerb stehen. Die Branchen sind im Anhang 4 zum EEG 2014 gelistet.
• Für die nachzuweisende Stromkostenintensität wurde der Mindestanteil der Stromkosten an der Bruttowertschöpfung des jeweiligen Unternehmens von bislang 14 % leicht erhöht.
• Leiharbeit- und Werkverträge können nicht mehr zur Erhöhung der Bruttowertschöpfung genutzt werden.
• Begünstigte Unternehmen zahlen für die erste GW die EEG-Umlage in voller Höhe (aktuell: 6,24 Ct/kWh) und für den darüber hinaus von ihnen verbrauchten Strom grundsätzlich 15 Prozent der EEG-Umlage.
• Auf max. 4 % der Bruttowertschöpfung des jeweiligen Unternehmens begrenzt, bzw. für Unternehmen mit einer Stromkostenintensität von mindestens 20 Prozent auf max. 0,5 Prozent.
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Wo kommen wir her? Beispiel Erdöl und Erdgas
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Speicher für (flüssige und gasförmige) fossile Brennstoffe
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Erdgasförderung
• Bohrloch-Stimmulation. • Werben um Akzeptanz. • Verantwortlicher Umgang im Lagerstättenwasser. • Änderungen im Bergrecht. • Erhalt der Förderung aus Lagerstätten im Sandstein in rund
4000 Meter tiefe und darunter. • Kein Fraking in Schiefer und Kohleflözen. • Erdgas zur Unterstützung der Energiewende und zur
Reduzierung des Treibhausgasausstoßes.
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Versorgungssicherheit Bedeutung konventioneller Kraftwerke: • Derzeit benötigen wir konventionelle Kraftwerke zum Ausgleich
schwankender Elektrizitätserzeugung mittels Windkraft und Solarenergie.
• Derzeit benötigen wir konventionelle Kraftwerke als Momentan-Reserve, als Taktgeber für unser Wechselstromnetz (Must-Run).
• Konventionelle KWK und Dampferzeugung lassen sich nicht ohne Weiteres ersetzen.
Herausforderungen: • Wie bleiben/kommen konventionelle Kraftwerke ins Geld? • Wie kommen neue, effektive Kraftwerke mit vergeleichsweise geringem
Treibhausgasausstoß, insbesondere Gas-Kraftwerke, ins Geld? • Wie finanzieren wir Investitionen in Flexibilisierung des Kraftwerkparks,
wie finanzieren wir Retrofit?
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Wo kommen wir her? Kraftwerke >100 MW und Vorranggebiete in Niedersachsen
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Was mit hoher Wahrscheinlichkeit kommt!
• Mehr Flexibilitäten. Verschiedene Speicher, Power-to-Heat bis hin zu Notstromaggregaten und als Langfristspeicher bei hohem Anteil Erneuerbarer Energien Power-to-Gas werden diskutiert
• Mehr Demands-Side-Management, Lastverlagerung in lastarme Zeiten
• Mehr Unternehmen, die Regelenergie anbieten, sprich geplant die Last (ihren Stromverbrauch) reduzieren, wenn dies für sie sinnvoll erscheint
• Mehr kurzfristige Produkte am Strommarkt • Mehr Verantwortung der Bilanzkreisverantwortlichen • Mehr Stromaustausch mit dem Ausland
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Neues Strommarktdesign, aber wie?
• Energie-Only Markt 2.0 • Energie-Only Markt 2.0 und Strategische Reserve • Dezentraler Kapazitätsmarkt • Zentraler Kapazitätsmarkt • Fokussierter Kapazitätsmarkt, der auch Klimaschutzziele
und Kraftwerk-Mix adressiert
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Herausforderungen
• Ausbau der Erneuerbaren möglichst kostengünstig (zum Beispiel: Windkraft - Onshore, Offshore, Repowering)
• Infrastrukturausbau – (intelligente) Netze • Sichere Versorgung zu jeder Millisekunde • Smart Grids • langfristig tragbare Entscheidung für Stromspeichersysteme • Energieeffizienz steigern, Energieverbrauch senken
(energieeffiziente Produkte/Produktion; Gebäudesektor; Elektromobilität)
• Forschung und Entwicklung • Wettbewerbsfähigkeit und Arbeitsplätze, sichern, erhalten
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22. September 2014
Danke für die Aufmerksamkeit!
Ich freue mich auf Ihre Fragen!
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