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ENERGIEWENDE - DIE MACHERTRANSCRIPT
politik . wirtschaft. umwett
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inhalt
ENERGIEWENDE
2l Erneuerbare Die Pioniere des grunen Aufbruchs
32 Atomkraft Wie Deutschlands Ausstieg zum Vorbild wird
36 Ökostrom Die besten Anbieter im Überblick
38 Müll ln Cornwall fangen Fischer Abfall
44 Fukushima Leben nach der Katastrophe
BIENEN
48 Bestäubung Ohne die summenden Völker gedeiht fast nichts
59 lmker Bienenzucht in der Croßstadt
62 Darieeling Frauen verändern die Teebranche
68 Moselbrücke Ein Ungetüm zerstört die ldylle
72 Flores Streit im Nationalpark der Warane
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4 news , rubriken:
Elektronik Cravierende N/issstände bei Apple : 5 Fragebogen Klaus Topfer
Verkehr Cute Bilanz für Umweltzonen : 10 Wieso, weshalb, Warum? N,4igration nach Europa
Medizin Antibiotika verlleren Wirkkraft : 12 Personalien
Kunstproiekt Landeplatz für Vögel : 15 LÜgendetektor
Reaktorunglück Verstrahlte Lebensmittel : rc Medien
DDT Einsatz gegen Malaria : fg Updates
Klimawandel Kohle statt Atom? , so Geht dochf Von anderen lernen:
China Fleischhunger verteuert Lebensmittel : 67 Tu was Tipp 86
. Amazonas Neues Cesetz bedroht brasilianischen Urwald : 7a Leserbriefe lmpressum, N,4inenaktlon
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: 81 Warenhaus SchÖne Produkte
i t" Keine Anzeige von Apple
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WIE WIR DEN UMBAU SCHAFFENWER DIE VISION IN DIE TAT UMSETZTWAS JEDER SOFORT TUN KANNDerAtomausstieg kommt, wenn auch zu spät: Bis2oz2sollnach den plänender Bundesregierung der letzte neartor adgescnirte-t s*in-.'o"r, Kohre-Ausmuss schneilstmöglich folgen, denn auch näch pukusnimä-Jrainet beim Klima_schutz die zeit. Nun stehen d!e Deutschen vor einem "lininunaertprojekt _ demAufbau einer stromversorgung ohne cAU-Gefahr, Ätö**,iil,'co2_Emissionenund Ressourcenversch.wenuunä. Dle chancen stehen gut: Flunderttausendearbeiten bereits fÜr die erneuörbaren inergien, o"rän Läirtüng viet schnelerwächst ars erwartet" wir steflen uensirren vor, die den grünen umbau voran_treiben - mit Tatkraft, Forschergeist und tvtutFOTOS VON ENVER HIRSCH
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rfirfitWind ist der Riese
unter den Erneuerbaren:
201O produzierten diedeutschen Windräder35,5 Terawattstunden
Strom - etwa sechs Pro-
zent des Strombedarfs.
rfälf?frttBürgerinitiativen fürchtendie ,,Verspargelung"der Landschaft, Lärm-
belästigung und cesund-heitsschäden durch
den Schattenwurf derRotoren. Die Standort-suche ist deshalbschwierig und der Aus-
bau limitiert. Gerade
die Wind-Neulinge in
Süddeutschland geben
statt windstarken Berg-kämmen lieber wind-schwachen Hängen den
Vorrang, damit die Wind-räder weniger stören.
Il|illlltrDie Onshore-Windkrafthat noch viel potenzial,
vor allem in Süddeutsch-land. Zudem kann mit,,Repowering", also den
Austausch alter Windrädergegen moderne Anlagen,die Stromernte deutlichgesteigert werden. 2050könnten Windräder an
Land laut Greenpeace 19
Prozent des Stroms liefern.Das Frauenhofer-lnstitutfür Windenergie und Ener-giesystemtechnik hält gar
65 Prozent für möglich.
nm{?!twDie Kosten fallen stetig,Windkraft wird wohl baldgünstigster Energieträger
sein. lm letzen Jahr lag
der Herstellungspreis
bei 8,5 Cent pro Kilowatt-stunde, 2050 könnteer bei 4,7 Cent liegen.
IM HOHENFLUGstefan sielmann installiert und wartet windräder. weil in denenvon allen Erneuerbaren das größte potenzialsteckt, sind schwindel-freie Männer wie er für die Energiewende unentbehrlich
Der Monteur lehnt sich mit seinem ganzen Körper ins seil. stefan sielmann siehtaus, als wollte er einen großen Drachen steigen lassen. Doch am Ende des seilshängt ein 3r Tonnen schwerer Rotor, der zurück an seinen platz soil: an eine goMeter hohe windkraftanlage AN Bonus, Leistung r,3 Megawatt. Getragen wird derriesige Rotor von einem 5oo{bnnen-Kran. Mit seinem mehr als hundert Meter langenseil verhindert Sielmann, dass eines der drei jeweils 46oo Kilogramm schwerenRotorblätter ausbricht. Heute ist es sonnig und windstill - perfekte Bedingungen.schon nach wenigen Minuten hängt der rotgestreifte Rotor wiecler an der Rnlige.
Damit sind die Arbeiten an dem sieben fahre alten windrad bei Könnern inSachsen-Anhalt so gut wie abgeschlossen. vier Tage lang hatte der 4o-jährigeServicemonteur mit seinem Team den Getriebeaustausch vorbereitet, ausgeführt,nachbereitet. Alles musste ab und wieder dran: der Getriebestrang und der Rotor.Ab morgen wird sich das windrad wieder drehen. Das Getriebe zwischen Rotorund Generator steuert die Drehzahl der großen Flügel so, dass möglichst vielstrom entsteht. In armdicken Kabeln fliel3t er dann im Turm hinab und ins Netz.
sielmanns Arbeitgeber Prokon betreibt z5B windanlagen in sechs Bundesländern. Fast jeden Tag ist der Monteur auf einer von ihnen - ein Arbeitsplatz inatemberaubender Höhe. Nur selten gibt es einen Fahrstuhl, meist führt eine Leiterzur Gondel ganz oben hinter dem Rotor. Zum Arbeiten klappen die Monteurederen Dach aufund klettern ins Freie.
voraussetzung für den |ob ist absolute schwindelfreiheit - die muss sich ieclerArbeiter vorher ärztiich bescheinigen lassen. sielmann findet die Höhe faszinierend, genauso wie die Größe und das Gewicht seiner Arbeitsgeräte. Bohrer,
Schrauben, Kabel alles wirkt wie eine vergrößerteAusgabe bekannter Dinge.
Gut roo.ooo Menschen sind in Deutschland be-reits mit Planung, Bau und Betrieb von Windrädernbeschäftigt es sind längst mehr als im Kohlebergbau oder der Atomwirtschaft. Auf Männern wieSielmann ruhen große Hoffnungen, denn Windkrafthat das größte Potenzial unter den Erneuerbaren.Schubfaktor sind neue große und leistungsstärkereAnlagen. Sie sollen im windstarken Norden viele kleine und alte Türme ersetzen, ,,Repowering" genannt,und im windärmeren Süden starke Höhenwindeeinfangen. Dem Vorhaben dürften auch Windkraft-Gegner etwas abgewinnen: Von modernen Anlagenbraucht man weniger, sie sind leiser und ihre Rotorendrehen sich langsamer. SVENJA BELLER
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RIESENRADER VOR DER KÜSTEDer Elektriker Roberto Barroso arbeitet an dengigantischen Fundamenten von Offshore-Windanlagen.Er leistet Pionierarbeit
,,Ich bin jeden Morgen begeistert von der Aussicht", schwärmt der z7-jährigeRoberto Barroso von seiner Arbeit auf offener see. Zwei wochen dauert einAußeneinsatz im Windpark, zwöIf Stunden eine Schicht, geschlafen wird aufder Wartungsplattform oder auf dem Errichterschiff. ,,Es ist toll da: Der Koch istsuper und man bringt seine Wäsche gewaschen nach Hause", erzählt der Elek-triker. Das Schiff ist auf vier Beinen aufgebockt und ragt zehn Meter aus demWasser, seekrank wird hier keiner. Für die Installation braucht die Mannschaftabsolute Ruhe, denn die riesigen Bauteile muss sie haargenau justieren. Mit einerSchablone und großen Rammen treibt sie jeweils drei Röhren tief in den -.
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Meeresboden. Der Oberbau muss exakt darauf passen. Die Installation einesWindrades mit Bodenrohren, Fundament, Turm, Gondel und Rotor dauert 5oStunden. Nur das stürmische Wetter torpediert häufig den straffen Zeitpian.
Barroso ist einer von rund 3oo Mitarbeitern der Cuxhaven Steel ConstructionGmbH, einer Tochter des Offshore Windpark-Errichters BARD. Letztes ]ahr warer zum ersten Mal ,,draußen". Damit meint er den Windpark BARD Offshore rgut 9o Kilometer nordwestlich der Insel Borkum, den derzeit ieistungsstärkstenkommerziellen Windpark Deutschlands. Zwölf etwa r5o Meter hohe Anlagensind hier lnzwischen am Netz, rB aufgestellt und 5o weitere geplant. fede vonihnen ist fünf Megawatt stark und kann bis zu 5ooo Haushalte versorgen. Neben
BARD r soll ein zweiter identischer Park entstehen Barrosos Arbeitsplatz dürftefür die nächsten Jahre sicher sein.
An der Elbmündung in Cuxhaven mit Blick auf die Nordsee entstehen dieFundamente der Windanlagen. Über Land lassen sich die Kolosse praktischnicht transportieren. Seit drei iahren versorgt Barroso sie hier mit elektrischemInnenleben. Die dreibeinigen Stützkreuze aus Stahl entstehen in einer riesigenWerkhalle, einer wahren Giganten Manufaktur: Die künftigen Fundamente sind20 Meter hoch, wiegen 45o Tonnen und bestehen aus sieben Zentimeter dickemStahl. Wenn sie fertig sind, werden sie mit knallgelber Schutzfarbe gestrichenund erinnern dann an Riesenroboter aus dem Film ,,Transformers": groß, stark,schwer. Gerade einmai sechs Millimeter dürfen sie in ihren Maßen voneinanderabweichen, sonst gibt es später Probleme mit der Montage.
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ffioffshore-Strom hat ein
enormes Potenzial - lautcreenpeace kann er 2O5O
ein Drittel des Bedarfs
decken. Allerdings gibt es
auch Kritik an den neuen
,,croßkraftwerken": Wegen
der hohen lnvestitionengeht es nicht ohne die
Stromkonzerne, die aber
bisher nicht viel lnteresse
zeigen. Deshalb ist die
Strategie der Bundes-
regierung, verstärkt off-shore-Wind zu fördern,umstritten.
ffiffilm Moment ist der
Herstellungspreis mit15,2 Cent pro Kilowatt-
stunde noch sehr hoch,
bis 2050 soll er aber
auf 4,9 cent fallen.
Damit wäre offshore-
Strom mit am
günstigsten.
Roberto Barroso wirkt zwischen den haushohenStahlriesen wie eine Ameise. Später soilen sie gutrzoo Tonnen schwere Windkraftanlagen auf hoherSee tragen. fedes wird mit Trockennahrung undeinem Skat-Kartenspiei ausgestattet - für Schlffbru-chige. Kaum etwas anderes muss so robust sein wiediese Stahlkonstrukte. Sie müssen der rauen Meeres-
witterung standhalten, und das für mindestens zo
fahre so lange sollen die Windräder laufen.BARD Offshore 1 ist über ein rzo Kilometer
langes Gleichstromkabel mit der Insel Norderney verbunden. Es hat den Durchmesser eines Camemberts.Als der zuständige Netzbetreiber die Leitung aus
gerechnet in der Vogelbrutzeit durchs Wattenmeerverlegte, gab es reichlich Protest von Naturschützern.Sie befürchten auch Schäden für die Unterwasserwelt, etwa durch Lärm oder Zerstörung des Meeresgrunds. Das Bundesumweltministerium unterstützt deshalb Forschungsprojekte für eine bessere
Umweltverträglichkeit von Offshore Windparks. Im-merhin sollen sie zum Hauptstandbein der Energie
i'ii:::r:!l-':tl;iärij,ä:,i.:ü:lt*ii.äi:r'-.:tiIr :i::i .r;:lit:::i
ffiDer Start der offshore-
Windkraft verläuft lang-
samer als geplant - Grund
sind technische Probleme
und zögerliche lnvestoren.
lnzwischen sind drei
Windparks am Netz: ln
der Nordsee das Testfeld
Alpha Ventus sowie die
ersten zwölf von 80 ge-
planten Anlagen im Wind-
park BARD 1 - er soll
einmäl Strom für 400.000
Haushalte liefern. ln der
ostsee drehen sich seit
kurzem 21 Anlagen im
Windpark Baltic 1. Es gibt
Anträge für 71 Windparks.
wffiDeutsche Windparks
werden rund 30 Kilome-
ter vor der Küste gebaut,
um die Natur zu schonen,
die Schifffahrt nicht zu
stören und damit man sie
nicht sieht. Das macht
Bau, Netzanbindung und
Wartung sehr teuer. Natur-
schützer warnen, der
Baulärm mache schweins-
wale orientierungslos.
wende werden. SVENJA BELLER
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O'ZAPFT IS!Erwin Knapek hat als Bürgermeister von Unterhachingden Bau eines Geothermie-Kraftwerks angestoßen.Es gilt als das größte und modernste in Deutschland -und könnte Schule machen
Wo früher eine Kicsgrube war, mitten in einem Gewerbegebiet, stehen heute Eine Vision wurde Wirklichkeit: Erwin Knapek, 69,
zwei wohnhausgroße, blechverschalte Gebäude. Sie sind das Ziel von mehreren im Maschinenraum des Heizkraftwerks Unterhachingtausend Besuchern im )ahr, die aus aller Welt nach Unterhaching bei Münchenpilgern, um Deutschlands gröI3tes Geothermiekraftwerk zu bewundern.
Ohne Erwin Knapek gäbe es die Erdwärmeanlage wohl nicht. Er ist groß,schlank, Physiker, war in den Toer-)ahren Mitarbeiter im inzwischen stillgelegtenForschungsreaktor von Garching, dessen Kuppel als ,,Atomei" bekannt ist. Spä-
ter wechselte er zu Siemens, t996 rlachten ihn die Unterhachinger zu ihremBürgermeister. Bald danach begann der SPD-Mann die Energicversorgung desz3.ooo-Einwohner Städtchens zu revolutionieren. Knapek wusste, dass das Voralpenland fiir die Nutzung der Erdwärn-re geeignet ist. ,,In Bayern wurde im letzten
|ahrhundert nach Öl gebohrt. Das dabei gesammelte Wissen über die Geologiehat uns auch bei der Sucl-re nach den Wärmequellen geholfen", sagt er.
In der Region zwischen Alpen und Donau liegt wenige Kilometer unter derOberfläche eine vor etwa r50 Millionen Jahren entstandene Kalksteinschicht.In ihren Poren befindet sich Wasser, das durch die Hitzc aus dem Erdinnererrerwärmt wird. Eine von Knapek in Auftrag gegebene Studie ergab, dass dasWasser rund drei Kilon-reter unter der Kiesgrube mehr als roo Grad Celsius heißsein muss. Knapekvergab einen Bohrauftrag. Weil anfänglich mit einem falschenDurchmesser gebohrt wurde, dauerte die auf 9o Tage angesetzte Bohrung letztlich beinahe dreimal so lange. 2oo7 wü es dann endiich soweit.
Seitdem t'ördert eine Pumpe über ein 3588 Meter tiefes Bohrloch r34 Gradheißes Wasser an die Oberfläche. Im Kraftwerk wird daraus im ,,Kalina-Verfahren" Strom erzeugt - mithilfe dieser Methode lässt sich auch Wasser mit relativniedriger Temperatur nutzen. Das hochgepumpte Wasser erhitzt ein AmmoniakWasser Gemisch, dessen Dampf eine Turbine antreibt, die iiber einen Generatorelektrische Energie erzeugt. Danach wird das abgeküh1te Wasser durch ein weiteres Bohrloch, rund vier Kilometer entfernt, wieder in den Boden injiziert. In derTiefe erwärrnt es sich erneut, deshalb gilt Geothermie als ,,erneuerbar".
Der heute pensionierte Politiker ist kein Prahlhans. Wenn er redet, setzt er lieberKommas als Ausrufezeichen. Doch seinen Stoiz auf das Kraftwerk kann er nichtverbergen. Wie alle Geothermieanlagen versorgt auch ciie von Unterhaching dieMenschen vor aliem mit Wärme. Die reicht für 4ooo Haushalte. Doch ein großerTeil der Energie geht auch in die Stromerzeugung: Im vergangenen Jahr flossenelf Millionen Kilorvattstunden ins Netz, genug fiir zSoo Familien. Für die gleiche
KtIJffi?ADie bisher vier deutschen
Geothermie-Kraftwerkelieferten 2010 gerade
mal 28 Millionen Kilowatt-Stunden Strom - 0,01 Pro-
zent des Bedarfs. Wich-
tiger ist Ceothermie als
Wärmequelle: Oberflächen-
nahe Erdwärmesonden
und -kollektoren versor-gen jeden zehnten Neubau,
auch viele Tiefbohrungen
dienen als Wärmequelle.
mmßuaDie lnjektion von Wasser.
unter hohem Druck kann
leichte Erdbeben auslösen,
etwa 2009 nahe des Geo-
thermiekraftwerks Landau
in Rheinland-Pfalz. lm
badischen Staufen fÜhrteeine oberflächennahe
Bohrung zu Rissbildungen
in vielen Häusern. Die
Akzeptanz sank deutlich,
nun soll vorsichtiger ge*
bohrt und injiziert werden.
ffi:üErdwärme kann theore-tisch die Hälfte des deut-
schen Strombedarfs
decken, Schätzungen über
die tatsächliche Entwick-
lung gehen äber weitauseinander. Greenpeace
ist optimistisch und
erwartet für 2050 rund
2O Prozent Oeothermie-
Strom. Da er kontinuier-lieh fließt, wäre er eine
wichtige Ergänzung zu
Wind- und Solarstrom.
n*,lfüBisher liegen sie relativ
hoch und die Bohrkosten
sind nur schwer kalkulier-bar. Die Herstellung einer
Kilowattstunde kostet23,5 Cent, der Preis wirdwohl deutlich sinken.
Menge Strom wären vier Windräder nötig, sagt Knapek VITO AVANTAR]O
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LICHTERNTE NACH PFLANZENARTAndreas Hinsch hat eine Solarzelle aus Glas entwickelt,die durchsichtig ist und einfach hergestellt werden kann.Das stromerzeugende Glas hat Potenzial - denn dieFotovoltaik muss billiger und flexibler einsetzbar werden
Es sieht aus wie ein Fenster aus bernsteinfarbenem Glas, auffallend ist nur das
Mäander-Muster auf der 6o mal roo Zentimeter großen Scheibe. Andreas Hinschbewegt seine Hand dahinter auf und ab: |a, es ist wirklich transparent. Dabei istdieses Fenster besonders: ,,Es macht Strom." Erst jetzt fallen die Kabel aul die aus
dem Aluminiumrahmen kommen. ,,Das hier", sagt Hinsch stolz, ,,ist die erste Farb-stoffsolarzelle dieser Größe". Im März hat er sie der Öffentlichkeit präsentiert. Mehrals r5 fahre hat der Forscher vom Fraunhofer-lnstitut für Solare Energiesystemein Freiburg an der neuartigen Solarzelle gearbeitet. Sie ahmt die Fotosynthese derPflanzen nach. Wie das grüne Chlorophyll in den Blättern fängt ein FarbstofT imInneren des Glases die Sonnenenergie ein und wandelt sie um.
In dem Physiker steckt ein Öko: Nach seinem Studium liel3 sich Hinsch zu-nächst von der fantastischen Idee der Kernfusion anstecken, hoffte, dass sie ein'mal das Energieproblem lösen würde. Doch dann kam Tschernobyl. ,,Da verlorich den Glauben an die Kernfusion", sagt er, denn auch sie berge Risiken undproduziere Atommüll. Solarzellen wurden Hinschs neue Leidenschaft. Allerdingsnicht herkömmliche aus Silizium, ,,deren Prinzip war ja schon recht ausgereift,
da gab es nicht mehr so viel zu entwickeln". Er wollte den Pflanzen näher kommen. r99r ias er in dem Wissenschaftsmagazin ,,Nature" von einer Solarzelle, die
mithilfe von Farbstoffen funktionierte. Erfunden hatte sie der Deutsche MichaelGrätzel. Hinsch war begeistert -,,das war die Solarzelle, wie ich sie mir vorgestellthatte!" - und ging in die Schweiz,zuGrätzel, wo er eine,,sehr kreative Zeit" hatte.
Die bunle Zelie bietet neue Möglichkeiten: Weil sie durchsichtig ist, könnenArchitekten sie in Fenster und Fassaden integrieren. Zudem ist ihre Herstellungsimpel - in seinem Laborkeller hat Hinsch eine Produktionsanlage zusammengebaut. Er öffnet einen Schrank und zeigt die Rohlinge in den verschiedenenProduktionsstadien: ,,Die Leitungsbahnen werden einfach mit dem SiebdruckVerfahren auf Glasscheiben gedruckt", sagt er. Dann werden zwei Scheiben miteinander verschmolzen, anschließend der Farbstoff und die Leiteriösung durchkleine Löcher eingefirlit - fertig ist die Solarzelle. Alles Low-Tech, alles keine
EIr,ll|it! ryfF.ilxl?IFast zwei Prozent des Wichtige Säule der Energie-
Stroms stammten 2010 wende. Weil Fotovoltaikaus Sonnenkraft - doppelt dezentral ist, senkt ihrso viel wie im Vorjahr. Ausbau den Bedarf an
ln sonnigen Mittags- neuen Stromnetzen. Anteilstunden erzeugen Solar- 2050: elf Prozent (Green-
zellen bereits bis zu zwölf peace). Kritischer Punkt
Gigawatt - mehr als alle bei Solarzellen: der Wir-
Atommeiler. Sie puffern kungsgrad. Er muss stei-
so die Verbrauchsspitze gen und zugleich müssen
zur Mittagszeit ab. Crund die Produktionskosten
des Booms: das Erneuer- sinken. zukünftig werden
bare-Energien-Gesetz, Solarthermie-Großkraft-
über das die Kosten auf werke eine wichtige Rolle
alleStromverbraucher spielen.LautDesertec-umgelegt werden. Projekt sollen sie in Nord-
afrika einmal viel Strom
GEIEIIEF erzeugen, auch für Europa.
Die Höhe der solarförde-rung steht in der Kritik ll'tffiund wurde nun gesenkt. Tendenz stark fallend -Allerdings erhielten Kohle Halbierung seit 2006.
undAtomjahrzehntelang Herstellungspreis20t0:ein Vielfaches. Kritisiert 29,2 Cent pro Kilowatt-werden solaranlagen auch stunde. Prognose fÜr
aus ästhetischen Gründen. 2o5o:9,2 Cent.
Hexerei. Statt Glas kann man sogar Plastik verwenden, dann werden die Zellen noch billiger und biegsam. Derzeit sucht Hinsch Investoren. ,,Nach der nunlaufenden Demonstrationsphase könnte man sofortmit der Massenproduktion beginnen." Das Interesse
sei enorm. Eine englische Firma verkauft sogar schonRucksäcke, beklebt mit Grätzel-Zellen.
lhre einfache Produktion macht Farbstoffsolar-zellen auch umweltfreundlicher als ihre Vettern aus
Silizium. In weniger als einem )ahr hat Hinschs Zelle
ihre Herstellungsenergle eingespielt, insgesamt sollsie z5 fahre lang halten. Doch einen Nachteil hat sie.
Während moderne Solarzellen Wirkungsgrade vonbis zu zo Prozent haben, schafft die Farbstoffsolar-zelle bisher gerade mal sieben Prozent. Experten trau-en ihr aber eine Steigerung auf t5 Prozent zu. Einhöherer Wirkungsgrad ist wichtig, damit die Zellenwirtschaftlich werden. Auf der |agd nach noch mehrProzentpunkten hat Hinsch aber immer die Nach-
haltigkeit im Blick: ,,Was bringt es, mehr Punkte miteinem umweltschädlicheren Farbstoff zu erkaufen?"Tatsächlich ist der Farbstoff schon jetzt ein Kompro-miss, denn er enthält das seltene Edeimetall Ruthe-
nium. Zwar nur sehr geringe Mengen, und der Farb-
stoff ist recycelbar, aber dennoch: Hinsch würde am
liebsten darauf verzichten. Die Chancen dafür stehen
gut. Firmen wie Sony und mehrere Labors, erzählt er,
erprobten schon einfachere Farbstoffe - die beinaheJENS LUBBADEH
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genauso gut sind.
FREISCHWIMMERAntje Goedeking hat in der Eifel eine Fischtreppe bauenlassen, nun können die Tiere eine Staumauer mit Turbineumschwimmen. Das Potenzial der Wasserkraft ist nahezuausgeschöpft - jetzt muss sie umweltfreundlicher werden
Von der Terrasse des Cafd Flink schaut man aufein Flüsschen. Kurvenreich fließtes aus einem Stausee kommend knapp zoo Meter einen Hang hinab. Das Wasserüberwindet Gesteinsformationen, die das Bachbett in kleine Becken unterteilen,und mündet in das Flüsschen Rur nicht zu verwechseln mit selner großen Na
mensvetterin Ruhr. In ein paar fahren, hofft Antje Goedeking, werden hier Lachse
zu sehen sein, die aus dem Wasser emporspringen und flussaufwärts wandern. DieBiologin beim Wasserverband Eifel-Rur hat die zooT eingeweihte Fischtreppe am
Stausee Obermaubach in der Nordeifel mit erschaffen.Fast alle deutschen F1üsse sind von Wehren und Staumauern zerschnitten.
Sie dienen oft - wie an der Rur zugieich dem Hochwasserschutz, der Trinkwassergewinnung und der Stromversorgung. In Obermaubach erzeugt eineTürbine des Stromriesen RWE rund 3,3 Millionen Kiiowattstunden im fahr -CO, und atommüllfreier Strom für rund Boo Haushalte. Doch Querbauwerkein Flüssen haben Nebenwirkungen: Für wandernde Fische wie Lachse und Aalestellen sie ein unüberwindliches Hindernis dar. Weil der Eingriff in die Natur so
groß ist, gelten neue Wasserkraftwerke als kaum noch durchsetzbar. Allenfallskönnen ältere Anlagen mit effizienteren Turbinen ausgestattet werden.
Die Europäische Union hat ihre Mitgliedsstaaten verpflichtet, die Flussläufe
wieder in einen möglichst natürlichen Zustand zu versetzen. Wichtigstes Ziel istdie Durchlässigkeit für Fische. Bauwerke wie in Obermaubach können die Folgen
der Verbauung zumindest abmildern. Die r,6 Millionen Euro teure Fischtreppehat Pilotcharakter für Nordrhein-Westfalen. Bislang passieren allerdings nur rundz5o Fische im fahr die Anlage, meist Bachforellen. Den Lachsen wird der Wegnoch von mehreren anderen Querbauwerken versperrt. ,,Im Flussunterlauf müssen noch an acht weiteren Wehren Durchgangsanlagen gebaut werden, damit dieFische tiberhaupt bis Obermaubach kommen", erzählt Goedeking.
Damit sie dort ihren Weg in den Fischpass finden, werden die Tiere von einerkonstanten Strömung angelockt. Dann steigen sie Becken für Becken das Bachbettempor - mit jedem Sprung überwinden sie etwa 15 Zentimeter Höhenunterschied. Der kräftezehrende Aufstieg dauert ein bis zwei Tage.
Leben retten Fischtreppen aber besonders, wenn die Tiere flussabwärts unter-wegs slnd. Vor allem für Aale, die zum Laichcn ins Meer wandern, sind die Kraftwerke eine tödliche Gefahr. ,,Geraten sie in eine Turbine, werden sie geschreddert",sagt Antje Goedeking. Als sie sah, dass fast alle Fische über die Lockströmung denWeg in den Fischpass finden, sei das ,,schon ein tolles Gefühl" gewesen, erzähltsie stolz. ,,Und das Flüsschen ist ja auch was fürs Auge"
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Mit ihrer Fischtreppe macht Antje Goedeking, 44, das
Wasserkraftwerk Obermaubach naturverträglicher
reDie älteste und weltvveit
wichtigste ei.neuerbare
Stromquelle wurde in' :
Deutichland inzwischen ..
vqn der Windkfaft über: .
holt. Rund T30OiWaqsqr-
kraftanlagenerzeugten,2o1o rund 20 Terawatt.stund€n Stiom, 3;2 Pro.
zent der geaamten str.om.produktion (ohne PUmp-
speicherkraftwer,k"l
wlstaumauern * egai ob fürHochwasseaschützi Trink-
wassergewinnung gder
zur Stromerzeugung, '
beeinträchtigen die Flussi
gesundheit: Sie versper:ien.Wandeifischen den.Weg, auf Flließgewässei
spezialisieite Kleinlebe-
wesen können in Stäuseen
nicht überleben, weil sich
tempeiätur ünd iauer-
rffiAus ökqiogischeh. Grüriden
ist nur noch ein gednger
Zubaq,möglich. :Küntlicsteht die Umweltverträ9.liche Modernisierung Von
Wasserkr:aftwef ken: i;Mittelpunkt. Bdi kleineren
Anlagen,können riich-treppen :störungen mil..'dery. Weil Wasserkraft :
durchgehend Strom lie''fert, abei' auah als,Strcim:
speicher fungieren kann,
bteint sie im erneüeibaienStrommrx wichtie. , ..
,wWasserkraft ist in der :
Herltelluhg besonders
sünstis (6,2 cent/Kilqwett-stunde)- Der Preis wiidaber riicht weiter sinken,
Stoffcehaltändern und
mehr Algen
KURT STUKENBERC
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DAS MAIS. UND MISTKRAFTWERKMartin Schulz, Landwirt im Wendland,produziert Schweinefleisch, Strom und Heizungs-wärme. Seine Biogasanlage möchte er zumÖko-Vorbild machen
Als Bauer im wendland hat Martin Schulz natürlich stets das Ziel im Blick,Atommülltransporte in selne Heimat zu verhindern. Sein Trecker ist blockaden-erprobt, und in den Bäumen vor seinem Hof hängt das gelbe X als Zeichen deswiderstands. Im Sommer zoog riss er mit einem Bagger die Asphaltdecke dercastor strecke aul die direkt an seinem wohnzimmer vorbeiführt, und hob einen tiefen Graben aus. DocJr für die vermeintlich radikale Aktion hatte er eineamtliche Genehmigung. schulz hat nämlich nur ein Rohr verlegt, durch das erökologisch erzeugte Heizungswärme in sein Heimatdörfchen euickborn leitenkann. Die Straße lief3 er anschließend wiecler flicken.
,,Für mich gehört das alles zusammen", sagt er. hn fahr 1994 übernahrn derJungbauer den Hof vom vater, r9 war er da. Ein lahr später rollte der erste castorheran. ,,seitdem habc ich immer wieder dariiber nachgedacht, wo unsere Erergieherkommen sol1, wenn wir aus der Atomkraft aussteigen." Bis er schließlich serbstein Krafiwerk baute.
Schulz fährt mit einem klapprigen Fahrrad zu seiner Biogasanlage, die eirr paarMinuten vom Dorf entfernt am Rand eines Kiefernwaldes steht. über drei Betonbecken, sechs Meter hoch und r8 Meter im Durchmesser, wölben sich Gummiplanen, deren Blähung schon von au{3en den aktuellcn Gasdruck verrät. Drinnen gärtund brodelt es, Bakterien zersetzen unter Sauerstoffabschluss Biomasse, es entstehtMethan. Ein Riesen Quirl hält die blubbernde Sof3e in Beweg,ng. sie fließt vom,,Fermenter" in den ,,Nachgärer" und von da ins ,,Endlager", was im Wendland natür1ich witzig klingt. Dort bleibt der Gärrest aber nur ein paar Monate, im Frühlingwird er ais Dünger auf die umliegenden Felder gebracht.
von den Riescnbottichcn führt eine Gasleitung zu z-wei schaliisolierten Con,tainern mit kleinen schornsteinen, den Blockheizkraftwerken. In ihrem Irrnernerzeugen biitzsaubere Motoren einen ohrcnbetäubenden Lärm. Sie verwandelndas Biogas über einen Generator in rund rr.ooo Kilowattstunden strom am Tag,genug für etwa rooo Haushalte schulz' Beitrag zur Energiewende. Doch clieGretchenfrage, der sich jeder Biogas Unternehmer heute stellen rnuss, lautet: Mitwelchem Rohstoff wird die Anlage betrieben?
Schulz' Mitarbeiter und Freund förg Deward ist gerade dabei, mit einem Trecker schweinemist in einen speziaicontainer zu füllen. Eine Förclerschneckebringt das Material von dort aus in den Fermenter, den ersten und produktivstenGärbehälter. ,,wir füttern die Anlage mit sieben bis acht Tonnen Festmisr undmit drei ronnen Gras-Silage pro Tag", erklär't Schulz. llnd fugt etwas verdruckst
lnmitten glücklicher Schweine: Martin Schulz, 36, engagiertsich in der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft
W3WBioenergie boomt - 2o1olieferte sie 4,6 Prozent
des Stroms. Die Hälfte
davon kam aus Biogas-
anlagen, deren zahl sich
seit 2006 auf rund 6000verdoppelt hat. Zur Wär-
meversorgung steuertBiomasse neun Prozent bei.
ffiDer Mais-Anbau für Biogas
explodiert.2010 wuchs
die Pflanze auf der sieben-
fachen Fläche Berlins. Mais-
Monokulturen führen aber
zu Humusabbau, Arten-schwund und Wasserver-
schmutzung. Energiepf lan-
zen stehen zudem in derKritik, weil ihr Anbau mitNaturschutz und Lebens-
mittelproduktion konkur-
rieren kann. Schlimmsten-
falls werden Wälderoder Crünland verdrängt.
ffiBiogas liefert stetig Stromoder kann flexibel einge-
setzt werden - wichtig imEnergiemix der Zukunft.
Doch der Zuwachs ist limi-tiert. Greenpeace erwar-tet für 2050 zehn Prozent
Bioenergie-strom, nurnachhaltiges Biogas dürfegefördert werden. Crün-
land-Umbruch und dielndustrialisierung derBranche müssen enden.
Unstrittig ist die Nutzung
von Klär- und Deponiegas
sowie von Reststoffen wieMist, Gülle (nicht aus Mas-
sentierhaltung), Kompost,
Lebensmittel-, Holzresten.
!reK€:ftj":il{".XDie Herstellung einer Kilor
wattstunde kostet 11,3
Cent. Der Preis wird aber
anders als bei Wind- und
Solarstrom kaum sinken.hinzu: ,,Und zwölf bis r4 Tonnen Mais kommen auch noch rein.
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Biogasanlagen stehen derzeit in der Kritik. Vielesehen darin nicht mehr eine saubere Alternative zu
Atom und Kohle, sondern einen neuen Umweitfrevel.Denn Reststoffe wie Gülle, Mist und Kompost reicher-t
längst nicht mehr aus für die rund 6ooo Anlagenim Land. Immer mehr von ihnen laufen mit eigens
angebauten Energiepflanzen, vor allem mit Mais, der
besonders ergiebig ist. Doch dessen Anbau hat Ne
benwirkungen: Monokulturen der hochwachsendenPflanzen verändern die Landschaft, verschlcchterrtclie Bodenqualität und verringern die Artenvielfalt.Fatal ist es, wenn Grünland, also Wiesen oder Weiden, in Maisäcker umgewandelt werden dann kipptdie Klinrabilanz ins Negative. Umweltschutzvcrbändewie Greenpeace und der WWF warnen deshalb vorden Folgen der zunehmenden,,Vermaisung".
Für Martln Schulz ist die Kritik eine neue Erfahrung - schliel3lich will er es besser machen als andere.
Den Hof hat er auf dic artgerechte ,,Neuland" Haltungumgestellt, scine 6oo Schweine haben also viel Aus-lauf und können im Stroh wiihlen. ,,Natürlich müssen
wir auf die Kritik reagieren", sagt er. ,,Schon allein,weil die Gesellschaft den Biogas Boom über das Er-
nelLerbare Energien-Gesetz finanziert." Also versucliter, seine Anlage so un"tweltverträglich wie möglich zu
betreiben. Den Mais Anteil will er ,,unter 5o Prozent
driicken", und die Pflanzen werden in elner dreistufigen Fruchtfolge angebaut, damit der Humus im Bo
den erhalten bleibt. ,,Außerdem experimentieren wirmit Blühstreifen um die Maisfelder. Die nützcn Vägelnwie Kiebitzen und Ortolanen, und sie sehen schön aus."
Die Nahwärmeleitung ins Dorf macht die Anlagenun zLLill ökologischen Vorzeigeobjekt. Denn wenndie Abwärme des Blockheizkraftwerks ungenutzt ver-
pufft, ist das ineffizient. Zusammen rnit Jörg Dewardhat Schulz eine alte Garage zun Heizhaus umgebaut,
von dem aus die überschüssige Wärme der Biogas-
anlage ins Dorf geleitet wird. Wenn es draul3en sehr
kalt ist, hilft ein Holzhackschnitzelofen aus.
Technisch a1les kein Problem, erklärt Deward. Vielschwieriger sei es gewesen, die Leute im Dorf dazu zu
bringen, sich von thren gewohnten Heizungen zu verabschieden. So lief der Elektriker von Haus zu Hausund leistete Überzeugungsarbeit. ,,Ich musste erstmalherausfinden, dass man individuell argumentierenmuss", erzählt er und lacht. ,,Bei den Atomkraftgegnern war es einfach, denen musste man nur mit der
Energiewende kommen. Aber es gibt hier auch Leute,
die eher national eingestellt sind da half dann derHinweis, dass wir mit deutschem Gas aus deutschemMist von den Putinlmporten wegkommen."
Das beste Argument war aber am Ende doch derPreis. Der iiegt garantiert zo Prozent unter dem ört-lichen Gastarif. Inzwischen sind 7o Haushaite mitangeschlossen
30
wffiBisher gibt es keine Mög-
lichkeit, auch nur annä-
hernd so viel Strom zu
speichern wie in zukunftnötig. ziel ist eine sichere
Versorgung, auch wenn
Wind und Sonne als
Stromlieferanten ausfallen.
Denn im Winter kann
es wochenlange Flauten
bei wenig sonnenscheingeben. Pumpspeicher,
die Energie in Form von
emporgepumpten wasser
speichern, das bei Bedarf
Turbinen antreibt, haben
hierzulande zu wenig
Kapazität. Sie könnten den
deutschen Bedarf nur
40 Minuten lang decken.
ffiFür neue Pumpspeicher
ist kaum Platz; gegen
Neubauten protestieren
Bürger - wie zurzeit imSchwarzwald. Andere
ldeen wie Batterien oder
Druckluftspeicher haben
nicht genug Potenzial.
ffiEnergieplaner sehen der-
zeit nur zwei Wege, um
Strom in ausreichender
Menge zu speichern: Ent-
weder man leitet Über-
schüsse nach Norwegen
und nutzt dortige Pump-
speicher. Das Potenzial des
bergigen Landes ist groß -aber auch andere Länder
Europas sind interessiert.
Oder man verwandelt den
Strom per Elektrolyse inCas, das in Gaskraftwerken
wieder zu Strom wird. Doch
die Umwandlung kostet
viel Energie. Abhäneie
ist der Bedarf vom Netz-
ausbau: Je besser Europa
sich vernetzt, desto we-
niger speicher sind nötig.
ffiExperten halten Herstel-
lungskosten um sieben
cent pro Kilowattstundefür gespeicherten Nor-
wegen-Strom bis 2050 fÜr
möglich. Strom aus e-Gas
soll dann äuch nur noch
etwa acht Cent kosten.
WOLFCANC HASSENSTEIN
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z@cI
AUS STROM MACH GASMichael Sterner hat einen Plan entwickelt, wie man Stromaus unzuverlässigen Quellen wie Wind und Sonne langfristigspeichern kann. Seine ldee besticht - und weist einen Wegzur sicheren Stromversorgung der Zukunft
Spätestens seit der Katastrophe von Fukushima ist Michael Sterner ein gefragterMann. fetzt, wo es auf einmal gar nicht schnell genug gehen kann mit der Energiewende, wird händeringend nach Lösungen für das alte Problem gesucht: Woher soll zukünftig der Strom kommen, wenn die Sonne nicht scheint und derWind nicht weht?
Sterner hat darauf eine Antwort gefunden, und nun hetzt der 33-jährige Wis-senschaftler, der ein wenig aussieht wie der junge Gdrard Depardieu, von Terminzu Termin. Wie gerade zu diesem in Hamburg. Der Autokonzern Audi hat einge-Iaden und verkündet seine neueste Ökostrategie, die auf Sterners Konzept basiert:Strom in Form von Gas zu speichern. ,Wind und Sonne alleine können Deutsch-lands Stromversorgung nicht sicherstellen", sagt Sterner in seinem Vortrag, dener in den letzten Monaten schon sehr oft gehalten hat. ,,Da würden wir uns indie Tasche lügen. Wir brauchen Integrationstechnologien wie Energiespeicher."Das Problem: Strom ist fltichtig. Es muss immer genauso viel verbraucht werden,wie produziert wird. Darauf ist der konventionelle Kraftwerkspark ausgerichtet,Windkraftanlagen und Solarzellen jedoch nicht: Mal bläst zu wenig Wind, malzu viel - immer öfter müssen Windräder vom Netz genommen werden. Könnteman diesen Überschuss doch nur speichern!
Leider gibt es keine Riesen-Akkus, die dazu in der Lage wären. Auch die vielbe-schworenen Elektroautos, die nicht nur fahren, sondern später einmal als Stromspeicher dienen sollen, werden das nicht leisten können. Sterner rechnet vor: ,,Selbstwenn alle Deutschen einmal elektrisch fahren sollten - der Strom aus den heute 4zMillionen Pkws würde nur sechs Stunden lang reichen, wenn wir die halbe Batte-riekapazität nutzen." Er schmunzelt: ,,Und natürlich müssten die Autos dann allestehen und angestöpselt sein." Nächste Möglichkeit: Pumpspeicher. Doch auch ihrPotenzial reicht längst nicht aus. Sie sind wichtig, um kurzfristige Lastspitzen überTage auszugleichen, aber langandauernde Flauten können sie nicht überbrücken.
Sterner suchte eine andere Lösung - und fand sie: ,,erneuerbares Gas." Deutsch-Iand verfügt über riesige unterirdische Erdgasspeicher, die größten europaweit.Sie können so viel Energie speichern, dass sich damit zwei Monate lang Stromfür ganz Deutschland erzeugen ließe. Nur - wie macht man Windstrom zu Gas?
Seine Idee geht so: Man nimmt den überschüssigen Strom und spaltet damit perElektrolyse Wasser in seine Bestandteile Sauerstoff und Wasserstoff. In letzteremsteckt die Energie. Den kann man bis zu einer gewissen Grenze direkt ins Gasnetz
einspeisen. Greenpeace Energy bietet seinen Kunden bald die Möglichkeit, dieses
,,Windgas" zu beziehen. Zuhause können sie damit heizen und kochen - oder aber
hocheffiziente Mini-Blockheizkraftwerke betreiben,die zugleich Strom und Wärme erzeugen. Damit willGreenpeace Energy die Technologie anstoßen.
Um aber die Speicher vollständig nutzen zu kön-nen, muss man den Wasserstoff nochmals mit CO,reagieren lassen. Es entsteht Methan, das auch derHauptbestandteil von Erdgas ist. Braucht man Strom,verbrennt man das künstlich erzeugte Methan inGaskraftwerken, der Kreis schließt sich. Der ent-scheidende Unterschied aber ist: Das mit Windstromerzeugte Methan ist klimaneutral. ,,e-Gas" nenntSterner es, das ,,e" steht für ,,erneuerbar".
Sein Konzept entwickelte er zooS mit Kollegenvom Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung in Stuttgart und baute eine Versuchsanlagemit Elektrolyseur und Methanisierer. Dann wurdenauch iournalisten auf die Idee aufmerksam, und seitFukushima auch immer mehr Politiker und Industrie-vertreter, erzählt Sterner. Das Konzept ist auch des-
wegen so reizvoll, weil es viele Möglichkeiten bietet.Man kann die bestehende Infrastruktur nutzen: Das
Erdgasnetz ist riesig und reicht bis in feden Winkelder Republik, neue Stromnetze bräuchte man garnicht. Überflüssig würden langfristig auch russischeGasimporte. Und mit dem e-Gas kann man natürlichnicht nur Strom speichern, sondern auch heizen undAutofahren. Audi war von dem Konzept so fasziniert,dass der Konzern nun vier Windräder, eine Methani-sierungsanlage und Erdgas-Autos bauen will.
Klingt fast zu schön, um wahr zu sein aber woist der Haken? Es gibt gleich zwei: den Wirkungsgradund die Kosten. Bei jedem Umwandlungsschritt vonStrom zu Gas und wieder zu Strom geht Energie ver-loren. Nur noch ein Drittel der eingesetzten Energiebleibt nach der Rückverstromung des e-Gases übrig.Viel zu wenig, monieren Kritiker. Sie favorisieren alsgroße Lösung für die Speicherfrage, den Strom innorwegischen Pumpspeichern zu parken. Diese hät-ten weitaus größere Kapazitäten als die deutschen,ihr Wirkungsgrad beträgt rund 7o Prozent.
Das Problem:,,Norwegens Wasserkraftwerke müs-sen erst noch zu Speichern umgerüstet werden", sagtSterner. Das, entgegnet Olav Hohmeyer, Mitglied des
Umweltrats der Bundesregierung, sei aber billiger alsSterners Lösung. Es koste nur etwa ein Fünftel ihresNeupreises.
Die erste Methanisierungs-Anlage, die von Audifinanziert zot3 in Niedersachsen stehen soll, wirdlaut der mit dem Bau beauftragten Firma Solarfuelzo bis 3o Millionen Euro kosten, Betrieb inklusive.Viel Geld. Sterner ist optimistisch, er hält acht Centpro Kilowattstunde bis zum fahr zo5o für möglich.Wahrscheinlich wird es bis dahin auch mehrere Lö-
sungen geben, denn,,nur auf ein System zu setzen,JENS LUBBADEH
31
ist nie gut", sagt Hohmeyer
,,DEUTSCHLAND KANN VORREITER SEIN"Die amerikanische Umweltpolitik-Expertin Miranda Schreursüber die deutsche Reaktion auf Ful<ushima und die Chancendes beschleunigten Atomausstiegs
Frau Schreurs, Deutschland will als einziges Land der Welt nach der Katastrophe vonFukushima aus der Atomkraft aussteigen. Sind die Deutschen besonders ängstlich oderbesonders weit vorne? Man hört das Wort ,,Angst" in Bezug auf die DeutschenzurzetL sehr oft, aber ich denke, es ist das falsche Wort. Ich sehe hier eine Gesell-schaft, die sehr viel nachdenkt, die an Entscheidungsprozessen bewusst teilnimmt und sich stark für den Schutz der Umwelt interessiert.
Ist der Atomausstieg ein Fortschritt? fa, wenn man ihn als Chance nutzt, ein an-
deres System aufzubauen. Deutschland hat schon viel investiert, zum Beispiel inWindenergie und Fotovoltaik, aber man steht noch am Anfang. Der Fortschrittkann elntreten, wenn man sagt: Wir nutzen das Geld, das wir in Kernenergieinvestiert hätten, für erneuerbare Energien, den Ausbau der Netze und neueTechnologien, die eine energieeffiziente Lebensweise fördern.
Hat sich in Japan durch Fukushima die Einstellung zur Atomkraft geändert? Einenschnellen Ausstieg wird es dort nicht geben, aber Veränderungen in der Politiksehe ich schon. Auch in fapan gibt es Parlamentarier, die besorgt sind. Sie fragen, warum die Erneuerbaren nicht stärker gefördert wurden, obwohl man dochdie Technologie hatl Aber die Verbindungen der großen Energiekonzerne wieTepco zu den Ministerien sind sehr eng. Es heißt zum Beispiel, dass Windräderungeeignet seien, weil sle den heftigen Taifunen nicht standhielten. Ich giaube,das ist nur ein Vorwand. Ein technologisch so hoch entwickeltes Land wie
fapan kann solche Probleme lösen. Immerhin gibt es seit November zoog einEinspeisegesetz für Erneuerbare. lch erwarte, dass
deren Ausbau nach Fukushima zunimmt.
Wie verläuft die Atomkraft-Debatte in lhrem Heimatland,
den UsA? Betrachtet man die einzelnen Bundesstaaten, zeigt sich dasselbe Bild wie in Europa: Mehrals 3o Staaten haben Kernenergie, r9 haben keine.In Kalifornien zum Beispiel gibt es ein starkes Be
wusstsein, dass das Erdbebenrisiko hoch ist. Dortsind nur noch vier Atomkraftwerke in Betrieb, aber
es gibt jetzt Pläne möglicherweise neue zu bauen.Die USA sind aber auch ein Atomwaffenstaat, undviele sind der Ansicht, dass man die zivile Nutzungbraucht, um die nukleare Expertise zu behalten.
Manche ihrer Landsleute finden den Atomausstieg derDeutschen verantwortungslos, viel wichtiger sei derzeitder Klimaschutz. Wenn man gegen Kernenergie istund deshalb für Kohle eintritt, landet man tatsächlich in einer ethischen Fa1le. Neue Kohlekraftwerkewären noch zo5o in Betrieb - ein großes Problemfür das Klima. Der Sachverständigenrat für Um-weltfragen hat ein Gutachten veröffentlicht, daszeigt, wie Deutschland bis zo5o auf roo Prozent Erneuerbare kommt - mithilfe von Windparks in derNordsee und mehr Speicherkapazität zum Beispiei.
Macht ein deutscher Alleingang beim Atomausstiegüberhaupt Sinn? Wenn man glaubt, dass kein an-
deres Land folgt, ist die Skepsis berechtigt. Aber
32
MIRANDA SCHREURS
leitet seit 2007 das For-
schungszentrum fürUmweltpolitik der Freien
Universität Berlin. Die
Us-Amerikanerin, die
auch in Japan gelebt hat,
erforscht die Umwelt-
und Energiepolitik sowie
soziale Bewegungen
in Fernost, Europa und
den USA. sie ist Mitglied
des sachverständigenrats
für Umweltfragen und
hat als Mitglied der
17-köpfigen Ethikkom-
mission der Regierung
Merkel EmDfehlungen zum
Atomausstieg gegeben.
man kann auch Vorreiter werden. Wenn ein großesIndustrieland wie Deutschland es schafft, sich miterneuerbaren Energien zu versorgen, können ande-re das auch. Deutschland war schon oft unter denersten, die neue Wege gingen, zum Beispiel mit demErneuerbare Energien-Einspeisegesetz, das zumModell für viele Länder wurde.
Wie soll ein beschleunigter Atomausstieg funktionieren?Die Probleme sind jetzt schon groß - Schwankungen bei
Wind- und Sonnenergie, zu wenig Speicher, schleppender
Netzausbau... Es wird nicht einfach werden. Ich glau-be, es muss eine Debatte in Gang kommen, welcherAusbau sinnvoll ist. Man kann zentral ausbauen -große Offshore-Windparks, Fotovoltaikfarmen inBayern, die Energiekonzerne als Investoren. Oderman geht dezentral vor - da wählt zum Beispiel einDorf seinen Mix aus Biomasse, Biogas, Fotovoltaikund Solarthermie. Man muss sehen, welche Mög-lichkeiten intelligente Stromnetze bieten, und wieman Netze so effizient gestaltet, dass nicht mehrgebaut werden a1s man braucht. Aiierdings wirdman ohne einen Ausbau des Hochspannungsnetzeskaum genügend Windenergie einspeisen können.
Der Ausbau ist schwierig, weil Naturschutz in Deutsch-
land ernstgenommen wird und BÜrgerinitiativen Ein-
spruch erheben. Deshalb muss man sich zusammen-setzen und diskutieren. Wie gehen wir damit um?Vielleicht kann man Erdkabel verwenden oderdie Trasse anders legen. Die Naturschützer wol-1en ja auch einen Ausbau der Erneuerbaren. Abersicher gibt es auch Menschen, die sagen: Not in mybackyard - nicht vor meiner Haustür. Große Infra-strukturprojekte sind schwierig, weil sie Menschendirekt betreffen. Deshalb ist es wichtig, dass diejenigen, die die Nachteile tragen, dafür entschädigt wer'den. Das macht es oft leichter, etwas zu akzeptleren.
Glauben Sie, dass der Anti-Atom-Widerstand auf die Er-
neuerbaren überspringen könnte? Das ist eine interes-sante Frage (lacht). Man sah das jetzt auch in denMedien: Erst ging es nur um Fukushima. Und dannfing es an mit Protesten gegen die Windenergie undncue Stromleitungen iust, als die Debatte sich inRichtung Atomausstieg und Ausbau der Erneuer-baren bewegte. Aber ich finde das nicht schlecht.Die Bevölkerung tut, was man in einer Demokratiehaben möchte: Sie beteiligt sich.
Manche behaupten ja auch, die Energiewende sei sowieso
nicht bezahlbar. Es ist richtig, dass sie nicht kostenlos ist. Aber es ist eine Investilion in die Zukunft.Man muss sich doch fragen, wo die Potenziale der
deutschen Wirtschaft liegen. Ist die Industrie, diewir heute haben, in 3o |ahren noch konkurrenz-fähig? Ich fürchte nicht.
INTERVIEW: WOLFCANC HASSENSTEIN
U N D KATJA 1\,lORCENTHALER
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&%*
DrE SCHLAUSTE STROMQUELLEClaudia Häpp macht Haushalte fit für die Zukunft - miteffizienten und vernetzten Geräten. Denn die Energiewendeist nur zu schaffen, wenn der Stromverbrauch sinkt
,,Meln Kühlschrank ist schon 3o Jahre alt und läuft immer nochl" - Anrufe wie Kühlschränke sollen sparsam sein, findet claudia Häpp.
dieser bringen Claudia Häpp in die Bredouille. Zwar freut sich die Innovations- Riesenmodelle wie dieses brauchen nur croßfamilienmanagerin von ,,Bosch und Siemens Hausgeräte" (BSH) in München über so vielKundenzufriedenheit. Docl'r sie vr,.eiß ganz genau, wie viel Wasser und Energiediese Produkte von einst verschleudern große Haushaltsgeräte machen inPrivathaushalten bis zu 6o Prozent des Stromverbrauchs ar.Ls.
Allein in den vergangenen 15 Jahrer-r sind die Bosch Ktihlgeräte um mehrals 7o Prozent effizienter geworden ohne Komforteinbußen. Dass sich etwasteurere, aber effizientere A+++ Geräte finanziell baid amortisieren, komme dankdes Energielabels langsam auch beim Verbraucher an.,,Effizienz und Preis sindwesentliche Kriterien für die Kaufentsctreidung", sagt Häpp. Um diesen Prozesszri beschleunigen, wtinscht sich die promovierte Ernährungswissenschaftlerineine Abwrackprämie wie in Italien, den Niederlanden oder Spanien. Dort erhältman beim Kauf eines rcssourcenschonenden und effizienten Ktihlschranks einenBonus von bis zu r5o Euro vom Staat. Wenn alle Stromfresser im Haushalt ersetztwerden würden, könnten in Europa nach Häpps Berechnungen rund zz MillionenTonnen Kohlendioxid eingespart werden.
,,Energie zu sparen ist die unerkannte ßrückentechnologie", sagt die 3z Jährige,die schon heute daran arbeitct, wie cler rzernetzte, komplett aus regenerativenEnergien gespeiste Haushalt von morgen aussehen könnte. In Zukunft sollen sichWasch- oder Spülmaschine automatisch erst dann einschalten, rvenn der Strombesonders günstig ist, zum Beispiel nachts. Erste Pilotprojekte laufen bereits.Für Häpp steht aulScr Frage, dass diese Art des Energiernanagements kommenwird: ,,Wenn wir uns ranhalten, könnte der intelligente Haushalt ein deutscherExportschlager werdcn."
Bis dahin muss sie sich aber auch mit realen Altlasten herr.rmplagen. ZumBeispiel der Entsorgung ausgedienter Geräte, die oft noch die äu{3erst klimaschädlichen Treibhausgase FCKW oder FKW enthalten. Die Hersteller, erklärt dieDeutsche Umwelthilfe, seien verpflichtet, rnindestens 9o Prozent des Klimakillerszu recyceln, de facto liege die Quote aber nur zwischen 4o und 6o Prozent. Häpperklärt dieses Manko damit, dass bei Sperrmüllsammlungen oft Kompressorengeklaut würden, dadurch entweiche das Gas ln die Atmosphäre.,,Das ist schlimm,aber wie solltcn wir Hersteller das untcrbinden?"
Im Keller ihrer Mutter konnte sie mchr ausrichten: ,,Als wir den Verbrauchihrer alten, halbleeren Tiefkiihltruhe gemessen haben, ist meine Mutter richtigerschrocken." Beim nächsten Bcsuch war die Truhe weg. ANDREA H05cH
ffi$riälr<Die Deutschen sehen
sich als Energiespar-
Weltmeisten Doch durch
ineffiziente Geräte und
Maschinen, Standby.-Ver-
luste oder ungedämmte
cebäude wird viet Enär-gie verschleudert. Die
,,Energieproduktivität"(Wiitschaf tsleistuhg im
Verhältnis zur eingesetz-
ten. Energie).:steigt nur..
Üm 1,6.Prozent pro Jahr.
Der ,,Rebound-Effekt"schmätert die Erfolge:
Die Menschen nutzen
immer mehr Elektroge-
räte, größere Fernseher
und leistungsstärkere
computer. Die Gebäude-
dämmung gerät in die
Kritik; wenn'schöne Fas-
saden unter den Dämm-
platten verschwinden.
Die Unternehmensinitia-
tive Energieeffizienz .
(DENEFF) Ünd das Wup-pertal-lnstitut schlagen
ein 10-Punkte-Sofortpro-gramm vor, mit dem sich
durch eff izienzförder.nde
Maßnahmen jährlich 68
Tqrawattstunden Strom(zehn Atomkraftwerke)undl 155 Terawattstünden
Wärme einsparen ließen.
Mit den technologisahen .
Fortschritten muss ein
Veränderter Konsum- ünd
Lebensstil einhergeh€n.
Laüt DENEFF müssten pro
Jahr 11,8 Milliarden Euro
plus 6,9 Milliarden öffent:liche, Mittel investiertwerden. Dadurch könntdnjährlich 19,3 MilliärderiEuro Energiekosten ein-gespärt Werden.
33
+:i|Il:,i7:;:..:*aä:::::i5tif,t-da:!;:?r!:':,.i:11r€i+-
t:..ii?t j-:i:.:tr:i
,'i:r:ii_:i'i -i,'.:.-;ilii:-: ir:.i:r:lti:
:1:t!:t! ;n:!l!::+#r:ir:.a.:.;äiai:,,
'' \a E*)::.1i4:.t:i:tt :!' ri:i i:n1.tr-:a;_i:t- .:
l:t :-; " - -. ' ,"-" :l
,|l&t#'
ffiDas überalterte deutsche
Stromnetz ist nicht aufdie Einspeisung stark
schwankender Wind- und
Solarkräft ausgelegt.
ffi
zeigt Lösungswege fÜr
Konflikte beim Netzausbau
- transparente Planung,
Berücksichtigung von
Anwohnerinteressen und
Naturschutz, Trassenbün-
delung, wenn möglich Ein-
satz alternativer Technolo-
STURMISCHE ZEITENYvonne Saßnick plant beim Netzbetreiber 50Hertz inBerlin den Bau von Höchstspannungsleitungen. Sie muss mitimmer mehr Windstrom im Netz fertig werden - und mitBürgerinitiativen, die neue Stromtrassen verhindern wollen
Die Chefplanerin sieht die Dinge realistisch. ,,Donaumasten sind zweifellos häss
lich", sagt Yvonne Saßnick über die mattgrünen Stahlriesen, deren Bau sie selbstorganisiert. Zwar werden die typischen, scheinbar allgegenwärtigen Strommasten mit den zwei Querträgern meistens kaum wahrgenommen. Doch im Zuge
der Energiewende sollen nun im ganzen Land zusätzliche Stromtrassen gebautwerden. Und plötzlich ist aus dem Experten ein Aufregerthema geworden.
Saßnick leitet den Bereich Gro{3projekte bei 5oHertz Transmission, dem Betreiberdes Übertragungsnetzes in den östlichen Bundesländern und Hamburg. Sie ist verantwortlich für den Bau neuer Höchstspannungsleitungen und ließ auch das Kabel
verlegen, durch das seit April Strom aus Deutschlands erstem Offshore Windpark,,Baltic r" zur Küste fließt. Es ist oberschenkeldick, der Meter wiegt rzo Kilo.
5oHertz ist einer von vier Netzbetreibern, die das Bundesgebiet unter slchaufgeteilt haben. Ihre Netze sind untereinander und mit den Nachbarstaatenverbunden, aber jeder Betreiber muss in seiner ,,Regelzone" die störungsfreieEnergieversorgung sicherstellen und das wird schwieriger, seitdem immer mehrWind und Fotovoltaikanlagen ans Netz gehen. Denn die erzeugen nicht konti-nuierlich Strom wie Kohle- und Atomkraftwerke, sondern wetterabhängig. Für
5oHertz ist die Herausforderung besonders grof3. In den neuen Bundesländernsind 4r Prozent der Windkraftleistr-rng Deutschlands installiert, es wird aber nurein Fünftel des Stroms verbraucht.
Saßnick zeigt eine Karte ihres Netzes 97oo Kilometer Höchstspannungsleitungen mit zzo oder 38o Kilovolt, die große Strommengen überregional verteilen,dazu 69 Umspannwerke. Direkt angeschlossen sind neben Braunkohlekraftwerkeneinige große Windparks. Die meisten Windräder speisen aber in die rro-Kilovolt-Hochspannungsleitungen der lokalen Netzbetreiber ein. Immer häufiger dreht sich
der Stromfluss um: Wenn viel Wlnd weht und wenig verbraucht wird, fließt Energie aus den lokalen Netzen in dle Strom Autobahnen von 5oHertz. ,,In der Spitzehaben wir schon mehr als gooo Megawatt Windstrom im Netz", sagt Sa13nick, so
viel wie acht Atommeiler erzeugen. ,,Diesen Strom mtissen wlr lrgendwie nachSüden und Südwesten transportieren, denn dort liegen die Verbrauchszentren."
Ihre Kollegen in den Leitstellen kommen an solch stürmischen Tagen immerhäufiger ins Schwitzen. Sie müssen dann Stromflüsse aus besonders belastetenVerbindungen umleiten oder konventionelle Kraftwerke anweisen, ihre Produktion herunterzufahren. Im Notfall müssen auch Windkraftanlagen abgeschaltetwerden im vergangenen /ahr bereits an sechs Tagen. Doch schon bis zozo sollsich der Anteil erneuerbarer Energien im 5oHertz Netz mehr als verdoppeln.
34
Es gibt immer öfter Not- gien. Erdkabel steigern die
Abschaltungen von Wind- Akzeptanz, sind aber bei
rädernbeiNetzüberlas- HÖchstspannungstrassen
tung. Der Ausbau kommt nur bedingt geeignet. FÜr
nur schleppend voran. Bei die Langstreckentransporte
vier von 24 Vorrang-Pro- von WÜsten-SolarstromjektenstarkerWiderstand oderOffshore-Windstromvor ort, oft langwierige sind verlustarme Cleich-
Genehmigungsverfahren. strom-Leitungen nötig.
wre wwKLaut,,dena-Netzstudiell" lnvestitionsbedarflaut
sind bis 2020 bis zu 3600 dena ll 9,7 Milliarden Euro
Kilometer neue Stromlei- bis 2020. Erdkabel und
tungennötig,anderePro- Alternativtechnologiengnosen liegen deutlich sind teurer, die Kosten
niedriger. Der ,,Plan N" des relativieren sich aber
ForumsNetzintegration angesichtsohnehinhoherder Deutschen Umwelthilfe Wartungs- und Baukosten.
Auf der Netz Karte fällt noch etwas ins Auge: Die
,,elektrische Wiedervereinigung" ist unvollendet. Zwarwurden kurz nach der Verschmelzung der beiden groß
en Stromverbünde in den goer fahren drei sogenannteKuppelleitungen gebaut, die das soHertz Gebiet mitdem Westen Deutschlands verbinden. ,,Aber das reichtnicht", sagt Sal3nick. Deshalb sind zwei der vier von
5oHertz geplanten Leitungen Ost West-Verbindungen.Genau die machen die meisten Probieme.
Bei der,,Nordleitung", die Mecklenburg-Vorpom-mern mit Schleswig-Holstein und Hamburg verbinden soll, ist der östliche Teil längst fertig - währendder Bau im Westen noch nicht einmal begonnen hat.
Seit |ahren verzögere sich die Genehmigung, klagtSaßnick, weil die Behörden bei den Ausgleichsflächenfür den Naturschutz immer wieder Nachforderungenstellten. ,,Aber wir brauchen die Verbindung", sagt sie.
,,Windfronten ziehen oft von West nach Ost oder umgekehrt durch, und bisher kann der Strom nur überwenige Leitungen nach Süden fließen." Die Querverbindung sei nötig, damit er sich besser verteile. ,,ledezusätzliche Leitung stabilisiert das ganze Netz."
Und dann ist da noch die ,,Thüringer WaldBrücke". Bisher hat Deutschlands wohl berühmtestes Stromleitungsprojekt nicht den Ost-West Energie
fluss, sondern nur den länderübergreifenden l
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Widerstand gestärkt. Bürgerinitiativen aus Thüringenund Bayern haben sich zur lnteressengemeinschaft
,,Achtung Hochspannung" zusammengeschlossen,
die den ,,massiven Eingriff in Natur, Landschaft undLebensqualität" verhindern will. Viele Menschen inder Region fürchten negative Folgen für den Touris-
mus oder Gesundheitsschäden durch Eiektrosmog.Ein Gutachten im Auftrag der Trassengegner hatte
ergeben, dass es vorerst ausreiche, bestehende Ver
bindungen aufzurüsten. Bei Windspitzen, die nurwenige Stunden im Jahr ausmachten, solle dle Ein
speisung gekappt werden. ,,Wir fordern, dass die
Alternativen ernsthaft und nachvollziehbar geprüftwerden", sagt Peer Schulze, BI Sprecher aus demthüringischen Ilmtal. ,,In der geplanten Form ist die
Freileitung unnötig und unwirtschaftlich."Yvonne Saßnick, sonst nüchtern und kontrolliert,
kann angesichts der Vorwürfe ihre Ungeduld nichtverbergen. ,,Es mussten etwa r3oo Einwendungen be
antwortet werden", sagt die 5BJährige. Die AlternativTechnologien, die die Gegner vorschlagen, seien noch
nicht Stand der Technik. Man habe schon ein Viertelder geplanten Freileitung,,umtrassiert", also neue Stre-
ckenverläufe gesucht - das koste viel Zeit und Ge1d,
für das über den Strompreis letztlich die Verbraucher
aufkommen müssten. ,,Irgendwann muss man sagen,
so, das ist es jetzt. Die ideale Trasse, die niemanden
störi, gibt es nicht." Saßnick hofft, mit dem Bau trotzanhaltender Proteste bald beginnen zu können.
Die aktuelle politische Situation stärkt ihre Posi
tion. In der Vergangenheit hatten Kritiker oft gearg
wöhnt, die Netzbetreiber wollten mit den neuen Lei
tungen vor allem den Weiterbetrieb der Kohle- undAtomkraftwerke sicherstellen. Die von Schwarz-Gelb
geplante Laufzeitverlängerung hat diesen Anschein
noch verstärkt. Tatsächlich gehörte das ostdeutsche
Stromnetz dem Vattenfall Konzern mit seinem fossil-
atomaren Kraftwerkspark. Doch vor gut einem |ahrwurde 5oHertz an den belgischen Netzbetreiber Elia
verkauft. Beobachter bestätigen, dass sich die Ziele
des Unternehmens durch den Besitzerwechsel verän-
dert haben und es nun tatsächlich so viel Windstromwie möglich durchleiten will. Bei anderen Proiekten
hat sich gezeigt, dass neue Trassen eher akzeptiertwerden, wenn sie nachweislich für den Ausbau der
erneuerbaren Energien benötigt werden.Wenn die Bundesregierung nun doch schon den
Atomausstieg bis zozz will, steigt der Druck, dieLücken im Netz zu stopfen. Für 5oHertz hatte be
reits das dreimonatige Moratorium Folgen. Yvonne
Saßnick kramt eine Grafik hervor. ,,Seit der Abschal-
tung der acht Reaktoren fließt immer häufiger undimmer mehr Strom aus unserem Gebiet RichtungSüdwesten", erklärt sie. ,,Mit iedem abgeschaltetenReaktor und jedem neuen Offshore-Windpark wirdes enger im Netz."
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VON ANDREA HOSCH
AUF EINEN BLICKAuf die Politik muss niemand warten: Der persönlicheAtomausstieg geht einfach, schnell - und bringt auchdie große Energiewende ein StÜck voran
ffiWer Ökostrom bezieht, produziert keinen AtommÜll und erleichtert
seinen ökologischen Fußabdruck in nur wenigen Minuten um rund eine
Tonne CO2 pro Jahr. l\4ehr als drei Millionen Haushalte sind inzwischen
auf sauberen Strom umgestiegen - allerdings gibt es Unterschiede.
Für Ökostrom gibt es - anders als bei Biolebensmitteln - keine
geschützte Produktbezeichnung. Anbieter können wechselwlllige Kunden
ungestraft mit ,,100 Prozent erneuerbar" oder ,,Klimastrom" locken.
Beispielsweise wird seit Jahrzehnten in alten Wasserkraftwerken
produzierter Strom von Konzernen plötzlich grÜn vermarktet. Solche
Tarife, die meist das RECS-Zertifikat haben, bringen jedoch keinen
Nutzen für die Umwelt, weil sie nicht zum Ausbau beitragen.
Echter Ökostrom setzt voraus, dass der Anteil der erneuerbaren
Energien ausgeweitet wird. Ein Teil der Erlöse muss in den Zubau von
Kraftwerken fließen, denn nur so trägt der Anbieter zur Energiewende
bei. Dieser Zusatznutzen fÜr die Umwelt und die Unabhängigkeit von
Atom- und Kohlekonzernen sind entscheidende Kriterien fÜr sauberen
Strom. Diese llegen den Labeln ,,ok-power" und ,,crÜner Strom"
sowie den TÜV-Siegeln zugrunde.
ffiMittlerweile gibt es sehr viele Vergleichsportale im lnternet.
Beispielsweise bietet das Umweltbundesamt die Möglichkeit, Strom-
tarife und Leistungen zu vergleichen. Die Verbraucherzentrale
Sachsen-Anhalt ermittelt zugleich, ob eigentumsrechtliche Verflechtungen
mit Energiekonzernen bestehen, die Atom- oder Kohlekraftwerke
betreiben oder mit Strom aus diesen Quellen handeln.
Ökostrom muss im Übrigen nicht zwangläufig teurer sein: Die Preise
für Ökostrom sind im Vergleich zum Vorjahr um durchschnittlichWOLFCANC HASSENSTE N
38 Euro für einen Zwei-Personen-Haushalt gestiegen, herkömmlicher
Strom kostete im Schnitt 68 Euro mehr. Wer vom konventionellen
Regionaiversorger zum preiswertesten Ökostromanbieter wechselt, kann
nach Berechnungen der Verbraucherzentrale Sachsen-Anhalt bei einem
Jahresverbrauch von 3600 Kilowattstunden bis zu 150 Euro sparen.
www. n atu rvo lt. d e
www.stromwechseln-hilft.dewww.uba.klima-aktiv.dewww.vz-nrw.deloekostrom
www.toptarif.de/oekostrom
reffiixDie Kampagne ,,Atomausstieg selber machen", ein Zusammenschluss
vieler Umweltverbände, empfiehlt Creenpeace Energy, Naturstrom,
Lichtblick und die Elektrizitätswerke Schönau. Die kleinen Vier
sind unabhängig, transparent und liefern bundesweit ausschließlich
grünen Strom - inzwischen an mehr als eine Million Kunden.
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L{i{ r rit:ia:tl ltiilai{tr'tDie Cenossenschaft gehört 20.000 Mitgliedern und versorgt mehr
als 100.000 Kunden. Die Tochter ,,Planet Enery" baut selbst Ökostrom-
anlagen.6reenpeace Energy wird vom TÜV Nord überprüft. Die
nicht gewinnorientiert wirtschaftende Energiegenossenschaft erfülltdie besonders anspruchsvollen Creenpeace-Kriterien - und ist damit
erste Wahl. Der Verbraucher kann jederzeit nachverfolgen, woher sein
Strom kommt; Einkäufe an Strombörsen sind tabu. Jeder neue Kunde
wird nach spätestens fünf Jahren mit Strom aus Neuanlagen versorgt.
Ab Herbst 2011 bietet Creenpeace Energy auch eine Casversorgung
an - ein Teil des Cases wird aus überschüssiger Windkraft gewonnen.
www.greenpeace-energy.de
Die EWS Schönau sind aus einer Bürgerinitiative hervorgegangen,
die sich nach dem CAU in Tschernobyl gegründet hatte. Zunächst
übernahmen die ,,Stromrebellen" das Stromnetz ihres eigenen Schwarz-
waldstädtchens. lnzwischen beliefert die Cenossenschaft rund
100.000 Kunden. Mit einem ,,Sonnencent" werden gezielt Neuanlagen
gefördert. Die EWS werden vom TÜV Nord zertifiziert.www.ews-sch oe n a u.d e
Kmffi.ffil?mDas Düsseldorfer Unternehmen, das von N/itgliedern verschiedener
Umweltverbände gegründet wurde, ist der billigste Anbieter unter
ffiffiÖKoSTRoMANBIETER
den unabhängigen Vier. Der Ökostrom ist mit dem Label crÜner Strom
zertifiziert. Beliefert werden 150.000 Kunden. 1,25 Cent pro verkaufter
Kilowattstunde fließen in Neubauten. Die Firma gehört 850 Klein-
aktionären und zu 27 Prozent der eco eco AC.
www. naturstrom.de
relEtt{:ll:lqt{lllMit mehr als 500.000 Kunden ist dieses Hamburger Privatunter-
nehmen der größte Ökostromlieferant. ln etlichen Cerichtsprozessen
gegen herkömmliche Energiekonzerne hat Lichtblick den Wett-
bewerb auf dem Energiemarkt maßgeblich befördert. Seit 2007 ist
die vom TÜV Nord geprüfte Firma auch als Caslieferant tätig. Um
wetterabhängige Flauten auszugleichen, begann Lichtblick 2010 die
ersten casminikraftwerke mit hocheffizienter Kraftwärmekopplung
in Privathaushalten zu installieren.
www.lichtblick.de
ffiDer Löwenanteil beim Boom der erneuerbaren Energien stammt
von Regionalversorgen wie Stadtwerken, Bürgerwindparks oder
von Privathaushalten. Laut einer aktuellen Creenpeace-Studie tragen
sie zusammen mit 32 Prozent zur Stromgewinnung aus Erneuerbaren
bei. Doch nicht alle kommunalen Stromversorger engagieren sich
glaubwürdig und wirkungsvoll für die Energiewende, manche gehören
auch anteilig zu einem Atomstromkonzern. Deshalb lohnt es sich,
genau hinzuschauen. Ambitioniert betreiben die Energiewende zum
Beispiel die Stadtwerke München, Hamburg Energie oder auch
der Darmstädter Ökostromversorger Entega.
www.swm.de
w w w. ha m b u rge ne rgie. d e
www.entega.de
GiFFffi'ffimt{r{tIl1!rFltatr
Den Vertrag mit dem neuen Ökostromanbieter kann man online
ausfüllen oder per Post schicken. Der Ökostromlieferant veranlasst
daraufhin alle notwendigen Schritte wie etwa die Kündigung des
alten Vertrages. Bei einem Stromwechsel entsteht garantiert keine
Versorgungsl ücke.
www.atomausstieg-selber-machen.de
www.ecotopten.de (das Öko-lnstitut berücksichtigt auch Energie-
versorger, die mit der Atomwirtschaft verflochten sind)
GRUNDGEBÜHR
pro Jahr
PREIS
pro Kilowatt-stunde (kWh)
CESAMTKOSTEN
1300 kwhpro Jahr(Single)
GESAMTKOSTEN
2400 kwhpro Jahr(2-3 Personen)
GESAMTKOSTEN
3600 kwhpro Jahr(3-4 Personen)
Greenpeace Energy 106,80 Euro 24,80 Cent 429,20 Euro 702,0O Euro 999,50 Euro
82,80 Euro 23.90 Cent 393,50 Euro 656,40 Euro 943,20 EuroEWS
ii-z
rFI
z
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Lichtblick 107,40 Euro 23,64 Cent 414,72 Evro 674,76 Euto 958,44 Euro
Naturstrom 95,40 Euro 22,50 Cent 38290 Euro 635,4O Euro 905,40 Euro
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