entstehung und bedeutung der ÉuþÚbiyya - uni-hamburg.de
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Entstehung und Bedeutung der Entstehung und Bedeutung der Entstehung und Bedeutung der Entstehung und Bedeutung der EacuteuthornUacutebiyyaEacuteuthornUacutebiyyaEacuteuthornUacutebiyyaEacuteuthornUacutebiyya
in fruumlhislamischer Zeitin fruumlhislamischer Zeitin fruumlhislamischer Zeitin fruumlhislamischer Zeit
DissertationDissertationDissertationDissertation
im Promotionsfach Islamwissenschaftim Promotionsfach Islamwissenschaftim Promotionsfach Islamwissenschaftim Promotionsfach Islamwissenschaft
ZZZZur Erlangung der ur Erlangung der ur Erlangung der ur Erlangung der Wuumlrde der Doktorin der Wuumlrde der Doktorin der Wuumlrde der Doktorin der Wuumlrde der Doktorin der PhilosophiePhilosophiePhilosophiePhilosophie an der an der an der an der
Fakultaumlt fuumlr GeisteswissenschaftenFakultaumlt fuumlr GeisteswissenschaftenFakultaumlt fuumlr GeisteswissenschaftenFakultaumlt fuumlr Geisteswissenschaften
der der der der Universitaumlt HamburgUniversitaumlt HamburgUniversitaumlt HamburgUniversitaumlt Hamburg
vorgelegt vvorgelegt vvorgelegt vvorgelegt vonononon
Zohreh KhosraviZohreh KhosraviZohreh KhosraviZohreh Khosravi----AliAliAliAli
aus Sariaus Sariaus Sariaus Sari
Hamburg 2016Hamburg 2016Hamburg 2016Hamburg 2016
Gutachter PD Dr habil Benjamin Jokisch
Weiterer Gutachter Prof Franccedilois de Blois
Datum der Disputation 19 Januar2016
DanksagungDanksagungDanksagungDanksagung
Groszliger Dank gebuumlhrt zu allererst meinen Eltern die mir waumlhrend der Anfertigung meiner
Dissertation immer unterstuumltzend und liebevoll zur Seite standen Ein besonderer Dank geht
auch an sie weil sie mir und meinen Geschwistern eine akademische Ausbildung ermoumlglicht
und in allen Lebensumstaumlnden stets das Beste fuumlr uns gewollt und getan haben
Ich moumlchte mich zudem ganz besonders bei meinem Doktorvater Herrn PD Dr habil
Benjamin Jokisch bedanken der mich waumlhrend der gesamten Dissertation mit konstruktiver
Kritik und professioneller Betreuung unterstuumltzte Jede Phase der vorliegenden Arbeit wurde
von ihm intensiv und geduldig begleitet und betreut Fuumlr die Freiheit die er mir waumlhrend der
Arbeit gewaumlhrte moumlchte ich mich ebenfalls bei ihm bedanken Ein ganz besonderer Dank
geht weiterhin an meinen zweiten Gutachter Herrn Prof Franccedilois de Blois fuumlr seine
wertvollen und konstruktiven Ideen und seine sehr gute fachliche Betreuung die mir das
Gelingen dieser Arbeit ermoumlglichten
Bei Herrn Dr Djalal Khaleghi-Motlagh bedanke ich mich fuumlr seine fachliche Unterstuumltzung
insbesondere im Zusammenhang mit dem Kapitel bdquoEacuteuthornUacutebiyya innerhalb Persiensldquo Ich moumlchte
an dieser Stelle auch Herrn AgraveordfartAacuteEcirc AgraveordfarnUacuteEcirc fuumlr seine telefonische Betreuung aus Iran
danken
Frau Baumlrbel Launer (Abteilung Internationales der Universitaumlt Hamburg) danke ich dafuumlr
dass sie immer an mich und meinen Faumlhigkeiten geglaubt und mich waumlhrend meines
Magisterstudiums und der Promotion moralisch unterstuumltzt hat
Ich danke meinem Bruder Morteza Khosravi der mich bei der Formatierung meiner
Dissertation unterstuumltzt hat
Allen meinen lieben Freunden danke ich fuumlr ihre Geduld Ruhe und moralische
Unterstuumltzung die sie mir waumlhrend des Schreibprozesses zuteil werden lieszligen
Fuumlr die Bereitstellung eines Teils der Literatur die ich in dieser Dissertation verwendet habe
bedanke ich mich bei den Mitarbeitern von Saal Eins der al-Asad-Bibliothek in Damaskus
insbesondere bei Frau Reem al-frac34ayyAacutet In diesem Zusammenhang gebuumlhrt mein Dank auch
dem Team von bdquoDAacuteyumlirat al-mathornAacuterif-i buzurg-i islAacutemIacuteldquo in Teheran
Abschlieszligend bedanke ich mich bei den Vertretern der Rosa-Luxemburg-Stiftung und
Universitaumlt Hamburg (Abteilung Internationales) fuumlr die finanzielle Unterstuumltzung ohne die
ich diese Arbeit nicht haumltte schreiben koumlnnen
Meinen Eltern
und meinem verstorbenen Freund
Carsten Bettermann
in Dankbarkeit gewidmet
InhaltsverzeichnisInhaltsverzeichnisInhaltsverzeichnisInhaltsverzeichnis
I Einleitung 1
I1 Fragestellung 3
I2 Forschungsstand 4
I3 Literaturkategorien 5
I3a Schriften der Vertreter der EacuteuthornUacutebiyya 6
I3b Schriften der Gegner der EacuteuthornUacutebiyya 6
I3c Prosopographische Werke (tarAacuteordmim) und ihre Problematik 7
I3d GeschichtsbuumlcherChroniken 9
I4 Methodische Vorbemerkungen 9
I5 Inhalt und Formalia 11
II Historische Hintergruumlnde zur Entstehung der EacuteuthornUacutebiyya 13
II1 thornAEgraveabiyya und der Aufbruch des Islam 13
II2 Die Umayyaden und die arabische Vorherrschaft 17
II2a Das walAacuteyuml-System 19
II2b Die soziale Stellung der MawAacutelIacute 20
II2b1 Zivilberufe der Mawālī 21
II2b2 Die Funktion der MawAacutelIacute im Militaumlr 23
II2b3 Abstammung 24
II2b4 Eheschlieszligung 26
II2b5 Erbschaft und Blutgeld 28
II3 Die abbassidische Herrschaft und die Zunahme von fremden Elementen 30
II3a Der Einfluss von fremden Elementen 31
II3b Das Wesirat und der Einfluss persischstaumlmmiger Wesire 34
II3b1 Die Familie der Barmakiden 35
II3b1a Politisches Engagement der Barmakiden 37
II3b1b Kulturelle Leistungen der Barmakiden 43
II3b2 Sahl ibn HAacuterUacutens Familie 46
II3c Abbasidische Behoumlrden und persischstaumlmmige Sekretaumlre 48
II3d Die kulturellen Einfluumlsse der Sassaniden auf die Abbasiden 52
II3e Die Uumlbersetzungsbewegung 54
II3e1 Der Uumlbersetzungsprozess unter den Umayyaden 54
II3e2 Der Uumlbersetzungsprozess unter den Abbasiden 56
II3e3 Die Uumlbersetzungsbewegung und die EacuteuthornUacutebiyya 61
III Die EacuteuthornUacutebiyya innerhalb Persiens 64
III1 Persische Dynastien und die Frage der Unabhaumlngigkeit 64
III2 EacuteuthornUacutebiyya auf der Sprachebene 68
III3 Der Aufstieg der persischen Sprache (darIacute) 74
III3a Das Volk 74
III3b Die Rolle der Herrscher 81
III4 Ein starker Widerstand gegen darIacute 92
III4a AbUacute frac14Aacutetim ar-RAacutezIacute 93
III4b AbUacute rsquol-frac14asan al-thornAgravemirIacute 94
III4c Al-BIacuterUacutenIacute 95
III4d AYacute- OtildeathornAacutelibIacute 97
IV Die Problematik des Begriffes bdquoEacuteuthornUacutebiyyaldquo 100
IV1 Ahl at-taswiyya als Vorlaumlufer der EacuteuthornUacutebiyya 103
IV2 Die diversen Bezeichnungen der EacuteuthornUacutebiyya 107
V Analyse und Bewertung der prosopographischen Werke 111
V1 Personen mit der Bezeichnung bdquoEcircuthornUacutebIacuteldquo 111
V1a IsmAacutethornIacutel ibn YasAacuter an-NisAacuteyumlIacute 112
V1b Sahl ibn HAacuterUacuten ad-DastamiysAacutenIacute 117
V1c thornAllAacuten oder sup3IacutelAacuten al-WarrAacuteq aEcirc-EacuteuthornUacutebIacute 120
V1d AbUacute thornUbaida Mathornmar ibn al-MuYacuteannAacute at-TaimIacute al-BaEgraverIacute 124
V1e IbrAacutehIacutem ibn IsmAacutethornIacutel ibn DAacutewUacuted al-KAacutetib al-thornAbartAacuteyumlIacute 132
V1f Afrac12mad (Mufrac12ammad) ibn al-frac14usain bekannt als DindAacuten 134
V1g frac14amza ibn al-frac14asan al-IEgravefahAacutenIacute 136
V2 Die acht Kategorien aus den Prosopographien Annaumlherung an den Begriff bdquoEcircuthornUacutebIacuteldquo 142
V2a Nicht-arabische Herkunf 142
V2b Intellektualitaumlt und Bekleidung gehobener beruflicher Positionen 144
V2c Notwendigerweise Muslim Tendenz zum Schiismus 145
V2d MaulAacute-Status 146
V2e Fruumlhere Zugehoumlrigkeit zum Zoroastrismus 147
V2f Beschuldigung der zandiqa 147
V2g Enge Verbindung mit den Barmakiden und der Sahls 149
V2h Fanatismus (thornaEgraveabiyya) fuumlr die thornAordmam und gegen die Araber 150
V2h1 Prophetentum 153
V2h2 Koumlnigtum und Herrschaft 155
V2h3 Kultur und Wissenschaft 157
V2h4 Dichtung und Rhetorik 159
V2h5 Kriegswesen und Tapferkeit 165
V2h6 Groszligzuumlgigkeit Gastfreundschaft und Esskultur 169
V2h7 Vorislamische pagane Sitten und Genealogie 174
V2h8 Sprache 177
VI Weitere Vertreter der EacuteuthornUacutebiyya 182
VI1 Dichter 182
VI1a BaEcircEcircAacuter ibn Burd al-thornUqailIacute al-BaEgraverIacute 182
VI1b Al-frac14asan ibn HAacutenIacute al-frac14akamIacute beruumlhmt als AbUacute NuwAacutes 190
VI1c IsmAacutethornIacutel ibn al-QAacutesim al-thornAnzIacute al-KUacutefIacute beruumlhmt als AbUacute rsquol-thornAtAacutehiyya 194
VI1d thornAlIacute ibn al-frac34alIacutel aEcirc-EacuteaibAacutenIacute al-KUacutefIacute 198
VI1e Isfrac12Aacuteq ibn frac14assAacuten al-MurrIacute beruumlhmt als al-frac34uraimIacute 200
VI1f thornAbd as-SalAacutem ibn RatradebAacuten beruumlhmt als DIacutek al-sup1in al-KalbIacute al-frac14imEgraveIacute 203
VI1g Yafrac12yAacute ibn thornAlIacute beruumlhmt als (Ibn) al-Munaordmordmim an-NadIacutem 206
VI1h Mufrac12ammad ibn Mufrac12ammad ibn al-frac14asan beruumlhmt als AbUacute SathornIacuted ar-RustamIacute 209
VI2 Uumlbersetzer 210
VI2a thornAbdallAacuteh ibn al-Muqaffathorn beruumlhmt als Ibn al-Muqaffathorn 211
VI2b AbAacuten ibn thornAbd al-frac14amIacuted al-LAacutefrac12iqIacute ar-RaqqAacuteEcircIacute 220
VI2c Die Familie an-NaubaiquesttIacute 222
VI2d Die Familie BuiquesttIacutešUacutethorn 225
VI2e Salm Leiter des Bait al-frac12ikma 230
VI2f Afrac12mad ibn thornAlIacute beruumlhmt als Ibn Wafrac12Ecirciyya 231
VI3 Die Sekretaumlre 235
VI3a YUacutenus ibn Mufrac12ammad beruumlhmt als Ibn AbIacute Farwa 235
VI3b Mufrac12ammad ibn al-LaiYacute al-frac34aOcircIacuteb al-KAacutetib beruumlhmt als al-FaqIacuteh 236
VI3c SathornIacuted ibn frac14umaid (al-BuiquesttakAacuten) al-KAacutetib 237
VI3d IbrAacutehIacutem ibn MamEcircAacuteordf beruumlhmt als al-MutawakkilIacute al-IEgravebahAacutenIacute 239
VI3e Isfrac12Aacuteq ibn Salama 241
VI3f Mufrac12ammad ibn thornAbdallAacuteh al-IEgravebahAacutenIacute al-KAacutetib beruumlhmt als BAacutefrac12 242
VI3g MahyAacuter ibn Marzawaih ad-DailamIacute al-KAacutetib 242
VI4 Literaten 246
VI4a Mufrac12ammad ibn thornAlIacute al-IEgravefahAacutenIacute ad-DaimartIacute 246
VI4b thornAlIacute ibn frac14amza al-IEgravefahAacutenIacute 246
VI5 Grammatiker 247
VI5a YUacutenus ibn frac14abIacuteb an-Nafrac12wIacute al-BaEgraverIacute 247
VI6 Genealogen 248
VI6a Al-HaiYacuteam ibn thornAdIacute aOcirc-OacuteAacuteyumlIacute al-KUacutefIacute 248
VI7 Philosophen 251
VI7a Mufrac12ammad ibn ZakariyAacute ar-RAacutezIacute 251
VII Die erweiterte Definition des Begriffes bdquoEcircuthornUacutebIacuteldquo 254
VII1 Nicht-arabische Herkunft 254
VII2 Intellektualitaumlt und Bekleidung gehobener beruflicher Positionen 255
VII3 Nichtnotwendigerweise Muslim Tendenz zum Schiismus 257
VII4 MaulAacute-Status 259
VII5 Fruumlhere Zugehoumlrigkeit zum Zoroastrismus 259
VII6 Beschuldigung der zandiqa 260
VII7 Enge Verbindung mit den Barmakiden und Sahls 261
VII8 Fanatismus (tathornaEgraveEgraveub li-l-thornaordmam thornalAacute rsquol-thornarab) 262
VII9 War die EacuteuthornUacutebiyya eine soziale Bewegung 263
VIII Fazit 274
A Anhaumlnge 277
A1 39 Vertreter der EacuteuthornUacutebiyya 278
A2 Diagramm IX 283
B Abkuumlrzungen 284
C Literaturverzeichnis 285
C1 Primaumlrliteratur 285
C2 Sekundaumlrliteratur 290
1
I EinleitungI EinleitungI EinleitungI Einleitung
Mit den islamischen Eroberungen (futUacutefrac12) kam die neu entstandene islamische Gemeinschaft
deren Einflussgebiet sich vorher ausschlieszliglich auf die Arabische Halbinsel beschraumlnkte mit
anderen Ethnien in Beruumlhrung die voumlllig unterschiedliche kulturelle und religioumlse
Hintergruumlnde hatten
Die politische und soziale Ordnung der Araber in der ordmAacutehiliyya der bdquoEpoche der
Unwissenheitldquo war auf Stammesstrukturen gegruumlndet Solidarisch verpflichtet fuumlhlte sich der
einzelne Araber dem eigenen Stamm (thornaEgraveabiyya) und nicht einem uumlbergeordneten
Staatswesen So war die Geschichte der ordmAacutehiliyya gepraumlgt von staumlndigen Auseinndash
andersetzungen zwischen den arabischen Staumlmmen Dem Propheten Mufrac12ammad (gest 10)
gelang es durch seine Mission (Monotheismus und Gleichberechtigung aller Glaumlubigen
unabhaumlngig von ihrer Stammeszugehoumlrigkeit Volksgruppierung und Hautfarbe) die
arabischen Staumlmme zu vereinigen und aus ihnen eine religioumlse Gemeinschaft (umma) zu
bilden Im Verlaufe seiner 23 Jahre andauernden Missionszeit brachte der Prophet
Mufrac12ammad die herrschende Feindschaft und das Miszligtrauen unter den Staumlmmen
voruumlbergehend zur Stagnation und stellte den Bund des Islam uumlber die thornaEgraveabiyya
Die geographische Ausdehnung der islamischen Botschaft begann zum Lebensende des
Propheten doch die eigentlichen militaumlrischen Operationen fanden erst unter dem ersten
rechtgeleiteten Kalifen AbUacute Bakr (reg 11-13) statt Hier begannen die Araber angetrieben
von der Idee des Monotheismus und dem Glaubenssatz der Gleichberechtigung aller
Glaumlubigen die Nachbargebiete zu erobern Die damaligen groszligen Imperien Perserreich und
Ostroumlmisches Reich waren durch zahlreiche vorangegangene gegenseitige Auseinanderndash
setzungen geschwaumlcht Dies war ein wesentlicher Grund fuumlr die arabischen Expansionsndash
erfolge Doch ist auch nicht zu unterschaumltzen dass ein derart egalitaumlres Menschenbild die
neue Religion bdquoansprechendldquo erscheinen lieszlig
Kurz nach dem Tode des Propheten Mufrac12ammad unter dem zweiten rechtgeleiteten Kalifen
thornUmar ibn al-frac34aOcircOcircAacuteb (reg 13-23) kehrten Ansaumltze der ordmAacutehilIacutetischen Strukturen zuruumlck Aus
den arabischen Eroberern wurden Herrscher und aus den Ethnien der eroberten Gebiete
Untertanen Die Kriegsgefangenen die nach Arabien gebracht wurden und zum Islam
konvertierten mussten in das Stammessystem der arabischen Gesellschaft integriert werden
Diese Integration wurde durch Klientschaftsverhaumlltnisse (walAacuteyuml) mit arabischen Staumlmmen
oder einzelnen Arabern moumlglich Diese Neumuslime wurden MawAacutelIacute genannt Die walAacuteyuml
schuf in der Praxis aber nicht die im Koran gelehrte Gleichberechtigung sondern die
Neumuslime waren vielen sozialen Benachteiligungen ausgesetzt Insbesondere machte sich
dieses Verhaumlltnis der Ungleichheit unter der Herrschaft der Umayyaden (reg 41-132)
2
bemerkbar Die Umayyaden unter denen sich die islamische Gemeinschaft vom Wahlkalifat
abwandte und in eine Erbmonarchie verwandelte lieszligen sich von den Regeln der arabischen
Aristokratie und von ihrem Ideal des bdquorein arabischen Blutesldquo leiten Dies fuumlhrte einerseits zur
Auseinandersetzung unter den arabischen Staumlmmen und anderseits zur Benachteiligung der
Neubekehrten Unter den Umayyaden kam es zu mehreren sozialen und religioumlsen
Aufstaumlnden an denen auch Neumuslime beteiligt waren Schlieszliglich gelang es den Abbasiden
(reg 132-656) Nachkommen des Prophetenonkels thornAbbAacutes mit Hilfe der Perser in frac34urAacutesAacuten
und unter der Fuumlhrung AbUacute Muslims im Jahre 132 die Macht an sich zu reiszligen
Die abbasidische Revolution war kein bloszliger Uumlbergang von einer Dynastie zur anderen
sondern sie bedeutete eine tiefgreifende Veraumlnderung in allen Bereichen von Politik
Gesellschaft und Tradition der islamischen Gemeinschaft In der abbasidischen Epoche
dominierten Nicht-Araber die politische Buumlhne zunaumlchst die Perser und spaumlter ab der
Herrschaft von al-MuthorntaEgraveim (reg 218-227) die Tuumlrken Somit wurde der Islam erst unter den
Abbasiden zu einer Universalreligion In der ersten Phase der abbasidischen Herrschaft
standen insbesondere Perser an der Spitze des abbasidischen Verwaltungsapparates der nach
sassanidischem Muster aufgebaut war Prominente Vertreter waren Angehoumlrige der
vornehmen persischen Familien der Barmakiden und Sahls Unter den abbasidischen Kalifen
ar-RaEcircIacuted (reg 170-193) und al-MayumlmUacuten (reg 198-218) bekleideten diese uumlber zwei Dekaden
das Amt des Wesirs und praumlgten stark die Bereiche Politik und Kultur Gleiches galt auch fuumlr
das Personal niederer Aumlmter So rekrutierten sich die Sekretaumlre (kuttAacuteb) aus Persern die
sowohl den arabischen als auch den persischen Kulturkreis betreffend uumlber hohe Bildung in
Sprache Kultur und Literatur verfuumlgten Hinzu kommt das groszlige Interesse der
fruumlhabbasidischen Herrscher fuumlr die Tradition der Sassaniden und deren Regierungsmethoden
Die Uumlbersetzungbewegung die ihren Anfang in der ersten Phase der abbasidischen Herrschaft
nahm und sich uumlber zwei Jahrhunderte erstreckte oumlffnete die islamische Gemeinschaft fuumlr
Anregungen und Einfluumlsse aus anderen Kulturen wie denen der Perser Griechen Inder und
Nabataumler Unter derartigen politischen und kulturellen Voraussetzungen entstand die
EacuteuthornUacutebiyya die aus Intellektuellen nicht-arabischer Herkunft vor allem Persern bestand Sie
stuumltzte sich einerseits auf den im Koran proklamierten Glaubenssatz der Gleichberechtigung
anderseits auf die bdquoglorreiche Vergangenheitldquo der Nicht-Araber vornehmlich die der
Sassaniden Sie entstand aus dem Beduumlrfnis und der Notwendigkeit heraus innerhalb der
islamischen Gesellschaft eine eigene Identitaumlt zu bilden in Abgrenzung zu den arabischen
Eroberern die nicht nur Gebiete sondern auch bestehende funktionierende Wertesysteme
vereinnahmten Es kam zu einem teilweise polemischen geistigen Ringen zwischen Nicht-
Arabern vor allem Persern einerseits und Arabern bzw deren Sympathisanten andererseits
3
Die EacuteuthornUacutebiyya entstand im Irak und war vorwiegend im abbasidischen Zentrum Bagdad
verbreitet Zunaumlchst trat sie als eine emanzipatorische literarische Bewegung in Erscheinung
die ihren Zenit im zweiten und dritten Jahrhundert erreichte Spaumlter zeigte sie sich auf der
Sprachebene innerhalb Persiens wo man auch ihre letzten Spuren im sechsten Jahrhundert
findet
Eine tiefergehende Forschungsarbeit uumlber die EacuteuthornUacutebiyya ist zum einen deshalb sinnvoll weil
letztere als eine emanzipatorische antiarabische literarische Bewegung von Nicht-Arabern im
Kalifat der fruumlhen Abbasiden durch Experten als eines der bedeutenden Phaumlnomene der
fruumlhislamischen Gesellschaftsentwicklung bewertet wird1 Zum anderen liegt eine
monographische Darstellung die dieses komplexe Thema umfassend behandelt in einer
europaumlischen Sprache noch nicht vor Die moderne Forschung in europaumlischen Sprachen
beschraumlnkt sich auf vereinzelte Artikel Andererseits ist festzustellen dass Studien uumlber die
EacuteuthornUacutebiyya in persischer und arabischer Sprache haumlufig Partei ergreifen dass es ihnen also an
Objektivitaumlt mangelt
Im klassischen historischen Kontext taucht der Begriff bdquoEacuteuthornUacutebiyyaldquo in zwei Epochen auf
Zunaumlchst in fruumlhabbasidischer Zeit fuumlr die emanzipatorische literarische Widerstandsndash
bewegung im Osten des Islamischen Reiches im Irak und in Persien (zweites bis sechstes
Jahrhundert) Im fuumlnften Jahrhundert dann wird er gebraucht fuumlr eine aumlhnlich ausgerichtete
Polemik in Andalusien die haupsaumlchlich von der Person Ibn Garciacuteas ausging In der
zeitgenoumlssischen Geschichte des zwanzigsten Jahrhunderts entstand innerhalb Irans die Neu-
EacuteuthornUacutebiyya Die vorliegende Arbeit befasst sich ausschlieszliglich mit der EacuteuthornUacutebiyya in der
fruumlhabbasidischen Zeit im Osten ihrer Entwicklung und Bedeutung
I1 FragestellungI1 FragestellungI1 FragestellungI1 Fragestellung
In der vorliegenden Dissertation steht folgende Fragestellung im Vordergrund
1 Was ist die praumlzise Definition des Begriffes bdquoEcircuthornUacutebIacuteldquo basierend auf seiner Verwendung als
Attribut von sieben bestimmten Personen in den arabischen prosopographischen Werken
Daraus erwachsen folgende Fragen
2 Welche weiteren Personen koumlnnen anhand der Kriterien die aus dieser praumlzisen Definition
heraus entwickelt werden aufgrund einer Uumlbereinstimmung im Profil mit den sieben zuvor
behandelten Personen ebenfalls als bdquošuthornUacutebIacuteldquo angesehen werden
3 Wo lag der geographische und zeitliche Ausgangspunkt der ŠuthornUacutebiyya
4 Welcher Gestalt waren die formellen bzw informellen Interaktionen zwischen den
einzelnen Vertretern der EacuteuthornUacutebiyya Bis zu welchem Grade laumlsst sich die ŠuthornUacutebiyya unter
1 Dies wird unter bdquoI2 Forschungsstandldquo belegt
4
soziologischen Aspekten (Netzwerk- und Quellenanalyse) als eine soziale Bewegung
definieren
IIII2 2 2 2 ForschungsstandForschungsstandForschungsstandForschungsstand
Der erste Wissenschaftler welcher im Rahmen seiner Beschaumlftigung mit der Frage der
Spannung zwischen Arabern und Nicht-Arabern (thornAordmam) spezifisch der EacuteuthornUacutebiyya
Aufmerksamkeit schenkte war der ungarische Forscher Ignaz Goldziher Er forschte sowohl
uumlber die Entstehung der EacuteuthornUacutebiyya im Osten2 als auch uumlber die spaumlter im fuumlnften Jahrhundert
in Andalusien entstandene aumlhnliche Bewegung die vor allem auf die Figur Ibn Garciacuteas
fokussiert ist3 Unter den vereinzelten Artikeln zum Thema EacuteuthornUacutebiyya ist trotz ihres Alters
immer noch Goldzihers Studie maszliggeblich die den Anfang der wissenschaftlichen
Auseinandersetzung mit dieser markiert Goldziher haumllt die Šuthornūbiyya fuumlr eine Partei die
einen persischen Nationalismus foumlrderte der aus der bdquoruhmreichen persischen Vergangenheitldquo
(vor allem der Sassanidenzeit) die bdquoUnterlegenheitldquo der Araber herleitete4 Ihm zufolge stand
sie in Zusammenhang mit der Wiederentstehung des persischen Nationalbewusstseins welche
auch die Gruumlndung autonomer Staaten in Zentralasien foumlrderte5 Spuler6 Mac Donald7
Mumtafrac12in8 und AEligafAacute9 vertreten eine aumlhnliche Ansicht Diese Auffassungen werden jedoch von
anderen Forschern bestritten Larsson ist im Gegensatz zu Goldziher der Ansicht dass die
Šuthornūbiyya keine einheitlich strukturierte und klar definierte bdquoParteildquo war die praumlzise
festgelegte Ziele verfolgte Er haumllt sie vielmehr fuumlr eine Zusammenstellung von
unterschiedlichen und oft sogar einander widersprechenden Wertvorstellungen und
Meinungen10 Eine aumlhnliche Auffassung vertreten Mottahede11 und QaddUacutera12 die innerhalb
der EacuteuthornUacutebiyya unterschiedliche Ansichten und Aktivitaumlten erkennen Gibb meint dass die
EacuteuthornUacutebiyya keine separatistische Bewegung war die den Niedergang der abbasidischen
Herrschaft beabsichtigte wie Goldziher es behauptete sondern dass sie auf eine
2 Goldziher I Muhammedanische Studien Bd I Hildesheim 1961 S 147 ff 3 Goldziher I bdquoDie EacuteuthornUacutebijja unter den Muhammedanern in Spanienldquo in ZDMG Bd LIII 1899 S 601-620 4 Goldziher Muhammedanische Studien Bd I S 147 ff 5 Ebd Bd I S 155 6 Spuler B Iran in fruumlhislamischer Zeit Politik Kultur Verwaltung und oumlffentliches Leben zwischen der arabischen und der seldschukischen Eroberung 633-1055 Wiesbaden 1952 S 64 7 Mac Donald D B bdquoShuthornUacutebIacuteyaldquo in EI1 Bd IV S 425 8 Mumtafrac12in frac14 thornA Nihplusmnat-i EcircuthornUacutebiyya ordmunbiEcirc-i millIacute-yi IacuterAacuteniyAacuten dar barAacutebar-i iquestilAacutefat-i umawIacute wa thornabbAacutesIacute Teheran 1385 S 7 9 AEligafAacute copy TAacuterIacuteiquest-i adabiyAacutet dar IgraverAacuten wa dar qalamruw-i zabAacuten-i pAacutersIacute Bd I Teheran 1371 S 23 10 Larsson G bdquoIgnaz Goldziher on the shuthornūbiyyardquo in ZDMG Bd CLV 2005 S 365-372 (hier S 370 f) 11 Mottahedeh R bdquoThe ShuthornUacutebIacuteyah controversy and the social history of early Islamic Iranldquo in IJMES Bd VII 1976 S 161-182 (hier S 163) 12 QaddUacutera Z aEcirc-EacuteuthornUacutebiyya wa aYacutearuhAacute rsquol-iordmtimAacutethorniyya wa rsquos-siyAacutesiyya fIacute frac12ayAacutet al-islAacutemiyya fIacute rsquol-thornaEgraver al-thornabbAacutesIacute rsquol-awwal Beirut 1972 S 9
5
Umgestaltung des Geistes und der politischen sowie sozialen Institutionen der islamischen
Kultur nach dem Muster der sassanidischen Institutionen und Werte abzielte13 Die Ansichten
Gibbs uumlber die Anfaumlnge und Entwicklung der Šuthornūbiyya als literarischer Widerstand hat
Agius anhand von Belegen aus der arabischen Primaumlrliteratur illustriert und weitergefuumlhrt14
Norris vertritt die Meinung dass die EacuteuthornUacutebiyya der erfolgreiche Versuch der unterworfenen
Voumllker war ihre eigene bdquoIdentitaumltldquo zu bewahren und sich von den Arabern abzugrenzen15
Bowen Savant sieht die EacuteuthornUacutebiyya als eine Erfindung konservativer muslimischer Denker16 In
seinem ausfuumlhrlichen Essay geht Arazi auf die EcircuthornUacutebIacutetischen Tendenzen des AbUacute NuwAacutes
(gest 198-200) ein der ein beruumlhmter Dichter der fruumlhabbasidischen Zeit war17 Barthold
beschaumlftigt sich in seinem Essay mit der persischen EacuteuthornUacutebiyya und der modernen Forschung
In seinem Artikel geht es hauptsaumlchtlich um die EacuteuthornUacutebiyya innerhalb Persien und die
Erinnerung des persischen Volkes an seine bdquogroszlige und prachtvolleldquo Vergangeheit18 Crone
konzentriert sich in ihrem Artikel bdquoPostndashColonialism in tenth century Islamrdquo auf die Person
Mufrac12ammad ibn ZakariyAacute ar-RAacutezIacutes (gest 313) seine Philosophie und angebliche Neigung zur
EacuteuthornUacutebiyya19
I3 LiteraturkategorienI3 LiteraturkategorienI3 LiteraturkategorienI3 Literaturkategorien
Die bisherige Wissenschaft stuumltzte sich zum Thema Šuthornūbiyya einerseits auf wenige
EcircuthornUacutebIacutetische Fragmente in arabischen Quellen andererseits auf die Werke ihrer Gegner
Uumlberdies dienten allgemeine Geschichtswerke und Chroniken zur Rekonstruktion ihrer
Entwicklung Keiner der bisherigen Forscher hat sich zur Erhellung der Entwicklung und
sozialen Lage der Šuthornūbiyya gezielt und systematisch mit der prosopographischen Dimension
dieser Frage befasst und die Biographien ihrer Vertreter untersucht verglichen und bewertet
Als Goldziher dem Thema EacuteuthornUacutebiyya am Ende des neunzehnten Jahrhunderts zum ersten Mal
Aufmerksamkeit schenkte existierte diese Literaturkategorie im Gegensatz zu heute
auszligerdem noch nicht in nennenswertem Umfang in edierter Form Grundlegend fuumlr die
vorliegende Dissertation sind auszliger den oben genannten Quellen die schon von fruumlheren
13 Gibb H A R bdquoThe social significance of the ShuthornUacutebIacuteyaldquo in Studia Orientalia Ioanni Pedersen Hrsg Flemming H Hauniae 1953 S 105-114 (hier S 108) Aumlhnlich ist die Meinung von Enderwitz und Agius Enderwitz S al-Shuthornūbiyyardquo in EI2 Bd IX S 514 Vgl Agius D A The Shuthornubiyya movement and its literary manifestationrdquo in IQ Bd XXIV 1980 S 76-88 (hier S 514) 14 Agius The Shuthornubiyyardquo in IQ Bd XXIV 1980 S 80 ff 15 Norris H T ShuthornUacutebiyyah in Arabic Literaturerdquo in thornAbbAacutesid Belles-Lettres ed Ashtiany J Cambridge 1990 S 31-47 (hier S 32) 16 Savant S B bdquoNaming ShuthornubIacutesrdquo in Essays in Islamic Philology History and Philosophy ed Korangy A (u a) Berlin und Boston 2016 S 166-184 17 Arazi A bdquoAbū Nuwās fut-il šuʿūbiteldquo in Arabica Bd XXVI 1979 S 1-61 18 Barthold W bdquodie persische EacuteuthornUacutebiyyardquo in Zeitschrift fuumlr Assyriologie Bd XXVI 1912 S 249- 266 19 Crone P bdquoPost-Colonialism in tenth century Islamrdquo in Der Islam Bd LXXXIII 2006 S 2-38
6
Forschern verwendet wurden vor allem prosopographische Werke Sie liefern Informationen
uumlber die Lebensumstaumlnde und Netzwerke der Vertreter der EacuteuthornUacutebiyya Im Folgenden wird auf
jede einzelne Literaturkategorie naumlher eingegangen
I3a Schriften der Vertreter der I3a Schriften der Vertreter der I3a Schriften der Vertreter der I3a Schriften der Vertreter der EacuteuthornUacutebiyyaEacuteuthornUacutebiyyaEacuteuthornUacutebiyyaEacuteuthornUacutebiyya
Zum naumlheren Verstaumlndnis der EacuteuthornUacutebiyya und ihrer Entwicklung ist vor allem die
Untersuchung der Schriften ihrer Vertreter von zentraler Bedeutung Ungluumlcklicherweise sind
saumlmtliche EcircuthornUacutebIacutetischen Werke die zur praumlzisen Rekonstruktion der EacuteuthornUacutebiyya hilfreich sein
koumlnnten verloren gegangen Es sind jedoch Fragmente von ihnen in arabischen Quellen
erhalten geblieben die in der vorliegenden Dissertation verwendet wurden Eine typische
EcircuthornUacutebIacutetische Literaturgattung die zu jener Periode im Widerstand gegen die Araber entstand
bildeten die Schmaumlhschriften (maYacuteAacutelib) in denen arabische Staumlmme geschmaumlht und deren
bdquoDefiziteldquo hervorgehoben wurden Zu den bedeutendsten maYacuteAacutelib-Werken die in anderen
Schriften fragmentarisch enthalten sind zaumlhlen
- bdquoAl-MaYacuteAacutelibldquo von Mathornmar ibn al-MuYacuteannAacute beruumlhmt als AbUacute thornUbaida (gest 207-213)
- bdquoAl-MaYacuteAacutelibldquo bzw bdquoal-MiydAacutenldquo von thornAllAacuten aEcirc-EacuteuthornUacutebIacute (gest 3 Jhd)
- bdquoAl-MaYacuteAacutelibldquo von al-HaiYacuteam ibn thornAdIacute (gest 206-209)
Eine weitere EcircuthornUacutebIacutetische Schriftgattung bildeten die Lobpreisungen MafAacuteiquestir faplusmnAacuteyumlil mayumlAacuteYacuteir
und manAacuteqib Sie verherrlichten die bdquoglorreicheldquo Vergangenheit der Perser insbesondere die
sassanidische Herrschaftszeit Zu den bedeutendsten Werken dieser Art gehoumlren
- bdquoKitAacuteb faplusmnl al-fursldquo von AbUacute thornUbaida
- bdquoFaplusmnl al-thornaordmam thornalAacute rsquol-thornarab wa iftiiquestAacuteruhAacuteldquo und bdquoKitAacuteb intiEgraveAacutef al-thornaordmam min al-thornarabldquo von
SathornIacuted ibn frac14umaid (gest nach 257)
- bdquoKitAacuteb faplusmnl al-thornaordmam thornalAacute rsquol-thornarabldquo von Isfrac12Aacuteq ibn Salama (gest )
Weitere Literaturwerke die zur naumlheren Rekonstruktion der EacuteuthornUacutebiyya verwendet wurden
sind ferner die Gedichtsammlungen der EcircuthornUacutebIacutetisch gesinnten Dichter In dieser Arbeit
wurden aus jeder Gedichtsammlung EcircuthornUacutebIacutetische Zuumlge herausgesucht und dargestellt
I3b Schriften I3b Schriften I3b Schriften I3b Schriften der Gegner der der Gegner der der Gegner der der Gegner der EacuteuthornUacutebiyyaEacuteuthornUacutebiyyaEacuteuthornUacutebiyyaEacuteuthornUacutebiyya
Unsere Kenntnisse uumlber die EacuteuthornUacutebiyya basieren uumlberwiegend auf Informationen der erhalten
gebliebenen Werke ihrer Gegner Beruumlcksichtigt werden muss dabei dass die gegnerischen
7
Aussagen wahrscheinlich von sehr subjektivem Inhalt sind Folgende Werke zaumlhlen zu dieser
Kategorie
- bdquoKitAacuteb al-thornarab au ar-radd thornalAacute rsquoEcirc-EcircuthornUacutebiyyaldquo von Ibn Qutaiba (gest 276)
- Das Kapitel bdquoKitAacuteb al-thornaEgraveAacuteldquo aus dem Buch bdquoal-BayAacuten wa rsquot-tabyIacutenldquo von al-sup1Aacutefrac12iatilde (gest 255)
- Das Kapitel bdquoaEcirc-EacuteuthornUacutebiyya wa hum ahl at-taswiyyaldquo aus bdquoKitAacuteb thorniqd al-farIacutedldquo von Ibn
Abdarrabah al-AndalusIacute (gest 328)
- Ein Kapitel aus bdquoKitAacuteb al-imtAacutethorn wa rsquol-muyumlAacutenisaldquo von at-Taufrac12IacutedIacute (gest 414)
I3c Prosopographische Werke (I3c Prosopographische Werke (I3c Prosopographische Werke (I3c Prosopographische Werke (tarAacuteordmimtarAacuteordmimtarAacuteordmimtarAacuteordmim) und ihre Problematik) und ihre Problematik) und ihre Problematik) und ihre Problematik
Biographische Daten zu beruumlhmten Persoumlnlichkeiten der fruumlhislamischen und spaumlteren Zeit
aus Wissenschaft Literatur Politik usw finden sich in den tarAacuteordmim-Werken20 die eine breite
Gattung innerhalb der klassischen arabischen Literatur bilden Da saumlmtliche Vertreter der
EacuteuthornUacutebiyya prominente Intellektuelle waren sind ihre Biographien problemlos in dieser
Gattung zu finden In erster Linie werden fruumlhere tarAacuteordmim-Werke herangezogen Fuumlr eine
Gegenpruumlfung ihrer Informationen dienen dann spaumltere biographische Quellen Die
wichtigsten verwendeten tarAacuteordmim-Werke sind
- bdquoKitAacuteb al-atradeAacutenIacuteldquo von AbUacute rsquol-Faraordm al-IEgravefahAacutenIacute (gest 356)
- bdquoKitAacuteb al-fihristldquo von Ibn an-NadIacutem (gest 438)
- bdquoTAacuterIacuteiquest BatradedAacutedldquo von al-frac34aOcircIacuteb al-BatradedAacutedIacute (gest 463)
- bdquoMuthornordmam al-udabAacuteyumlldquo von YAacuteqUacutet al-frac14amawIacute (gest 626)
- bdquoWafayAacutet al-athornyAacutenldquo von Ibn frac34allikAacuten (gest 681)
- bdquoAl-WAacutefIacute bi rsquol-wafayAacutetldquo von aEgrave-AEligafadIacute (gest 764)
Aus der Vielfalt prosopographischer Literatur wurde ferner eine Auswahl von
themenspezifischen Werken getroffen In diese gehen auszliger den oben genannten allgemeinen
tarAacuteordmim auch spezielle biographische Werke ein die sich ausschlieszliglich mit Personen
bestimmter Gruppen befassen Meist gehoumlren sie zu speziellen Wissenschafts- oder
Berufszweigen zum Teil auch zu bestimmten Orten Unter anderem wurden folgende Werke
untersucht
- bdquoOacuteabaqAacutet aEcirc-EcircuthornarAacuteyumlldquo von Ibn al-Muthorntazz (gest 255)
- bdquoOacuteabaqAacutet an-nafrac12wiyIacuten wa rsquol-lutradeawiyIacutenldquo von az-ZubaidIacute (gest 379)
- bdquoTAacuterIacuteiquest al-frac12ukamAacuteyuml rsquol-islAacutemldquo von al-BaihaqIacute (gest 458)
20 Van Ess J Theologie und Gesellschaft im 2 und 3 Jhd Hidschra Bd I Berlin 1991 S 10
8
- bdquoIthorntAacuteb al-kuttAacutebldquo von Ibn al-AbbAacuter (gest 658)
- bdquoOacuteabaqAacutet al-aOcircibbAacuteyumlldquo von Ibn AbIacute UEgraveaibithorna (gest 668)
- bdquoOacuteabaqAacutet al-mufassirIacutenldquo von ad-DAacutewUacutedIacute (gest 945)
Jede Biographie enthaumllt Informationen zu einer Person wie Name Geburts- und Todesdatum
Wohnort Abstammung Ausbildung Beruf Reisen religioumlse Zugehoumlrigkeit Schriften und
Kontaktpersonen21 Ein wesentliches Merkmal in den Biographien ist der Bericht uumlber
Ereignisse an denen die einzelne Person jeweils beteiligt war22
Obwohl im letzten Jahrhundert zahlreiche Biographiewerke herausgegeben wurden schenkte
man ihnen in der modernen Wissenschaft wenig Aufmerksamkeit23 Trotzdem gibt es
wissenschaftliche Werke die auf eben dieser Literaturkategorie basierten Ein Blick auf diese
Werke belegt dass die Analyse der Biographien wesentliche Erkenntnisse liefert Zuletzt
stuumltzte sich der beruumlhmte Islamwissenschaftler Josef van Ess in seinem Buch uumlber islamische
Theologie auf diese Literaturgattung24 Auch Christopher Melchert aumluszligert sich trotz der
Problematik der Biographiewerke die er offen erwaumlhnt positiv uumlber deren Verwendung als
Informationsquelle In seinem Buch bdquoThe formation of the sunni school of law 9th -10th
centuriesldquo bezieht er sich zum groszligen Teil auf Biographiebuumlcher und vertritt die Ansicht
dass Biographieschreiber ein besonders umfassendes Bild von der geistigen Verfassung der
Muslime liefern25 Derselben Meinung ist auch M J L Young in seinem Artikel bdquoArabic
biographical writingldquo im Sammelbuch bdquoReligion learning and science in the thornAbbasid
periodldquo Young weist darauf hin dass die Registrierung von Informationen wie Beruf
Wohnort Geburts- und Todesdatum individuellen Kontakten usw zur Rekonstruktion von
Familien anderen Gruppen und sozialen Bewegungen gut verwendet werden kann26 Auch
Harald Motzki gehoumlrt zu den modernen Wissenschaftlern die den prosopographischen
Werken Aufmerksamkeit schenkten Er aumluszligert sich in seinem Sammelbuch bdquoThe biography of
Mufrac12ammadldquo positiv uumlber deren Verwendung27
Der Gebrauch der prosoprographischen Werke als verlaumlssliches wissenschaftliches Hilfsndash
mittel ist aber auch umstritten Norman Calder beispielsweise zweifelt an der Echtheit der
Informationen innerhalb dieser Literaturgattung Seiner Meinung nach ist es sehr wahrndash
scheinlich dass sich deren Autoren viele biographische Angaben selbst ausdachten ebenso
21 Young M J L bdquoArabic biographical writingldquo in Religion learning and science in the thornAbbasid period Cambridge 1990 S 168-187 (hier S 170 ff) 22 Ebd S 180 23 Melchert Chr The formation of sunni school of law 9th -10th centuries Brill 1997 S 27 24 Van Ess Theologie S 1 ff 25 Melchert The formation S 28 26 Young bdquoArabic biographical writingldquo in Religion learning and science in the thornAbbasid period S 176 27 Motzki H The biography of Mufrac12ammad the issue of the sources Brill 2000 S 11 f
9
wie die Glaumlubigen Hadithe zur Untermauerung ihrer Doktrin erfanden was Goldziher und
Schacht belegen28 Melchert weist allerdings darauf hin dass Calder selbst diese Literaturart
gelegentlich fuumlr seine Arbeit verwendete29
Zusammenfassend ist festzustellen Sicherlich darf den prosoprographischen Werken nicht
jegliche Glaubwuumlrdigkeit aberkannt werden daher zaumlhlen sie zu den geeigneten Quellenarten
zur Rekonstruktion der fruumlhislamischen Geschichte Dabei muss mit diesen Quellen stets
kritisch umgegangen werden bzw darf die mit ihnen verbundene Problematik nicht auszliger
Acht gelassen werden
Calder moniert allgemein dass Wissenschaftler es beim Studium des fruumlhen Islam in der
Regel nicht mit zeitgenoumlssischen Quellen zu tun haben sondern mit Schriften die jeweils erst
weit nach einem Ereignis verfasst wurden30 Eine Studie uumlber die EacuteuthornUacutebiyya wird nur in
geringem Maszlige durch dieses Problem behindert da die EacuteuthornUacutebiyya in der fruumlhabbasidischen
Epoche entstand und ihre Bluumltezeit hatte und in diesem Zeitraum durchaus einige
Biographiewerke verfasst wurden In der vorliegenden Arbeit finden sowohl zeitgenoumlssische
als auch spaumltere Biographiewerke Verwendung Aus diversen fruumlheren und spaumlteren
Biographiewerken werden die Profildaten der Vertreter der EacuteuthornUacutebiyya ermittelt verglichen
und analysiert Im Falle einer Uumlbereinstimmung kann mit hoher Wahrscheinlichkeit von einer
Zuverlaumlssigkeit der Daten ausgegangen werden Wenn das Profil einer Person nur in einem
einzelnen Werk zu finden ist wird die Vertrauenswuumlrdigkeit des Verfassers dieses Buches
uumlberpruumlft indem man weitere Schriften von ihm sowie seine Methode und Arbeitsweise
untersucht Beispielsweise wird ein Verfasser wie aEgrave-AEligafadIacute (gest 764) der in der
Wiedergabe von Daten sehr exakt ist glaubwuumlrdiger sein als ein Verfasser wie al-BalAacuteordfurIacute
(gest 297) der sich haumlufig selber widerspricht
I3d GeschichtsbuumlcherChroniken I3d GeschichtsbuumlcherChroniken I3d GeschichtsbuumlcherChroniken I3d GeschichtsbuumlcherChroniken
Neben den prosopographischen Werken dienen auch arabische Geschichtswerke und
Chroniken als Grundlage zur Darstellung der EacuteuthornUacutebiyya und ihrer Entwicklung
I4 Methodische VorbemerkungenI4 Methodische VorbemerkungenI4 Methodische VorbemerkungenI4 Methodische Vorbemerkungen
Eine Analyse und Bewertung der oben genannten Originalschriften insbesondere der
prosopographischen Werke (tarAacuteordmim) ermoumlglichen eine praumlzise Charakterisierung der
Vertreter der EacuteuthornUacutebiyya In den tarAacuteordmim-Schriften werden von sieben Personen die direkt mit
28 Calder N Studies in early Muslim jurisprudence Oxford 1993 S 13 29 Melchert The formation S 28 30 Calder Studies S 13
10
dem Attribut bdquoEcircuthornUacutebIacuteldquo bezeichnet werden die bedeutendsten Aspekte der Lebenslaumlufe wie
Name Todesdatum Volkszugehoumlrigkeit Aufenhaltsorte Religion Affiliation (walAacuteyuml) Beruf
bzw Ausbildung und schlieszliglich Kontaktpersonen tabellarisch zusammengestellt (Tabelle im
Anhang) Dies ermoumlglicht einen einfachen Vergleich und damit die Feststellung der
Gemeinsamkeiten Da die Anzahl der Individuen die in den arabischen Originalschriften als
bdquoEcircuthornUacutebIacuteldquo bezeichnet werden gering ist (7 Personen) erfolgt anhand der Analyse und des
Vergleichs der Tabellen zunaumlchst eine Annaumlherung an den Begriff bdquoEcircuthornUacutebIacuteldquo Diese
Annaumlherung ist gleichzeitig eine vorlaumlufige Definition die anschlieszligend auf andere Personen
uumlbertragen wird Anhand von aumlhnlichen Profilen werden weitere Personen ermittelt die der
EacuteuthornUacutebiyya zugeordnet werden muumlssen auch wenn diese in den arabischen Quellen nicht
ausdruumlcklich als bdquoEcircuthornUacutebIacuteldquo bezeichnet werden Auf Grundlage der Analyse der Biographien der
insgesamt 39 betrachteten Vertreter der EacuteuthornUacutebiyya wird abschlieszligend als Resultat eine
erweiterte praumlzisere Definition des Begriffes bdquoEcircuthornUacutebIacuteldquo gegeben und graphisch dargestellt
Auch durch die Methode der Netzwerkanalyse werden die Interaktionen zwischen den
Vertretern der EacuteuthornUacutebiyya untersucht und graphisch dargestellt Die Netzwerkanalyse ist ein
Instrument der Soziologie um Sozialstrukturen zu beschreiben Im Zentrum der oft graphisch
dargestellten31 Netzwerkanalyse stehen nicht inviduelle sondern die relationalen Merkmale
von Personen Das Individuum ist nicht isoliert sondern definiert sich durch seine
Beziehungen zu anderen und seine Einbettung in eine Struktur32 Man kann aus den
Beziehungsnetzen der Individuen auf abstrakte Sozialstrukturen Rollen-und Positionsgefuumlge
auf der Ebene von Gruppen Organisationen oder Gesellschaften schlieszligen33
Angesichts des groszligen Interesses am Islam und der Zunahme islamwissenschaftlicher
Forschung sowie des Umfangs der vorhandenen Quellen und Materialien kann die
Netzwerkanalyse auch der Forschung auf diesem Gebiet dienen Roman Loimeier und Stefan
Reichmuth haben im Jahre 1996 zum ersten Mal die Effizienz des Netzwerkansatzes als einer
soziologischen Methode fuumlr die Analyse gesellschaftlicher Prozesse im islamischen Kontext
nachgewiesen34 Damit verbanden sie die Islamwissenschaften mit Faumlchern wie Soziologie
und Ethnologie Auch in dem im Jahr 2000 herausgegebenen Sammelband bdquoDie islamische
31 Jansen D Einfuumlhrung in die Netzwerkanalyse Grundlagen Methoden Forschungsbeispiele Wiesbaden 2006 S 14 Vgl Raschke J Soziale Bewegungen Frankfurter am Main 1985 S 199 f 32 Hollstein B bdquoQualitative Methoden und Netzwerkanalysendash ein Widerspruchldquo in Qualitative Netzwerk-analyse Konzepte Methoden Anwendungen ed Hollstein B und Straus F Wiesbaden 2006 S 11-36 (hier S 13 f) 33 Jansen Einfuumlhrung S 52 34 Loimeier R und Reichmuth S bdquoZur Dynamik religioumls-politischer Netzwerke in muslimischen Gesell-schaftenldquo in Die Welt des Islams Bd XXXVI 1996 S 145-185 Zum Gebrauch der Netzwerkanalyse und deren graphischen Darstellung im Rahmen der Islamwissenschaften siehe auch Nawas J The Contribution of the Mawali to the six sunnite canonical Hadith collectionsldquo in Ideas images and methods of portrayal Insights into classical Arabic literature and Islam ed Sebastian G Brill 2005 S 141-152
11
Welt als Netzwerkldquo belegte Loimeier dass die Netzwerkanalyse auf islamwissenschaftliche
Themen genauso effizient angewandt werden kann wie auf andere Bereiche wie z B
Soziologie Politikwissenschaft Ethnologie und Geographie35 Dieser Sammelband spricht
ebenfalls fuumlr die Produktivitaumlt einer qualitativen netzwerkanalytischen Perspektive die
unterschiedliche Phaumlnomene und Themen erfassen kann Daruumlber hinaus bietet die
methodische Offenheit der Netzwerkanalyse auch die Moumlglichkeit zeitlich flexibel zu sein
und historische ebenso wie gegenwartsbezogene Themen zu bearbeiten36
Die prosopographischen Werke sind fuumlr die Durchfuumlhrung einer Netzwerkanalyse vorteilhaft
Sie enthalten nicht nur Informationen uumlber Individuen selbst sondern liefern meistens auch
Angaben zu formellen und informellen Interaktionen Auf dieser Grundlage werden die
einzelnen Kontakte zwischen den Vertretern der EacuteuthornUacutebiyya sowie die Form und Intensitaumlt
dieser Kontakte analysiert und graphisch dargestellt Daruumlber hinaus beantwortet die
Netzwerk- und Quellenanalyse die Frage inwieweit die EacuteuthornUacutebiyya als eine soziale Bewegung
angesehen werden kann
I5 Inhalt und FormaliaI5 Inhalt und FormaliaI5 Inhalt und FormaliaI5 Inhalt und Formalia
Die vorliegende Dissertation umfasst insgesamt acht Kapitel In der Einleitung erfolgt eine
kurze historische Darstellung der EacuteuthornUacutebiyya Anschlieszligend wird auf die Fragestellung dieser
Arbeit den Forschungsstand die Kategorie der verwendeten Literatur methodische Vorndash
bemerkungen und Formalia eingegangen Im zweiten Kapitel werden die historischen
Hintergruumlnde der Entstehung der EacuteuthornUacutebiyya beleuchtet Insbesondere befasst sich dieses
Kapitel mit dem arabischen Stammeswesen und der damit im Zusammenhang stehenden
arabischen Vorherrschaft (thornaEgraveabiyya) der sozialen Stellung der Neubekehrten (MawAacutelIacute) unter
der strikt arabischorientierten Herrschaft der Umayyaden sowie der abbasidischen Revolution
Weiterhin behandelt es den politischen und kulturellen Einfluss der Neumuslime in
fruumlhabbasidischer Zeit vor allem dem der Perser am Beispiel der Familie der Barmakiden und
der Sahls Abschlieszligend wird auf die Uumlbersetzungsbewegung und deren praumlgenden Einfluss
auf die EacuteuthornUacutebiyya eingegangen Das dritte Kapitel der Dissertation beschaumlftigt sich mit der
EacuteuthornUacutebiyya auf der Sprachebene innerhalb Persiens Zur Erhellung des Themas wird die
Entstehung einheimischer Dynastien und ihre politische Autonomie in Persien sowie deren
Foumlrderung von persischer Kultur und persischer Sprache (darIacute) als Literatur- und
Wissenschaftssprache behandelt Daruumlber hinaus wird darauf eingegangen welchen Einfluss
35 Loimeier R bdquoVorwortldquo in Die islamische Welt als Netzwerk Moumlglichkeiten und Grenzen des Netzwerk-ansatzes im islamischen Kontext ed Loimeier R Wuumlrzburg 2000 S 9-13 (hier S 11) 36 Harders C bdquoDimensionen des Netzwerkansatzesldquo in Die islamische Welt als Netzwerk ed Loimeier R Wuumlrzburg 2000 S 17-51 (hier S 18)
12
die Erinnerung an die bdquoglorreiche Zeit der Perserldquo fuumlr das Bewusstsein innerhalb der breiten
Bevoumllkerung und den Aufstieg der persischen Sprache hatte Das vierte Kapitel der
vorliegenden Dissertation geht auf die Etymologie des Begriffes bdquoEacuteuthornUacutebiyyaldquo und die
Foumlrderung der islamischen Lehre von der Gleichachtung aller Glaumlubigen seitens der EacuteuthornUacutebiyya
bzw der Ahl at-taswiyya (Leute der Gleichberechtigung) ein Im fuumlnften Kapitel erfolgt die
Darstellung von sieben Personen die in den arabischen Originalschriften direkt mit dem
Begriff bdquoEcircuthornUacutebIacuteldquo bezeichnet werden Anhand dieser Darstellung werden acht Kategorien
entwickelt die eine Annaumlherung an den Begriff bdquoEcircuthornUacutebIacuteldquo ermoumlglichen Im sechsten Kapitel
werden auf Basis dieser Annaumlherung die gleichzeitig eine vorlaumlufige Definition ist weitere
Persoumlnlichkeiten ermittelt die fuumlr eine Zugehoumlrigkeit zur EacuteuthornUacutebiyya in Frage kommen in
arabischen Quellen jedoch nicht direkt mit dem Begriff bdquoEcircuthornUacutebIacuteldquo bezeichnet wurden Das
siebte Kapitel befasst sich zunaumlchst mit der erweiterten Definition des Begriffes bdquoEcircuthornUacutebIacuteldquo
Anschlieszligend geht die Dissertation auf die Interaktionen zwischen den Vertretern der
EacuteuthornUacutebiyya ein und stellt zur Erhellung der Thematik bdquoEacuteuthornUacutebiyya als eine soziale Bewegungldquo
ein Netzwerk her Das achte und letzte Kapitel legt die Ergebnisse der Dissertation dar
Ergaumlnzt wird die Arbeit abschlieszligend durch Anhaumlnge Definitionen von Abkuumlrzungen und das
Literaturverzeichnis
Die Umschrift der arabischen Begriffe und Namen erfolgt nach den Regeln der
Zeitschrift der Deutschen Morgenlaumlndischen Gesellschaft (ZDMG) Ausgenommen ist der
Name der Stadt Bagdad (Bagdad statt BatradedAacuted) aufgrund von dessen Popularitaumlt Der
arabische Artikel bdquoalldquo wird in der gesamten Arbeit weggelassen ausgenommen bei
Eigennamen (z B al-frac14asan) und in Konstellationen (z B Bait al-frac12ikma oder faplusmnl al-thornaǧam
thornalAacute ʼl-thornarab) Gruppierungen die der arabischen Sprache direkt entnommen sind werden
generell groszlig und kursiv geschrieben (z B EacuteuthornUacutebiyya und Ahl at-taswiyya) arabische und
persische Woumlrter die keine Eigennamen sind klein und kursiv (z B maulAacute EcircuthornUacutebIacute und
thornaEgraveabiyya) Alle Zeitdaten nach der Entstehung des Islam werden gemaumlszlig der islamischen
Zeitrechnung angegeben die praumlislamischen Daten jedoch nach christlicher
13
II Historische Hintergruumlnde zur Entstehung der II Historische Hintergruumlnde zur Entstehung der II Historische Hintergruumlnde zur Entstehung der II Historische Hintergruumlnde zur Entstehung der EacuteuthornUacutebiyyaEacuteuthornUacutebiyyaEacuteuthornUacutebiyyaEacuteuthornUacutebiyya
II1II1II1II1 thornA thornA thornA thornAEgraveabiyyaEgraveabiyyaEgraveabiyyaEgraveabiyya und der Aufbruch und der Aufbruch und der Aufbruch und der Aufbruch des Islam des Islam des Islam des Islam
Als der Prophet Mufrac12ammad im Jahre 611 n Chr in Mekka seine Berufungsvision hatte war
die Arabische Halbinsel von Stammesfehden zerrissen1 In der vorislamischen ordmAacutehiliyya bdquoder
Epoche der Unwissenheitldquo2 herrschte dort allgemein ein Klima des Misstrauens und der
Feindschaft zwischen den arabischen Staumlmmen3 Solidaritaumlt fuumlhlte der einzelne Araber mit
seinem eigenen Stamm nicht aber mit einem uumlbergeordneten Staatswesen4 Die aus der
Solidaritaumlt resultierende Loyalitaumlt zum eigenen Stamm nannte man bdquothornaEgraveabiyyaldquo5 Die
politische und soziale Struktur der Arabischen Halbinsel war folglich auf das Verhaumlltnis der
einzelnen Staumlmme zueinander gegruumlndet6 Eine zentrale Bedeutung fuumlr das
Zusammengehoumlrigkeitsgefuumlhl der einzelnen Glieder eines Stammes bildete die Genealogie
(ansAacuteb) an die immer wieder durch Prahlerei mit den ruhmreichen Taten der Ahnen erinnert
wurde7 Diese Geisteshaltung fuumlhrte zu Konkurrenz und Rivalitaumlt unter den arabischen
Staumlmmen die oft in kriegerische Auseinandersetzungen muumlndete8 Jene Rivalitaumlt wird
anschaulich geschildert in der ordmAacutehilIacutetischen Poesie Sie ist voll von Prahlerei (mafAacuteiquestir) mit der
Tapferkeit und den errungenen Siegen des eigenen Stammes sowie Schmaumlhungen (maYacuteAacutelib)
der Gegner und strotzt vor nicht enden wollender Blutrache9 Beispielhaft ist die beruumlhmte
und abgrundtiefe Feindschaft zwischen den Nachkommen von thornAdnAacuten und Qafrac12OcircAacuten d h
zwischen den Nord- und Suumldarabern die sich durch die gesamte ordmAacutehiliyya hindurchzog und
sogar in islamischer Zeit fortsetzte10 Natuumlrlich brachte dieses allgemeine Klima der
Feindschaft auch Buumlndnisse mit sich die von kuumlrzerer oder laumlngerer Dauer waren Diese
fuumlhrten jedoch nicht zu einem festen Staatswesen11
In diesem Umfeld begann der Prophet Mufrac12ammad fuumlr seine Mission zu werben die den
Glauben an einen einzigen Gott (Monotheismus) und die Gleichwertigkeit aller Glaumlubigen vor
1 Noth A bdquoFruumlher Islamldquo in Geschichte der arabischen Welt ed Halm H Muumlnchen 2001 S 11-100 (hier S 12) Vgl AmIacuten A regufrac12Aacute rsquol-islAacutem Bd I Beirut 2008 S 22 2 bdquosup1Aacutehiliyyaldquo das sich von der Wurzel bdquoordm-h-lldquo ableitet bezieht sich auf die praumlislamische Epoche und den Zustand der Arabischen Halbinsel zu dieser Zeit Nach den koranischen Uumlberlieferungen (3154 550 3333 4826) meint bdquoordmAacutehiliyyaldquo eine Zeit in der die Araber Gott seinen Propheten und das goumlttliche Gesetz noch nicht kannten (ED) bdquoDjAacutehiliyyaldquo in EI2 Bd II S 383 f Alle Zitate aus dem Koran sind der Uumlbersetzung von Paret entnommen Paret R Der Koran Uumlbersetzung Stuttgart 2001 3 Noth bdquoFruumlher Islamldquo in Geschichte der arabischen Welt S 14 4 Ebd S 14 Vgl Goldziher Mohammedanische Studien Bd I S 40 5 Gabrieli F bdquothornAEgraveabiyyaldquo in EI2 Bd I S 681 6 Goldziher Mohammedanische Studien Bd I S 40 Vgl Noth bdquoFruumlher Islamldquo in Geschichte der arabischen Welt S 14 7 Ebd Bd I S 41 8 Noth bdquoFruumlher Islamldquo in Geschichte der arabischen Welt S 14 9 AmIacuten regufrac12Aacute rsquol-islAacutem Bd I S 22 10 Norris ShuthornUacutebiyyahrdquo in thornAbbAacutesid Belles-Lettres S 31 11 Noth bdquoFruumlher Islamldquo in Geschichte der arabischen Welt S 14
14
diesem lehrte unabhaumlngig von Abstammung Hautfarbe ethnischer Zugehoumlrigkeit und
sozialer Schicht12 Er hatte die Vision von der Vereinigung aller arabischen Staumlmme zu einer
einheitlichen religioumlsen Gemeinschaft (umma) deren Mitglieder ausschlieszliglich durch das
Band des Islam miteinander verbunden sein sollten und jeder Art von thornaEgraveabiyya abschwoumlren
wuumlrden13 Diese Vorstellung impliziert gewissermaszligen ein arabisches bdquoNationbuildingldquo Der
Prophet Mufrac12ammad beabsichtigte das Primat der Genealogie und die Stammesdifferenzen
der ordmAacutehiliyya zu beseitigen Eigenlob und Schmaumlhungen unter den arabischen Staumlmmen zum
Abebben zu bringen und den Arabern selbst keine privilegierte Stellung gegenuumlber Nicht-
Arabern einzuraumlumen14 Auf dieser Grundlage erklaumlrte er sich zum bdquoPropheten der Roten und
der Schwarzenldquo und verkuumlndete dass sich seine Sendung auf die gesamte Menschheit
erstrecke (universaler Anspruch) Insofern bildete die Lehre des Islam einen starken
Gegensatz zu den sozialen Anschauungen der ordmAacutehiliyya
bdquoIch (der Prophet Mufrac12ammad) wurde zu den roten und schwarzen Menschen geschicktldquo15 Und bdquoOh Menschen Gott nahm von euch den Stolz auf die ordmAacutehiliyya und das Prahlen mit euren Vorfahren Ihr stammt alle von Adam ab und Adam ist aus dem Lehm dieser Erde Es gibt keine Uumlberlegenheit der Araber den Nicht-Arabern gegenuumlber auszliger durch die Gottesfurchtldquo16
Die Anschauungen des Propheten spiegelten sich auch in seinen praktischen Handlungen
wider Er ernannte beispielsweise einen schwarzen Sklaven namens BilAacutel al-frac14abaEcircIacute zum
Gebetsrufer17 ferner machte er SalmAacuten zu einem seiner engsten Gefaumlhrten18 Nicht zuletzt
unterstuumltzte er die Heirat seines Sklaven Zaid ibn frac14AacuteriYacutea mit seiner Cousine Zainab bint sup1afrac12Ecirc
die dem vornehmen Stamm der QuraiEcirc angehoumlrte19 Damit brach Mufrac12ammad mit einem alten
genealogischen Tabu
Es ist nur zu begreiflich dass die arabische Aristokratie es nicht ohne weiteres akzeptieren
konnte durch die Annahme der islamischen Lehre auf ihre Privilegien verzichten zu muumlssen
und dass diese Lehre bei den Arabern daher nur schwerlich Fuszlig fassen konnte20 Trotz der
scharfen Ablehnung des Islam seitens der arabischen Aristokraten gelang es dem Propheten
nach politischen teilweise militaumlrisch ausgefochtenen Konflikten durch seine Vision des
12 Ebd S 26 Vgl Der Koran 3196 4911 13 Agius The Shuthornubiyyardquo in IQ Bd XIV S 77 14 Goldziher Mohammedanische Studien Bd I S 50 f 15 Ibn thornAbdarabbah Afrac12mad KitAacuteb al-thorniqd al-farIacuted Bd III ed AmIacuten A Beirut 1983 S 407 Vgl Ibn ManatildeUacuter Mufrac12ammad LisAacuten al-thornarab Bd IV ed DAacuter AEligAacutedir Beirut 1955 S 209 16 Ebd Bd III S 404 Ein weiterer Ausspruch des Propheten Mufrac12ammad uumlber die Gleichberechtigung aller Glaumlubigen bdquoEin Muslim ist der Bruder eines anderen Muslims er quaumllt ihn nicht laumlsst ihn nicht im Stich und erniedrigt ihn nichtldquo Ebd Bd III S 403 f 17 AOcirc-OacuteabarIacute Mufrac12ammad TAacuterIacuteiquest aOcirc-OacuteabarIacute tAacuterIacuteiquest ar-rusul wa rsquol-mulUacutek Bd III ed IbrAacutehIacutem M A Kairo 1962 S 17 18 Al-Mubarrad Mufrac12ammad al-KAacutemil fIacute rsquol-lutradea wa rsquol-adab Bd IV ed IbrAacutehIacutem M A Beirut 2006 S 293 19 Ibn Sathornd Mufrac12ammad KitAacuteb aOcirc-OcircabaqAacutet al-kabIacuter Bd VIII ed Sachau E Leiden 1904 S 71 20 Agius The Shuthornubiyyardquo in IQ Bd XIV S 77
15
Monotheismus die Differenzen und Feindschaften der Staumlmme auf der Arabischen Halbinsel
vorlaumlufig zum Stillstand zu bringen und die verstreuten tribalen Gruppen in ein einheitliches
Gemeinwesen (umma) einzubinden welches den Bund des Glaubens uumlber die
Stammzugehoumlrigkeit (thornaEgraveabiyya) stellte21 Hier ist bereits zu konstatieren dass die eigentlich
integrale Vision des Propheten Mufrac12ammad zwei fundamentale Aspekte umfasste die dieser
entgegenstanden Auf der einen Seite ein arabisches bdquoNationbuildingldquo auf der anderen einen
Anspruch auf Weltgeltung (monotheistische Vision) mit dem entsprechenden
Sendungsbewusstsein Insofern beinhaltete die Vision sowohl eine binnen- als auch eine
weltpolitische Dimension
Schon im letzten Lebensabschnitt des Propheten wurden Versuche in Form militaumlrischer
Expansionen unternommen die Lehre des Islam auch uumlber die Arabische Halbinsel hinaus zu
verbreiten In diesem Zusammenhang ist z B die Schlacht bei Muyumlta an der syrischen Grenze
im Jahre acht zu nennen22 In diesem Krieg wurden drei angesehene islamische Fuumlhrer getoumltet
unter anderem Zaid ibn frac14AacuteriYacutea Es gelang den Muslimen jedoch nicht die militaumlrische Aktion
abzuschlieszligen und sie kehrten nach Medina zuruumlck23 Im Jahre elf sandte Mufrac12ammad erneut
eine Truppe in dieses Gebiet deren Fuumlhrung Zaids junger Sohn UsAacutema uumlbernahm Als der
Prophet starb bedeutete das den Abbruch des militaumlrischen Vorstoszliges24 So blieb der
islamische Machtbereich bis zu Mufrac12ammads Tod auf die Arabische Halbinsel beschraumlnkt Er
wurde begrenzt durch die Groszligreiche der spaumltantiken Zeit naumlmlich das Perserreich im Osten
und das Ostroumlmische Reich im Westen und Nordwesten25
Erst nach dem Tode Mufrac12ammads begann die eigentliche Ausdehnung des Islam Unter der
kurzen Herrschaft des ersten rechtgeleiteten Kalifen AbUacute Bakr (reg 11-13) fanden erste
Angriffe auf die persischen Sassaniden und das Ostroumlmische Reich statt26 Unter dem zweiten
Kalifen thornUmar ibn al-frac34aOcircOcircAacuteb (reg 13-23) brach dann das Sassanidische Reich zusammen und
uumlberdies gelang den arabischen Muslimen die Eroberung Syriens27 So kamen die Araber in
unmittelbare Beruumlhrung mit anderen Ethnien die eingebunden waren in andere Staatswesen
Diese Voumllker konfrontierten sie mit ihren jeweiligen religioumlsen kulturellen und politischen
Traditionen Ausschlaggebend fuumlr den unaufhaltsamen Siegeszug der Araber war die neue
21 AmIacuten regufrac12Aacute rsquol-islAacutem Bd I S 24 22 AOcirc-OacuteabarIacute TAacuterIacuteiquest Bd III S 36 ff Vgl Al-frac14amawIacute YAacuteqUacutet Muthornordmam al-buldAacuten Bd V ed DAacuter AEligAacutedir Beirut 1957 S 220 23 Zwei weitere islamische Heerfuumlhrer in der Nachfolge Zaid ibn frac14AacuteriYacuteas waren sup1athornfar ibn AbIacute OacuteAacutelib und thornAbdallAacuteh ibn RawAacutefrac12a Al-YathornqUacutebIacute Afrac12mad TAacuterIacuteiquest al-YathornqUacutebIacute Bd II ed Al-ManEgraveUacuter frac34 Beirut 2002 S 36 ff 24 Ebd Bd II S 76 Vgl AOcirc-OacuteabarIacute TAacuterIacuteiquest Bd III S 184 25 Spuler Iran in fruumlhislamischer Zeit S 225 26 Ad-DIacutenawarIacute Afrac12mad AiquestbAacuter aOcirc-OcirciwAacutel ed Al-frac14Aacuteordmordm thornAlIacute thornI M Beirut 2001 S 163 f Vgl Al-YathornqUacutebIacute TAacuterIacuteiquest Bd II S 89 ZarrIacutenkUacuteb thornA bdquoThe arab conquest of Iran and its aftermathldquo in The Cambridge history of Iran Bd IV ed Frye R N Cambridge 1975 S 1-56 (hier S 4) 27 Ebd S 174 ff Vgl Al-YathornqUacutebIacute TAacuterIacuteiquest Bd II S 98 ff
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monotheistische Religion von universalem Anspruch der die verstreuten arabischen Staumlmme
ihre politische Einheit verdankten28 Ein weiterer bedeutender Faktor fuumlr den Erfolg der
arabischen Expansion war aber auch die Tatsache dass die spaumltantiken Reiche (Persisches
und Ostroumlmisches Reich) durch die gegenseitigen kriegerischen Auseinandersetzungen die
uumlber Jahrhunderte stattgefundenen hatten geschwaumlcht waren29 Nicht zuletzt spielte fuumlr einen
Sieg der Araber im persischen Raum der Wegfall des bdquoPuffersldquo der laiquestmIacutedisch-arabischen
Vasallenstaumlmme in al-frac14Iacutera (im heutigen Irak)30 im Jahre 602 n Chr eine zentrale Rolle31 Die
LaiquestmIacuteden in al-frac14Iacutera wie auch die sup3assAacutenIacuteden im Norden Syriens die mit den Persern bzw
Byzantinern verbuumlndet waren trugen dazu bei beide Reiche sowohl vor gegenseitigen
Angriffen als auch vor raumluberischen Uumlberfaumlllen arabischer Beduinen zu schuumltzen32
Die ersten Ansaumltze einer arabischen thornaEgraveabiyya gegenuumlber anderen muslimischen
Ethnien zeigten sich bereits zur Lebzeit des Propheten Mufrac12ammad Das belegt folgende
Erzaumlhlung Der beruumlhmte SalmAacuten ein Gefaumlhrte Mufrac12ammads kam zu einer Versammlung von
Glaumlubigen Diese lieszligen ihn aufgrund seines hohen Ansehens und seiner engen Verbundenheit
mit dem Propheten im vorderen Teil der Versammlung Platz nehmen Als der spaumltere Kalif
thornUmar ibn al-frac34aOcircOcircAacuteb (reg 13-23) danach in der Versammlung eintraf sprach er zu den
Anwesenden bdquoWer ist (denn) dieser Nicht-Araber (thornaordmamIacute) der unter Arabern im vorderen
Teil der Versammlung sitztldquo Prophet Mufrac12ammad predigte daraufhin wie folgt bdquoSeit Adam
bis in unsere Zeit sind die Menschen wie die Zacken eines Kammes Es gibt keine
Uumlberlegenheit der Araber gegenuumlber Nicht-Arabern auszliger durch ihren Glaubenldquo33 Schon kurz
nach Mufrac12ammads Tod sind allerdings wieder verstaumlrkt Spuren der thornaEgraveabiyya festzustellen34
Uumlber den zweiten Kalifen thornUmar ibn al-frac34aOcircOcircAacuteb berichtet al-YathornqUacutebIacute etwa dass dieser es im
letzten Jahr seines Lebens bereut habe Araber und Nicht-Araber unterschiedlich behandelt zu
28 Spuler Iran in fruumlhislamischer Zeit S 6 29 Carile A bdquoPolitical interactions between Byzantium and Iranrdquo in Kontakte zwischen Iran Byzanz und der Steppe im 6-7 Jahrhundert ed Baacutelint C Budapest (u a) 2000 S 185-192 (hier S 185) Vgl Watt W und Welch A T Mohammed und die Fruumlhzeit islamisches Recht religioumlses Leben Stuttgart (u a) 1980 S 40 30 bdquoAl-frac14Iacutera lag ca eine Parasange oder drei arabische Meilen suumldlich des spaumlteren KUacutefa am Rande der Wuumlste etwa suumldoumlstlich vom heutigen Meshed thornAlIacute Im Westen dehnte sich der See an-Naordmaf aus welcher mit dem Persischen Meerbusen in Verbindung gestanden haben sollldquo Rothstein beschreibt in Folge dass die Lage guumlnstig war den raumluberischen Geluumlsten der Beduinen zu begegnen In al-frac14Iacutera wohnten drei verschiedenen Gruppen 1) TannUacuteiquest d h halb Bauer und halb Beduinen Araber welche westlich vom Euphrat zwischen al-frac14Iacutera und al-AnbAacuter und noch weiter aufwaumlrts in Huumltten und Zelten aus Haartuch wohnten 2) thornIbAacuted d h christliche Bewohner welche in al-frac14Iacutera wohnen und sich dort Haumluser erbauten hatten 3) Schutzgenossen d h diejenigen die sich den frac14Iacuterensern aufgrund einer Tat wie z B Blutschuld anschlossen ohne zu den TannUacuteiquest oder thornIbAacuted zu gehoumlren Rothstein G Dynastie der Laiquestmiden in al-frac14Iacutera Ein Versuch zur arabisch-persischen Geschichte zur Zeit der Sasaniden Berlin 1899 S 13 ff 31 Spuler Iran in fruumlh-islamischer Zeit S 5 ff Vgl ZarrIacutenkUacuteb bdquoThe arab conquestldquo in The Cambridge history of Iran Bd IV S 3 32 Ebd S 14 Vgl QaddUacutera aEcirc-EacuteuthornUacutebiyya S 29 AgraveordfarnUacuteEcirc Agrave iexclAacuteliEcirc-i bain fAacutersIacute wa thornarabIacute sadihAacute-yi nuiquestust Teheran 1385 S 7 33 Al-MaordmlisIacute Mufrac12ammad Bifrac12Aacuter al-anwAacuter Bd XXII Beirut 1983 S 348 34 Agius The Shuthornubiyyardquo in IQ Bd XIV S 79 Vgl AmIacuten regufrac12Aacute rsquol-islAacutem Bd I S 24
17
haben thornUmar litt darunter so sehr dass er gelobte im Falle seines Uumlberlebens alle Glaumlubigen
ohne Ruumlcksicht auf ihre Abstammung gleich zu behandeln
bdquoFalls ich dieses Jahr uumlberlebe werde ich unter den Menschen Gleichberechtigung schaffen Ich werde keinen Rothaumlutigen (afrac12mar) vor einem Schwarzhaumlutigen (aswad) bevorzugen sowie keinen Araber vor einem Nicht-Araber Ich werde so handeln wie der Gesandte Gottes und AbUacute Bakr es getan habenldquo35
thornUmars Privilegierung der Araber und des Arabertums begruumlndet QaddUacutera damit dass der
Kalif durch eine solche Haltung die sich gerade erst entwickelnde islamische Religion zu
festigen beabsichtigte36 Hinsichtlich der Motivation fuumlr eine Privilegierung der Araber vor
den Nicht-Arabern ist daruumlber hinaus davon auszugehen dass thornUmar die Festigung des neuen
monotheistischen Glaubens gleichzeitig der Festigung der bdquoarabischen Nationldquo ganz im Sinne
der Vision eines bdquoNationbuildingldquo des Propheten Mufrac12ammad diente Der reale Kontakt mit
den das arabische Territorium umgebenden spaumltantiken Reichen im Rahmen der arabisch-
islamischen Eroberungen brachte waumlhrend dieser historischen Phase eine vielleicht durchaus
als bdquohegemonialldquo zu bezeichnende Einstellung der arabischen Fuumlhrung mit sich Das sich aus
der Privilegierung des Arabischen ergebende moralische Dilemma denn dem Koran zufolge
sollten alle Glaumlubigen doch gleichwertig behandelt werden zeigt sich in dem oben
angefuumlhrten und thornUmar zugeschriebenen Zitat welches seine Gewissensbisse ausdruumlckte Als
historisches Faktum ist zu konstatieren dass sich die islamische Gemeinschaft schon kurz
nach dem Tode des Propheten von der Forderung des Korans entfernt hatte der eine
Gleichachtung und Gleichbehandlung aller Glaumlubigen betonte
II2 Die Umayyaden und die arabische VorherrschaftII2 Die Umayyaden und die arabische VorherrschaftII2 Die Umayyaden und die arabische VorherrschaftII2 Die Umayyaden und die arabische Vorherrschaft
Nachdem thornAlIacute ibn AbIacute OacuteAacutelib Vetter und Schwiegersohn des Propheten Mufrac12ammad als
vierter rechtgeleiteter Kalif (reg 35-40) in KUacutefa im Jahre 40 durch die frac34AacuteriordmIacuteten37 ein blutiges
Ende gefunden hatte uumlbernahm MuthornAacutewiyya ibn AbIacute SufyAacuten (reg 41-60) das Kalifat der
islamischen Gemeinschaft und gruumlndete die umayyadische Dynastie38 Er konnte seine
Herrschaft endguumlltig etablieren als sein Widersacher thornAlIacutes aumlltester Sohn al-frac14asan mit ihm
Frieden geschlossen und sich nach Medina zuruumlckgezogen hatte wo er im Jahre 49 starb39
MuthornAacutewiyya I verlegte die Residenz des islamischen Reiches von Medina wo der Prophet
35 Al-YathornqUacutebIacute TAacuterIacuteiquest Bd II S 106 Vgl AmIacuten regufrac12Aacute rsquol-islAacutem Bd I S 24 36 QaddUacutera aEcirc-EacuteuthornUacutebiyya S 39 37 AOcirc-OacuteabarIacute TAacuterIacuteiquest Bd V S 143 ff 38 Al-MasthornUacutedIacute thornAlIacute MurUacuteordm aordf-ordfahab wa mathornAacutedin aordm-ordmauhar Bd III ed thornAbd al-frac14amIacuted M Beirut 1992 S 11 Vgl Ibn aOcirc-OacuteaqOcircaqAacute Mufrac12ammad al-FaiquestrIacute fIacute rsquol-AacutedAacuteb as-sulOcircAacuteniyya wa rsquod-duwal al-islAacutemiyya ed DAacuter AEligAacutedir Beirut 1996 S 99 39 Al-YathornqUacutebIacute TAacuterIacuteiquest Bd II S 162
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Mufrac12ammad seinen Staat gegruumlndet hatte nach Damaskus40 In diesem Gebiet das waumlhrend
der Regierungszeit des zweiten Kalifen thornUmar ibn al-frac34aOcircOcircAacuteb im Jahre 14 erobert wurde41
herrschte er schon seit dem Jahr 18 als Statthalter42 Bereits unter der Herrschaft des dritten
Kalifen thornUYacutemAacuten ibn thornAffAacuten (reg 23-35) zu dessen Familie MuthornAacutewiyya zaumlhlte galt letzterer
als der maumlchtigste Mann im gesamten Reich43
Ein Hauptkennzeichen der umayyadischen Herrschaft war die Umwandlung des Kalifats in
eine Erbmonarchie nachdem MuthornAacutewiyya I seinen Sohn YazIacuted (reg 60-64) im Jahre 60 zu
seinem Thronfolger erklaumlrt hatte44 Dabei ist zu bedenken dass eine Erbmonarchie nicht
zwingend eine nationale Praumlgung immer aber dynastisch-aristokratische Zuumlge aufweist Der
progressiven politischen Vision des Propheten Mufrac12ammad gegenuumlber bedeutete dies
allerdings einen Ruumlckfall in ordmAacutehilIacutetische Traditionen die Muster spaumltantiker Machtentfaltung
uumlbernehmen konnten Aus diesem Grunde wurde die Legitimitaumlt der Umayyaden wie Kraumlmer
schreibt bereits von Zeitgenossen in Frage gestellt45 Denn die umayyadischen Herrscher
benahmen sich wie die weltlichen Koumlnige der Sassaniden und Byzantiner46 Schon zu seiner
Zeit als Statthalter in Damaskus unter thornUmar herrschte MuthornAacutewiyya I so berichtet Ibn aOcirc-
OacuteaqOcircaqAacute wie ein Koumlnig thornUmar selbst verglich ihn mit persischen Koumlnigen (kisrAacute plu
akAacutesira) und roumlmischen Kaisern (qaiEgravear plu qayAacuteEgraveir)47
Die Machtuumlbernahme von MuthornAacutewiyya I und die Verlegung der Residenz des islamischen
Reiches darf nicht als ein einfacher Regierungswechsel betrachtet werden Spuler akzentuiert
eigens diesen Sachverhalt
bdquoDieser Schritt bedeutete weit mehr als eine Aumluszligerlichkeit Er bedeutete auch den Uumlbergang der Regierung des Landes aus den Haumlnden der religioumls praumldestinierten Kreise in die Hand des einstigen mekkanischen Stadtpatriziats zu dem die Omajjaden gehoumlrten denen MuthornAacutewija entstammteldquo48
40 Spuler B Die islamische Welt bis zum Fall der Abbasiden (750) Freiburg (u a) 1967 S 344 41 Al-BalAacuteordfurIacute Afrac12mad FutUacutefrac12 al-buldAacuten ed MaOcircbathorna DAacuter al-HilAacutel Beirut 1983 S 123 42 Al-YathornqUacutebIacute TAacuterIacuteiquest Bd II S 104 Vgl Ibn al-AYacuteIacuter thornAlIacute al-KAacutemil fIacute rsquot-tAacuterIacuteiquest Bd II ed MaOcircbathorna DAacuter DAacuter Beirut 1965 S 560 43 Noth bdquoFruumlher Islamldquo in Geschichte der arabischen Welt S 78 44 Kraumlmer G Geschichte des Islam Bonn 2005 S 47 Vgl Al-MasthornUacutedIacute MurUacuteordm Bd III S 37 45 Ebd S 47 Vgl Spuler Die islamische Welt S 345 Noth bdquoFruumlher Islamldquo in Geschichte der arabischen Welt S 78 f Auszligerdem standen andere Gruppierungen wie die thornAlIacuteden und Abbasiden dem Propheten Mufrac12ammad genealogisch naumlher als die Umayyaden Obwohl alle drei Familien dem angesehenen Stamm der QuraiEcirc entstammten gehoumlrten nur die Abbasiden und thornAlIacuteden zu Mufrac12ammads engerer Familie (BanIacute HAacuteEcircim) nicht aber die Umayyaden (BanIacute Umayya) BanIacute HAacuteEcircim und BanIacute Umayya hatten sowohl in praumlislamischer als auch in islamischer Zeit ein konkurrierendes bisweilen feindliches Verhaumlltnis zueinander Zunaumlchst ging es um die Fuumlhrerschaft der QuraiEcirc und danach um die Akzeptanz der Lehre Mufrac12ammads QaddUacutera aEcirc-EacuteuthornUacutebiyya S 44 Vgl Hawting G R bdquoUmayyadsldquo in EI2 Bd X S 841 Nagel T bdquoDas Kalifat der Abbasidenldquo in Geschichte der arabischen Welt ed Halm H Muumlnchen 2001 S 101-165 (hier S 103) 46 Hawting bdquoUmayyadsldquo in EI2 Bd X S 841 47 Ibn aOcirc-OacuteaqOcircaqAacute al-FaiquestrIacute S 105 48 Spuler Die islamische Welt S 344
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So lieszligen sich die Umayyaden mehr von den Regeln der praumlislamischen arabischen
Aristokratie leiten laut der die Abstammung und das bdquoreine Blutldquo eine bedeutende Rolle im
autochthonen Stammeswesen und in der Kultgemeinschaft spielten Die Umayyaden
tendierten stark zu den Uumlberlieferungen und Idealen des alten Arabertums Damit wurde aus
dem Staat der Kalifen eine bdquoarabische Herrschaftldquo in der viele Privilegien fuumlr Araber
reserviert nicht-arabischen Muslimen aber verwehrt wurden sodass das letztere benachteiligt
waren49 Diese Art der Herrschaft fuumlhrte auch zum Wiederaufflammen der Auseinanderndash
setzungen zwischen den arabischen Staumlmmen die zu Mufrac12ammads Lebzeiten voruumlbergehend
zur Ruhe gekommen waren50 Der koranische Grundsatz der Gleichachtung aller Glaumlubigen
war nicht stark genug um die bdquoererbteldquo Einstellung der Aristokraten die ihre Bevorzugung
allein aus der edlen Abstammung ableiteten zu korrigieren51
Uumlber die Erbmonarchie hinaus koumlnnen die Wiedererweckung der arabischen Stammesfehden
und die arabisch-aristokratische Dominanz als wesentliche Merkmale der umayyadischen
Herrschaft angesehen werden Unter der strikt arabischorientierten Herrschaft der
Umayyaden und den herrschenden politischen und sozialen Bedingungen konnte sich die
EacuteuthornUacutebiyya als eine Bewegung mit antiarabischen Ansichten natuumlrlich nicht entwickeln und
maumlchtig werden
Die uumlber 90 Jahre waumlhrende Politik der Umayyaden die der Zugehoumlrigkeit zur arabischen
Aristokratie bzw dem bdquoreinen Blutldquo groszlige Bedeutung zumaszlig und sich dadurch von der
urspruumlnglichen islamischen Lehre der Gleichrangigkeit und Bruumlderlichkeit aller Glaumlubigen
abwandte fuumlhrte zu einer Benachteiligung der unterworfenen Bevoumllkerungen der eroberten
Territorien Nur die kurzen Herrschaftszeiten von thornUmar ibn thornAbd al-thornAzIacutez (reg 99-101) und
YazIacuted ibn al-WalIacuted (reg 126-126) bildeten eine Ausnahme von der gaumlngigen Politik52
II2a Das II2a Das II2a Das II2a Das walAacuteyumlwalAacuteyumlwalAacuteyumlwalAacuteyuml----SystemSystemSystemSystem
Durch die Eroberungen kamen die Araber in Kontakt mit anderen Ethnien die jeweils uumlber
eigene Gesellschaftsstrukturen Religionen und Sprachen verfuumlgten Sofern diese ihrer
Religion treu bleiben wollten waren sie verpflichtet eine Kopfsteuer (ordmizya) an die Eroberer
zu entrichten genossen aber leibliche Unversehrtheit sowie Berufs- und Religionsfreiheit
49 Ebd S 344 Vgl Sharon M Revolt the social and military aspects of the thornAbbAacutesid revolution Jerusalem 1990 S 25 AgraveordfarnUacuteEcirc iexclAacuteliEcirc S 21 Al-sup1Aacutefrac12iatilde thornAmr al-BayAacuten wa rsquot-tabyIacuten Bd III ed HAacuterUacuten thornA Kairo 1998 S 366 50 AmIacuten regufrac12Aacute rsquol-islAacutem Bd I S 24 51 Agius The Shuthornubiyyardquo in IQ Bd XIV S 77 52 Ebd Bd III S 193 Vgl Noth bdquoFruumlher Islamldquo in Geschichte der arabischen Welt S 95 AgraveordfarnUacuteEcirc iexclAacuteli Ecirc S 21
20
Deshalb wurden sie bdquoAhl aordf-ordfimmaldquo (Schutzbefohlene) genannt53 Betroffen waren die
Anhaumlnger der vom Islam anerkannten monotheistischen Religionen also Christen Juden und
spaumlter auch Zoroastrier54 Sofern diese allerdings als Kriegsgefangene nach Arabien gebracht
wurden dort zum Islam konvertierten und dadurch frei wurden ergab sich fuumlr die arabische
Gesellschaft das Problem sie zu integrieren55 Die Loumlsung dieses Problems gelang durch die
Affiliation (walAacuteyuml) der Neubekehrten mit einem Araber einer arabischen Familie oder einer
arabischen Stammesgemeinschaft56 die der Einbindung von Nicht-Stammesangehoumlrigen in
eine Stammesgesellschaft diente Fuumlr einen Neubekehrten benutzte man den Begriff bdquomaulAacuteldquo
(plu MawAacutelIacute) der so viel wie bdquoKlientldquo oder bdquoSchutzbefohlenerldquo bedeutete57
Dieser Begriff war allerdings keine Neuschoumlpfung der fruumlhislamischen Zeit sondern wurde
bereits in der praumlislamischen Epoche in diversen sozialen Kontexten in unterschiedlichen
Bedeutungen gebraucht In der praumlislamischen Poesie implizierte bdquowalAacuteyumlldquo Ebenbuumlrtigkeit
Treue oder Loyalitaumlt und wurde etwa zur Bezeichnung einer Verwandtschafts- oder
Freundschaftsbeziehung (ibn thornamm) bzw fuumlr ein durch Schwur besiegeltes Buumlndnis (frac12ilf)
verwendet58 In der spaumlteren Literatur bezeichnete der Begriff mehr und mehr eine
ungleichgewichtige Beziehung zwischen Herrn und Diener bzw Patron und Klient59 Mit dem
Aufbruch des Islam und dem dadurch einsetzenden massenhaften Prozess der Eingliederung
von nicht-arabischen Konvertiten in die islamischen Gesellschaft wurde der Begriff bdquomaulAacuteldquo
nur noch fuumlr diesen Personenkreis benutzt60
II2b II2b II2b II2b Die soziale StellungDie soziale StellungDie soziale StellungDie soziale Stellung der der der der MMMMawAacutelIacuteawAacutelIacuteawAacutelIacuteawAacutelIacute
Fuumlr die MawAacutelIacute gab es innerhalb einzelner Berufsfelder zwar die Moumlglichkeit sich der
arabischen Gesellschaftsordnung einzufuumlgen doch auch dies war haumlufig mit
Benachteiligungen verbunden Deutlich wird die Lage der MawAacutelIacute jedoch vor allem an ihrem
53 Hoyland R bdquoIntroduction muslims and othersldquo in Muslims and others in early islamic society ed Hoyland R Burlington (a u) 2004 S 13-30 (hier S 14) Vgl Kallfelz W Nichtmuslimische Untertanen im Islam Wiesbaden 1995 S 35 f Zum Status der bdquoAhl aordf-ordfimmaldquo unter muslimischer Herrschaft siehe Cahen Cl bdquoDhimmaldquo in EI2 Bd II S 227 ff Vgl Noth A bdquoSchichten und Gruppen innerhalb der Ummaldquo in Der islamische Orient ed Noth A und Paul J Wuumlrzburg 1998 S 135-149 (hier S 139 ff) 54 Fattal A bdquoHow dhimmIacutes were judged in the islamic worldldquo in Muslims and others in early islamic society ed Hoyland R Burlington (a u) 2004 S 83-102 (hier S 83) Vgl Scheiner J Vom gelben Flicken zum Judenstern Frankfurt am Main 2004 S 20 55 Crone P bdquoMawlAacuteldquo in EI2 Bd VI S 875 56 Juda J Die sozialen und wirtschaftlichen Aspekte der MawAacutelIacute in fruumlhislamischer Zeit Tuumlbingen 1983 S 70 Vgl Crone bdquoMawlAacuteldquo in EI2 Bd VI S 875 57 Crone bdquoMawlAacuteldquo in EI2 Bd VI S 876 Vgl Kraumlmer Geschichte des Islam S 61 Noth bdquoFruumlher Islamldquo in Geschichte der arabischen Welt S 72 Spuler Die islamische Welt S 350 58 Ebd Bd VI S 874 Vgl Juda MawAacutelIacute S 1 ff Im Koran und in der Tradition taucht der Begriff bdquomaulAacuteldquo in den zwei Grundbedeutungen bdquoHelfer Tutor oder Vertrauenswuumlrdigerldquo und bdquoHerrldquo auf Ebd Bd VI S 874 59 Ebd Bd VI S 874 Vgl Falaturi thornA bdquoDer Koran Zuneigung der Geschichte seiner Zeitldquo in Der islamische Orient ed Noth A und Paul J Wuumlrzburg 1998 S 45-79 (hier S 54) 60 Ebd Bd VI S 874
21
sozialen Status welcher sie den Arabern gegenuumlber als unterlegen und minderwertig auswies
Dies ist zuruumlckzufuumlhren auf die von der Stammesgesellschaft der Araber vertretene Idee der
Genealogie sowie deren Anspruch auf religioumlse Fuumlhrerschaft61 Der niedrige soziale Status
zeigt sich in gesellschaftlichen und rechtlichen Angelegenheiten wie beispielsweise Beruf
Abstammung Heirat Erbschaft und Zahlung von Blutgeld
II2b1 Zivilberufe der II2b1 Zivilberufe der II2b1 Zivilberufe der II2b1 Zivilberufe der MawMawMawMawāllllī
Selten bekleideten die MawAacutelIacute unter der umayyadischen Herrschaft Autoritaumltspositionen wie
Statthalter Richter oder Vorbeter62 So wurde dem Kalifen thornUmar ibn thornAbd al-thornAzIacutez (reg 99-
101) vorgeworfen MawAacutelIacute einzustellen als er RaordmAacuteyuml ibn frac14aiwa (gest 112) einen maulAacute aus
dem Stamm der Kinda als Statthalter von WAacutedIacute ʼl-qurAacute63 einsetzte64 In diesem
Zusammenhang tadelte auch al-frac14aordmordmAacuteordm ibn YUacutesuf aYacute-OtildeaqafIacute (gest 95) den Rechtsgelehrten
SathornIacuted ibn sup1ubair (gest 94) als dieser sich dem Aufstand des Ibn al-AEcircthornaYacute anschloss indem er
ihn darauf hinwies dass seine (SathornIacuteds) Position in der Justiz eigentlich einem Araber
zustehe65 Eine Aussage von Ibn thornAbdarabbah verdeutlicht die Vorbehalte gegen MawAacutelIacute als
Vorbeter
bdquoDie Araber weigerten sich hinter einem maulAacute zu beten Man warf NAacutefithorn ibn sup1ubair ibn MuOcircthornim vor hinter einem maulAacute gebetet zu haben Er antwortete Aus Ehrfurcht vor Gott betete ich hinter ihmlsquoldquo66
Hatten die MawAacutelIacute also selten houmlhere offizielle Aumlmter inne so bildeten sie zusammen mit
Nicht-Konvertierten dennoch zu einem groszligen Teil das Personal des Verwaltungsapparates
(dIacutewAacuten plu dawAacutewIacuten)67 Die administrativen Anforderungen der herrschenden Umayyaden
aumlhnlich wie die der Kalifen zuvor und die hohe Kompetenz der nicht-arabischen Beamten
waren Gruumlnde dafuumlr dass letztere ihre angestammten Taumltigkeiten in der Administration in der
Tradition der Sassaniden und Byzantiner auch weiterhin fortsetzten68 Darauf weist die
folgende Aumluszligerung des ZiyAacuted ibn AbIacuteh (gest 54) hin
61 Juda MawAacutelIacute S 172 62 Crone bdquoMawlAacuteldquo in EI2 Bd VI S 877 Vgl Spuler Iran in fruumlhislamischer Zeit S 230 Mumtafrac12in Nihordfat-i EcircuthornUacutebiyya S 165 63 Ein breiter Landstrich der zwischen Medina und Damaskus lag YAacuteqUacutet Muthornordmam al-buldAacuten Bd V S 345 64 Al-FAacutekihIacute Mufrac12ammad KitAacuteb aiquestbAacuter Makka Bd II ed Wuumlstenfeld F Leipzig 1858 S 36 Vgl AmIacuten regufrac12Aacute rsquol-islAacutem Bd I S 37 thornUmar ibn thornAbd al-thornAzIacutez der fuumlr seine Gerechtigkeit beruumlhmt war erwiderte auf diesen Vorwurf bdquoEr (RaordmAacuteyuml) liest das Buch Gottes und kennt die Gesetze Hat denn nicht euer Prophet gesagt dass Gott durch diesen Koran diese erhoumlht jene erniedrigtldquo Uumlbersetzung nach Goldziher Muhammedanische Studien Bd I S 116 65 Ibn Qutaiba thornAbdallAacuteh al-MathornAacuterif ed thornUkAacuteEcirca Otilde Kairo 1981 S 446 Vgl Ibn frac34allikAacuten Mufrac12ammad WafayAacutet al-athornyAacuten Bd II ed thornAbbAacutes I Beirut 1994 S 373 66 Ibn thornAbdarabbah al-thornIqd Bd III S 412 f 67 Crone bdquoMawlAacuteldquo in EI2 Bd VI S 877 Vgl Juda MawAacutelIacute S 115 ZarrIacutenkUacuteb bdquoThe arab conquestldquo in The Cambridge history of Iran Bd IV S 46 68 Hawting bdquoUmayyadsldquo in EI2 Bd X S 841 Vgl Juda MawAacutelIacute S 115
22
bdquoEs ist erforderlich dass die Steuerbeamten Oberhaumlupter der Nicht-Araber (AthornAacuteordmim) sind weil sie sich in den Angelegenheiten des iquestarAacuteordm auskennenldquo69
Die Sekretaumlre in der Verwaltung waren jedoch nicht verpflichtet zum Islam zu konvertieren
um ihre Position beizubehalten70 So ist uumlberliefert dass der Christ SirordmUacuten ibn ManEgraveUacuter ar-RUacutemIacute
von der Herrschaft des MuthornAacutewiyya I (reg 41-60) zu jener thornAbd al-Malik ibn MarwAacutens (reg
65-86) in der Steuerverwaltung (dIacutewAacuten al-iquestarAacuteordm) in Damaskus taumltig war71 Entsprechend
wurden Verwaltungsdaten in der Sprache des jeweiligen Apparates Griechisch in Damaskus
und Persisch im Irak registriert72 Erst spaumlter wurden auf Veranlassung des Kalifen thornAbd al-
Malik ibn MarwAacuten (reg 65-86) Verwaltungsaufzeichnungen ins Arabische uumlbertragen73
Daruumlber hinaus waren MawAacutelIacute in den Berufsgruppen der Handwerker Kaufleute
Ladenbesitzer usw oft vertreten74 was folgendes Beispiel belegt
bdquoGott vermehre euresgleichen (MawAacutelIacute) unter uns (Arabern) damit ihr Schneider Gerber Schroumlpfer und Schuster werdetldquo75
Auch das folgende Zitat ist ein Beleg dafuumlr dass die MawAacutelIacute sich vorwiegend im Dienstndash
leistungs- und handwerklichen Bereich betaumltigten
bdquoGott vermehre einen wie dich (maulAacute) unter uns (Arabern) um unsere Wege zu fegen unsere Stiefel zu naumlhen und unsere Kleider zu webenldquo76
Teilweise blieben die MawAacutelIacute in den privaten Diensten ihrer Patrone besonders der
Statthalter und wurden dort als Boten Spione Henker und dergleichen gebraucht77
69 Al-YathornqUacutebIacute TAacuterIacuteiquest Bd II S 163 Vgl Al-sup1ahEcircayAacuterIacute Mufrac12ammad KitAacuteb al-wuzarAacuteyuml wa rsquol-kuttAacuteb ed As-SaqqAacute M (u a) Kairo 1980 S 25 70 Sellheim R und Sourdel D bdquoKAacutetibrdquo in EI2 Bd IV S 755 71 Al-sup1ahEcircayAacuterIacute al-WuzarAacuteyuml S 24 31 ff 40 Vgl Ibn an-NadIacutem Mufrac12ammad KitAacuteb al-fihrist ed Tajaddod R Teheran 1993 S 303 Al-MasthornUacutedIacute thornAlIacute at-TanbIacuteh wa rsquol-iEcircrAacutef ed AEgrave-AEligAacutewIacute thornA Bagdad 1938 S 261 265 273 72 Ebd S 38 Vgl Ibn an-NadIacutem al-Fihrist S 303 Al-BalAacuteordfurIacute FutUacutefrac12 S 294 73 Ebd S 38 Vgl Ibn an-NadIacutem al-Fihrist S 303 Ibn an-NadIacutem erwaumlhnt jedoch dass die Uumlbertragung der Verwaltungssprache aus dem Griechischen ins Arabische in Damaskus unter HiEcircAacutem ibn thornAbd al-Malik (reg 105-125) stattfand Nach Ibn an-NadIacutem soll HiEcircAacutem den SirordmUacuten ibn ManEgraveUacuter der seit der Herrschaft des ersten umayyadischen Kalifen MuthornAacutewiyya I (reg 41-60) als Sekretaumlr in der Verwaltung taumltig war um etwas gebeten haben Dieser ging darauf jedoch nicht ein Dieser Respektlosigkeit begegnete HiEcircAacutem mit einem Wechsel der Verwaltungssprache vom Griechischen zum Arabischen Ibn an-NadIacutem al-Fihrist S 303 Der groszlige Zeitabstand zwischen der Herrschaft der beiden Kalifen MuthornAacutewiyya I und HiEcircAacutem ibn thornAbd al-Malik weist darauf hin dass dieses Ereignis eher unter thornAbd al-Malik ibn MarwAacuten (reg 65-86) geschehen sein sollte Allerdings schlieszligt Ibn an-NadIacutem anschlieszligend die Moumlglichkeit nicht aus dass die Uumlbertragung der Sprache der umayyadischen Administration doch unter thornAbd al-Malik ibn MarwAacuten stattgefunden habe Um dies zu belegen kann al-sup1ahEcircayAacuterIacute dessen Werk dem des Ibn an-NadIacutem vorausging zitiert werden der diesen Vorfall der Zeit der Herrschaft des thornAbd al-Malik ibn MarwAacuten zuordnet Ebd S 38 74 Crone bdquoMawlAacuteldquo in EI2 Bd VI S 877 Vgl Juda MawAacutelIacute S 109 75 Ibn thornAsAacutekir thornAlIacute TahordfIacuteb tAacuterIacuteiquest Ibn thornAsAacutekir Bd VII ed BadrAacuten thornA Damaskus 1911 S 167 Vgl Ibn Qutaiba al-MathornAacuterif S 439 76 Ibn thornAbdarabbah al-thornIqd Bd III S 414 77 Crone bdquoMawlAacuteldquo in EI2 Bd VI S 877
23
II2b2 Die Funktion der II2b2 Die Funktion der II2b2 Die Funktion der II2b2 Die Funktion der MawMawMawMawAacutelIacuteAacutelIacuteAacutelIacuteAacutelIacute im im im im MilitaumlrMilitaumlrMilitaumlrMilitaumlr
Die MawAacutelIacute bildeten bald auch einen wichtigen Teil der umayyadischen Armeen bzw der
Armeeverwaltung (dIacutewAacuten al-ordmund)78 Ihr zahlenmaumlssiger Anteil an den Heeren mag
schwankend gewesen sein und ist nicht eindeutig zu bestimmen79 Sie waren innerhalb und
auszligerhalb des Kalifats an Eroberungen und der Niederschlagung von Aufstaumlnden beteiligt80
Zwar wurden MawAacutelIacute-Soumlldner in der Armee registriert jedoch nach einem eigenen
Soldsystem honoriert das geringere Zahlungen fuumlr Nicht-Araber vorsah Dies geht aus
folgender Uumlberlieferung hervor
bdquoIn einem Schreiben von HiEcircAacutem ibn thornAbd al-Malik an seinen Statthalter in Medina IbrAacutehIacutem ibn HiEcircAacutem al-MaiquestzUacutemIacute wurde befohlen dass der farplusmn der AEliguhaib ibn SinAacuten auf die Houmlhe des Soldes der MawAacutelIacute herabgesetzt werden solleldquo81
Ferner wird auch von Faumlllen berichtet in denen uumlberhaupt kein Sold an MawAacutelIacute bezahlt
wurde So soll folgende umstrittene Uumlberlieferung einer Aussage von AEligAacutelifrac12 ibn OacutearIacutef einem
maulAacute des BanIacute regabba vor dem Kalifen thornUmar ibn thornAbd al-thornAzIacutez (reg 99-101) geaumluszligert
worden sein um diesen von dem Vorfall zu unterrichten
bdquoOh Herrscher der Glaumlubigen 20000 MawAacutelIacute fochten (unter der Fuumlhrung des sup1arrAacutefrac12 ibn thornAbdallAacuteh) ohne Sold und Lebensmittel (hellip)ldquo82
Auch wenn es sich bei der Verweigerung der Besoldung um Einzelfaumllle gehandelt haben mag
scheinen MawAacutelIacute jedoch vom Erhalt des Anteils an der Kriegsbeute ausgeschlossen gewesen
zu sein83 Dies wird deutlich durch die Kritik der Araber an al-MuiquesttAacuter (gest 67) Diesem
hatten sich die MawAacutelIacute in einem Aufstand zur Blutrache fuumlr al-frac14usain ibn thornAlIacute (gest 61)
angeschlossen und dafuumlr Kriegsbeute erhalten Daruumlber empoumlrten sich die Araber
bdquoDu zogst unsere MawAacutelIacute auf deine Seite waumlhrend sie unsere Gefangegen waren die Gott uns und diesem Land geschenkt hatte Wir lieszligen sie frei in der Hoffnung auf Belohnung und Vergeltung (von Gott) und Dankbarkeit (von den befreiten Sklaven) Du aber gabst dich damit nicht zufrieden und machtest sie zu Teilhabern an unserer Kriegsbeuteldquo84
Eine aumlhnliche Benachteiligung trifft zumindest zeitweise auch auf die Befreiung von der
ordmizya (Kopfsteuer)85 zu So fuumlhrte al-frac14aordmordmAacuteordm ibn YUacutesuf aYacute-OtildeaqafIacute der umayyadische
78 Juda MawAacutelIacute S 120 ff 79 Crone bdquoMawlAacuteldquo in EI2 Bd VI S 877 80 Juda MawAacutelIacute S 122 f 81 Ibn thornAsAacutekir TahordfIacuteb Bd II S 262 Uumlbersetzung nach Juda MawAacutelIacute S 129 82 AOcirc-OacuteabarIacute TAacuterIacuteiquest Bd VI S 559 Vgl Al-YathornqUacutebIacute TAacuterIacuteiquest Bd II S 211 83 QaddUacutera aEcirc-EacuteuthornUacutebiyy S 45 84 AOcirc-OacuteabarIacute TAacuterIacuteiquest Bd VI S 43 Uumlbersetzung nach Juda MawAacutelIacute S 130 85 bdquosup1izyaldquo (Kopfsteuer) wurde nach der Konversion der Nicht-Araber zum Islam aufgehoben Nur thornAbd al-Malik ibn MarwAacuten (reg 65-86) und al-frac14aordmordmAacuteordm ibn YUacutesuf aYacute-OtildeaqafIacute (gest 95) forderten von den Neumuslimen die bdquoordmizyaldquo wieder ein ZaidAacuten sup1 TAacuterIacuteiquest tamaddun islAacutem Bd I Kairo 1960 S 229
24
Statthalter von KUacutefa die ordmizya fuumlr die Neumuslime wieder ein und zwang sie mit folgender
Begruumlndung in ihre Doumlrfer zuruumlckzukehren
bdquoMawAacutelIacute sind thornulUacuteordm86 Sie wurden aus ihren Doumlrfern hierher gebracht Es ist besser fuumlr sie in ihre Doumlrfer zuruumlckzukehren Die MawAacutelIacute vermehrten sich die Sprache ihrer Kinder wurde vermischt und ihr Charakter verdorbenldquo 87
Wenn auch die Neubekehrten selten houmlhere Aumlmter bekleideten widmeten sich doch viele von
ihnen den Wissenschaften insbesondere dem religioumlsen Studium des Korans und dessen
Exegese sowie auch Traditionskunde Rechtswissenschaft und Grammatik Dies brachte den
MawAacutelIacute zumindest einen gewissen Respekt seitens der arabischen Elite ein Laut von Kremer
wurde die Wissenschaft innerhalb des zweiten Jahrhunderts uumlberwiegend in
neumuslimischen Zirkeln gepflegt88 waumlhrend sich die Araber als herrschende Klasse
vorwiegend auf die Leitung der Gesellschaft beschraumlnkten89 Dies fuumlhrte dazu dass sich die
MawAacutelIacute auch als Erziehungspersonal der herrschenden Eliten ndash insbesondere waumlhrend der
zweiten Haumllfte der umayyadischen Epoche ndash einen Namen machten90 So uumlbernahm der maulAacute
MaimUacuten bin MihrAacuten (gest 116-117) beispielsweise die Lehrerschaft des Sohnes des Kalifen
thornUmar ibn thornAbd al-thornAzIacutez (reg 99-101) waumlhrend thornAbd al-WAacutefrac12id ibn Qais den Sohn des thornAbd
al-Malik ibn MarwAacuten (reg 65-86) als Lehrer unterwies 91
II2b3 AbstammungII2b3 AbstammungII2b3 AbstammungII2b3 Abstammung
Die gesellschaftliche Eingliederung der MawAacutelIacute durch die walAacuteyuml bedeutete keinesfalls eine
Gleichstellung mit den Arabern was vor allem in dem ausgepraumlgten arabischen Bewusstsein
der eigenen edlen Abstammung begruumlndet war bdquoDas reine arabische Blutldquo war ein
entscheidender Faktor bei der sozialen Differenzierung Al-sup1Aacutefrac12iatilde schildert dies anschaulich
in einer Erzaumlhlung
bdquoAbUacute Bakr EacuteaibAacutenIacute sagte Ich war mit meinem Cousin von den BanIacute EacuteaibAacuten in Gefangenschaft Mit uns waren unsere MawAacutelIacute in der Hand der TatradeAacuteliba Diese durchtrennten die Haumllse meines Cousins und der MawAacutelIacute auf dem Boden Bei Gott auszliger dem es keinen anderen Gott gibt sah ich dass das arabische Blut sich vom Blut der MawAacutelIacute unterschied Sogar sah ich das Weiszlig der Erde zwischen den Blutstroumlmen (sie mischten sich nicht)lsquoldquo92
86 bdquothornIlordmldquo (plu thornulUacuteordm) bedeutet in der arabischen Sprache so viel wie ein brutaler Mann oder ein Mann der nicht-arabischen Unglaumlubigen Ibn ManatildeUacuter LisAacuten al-thornarab Bd II S 326 87 Al-Mubarrad al-KAacutemil Bd II S 362 f 88 Von Kremer A Culturgeschichtliche Streifzuumlge Calcutta 1929 S 16 89 Als ein arabisches Kind beispielsweise das Buch des beruumlhmten Grammatikers SIacutebawaih studierte sagte ihm ein QuraiEcircIacutet bdquoPfui uumlber euch das ist die Wissenschaft der Schullehrer und der Stolz der Bettlerldquo Goldziher Muhammedanische Studien Bd I S 110 90 Ibn frac14abIacuteb Mufrac12ammad KitAacuteb al-mufrac12abbar ed Lichtenstadter L Beirut 1980 S 475 ff 91 Ebd S 476 ff 92 Al-sup1Aacutefrac12iatilde al-BayAacuten Bd III S 60 f
25
Deutlich wird die Abgrenzung der Araber auch in Benennungen die auf eine bdquoUumlberlegenheitldquo
der Araber sowohl im Hinblick auf religioumlse Abstammung als auch Volkszugehoumlrigkeit
hinweisen So existierten fuumlr Neumuslime Begriffe wie bdquothornilordm (plu thornulUacuteordm)ldquo und bdquoafrac12mar (plu
frac12amrAacuteyuml)ldquo Das arabische thornilordm bedeutet wie bereits erwaumlhnt soviel wie bdquoein zutiefst
unglaumlubiger nicht-arabischer Mannldquo oder allgemeiner bdquoein unglaumlubiger Mannldquo93 Ebenso
wurde fuumlr die MawAacutelIacute im Allgemeinen der Ausdruck bdquofrac12amrAacuteyumlldquo gebraucht im Sinne von
bdquohellfarbigldquo (woumlrtlich bdquorotfarbigldquo) Diese Benennung ruumlhrte angeblich daher dass MawAacutelIacute im
Vergleich zu den dunkelhaumlutigen Arabern eine hellere Hautfarbe besaszligen94
Bezuumlglich der Stellung der MawAacutelIacute in der umayyadischen Gesellschaft und ihrer Benach-
teiligung liefern Ibn thornAbdarabbahs Darstellungen im bdquoKitAacuteb al-thorniqd al-farIacutedldquo ein klareres
Bild
bdquoWenn eine Leiche vor NAacutefithorn ibn sup1ubair getragen wurde fragte er Wer ist daslsquo Wenn man ihm antwortete Ein QuraiEcircIacutetlsquo so sagte er Welch ein Jammer fuumlr seinen Stammlsquo Wenn man sagte Ein Araberlsquo sagte er Welch ein Jammer fuumlr sein Volklsquo wenn man aber sagte Ein maulAacutelsquo gab er zu bedenken Er ist Hab und Gut Gottes Dieser nimmt was er will und laumlsst was er willlsquo Die Araber sagten Das Gebet wird nur durch einen Esel einen Hund oder einen maulAacute unterbrochenlsquo Die MawAacutelIacute wurden nicht mit der kunya95 genannt sondern nur mit ihren Eigennamen und Beinamen Die Araber gingen nicht mit MawAacutelIacute in einer Reihe Wenn die Araber einen maulAacute aufgrund seines Alters seiner Tugend oder seines Wissens schaumltzten lieszligen sie ihn an der Seite des Tisches sitzen damit es dem Betrachter nicht verborgen bliebe dass er kein Araber sei Wenn ein arabischer Mann anwesend gewesen waumlre haumltten sie (d h die arabische Trauergemeinde) niemals einen maulAacute gerufen um fuumlr den Leichnam zu beten (hellip)ldquo96
Fuumlr das Uumlberlegenheitsgefuumlhl der Araber den MawAacutelIacute gegenuumlber ist weiterhin folgende Schil-
derung bezeichnend
bdquoBis zur Herrschaft der Abbasiden war es bei den Arabern Brauch dass wenn ein Araber auf dem Bazar etwas kaufte und es trug und einen maulAacute sah er es diesem zu tragen gab Der maulAacute tat dies ohne Weigerung (hellip) Sah ein Araber einen reitenden maulAacute und wuumlnschte diesen vom Pferd absteigen zu lassen leistete der maulAacute Folge (hellip) Die Araber nannten einen maulAacute nie karIacutem (freigebig) oder frac12asIacuteb (edel und geachtet)ldquo97
Die Stammeszugehoumlrigkeit war fuumlr die Araber offensichtlich von solch immenser Bedeutung
dass selbst die durch eine Affiliation initiierte Zugehoumlrigkeit der MawAacutelIacute zur islamischen
Glaubensgemeinschaft diese nicht vor der Geringschaumltzung bewahren konnte Al-IEgravefahAacutenIacute
schreibt uumlber die Verbannung der nabataumlischen MawAacutelIacute aus dem Irak durch al-frac14aordmordmAacuteordm ibn
YUacutesuf aYacute-OtildeaqafIacute den man aus historischen Quellen als den gestrengen Statthalter KUacutefas (auch
den Arabern gegenuumlber) kennt wie folgt
93 Ibn ManatildeUacuter LisAacuten al-thornarab Bd II S 326 Vgl QaddUacutera aEcirc-EacuteuthornUacutebiyya S 51 94 Ebd Bd IV S 209 95 Im arabischen Raum druumlckt die Anrede einer Person mit der kunya (AbUacute ʼl-frac14asan Umm Sathornd) Respekt aus 96 Ibn thornAbdarabbah al-thornIqd Bd III S 413 Vgl AYacute-OtildeathornAacutelibIacute thornAbd al-Malik Der vertraute Gefaumlhrte des Einsamen ed Fluumlgel G Wien 1829 S 264 Al-IEgravefahAacutenIacute al-frac14usain Mufrac12AacuteplusmnarAacutet al-udabAacuteyuml wa mufrac12AacutewarAacutet aEcirc-EcircuthornarAacuteyuml wa rsquol-bulatradeAacuteyuml Bd I ed MurAacuted R Beirut 2006 S 729 97 Al-IEgravefahAacutenIacute Mufrac12AacuteplusmnarAacutet Bd I S 728 f
26
bdquoAls al-frac14aordmordmAacuteordm nach WAacutesiOcirc kam verbannte er die Nabataumler Er schrieb seinem Statthalter in BaEgravera al-frac14akam ibn AyyUacuteb wie folgt Wenn du meinen Brief erhaumlltst verbanne diejenigen Nabataumler die bei dir sind denn sie sind Verderber der Religion und der Weltlsquo Er schrieb ihm zuruumlck Ich verbannte die Nabataumler auszliger denjenigen die den Koran lesen und sich mit der Religion beschaumlftigenlsquo Al-frac14aordmordmAacuteordm schrieb ihm zuruumlck Wenn du meinen Brief gelesen hast lass die Mediziner zu dir kommen und lege dich vor sie damit sie deine Adern untersuchen Wenn sie eine nabataumlische Ader bei dir gefunden haben lass sie sie wegschneidenlsquoldquo98
Al-Mubarrad schildert eine Szene in dem sup1arIacuter ibn thornAtiyya zu einer Gruppe von BanIacute rsquol-
thornAnbar kam Diese brachten ihm keine Gastfreundschaft entgegen und er musste von ihnen
alle Dinge kaufen die er brauchte Als er die Versammlung verlieszlig dichtete er folgende
zornige auf die MawAacutelIacute abzielende Verse
bdquoOh Stamm MAacutelik ibn OacutearIacutef Euer Verkauf an einen Gast verdirbt die Religion und das Edelsein Sie sagten mir Wir verkaufen dir (das Essen)lsquo Ich sagte ihnen Verkauft die MawAacutelIacute und schaumlmt euch vor den Arabernlsquoldquo99
Al-sup1Aacutefrac12iatilde berichtet im bdquoKitAacuteb al-mawAacutelIacute wa rsquol-thornarabldquo von al-frac14aordmordmAacuteordms Tyrannei gegen die
MawAacutelIacute nach dem Aufstand des Ibn AEcircthornaYacute Als al-frac14aordmordmAacuteordm diesen besiegt hatte lieszlig er die
MawAacutelIacute verhaften die Ibn AEcircthornaYacute begleitet hatten und befahl den Namen ihrer Doumlrfer mit
Brandeisen in ihre Haumlnde zu brennen und sie in ihre Doumlrfer zuruumlck zu schicken Ein Mann aus
dem Stamm der BanIacute thornIordml war dafuumlr zustaumlndig Dieses Ereignis wurde den Arabern spaumlter zu
einem Motiv der Verachtung Ein arabischer Dichter richtete an einen maulAacute folgende Worte
bdquoDu bist derjenige dessen Hand al-thornIordmlIacute brandmarkte Dein Fuumlhrer fluumlchtete vom Schlachtfeld und suchte Zuflucht bei al-frac14akamldquo100
Eine weitere Kommentierung dieses Ereignises findet sich in einer arabischen Dichtung
welche die Bewohner KUacutefas mit Blick auf NUacutefrac12 ibn DarrAacuteordm den nicht-arabischen Richter der
Stadt direkt anspricht
bdquoDer Tag des Juumlngsten Gerichtes wie ich annehme hat sich genaumlhert wenn euer Richter NUacutefrac12 ibn DarrAacuteordm ist Wenn al-frac14aordmordmAacuteordm lebendig waumlre wuumlrde seiner (NUacutefrac12s) Hand das Brandeisen nicht erspart bleibenldquo101
II2b4 EheschlieszligungII2b4 EheschlieszligungII2b4 EheschlieszligungII2b4 Eheschlieszligung
Die Araber lehnten Eheschlieszligungen mit den MawAacutelIacute ab102 Schon unter den Arabern der
praumlislamischen Epoche galt die Ebenbuumlrtigkeit (kafAacuteyumla) als Grundvoraussetzung einer
Vermaumlhlung Die Kriterien zur Ebenbuumlrtigkeit bildeten vor allem die Abstammung (nasab)
und der Status der Personen (Freier oder Sklave) sowie Beruf und wirtschaftliche Lage Diese
98 Ebd Bd I S 736 Vgl AYacute-OtildeathornAacutelibIacute Der vertraute Gefaumlhrte S 274 99 Al-Mubarrad al-KAacutemil Bd II S 335 ff 100 Ibn thornAbdarabbah al-thornIqd Bd III S 414 101 Ebd Bd III S 417 Vgl Al-Mubarrad al-KAacutemil Bd II S 363 102 Juda MawAacutelIacute S 179
27
Voraussetzungen machten die Araber den MawAacutelIacute gegenuumlber durchaus deutlich Sie waren der
Uumlberzeugung dass ihnen die MawAacutelIacute insbesondere in der Frage der Abstammung nicht
gleichgestellt seien und lehnten deshalb eine Verschwaumlgerung mit ihnen ab103
bdquoIch houmlrte wie ein Beduine zu einem anderen sagte Meinst du dass die AthornAacuteordmim unsere Frauen im Paradies heiraten werdenlsquo Da erwiderte der andere Das ist schon moumlglich (als Belohnung) fuumlr fromme Tatenlsquo Da sprach ersterer Bei Gott zuvor muss man uns erst einmal unterwerfenlsquoldquo104
Entgegen der vorherrschenden Einstellung kam es durchaus zu Eheschlieszligungen zwischen
Arabern und MawAacutelIacute Durch eine solche Heirat konnte ein maulAacute unter Umstaumlnden seinen
sozialen Status erhoumlhen was auf Widerstand der Araber stieszlig105 AbUacute rsquol-Faraordm al-IEgravefahAacutenIacute
schildert die Vermaumlhlung zwischen einem maulAacute und einer Frau aus dem Stamm der BanIacute
SalIacutem Der Dichter Mufrac12ammad ibn BaEcircIacuter begab sich daraufhin nach Medina und beschwerte
sich bei dem Statthalter IbrAacutehIacutem ibn HiEcircAacutem ibn IsmAacutethornIacutel uumlber die Eheschlieszligung zwischen dem
maulAacute und der Araberin Der Statthalter entsandte jemanden um die beiden scheiden zu
lassen und befahl 200 Peitschenhiebe fuumlr den maulAacute sowie die Rasur seiner Haare106 Diese
Geschichte steht im Widerspruch zur Vermaumlhlung zwischen Zainab bint sup1afrac12Ecirc der Cousine
des Propheten Mufrac12ammad und Zaid ibn frac14AacuteriYacutea einem befreiten Sklaven des Propheten107
Der Widerstand gegen solche Ehen ging jedoch auch von Seiten der MawAacutelIacute aus wie al-
WAacuteqidIacute berichtet
bdquoEin Araber hielt um die Hand der Tochter des thornAOcircAacuteyuml ibn YasAacuter an Da sagte ihm thornAOcircAacuteyuml Ich bin mir deiner Abstammung und deiner Stellung bewusst aber wir heiraten nur unseresgleichen (MawAacutelIacute) Du solltest (eine Frau) von deinem Stamme heiratenlsquoldquo108
Dies kann als deutliches Indiz fuumlr eine soziale Spaltung der umayyadischen Gesellschaft
betrachtet werden Im Allgemeinen war die Vermaumlhlung einer weiblichen maulAacute nur mit
Erlaubnis ihres arabischen Patrons moumlglich Das Einverstaumlndnis ihres Vaters oder Bruders
wurde nicht eingeholt Wenn eine maulAacute gegen den Willen ihres Patrons von ihrem Vater
oder Bruder verheiratet wurde konnte die Heirat vom Patron annulliert werden109
Die aus einer solchen Mischehe eines arabischen Mannes mit einer nicht-arabischen Frau
hervorgegangenen Nachkommen wurden als bdquoHuordmanAacuteyuml (sing haordmIacuten)ldquo110 bezeichnet und
103 Ebd S 178 f 104 Al-Mubarrad al-KAacutemil Bd IV S 294 Uumlbersetzung nach Juda MawAacutelIacute S 179 105 Juda MawAacutelIacute S 179 106 AmIacuten regufrac12Aacute rsquol-islAacutem Bd I S 26 107 Ibn Sathornd aOcirc-OacuteabaqAacutet Bd VIII S 71 108 Ebd Bd V S 129 Uumlbersetzung nach Juda MawAacutelIacute S 181 109 Ibn thornAbdarabbah al-thornIqd Bd III S 413 110 Gemaumlszlig Al-Mubarrad bezeichnet bdquohaordmIacutenldquo bei den Arabern jemanden dessen Vater ein Edler und dessen Mutter eine Niedere im Allgemeinen eine Sklavin ist Al-Mubarrad al-KAacutemil Bd II S 382 Laut al-IEgravefahAacutenIacute bezeichnet bdquohaordmIacutenldquo jemanden dessen Mutter nicht-arabischer Herkunft war ohne Unterschied ob sie frei oder eine Sklavin sein mochte Al-IEgravefahAacutenIacute Mufrac12AacuteplusmnarAacutet Bd I S 731
28
hatten einen noch niedrigeren Status als die MawAacutelIacute selbst Haumlufig wurden sie verachtet Ar-
RiyAacuteEcircIacute laumlsst dies in einem Gedicht deutlich werden
bdquoOh Gott vermehrten sich die Kinder der Sklaven unter uns Oh Gott lass mich ein Land betreten in dem ich keinen haordmIacuten seheldquo111
Die Verachtung der HuordmanAacuteyuml schildert Ibn thornAbdarabbah in einer Szene in der die Verlobung
des thornAbd al-Malik ibn MarwAacuten mit der unansehnlichen Tochter eines eifrigen Wuumlstenarabers
namens thornUqail ibn thornUlaffat al-MurrIacute beschrieben wird Letzterer sagte zu thornAbd al-Malik bdquoDu
hast mir haordmIacuten-Kinder erspartldquo112
Auch wurden HuordmanAacuteyuml mitunter in Erbschaftsangelegenheiten benachteiligt obwohl das
islamische Recht eine solche Praxis ablehnte Die Geschichte eines Wuumlstenarabers aus dem
Stamm der BanIacute rsquol-thornAnbar und dessen Gespraumlch uumlber die Erbschaftsgelegenheiten mit dem
Richter SawwAacuter bezeugt dies
bdquoEin Wuumlstenaraber vom Stamm der BanIacute rsquol-thornAnbar kam zum Richter SawwAacuter und sagte Mein Vater starb und hinterlieszlig mich und meinen Bruderlsquo dabei malte er zwei Striche Dann sagte er Und einen haordmIacutenlsquo malte einen dritten Strich und fragte Wie wird nun das Hab und Gut geteiltlsquo SawwAacuter erwiderte Gibt es einen weiteren Erbenlsquo und jener sagte Neinlsquo Der Richter verfuumlgte So wird das Hab und Gut zwischen euch Dreien geteiltlsquo Der Wuumlstenaraber sagte Ich glaube dass du mich nicht ganz verstanden hast Er hinterlieszlig mich und meinen Bruder und einen haordmIacuten Kann ein haordmIacuten denselben Anteil erhalten den ich und mein Bruder bekommenlsquo Der Richter antwortete Jalsquo Der Wuumlstenaraber verlieszlig zornig die Unterredung kam spaumlter aber zu SawwAacuter zuruumlck und sagte Bei Gott ich habe verstanden dass du aus diesem Grund nur wenige Sklaven in dieser Welt hastlsquo SawwAacuter antwortete Dies schadet mir bei Gott uumlberhaupt nichtlsquoldquo113
II2b5 Erbschaft und BlutgeldII2b5 Erbschaft und BlutgeldII2b5 Erbschaft und BlutgeldII2b5 Erbschaft und Blutgeld
Die juristischen Angelegenheiten der Erbschaft und des Blutgeldes sollen als weitere
Indikatoren fuumlr die untergeordnete soziale Stellung der MawAacutelIacute betrachtet werden Zwar laumlsst
sich laut Juda hieruumlber wegen der vielgestaltigen Verhaumlltnisse der MawAacutelIacute zu ihren
Schutzherren keine konkrete Regelung ableiten doch wird durch Einblicke in verschiedene
Quellen deutlich dass auch hier eine nach unterschiedlicher Herkunft differenzierte Praxis
uumlblich war So konnten die Araber in manchen Faumlllen von ihren MawAacutelIacute eine Erbschaft
zugesprochen bekommen waumlhrend umgekehrt ein maulAacute in der Praxis keinen Anspruch auf
das Erbe von seinem Herrn besaszlig114 Diese Rechtspraxis ist bezuumlglich des bdquomaulAacute rsquol-
thornitAacuteqaldquo115 zur Anwendung gekommen116 waumlhrend bezuumlglich des ldquomaulAacute rsquot-tibAacutethornaldquo117 eine
vollstaumlndige Trennung der Erbschaftsverhaumlltnisse vorgesehen war
111 Ebd Bd II S 382 112 Ibn thornAbdarabbah al-thornIqd Bd III S 415 113 Ebd Bd III S 417 Vgl Al-IEgravefahAacutenIacute Mufrac12AacuteplusmnarAacutet Bd I S 727 f 114 Juda MawAacutelIacute S 185 115 Diese waren Kriegsgefangene die in den islamischen Eroberungszuumlgen als Sklaven nach Arabien gebracht und danach freigelassen wurden Es gab mehrere Moumlglichkeiten der Freilassung eines Sklaven 1) Eine direkte
29
bdquoDer maulAacute rsquot-tibAacutethorna soll nicht erben und auch nicht vererbenldquo118
Auch in den Regelungen zum Blutgeld wurde zwischen bdquomaulAacute rsquol-thornitAacuteqaldquo und bdquomaulAacute rsquot-
tibAacutethornaldquo unterschieden So entrichteten und erhielten die Araber fuumlr ihre bdquomaulAacute rsquot-tibAacutethornaldquo
Blutgeld waumlhrend diese Verpflichtung bezuumlglich der bdquomaulAacute rsquol-thornitAacuteqaldquo nicht existierte119 Die
MawAacutelIacute hatten grundsaumltzlich eine passive Rolle in Fragen des Blutgeldes sie mussten fuumlr ihre
Herren weder Blutgeld entrichten noch konnten sie ein solches erhalten Die
Blutgeldverpflichtungen spiegeln deutlich das Abhaumlngigkeitsverhaumlltnis der MawAacutelIacute von den
Arabern wider Wegen des Klientschaftsverhaumlltnisses hatten die Herren Anspruumlche auf das
Land ihrer MawAacutelIacute Zudem wird berichtet dass die Zahlung von Blutgeld in der Praxis durch
die Araber haumlufig verweigert wurde120
Die Beteiligung der MawAacutelIacute an den Aufstaumlnden waumlhrend der umayyadischen Herrschaft
war ein Zeichen fuumlr die Benachteiligung der Neubekehrten und deren Unzufriedenheit mit den
sozialen Strukturen welche die umayyadische Aumlra kennzeichneten Schlieszliglich sind mehrere
Aufstaumlnde so der frac34awAacuteriordm des al-MuiquesttAacuter des Ibn al-AEcircthornaYacute des Zaid ibn thornAlIacute sowie dessen
Sohns Yafrac12yAacute und die subversive abbasidische Bewegung welche letztlich zum Niedergang
der arabischdominierten Herrschaft der Umayyaden fuumlhrte zu erwaumlhnen121 Die soziale
Benachteiligung der zum groszligen Teil aus Perser bestehenden122 MawAacutelIacute unter der Herrschaft
der Umayyaden ist die Wurzel jener Feinschaft zwischen Persern und Arabern die in der
Folge zur Entstehung der EacuteuthornUacutebiyya fuumlhrte123
Freilassung Der Herr hoffte durch die Freilassung eines Sklaven die Gnade Gottes zu erlangen Oder der Herr lieszlig einen Sklaven frei als Dank fuumlr die Loumlsung eines Problems 2) Eine weitere Moumlglichkeit der Befreiung aus der Sklaverei war dass der Sklave sich frei kaufte Bei dieser Methode schloszlig der Sklave mit seinem Herrn in Anwesenheit von Zeugen einen Vertrag ab 3) Schlieszliglich konnte der Herr in seinem Testament anordnen dass sein Sklave frei sein sollte Ebd S 64 ff 116 Ebd S 185 117 Unter bdquowalAacuteyuml ʼt-tibAacutethornaldquo versteht man eine Art Solidaritaumlt bzw Loyalitaumlt die zwischen zwei freien Personen besteht Eine Person war zumeist ein Araber die andere ein Konvertit Diese Art von walAacuteyuml ist auch unter dem Namen bdquowalAacuteyuml rsquol-islAacutemldquo bekannt Diese trat ein wenn der Konvertit sich durch die Initiative eines arabischen Muslims zum Islam bekannte Wenn der Neumuslim aber aus eigenem Antrieb zum Islam konvertiert war wurde er als bdquomaulAacute rsquot-tibAacutethornaldquo bezeichnet Ebd S 71 ff 118 Ebd S 186 119 Ebd S 186 f 120 Ebd S 186 ff 121 ZarrIacutenkUacuteb thornA Du qarn sukUacutet Teheran 1336 S 83 ff 122 Wellhausen J Das arabische Reich und sein Sturz Berlin 1902 S 174 123 Die Festellung eines praumlzisen zeitlichen Ausgangpunktes fuumlr die Spannung zwischen Persern und Arabern die in fruumlhabbasidischen Zeit ndash auftretend als EacuteuthornUacutebiyya ndash deutlich zu Tage traten gestaltet sich schwierig Ein zentrales Moment dieser Feindschaft scheint in der Erhebung eines Teiles der Araber gegen die Perser in der Schlacht bdquocopyUacute-qAacuterldquo (609611 n Chr) zu wurzeln Dieses Ereignis ist vor dem Hintergrund der Geschehnisse um den arabischen Vasallenstaat der LaiquestmIacuteden zu verstehen Wie bereits erwaumlhnt kam den LaiquestmIacuteden eine Pufferfunktion fuumlr das Sassanidische Reich gegenuumlber Roumlmern und arabischen Beduinen zu Grund der feindlichen Auseinandersetzung zwischen den Persern und arabischen Staumlmmen war die angebliche Weigerung des laiquestmIacutedischen Koumlnigs an-NuthornmAacuten ibn Munordfar (reg 582-609 n Chr) seine Tochter mit dem sassanidischen Koumlnig frac34usrau II zu verloben Nach der Bestrafung an-NuthornmAacuten ibn Munordfars durch den persischen Koumlnig uumlberfielen arabische Staumlmme die Grenzregion des Sassanidenreichs Al-YathornqUacutebIacute TAacuterIacuteiquest Bd I S 184 Der
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II3 Die abbassidische Herrschaft und die Zunahme von fremden ElementenII3 Die abbassidische Herrschaft und die Zunahme von fremden ElementenII3 Die abbassidische Herrschaft und die Zunahme von fremden ElementenII3 Die abbassidische Herrschaft und die Zunahme von fremden Elementen
Die Abbasiden (reg 132-656) Nachkommen des Prophetenonkels thornAbbAacutes bereiteten der
umayyadischen Dynastie im Jahre 132 schlieszliglich das Ende124 Sie verstanden es in
geschickter Weise sich in einer subversiven Bewegung namens bdquoHAacuteEcircimiyyaldquo die
verschiedenen Unmutsfaktoren religioumlser nationaler und sozialer Natur welche sich in der
Bevoumllkerung aufgebaut hatten nutzbar zu machen125 So lieszligen sie die Parole bdquoar-riplusmnAacute min Aacutel
Mufrac12ammadldquo (Einwilligung mit der Familie Mufrac12ammads) im islamischen Reich verbreiten
und dabei den Namen des Leiters (imAacutem) unerwaumlhnt126 Insbesondere haumltte nun das Kalifat
von der Familie des thornAlIacute ibn AbIacute OacuteAacutelib des vierten rechtgeleiteten Kalifen und
Schwiegersohn des Propheten Mufrac12ammad in Anspruch genommen werden koumlnnen127 Doch
die Abbasiden konnten diesen Gedanken nach ihrer Machtuumlbernahme nicht akzeptieren Aus
diesem Grunde lieszligen sie AbUacute Salama al-frac34allAacutel hinrichten Dieser war ein Oberhaupt der
HAacuteEcircimiyya-Bewegung und bekannt als bdquowazIacuter Aacutel Mufrac12ammadldquo (Wesir der Familie
Mufrac12ammads)128 Er bevorzugte als Kalifen jemanden aus der Familie des thornAlIacute ibn AbIacute
OacuteAacutelib129
Fuumlr den abbasidischen Sieg uumlber die Umayyaden war es entscheidend dass die hAacuteEcircimIacutetische
Bewegung in frac34urAacutesAacuten130 im Osten Persiens durch das Wirken des Propagandisten AbUacute
Ausgang dieser Schlacht veraumlnderte die Auffassung der Araber uumlber die Unbesiegbarkeit der Perser und staumlrkte ihr Selbstbewusstsein den Persern gegenuumlber In der arabischen Geschichtsschreibung gilt diese Schlacht als bdquoder Tag des ersten Sieges der Araber uumlber die Perserldquo Ebd Bd I S 185 Vgl Al-MasthornUacutedIacute MurUacuteordm Bd I S 278 Die Vorstellung einer arabischen bdquoUumlberlegenheitldquo welche waumlhrend der umayyadischen Herrschaft stark hervor- tritt ist fuumlr die praumlislamische Zeit nicht nachweisbar Goldziher kommt in seiner Untersuchung bdquoArab und thornAordmamldquo zu dem Schluss dass ein klar ausgepraumlgtes Bewusstsein der Araber von der untergeordnete Stellung anderer Voumllker nicht vor der islamischen Zeit zu belegen sei Es sei zumindest keine Aumluszligerung eines alten Dichters aus praumlislamischer Zeit (ordmAacutehiliyya) bekannt in welcher eine solche Anschauung zum Ausdruck komme Die politischen Machtverhaumlltnisse zwischen Arabern und benachbarten Reichen erlaubte es den Arabern waumlhrend dieser Epoche nicht anderen Voumllkern ein Gefuumlhl der Minderwertigkeit zu vermitteln Im Gegenteil fruumlhere Kontakte fuumlhrten wohl dazu dass sich die Araber diesen Voumllkern eher bdquounterlegenldquo fuumlhlten Goldziher Muhammedanische Studien Bd I S 102 Vgl AmIacuten regufrac12Aacute rsquol-islAacutem Bd I S 22 f 124 Lewis B bdquothornAbbAacutesidsldquo in EI2 Bd I S 15 125 Sharon Revolt S 29 Vgl Ende W und Steinbach U Der Islam in der Gegenwart Bonn 2005 S 55 126 Zaman M Q Religion and politics under the early thornAbbAacutesids Leiden (u a) 1997 S 33 f 127 Mottahedeh R bdquoThe thornAbbAacutesid caliphate in Iranrdquo in The Cambridge history of Iran Bd IV ed Frye R N Cambridge 1975 S 57-89 (hier S 58) 128 Al-YathornqUacutebIacute TAacuterIacuteiquest Bd II S 352 129 Nagel bdquoDas Kalifat der Abbasidenldquo in Die Geschichte der arabischen Welt S 110 130 Die Wahl von frac34urAacutesAacuten als Zentrum des Aufrufs war aus mehreren Gruumlnden getroffen worden frac34urAacutesAacuten lag entfernt von Damaskus dem Zentrum der Umayyaden So konnten die Umayyaden im Falle eines Widerstandes nicht schnell reagieren Hinzu kommt die Neigung der Bewohner von frac34urAacutesAacuten zum Schiismus Wie Wellhausen beschreibt war frac34urAacutesAacuten das Zentrum persischer Religion und persischen Glaubens und die Bewohner waren bereit fuumlr die Annahme des schiitischen Glaubens Abgesehen davon schickten die umayyadischen Statthalter wie ZiyAacuted ibn AbIacuteh (gest 53-54) und al-frac14aordmordmAacuteordm ibn YUacutesuf aYacute-OtildeaqafIacute (gest 95) die gefaumlhrlichen schiitischen Elemente von KUacutefa dem Zentrum des Schiismus nach frac34urAacutesAacuten um sie sowohl von KUacutefa fernzuhalten und ihre Neigung zum Schiismus zu mindern als auch von Syrien damit dessen Bewohner sich nicht dem Schiismus anschloumlssen Wellhausen Das arabische Reich S 311
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Muslim al-frac34urAacutesAacutenIacute131 groszlige Erfolge hatte Dieser herausragende Organisator nutzte die in
der Bevoumllkerung gewachsene Unzufriedenheit mit der Herrschaft der Umayyaden die
Zersplitterung und Feindschaft der arabischen Staumlmme untereinander und schlieszliglich die
Hoffnung der Familie thornAlIacutes auf das Kalifat fuumlr seine Sache um die Abbasiden im Jahre 132
letztendlich an die Macht zu bringen132
Die abbasidischen Revolution unter Fuumlhrung AbUacute Muslims richtete sich gegen die Dynastie
der Umayyaden und darf nicht als ein antiarabischer Aufstand verstanden werden da sich an
ihr sowohl arabischstaumlmmige Unzufriedene (z B Jemeniten und Personen aus Staumlmmen wie
RabIacutethorna TamIacutem und Bakr ibn WAacuteyumlil) als auch Nicht-Araber (z B Perser) beteiligten133
Vielmehr war dies eine Reaktion des oumlstlichen Teils des islamischen Reiches gegen den
westlichen (Umayyaden) Die Perser haben spaumlter davon profitiert indem sie mehrere
Jahrzehnte lang die abbasidische Politik und Kultur stark beeinflussten Mit dem Kalifat des
AbUacute rsquol-thornAbbAacutes as-SaffAacutefrac12 (reg 132-136) begann die abbasidische Dynastie die sich uumlber fuumlnf
Jahrhunderte an der Macht hielt134
II3a Der Einfluss von fremden ElementenII3a Der Einfluss von fremden ElementenII3a Der Einfluss von fremden ElementenII3a Der Einfluss von fremden Elementen
Der Uumlbergang des Kalifats von den Umayyaden zu den Abbasiden war viel mehr als ein
reiner Machtwechsel Er bewirkte tiefe und grundlegende Veraumlnderungen die alle politischen
und sozialen Bereiche der islamischen Gemeinschaft umfasste So scheut sich die moderne
Forschung nicht von einer Revolution zu sprechen135 Das Hauptkennzeichen der
abbasidischen Aumlra war die Uumlbernahme politischer und kultureller Elemente nicht-arabischer
Herkunft136 Zunaumlchst dominierte der persische Einfluss entsprechend der zentralen Rolle der
Perser bei der abbasidischen Revolution137 Den Unterschied zwischen der umayyadischen
und der abbasidischen Dynastie beschreibt al-sup1Aacutefrac12iatilde wie folgt
131 Seine Vorgeschichte liegt im Dunkeln Unter anderem wird er der arabischen Familie Mathornqal zugeschrieben Es wurde auch uumlberliefert dass er ein Klient aus dem Stamm der BanIacute MurAacuted war Man haumllt ihn auch fuumlr einen Klienten persischen Ursprungs im Dienste der BanUacute thornIordml in KUacutefa Hier nahm er mit der HAacuteEcircimiyya-Bewegung Kontakt auf Das Oberhaupt der abbasidischen Revolution IbrAacutehIacutem bin Mufrac12ammad schickte AbUacute Muslim im Jahre 128 mit der Mission der Leitung einer Aufstandsbewegung in die Provinz frac34urAacutesAacuten Moscati S bdquoAbUacute Muslimldquo in EI2 Bd I S 141 Vgl BahrAacutemiyAacuten thornA bdquoAbUacute Muslim frac34urAacutesAacutenIacuteldquo in DBI Bd VI S 226-244 (hier S 229 ff) 132 Ende und Steinbach Der Islam in der Gegenwart S 36 133 Lewis bdquothornAbbAacutesidsldquo in EI2 Bd I S 15 In der Armee unter Kontrolle AbUacute Muslims dienten mehr arabische Soldaten Mottahedeh bdquoThe thornAbbAacutesid caliphate in Iranldquo in The Cambridge history of Iran Bd IV S 59 f Vgl AgraveordfarnUacuteEcirc iexclAacuteliEcirc S 56 134 Bouvat L Les Barmeacutecides dapregraves les historiens arabes et persans Paris 1912 S 47 f 135 Nagel bdquoDas Kalifat der Abbasidenldquo in Die Geschichte der arabischen Welt S 107 Vgl Kennedy H The early Abbasid caliphate a political history London 1981 S 35 Spuler Die islamische Welt S 93 136 Goldziher Muhammedanische Studien Bd I S 151 Vgl Endreszlig G Einfuumlhrung in die islamische Geschichte Muumlnchen 1982 S 143 137 Ebd Bd I S 148 Vgl Lewis bdquothornAbbAacutesidsldquo in EI2 Bd I S 16
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bdquoDie Herrschaft der BanIacute thornAbbAacutes war thornaordmamIacute und iquesturAacutesAacutenIacute waumlhrend die der BanIacute MarwAacuten arabisch und beduinisch (athornrAacutebiyya) warldquo138
Spaumlter ab der Herrschaft des abbasidischen Kalifen al-MuthorntaEgraveim (reg 218-227) verdraumlngte
dann der tuumlrkische Einfluss den persischen139 So wurde aus einem arabischen Staat
(Umayyaden) ein islamisches Reich Der Islam veraumlnderte seine urspruumlngliche Form und
wurde erst unter den Abbasiden zu einer Universalreligion140 Das bedeutete nicht dass die
Araber am abbasidischen Hof vollkommen in den Hintergrund gedraumlngt wurden Sie verloren
jedoch ihre Exklusivitaumlt bei der Ausuumlbung der Macht Im Gegensatz zu den Umayyaden
legten die Abbasiden kaum Wert auf arabische Abstammung wichtig war hier die Gunst des
Herrschers141 Die Entstehung der EacuteuthornUacutebiyya war nicht in der umayyadischen Periode
sondern erst zu dieser Zeit moumlglich in der das tribalistische Element in den Hintergrund
getreten war und Nicht-Araber zunehmend hohe Positionen in Regierung und Verwaltung
bekleideten und in der Kulturszene Einfluss gewannen Es gibt reichlich Belege die
dokumentieren dass bdquorein arabisches Blutldquo kein ausschlaggebender Aspekt fuumlr den Verkehr
am abbasidischen Hof war Al-IEgravefahAacutenIacute schildert beispielsweise im bdquoal-AtradeAacutenIacuteldquo eine Szene
unter der Herrschaft des zweiten abbasidischen Kalifen al-ManEgraveUacuter (reg 136-158) Waumlhrend
die Araber vor dem Hof auf Einlass warteten gingen die Perser ein und aus und spotteten
uumlber sie142 Ferner uumlberliefert Ibn frac34allikAacuten eine Begebenheit die den Ruumlckzug arabischer
Werte am abbasidischen Hof belegt Als der beruumlhmte Dichter AbUacute TammAacutem (gest 231) den
abbasidischen Kalifen mit frac14Aacutetim aOcirc-OacuteAacuteyumlIacute und IyAacutes die den Stolz der Araber bildeten verglich
sprach der Wesir zu ihm
bdquoDu vergleichst den Herrscher der Glaumlubigen mit diesen arabischen Barbarenldquo143
Al-MayumlmUacuten (reg 198-218) der muumltterlicherseits persischer Abstammung war und den Sieg
uumlber seinen Bruder al-AmIacuten (reg 193-198) seinen persischen Verbuumlndeten verdankte144 legte
verstaumlndlicherweise keinen groszligen Wert auf arabische Abstammung Dies zeigt beispielhaft
eine Szene in der ein Araber ihm Vorwuumlrfe macht den Persern aus frac34urAacutesAacuten mehr
Aufmerksamkeit zu schenken als den Arabern in Syrien Al-MayumlmUacuten begruumlndete sein
Verhalten folgendermaszligen
138 Al-sup1Aacutefrac12iatilde al-BayAacuten Bd III S 366 139 Lewis bdquothornAbbAacutesidsldquo in EI2 Bd I S 16 140 Ende und Steinbach Der Islam in der Gegenwart S 35 141 Lewis bdquothornAbbAacutesidsldquo in EI2 Bd I S 16 142 Al-IEgravefahAacutenIacute thornAlIacute KitAacuteb al-atradeAacutenIacute Bd XX ed thornAbbAacutes I Beirut 2004 S 264 f 143 Ibn frac34allikAacuten WafayAacutet Bd II S 14 f Uumlbersetzung nach Goldziher Muhammedanische Studien Bd I S 148 144 RAacutewandIacute M TAacuterIacuteiquest-i iordmtimAacutethornIacute-yi IgraverAacuten Bd II Teheran 1354 S 138
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bdquoNie habe ich einen Qais-Araber vom Pferde absteigen lassen ohne dass er meinen ganzen Schatz bis auf den letzten Dirham aufgezehrt haumltte die Suumldaraber wiederum (Jemeniten) die liebe ich nicht und auch sie lieben mich nicht Die frac34uzAacutethorna-Araber wiederum erwarten die Ankunft des SufyAacutenIacute um sich ihm anzuschlieszligen Die RabIacutethorna-Araber sind Gott gram daruumlber dass er seinen Propheten aus dem Muplusmnar-Stamm erwaumlhlt hat und nicht findet man zwei unter ihnen ohne dass einer ein Aufruumlhrer waumlreldquo145
Goldziher fuumlhrt in seiner Studie die Entstehung der EacuteuthornUacutebiyya primaumlr auf politische Faktoren
zuruumlck Er weist auf die Sympathie der abbasidischen Kalifen fuumlr die fremden Elemente und
den Einfluss der persischen Wesire hin146 Forscher wie Gibb und Agius vertreten allerdings
die Ansicht dass Goldziher sich zu stark auf die politischen Aspekte fokussierte und die
Unterstuumltzung der abbasidischen Kalifen und Wesir voumlllig uumlberbetonte147 Gibb verneint ein
generelles Interesse und eine gesteigerte Sympathie der fruumlhabbasidischen Kalifen fuumlr die
persische Kultur Speziell erwaumlhnt er den zweiten Kalifen al-ManEgraveUacuter uumlber dessen Sympathie
fuumlr die persische Kultur nichts berichtet wurde wenn man davon absieht dass er sich fuumlr das
astronomische Wissen der Perser interessierte148 Daruumlber hinaus haumllt er die Buumlrokratie und
Administration der Abbasiden und ihr Interesse an Uumlbersetzungen fremder Schriften fuumlr
etwas das die Umayyadenzeit uumlberdauert hat Vielmehr sei laut Gibb der literarische Einfluss
der Sekretaumlre (kuttAacuteb) mit ihrer antiarabischen Haltung hier fuumlr die Entstehung der EacuteuthornUacutebiyya
entscheidend149
Dieser Argumentation ist entgegenzuhalten dass politisch-soziale Faktoren einerseits und
literarische Aktivitaumlten der Sekretaumlre anderseits sich keineswegs gegenseitig ausschlieszligen
Der Erfolg der Sekretaumlre (kuttAacuteb) ist ohne eine allgemeine politische Atmosphaumlre die sie
beguumlnstigte nicht denkbar Der literarischen Tradition zufolge uumlberlieszligen die abbasidischen
Kalifen im Gegensatz zu den Umayyaden den Nicht-Arabern hohe staatliche Aumlmter Dies
ereignete sich schon sehr fruumlh unter der Herrschaft des zweiten Kalifen al-ManEgraveUacuter (reg 136-
158) Daruumlber berichtet al-MasthornUacutedIacute wie folgt
bdquoDie erste Person die den MawAacutelIacute die Aumlmter uumlberlieszlig und diese uumlber die Araber stellte war al-ManEgraveUacuter Dies wurde von diesem Zeitpunkt an zu einer Tradition und allmaumlhlich verloren die Araber ihre Glorieldquo150
Eines der bedeutendsten Aumlmter welches die MawAacutelIacute und insbesondere die Perser in der
fruumlhabbasidischen Zeit der Bluumltezeit der EacuteuthornUacutebiyya bekleideten war das Wesiramt
145 AOcirc-OacuteabarIacute TAacuterIacuteiquest Bd VIII S 652 Uumlbersetzung nach Goldziher Muhammedanische Studien Bd I S 149 146 Goldziher Muhammedanische Studien Bd I S 148 ff 147 Gibb bdquoShuthornUacutebIacuteyaldquo in Studia Orientalia S 105 Vgl Agius The Shuthornubiyyardquo in IQ Bd XIV S 76 f 148 Ebd S 106 149 Ebd S 105 f 150 Al-MasthornUacutedIacute MurUacuteordm Bd III S 5 Aumlnliche Angaben bezuumlglich des Einflusses von Fremdelementen liefert der spaumltere Autor As-SuyUacuteOcircIacute (gest 911) Zunaumlchst sollen die MawAacutelIacute unter al-ManEgraveUacuter houmlhere Aumlmter bekleidet haben Dieses Phaumlnomen soll sich dann verbreitet haben bis die Araber ihre privilegierte Stellung verloren As-SuyUacuteOcircIacute thornAbd ar-Rafrac12mAacuten TAacuterIacuteiquest al-iquestulafAacuteyuml ed thornAbd al-frac14amIacuted M M Kairo 1959 S 269 f
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II3b Das Wesirat und der Einfluss persischstaumlmmiger WesireII3b Das Wesirat und der Einfluss persischstaumlmmiger WesireII3b Das Wesirat und der Einfluss persischstaumlmmiger WesireII3b Das Wesirat und der Einfluss persischstaumlmmiger Wesire
Zur Zeit der Herrschaft der Umayyaden existierte wie die arabischen Schriften belegen
keine Institution mit der Bezeichnung bdquowizAacuteraldquo sondern jeder Kalif verfuumlgte uumlber einen Kreis
von Vertrauten von denen er sich beraten lieszlig151 Zu Beginn der abbasidischen Herrschaft
vor dem Kalifen al-MahdIacute (reg 158-169) findet man in den arabischen Quellen Personen wie
AbUacute Salama al-frac34allAacutel und frac34Aacutelid ibn Barmak die zwar als wazIacuter152 bezeichnet werden153
tatsaumlchlich aber eher als Berater und Sekretaumlre fungierten und weniger als
Administrationsleiter154 Erst beginnend mit dem Kalifen al-MahdIacute wurde das Amt des
Wesirs das einflussreichste und maumlchtigste das direkt unter dem Kalifen stand Die Position
des Wesirs bildete jetzt die Spitze der gesamten Administration und des Militaumlrs155 Der
abbasidische Wesir hatte viele Zuumlge des spaumltsassanidischen bdquowuzurg-framadAacuterldquo der den
obersten Staatsminister bezeichnete156 Im Allgemeinen galt die sassanidische Verwaltungsndash
praxis als Vorbild fuumlr die Grundstruktur des abbasidischen Administrationsapparates157
Uumlber die beiden Arten von Wesiren ihre Qualitaumlten Aufgaben und ihren
Machtrahmen liefert der EcircAacutefithornIacutetische Jurist al-MAacutewardIacute (gest 450) in seinem Werk bdquoal-Afrac12kAacutem
as-sulOcircAacuteniyyardquo Auskuumlnfte Dieses Buch verfasste er wahrscheinlich fuumlr den Kalifen al-QAacutedir-
billAacuteh (reg 381-422) oder seinen Nachfolger al-QAacuteyumlim-billAacuteh (reg 422-467)158 Laut al-
MAacutewardIacute existierten zu jener Zeit zwei Arten von Wesiren
1) Der Wesir bdquotafwIacuteplusmnldquo bzw Groszligwesir der uumlber Qualifikation auf dem Gebiet des Militaumlrs
(saif) und der Wissenschaft (qalam) verfuumlgen sollte uumlbte faktisch die volle Herrschergewalt
aus war lediglich gehalten dem Kalifen von allen seinen Entscheidungen zu berichten Der
Groszligwesir galt so als Inhaber umfassender ziviler und militaumlrischer Macht seine Befugnisse
151 Ibn aOcirc-OacuteaqOcircaqAacute al-FaiquestrIacute S 153 Vgl NaiquestordmuwAacutenIacute HindUacuteEcircAacuteh TaordmAacuterib as-salaf dar tawAacuterIacuteiquest-i iquestulafAacute wa wuzarAacuteyuml-i IacuteEcircAacuten ed IqbAacutel thornA Teheran 1313 S 96 Spuler Iran in fruumlhislamischer Zeit S 230 Ibn frac34aldUacuten thornAbd ar-Rafrac12mAacuten Muqaddima Ibn frac34aldUacuten Beirut 1989 S 238 f 152 Der Ursprung des Begriffes bdquowazIacuterldquo ist in der modernen Forschung umstritten Einige Wissenschaftler wie Babinger vertreten die Ansicht dass sowohl der Begriff als auch die Institution auf einen persischen Ursprung aus der Zeit der Sassaniden zuruumlckzufuumlhren sind Sie behaupten dass der Begriff bdquowazIacuterldquo von dem mittelpersischen Wort bdquowizIacuterldquo mit der Bedeutung bdquoEntscheidung Urteilldquo abgeleitet sei Goitein S D Studies in islamic history and institutions Leiden 1966 S 168 ff Andere z B Goitein AmIacuten ZamAacuten und Spuler beharren auf dem arabischem Ursprung des Begriffes bdquowazIacuterldquo Dieser leite sich von dem Wurzel bdquow-z-rldquo ab die so viel wie bdquojemandem helfenldquo bedeutet Goitein Studies S 170 Vgl AmIacuten regufrac12Aacute rsquol-islAacutem Bd I S 117 Zaman M Q bdquoWazIacuterldquo in EI2 Bd XI S 185 Spuler B Gesammelte Aufsaumltze Leiden 1980 S 282 Im Koran kommt dieser Begriff auch vor (2535) wo HAacuterUacuten der Bruder von Mose als sein bdquowazIacuterldquo bezeichnet wird was so viel wie bdquoHelferldquo bedeutet Zaman bdquoWazIacuterldquo in EI2 Bd XI S 185 153 Ibn aOcirc-OacuteaqOcircaqAacute al-FaiquestrIacute S 156 154 Goitein Studies S 175 155 Zaman bdquoWazIacuterldquo in EI2 Bd XI S 187 Vgl Barthold W und Sourdel D bdquoal-BarAacutemikaldquo in EI2 Bd I S 1033 Spuler Iran in fruumlhislamischer Zeit S 235 Von Kremer A Kulturgeschichte des Orients unter den Chalifen Bd I Wien 1966 S 186 156 Spuler Aufsaumltze S 282 Vgl AmIacuten regufrac12Aacute rsquol-islAacutem Bd I S 118 157 Ebd S 282 158 Lambton A K S State and government in medieval islam Oxford 1981 S 83
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und Aufgaben aumlhnelten denen des Kalifen selbst Ausgenommen waren davon Personalndash
entscheidungen Der Wesir konnte den Kalifen nicht absetzen Auszligerdem durfte er seinen
eigenen Nachfolger nicht bestimmen oder einen vom Kalifen berufenen Funktionaumlr entfernen
2) Der Wesir bdquotanfIacuteordfldquo verfuumlgte nach al-MAacutewardIacute lediglich uumlber einen begrenzten Macht-und
Aufgabenbereich Er war ausschlieszliglich fuumlr die Durchsetzung (Implementierung) der Politik
des Kalifen zustaumlndig Daher konnten auch die Anforderungen an das Amt des Wesirs
bdquotanfIacuteordfldquo geringer sein Dieser stand in unmittelbarem Kontakt mit dem Kalifen Alle Erlasse
des Kalifen gingen durch seine Hand und erhielten erst durch sein Siegel bzw seine
Unterschrift ihre amtliche Ausfertigung und Beglaubigung159
Es war nicht nur so dass das Amt des Wesirs nach dem Muster der Sassaniden aufgebaut war
sondern die Wesire selbst waren in fruumlhabbasidischer Zeit meistens Perser160 Diese stellten
als ihre untergebenen Beamten persischstaumlmmige Sekretaumlre (kuttAacuteb) ein die zum
uumlberwiegenden Teil EcircuthornUacutebIacutetische Ansichten vertraten Die Sekretaumlre fuumlhrten die Tradition
ihrer Vorfahren in der Verwaltung fort Sie kannten sich sowohl mit der arabischen als auch
perischen Kultur und Tradition detailliert aus Die Verbreitung letzterer in der islamischen
Gesellschaft foumlrderten sie mit groszligem Eifer161 In gleicher Richtung indem er seine kuttAacuteb
und allgemein die Einfuumlhrung fremdkultureller Elemente unterstuumltzte wirkte der Wesir selbst
und zwar nicht nur im politischen Bereich sondern im gesamten kulturellen und
intellektuellen Leben162 Prominente Beispiele fuumlr die Rolle des Wesirs im politischen und
kulturellen Bereich lieferten die persischstaumlmmigen Familien der Barmakiden und Sahls
II3b1 Die Familie der BarmakidenII3b1 Die Familie der BarmakidenII3b1 Die Familie der BarmakidenII3b1 Die Familie der Barmakiden
Yafrac12yAacute ibn frac34Aacutelid al-BarmakIacute (gest 190) gilt zu Recht als beruumlhmtester und maumlchtigster Wesir
der gesamten abbasidischen Herrschaftsperiode Er und seine beiden Soumlhne al-Faplusmnl (gest 193)
und sup1athornfar (gest 187) spielten unter der Regierung des Kalifen ar-RaEcircIacuted (reg 170-193) uumlber
siebzehn Jahre eine zentrale Rolle in Politik und Kultur163
Die Barmakiden waren persischer Herkunft und entstammten einer angesehenen adligen
Familie aus Baliquest164 Der Name der Barmakiden leitet sich vom Begriff bdquobarmakldquo ab dessen
Etymologie auf das Sanskrit-Wort bdquopramukhaldquo zuruumlck geht und so viel wie bdquoChef Weiser
159 Al-MAacutewardIacute thornAlIacute al-Afrac12kAacutem as-sulOcircAacuteniyya ed RubAacuteb S M Beirut 2003 S 33 ff 160 AmIacuten regufrac12Aacute rsquol-islAacutem Bd I S 117 Vgl Spuler Aufsaumltze S 282 Goldziher Muhammedanische Studien Bd I S 148 161 Ebd Bd I S 120 Vgl Bouvat Les Barmeacutecides S 47 162 Zaman bdquoWazIacuterldquo in EI2 Bd XI S 187 163 Ebd Bd XI S 187 164 Ibn FaqIacuteh Afrac12mad MuiquesttaEgravear kitAacuteb al-buldAacuten ed De Goeje M J Leiden 1885 S 322
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verehrungswuumlrdigldquo bedeutet165 Dieser Begriff wurde speziell fuumlr Oberpriester des
buddhistischen Tempels bdquoNaubahAacuterldquo in Baliquest gebraucht166 Uumlber diesen buddhistischen
Tempel berichtete der Chinese Hiuan Tsang der ihn auf seiner Pilgerfahrt im siebten
Jahrhundert n Chr besichtigte167 Fruumlhere arabische Schriften wie bdquoAiquestbAacuter al-BarAacutemikaldquo
bestaumltigen dass bdquoNaubahAacuterldquo tatsaumlchlich ein buddhistischer Tempel war vor dem die
Herrscher aus Persien Indien China KAacutebul ZAacutebulistAacuten und Transoxanien Ehrfurcht hatten
und den sie verehrten Das Amt bdquobarmakldquo war laut Ibn al-Azraq erblich und wurde vom
Vater auf den Sohn uumlbertragen168 Einige spaumltere Schriften berichten aber dass bdquoNaubahAacuterldquo
ein zoroastrischer Feuertempel war169 Die Forscher Berthold Sourdel und SaordmordmAacutedIacute vertreten
die Ansicht dass der Grund fuumlr diesen Bericht die zur Zeit der Barmakiden entstandene
Tradition war nach der diese angeblich Nachkommen sassanidischer Minister waren die
zahlreiche Werke uumlber Herrschaftstechniken und wizAacutera verfassten170
Der Eintritt der Barmakiden in die islamische Geschichte wird in der Uumlberlieferung ebenfalls
kontrovers diskutiert Laut Ibn al-Azraq wurde Baliquest unter dem dritten rechtgeleiteten Kalifen
thornUYacutemAacuten ibn thornAffAacuten (reg 23-35) erobert Barmak Urgroszligvater von frac34Aacutelid al-BarmakIacute und
Oberpriester des Tempels bdquoNaubahAacuterldquo begab sich mit Geschenken nach Medina und
konvertierte zum Islam thornUYacuteman gab ihm den arabischen Namen thornAbdallAacuteh Nach der
Ruumlckkehr Barmaks (thornAbdallAacutehs) in seine Heimatstadt wurde er von den Bewohnern dieser
Stadt vertrieben Sie machten seinen Sohn an seiner Stelle zum Oberpriester der sich spaumlter
ebenso zum Islam bekannte TuriquestAacuten Herrscher von TurkistAacuten bedrohte letzteren und befahl
ihm sich zur Religion seiner Vorfahren zu bekennen Als dieser das ablehnte lieszlig TuriquestAacuten ihn
toumlten Lediglich sein kleiner Sohn uumlberlebte diesen Angriff dadurch dass seine Mutter ihn auf
ihrer Flucht nach KaEcircmIacuter mitnahm Hier genoss er eine ausgezeichnete Erziehung Er lernte
unter anderem Medizin Astronomie und Mathematik Nach einiger Zeit forderten die
Bewohner Baliquests ihn zur Ruumlckkehr auf und gaben ihm das Amt seines Vaters zuruumlck Er nahm
165 Barthold und Sourdel bdquoal-BarAacutemikaldquo in EI2 Bd I S 1033 166 Ibn FaqIacuteh MuiquesttaEgravear S 322 167 Nach diesem Bericht existierten in Baliquest 100 Tempel und 3000 Anhaumlnger des Buddhismus Unter allen Tempeln galt bdquoNaubahAacuterldquo im Suumldosten der Stadt Baliquest als der bedeutendste und vermoumlgendste Im Saal dieses Tempels stand eine Buddha-Statue dort fanden die religioumlsen Zeremonien statt Bouvat Les Barmeacutecides S 28 168 SaordmordmAacutedIacute AElig TAacuterIacuteiquest-i BarmakiyAacuten Teheran 1385 S 29 37 Vgl Ibn FaqIacuteh MuiquesttaEgravear S 322 169 Al-MasthornUacutedIacute MurUacuteordm Bd III S 395 Vgl Ibn frac34allikAacuten WafayAacutet Bd VI S 219 DaqIacuteqIacute Mufrac12ammad DaqIacuteqIacute wa aEcircthornAacuter-i Uacute ed DabIacutersiyAacuteqIacute M Teheran 1347 S 26 NiatildeAacutem al-Mulk frac14asan SiyAacutesat-nAacutema ed EacuteuthornAacuter sup1 Teheran 1348 S 269 170 Berthold und Sourdel bdquoal-BarAacutemikaldquo in EI2 Bd I S 1033 Vgl SaordmordmAacutedIacute BarmakiyAacuten S 39 Bouvat Les Barmeacutecides S 31 AOcirc-OacuteabarIacute berichtet dass der sassanidische Koumlnig QubAacuted II (reg 628-628 n Chr) das Amt des Wesirs dem Barmak (FIacuterUacutez) Ahn der Barmakiden uumlberlieszlig AOcirc-OacuteabarIacute TAacuterIacuteiquest Bd II S 229 BalthornamIacute schreibt aber dass Barmak ibn FIacuterUacutez das Amt des Wesirs unter QubAacuted II uumlbernahm BalthornamIacute Mufrac12ammad TAacuterIacuteiquest-i BalthornamIacute Bd II ed BahAacuter M Teheran 1353 S 1185 NiatildeAacutem al-Mulk verraumlt dass die Vorfahren der Barmakiden ab der Herrschaft von ArdaEcircIacuter (224-243 n Chr) alle Wesire waren und sich mit diesem Amt und Herrschaftstradition auskannten NiatildeAacutem al-Mulk SiyAacutesat-nAacutema S 269
37
die Tochter des Herrschers der iexclatradeAacutenIacuteden zur Frau von der er drei Soumlhne al-frac14asan frac34Aacutelid
und thornAmr bekam Von einer weiteren Frau die aus Baliquest stammte bekam er einen Sohn
namens SulaimAacuten171 frac34Aacutelids Vater (Barmak) wandte sich am Ende seines Lebens von der
Religion seiner Vorfahren ab und begab sich im Jahre 186 unter der Herrschaft thornAbd al-
Malik ibn MarwAacutens (reg 65-86) zum umayyadischen Hof172 Einer anderen Tradition zufolge
begab sich Barmak (namens sup1athornfar) unter thornAbd al-Malik ibn MarwAacuten von Baliquest nach
Damaskus und trat zu umayyadischen Houmlflingen in Beziehung wobei ihm sein groszliges
Vermoumlgen nuumltzte Diese ermunterten den Kalifen diesen vermoumlgenden Auslaumlnder an seinem
Hof aufzunehmen173 AOcirc-OacuteabarIacute andererseits schildert bei den Ereignissen des Jahres 85 die
Wiedereinnahme der Stadt Baliquest durch die Araber In jenem Jahr hatten sich naumlmlich die
Bewohner der Stadt Baliquest gegen die Araber erhoben Qutaiba ibn Muslim wurde beauftragt
diesen Aufruhr niederzuschlagen Waumlhrend dieser Auseinandersetzung wurde die Ehefrau des
Barmak gefangen genommen Qutaibas Bruder thornAbdallAacuteh zeugte mit ihr dabei den Sohn
frac34Aacutelid Spaumlter als frac34Aacutelid ibn Barmak als einfluszligreicher Mann unter dem abbasidischen Kalifen
al-MahdIacute nach ar-Rayy kam beharrten die Soumlhne des thornAbdallAacuteh ibn Muslim darauf mit ihm
verwandt zu sein174 Wie Bouvat schildert wurde diese Geschichte von den Soumlhnen des
thornAbdallAacuteh ibn Muslim erfunden um sie zum eigenen Vorteil zu nutzen175 Ibn frac34allikAacuten der
seinen eigenen Ursprung auf die Barmakiden zuruumlckfuumlhrt schildert dagegen dass er nicht
sicher sei ob Barmak uumlberhaupt jemals zum Islam konvertierte oder nicht176
II3b1a Politisches Engagement der BarmakidenII3b1a Politisches Engagement der BarmakidenII3b1a Politisches Engagement der BarmakidenII3b1a Politisches Engagement der Barmakiden
Das politische Engagement der Barmakiden in der islamischen Geschichte beginnt mit der
Person des frac34Aacutelid ibn Barmak (gest 163) Obwohl dieser am umayyadischen Hof hohes
Ansehen genoss schloss er sich waumlhrend der hAacuteEcircimIacutetischen Bewegung den Abbasiden an und
engagierte sich politisch fuumlr sie177 frac34Aacutelid folgte Qafrac12Ocircaba ibn Eacuteubaib in mehrere Schlachten
gegen die Truppen des umayyadischen Kalifen MarwAacuten II (reg 126-132)178 Sein Name
171 SaordmordmAacutedIacute BarmakiyAacuten S 42 f Vgl Ibn FaqIacuteh MuiquesttaEgravear S 323 f 172 Ebd S 44 173 Ebd S 44 f 174 AOcirc-OacuteabarIacute TAacuterIacuteiquest Bd VI S 425 f 175 Bouvat Les Barmeacutecides S 35 176 Ibn frac34allikAacuten WafayAacutet Bd VI S 219 177 Ibn al-AbbAacuter Mufrac12ammad IthorntAacuteb al-kuttAacuteb ed Al-AEcirctar AElig Damaskus 1961 S 65 Vgl Anonym AiquestbAacuter ad-daulat al-thornabbAacutesiyya wa fIacute aiquestbAacuter al-thornAbbAacutes wa waladih ed Ad-DaurIacute thornA und al-MuOcircallibIacute thornA Beirut 1971 S 220 240 178 AOcirc-OacuteabarIacute TAacuterIacuteiquest Bd VII S 363 Vgl Al-sup1ahEcircayAacuterIacute al-WuzarAacuteyuml S 89 Ibn frac34allikAacuten WafayAacutet Bd VI S 220 Auf Veranlassung des AbUacute Muslim begleitete etwa frac34Aacutelid den Heerfuumlhrer Qafrac12Ocircaba ibn Eacuteubaib als er zur Unterdruumlckung der Anhaumlnger von KirmAacutenIacute und NaEgraver ibn SayyAacuter nach OacuteUacutes einmarschierte Ad-DIacutenawarIacute AiquestbAacuter aOcirc-OcirciwAacutel S 527 Vgl Al-YathornqUacutebIacute TAacuterIacuteiquest Bd II S 239 frac34Aacutelid wurde ebenfalls von AbUacute Muslim beauftragt sich
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wurde bei den Haumluptern (an-nuqabAacuteyuml) der hAacuteEcircimIacutetischen Bewegung erwaumlhnt179 Diese
politische Wandlung brachte ihm und seiner Familie in der Folgezeit grossen Einfluss und
Reichtum ein So betrat frac34Aacutelid nach dem Untergang der Umayyaden im Jahre 132 die
politische Arena der Abbasiden und nahm unter as-SaffAacutefrac12 nach der Ermordung des AbUacute
Salama al-frac34allAacutel dessen Stelle ein180 Daruumlber hinaus wurde frac34Aacutelid zu dieser Zeit die
Verantwortung fuumlr die Behoumlrden Armee und Landsteuer (dIacutewAacuten al-ordmund wa rsquol-iquestarAacuteordm)
uumlbergetragen181 Unter al-ManEgraveUacuter (reg 136-158) galt frac34Aacutelid als rechte Hand und vertrauter
Berater des Kalifen182 frac34Aacutelid war derjenige der dabei mitwirkte dass thornIgravesAacute ibn thornAlIacute der Onkel
des Kalifen al-ManEgraveUacuter im Jahre 147 auf sein Recht als Thronfolger verzichtete und
stattdessen al-MahdIacute als Nachfolger seines Vaters gewaumlhlt wurde183 frac34Aacutelid ibn Barmak
herrschte etwa sieben Jahre als Gouverneur uumlber OacuteabaristAacuten und spaumlter uumlber die Stadt MUacuteEgraveil
Zur Zeit der Herrschaft al-MahdIacutes bekleidete er das Amt des Statthalters von FAacuters184 Damals
begleitete frac34Aacutelid zusammen mit seinen Bruumldern SulaimAacuten und al-frac14asan im Jahre 163 die
Truppen des zweiten Thronfolgers ar-RaEcircIacuted auf seinem Feldzug gegen das Ostroumlmische
Reich185 Noch im selben Jahr starb frac34Aacutelid Am abbasidischen Hof begann der kometenhafte
Aufstieg seiner Familie die groszliges Ansehen genoss186
Als frac34Aacutelids Sohn Yafrac12yAacute al-BarmakIacute im Jahre 170 unter ar-RaEcircIacuted (reg 170-193) das Amt des
Wesirs bekleidete hatte er bereits eine lange politische Karriere hinter sich187 Im Jahre 158
wurde er von al-ManEgraveUacuter zum Statthalter ĀordfarbAacuteyordmAacutens erklaumlrt Dieses Amt hatte er einige
Monate inne bis zum Tode des Kalifen188 Als al-MahdIacute im Jahre 158 den Thron bestiegen
hatte uumlberlieszlig er nach drei Jahren Yafrac12yAacute die Erziehung seines Sohnes ar-RaEcircIacuted Dies zeigt
welch groszliges Vertrauen der Kalif ihm gegenuumlber hatte189 Als ar-RaEcircIacuted spaumlter zum
Gouverneur sowohl der westlichen Provinzen als auch von ĀordfarbAacuteyordmAacuten und Armenien
ernannt worden war verwaltete Yafrac12yAacute seine Korrespondenzbehoumlrde (dIacutewAacuten ar-rasAacuteyumlil)190 Im
Jahre 169 unmittelbar nach dem Tod al-MahdIacutes brach ein Aufstand in Bagdad aus Die
als Bote nach OacuteabaristAacuten zu begeben um den dort herrschenden Statthalter aufzufordern sich anzuschlieszligen Dieser Auftrag gelang frac34alid Anonym AiquestbAacuter ad-daulat al-thornabbAacutesiyya S 333 179 Anonym AiquestbAacuter ad-daulat al-thornabbAacutesiyya S 220 180 Al-sup1ahEcircayAacuterIacute al-WuzarAacuteyuml S 89 181 Ebd S 89 Vgl AOcirc-OacuteabarIacute TAacuterIacuteiquest Bd VII S 458 460 182 Barthold und Sourdel bdquoal-BarAacutemikaldquo in EI2 Bd I S 1033 183 AOcirc-OacuteabarIacute TAacuterIacuteiquest Bd VIII S 9 ff 184 Ebd Bd VIII S 54 Vgl Barthold und Sourdel bdquoal-BarAacutemikaldquo in EI2 Bd I S 1033 f 185 Ebd Bd VIII S 146 186 Al-sup1ahEcircayAacuterIacute al-WuzarAacuteyuml S 89 187 Barthold und Sourdel bdquoal-BarAacutemikaldquo in EI2 Bd I S 1034 188 Ibn al-AYacuteIacuter al-KAacutemil Bd VI S 16 189 Al-frac34aOcircIacuteb al-BatradedAacutedIacute Afrac12mad TAacuterIacuteiquest BatradedAacuted au madIacutenat as-salAacutem Bd XIV ed Maktabat al-AgravenIacute Kairo 1931 S 128 Vgl AOcirc-OacuteabarIacute TAacuterIacuteiquest Bd VIII S 140 190 AOcirc-OacuteabarIacute TAacuterIacuteiquest Bd VIII S 148
39
Soldaten die ihre Gehaumllter forderten umzingelten das Haus des RabIacutethorn ibn YUacutenus und
verbrannten dessen Tuumlr Yafrac12yAacute wurde von al-MahdIacutes Frau al-frac34aizurAacuten (gest 173) beauftragt
dieses Problem zu loumlsen Dies gelang Yafrac12yAacute indem er dafuumlr sorgte dass die zwei Jahre lang
ausstehenden Gehaumllter der Soldaten nachgezahlt wurden191 Die Quellen bezeugen ebenfalls
dass Yafrac12yAacute neben al-frac34aizurAacuten eine wichtige Rolle spielte in der Unterstuumltzung ar-RaEcircIacuteds bei
der Frage der Thronfolge als der Kalif al-HAacutedIacute (reg 169-170) seinen Sohn sup1athornfar zu seinem
Thronfolger zu machen versuchte192 Als ar-RaEcircIacuted im Jahre 170 nach dem ploumltzlichen Tod des
Kalifen al-HAacutedIacute den Thron bestieg uumlberlieszlig er seinem Erzieher Yafrac12yAacute sein wizAacutera193 Er
sprach Yafrac12yAacute aus Respekt und wegen seiner Milchbruderschaft mit dessen Sohn al-Faplusmnl194
mit bdquoVaterldquo an195 und uumlbergab ihm im Jahre 171 sogar den Stempel des Kalifats Damit
vertraute er ihm die Leitung des gesamten Staates an196 Yafrac12yAacute und seine Soumlhne al-Faplusmnl und
sup1athornfar die am Hofe der Abbasiden aufgewachsen waren wurden unter ar-RaEcircIacuted im groszligen
Rahmen mit Regierungs- und Verwaltungsaufgaben betraut197 Nachdem ar-RaEcircIacuteds Mutter al-
frac34aizurAacuten dafuumlr gesorgt hatte dass Yafrac12yAacute ibn frac34Aacutelids Macht eingeschraumlnkt wurde konnte er
nach ihrem Tode und nach der Uumlbergabe der Regentschaft durch ar-RaEcircIacuted im Jahr 178
durchaus als eine Konkurrenz zum Kalifen betrachtet werden198
Yafrac12yAacutes Lieblingssohn al-Faplusmnl war wie bereits erwaumlhnt ar-RaEcircIacuteds Milchbruder199 Nachdem
Yafrac12yAacute das Amt des Wesirs uumlbernommen hatte fungierte al-Faplusmnl als sein Stellvertreter und
wurde deshalb bdquoder kleine Wesirldquo genannt200 Ar-RaEcircIacuted der selbst auch Yafrac12yAacutes Schuumller
gewesen war uumlberlieszlig al-Faplusmnl die Erziehung seines Sohnes Mufrac12ammad al-AmIacuten den er im
Jahre 175 zu seinem spaumlteren Nachfolger erklaumlrte201 Der Kalif uumlbergab im Jahre 176 al-Faplusmnl
die Herrschaft uumlber die ausgedehnten Gebiete al-sup1ibAacutel OacuteabaristAacuten QUacutemis ĀordfarbAacuteyordmAacuten und
Armenien202 Im selben Jahr uumlbernahm al-Faplusmnl die Leitung von ar-RaEcircIacuteds Truppen welche die
191 Ebd Bd VIII S 187 f 192 Al-MasthornUacutedIacute MurUacuteordm Bd III S 342 f Vgl AOcirc-OacuteabarIacute TAacuterIacuteiquest Bd VIII S 207 ff Ibn aOcirc-OacuteaqOcircaqAacute al-FaiquestrIacute S 198 Diese treue Unterstuumltzung wurde Yafrac12yAacute beinahe zum Verhaumlngnis Der abbasidische Kalif al-HAacutedIacute lieszlig ihn ins Gefaumlngnis werfen Al-HAacutedIacute starb dann aber ploumltzlich auf mysterioumlse Weise in jener Nacht der Nacht vor Yafrac12yAacutes Hinrichtung Al-sup1ahEcircayAacuterIacute al-WuzarAacuteyuml S 174 f 193 AOcirc-OacuteabarIacute TAacuterIacuteiquest Bd VIII S 233 194 Al-sup1ahEcircayAacuterIacute al-WuzarAacuteyuml S 100 195 Ar-RaEcircIacuted sprach Yafrac12yAacute wie folgt an bdquoOh Vater Du lieszligest durch deine Ansicht und deine Fuumlhrung mich diesen Platz einnehmen Ich uumlberlasse dir die Regelung der Angelegenheiten der Untertanen und befreie mich davon Herrsche wie du es moumlchtest Stell ein und setz ab wen du moumlchtest (hellip) Ich werde keine Kontrolle uumlber dich ausuumlbenldquo Ebd S 177 Vgl Al-MasthornUacutedIacute MurUacuteordm Bd III S 348 196 AOcirc-OacuteabarIacute TAacuterIacuteiquest Bd VIII S 235 Vgl Al-sup1ahEcircayAacuterIacute al-WuzarAacuteyuml S 177 Al-frac34aOcircIacuteb al-BatradedAacutedIacute TAacuterIacuteiquest Bd XIV S 129 Al-MasthornUacutedIacute MurUacuteordm Bd III S 348 Ibn frac34allikAacuten WafayAacutet Bd VI S 221 197 SaordmordmAacutedIacute BarmakiyAacuten S 106 198 AOcirc-OacuteabarIacute TAacuterIacuteiquest Bd VIII S 256 199 Al-sup1ahEcircayAacuterIacute al-WuzarAacuteyuml S 100 136 Vgl Ibn frac34allikAacuten WafayAacutet Bd IV S 27 200 Ibn frac34allikAacuten WafayAacutet Bd IV S 27 201 AOcirc-OacuteabarIacute TAacuterIacuteiquest Bd VIII S 240 Vgl Al-sup1ahEcircayAacuterIacute al-WuzarAacuteyuml S 193 202 Ebd Bd VIII S 242
40
Unterdruumlckung des Aufstandes des thornAlIacuteden Yafrac12yAacute ibn thornAbdallAacuteh in Dailam versuchten Dies
endete letztlich in einem Friedens- und Schutzvertrag203 Ein Jahr spaumlter bekleidete al- Faplusmnl
das Amt des Gouverneurs in frac34urAacutesAacuten wo er aufgrund seines politischen und sozialen
Engagements groszlige Popularitaumlt gewann204 Hier stellte er im Jahre 178 eine Armee von
thornAordmam mit dem Namen bdquoal-thornAbbAacutesiyyaldquo zusammen die sich durch eine Affiliation (walAacuteyuml) an
die Abbasiden band Die Staumlrke dieser Armee betrug 50000 Mann205 Im Jahre 179 begab sich
al-Faplusmnl von frac34urAacutesAacuten aus in den Irak206 Ein Jahr spaumlter setzte der Kalif ihn als Statthalter von
OacuteabaristAacuten ar-RUacuteyAacuten und ar-Rayy ab207 Im Jahre 183 schlieszliglich wurde al-Faplusmnl von allen
seinen Aumlmtern enthoben208
Yafrac12yAacutes anderer Sohn sup1athornfar genoss in hohem Maszlige die Sympathie des Kalifen209 Als al-Faplusmnl
seinen Vater vertrat und deshalb als bdquoder kleine Wesirldquo bezeichnet wurde uumlberlieszlig ar-RaEcircIacuted
aufgrund seiner Zuneigung zu sup1athornfar in gleicher Weise die Leitung seines Hofes und erklaumlrte
ihn ebenso zum bdquokleinen Wesirldquo210 sup1athornfar uumlbernahm fuumlr einige Zeit ebenfalls die Leitung des
bdquoAmtes der Gerechtigkeitldquo (dIacutewAacuten al-maatildeAacutelim)211 Die Kontrolle des Postamts (dIacutewAacuten al-
barIacuted) und des Muumlnzschlagamtes (dIacutewAacuten plusmnarb) war auch fuumlr einige Zeit in seinen Haumlnden212
Im Jahre 176 wurde sup1athornfar zum Statthalter Aumlgyptens erklaumlrt de facto wurde dieses Amt aber
von seinem Vertreter thornUmar ibn MihrAacuten ausgeuumlbt213 Offensichtlich konnte der Kalif nicht
akzeptieren dass sup1athornfar sich von ihm entfernte daher wurden seine Aumlmter auszligerhalb der
Hauptstadt uumlberwiegend von Vertretern bekleidet214 Im Jahre 180 wurde sup1athornfar zum
Herrscher uumlber frac34urAacutesAacuten und SaordmistAacuten ernannt doch wieder vertrat ihn Mufrac12ammad ibn al-
frac14asan Qafrac12Ocircaba in diesem Amt das allerdings lediglich 20 Tage dauerte215 Danach machte ar-
RaEcircIacuted ihn zum Oberbefehlshaber von Bagdad216 Im selben Jahr brach ein Streit zwischen
verschiedenen ethnischen Gruppen in Damaskus aus den sup1athornfar schlichtete217 Im Jahre 182
erklaumlrte der Kalif unter dem Einfluss sup1athornfars seinen Sohn al-MayumlmUacuten zum zweiten
203 Ebd Bd VIII S 242 ff Vgl Al-sup1ahEcircayAacuterIacute al-WuzarAacuteyuml S 189 f 204 Ebd Bd VIII S 255 Vgl Al-sup1ahEcircayAacuterIacute al-WuzarAacuteyuml S 191 f 205 Ebd Bd VIII S 257 206 Ebd Bd VIII S 261 207 Ebd Bd VIII S 266 208 Al-sup1ahEcircayAacuterIacute al-WuzarAacuteyuml S 227 209 Ebd S 189 210 NaiquestordmuwAacutenIacute TaordmAacuterib as-salaf S 146 211 Al-sup1ahEcircayAacuterIacute al-WuzarAacuteyuml S 204 Vgl BaihaqIacute Mufrac12ammad TAacuterIacuteiquest-i BaihaqIacute ed frac34aOcircIacuteb Rahbar frac34 Teheran 1371 S 988 212 Ebd S 204 213 AOcirc-OacuteabarIacute TAacuterIacuteiquest Bd VIII S 252 f 214 SaordmordmAacutedIacute BarmakiyAacuten S 68 215 AOcirc-OacuteabarIacute TAacuterIacuteiquest Bd VIII S 266 216 Ebd Bd VIII S 266 217 Ebd Bd VIII S 262 Vgl Al-sup1ahEcircayAacuterIacute al-WuzarAacuteyuml S 208
41
Thronfolger nach al-AmIacuten und vertraute sup1athornfar auch dessen Erziehung an218 sup1thornafar uumlbte in
jeder Beziehung auf ar-RaEcircIacuted groszligen Einfluss aus219 Ar-RaEcircIacuted bekam sogar den Stempel des
Kalifats von al-Faplusmnl al-BarmakIacute zuruumlck der als Vertreter des Wesirs fungierte und uumlbergab
ihn fuumlr kurze Zeit sup1athornfar220 Im Jahre 187 dann lieszlig der Kalif ploumltzlich seinen bdquoLieblingldquo
sup1athornfar ermorden Die anderen Barmakiden lieszlig er ins Gefaumlngnis werfen und ihr gesamtes
Vermoumlgen einziehen221
Der brutale Sturz der Barmakiden erschien ihren Zeitgenossen uumlberraschend und
mysterioumls und fuumlhrte zu vielen Spekulationen z B der Legende einer Heirat zwischen sup1athornfar
und al-thornAbbAacutesa der Lieblingsschwester des Kalifen222 Auch fuumlr die moderne Forschung
bleiben die eigentlichen Gruumlnde fuumlr den Absturz der Barmakiden im Dunkeln Der Untergang
der Barmakiden darf aber nicht ohne weiteres wie Sourdel schreibt als Ergebnis einer
ploumltzlichen Laune des Kalifen betrachtet werden Vielmehr war er wohl das Ende eines
laumlngeren Entwicklungsprozesses eines Herrschers der die Vormundschaft seines Ministers
allzu lange geduldig ertragen musste und ihn dann schlieszliglich beschuldigte eine Gegenpolitik
zum Kalifen zu fuumlhren223 Das Verhaumlltnis zwischen ar-RaEcircIacuted und seinem Minister war nicht
immer harmonisch Der Minister stellte eine Machtkonkurrenz zum Kalifen dar auch wenn er
nicht immer freie Hand in seinen Regierungsgeschaumlften hatte In seinen fruumlheren Amtsjahren
war Yafrac12yAacute gezwungen al-frac34aizurAacuten der Mutter des Kalifen einen Bericht uumlber seine Arbeit
vorzulegen Spaumlter musste er auf Wuumlnsche des Kalifen eingehen und seine Befehle umsetzen
um Konflikte mit ihm zu vermeiden224 Solche Faumllle findet man vorwiegend in der zweiten
Haumllfte der Amtszeit der Barmakiden225 Beispielsweise setzte der Kalif ar-Rašīd im Jahre 180
al-Faplusmnl ibn Yafrac12yAacute als Gouverneur von OacuteabaristAacuten ar-RUacuteyAacuten und ar-Rayy ab226 Ein Jahr
fruumlher hatte er bereits Mufrac12ammad ibn frac34Aacutelid al-BarmakIacute aus dem frac12Aacuteordmib-Amt entlassen und es
al-Faplusmnl ibn ar-RabIacutethorn uumlbergeben welcher der Erzfeind der Barmakiden war227 Letzterer
uumlbernahm nach dem Sturz der Barmakiden auch Yafrac12yAacutes Stellung228 Solche Entscheidungen
fuumlhrten nicht nur zur Schwaumlchung der Barmakiden sondern lieferten ihren Feinden die
218 Ebd Bd VIII S 269 Vgl Al-sup1ahEcircayAacuterIacute al-WuzarAacuteyuml S 211 Ibn frac34allikAacuten WafayAacutet Bd IV S 28 219 Bouvat Les Barmeacutecides S 70 220 Al-sup1ahEcircayAacuterIacute al-WuzarAacuteyuml S 207 Vgl Ibn frac34allikAacuten WafayAacutet Bd IV S 27 221 AOcirc-OacuteabarIacute TAacuterIacuteiquest Bd VIII S 287 ff Vgl Al-sup1ahEcircayAacuterIacute al-WuzarAacuteyuml S 324 244f 222 Ar-RaEcircIacuted der das Zusammensein mit sup1athornfar und seiner Schwester sehr liebte veranlasste dass diese heirateten Die Ehe durfte aber nicht vollzogen werden sup1athornfar und seine Gattin hielten sich jedoch nicht an dieses Verbot Dies fuumlhrte zum Zorn des Kalifen Ebd Bd VIII S 294 Vgl Al-MasthornUacutedIacute MurUacuteordm Bd III S 384 ff Ibn frac34allikAacuten WafayAacutet Bd I S 333 f 223 Barthold und Sourdel bdquoal-BarAacutemikaldquo in EI2 Bd I S 1034 224 Ebd Bd I S 1034 f 225 SaordmordmAacutedIacute BarmakiyAacuten S 83 226 AOcirc-OacuteabarIacute TAacuterIacuteiquest Bd VIII S 266 227 Insbesondere richtete al-Faplusmnl ibn ar-RabIacutethorn seine Feindschaft gegen sup1athornfar der ihn vor ar-RaEcircIacuted immer wieder erniedrigte Al-sup1ahEcircayAacuterIacute al-WuzarAacuteyuml S 216 228 AOcirc-OacuteabarIacute TAacuterIacuteiquest Bd VIII S 261
42
Gelegenheit den Kalifen gegen die Barmakiden aufzuhetzen229 Yafrac12yAacutes Sohn al-Faplusmnl hatte
auch nicht immer ein harmonisches Verhaumlltnis zum Kalifen Seine prothornalIacutedIacuteschen Ansichten
kamen ar-RaEcircIacuted verdaumlchtig vor Er beendete wie bereits erwaumlhnt den Aufruhr des thornAlIacuteden
Yafrac12yAacute ibn thornAbdallAacuteh in Dailam mit einem Friedens- und Schutzvertrag230 Ferner wurde al-
Faplusmnl vier Jahre vor dem Sturz der Barmakiden aller seiner Aumlmter enthoben231 Schlieszliglich
wurde sogar sup1athornfar der Lieblingsgefaumlhrte des Kalifen mehrmals wegen Missbrauchs seiner
Macht kritisiert232
Abgesehen von politischen Gruumlnden spielten beim Sturz der Barmakiden auch wirtschaftliche
Aspekte eine Rolle Obwohl die Aussage al-MasthornUacutedIacutes dass das gesamte Budget des
abbasidischen Staates in den Haumlnden der Barmakiden lag und der Kalif und seine Gefaumlhrten
kaum Zugang dazu hatten233 uumlbertrieben klingt steht doch fest dass ihnen ihre Stellung als
Wesire groszlige wirtschaftliche Vorteile und damit Macht brachte Ar-RaEcircIacuted beschwerte sich
etwa bei IsmAacutethornIacutel ibn Yafrac12yAacute al-HAacuteEcircimIacute der ihn auf die Jagd begleitete dass sup1athornfar ibn Yafrac12yAacute
uumlber eine glanzvolle und reiche Gefolgschaft verfuumlge und ihn den Kalifen auf seinem Weg
ignoriere234 Der wirtschaftliche Aspekt ist auch durch die folgende Anekdote zu belegen Als
ar-RaEcircIacuted sich gegen die Barmakiden entschieden hatte und sup1athornfar ermorden lieszlig lieszlig er das
gesamte Vermoumlgen der Barmakiden einziehen Trotzdem glaubte er dass al-Faplusmnl ibn Yafrac12yAacute
noch einen Rest seines Vermoumlgens vor ihm verbarg Dafuumlr lieszlig er ihm Peitschenhiebe
geben235 Ar-RaEcircIacuted soll es spaumlter bereut haben die Leitung aller Angelegenheiten Yafrac12yAacute ibn
229 Barthold und Sourdel bdquoal-BarAacutemikaldquo in EI2 Bd I S 1035 Abgesehen von al-Faplusmnl ar-RabIacutethorn existierten noch weitere Gegner die beim Niedergang der Barmakiden ihre Haumlnde im Spiel hatten Drei von ihnen die zuerst Yafrac12yAacute gegenuumlber freundlich gesonnen waren wandten sich spaumlter von ihm ab und standen ihm fortan feindlich gegenuumlber sup1athornfar ibn Mufrac12ammad ibn al-AEcircthornaYacute thornAlIacute ibn thornIgravesAacute ibn MAacutehAacuten und ManEgraveUacuter ibn ZiyAacuted Al-sup1ahEcircayAacuterIacute al-WuzarAacuteyuml S 193 Auch Zubaida Gattin des Kalifen und die Mutter von al-AmIacuten galt als eine der bedeutendsten Feinde der Barmakiden Diese richtete ihre Feindschaft insbesondere gegen sup1athornfar der sich fuumlr al-MayumlmUacuten den weiteren Sohn des Kalifen als Thronfolger einsetzte SaordmordmAacutedIacute BarmakiyAacuten S 90 230 AOcirc-OacuteabarIacute erwaumlhnt unter anderem die Befreiung des thornAlIacuteden Yafrac12yAacute ibn thornAbdallAacuteh durch die Barmakiden als einen Grund fuumlr deren Untergang Laut aOcirc-OacuteabarIacute kam der thornAlIacutede nach dem Schutzvertrag mit al-Faplusmnl nach Bagdad Der Kalif erwies ihm zuerst Respekt und schenkte ihm viel Hab und Gut Spaumlter jedoch als er ihn als eine Gefahr fuumlr sich empfand lieszlig er ihn unter der Aufsicht des sup1athornfar ibn Yafrac12yAacute ins Gefaumlngnis werfen Letzterer lieszlig den thornAlIacuteden aber frei und schickte ihn an einen Zufluchtsort in frac34urAacutesAacuten Al-Faplusmnl ibn ar-RabIacutethorn informierte den Kalifen Als ar-RaEcircIacuted dies erfuhr verlor er sein Interesse an den Barmakiden Yafrac12yAacute ibn thornAbdallAacuteh wurde daraufhin trotzdem festgenommen und hingerichtet AOcirc-OacuteabarIacute TAacuterIacuteiquest Bd VIII S 289 231 Al-sup1ahEcircayAacuterIacute al-WuzarAacuteyuml S 227 232 SaordmordmAacutedIacute BarmakiyAacuten S 72 233 Al-MasthornUacutedIacute MurUacuteordm Bd III S 377 Laut al-sup1ahEcircayAacuterIacute warf ar-RaEcircIacuted seinem Minister nachdem er dessen Familie ausgeloumlscht hatte im Gefaumlngnis vor die Zahlung einer Summe an Zubaida Gattin des Kalifen verweigert zu haben waumlhrend er uumlber eine Million Dirham unter seinen eigenen Angestellten verteilte Al-sup1ahEcircayAacuterIacute al-WuzarAacuteyuml S 243 AOcirc-OacuteabarIacute schildert in einer weiteren Anekdote dass sich ar-RaEcircIacuted fuumlr den Kauf einer Sklavin deren Preis 100000 Dirham betrug an seinen Wesir wenden musste Yafrac12yAacute weigerte sich zuerst ihm diese Summe zu bezahlen und versuchte dann den Kalif umzustimmen AOcirc-OacuteabarIacute TAacuterIacuteiquest Bd IX S 126 f 234 Al-Itl IacutedIacute Mufrac12ammad KitAacuteb ithornlAacutem an-nAacutes bi mAacute waqathorna li-l-BarAacutemika mathorna BanIacute rsquol-thornAbbAacutes ed MaOcircbathorna ʼl-thornIlmiyya Kairo 1903 S 109 f 235 Al-sup1ahEcircayAacuterIacute al-WuzarAacuteyuml S 244 Vgl Al-MasthornUacutedIacute MurUacuteordm Bd III S 393
43
frac34Aacutelid uumlberlassen zu haben Er glaubte dass Yafrac12yAacute ihn in der Herrschaft dominierte und er
lediglich nominell Kalif war236
Die Macht der Barmakiden beschraumlnkte sich nicht auf die drei oben genannten Personen
Yafrac12yAacute und seine Soumlhne al-Faplusmnl und sup1athornfar Diese uumlbertrugen Verwandten und engen
Verbuumlndeten die staatlichen Schluumlsselaumlmter und brachten persischstaumlmmige Sekretaumlre mit
vorwiegend propersischer Einstellung an den abbasidischen Hof So bildeten sie einen breiten
Kreis der die abbasidische Politik stark beeinflusste und fuumlr den Kalifen eine Konkurrenz
darstellte237
II3b1b Kulturelle Leistungen der BarmakidenII3b1b Kulturelle Leistungen der BarmakidenII3b1b Kulturelle Leistungen der BarmakidenII3b1b Kulturelle Leistungen der Barmakiden
Die Bedeutung der Familie der Barmakiden in dieser Periode beschraumlnkt sich nicht ausndash
schlieszliglich auf ihr politisches Engagement und ihr Wirken in der Administration sondern es
sind ihr auch groszlige kulturelle und wissenschaftliche Leistungen zu verdanken Yafrac12yAacute ibn
frac34Aacutelid al-BarmakIacute und seine Soumlhne al-Faplusmnl und sup1athornfar selbst waren eloquente
Persoumlnlichkeiten Ibn an-NadIacutem zaumlhlt sie zu Sekretaumlren und Dichtern deren Schriften
gesammelt wurden238 In bdquoal-Fihristldquo werden drei weitere Mitglieder der Familie der
Barmakiden genannt die sich fuumlr die Uumlbertragung mittelpersischer Schriften ins Arabische
engagierten MUacutesAacute und YUacutesuf Soumlhne frac34Aacutelid ibn Barmaks und Mufrac12ammad ibn al-sup1ahm al-
BarmakIacute239 Letzterer uumlbersetzte das Werk bdquoSiyar al-mulUacutekldquo aus dem Mittelpersischen ins
Arabische das spaumlter laut al-BIacuterUacutenIacute als eine der Hauptquellen fuumlr Mufrac12ammad ibn Afrac12mad al-
BaliquestIacutes bdquoEacuteAacuteh-nAacutemaldquo diente240
Die Aumlra der Barmakiden gilt als Bluumltezeit der Entwicklung verschiedener Wissenschaften und
Uumlbersetzungen241 Die Barmakiden interessierten sich fuumlr vielfaumlltige Fachrichtungen Sie
foumlrderten und unterstuumltzten Intellektuelle Wissenschaftler und Kuumlnstler242 Yafrac12yAacute ibn frac34Aacutelid
al-BarmakIacute etwa gruumlndete einen Verein namens bdquodIacutewAacuten aEcirc-EcircuthornarAacuteyumlldquo (Amt der Dichter) dessen
Leitung er AbAacuten ibn thornAbd al-frac14amIacuted (gest 200) einem Vertreter der EacuteuthornUacutebiyya uumlberlieszlig Hier
wurden die poetischen Leistungen der Dichter bewertet und die besten von ihnen belohnt243
Ein weiteres Beispiel fuumlr Yafrac12yAacutes Interesse an verschiedenen Wissensgebieten liefert Ibn an-
NadIacutem Als der beruumlhmte Grammatiker SIacutebawaih (gest 180) unter ar-RaEcircIacuted in den Irak kam
236 Ibn aOcirc-OacuteaqOcircaqAacute al-FaiquestrIacute S 208 Vgl al-ItlIacutedIacute al-BarAacutemika S 110 237 Bouvat Les Barmeacutecides S 47 76 Vgl SaordmordmAacutedIacute BarmakiyAacuten S 88 238 Ibn an-NadIacutem al-Fihrist S 135 190 239 Ebd S 305 240 Al-B IacuterUacutenIacute Mufrac12ammad AgraveYacuteAacuter al-bAacuteqiyya thornan al-qurUacuten al-iquestAacuteliyya ed Sachau E Leipzig 1923 S 99 241 Bouvat Les Barmeacutecides S 47 242 Barthold und Sourdel bdquoal-BarAacutemikaldquo in EI2 Bd I S 1035 Vgl Bouvat Les Barmeacutecides S 48 243 Ibn al-Muthorntazz thornAbdallAacuteh OacuteabaqAacutet aEcirc-EcircuthornarAacuteyuml al-mufrac12daYacuteIacuten ed AOcirc-OacuteibAacutethorn thornU F Beirut 1998 S 235 Vgl Barthold und Sourdel bdquoal-BarAacutemikaldquo in EI2 Bd I S 1035
44
veranstaltete Yafrac12yAacute eine Versammlung in dem SIacutebawaih sich mit den anwesenden
Grammatikern al-KasAacuteyumlIacute (gest 197) und al-AiquestfaEcirc (gest 211) auseinandersetzte und
diskutierte244 Yafrac12yAacute befasste sich ebenfalls intensiv mit philosophischen Fragen Er
organisierte Versammlungen (maordmAacutelis sing maordmlis) bei denen sich kalAacutem ndash und weitere
Gelehrte trafen um uumlber philosophische Themen frei und kontrovers zu diskutieren245 In der
Uumlbersetzungsbewegung die als bdquoEingangstorldquo der Fremdkulturen speziell auf wissenschaftndash
lichem Gebiet in die islamische Welt galt schenkten die Barmakiden nicht nur der
Uumlbertragung der Schriften aus dem persischen Kulturkreis Aufmerksamkeit sondern auch der
aus dem griechischen und indischen Somit zeigte sich bei den Barmakiden eine
humanistische Haltung Yafrac12yAacute ibn frac34Aacutelid soll laut Ibn an-NadIacutem die erste Person gewesen
sein die die Uumlbersetzung und Auslegung des Werkes bdquoal-MaordmisOcircIacuteldquo von Ptolemaios
unterstuumltzte246 Fuumlr den Barmakiden Mufrac12ammad ibn Yafrac12yAacute ibn frac34Aacutelid kommentierten AyyUacuteb
ar-RahAacutewIacute OtildeAacutebit ibn Qamthorn und andere das Werk bdquoaz-ZIacuteordmldquo von Ptolemaios und weitere antike
Schriften aus dem Griechischen247
Yafrac12yAacute ibn frac34Aacutelid und einige weitere Barmakiden waren laut Ibn an-NadIacutem diejenigen die der
indischen Kultur vor allem im Bereich der Medizin und Weisheit Aufmerksamkeit
schenkten248 In Bagdad lieszligen die Barmakiden ein Krankenhaus einrichten dessen Leitung
sie dem indischen Mediziner Ibn Dahan uumlberlieszligen Dieser uumlbersetzte fuumlr sie indische
medizinische Schriften ins Arabische249 Auf dieser Grundlage veranlasste Yafrac12yAacute ibn frac34Aacutelid
etwa den indischen Mediziner Manka der in einem in Bagdad gelegenen Krankenhaus taumltig
war das Werk bdquoZehn Artikelldquo (thornAšra maqAacutelAacutet) uumlber die indische Medizin zu kommentieren250
Ferner schickte Yafrac12yAacute einen Mann nach Indien um Heilmittel zu sammeln und nach Bagdad
zu holen Derselbe verfasste auch fuumlr Yafrac12yAacute ein Werk in dem er die indischen Religionen
behandelte251 Barmakiden luden auch Mediziner wie Manka BAacutezaikar Qirbiraql und SindbAacuted
aus Indien in die abbasidischen Hauptstadt ein um von ihrem Wissen zu profitieren252 Dass
sich der beruumlhmte persischstaumlmmige christliche Mediziner BuiquesttIacuteEcircUacutethorn ibn sup1urordmIacutes (gest 184)
erneut von der medizinischen Akademie der sup1undIacuteEcircAacutebUacuter nach Bagdad begab verdankte er
244 Ibn an-NadIacutem al-Fihrist S 57 245 Al-MasthornUacutedIacute MurUacuteordm Bd III S 379 246 Anscheinend gefiel Yafrac12yAacute ibn frac34Aacutelid die erste Uumlbersetzungs- und Kommentarversion dieses Werkes nicht Daher beauftragte er AbUacute frac14assAacuten und Salm Leiter des bdquoBait al-frac12ikmaldquo es zu korrigieren Ibn an-NadIacutem al-Fihrist S 327 Al-MasthornUacutedIacute berichtet aber dass al-ManEgraveUacuter die erste Persoumlnlichkeit war die der Uumlbersetzung dieses Werkes Aufmerksamkeit schenkte Al-MasthornUacutedIacute MurUacuteordm Bd IV S 314 247 Ebd S 305 248 Ebd S 409 Vgl SaordmordmAacutedIacute BarmakiyAacuten S 112 249 Ebd S 305 250 Ebd S 360 251 Ebd S 409 252 Al-sup1Aacutefrac12iatilde al-BayAacuten Bd I S 92
45
Yafrac12yAacute ibn frac34Aacutelid al-BarmakIacute Im Jahre 171 wurde ar-RaEcircIacuted von einer schweren Krankheit
heimgesucht Die im Irak vertretenen Mediziner konnten den Kalifen nicht heilen Yafrac12yAacute
berichtete ar-RaEcircIacuted (reg 170-194) von BuiquesttIacuteEcircUacutethorn der ein hochqualifizierter Arzt und fruumlher
schon einmal zur Heilung des Prinzen al-HAacutedIacute (reg 169-170) nach Bagdad gekommen war Er
fuumlgte hinzu dass dieser Arzt aufgrund der Auseinandersetzung mit al-MahdIacutes Ehefrau al-
frac34aizurAacuten nach sup1undIacuteEcircAacutebUacuter zuruumlckgekehrt war Nach erfolgreicher Heilung durch BuiquesttIacuteEcircUacutethorn
uumlbertrug der Kalif ihm das Amt des houmlfischen Chefarztes253 Die BuiquesttIacuteEcircUacutethorns hatten alle eine
qualifizierte Ausbildung als Mediziner und dienten den abbasidischen Kalifen von Mitte des
zweiten bis zum fuumlnften Jahrhundert als Leibaumlrzte254
Auf Veranlassung der Barmakiden uumlbertrug thornAbdallAacuteh ibn HilAacutel al-AhwAacutezIacute im Jahre 165
erneut das beruumlhmte Fabelwerk bdquoKalIacutela wa Dimnaldquo ins Arabische dessen Ursprung in Indien
lag und unter den Sassaniden durch den persischen Mediziner BurzUacuteya aus dem Sanskrit ins
Mittelpersische uumlbersetzt worden war255 Die erste Person die dieses Werk ins Arabische
uumlbertrug war thornAbdallAacuteh ibn al-Muqaffathorn (gest 142-145)256 Spaumlter schufen mehrere Personen
wie Sahl ibn an-Naubaiquestt und AbAacuten ibn thornAbd al-frac14amIacuted eine Version dieses Werkes in
Versform257 Die Barmakiden interessierten sich ebenfalls fuumlr Sternkunde Sie ermutigten
beruumlhmte Astronomen ihrer Zeit wie die Familie an-NaubaiquesttIacute und den Gelehrten thornUmar ibn
FarrUacuteiquestAacuten astronomische Schriften ins Arabische zu uumlbersetzen258 Auch finanziell
unterstuumlzten sie Wissenschaftler und Gelehrte Beispielsweise zahlten sie AbAacuten ibn thornAbd al-
frac14amIacuted mehrere Tausend DIacutenAacuter damit er eine Nachdichtung des beruumlhmten Fabelwerkes
bdquoKalIacutela wa Dimnaldquo schuf259 Diese Art Foumlrderung fuumlr die Wissenschaftler geschah nicht nur
durch die Familie der Barmakiden Auch weitere vermoumlgende und einfluszligreiche
persischstaumlmmige Familien wie die BanUacute EacuteAacutekir engagierten sich hier260
Nicht zu trennen vom Wissen und den Uumlbersetzungen der fruumlhabbasidischen Aumlra ist die in
Bagdad gelegene wissenschaftliche Institution und Bibliothek des bdquoBait al-frac12ikmaldquo (Haus der
Weisheit) Dieses Zentrum erreichte seinen Houmlhepunkt unter al-MayumlmUacuten und wurde
gegruumlndet nach dem Muster der persischen medizinischen Akademie sup1undIacutešAacutebUacuter (mp
253 Ibn al-QifOcircIacute thornAlIacute TAacuterIacuteiquest al-frac12ukamAacuteyuml ed Lippert J Leipzig 1908 S 101 Vgl Ibn AbIacute UEgraveaibithorna Afrac12mad thornUyUacuten al-anbAacuteyuml fIacute OcircabaqAacutet al-aOcircibbAacuteyuml Bd I ed AOcirc-Oacuteafrac12frac12Aacuten A Kairo 1882 S 126 254 AgraveordfarnUacuteEcirc Agrave bdquoAgravel-i BuiquesttIacuteEcircUacutethornldquo in DBI Bd I S 602-606 (hier S 602) Vgl Sourdel D bdquoBukhtIacuteshUacutethornldquo in EI2 Bd I S 1298 Im Folgenden wird auf die Familie BuiquesttIacuteEcircUacutethorn ausfuumlhrlich eingegangen 255 SaordmordmAacutedIacute BarmakiyAacuten S 114 256 Ibn an-NadIacutem al-Fihrist S 132 257 Ebd S 132 Vgl Al-frac34aOcircIacuteb al-BatradedAacutedIacute TAacuterIacuteiquest Bd VII S 44 Ibn al-Muthorntazz OacuteabaqAacutet S 272 Al-sup1ahEcircayAacuterIacute al-WuzarAacuteyuml S 211 SaordmordmAacutedIacute BarmakiyAacuten S 112 258 Yafrac12yAacute selbst kannte sich sehr gut in der Sternkunde aus SaordmordmAacutedIacute BarmakiyAacuten S 114 259 Al-frac34aOcircIacuteb al-BatradedAacutedIacute TAacuterIacuteiquest Bd VII S 44 Vgl Al-IEgravefahAacutenIacute al-AtradeAacutenIacute Bd XXIII S 139 Al-sup1ahEcircayAacuterIacute al-WuzarAacuteyuml S 211 Ibn al-Muthorntazz OacuteabaqAacutet S 272 Ibn al-AbbAacuter IthorntAacuteb S 82 AEgrave-AEligafadIacute frac34alIacutel KitAacuteb al-wAacutefIacute bi rsquol-wafayAacutet Bd V ed Dedering S Wiesbaden 1970 S 302 260 Ibn an-NadIacutem al-Fihrist S 304 Vgl Ibn AbIacute UEgraveaibithorna thornUyUacuten Bd I S 187
46
GondēšAacutepur) die der sassanidische Koumlnig ŠAacutebUacuter I (reg 241-272 n Chr) bauen lieszlig261 Die
Bibliothek bdquoBait al-frac12ikmaldquo existierte houmlchstwahrscheinlich schon unter ar-RašIacuted262 Sie diente
der Ausbildung in den Bereichen Medizin Astronomie Literatur Philosophie Geschichte
Theologie und weiteren Faumlchern263 An diesem Ort dessen Leitung zur Regierungszeit al-
MayumlmUacutens der Sekretaumlr Sahl ibn HAacuterUacuten ein beruumlhmter Vertreter der ŠuthornUacutebiyya uumlbernahm264
betaumltigte sich unter anderem eine Gruppe von engagierten Autoren und weiteren Uumlbersetzern
mit hervorragenden Kenntnissen des antiken griechischen persischen und indischen
Kulturkreises Sie uumlbertrugen und bearbeiteten bedeutende Schriften und Manuskripte dieser
Kulturen ins Syrische und Arabische265 Unter der Annahme dass bdquoBait al-frac12ikmaldquo tatsaumlchlich
unter ar-RaEcircIacuted gegruumlndet wurde wird die bedeutende Rolle der Barmakiden bei der Foumlrderung
des Wissens und der Fremdkulturen verstaumlndlich
II3b2 Sahl ibn HAacuterUacutens FamilieII3b2 Sahl ibn HAacuterUacutens FamilieII3b2 Sahl ibn HAacuterUacutens FamilieII3b2 Sahl ibn HAacuterUacutens Familie
Zum engeren Kreis der Barmakiden gehoumlrte die Familie Sahls der unter dem Kalifen al-
MayumlmUacuten (reg 198-218) eine bedeutende Rolle auf der politischen Buumlhne der Abbasiden
zukam Ihre Mitglieder waren adlige Zoroastrier also persischer Herkunft266 Unter ar-RaEcircIacuted
konvertierten Sahl ibn HAacuterUacuten und seine Soumlhne al-Faplusmnl und al-frac14asan jedoch zum Islam267
Sahl der als ein hervorragender Vertreter der EacuteuthornUacutebiyya seiner Zeit galt268 und seine Soumlhne
verbuumlndeten sich mit den Barmakiden269 Yafrac12yAacute ibn frac34Aacutelid der den Persern groszlige
Aufmerksamkeit schenkte und sie in die abbasidische Politik einband unterstuumltzte Sahls
Familie270 Zuerst betaumltigte sich Sahl ibn HAacuterUacuten als Yafrac12yAacutes Privatsekretaumlr271 spaumlter leitete er
wie bereits erwaumlhnt unter al-MayumlmUacuten das wissenschaftliche Zentrum bdquoBait al-frac12ikmaldquo272 Auf
Yafrac12yAacutes Veranlassung stellte sup1athornfar al-BarmakIacute der fuumlr die Erziehung al-MayumlmUacutens
261 Sourdel D bdquoBayt al-frac12ikmaldquo in EI2 Bd I S 1141 Vgl Shahbazi A Sh und Richter-Bernburg L bdquoGondēšAacutepurldquo in EIr Onlineversion wwwiranicacom 262 Ebd Bd I S 1141 263 Zakeri M bdquoTranslation from Middle Persian (Pahlavi) into Arabic to the early Abbasid periodrdquo in Uumlbersetzung Ein internationales Handbuch zur Uumlbersetzungsforschung Bd XXVI Hrsg Kittel H (u a) Berlin 2007 S 1199-1206 (hier S 1202 f) 264 Ibn an-NadIacutem al-Fihrist S 133 13 Vgl Al-frac14amawIacute YAacuteqUacutet Muthornordmam al-udabAacuteyuml Bd III ed thornAbbAacutes I Beirut 1993 S 1409 Al-KutubIacute Mufrac12ammad FawAacutet al-wafayAacutet Bd II ed thornAbbAacutes I Beirut 1974 S 84 AEgrave-AEligafadIacute al-WAacutefIacute Bd XVI S 18 265 Zakeri bdquoTranslation from Middle Persianrdquo in Handbuch Bd II S 1203 Die sogenannte bdquoBait al-ḥikmardquo scheint nicht die orthodoxe Reaktion von al-Mutawakkil uumlberlebt zu haben Sourdel bdquoBayt al-frac12ikmaldquo in EI2 Bd I S 1141 266 Ibn an-NadIacutem al-Fihrist S 133 Vgl YAacuteqUacutet Muthornordmam al-udabAacuteyuml Bd III S 1409 267 Al-frac34aOcircIacuteb al-BatradedAacutedIacute TAacuterIacuteiquest Bd VII S 319 Vgl Al-sup1ahEcircayAacuterIacute al-WuzarAacuteyuml S 230 AEgrave-AEligafadIacute al-WAacutefIacute Bd XII S 40 268 Ibn an-NadIacutem al-Fihrist S 133 269 Al-frac34aOcircIacuteb al-BatradedAacutedIacute TAacuterIacuteiquest Bd VII S 320 Vgl Ibn frac34allikAacuten WafayAacutet Bd II S 121 270 Al-sup1ahEcircayAacuterIacute al-WuzarAacuteyuml S 231 271 Ibn al-AbbAacuter IthorntAacuteb S 85 272 Ibn an-NadIacutem al-Fihrist S 133
47
verantwortlich war den Kontakt zwischen al-MayumlmUacuten und al-Faplusmnl ibn Sahl her mit der
Folge dass letzterer sich im Jahre 190 zum Islam bekannte273 Dies war eine politische
Entscheidung die die Fortsetzung des persischen Einflusses auch nach dem Niedergang der
Barmakiden sicherte So blieb al-Faplusmnl auch in der nach-barmakidischen Aumlra im Dienste des
Prinzen al-MayumlmUacuten und stand ihm in der Politik mit Rat und Tat zur Seite274 Als ar-RaEcircIacuted
sich im Jahre 192 zur Niederschlagung der Rebellion des RAacutefithorn ibn al-LaiYacute nach frac34urAacutesAacuten
begab beabsichtigte er seinen Sohn al-MayumlmUacuten nicht mitzunehmen Al-Faplusmnl ibn Sahl gab
dem jungen Prinzen jedoch den Rat seinen kranken Vater zu begleiten Der Grund hierfuumlr
war dass al-Faplusmnl den Tod des Kalifen vorausahnte Er schilderte al-MayumlmUacuten was ihm im
Falle des Todes des Kalifen drohen wuumlrde Die Absetzung als Thronfolger durch seinen
Bruder al-AmIacuten mit der Unterstuumltzung seiner Mutter Zubaida und seines Onkels von den BanIacute
HAacuteEcircim So konnte al-Faplusmnl den Prinzen dazu bewegen seinen Vater zu begleiten und sich in
die oumlstlichen Gebiete des Reiches zu begeben Die Herrschaft uumlber diese Gebiete hatte sein
Vater ihm zuvor uumlberlassen275 Sahls Sorgen waren tatsaumlchlich nicht grundlos gewesen denn
ar-RaEcircIacuted starb auf dieser Reise in OacuteUacutes So bestieg sein erster Thronfolger al-AmIacuten im Jahre
193 den abbasidischen Thron276 Der neue Kalif uumlbergab das Amt des Wesirs einem Erzfeind
der Barmakiden naumlmlich al-Faplusmnl ibn ar-RabIacutethorn und versuchte die Macht seines Bruders auf
dessen Gebiet zu beschraumlnken indem er einige Aumlmter in frac34urAacutesAacuten seinen eigenen Gefaumlhrten
uumlberlieszlig Al-Faplusmnl ibn Sahl und sein Bruder al-frac14asan gaben al-MayumlmUacuten den Rat sich
zuruumlckzuhalten und nichts zu unternehmen bis al-AmIacuten ihn absetzen und damit gegen den
Willen des verstorbenen Vaters verstoszligen wuumlrde So sicherten die Soumlhne Sahls die
Legitimation der Herrschaft al-MayumlmUacutens277 Als der Kalif im Jahre 194 seinen Bruder al-
MayumlmUacuten als seinen zukuumlnftigen Nachfolger absetzte und stattdessen den eigenen Sohn MUacutesAacute
in das Amt erhob setzte sich al-MayumlmUacuten zu Wehr278 Er beschuldigte al-AmIacuten sich nicht an
den Willen ihres Vaters gehalten zu haben279 und es kam es zu einem blutigen Buumlrgerkrieg
der mit einem klaren Sieg der Truppen al-MayumlmUacutens endete Den Oberbefehl dieser Truppen
273 AOcirc-OacuteabarIacute TAacuterIacuteiquest Bd VIII S 320 Al-Faplusmnl ibn Sahl uumlbersetzte fuumlr Yafrac12yAacute ibn frac34Aacutelid al-BarmakIacute ein Buch aus dem Mittelpersischen ins Arabische Als Yafrac12yAacute seine ausgepraumlgte Intelligenz feststellte riet er ihm sich zum Islam zu bekennen damit er ihn in seinen Kreis aufnehmen koumlnne Al-Faplusmnl war bereit durch Yafrac12yAacute zum Islam zu konvertieren Yafrac12yAacute riet ihm aber davon ab und empfahl ihm stattdessen mit al-MayumlmUacuten in Kontakt zu treten und sich durch letzteren zum Islam zu bekennen Al-sup1ahEcircayAacuterIacute al-WuzarAacuteyuml S 230 f 274 Al-sup1ahEcircayAacuterIacute al-WuzarAacuteyuml S 213 275 AOcirc-OacuteabarIacute TAacuterIacuteiquest Bd VIII S 338 Vgl Al-sup1ahEcircayAacuterIacute al-WuzarAacuteyuml S 266 276 Ebd Bd VIII S 385 Vgl Al-sup1ahEcircayAacuterIacute al-WuzarAacuteyuml S 289 f 277 Ebd Bd VIII S 365 ff Vgl Al-sup1ahEcircayAacuterIacute al-WuzarAacuteyuml S 289 278 Ebd Bd VIII S 374 Vgl Al-sup1ahEcircayAacuterIacute al-WuzarAacuteyuml S 290 Al-YathornqUacutebIacute TAacuterIacuteiquest Bd II S 306 Ibn aOcirc-OacuteaqOcircaqAacute al-FaiquestrIacute S 212 f 279 Ebd Bd VIII S 374 ff Al-sup1ahEcircayAacuterIacute al-WuzarAacuteyuml S 290
48
hatte OacuteAacutehir ibn al-frac14usain (gest 205-207) der Begruumlnder der spaumlter in frac34urAacutesAacuten herrschenden
Dynastie der Tahiriden (reg 205-259)280
Als al-MayumlmUacuten im Jahr 198 den Thron bestieg uumlbergab er al-Faplusmnl ibn Sahl sein wizAacutera und
zeichnete ihn mit dem Titel bdquoordfUacute rsquor-riyAacutesatainldquo aus der soviel wie bdquoLeitung des Militaumlrs (saif)
und der Verwaltung (qalam)ldquo bedeutete281 Der Einfluss al-Faplusmnls auf al-MayumlmUacuten stieg noch
mit dem Sieg uumlber al-AmIacuten Er beeinflusste den neuen Kalifen dahingehend sich auch
weiterhin im Osten des Reiches in frac34urAacutesAacuten (Marw) aufzuhalten und die Herrschaft uumlber Irak
und andere von OacuteAacutehir ibn al-frac14usain eroberten Gebieten al-Faplusmnls Bruder al-frac14asan ibn Sahl zu
uumlberlassen So blieben der Osten und Westen des Reiches in den Haumlnden der Familie Sahls282
Unter dem Einfluss al-Faplusmnls der zum Schiismus tendierte283 erklaumlrte der Kalif den thornAlIacute ibn
MUacutesAacute ar-RiplusmnAacute (gest 203) einen Nachkommen des thornAlIacute ibn AbIacute OacuteAacutelib zu seinem Nachfolger
So befahl al-MayumlmUacuten das Tragen gruumlner Gewaumlnder an seinem Hof denn Gruumln war die Farbe
der thornAlIacuteden284 Als die Abbasiden im Irak dies erfuhren setzten sie al-MayumlmUacuten im Jahre 201
ab und huldigten seinem Onkel IbrAacutehIacutem ibn al-MahdIacute285 Auch im Irak gab es verschiedentlich
Aufruhr gegen al-MayumlmUacuten den al-frac14asan ibn Sahl unterdruumlckte Al-Faplusmnl verheimlichte diese
Ereignisse jedoch vor al-MayumlmUacuten Als letzterer aber davon erfuhr begab er sich im Jahre 202
selbst nach Bagdad286 und lieszlig seinen persischstaumlmmigen Wesir al-Faplusmnl unterwegs von seinen
eigenen Leibwaumlchtern in QUacutemis ermorden Fuumlr den Mord wies er letzteren die Schuld zu und
lieszlig sie zum Schein bestrafen287 Nach dem Tod al-Faplusmnls ernannte al-MayumlmUacuten dessen Bruder
al-frac14asan zu seinem Wesir der im Dienste des Kalifen blieb bis er psychisch erkrankte Al-
frac14asan zog sich daraufhin fuumlr den Rest seines Lebens aus der Politik zuruumlck bis er im Jahre
236 unter dem abbasidischen Kalifen al-Mutawakkil (reg 232-247) starb288 Nach der
Herrschaft al-MayumlmUacutens lieszlig der Einfluss der persischen Elemente nach und die nachfolgenden
abbasidischen Kalifen vertrauten in ihrer Politik vorrangig den Tuumlrken289
II3c Abbasidische Behoumlrden und persischstaumlmmige SekretaumlreII3c Abbasidische Behoumlrden und persischstaumlmmige SekretaumlreII3c Abbasidische Behoumlrden und persischstaumlmmige SekretaumlreII3c Abbasidische Behoumlrden und persischstaumlmmige Sekretaumlre
Wie bereits erwaumlhnt beruhte die abbasidische Verwaltung die aus mehreren Behoumlrden
(dIacutewAacuten plu dawAacutewIacuten) bestand in ihrer Grundstruktur auf sassanidischen Vorbildern290 Die
280 Ebd Bd VIII S 413 ff Vgl Al-YathornqUacutebIacute TAacuterIacuteiquest Bd II S 306 f 281 Ebd Bd VIII S 424 Vgl Al-sup1ahEcircayAacuterIacute al-WuzarAacuteyuml S 305 282 Ebd Bd VIII S 527 283 Ibn frac34allikAacuten WafayAacutet Bd IV S 41 Vgl AEgrave-AEligafadIacute al-WAacutefIacute Bd XXIV S 42 284 AOcirc-OacuteabarIacute TAacuterIacuteiquest Bd VIII S 554 f 285 Ebd Bd VIII S 555 Vgl Al-sup1ahEcircayAacuterIacute al-WuzarAacuteyuml S 312 286 Ebd Bd VIII S 564 Vgl Al-YathornqUacutebIacute TAacuterIacuteiquest Bd II S 317 287 Ebd Bd VIII S 565 Vgl Al-YathornqUacutebIacute TAacuterIacuteiquest Bd II S 317 288 Ebd Bd VIII S 565 ff 289 Goldziher Muhammedanische Studien Bd I S 151 Vgl Lewis bdquothornAbbAacutesidsldquo in EI2 Bd I S 16 290 Spuler Aufsaumltze S 282 Vgl AmIacuten regufrac12Aacute rsquol-islAacutem Bd I S 117 f
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abbasidischen Behoumlrden befanden sich weitgehend in den Haumlnden persischstaumlmmiger
Sekretaumlre fuumlr die der Titel bdquokuttAacutebldquo (sing kAacutetib) gebraucht wurde bdquoKAacutetibldquo ist die arabisierte
Form des persischen Titels bdquodabIacuterldquo (plu dabIacuterAacuten)291
Nach den ersten arabischen Eroberungen und der Etablierung der Umayyaden in Damaskus
entwickelte sich ein Administrationsapparat dessen Sprache sich dem jeweiligen Gebiet
anpasste Griechisch in Syrien und Persisch im Irak292 Auch das Personal wurde von der
einheimischen Bevoumllkerung gestellt und zwar aufgrund ihrer langjaumlhrigen Behoumlrden-
erfahrung gleichguumlltig ob es sich um Muslime handelte oder nicht293 Mit der Arabisierung
des Administrationssystems unter thornAbd al-Malik ibn MarwAacuten (reg 65-86) wurde der Begriff
bdquodabIacuterldquo durch das dafuumlr geeignete arabische Wort bdquokAacutetibldquo ersetzt ohne dass sich das Personal
dadurch geaumlndert haumltte294
In der sassanidischen Gesellschaft bildeten die Sekretaumlre (dabIacuterAacuten) die dritte von vier
sozialen Klassen295 Die dabIacuterAacuten hatten die koumlnigliche Korrespondenz in der Hand Zu ihren
Aufgaben gehoumlrten die Formulierung und Niederschrift von Befehlen Urteilen Reden
Testamenten und sonstigen Aumluszligerungen der Koumlnige296 Auszligerdem waren sie dafuumlr zustaumlndig
alltaumlgliche Ereignisse in den Regierungszeiten der sassanidischen Koumlnige chronologisch zu
registrieren und archivieren297 Diese Literaturkategorie des Fuumlrstenspiegels nannte man
bdquofrac34udAacutey-nAacutemaldquo (mp XwadAacutey-nAacutemag) Es war eine Chronik die historische Tatsachen mit
mythischen Elementen versetzte und das Leben der persischen Koumlnige vom Beginn ihrer
Geschichte bis zum Ende der Sassaniden schilderte298 In der abbasidischen Periode wurden
diese und andere mittelpersische Schriften durch persischstaumlmmige Sekretaumlre und weitere
Intellektuelle in einer groszligen Uumlbersetzungsbewegung aus dem Mittelpersischen ins Arabische
uumlbertragen299 Diese Art von Schriften spiegelte die Herrschaftstradition der sassanidischen
Koumlnige wider die Vorbild fuumlr die abbasidischen Kalifen war300
291 Sellheim und Sourdel bdquoKAacutetibldquo in EI2 Bd IV S 754 292 Al-sup1ahEcircayAacuterIacute al-WuzarAacuteyuml S 38 Vgl Ibn an-NadIacutem al-Fihrist S 303 293 Sellheim und Sourdel bdquoKAacutetibldquo in EI2 Bd IV S 755 294 Rajabzadeh H bdquoDabIacuterrdquo in EIr Onlineversion wwwiranicacom 295 Boyce M The letter of Tansar Roma 1968 S 41 Vgl Al-sup1Aacutefrac12iatilde thornAmr KitAacuteb at-tAacuteordm ed ZakIacute BAacuteEcircAacute A Kairo 1914 S 25 Die arabischen Schriften schreiben die Einfuumlhrung der Klasse der Sekretaumlre dem legendaumlren persischen Koumlnig sup1amEcircIacuted zu AOcirc-OacuteabarIacute TAacuterIacuteiquest Bd I S 175 Vgl Al-sup1ahEcircayAacuterIacute al-WuzarAacuteyuml S 2 Im bdquoEacuteAacuteh-nAacutemaldquo wird dies aber auf den sassanidischen Koumlnig ArdaEcircIacuter und den legendaumlren Koumlnig OacuteahmUacuteriYacute zuruumlckgefuumlhrt FirdausIacute AbUacute rsquol-QAacutesim EacuteAacuteh-nAacutema Bd I ed frac34AacuteliqIacute MuOcirclaq sup1 New York 1366 S 37 296 TunikAacutebunIacute frac14 bdquoTaOcircawwur-i tAacuterIacuteiquestIacute-yi thornanAacutewIacuten-i dabIacuter wa dIacutewAacutenldquo in NAacutema-yi farhangistAacuten Bd XXVI 1384 S 59-70 (hier S 63) Vgl TafaplusmnplusmnulIacute A bdquoDabIacuterrdquo in EIr Onlineversion wwwiranicacom 297 TafaplusmnplusmnulIacute bdquoDabIacuterrdquo in EIr Onlineversion wwwiranicacom Vgl TafaplusmnplusmnulIacute A TAacuterIacuteiquest-i adabiyAacutet-i IgraverAacuten pIacuteEcirc az islAacutem Teheran 1378 S 273 298 Yarshater E bdquoIranian national historyldquo in The Cambridge history of Iran Bd III (1) ed Yarshater E Cambridge 1983 S 359-480 (hier S 366) Vgl TafaplusmnplusmnulIacute TAacuterIacuteiquest-i adabiyAacutet S 271 f 299 Ibn an-NadIacutem al-Fihrist S 305 300 frac34AacuteliqIacute MuOcirclaq sup1 bdquoAz EacuteAacuteh-nAacutema tAacute frac34udAacutey-nAacutemaldquo in NAacutema-yi IgraverAacuten-i bAacutestAacuten Bd XIII und XIV 1386 S 3-119 (hier S 70) Vgl AgraveordfarnUacuteEcirc iexclAacuteli Ecirc S 82
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Es ist zu konstatieren dass die Ausbildung zum dabIacuter waumlhrend der sassanidischen Aumlra sehr
umfangreich und schwierig war Das Ziel der Ausbildung war primaumlr der Erwerb einer hohen
Qualifikation in der Kunst des Schreibens und Redens Aufgrund der Undurchlaumlssigkeit des
sassanidischen Klassensystems waren hier die Buumlrger niederer Klassen ausgeschlossen301 Die
Sekretaumlre spielten auch in der politischen Arena der Sassaniden eine wichtige Rolle Zu
belegen ist dies etwa durch eine Erzaumlhlung uumlber den sassanidischen Koumlnig BahrAacutem V
beruumlhmt als GUacuter Als sein Vater Yazdgird I (reg 399-421 n Chr) starb entschieden sich die
persischen Adligen gegen die Herrschaft seiner Soumlhne und erklaumlrten einen Prinzen namens
frac34usrau zu seinem Nachfolger Zu diesen Adligen gehoumlrten drei Sekretaumlre GUacutedarz war
Sekretaumlr der Militaumlrbehoumlrde sup1uEcircnas-Agraveordfar Sekretaumlr der Finanzbehoumlrde und sup1uwAacutenIacute Chef der
Korrespondenzbehoumlrde Letzterer wurde zum arabischstaumlmmigen laiquestmIacutedischen Herrscher al-
Munordfar (gest 418 n Chr) nach al-frac14Iacutera geschickt um durch Drohungen diesen davon
abzuhalten BahrAacutem der sich ebenfalls dort aufhielt zu unterstuumltzen302 BahrAacutem der mit Hilfe
der Araber letztendlich die Macht an sich riss303 ernannte spaumlter sup1uwAacutenIacute und sup1uEcircnas-Agraveordfar zu
seinen persoumlnlichen Sekretaumlren304 Ein weiteres Beispiel fuumlr die Einflussnahme der Sekretaumlre
ist die Lebensgeschichte des frac34usrau II (reg 590-628 n Chr) Als dieser nach einem Putsch
durch seinen Sohn EacuteIacuterawaih (reg 628 n Chr) ins Gefaumlngnis geworfen wurde beauftragte
EacuteIacuterawaih seinen Sekretaumlr namens AEcirctAacuted-sup1uEcircnas nach Verbrechen seines Vaters zu
forschen305 Auch die Ratschlaumlge die AnUacutešIacuterwAacuten (reg 531-579 n Chr) von seinem Sekretaumlr
Yazdgird und seinem zoroastrischen Oberpriester ArdaEcircIacuter vor der Schlacht gegen die Tuumlrken
erhielt belegen den politischen Einfluss der dabIacuterAacuten306
Natuumlrlich verlor der Begriff bdquodabIacuterldquo in der islamischen Periode die Bedeutung einer sozialen
Klasse und blieb nur als Titel eines Angehoumlrigen des Verwaltungsapparates307 Das
Fortbestehen des sassanidischen Administrationsystems im Osten des islamischen Imperiums
(Irak) und die Weiterbeschaumlftigung der Sekretaumlre der Sassaniden bewirkten dass die
islamische Verwaltung im Osten nach sassanidischem Vorbild strukturiert war308 Die
Sekretaumlre waren mehrsprachig und hatten hervorragende Kenntnisse sowohl der arabischen
Sprache und ihrer Feinheiten als auch der Sprache Kultur und Verwaltungstradition ihrer
301 TunikAacutebunIacute bdquoTaOcircawwurldquo in NAacutema-yi farhangistAacuten Bd XXVI S 64 Vgl TafaplusmnplusmnulIacute bdquoDabIacuterrdquo in EIr Onlineversion wwwiranicacom 302 AOcirc-OacuteabarIacute TAacuterIacuteiquest Bd II S 71 Vgl Ad-DIacutenawarIacute AiquestbAacuter aOcirc-OcirciwAacutel S 102 f 303 Rothstein Laiquestmiden S 67 304 FirdausIacute EacuteAacuteh-nAacutema Bd VI S 422 305 Brown E G bdquoSome account of the arabic work entitled NiAacutehyatursquol-irab fī akhbAacuter rsquol-Furs warsquol-thornArab particularly of that part which treats of the persian kings in JRAS Bd XXXII 1900 S 195-259 (hier S 253) 306 FirdausIacute EacuteAacuteh-nAacutema Bd VII S 242 307 TunikAacutebunIacute bdquoTaOcircawwurldquo in NAacutema-yi farhangistAacuten Bd XXVI S 68 Vgl Rajabzadeh bdquoDabIacuterrdquo in EIr Onlineversion wwwiranicacom 308 Rajabzadeh bdquoDabIacuterrdquo in EIr Onlineversion wwwiranicacom
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Ahnen309 In der umayyadischen Periode in der das Amt des Wesirs offiziell nicht existierte
dienten einige Sekretaumlre als Berater des Kalifen310 Prominente Beispiele dafuumlr sind SAacutelim
Sekretaumlr des Kalifen HiEcircAacutem ibn thornAbd al-Malik (reg 105-125) und thornAbd al-frac14amIacuted der
bekannte Sekretaumlr des letzten umayyadischen Herrschers MarwAacuten II (reg 127-132)311
Mit dem Niedergang der Umayyaden und dem groszligen politischen und kulturellen Einfluss der
Perser gewannen die Sekretaumlre weiter an Bedeutung Personen dieses intellektuellen Milieus
verfuumlgten nicht nur uumlber eine hervorragende Ausbildung in der Verwaltung und der Kunst des
Schreibens sondern auch uumlber breite Kenntnisse in der arabischen und persischen Sprache
Literatur und Tradition sowie uumlber umfangreiches Wissen in Philosophie Astrologie Logik
usw312 Die Sekretaumlre mussten eloquent und schlagfertig sein und sich klar ausdruumlcken
koumlnnen Sie mussten mit der bdquoschoumlnen Literaturldquo sowohl der Poesie als auch Prosa mit
Religion Geschichte usw vertraut sein313 Insbesondere zeigten die Sekretaumlre in der
fruumlhabbasidischen Zeit eine starke Vorliebe fuumlr die persische Kultur Einerseits uumlbersetzten sie
viele Schriften aus dem Mittelpersischen ins Arabische anderseits verfassten sie eigene
Werke in arabischer Sprache nach persischem Muster So erinnerten sie an die bdquoglorreiche
Vergangenheitldquo der Perser insbesondere der Sassaniden Die uumlbersetzten Werke umfassten
mehrere Literaturgattungen wie z B Fuumlrstenspiegel Ermahnungsschriften und Weisheitsndash
literatur Mit ihren eigenen Werken setzten die Sekretaumlre die sassanidische Tradition in
arabischer Sprache fort und gaben der arabischen Literatur neue Impulse Die Sekretaumlre
engagierten sich in der fruumlhabbasidischen Zeit im Geiste einer konstatierten bdquoUumlberlegenheitldquo
der persischen Kultur und bildeten somit eine wesentliche Saumlule der EacuteuthornUacutebiyya314 Ein
beruumlhmter Sekretaumlr unter der Herrschaft des abbasidischen Kalifen al-ManEgraveUacuter (reg 136-158)
war thornAbdallAacuteh ibn al-Muqaffathorn beruumlhmt als Ibn al-Muqaffathorn Im Laufe seiner Karriere
betaumltigte er sich zuerst im umayyadischen Verwaltungsapparat und schrieb fuumlr DAacutewUacuted ibn
thornUmar ibn Hubaira315 Mit der Machtuumlbernahme der Abbasiden schloss er sich thornIgravesAacute ibn thornAlIacute
an dem Onkel der beiden ersten abbasidischen Kalifen as-SaffAacutefrac12 und al-ManEgraveUacuter fuumlr den er
als Sekretaumlr taumltig war316 Als im Jahr 137 eine Rebellion gegen den Kalifen al-ManEgraveUacuter
stattfand die von seinem Onkel thornAbdallAacuteh ibn thornAlIacute angefuumlhrt wurde wurde AbUacute Muslim mit
der Niederschlagung dieser Rebellion beauftragt Ibn al-Muqaffathorn war derjenige Sekretaumlr der
309 Sellheim und Sourdel bdquoKAacutetibldquo in EI2 Bd IV S 755 310 Ibn aOcirc-OacuteaqOcircaqAacute al-FaiquestrIacute S 153 Vgl Spuler Iran in fruumlhislamischer Zeit S 230 Goitein Studies S 175 311 Sellheim und Sourdel bdquoKAacutetibldquo in EI2 Bd IV S 755 312 Ebd Bd IV S 756 Vgl AmIacuten regufrac12Aacute rsquol-islAacutem Bd I S 124 313 Spuler Aufsaumltze S 282 314 Sellheim und Sourdel bdquoKAacutetibldquo in EI2 Bd IV S 756 315 Ibn an-NadIacutem al-Fihrist S 132 316 Al-sup1ahEcircayAacuterIacute al-WuzarAacuteyuml S 103 109 Vgl Ibn an-NadIacutem al-Fihrist S 132 Ibn frac34allikAacuten WafayAacutet Bd II S 151 AEgrave-AEligafadIacute al-WAacutefIacute Bd XVII S 636
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die Bedingungen des Schutzvertrags zwischen dem abbasidischen Kalifen und seinem Onkel
ausarbeitete Die arabischen Quellen sprechen von der Raffinesse dieses Schutzvertrages der
verhinderte dass der Kalif seinen Onkel bestrafen konnte317 Diese Tatsache fuumlhrte beim
abbasidischen Kalifen zu groszliger Empoumlrung und war nach Ibn an-NadIacutem der Hauptgrund fuumlr
den Mord an Ibn al-Muqaffathorn318 Letzterer war aber nicht nur in politische Angelegenheiten
involviert sondern darf als der produktivste und bedeutendste Uumlbersetzer mittelpersischer
Schriften aus dem persischen und indischen Kulturkreis ins Arabische angesehen werden Er
verfasste nach dem Muster der uumlbersetzten Literatur auch eigene Werke in persischer
Tradition319
Uumlber die starke Neigung der Sekretaumlre zu persischer Kultur und Tradition sowie ihre
Beherrschung der arabischen Tradition berichtet der beruumlhmte antiEcircuthornUacutebIacutetische Autor al-sup1Aacutefrac12iatilde
(gest 255)
bdquoSobald ein Anfaumlnger unter ihnen (den Sekretaumlren) sich auf seinem Sessel niedergelassen hat und die Tinte vor ihm liegt (ein Zeichen der Beamtenposition) und sobald er die Aumluszligerungen der Weisen auswendig gelernt und aus der Aussagensammlung von Buzarordmumihr und uumlber die Herrschaft von ArdašIacuter aus den RasAacuteyumlillsquo von thornAbd al-frac14amIacuted und aus der Literatur von Ibn al-Muqaffathorn zitiert hat KitAacuteb Mazdaklsquo die Quelle seines Wissen und KalIacutela wa Dimnalsquo der Schatz seiner Weisheit wurden und sobald er glaubt dass er (der Sekretaumlr) in der Fuumlhrung wie thornUmar ibn al-frac34aOcircOcircAacuteb sei und in der Interpretation wie Ibn thornAbbAacutes und im Wissen des Erlaubten und Nicht-Erlaubten (frac12alAacutel wa frac12arAacutem) wie MuthornAacuteordf ibn sup1abal und in Mut und Tapferkeit wie thornAlIacute ibn AbIacute OacuteAacutelib (hellip) und in Aumluszligerungen wie al-frac14usain an-NaordmordmAacuter und in der Sprache und Genealogie wie al-AEgravemathornIacute und AbUacute thornUbaida sei - dann wird seine erste Aumluszligerung eine Schmaumlhung des Korans und eine Verurteilung des Korans seinldquo320
Abschlieszligend ist nochmals zu betonen Das Engagement der Sekretaumlre als Vertreter der
EcircuthornUacutebIacutetischen Ansichten und die Erinnerung an die bdquoGlorieldquo der persischen Sassaniden wurde
durch einen politisches Klima ermoumlglicht in dem die Perser Zugang zu wichtigen politischen
Aumlmtern hatten
II3d Die kulturellen Einfluumlsse der Sassaniden auf die AbbasiII3d Die kulturellen Einfluumlsse der Sassaniden auf die AbbasiII3d Die kulturellen Einfluumlsse der Sassaniden auf die AbbasiII3d Die kulturellen Einfluumlsse der Sassaniden auf die Abbasidendendenden
Die Abbasiden verlegten das Zentrum des islamischen Reiches von Syrien in das
Zweistromland (Irak) Dieses Gebiet stand uumlber Jahrhunderte ununterbrochen unter dem
Einfluszlig sassanidischer Tradition denn etwa eineinhalb Jahrhunderte zuvor lag nicht weit
davon entfernt die Hauptstadt Ktesiphon der persischen Sassaniden321 So blieb das Bild des
sassanidischen Koumlnigtums und der persischen Traditionen im Zeitraum zwischen dem
317 Ebd S 103 f Vgl AOcirc-OacuteabarIacute TAacuterIacuteiquest Bd VII S 474 ff Ibn an-NadIacutem al-Fihrist S 132 Ibn frac34allikAacuten WafayAacutet Bd II S 152 Al-BalAacuteordfurIacute Afrac12mad AnsAacuteb al-aEcircrAacutef Bd III ed Ad-DaurIacute thornA Wiesbaden 1978 S 221 AEgrave-AEligafadIacute al-WAacutefIacute Bd XVII S 635 ff 318 Ibn an-NadIacutem al-Fihrist S 132 319 Sellheim und Sourdel bdquoKAacutetibldquo in EI2 Bd IV S 755 f 320 Al-sup1Aacutefrac12iatilde thornAmr RasAacuteyumlil al-sup1Aacutefrac12iatilde Bd II ed thornUyUacuten as-sUacuted M Beirut 2000 S 142 f 321 AmIacuten regufrac12Aacute rsquol-islAacutem Bd I S 123
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Niedergang der Sassaniden und dem Aufstieg der Abbasiden in diesem Gebiet erhalten322 Die
sassanidischen Traditionen setzten sich innerhalb des islamischen Raumes fort und die
abbasidischen Kalifen sahen sich als Vertreter des sassanidischen Erbes323 Zur Legitimation
und Festigung ihrer Herrschaft lieszligen sie sich von der persischen Vorstellung inspirieren dass
die Herrscher uumlber ein goumlttliches Charisma verfuumlgen Die Absetzung eines Koumlnigs war
gleichbedeutend mit dem Verlust dieses Charismas324 Auch in ihrem Hofzeremoniell
richteten sich die Abbasiden nach der sassanidischen Leitvorstellung325 Beispiele hierfuumlr sind
die Abtrennung des Kalifen von der Auszligenwelt die Abstufung der Hofbeamten
Tischgenossen und Hofmusiker das Zermoniell des Thronabstiegs mit einer Krone (tAacuteordm) und
die Koumlnigsaudienz die sogenannte bdquoordmulUacutes al-thornAacutemldquo (pers bAacuter-i thornAacutemldquo) in dem die Bevoumllkerung
sich an den Kalifen wenden konnte um ihre Anliegen zu aumluszligern326 Auch beim Empfang von
Gesandten zeigte sich die Fortsetzung des persischen Brauchtums Die Uumlberreichung des
Beglaubigungsschreibens das Kuumlssen des Teppichs vor dem Herrscher die zeremoniellen
Gespraumlche mit der Frage nach der Gesundheit des entsendenden Herrschers und dem Wunsch
nach einem langen Leben des Empfaumlngers die Entgegennahme und die Verteilung von
Geschenken gehoumlrten zu den Zeremonien der Sassaniden327 Die Wiederbelebung der
persischen Feste ist ein weiterer Beleg fuumlr das Interesse der abbasidischen Koumlnige an der
persischen Kultur Sie feierten etwa die persischen Feierlichkeiten NaurUacutez und MahragAacuten
(arab MahraordmAacuten) offiziell ebenso wie das islamische Opfer- und Fastenfest328
Nach einem Bericht von aOcirc-OacuteabarIacute war die persischen Tracht die Hofbekleidung der
abbasidischen Kalifen Al-ManEgraveUacuter verordnete im Jahre 153 seinen Angestellten das Tragen
der hohen schwarzen und kegelfoumlrmigen Huumlte namens bdquoqalansuwaldquo (plu qalAacutenis)
322 Spuler Aufsaumltze S 281 323 Bouvat Les Barmeacutecides S 48 324 Spuler Aufsaumltze S 283 325 Ebd S 284 326 In der sassanidischen Zeit musste zuerst ein Antrag an den Audienzleiter gestellt werden dieser begleitete den Antragsteller am bAacuter-Tag dann zum Koumlnig Der Koumlnig saszlig auf mehreren Kissen die auf einem goldenen Thron lagen Die Krone hing an Ketten so von der Decke dass sie genau uumlber seinem Kopf schwebte Zuerst wurden Vorhaumlnge zwischen Koumlnig und Audienzleiter aufgehaumlngt Sobald Antragsteller und Audienzleiter ihre Position eingenommen hatten wurden die Vorhaumlnge abgenommen Der Audienzleiter kuumlsste die Erde Diese sassanidischen Traditionen wurden von den umayyadischen und spaumlter von den abbasidischen Kalifen uumlbernommen Das Kuumlssen der Erde war am Hofe der Kalifen zuerst nicht uumlblich es genuumlgte wenn man den Kalifen folgendermaszligen ansprach bdquoFriede sei mit dir oh Herrscher der Glaumlubigenldquo Spaumlter jedoch wurde auch dieser sassandische Brauch von den Kalifen uumlbernommen Khaleghi Motlagh DJ bdquoBAacuterldquo in EIr Onlineversion wwwiranicacom Vgl Al-sup1Aacutefrac12iatilde at-TAacuteordm S 7 327 Spuler Aufsaumltze S 284 328 Von Kremer Culturgeschichtliche Streifzuumlge S 32 Vgl Spuler Aufsaumltze S 284 AmIacuten regufrac12Aacute rsquol-islAacutem Bd I S 129 Al-sup1Aacutefrac12iatilde at-TAacuteordm S 146 ff
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bdquoAl-ManEgraveUacuter befahl seinen Gefaumlhrten das Tragen von schwarzer Kleidung und langen
Huumlten (qalAacutenis)ldquo329
Auf einer gefundenen Muumlnze aus dieser Zeit ist der Kalif al-Mutawakkil (reg 232-247) mit
einer rein persischen Tracht zu sehen Am Hof der Abbasiden wurden nach sassanidischem
Muster verzierte Gewaumlnder mit goldenen Inschriften eingefuumlhrt Deren Verleihung war das
ausschlieszligliche Vorrecht des Herrschers330
II3e Die UumlbersetzungsbewegungII3e Die UumlbersetzungsbewegungII3e Die UumlbersetzungsbewegungII3e Die Uumlbersetzungsbewegung
Einen weiteren kulturellen Aspekt zur Verbreitung der EcircuthornUacutebIacutetischen Ansichten in der
fruumlhabbasidischen Aumlra bildet die Uumlbersetzung von Schriften verschiedener kultureller
Hintergruumlnde ins Arabische Die islamischen Eroberungen und die daraus entstandene
unmittelbare Beruumlhrung mit weiteren Bevoumllkerungen welche die Sprache ihrer Eroberer nicht
sprachen machten einen Uumlbersetzungsprozess ins Arabische unvermeidlich331
II3e1 Der Uumlbersetzungsprozess unter den Umayyaden II3e1 Der Uumlbersetzungsprozess unter den Umayyaden II3e1 Der Uumlbersetzungsprozess unter den Umayyaden II3e1 Der Uumlbersetzungsprozess unter den Umayyaden
Schon unter der Herrschaft der strikt arabischorientierten Umayyaden ist dies zu belegen
Uumlbersetzung fand jedoch nicht systematisch statt sondern nur gelegentlich und von minderer
Qualitaumlt Sie richtete sich nach den jeweiligen Beduumlrfnissen der Herrscher die Kenntnisse
uumlber die Einwohner der nicht-arabischen Gebiete erlangen wollten und mussten Dies galt
sowohl fuumlr Angelegenheiten der Regierung als auch fuumlr solche des alltaumlglichen Lebens332
Auch die Beduumlrfnisse der herrschenden Eliten waren maszliggeblich bei der Uumlbertragung der
griechischen und mittelpersischen Werke ins Arabische333 Beispielsweise uumlbersetzte AbUacute rsquol-
thornAlAacuteyuml SAacutelim fuumlr den umayyadischen Kalifen HiEcircAacutem ibn thornAbd al-Malik (reg 105-125) fuumlr den
er als sein Sekretaumlr schrieb bdquodie Korrespondenzen zwischen Aristoteles und Alexander dem
Groszligenldquo (RasAacuteyumlil ArasOcircAacuteOcircilIacutes ilAacute Iskandar)334 SAacutelims Sohn sup1abla der dem Kalifen HišAacutem
ebenfalls als Sekretaumlr diente uumlbertrug in dieser Epoche zwei Schriften aus dem
mittelpersischen Kreis der epischen persischen Literatur mit den Titeln bdquoRustam wa
IsfandiyAacuterldquo und bdquoBahrAacutem ŠUacutes (ČUacutebIacuten)ldquo335 Die Uumlbertragung des von Ahrun al-Qiss336 in
329 AOcirc-OacuteabarIacute TAacuterIacuteiquest Bd VIII S 42 Vgl Al-sup1ahEcircayAacuterIacute al-WuzarAacuteyuml S 310 330 Von Kremer Culturgeschichtliche Streifzuumlge S 32 f 331 Gutas D bdquoTardjamaldquo in EI2 Bd X S 226 Vgl AgraveordfarnUacuteEcirc iexclAacuteli Ecirc S 5 ff 332 Goodman L E bdquoThe translation of Greek materials into Arabicldquo in Religion learning and science in the thornAbbasid period ed Young M J L Cambridge 1990 S 477-497 (hier S 478) 333 Gutas bdquoTardjamaldquo in EI2 Bd X S 226 334 Ibn an-NadIacutem al-Fihrist S 131 335 Ebd S 364
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syrischer Sprache verfassten medizinischen Kompendiums namens bdquoal-KunnAacuteEcircldquo ins
Arabische durch den beruumlhmten juumldischen Mediziner MAacutesarordmawaih (MAacutesarordmis) fuumlr MarwAacuten I
(reg 64-65) oder thornUmar ibn thornAbd al-thornAzIacutez (reg 99-101) und die Uumlbersetzung des Werkes
bdquoPortraumlts der sassanidischen Koumlnigeldquo (AEliguwar mulUacutek BanIacute SAacutesAacuten) im Jahre 113 aus dem
Mittelpersischen ins Arabische fuumlr HišAacutem ibn thornAbd al-Malik duumlrften ebenfalls so zu erklaumlren
sein337 Der erste umayyadische Kalif MuthornAacutewiyya I etwa (reg 41-60) pflegte mit demselben
Hintergund ein Drittel seiner Nacht mit Erzaumlhlungen uumlber die Geschichte der arabischen und
persischen Koumlnige deren Herrschaft uumlber die Untertanen Schlachtfelder politische Manoumlver
usw zu verbringen Fuumlr die Aufgabe des Vorlesens der Schriften gab es spezielle Diener die
auch fuumlr die Aufbewahrung dieser Werke verantwortlich waren Diese Schriften sollen
entweder aus anderen Sprachen wie Griechisch Mittelpersisch oder Syrisch ins Arabische
uumlbersetzt oder unmittelbar am Ort aus den Originalschriften muumlndlich uumlbertragen worden
sein338
In der modernen Forschung ist schon belegt worden dass der Bericht uumlber alchemistische
Ambitionen des aus dem Hause der Umayyaden stammenden Prinzen frac34Aacutelid ibn YazIacuted (gest
90) und sein Engagement fuumlr die Uumlbertragung von wissenschaftlichen Werken der Bereiche
Medizin Astrologie und Chemie aus dem Griechischen ins Arabische339 spaumltere
Verfaumllschungen sind Laut Ullmann muumlssen diese ins Reich der Fabel verwiesen werden340
Dadurch dass man uumlber das Ende der Umayyadendynastie hinaus im syrisch-
palaumlstinensischen Gebiet und in Aumlgypten sowohl im privaten als auch im gesellschaftlichen
und geschaumlftlichen Umgang miteinander oft Griechisch sprach wurde das Uumlbersetzen aus
dieser und in diese Sprache zur taumlglichen Notwendigkeit Die aus dem ersten und zweiten
Jahrhundert stammenden zweisprachigen Papyri in Griechisch und Arabisch uumlber Wirtndash
schaftsguumlter und Vertraumlge belegen das Dies wurde uumlberall praktiziert Eine groszlige Anzahl von
Griechisch sprechenden Personen machte es leicht einen Uumlbersetzer zu finden sowohl mit als
336 Ibn al-QifOcircIacute TAacuterIacuteiquest al-frac12ukamAacuteyuml S 324 Vgl Ibn an-NadIacutem al-Fihrist S 355 Laut Ibn sup1ulordmul fand thornUmar ibn thornAbd al-thornAzIacutez dieses Werk in einer Bibliothek Er uumlberlegte lange ob er es dem Volk zu Verfuumlgung stellen sollte oder nicht Nach 40 Tagen entschied er sich dafuumlr Diese Erzaumlhlung weist eindeutig darauf hin wie vorsichtig unter den Umayyaden mit Fremdwissen umgegangen wurde Ibn sup1ulordmul SulaimAacuten OacuteabaqAacutet al-aOcircibbAacuteyuml wa rsquol-frac12ukamAacuteyuml ed Sayyid F Beirut 1985 S 61 337 Al-MasthornUacutedIacute berichtet davon dass er selbst dieses groszlige Werk im Jahre 303 in der Stadt al-IEgraveOcircaiquestr im Gebiet FAacuters zu Gesicht bekommen hatte Laut al-MasthornUacutedIacute handelte das Buch von siebenundzwanzig sassanidischen Herrschern 25 Maumlnnern und zwei Frauen deren Regierungszeit von 433 Jahren einem Monat und sieben Tagen sowie deren Portraits beim Sterben ob alt oder jung mit ihren koumlniglichen Kostuumlmen und Kronen Al-MasthornUacutedIacute at-TanbIacuteh S 92 Vgl Al-IEgravefahAacutenIacute frac14amza TAacuterIacuteiquest sinIacute mulUacutek al-arplusmn wa rsquol-anbiyAacuteyuml ed Buchdruckerei Kaviani Berlin 1922 S 34 338 Al-MasthornUacutedIacute MurUacuteordm Bd III S 40 f 339 Ibn an-NadIacutem al-Fihrist S 419 Vgl Ibn frac34allikAacuten WafayAacutet Bd II S 224 340 Ullmann M bdquoḪālid ibn Yazīd und die Alchemie Eine Legendeldquo in Der Islam Bd LV (2) 1978 S 181-218 (hier S 181 ff) Vgl Gutas bdquoTardjamaldquo in EI2 Bd X S 226 Ruska J Arabische Alchemisten ChAacutelid ibn JazIacuted ibn Muthornawiya Bd I Heidelberg 1924 S 7 ff
56
auch ohne akademischen Hintergrund341 Insgesamt scheint ein systematisches und
wissenschaftliches Interesse an Fremdschriften in der umayyadischen Aumlra nicht vorhanden
gewesen zu sein
II3e2 Der UumlbersetzungsII3e2 Der UumlbersetzungsII3e2 Der UumlbersetzungsII3e2 Der Uumlbersetzungsprozess unter den Abbasidenprozess unter den Abbasidenprozess unter den Abbasidenprozess unter den Abbasiden
Mit der Machtuumlbernahme der Abbasiden wurde der Uumlbersetzungsprozess zu einer
dynamischen Bewegung die sich uumlber zwei Jahrhunderte erstreckte342 Dieses wissen-
schaftliche Phaumlnomen bildete die Grundlage fuumlr eine Annaumlherung der islamischen Welt an die
antiken Kulturen aus Ost und West343 Die Zahl der uumlbertragenen Werke aus den Sprachen
Griechisch Mittelpersisch Sanskrit Latein und Syrisch ins Arabische in diesem Zeitraum
(zweiten und dritten Jhd) war so hoch dass dieser zu Recht als bdquoJahrhunderte der
Uumlbersetzungldquo zu bezeichnen ist344
Der erste abbasidische Kalif as-SaffAacutefrac12 (reg 132-136) konzentrierte sich waumlhrend seiner
vierjaumlhrigen Herrschaftszeit ausschlieszliglich darauf die neuentstandene Dynastie zu
stabilisieren Erst sein Bruder und Nachfolger al-ManEgraveUacuter (reg 136-158) setzte sich fuumlr die
systematische und offizielle Uumlbertragung fremder Schriften ein Dieser abbasidische Kalif
der sich ebenfalls mit mehreren Rebellionen in seinem Reich auseinandersetzen musste345 gilt
als Begruumlnder und Foumlrderer der Uumlbersetzungsbewegung
bdquoAl-ManEgraveUacuter war der erste Kalif fuumlr den man Werke aus nicht-arabischen (thornaordmamIacutetischen) Sprachen unter anderem KalIacutela wa Dimnarsquo und al-Sind Hindrsquo uumlbersetzte Man uumlbertrug fuumlr ihn die Buumlcher des Aristoteles uumlber Logik usw das Buch Almagestrsquo (KitAacuteb al-maordmisOcircIacute)346 von Ptolemaios das Buch Arithmetikrsquo (al-ArYacuteamAacuteOcircIacuteqIacute) das Buch Euklidrsquo (IqlIacutedus) und weitere antike Buumlcher aus dem Griechischen Lateinischen Mittelpersischen Persischen und Syrischen ins Arabische und stellte sie den Menschen zu Verfuumlgung Diese lasen und lernten aus ihnenldquo347
Al-ManEgraveUacuters Bestreben war es zwischen den verschiedenen Gruppen die die Machtuumlbernahme
der Abbasiden unterstuumltzt hatten einen Ausgleich herbeizufuumlhren und die abbasidische
Herrschaft die durch Aufstaumlnde verschiedener persischorientierter Gruppierungen bedroht war
mit der Ideologie zu legitimieren dass die Abbasiden nicht nur die Nachfahren des Propheten
Mufrac12ammad sondern auch die Nachfolger der sassanidischen Herrscher seien Die Uumlbernahme
341 Gutas bdquoTardjamaldquo in EI2 Bd X S 226 342 frac34AacuteliqIacute MuOcirclaq bdquoAz EacuteAacuteh-nAacutema tAacute frac34udAacutey-nAacutemaldquo in NAacutema-yi IgraverAacuten-i bAacutestAacuten Bd XIII und XIV S 70 343 Zakeri bdquoTranslation from Middle Persianrdquo in Handbuch Bd II S 1199 344 frac34AacuteliqIacute MuOcirclaq bdquoAz EacuteAacuteh-nAacutema tAacute frac34udAacutey-nAacutemaldquo in NAacutema-yi IgraverAacuten-i bAacutestAacuten Bd XIII und XIV S 70 Vgl Al-MasthornUacutedIacute MurUacuteordm Bd IV S 314 345 Gutas bdquoTardjamaldquo in EI2 Bd X S 227 346 Dies steht im Widerspruch zu Ibn an-NadIacutems Bericht davon dass das Werk bdquoal-MaordmisOcircIacuteldquo unter ar-RašIacuted uumlbersetzt wurde Yafrac12yAacute ibn frac34Aacutelid al-BarmakIacute soll sich dafuumlr sehr interessiert haben Ibn an-NadIacutem al-Fihrist S 327 347 Al-MasthornUacutedIacute MurUacuteordm Bd IV S 314
57
des bdquoErfolgskonzeptesldquo der Sassaniden sich fremdes Wissen durch Uumlbersetzung
fremdsprachiger Werke anzueignen war ein wesentliches Mittel zur Erreichung dieses
Zieles348 Auf dieser Grundlage interessierte sich al-ManEgraveUacuter nach dem Vorbild der
sassanidischen Tradition insbesondere fuumlr die Astrologie was sich unter seinen Nachfolgern
fortsetzte349 Fuumlr die abbasidischen Kalifen hatte die Sternkunde vor allem eine politische
Funktion indem die Sterne ihren Staat als legitim und von Gott bestimmt bestaumltigten350 Al-
ManEgraveUacuter der sich vor wichtigen politischen Entscheidungen stets von Sternkundigen beraten
lieszlig351 uumlberlieszlig etwa die Bestimmung der optimalen Uhrzeit zur Grundsteinlegung von Bagdad
im Jahre 145 zwei seiner hochqualifizierten Hofastrologen naumlmlich Naubaiquestt (gest 160) einem
Zoroastrier352 und MAacuteEcircAacuteyumlallAacuteh einem Juden aus Baliquest353 Unter den namhaften Astrologen am
Hof der fruumlhen Abbasiden sind IbrAacutehIacutem al-FazAacuterIacute thornAlIacute ibn thornIgravesAacute YathornqUacuteb ibn OacuteAacuteriq354 die
Familien an-NaubaiquesttIacute und BanUacute rsquol-Munaordmordmim355 zu erwaumlhnen
Al-ManEgraveUacuter schenkte in seiner Regierungszeit auch der Uumlbersetzung der griechischen
medizinischen Schriften ins Arabische Aufmerksamkeit Als er im Jahre 148 mit dem Bau der
Hauptstadt Bagdad beschaumlftigt war litt er unter starken Magenschmerzen Er bestellte den
beruumlhmten nestorianischen Mediziner sup1urordmis (sup1UacuterordmIacutes) ibn sup1ibrIacutel ibn BuiquesttIacuteEcircUacutethorn (gest 152)
Leiter des beruumlhmten Krankenhaus in sup1undIacuteEcircAacutebUacuter zu sich nachdem seine eigenen Aumlrzte ihm
nicht helfen konnten356 sup1urordmis medizinische Qualifikation sicherte ihm seine Stellung als
Leibarzt des Kalifen al-ManEgraveUacuter und seiner Nachkommenschaft die Anwesenheit am
abbasidischen Hof bis zur Mitte des fuumlnften Jahrhundert357 Ibn AbIacute UEgraveaibithorna berichtet davon
348 Gutas bdquoTardjamaldquo in EI2 Bd X S 226 349 Ebd Bd X S 226 350 Ebd Bd X S 227 351 Al-MasthornUacutedIacute MurUacuteordm Bd IV S 314 352 Al-BIacuterUacutenIacute AgraveYacuteAacuter S 270 Naubaiquestt berechnete ebenfalls fuumlr al-ManEgraveUacuter dass dieser am Fuumlnften des Monats copyi rsquol-qathornda im Jahre 145 nach astrologischen Maszlignahmen uumlber den Unruhestifter IbrAacutehIacutem ibn thornAbdallAacuteh ibn al-frac14asan der sich in BaEgravera gegen al-ManEgraveUacuter erhoben hatte siegen wuumlrde Fuumlr diese erfuumlllte Prophezeiung verlieh er Naubaiquestt 2000 ordmirIacuteb Grundstuumlcke AOcirc-OacuteabarIacute TAacuterIacuteiquest Bd VII S 648 Vgl Ibn al-AYacuteIacuter al-KAacutemil Bd V S 570 353 Pingree D bdquoAbUacute Sahl b Nawbaḵtldquo in EIr Onlineversion wwwiranicacom Vgl Goodman bdquoThe translation of Greekldquo in Religion learning and science in the thornAbbasid period S 478 354 Al-MasthornUacutedIacute MurUacuteordm Bd IV S 314 Vgl Ibn an-NadIacutem al-Fihrist S 336 342 Al-BIacuterUacutenIacute verraumlt dass IbrAacutehIacutem al-FazAacuterIacute und YathornqUacuteb ibn OacuteAacuteriq am Hofe des abbasidischen Kalifen al-ManEgraveUacuter im Jahre 154 einen indischen Astrologen trafen der zu einer Delegation aus dem Gebiet Sind gehoumlrte und von seinem Wissen uumlber die indische Astrologie in ihrem Werk bdquoaz-ZIacuteordmldquo profitierten Al-BIacuterUacutenIacute Mufrac12ammad KitAacuteb fIacute Tafrac12qIacuteq mAacute li-l-Hind ed MaOcircbathorna DAacuteyumlirat al-MathornAacuterif al-UordmmAacuteniyya Hyderabad 1957 S 351 f Ibn al-QifOcircIacute berichtet von Ibn al-AgravedamIacute dass al-ManEgraveUacuter im Jahre 156 das von einem indischen Astrologen verfasste Werk namens bdquoal-Sind Hindldquo ins Arabische uumlbersetzen lieszlig Al-ManEgraveUacuter ordnete an nach demselben Muster ein Werk in arabischer Sprache zu verfassen Damit wurde Mufrac12ammad ibn IbrAacutehIacutem ibn al-FazAacuterIacute beauftragt der sein Buch bdquoDie Astrologen des groszligen Sind von Indienldquo (al-MunaordmordmimUacuten al-Sind Hind al-kabIacuter) nannte Ibn al-QifOcircIacute TAacuterIacuteiquest al-frac12ukamAacuteyuml S 270 355 Ibn an-NadIacutem al-Fihrist S 161 356 Ibn al-QifOcircIacute TAacuterIacuteiquest al-frac12ukamAacuteyuml S 158 Vgl Ibn sup1ulordmul OacuteabaqAacutet S 64 Ibn AbIacute UEgraveaibithorna thornUyUacuten Bd I S 123 f 357 Ibn AbIacute UEgraveaibithorna thornUyUacuten Bd I S 123
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dass dieser herausragende Mediziner fuumlr al-ManEgraveUacuter zahlreiche medizinische Werke aus dem
Griechischen ins Arabische uumlbertrug358
Aus der fruumlhabbasidischen Aumlra sind nicht nur Uumlbersetzungen aus dem Mittelpersischen
bezeugt die ein bedeutendes Instrument kultureller Praumlgung durch sassanidische Kultur
bildeten sondern auch solche die indische und griechische Kultur vermittelten Denn eine
Anzahl von griechischen und indischen Werken wie etwa bdquoKalIacutela wa Dimnaldquo bdquoBilauhar und
BUacuteordfasafldquo bdquoOacuteUacuteOcircIacute-nAacutemaldquo und bdquoIskandar-nAacutemaldquo wurden aus dem Mittelpersischen ins Arabische
uumlbersetzt359 Zur Zeit von al-ManEgraveUacuter etwa uumlbertrug der beruumlhmte Autor Sekretaumlr und
Uumlbersetzer thornAbdallAacuteh ibn al-Muqaffathorn auch beruumlhmt als Ibn al-Muqaffathorn eine Reihe von
Fuumlrstenspiegeln Weisheitsschriften und Fabeln wie z B bdquofrac34udAacutey-nAacutemaldquo bdquoAgraveyumlIacuten-nAacutemaldquo bdquoKitAacuteb
at-tAacuteordm fIacute sIacuterat AnUacuteEcircirwAacutenldquo bdquoKitAacuteb Mazdak bzw Marwakldquo bdquoNAacutema-yi Tansarldquo usw aus dem
Mittelpersischen ins Arabische360 Ibn al-Muqaffathorn wandte sich ebenfalls der indischen Kultur
zu und uumlbersetzte das namhafte Werk bdquoKalIacutela wa Dimnaldquo das zuvor durch den Mediziner
BurzUacuteya zur Zeit des sassanidischen Koumlnigs AnUacutešIacuterwAacuten (reg 531-579 n Chr) aus der
Originalsprache Sanskrit ins Mittelpersische uumlbersetzt worden war361 Ibn an-NadIacutem und
weitere Autoren schreiben die Uumlbertragung der zusammengefassten Version der Werke des
Aristoteles uumlber Logik aus dem Mittelpersischen ins Arabische Ibn al-Muqaffathorn zu362 Diese
haben sich offensichtlich auf die erhaltene Handschrift dreier Abschnitte des bdquoOrganonldquo (arab
al-ArtradeanUacuten) gestuumltzt Aus der Untersuchung des genannten Manuskripts zu dem Kraus einen
Artikel verfasste geht jedoch hervor dass der eigentliche Uumlbersetzer dieser Werke Ibn al-
Muqaffathorns Sohn thornAbdallAacuteh war und nicht er selbst363 In beiden Faumlllen sollen diese Schriften
mittelbar aus dem Mittelpersischen ins Arabische uumlbersetzt worden sein364
Die religioumlsen Auseinandersetzungen innerhalb des Islams und die Konflikte zwischen Islam
und Manichaumlismus zeigten sich besonders deutlich nach der Inthronisierung al-MahdIacutes (reg
158-169) und unter seinem Nachfolger al-HAacutedIacute (reg 169-170) Neben Faumlllen von Gewalt und
Verfolgung gab es zahlreiche interreligioumlse Disputationen von polemischem Charakter Die
Notwendigkeit die Technik der Argumentation besser zu beherrschen fuumlhrte dazu dass al-
MahdIacute die Uumlbertragung von Aristotelesrsquo bdquoTopikldquo ins Arabische anordnete365 Zum Zwecke der
358 Ebd Bd I S 123 359 TafaplusmnplusmnulIacute TAacuterIacuteiquest-i adabiyAacutet S 299 ff Vgl De Blois F bdquoTardjamaldquo in EI2 Bd X S 231 360 Ibn an-NadIacutem al-Fihrist S 132 361 De Blois F Burzōyacutes Voyage to India and the origin of the book of KalIacutelah wa Dimnah London 1990 S 1 Vgl TafaplusmnplusmnulIacute TAacuterIacuteiquest-i adabiyAacutet S 302 362 Ibn an-NadIacutem al-Fihrist S 309 Vgl Ibn al-QifOcircIacute TAacuterIacuteiquest al-frac12ukamAacuteyuml S 220 Ibn AbIacute UEgraveaibithorna thornUyUacuten Bd I S 308 363 Kraus P bdquoZu Ibn al-Muqaffathornldquo in RSO Bd XIV 1934 S 1-20 (hier S 1 ff) 364 De Blois bdquoTardjamaldquo in EI2 Bd X S 231 365 Gutas bdquoTardjamaldquo in EI2 Bd X S 227
59
Bekaumlmpfung der Manichaumler und anderer ZanAacutediqa beauftragte al-MahdIacute daruumlber hinaus die
muslimischen Gelehrten polemische Werke zu verfassen366
Unter dem Kalifen ar-RaEcircIacuted (reg 170-193) erlebte der Uumlbersetzungsprozess einen enormen
Fortschritt Zweifellos trug dazu vor allem seine Erziehung unter dem Einfluss der beruumlhmten
persischen Familie der Barmakiden bei367 Die Quellen berichten dass ar-RaEcircIacuted zu seiner
Regierungszeit eine reiche Sammlung von griechischen Manuskripten und Werken welche
die Muslime infolge der Eroberung der ostroumlmischen Gebiete in Anqara (dem heutigen
Ankara) und thornAmmUacuteriyya gewonnen hatten ins Arabische uumlbertragen lieszlig368 Mit der
Uumlbertragung medizinkundlicher Schriften aus dem Griechischen und Syrischen ins Arabische
wurde unter anderem der christliche Mediziner YUacutefrac12annAacute ibn MAacutesawaih (gest 243) beauftragt
welcher der Lehrer des beruumlhmten Mediziners und Uumlbersetzers frac14unain ibn Isfrac12Aacuteq (gest 260)
war Ab der Herrschaft ar-RaEcircIacuteds bis zu al-Mutawakkil (reg 232-247) war er am
abbasidischen Hof als hochqualifizierter Arzt taumltig369 Aus den historischen Schriften geht
jedoch hervor dass die Eroberung von Anqara und thornAmmUacuteriyya tatsaumlchlich im Jahre 223 zur
Zeit der Herrschaft des Kalifen al-MuthorntaEgraveim (reg 218-227) stattfand370 Unter der Herrschaft
ar-RašIacuteds aber erreichten die islamischen Truppen im Jahre 181 auf dem Feldzug gegen die
ostroumlmischen Gebiete unter Fuumlhrung von thornAbd al-Malik ibn AEligAacutelifrac12 die Grenze der Stadt
Anqara371 Der Bericht von ar-RašIacuteds Initiative zur Uumlbersetzung der griechischen Schriften ist
wahrscheinlich auf diesen Zeitraum zuruumlckzufuumlhren Die humanistische Bildung des Yafrac12yAacute
ibn frac34Aacutelid al-BarmakIacute (persischstaumlmmiger Wesir des Kalifen ar-RaEcircIacuted) fuumlhrte wie bereits
erwaumlhnt dazu dass er sich nicht nur fuumlr die Uumlbertragung der mittelpersischen Schriften
einsetzte sondern intensiv die Uumlbersetzung wissenschaftlicher Schriften aus dem
Griechischen ins Arabische foumlrderte372 Yafrac12yAacute interessierte sich ebenfalls fuumlr wissenndash
schaftliche Uumlbersetzungen aus dem Sanskrit Auf dieser Grundlage veranlasste er etwa
Manka den indischen Mediziner des in Bagdad gelegenen Krankenhauses das Werk bdquoZehn
366 Al-MasthornUacutedIacute MurUacuteordm Bd IV S 314 367 Goodman bdquoThe translation of Greekldquo in Religion learning and science in the thornAbbasid period S 482 368 Ibn sup1ulordmul OacuteabaqAacutet S 65 Vgl Ibn al-QifOcircIacute TAacuterIacuteiquest al-frac12ukamAacuteyuml S 380 Ibn AbIacute UEgraveaibithorna thornUyUacuten Bd I S 175 369 Ebd S 65 68 Vgl Ibn al-QifOcircIacute TAacuterIacuteiquest al-frac12ukamAacuteyuml S 380 Ibn AbIacute UEgraveaibithorna thornUyUacuten Bd I S 175 Ibn an-NadIacutem berichtet jedoch davon dass YUacutefrac12annAacute ibn MAacutesawaih unter der Herrschaft von al-MayumlmUacuten als hochqualifizierter Mediziner am abbasidischen Hofe auftauchte Ibn an-NadIacutem al-Fihrist S 354 Uumlber frac14unain ibn Isfrac12Aacuteqs Aktivitaumlten als Uumlbersetzer aumluszligert er sich nicht unmittelbar aber erwaumlhnt ihn als eine der Persoumlnlichkeiten die unter al-MayumlmUacuten in die ostroumlmischen Gebiete gesandt wurden um antike Buumlcher zum Zwecke der Uumlbersetzung ins Arabische auszuwaumlhlen Ebd S 304 370 AOcirc-OacuteabarIacute TAacuterIacuteiquest Bd IX S 57 ff Vgl Al-YathornqUacutebIacute TAacuterIacuteiquest Bd II S 334 Ad-DIacutenawarIacute AiquestbAacuter aOcirc-OcirciwAacutel S 558 371 Ebd Bd VIII S 268 Vgl Ad-DIacutenawarIacute AiquestbAacuter aOcirc-OcirciwAacutel S 568 Ibn al-AYacuteIacuter al-KAacutemil Bd VI S 158 372 Auch sein Sohn sup1athornfar schenkte der Uumlbersetzung griechischer Schriften Aufmerksamkeit Ibn frac34allikAacuten WafayAacutet Bd II S 217
60
Artikelldquo (thornAšra maqAacutelAacutet) uumlber die indische Medizin auszulegen373 Die Barmakiden
unterstuumltzten wie einige andere persischstaumlmmige Familien wie die BanUacute EacuteAacutekir auch die
Uumlbersetzer finanziell374
Die Uumlbersetzungsbewegung erreichte ihre Bluumltezeit unter dem Kalifen al-MayumlmUacuten (reg 198-
218)375 Dieser stellte sich gegenuumlber seinen Untertanen als bdquowahrer Verteidiger des Islamldquo
dar indem er die Byzantiner nicht nur als bdquounglaumlubigldquo sondern auch als kulturell
bdquoruumlckstaumlndigldquo ansah Die byzantinische bdquoRuumlckstaumlndigkeitldquo begruumlndete er damit dass diese
sich unter dem Einfluss des Christentums vom Wissen und von der Kultur ihrer Vorfahren
abgewandt haumltten Die Muslime hingegen wuumlrden sich aufgrund der Toleranz des Islam mit
der altgriechischen Philosophie und Wissenschaft auskennen376 Die altgriechische Kultur
deren philosophische Werke in Uumlbersetzungen vorhanden waren erfreute sich unter den
Muslimen der damaligen Zeit groszliger Wertschaumltzung Ausschlieszliglich vor diesem Hintergrund
ist al-MayumlmUacutens Traum von Aristoteles zu begreifen in dem er dem Kalifen den Rat gegeben
habe dass lediglich das persoumlnliche Urteil (rayumly) das letzte Kriterium fuumlr religioumlse und
politische Entscheidungen sein sollte377 Diesen Traum interpretierte al-MayumlmUacuten so dass er
als einziger dazu berechtigt sei in Fragen der Auslegung der Religion Urteile auszusprechen
Damit beschraumlnkte er die Autoritaumlt der Hadithgelehrten massiv und lieszlig der Diskussion
diverser religioumlser und geistiger Richtungen insbesonderen der MuthorntazilIacuteten freie Bahn378 In
diesem Zusammenhang berichtet al-MasthornUacutedIacute folgendermaszligen
bdquoAls al-MayumlmUacuten Kalif wurde schenkte er unter dem Einfluss von al-Faplusmnl ibn Sahl und anderer am Anfang (seiner Regierung) der Astrologie und deren Angelegenheiten Aufmerksamkeit Er verhielt sich (damit) wie die sassanidischen Koumlnige wie ArdaEcircIacuter und die anderen und las die antiken Werke Nach (der Hinrichtung von) al-Faplusmnl ibn Sahl begab er (al-MayumlmUacuten) sich in den Irak und wandte sich von der gesamten Sache ab Er begann uumlber Monotheismus zu sprechen und saszlig mit den kalAacutem-Gelehrten zusammenldquo379
Ibn an-NadIacutem berichtet davon dass al-MayumlmUacuten nach diesem Traum die Initiative ergriff und
die griechischen Schriften ins Arabische uumlbersetzen lieszlig Mit dieser Absicht entsandte er eine
Delegation von hervorragenden Uumlbersetzern wie al-frac14aordmordmAacuteordm ibn MaOcircar Ibn al-BiOcircrIacuteq Salm
(Leiter des bdquoBait al-frac12ikmaldquo) und wahrscheinlich auch YUacutefrac12annAacute ibn MAacutesawaih nach Byzanz
um griechische Schriften auszuwaumlhlen und nach Bagdad zu bringen380
373 Ibn an-NadIacutem al-Fihrist S 360 374 Siehe Kapitel II Fuszlignote 259 f 375 Zakeri bdquoTranslation from Middle Persianrdquo in Handbuch Bd II S 1202 376 Gutas bdquoTardjamaldquo in EI2 Bd X S 227 377 Ibn NubAacuteta Mufrac12ammad KitAacuteb sirfrac12 al-thornuyUacuten Ecircarfrac12 risAacutela Ibn ZaidUacuten ed Al-thornAdawIacute M Kairo 1861-62 S 131 378 Gutas bdquoTardjamaldquo in EI2 Bd X S 227 379 Al-MasthornUacutedIacute MurUacuteordm Bd IV S 318 380 Ibn an-NadIacutem al-Fihrist S 303 f Vgl Ibn al-QifOcircIacute TAacuterIacuteiquest al-frac12ukamAacuteyuml S 29
61
Unter den abbasidischen Kalifen genossen Uumlbersetzungen aus der Antike im Zusammenhang
mit dem Erreichen politischer Qualifikation hohes Ansehen Al-MayumlmUacuten etwa soll den Lehrer
seines Sohnes al-WAacuteYacuteiq (reg 227-232) veranlasst haben ihm (al-WAacuteYacuteiq) neben dem Koran das
Buch bdquoTestament des ArdaEcircIacuterldquo (thornAhd ArdaEcircIacuter) vorzulesen und ihn zum Auswendiglernen des
Buches bdquoKalIacutela wa Dimnaldquo zu zwingen381 Uumlber die in Bagdad gelegene wissenschaftliche
Institution und Bibliothek bdquoBait al-frac12ikmaldquo wurde oben berichtet
Zur Zeit des abbasidischen Kalifen al-Mutawakkil (reg 232-247) war es fuumlr die Elite Bagdads
gaumlngige Praxis geworden das Uumlbersetzen zu unterstuumltzen und diese Bewegung erstreckte
sich bis in die Zeit der Buyiden (reg 320-447) Sie fand ihr Ende erst als die bedeutendsten
Schriften aus den benachbarten Kulturen schon ins Arabische uumlbersetzt worden waren382
II3e3 Die UumlII3e3 Die UumlII3e3 Die UumlII3e3 Die Uumlbersetzungsbewegung und die bersetzungsbewegung und die bersetzungsbewegung und die bersetzungsbewegung und die EacuteuthornUacutebiyyaEacuteuthornUacutebiyyaEacuteuthornUacutebiyyaEacuteuthornUacutebiyya
Die meisten Uumlbersetzer wissenschaftlicher Schriften aus dem Griechischen und Syrischen
gehoumlrten zu den in Syrien und im Zweistromland dominierenden Zweigen des Christentums
wie den Malkiten Jaqubiten und Nestorianern383 Zu diesem Uumlbersetzerkreis gehoumlrten
Persoumlnlichkeiten wie sup1urordmis ibn sup1ibrIacutel ibn BuiquesttIacutešUacutethorn frac14unain ibn Isfrac12Aacuteq sein Sohn Isfrac12Aacuteq
QusOcircAacute ibn LauqAacute al-frac14aordmordmAacuteordm ibn MaOcircar al-BiOcircrIacuteq sein Sohn Yafrac12yAacute und Yafrac12yAacute ibn thornAdIacute
Ebenfalls schenkte ein Kreis von aus al-frac14arrAacuten abstammenden Sabiern der Uumlbertragung
wissenschaftlicher Werke und Manuskripte aus dem Griechischen und Syrischen
Aufmerksamkeit Die beruumlhmte Familie OtildeAacutebit ibn Qurra aEgrave-AEligAacutebIacute ist ein Beispiel dafuumlr384
Waumlhrend die Uumlbersetzungen aus dem Griechischen meistens wissenschaftliche Schriften wie
Medizin Philosophie Logik Mathematik Geometrie und Musik zum Gegenstand hatten385
wurden aus dem Mittelpersischen Werke (meist persischen aber auch griechischen und
indischen Ursprungs) mit folgenden Themen ins Arabische uumlbertragen Einen groszligen Teil der
Uumlbersetzungen nimmt die sogenannte Weisheitsliteratur (andarz) ein Zu dieser Gattung
gehoumlren die beruumlhmte Tierfabel bdquoKalIacutela wa Dimnaldquo das zu Buddhas Biographie verfasste
Werk bdquoBilauhar wa BUacuteordfAacutesafldquo und bdquoSindbAacuted und sieben Wesireldquo (SindbAacuted wa haft wazIacuter oder
SindbAacuted-nAacutema) Eine weitere Kategorie bilden die Ermahnungsschriften welche den
sassanidischen Koumlnigen zugeschrieben werden Unter dieser Literaturgruppe sind Schriften
wie bdquoTestament des ArdašIacuterldquo (thornAhd-i ArdašIacuter) bdquoBuch der Taten des AnUacuteširwAacutenldquo (KAacuternAacutemaordm
AnUacuteširwAacuten) und bdquoBuch der Krone uumlber die Biographie des AnUacuteširwAacutenldquo (KitAacuteb at-TAacuteordm fIacute sIacuterat
381 TafaplusmnplusmnulIacute TAacuterIacuteiquest-i adabiyAacutet S 218 382 Gutas bdquoTardjamaldquo in EI2 Bd X S 227 f 383 Ebd Bd X S 228 384 Ibn AbIacute UEgraveaibithorna thornUyUacuten Bd I S 203 ff Vgl Ibn an-NadIacutem al-Fihrist S 304 f 385 Gutas bdquoTardjamaldquo in EI2 Bd X S 225 ff
62
AnUacuteširwAacutenldquo) zu erwaumlhnen Sassanidisch-historische Werke und Fuumlrstenspiegel gehoumlren
ebenfalls zu den aus dem Mittelpersischen ins Arabische uumlbertragenen Schriften
bdquoKoumlnigsbuumlcherldquo (frac34udAacutey-nAacutema) und bdquoBiographie des Alexanderldquo (Iskandar-nAacutema) sind dieser
Kategorie zuzuordnen386 Maumlrchenliteratur (asmAacuter) bildet aumlhnlich eine Untergruppe der aus
dem Mittelpersischen uumlbersetzten Schriften Ein Beispiel dafuumlr ist das Werk bdquoTausend
Maumlrchenldquo (HizAacuter afsAacuten oder HizAacuter dastAacuten) das moumlglicherweise ein entfernter Vorlaumlufer des
erhalten gebliebenen Buchs bdquoTausend und eine Nachtldquo ist387 Obwohl auf dem Gebiet der
Astronomie und Astrologie die Anzahl der erhaltenen arabischen Schriften die sicher als
Uumlbersetzungen aus dem Mittelpersischen gelten koumlnnen sehr gering ist lassen die arabischen
astronomisch-astrologischen Werke insgesamt eine starke Beeinflussung durch die
Astronomie und Astrologie der Perser erkennen indem haumlufig mittelpersische Fachbegriffe in
arabisierter Form verwendet werden388 Aus der griechischen Logik sind die drei Abschnitte
des von Aristoteles verfassten Werkes bdquoOrganonldquo (arab al-ArtradeanUacuten) zu erwaumlhnen die wie
bereits dargestellt Ibn al-Muqaffathorns Sohn thornAbdallAacuteh mittelbar aus dem Mittelpersischen ins
Arabische uumlbertrug389
Die Uumlbersetzer von mittelpersischen Schriften ins Arabische waren vor allem die Neumuslime
persischer Herkunft und manchmal auch Zoroastrier Ibn an-NadIacutem erwaumlhnt eine Reihe von
Personen welche die mittelpersischen Schriften aus drei Kulturkreisen dem persischen
indischen und griechischen ins Arabische uumlbersetzten Ibn al-Muqaffathorn die meisten
Mitglieder der Familie an-NaubaiquesttIacute MUacutesAacute und YUacutesuf die Soumlhne von frac34Aacutelid al-BarmakIacute die
im Dienst von DAacutewUacuted ibn thornAbdallAacuteh ibn frac14amIacuted ibn Qafrac12Ocircaba standen und fuumlr ihn aus dem
Persischen ins Arabische uumlbersetzten AbUacute rsquol-frac14asan thornAlIacute ibn ZiyAacuted at-TamIacutemIacute al-frac14asan ibn
Sahl Afrac12mad ibn Yafrac12yAacute ibn sup1Aacutebir al-BalAacuteordfurIacute sup1abla ibn SAacutelim der Sekretaumlr des Kalifen
HišAacutem Isfrac12Aacuteq ibn YazIacuted Mufrac12ammad ibn al-sup1ahm al-BarmakIacute HišAacutem ibn al-QAacutesim MUacutesAacute ibn
thornIgravesAacute al-KasrawIacute ZAacutedawaih ibn ŠAacutehwaih al-IEgravefahAacutenIacute Mufrac12ammad ibn BahrAacutem ibn MiOcircyAacuter al-
IEgravefahAacutenIacute BahrAacutem ibn MardAacutenšAacuteh Priester der Stadt SAacutebUacuter aus dem Gebiet FAacuters und thornUmar ibn
al-FariquestAacuten390 Aus dem indischen Kulturkreis uumlbertrugen und kommentierten nach Ibn an-
NadIacutem zwei in Bagdad anwesende indische Mediziner Manka und Ibn Dahan die
medizinischen Schriften aus dem Sanskrit ins Arabische391 Die Uumlbertragung der antiken
nabataumlischen (altbabylonischen) Schriften insbesondere auf dem Gebiet der Landwirtschaft
386 De Blois bdquoTardjamaldquo in EI2 Bd X S 231 f 387 Ibn an-NadIacutem al-Fihrist S 363 f 388 De Blois bdquoTardjamaldquo in EI2 Bd X S 231 f 389 Ebd Bd X S 231 f 390 Ibn an-NadIacutem al-Fihrist S 305 391 Ebd S 360
63
ins Arabische ist mit dem Namen Ibn Wafrac12šiyya und dem unter dessen Namen uumlberlieferten
beruumlhmten Werk bdquoDie nabataumlische Landwirtschaftldquo (al-FilAacutefrac12at an-nabaOcirciyya) verbunden392
Die umfangreichen Uumlbersetzungen von Werken der antiken Kulturen in der fruumlhabbasidischen
Epoche boten den Vertretern der ŠuthornUacutebiyya reiches Material fuumlr die Entwicklung ihrer
Weltanschauung Dies macht al-sup1Aacutefrac12iatilde in seinem Werk bdquoRasAacuteyumlil al-sup1Aacutefrac12iatildeldquo deutlich indem er
auf die Relevanz dieser Schriften bei den Sekretaumlren verweist welche einen bedeutenden Teil
der EacuteuthornUacutebiyya ausmachten
bdquoEr (der Sekretaumlr) zitiert weise Spruumlche Buzarordmumihrs ferner aus dem Werk thornAhd ArdašIacuterlsquo aus den Abhandlungen (RasAacuteyumlil) von thornAbd al-frac14amIacuted und aus dem Werk al-Adabrsquo von Ibn al-Muqaffathorn Fuumlr ihn wurde das Buch Mazdaklsquo zur Quelle seines Wissens und KalIacutela und Dimnalsquo zum Schatz seiner Weisheit (hellip)ldquo393
Bei den Uumlbersetzern gibt es zwei Personen deren Zugehoumlrigkeit zur EacuteuthornUacutebiyya sicher ist Sahl
ibn HAacuterUacuten der explizit in den arabischen Quellen als bdquoEcircuthornUacutebIacuteldquo bezeichnet wird und auf dessen
Person spaumlter eingegangen wird und auszligerdem Ibn Wafrac12Ecirciyya der in der Einleitung seiner
Werke deutlich darauf hinweist dass er nur deshalb uumlbersetzt um die bdquoUumlberlegenheitldquo seines
Volkes den Arabern gegenuumlber zu demonstrieren Fuumlr alle uumlbrigen Uumlbersetzer gibt es keine
unmittelbaren Belege fuumlr ihre EcircuthornUacutebIacutetischen Ansichten im Sinne der in dieser Arbeit gelieferten
Definition des Begriffes bdquoEcircuthornUacutebIacuteldquo Trotzdem erscheint es sehr wahrscheinlich dass Uumlbersetzer
wie Ibn al-Muqaffathorn AbAacuten ibn thornAbd al-frac14amIacuted Salm und die Familien an-NaubaiquesttIacute und
BuiquesttIacuteEcircUacutethorn394 die einen engen Kontakt zu den Vertretern der EacuteuthornUacutebiyya pflegten (siehe
Diagramm IX) gepraumlgt und motiviert waren von EcircuthornUacutebIacutetischen Gedanken Auf dieser Weise
koumlnnen weitere Uumlbersetzer der EacuteuthornUacutebiyya zugeordnet werden
392 Ebd S 360 372 Vgl Ibn Wafrac12Ecirciyya Afrac12mad al-FilAacutefrac12at an-nabaOcirciyya ed Fahd T Bd I Damaskus 1993 S 5 ff Vgl Goldziher Muhammedanische Studien Bd I S 158 393 Al-sup1Aacutefrac12iatilde RasAacuteyumlil Bd II S 142 394 Gabrieli F bdquoIbn al-MuAringaffathornldquo in EI2 Bd III S 885
64
III Die III Die III Die III Die EacuteuthornUacutebiyyaEacuteuthornUacutebiyyaEacuteuthornUacutebiyyaEacuteuthornUacutebiyya innerhalb Persiens innerhalb Persiens innerhalb Persiens innerhalb Persiens
Wie bereits in der Einleitung dargelegt beschaumlftigt sich die vorliegende Dissertation
schwerpunktmaumlszligig mit der Bedeutung der fruumlhen EacuteuthornUacutebiyya und ihrer Entwicklung Dafuumlr
sind ausschlieszliglich Dokumente in arabischer Sprache heranzuziehen Doch ab dem dritten
Jahrhundert als in Bagdad aufgrund der Schwaumlche des abbasidischen Kalifats einheimische
Dynastien innerhalb Persiens an die Macht kamen entstanden neben dem Kalifat autonome
Staaten die unabhaumlngig politische Entscheidungen trafen1 Unter solchen Umstaumlnden begann
in Persien auch die persische Sprache die arabische als Wissenschafts-und Literatursprache
allmaumlhlich zu verdraumlngen Es ist kein Zufall dass dieses Phaumlnomen zusammen mit der
Verbreitung EcircuthornUacutebIacutetischer Auffassungen auftrat Im folgenden Kapitel soll dieses Thema
allerdings nur kurz gestreift werden und im Uumlbrigen weiteren Untersuchungen vorbehalten
bleiben
III1 Persische Dynastien und die Frage der UnabhaumlngigkeitIII1 Persische Dynastien und die Frage der UnabhaumlngigkeitIII1 Persische Dynastien und die Frage der UnabhaumlngigkeitIII1 Persische Dynastien und die Frage der Unabhaumlngigkeit
Nachdem al-MayumlmUacuten (reg 198-218) in einem Buumlrgerkrieg gegen seinen Bruder al-AmIacuten (reg
193-198) die Macht an sich gerissen hatte uumlberlieszlig er im Jahre 205 seinem Heerfuumlhrer OacuteAacutehir
ibn al-frac14usain (reg 205-207) die Herrschaft uumlber frac34urAacutesAacuten und andere oumlstliche Gebiete
Persiens2 Er gilt als Gruumlnder der Dynastie der Tahiriden (reg 205-259) die ihre Abstammung
auf Rustam zuruumlckfuumlhrten der eine Figur des persischen Mythosˈ ist3 So entstand zu Beginn
des dritten Jahrhunderts zum ersten Mal eine Dynastie auf persischem Boden die sich in
NIacuteEcircAacutebUacuter uumlber 50 Jahre an der Macht hielt4 Einige moderne Forscher wie Spuler5 und
RAacutewandIacute6 betrachten die Tahiriden als Avantgardisten der persischen Unabhaumlngigkeit und ihre
Herrschaft als Wiedergeburt der persischen Nation in der ersten Haumllfte des dritten
Jahrhunderts Diese Wissenschaftler deuten insbesondere OacuteAacutehirs Dekret des Jahres 207 den
1 OtildeawAacuteqib sup1 bdquoSAacutemAacuteniyAacuten wa niatildeAacutem-i iquestilAacutefat-i thornabbAacutesIacuteldquo in KiyhAacuten-i andIacuteEcirca Bd LXXXIII 1378 S 138-152 (hier S 138 f) 2 AOcirc-OacuteabarIacute TAacuterIacuteiquest Bd VIII S 577 3 Al-MasthornUacutedIacute at-TanbIacuteh S 300 Der spaumltere Autor MinhAacuteordm ad-DIacuten SarAacuteordm aus dem siebten Jahrhundert berichtet aber dass die Tahiriden von dem persischen Koumlnig ManUacuteyenihr abstammen SarAacuteordm thornUYacutemAacuten OacuteabaqAacutet-i NAacuteEgraveirIacute ed frac14abIacutebIacute thornA Kabul 1325 S 228 Dass man seine Abstammung auf eine mythologische oder historische persische Figur zuruumlckfuumlhrt war zu dieser Zeit uumlblich Eine solche Abstammung genoss in der islamischen Gemeinschaft ein ebenso groszliges Ansehen wie schon vorher eine edle arabische Abstammung bei den Arabern Es wurde bereits dargestellt wie sich die persische Kultur aufgrund der Uumlbertragung der mittelpersischen Schriften durch die Perser ndash meistens durch EcircuthornUacutebIacutetischen Sekretaumlre ndash ins Arabische in der abbasidischen Gesellschaft etablierte Auch die Aufmerksamkeit der abbasidischen Kalifen fuumlr die persischen Koumlnige in denen sie fuumlr sich ein Herrschaftsvorbild gefunden hatten fuumlhrte dazu dass die Araber zunehmend Ehrfurcht vor den Sassaniden empfanden So fuumlhrten die Herrscher und Statthalter in Persien mit Stolz ihre Abstammung auf die Sassaniden und weitere bekannte persische Persoumlnlichkeiten zuruumlck AgraveordfarnUacuteEcirc iexclAacuteliEcirc S 95 4 AgraveordfarnUacuteEcirc iexclAacuteliEcirc S 93 Vgl Spuler Iran in fruumlhislamischer Zeit S 60 5 Spuler Iran in fruumlhislamischer Zeit S 60 6 RAacutewandIacute TAacuterIacuteiquest-i iordmtimAacutethornIacute S 200
65
Namen des Kalifen in der Freitagspredigt wegfallen zu lassen7 als einen politischen
Wendepunkt in der Geschichte Persiens Dies blieb jedoch eine Ausnahme denn OacuteAacutehirs
Nachfolger8 standen immer in einem guten Verhaumlltnis zu den abbasidischen Kalifen und
erwiesen ihnen Treue und Gehorsam9 So erwaumlhnten sie in den Freitagspredigten wieder den
Namen des jeweils herrschenden abbasidischen Kalifen Ferner lieszligen sie auf ihre Muumlnzen
zuerst den Namen des Kalifen praumlgen Auch sandten sie regelmaumlszligig einen bestimmten Teil des
iquestarAacuteordm und weiterer Steuereinnahmen ihres Herrschaftsbereiches nach Bagdad Dies alles
sollte zeigen dass der tahiridische Herrschaftsbereich trotz gewisser Eigenstaumlndigkeit offiziell
immer noch direkt unter der Kontrolle der Abbasiden stand10 In der tahiridischen Politik wie
Frye sie beschreibt konnte keine Rede sein von Tendenzen zu persischen Nationalgefuumlhlen11
Vielmehr fuumlhlten sich die Tahiriden als Vertreter der abbasidischen Kalifen und sorgten
deshalb fuumlr Ordnung im Osten des abbasidischen Imperiums zu einer Zeit in der die
Abbasiden selbst bereits geschwaumlcht waren12 So unterdruumlckten sie beispielsweise die gegen
Bagdad gerichteten Aufstaumlnde der frac34awAacuteriordm der Zaidiyya und des MAacuteziyAacuter13 Andererseits
profitierten umgekehrt auch die Tahiriden von den Kalifen denn durch diese wurde ihre
Herrschaft legitimiert14 Die Bestaumltigung eines Herrschers in seinem Amt durch den Kalifen
der bei den Glaumlubigen nach koranischer Auslegung (459)15 als Vertreter Gottes und
Nachfolger des Propheten galt (aulAacute rsquol-amr) sicherte ihm den Gehorsam seiner Untertanen
Nach dieser Sichtweise bedeutete jeglicher Aufruhr gegen den vom Kalifen eingesetzten
Herrscher gleichsam einen Aufstand gegen Gott und die Religion16
Der Frage der Legitimation mussten sich auch spaumltere persische Dynastien stellen Mitte des
dritten Jahrhunderts gruumlndete der aus SIacutestAacuten stammende YathornqUacuteb ibn al-LaiYacute (reg 247-265)
der seine Abstammung auf die Sassaniden zuruumlckfuumlhrte17 die persische Dynastie der
Saffariden (reg 247-289) die bis zum Tode YathornqUacutebs im Jahre 265 unabhaumlngig von Bagdad
waren18 YathornqUacuteb und seinem Bruder thornAmr gelang es gestuumltzt auf die Gruppe bdquothornAyyAacuterAacutenldquo die
7 AOcirc-OacuteabarIacute TAacuterIacuteiquest Bd VIII S 594 Vgl Al-YathornqUacutebIacute TAacuterIacuteiquest Bd II S 321 8 Einen Tag nach OacuteAacutehirs separatistischer Aktion bei der Freitagspredigt starb er auf mysterioumlse Art und Weise Trotzdem erklaumlrte al-MayumlmUacuten dessen Sohn Oacutealfrac12a (reg 207-213) zu seinem Nachfolger Ebd Bd VIII S 594 f 9 AgraveordfarnUacuteEcirc iexclAacuteli Ecirc S 101 Vgl Bosworth C E bdquoOacuteAacutehiridsrdquo in EI2 Bd X S 105 10 Ebd S 101 Vgl OtildeawAacuteqib bdquoSAacutemAacuteniyAacutenldquo in KiyhAacuten-i andIacuteEcirca Bd LXXXIII S 142 Bosworth bdquoOacuteAacutehiridsrdquo in EI2 Bd X S 104 11 Frye R N The golden age of Persia London 1975 S 204 12 Bosworth bdquoOacuteAacutehiridsrdquo in EI2 Bd X S 104 f 13 AOcirc-OacuteabarIacute TAacuterIacuteiquest Bd VIII S 598 ff 610 ff 622 und Bd IX S 7 80 14 OtildeawAacuteqib bdquoSAacutemAacuteniyAacutenldquo in KiyhAacuten-i andIacuteEcirca Bd LXXXIII S 143 15 bdquoIhr Glaumlubigen Gehorchet Gott und dem Gesandten und denen unter euch die zu befehlen haben (aulAacute rsquol-amr)ldquo 16 OtildeawAacuteqib bdquoSAacutemAacuteniyAacutenldquo in KiyhAacuten-i andIacuteEcirca Bd LXXXIII S 140 f 17 Anonym TAacuterIacuteiquest-i SIacutestAacuten ed BahAacuter M Teheran 1314 S 200 ff 18 Bosworth C E bdquoYathornḳūb b al-Layt h al-Ṣaffārldquo in EI2 Bd XI S 254
66
Macht in SIacutestAacuten an sich zu reiszligen19 Im Jahre 259 beseitigte YathornqUacuteb die von den Abbasiden
eingesetzte Dynastie der Tahiriden20 und weitete sein Machtgebiet nach einer Reihe von
erfolgreichen militaumlrischen Operationen21 bis zur Provinz frac34UacutezistAacuten in der Naumlhe der
abbasidischen Hauptstadt Bagdad aus22 Hier bot im Jahre 262 der in Panik versetzte
abbasidische Kalif al-Muthorntamid (reg 256-279) YathornqUacuteb an er koumlnne die Herrschaft uumlber
frac34urAacutesAacuten OacuteabaristAacuten sup1urordmAacuten ar-Rayy und FAacuters so wie die Leitung der Polizei in Bagdad
uumlbernehmen unter der einzigen Bedingung dass er endlich seinen Vormarsch stoppe
Wichtig sei dem Kalifen lediglich dass sein Name als Mitglied der Familie des Propheten
Mufrac12ammad in der Freitagspredigt erwaumlhnt werde23 YathornqUacuteb der den Abbasiden gegenuumlber
skeptisch eingestellt war24 weigerte sich aber auf das Angebot des Kalifen einzugehen und
setzte seine militaumlrischen Operationen in Richtung Bagdad fort Doch in der Schlacht bei Dair
al-thornAacuteqUacutel am Tigris im Jahre 262 wurde er von den Truppen des Kalifen besiegt welche
Deiche geoumlffnet und dadurch sein Lager uumlberschwemmt hatten25 Nach dieser bitteren
Niederlage suchte YathornqUacuteb drei Jahre lang vergebens in frac34uzistAacuten und FAacuters nach Vebuumlndeten
Dort zog er sich jedoch eine schwere Krankheit zu an der er im Jahre 265 starb26
Ruumlckblickend zeigte sich dass YathornqUacuteb ibn al-LaiYacute trotz seiner groszligen Macht zur
Auseinandersetzung mit der Frage der Legitimation gezwungen war Als er im Jahre 259
Mufrac12ammad ibn OacuteAacutehir (reg 248-259) den letzten tahiridischen Herrscher in NIacuteEcircAacutebUacuter absetzte
beklagte die Menge dort dass YathornqUacuteb keine manEcircUacuter27 des Kalifen besitze und auszligerdem ein
iquestAacuteriordmIacute sei Er reagierte auf diese feindseligen Toumlne indem er der Volksmenge sein Schwert
zeigte und sagte dass die Kalifen in Bagdad mit eben diesem Instrument herrschten28 Nach
dem Tod YathornqUacutebs jedoch schwor sein Bruder thornAmr ibn al-LaiYacute (reg 265-287) dem
abbasidischen Kalifen Treue und Gehorsam So konnte er der seinem verstorbenen Bruder an
Bedeutung nicht gleich kam die Position als saffaridischer Herrscher uumlbernehmen29
19 GardIacutezIacute thornAbd al-frac14ayy Zain al-aiquestbAacuter ed frac14abIacutebIacute thornA Teheran 1968 S 192 198 20 Bosworth bdquoYaʿḳūb b al-Layt h al-Ṣaffārldquo in EI2 Bd XI S 255 21 YathornqUacuteb brachte folgende Gebiete nach seiner Uumlberwaumlltigung SIacutestAacutens unter seine Kontrolle HirAacutet BAacutemiyAacuten Baliquest NIacuteEcircAacutebUacuter sup1urordmAacuten KirmAacuten FAacuters AhwAacutez und RAacutemhurmuz in frac34uzistAacuten Anonym TAacuterIacuteiquest-i SIacutestAacuten S 208 ff 22 AOcirc-OacuteabarIacute TAacuterIacuteiquest Bd IX S 516 23 Anonym TAacuterIacuteiquest-i SIacutestAacuten S 231 24 YathornqUacuteb soll sich uumlber die Abbasiden und ihren bdquoVerratldquo an den Persern wie folgt geaumluszligert haben bdquoDie Herrschaft der Abbasiden basiert auf List und Betrug Siehst du nicht was sie mit AbUacute Salama AbUacute Muslim al-BarAacutemika und Faplusmnl ibn Sahl die mit den Abbasiden aufrichtig waren gemacht haben Man darf ihnen uumlberhaupt nicht vertrauenldquo Ebd S 267 25 AOcirc-OacuteabarIacute TAacuterIacuteiquest Bd IX S 517 Vgl Al-MasthornUacutedIacute MurUacuteordm Bd IV S 200 f 26 Ebd Bd IX S 544 27 Brief des Kalifen zur Inthronisation eines Herrschers 28 Anonym TAacuterIacuteiquest-i SIacutestAacuten S 222 f Vgl GardIacutezIacute Zain al-aiquestbAacuter S 140 29 Spuler Iran in fruumlhislamischer Zeit S 74 Vgl Bosworth bdquoYaʿḳūb b al-Layt h al-Ṣaffārldquo in EI2 Bd XI S 255
67
Sogar die Buyiden (reg 320-447) die im Jahre 334 Bagdad eroberten30 und die Kalifen in
einem Maszlige beherrschten dass diese zu bloszligen Puppen in ihrer Hand wurden31 sahen sich
gezwungen ihre Herrschaft zu legitimieren Schon vor dem Einmarsch der Buyiden nach
Bagdad hatte das abbasidische Kalifat den Tiefpunkt seiner Macht erreicht Die Kalifen
wurden von der tuumlrkischen Camarilla (Heerfuumlhrern und anderen Funktionstraumlgern am Hofe
des Kalifen) ein- und abgesetzt und es wurden uumlberall im Islamischen Reich autonome
Dynastien gegruumlndet32 Doch der Gedanke eines islamischen Reiches als einer Einheit
gegenuumlber dem Gebiet des Unglaubens war immer noch praumlsent So symbolisierte das Kalifat
in Bagdad trotz seiner politischen Schwaumlche religioumls betrachtet die bdquoislamische Einheitldquo auch
in den Augen der schiitischen Buyiden Trotz ihrer Ansicht dass die sunnitischen Kalifen in
Bagdad als bdquoRaumluber des Kalifatsldquo zu betrachten seien33 erkannten sie das abbasidische Kalifat
in Bagdad an34 Ein weiterer Grund war innenpolitischer Natur Diplomatische
Ruumlcksichtnahme darauf dass die Majoritaumlt der irakischen Bewohner Sunniten waren lieszligen
es ratsam erscheinen die sunnitische Regierung in Amt zu belassen um Vorwuumlrfe zu
verhindern die Schiiten haumltten das Kalifat usurpiert Die Kehrseite war dass die Buyiden
trotz ihrer Macht immer noch die Legitimation ihrer Herrschaft bei den abbasidischen Kalifen
einholen mussten35
Schon vor den Buyiden standen die Samaniden (reg 261-395) die uumlber frac34urAacutesAacuten und
Transoxanien herrschten und bewusst persische Tradition und Sprache foumlrderten in einem
freundschaftlichen Verhaumlltnis zu Bagdad36 Trotzdem existieren keine Beweise dafuumlr dass die
samanidischen Herrscher die iquestarAacuteordm oder weitere Steuereinnahmen nach Bagdad schickten Es
30 Im Jahre 334 nahm Afrac12mad einer der drei buyidischen Bruumlder die abbasidische Hauptstadt Bagdad ein Er setzte den Kalifen al-MustakfIacute (reg 333-334) ab und erklaumlrte al-MuOcircIacutethorn-billAacuteh (reg 334-336) zum neuen Kalifen von dem drei buyidischen Bruumlder die Titel Muthornizz ad-Daula (Afrac12mad) Rukn ad-Daula (al-frac14asan) und thornImAacuted ad-Daula (thornAlIacute) erhielten AEgrave-AEligAacutebIacute HilAacutel RusUacutem dAacuter al-iquestilAacutefa ed thornAwAacuted M Bagdad 1964 S 131 31 Rypka J Iranische Literaturgeschichte Leipzig 1959 S 140 32 Al-MasthornUacutedIacute beschreibt den Zustand unter dem abbasidischen Kalifen al-MuttaqIacute (reg 329-333) wie folgt bdquoDer Kalif verfuumlgt uumlber keine Macht um etwas zu befehlen oder zu verbietenldquo Al-MasthornUacutedIacute MurUacuteordm Bd IV S 340 33 Ibn al-AYacuteIacuter schreibt daruumlber bdquoDie Buyiden waren Schiiten und uumlbertrieben in ihrem Glauben Sie waren der Meinung dass das Kalifat den thornAlIacuteden zustuumlnde und die Abbasiden dieses den Menschen geraubt haumltten die es wirklich verdienten Es gaumlbe keinen religioumlsen Grund der sie zum Gehorsam den (abbasidischen) Kalifen gegenuumlber zwingen koumlnnteldquo Ibn al-AYacuteIacuter al-KAacutemil Bd VIII S 452 34 Die Buyiden tendierten zunaumlchst dazu einen Mann aus der Familie von thornAlIacute ibn AbIacute OacuteAacutelib an die Macht zu bringen Nach der Einnahme von Bagdad beabsichtigte Afrac12mad Muthornizz ad-Daula diesen Vorsatz umzusetzen Man riet ihm jedoch davon ab mit der Begruumlndung dass er die abbasidischen Kalifen die bdquoRaumluber des Kalifatsldquo einfacher absetzen oder toumlten lassen koumlnnte Wenn er aber einen Mann aus der Familie von thornAlIacute der aus der Sicht seiner schiitischen Gefaumlhrten als rechtmaumlszligiger Kalif galt waumlhlen wuumlrde waumlre es gefaumlhrlich fuumlr ihn Wenn der thornalIacutedische Kalif ihn toumlten lassen wollte wuumlrde dies von seinen Glaubensbruumldern akzeptiert und umgesetzt werden So lieszlig Muthornizz ad-Daula von diesem Gedanken ab Ebd Bd VIII S 452 35 WAacutethorniatilde EacuteahristAacutenIacute N bdquoNigariEcircIacute bar siyAacutesat-i maordfhabIacute-yi Agravel-i BUacuteya bAacute tayumlkIacuted bar girAacuteyiEcirc-i maordfhabIacute-yi AEligAacutefrac12ib ibn thornAbbAacutedldquo in Farhang-i IEgravefahAacuten Bd XXI 1380 S 22-33 (hier S 31) 36 Nur der samanidische Herrscher NaEgraver ibn Afrac12mad (reg 301-331) tendierte aufgrund der Werbung Mufrac12ammad ibn Afrac12mad an-NasafIacutes zum ismailitischen Glauben Dies fuumlhrte aber nicht zu einer Abkuumlhlung der Beziehung zu den Abbasiden Schlieszliglich uumlbertrug NaEgraver die Herrschaft seinem Sohn NUacutefrac12 (reg 331-343) der Mufrac12ammad ibn Afrac12mad an-NasafIacute hinrichten lieszlig Ibn an-NadIacutem al-Fihrist S 239
68
blieb bei Geschenken zu unterschiedlichen Anlaumlssen37 Obwohl die Samaniden einen
autonomen Staat bildeten dienten sie dem Kalifat in Bagdad indem sie in ihren oumlstlichen
Grenzen Kriege gegen die nicht-muslimischen Tuumlrken fuumlhrten38 Daruumlber hinaus unterstuumltzten
sie die Verbreitung der sunnitischen Glaubensrichtung in ihren Herrschaftsgebieten und
unterdruumlckten antiabbasidische Tendenzen Dadurch wurde ihre Herrschaft durch den Segen
des Kalifen in Bagdad legitimiert39
Auch die tuumlrkischstaumlmmigen Ghaznawiden (reg 334-583) die zunaumlchst Teil des
samanidischen Machtapparates waren waren gezwungen sich mit der Frage der Legitimation
zu befassen obwohl sie einen autonomen Staat bildeten und sogar Indien erobert hatten Die
Ghaznawiden die eine eigenstaumlndige Politik fuumlhrten richteten sich trotzdem nach der Politik
der Samaniden So standen sie in einem freundlichen Verhaumlltnis zu den Abbasiden in Bagdad
und unterstuumltzten die Verbreitung der sunnitischen Glaubensrichtung in ihrem
Regierungsbereich Dadurch festigten sie das Fundament ihrer Herrschaft40
III2 III2 III2 III2 EacuteuthornUacutebiyya EacuteuthornUacutebiyya EacuteuthornUacutebiyya EacuteuthornUacutebiyya auf der Sprachebeneauf der Sprachebeneauf der Sprachebeneauf der Sprachebene
Seit der Entstehung einheimischer Dynastien auf persischem Gebiet wurde das Schicksal des
Landes trotz einer gewissen Abhaumlngigkeit von Bagdad eher von persischen Herrschern
bestimmt Es ist plausibel dass die EacuteuthornUacutebiyya in solch einem politischen Klima zum groszligen
Teil ihren urspruumlnglichen Charakter ndash naumlmlich eine Reaktion auf die arabische Dominanz zu
sein ndash verlor und sich mehr auf die Sprachebene verlagerte Dies beweisen die letzten Spuren
der EacuteuthornUacutebiyya die bei az-ZamaiquestEcircarIacute (gest 538) einem aus frac34wAacuterazm stammenden Linguisten
des sechsten Jahrhunderts zu finden sind
bdquoIch danke Gott -so spricht er- dass er mich zu einem der arabischen Sprachgelehrsamkeit beflissenen gemacht und mich geformt hat zum Kampf fuumlr die (Sache der) Araber und zur Begeisterung fuumlr dieselbe darum dass er nicht gewollt hat dass ich mich von ihren tuumlchtigen Helfern lossage und mich dem Gemisch der ShuthornUacutebijja anschliesse der mich vielmehr vor dieser Partei bewahrt hat die nichts gegen jene vermag als mit laumlsternder Zunge anzugreifen und die Pfeile des Spottes abzundashschiessenldquo41
Es ist zu konstatieren dass die EacuteuthornUacutebiyya der arabischen Sprache gegenuumlber keineswegs
geringschaumltzig war Arabisch als die Sprache des Heiligen Korans wurde von den
37 Spuler Iran in fruumlhislamischer Zeit S 81 f Vgl Frye R N bdquoThe SAacutemAacutenIacutedsldquo in The Cambridge history of Iran Bd IV ed Frye R N Cambridge 1975 S 136-161 (hier S 140) 38 Bosworth C E bdquoThe Early Ghaznavidsldquo in The Cambridge history of Iran Bd IV ed Frye R N Cambridge 1975 S 162-197 (hier 197) 39 OtildeawAacuteqib bdquoSAacutemAacuteniyAacutenldquo in KiyhAacuten-i andIacuteEcirca Bd LXXXIII S 145 40 Bosworth bdquoThe Early Ghaznavidsldquo in The Cambridge history of Iran Bd IV S 169 41 Az-ZamaiquestEcircarIacute sup1AacuterallAacuteh al-MufaEgraveEgraveal fIacute Egraveanthornat al-ithornrAacuteb ed frac14assAacuten frac34 I und thornAbd at-TawwAacuteb R Kairo 2009 S 43 Die Uumlbersetzung nach Goldziher Muhammedanische Studien Bd I S 208 f
69
muslimischen Persern sehr geachtet42 Ab dem vierten Jahrhundert begann sich ganz im
Sinne der EacuteuthornUacutebiyya die persische Sprache (darIacute) als Schriftsprache zu behaupten und
Arabisch auf den Gebieten Wissenschaft und Literatur allmaumlhlich zu verdraumlngen Somit
wurde ein neues Gleichgewicht in der islamischen Welt erreicht die dadurch zum ersten Mal
auf Wissenschafts- und Literaturebene eine bilinguale Zivilisation wurde Dies war der erste
Schritt einer Entwicklung des Islams zu einer multilingualen Religion43 In der Frage der
bdquolinguistischen EacuteuthornUacutebiyyaldquo innerhalb Persiens sah sich die EacuteuthornUacutebiyya nun weniger in Konflikt
mit den Arabern als vielmehr mit Persern und Personen anderer Ethnien (wie al-ZamaiquestEcircarIacute
und al-BIacuterUacutenIacute) die bewusst die arabische Sprache foumlrderten und nicht auf Persisch schreiben
wollten44
Die Ansichten moderner Forscher uumlber die Ursachen des Aufstieges des Persischen als
Wissenschafts-und Literatursprache sind kontrovers Wissenschaftler wie Lazard45 und
Rypka46 halten die Entfernung frac34urAacutesAacutens und Transoxaniens vom arabisch-abbasidischen
Zentrum fuumlr wichtig Sie fuumlhren an dass dort besonders bei den Groszliggrundbesitzern
(DahAacuteqIacuten) die Erinnerung an das persische Imperium und dessen Pracht erhalten geblieben
war Waumlhrend Lazard aber die propersischen Tendenzen der samanidischen Herrscher und
deren Foumlrderung der persischen Kultur Sprache und Literatur als Hauptfaktor in dieser Frage
betrachtet47 vertritt AgraveordfarnUacuteEcirc die Meinung dass das breite Volk ausschlaggebend war
welches sich in persischer Sprache verstaumlndigte und an die bdquoglorreiche Vergangenheitldquo der
Sassaniden erinnerte Fuumlr ihn steht das Engagement der samanidischen Herrscher und
Groszliggrundbesitzer fuumlr die persische Sprache erst an zweiter Stelle48
Fuumlr den Aufstieg der persischen Sprache waren beide Bedingungen notwendig Wenn das
Volk seine Sprache und Erinnerungen an die bdquoglanzvolleldquo persische Vergangenheit nicht
erhalten haumltte waumlre es der samanidischen Herrschaftsschicht nicht moumlglich gewesen auf
etwas zuruumlckzugreifen Andererseits war auch die Initiative der Samaniden die sich davon
politischen Profit versprachen notwendig damit persische Sprache und Tradition wieder
einen houmlheren Stellenwert bekamen
Mit der arabischen Expansion ergab sich die Notwendigkeit einer sprachlichen Verstaumlndigung
zwischen den arabischen Eroberern und den von ihnen unterworfenen Voumllkern Man brauchte
42 AgraveordfarnUacuteEcirc iexclAacuteliEcirc S 117 Vgl frac34AacuteliqIacute MuOcirclaq sup1 ZabAacuten wa adab-i fAacutersIacute az AacutetradeAacutez-i islAacutem tAacute AacutetradeAacutez-i SAacutemAacuteniyAacuten S 5 noch nicht veroumlffentlicht 43 Richter-Bernburg L bdquoLinguistic shuthornUacutebIacuteya and early Neo-Persian proseldquo in JAOS Bd XCIV (1) 1974 S 55-64 (hier S 56) 44 AgraveordfarnUacuteEcirc iexclAacuteli Ecirc S 181 211 45 Lazard G bdquoThe Rise of the New Persian Languagerdquo in The Cambridge history of Iran Bd IV ed Frye R N Cambridge 1975 S 595-632 (hier S 608) 46 Rypka Literaturgeschichte S 71 47 Lazard bdquoThe Rise of the New Persian Languagerdquo in The Cambridge history of Iran Bd IV S 608 48 AgraveordfarnUacuteEcirc iexclAacuteli Ecirc S 338
70
nun Uumlbersetzungen und Dolmetscher die eine Kommunikation zwischen beiden Seiten
ermoumlglichten49 Ohne sprachliches Verstaumlndnis konnten keine Friedensvertraumlge abgeschlossen
werden Persien war da keine Ausnahme Die Uumlbersetzungsaufgabe uumlbernahmen bilinguale
Menschen50 Schon vor dem Islam wanderten Araber aufgrund der Duumlrre und weiterer
Naturkatastrophen in groszligen Gruppen nach Persien aus Dies war wie bereits dargelegt einer
der Gruumlnde fuumlr die Entstehung der Vasallendynastie der LaiquestmIacuteden in al-frac14Iacutera Die Dynastie
sicherte den Schutz der persischen Grenzen vor den Uumlberfaumlllen der arabischen Beduinen51
Obwohl dieser Schutz wirkungsvoll war gibt es Belege die beweisen dass die Araber es
schon unter den Sassaniden geschafft hatten in die waumlrmeren suumldpersischen Gebiete
auszuwandern52 Teile dieser Einwanderer assimilierten sich und uumlbernahmen die persische
Kultur und Tradition Andere lebten weiterhin in ihrem Stammesverband und pflegten
untereinander ihre eigene Sprache lernten aber durch den Kontakt mit den Persern auch
deren Sprache Der Beschreibung von AgraveordfarnUacuteEcirc zufolge waren es wahrscheinlich diese
Menschen die in den Anfaumlngen der Eroberung Persiens durch die Araber fuumlr Verstaumlndigung
zwischen Arabern und Persern sorgten53
Vielleicht beabsichtigten die arabischen Eroberer zunaumlchst nicht in Persien seszlighaft zu
werden Doch nach der Einnahme der persischen Gebiete die teils durch Kriege und teils auf
friedlichem Wege durch Vertraumlge erworben worden waren gab es mehrere Wellen arabischer
Einwanderungen die sich uumlber das gesamte erste Jahrhundert erstreckten54 Die ersten
Einwanderungsziele waren Gebiete die Arabien naumlher lagen wie frac34uzistAacuten KirmAacuten FAacuters und
spaumlter auch der Suumlden frac34urAacutesAacutens und SIacutestAacutens Die Kuumlsten des Persischen Golfes gehoumlrten auch
dazu55 Aus der Untersuchung der futUacutefrac12-Schriften und weiterer Geschichtswerke geht hervor
49 Gutas bdquoTardjamaldquo in EI2 Bd X S 226 50 AgraveordfarnUacuteEcirc iexclAacuteliEcirc S 8 Die Quellen verraten dass Uumlbersetzungen das Problem der Verstaumlndigung zwischen den arabischen Eroberern und den Persern behoben haben Z B uumlbersetzte al-Mutradeaira ibn Eacuteuthornaib der Persisch gelernt hatte zwischen dem zweiten rechtgeleiteten Kalifen thornUmar ibn al-frac34aOcircOcircAacuteb und dem persischen Fuumlhrer HurmuzAacuten AOcirc-OacuteabarIacute TAacuterIacuteiquest Bd IV S 88 Auch der arabische Befehlshaber Sathornd ibn AbIacute rsquol-WaqqAacuteEgrave zog einen Uumlbersetzer hinzu als er mit einem Perser sprechen wollte AgraveordfarnUacuteEcirc iexclAacuteli Ecirc S 10 Vor der Eroberung NahAacutewands im Jahre 21 belagerte frac14uordfaifa ibn YamAacuten die Stadt Fuumlr den Friedensvertrag mit den Einwohnern der Stadt bestellte er einen Uumlbersetzer Al-BalAacuteordfurIacute FutUacutefrac12 S 299 Als die Araber SIacutestAacuten einnahmen hatte der arabische Heerfuumlhrer namens RabIacutethorn der haumlszligliche Gesichtszuumlge hatte einen Uumlbersetzer Als der persische Herrscher aus SIacutestAacuten RabIacutethorn sah sagte er in persischer Sprache bdquoAhrimAacuten bi rUacutez farAacutedIacuted nayAacuteyad inak AhrimAacuten farAacutedIacuted Aacutemad kIacuten andarIacuten hIacuteyen Ecircak nIacutestldquo (Am Tag wird der Teufel (Ahriman) nicht gesehen Jetzt wurde er gesehen es gibt keinen Zweifel daran) RabIacutethorn fragte was er sagt Der Uumlbersetzer uumlbertrug es fuumlr ihn Anonym TAacuterIacuteiquest-i SIacutestAacuten S 82 51 ZarrIacutenkUacuteb bdquoThe arab conquestldquo in The Cambridge history of Iran Bd IV S 3 Vgl AgraveordfarnUacuteEcirc iexclAacuteliEcirc S 7 52 Beispielsweise uumlberfielen groszlige arabische Gruppen aus den Gebieten thornAbd al-Qais al-Bafrac12rain und KAacuteatildeima unter dem sassanidischen Koumlnig EacuteAacutebUacuter II (reg 310-379 n Chr) die persischen Grenzen und lieszligen sich im Suumlden des Landes nieder AOcirc-OacuteabarIacute TAacuterIacuteiquest Bd II S 55 Auch unter frac34usrau AnUacuteEcircIacuterwAacuten (reg 531-579 n Chr) wanderten Araber nach Persien aus Der persische Koumlnig schickte eine Truppe um diese zu bekaumlmpfen AgraveordfarnUacuteEcirc iexclAacuteliEcirc S 8 53 AgraveordfarnUacuteEcirc iexclAacuteliEcirc S 8 54 Ebd S 17 f 55 Ebd S 27
71
dass bis zum dritten und vierten Jahrhundert in den meisten Gebieten Persiens verstreute
arabische Siedlungen existierten56 Trotzdem blieb die Zahl der arabischen Immigranten hier
im Vergleich zu anderen Eroberungsgebieten der Araber (mit ihrer urspruumlnglich z B
aramaumlischen oder aumlgyptischen Bevoumllkerung) gering57 Fuumlr diese Auswanderer war es fuumlr ihr
alltaumlgliches Leben unabdingbar sich die Sprache des breiten persischen Volkes anzueignen
So integrierten sich Teile dieser Gruppen sogar in die persische Gesellschaft Sie sprachen
Persisch und kleideten sich wie die Perser58 Dies galt auch fuumlr die arabischen Herrscher und
Statthalter innerhalb Persiens die mit ihren persischsprachigen Untertanen insbesondere
ihren persischen Soldaten in Landessprache kommunizieren mussten59
Wie bereits erwaumlhnt wurden die Nicht-Araber zur Zeit der umayyadischen Herrschaft
durch die Araber dominiert und benachteiligt Nach arabischer Auffassung waren die Araber
durch ihre Religion Islam und den arabischen Propheten privilegiert60 Sie waren es welche
die unterworfenen Voumllker von ihrem bdquoUnglaubenldquo erretteten und sie zum Monotheismus
brachten61 Daruumlber hinaus galt Arabisch als heilige Sprache in der Gott mit seinem
Gesandten gesprochen und die Lebensregeln offenbart hatte62 Dazu kommt das bdquorein
arabische Blutldquo Jeder Araber kannte detailliert seine Genealogie und war davon uumlberzeugt
deswegen grundsaumltzlich einem Nicht-Araber bdquouumlberlegenldquo zu sein63 So dominierte auch in
Persien auf politischer Ebene das arabische Element und die Araber bekleideten die
Schluumlsselpositionen Unter solchen Umstaumlnden konnte sich das persische Element kaum
behaupten64
Die abbasidische Revolution unter der Fuumlhrung AbUacute Muslims die nicht als rein persischer
Widerstand zu betrachten ist da daran auch unzufriedene Araber teilnahmen brachte den
Persern Selbstbewusstsein und Emanzipation von den Arabern65 Die abbasidische
Revolution beinhaltete dass der Islam nicht laumlnger als bdquorein arabischldquo betrachtet sondern zu
einer echten Weltreligion wurde so wie es im urspruumlnglichen Islam vorgesehen war66 Die
politische und kulturelle Buumlhne der Abbasiden wurde zuerst von Persern (z B Barmakiden
56 Ebd S 27 ff 57 Ebd S 237 Vgl Spuler Iran in fruumlhislamischer Zeit S 225 58 Ebd S 105 Vgl Lazard bdquoThe Rise of the New Persian Languagerdquo in The Cambridge history of Iran Bd IV S 602 59 Ebd S 98 60 AmIacuten regufrac12Aacute rsquol-islAacutem Bd I S 43 61 Ibn thornAbdarabbah al-thornIqd Bd III S 412 62 AYacute-OtildeathornAacutelibIacute thornAbd al-Malik KitAacuteb fiqh al-lutradea wa sirr al-thornarabiyya Bd I ed FahmIacute frac34 Kairo 1998 S 3 Vgl Ibn FAacuteris Afrac12mad aEgrave-AEligAacutehibIacute fIacute fiqh al-lutradea wa sunan al-thornarab fIacute kalAacutemihAacute ed aEcirc-EacuteuwaimIacute M Beirut 1963 S 40 ff Az-ZamaiquestEcircarIacute al-MufaEgraveEgraveal S 44 ff AgraveordfarnUacuteEcirc iexclAacuteli Ecirc S 21 63 Ibn Qutaiba thornAbdallAacuteh bdquoKitAacuteb al-thornarab au ar-radd thornalAacute rsquoEcirc-EcircuthornUacutebiyyaldquo in RasAacuteyumlil al-bulatradeAacuteyuml ed Kurd M thornA Kairo 1954 S 344-377 (hier S 346 ff) 64 AgraveordfarnUacuteEcirc iexclAacuteli Ecirc S 21 ff 65 Ebd S 25 66 Ende und Steinbach Der Islam in der Gegenwart S 35
72
und Familie Sahls) dominiert Ab der Herrschaft des abbasidischen Kalifen al-MuthorntaEgraveim (reg
218-227) wurden diese dann von Tuumlrken verdraumlngt67 Mit zunehmender Dominanz der
Tuumlrken und ihrem Einfluss auf die Ein-und Absetzung der Kalifen begann das abbasidische
Kalifat seine zentrale Macht zu verlieren68 Zur Schwaumlchung des Kalifats in Bagdad trugen
zudem haumlufige Aufstaumlnde und innere Unruhen bei die schon seit fruumlhabbasidischer Zeit aus
unterschiedlichen sozialen und religioumlsen Ursachen auftraten69 Diese Bedingungen waren
offensichtlich fuumlr das Entstehen autonomer Dynastien im gesamten Abbasidischen Reich
guumlnstig da die Abbasiden praktisch kaum noch uumlber politische Macht verfuumlgten Sie wurden
aber noch als Nachfolger des Propheten angesehen und hatten somit eher die Funktion eines
religioumlsen Symbols70 Im dritten und vierten Jahrhundert als autonome persische Dynastien
entstanden und es in Persien mehrere soziale und religioumlse Aufstaumlnde gegeben hatte wandelte
sich das Verhaumlltnis von Arabern und Persern innerhalb Persiens Die Araber bildeten nicht
mehr ndash wie unter den Umayyaden - die herrschende Schicht sondern waren zu einem Teil der
persischen Gesellschaft geworden dessen Verbindung zu seinem arabischen Ursprung
abgeschnitten war71
Wie bereits dargelegt war das Erlernen der persischen Sprache sowohl fuumlr die
arabischen Einwanderer als auch fuumlr die arabischen Herrscher Persiens notwendig Einige
Dekaden nach der Eroberung Persiens begannen sich auch die Perser mit der arabischen
Sprache zu beschaumlftigen Fuumlr das Erlernen des Arabischen gab es insbesondere folgende drei
Motive Einerseits war es eine Frage der Religion Zu diesem Zeitpunkt bekannten sich die
meisten Perser bereits zum Islam72 So fuumlhlte sich jeder Glaumlubige verpflichtet den Koran in
der Originalsprache zu lesen und sich mit weiteren arabischen religioumlsen Texten zu
befassen73 Ein weiterer Aspekt war die Regierungsstruktur Arabisch diente unter den
Umayyaden als gesprochene und geschriebene Sprache der arabischen Herrscher und ihrer
Houmlflinge die von Bagdad nach Persien geschickt wurden Im Verwaltungsapparat waren die
Beamten eines Gouverneurs gezwungen Korrespondenz mit anderen arabischen
Gouverneuren und dem Kalifen in Bagdad in arabischer Sprache zu verfassen74 Obwohl die
einfluszligreichsten Positionen unter den Abbasiden von Persern bekleidet wurden blieb die
67 Goldziher Muhammedanische Studien Bd I S 148 Vgl Lewis bdquothornAbbAacutesidsldquo in EI2 Bd I S 16 Spuler Iran in fruumlhislamischer Zeit S 45 68 Ebd S 151 69 Spuler Iran in fruumlhislamischer Zeit S 70 70 OtildeawAacuteqib bdquoSAacutemAacuteniyAacutenldquo in KiyhAacuten-i andIacuteEcirca Bd LXXXIII S 145 Vgl Spuler Iran in fruumlhislamischer Zeit S 81 71 AgraveordfarnUacuteEcirc iexclAacuteli Ecirc S 31 f 72 Die Zoroastrier gerieten in Persien immer mehr in die Minoritaumlt Eine groszlige Gruppe von ihnen wanderte nach der arabischen Eroberung Persiens nach Indien aus Rypka Literaturgeschichte S 66 73 AgraveordfarnUacuteEcirc iexclAacuteli Ecirc S 146 74 Ebd S 146
73
Sprache der Administration Arabisch Spaumlter am Hofe der autonomen persischen Dynastien
die unter der Herrschaft der Abbasiden entstanden diente Arabisch meistens weiterhin als
Sprache des Verwaltungsapparates in der Regel ausschlieszliglich in einigen Faumlllen aber auch
parallel zum Persischen75 Das dritte Motiv war Arabisch wurde zur Sprache der
Wissenschaft und Literatur Wissenschaftler verfassten ihre Werke in arabischer Sprache76 In
saumlmtlichen wissenschaftlichen Versammlungen Persiens in denen die Gelehrten uumlber
unterschiedliche Themen diskutierten wurde die arabische Sprache verwendet77 Trotz dieser
Situation war das Arabische fuumlr das breite Volk weiterhin eine Fremdsprache sie blieb die
Umgangs- und Briefsprache der vornehmen Kreise78 Zu Beginn der ersten Haumllfte der vierten
Jahrhunderts war darIacute als gesprochene Sprache uumlber ganz Persien verbreitet79 Das setzt
natuumlrlich voraus dass diese Sprache und ihre Dialekte schon Jahrhunderte vor diesem
Zeitpunkt in Persien etabliert waren und beweist die Theorie dass darIacute schon unter den
Sassaniden gelaumlufig war Aus dieser Tatsache geht hervor dass die bdquoWelleldquo die sich zur
islamischen Zeit vom Nordosten nach Suumlden und Suumldwesten ausbreitete die persische
Literatur war und nicht die persische Sprache (darIacute)80 Auch die Niederschrift der darIacute
Sprache begann ebenfalls viel fruumlher als im vierten Jahrhundert Dies belegen darIacute-
Dokumente aus dem zweiten Jahrhundert und auch spaumlterer Zeit die in hebraumlischer
syrischer arabischer und mittelpersischer (zoroastrischer und manichaumlischer) Schrift
niedergeschrieben wurden81 So war es nicht noumltig wie Frye meint dass es bis zum vierten
Jahrhundert der Epoche des beruumlhmten persischen Dichters RUacutedakIacute (gest 329) dauerte bis
darIacute in arabischer Schrift geschrieben wurde82 Dies bestaumltigt der moderne Wissenschaftler
Lazard Ihm zufolge schrieben die muslimischen Perser welche die arabische Sprache nicht
beherrschten ihre privaten Korrespondenzen Vertraumlge und Rechnungen
houmlchstwahrscheinlich in darIacute mit arabischen Buchstaben83 Dies alles bedeutete dass die
75 Ebd S 147 76 frac34AacuteliqIacute MuOcirclaq ZabAacuten wa adab-i fAacutersIacute S 9 77 AgraveordfarnUacuteEcirc iexclAacuteli Ecirc S 284 78 Spuler Iran in fruumlhislamischer Zeit S 244 Vgl AgraveordfarnUacuteEcirc iexclAacuteliEcirc S 148 79 Natuumlrlich wurden weitere persische Sprachen und Dialekte gesprochen frac34UacutezIacute in frac34uzistAacuten balUacuteyenIacute in BalUacuteyenistAacuten und im heutigen Pakistan dailamIacute im Norden Persiens rAacutezIacute in ar-Rayy sutradedIacute in Sutraded und im Zentralasien (Samarqand) iquestutanIacute in frac34utan tuiquestAacuterIacute in TuiquestAacuteristAacuten OcircabarIacute in OacuteabaristAacuten kurdIacute im Westen Persiens gIacutelakIacute in GIacutelAacuten usw frac34AacuteliqIacute MuOcirclaq ZabAacuten wa adab-i fAacutersIacute S 3 f 80 AgraveordfarnUacuteEcirc iexclAacuteli Ecirc 321 f Vgl Lazard bdquoThe rise of the new Persian languageldquo in The Cambridge history of Iran Bd IV S 600 Lazard G bdquoLe persanldquo in Compendium linguarum iranicarum ed Schmitt R Wiesbaden 1989 S 263-293 (hier S 263 f) 81 frac34AacuteliqIacute MuOcirclaq ZabAacuten wa adab-i fAacutersIacute S 5 f Vgl AgraveordfarnUacuteEcirc iexclAacuteliEcirc S 136 f 82 Frye bdquoSAacutemAacutenIacutedsldquo in The Cambridge history of Iran Bd IV S 145 83 Lazard bdquoThe rise of the new Persian languageldquo in The Cambridge history of Iran Bd IV S 607
74
Sprache darIacute bis zum vierten Jahrhundert ihre Entwicklung bereits so weit abgeschlossen
hatte dass sie sich als Literatur- und Wissenschaftssprache etablieren konnte84
III3 Der III3 Der III3 Der III3 Der Aufstieg der persischen Sprache (Aufstieg der persischen Sprache (Aufstieg der persischen Sprache (Aufstieg der persischen Sprache (darIacutedarIacutedarIacutedarIacute))))
Wie bereits dargelegt gab es fuumlr Perser mehrere Gruumlnde die arabische Sprache zu erlernen
denn sie war fundamental in den Bereichen Religion Regierung (Verwaltungsapparat) und
Wissenschaft85 Im Folgenden wird darauf eingegangen was die Hintergruumlnde waren fuumlr den
Aufstieg des Persischen als Literatur- und Wissenschaftssprache
III3a Das VolkIII3a Das VolkIII3a Das VolkIII3a Das Volk
Vor allem das breite Volk trug immer eine bdquowehmuumltigeldquo Erinnerung an das antike Persien in
sich Im dritten und vierten Jahrhundert gar wallte im persischen Volk dann eine Nostalgie im
Hinblick auf die eigene bdquoglorreiche Vergangenheitldquo auf86 Dieses Phaumlnomen des Ruumlckbezugs
auf bdquoglanzvolle Zeitenldquo teilte das breite Volk mit der eigentlichen EacuteuthornUacutebiyya Die Quellen aus
dieser Zeit berichten allerdings wenig uumlber das breite Volk Anhand dieser Tatsache ist die
moderne Forschung laut AgraveordfarnUacuteEcirc dazu gezwungen zwischen den Zeilen zu lesen Die
Feindseligkeit BadIacutethorn az-ZamAacuten al-HamadAacutenIacutes (gest 395) und al-BIacuterUacutenIacutes (gest 440) gegen das
Persertum laumlsst sich nur dadurch erklaumlren dass eine starke Tendenz zum Persertum im breiten
Volk noch vorhanden war87 In dieselbe Richtung geht auch die bdquoModeldquo dass die Herrscher
ihre Abstammung ab dem dritten Jahrhundert auf historische bzw mythische persische
Koumlnige und weitere beruumlhmte Personen zuruumlckfuumlhrten um ihr Ansehen in den Augen des
breiten Volkes zu erhoumlhen Forscher wie Spuler und Frye erklaumlren dies mit antiarabischen
Einstellungen dieser Herrscher88 Das traf sicherlich wie AgraveordfarnUacuteEcirc beschreibt im Falle des
ziyaridischen Herrschers MardAacutewIacuteordm (reg 316-323) zu der den Arabern gegenuumlber feindlich
gesinnt war89 nicht aber fuumlr den buyidischen Herrscher thornAplusmnd ad-Daula (reg 338-372) der
zwar als groszliger Unterstuumltzer der arabischen Sprache und Kultur galt sich aber trotzdem als
bdquoEcircAacutehanEcircAacutehldquo (Koumlnig der Koumlnige) bezeichnete90 Der Hauptgrund war vielmehr die tiefe
Sehnsucht des Volkes nach den alten Zeiten91
84 AgraveordfarnUacuteEcirc iexclAacuteli Ecirc S 321 ff 85 Ebd S 284 Vgl frac34AacuteliqIacute MuOcirclaq ZabAacuten wa adab-i fAacutersIacute S 5 86 Barthold bdquodie persische EacuteuthornUacutebiyyardquo in Zeitschrift fuumlr Assyriologie S 263 ff 87 AgraveordfarnUacuteEcirc iexclAacuteli Ecirc S 282 88 Ebd S 283 f 89 Ebd S 283 f 90 Rypka Literaturgeschichte S 147 91 AgraveordfarnUacuteEcirc iexclAacuteli Ecirc S 284
75
Auch atmosphaumlrisch war die persische Sprache besser geeignet fuumlr die Wiedergabe antik-
persischer Traditionen als die arabische Natuumlrlich war die bdquomaumlchtigeldquo arabische Sprache in
der Lage uumlber persische Kultur informativ zu berichten92 Dies geschah seit langem
Natuumlrlich war den Arabern die Kultur ihrer persischen Nachbarn bereits vor dem Entstehen
des Islams nicht voumlllig unbekannt Mit der Eroberung Persiens erweiterten sich ihre
Kenntnisse noch betraumlchtlich93 Die Welle der Uumlbersetzungen aus dem Mittelpersischen ins
Arabische in fruumlhabbasidischer Zeit oumlffnete dann unter anderem das Tor zur antik-persischen
Tradition und Wissenschaft ganz weit So wurden persische Geschichte und Tradition
Gegenstand der islamischen Geschichtsschreibung und Wissenschaft94 Doch die arabische
Sprache konnte nicht die emotionale Dimension der persischen Traditionen ausdruumlcken Dass
die abbasidischen Kalifen persische Feste wie NaurUacutez und MahraordmAacuten und Sada feierten steht
dazu nur scheinbar im Widerspruch Persische Traditionen wurden hier eher oberflaumlchlich
adaptiert und waren auf aumluszligere materielle Aspekte beschraumlnkt95
Fuumlr den Aufstieg des darIacute zur Schriftsprache spielten persische Feste und Rituale sowie die
Erinnerung an das antike Persien die im Volk fest verwurzelt war eine zentrale Rolle Im
Allgemeinen reflektieren Feste die zum Teil mythisch-verklaumlrte und zum Teil geschichtliche
Erinnerung die eine Art bdquoBindemittelldquo fuumlr den sozialen Zusammenhalt schafft96 Das gilt
auch fuumlr das damalige Persien dessen Bevoumllkerung seine Feste und Rituale niemals
aufgegeben sondern durch die Jahrhunderte immer bewahrt hatte So blieben trotz der
arabischen Expansion insbesondere beruumlhmte persische Feste wie NaurUacutez MahraordmAacuten und
Sada ununterbrochen erhalten97
An dieser Stelle soll es beispielhaft um die Traditionen gehen die im dritten und vierten
Jahrhundert unter den Persern in ihrem Lande verbreitet waren Hier wurden diese
Traditionen naumlmlich sowohl durch den persischen Geist als auch durch die persische Sprache
belebt Im dritten Jahrhundert z B hatten die in Transoxanien sesshaften Menschen fuumlr
NaurUacutez eine ausgesprochene Vorliebe In einer alten Stadt namens WariquestaEcirca in der Naumlhe von
BuiquestAacuterAacute lag ein antikes Schloss Der samanidische Herrscher IsmAacutethornIacutel (reg 279-295) schlug
den Bewohnern von WariquestaEcirca vor das Schloss auf seine Kosten in eine Moschee umbauen zu
lassen Die Bewohner lehnten seinen Vorschlag aber mit der Begruumlndung ab dass sie keine
weitere Moschee in der Stadt braumluchten daruumlber hinaus wuumlrde in ihrer Stadt alle zwei
92 Ebd S 282 93 AgraveordfarnUacuteEcirc Agrave RAacutehhAacute-yi nufUacuteordf-i fAacutersIacute dar farhang wa zabAacuten-i thornarab-i ordmAacutehilIacute Teheran 1388 S 239 Vgl AgraveordfarnUacuteEcirc iexclAacuteliEcirc S 298 94 Rypka Literaturgeschichte S 66 95 AgraveordfarnUacuteEcirc iexclAacuteli Ecirc S 282 f 96 Ebd S 285 97 Rypka Literaturgeschichte S 53
76
Wochen ein Markt um das Schloss herum abgehalten Vor allem aber wuumlrde das Schloss
gebraucht um am Ende des Jahres das Fest NaurUacutez zu feiern das dort nach einer
ununterbrochenen zwanzigtaumlgigen Marktperiode stattfand98 Zu Beginn des Fruumlhlings gab es
in EacuteIacuterAacutez und einigen weiteren Staumldten ein Fest das bdquoEinstieg des Mannes mit dem spaumlrlichen
Bartldquo (BarniEcircastan-i kUacutesa) hieszlig Man lieszlig einen Mann mit spaumlrlichem Bart und einem Raben
auf seiner Hand auf einen Esel aufsitzen waumlhrend er sich mit einem Faumlcher das Gesicht
faumlchelte Diese Gestik sollte zeigen dass er sich vom Winter verabschiedete Die Menge
spritzte auf ihn kaltes Wasser und er machte Handbewegungen als ob er die Kaumllte von sich
vertreiben wuumlrde Dabei schrie er bdquogarmAacute garmAacuteldquo das auf persisch bdquoWaumlrme Waumlrmeldquo
bedeutet99 Laut MaqdisIacute feierten die muslimischen Perser in FAacuters im vierten Jahrhundert
gemeinsam mit den Zoroastriern NaurUacutez und MahraordmAacuten100 Der sechste Tag des persischen
Monats bdquoMihrldquo wird bdquoRAacutemrUacutezldquo genannt und gehoumlrt zum Fest MahraordmAacuten Ein besonderes
Kennzeichen dieses Festes war es dass die Menschen fuumlreinander in persischer Sprache
beteten Jeder wuumlnschte dem anderen bdquoHizAacuter sAacutel bizIacuteldquo das heiszligt uumlbersetzt bdquoMoumlgest du
tausend Jahre lebenldquo101 Die Bewohner der Stadt Qum feierten den 22 Tag des persischen
Monats bdquoBahmanldquo den man bdquoBAacutedrUacutezldquo (Tag des Windes) nannte An diesem Tag schmuumlckten
sie die Stadt und tranken Wein102 Am zehnten Tag dieses Monats feierten die Perser das Fest
bdquoSadaldquo Dieses war weit verbreitet und wurde groszlig gefeiert103 Jedenfalls aumlrgerte sich der
beruumlhmte Dichter BadIacutethorn az-ZamAacuten al-HamadAacutenIacute der am Hofe des buyidischen Groszligwesirs aEgrave-
AEligAacutefrac12ib ibn thornAbbAacuted (gest 385) verkehrte und antipersische Ansichten vertrat daruumlber sehr Er
hielt Feste wie Sada NaurUacutez und MahraordmAacuten fuumlr bdquoIrrtuumlmerldquo der Perser104 Auch al-BIacuterUacutenIacute der
in seinen Schriften die Perser oft angriff vertrat aumlhnliche Ansichten Er verfluchte die
Menschen die persischen Traditionen wie diesen anhingen105
Uumlber die beruumlhmten offiziellen Feste wie NaurUacutez MahraordmAacuten und Sada hinaus gab es weitere
die beim breiten Volk in verschiedenen Provinzen Persiens verbreitet waren Einige von
ihnen wurden bereits beschrieben Ein anderes Beispiel ist das Fest bdquoBahmanordmanaldquo das in
98 An-NarEcircaiquestIacute Mufrac12ammad TAacuterIacuteiquest-i BuiquestAacuterAacute ed RaplusmnawIacute M Teheran 1950 S 20 f 99 Al-BIacuterUacutenIacute Mufrac12ammad KitAacuteb at-tafhIacutem li awAacuteyumlil EgraveinAacutethornat at-tanordmIacutem ed HumAacuteyumlIacute sup1 Teheran 1318 S 256 100 MaqdisIacute Mufrac12ammad Afrac12san at-taqAacutesIacutem Bd II ed MunzawIacute thornA Teheran 1361 S 640 101 Al-B IacuterUacutenIacute AgraveYacuteAacuter S 223 102 Ebd S 228 103 MardAacutewIacuteordm (reg 316-323) feierte das Fest Sada praumlchtig Er bereitete es schon Monate vor der Zeremonie am Fluss ZAacuteyandarUacuted in IEgravefahAacuten vor Er lieszlig auf den Bergen Holzvorraumlte aufstapeln und baute im Flachland gigantische Saumlulen fuumlr die Feuer MardAacutewIacuteordm lieszlig sich verschiedene Voumlgel bringen an deren Fluumlgel er in Oumll getauchte Nuumlsse haumlngte Wenn die Voumlgel dann aufflogen brannten die Nuumlsse am Himmel Ibn Maskuwaih Afrac12mad TaordmAacuterib al-umam Bd V ed Amedroz H Kairo 1914 S 310 f Ein Jahrhundert spaumlter feierte der tuumlrkischstaumlmmige Herrscher MasthornUacuted Ghaznawid (gest 432) in sup3azna Sada in aumlhnlicher Weise BaihaqIacute TAacuterIacuteiquest S 666 f 104 AYacute-OtildeathornAacutelibIacute thornAbd al-Malik YatIacutemat ad-dahr Bd IV ed MaOcircthornaba al-frac14afniyya Damaskus 1886 S 174 105 Al-B IacuterUacutenIacute at-TafhIacutem S 257
77
frac34urAacutesAacuten und FAacuters gefeiert wurde Es fand am zweiten Tag des persischen Monats bdquoBahmanldquo
statt An diesem Tag stellten die Menschen einen groszligen Topf auf das Feuer und warfen dann
Fleisch und fuumlr diese Jahreszeit typische Kraumluter und Kerne hinein Dann holten sie
Heilpflanzen aus den Bergen da sie glaubten dass schon sup1AacutemAacutesb der Wesir des mythischen
persischen Koumlnigs GuEcirctasb solches getan hatte106 Ein weiteres Fest war bdquoTIacutergAacutenldquo am
dreizehnten Tag des persischen Monats bdquoTIacuterldquo bei dem man der persischen Figur des AgraveraEcirc
(der Bogenschuumltze) gedachte Es wird berichtet dass dieses Fest in einem Dorf in der Naumlhe
von KAacuteEcircAacuten folgendermaszligen gefeiert wurde Die Menschen kamen an diesem Tag zu einem
Berg von dem Wasser sprudelte das aber nicht den Fuszlig des Berges erreichte Hier beteten
die Menschen in persischer Sprache bdquoOh Baiduiquestt gib mir ein biszligchen Wasser zur Heilung
meiner Schmerzenldquo107 Am fuumlnften Tag des persischen Monats bdquoIsfandldquo feierten laut al-
BIacuterUacutenIacute die Menschen in IEgravefahAacuten und ar-Rayy das bdquoFest der Frauenldquo An diesem Tag
behandelten die Maumlnner die Frauen besonders gut108 In Transoxanien war eine alte persische
Zeremonie zur Trauer um die mythische Figur SiyAacutewuEcirc verbreitet Auf dieser Trauerfeier
sangen die Bewohner von Baliquest Lieder vom Tode des SiyAacutewuEcirc Diese Zeremonie soll laut an-
NarEcircaiquestIacute schon uumlber 3000 Jahre alt gewesen sein109
Die persische Geschichte und Mythologie war den Arabern wie bereits dargelegt schon vor
dem Erscheinen des Islams nicht unbekannt110 Die Arabische Halbinsel stand besonders in
al-frac14Iacutera und Yemen unter dem Einfluss der Sassaniden und somit sind Spuren persischer
Tradition in arabischen Gedichten jener Zeit zu finden Zu Beginn des Wirkens Mufrac12ammads
erzaumlhlte beispielsweise Naplusmnr ibn frac14AacuteriYacute der sich in al-frac14Iacutera zum Manichaumlismus bekannte den
Menschen in Mekka von der Geschichte der persischen Koumlnige und der persischen
Mythologie Damit bdquokonkurrierteldquo er als Geschichtenerzaumlhler beim Volke mit Mufrac12ammad
und seiner Mission111 Die arabischen Eroberungen vermehrten die Kenntnisse der Araber
uumlber persische Tradition und Geschichte112 Fuumlr die Umayyaden und die folgende Dynastie
der Abbasiden galten die wichtigsten Ereignisse der persischen Geschichte als eine Art von
Vorbild WalIacuted ibn thornUqba der Gefaumlhrte des MuthornAacutewiyya I und Feind der thornAlIacuteden verglich die
Ermordung des dritten rechtgeleiteten Kalifen thornUYacutemAacuten ibn thornAffAacuten (reg 23-35) mit der des
persischen Koumlnigs frac34usrau II (reg 590-628 n Chr) So wie die Provinzgouverneure
(marzbAacutenAacuten) den persischen Koumlnig verraten hatten wurde auch der Kalif von seinen eigenen
106 GardIacutezIacute Zain al-aiquestbAacuter 246 107 Ebd S 243 108 Al-B IacuterUacutenIacute AgraveYacuteAacuter S 229 109 An-NarEcircaiquestIacute TAacuterIacuteiquest-i BuiquestAacuterAacute S 20 110 AgraveordfarnUacuteEcirc iexclAacuteli Ecirc S 298 111 Ibn HiEcircAacutem thornAbd al-Malik as-SIacuterat an-nabawiyya Bd I ed TadmurIacute thornU thornA Beirut 1987 S 328 112 AgraveordfarnUacuteEcirc iexclAacuteli Ecirc S 298
78
Gefaumlhrten verraten113 Auch MuthornAacutewiyya I (reg 41-60) verbrachte ein Drittel seiner Nacht
damit sich belehrende Erzaumlhlungen uumlber die Geschichte der arabischen und persischen
Koumlnige deren Herrschaft Schlachtfelder politische Manoumlver usw anzuhoumlren114 Al-frac14aordmordmAacuteordm
ibn YUacutesuf (gest 95) der strenge umayyadische Governeur im Irak verfuumlgte ebenfalls uumlber
Kenntnisse aus der Geschichte der persischen Koumlnige Ibn AthornYacuteam (gest 314) berichtet dass
der umayyadische Gouverneur frac34urAacutesAacutens thornUYacutemAacuten ibn MasthornUacuted bei al-frac14aordmordmAacuteordm eingetroffen
war Dieser erzaumlhlte dort in einer Versammlung uumlber eine Art (persischen) Guumlrtel namens
bdquonIacutezakldquo woraufhin ihn ein Araber der Luumlge bezichtigte thornUYacutemAacuten erwiderte bdquoWas hast du
denn damit zu tun (hellip) Was weiszligt du uumlber die Koumlnige und ihre Tracht Du frisst Eidechsen
Heuschrecken und Igel aber ich kenne mich mit den Angelegenheiten der Koumlnige und ihren
Gebraumluchen (bestens) ausldquo Al-frac14aordmordmAacuteordm lachte vergnuumlglich uumlber diesen Vorfall als ob fuumlr ihn
Kenntnisse uumlber antike persische Koumlnige selbstverstaumlndlich waumlren115
Ab dem zweiten Jahrhundert tauchte die Erinnerung an das antike Persien in der arabischen
Literatur vermehrt auf Ein Blick auf Gedichte aus der fruumlhabbasidischen Zeit beweist wie
praumlsent das antike Persien im Geiste der Literaten des abbasidischen Kalifats war116 In
derselben Epoche floss eine Welle von Uumlbersetzungen antiker Schriften aus dem
Mittelpersischen und weiteren antiken Sprachen (Griechisch Syrisch Latein und Sanskrit) in
die islamische Welt117 Was mittelpersische Uumlbersetzungen anbelangt konnten sich
Wissenschaftler auf Feldern wie Sternkunde Medizin Weisheit Fuumlrstenspiegel usw dieser
von nun an bedienen um darauf basierend ihre eigene Werke zu verfassen So wurde die
Geschichte der Sassaniden den muslimischen Wissenschaftlern bekannt und das antike
Persien Teil islamischer Geschichtsschreibung und Wissenschaft118 Unter den Abbasiden
betrachteten die muslimischen Autoren Araber wie Nicht-Araber die persische Tradition
meist nicht als feindliches Phaumlnomen Vielmehr nahmen sie Elemente der persischen Kultur
auf lieszligen persischen Persoumlnlichkeiten die gleiche Wertschaumltzung wie islamischen Figuren
zukommen und zitierten deren Maximen119 Als Gruppierung die eine antiarabische bzw
propersische Ansicht vertrat nutzte die EacuteuthornUacutebiyya das Klima dieser Epoche um den Persern
eine bdquohoumlhereldquo Wertschaumltzung zu verleihen Im dritten Jahrhundert wurde die Erinnerung an
das antike Persien teils historisch korrekt und teils mythisch verklaumlrt zu einer Art
113 sup1arIacuter Ibn thornAOcirciya und Farazdaq HammAacutem NaqAacuteyumliplusmn sup1arIacuter wa Farazdaq Bd I ed Bevan A A Leiden 1905-07 S 89 Vgl AEgrave-AEligAacutebIacute sup3aras an-Nithornma al-HafawAacutet an-nAacutedira ed Al-AEcirctar AElig Damaskus 1967 S 12 114 Al-MasthornUacutedIacute MurUacuteordm Bd III S 40 f 115 Ibn AthornYacuteam Afrac12mad KitAacuteb al-futUacutefrac12 Bd VII ed MaOcircbathorna DAacuteyumlirat al-MathornAacuterif al-UYacutemAacuteniyya Haidarabad 1974 S 230 116 AgraveordfarnUacuteEcirc iexclAacuteli Ecirc S 298 117 Zakeri bdquoTranslation from Middle Persianrdquo in Handbuch Bd II S 1199 118 Rypka Literaturgeschichte S 66 Vgl AgraveordfarnUacuteEcirc iexclAacuteliEcirc S 300 f 119 AgraveordfarnUacuteEcirc iexclAacuteli Ecirc S 298
79
bdquoWeltanschauungldquo der Menschen innerhalb Persiens120 Unter diesen Voraussetzungen war
die Wiedererweckung der antiken persischen Begriffe und Titel ein folgerichtiger Prozess So
ist es nicht erstaunlich wie AgraveordfarnUacuteEcirc darlegt dass der buyidische Koumlnig thornAplusmnd ad-Daula
einerseits der Herrscher uumlber Bagdad und EacuteIacuteraz war und in Arabisch dichtete sich aber
anderseits nach dem Muster der persischen Koumlnige bdquoEcircAacutehanEcircAacutehldquo (Koumlnig der Koumlnige) nannte
und Muumlnzen mit diesem Titel praumlgen lieszlig121 Ferner war es ab dem dritten Jahrhundert der
ganze Stolz der Herrscher in Persien ihre Herkunft auf antik-persische Koumlnige insbesondere
die der Sassaniden sowie mythologische Figuren ihres Kulturkreises zuruumlckzufuumlhren So
wurde eine Genealogie konstruiert die man als bdquogleichrangigldquo ansah mit arabischen
Genealogien etwa denen der Staumlmme Qafrac12OcircAacuten und thornAdnAacuten122 Die Tahiriden behaupteten
z B dass sie von Rustam abstammten dem beruumlhmten persischen Helden aus SIacutestAacuten123
YathornqUacuteb al-LaiYacute nahm fuumlr sich in Anspruch seine Herkunft auf die Sassaniden
zuruumlckzufuumlhren124 Die Samaniden waren der Meinung dass BahrAacutem iexclUacutebIacuten ihr Ahnherr sei125
und Afrac12mad ibn Sahl einer der samanidischen Statthalter in Marw fuumlhrte seine Abstammung
auf Yazdgird III zuruumlck126 Buyiden behaupteten dass sie vom Koumlnig BahrAacutem GUacuter
abstammten127 Der ziyaridische Herrscher MardAacutewIacuteordm fuumlhrte seinen Ursprung auf den
sassanidischen Koumlnig EacuteIacuterwaih zuruumlck128 Sogar die tuumlrkischstaumlmmigen Ghaznawiden fuumlhrten
ihre Abstammung auf den sassanidischen Koumlnig Yazdgird III zuruumlck129 Die persische
Abstammung der Herrscher wurde oft von den Dichtern gepriesen Bei geeigneten
Gelegenheiten verglichen sie den von ihnen gepriesenen Koumlnig mit den persischen Koumlnigen
(kisrAacutes) welche zu einem Symbol des bdquoglorreichenldquo Persiens geworden waren130
Zuruumlck zum breiten Volk und dessen Nostalgie Uumlber die Erinnerung der Bewohner von
frac34urAacutesAacuten an das antike Persien und die persische Tradition berichtet al-MaqdisIacute Er zitiert
zuerst zwei Verse des Dichters MasthornUacutedIacute MarwazIacute (gest 3 Jhd) in persischer Sprache
120 Ebd S 298 121 Ebd S 298 ff 122 Dieses Phaumlnomen war anscheinend auch im Volk verbreitet Da die Perser nicht (wie die Araber) in Staumlmme gegliedert waren schafften sie sich (symbolisch) ihre eigene Genealogie und fuumlhrten ihre Herkunft auf die persischen Koumlnige zuruumlck Dies war so ausgepraumlgt dass ein Araber sich daruumlber folgendermaszligen beschwerte bdquoIn den persischen Doumlrfern sind alle (Menschen) Kinder von Koumlnigen Es stellt sich dann die Frage Wo sind eigentlich die Doumlrfler (geblieben)ldquo Al-MasthornUacutedIacute at-TanbIacuteh S 38 Vgl Ibn Qutaiba bdquoKitAacuteb al-thornarabldquo in RasAacuteyumlil al-bulatradeAacuteyuml S 350 123 Ebd S 300 124 Anonym TAacuterIacuteiquest-i SIacutestAacuten S 200 f 125 An-NarEcircaiquestIacute TAacuterIacuteiquest-i BuiquestAacuterAacute S 70 Vgl Anonym Muordmmal at-tawAacuterIacuteiquest wa rsquol-qiEgraveaEgrave ed BahAacuter M Teheran 1318 S 386 126 GardIacutezIacute Zain al-aiquestbAacuter S 151 127 Anonym Muordmmal at-tawAacuterIacuteiquest S 391 Vgl Al-BIacuterUacutenIacute AgraveYacuteAacuter S 38 128 Al-B IacuterUacutenIacute AgraveYacuteAacuter S 39 129 Bosworth bdquoThe Early Ghaznavidsldquo in The Cambridge history of Iran Bd IV S 165 130 AgraveordfarnUacuteEcirc iexclAacuteli Ecirc S 308
80
bdquoDer erste KiyUacutemarYacute bestieg den Thron (hellip) Er war dreiszligig Jahre lang Koumlnig und seinen Befehlen wurde uumlberall gehorchtldquo
Die Auswahl dieses Zitats begruumlndet MaqdisIacute folgendermaszligen bdquoIch zitiere diese Verse
deswegen weil ich feststelle dass die Perser diese (Koumlnige) und diese Gedichte ehren Sie
(die Perser) zeichnen sie (die Geschichte der Koumlnige) auf und rezitieren sieldquo131 Al-YathornqUacutebIacute
weist zu Beginn des Kapitels bdquoPersische Koumlnigeldquo in seinem Geschichtsbuch darauf hin dass
die Perser erstaunliche Behauptungen uumlber ihre Koumlnige haben Beispielsweise hat einer
mehrere Muumlnder und Augen und ein anderer ein Gesicht aus Kupfer Zum Schluss berichtet
er dass die Perser immer noch glauben dass alle Weisen und Wissenden von den thornAordmam
abstammten Jeder der Ehre hat und eine houmlhere Stellung besitzt gehoumlrt zu den Kindern ihrer
Koumlnige und zu den DahAacuteqIacuten132 Auch folgende Anekdote belegt wie die Erinnerung an das
antike Pesien im Volke erhalten geblieben war Im fuumlnften Jahrhundert trat ein Mann in BaEgravera
vor den buyidischen Wesir Ibn MAacutekUacutelAacute (gest 422) Der BaEgraveraner war nicht informiert dass
der Wesir aus IEgravefahAacuten stammte und rezitierte vor ihm einige von thornAtrAacuteh frac34ayyAacutet gedichtete
Verse welche die Stadt IEgravefahAacuten und deren Bewohner schmaumlhten
bdquoIEgravefahAacuten und RAacutemEcircAacuted waren nie meine Staumldte Doch wegen eines groszligzuumlgigen Mannes aus QuraiEcirc habe ich dort meine Zuflucht gefunden Die Bewohner IEgravefahAacutens sind die schlechtesten Geschoumlpfe Gottes sie quaumllen Fremde (hellip) Ihr einziger Gespraumlchsstoff sind die Koumlnige Persiens wie FIacuterUacutez dessen Sohn und QubAacuteordfldquo133
Der dreiste Auftritt eines persischen Dichters vor dem beruumlhmten buyidischen Wesir aEgrave-
AEligAacutefrac12ib ibn thornAbbAacuted ist ein weiteres Beispiel dafuumlr dass das antike Persien nie bei den Persern
in Vergessenheit geraten war
bdquoIch bin nicht derjenige der die Schloumlsser der persischen Koumlnige ignoriert und sich mit Tauplusmnafrac12 frac14aumal und DaiquestUacutel134 beschaumlftigtldquo135
Als Vertreter der proarabischen Position lieszlig aEgrave-AEligAacutefrac12ib dem BadIacutethorn az-ZamAacuten al-HamadAacutenIacute
eine scharfe Antwort geben und fuumlgte hinzu dass nur jemand die thornAordmam als bdquouumlberlegenldquo
ansehen kann der zoroastrisches Blut in seinen Adern besitzt136
Der ziyaridische Herrscher MardAacutewIacuteordm vertrat antiarabische Ansichten und beabsichtigte das
persische Koumlnigtum wiederzubeleben In einer Korrespondenz mit Ibn WahbAacuten veranlasste er
diesen das persische Schloss zu renovieren und in den Zustand zu bringen den es vor dem
Islam hatte Wie bereits erwaumlhnt feierte MardAacutewIacuteordm das persische Fest bdquoSadaldquo prachtvoll und
131 Al-MaqdisIacute Afrac12mad KitAacuteb al-badyuml wa rsquot-tAacuterIacuteiquest Bd III ed Hurat C Bagdad 1962 S 138 132 Al-YathornqUacutebIacute TAacuterIacuteiquest Bd I S 137 133 AEgrave-AEligAacutebIacute al-HafawAacutet S 351 f 134 Der Name mehrerer arabischer Brunnen 135 Al-AgravelUacutesIacute Mafrac12mUacuted BulUacutetrade al-irab fIacute afrac12wAacutel al-thornarab Bd I ed MaOcircbathorna DAacuter as-SalAacutem Bagdad 1314 S 162 ff 136 Ebd Bd I S 164
81
trug Krone und Tracht wie die persischen Koumlnige137 Als der propersische MardAacutewIacuteordm aber im
Jahre 323 starb brachte man seinen Sarg von IEgravefahAacuten nach ar-Rayy Die Menschen trauerten
um ihn und begleiteten den Sarg barfuszlig uumlber eine Strecke von vier farsang138
Interessanterweise geschah dieses Ereignis laut AgraveordfarnUacuteEcirc in IEgravefahAacuten dessen Herrscher fuumlr ihre
proarabischen Ansichten bekannt waren139 Die Zuneigung zur persischen Tradition ist auch
beim tuumlrkischstaumlmmigen Mafrac12mUacuted Ghaznawid festzustellen der von der Politik der
perserfreundlichen Samaniden stark gepraumlgt war Er brannte einem Zebra seinen Namen ein
und lieszlig es anschlieszligend frei in Nachahmung der Handlungsweise von BahrAacutem GUacuter140 Die
Ruinen aus der achaumlmenidischen und sassanidischen Epoche erinnerten das Volk an seine
bdquogrosseldquo Vergangenheit141 Im Suumlden des Landes wie in FAacuters standen zahlreiche
Feuertempel die mit der alten Religion des Zoroastrismus verknuumlpft waren142 Daruumlber
hinaus gab jedes Werk das uumlber die alten Staumldte wie z B IEgravefahAacuten BuiquestAacuterAacute Baliquest oder ar-
Rayy niedergeschrieben wurde auch den Gruumlnder der Stadt an der aus der vorislamischen
Zeit stammte Die Stadt BuiquestAacuterAacute z B soll von AfrAacutesiyAacuteb gegruumlndet worden sein143
Zusammenfassend laumlsst sich festellen dass die Erinnerung an die eigene bdquoglanzvolleldquo
Vergangenheit innerhalb des persischen Volks sehr praumlsent war
III3b Die Rolle deIII3b Die Rolle deIII3b Die Rolle deIII3b Die Rolle der Herrscher r Herrscher r Herrscher r Herrscher
Fuumlr die Etablierung der persischen Sprache (darIacute) auch in den noch durch das Arabische
dominierten Bereichen Wissenschaft und Literatur war starke politische Unterstuumltzung
notwendig Die einheimischen Dynastien die ab dem dritten Jahrhundert auf persischem
Boden herrschten waren aber der Foumlrderung von persischer Tradition und Sprache gegenuumlber
unterschiedlich eingestellt
Die Tahiriden (reg 205-259) tendierten uumlberwiegend zur Staumlrkung der arabische Sprache und
Kultur innerhalb Persiens An ihrem Hofe verkehrten zahlreiche Dichter die von ihren
groszligzuumlgigen Herren fuumlr kuumlnstlerischen Leistungen in arabischer Sprache reich belohnt
wurden144 Unter den Tahiriden fanden Versammlungen statt in denen die Literaten und
Wissenschaftler auf verschiedenen Gebieten in arabischer Sprache diskutierten145 Die
Tahiriden selbst tendierten dazu in arabischer Sprache zu schreiben und erwiesen ihr Talent
137 Ibn Maskuwaih TaordmAacuterib Bd V S 310 317 138 Ebd Bd V S 316 Ein farsang ist gleich 6240 m 139 AgraveordfarnUacuteEcirc iexclAacuteli Ecirc S 307 140 BaihaqIacute TAacuterIacuteiquest S 727 141 AgraveordfarnUacuteEcirc iexclAacuteliEcirc S 311 142 Al-IEgraveOcircaiquestrIacute IbrAacutehIacutem KitAacuteb masAacutelik wa rsquol-mamAacutelik ed Al-frac14IacutenIacute M Kairo 1961 S 74 143 AgraveordfarnUacuteEcirc iexclAacuteliEcirc S 311 144 Ebd S 101 145 Ebd S 104
82
auf diesem Gebiet146 Von OacuteAacutehir und seinem Sohn thornAbdallAacuteh stammen selbstverfasste
Sammlungen arabischer Sendschreiben Laut Ibn an-NadIacutem ist insbesondere OacuteAacutehirs Sendbrief
an den Kalifen al-MayumlmUacuten anlaumlsslich der Eroberung Bagdads beruumlhmt147 Ein weiterer Beleg
fuumlr die Begabung OacuteAacutehirs ein arabisches Literaturwerk zu verfassen ist sein bekannter Brief
an seinen Sohn thornAbdallAacuteh in dem er diesem politische und soziale Ratschlaumlge gab148 Die
Untersuchung der Quellen belegt dass die Tahiriden wenig Interesse an persischer Sprache
und Kultur hatten thornUfIacute berichtet in diesem Zusammenhang dass die Tahiriden dem
Persischen (darIacute) kaum Wert beimaszligen149 DaulatEcircAacuteh SamarqandIacute geht noch einen Schritt
weiter und schildert in einer Erzaumlhlung die Feindseligkeit der tahiridischen Herrscher
gegenuumlber der persischen Sprache Ihm zufolge soll thornAbdallAacuteh ibn OacuteAacutehir befohlen haben die
persische Erzaumlhlung bdquoWAacutemiq wa thornAordfrAacuteyumlldquo die ein Mann ihm als Buch geschenkt hatte ins
Wasser zu werfen thornAbdallAacuteh begruumlndete seine unerwartete Reaktion damit dass seine
Untertanen Muslime seien und ausschlieszliglich den Koran und die Aumluszligerungen des Propheten
Mufrac12ammad lesen sollten Dieses Werk aber sei von Zoroastriern verfasst und deshalb
zuruumlckzuweisen Daraufhin befahl thornAbdallAacuteh alle von Zoroastriern niedergeschriebenen
persischen Schriften die in seinem Herrschaftsgebiet zu finden seien zu verbrennen150
Obwohl die moderne Forschung DaulatEcircAacutehs Erzaumlhlung fuumlr eine Faumllschung haumllt ist sie nach
Browns Meinung nuumltzlich dafuumlr die Ansichten der Tahiriden bezuumlglich der persischen
Tradition zu verstehen151 Mit anderen Wortern Sie verdeutlicht wie gering der Wert war
den die Tahiriden der persischen Tradition und Sprache beimaszligen Zwar war den Tahiriden
die persische Sprache nicht fremd denn ihre Untertanen sprachen Persisch insbesondere viele
seiner Soldaten Sie verwendeten aber die persische Sprache lediglich zum muumlndlichen
Gebrauch und engagierten sich nicht dahingehend sie als Schriftsprache zu foumlrdern152
Forscher wie Bosworth153 und ZarrIacutenkUacuteb154 vertreten die Ansicht dass eine absolute
Abneigung der Tahiriden gegenuumlber der persischen Sprache nicht plausibel sei denn die
persische Sprache und Literatur hatte in der Fruumlhzeit der Saffariden das heiszligt unmittelbar
nach den Tahiriden schon einen gewissen Entwicklungszustand erreicht Zwar stammten die
146 Ebd S 102 Vgl ZarrIacutenkUacuteb thornA TAacuterIacuteiquest-i IgraverAacuten bathornd az islAacutem Teheran 1383 S 513 147 Ibn an-NadIacutem al-Fihrist S 130 148 AOcirc-OacuteabarIacute TAacuterIacuteiquest Bd VIII S 591 149 AgraveordfarnUacuteEcirc iexclAacuteliEcirc S 103 150 DaulatEcircAacuteh SamarqandIacute Taordfkirat aEcirc-EcircuthornarAacuteyuml ed thornAbbAacutesIacute M Teheran 1965 S 35 151 Brown E G A literary history of Persia Bd I Cambridge 1977 S 347 152 AgraveordfarnUacuteEcirc iexclAacuteliEcirc S 104 153 Bosworth C E bdquoThe OacuteAacutehirids and AEligaffAacuteridsrdquo in The Cambridge history of Iran Bd IV ed Frye R N Cambridge 1975 S 90-135 (hier S 105) 154 ZarrIacutenkUacuteb TAacuterIacuteiquest-i IgraverAacuten S 513 ff
83
ersten metrisch abgefassten Dichtungen in persischer Sprache aus tahiridischer Zeit155 doch
das bedeutet nicht unbedingt dass die persische Dichtung die Unterstuumltzung der Tahiriden
genossen haumltte Vielmehr ist diese Entwicklung laut AgraveordfarnUacuteEcirc wahrscheinlich ein voumlllig
unabhaumlngiges Phaumlnomen156
Unter YathornqUacuteb ibn al-LaiYacute aEgrave-AEligaffAacuter bediente sich der Verwaltungsapparat noch der arabischen
Sprache obwohl YathornqUacuteb gegen die Araber eingestellt war157 Doch nach seiner Eroberung
von HirAacutet und PUacuteEcircang im Jahre 253 als die Dichter begannen ihn auf Arabisch zu preisen
sagte er zu seinem Sekretaumlr Mufrac12ammad ibn WaEgraveIacutef der sich mit der arabischen Sprache und
Literatur herausragend auskannte bdquoWarum muss man etwas sagen was ich nicht versteheldquo
Daraufhin begann Mufrac12ammad den saffaridischen Herrscher in persischer Sprache zu loben158
Obwohl dieses Ereignis houmlchstwahrscheinlich primaumlr durch YathornqUacutebs mangelnde Kenntnis der
arabischen Sprache zu begruumlnden war erfuhr die persische Dichtung hier zum ersten Mal eine
offizielle staatliche Foumlrderung auch wenn dies nicht explizit die Absicht des Herrschers
war159
Die Buyiden (reg 320-447) die sich nach dem Muster der Sassaniden bdquoEcircAacutehanEcircAacutehldquo (Koumlnig der
Koumlnige) nannten und ihre Herkunft auf BahrAacutem GUacuter zuruumlckfuumlhrten160 foumlrderten die persische
Sprache und Literatur kaum obwohl sie (als urspruumlnglich iranische Dynastie aus Dailam) als
starke politische Autoriaumlt in der Westhaumllfte Persiens souveraumln herrschten und sogar die
Kalifen in Bagdad dominierten Ihr Anspruch auf die Herrschaft uumlber das Islamische Reich in
dem Arabisch die offizielle Sprache war hinderte sie daran die persische Tradition und
Sprache zu foumlrdern161 Die ersten Buyiden kannten sich verstaumlndlicherweise kaum mit der
arabischen Sprache aus Beispielsweise reichten die Arabischkenntnisse Muthornizz ad-Daulas
(gest 356) der die Kontrolle uumlber Bagdad uumlbernahm nicht aus um politisch wirksam zu
sein Daher stand ihm besonders zu offiziellen Anlaumlssen immer ein Dolmetscher zur Seite162
Fuumlr Privat-und Vergnuumlgungsanlaumlsse verwendeten die ersten Buyiden den Dialekt ihrer
Provinz (OcircabarIacute) daneben aber auch Persisch163 Dieser Zustand aumlnderte sich in der naumlchsten
Generation in der die buyidischen Herrscher sich schon als hervorragende Kenner der
155 Die aumllteste Dichtung dieser Art geht auf frac14anatildeala BAacutedtradeaisIacute (gest um 220) zuruumlck von dem lediglich fuumlnf Verse erhalten geblieben sind Ein weiterer persischsprachiger Dichter Mafrac12mUacuted WarrAacuteq HirawIacute war ein Zeitgenosse von Mufrac12ammad ibn OacuteAacutehir (reg 248-259) Von HirawIacutes Dichtung sind nur noch zwei Verse vorhanden frac34AacuteliqIacute MuOcirclaq ZabAacuten wa adab-i fAacutersIacute S 31 156 AgraveordfarnUacuteEcirc iexclAacuteli Ecirc S 103 157 Anonym TAacuterIacuteiquest-i SIacutestAacuten S 209 Vgl AgraveordfarnUacuteEcirc iexclAacuteli Ecirc S 161 158 Ebd S 209 f 159 frac34AacuteliqIacute MuOcirclaq ZabAacuten wa adab-i fAacutersIacute S 10 160 Al-B IacuterUacutenIacute AgraveYacuteAacuter S 38 161 Rypka Literaturgeschichte S 146 f Vgl AgraveordfarnUacuteEcirc iexclAacuteli Ecirc S 215 162 Frye The golden age S 228 163 AgraveordfarnUacuteEcirc iexclAacuteli Ecirc S 215
84
arabischen Sprache zeigten164 Mindestens drei Herrscher verfassten selbst arabische
Gedichte Der beruumlhmteste unter ihnen war der in FAacuters herrschende thornAplusmnd ad-Daula (reg 338-
372) dessen Name neben anderen beruumlhmten arabischsprachigen Dichtern sogar im von aYacute-
OtildeathornAacutelibIacute verfassten Werk bdquoYatIacutemat ad-dahrldquo erwaumlhnt wurde165 Am buyidischen Hof schrieb
die Mehrheit der Dichter und Wissenschaftler ihre Werke in arabischer Sprache Zu erwaumlhnen
sind in diesem Zusammenhang der beruumlhmte Dichter BadIacutethorn az-ZamAacuten al-HamadAacutenIacute (gest
398) der angesehene Historiker AbUacute Isfrac12Aacuteq IbrAacutehIacutem ibn HilAacutel aEgrave-AEligAacutebIacute (gest 384) und der
namhafte Dichter al-MutanabbIacute (gest 354)166 Zu den politischen Autoritaumlten die die
arabischen Sprache weiterhin foumlrderten gehoumlrt aEgrave-AEligAacutefrac12ib ibn thornAbbAacuted (gest 385) Er bekleidete
uumlber achtzehn Jahre das Amt des Wesirs unter Faiquestr ad-Daula (reg 335-359) und Muyumlayyid
ad-Daula (reg 359-362)167 Wie seine buyidischen Herren foumlrderte er kaum die persische
Tradition und Literatur AEgrave-AEligAacutefrac12ib haumltte nicht einen derartigen Grad an Beruumlhmtheit erreicht
ohne seine Leistungen auf dem Gebiet der arabischen Literatur und ohne seine
Schirmherrschaft fuumlr Gelehrte und Dichter die ihre Werke auf Arabisch verfassten168 Den
Glanz des Hofes von aEgrave-AEligAacutefrac12ib vergleicht aYacute-OtildeathornAacutelibIacute (gest 429) mit dem des abbasidischen
Kalifen ar-RaEcircIacuted an dem erstklassige Dichter verkehrten und ihn fuumlr seine Macht und
Freigiebigkeit priesen169 AEgrave-AEligAacutefrac12ib selbst der sich sein Leben lang mit diversen
Wissenschaften wie Exegese Hadith Philosophie Theologie Literaturkritik Grammatik und
Geschichte beschaumlftigte170 verfasste uumlber 30 Werke die alle in arabischer Sprache
niedergeschrieben wurden171 Dieser Wesir war den Arabern freundlich gesonnen und
foumlrderte die Verbreitung der arabischen Sprache in den buyidischen Gebieten ar-Rayy
IEgravefahAacuten al-HamadAacuten und sup1urordmAacuten172 Obwohl BahmanyAacuter in seinem Werk uumlber aEgrave-AEligAacutefrac12ib ibn
thornAbbAacuted versucht ihn als Sympathisanten der Perser darzustellen173 verraten die Quellen das
164 Ebd S 215 165 Rypka Literaturgeschichte S 147 Vgl AgraveordfarnUacuteEcirc iexclAacuteliEcirc S 215 166 frac34AacuteliqIacute MuOcirclaq ZabAacuten wa adab-i fAacutersIacute S 10 167 Ibn frac34allikAacuten WafayAacutet Bd I S 229 Vgl YAacuteqUacutet Muthornordmam al-udabAacuteyuml Bd II S 663 168 Cahen CL und Pellat Ch bdquoIbn thornAbbAacutedrdquo in EI2 Bd III S 671 169 AYacute-OtildeathornAacutelibIacute YatIacutema Bd III S 170 170 Cahen und Pellat bdquoIbn thornAbbAacutedrdquo in EI2 Bd III S 672 171 Ibn an-NadIacutem al-Fihrist S 150 Vgl YAacuteqUacutet Muthornordmam al-udabAacuteyuml Bd II S 698 Ibn al-QifOcircIacute thornAlIacute InbAacuteh ar-ruwAacutet Bd I ed IbrAacutehIacutem M A Kairo 1950 S 238 AgraveordfarnUacuteEcirc iexclAacuteliEcirc S 190 AEgrave-AEligAacutefrac12ibs besondere Leidenschaft war die arabische bdquosaordmthornldquo Seine grosse Begeisterung dafuumlr belegt folgende Begebenheit Als ein sogenannter al-FIacuterUacutezAacuten al-MaordmUacutesIacute den Hof betrat versuchte aEgrave-AEligAacutefrac12ib diesen mit sechs sich reimenden Attributen zu beschreiben was fuumlr den Perser al-FIacuterUacutezAacuten anscheinend nicht einfach zu verstehen war Al-FIacuterUacutezAacutens Erwiderung darauf zeigt einerseits wie sehr aEgrave-AEligAacutefrac12ib zur arabischen Sprache tendierte und andererseits die tiefe Verwurzelung der persischen Sprache im Volk bdquoOh aEgrave-AEligAacutefrac12ib Gott bewahre mich vor dem Feuer der Houmllle doch ich verstehe nichts davon was du sprichst Wenn du schimpfen moumlchtest tu es (hellip) Ich bin weder zanordmIacute noch birbirIacute Sprich mit mir in gelaumlufiger Sprache Bei Gott dies ist weder die Sprache deiner persischen Ahnen noch die Sprache der Menge die sich zur selben Religion wie du bekennt Wir die wir uns unter die Menschen gemischt haben haben nie eine solche Rede gehoumlrtldquo YAacuteqUacutet Muthornordmam al-udabAacuteyuml Bd II S 674 f 172 AgraveordfarnUacuteEcirc iexclAacuteliEcirc S 190 173 BahmanyAacuter A Eacutearfrac12-i frac12Aacutel-i AEligAacutefrac12ib ibn thornAbbAacuted Teheran 1344 S 100 ff
85
Gegenteil Als ein Perser in seiner Anwesenheit fuumlr die Perser und gegen die Araber Partei
nahm und letztere zudem als bdquoSchlangenfresserldquo bezeichnete schmaumlhte ihn aEgrave-AEligAacutefrac12ib und
tadelte die Tradition der Heirat innerhalb der Familie174 die im antiken Persien in bestimmten
Faumlllen praktiziert wurde
bdquoOh du der du aus Unwissenheit die Araber wegen des Verzehrs von Schlangen tadelst Die Perser (thornAordmam) haben in ihrem ganzen dunklen Leben (intime) Beziehungen zu ihren Schwestern und Muumlttern gehabtldquo175
Ein weiteres Beispiel dafuumlr dass aEgrave-AEligAacutefrac12ib kaum zu den Persern und ihren Traditionen
tendierte liefert die folgende Begebenheit Zu seiner Zeit als viele Zoroastrier in ar-Rayy
und IEgravefahAacuten lebten bekam er von einem Dichter den Hinweis dass ein Zoroastrier in seiner
Administration taumltig sei Er vertrieb ihn und lieszlig sein Vermoumlgen beschlagnahmen176
Die Rolle der Samaniden (reg 261-395) als Foumlrderer der persischen Kultur Sprache und
Tradition ist unzweifelhaft177 Kurz nach dem Beginn dieser Epoche tauchten dann auch
schon die ersten feindlichen Toumlne gegenuumlber der persischen Sprache auf die ihren Houmlhepunkt
im vierten und fuumlnften Jahrhundert erreichten Je mehr darIacute sich als Literatur- und
Wissenschaftssprache behauptete desto lauter wurden die gegnerischen Stimmen178
Die Samaniden waren urspruumlnglich eine aristokratische Familie aus Baliquest179 Sie hatten sich
zunaumlchst im tahiridischen Machtapparat bis zum Gouverneursrang emporgearbeitet180 und
kamen dann als eine durch die Kalifen in Bagdad legitimierte autonome persische Dynastie
174 Die Angaben zu den Heiratsnormen im antiken Persien stuumltzen sich auf das juristische Werk bdquoBuch der tausend Urteileldquo aus der spaumlteren sassanidischen Zeit und die prosassanidischen bdquoRiwAacuteyAacutetldquo Ehen mit nahen Blutsverwandten und sogar mit Bruumldern und Schwestern wurden in bestimmten Faumlllen eingegangen Hinter solchen Ehen stand die wirtschaftliche Idee das Vermoumlgen innerhalb der Familie zu halten Yakubovich I bdquoThe Marriage contract in the pre-islamic periodldquo in EIr Onlineversion wwwiranicacom 175 AYacute-OtildeathornAacutelibIacute YatIacutema Bd III S 244 176 YAacuteqUacutet Muthornordmam al-udabAacuteyuml Bd II S 699 AEgrave-AEligAacutefrac12ibs Abneigung gegen die persische Tradition zeigte sich insbesondere als er in einer Versammlung seinen antipersisch eingestellten Lieblingsdichter BadIacutethorn az-ZamAacuten al-HamadAacutenIacute zu seiner eigenen Unterstuumltzung hinzuzog um auf propersische Aumluszligerungen eines persischndashstaumlmmigen Dichters zu antworten bdquoMit dieser Dreistigkeit in deiner Rede sehe ich dich an einem fuumlrchterlichen Abgrund stehend Du suchst Gruumlnde fuumlr unsere edle Tat Seit wann braucht der Tag einen Grund (fuumlr seine Existenz) Waren wir nicht diejenigen die euch zur ordmizya gezwungen haben (hellip) Seit wann predigt ein Perser von einer Kanzel herab Seit wann koumlnnen sie zwischen den Pferderassen unterscheiden Seit wann kennen die Perser Pferdezuumlgelldquo AgraveordfarnUacuteEcirc iexclAacuteliEcirc S 194 f 177 Spuler Iran in fruumlhislamischer Zeit S 82 Vgl Rypka Literaturgeschichte S 141 178 AgraveordfarnUacuteEcirc iexclAacuteli Ecirc S 201 f 179 Rypka Literaturgeschichte S 139 180 Der Ahnherr dieser Familie SAacutemAacuten frac34udAacute(t) gehoumlrte der Klasse der persischen Aristokraten der DahAacuteqIacuten an Er bekannte sich durch den in frac34urAacutesAacuten herrschenden umayyadischen Statthalter Asad ibn thornAbdallAacuteh al-QasrIacute (gest 120) zum Islam nachdem dieser ihn bei sich in Marw aufnahm In Anlehnung an diese Freundschaft nannte er seinen Sohn Asad vom dessen Sohn Afrac12mad die Dynastie der Samaniden abstammt Uumlber die vier Soumlhne Asads schweigen die Quellen bis zum Aufstand RAacutefithorn bin al-LaiYacute unter Herrschaft des abbasidischen Kalifen ar-RaEcircIacuteds (reg 170-193) Diese trugen dazu bei dass zwischen HarYacuteama ibn AthornIacuten und RAacutefithorn ein Friedensvertrag geschlossen wurde Als al-MayumlmUacuten den abbasidischen Thron bestieg veranlasste sup3assAacuten ibn thornAbbAacuted Gouverneur in frac34urAacutesAacuten die Soumlhne Asads zu befoumlrdern und ihnen die Herrschaft der Gebiete im Osten Persiens zu uumlberlassen Nach der Absetzung sup3assAacutens lieszligen sie seine Nachfolger naumlmlich die Tahiriden ihre Stellung beibehalten Ebd S 70 90
86
an die Macht uumlber Transoxanien und frac34urAacutesAacuten181 Die Samaniden herrschten in einer Epoche
in der sich der Einfluss Bagdads sowohl in politischer als auch kultureller Hinsicht immer
mehr lockerte182
Der Verwaltungsapparat der Samaniden bediente sich ab der Regierungszeit des ersten
samanidischen Herrschers IsmAacutethornIacutel ibn Afrac12mad (reg 279-295) beider Sprachen Arabisch und
Persisch183 Die Dynastie der Samaniden galt als die erste die in ihrer Administration der
persischen Sprache ein groszliges Gewicht gab184 IsmAacutethornIacutels Sohn Afrac12mad (reg 295-301) der viel
mit der Geistlichkeit zu verkehren pflegte aumlnderte die Sprache der Verwaltung in seiner
kurzen Regierungszeit wieder zuruumlck ins Arabische185 Er fiel einer Intrige seiner Diener zum
Opfer und wurde im Jahre 301 ermordet186 Sein Sohn und Nachfolger NaEgraver ibn Afrac12mad (reg
301-331) war zu diesem Zeitpunkt noch ein Kind von acht Jahren dessen Vormundschaft der
beruumlhmte persischstaumlmmige Wesir Mufrac12ammad ibn Afrac12mad al-sup1IacutehAacutenIacute (gest 330)
uumlbernahm187 Spaumlter dann lieszlig NaEgraver neben dem Arabischen Persisch wieder als Sprache der
Administration gelten188 In seiner dreiszligigjaumlhrigen Regierungszeit die als bdquoHoumlhepunkt oder
goldene Zeit der Samanidenldquo zu bezeichnen ist189 zeigte dieser samanidische Herrscher
eindeutig propersische Tendenzen190 NaEgraver und seine beruumlhmten Wesire al-sup1IacutehAacutenIacute (von 302-
310 und 327-331)191 und AbUacute rsquol-Faplusmnl BalthornamIacute (von 310-327) fuumlhrten die persische Kultur und
Literatur zu ihrer Bluumlte192 Am Hofe NaEgraver ibn Afrac12mads in BuiquestAacuterAacute das dank der Samaniden als
ein Zentrum der Literatur und Wissenschaft in der damaligen islamischen Welt beruumlhmt
wurde verkehrten zahlreiche arabische und persische Dichter und Gelehrte193 Unter den
181 Rypka Literaturgeschichte S 139 Vgl Spuler Iran in fruumlhislamischer Zeit S 81 182 Ebd S 139 183 Frye bdquoSAacutemAacutenIacutedsldquo in The Cambridge history of Iran Bd IV S 146 184 Ebd Bd IV S 146 Unter den Tahiriden und sogar noch unter den Saffariden war die Sprache der Behoumlrden Arabisch AgraveordfarnUacuteEcirc iexclAacuteli Ecirc S 160 f 185 MustaufIacute frac14amdallAacuteh TAacuterIacuteiquest-i guzIacuteda ed NawAacuteyumlIacute thornA Teheran 1387 S 378 Vgl AgraveordfarnUacuteEcirc iexclAacuteli Ecirc S 329 186 An-NarEcircaiquestIacute TAacuterIacuteiquest-i BuiquestAacuterAacute S 111 Vgl GardIacutezIacute Zain al-aiquestbAacuter S 150 187 Ebd S 111 Vgl Anonym TAacuterIacuteiquest-i SIacutestAacuten S 302 188 AgraveordfarnUacuteEcirc iexclAacuteli Ecirc S 330 189 Frye bdquoSAacutemAacutenIacutedsldquo in The Cambridge history of Iran Bd IV S 142 190 AgraveordfarnUacuteEcirc iexclAacuteliEcirc S 330 191 Al-sup1IacutehAacutenIacute hatte antiarabische Tendenzen Davon berichtet at-Taufrac12IacutedIacute in seinem Werkes bdquoKitAacuteb al-imtAacutethorn wa rsquol-muyumlAacutenisaldquo bdquoSie (die Araber) verzehren Wuumlstenspringmaumluse und Eidechsen und groszlige Feldratten und Schlangen Sie erwaumlhnen die Maumlngel (der Menschen) verleumden schmaumlhen und beschimpfen die anderen als ob sie sich von den Tugend der Menschheit getrennt haumltten Sie (die Araber) trugen Schweinehaumlute Aus diesem Grund wurden kisrAacutes bdquosakAacutenEcircAacutehldquo genannt was so viel wie bdquoKoumlnig uumlber Hundeldquo bedeutet Dies geschieht aufgrund ihrer (der Araber) starken Aumlhnlichkeit mit Hunden und deren Welpen und mit Woumllfenldquo At-Taufrac12IacutedIacute AbUacute frac14ayyAacuten KitAacuteb al-imtAacutethorn wa rsquol-muyumlAacutenisa Bd I ed AmIacuten A und az-Zain A Beirut o J S 79 At-Taufrac12IacutedIacute zitiert in diesem Zusammenhang al-sup1IacutehAacutenIacute weiter folgendermaszligen bdquoDie Araber haben weder das Buch bdquoIqlIacutedusldquo noch das bdquoal-MaordmisOcircIacuteldquo Sie (die Araber) haben weder Werke uumlber Musik und Landwirtschaft noch uumlber Medizin und Heilungldquo Ebd Bd I S 89 192 Frye bdquoSAacutemAacutenIacutedsldquo in The Cambridge history of Iran Bd IV S 142 193 Ebd Bd IV S 142 Zur Zeit NaEgraver ibn Afrac12mads existierte in BuiquestAacuterAacute eine umfassende Bibliothek die eine grosse Menge von arabischen und persischen Schriften enthielt Aus der Biographie des beruumlhmten Mediziners
87
persischen Dichtern die NaEgraver an seinem Hof willkommen hieszlig ist der beruumlhmte RUacutedakIacute
SamarqandIacute (gest 329) zu erwaumlhnen der hervorragend in darIacute dichtete194 Zudem brachte
RUacutedakIacute auf Veranlassung NaEgraver ibn Afrac12mads das beruumlhmte Prosawerk bdquoKalIacutela wa Dimnaldquo in
Versform195 welches zuvor von BalthornamIacute ebenfalls auf Veranlassung NaEgravers aus dem
Arabischen ins Persische uumlbersetzt worden war196 Wie bereits erwaumlhnt war bdquoKalIacutela wa
Dimnaldquo eines der Werke aus dem indischen Kulturkreis das durch den beruumlhmten
persischstaumlmmigen Sekretaumlr und Uumlbersetzer thornAbdallAacuteh ibn al-Muqaffathorn (gest 142-145) in
fruumlhabbasidischer Zeit uumlbersetzt worden war197 Auch durch eine aumlhnliche Nachdichtung
naumlmlich das bdquoSindbAacuted-nAacutemaldquo erlangte RUacutedakIacute groszligen Ruhm Dieses Werk das ebenfalls
indischen Ursprungs ist handelt von der Geschichte des Koumlnigssohns und der sieben
Wesire198 Schon kurz vor RUacutedakIacutes Zeit dichtete MasthornUacutedIacute MarwazIacute am Ende des dritten
Jahrhunderts das Werk bdquoTAacuterIacuteiquest-i EcircahriyAacuterAacutenldquo (Geschichte der Koumlnige) welches als Quelle fuumlr
die verschiedenen Versionen des spaumlteren bdquoEacuteAacuteh-nAacutemaldquo (Buch der Koumlnige) diente199 Unter
NaEgraver stellte AgravezAacuted-Sarw die Erzaumlhlungen uumlber die persische Figur bdquoRustamldquo in einem Werk
zusammen das unter dem Titel bdquoAiquestbAacuter-i Rustamldquo (Nachrichten uumlber Rustam) beruumlhmt
wurde Dieser AgravezAacuted-Sarw der seine Abstammung auf die mythische persische Figur SAacutem
NarIacutemAacuten zuruumlckfuumlhrte wurde von einem persischen Patrioten namens Afrac12mad ibn Sahl (gest
307) dem samanidischen Gouverneur in Marw protegiert200 bdquoAiquestbAacuter-i Rustamldquo diente spaumlter
als Quelle fuumlr die Ereignisse um Rustams Tod bei der Abfassung der bdquoEacuteAacuteh-nAacutemaldquo-Versionen
von AbUacute ManEgraveUacuterIacute und FirdausIacute201 Diese Belege beweisen dass darIacute zu jener Zeit das Niveau
einer Literatursprache erreicht hatte202 Aumlhnlich foumlrderte spaumlter thornAlAacuteyuml ad-Daula KAacutekUacuteya203
(reg 409- 433) in IEgravefahAacuten die Niederschrift der Werke in persischer Sprache thornAlAacuteyuml ad-Daula
der sich fuumlr die Wissenschaften interessierte und in IEgravefahAacuten dafuumlr Diskussionen von Gelehrten
und Philosophen Ibn SIacutenAacute (gest 427) weiszlig man dass dieser am Ende der samanidischen Periode von der Bibliothek profitierte Ebd Bd IV S 143 Vgl Rypka Literaturgeschichte S 140 194 Ebd Bd IV S 144 195 Rypka Literaturgeschichte S 145 Vgl AgraveordfarnUacuteEcirc iexclAacuteliEcirc S 330 196 AEligafAacute TAacuterIacuteiquest-i adabiyAacutet Bd I S 358 197 Ibn an-NadIacutem al-Fihrist S 132 Vgl De Blois Burzōyacutes Voyage S 1 TafaplusmnplusmnulIacute TAacuterIacuteiquest-i adabiyAacutet S 302 198 De Blois bdquoTardjamaldquo in EI2 Bd X S 231 bdquoSindbAacuted-nAacutemaldquo erlebte ein aumlhnliches Schicksal wie bdquoKalIacutela und Dimnaldquo Es wurde aus dem Mittelpersischen ins Arabische und danach durch AbAacuten ibn thornAbd al-frac14amIacuted in arabische Dichtung uumlbertragen Spaumlter wurde es unter den Samaniden in persische Prosa uumlbersetzt Rypka Literaturgeschichte S 145 199 AEligafAacute TAacuterIacuteiquest-i adabiyAacutet Bd I S 369 f 200 Ebd Bd I S 616 Vgl Rypka Literaturgeschichte S 152 Afrac12mad ibn Sahl gehoumlrte zu den beruumlhmten Familien der DahAacuteqIacuten und fuumlhrte seine Herkunft auf den sassandischen Koumlnig Yazdgird III zuruumlck GardIacutezIacute Zain al-aiquestbAacuter S 151 201 Rypka Literaturgeschichte S 152 202 AgraveordfarnUacuteEcirc iexclAacuteli Ecirc S 330 203 Die Agravel KAacutekUacuteya (reg 398-536) waren eine Dynastie aus Dailam die zuerst unter der Herrschaft der Buyiden in ar-Rayy stand Spaumlter errichteten sie unabhaumlngige Staaten Ihre Regierungsgebiete lagen in al-HamadAacuten IEgravefahAacuten und Yazd SaordmordmAacutedIacute AElig und Agravel DAacutewUacuted thornA bdquoAgravel-i KAacutekUacuteyaldquo in DBI Bd II S 107-115 (hier 107)
88
(maordmAacutelis) organisierte204 unterstuumltzte den beruumlhmten Mediziner Ibn SIacutenAacute dabei sein Buch
bdquoDAacuteniEcirc-nAacutema-yi thornAlAacuteyumlIacuteldquo das nach ihm benannt wurde in Persisch zu verfassen205
Wissenschaftlern wie Treadwell206 und AgraveordfarnUacuteEcirc207 zufolge verfolgte NaEgraver mit der
Foumlrderung der persischen Literatur und Kultur aber auch politische Ziele Er beharrte bewusst
darauf die Struktur fruumlherer Regierungsmodelle aufzubrechen und versuchte mit Hilfe seiner
Wesire ein neues politisch-kulturelles Konzept zu entwickeln Nach GardIacutezIacute korrespondierte
NaEgravers Wesir al-sup1IacutehAacutenIacute der nicht nur ein hervorragender Administrator war sondern sich auch
als ein geographischer Experte erwies mit anderen Laumlndern und sammelte dabei
Informationen uumlber deren Hoftraditionen und Behoumlrden Wenn Al-sup1IacutehAacutenIacute ein bestimmter
Brauch besonders interessant und geeignet erschien lieszlig er ihn am samanidischen Hof
einfuumlhren208 Wie bereits erwaumlhnt aumlnderte NaEgraver die Sprache des Verwaltungsapparates der
unter seinem Vater arabisiert worden war vom Arabischen wieder zuruumlck ins Persische209
Der Bewertung Treadwells zufolge duumlrften Neuerungen solcher Art als politische Manoumlver
angesehen werden Die Zielrichtung dieser samanidischen Maszlignahmen war es eine von den
Abbasiden und anderen zeitgenoumlssischen Groszligmaumlchten unabhaumlngige Politik zu betreiben210
Richter-Bernburg geht in diesem Zusammenhang auf einen praktischen Grund ein Die
Samaniden waren nicht dazu bereit die arabische Sprache grundlegend zu erlernen wollten
sich jedoch mit den Inhalten der fruumlheren und zeitgenoumlssischen intellektuellen Schriften
befassen Daher foumlrderten sie die Uumlbersetzung der religioumlsen und wissenschaftlichen Werke
aus dem Arabischen ins Neupersische Innerhalb von zwei Jahrhunderten lag ein
wissenschaftlicher Kanon in persischer Sprache vor Beispiele aus diesem Kanon sind aOcirc-
OacuteabarIacutes zwei Hauptwerke naumlmlich der Geschichts- sowie Korankommentar Dieses
samanidische Engagement fuumlhrte zu einer Bilingualitaumlt der wissenschaftlichen Welt des
Islam211 Ein weiterer Grund fuumlr die samanidische Unterstuumltzung der persischen Sprache war
dass sie laut AgraveordfarnUacuteEcirc eine breitere Masse erreichte212 Aumluszligerungen von Autoren ab dem
vierten Jahrhundert belegen dies Beispielsweise dachte MaisarIacute im Jahre 370 daruumlber nach
in welcher Sprache er sein medizinisches Werk bdquoDAacuteniEcirc-nAacutemaldquo niederschreiben sollte Er
entschied sich fuumlr Persisch mit einer praktischen Begruumlndung bdquoIch habe mir sehr uumlberlegt
wie ich das medizinische Werk schreiben soll auf Arabisch oder auf Persisch Ich beherrsche
204 Ebd Bd II S 109 Vgl Ibn al-QifOcircIacute TAacuterIacuteiquest al-frac12ukamAacuteyuml S 422 205 AEligafAacute TAacuterIacuteiquest-i adabiyAacutet Bd I S 607 206 Scott Meisami J Persian historiography to the end of the twelfth century Edinburgh 1999 S 16 207 AgraveordfarnUacuteEcirc iexclAacuteli Ecirc S 330 208 GardIacutezIacute Zain al-aiquestbAacuter S 150 209 AgraveordfarnUacuteEcirc iexclAacuteli Ecirc S 330 210 Scott Meisami Persian historiography S 16 211 Richter-Bernburg bdquoLinguistic shuthornUacutebIacuteyaldquo in JAOS Bd XCIV S 56 212 AgraveordfarnUacuteEcirc iexclAacuteli Ecirc S 238
89
zwar beide Sprachen hervorragend doch ich sage mir Persien ist unser Land und dessen
meisten Bewohner sprechen darIacutelsquo Daher schreibe ich (mein Werk) in darIacute damit alle es
verstehenldquo213 Aumlhnlich aumluszligert sich an-NarEcircaiquestIacute in bdquoTAacuterIacuteiquest-i BuiquestAacuterAacuteldquo bdquoDieses Buch aus dem
Jahr 332 war in hervorragendem Arabisch geschrieben Die meisten Menschen haben kein
Interesse daran es zu lesen Die Freunde baten mich es ins Persische zu uumlbersetzen Ich tat es
im Jahre 522ldquo214 Der Aufstieg der persischen Sprache und Kultur hing zwar mit der
perserfreundlichen Einstellung der Samaniden zusammen die sich davon politische Erfolge
versprachen Doch ausschlaggend war eine maumlchtige Kraft die tief im Volk verwurzelt war
das sich in nostalgischer Manier an das antike Persien erinnerte Diese Kraft staumlrkte den
Samaniden bei ihrer Sprachpolitik den Ruumlcken215
In der Debatte um die Bluumlte des Persischen als Wissenschafts- und Literatursprache vertritt
Richter-Bernburg die Ansicht dass der Aufstieg der persischen Sprache zu dieser Zeit in der
alle wissenschaftlichen Gebiete arabisiert worden waren als ein Angriff auf die arabische
Sprache interpretiert werden kann216 Im Gegensatz dazu glaubt Scott-Meisami dass es
diesbezuumlglich keine Konkurrenz zwischen dem Arabischen und dem Persischen gegeben hat
denn keine unter den Samaniden entstandenen Schriften sowohl selbstverfasste als auch
uumlbersetzte koumlnnen als wissenschaftlich betrachtet werden217
Laut AgraveordfarnUacuteEcirc gab es keine bdquooffene systematische Feindseligkeitldquo einer bestimmten Partei
gegenuumlber der arabischen Sprache Vielmehr war es so Nachdem die persische Sprache unter
den Samaniden in allen Bereichen wie Korankommentar Geschichte Voumllkerkunde Philondash
sophie Sternkunde usw als Wissenschaftssprache gedient und eine breite Leserschaft
gefunden hatte begann sie Arabisch als Literatur- und Wissenschaftssprache innerhalb
Persiens zu verdraumlngen So entstand eine Konkurrenzsituation zwischen den beiden Sprachen
Dies belegen Reaktionen arabischschreibender Wissenschaftler wie al-BIacuterUacutenIacute und aYacute-OtildeathornAacutelibIacute
die im Folgenden noch behandelt werden218
Als NUacutefrac12 ibn NaEgraver (reg 331-343) den Thron bestieg nachdem sein Vater aufgrund seiner
ismailitischen Anschauungen zuruumlckgetreten war219 folgte er der Politik seines Vaters und
foumlrderte Wissenschaftler Literaten und Gelehrte Er forderte den beruumlhmten Philosophen AbUacute
NaEgraver al-FAacuterAacutebIacute (gest 339) ndash beruumlhmt als bdquozweiter Lehrerldquo220 ndash auf die griechischen
philosophischen Uumlbersetzungen die unter dem Kalifen al-MayumlmUacuten entstanden waren zu
213 Ebd S 343 f 214 An-NarEcircaiquestIacute TAacuterIacuteiquest-i BuiquestAacuterAacute S 2 215 AgraveordfarnUacuteEcirc iexclAacuteli Ecirc S 329 216 Richter-Bernburg bdquoLinguistic shuthornUacutebIacuteyaldquo in JAOS Bd XCIV S 55 f 217 Scott Meisami Persian historiography S 17 f 218 AgraveordfarnUacuteEcirc iexclAacuteli Ecirc S 331 219 Ibn an-NadIacutem al-Fihrist S 239 220 Der erste Lehrer war Aristoteles Walzer R bdquoal-FAacuterAacutebIacuteldquo in EI2 Bd II S 778
90
bearbeiten und eine korrekte und umfangreiche Version davon anzufertigen Al-FAacuterAacutebIacute stellte
sein Werk bdquoDie zweite Lehreldquo (at-TathornlIacutem aYacute-YacuteAacutenIacute) zusammen und widmete es dem
samanidischen Koumlnig221 Im Jahre 339 bat NUacutefrac12 ibn NaEgraver den AbUacute rsquol-FawAacuteris FanAacuterUacutezIacute das
beruumlhmte Werk bdquoSindbAacuted-nAacutemaldquo aus dem Mittelpersischen in persische Prosa zu
uumlbertragen222
Zur Regierungszeit von thornAbd al-Malik ibn NUacutefrac12 (reg 343-350) veranlasste der samanidische
Gouverneur in OacuteUacutes den AbUacute ManEgraveUacuter Mufrac12ammad ibn thornAbd ar-RazzAacuteq (gest 350) im Jahre
346 das beruumlhmte Werk bdquofrac34wadAacutey-nAacutemagldquo welches chronologisch die Geschichte der
persischen Koumlnige vom Anbeginn bis zur Herrschaft der Araber beinhaltete aus dem
Mittelpersischen ins Persische zu uumlbertragen223 Dieses Werk das nach ihm als bdquoEacuteAacuteh-nAacutema-yi
AbUacute ManEgraveUacuterIacuteldquo benannt wurde diente als Vorlage fuumlr die spaumlteren bdquoEacuteAacuteh-nAacutemaldquo-Werke in
Versform von DaqIacuteqIacute und FirdausIacute224 Fuumlr die Anfertigung des bdquoEacuteAacuteh-nAacutema-yi AbUacute ManEgraveUacuterIacuteldquo
veranlasste AbUacute ManEgraveUacuter seinen Wesir AbUacute ManEgraveUacuter al-MathornmarIacute die Groszliggrundbesitzer
(DahAacuteqIacuten) zu versammeln die die antike Geschichte und Mythen der Perser durch die
Jahrhunderte hindurch sowohl schriftlich als auch muumlndlich tradiert hatten AbUacute ManEgraveUacuter al-
MathornmarIacute fuumlgte diesem von den DahAacuteqIacuten zusammengestellten Prosawerk eine Einleitung
hinzu die als bdquoEinleitung des alten EacuteAacuteh-nAacutemaldquo bekannt wurde Aus dieser geht hervor dass
an der Anfertigung des bdquoEacuteAacuteh-nAacutema-yi AbUacute ManEgraveUacuterIacuteldquo vier Zoroastrier beteiligt waren
Interessanterweise benutzten diese fuumlr ihre Arbeit die beruumlhmte arabische Uumlbersetzung des
bdquofrac34wadAacutey-nAacutemagldquo von Ibn al-Muqaffathorn nicht225
thornAbd al-Maliks Nachfolger ManEgraveUacuter ibn NUacutefrac12 (reg 350-365) schenkte waumlhrend seiner
fuumlnfzehnjaumlhrigen Regierungszeit der Uumlbersetzung religioumlser und historischer Schriften aus
dem Arabischen ins Persische groszlige Aufmerksamkeit was den Aufstieg des Persischen
unterstuumltzte Im Jahre 352 bewegte ManEgraveUacuter seinen bekannten Wesir AbUacute thornAlIacute BalthornamIacute (gest
363) dazu die von aOcirc-OacuteabarIacute verfasste Chronik bdquoTAacuterIacuteiquest al-umam wa rsquol-mulUacutekldquo ins Persische zu
uumlbersetzen BalthornamIacute uumlberarbeitete dieses Werk fuumlgte einiges hinzu und lieszlig einiges aus Die
persische Version dieses Werkes wurde als bdquoTAacuterIacuteiquest-i BalthornamIacuteldquo bekannt Diese Uumlbersetzung
durch eine hochrangige politische Persoumlnlichkeit sei wie Elton meint nicht frei von
politischen Interessen Es war Teil eines breit angelegten Planes der zur Uumlbertragung des
Korankommentars von aOcirc-OacuteabarIacute und des juristischen Werkes bdquoSawAacuted al-athornatildeamldquo fuumlhrte Dies
war ein Versuch ihren unabhaumlngigen Staat durch eine offizielle persische Ideologie
221 AEligafAacute TAacuterIacuteiquest-i adabiyAacutet Bd I S 293 ff 222 De Blois bdquoTardjamaldquo in EI2 Bd X S 232 223 frac34AacuteliqIacute MuOcirclaq bdquoAz EacuteAacuteh-nAacutema tAacute frac34udAacutey-nAacutemaldquo in NAacutema-yi IgraverAacuten-i bAacutestAacuten Bd XIII und XIV S 4 f 224 Ebd S 5 225 De Blois bdquoTardjamaldquo in EI2 Bd X S 232
91
gegenuumlber den Abbasiden und anderen Groszligmaumlchten abzugrenzen226 Fuumlr die Uumlbersetzung
von aOcirc-OacuteabarIacutes Korankommentar ins Persische lieszlig ManEgraveUacuter die Gelehrten Transoxaniens
versammeln und bekam von ihnen ein Rechtsgutachten (fatwAacute) dass die persische
Uumlbersetzung nicht religionswidrig sei
bdquoDies ist die Uumlbertragung des groszligen Buches TafsIacuterrsquo von Mufrac12ammad ibn sup1arIacuter aOcirc-OacuteabarIacute Gott segne ihn in die persische Sprache Man brachte dieses Buch aus Bagdad Das waren 40 Baumlnde und sie waren in arabischer Sprache verfasst worden (hellip) Man brachte das Buch zum Herrscher Muatildeaffar AbUacute AEligAacutelifrac12 ManEgraveUacuter ibn NUacutefrac12 ibn NaEgraver ibn Afrac12mad ibn IsmAacutethornIacutel Diesem fiel das Lesen schwer und er wuumlnschte sich dass es ins Persische uumlbertragen wuumlrde Er lieszlig die Gelehrten von Transoxanien versammeln und bekam ein fatwAacute von ihnen dass die Uumlbertragung dieses Buches ins Persische erlaubt sei Sie sagten Das Lesen und Schreiben eines Korankommentars auf Persisch ist jemandem erlaubt der die arabische Sprache nicht beherrscht Gott sagte Wir haben keinen Gesandten geschickt auszliger in der Sprache seines Volkeslsquo227 Abgesehen davon kennen alle diese persische Sprache und von Adams Zeit an bis zur Zeit des Propheten IsmAacutethornIacutel sprachen alle Gesandten Gottes und Koumlnige auf persisch Der erste der Arabisch sprach war der Prophet IsmAacutethornIacutel und unser Prophet Mufrac12ammad der aus Arabien stammte Der Koran wurde ihm auf Arabisch herabgesandt Hier ist das Gebiet der persischen Sprache und die Koumlnige dieser Gegend sind thornAordmam (hellip)lsquoldquo228
Die Bedeutung dieses Engagements liegt nicht nur in der Uumlbersetzung des Werkes denn es
existierte schon mindestens ein Korankommentar in persischer Sprache verfasst von dem
MuthorntazilIacuteten AbUacute thornAlIacute Mufrac12ammad ibn thornAbd al-WahhAacuteb al-sup1ubbAacuteyumlIacute aus dem dritten
Jahrhundert Mehr noch aber ging es laut frac34AacuteliqIacute MuOcirclaq darum dass es die maumlchtigste
Autoritaumlt des Landes war die das Tabu der Uumlbersetzung religioumlser Schriften brach Die fatwAacute
hatte eine segensreiche und viel weitreichendere Bedeutung fuumlr die persische Sprache als nur
fuumlr die Uumlbersetzung selbst Dadurch kam der persischen Sprache eine hohe Wertschaumltzung zu
in der auch die Worte Gottes vermittelt werden konnten229
NUacutefrac12 ibn ManEgraveUacuter (reg 365-387) folgte ebenfalls der Tradition seiner Vorfahren Er lieszlig den
beruumlhmten persischen Dichter DaqIacuteqIacute (gest 367-370) an seinen Hof kommen und forderte ihn
auf ein Epos uumlber die persische Geschichte vor dem Islam zu verfassen Schon vor DaqIacuteqIacute
hatte MasthornUacutedIacute MarwazIacute aus dem dritten Jahrhundert ein bdquoEacuteAacuteh-nAacutemaldquo gedichtet Doch die
Bedeutung von DaqIacuteqIacutes Werk liegt darin dass es die Foumlrderung des samanidischen Koumlnigs
genoss In seinem Werk profitierte DaqIacuteqIacute insbesondere vom bdquoEacuteAacuteh-nAacutema-yi AbUacute ManEgraveUacuterIacuteldquo
und vom bdquoEacuteAacuteh-nAacutema-yi MasthornUacutedIacute MarwazIacuteldquo Er hatte lediglich tausend Verse gedichtet und
war bis zur Herrschaftszeit des Koumlnigs GuEcirctAacutesb gekommen als er von seinem Sklaven
ermordet wurde FirdausIacute setzte DaqIacuteqIacutes Werk fort Er arbeitete unter den Samaniden daran
226 Elton D bdquoThe SAacutemAacutenid translation of al-OacuteabarIacuterdquo in Al-OacuteabarIacute a Medieval muslim historian and his work ed Kennedy H New Jersey 2008 S 263-297 (hier S 263 ff) 227 Koran (145) 228 Anonym Tarordmama-yi tafsIacuter-i OacuteabarIacute Bd I ed YatrademAacuteyumlIacute frac14 Teheran 1339 S 5 229 frac34AacuteliqIacute MuOcirclaq ZabAacuten wa adab-i fAacutersIacute S 11
92
und brachte es unter der Herrschaft der tuumlrkischstaumlmmigen Ghaznawiden (reg 334-583)
schlieszliglich zu Ende230
Die Ghaznawiden bildeten einen Teil des samanidischen Staates sie waren weiterhin von der
persisch-islamischen Tradition gepraumlgt Mafrac12mUacuted Ghaznawid (reg 389-421) und sein Sohn
MasthornUacuted (reg 421-432) sorgten wie die Samaniden dafuumlr dass an ihrem Hof Dichter Gelehrte
und Wissenschaftler verkehrten Unter anderem sind hier die persischstaumlmmigen Dichter wie
FarruiquestIacute SIacutestAacutenIacute (gest 429) ManUacuteyenihrIacute DAacutemtradeAacutenIacute (gest 432) und thornUnEgraveurIacute BaliquestIacute (gest 431) zu
erwaumlhnen231 Nach DaulatEcircAacuteh SamarqandIacute gehoumlrten vierhundert Dichter zur Gefolgschaft
Mafrac12mUacuted Ghaznawids232
Aumlhnlich wie bei den Samaniden funktionierte der Verwaltungsapparat der Ghaznawiden in
beiden Sprachen Arabisch und Persisch233 Sultan Mafrac12mUacuteds Wesir al-Faplusmnl ibn Afrac12mad al-
IsfarAacuteyinIacute (gest 404) der von FirdausIacute verherrlicht wurde aumlnderte im Laufe seiner Amtszeit
(384-401) die Sprache einiger Behoumlrden vom Arabischen zum Persischen Als Afrac12mad ibn al-
frac14asan al-MaimandIacute (gest 424) der proarabische Tendenzen vertrat seinen Platz im Jahre
401 uumlbernahm veranlasste dieser dann aber den Verwaltungsapparat zum Arabischen
zuruumlckzukehren und Persisch nur zu verwenden wenn es unbedingt notwendig war234 Da die
Ghaznawiden einen unabhaumlngigen Staat bildeten und lediglich in der Auszligenpolitik auf die
arabische Sprache angewiesen waren blieb al-MaimandIacutes Maszlignahme laut Frye letztlich
fruchtlos235 Als Resuumlmee kann festgehalten werden dass die durch die Samaniden
eingefuumlhrte Politik zugunsten der persischen Tradition und Sprache von den Ghaznawiden
bewahrt und fortgefuumlhrt wurde Unter solchen politischen Umstaumlnden konnte darIacute sich als
Literatur- und Wissenschaftssprache etablieren
III4 Ein starker Widerstand gegen III4 Ein starker Widerstand gegen III4 Ein starker Widerstand gegen III4 Ein starker Widerstand gegen darIacutedarIacutedarIacutedarIacute
Uumlber die politischen Persoumlnlichkeiten wie aEgrave-AEligAacutefrac12ib ibn thornAbbAacuted und die buyidischen
Herrscher hinaus gab es einen weiteren starken Faktor das gegen den Aufstieg von darIacute als
Wissenschafts- und Literatursprache Widerstand leistete naumlmlich die arabisch schreibenden
Wissenschaftler darunter neben persischen Gelehrten auch nicht-persische wie z B al-BIacuterUacutenIacute
und al-ZamaiquestEcircarIacute Gegenuumlber den zahlenmaumlszligig zunehmenden Gelehrten die ihre Werke in
darIacute schrieben beharrte dieser Kreis hartnaumlckig darauf seine Schriften weiterhin nur auf
230 Frye bdquoThe SAacutemAacutenIacutedsldquo in The Cambridge history of Iran Bd IV S 154 231 Bosworth bdquoThe early Ghaznavidsrdquo in The Cambridge history of Iran Bd IV S 183 232 DaulatEcircAacuteh Taordfkira S 50 233 Bosworth bdquoThe early Ghaznavidsrdquo in The Cambridge history of Iran Bd IV S181 234 frac34AacuteliqIacute MuOcirclaq ZabAacuten wa adab-i fAacutersIacute S 10 235 Frye bdquoSAacutemAacutenidsldquo in The Cambridge history of Iran Bd IV S 145
93
Arabisch zu verfassen236 Die Heftigkeit dieser Gegnerschaft bezuumlglich der persischen
Sprache hing unmittelbar mit deren Erfolg als Wissenschaftssprache zusammen Je mehr das
Persische Fuszlig fasste und Dichter Wissenschaftler und Autoren ihre Werke in dieser Sprache
niederschrieben desto lauter wurden solche feindseligen Toumlne Dieser Widerstand begann im
dritten Jahrhundert und erreichte seinen Houmlhepunkt im vierten und fuumlnften Jahrhundert
Waumlhrend Wissenschaftler im vierten Jahrhundert auf eine sachlich-wissenschaftliche Art und
Weise ihre Kritik an der darIacute ausdruumlckten griffen sie ein Jahrhundert spaumlter ndash wie z B al-
BIacuterUacutenIacute zeigt ndash darIacute auch polemisch an Die Gelehrten die sich die arabische Sprache
angeeignet hatten ihre Schriften auf Arabisch niederschrieben und sich in einem arabisch-
wissenschaftlichen Klima bewegten waren abgeneigt das Persische zu verwenden237
Auszligerdem glaubten sie kaum an das persische Nationalgefuumlhl sondern eher an ein
Islamisches Reich mit Arabisch als einender Sprache238 Im Folgenden sollen einige dieser
Wissenschaftler vorgestellt werden
III4a AbUacute frac14Aacutetim arIII4a AbUacute frac14Aacutetim arIII4a AbUacute frac14Aacutetim arIII4a AbUacute frac14Aacutetim ar----RAacutezIacuteRAacutezIacuteRAacutezIacuteRAacutezIacute
Zu den aus dem vierten Jahrhundert stammenden Gelehrten die fuumlr die arabische Sprache
Partei ergriffen gehoumlrte AbUacute frac14Aacutetim ar-RAacutezIacute (gest 322) Er stammte aus ar-Rayy und war ein
beruumlhmter Wissenschaftler auf den Gebieten Linguistik Dichtung Hadith und Philosophie
Er war einer der groszligen Missionare (dAacutethornIacute) des ismaiilitischen Glaubens in Persien239 Seine
Dispute mit Mufrac12ammad ibn ZakariyAacute ar-RAacutezIacute (gest 313) uumlber die Notwendigkeit des
Prophetentums sind bekannt Diese Dispute stellte AbUacute frac14Aacutetim in seinem Werk bdquoAthornlAacutem an-
nubuwwaldquo zusammen240 Darin weist ar-RAacutezIacute auf die bdquoArmutldquo der persischen Sprache hin und
vertritt die Ansicht dass Philosophie in persischer Sprache nicht zu formulieren sei241 In
seinem weiteren Werk bdquoKitAacuteb az-zIacutenaldquo geht er auf bdquoDefizite und Armutldquo der persischen
Sprache auf dem Gebiet der Dichtung ein Ar-RAacutezIacute zufolge sei das was in Persien als
Dichtung verbreitet wurde nichts als belangloses nutzloses Geschwaumltz denn Perser haumltten
uumlberhaupt keinen angemessenen Begriff fuumlr Dichtung Als der beruumlhmte arabische Dichter al-
AthornEcircAacute so begruumlndet es ar-RAacutezIacute sich zum sassanidischen Hof begab und vor AnUacuteEcircIacuterwAacuten auftrat
236 AgraveordfarnUacuteEcirc iexclAacuteli Ecirc S 181 201 237 Ebd S 201 238 Ebd S 204 ff 239 Ibn an-NadIacutem al-Fihrist S 240 Vgl sup1alAacutelIacute Muqaddam M bdquoAbUacute frac14Aacutetim RAacutezIacuteldquo in DBI Bd V S 307-310 (hier 307) 240 Ar-RAacutezIacute Afrac12mad AthornlAacutem an-nabuwwa ed aEgrave-AEligAacutewIacute AElig und AthornwAacutenIacute sup3 Teheran 1360 S 9 ff In diesem Buch erwaumlhnt ar-RAacutezIacute seinen Gegner (Mufrac12ammad ibn ZakariyAacute ar-RAacutezIacute) nicht direkt sondern begnuumlgt sich damit ihn mit dem Atributt bdquomulfrac12idldquo (unglaumlubig Ketzer) zu bezeichnen sup1alAacutelIacute Muqaddam bdquoAbUacute frac14Aacutetim RAacutezIacuteldquo in DBI Bd V S 308 241 Ebd S 63
94
gelang es den Persern nicht dem Koumlnig den Begriff bdquoDichterldquo praumlzise zu uumlbersetzen Man
uumlbertrug ihn schlieszliglich mit dem Wort bdquosurUacutedgUacuteyldquo ins Persische242 Im Gegensatz dazu
verehrte ar-RAacutezIacute das Arabische und pries es als Sprache der Religion und Wissenschaft Ihm
zufolge sei Arabisch die Sprache in die Werke wie Psalter Bibel und Thora sowie die
Aumluszligerungen der arabischen und persischen Weisen uumlbersetzt wurden Diese Sprache sei so
bdquobedeutend und unersetzlichldquo dass alle Voumllker sich bemuumlhen sollten sie zu erlernen243
Insbesondere weist ar-RAacutezIacute die Niederschrift der persischen Sprache mit arabischer Schrift
zuruumlck244 Ihm zufolge seien die arabischen Phoneme vollstaumlndig Er vergleicht sie mit denen
der persischen Sprache in der er wie er selbst schreibt aufgewachsen ist Daraufhin stellt ar-
RAacutezIacute fest dass darIacute wie einige andere Sprachen uumlber manche Phoneme nicht verfuumlge Daher
koumlnnen die Perser aufgrund ihrer unvollstaumlndigen Laute die arabische Begriffe nicht praumlzise
aussprechen und verwenden dafuumlr einen dem arabischen Phonem aumlhnlichen Laut
Beispielsweise sprechen sie bdquoMufrac12ammad ldquo als bdquoMuhammad ldquo aus Aumlhnlich ist es bei
bdquothornAacutelIacute ldquo und bdquoAacutelIacute آldquo Ferner schreibt ar-RAacutezIacute dass die Perser aufgrund der
Unvollstaumlndigkeit ihrer Buchstaben einige neue kreierten die nicht original dem arabischen
Alphabet entsprechen bdquopldquo (ein Laut zwischen f und b) bdquogldquo (ein Laut zwischen trade und k) und
bdquoyenldquo (ein Laut zwischen ordm und k) Laut ar-RAacutezIacute sei die persische Sprache nicht auf arabische
Buchstaben zugeschnitten und daher in dieser Schrift schwer niederzuschreiben245 So eine
Haltung ist im vierten Jahrhundert in dem die persische Sprache Arabisch als Literatur- und
Wissenschaftssprache zunehmend verdraumlngte verstaumlndlich
III4b AbUacute rsquolIII4b AbUacute rsquolIII4b AbUacute rsquolIII4b AbUacute rsquol----frac14asan alfrac14asan alfrac14asan alfrac14asan al----thornAgravemirIacutethornAgravemirIacutethornAgravemirIacutethornAgravemirIacute
Ein weiterer Gelehrter aus dem vierten Jahrhundert ist der aus NIacuteEcircAacutebUacuter stammende AbUacute rsquol-
frac14asan al-thornAgravemirIacute (gest 381) NIacuteEcircAacutebUacuter zaumlhlte in dieser Zeit zu den beruumlhmtesten
wissenschaftlichen Zentren der islamischen Welt246 Al-thornAgravemirIacutes Name glaumlnzt insbesondere
auf dem Gebiet der Philosophie247 Zur Erweiterung seines Wissens reiste al-thornAgravemirIacute in die
groszligen wissenschaftlichen Zentren Persiens wie ar-Rayy und BuiquestAacuterAacute Insbesondere profitierte
er waumlhrend seines fuumlnfjaumlhriges Aufenthaltes in ar-Rayy sehr von der Bibliothek dieser
Stadt248 Die meisten seiner insgesamt 24 Schriften sind in arabischer Sprache verfasst249 Aus
242 Ar-RAacutezIacute Afrac12mad KitAacuteb az-zIacutena fIacute rsquol-kalimAacutet al-islAacutemiyyat al-thornarabiyya Bd I ed frac14amdAacutenIacute frac14 Kairo 1957 S 123 f 243 Ebd Bd I S 141 244 AgraveordfarnUacuteEcirc iexclAacuteliEcirc S 200 245 Ar-RAacutezIacute az-ZIacutena Bd I S 61 ff 246 AgraveordfarnUacuteEcirc iexclAacuteliEcirc S 202 247 Ebd S 202 248 Ebd S 202 249 Al-thornAgravemirIacute Mufrac12ammad al-Amad thornalAacute rsquol-abad ed Rowson E K Beirut 1979 S 55 ff
95
al-thornAgravemirIacutes Werk bdquoal-AthornlAacutem bi rsquol-manAacuteqib al-islAacutemldquo geht hervor dass er die Araber und
Perser zunaumlchst als bdquogleichrangigldquo ansieht da beide uumlber andere Voumllker geherrscht haben Die
persischen Koumlnige in IgraverAacutenEcircahr und die arabischen Kalifen in sup1azIacuterat al-thornarab Anschlieszligend
setzte er auch die Unwissenheit der Epoche der ordmAacutehiliyya mit den tyrannischen Eigenschaften
der Sassaniden gleich Nach al-thornAgravemirIacute erlangten die Araber aber durch den Islam ihre
bevorzugte Stellung Trotzdem schenkte er der ersten Epoche der sassanidischen Herrschaft
seine Aufmerksamkeit und schilderte die persischen Koumlnige als bdquogerechtldquo Unter ihnen sei
Persien bluumlhend und kultiviert gewesen Der Grund fuumlr den Verfall der Herrschaft der
persischen Koumlnige seien die zoroastrischen Hohepriester die den Menschen nicht erlaubten
sich Weisheit und Wissen anzueignen Auch die Tyrannei der Koumlnige die sich bdquoiquestudAacuteygAacutenldquo
(Herren) nannten und ihre Untertanen als Sklaven betrachteten habe zum Niedergang der
Sassaniden gefuumlhrt Letztlich habe sie (die Perser) die Religion Islam von der Sklaverei
errettet Al-thornAgravemirIacute geht auch auf die vorislamischen religioumlsen Schriften (AwistAacute und Zand)
ein und vertritt die Ansicht dass diese sich zwar mit den Fragen des Lebens der Menschen
beschaumlftigten jedoch nicht praumlzise und ausfuumlhrlich genug250 Aus dieser Analyse geht hervor
dass al-thornAgravemirIacute laut AgraveordfarnUacuteEcirc dem persischen Nationalgefuumlhl keine Bedeutung beimaszlig Fuumlr ihn
als Wissenschaftler war das Islamische Reich von Sind bis zum Nordafrika bdquoseinldquo Land und
Arabisch die verbindende Sprache dieses groszligen Reiches251
III4III4III4III4cccc Al Al Al Al----BIacuterUacutenIacuteBIacuterUacutenIacuteBIacuterUacutenIacuteBIacuterUacutenIacute
Al-BIacuterUacutenIacute (gest 440) war ein Gelehrter des vierten und fuumlnften Jahrhunderts der die
arabische Sprache in den houmlchsten Toumlnen pries Stammend aus frac34wAacuterazm fuumlhlte er sich der
persischen Sprache nicht zugehoumlrig und teilte mit dass er beide Sprachen Persisch und
Arabisch erst erlernt habe252 Er war bewandert in verschiedenen Wissenschaften wie
Mathematik Astronomie Ethnologie Geschichte Geographie Physik und Linguistik253
Obwohl al-BIacuterUacutenIacute die persische Sprache hervorragend beherrschte entschied er sich in seiner
produktiven wissenschaftlichen Karriere den groumlszligten Teil seiner Schriften auf Arabisch zu
verfassen Nur einige spaumltere Werke schrieb er auf Persisch oder Persisch und Arabisch (z B
bdquoat-TafhIacutem li awAacuteyumlil EgraveinAacutethornat at-tanordmIacutemldquo) nieder254 Die Analyse von al-BIacuterUacutenIacutes Werken belegt
eindeutig dass er Arabisch fuumlr die einzige der Wissenschaft angemessene Sprache hielt In
diesem Sinne wertet er sogar seine eigene Muttersprache (iquestwAacuterazmIacute) ab Diese Einstellung
250 Al-thornAgravemirIacute Mufrac12ammad KitAacuteb al-athornlAacutem bi manAacuteqib al-islAacutem ed sup3urAacuteb A thornA Kairo 1967 S 172 ff 251 AgraveordfarnUacuteEcirc iexclAacuteliEcirc S 204 f 252 Al-B IacuterUacutenIacute Mufrac12ammad KitAacuteb aEgrave-Egraveaidana fIacute rsquoOcirc-Ocircibb ed ZaryAacuteb thornA Teheran 1370 S 14 253 Boilot D J bdquoal-BIacuterUacutenIacuterdquo in EI2 Bd I S 1236 Vgl AEligafAacute TAacuterIacuteiquest-i adabiyAacutet Bd I S 339 254 Ebd Bd I S 1236
96
zeigt sich in seinem Werk bdquoKitAacuteb aEgrave-Egraveaidana fIacute rsquoOcirc-Ocircibbldquo welches die medizinisch nutzbaren
Pflanzen behandelt
bdquoViele zweitklassige Menschen insbesondere die sup1Iacutel und die Dailam255 hatten vor dem Staat einen thornaordmamIacutetischen Akzent zu verleihen Doch sie schafften es nicht denn jeden Tag houmlren die Menschen fuumlnf Mal den Gebetsruf und das Gebet mit koranischen Versen findet in arabischer Sprache statt Die Menschen stehen in den Moscheen in Reihen hinter dem Vorbeter und houmlren die Predigten in arabischer Sprache (hellip) Alle Wissenschaften der Welt wurden ins Arabische uumlbertragen und sind dank dieser Sprache schoumln geworden und den Menschen ans Herz gewachsen Es ist aber auch klar dass (die Menschen) jedes Volkes die Sprache an die sie gewoumlhnt sind und die sie als Umgangssprache mit ihresgleichen verwenden exzellent finden Dies vergleiche ich mit meinem eigenen Fall Meine Seele ist auf der Basis dieser Sprache (iquestwAacuterazmIacute) erschaffen worden aber es waumlre ein Wunder wenn man auch Wissenschaft in dieser Sprache behandeln koumlnnte (hellip) Ich erlernte sowohl Persisch als auch Arabisch so gut dass diese Sprachen ein Teil von mir geworden sind Ich ziehe aber eine Schmaumlhung auf Arabisch einem Lob auf Persisch vor Der Wahrheitsgehalt meiner Ansicht wird jedem klar der die persische Uumlbersetzung eines wissenschaflichen Werkes liest Er wird bestaumltigen dass hier der Glanz dieses wissenschaftlichen Werkes verloren geht dass dessen Geist so gestoumlrt ist dass es nicht mehr zu gebrauchen ist Der Grund dafuumlr ist dass sich diese Sprache (Persisch) lediglich fuumlr Erzaumlhlungen von Koumlnigen und Nachtgeschichten eignetldquo256
Al-BIacuterUacutenIacutes Ansichten im Hinblick auf das Persische und die Perser sind auch in seinem
weiteren Werk bdquoAgraveYacuteAacuter al-bAacuteqiyyaldquo zu erkennen
bdquoNun da ich auf die persischen Monate eingehe begnuumlge ich mich mit Zitaten und fuumlge ihnen nichts hinzu denn Luumlge und Unsinnigkeit beherrschen ihre Uumlberlieferungenldquo257
In seinem Werk bdquoKitAacuteb tafrac12dIacuted nihAacuteyAacutet al-amAacutekin li taEgravefrac12Iacutefrac12 masAacutefAacutet al-masAacutekinldquo wird deutlich
wie sehr al-BIacuterUacutenIacute die arabische Sprache schaumltzte und ihrer Ablehnung seitens der Perser
nicht verstand
bdquo(Ausspruch eines Persers) Welchen Vorteil hat die Deklination der Begriffe die auf die komische Struktur der arabischen Sprache zuruumlckgeht Du hast (al-BIacuterUacutenIacute) davon Ahnung aber ich (Perser) brauche die arabische Sprache uumlberhaupt nichtlsquoldquo258
Solche antipersischen Einstellungen sind in al-BIacuterUacutenIacutes Schriften nicht selten An einer Stelle
in seinem Werk bdquoKitAacuteb al-ordmamAacutehir fIacute mathornrifat al-ordmawAacutehirldquo verachtet er die Perser und ihre
Aumluszligerungen uumlber das persische Vermoumlgen das in die Haumlnde von Sathornd ibn AbIacute ʼl-WaqqAacuteEgrave
fiel
bdquoIch glaube dass diese Uumlberlieferungen nichts anderes als Dummheiten der thornAordmam
sindldquo259
255 Mit sup1Iacutel und Dailam ist der ziyaridische Herrscher MardAacutewIacuteordm (reg 316-323) gemeint der uumlber das noumlrdliche Gebiet Persiens herrschte und propersische Tendenzen hatte und nicht die Buyiden denn diese foumlrderten wie bereits erwaumlhnt die arabische Sprache und Kultur AgraveordfarnUacuteEcirc iexclAacuteliEcirc S 196 256 Al-B IacuterUacutenIacute aEgrave-AEligaidana S 14 257 AgraveordfarnUacuteEcirc iexclAacuteliEcirc S 197 258 Al-B IacuterUacutenIacute Mufrac12ammad KitAacuteb tafrac12dIacuted nihAacuteyAacutet al-amAacutekin li taEgravefrac12Iacutefrac12 masAacutefAacutet al-masAacutekin ed AgraverAacutem A Teheran 1352 S 9
97
III4d AYacuteIII4d AYacuteIII4d AYacuteIII4d AYacute---- OtildeathornAacutelibIacute OtildeathornAacutelibIacute OtildeathornAacutelibIacute OtildeathornAacutelibIacute
Im fuumlnften Jahrhundert in dem sich Persisch als ernsthafte Konkurrenz zum Arabischen
erwies beharrte der bekannte Autor Literat und Historiker AbUacute ManEgraveUacuter aYacute-OtildeathornAacutelibIacute (gest
429) hartnaumlckig auf der bdquoVorzuumlglichkeitldquo der arabischen Sprache Aus diesem Grunde
verfasste er seine gesamten Schriften auf Arabisch260 In seinem Buch bdquoFiqh al-lutradealdquo erweist
aYacute-OtildeathornAacutelibIacute der arabischen Sprache seinen Respekt und begruumlndet das vor einem religioumlsem
Hintergrund
bdquoWer Gott liebt liebt al-MuEgraveOcircafAacute (Mufrac12ammad) Wer den arabischen Propheten liebt liebt die Araber Wer die Araber liebt liebt die arabische Sprache in der das beste Buch auf die thornAordmam und die Araber herabgesandt wurde (hellip) Derjenige den Gott zum Islam fuumlhrte () glaubt dass Mufrac12ammad der beste Gesandte sei der Islam die beste Religion die Araber das beste Volk und die arabische Sprache die beste Sprache Der Versuch diese Sprache zu verstehen sei ein Zeichen des Glaubensldquo261
AYacute-OtildeathornAacutelibIacutes starke Sympathie fuumlr die arabische Sprache zeigt sich im selben Werk wo er
den mIacutekAacuteyumlIacutelIacutedischen Herrscher thornUbaidallAacuteh ibn Afrac12mad (gest 436) aufgrund seines Eifers fuumlr
die arabische Sprache preist In diesem Sinne interpretiert er thornUbaidallAacutehs Engagement die
Arabisch schreibenden Wissenschaftler zu foumlrdern als bdquoWiederbelebungldquo der arabischen
Sprache nachdem es vorher beinahe keine bdquoNachfrageldquo mehr nach ihr gegeben hatte262 AYacute-
OtildeathornAacutelibIacutes Aumluszligerungen sind ein Dokument fuumlr den Stellenwert des Arabischen im fuumlnften
Jahrhundert in Persien befand Nachdem darIacute die Foumlrderung der Samaniden und weiterer
propersischer Dynastien genossen hatte bildete es nun eine ernsthafte Konkurrenz fuumlr die
259 Al-B IacuterUacutenIacute Mufrac12ammad KitAacuteb al-ordmamAacutehir fIacute mathornrifat al-ordmawAacutehir ed MaOcircbathorna DAacuteyumlirat al-MathornAacuterif al-UYacutemAacuteniyya Haidarabad 1355 S 73 260 AgraveordfarnUacuteEcirc iexclAacuteli Ecirc S 206 261 AYacute-OtildeathornAacutelibIacute Fiqh al-lutradea Bd I S 3 Aumlhnliche Ansichten uumlber die bdquoVorzuumlglichkeitldquo der arabischen Sprache vertritt der beruumlhmte Linguist des vierten Jahrhunderts Ibn FAacuteris (gest 395) In seinem fuumlr den Wesir der Buyiden aEgrave-AEligAacutefrac12ib ibn thornAbbAacuted verfassten Werk bdquoaEgrave-AEligAacutefrac12ibIacute fIacute fiqh al-lutradea wa sunan al-thornarab fIacute kalAacutemihAacuteldquo hebt er die arabische Sprache hervor und versucht sie als sein wissenschaftliches Instrument zu verteidigen Er setzt sie aus mehreren Gruumlnden uumlber die anderen Weltsprachen Nach Ibn FAacuteris koumlnnen die Gedanken in anderen Sprachen ebenso geaumluszligert werden allerdings gilt dies nur fuumlr die niedrigste Stufe der Gedankenformulierung In anderen Sprachen lassen sich lediglich Gedanken mitteilen und nichts weiter Ein Stummer kann auch mit der Koumlrpersprache seine Gedanken zum Ausdruck bringen Doch man haumllt jemanden der solche Mittel zum Ausdruck seiner Gedanken gebraucht nicht fuumlr beredsam Ferner vertritt Ibn FAacuteris die Ansicht dass die Existenz mehrerer Synonyme fuumlr ein einziges Wort in der arabischen Sprache ein zentraler Grund fuumlr ihre bdquoVorzuumlglichkeitldquo sei Durch diesen Reichtum wurde es dem Arabischen moumlglich eine Differenziertheit und Schoumlnheit des Ausdrucks zu erlangen die sonst in keiner Sprache erreicht wird Zur Bezeichnung von bdquoSchwertldquo (saif) etwa existiert in der persischen Sprache ein einziger Begriff waumlhrend in der arabischen Sprache dafuumlr mehrere Bezeichnungen benutzt werden koumlnnen Dies gilt z B auch fuumlr die Begriffe bdquoLoumlweldquo (asad) und bdquoPferdldquo (faras) Es faumlllt daruumlber hinaus die Uumlbersetzung der Begriffe wie saif asad und rumfrac12 (Lanze) ins Persische schwer denn fuumlr alle diese Woumlrter gibt es nur ein einziges im Persischen Anschlieszligend erklaumlrt Ibn FAacuteris die Uumlbertragung des Korans aus dem Arabischen in andere Sprachen fuumlr unmoumlglich wie etwa das Evangelium aus dem Syrischen ins Aumlthiopische und Griechische und die Thora und der Psalter sowie weitere goumlttliche Buumlcher ins Arabische uumlbersetzt wurden Der Grund dafuumlr ist dass die anderen Sprachen keinen derartigen Umfang an Metaphern wie die arabische Sprache besitzen Zur Uumlbersetzung arabischer Gedichte ist man auf lange Beschreibungen angewiesen Auch auf grammatikalischer Ebene erweist sich die arabische Sprache nach Ibn FAacuteris als einzigartig Zu den auszligerordentlichen Merkmalen zaumlhlen etwa die Flexion (ithornrAacuteb) und Veraumlnderung der Konsonanten (qalb al-frac12urUacutef) Ibn FAacuteris aEgrave-AEligAacutehibIacute S 40 ff 64 262 Ebd Bd I S 4
98
arabische Sprache263 Aumlhnliche Worte verwendet aYacute-OtildeathornAacutelibIacute in der Einleitung seines Werkes
bdquoLubAacuteb al-AacutedAacutebldquo
bdquoDies ist das Zeitalter der thornAordmam Die meisten Herrscher sind der arabischen Sprache abgeneigt und lassen die arabischen Schriften ins Persische uumlbersetzenldquo264
Laut Gilliot und AgraveordfarnUacuteEcirc soll aYacute-OtildeathornAacutelibIacute mit diesem Motiv naumlmlich die Position der
arabischen Sprache gegenuumlber der persischen zu staumlrken sein Werk bdquoal-IqtibAacutes min al-quryumlAacuten
al-karIacutemldquo in Arabisch verfasst haben265 Dieses Werk das in 25 Kapitel eingeteilt ist zeigt
Beispiele fuumlr die elegante Uumlbernahme von Ausdruumlcken aus dem Koran266
III4e AzIII4e AzIII4e AzIII4e Az----ZamaiquestEcircarIacuteZamaiquestEcircarIacuteZamaiquestEcircarIacuteZamaiquestEcircarIacute
Aus dem frac34wAacuterazm des sechsten Jahrhunderts kennt man den ebenfalls nicht-persischen
Gelehrten az-ZamaiquestEcircarIacute (gest 538) als Foumlrderer der arabischen Sprache mit antiEcircuthornUacutebIacutetischer
Haltung267 Er kannte sich in verschiedenen Wissenschaften seiner Zeit wie Philosophie und
kalAacutem aus sein Schwerpunkt lag aber auf Theologie Koranexegese Philologie und
Grammatik268 Az-ZamaiquestEcircarIacutes Eifer fuumlr die arabische Sprache ist deutlich in seinen Werken
zu spuumlren Beispielsweise aumluszligert er sich in der Einleitung seines beruumlhmten Grammatikwerks
bdquoal-MufaEgraveEgraveal fIacute EgraveinAacutethornat al-iyumlrAacutebldquo uumlber die bdquoVorrangstellungldquo der arabischen Sprache und die
EacuteuthornUacutebiyya die dieser Sprache entgegentrat
bdquoIch danke Gott -so spricht er- dass er mich zu einem der arabischen Sprachgelehrsamkeit beflissenen gemacht und mich geformt hat zum Kampf fuumlr die (Sache der) Araber und zur Begeisterung fuumlr dieselbe darum dass er nicht gewollt hat dass ich mich von ihren tuumlchtigen Helfern lossage und mich dem Gemisch der ShuthornUacutebijja anschliesse der mich vielmehr vor dieser Partei bewahrt hat die nichts gegen jene vermag als mit laumlsternder Zunge anzugreifen und die Pfeile des Spottes abzundashschiessenldquo269
Anschlieszligend weist er die Angriffe der EcircuthornUacutebIacutetischen Linguisten gegen die arabische Sprache
damit zuruumlck dass sie daruumlber veraumlrgert seien dass Gott seinen besten Propheten und sein
bestes Buch nicht zu den thornAordmam sondern zu den Arabern herabsandte270 Az-ZamaiquestEcircarIacute
zufolge verhalten sich die Vertreter der EacuteuthornUacutebiyya ungerecht gegenuumlber der arabischen
263 AgraveordfarnUacuteEcirc iexclAacuteli Ecirc S 207 f 264 AYacute-OtildeathornAacutelibIacute thornAbd al-Malik LubAacuteb al-AacutedAacuteb Bd I ed AEligAacutelifrac12 Q R Bagdad 1988 S 18 265 Gilliot C bdquoUn florilegravege coranique le Iqtibās min al-Qurān de Abū Mansūr al-Taālibīrdquo in Arabica Bd XLVII 2000 S 488-500 (hier S 494) Vgl AgraveordfarnUacuteEcirc iexclAacuteliEcirc S 207 266 AYacute-OtildeathornAacutelibIacute thornAbd al-Malik al-IqtibAacutes min al-quryumlAacuten al-karIacutem Bd I ed AEgrave-AEligaffAacuter I M Bagdad 1992 S 39 ff 267 Versteegh C H M bdquoal-ZamakhsharIacuteldquo in EI2 Bd XI S 432 f 268 AgraveordfarnUacuteEcirc iexclAacuteli Ecirc S 209 269 Az-ZamaiquestEcircarIacute al-MufaEgraveEgraveal S 43 f Die Uumlbersetzung nach Goldziher Muhammedanische Studien Bd I S 208 f 270 Ebd S 11 f
99
Sprache denn seiner Meinung nach ist jegliches islamische Wissen auf die arabische Sprache
angewiesen Daruumlber hinaus sei es ein Zeichen der Undankbarkeit dass sie nach dem
Erlernen und Nutzen des Arabischen erklaumlrten dass sie diese Sprache nicht mehr brauchten
und ihre bdquoVorzuumlgeldquo uumlberhaupt nicht erwaumlhnten271 Wie bereits dargestellt sind diese
Aumluszligerungen die letzten Spuren der EacuteuthornUacutebiyya
Obwohl Az-ZamaiquestEcircarIacute sein Woumlrterbuch namens bdquoMuqaddimat al-adabldquo in den drei Sprachen
Arabisch darIacute und iquestwAacuterazmIacute verfasst hatte geht aus seiner Ansicht in der Einleitung des
Werkes dennoch hervor dass er eher die Verbreitung der arabischen Sprache beabsichtigte
bdquoIch danke Gott der die Sprache der Araber uumlber alle anderen Sprachen stellte (hellip) Die Notwendigkeit (der Existenz) dieser Sprache bei allen islamischen Voumllkern und auf diversen (Gebieten wie) Kunst Literatur und Wissen ist nicht zu bezweifeln Diejenigen die diese Sprache erlernen und sich in sie vertiefen gehoumlren nur einem (kleinen) Kreis von Gelehrten an (hellip) Seit der Schwaumlche des arabischen Staates gab es immer wieder Herrscher die diesen Gelehrten gegenuumlber groszligzuumlgig waren Um der arabischen Sprache zu helfen legte Gott die Neigung zu dieser Sprache in das Herz des Herrschers AtsUacutez Dieser veranlasste mich ein Exemplar meines Werkes Muqaddimat al-adablsquo fuumlr seine Bibliothek anzufertigen (hellip)ldquo272
Aus der Analyse der beiden oben angefuumlhrten Belege bei al-ZamaiquestEcircarIacute geht hervor dass die
arabische Sprache im sechsten Jahrhundert zum groumlszligten Teil von darIacute verdraumlngt worden war
und nun dringend die Foumlrderung der Herrscher benoumltigte Mit dem allmaumlhlichen Aufbluumlhen
und der Etablierung der persischen Sprache verschwand die EacuteuthornUacutebiyya in Persien zusehends
271 Ebd S 12 f Az-ZamaiquestEcircarIacute zitiert im Folgenden zur Hervorhebung der bdquoVorzuumlglichkeitldquo der arabischen Sprache die Aumluszligerungen von Mufrac12ammad ibn al-frac14asan aEcirc-EacuteaibAacutenIacute Dieser rief die EacuteuthornUacutebIacuteten auf ihre eigene Sprache im Unterricht und in Disputen zu verwenden Laut aEcirc-EacuteaibAacutenIacute wuumlrden die Vertreter der EacuteuthornUacutebiyya anerkennen dass es ihrer Sprache an Wissen Schoumlnheit und Gehobenheit mangelt Mit diesem Zitat beabsichtigt az-ZamaiquestEcircarIacute Arabisch als die einzige wissenschaftliche Sprache darzustellen Ebd S 13 272 Az-ZamaiquestEcircarIacute sup1AacuterallAacuteh Muqaddimat al-adab ed ImAacutem M K Teheran 1965 S 1f
100
IV Die Problematik des Begriffes bdquoIV Die Problematik des Begriffes bdquoIV Die Problematik des Begriffes bdquoIV Die Problematik des Begriffes bdquoEacuteuthornUacutebiyyaEacuteuthornUacutebiyyaEacuteuthornUacutebiyyaEacuteuthornUacutebiyyaldquoldquoldquoldquo
Der Begriff bdquoEacuteuthornUacutebiyyaldquo geht auf den 13 Koranvers der Sura bdquoal-frac14uordmurAacutetldquo zuruumlck welcher
zur Gleichachtung und Gleichberechtigung aller Glaumlubigen aufruft Diese Benennung
verknuumlpft sich mit dem Wort bdquoEcircuthornUacutebldquo (sing Ecircathornb) das soviel wie bdquoVerbaumlndeldquo bzw bdquoVoumllkerldquo
bedeutet1
bdquoIhr Menschen Wir haben euch geschaffen (indem wir euch) von einem maumlnnlichen und einem weiblichen Wesen (abstammen lieszligen) und wir haben euch zu Verbaumlnden (šuthornUacuteb) und Staumlmmen (qabAacuteyumlil) gemacht damit ihr euch (auf Grund der genealogischen Verhaumlltnisse) untereinander kennt (hellip) Als der Vornehmste (akram) gilt bei Gott derjenige von euch der am froumlmmsten (atqAacute) ist Gott weiszlig Bescheid und ist (uumlber alles) wohl unterrichtetldquo2
Die Wahl des oben genannten Koranverses durch die EacuteuthornUacutebiyya lag zunaumlchst darin begruumlndet
dass dieser Vers urspruumlnglich zur Zuruumlckweisung der unter den Arabern weit verbreiteten
tribalen Werte (thornaEgraveabiyya) aufrief welche die Homogenitaumlt der fruumlhislamischen Gesellschaft
gefaumlhrdeten3 Der theologische Anspruch war nicht weniger als die Gleichachtung aller
Glaumlubigen unabhaumlngig von ihrer Hautfarbe Sprache Rasse und Nationalitaumlt Der Islam wurde
damit zu einer universalen Religion4 Die Grundlage der EcircuthornUacutebIacutetischen Anschauungen bildeten
solche islamischen Grundsaumltze die einen bdquoVorrangldquo ausschlieszliglich durch das Maszlig der
Froumlmmigkeit zulieszligen Dies scheint der Grund dafuumlr gewesen zu sein dass die EacuteuthornUacutebiyya in den
arabischen Schriften oft auch als bdquoAhl at-taswiyyaldquo bezeichnet wurden was bdquoAnhaumlnger der
Gleichachtungldquo bedeutet Ibn thornAbdarabbah al-AndalusIacute (gest 327) haumllt diese beiden
Benennungen fuumlr identisch
bdquoEacuteuthornUacutebiyya ist gleichbedeutend mit Ahl at-taswiyyaldquo5
1 Enderwitz bdquoal-Shuthornūbiyyaldquo in EI2 Bd IX S 513 Vgl Agius The Shuthornubiyyardquo in IQ Bd XXIV S 77 Mottahedeh bdquoThe ShuthornūbIacuteyahldquo in IJMES Bd VII S 164 2 Dieser Koranvers beinhaltet die Zuruumlckweisung jeder Art von Vorrangstellung ausgenommen der durch Gottesfurcht motivierten Al-WAacutefrac12idIacute berichtet in mehreren Erzaumlhlungen uumlber den Grund der Herabsendung dieses Koranverses Unter anderem befahl der Gesandte Gottes dem farbigen Sklaven BilAacutel am Tag der Eroberung von Mekka auf dem Dach der Kathornba zum Gebet zu rufen thornUttAacuteb ibn AsIacuted ibn AbIacute al-thornAiEgrave aumluszligerte diesbezuumlglich bdquoGott sei Dank starb mein Vater und sah diesen Tag nichtldquo Al-frac14AacuteriYacute ibn thornAmr fragte bdquoFand Mufrac12ammad niemanden auszliger diesem schwarzen Raben als unseren Gebetsruferldquo AbUacute SufyAacuten erklaumlrte bdquoIch sage nichts denn ich befuumlrchte dass Gott im Himmel es houmlrtldquo Dann erschien Gabriel Mufrac12ammad und vermittelte ihm den besagten Vers von Gott und hinderte die Glaumlubigen so daran sich aufgrund ihrer Abstammung und ihres Besitzes uumlberlegen zu fuumlhlen In einer weiteren Erzaumlhlung wurde dieser Vers im Bezug auf OtildeAacutebit ibn Qais herabgesandt Dieser sprach einen Mann mit dem Namen von dessen Mutter an bdquoOh Sohn derjenigen (Frau)ldquo woraufhin der Gesandte Gottes sagte bdquoWer erwaumlhnte diese Frauldquo OtildeAacutebit stand auf und erwiderte bdquoIch oh Gesandter Gottesldquo Der Prophet befahl bdquoSieh in die Gesichter der Leuteldquo Er schaute in die Gesichter der Menschen Der Gesandte Gottes fragte bdquoWas siehst duldquo und OtildeAacutebit antwortete bdquoIch sah Weiszlig und Rot und Schwarzldquo Daraufhin sagte Mufrac12ammad bdquoEs gibt keine Vorzuumlglichkeit unter den Menschen es sei denn jene die durch den Glauben und die Gottesfurcht erworben wirdldquo Al-WAacutefrac12idIacute thornAlIacute AsbAacuteb an-nuzUacutel al-quryumlAacuten ed Saqr A Kairo 1969 S 417 f 3 Goldziher Muhammedanische Studien Bd I S 51 Vgl Agius The Shuthornubiyyardquo in IQ Bd XXIV S 77 4 Agius The Shuthornubiyyardquo in IQ Bd XXIV S 77 5 Ibn thornAbdarabbah al-thornIqd Bd III S 403
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Eine aumlhnliche Ansicht vertritt al-sup1Aacutefrac12iatilde (gest 255) dem man einen groszligen Teil der Berichte
zu den EcircuthornUacutebIacutetischen Lehren verdankt
bdquoIm Namen Gottes beginnen wir mit der Erwaumlhnung der Lehre der EacuteuthornUacutebiyya und derjenigen die sich mit dem Namen (Ahl) at-taswiyya schmuumlckenldquo6
Die im oben genannten Koranvers enthaltene Lehre der Gleichachtung koumlnnte jedoch wie
Mottahedeh in seinem Essay uumlber die EacuteuthornUacutebiyya argumentiert7 nicht der einzige Grund fuumlr die
Benennung gewesen sein da sich auch zahlreiche weitere Koranverse mit der Lehre der
Gleichberechtigung und der Frage des Edelseins befassen8 Eher ist anzunehmen dass die
Benennung der EacuteuthornUacutebiyya von der klassischen Worterklaumlrung sowie Interpretation des Begriffes
bdquoEcircuthornUacutebldquo gepraumlgt wurde die eine der fundamentalen thematischen Trennungslinien zwischen
ihren Vertretern und ihren Gegnern bildete9
Die Korankommentar von aOcirc-OacuteabarIacute legte den 13 Vers der Sura bdquoal-frac14uordmurAacutetldquo streng
genealogisch aus Nach dieser fuumlr die EacuteuthornUacutebiyya inakzeptablen Deutung wurden die Begriffe
bdquoEcircuthornUacutebldquo und bdquoqabAacuteyumlilldquo ausschlieszliglich im Rahmen der groumlszligeren genealogischen Gliederung der
Gesellschaft interpretiert Gemaumlszlig dieser Auslegung meint bdquoEcircuthornUacutebldquo so viel wie bdquosupertribales
Buumlndnisldquo Das darauf folgende Wort bdquoqabAacuteyumlilldquo steht folgerichtig fuumlr die naumlchstniedrigere
genealogische Einheit
bdquoWir setzten euch in die genealogische Zugehoumlrigkeit Einige von euch sind mit anderen entfernt und einige von euch mit anderen eng verwandt (hellip) Wenn man beispielsweise einen arabischen Mann fragt sbquoAus welchem Ecircathornb bist dulsquo so sagt er sbquoIch bin von Muplusmnar oder von RabIacutethornalsquo Die engen genealogischen Verwandten bilden aber die qabAacuteyumlil zum Beispiel sind die TamIacutem ein Stamm (qabIacutela) innerhalb der Muplusmnar und die Bakr ein Stamm innerhalb der RabIacutethorna (hellip)ldquo10
Dieser auf Genealogie gegruumlndeten Auslegung zufolge gilt bdquoEcircathornbldquo bezuumlglich bdquoqabAacuteyumlilldquo als die
genealogisch uumlbergeordnete Einheit Daruumlber hinaus werden die Menschen mittels der
Genealogie voneinander unterschieden11
Eine weitere koranische Interpretationstradition deutete die Begriffe bdquoEcircuthornUacutebldquo und bdquoqabAacuteyumlilldquo
abweichend von der Auslegung aOcirc-OacuteabarIacutes Das sogenannte bdquoCambridge TafsIacuterldquo12 dessen
unbekannter Autor (gest 5 Jhd) houmlchstwahrscheinlich aus frac34urAacutesAacuten stammte und oft von den
6 Al-sup1Aacutefrac12iatilde al-BayAacuten Bd III S 5 7 Mottahedehs Essay behandelt die Frage weshalb die EacuteuthornUacutebiyya sich vom Begriff bdquoEcircuthornUacutebldquo ableitete wo doch die Frage des Edelseins in diesem Koranvers mit den Begriffen bdquoam vornehmstenldquo (akram) und bdquoam froumlmmstenldquo (atqAacute) beschrieben ist Mottahedeh bdquoThe ShuthornūbIacuteyahldquo in IJMES Bd VII S 165 8 Beispielweise 3196 4911 9 Mottahedeh bdquoThe ShuthornūbIacuteyahldquo in IJMES Bd VII S 165 10 AOcirc-OacuteabarIacute Mufrac12ammad TafsIacuter aOcirc-OacuteabarIacute Bd XI ed O N Beirut 1992 S 397 Vgl Al-BaiplusmnAacutewIacute thornAbdallAacuteh TafsIacuter al-BaiplusmnAacutewIacute al-musammAacute anwAacuter at-tanzIacutel wa asrAacuter at-tayumlwIacutel Bd III ed frac14allAacuteq M und al-AOcircraEcirc M Beirut 2000 S 309 11 Mottahedeh The ShuthornūbIacuteyahrdquo in IJMES Bd VII S 167 12 Dieses Kommentarwerk ist in der Bibliothek der Universitaumlt Cambridge vorhanden Ebd Bd VII S 167
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spaumlteren Korankommentatoren zitiert wurde13 interpretiert bdquoEcircuthornUacutebldquo z B aus einer territorialen
und bdquoqabAacuteyumlilldquo aus einer genealogischen Perspektive Dieser Tradition zufolge ist die Einteilung
gegeben damit die Menschen sich zwar voneinander unterscheiden zugleich aber in einen
Gespraumlchskontext zueinander treten koumlnnen nicht jedoch um voreinander mit ihrer Herkunft
zu prahlen
bdquoOh Menschen Wir haben euch alle (weiszlig und schwarz reich und arm groszlig und klein Araber und Klient (maulAacute)) von einem Mann und von einer Frau (d h Adam und Eva) erschaffen Wir machten fuumlr euch eine Stadt (Ecircahr) nach der anderen und einen Stamm (qabIacutela) nach dem anderen damit jeder weiszlig woher er kommt wenn ihr gefragt werdet sbquoKennt ihr einanderrsquo Du sagst beispielsweise sbquoIch bin aus dieser und jener Stadt (Ecircahr) und diesem und jenem Dorf (dIacuteh) und diesem und jenem Ort (mafrac12alla) und von diesem und jenem Stamm (qabIacutela) der Sohn von diesem und jenemlsquo damit ihr euch gegenseitig kennt Aus diesem Grund gaben wir die Namen (nAacutemhAacute) und nicht damit ihr eurem Hochmut huldigtldquo14
Diese Interpretationstradition die fuumlr die EacuteuthornUacutebiyya eine zentrale Rolle spielte geht auf
thornAbdallAacuteh ibn thornAbbAacutes (gest ca 69) zuruumlck Er gilt als einer der beruumlhmtesten
Korankommentatoren der zweiten Generation und ist nach Meinung vieler Muslime bdquoder Vater
der Koranauslegungldquo15 Sein Vater thornAbbAacutes (gest 32) war der Stammvater der abbasidischen
Kalifen16 Nach Mottahedeh ist es daher auch nicht verwunderlich dass thornAbdallAacuteh ibn thornAbbAacutes
als eine Autoritaumlt in der Deutung des Begriffes bdquoEcircathornbldquo zitiert wird17 Ein Bericht thornAOcircAacuteyuml ibn AbIacute
RabAacutefrac12s (gest 114-115) zitiert Ibn thornAbbAacutes mit folgenden Worten bdquoEacuteuthornUacuteb steht fuumlr die Klienten
(MawAacutelIacute) und die bdquoqabAacuteyumlilldquo fuumlr die Araberldquo18 Die Kommentatoren die dieser Interpretation
folgten fuumlgten oft hinzu dass bdquoEcircuthornUacutebldquo die bdquothornAordmamldquo (im Allgemeinen Nicht-Araber und
spezifisch Perser) meine waumlhrend bdquoqabAacuteyumlilldquo fuumlr die Araber und bdquoasbAacuteOcircldquo fuumlr die Juden stehe19
Auch anhand folgender Zitate ist zu belegen dass einige Korankommentatoren in Bezug auf
die Interpretation des Begriffes bdquoEcircathornbldquo auf den territorialen (Geburtsort oder Residenz) Sinn
hinzielten So wird etwa al-QuEcircairIacute (gest 465) der ein Gelehrter aus frac34urAacutesAacuten war bei al-
QurOcircubIacute folgendermaszligen wiedergegeben
bdquoDie EcircuthornUacuteb sind jene Menschen deren genealogischer Ursprung (nasab) nicht bekannt ist wie die Inder Perser und Tuumlrkenldquo20
Eine aumlhnliche Ansicht vertritt AbUacute Rauq dessen Auslegung im Kommentarwerk von al-BatradeawIacute
(gest 516) auftaucht
13 Ebd S 167 f 14 Anonym TafsIacuter-i quryumlAacuten-i maordmIacuted Bd II ed MatIacutenIacute sup1 Teheran 1349 S 256 15 Ibn frac34allikAacuten WafayAacutet Bd III S 62 Vgl Mottahedeh bdquoThe ShuthornūbIacuteyahldquo in IJMES Bd VII S 168 16 Lewis bdquothornAbbAacutesidsldquo in EI2 Bd I S 15 17 Mottahedeh bdquoThe ShuthornūbIacuteyahldquo in IJMES Bd VII S 168 18 Al-QurOcircubIacute Mufrac12ammad al-sup1Aacutemithorn al-afrac12kAacutem al-quryumlAacuten ed At-TurkIacute thornA Beirut 2006 S 415 f 19 AOcirc-OacuteabarsIacute al-Faplusmnl Maordmmathorn al-bayAacuten fIacute tafsIacuter al-quryumlAacuten Bd IX ed MaOcircbathorna l-thornIrfAacuten AEligaida 1936 S 138 Vgl MaibudIacute RaEcircIacuted ad-DIacuten KaEcircf al-asrAacuter Bd IX ed frac14ikmat thornA A Teheran 1952 S 264 Mottahedeh bdquoThe ShuthornūbIacuteyahldquo in IJMES Bd VII S 168 20 Al-QurOcircubIacute sup1Aacutemithorn al-afrac12kAacutem Bd XIX S 416
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bdquoEacuteuthornUacuteb sind diejenigen die ihren Ursprung nicht auf eine Person zuruumlckverfolgen sondern sich mehr den Staumldten (madAacuteyumlin) und Doumlrfern zuschreiben QabAacuteyumlil sind aber die Araber die ihren Ursprung auf ihre Vaumlter (AacutebAacuteyuml) zuruumlckverfolgenldquo21
In den oben genannten Interpretationen wird das territoriale Konzept eindeutig mit bdquoNicht-
Araberldquo das genealogische hingegen mit bdquoAraberldquo assoziiert22 Die Auswahl gerade des 13
Verses der Sura bdquoal-frac14uordmurAacutetldquo wird vor dem Hintergrund dieser Deutungstradition von bdquoEcircathornbldquo
deutlich Die EacuteuthornUacutebiyya fand demzufolge im koranischen Kontext selbst keine
tribalgenealogische Interpretation wie dies von den Arabern impliziert wurde sondern begriff
mittels der zusaumltzlichen territorialen Interpretation den Islam als eine universelle Institution
Und diesem universellen Islam gehoumlrten der Idee nach von Anfang an auch die nicht-
arabischen Muslime an Dieses Konzept beinhaltete letzendlich eine religioumlse und
gesellschaftliche Anerkennung und Emanzipation der nicht-arabischen Muslime innerhalb der
islamischen Gemeinde23
IV1IV1IV1IV1 Ahl at Ahl at Ahl at Ahl at----taswiyya taswiyya taswiyya taswiyya als als als als Vorlaumlufer der Vorlaumlufer der Vorlaumlufer der Vorlaumlufer der EacuteuthornUacutebiyyaEacuteuthornUacutebiyyaEacuteuthornUacutebiyyaEacuteuthornUacutebiyya
Der islamische Grundsatz der Gleichberechtigung aller Glaumlubigen (taswiyya) erlaubte nach
EcircuthornUacutebIacutetischer Auffassung eine bdquoBevorzugungldquo ausschlieszliglich aufgrund von Froumlmmigkeit also
eines nicht-tribalen Wertes Auf den koranischen Grundsatz der Gleichberechtigung bezog
sich die EacuteuthornUacutebiyya und argumentierte dass nach islamischer Ansicht alle Menschen aufgrund
ihrer Abstammung von Adam gleichrangig sind
bdquoWir (Ahl at-taswiyya) richten uns nach Gerechtigkeit (thornadl) und Gleichachtung (taswiyya) und danach dass die Menschen alle von einem Lehm sind und von demselben Manne (Adam) abstammenldquo24
Uumlber jene koranischen Belege hinaus welche die Gleichstellung aller Glaumlubigen beinhaltet
nutzte die EacuteuthornUacutebiyya fuumlr ihre Ansichten auch Aumluszligerungen des Propheten Mufrac12ammad Mit der
Auswahl der folgenden Aussagen beispielsweise wies die EacuteuthornUacutebiyya jegliche durch
Genealogie begruumlndete Bevorzugung zuruumlck und band den Glauben an das Konzept der
Bruumlderlichkeit
bdquoDie Glaumlubigen sind Bruumlder und ihr Blut ist gleichwertig und nur die Niedrigsten von ihnen versuchen die anderen zu schmaumlhenldquo25
21 Al-BatradeawIacute al-frac14usain TafsIacuter al-BatradeawIacute al-musammAacute mathornAacutelim at-tanzIacutel Bd IV ed al-MahdIacute thornA Beirut 2000 S 265 22 Mottahedeh The ShuthornūbIacuteyahldquo in IJMES Bd VII S 170 23 Ebd S 171 24 Ibn thornAbdarabbah al-thornIqd Bd III S 403 25 Ebd Bd III S 403 f
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Unter den Aussagen des Propheten Mufrac12ammad spielte die beruumlhmte Predigt bdquofrac14aordmordmat al-
wadAacutethornldquo (Abschiedspilgerfahrt)26 eine besonders zentrale Rolle in der er sich vor seinem
nahenden Ende von seiner religioumlsen Gemeinschaft verabschiedete und sein Prophetentum
damit versiegelte Mufrac12ammad verkuumlndete die Botschaft seiner Religion erneut und rief alle
Glaumlubigen auf sich an diese Botschaft zu halten Unter anderem wies er jeglichen auf
Abstammung basierenden Stolz zuruumlck der in der ordmAacutehilIacutetischen Epoche unter den Arabern
verbreitet war Alle Menschen haumltten denselben Ursprung und aufgrunddessen gebe es keine
Vorrangstellung von Arabern gegenuumlber Nicht-Arabern Lediglich Froumlmmigkeit und
Gottesfurcht koumlnnen die uumlbergeordnete Stellung eines Menschen vor einem anderen
legitimieren
bdquoOh Menschen Gott nahm von euch den Stolz auf die ordmAacutehiliyya und das Prahlen mit Vorfahren Ihr seid alle von Adam und Adam ist von der Erde Es gibt keine Uumlberlegenheit der Araber den Nicht-Arabern (thornAordmam) gegenuumlber auszliger durch die Gottesfurchtldquo27
Auch die Auswahl der Worte des Propheten Mufrac12ammad in denen der Islam als eine globale
Religion beschrieben wird sah die EacuteuthornUacutebiyya als ein Nachweis dafuumlr dass die nicht-
arabischen Glaumlubigen ebenso wie die Araber vom Islam angesprochen und anerkannt wurden
Diese stellen nach den Worten des Propheten die Haumllfte des Islam (EcircaOcircr al-islAacutem)
bdquoIch (der Prophet Mufrac12ammad) wurde zu den roten und schwarzen Menschen geschicktldquo 28
Die EacuteuthornUacutebiyya ging noch einen Schritt weiter und versuchte durch die Darstellung einiger
Begebenheiten aus dem fruumlhen Islam in denen die nicht-arabischen Glaumlubigen gegenuumlber den
arabischen Muslimen bevorzugt wurden nachzuweisen dass die arabische Abstammung
keineswegs Begruumlndung sei fuumlr eine bdquoVorrangstellungldquo unter den Glaumlubigen So dienten die
Wahl eines nicht-arabischen Glaumlubigen namens AEliguhaib29 als Vorbeter durch den zweiten
rechtgeleiteten Kalifen thornUmar ibn al-frac34aOcircOcircAacuteb (reg 13-23) sowie die Bevorzugung eines
Klienten (maulAacute) namens SAacutelim30 bei der Bestimmung seines Nachfolgers der EacuteuthornUacutebiyya als
26 Die bdquofrac14aordmordmat al-wadAacutethornldquo hielt der Prophet im Jahre Zehn Wensinck A J bdquofrac14adjdjldquo in EI2 Bd III S 33 27 Ibn thornAbdarabbah al-thornIqd Bd III S 404 28 Ebd Bd III S 406 f 29 AEliguhaib ibn SinAacuten ibn MAacutelik auch bekannt als AEliguhaib ar-RUacutemIacute stammte aus MUacuteEgraveil Er wurde als Kind waumlhrend einer Schlacht zwischen Byzantinern und Persern von ersteren gefangengenommen und wuchs bei ihnen auf Ein fremder Mann aus dem Stamm der Kalb kaufte AEliguhaib und verkaufte ihn dann in Mekka einem gewissen thornAbdallAacuteh ibn sup1udthornAacuten Dieser gewaumlhrte AEliguhaib die Freiheit AEliguhaib gehoumlrte zu den ersten Persoumlnlichkeiten die sich zum Islam bekannten Aufgrund dieses Bekenntnisses wurde er wiederholt von den mekkanischen Aristokraten gefoltert Waumlhrend der hiordmra von Mekka nach Medina begab sich AEliguhaib erst sehr viel spaumlter als andere Anhaumlnger des Propheten Mufrac12ammad nach Medina Er beteiligte sich an den Schlachten zu Badr Ufrac12ud und frac34andaq AEliguhaib starb im Jahr 38 Ibn Sathornd aOcirc-OacuteabaqAacutet Bd III S 161 ff 30 AbUacute thornAbdallAacuteh SAacutelim ibn Mathornqal war persischer Herkunft und maulAacute von AbIacute frac14uordfaifa bin thornUtba ibn RabIacutethorna Er war einer der Gefaumlhrten des Propheten und zaumlhlte zu den bedeutendsten Vorlesern des Korans Als erster Auswanderer betrat SAacutelim waumlhrend der hiordmra die Moschee QubAacute Er starb im Jahre 12 Ebd Bd III S 60 ff
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Belege hinsichtlich ihrer Ansichten zur Gleichstellung aller Glaumlubigen Lediglich das Maszlig der
Froumlmmigkeit war hier entscheidendes Kriterium
bdquoAls thornUmar ibn al-frac34aOcircOcircAacuteb vorgeworfen wurde dass er AEliguhaib den Auswanderern (muhAacuteordmirIacuten) und den Helfern (anEgraveAacuter) vorzog lieszlig er ihn vorbeten Als man ihm (thornUmar) sagte Waumlhle einen Kalifen nach dirlsquo sagte er sbquoIch finde niemanden den ich als Kalifen nennen kannlsquo Man nannte ihm sechs Personen aus frac14irAacuteyuml und er fand Maumlngel an ihnen Danach sagte er sbquoWenn SAacutelim maulAacute Ibn AbIacute frac14uordfaifa noch am Leben waumlre wuumlrde ich ihn waumlhlenlsquoldquo31
Daneben gehoumlrte die gleichzeitige Konversion von Arabern wie Nicht-Arabern zum Islam in
die Argumentationskette der EacuteuthornUacutebiyya hinsichtlich der Gleichachtung der Glaumlubigen
wenngleich die Nicht-Araber maulAacute die Araber aber freie Maumlnner waren Damit betonten sie
dass die Nicht-Araber bereits zu Beginn des Islam eine wesentliche Rolle spielten
bdquoDie ersten Maumlnner die dem Propheten folgten waren ein freier Mann und ein Sklave Die Menschen streiten sich daruumlber einige sagen AbUacute Bakr und BilAacutellsquo und einige sagen thornAlIacute und AEliguhaiblsquoldquo32
Die auf den islamischen Traditionen basierende Kernlehre der EacuteuthornUacutebiyya zur Gleichachtung
und Gleichberechtigung aumlhnelte den iquestAacuteriordmIacutetischen Anschauungen die jede Art von uumlberndash
geordneter Stellung einer bestimmten Rasse Herkunft oder eines Stammes in der Frage des
Kalifats zuruumlckwies33 Zwar hat die moderne Forschung diesem Aspekt durchaus
Aufmerksamkeit geschenkt doch hinterlieszlig sie immer wieder den Eindruck dass ausndash
schlieszliglich die fruumlhesten Anhaumlnger der EacuteuthornUacutebiyya die Lehre von der Gleichachtung (taswiyya)
vertraten34 Hierzu aumluszligert sich Gibb etwa wie folgt
bdquoThe original shuthornUacutebIacuteya were the KhAacuterijites who on religious grounds maintained the doctrine that no race or tribe enjoyed any inherent superiority and in particular opposed the theory of the inherent right of the Quraish to the Caliphate In rejecting any exclusive superiority attaching to the Arabs the KhAacuterijite shuthornUacutebIacutes equally rejected any superiority of the Persians whereas the third-century shuthornUacutebIacutes proclaimed the superiority of the Persians (or of other non-Arab races) to the Arabs and defended their claim by social and cultural not religious argumentsrdquo35
Doch auch waumlhrend der Bluumltezeit der EacuteuthornUacutebiyya (2 und 3 Jhd) hatte die Lehre der
Gleichachtung aller Glaumlubigen durchaus Bestand Dies ist z B anhand eines Gedichts des
31 Ibn thornAbdarabbah al-thornIqd Bd III S 407 32 Ebd Bd III S 407 33 Nach iquestAacuteriordmIacutetischer Anschauung konnte jeder Glaumlubige unabhaumlngig von seiner ethnischen oder tribalen Herkunft die Rolle des imAacutems uumlbernehmen sei es ein Sklave ein freier Mann ein Nabataumler oder auch ein Angehoumlriger des Stammes der QuraiEcirc AEcirc-EacuteahristAacutenIacute al-Milal Bd I S 116 Vgl Crone P bdquoThe KhAacuterijites and the caliphal titleldquo in Studies in islamic and Middle Eastern texts and traditions in memory of Norman Calder Hrsg Hawting G R (u a) Oxford 2000 S 85-92 (hier S 85 ff) Norris ShuthornUacutebiyyahldquo in thornAbbAacutesid Belles-Lettres S 32 Enderwitz al-Shuthornūbiyyardquo in EI2 Bd IX S 513 34 Gibb bdquoShuthornUacutebIacuteyaldquo in Studia Orientalia S 109 Vgl Crone bdquoThe KhAacuterijitesldquo in Studies in islamic and Middle Eastern texts S 85 ff Norris ShuthornUacutebiyyahldquo in thornAbbAacutesid Belles-Lettres S 32 Enderwitz al-Shuthornūbiyyaldquo in EI2 Bd IX S 513 35 Ebd S 109
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EcircuthornUacutebIacutetisch-schiitischen Dichters DIacutek al-sup1in al-frac14imEgraveIacute (gest 235) zu belegen der vor allem
einen syrischen Patriotismus vertrat Die gemeinsame Abstammung von Abraham der Glaube
an dieselbe Religion sowie die koranischen Vorschriften zur Gleichachtung aller Glaumlubigen
zaumlhlen zu den Aspekten auf die sich DIacutek al-sup1in bei der Forderung der Gleichberechtigung
von Arabern und Nicht-Arabern stuumlzte
bdquoDie Araber haben gar keinen Vorrang vor uns denn uns alle vereinigt die Abstammung von Abraham wir sind ebenso Muslime geworden wie sie selbst toumltet einer von ihnen jemanden von uns so wird er mit dem Tode bestraft nirgends hat Gott verkuumlndet dass sie (Araber) einen Vorzug vor uns (Nicht-Arabern) habenldquo36
Ein genauerer Blick auf die aus der Bluumltezeit der EacuteuthornUacutebiyya stammenden Werke ihrer Gegner
zeigt allerdings deutlich dass eine solche Lehre der Gleichachtung waumlhrend dieser Zeit
tatsaumlchlich im Umlauf war Der beruumlhmte al-sup1Aacutefrac12iatilde (gest 255) der den Houmlhepunkt der
EacuteuthornUacutebiyya erlebte und ihre Vertreter in verschiedenen seiner Werke angriff erwaumlhnt in
seinem Buch bdquoal-BayAacuten wa rsquot-tabyIacutenldquo dass diese sich auch waumlhrend der Bluumltezeit bdquoAhl at-
taswiyyaldquo nannten
bdquo(hellip) Wir beginnen mit der Erwaumlhnung der Lehre der EacuteuthornUacutebiyya und derjenigen die sich mit dem Namen taswiyya schmuumlckenldquo37
Aus dem Kapitel bdquoEacuteuthornUacutebiyya Sie sind die Ahl at-taswiyyaldquo des Werkes bdquoal-thornIqd al-farIacutedldquo geht
ebenfalls hervor dass sich die Vertreter der EacuteuthornUacutebiyya auch zur ihrer Bluumltezeit auf die Lehre
der Gleichachtung aller Glaumlubigen beriefen38 Der bekannte persischstaumlmmige AntiEcircuthornUacutebIacutet Ibn
Qutaiba (gest 276) soll mehrere Diskussionen mit zeitgenoumlssischen Vertretern der EacuteuthornUacutebiyya
zum Thema Gleichberechtigung gefuumlhrt haben
bdquoAber die Ahl at-taswiyya sind eine Gruppe die das Aumluszligere von einigen Buumlchern und Hadithen nehmen und (diese) danach auslegen aber nicht nach ihrer (richtigen) Bedeutung suchen (hellip) Wenn alle Menschen in dieser Welt gleichrangig waumlren gaumlbe es fuumlr niemanden eine Uumlberlegenheit auszliger in der Sache des Jenseits So gaumlbe es in der Welt nicht ehrenhaft und ehrlos nicht Uumlberlegene und Unterlegene Was bedeutet dann die Aussage des Propheten Gott gruumlszlige ihn Wenn der Groszligzuumlgige eines Volkes zu euch kommt behandelt ihn ehrenvolllsquo Und die Aussage des Propheten Vergib die Fehler der Vornehmenlsquo (hellip) sowie die Aussage des Propheten uumlber Qais ibn thornAgraveEgraveim39 Er ist Herr der Beduinenlsquoldquo40
36 Al-IEgravefahAacutenIacute al-AtradeAacutenIacute Bd XIV S 33 Vgl Ibn frac34allikAacuten WafayAacutet Bd III S 184 Uumlbersetzung nach Goldziher Muhammedanische Studien Bd I S 156 37 Al-sup1Aacutefrac12iatilde al-BayAacuten Bd III S 5 38 IbnthornAbdarabbah al-thornIqd Bd III S 403 ff 39AbUacute thornAlIacute Qais ibn thornAgraveEgraveim ibn SinAacuten al-ManqarIacute as-SathorndIacute at-TamIacutemIacute war einer der arabischen Emire und Weisen Waumlhrend der ordmAacutehiliyya war er beruumlhmt fuumlr seine Geduld und Tapferkeit Qais kam im Jahre neun zu Mufrac12ammad und konvertierte zum Islam Als der Prophet ihn sah sagte er uumlber ihn bdquoDies sei der Herr der Beduinenldquo Qais ibn thornAgraveEgraveim starb um das Jahr 20 Az-ZirkilIacute frac34 al-AthornlAacutem qAacutemUacutes tarAacuteordmim Bd VI Beirut 1971 S 57 40 IbnthornAbdarabbah al-thornIqd Bd III S 408 f
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Insgesamt ist zu konstatieren dass die Ahl at-taswiyya und die EacuteuthornUacutebiyya identisch sind
Daruumlber hinaus stuumltzte sich die EacuteuthornUacutebiyya uumlber ihren Anfang hinaus auch waumlhrend ihrer
Bluumltezeit auf die koranische Lehre der Gleichberechtigung
Zuruumlck zu den frac34awAacuteriordm Trotz der Aumlhnlichkeit der iquestAacuteriordmIacutetischen und EcircuthornUacutebIacutetischen
Anschauung der Gleichberechtigung entsteht die Frage Warum konnte die EacuteuthornUacutebiyya im
Gegensatz zur iquestAacuteriordmIacutetischen Bewegung unter Herrschaft der Umayyaden nicht entstehen Die
EacuteuthornUacutebiyya war wie spaumlter dargestellt wird eine emazipatorische Bewegung die ihre Kraft
einerseits aus dem koranischen Grundsatz der Gleichberechtigung und anderseits aus der
bdquogroszligenldquo Vergangenheit der nicht-arabischen Kulturen zog Sie vertrat dezidiert
antiarabische Ansichten die schriftlich dokumentiert wurden und hielt die Araber fuumlr
bdquoruumlckstaumlndigldquo Sie grenzte sich mit ihrer antiarabischen Weltanschuung von den frac34awAacuteriordm ab
und konnte sich aus diesem Grund unter der arabischorientierten Herrschaft der Umayyaden
nicht entwickeln
IV2 Die diversen Bezeichnungen der IV2 Die diversen Bezeichnungen der IV2 Die diversen Bezeichnungen der IV2 Die diversen Bezeichnungen der EacuteuthornUacutebiyyaEacuteuthornUacutebiyyaEacuteuthornUacutebiyyaEacuteuthornUacutebiyya
Im Hinblick auf die Bezeichnung der Anhaumlnger der EacuteuthornUacutebiyya vertritt Goldziher die Ansicht
dass der Begriff bdquoAhl at-taswiyyaldquo ihnen wahrscheinlich von ihren Gegnern gegeben der
Name bdquoEacuteuthornUacutebiyyaldquo hingegen von ihnen selbst gebraucht wurde41 Die arabischen Schriften
belegen allerdings dass die Vertreter der EacuteuthornUacutebiyya selbst ebenso wie ihre Gegner den Namen
bdquoAhl at-taswiyyaldquo als Bezeichnung verwendeten Als ein Gegner der EacuteuthornUacutebiyya nennt Ibn
Qutaiba deren Akteure bdquoAhl at-taswiyyaldquo
bdquoAber die Ahl at-taswiyya sind eine Gruppe die das Aumluszligerliche aus einigen Buumlchern und Hadithen nehmen und (diese) danach auslegen aber nicht nach ihrer (wahren) Bedeutung suchenldquo42
So weist auch die bereits zitierte Aussage des bekannten AntiEcircuthornUacutebIacuteten al-sup1Aacutefrac12iatilde in seinem
Werkes bdquoal-BayAacuten wa ʼt-tabyinldquo nach dass die Anhaumlnger der EacuteuthornUacutebiyya sich selbst als bdquoAhl
at-taswiyyaldquo bezeichneten43
Die arabischen Quellen liefern kaum einen unmittelbaren Beleg dafuumlr dass die Vertreter der
EacuteuthornUacutebiyya sich selber das Attribut bdquoEcircuthornUacutebIacuteldquo gaben obgleich sie sich auf den Begriff bdquoEcircuthornUacutebldquo
aus dem koranischen Vers der Sura bdquoal-frac14uordmurAacutetldquo bezogen Der beruumlhmte Linguist und
Historiker frac14amza al-IEgravefahAacutenIacute der in den arabischen Schriften direkt mit dem Attribut
bdquoEcircuthornUacutebIacuteldquo bezeichnet wird44 benutzt aber diesen Begriff in der Schrift bdquoat-TanbIacuteh thornalAacute frac12udUacuteYacute
41 Goldziher Muhammedanische Studien Bd I S 147 42 Ibn thornAbdarabbah al-thornIqd Bd III S 408 43 Siehe in diesem Kapitel Fuszlignote 6 44 Ibn al-QifOcircIacute InbAacuteh Bd I S 370
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at-taEgravefrac12Iacutefldquo an den Stellen die sich gegen bdquodefizitaumlre Strukturenldquo in der arabischen Sprache
richten45 Geschuldet den fehlenden EcircuthornUacutebIacutetischen Werken ist es trotzdem schwierig mit
Sicherheit den Schluss zu ziehen dass die Vertreter der EacuteuthornUacutebiyya sich selber das Attribut
bdquoEcircuthornUacutebIacuteldquo gaben wenn es in den Quellen auch zahlreiche Belege dafuumlr gibt dass ihre Gegner
sie so bezeichneten Ibn Qutaiba schreibt beispielsweise
bdquoDiese (EacuteuthornUacutebiyya) spricht aufgrund eines Uumlbermaszliges von Neid und Hass des Herzens den Arabern alle Tugenden ab Sie (die EacuteuthornUacutebIacuteten) schreiben ihnen (den Arabern) alles Nichtswuumlrdige zu und uumlbertreiben in ihren Aumluszligerungen und Schmaumlhungen gegen sie (hellip)ldquo46
Auch in den Schriften von al-sup1Aacutefrac12iatilde kommt die Bezeichnung bdquoEacuteuthornUacutebiyyaldquo vor
bdquoEacuteuthornUacutebiyya die fanatisch die Sache der Nicht-Araber vertrat sagte (hellip)ldquo47
Es ist zu bemerken dass die moderne Forschung beim Studium der EacuteuthornUacutebiyya kaum auf den
Sachverhalt eingeht dass ihre persischen Vertreter auch mit dem Begriff bdquoAgravezAacutedmardiyyaldquo
bezeichnet wurden48 Diese Bezeichnung taucht allerdings relativ selten in den arabischen
Schriften auf zum ersten Mal49 in al-sup1Aacutefrac12iatildersquo Werk bdquoal-BuiquestalAacuteyumlldquo Er fasst die EacuteuthornUacutebiyya und
AgravezAacutedmardiyya als eine Kategorie auf und klassifiziert sie als antiislamisch
bdquoEacuteuthornUacutebiyya und AgravezAacutedmardiyya sind die Feinde des Propheten seiner Gefaumlhrten und derjenigen die islamische Eroberungen durchfuumlhrten und die Zoroastrier (maordmUacutes) toumltetenldquo50
Der Begriff bdquoAacutezAacutedldquo geht etymologisch auf den persischen Stamm bdquoAacute-zAacuteta-ldquo zuruumlck und hat
zwei Bedeutungen In erster Linie wird damit jemand bezeichnet der vaumlterlicherseits in eine
adelige Sippe geboren wurde d h dem Stand der Krieger angehoumlrend Daruumlber hinaus kann
damit aber auch jeder gemeint sein der in eine Sippe hineingeboren wurde also kein Sklave
ist51 Man kann die Hypothese aufstellen dass die Bezeichnung bdquoal-AgravezAacutedmardiyyaldquo eine
45 Al-IEgravefahAacutenIacute frac14amza at-TanbIacuteh thornalAacute frac12udUacuteYacute at-taEgravefrac12Iacutef ed Oacutealas M A Beirut 1992 S 108 46 Ibn Qutaiba bdquoKitAacuteb al-thornarabldquo in RasAacuteyumlil al-bulatradeAacuteyuml S 344 47 Al-sup1Aacutefrac12iatilde al-BayAacuten Bd III S 12 Im Allgemeinen gehen die arabischen Schriften wenig auf die EcircuthornUacutebIacutetische Lehre der Gleichachtung ein und nennen sie kaum bdquoAhl at-taswiyyaldquo sondern EacuteuthornUacutebiyya So beschreibt Ibn ManatildeUacuter im bdquoLisAacuten al-thornarabldquo ihre Vertreter folgendermaszligen bdquoEacuteuthornUacutebIacute ist jemand der die Araber erniedrigt und keine Uumlberlegenheit (vor den Nicht-Arabern) bei ihnen siehtldquo Ibn ManatildeUacuter LisAacuten al-thornarab Bd I S 500 In seinem bdquoaEgrave-AEligifrac12Aacutefrac12ldquo charakterisierte al-sup1auharIacute die EacuteuthornUacutebiyya aumlhnlich bdquoDie EacuteuthornUacutebiyya ist eine Gruppe die die Araber den thornAordmam nicht vorziehtldquo Al-sup1auharIacute IsmAacutethornIacutel aEgrave-AEligifrac12Aacutefrac12 tAacuteordm al-lutradea wa Egraveifrac12Aacutefrac12 al-thornarabiyya Bd I ed thornAOcircOcircAacuter A thornA Beirut 1368 S 155 Auch stellt Ibn al-frac14Aacuteordmib in seinem Werk bdquoIgraveplusmnAacutefrac12ldquo einer Erlaumluterung des Buches bdquoal-MufaEgraveEgravealldquo von az-ZamaiquestšarIacute die EacuteuthornUacutebiyya mit aumlhnlichen Worten dar bdquoDie EacuteuthornUacutebiyya ist eine fanatische Gruppe die thornAordmam den Arabern vorziehtldquo Ibn al-frac14Aacuteordmib thornUYacutemAacuten al-IgraveplusmnAacutefrac12 fIacute Ecircarfrac12 al-MufaEgraveEgraveal Bd I ed Al-thornAlIacutelIacute M B Bagdad 1982 S 47 48 Anonym bdquoAgravezAacutedmardiyyaldquo in DBI Bd I S 324-324 49 Eine weitere Belegstelle fuumlr bdquoAgravezAacutedmardiyyaldquo findet man bei frac14amza al-IEgravefahAacutenIacute der auf Ansichten ihrer Gelehrten bezuumlglich der bdquoDefiziteldquo der arabischen Sprache eingeht Al-IEgravefahAacutenIacute at-TanbIacuteh S 97 50 Al-sup1Aacutefrac12iatilde thornAmr al-BuiquestalAacuteyuml ed Al-BustAacutenIacute K Beirut 1998 S 319 51 De Blois F bdquoFreemen and Nobles in Iranian und Semitic Languagesldquo in JRAS 1985 S 5-15 (hier S 7) Vgl Noumlldeke T Geschichte der Perser und Araber zur Zeit der Sassaniden Leyden 1879 S 235
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Reaktion ist auf die Betonung der Genealogie seitens der Araber Die persischen Vertreter der
EacuteuthornUacutebiyya besannen sich auf ihre vorislamische Kultur und Gesellschaft und nannten sich
bdquoAacutezAacutedmardAacutenldquo d h bdquoMaumlnner edler Abstammungldquo bdquoAgravezAacutedmardldquo entspricht den arabischen
Lehnbegriffen52 bdquoafrac12rAacuterldquo oder bdquoabnAacuteyuml-bzw banUacute rsquol-afrac12rAacuterldquo die so viel wie bdquoein edler Mannldquo
oder bdquoKinder der Noblender Freienldquo bedeuten Diese Bezeichungen wurden in arabischen
Quellen fuumlr bdquopersische Adeligeldquo oder allgemein fuumlr die bdquoPerserldquo gebraucht53 Beispielsweise
bezeichnet der arabische Dichter al-AthornEcircAacute die Perser in einem Gedicht das die Schlacht von
bdquocopyUacute qAacuterldquo thematisiert als bdquobanUacute rsquol-afrac12rAacuterldquo und preist die Angehoumlrigen des Stammes der BanIacute
EacuteaibAacuten aufgrund ihres Sieges uumlber die Perser
bdquoDie Perser (banUacute rsquol-afrac12rAacuter) kaumlmpften bis zum Ende Als die siegenden Reiter von BanIacute EacuteaibAacuten sich gegen sie (Perser) gestellt haben sind sie geflohenldquo54
Im folgenden Gedichtvers des beruumlhmten persischstaumlmmigen Dichters BaEcircEcircAacuter ibn Burd meint
bdquobanUacute rsquol-afrac12rAacuterldquo die bdquoedlen Perserldquo
bdquoOh Sohn der Kameltreiber (Araber) Was prahlst du vor banUacute rsquol-afrac12rAacuter (adligen Persern) Du bist daran gescheitertldquo55
Der Begriff bdquoafrac12rAacuterldquo ist auch im bdquoal-Adab al-kabIacuterldquo von Ibn al-Muqaffathorn im Sinne von bdquoedelldquo
belegt
bdquoEin Herrscher soll die Lage der Untertanen pruumlfen Wenn es unter Adligen (afrac12rAacuter) Armut gibt soll er Abhilfe schaffen und wenn unter Niedrigen eine Rebellion ausbricht soll er sie unterdruumlckenldquo56
bdquoAfrac12rAacuterldquo bdquobanUacute rsquol-afrac12rAacuterldquo oder bdquoabnAacuteyuml rsquol-afrac12rAacuterldquo waren zentrale Begrifflichkeiten der
EacuteuthornUacutebiyya um sich gegenuumlber einer von arabischer Seite propagierten vermeintlichen
Vorrangstellung aufzuwerten und zu behaupten Im bdquoKitAacuteb al-thornarabldquo geht Ibn Qutaiba auf
den Begriff bdquobanUacute rsquol-afrac12rAacuterldquo an der Stelle ein die sich mit der Herkunft der Anhaumlnger der
EacuteuthornUacutebiyya beschaumlftigt Laut Ibn Qutaiba wirkten die Vertreter der EacuteuthornUacutebiyya der rein
arabischen Abstammung als Begruumlndung fuumlr einen Vorrang sowie dem Stolz der Araber
welcher sich auf deren Ahnen IsmAacutethornIacutel ibn IbrAacutehIacutem gruumlndete entgegen indem sie
proklamierten dass die Nicht-Araber von Hause aus edler und Kinder der Koumlnige sowie
52 Die arabische Wurzel bdquofrac12-r-rldquo bedeutet in erster Linie bdquofreildquo d h bdquonicht Sklaveldquo sein Den Sinn bdquoedelldquo uumlbernahm das Arabische als sekundaumlre Bedeutung von den Sprachen der Voumllker die Jahrhunderte lang unter persischer Dominanz lebten (Hebraumlisch und Aramaumlisch) De Blois bdquoFreemenldquo in JRAS S 11 53 Ebd S 10 54 Al-A thornEcircAacute MaimUacuten Eacutearfrac12 dIacutewAacuten al-AthornEcircAacute ed SulaimAacuten K Beirut o J S 35 55 BaEcircEcircAacuter ibn Burd DIacutewAacuten Bd III ed EacuteauqIacute AmIacuten M Kairo 1957 S 231 Vgl Al-IEgravefahAacutenIacute al-AtradeAacutenIacute Bd III S 115 56 Ibn al-Muqaffathorn thornAbdallAacuteh al-Adab aEgrave-EgraveatradeIacuter wa rsquol-adab al-kabIacuter ed DAacuter AEligAacutedir Beirut o J S 77 f Ibn FaqIacuteh berichtet im bdquoal-BuldAacutenldquo dass die Araber die Bewohner von FAacuters bdquoafrac12rAacuterldquo nannten da diese zwar Befehle gegeben haumltten umgekehrt aber nicht willens gewesen seien selbst Befehlen Folge zu leisten sich haumltten bedienen lassen aber niemanden haumltten bedienen wollen Ibn FaqIacuteh MuiquesttaEgravear S 317
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Adligen (abnAacuteyuml rsquol-mulUacutek wa rsquol-aEcircrAacutef) seien57 Daruumlber hinaus bezeichneten sie die Nicht-
Araber insbesondere die Perser aufgrund der Abstammung von Isfrac12Aacuteq ibn IbrAacutehIacutem dessen
Mutter SAacutera eine freie Frau war als bdquofreie Soumlhneldquo (banUacute rsquol-afrac12rAacuter) Den Arabern hingegen
wurde aufgrund ihres Ahnen IsmAacutethornIacutel ibn IbrAacutehIacutem dessen Mutter HAacuteordmar eine Sklavin (laiquestnAacuteyuml)
war lediglich eine niedrigere Stellung eingeraumlumt und man bezeichnete sie als bdquoSoumlhne der
Sklavinldquo (banUacute rsquol-laiquestnAacuteyuml)
bdquoDie freien Soumlhne (banUacute rsquol-afrac12rAacuter) sind bei ihnen (den EacuteuthornUacutebIacuteten) die thornAordmam von den Kindern des Isfrac12Aacuteq Dieser ist (der Sohn) von SAacutera die eine freie Frau war Die Kinder der Sklavin (banUacute rsquol-laiquestnAacuteyuml) sind bei ihnen (den EacuteuthornUacutebIacuteten) die Araber denn sie sind die Kinder von IsmAacutethornIacutel dessen Mutter HAacuteordmar eine Sklavin warldquo58
Im Folgenden wird auf diese Begrifflichkeiten anhand mehrerer EcircuthornUacutebIacutetischer Beispiele noch
ausfuumlhrlich eingegangen
57 Ibn Qutaiba bdquoKitAacuteb al-thornarabldquo in RasAacuteyumlil al-bulatradeAacuteyuml S 351 58 Ebd S 351 f Vgl Ibn thornAbdarabbah al-thornIqd Bd III S 409 f
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VVVV Analyse und Bewertung der prosopographischen WerkeAnalyse und Bewertung der prosopographischen WerkeAnalyse und Bewertung der prosopographischen WerkeAnalyse und Bewertung der prosopographischen Werke
V1 Personen mit der Bezeichnung bdquoV1 Personen mit der Bezeichnung bdquoV1 Personen mit der Bezeichnung bdquoV1 Personen mit der Bezeichnung bdquoEcircuthornUacutebIacuteEcircuthornUacutebIacuteEcircuthornUacutebIacuteEcircuthornUacutebIacuteldquoldquoldquoldquo
Die Analyse und Bewertung der prosopographischen Werke ermoumlglichen unter Hinzuziehung
weiterer relevanter arabischer Schriften so etwa der Uumlberreste der EcircuthornUacutebIacutetischen Werke
sowie durch die Konsultation der antiEcircuthornUacutebIacutetischen Schriften und Heranziehung historischer
Werke eine vorlaumlufige Charakterisierung der Vertreter der EacuteuthornUacutebiyya Dafuumlr wurden zunaumlchst
jene Personen herausgesucht die in der arabischen Primaumlrliteratur direkt mit dem Attribut
bdquoEcircuthornUacutebIacuteldquo bezeichnet sind Kriterien wie Name Todesdatum Volkszugehoumlrigkeit
Aufenthaltsort Glaubensrichtung walAacuteyuml Beruf bzw Ausbildung und Interaktionen werden
anhand der prosopographischen Werke uumlber diese Personen tabellarisch angeordnet Diese
Tabellen sind im Anhang der vorliegenden Dissertation zu finden und ermoumlglichen einen
einfachen Vergleich der Daten Aufgrund der charakteristischen Gemeinsamkeiten kann somit
das typische Profil eines EacuteuthornUacutebIacuteten erstellt werden Auf Basis dieses Profils kann dann eine
Zugehoumlrigkeit zur EacuteuthornUacutebiyya auch bei anderen Personen festgestellt werden die in arabischen
Quellen nicht dezidiert als bdquoEcircuthornUacutebIacuteldquo bezeichnet sind Abschlieszligend wird anhand der
Darstellung dieses groumlszligeren Kreises von Vertretern der EacuteuthornUacutebiyya sowie unter Heranziehung
von Graphiken eine erweiterte Definition geliefert
Die EacuteuthornUacutebiyya entstand als Reaktion auf die herrschende Dominanz der arabischen tribalen
Prinzipien (thornaEgraveabiyya) und dem daraus resultierenden bdquoarabischen Fanatismusldquo Daher fordert
eine praumlzise Charakterisierung der Vertreter der EacuteuthornUacutebiyya zunaumlchst die Erlaumluterung der
Auffassungen der arabischen Eiferer (al-mutathornaEgraveEgraveibIacuten al-thornarab) Da bei der Untersuchung der
Biographien von Vertretern der EacuteuthornUacutebiyya die Auffassungen der arabischen Eiferer oft
vorkommen und diverse Erwiderungen finden sollen die verschiedene Aspekte dieser
Problematik hier zusammenfassend dargestellt werden Folgende Auffassungen dienten den
arabischen Eiferern als Grundlage des arabischen bdquoStolzesldquo und Beleg fuumlr ihre
bdquoVorrangstellungldquo gegenuumlber den nicht-arabischen Voumllkern
1) Die Tatsache dass der Islam auf der Arabischen Halbinsel entstand sowie die Zugendash
houmlrigkeit des Propheten Mufrac12ammad zum arabischen Volk1
2) Die Verbreitung der islamischen Lehre die bdquoErrettungldquo der eroberten Voumllker von ihrem
bdquoUnglaubenldquo und deren Hinfuumlhrung zum Monotheismus durch die Araber2
3) Arabisch als die Sprache des Heiligen Koran reich an Begriffen und Bildern und von
sprachgewaltiger Natur mit der uumlberhaupt keine andere Sprache zu vergleichen war3
1 AmIacuten regufrac12Aacute rsquol-islAacutem Bd I S 43 Vgl AgraveordfarnUacuteEcirc iexclAacuteliEcirc S 21 2 Ibn thornAbdarabbah al-thornIqd Bd III S 412 3 AYacute-OtildeathornAacutelibIacute Fiqh al-lutradea Bd I S 3 Vgl Ibn FAacuteris aEgrave-AEligAacutehibIacute S 40 ff Az-ZamaiquestEcircarIacute al-MufaEgraveEgraveal S 43 ff
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4) Durch so vorzuumlgliche Charaktereigenschaften wie bdquoGroszligzuumlgigkeitldquo bdquoGastfreundschaftldquo
bdquoTapferkeitldquo und bdquoeinzigartige Eloquenzldquo unterschieden sich die Araber vermeintlich von
anderen muslimischen Voumllkern4
5) Die genaue Kenntnis ihrer Abstammungslinien (nasab) galt den Arabern als ein weiterer
Beleg ihres Vorrangs vor anderen muslimischen Ethnien Jeder Araber hatte seinen
Stammbaum bis ins Detail verinnerlicht So waren die arabischen Eiferer davon uumlberzeugt
dass durch derart genealogische Kenntnisse jede falsche Zuordnung einer Person zu einem
bestimmten Urahn ausgeschlossen ist5
6) Nicht zuletzt galten den arabischen Eiferern einige apokryphe Spruumlche des Propheten
Mufrac12ammad als weiterer Beleg fuumlr einen bdquoVorrangldquo Unter anderem soll der Prophet seinem
treuen Gefaumlhrten SalmAacuten anvertraut haben bdquoOh SalmAacuten Aumlrgere mich nicht indem du deine
Religion verlaumlsstldquo SalmAacuten soll ihm erwidert haben bdquoOh Gesandter Gottes Wie kann ich dich
aumlrgern da doch Gott mich durch dich geleitet hatldquo Der Prophet soll seine eigenen Worte
folgendermaszligen interpretiert haben bdquoHasse die Araber nicht denn sonst hasst du michldquo6
Zum selben Zweck wurden auch folgende Worte des Propheten Mufrac12ammad uumlber die Araber
zitiert
bdquoWer die Araber betruumlgt bleibt fern von meiner (Mufrac12ammads) Fuumlrsprache (vor Gott) und erhaumllt nicht meine Freundschaftldquo7 Oder bdquoGott erschuf seine Menschen und setzte mich unter die besten Menschen (hellip)ldquo8 Oder bdquoLiebt die Araber aus drei Gruumlnden Ich bin ein Araber der Koran wurde in arabischer Sprache herabgesandt und die Sprache der Bewohner des Paradieses ist Arabischldquo9
VVVV1111aaaa IsmAacutethornIacutel ibn YasAacuter an IsmAacutethornIacutel ibn YasAacuter an IsmAacutethornIacutel ibn YasAacuter an IsmAacutethornIacutel ibn YasAacuter an----NisAacuteyumlIacuteNisAacuteyumlIacuteNisAacuteyumlIacuteNisAacuteyumlIacute
Chronologisch betrachtet gilt der Dichter10 IsmAacutethornIacutel ibn YasAacuter11 an-NisAacuteyumlIacute12 als die erste
Persoumlnlichkeit die in den prosopographischen Schriften direkt als bdquoEcircuthornUacutebIacuteldquo bezeichnet wird13
Das praumlzise Todesdatum IsmAacutethornIacutels ist in den Quellen nicht zu finden jedoch berichten sie uumlber
seine Anwesenheit am Hofe der umayyadischen Kalifen von thornAbd al-Malik ibn MarwAacuten (reg
4 Ibn Qutaiba bdquoKitAacuteb al-thornarabldquo in RasAacuteyumlil al-bulatradeAacuteyuml S 361 ff 5 Ebd S 346 ff Vgl AgraveordfarnUacuteEcirc iexclAacuteli Ecirc S 21 6 Ebd S 375 7 Ebd S 375 8 Ebd S 375 9 AmIacuten regufrac12Aacute rsquol-islAacutem Bd I S 60 10 Al-IEgravefahAacutenIacute al-AtradeAacutenIacute Bd IV S 288 Vgl Ibn thornAsAacutekir thornAl Iacute TAacuterIacuteiquest madIacutenat DimaEcircq Bd LXXI ed Al-thornAmrawIacute thornU Beirut 2001 S 322 AEgrave-AEligafadIacute al-WAacutefIacute Bd IX S 241 11 AbUacute FAacuteyumlid IsmAacutethornIacutel ibn YasAacuter an-NisAacuteyumlIacute 12 bdquoNisAacuteyumlldquo arab Frauen IsmAacutethornIacutel wurde als bdquoan-NisAacuteyumlIacuteldquo beruumlhmt weil sein Vater Essen fuumlr Heiratsfeste kochte und verkaufte Al-IEgravefahAacutenIacute al-AtradeAacutenIacute Bd IV S 285 Vgl Ibn thornAsAacutekir TAacuterIacuteiquest Bd LXXI S 323 AEgrave-AEligafadIacute al-WAacutefIacute Bd IX S 241 13 Ebd Bd IV S 288 Vgl Ibn thornAsAacutekir TAacuterIacuteiquest Bd LXXI S 322
113
65-86)14 bis zu WalIacuted ibn YazIacuted (reg 125-126) in Damaskus15 IsmAacutethornIacutel ibn YasAacuter der ein
hohes Alter erreichte soll in der Endphase der Umayyadenepoche unter WalIacuted ibn YazIacuted (im
Jahre 125 oder 126) gestorben sein da die Quellen uumlber seine Person nach diesem Zeitpunkt
schweigen16 Er war verbuumlndet mit Agravel az-Zubair17 und ein Klient (maulAacute) von BanIacute Taim ibn
Murra von Taim QuraiEcirc18 Erwaumlhnenswert ist dass er und seine Bruumlder Mufrac12ammad und
IbrAacutehIacutem beide ebenfalls Dichter Kriegsgefangene waren die aus FAacuters stammten19
Sowohl der Begriff bdquoEacuteuthornUacutebiyyaldquo als auch die Bewegung selbst tauchen erst in der
Anfangsphase der abbasidischen Herrschaft auf Trotzdem bezeichnet al-IEgravefahAacutenIacute den zur Zeit
der Umayyaden lebenden IsmAacutethornIacutel ibn YasAacuter bereits mit dem Attribut bdquoEcircuthornUacutebIacuteldquo20
Houmlchstwahrscheinlich analysierte und bewertete al-IEgravefahAacutenIacute wie AmIacuten meint21 diesen nach
den Kriterien seiner eigenen Lebenszeit in der sich die EacuteuthornUacutebiyya bereits voll entfaltet hatte
Sicherlich war die EacuteuthornUacutebiyya in ihren Anfaumlngen naumlmlich zum Ende der
Umayyadenherrschaft zunaumlchst nur vereinzelt vorhanden Unter der arabischdominierten
Herrschaft der Umayyaden konnte kaum eine weit verbreitete antiarabische Bewegung
entstehen In den arabischen Schriften wird IsmAacutethornIacutel ibn YasAacuter direkt mit dem Attribut bdquoEcircuthornUacutebIacuteldquo
bezeichnet Unmittelbar nach dieser Bezeichnung wird er im Text als bdquogroszliger Fanatiker fuumlr
die Nicht-Araber und insbesondere die Perser (thornAordmam) gegen die Araberldquo beschrieben
IsmAacutethornIacutel war EcircuthornUacutebIacute ein groszliger Fanatiker (šadIacuted at-tathornaEgraveEgraveub) fuumlr die thornAordmamldquo22 Oder bdquoEr (IsmAacutethornIacutel) wurde durch seine Tendenz zur EacuteuthornUacutebiyya und das groszlige Ausmaszlig an Fanatismus fuumlr die thornAordmam (hellip) gegen die Araber (Ecirciddat tathornaEgraveEgraveubih li-l-thornaordmam (hellip) thornalAacute rsquol-thornarab) beruumlhmtldquo23
Seine Sympathie fuumlr die Perser (thornAordmam) scheint so tief gewesen zu sein dass al-IEgravefahAacutenIacute von
einem krankhaften Fanatismus (thornaEgraveabiyya) berichtet
bdquoEr (IsmAacutethornIacutel) war der Krankheit des Fanatismus (thornaEgraveabiyya) fuumlr die Perser (thornAordmam) und der Uumlberheblichkeit (faiquestr) verfallen Aus diesem Grund wurde er geschlagen verstoszligen und vertriebenldquo24
IsmAacutethornIacutel ibn YasAacuter lieszlig seine starke Hingabe an die Perser und seine Abneigung gegen die
Araber in zahlreiche Gedichte einflieszligen von denen Fragmente in arabischen Schriften
erhalten geblieben sind
14 Ebd Bd IV S 293 15 Ebd Bd IV S 295 Vgl Ibn thornAsAacutekir TAacuterIacuteiquest Bd LXXI S 326 AEgrave-AEligafadIacute al-WAacutefIacute Bd IX S 242 16 Ebd Bd IV S 285 Vgl Ibn thornAsAacutekir TAacuterIacuteiquest Bd LXXI S 322 17 Ebd Bd IV S 285 Vgl Ibn thornAsAacutekir TAacuterIacuteiquest Bd LXXI S 323 AEgrave-AEligafadIacute al-WAacutefIacute Bd IX S 241 18 Ebd Bd IV S 285 Vgl Ibn thornAsAacutekir TAacuterIacuteiquest Bd LXXI S 323 AEgrave-AEligafadIacute al-WAacutefIacute Bd IX S 241 19 Ebd Bd IV S 288 Vgl Ibn thornAsAacutekir TAacuterIacuteiquest Bd LXXI S 322 20 Ebd Bd IV S 288 21 AmIacuten regufrac12Aacute rsquol-islAacutem Bd I S 47 22 Al-IEgravefahAacutenIacute al-AtradeAacutenIacute Bd IV S 288 Vgl AEgrave-AEligafadIacute al-WAacutefIacute Bd IX S 244 23 Ibn thornAsAacutekir TAacuterIacuteiquest Bd LXXI S 322 24 Al-IEgravefahAacutenIacute al-AtradeAacutenIacute Bd IV S 295 Vgl AEgrave-AEligafadIacute al-WAacutefIacute Bd IX S 244
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bdquoEr (IsmAacutethornIacutel) verfuumlgt uumlber zahlreiche Gedichte in denen er mit den thornAordmam prahlte (yafiquestar bi rsquol-thornaordmim)ldquo25 Oder bdquoEr (IsmAacutethornIacutel) prahlt in seiner Dichtung mit den thornAordmam (yaftaiquestir bihim) gegenuumlber den Arabernldquo26
Dieser Avantgardist der EcircuthornUacutebIacutetischen Anschauungen pflegte lautstark seine enthusiastischen
Gefuumlhle fuumlr das Persertum dem er entstammte zum Ausdruck zu bringen und die bdquoglorreiche
und prachtvolle Vergangenheitldquo der Perser zu betonen Beinahe waumlre er dieser starken
Neigung zum Opfer gefallen als er in einer dramatischen Szene vor dem umayyadischen
Kalifen HiEcircAacutem ibn thornAbd al-Malik (reg 105-125) auftrat Dieser bat IsmAacutethornIacutel um ein
Lobgedicht IsmAacutethornIacutel dichtete aber eine qaEgraveIacuteda in der er seine eigene Abstammung und die
bdquoruhmreicheldquo Herrschaft der persischen Koumlnige uumlber die anderer Voumllker stellte und die
Tapferkeit der persischen Heerfuumlhrer ruumlhmte
bdquoMeine Herkunft ist edel und mein Ruhm (bzw der Ruhm meines Volkes) ist nicht mit dem der anderen Voumllker vergleichbar Ich verfuumlge uumlber eine Zunge die wie die Schaumlrfe eines vergifteten Schwertes ist27 Damit beschuumltze ich den Ruhm der edlen Voumllker die alle Herrschaft innehatten Sie waren groszligmuumltig Herrscher weiszliggesichtig Beschuumltzer der Grenzen edel gewandt freigebig und groszligzuumlgig Wer ist in der Pracht und Glorie wie kisrAacute der Heerfuumlhrer SAacutebUacuter und HurmuzAacuten Sie waren die Loumlwen der Heere am Tag der Furcht wenn sie (ihre Feinde) angriffen und sie waren diejenigen die die tuumlrkischen und roumlmischen Koumlnige demuumltigten (hellip) Wenn du mich fragst existiert eine Prophezeiung Fuumlr uns gibt es einen Urspung der uumlber alle anderen Urspruumlnge siegtldquo28
HišAacutem der von Zorn ergriffen war sagte ihm bdquoOh Hurensohn Erzaumlhlst du mir Prahlereien
Dichtest du mir eine qaEgraveIacuteda in der du dich selbst und die Unglaumlubigen deines Volkes preistldquo
Daraufhin befahl er IsmAacutethornIacutel in einen Teich zu werfen was fast zu dessen Tod gefuumlhrt haumltte
Letzten Endes lieszlig HiEcircAacutem ihn nach frac14iordmAacutez verbannen29 In jener Dichtung IsmAacutethornIacutels ist deutlich
spuumlrbar dass er groszligen Wert auf seine edle Herkunft legte und sich als Stellvertreter aller
Perser fuumlhlte Am Ende seines Gedichtes erklaumlrt er ein persischer Ursprung sei jeder anderen
Herkunft bdquouumlberlegenldquo Damit tritt er der arabischen Auffassung uumlber die bdquoedle arabische
Abstammungldquo die genealogisch und durch das bdquorein arabische Blutldquo definiert wurde
entgegen Seine Auffassung von edler Herkunft gruumlndet hierbei eher auf dem territorialen als
auf dem genealogischen Aspekt Insbesondere betont IsmAacutethornIacutel in seinem Gedicht den
persischen Ruhm mit dem die Herrlichkeit der anderen Voumllker nicht vergleichbar sei Er
beabsichtigt diesen Ruhm durch das bdquoSchwert seiner Redeldquo zu verteidigen Anschlieszligend
schreibt IsmAacutethornIacutel den persischen Herrschern genau die nach arabischer Sicht vornehmsten
25 Ebd Bd IV S 288 26 Ibn thornAsAacutekir TAacuterIacuteiquest Bd LXXI S 322 27 Die Beschreibung der Zunge bzw des Redens als Angriffswaffe (Schwert) erinnert an eine mittel-persische manichaumlische Hymne die auch in einer parthischen Version erhalten geblieben ist Die Stelle lautet bdquoSei mir gegruumlszligt mein fester Schild und mein gutes Schwert der Rede und des Gehoumlrs (hellip)ldquo Henning W B bdquoMitteliranischldquo in HdO Abt I Bd IV Absch 1 ed Hoffmann K (u a) S 20-130 (hier S 104) 28 Al-IEgravefahAacutenIacute al-AtradeAacutenIacute Bd IV S 295 Vgl AEgrave-AEligafadIacute al-WAacutefIacute Bd IX S 243 f 29 Ebd Bd IV S 295 f Vgl AEgrave-AEligafadIacute al-WAacutefIacute Bd XIX S 244
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Charaktereigenschaften wie Groszligzuumlgigkeit Edelmut Tapferkeit zu Kein Herrscher sei in der
Lage den Rang der persischen Koumlnige einzunehmen die uumlber Voumllker wie Tuumlrken und Roumlmer
siegten und ihnen tiefe Demuumltigungen zufuumlgten Ebenso sei niemand vergleichbar mit den
persischen Heerfuumlhrern (z B SAacutebUacuter und HurmuzAacuten) die im Schlachtfeld besonders tapfer
erscheinen Wenn IsmAacutethornIacutel den bdquoweiszliggesichtigenldquo Herrschen jene vornehmen Eigenschaften
zuspricht so vermittelt er gleichzeitig dass die dunkelhaumlutigen Araber im Gegensatz dazu
nicht uumlber solche Eigenschaften verfuumlgen Der Ausgang dieser Anekdote macht deutlich dass
die EcircuthornUacutebIacutetischen Anschauungen unter der arabischdominierten Herrschaft der Umayyaden
kaum eine Moumlglichkeit fanden sich zu entwickeln Dies kann auch durch das folgene Beispiel
belegt werden IsmAacutethornIacutel der seine Abscheu vor der arabischen Herrschaft der Marwaniden
nicht oumlffentlich zum Ausdruck bringen konnte kam nach al-IEgravefahAacutenIacute eines Tages zu al-sup3amr
ibn YazIacuted ibn thornAbd al-Malik (gest 132) Man erlaubte ihm zunaumlchst nicht einzutreten Als er
dann doch eintreten durfte begann er zu weinen Al-sup3amr fragte ihn nach dem Grund dafuumlr
IsmAacutethornIacutel sagte dass er und sein Vater Anhaumlnger der Marwaniden seien und man ihm trotzdem
nicht erlaube einzutreten Al-sup3amr entschuldigte sich bei ihm Als IsmAacutethornIacutel den Hof verlieszlig
fragte ein Mann ihn bdquoWelche Anhaumlnger der Marwaniden seid ihr du und dein Vaterldquo
worauf dieser erwiderte
bdquoWir hassen sie (die Marwaniden) Die Frau desjenigen sei geschieden der jeden Tag anstelle des Gebets nicht die Marwaniden verflucht Wenn meinen Vater nicht der Tod ergriffen haumltte wuumlrde man ihm sagen Sag dass es keinen Gott auszliger AllAacuteh gibtlsquo Er wuumlrde aber um sich Gott anzunaumlhern sagen Gott verfluche MarwAacutenlsquoldquo30
IsmAacutethornIacutels tiefe Zuneigung zu den Persern und seine Abneigung gegen die Araber ist auch in
einer weiteren Erzaumlhlung uumlberliefert In einer Versammlung prahlte er in einem Gedicht nicht
nur mit der bdquoprachtvollen Vergangenheitldquo der Perser sondern warf den Arabern auch vor
nach einer vormufrac12ammedanischen Sitte ihre neugeborenen Toumlchter in der ordmAacutehiliyya lebendig
begraben zu haben (wayumld al-banAacutet)
bdquoIch habe viele kronentragende Onkel (muumltterlicherseits) und edle Onkel (vaumlterlicherseits) und sie sind freigebig Der Begriff fawAacuterislsquo (Reiter) wurde aus dem Wort furslsquo (Perser) abgeleitet damit sie einen hohen Rang dadurch erhalten Oh UmAacutem31 lass ab von der Prahlerei gegen uns und von der Quaumllerei und sprich vernuumlnftig Frage wie wir (Perser) in der Vergangenheit waren wenn du uumlber uns (Perser) und euch (Araber) unwissend bist Wir erzogen unsere Toumlchter waumlhrend ihr eure Toumlchter aus Dummheit in die Erde legtetldquo32
IsmAacutethornIacutel tritt dem auf Abstammung basierenden Selbstverstaumlndnis der Araber entgegen indem
er sich als Nachkommen einer nicht-arabischen doch koumlniglichen Familie darstellt Er
30 Ebd Bd IV S 286 Vgl Ibn thornAsAacutekir TAacuterIacuteiquest Bd LXXI S 324 31 Ein arabischer Frauenname 32 Al-IEgravefahAacutenIacute al-AtradeAacutenIacute Bd IV S 287 f Vgl Ibn thornAsAacutekir TAacuterIacuteiquest Bd LXXI S 325 AEgrave-AEligafadIacute al-WAacutefIacute Bd IX S 242
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beansprucht das Attribut der Freigebigkeit mit dem die Araber prahlten fuumlr seine eigenen
Vorfahren Anschlieszligend versucht er den Beleg der persischen Tapferkeit durch ein
Wortspiel Nach IsmAacutethornIacutel verdienen bdquotapfere Reiterldquo (fawAacuteris) einen hohen Rang was er mit
der Ableitung des Begriff bdquofawAacuterisldquo vom Wort bdquofursldquo (Perser) demonstriert Etymologisch
betrachtet stehen die beiden Woumlrter in keinerlei Zusammenhang33 vielmehr soll dies als
Beispiel dafuumlr gelten dass IsmAacutethornIacutel auch auf Mittel wie Wortspiele zuruumlckgriff um den auf
Tapferkeit gegruumlndeten arabischen Stolz abzuweisen
Der Schwerpunkt von IsmAacutethornIacutels Gedicht liegt auf der Stelle wo er in einer Metapher die
Araber mit dem arabischen Frauennamen bdquoUmAacutemldquo anspricht sie aufgrund der
vormufrac12ammadanischen Sitte des Begrabens der neugeborenen Toumlchter (wayumld al-banAacutet)34
tadelt und damit als bdquoruumlckstaumlndig und unzivilisiertldquo darstellt Am Beispiel der Erziehung der
Toumlchter bei den Persern betont IsmAacutethornIacutel im Gegensatz dazu die bdquoHochkulturldquo seiner Vorfahren
Die auftauchenden Pronomina bdquowirldquo und bdquoihrldquo fuumlr bdquoPerserldquo und bdquoAraberldquo zeigen eine auf
ethnischer Zugehoumlrigkeit basierende Gruppenbildung die es nach dem religioumlsen Ideal einer
einheitlichen islamischen umma eigentlich nicht geben sollte
Al-IEgravefahAacutenIacute setzt die Erzaumlhlung wie folgt fort Ein Mann aus Agravel KaYacuteIacuter trat IsmAacutethornIacutels
Verurteilung des Begrabens der neugeborenen Toumlchter entgegen indem er die Tradition der
Heirat innerhalb der eigenen Familie bei den Persern35 ruumlgte und zu IsmAacutethornIacutel ibn YasAacuter
folgendes sagte
bdquoDie thornAordmam ziehen ihre Toumlchter auf um sie selbst zu heiraten und die Araber machen das nichtldquo36
Das propersische Engagement setzte sich angeblich in der YasAacuter-Familie fort Nach al-
IEgravefahAacutenIacute hatte IsmAacutethornIacutel einen Sohn namens IbrAacutehIacutem der den Anschauungen seines Vaters folgte
und seinen Stolz auf die thornAordmam in seine Gedichte einflieszligen lieszlig37 Uumlber seinen Lebensweg
geben die Quellen aber kaum Auskunft
33 Der Begriff bdquofawAacuterisldquo ist die Pluralform von bdquofAacuterisldquo aus dem Wurzel bdquof-r-sldquo (arabisch Reiter) 34 Die Praxis des Begrabens der Toumlchter (wayumld al-banAacutet) unmittelbar nach der Geburt geht auf die vorislamische Zeit zuruumlck Sie wird in mehreren koranischen Stellen thematisiert und stark verurteilt Der Koran 819 6013 1732 1660 und 6138 141 152 Vgl Leemhuis F bdquoWayumld al-banAacutetldquo in EI2 Bd XI S 6 35 Uumlber die Heirat innerhalb der Familie im antiken Persien siehe Kapitel III Fuszlignote 174 36 Al-IEgravefahAacutenIacute al-AtradeAacutenIacute Bd IV S 287 In einer weiteren Version erwidert ein sogenannter AEcircthornab auf IsmAacutethornIacutels Vorwuumlrfe hinsichtlich der Praxis des Begrabens der Toumlchter bei den Arabern in der ordmAacutehiliyya bdquoOh AbAacute FAacuteyumlid Das Volk will fuumlr die Toumlchter eine andere Bestimmung als ihr es wolltldquo Er fragte bdquoWieso dasldquo Er antwortete bdquoAus Furcht vor Demuumltigung (machen wir es so) und ihr erzieht eure Toumlchter (nur) um sie selbst zu heiratenldquo Ebd Bd IV S 288 Vgl AEgrave-AEligafadIacute al-WAacutefIacute Bd IX S 242 37 Ebd Bd IV S 297
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VVVV1b Sahl ibn HAacuterUacuten ad1b Sahl ibn HAacuterUacuten ad1b Sahl ibn HAacuterUacuten ad1b Sahl ibn HAacuterUacuten ad----DastaDastaDastaDastamiysAacutenIacutemiysAacutenIacutemiysAacutenIacutemiysAacutenIacute
Der beruumlhmte Autor Poet Uumlbersetzer und Sekretaumlr38 Sahl ibn HAacuterUacuten ad-DastamiysAacutenIacute39 (gest
215) war ein fAacutersIacute rsquol-aEgravel40 aus DastamiysAacuten in der Naumlhe al-AhwAacutez41 Uumlber seine Jugend und
Erziehung ist den arabischen Schriften nichts zu entnehmen42 jedoch erfaumlhrt man dass er zu
den adligen Zoroastriern (maordmUacutes) gehoumlrte und mit seinen Soumlhnen al-frac14asan und al-Faplusmnl unter
ar-RaEcircIacuted (reg 170-193) zum Islam konvertierte43 Sahl kam zuerst nach BaEgravera44 und zog
spaumlter nach Bagdad wo er sich Yafrac12yAacute ibn frac34Aacutelid al-BarmakIacute anschloss und als sein Sekretaumlr
betaumltigte45 Ebenso waren seine Soumlhne al-frac14asan und al-Faplusmnl mit Yafrac12yAacute ibn frac34Aacutelids Soumlhnen
sup1athornfar und al-Faplusmnl verbunden46 Nach dem Sturz der Barmakiden schloss sich Sahl dem
engeren Kreis ar-RaEcircIacuteds an47 und uumlbernahm die Leitung von dessen Verwaltungsapparat
(EgraveAacutefrac12ib ad-dawAacutewIacuten)48 Es ist nicht klar ob er unter der Herrschaft von al-AmIacuten (reg 193-198)
und waumlhrend des Buumlrgerkrieges dieses Amt weiterhin bekleidete Doch er hielt sich zu dieser
Zeit in Bagdad auf wo er in Kontakt mit dem Wesir des al-AmIacuten al-Faplusmnl ibn ar-RabIacutethorn (gest
208) stand49 Unter der Herrschaft des abbasidischen Kalifen al-MayumlmUacuten (reg 198-218)
arbeitete Sahl als dessen Geheimsekretaumlr und Leiter des wissenschaftlichen Zentrums bdquoBait
al-frac12ikmaldquo in Bagdad50 Im Verlaufe seiner Karriere als hervorragender Autor verfasste er
zahlreiche Schriften51 Insbesondere schenkte Sahl dem Thema der Weisheit (andarz)
Aufmerksamkeit wofuumlr er als bdquoBuzarordmumihr des Islamldquo angesehen wird52 Wuzurgmihr (arab
Buzarordmumihr) war der Groszligwesir des sassanidischen Koumlnigs AnUacuteEcircIacuterwAacuten (reg 531-579 n
Chr) und bekannt fuumlr seine Weisheit53 Aumlhnlich wie dieser erwarb Sahl aufgrund seiner
literarischen Begabung und Weisheit groszlige Beruumlhmtheit und sein Name wurde Bestandteil
38 Al-sup1Aacutefrac12iatilde al-BayAacuten Bd I S 52 Vgl Ibn an-NadIacutem al-Fihrist S 133 YAacuteqUacutet Muthornordmam al-udabAacuteyuml Bd III S 1409 Al-KutubIacute FawAacutet Bd II S 84 AEgrave-AEligafadIacute al-WAacutefIacute Bd XVI S 18 39 AbUacute thornAmr Sahl ibn HAacuterUacuten RAacutemanwIacute ad-DastamiysAacutenIacute 40 Ibn an-NadIacutem al-Fihrist S 133 Vgl YAacuteqUacutet Muthornordmam al-udabAacuteyuml Bd III S 1409 Al-KutubIacute FawAacutet Bd II S 84 AEgrave-AEligafadIacute al-WAacutefIacute Bd XVI S 18 41 YAacuteqUacutet Muthornordmam al-buldAacuten Bd II S 455 42 Zakeri M bdquoSahl b HAacuterUacuten RAacutehawayhldquo in EI2 Bd VIII S 838 43 Al-frac34aOcircIacuteb al-BatradedAacutedIacute TAacuterIacuteiquest Bd VII S 319 Vgl Aordf-copyahabIacute Mufrac12ammad Siyar al-athornlAacutem an-nubalAacuteyuml Bd XI ed Al-ArnUacuteOcirc Eacute und as-Sarr AElig Beirut 1982 S 171 f AEgrave-AEligafadIacute al-WAacutefIacute Bd XII S 40 44 Ibn an-NadIacutem al-Fihrist S 133 Vgl Al-KutubIacute FawAacutet Bd II S 84 YAacuteqUacutet Muthornordmam al-udabAacuteyuml Bd III S 1409 AEgrave-AEligafadIacute al-WAacutefIacute Bd XVI S 18 45 Ibn al-AbbAacuter IthorntAacuteb S 85 46 Al-frac34aOcircIacuteb al-BatradedAacutedIacute TAacuterIacuteiquest Bd VII S 320 47 Ibn al-AbbAacuter IthorntAacuteb S 88 48 Ebd S 88 49 Al-sup1Aacutefrac12iatilde al-BayAacuten Bd I S 346 50 Ibn an-NadIacutem al-Fihrist S 133 13 Vgl YAacuteqUacutet Muthornordmam al-udabAacuteyuml Bd III S 1409 Al-KutubIacute FawAacutet Bd II S 84 AEgrave-AEligafadIacute al-WAacutefIacute Bd XVI S 18 51 Ebd S 139 Vgl Al-sup1Aacutefrac12iatilde al-BayAacuten Bd I S 52 Al-frac14uEgraverIacute Isfrac12Aacuteq Zahr al-AacutedAacuteb wa Yacuteamarat al-albAacuteb Bd I ed Al-BaordmAacutewIacute thornA M Kairo 1953 S 577 YAacuteqUacutet Muthornordmam al-udabAacuteyuml Bd III S 1409 52 Al-frac14uEgraverIacute Zahr Bd I S 577 Vgl Ibn NubAacuteta Sirfrac12 S 152 53 Zakeri bdquoSahl b HAacuterUacuten RAacutehawayhldquo in EI2 Bd VIII S 839
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eines Sprichworts bdquoDu sprichst mit der Zunge Sahl ibn HAacuterUacutensldquo54 Waumlhrend des
Uumlbersetzungsprozesses in der fruumlhabbasidischen Epoche gehoumlrte er als Leiter des bdquoBait al-
frac12ikmaldquo zum Kreis der Autoren und Uumlbersetzer die zur Uumlbertragung von Schriften aus
anderen Kulturen wie der indischen persischen griechischen und syrischen ins Arabische
bzw Syrische beitrugen55 Diese Schriften spielten es wurde bereits erwaumlhnt fuumlr die
Einbindung der Kulturen der eroberten Voumllker in die islamischen Gesellschaft eine zentrale
Rolle56 Die bedeutendsten Werke Sahl ibn HAacuterUacutens sind folgende Nach dem Muster der
indischen Fabel bdquoKalIacutela wa Dimnaldquo die bereits vorher ins Mittelpersische und Arabische
uumlbersetzt worden war verfasste er seine Werke bdquoOtildeathornla wa thornafrAacuteyumlldquo und bdquoTiger und Fuchsldquo (an-
Nimar wa Yacuteathornlab) die zu der Kategorie der bdquoWeisheitsliteraturldquo (andarz) gezaumlhlt werden57
bdquoAn-Nimar wa Yacuteathornlabldquo existiert nur noch in kurzen Auszuumlgen bdquoOtildeathornla wa thornafrAacuteyumlldquo in einer
gekuumlrzten Fassung die veroumlffentlicht wurde Allerdings laumlsst sich anhand der veroumlffentlichten
Textfragmente nicht genau bestimmen ob Sahl ibn HAacuterUacuten diese aus dem Mittelpersichen
uumlbersetzt oder selber verfasst hat58 Zu dieser Literaturkategorie gehoumlren ebenfalls seine
Werke bdquoBaum (Magie) der Vernunftldquo (KitAacuteb Ecircaordmarat (sifrac12rat) al-thornaql) und bdquoZwei Reheldquo (KitAacuteb
al-tradeazAacutelain)59 Sahl ging in seinen Schriften auch auf politische Fragen ein und verfasste
beispielsweise das Buch bdquoDisposition der Herrschaft und Politikldquo (KitAacuteb tadbIacuter al-mulk wa
rsquos-siyAacutesa)60 dessen Inhalt zweifellos von politischen und philosophischen Schriften aus
Persien gepraumlgt war61 In seinem Werk bdquoKulturbuch von AEcirck ibn AEcirckldquo (KitAacuteb adab AEcirck ibn
AEcirck) das sich mit Politik und Weisheit der arsakidischen Koumlnige beschaumlftigte zeigte Sahl
sein Interesse an den Arsakiden62 In der Kategorie der Romanze verfasste er die
Liebesgeschichte bdquoWAacutemiq wa thornAordfrAacuteyumlldquo63 Sahls vollstaumlndige Gedichtsammlung ist nicht
erhalten geblieben doch Fragmente seiner Gedichte sind in verschiedenen arabischen
Schriften zu finden64 Auf sein beruumlhmtes Werk bdquoAbhandlung uumlber den Geizldquo (RisAacutela fIacute rsquol-
buiquestl) das seine EcircuthornUacutebIacutetischen Anschauungen enthaumllt wird im Folgenden eingegangen
54 Ibn BassAacutem thornAl Iacute aordf-copyaiquestIacutera fIacute mafrac12Aacutesin ahl al-sup1azIacutera Bd II 2 ed thornAbbAacutes I Beirut 1979 S 729 55 Zakeri bdquoSahl b HAacuterUacuten RAacutehawayhldquo in EI2 Bd VIII S 839 56 Ebd Bd VIII S 839 57 Ibn an-NadIacutem al-Fihrist S 134 Vgl YAacuteqUacutet Muthornordmam al-udabAacuteyuml Bd III S 1410 Al-KutubIacute FawAacutet Bd II S 85 AEgrave-AEligafadIacute al-WAacutefIacute Bd XVI S 18 f 58 Zakeri bdquoSahl b HAacuterUacuten RAacutehawayhldquo in EI2 Bd VIII S 839 59 Ibn an-NadIacutem al-Fihrist S 134 Vgl Al-KutubIacute FawAacutet Bd II S 85 60 Ebd S 134 61 frac34AacuteliqIacute MuOcirclaq bdquoAz EacuteAacuteh-nAacutema tAacute frac34udAacutey-nAacutemaldquo in NAacutema-yi IgraverAacuten-i bAacutestAacuten Bd XIII und XIV S 111 62 Zakeri bdquoSahl b HAacuterUacuten RAacutehawayhldquo in EI2 Bd VIII S 839 63 Der Ursprung dieses Werkes ist griechisch Es handelt von einer Liebe zwischen zwei Personen namens Metixos und Parthenope frac34AacuteliqIacute MuOcirclaq bdquoAz EacuteAacuteh-nAacutema tAacute frac34udAacutey-nAacutemaldquo in NAacutema-yi IgraverAacuten-i bAacutestAacuten Bd XIII und XIV S 104 f 64 Zakeri bdquoSahl b HAacuterUacuten RAacutehawayhldquo in EI2 Bd VIII S 839
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Sahl ibn HAacuterUacuten gilt in den prosopographischen Schriften als herausragender EcircuthornUacutebIacute seiner Zeit
Ibn an-NadIacutem bezeichnet ihn beispielsweise als bdquoEcircuthornUacutebIacute rsquol-maordfhabldquo was so viel wie bdquoeifriger
EcircuthornUacutebIacuteldquo bedeutet und erklaumlrt diesen Begriff anschlieszligend mit Sahl ibn HAacuterUacutens bdquotiefem
antiarabischem Fanatismusldquo (EcircadIacuted al-thornaEgraveabiyya thornalAacute rsquol-thornarab)65 Uumlberdies soll Sahl eine
groszlige Anzahl von Werken verfasst haben in denen er auf explizite Art und Weise Stellung
fuumlr die Perser und gegen die Araber bezog66 Die spaumlteren Biographieschreiber wie al-frac14uEgraverIacute
YAacuteqUacutet al-KutubIacute und aEgrave-AEligafadIacute berichten aumlhnlich von seinen starken propersischen und
antiarabischen Auffassungen (yatathornaEgraveEgraveab li-l-thornaordmam thornalAacute rsquol-thornarab EcircadIacutedan)67 Von seinen
EcircuthornUacutebIacutetisch gepraumlgten Werken ist kaum etwas erhalten geblieben allerdings sind Fragmente
dieser Schriften in arabischen Quellen zu finden Beispielsweise sind Sahls propersische
Aussagen insbesondere uumlber die Bewohner seiner Heimatstadt DastamiysAacuten und seine starke
Abneigung gegen die Araber in einer von al-frac14uEgraverIacute (gest 453) uumlberlieferten Dichtung im Buch
bdquoZahr al-AacutedAacutebldquo deutlich zu belegen
bdquoOh Bewohner von MiysAacuten Gott zum Gruszlig die ihr von gutem Stamm und gutem Aste seid Eure Gesichter sind aus Silber gemengt mit Gold eure Haumlnde sind wie der Regenguss der Ebene Will denn Kalbʼ dass ich mich zu seiner Verwandtschaft zaumlhle Gar wenig Wissenschaft ist zu finden bei den Hunden (kalb)68 Glaubt denn dieses Volk dass ein Haus auf hohem Gipfel in die Sterne ragend als waumlre es selbst ein Stern nur eben soviel gelte wie ein haumlrenes Zelt in der Mitte der Ebene in dessen Raumlumen Vieh und Mistkaumlfer hausenldquo69
Sahl ibn HAacuterUacuten leitet eine edle Herkunft im oben genannten Gedicht vom vorhandenen
Wissen und Territorium ab nicht aber von Genealogie und tribaler Zugehoumlrigkeit Er
beabsichtigt die walAacuteyuml zwischen Neumuslimen und Arabern in einem Wortspiel zu brechen
denn die bdquoKalbldquo (Name eines arabischen Stammes aber auch arab Hund) besitzen kein
Wissen mit dem sie die Bewohner von MiysAacuten an sich binden koumlnnten Die von Sahl
verwendete Metapher der bdquoSilber- und Goldgesichterldquo spielt auf die helle Haut der Bewohner
von MiysAacuten an waumlhrend der Vergleich ihrer Haumlnde mit den bdquoRegenguumlssen der Ebeneldquo als
Hinweis auf ihre Freigebigkeit verstanden werden kann Abschlieszligend beabsichtigt Sahl
bildhaft den Unterschied zwischen Persern und Arabern darzustellen Die Araber die selbst in
Zelten mit dem Vieh hausen koumlnnen von den Persern die von hohen Gipfeln (gemeint sind
wahrscheinlich Schloumlsser der Koumlnige) stammen keine Gleichstellung erwarten und sind ihnen
bdquounterlegenldquo
65 Ibn an-NadIacutem al-Fihrist S 133 66 Ebd S 133 Vgl Ibn NubAacuteta Sirfrac12 S 152 67 Al-frac14uEgraverIacute Zahr Bd I S 577 Vgl YAacuteqUacutet Muthornordmam al-udabAacuteyuml Bd III S 1409 Al-KutubIacute FawAacutet Bd II S 85 AEgrave-AEligafadIacute al-WAacutefIacute Bd XVI S 18 68 In der arabischen Kultur gilt der Hund als unrein und niedrig 69 Al-frac14uEgraverIacute Zahr Bd I S 577 Uumlbersetzung nach Goldziher Muhammedanische Studien Bd I S 161 f
120
Sahls Versuche die Ideale des Arabertums und ihre Auffassung von Wuumlrde ins Laumlcherliche
zu ziehen gehen auf seine EcircuthornUacutebIacutetische Einstellung zuruumlck Sein Werk bdquoAbhandlung uumlber den
Geizldquo (RisAacutela fIacute rsquol-buiquestl) das am Anfang von al-sup1Aacutefrac12iatildeʼ Buch bdquoDie Geizigeldquo (al-BuiquestalAacuteyuml)
erhalten geblieben ist70 kann wohl als ein EcircuthornUacutebIacutetisches Dokument betrachtet werden Um
den auf ihrer Freigebigkeit basierenden Stolz der Araber zuruumlckzuweisen und zu verspotten
pries Sahl den Geiz Auch dies ist ein bemerkenswertes Mittel literarischen Engagements im
Widerstand gegen den arabischen Stolz71
Laut ad-DamIacuterIacute scheint Sahl ibn HAacuterUacuten zum Schiismus tendiert zu haben72 Die enge
Verbindung zwischen ihm und dem schiitischen Poeten Dithornbal al-frac34uzAacutethornIacute (gest 246) legt diese
Vermutung nahe73
V1cV1cV1cV1c thornAllAacuten oder sup3IacutelAacuten al thornAllAacuten oder sup3IacutelAacuten al thornAllAacuten oder sup3IacutelAacuten al thornAllAacuten oder sup3IacutelAacuten al----WarrAacuteq aEcircWarrAacuteq aEcircWarrAacuteq aEcircWarrAacuteq aEcirc----EacuteuthornUacutebIacuteEacuteuthornUacutebIacuteEacuteuthornUacutebIacuteEacuteuthornUacutebIacute
thornAllAacuten oder sup3IacutelAacuten al-WarrAacuteq74 beruumlhmt als bdquoaEcirc-EacuteuthornUacutebIacuteldquo war ein Abschreiber von Buumlchern im
bdquoBait al-frac12ikmaldquo in Bagdad Hier arbeitete er zunaumlchst fuumlr den Kalifen ar-RašIacuted (reg 170-193)
fuumlr die Familie der Barmakiden und spaumlter fuumlr al-MayumlmUacuten (reg 198-218)75 thornAllAacuten dessen
Vorfahren aus Persien stammten (aEgraveluhu min al-furs) stand den Barmakiden sehr nahe76
Uumlber sein praumlzises Todesdatum schweigen die arabischen Quellen Doch seine Anwesenheit
in bdquoBait al-frac12ikmaldquo unter al-MayumlmUacuten weist darauf hin dass er im dritten Jahrhundert gestorben
ist77
thornAllAacuten aEcirc-EacuteuthornUacutebIacute wird in den prosopographischen Werken explizit mit dem Attribut bdquoEcircuthornUacutebIacuteldquo
bezeichnet was in den Ausfuumlhrungen hierzu unmittelbar mit seiner Abneigung gegen die
Araber und der Bevorzugung der thornAordmam begruumlndet wird (faplusmnplusmnala rsquol-thornaordmam thornalAacute rsquol-thornarab)
thornAllAacutens tiefes Bekenntnis zur EacuteuthornUacutebiyya fuumlhrte dazu dass er als einziger deren Vertreter nicht
70 Al-sup1Aacutefrac12iatilde al-BuiquestalAacuteyuml S 17 ff 71 Goldziher Mohammedanische Studien Bd I S 161 Vgl NabIacuteh frac14iordmAacuteb M MaatildeAacutehir aEcirc-EcircuthornUacutebiyya fIacute rsquol-adab al-thornarabIacute Kairo 1961 S 421 72 Ad-DamIacuterIacute Mufrac12ammad frac14ayAacutet al-frac12ayawAacuten al-kubrAacute Bd I ed AEligubaifrac12 M thornA Kairo 1929 S 313 Vgl Zakeri bdquoSahl b HAacuterUacuten RAacutehawayhldquo in EI2 Bd VIII S 838 73 Al-sup1Aacutefrac12iatilde thornAmr KitAacuteb al-frac12ayawAacuten Bd II ed HAacuterUacuten thornA Beirut 1996 S 374 Vgl Ibn NubAacuteta Sirfrac12 S 153 74 AbUacute rsquol-frac14asan thornAll Aacuten (sup3IacutelAacuten) al-WarrAacuteq beruumlhmt als bdquoaEcirc-EacuteuthornUacutebIacuteldquo In den arabischen Quellen wird auch ein gewisser sup3IacutelAacuten aEcirc-EacuteuthornUacutebIacute erwaumlhnt Im bdquoal-AtradeAacutenIacuteldquo fuumlhrte dieser den persischen Stammbaum des BaEcircEcircAacuter ibn Burd auf Al-IEgravefahAacutenIacute al-AtradeAacutenIacute Bd III S 94 An einer einzelnen Stelle im Werk bdquoal-BayAacuten wa rsquot-tabyIacutenldquo erwaumlhnt al-sup1Aacutefrac12iatilde ihn neben wenigen weiteren Akteuren der EacuteuthornUacutebiyya Al-sup1Aacutefrac12iatilde al-BayAacuten Bd III S 29 Aufgrund der aumlhnlichen Schreibweise handelt es sich houmlchstwahrscheinlich um dieselbe Person wie thornAllAacuten 75 Ibn an-NadIacutem al-Fihrist S 118 Vgl YAacuteqUacutet Muthornordmam al-udabAacuteyuml Bd IV S 1631 AEgrave-AEligafadIacute al-WAacutefIacute Bd XIX S 558 Ibn frac14aordmar Afrac12mad LisAacuten al-mIacutezAacuten Bd IV ed MaOcircbathorna DAacuteyumlirat al-MathornAacuterif al-UYacutemAacuteniyya Haidarabad 1912 S 187 Es gibt eine andere Version von Mufrac12ammad ibn AbIacute Azhar uumlber seinen Beruf die besagt dass thornAllAacuten einen Laden besaszlig in dem er Buumlcher abschrieb und verkaufte YAacuteqUacutet Muthornordmam al-udabAacuteyuml Bd IV S 1631 Vgl Ibn frac14aordmar LisAacuten Bd IV S 187 76 Ebd S 118 77 Ebd S 118 f Vgl YAacuteqUacutet Muthornordmam al-udabAacuteyuml Bd IV S 1631 AEgrave-AEligafadIacute al-WAacutefIacute Bd XIX S 558 Ibn frac14aordmar LisAacuten Bd IV S 187
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nur mit dem Attribut bdquoEcircuthornUacutebIacuteldquo bezeichnet sondern auch den Beinamen bdquoaEcirc-EacuteuthornUacutebIacuteldquo trug und
darunter bekannt wurde78 thornAllAacuten qualifizierte sich insbesondere auf dem Gebiet der
Genealogie (thornilm al-ansAacuteb)79 die sich in die beiden Themenbereiche bdquoDefiziteldquo (maYacuteAacutelib bzw
mathornAacuteyib) und bdquoRuumlhmungenldquo (mafAacuteiquestir faplusmnAacuteyumlil mayumlAacuteYacuteir und manAacuteqib) aufteilen laumlsst80
Genealogie bot den Vertretern der EacuteuthornUacutebiyya neben weiteren Wissenschaften reichlich Stoff
fuumlr ihren Zweck81 Die Prosopographen gehen auf thornAllAacutens herausragende genealogische
Fachkompetenz ein und bezeichnen ihn in ihren Schriften mit dem Attribut bdquowissendldquo (thornAacuterif)82
oder bdquohochgelehrtldquo (thornallAacutema)83 Sein genealogisches Wissen nutzte thornAllAacuten im Dienst seiner
EcircuthornUacutebIacutetischen Anschauungen Er beschaumlftigte sich hauptsaumlchlich mit den bdquoDefizitenldquo der
arabischen Staumlmme obwohl er interessanterweise auch zwei Werke uumlber die bdquoVorzuumlgeldquo der
arabischen Staumlmme RabIacutethorna und KinAacutena hinterlieszlig84 In seinem beruumlhmten Werk bdquoal-MiydAacutenldquo
das nach dem Muster des bdquoBuches der Abstammungenldquo (KitAacuteb al-ansAacuteb) von Ibn KalbIacute (gest
204) aufgebaut war85 verfolgte er die Absicht bdquoDefiziteldquo in der Vorgeschichte aller
arabischen Staumlmme beginnend mit BanIacute HAacuteEcircim bis zu den jemenitischen Staumlmmen
darzulegen86 Die in bdquoal-MiydAacutenldquo enthaltene Herabwuumlrdigung der arabischen Staumlmme scheint
derart vehement gewesen zu sein dass al-MarzubAacutenIacute dieses Werk zu einem bdquoboumlsen Buchldquo
(kitAacuteb sUacuteyuml) erklaumlrte87 In aumlhnlicher Weise weist Ibn frac14aordmar die Stellungnahme dieses Werkes
hinsichtlich der bdquoDefiziteldquo der arabischen Staumlmme zuruumlck und haumllt sie fuumlr unwahr88 bdquoAl-
MiydAacutenldquo ist nicht erhalten geblieben doch sind thornAllAacutens antiarabischen Gefuumlhle und seine
Vorgehensweise anhand eines im Buch bdquoal-AtradeAacutenIacuteldquo dargelegten Fragmentes eindeutig zu
belegen Mit Charakterzuumlgen wie Verraumltertum Treulosigkeit und Geiz die mit den
Spottversen der alten Dichter bekraumlftigt wurden charakterisiert thornAllAacuten die Angehoumlrigen des
78 Ebd S 118 Vgl YAacuteqUacutet Muthornordmam al-udabAacuteyuml Bd IV S 1631 AEgrave-AEligafadIacute al-WAacutefIacute Bd XIX S 558 79 Ebd S 118 80 Eine wissenschaftliche Genealogie ist bei den ordmAacutehilIacutetischen Arabern nicht zu finden Doch hatten sich diese mit der genealogischen Frage aufgrund ihres sozialen Lebens und des Familien- und Stammessystems zu beschaumlftigen Die staumlndig zunehmenden Stammesfehden zwischen Nord- und Suumld-Arabern brachten die Genealogie voran thornIlm al-ansAacuteb lieferte beiden Staumlmmen die theoretische Rechtfertigung fuumlr ihre tribalen Auseinandersetzungen Auf dem Gebiet der Genealogie wurden die Araber von den nicht-arabischen Muslimen insbesondere von den Persern uumlberfluumlgelt Die MawAacutelIacute eigneten sich nicht nur das Studium des arabischen Altertums an sondern entwickelten die Genealogie uumlber den vorhandenen Rahmen hinaus weiter Agius The Shuthornubiyyardquo in IQ Bd XXIV S 82 Vgl Goldziher Muhammedanische Studien Bd I S 177 ff 81 Ebd S 82 82 Ibn an-NadIacutem al-Fihrist S 118 83 YAacuteqUacutet Muthornordmam al-udabAacuteyuml Bd IV S 1631 Vgl AEgrave-AEligafadIacute al-WAacutefIacute Bd XIX S 558 84 Ibn an-NadIacutem al-Fihrist S 118 Vgl YAacuteqUacutet Muthornordmam al-udabAacuteyuml Bd IV S 1631 AEgrave-AEligafadIacute al-WAacutefIacute Bd XIX S 558 Ibn frac14aordmar LisAacuten Bd IV S 187 Interessanterweise griff thornAllAacuten in seinem Werk bdquoal-MiydAacutenldquo auch den arabischen Stamm RabIacutethorna an und erwaumlhnt seine bdquoDefiziteldquo wie bei allen weiteren arabischen Staumlmmen Ibn an-NadIacutem al-Fihrist S 118 f 85 YAacuteqUacutet Muthornordmam al-udabAacuteyuml Bd IV S 1631 Vgl AEgrave-AEligafadIacute al-WAacutefIacute Bd XIX S 558 Ibn frac14aordmar LisAacuten Bd IV S 187 86 Ibn an-NadIacutem al-Fihrist S 118 Vgl Ibn frac14aordmar LisAacuten Bd IV S 187 87 YAacuteqUacutet Muthornordmam al-udabAacuteyuml Bd IV S 1632 Vgl Ibn frac14aordmar LisAacuten Bd IV S 187 88 Ibn frac14aordmar LisAacuten Bd IV S 187
122
Stammes BanUacute Minqar Doch handelt es sich im folgenden Zitat vielmehr um die
Persoumlnlichkeit des Qais ibn thornAgraveEgraveim (gest um 20) der nach seiner Bekehrung zum Islam im
Jahre neun vom Propheten Mufrac12ammad als bdquoHerr der Beduinenldquo (sayyid ahl al-wabar)
bezeichnet wurde89 thornAllAacuten zufolge hat Qais auf dem Sterbebett seinen Soumlhnen den Rat
gegeben sich ausschlieszliglich auf Besitztum zu konzentrieren Daruumlber hinaus soll sein
Groszligvater in der arabischen Poesie als bdquoVerraumlter und treulosldquo dargestellt worden sein Diese
Herabwuumlrdigung beschraumlnkte sich nicht auf die Person des Qais ibn thornAgraveEgraveim und dessen Stamm
BanUacute Minqar sondern richtete sich aufgrund seines hohen Ranges bei den Beduinen an die
gesamten Beduinen
bdquoDie BanUacute Minqar sind ein perfides Volk man nennt sie kawAacutedin (d h Pferde die von einem Rassehengst und einer unedlen Stute stammen) Sie sind die Schlechtesten unter den Geschoumlpfen Gottes in Betreff des Schutzes man nennt sie sbquoVerraumlterlsquo und sbquoTreuloselsquo Auch ist schmutziger Geiz bei ihnen zu Hause Qais ibn thornAgraveEgraveim einer ihrer Ahnen hat in der letztwilligen Ermahnung an seine Kinder nichts so stark hervorgehoben wie das dass sie auf ihr Hab und Gut Acht geben moumlgen obwohl dies die Araber sonst nicht zu tun pflegen es vielmehr als schlechte Eigenschaft betrachten Sie sind es die al-Aiquesttal ibn RabIacutethorna im Auge hat wenn er sagt sbquoOh Minqar ibn thornUbaida Fuumlrwahr eure Schmach ist seit Adams Zeiten im dIacutewAacuten beschrieben Der Gast hat ein Anrecht an jeden edlen Mann aber der Gast der Minqar ist nackt und ausgepluumlndertlsquo Und an-Namir ibn Tathornlab sagt in seinem Schmaumlhgedicht gegen sie besonders mit Bezug auf ihre Bezeichnungen als Verraumlter und Treulose sbquoWenn man sie Treulose nennt so meint man dass ihre Greise dem Verraten viel naumlher sind als ihre bartlosen Juumlnglingelsquo Dies ist in Betreff der BanUacute Sathornd allgemein verbreitet aber sie selbst schieben es auf die BanUacute Minqar diese aber auf die BanUacute SinAacuten ibn frac34Aacutelid ibn Minqar welcher der Groszligvater des Qais ibn thornAgraveEgraveim istldquo90
Eine gruumlndliche Untersuchung der obigen Erzaumlhlung belegt wie stark thornAllAacuten sich auf die
negativen Aspekte der arabischen Staumlmme konzentrierte Dabei hatte er lediglich den Teil der
Ratschlaumlge in dem die Bedeutung des Besitzes hervorgehoben wird im Fokus Aus al-frac14asan
al-BaEgraverIacutes (gest 110) Uumlberlieferung geht jedoch hervor dass Qais seine Soumlhne sehr wohl auch
uumlber weitere Dinge die ihnen im Leben nuumltzlich sein koumlnnen belehrte
bdquoOh meine Soumlhne Bewahrt dies von mir in Erinnerung Niemand kann euch mehr Rat geben als ich Wenn ich gestorben bin richtet euch nach den groszligen Persoumlnlichkeiten (eures Stammes) und nicht nach den Niedrigen (hellip) Ihr muumlsst auf euer Vermoumlgen Acht geben denn das ist der Antrieb des Groszligzuumlgigen und beseitigt die Abhaumlngigkeit vom Boumlsen Ihr duumlrft nicht betteln (hellip) Trauert nicht laut um mich denn ich houmlrte dass der Prophet Mufrac12ammad dies untersagteldquo91
thornAllAacutens tiefe Zuneigung zu den thornAordmam ist ein weiterer Hinweis darauf dass er sich zur
EacuteuthornUacutebiyya und ihren Anschauungen bekannte Dies ist anhand seiner qaEgraveIacuteda zu belegen die er
zur Lobpreisung von thornAbdallAacuteh ibn OacuteAacutehir (gest 230) und den thornAordmam dichtete thornAbdallAacuteh war
der Sohn des Heerfuumlhrers des Kalifen al-MayumlmUacuten namens OacuteAacutehir ibn al-frac14usain (gest 207)
89 Ibn frac34allikAacuten WafayAacutet Bd I S 183 Vgl Ibn thornAbdarabbah al-thornIqd Bd III S 409 90 Al-IEgravefahAacutenIacute al-AtradeAacutenIacute Bd XIV S 56 Uumlbersetzung nach Goldziher Muhammedanische Studien Bd I S 207 91 Ibn al-AYacuteIacuter thornAlIacute Usd al-tradeAacuteba Bd III ed EacuteIacutefrac12Aacute frac34 M Beirut 2009 S 503 f
123
OacuteAacutehir der spaumlter die Dynastie der Tahiriden in frac34urAacutesAacuten gruumlndete92 trat waumlhrend des
Buumlrgerkriegs im Auftrag al-MayumlmUacutens seinem Bruder al-AmIacuten entgegen und besiegte ihn in
einer blutigen Schlacht93 Al-MayumlmUacuten wurde in diesem Krieg insbesondere von den Persern
unterstuumltzt thornAllAacutens propersische qaEgraveIacuteda fuumlhrte daher dazu dass al-MarzubAacutenIacute ihn mit dem
Attribut bdquomayumlmUacutenIacuteldquo belegte das so viel wie bdquoein Anhaumlnger al-MayumlmUacutensldquo bzw bdquoProperserldquo
bedeutet94 Seine qaEgraveIacuteda ging auf die folgende Erzaumlhlung zuruumlck Zu al-MayumlmUacutens Sieg uumlber
al-AmIacuten dichtete zunaumlchst thornAbdallAacuteh bin OacuteAacutehir eine qaEgraveIacuteda in dem er seinen Vater als
Heerfuumlhrer al-MayumlmUacutens und Bezwinger al-AmIacutens in den houmlchsten Toumlnen lobte Ein gewisser
Mufrac12ammad ibn YazIacuted al-frac34uEgraveaibIacute (oder al-frac14iEgravenIacute) reagierte darauf mit einem Schmaumlhgedicht95
Daraufhin tadelte ihn thornAllAacuten und pries thornAbdallAacuteh und die thornAordmam
bdquoOh du der sich in seinem Loch versteckt hat und in die Tiefe der Erde gelangt ist Wir waren eng befreundet aber deine Uumlbertreibungen haben dich erniedrigt Mit AbUacute rsquol-thornAbbAacutes (thornAbdallAacuteh ibn OacuteAacutehir) wird die Trauer zum Jubel (hellip) Er steht durch seine Abstammung von Rustam auf dem Gipfel der Ehre Die Krone schmuumlckt ihn Auf seine Ehre weisen die unendliche Groszligzuumlgigkeit und die Verehrung der Menschen hin Ich habe einen Stolz der bis zu den Sternen ragt Die Worte und das Handeln unserer Vaumlter der kisrAacutes sind rein leuchtend und wohlbekannt unter den Menschenldquo96
thornAllAacuten betrachtet seinen Gegner (al-frac34uEgraveaibIacute) als bdquoFeiglingldquo der sich vor dessen
Stellungnahme verbirgt Er kuumlndigt die Freundschaft zu ihm auf und erklaumlrt die Aumluszligerungen
von ihm fuumlr eine vollkommene Uumlbertreibung die nur zur Niedrigkeit fuumlhrt Anschlieszligend
erweist er thornAbdallAacuteh ibn OacuteAacutehir seine Ehrerbietung da diesem aufgrund seiner edlen Herkunft
von dem mythischen Helden Persiens Rustam und Herrschaft eine doppelte Belobigung
zustehe Abschlieszligend bekundet thornAllAacuten seinen Stolz den thornAordmam anzugehoumlren deren Vorvaumlter
(kisrAacutes) er als bdquoweiseldquo Herrscher in Erinnerung ruft Das zwischen den Persern und ihren
Koumlnigen beschriebene Vater-Sohn-Verhaumlltnis symbolisiert in dieser Rhetorik seine edle
Herkunft In diesem Zusammenhang warf Ibn Qutaiba der ein groszliger Sympathisant und
Verteidiger der arabischen Seite war den Vertretern der EacuteuthornUacutebiyya vor sich saumlmtlich als
Soumlhne von Koumlnigen (abnAacuteyuml rsquol-mulUacutek wa rsquol-aEcircrAacutef) zu bezeichnen obwohl das genealogisch
nicht nachzuweisen sei
bdquoDie thornAordmam breiteten sich in jener Zeit in alle Richtungen der Erde aus in den Osten und Westen auf der Erde und im Meer auszliger im Gebiet von Mathornad und Jemen Sind sie alle Adelige Wo sind die Unteren und Straszligenfeger und Schroumlpfer und Gerber und Weinhersteller und Hirten und Arbeiter (hellip) Wo ist ihre Nachkommenschaft Sind sie alle vernichtet worden und niemand ist von ihnen geblieben bis auf die Soumlhne der Koumlnige und der Adligen (abnAacuteyuml rsquol-mulUacutek wa rsquol-aEcircrAacutef)ldquo97
92 Forstner M bdquoAbu rsquol-Ocircayyeb ṬAacuteher b frac14osaynldquo in EIr Onlineversion wwwiranicacom 93 Nagel bdquoDas Kalifat der Abbasidenldquo in Geschichte der arabischen Welt S 124 94 YAacuteqUacutet Muthornordmam al-udabAacuteyuml Bd IV S 1631 95 Al-MarzubAacutenIacute Mufrac12ammad Muthornordmam aEcirc-EcircuthornarAacuteyuml ed FarAacuteordm thornA Kairo 2003 S 355 96 YAacuteqUacutet Muthornordmam al-udabAacuteyuml Bd IV S 1632 f Vgl AEgrave-AEligafadIacute al-WAacutefIacute Bd XIX S 558 97 Ibn Qutaiba bdquoKitAacuteb al-thornarabldquo in RasAacuteyumlil al-bulatradeAacuteyuml S 351
124
Uumlber thornAllAacutens Sympathie fuumlr den Dualismus und die zandiqa berichtet lediglich al-AgravelUacutesIacute (gest
1342) zu einem sehr viel spaumlteren Zeitpunkt Er zweifelt nicht an thornAllAacutens Neigungen zum
Dualismus und zur zandiqa und begruumlndet dies mit dessen Werk bdquoal-MiydAacutenldquo das beginnend
mit BanIacute HAacuteEcircim die bdquoDefiziteldquo der arabischen Staumlmme beinhaltete Jenes Werk soll nach al-
AgravelUacutesIacute als bdquoabweichend vom Islamldquo betrachtet werden98 Diese Ansicht ist entweder darauf
zuruumlckzufuumlhren dass thornAllAacuten den Stamm des Propheten Mufrac12ammad tadelte oder darauf dass
al-AgravelUacutesIacute jeden Widerspruch gegen die Araber als bdquoantiislamischldquo interpretiert Da in fruumlheren
Schriften uumlber eventuelle Sympathien thornAllAacutens fuumlr den Dualismus aber keine Belege
vorhanden sind ist al-AgravelUacutesIacutes Behauptung fragwuumlrdig
VVVV1d 1d 1d 1d AbUacute thornUbaida Mathornmar ibn alAbUacute thornUbaida Mathornmar ibn alAbUacute thornUbaida Mathornmar ibn alAbUacute thornUbaida Mathornmar ibn al----MuYacuteannAacuteMuYacuteannAacuteMuYacuteannAacuteMuYacuteannAacute at at at at----TaimIacute alTaimIacute alTaimIacute alTaimIacute al----BaEgraverIacuteBaEgraverIacuteBaEgraverIacuteBaEgraverIacute
Der beruumlhmte Philologe Genealoge und Koranexegeget99 Mathornmar ibn al-MuYacuteannAacute (gest 207-
213) beruumlhmt als AbUacute thornUbaida100 stammte urspruumlnglich von den thornAordmam ab (thornaordmamIacute rsquol-aEgravel)101
und war ein Bewohner BaEgraveras102 Durch Affiliation (walAacuteyuml) war er dem arabischen Stamm
Taim Quraiš angegliedert103 AbUacute thornUbaida stand in Kontakt mit den Barmakiden104 Sein
philologisches Wissen erlangte er bei den Leitern der philologischen Schule in BaEgravera AbUacute
thornAmr al-thornAlAacuteyuml und YUacutenus ibn al-frac14abIacuteb105 Auf diesem Gebiet verfasste er eine Reihe von
Abhandlungen die allesamt nicht erhalten geblieben sind106 Uumlber AbUacute thornUbaidas vielfaumlltiges
Wissen berichtet al-sup1Aacutefrac12iatilde dass es unter den Menschen niemanden gebe der in allen Zweigen
menschlicher Kenntnisse gelehrter waumlre als dieser107 Ibn HiEcircAacutem (gest 218) war ein
Zeitgenosse AbUacute thornUbaidas und erwies ihm seine Ehrerbietung indem er sich bei der
Herausgabe der Biographie des Propheten Mufrac12ammad auf dessen Wissen stuumltzte108
Bezuumlglich des Umfangs seines Wissens schreibt Ibn an-NadIacutem von AbUacute rsquol-thornAbbAacutes dass
andere zeitgenoumlssische Gelehrte wie al-AEgravemathornIacute (gest 216) und AbUacute Zaid al-AnEgraveAacuterIacute (gest 215)
98 Al-AgravelUacutesIacute BulUacutetrade Bd I S 162 99 Ibn thornAsAacutekir TAacuterIacuteiquest Bd LIX S 423 Vgl Ibn frac34allikAacuten WafayAacutet Bd V S 235 YAacuteqUacutet Muthornordmam al-udabAacuteyuml Bd VI S 2704 Aordf-copyahabIacute Mufrac12ammad TAacuterIacuteiquest al-islAacutem wa wafayAacutet al-maEcircAacutehIacuter wa rsquol-athornlAacutem Bd XIV ed TadmurIacute thornU thornA Beirut 1991 S 398 100 AbUacute thornUbaida Mathornmar ibn al-MuYacuteannAacute al-TaimIacute al-BaEgraverIacute 101 Ibn an-NadIacutem al-Fihrist S 59 102 Al-frac34aOcircIacuteb al-BatradedAacutedIacute TAacuterIacuteiquest Bd XIII S 252 Vgl Ibn frac34allikAacuten WafayAacutet Bd V S 235 Ibn thornAsAacutekir TAacuterIacuteiquest Bd LIX S 423 Ibn al-QifOcircIacute InbAacuteh Bd III S 276 Aordf-copyahabIacute TAacuterIacuteiquest al-islAacutem Bd XIV S 398 Ad-DAacutewUacutedIacute Mufrac12ammad OacuteabaqAacutet al-mufassirIacuten Bd II ed thornUmar thornA M Kairo 1972 S 326 103 Ibn an-NadIacutem al-Fihrist S 58 Vgl Ibn frac34allikAacuten WafayAacutet Bd V S 235 As-SIacuterAacutefIacute al-frac14asan AiquestbAacuter an-nafrac12wiyIacuten wa rsquol-baEgraveriyIacuten ed Al-BannAacute M I Kairo 1985 S 80 Az-ZubaidIacute Mufrac12ammad OacuteabaqAacutet al-nafrac12wiyIacuten wa rsquol-lutradeawiyIacuten ed IbrAacutehIacutem M A Kairo 1954 S 192 104 Az-ZubaidIacute OacuteabaqAacutet S 193 Vgl As-SIacuterAacutefIacute AiquestbAacuter S 82 105 Ibn thornAsAacutekir TAacuterIacuteiquest Bd LIX S 423 Vgl YAacuteqUacutet Muthornordmam al-udabAacuteyuml Bd VI S 2704 Aordf-copyahabIacute TAacuterIacuteiquest al-islAacutem Bd XIV S 398 Ad-DAacutewUacutedIacute OacuteabaqAacutet Bd II S 326 106 Gibb H A R bdquoAbUacute thornUbayda Mathornmar b al-MuYacuteannAacuterdquo in EI2 Bd I S 158 107 Al-sup1Aacutefrac12iatilde al-BayAacuten Bd I S 347 108 Goldziher Muhammedanische Studien Bd I S 195 Vgl Gibb bdquoShuthornUacutebIacuteyaldquo in Studia Orientalia S 110
125
nicht uumlber die Haumllfte der Kenntnisse von AbUacute thornUbaida verfuumlgten109 der sich mit der
arabischen Geschichte und Kultur sowohl in der ordmAacutehiliyya als auch in der islamischen Epoche
befasste110 In seiner Karriere soll AbUacute thornUbaida ungefaumlhr 200 Monographien verfasst und
einige von ihnen in Anwesenheit des abbasidischen Kalifen ar-RaEcircIacuted der ihn aus seinem
Wohnort BaEgravera nach Bagdad bestellte vorgetragen haben111
AbUacute thornUbaida hatte insbesondere auf dem Gebiet der Genealogie herausragende Kenntnisse
Dieses Wissen verwendete er den Quellen zufolge im Sinne seiner EcircuthornUacutebIacutetischen
Anschauungen Ibn Qutaiba (gest 276) haumllt ihn in seinem Werk bdquoal-MathornAacuterifldquo fuumlr einen
Experten der Genealogie und arabischen historischen Belange Anschlieszligend erklaumlrt er dass
AbUacute thornUbaida ein bdquoHasser der Araberldquo war (kAacutena yabtradeaplusmn al-thornarab) Aufgrund seiner
Abneigung gegen sie soll er bdquomaYacuteAacutelib-Werkeldquo zur Erlaumluterung der bdquoDefiziteldquo der arabischen
Staumlmme verfasst haben112 In bdquoKitAacuteb al-thornarabldquo in dem Ibn Qutaiba die Lehre der EacuteuthornUacutebiyya
und ihre Schmaumlhungen gegen das arabische Volk erlaumlutert und ihren Beschuldigungen mit
diversen Argumentationen entgegenzutreten versucht erwaumlhnt er AbUacute thornUbaida als den
einzigen bdquoEcircuthornUacutebIacuteldquo Ibn Qutaiba bringt dies in Zusammenhang mit dessen Besessenheit die
bdquoDefiziteldquo der Araber zu beschreiben und deren Abstammung zu schmaumlhen Trotz allem
vermeidet Ibn Qutaiba aufgrund von AbUacute thornUbaidas umfassender Gelehrsamkeit und der
Tatsache dass die Menschen sich in religioumlsen Fragen auf ihn stuumltzten eine Aumluszligerung uumlber
dessen Herkunft
bdquoAbUacute thornUbaida war derjenige unter den Menschen der am meisten gegen die Menschen hetzte und sie beschimpfte Er war der Besessenste in der Erlaumluterung der Defizite (maYacuteAacutelib) der Araber Seine Herkunft und die seines Vaters hassen wir zu erwaumlhnen Das alles ist bekannt trotzdem hassen wir dass es in den Buumlchern dargestellt und damit fuumlr alle Zeiten verewigt wird besonders auch weil er ein Mann ist der uumlber Wissen verfuumlgt und auf den man sich im Bereich des Korans stuumltztldquo113
Aumlhnliche Ansichten vertreten weitere Autoren wie ad-DAacutewUacutedIacute Ibn al-QifOcircIacute YAacuteqUacutet und as-
SuyUacuteOcircIacute Ihnen zufolge befasste sich AbUacute thornUbaida derart intensiv mit den Defiziten der Araber
dass er der EacuteuthornUacutebiyya zugeschrieben wurde114
In der modernen Forschung ist AbUacute thornUbaidas Sympathie fuumlr die EacuteuthornUacutebiyya und ihre
Lehre umstritten Waumlhrend Goldziher115 und Agius116 die Ansicht vertreten dass er ernsthaft
109 Ibn an-NadIacutem al-Fihrist S 59 110 Ebd S 59 111 Al-frac34aOcircIacuteb al-BatradedAacutedIacute TAacuterIacuteiquest Bd XIII S 255 f Vgl Ibn frac34allikAacuten WafayAacutet Bd V S 238 YAacuteqUacutet Muthornordmam al-udabAacuteyuml Bd VI S 2709 Aordf-copyahabIacute Siyar Bd IX S 446 112 Ibn Qutaiba al-MathornAacuterif S 543 Vgl Ibn al-QifOcircIacute InbAacuteh Bd III S 276 113 Ibn Qutaiba bdquoKitAacuteb al-thornarabldquo in RasAacuteyumlil al-bulatradeAacuteyuml S 346 114 Ad-DAacutewUacutedIacute OacuteabaqAacutet Bd II S 327 Vgl Ibn al-QifOcircIacute InbAacuteh Bd III S 276 YAacuteqUacutet Muthornordmam al-udabAacuteyuml Bd VI S 2709 As-SuyUacuteOcircIacute thornAbd ar-Rafrac12mAacuten Butradeyat al-wuthornAacuteyuml fIacute OcircabaqAacutet al-lutradeawiyIacuten wa rsquon-nufrac12Aacutet Bd II ed IbrAacutehIacutem M A Beirut 1998 S 295 115 Goldziher Muhammedanische Studien Bd I S 194 ff
126
die EcircuthornUacutebIacutetischen Tendenzen zu foumlrdern beabsichtigte bezweifelt Gibb seine Neigung zur
EacuteuthornUacutebiyya117 Gibb der in seinem Artikel uumlber die EacuteuthornUacutebiyya die zentrale Rolle der Sekretaumlre
in der arabisch-persischen Polemik nachzuweisen sucht begruumlndete seine Hypothese damit
dass es kaum einen weitereren Genealogen gegeben hatte der sich an EcircuthornUacutebIacutetischen
Aktivitaumlten beteiligte Damit soll AbUacute thornUbaida eine Ausnahme gewesen sein wenn er
uumlberhaupt EcircuthornUacutebIacutetische Tendenzen hatte118 Gibbs Zweifel an AbUacute thornUbaidas Zuneigung zur
EacuteuthornUacutebiyya nahmen zu als er feststellte dass al-sup1Aacutefrac12iatilde ihn in seinen Werken gar nicht mit dem
Attribut bdquoEcircuthornUacutebIacuteldquo bezeichnete119 Abschlieszligend streitet Gibb AbUacute thornUbaidas Zugehoumlrigkeit zur
EacuteuthornUacutebiyya mit der Begruumlndung ab dass dieser sich unparteiisch geaumluszligert hat und es vor Ibn
Qutaiba keinen Beweis dafuumlr gibt dass er sich fuumlr eine bestimmte Gruppe oder Nation
einsetzte120 Seine iquestAacuteriordmIacutetischen Ansichten sollen laut Gibb dazu gefuumlhrt haben dass Ibn
Qutaiba ihn als einen bdquoEcircuthornUacutebIacuteldquo bezeichnete und die spaumlteren arabischen Autoren von ihm
abgeschrieben haben121
Anscheinend hat Gibb in seiner Studie uumlber die EacuteuthornUacutebiyya die Biographien weiterer
EcircuthornUacutebIacutetischer Genealogen uumlbersehen Wie bereits erwaumlhnt gehoumlrte beispielsweise thornAllAacuten aEcirc-
EacuteuthornUacutebIacute ein Zeitgenosse AbUacute thornUbaidas zu den Genealogen die Schmaumlhschriften (maYacuteAacutelib)
uumlber die bdquoDefiziteldquo der Araber und ihre Geschichte verfassten In diesem Zusammenhang ist
sein Werk bdquoal-MiydAacutenldquo zu erwaumlhnen122 Ebenso kannte sich Afrac12mad ibn al-frac14usain beruumlhmt
als DindAacuten der im bdquoal-Fihristldquo direkt mit dem Attribut bdquoEcircuthornUacutebIacuteldquo bezeichnet wird123 im
Bereich der Genealogie aus Er lebte im dritten Jahrhundert und strebte danach die bdquoDefiziteldquo
der Araber zu erlaumlutern Auf dieser Grundlage verfasste er ein Werk mit dem Titel bdquoal-
MaYacuteAacutelibldquo124 Eine zur Zeit AbUacute thornUbaidas lebende Person die ihr genealogisches Wissen im
Dienste ihrer antiarabischen Ansichten gebrauchte und maYacuteAacutelib-Werke verfasste war al-
HaiYacuteam ibn thornAdIacute (gest 206-209)125 Auch Ibn AbIacute Farwa aus dem zweiten Jahrhundert
gebrauchte seine genealogischen Kenntnisse im Sinne EcircuthornUacutebIacutetischen Gedankenguts126 Im
Folgenden wird auf alle diese Personen ausfuumlhrlicher eingegangen
116 Agius The Shuthornubiyyardquo in IQ Bd XIV S 82 f 117 Gibb bdquoShuthornUacutebIacuteyaldquo in Studia Orientalia S 109 f 118 Ebd S 109 119 Ebd S 110 120 Ebd S 110 121 Ebd S 110 122 Ibn an-NadIacutem al-Fihrist S 118 Vgl YAacuteqUacutet Muthornordmam al-udabAacuteyuml Bd IV S 1631 AEgrave-AEligafadIacute al-WAacutefIacute Bd XIX S 558 Ibn frac14aordmar LisAacuten Bd IV S 187 123 Ebd S 240 124 Ibn al-AYacuteIacuter al-KAacutemil Bd VIII S 29 Vgl AOcirc-OacuteUacutesIacute Mufrac12ammad al-Fihrist ed RAacutemyAacuter M MaEcirchad 1351 S 26 125 Ibn an-NadIacutem al-Fihrist S 112 Vgl Ibn frac34allikAacuten WafayAacutet Bd VI S 106 AEgrave-AEligafadIacute al-WAacutefIacute Bd XXVII S 407 126 AEcirc-EacutearIacutef al-MurtaplusmnAacutethornAlIacute AmAacutelIacute al-MurtaplusmnAacute tradeurar al-fawAacuteyumlid wa durar al-qalAacuteyumlid Bd I ed IbrAacutehIacutem M A Beirut 1954 S 321
127
Im Hinblick auf AbUacute thornUbaidas Stellungsnahme fuumlr eine bestimmten Rasse oder Nation
berichtet az-ZubaidIacute (gest 379) in der Biographie von al-Naplusmnr ibn Eacuteumail (gest 203) Dies
belegt dass AbUacute thornUbaida durchaus Position fuumlr eine bestimmte Nation bezog
bdquoAbUacute thornUbaida sagte uumlber die Defizite (maYacuteAacutelib) der Bewohner von BaEgravera sbquoDas Leben wurde fuumlr Naplusmnr bin Eacuteumail schwer Er kam aus BaEgravera heraus und wollte nach frac34urAacutesAacuten Eine Gruppe von 3000 Maumlnnern begleitete ihn Niemand von ihnen war ein Redner Linguist Grammatiker Kenner der Dichtung oder Genealoge Als sie in Mirbad ankamen saszlig er (Naplusmnr) und sagte Oh Bewohner von BaEgravera Die Trennung faumlllt mir schwer Bei Gott wenn ich ein wenig Saubohnen gefunden haumltte wuumlrde ich mich nicht von euch trennenlsquo Niemand war unter ihnen der ihm das geben konnte Bis er nach frac34urAacutesAacuten kam wo er viel Hab und Gut fandlsquoldquo127
Bei naumlherer Analyse der oben genannten Erzaumlhlung ist AbUacute thornUbaidas Abneigung gegen die
Araber und Sympathie fuumlr die Perser deutlich erkennbar Zunaumlchst haumllt er die Bewohner von
BaEgravera fuumlr unwissend denn unter 3000 Maumlnnern existiere keine Person die sich in der
Wissenschaft auskenne Daruumlber hinaus stellt AbUacute thornUbaida die Bewohner von BaEgravera als
bdquogeizigeldquo Menschen dar die Naplusmnr ibn Eacuteumail Saubohnen vorenthalten haben Damit
entkraumlftet er das Bild der arabischen Groszligzuumlgigkeit In frac34urAacutesAacuten das in diesem Beispiel
symbolisch fuumlr Persien steht fand Naplusmnr viel Hab und Gut was auf die Fruchtbarkeit Persiens
und die Groszligzuumlgigkeit seiner Bewohner hinweist In aumlhnlicher Weise sind an folgendem
Beispiel AbUacute thornUbaidas propersische Tendenzen zu belegen Den in der arabischer Dichtung
verwendeten Namen bdquoal-Faras al-WarudAacuteldquo bringt er in einem Wortspiel mit bdquoFAacutersldquo (Persien)
und AbarwIacutez dem sassanidischen Koumlnig in Zusammenhang und betont damit die
bdquoHerrlichkeit und Glorieldquo von dessen Herrschaft
bdquoOh die Tochter von thornAbdallAacuteh und die Tocher von MAacutelik und oh die Tochter von copyi al-Burdain und al-Faras al-WarudAacuteldquo128
Ibn Qutaiba der in bdquoKitAacuteb al-thornarabldquo die Person AbUacute thornUbaida massiv angreift weist dessen
Interpretation und Prahlerei mit den persischen Koumlnigen in folgendem Vers zuruumlck
bdquoEr (AbUacute thornUbaida) lacht uumlber die Dichtung und macht sich lustig uumlber copyi al-Burdainʼ und al-Faras al-WarudAacutersquo Er spielte damit auf die Koumlnige von FAacuters und ihre Familie und ihre Krone an und auf AbarwIacutez der 950 Elefanten hatte In seiner Versammlung gab es 1000 Gefaumlszlige von Gold und in seinem Dienst waren 1000 Sklaven Er (AbUacute thornUbaida) irrte sich in der Bedeutung des Verses und beging einen Fehler in seiner Anspielung und prahlte mit etwas an dem er keinen Anteil hatldquo129
Bezuumlglich AbUacute thornUbaidas Abneigung gegen die Araber berichtet sein Schuumller AbUacute frac14Aacutetim as-
SaordmastAacutenIacute (gest 248) von einem gewissen AbUacute thornUmar al-sup1arammIacute folgende Erzaumlhlung AbUacute
thornUmar begab sich einmal mit einem Zitat von AbUacute thornUbaida zu eben diesem und fragte ihn
127 Az-ZubaidIacute OacuteabaqAacutet S 53 128 Ibn Qutaiba bdquoKitAacuteb al-thornarabldquo in RasAacuteyumlil al-bulatradeAacuteyuml S 348 129 Ebd 348
128
woher er das genommen habe denn dies sei gegen die Interpretation der Gelehrten AbUacute
thornUbaida antwortete dass das die Auslegung der bdquoscheiszligenden Araberldquo (bawwAacutelIacuten al-thornarab)
uumlber ihre Vorfahren sei130 Im arabischen Kulturgut suchte AbUacute thornUbaida gern nach Elementen
und Personen die sich auf einen persischen Ursprung zuruumlckfuumlhren lieszligen Selbst wenn eine
Person auf einem Gebiet der arabischen Bildung hervorragend war fuumlhrte er das auf deren
Persertum zuruumlck sobald er dafuumlr nur irgendeinen Anhaltspunkt fand Eine solchen
Zusammenhang erlebt man am Beispiel der Familie ar-RaqqAacuteEcircIacute Das prominenteste Mitglied
dieser Familie die in der arabischen Literatur eine herausragende Stellung einnahm war AbAacuten
ibn thornAbd al-frac14amIacuted ar-RaqqAacuteEcircIacute Er bereicherte die arabische Literatur durch die Uumlbertragung
einiger Werke aus dem Mittelpersischen131 Auch sein Sohn frac14amdAacuten und sein Bruder thornAbd al-
frac14amIacuted glaumlnzten in der arabischen Poesie132 Sein Neffe al-Faplusmnl ibn thornIgravesAacute war einer der
bedeutendsten arabischen Redner seiner Zeit133 Das Talent der Eloquenz dieser Personen
brachte AbUacute thornUbaida mit ihren persischen Vorfahren in Zusammenhang deren
Redegewandheit am Hofe der persischen Kaiser beruumlhmt war
bdquoIhre Vorfahren waren bedeutende Redner am Hofe der kisrAacutes Als sie nun in arabische Gefangenschaft gerieten und Nachkommen hatten in den Laumlndern des Islam in Arabien selbst da trat diese rhetorische Ader in ihnen hervor und sie wurden unter den Leuten dieser arabischen Sprache dasselbe was sie unter den Leuten persischer Zunge gewesen waren Dichter und Redner Als sie sich aber spaumlter mit Fremden verschwaumlgerten verschlechterte sich dieses Talent (diese Adern) und ging der Vernichtung entgegenldquo134
Ein Blick auf den Schluss dieses Zitates zeigt eindeutig dass AbUacute thornUbaida zur
bdquoUumlberlegenheitldquo der Perser tendierte Das Talent der Familie ar-RaqqAacuteEcircIacute soll sich nur
deswegen verschlechtert haben weil sie sich mit den Fremden (den Arabern) vermischten
Auch folgende Beispiele sprechen dafuumlr dass AbUacute thornUbaida die Araber verabscheute Al-BakrIacute
zitierte in seinem Buch bdquoat-TanbIacutehldquo eine Erzaumlhlung in der AbUacute thornUbaida den Ursprung des
arabischen Sprichwortes bdquoFeiger als EgraveAacutefirldquo darstellt AEligAacutefir ist ein Vogel der sich an Baumlume
haumlngt und aus Angst von dem Baum zu fallen die ganze Nacht pfeift135 AbUacute thornUbaida
beschreibt jedoch einen vollkommen anderen Hintergrund dieses Sprichwortes den AmIacuten aus
Scham darzustellen vermied136 Die Anekdote handelt von einem arabischen Mann der eine
arabische Frau liebte Er kam immer zu ihr waumlhrend sie mit ihren Kindern im Haus war Der
Mann pfiff und die Frau lieszlig ihren Hintern hinter dem Haus waumlhrend ihr Gesicht ihren
Kindern zugewandt war So vollzog er den Beischlaf mit ihr Ein Sohn der Frau bekam das mit
130 Az-ZubaidIacute OacuteabaqAacutet S 194 131 Ibn an-NadIacutem al-Fihrist S 132 186 132 Ebd S 186 133 Al-sup1Aacutefrac12iatilde al-BayAacuten Bd I S 306 134 Ebd Bd I S 308 Uumlbersetzung nach Goldziher Muhammedanische Studien Bd I S 199 135 AmIacuten regufrac12Aacute rsquol-islAacutem Bd I S 56 136 Ebd Bd I S 56
129
und in einer Nacht pfiff er nach ihr waumlhrend er eine heiszlige Nadel in der Hand hielt Als die
Frau wie jede Nacht den Hintern hinausstreckte verbrannte der Sohn ihn Daraufhin kam der
Mann zu ihr und pfiff Sie sagte aber bdquoIch wurde verbrannt aufgrund deiner Pfeife und ich
fuumlrchte mich vor jeder Pfeifeldquo137 AbUacute thornUbaida soll die Araber auch gerne aufgrund einer
Uumlberbewertung einfacher und wertloser Dinge wie Gewand Bogen und Zahnbuumlrste in ihrem
Leben geschmaumlht und ins Laumlcherliche gezogen haben138 Ibn Qutaiba vergleicht die Bedeutung
solcher Dinge mit den fuumlr die Perser bedeutenden Darstellungen ihrer Koumlnige und ihres
Thrones
bdquoDies (Uumlberwertung der wertlosen Dinge bei den Arabern) ist nicht verwunderlicher als der Thron von kisrAacute und das Prahlen der Perser damit und die Darstellung des Thrones an den stummen Felsen Wenn man sieht dass die Araber sich einem wertlosen Ding zuschreiben bedeutet es nicht dass es (fuumlr sie) keine edle Bedeutung hatldquo139
Zur Darstellung von AbUacute thornUbaidas Sympathie fuumlr die EacuteuthornUacutebiyya verdienen auch die von ihm
verfassten Schriften Erwaumlhnung Unter anderem ist ein Werk mit dem Titel bdquoDas Buch der
Kroneldquo (KitAacuteb at-tAacuteordm) zu finden Diesen waumlhlten die Perser gerne zur bdquoVerherrlichungldquo ihrer
Vergangenheit Wie Goldziher beschreibt handelte dieses Werk wahrscheinlich auch von
persischen Dingen und Ruhm140 Auch die Untersuchung der Titel seiner weiteren Schriften
wie bdquoDie Vorzuumlge der Perserldquo (FaplusmnAacuteyumlil al-furs) bdquoDas Buch der Perserldquo (KitAacuteb al-furs) bdquoDas
Buch der Neumuslimeldquo (KitAacuteb al-mawAacutelIacute) bdquoDas Buch von frac34urAacutesAacutenldquo (KitAacuteb frac34urAacutesAacuten) weist
darauf hin dass AbUacute thornUbaida eine tiefe Zuneigung zu den Nicht-Arabern insbesondere den
Persern empfand Dazu kommen seine Werke die gegen die arabischen Staumlmme verfasst
wurden und zeigen dass er EcircuthornUacutebIacutetische Tendenzen hatte Beispielsweise sind folgende
Schriften zu erwaumlhnen bdquoDas Buch der Defizite von sup1arIacuter und al-Farazdaqldquo (KitAacuteb naqAacuteyumliEgrave
sup1arIacuter wa rsquol-Farazdaq) bdquoDas Buch der Defizite der Araberldquo (KitAacuteb maYacuteAacutelib al-thornarab) bdquoDas
Buch der Defizite von BAacutehilaldquo (KitAacuteb maYacuteAacutelib BAacutehila) und bdquoDas Buch der arabischen Raumluberldquo
(KitAacuteb luEgraveUacuteEgrave al-thornarab)141 Dennoch sind vereinzelte Schriften von AbUacute thornUbaida wie etwa bdquoDas
Buch der Tugend von BAacutehilaldquo (KitAacuteb manAacuteqib BAacutehila) bdquoDas Buch der ruumlhmlichen Taten der
Araberldquo (KitAacuteb mayumlAacuteYacuteir al-thornarab) und bdquoDas Buch der ruumlhmlichen Taten von sup3aOcircfAacutenldquo (KitAacuteb
mayumlAacuteYacuteir sup3aOcircfAacuten) zu erwaumlhnen die zur Ruumlhmung der arabischen Staumlmme verfasst wurden142
Deutlich wird bei Betrachtung der Titel dass der Schwerpunkt bei AbUacute thornUbaida in der
137 Ebd Bd I S 56 138 Ibn Qutaiba bdquoKitAacuteb al-thornarabldquo in RasAacuteyumlil al-bulatradeAacuteyuml S 347 ff 139 Ebd S 350 140 Goldziher Muhammedanische Studien Bd I S 198 141 Ibn an-NadIacutem al-Fihrist S 59 Vgl Ibn frac34allikAacuten WafayAacutet Bd V S 239 YAacuteqUacutet Muthornordmam al-udabAacuteyuml Bd VI S 2708 2709 Ad-DAacutewUacutedIacute OacuteabaqAacutet Bd II S 327 142 Ebd S 59 Vgl YAacuteqUacutet Muthornordmam al-udabAacuteyuml Bd VI S 2709 Ibn frac34allikAacuten WafayAacutet Bd V S 239
130
Erlaumluterung der bdquoDefiziteldquo der arabischen Staumlmme lag und nicht in der Ruumlhmung ihrer
Vorzuumlge
Dass al-sup1Aacutefrac12iatilde wie Gibb argumentiert AbUacute thornUbaida nicht als einen bdquoEcircuthornUacutebIacuteldquo seiner Zeit
erwaumlhnte bedeutet nicht dass letzterer keine EcircuthornUacutebIacutetischen Auffassungen vertrat Sowohl al-
sup1Aacutefrac12iatilde als auch Ibn Qutaiba deren Lebenszeiten sich zwar nicht uumlberschnitten die aber beide
zur Bluumltezeit der EacuteuthornUacutebiyya lebten und als Verteidiger der Araber gegen die EacuteuthornUacutebiyya gelten
erwaumlhnen die Anhaumlnger der EcircuthornUacutebIacutetischen Ansichten kaum namentlich Sie neigen in ihren
Schriften vielmehr dazu uumlber die EacuteuthornUacutebiyya in einer allgemeinen und kollektiven Form
(Gruppe) zu berichten So schreibt al-sup1Aacutefrac12iatilde im bdquoKitAacuteb al-BayAacuten wa rsquot-tabyIacutenldquo uumlber die
Aumluszligerungen der EacuteuthornUacutebiyya folgendes
bdquoDie EacuteuthornUacutebiyya sagt Wer die Tiefe der Eloquenz zu erreichen vermag und (hellip) soll das Buch KAacuterwandlsquo lesen wer Verstand und die Literatur und Wissen auf dem Gebiet der Hierarchie Belehrungen Strafen edle Worte und edlen Sinn braucht soll im Buch Siyar al-mulUacuteklsquo nachschlagen (hellip)lsquoldquo143
Im oben genannten Werk erwaumlhnt al-sup1Aacutefrac12iatilde lediglich einmal vereinzelte Vertreter der
EcircuthornUacutebIacutetischen Ansichten Einer dieser Namen aumlhnelt sehr dem AbUacute thornUbaidas
bdquoWir koumlnnen nicht wissen ob diese persischen Werke die in den Haumlnden der Menschen sind authentisch und nicht gemacht und alt und nicht gezeugt sind Solange Menschen wie Ibn al-Muqaffathorn Sahl ibn HAacuterUacuten AbIacute thornUbaidallAacuteh thornAbd al-frac14amIacuted und sup3IacutelAacuten (thornAllAacuten) existieren koumlnnen sie solche Werke herstellen und solche Fuumlrstenspiegel machenldquo144
Auch wenn diese Person nicht AbUacute thornUbaida sondern einer andere gewesen waumlre koumlnnte man
seine Zuneigung zur EacuteuthornUacutebiyya nicht ausschlieszligen denn al-sup1Aacutefrac12iatilde behauptete an keiner Stelle
seiner Werke dass er alle Vertreter der EacuteuthornUacutebiyya namentlich erwaumlhnte Aumlhnliche Regeln
gelten bei Ibn Qutaiba Dieser pflegte auch allgemein uumlber die Lehre der EacuteuthornUacutebiyya zu
berichten und ihre Vertreter kaum namentlich aufzuzaumlhlen In seinem Werk bdquoKitAacuteb al-thornarabldquo
nennt Ibn Qutaiba nur AbUacute thornUbaida als einzigen Vertreter der EacuteuthornUacutebiyya erlaumlutert seine
EcircuthornUacutebIacutetischen Ansichten und greift sie an145
Auf der Grundlage von AbUacute thornUbaidas antiarabischen und propersischen Ansichten ist es kein
Wunder dass ein arabischorientierter Philologe wie frac34Aacutelid ibn KulYacuteUacutem (gest 205) den
Behauptungen AbUacute thornUbaidas uumlber die Herkunft des Dichters WaplusmnplusmnAacutefrac12 heftig entgegentrat
WaplusmnplusmnAacutefrac12 war fuumlr seine Schoumlnheit beruumlhmt und verhuumlllte sein Gesicht vor dem boumlsen Blick und
143 Al-sup1Aacutefrac12iatilde al-BayAacuten Bd III S 14 144 Ebd Bd III S 29 In seinem Werk bdquoRasAacuteyumlilldquo erwaumlhnt al-sup1Aacutefrac12iatilde ebenfalls einen Vertreter der EacuteuthornUacutebiyya mit seinem eigenen Namen naumlmlich IbrAacutehIacutem ibn IsmAacutethornIacutel al-KAacutetib auf dessen Person im Folgenden eingegangen wird Al-sup1Aacutefrac12iatilde RasAacuteyumlil Bd II S 152 145 Ibn Qutaiba bdquoKitAacuteb al-thornarabldquo in RasAacuteyumlil al-bulatradeAacuteyuml S 346 ff
131
den Frauen146 Vielmehr war sein dramatisches Ende aufgrund seiner Liebesabenteuer mit der
Gattin des umayyadischen Kalifen WalIacuted I (reg 86-96) bekannt147 Den Namen bdquoWaplusmnplusmnAacutefrac12ldquo
erhielt er aufgrund seiner Schoumlnheit Sein richtiger Name war Abd ar-Rafrac12mAacuten ibn IsmAacutethornIacutel ibn
thornAbd KulAacutel ibn DAacuteordf ibn sup1amad148 Aus dem vorletzten Namen (DAacuteordf) schloss AbUacute thornUbaida
dass WaplusmnplusmnAacutefrac12s Urgroszligvater aus Persien stammte149 frac34Aacutelid ibn KulYacuteUacutem soll AbUacute thornUbaidas
Behauptung in einer Versammlung folgendermaszligen zuruumlckgewiesen haben
bdquothornAbd KulAacutel ist ein jemenitischer Name und Ibn sup1amad ein jemenitischer Beiname (kunya) Die Perser nennen niemanden mit kunya Es existiert in Jemen eine Gruppe mit dem Namen Abraha und das ist ein frac12abaEcircIacutetischer Name Sollen sie sich alle (dem Land) frac14abaEcirca zuschreiben (hellip) Jeder der AbUacute Bakr heiszligt ist nicht AEligiddIacuteq (Beiname des ersten rechtgeleiteten Kalifen) und wer thornUmar heiszligt ist nicht unbedingt FAacuterUacuteq (Beiname des zweiten rechtgeleiteten Kalifen) Namen sind Zeichen und sind nicht unbedingt genealogisch bedingtldquo150
Das in den arabischen Schriften auftauchende Bekenntnis von AbUacute thornUbaidas Groszligvater zum
Judentum ist vermutlich eine Reaktion auf AbUacute thornUbaidas Art die arabische Herkunft
herabzuwuumlrdigen
bdquoEin Mann sagte AbUacute thornUbaida Oh AbUacute thornUbaida Du redest von Menschen und verachtest sie wegen ihrer Herkunft Bei Gott ich moumlchte wissen wer dein Vater ist und wo dessen Ursprung liegtlsquo Er sagte Mein Vater erzaumlhlte mir von seinem Vater dass er ein Jude aus BAacuteordmarwAacuten warlsquoldquo151
Chokr vertritt die Ansicht dass sich AbUacute thornUbaida anhand dieser Erzaumlhlung von allen
Zwaumlngen befreit fuumlhlte und mit solch niedriger Abstammung vor Kritik an seinen
Schmaumlhungen schuumltzte152 Folgende Erzaumlhlung belegt aber dass AbUacute thornUbaida keine juumldische
Herkunft hatte sondern diese Vorwuumlrfe eher mit seinen Schmaumlhungen gegen die Araber
zusammenhingen AbAacuten ibn thornAbd al-frac14amIacuted (gest 200) soll AbUacute thornUbaida in einer
Versammlung beschuldigt haben die Abstammung einiger Personen zu schmaumlhen waumlhrend
er selbst uumlber keine vornehme Abstammung verfuumlge
bdquoAbAacuten ibn thornAbd al-frac14amIacuted saszlig eine Nacht bei einer Gruppe und schmaumlhte AbUacute thornUbaida Er sagte Er schmaumlht die Menschen wegen ihrer Herkunft waumlhrend er selbst uumlber keine (vornehme) Herkunft verfuumlgtlsquoldquo153
Als AbUacute thornUbaida dies erfuhr beschuldigte er AbAacuten und seine Familie zu den Juden zu
gehoumlren Wahrscheinlich gehoumlrte die Beschuldigung Jude zu sein zu den uumlblichen
Vorwuumlrfen die man seinen Gegnern machte154
146 Al-I EgravefahAacutenIacute al-AtradeAacutenIacute Bd VI S 149 147 Ebd Bd VI S 154 148 Ebd Bd VI S 148 149 Ebd Bd VI S 149 150 Ebd Bd VI S 149 151 Ibn an-NadIacutem al-Fihrist S 79 Vgl Ibn frac34allikAacuten WafayAacutet Bd V S 240 YAacuteqUacutet Muthornordmam al-udabAacuteyuml Bd VI S 2705 Ibn al-QifOcircIacute InbAacuteh Bd III S 280 152 Chokr M Zandaqa et zindīqs en Islam au second siegravecle de lrsquoHeacutegire Damaskus 1993 S 175 153 YAacuteqUacutet Muthornordmam al-udabAacuteyuml Bd VI S 2705
132
bdquoDer Sultan hat es versaumlumt von AbAacuten al-LAacutefrac12iqIacute die Steuer (ordmizya) einzuziehen weil er und seine Familie zu den Juden gehoumlrten Dies sind ihre Haumluser in denen die Thora existiert und nicht der Koran Der klarste Beweis fuumlr ihr Judentum ist dass die meisten von ihnen behaupten die Thora auswendig zu koumlnnen Andererseits lernen sie nichts aus dem Koran nach dem sie beten auswendigldquo155
Die herabsetzenden Bezeichnungen wie bdquomadiquestUacutel an-nasabldquo bdquomadiquestUacutel ad-dIacutenldquo bdquowasiiquestldquo und
bdquobiordfIacute rsquol-lisAacutenldquo die so viel wie bdquoursprungslosldquo bdquoreligionsverdaumlchtigldquo bdquoschmutzigldquo und
bdquoschmutzzungigldquo bedeuten gehen houmlchstwahrscheinlich ebenfalls auf seine Schmaumlhungen
gegen die Araber zuruumlck156 Auch Erzaumlhlungen wie die dass kein Mensch bei seiner
Beisetzung anwesend war da weder vornehme noch weniger vornehme Personen von seiner
scharfen Zunge verschont blieben157 bzw dass al-AEgravemathornIacute vor dem Betreten der Moschee
jedes Mal aus Furcht vor thornAbUacute thornUbaidas Zunge fragte ob dieser auch anwesend sei oder
nicht158 duumlrfen als Anzeichen fuumlr AbUacute thornUbaidas Schmaumlhungen seiner Mitmenschen
verstanden werden Aus alledem wird deutlich dass es gerechtfertigt ist AbUacute thornUbaida als den
beruumlhmtesten EcircuthornUacutebIacutetischen Genealogen anzusehen
V1e IbrAacutehIacutem ibn IsmAacutethornIacutel ibn DAacutewUacuted alV1e IbrAacutehIacutem ibn IsmAacutethornIacutel ibn DAacutewUacuted alV1e IbrAacutehIacutem ibn IsmAacutethornIacutel ibn DAacutewUacuted alV1e IbrAacutehIacutem ibn IsmAacutethornIacutel ibn DAacutewUacuted al----KAacutetib alKAacutetib alKAacutetib alKAacutetib al----thornAbartAacuteyumlIacutethornAbartAacuteyumlIacutethornAbartAacuteyumlIacutethornAbartAacuteyumlIacute
Die Angaben welche sich in den arabischen Schriften uumlber IbrAacutehIacutems Lebensweg finden sind
spaumlrlich Ibn an-NadIacutem erwaumlhnt ihn nur fluumlchtig159 Ebenso geht al-sup1Aacutefrac12iatilde in seinem Werk
bdquoRasAacuteyumlilldquo unter dem Kapitel bdquoSchmaumlhung des Verhaltens der Sekretaumlreldquo (copyamm aiquestlAacuteq al-
kuttAacuteb) nur kurz auf die Person IbrAacutehIacutems ein160 Aumlhnlich widmet aEgrave-AEligafadIacute in seinem Buch bdquoal-
WAacutefIacute bi rsquol-wafayAacutetldquo dessen Persoumlnlichkeit eine kurze Biographie161 IbrAacutehIacutem ibn IsmAacutethornIacutel162
stammte urspruumlnglich von den thornAordmam ab163 Sein Beiname bdquoal-thornAbartAacuteyumlIacuteldquo laumlsst vermuten dass
IbrAacutehIacutem wie Chokr beschreibt ein Nabataumler aus dem Gebiet thornAbartAacuteyuml164war165 Es ist jedoch
auch nicht auszuschlieszligen dass er urspruumlnglich aus Persien stammte und in diesem oben
genannten Ort geboren wurde oder sich dort fuumlr einige Zeit aufhielt166 IbrAacutehIacutem gehoumlrte zu der
154 Goldziher Muhammedanische Studien Bd I S 204 155 YAacuteqUacutet Muthornordmam al-udabAacuteyuml Bd VI S 2705 156 Az-ZubaidIacute OacuteabaqAacutet S 193 Vgl Ibn an-NadIacutem al-Fihrist S 59 Ibn frac34allikAacuten WafayAacutet Bd V S 240 157 Ibn an-NadIacutem al-Fihrist S 59 Vgl Al-MasthornUacutedIacute MurUacuteordm Bd IV S 37 YAacuteqUacutet Muthornordmam al-udabAacuteyuml Bd VI S 2708 158 YAacuteqUacutet Muthornordmam al-udabAacuteyuml Bd VI S 2708 159 Ibn an-NadIacutem al-Fihrist S 137 160 Al-sup1Aacutefrac12iatilde RasAacuteyumlil Bd II S 152 161 AEgrave-AEligafadIacute al-WAacutefIacute Bd V S 325 162 AbUacute Isfrac12Aacuteq IbrAacutehIacutem ibn IsmAacutethornIacutel ibn DAacutewUacuted al-KAacutetib al-thornAbartAacuteyumlIacute 163 AEgrave-AEligafadIacute al-WAacutefIacute Bd V S 325 164 thornAbartAacuteyuml war ein groszliges Dorf das zwischen Bagdad und WAacutesiOcirc lag YAacuteqUacutet Muthornordmam al-buldAacuten Bd IV S 77 165 Chokr Zandaqa S 88 166 In den arabischen Quellen faumlllt auf dass die Personen ihren Beinamen nach ihrem Geburts- bzw Herkunftsort oder aber nach ihrem Aufenhaltsort erhalten Beispielsweise wird der beruumlhmte Dichter BaEcircEcircAacuter ibn Burd aufgrund seines Wohnsitzes in BaEgravera bdquoal-BaEgraverIacuteldquo genannt waumlhrend seine urspruumlngliche Herkunft im oumlstlichen Gebiet Persiens in OacuteuiquestAacuteristAacuten lag Al-IEgravefahAacutenIacute al-AtradeAacutenIacute Bd III S 94 Vgl Al-frac34aOcircIacuteb al-BatradedAacutedIacute TAacuterIacuteiquest Bd VII S 112 Ibn frac34allikAacuten WafayAacutet Bd I S 272 Aordf-copyahabIacute TAacuterIacuteiquest al-islAacutem Bd X S 91
133
Familie bdquoAgravel frac14amdUacutenldquo167 Er selbst und seine Bruumlder frac14amdUacuten und DAacutewUacuted waren Dichter168
frac14amdUacuten diente den abbasidischen Kalifen al-MuthorntaEgraveim (reg 218-227) bis al-Muthorntazz (reg
252-255) als Tischgenosse169 Doch IbrAacutehIacutem erlangte seine groszlige Beruumlhmtheit vor allem als
Sekretaumlr (kAacutetib) der sich zunaumlchst bei ar-RaEcircIacuteds Wesir al-Faplusmnl ibn ar-RabIacutethorn (gest 208)170 und
danach unter dem abbasidischen Kalifen al-MayumlmUacuten (reg 198-218) betaumltigte als dieser noch
in frac34urAacutesAacuten war171 Hier soll er in Verbindung mit Mitgliedern der Sahls gekommen sein172
Unter ar-RaEcircIacuted begegnete er dem beruumlhmten Vertreter der EacuteuthornUacutebiyya AbUacute thornUbaida am Hof
als er sich zur Vorlesung seines Buches fuumlr den Kalifen nach Bagdad begeben hatte173
Waumlhrend Ibn an-NadIacutem IbrAacutehIacutem fuumlr einen hochgebildeten und eloquenten Sekretaumlr haumllt174
stellt al-sup1Aacutefrac12iatilde ihn als gescheitert dar175 und bezeichnet ihn direkt als bdquoEcircuthornUacutebIacuteldquo ohne weitere
Angaben in diesem Zusammenhang zu liefern176 Die Bemerkung von al-sup1Aacutefrac12iatilde bezuumlglich
IbrAacutehIacutems EcircuthornUacutebIacutetischer Ansichten bestaumltigen die wenigen Verse die von ihm bei Ibn BakkAacuter
(gest 256) erhalten geblieben sind Die Selbstbezeichnung IbrAacutehIacutems als bdquoSohn kisrAacutesldquo im
folgenden Gedicht legt die Vermutung nahe dass seine Herkunft doch in Persien lag
bdquoDiejenige die ich in der Nacht besuchte und die mir (IbrAacutehIacutem) gegenuumlber voller Stolz prahlte dass sie eine Araberin sei erkannte nicht dass sie einen Mann ansprach der viel mehr Anlass zur Prahlerei hat Ich antwortete ihr Ich bin der Sohn von kisrAacute und Sohn desjenigen dessen Herrschaft die Koumlnige bedingungslos anerkennenlsquo Daraufhin neigte sie ihren Kopf nach unten und ihr Stolz lieszlig nach denn ich erreichte den Gipfel des Stolzes und setzte denjenigen der mir darin widersprach herabldquo177
Zum Schluss berichtet al-sup1Aacutefrac12iatilde davon dass IbrAacutehIacutem des Dualismusrsquo und der zandiqa
beschuldigt wurde (kAacutena yattahim bi aYacute-Yacuteanawiyya)178 und dass seine dualistischen Tendenzen
auf purer Nachahmung und kaum auf eigener Uumlberzeugung und Wissen beruhten179 Nach al-
sup1Aacutefrac12iatilde sei Nachahmung im Dualismus (zandiqa) absolute Blindheit180 Wie Chokr beschreibt
existieren keine Belege dafuumlr dass IbrAacutehIacutem aufgrund seiner Zuneigung zum Dualismus
behelligt worden waumlre181 Im Gegensatz zu Aumluszligerungen von al-sup1Aacutefrac12iatilde ist anhand eines erhalten
167 AEgrave-AEligafadIacute al-WAacutefIacute Bd V S 325 168 Ebd Bd V S 325 169 Ebd Bd V S 325 170 Al-frac34aOcircIacuteb al-BatradedAacutedIacute TAacuterIacuteiquest Bd XIII S 255 Vgl YAacuteqUacutet Muthornordmam al-udabAacuteyuml Bd IV S 1742 171 Al-sup1Aacutefrac12iatilde RasAacuteyumlil Bd II S 152 172 Ebd Bd II S 152 Vgl YAacuteqUacutet Muthornordmam al-udabAacuteyuml Bd II S 563 und Bd V S 2005 f 173 Al-frac34aOcircIacuteb al-BatradedAacutedIacute TAacuterIacuteiquest Bd XIII S 254 f Vgl Ibn al-QifOcircIacute InbAacuteh Bd III S 276 174 Ibn an-NadIacutem al-Fihrist S 137 175 Al-sup1Aacutefrac12iatilde RasAacuteyumlil Bd II S 152 176 Ebd Bd II S 152 177 Ibn BakkAacuter az-Zubair AiquestbAacuter al-muwaffaqiyAacutet ed MakkIacute al-thornAgravenIacute S Beirut 1996 S 314 178 Al-sup1Aacutefrac12iatilde RasAacuteyumlil Bd II S 152 179 Ebd Bd II S 152 180 Ebd Bd II S 152 181 Chokr Zandaqa S 88
134
gebliebenen Gedichtes von IbrAacutehIacutem zu belegen dass dieser sich aus tiefstem Herzen zum
Islam bekannte und vor dem Propheten Mufrac12ammad und seiner Familie groszlige Ehrfurcht hatte
bdquoMeine Liebe gehoumlrt der Familie des Propheten Mufrac12ammad und ich hege Feindschaft gegen die Feinde der Familie des Propheten Mufrac12ammad in meinem Herzenldquo182
Die moderne Forschung laumlsst erkennen dass die bloszlige Beschuldigung des Dualismusrsquo und der
zandiqa nicht unbedingt die Zugehoumlrigkeit zum Manichaumlismus oder zum Dualismus
bedeutete sondern dass jede Art der Abweichung von der islamischen Orthodoxie und jede
Form der bdquoFreidenkereildquo in fruumlhabbasidischer Zeit ebenfalls als Zugehoumlrigkeit zur zandiqa
interpretiert wurde183
Uumlber das praumlzise Todesdatum von IbrAacutehIacutem schweigen die Quellen Doch die Tatsache dass er
dem abbasidischen Kalifen al-MayumlmUacuten in frac34urAacutesAacuten gedient hat weist darauf hin dass er im
dritten Jahrhundert gestorben sein duumlrfte
VVVV1f Afrac12mad (Mufrac12ammad) ibn al1f Afrac12mad (Mufrac12ammad) ibn al1f Afrac12mad (Mufrac12ammad) ibn al1f Afrac12mad (Mufrac12ammad) ibn al----frac14usafrac14usafrac14usafrac14usain bekannt als DindAacutenin bekannt als DindAacutenin bekannt als DindAacutenin bekannt als DindAacuten
Uumlber die historische Person des sogenannten DindAacuten finden sich in den arabischen Schriften
widerspruumlchliche Informationen Die Angaben der sunnitischen Tradition uumlber DindAacutens
Lebensweg beruhen hauptsaumlchlich auf den im bdquoal-Fihristldquo dargelegten Aumluszligerungen von Ibn
RazAacutem184 aus seinem Werk bdquoar-Radd thornalAacute rsquol-ismAacutethornIacuteliyya wa kaEcircf maordfAacutehibihimldquo aus dem
vierten Jahrhundert185 DindAacuten dessen voller Name Mufrac12ammad ibn al-frac14usain lautete gehoumlrte
zu den vermoumlgenden Bewohnern des Gebietes IEgravefahAacuten186 und war als Sekretaumlr bei Afrac12mad ibn
thornAbd al-thornAzIacutez ibn AbIacute Dulaf (gest 280) dem Gouverneur der Abbasiden in IEgravefahAacuten taumltig187
Aus der Perspektive der sunnitischen Traditionen gilt DindAacuten oft als Zeitgenosse von MaimUacuten
ibn DaiEgraveAacuten beruumlhmt als al-QaddAacutefrac12 und seinem Sohn thornAbdallAacuteh Diesen beiden Maumlnnern soll
er sich angeschlossen und mit ihnen gemeinsam die Grundlage der ismailitischen
Glaubensrichtung gelegt haben188 zu deren Unterstuumltzung und Verbreitung DindAacuten ein groszliges
182 AEgrave-AEligafadIacute al-WAacutefIacute Bd V S 325 183 De Blois F bdquoZindIacuteAringldquo in EI2 Bd XI S 512 184 In der Stellungnahme zu den Aussagen des Ibn RazAacutem erklaumlrt sich Ibn an-NadIacutem fuumlr unparteiisch und zitiert die Angaben ohne zu bewerten ob diese zutreffen oder nicht Ibn an-NadIacutem al-Fihrist S 238 185 Ebd S 239 f Vgl Stern S M bdquothornAbd AllAacuteh b MaymUacutenldquo in EI2 Bd I S 48 186 Ebd S 239 Vgl Ibn al-AYacuteIacuter al-KAacutemil Bd VIII S 29 187 Ebd S 239 f 188 Nach al-BatradedAacutedIacute wurde das ismailitische Bekenntnis von einer Gruppe konzipiert die aus drei Personen bestand naumlmlich MaimUacuten ibn DaiEgraveAacuten dessen Sohn und Mufrac12ammad ibn al-frac14usain beruumlhmt als DindAacuten Diese drei befanden sich in Gefangenschaft des irakischen Statthalters Hier gruumlndeten sie die ismailitische Glaubensndashrichtung und verkuumlndeten sie nach ihrer Freilassung oumlffentlich Al-BatradedAacutedIacute thornAbd al-QAacutehir al-Farq bain al-firaq ed MaEcirckUacuter M sup1 TabrIacutez 1333 S 293 FaqIacuteh BaliquestIacute haumllt DindAacuten neben AbUacute MaimUacuten al-QaddAacutefrac12 und iexclahAacuterlaiquesttAacuten fuumlr den Gruumlnder eines schiitischen Zweiges namens bdquoEacuteafIacutethorniyyaldquo Laut FaqIacuteh BaliquestIacute sollen DindAacuten und seine Gefaumlhrten bestrebt gewesen sein den Islam zu vernichten Dafuumlr behaupteten sie dass die Religion eine Aumluszligerlichkeit und eine Innerlichkeit besitze Die Muslime konzentrierten sich ausschlieszliglich auf die aumluszligere Seite
135
Vermoumlgen ausgab189 Nach Ibn al-AYacuteIacuter griff DindAacuten auf der Basis seines ismailitischen
Glaubens die Gefaumlhrten des Propheten Mufrac12ammad an und schmaumlhte sie Dies setzt Ibn al-AYacuteIacuter
gleich mit der Schmaumlhung der Religion des Islam im Allgemeinen190
Bezuumlglich DindAacutens EcircuthornUacutebIacutetischen Anschauungen berichten die Quellen dass er die
Araber sehr verabscheute (kAacutena yabtradeaplusmn al-thornarab)191 In diesem Zusammenhang verfasste er
auf der Grundlage seiner genealogischen Kenntnisse ein Werk uumlber die bdquoDefiziteldquo (masAacutewIacute)
der Araber192 Lediglich Ibn RazAacutem berichtet auch von DindAacutens Abscheu vor der islamischen
Herrschaft (kAacutena (hellip) EcircuthornUacutebIacuteyan EcircadIacuted al-tradeaiatilde min daulat al-islAacutem)193 Nach ihm soll DindAacuten
auf der Grundlage seines astrologischen Wissens prophezeit haben dass das arabische Kalifat
zerfallen die Herrschaft an die Perser zuruumlckuumlbertragen und schlieszliglich der Zoroastrismus
wiederhergestellt wird194
Historisch betrachtet widerspricht DindAacutens Zeitgenossenschaft mit MaimUacuten ibn DaiEgraveAacuten oder
seinem Sohn thornAbdallAacuteh der Tatsache dass er sich als Sekretaumlr AbIacute Dulafs betaumltigte Nach der
modernen Forschung sind MaimUacuten und sein Sohn thornAbdallAacuteh dem zweiten Jahrhundert
zuzuordnen195 und wenn DindAacuten tatsaumlchlich ein Sekretaumlr von AbIacute Dulaf (gest 280) gewesen
waumlre kann er keinesfalls zur Zeit der beiden oben genannten Personen gelebt haben196
Die Person DindAacuten taucht auch in den Schriften der Zwoumllferschia auf in denen er mit vollem
Namen AbUacute sup1athornfar Afrac12mad ibn al-frac14usain ibn SathornIacuted ibn frac14ammAacuted ibn SathornIacuted ibn MihrAacuten al-
AhwAacutezIacute genannt wird197 DindAacuten war ein maulAacute von thornAlIacute ibn al-frac14usain198 und gehoumlrte zu den
Bewohnern von al-AhwAacutez und spaumlter von Qum199 Sein Vater al-frac14usain und sein Onkel al-
frac14asan deren urspruumlngliche Herkunft in KUacutefa lag kamen nach al-AhwAacutez wo DindAacuten geboren
wurde Daraufhin begab sich al-frac14usain nach Qum wo er spaumlter auch starb200 Al-frac14usain war
ein vertrauenswuumlrdiger Uumlberlieferer der Imame ar-RiplusmnAacute (gest 203) Mufrac12ammad al-sup1awAacuted
der Religion Die innere Seite der Religion teilte der Prophet lediglich thornAlIacute mit und dieser gab sie an seine Soumlhne Schiiten und besondere Gefaumlhrten weiter Wer die innere Seite der Religion erkennt ist von der Verpflichtung zum Gebet befreit FaqIacuteh BaliquestIacute Mufrac12ammad BayAacuten al-adyAacuten ed DAacuteniEcircpažUacuteh M T Teheran 1376 S 69 f Nach Ibn RazAacutem und Ibn al-AYacuteIacuter jedoch schloss sich DindAacuten dem thornAbdallAacuteh MaimUacutens Sohn an Ibn an-NadIacutem al-Fihrist S 240 Vgl Ibn al-AYacuteIacuter al-KAacutemil Bd VIII S 29 189 Ibn an-NadIacutem al-Fihrist S 240 Vgl Ibn al-AYacuteIacuter al-KAacutemil Bd VIII S 29 Laut FaqIacuteh BaliquestIacute war iexclahAacuterndashlaiquesttAacuten derjenige der die neuen Bekenntnisse finanziell unterstuumltzte FaqIacuteh BaliquestIacute BayAacuten S 69 190 Ibn al-AYacuteIacuter al-KAacutemil Bd VIII S 29 191 Ibn an-NadIacutem al-Fihrist S 240 Vgl Ibn al-AYacuteIacuter al-KAacutemil Bd VIII S 29 192 Ibn al-AYacuteIacuter al-KAacutemil Bd VIII S 29 193 Ibn an-NadIacutem al-Fihrist S 240 194 Ebd S 240 195 Stern bdquothornAbdallAacuteh ibn MaymUacutenldquo in EI2 Bd I S 48 196 Lewis B The origins of IsmAacutethornIacutelism A study of the historical background of the FAacuteOcircimid Caliphate Cambridge 1940 S 70 197 AOcirc-OacuteUacutesIacute al-Fihrist S 26 198 Ebd S 26 199 Ebd S 26 200 Ebd S 58
136
(gest 220) und thornAlIacute al-HAacutedIacute (gest 254)201 DindAacuten folgte der Tradition seines Vaters und
uumlberlieferte von allen seinen Lehrern auszliger frac14ammAacuted ibn thornIgravesAacute202 Jedoch wurde DindAacuten in den
schiitischen Quellen als schiitischer bdquoExtremistldquo (tradeAacutelIacute) bezeichnet203 und seine Uumlberndash
lieferungen zaumlhlten angeblich nicht zu den vertrauenswuumlrdigen204 Unter seinen Schriften sind
bdquoDer Einspruchldquo (al-Ifrac12tiordmAacuteordm) bdquoDie Prophetenldquo (al-AnbiyAacuteyuml) bdquoDie Zusammenfassung uumlber
den Aufrufldquo (al-MuiquesttaEgravear fIacute ad-dathornwa) und bdquoDie Defiziteldquo (al-MaYacuteAacutelib) zu erwaumlhnen die alle
nicht erhalten geblieben sind205 Der Titel des letzten Werkes weist auf seine EcircuthornUacutebIacutetischen
Tendenzen hin DindAacuten starb in der Stadt Qum206
Aufgrund der Tatsache dass in den ismailitischen Schriften weder sein Name noch seine
Werke erwaumlhnt werden scheint die Erklaumlrung plausibel dass DindAacuten sich zur Zwoumllferschiia
bekannte und im dritten Jahrhundert lebte207
VVVV1g frac14amza ibn 1g frac14amza ibn 1g frac14amza ibn 1g frac14amza ibn alalalal----frac14asan alfrac14asan alfrac14asan alfrac14asan al----IEgravefahAacutenIacuteIEgravefahAacutenIacuteIEgravefahAacutenIacuteIEgravefahAacutenIacute
Der beruumlhmte Philologe Historiker und Literat208 frac14amza al-IEgravefahAacutenIacute209 (gest vor 360)
stammte aus der Stadt IEgravefahAacuten im suumldlichen Gebiet Persiens210 Sein Vater al-frac14asan211 war ein
Schulmeister (muthornaddib)212 Die uumlberwiegende Zeit seines Lebens verbrachte al-IEgravefahAacutenIacute in
seiner Heimatstadt doch begab er sich zum Zwecke der Ausbildung und Sammlung diverser
relevanter Quellen213 mehrmals voruumlbergehend an andere Orte unter anderem mehrfach nach
201 Ebd S 104 202 Ebd S 104 203 Ebd S 26 Interessanterweise verfasste DindAacutens Vater ein Werk mit dem Titel bdquoWiderlegung der tradeAacutelIacute-Schialdquo (ar-Radd thornalAacute rsquol-tradeAacuteliyya) Ebd S 58 204 Ebd S 26 205 Ebd S 26 206 Ebd S 26 207 Lewis The origins of IsmAacutethornIacutelism S 70 208 Ibn an-NadIacutem al-Fihrist S 154 Vgl As-SamthornAacutenIacute thornAbd al-KarIacutem al-AnsAacuteb Bd I ed Al-YamAacutenIacute thornA Haidarabad 1962 S 284 YAacuteqUacutet Muthornordmam al-udabAacuteyuml Bd III S 1220 Ibn al-QifOcircIacute InbAacuteh Bd I S 370 209 AbUacute thornAbdallAacuteh frac14amza ibn al-frac14asan al-IEgravefahAacutenIacute oder al-IEgravebahAacutenIacute 210 Ibn a-NadIacutem al-Fihrist S 154 Vgl As-SamthornAacutenIacute al-AnsAacuteb Bd I S 284 YAacuteqUacutet Muthornordmam al-udabAacuteyuml Bd III S 1220 Ibn al-QifOcircIacute InbAacuteh Bd I S 370 211 As-SamthornAacutenIacute erwaumlhnt seinen Vater mit dem Namen al-frac14usain As-SamthornAacutenIacute al-AnsAacuteb Bd I S 284 Aus der Untersuchung der Werke von Autoren wie Ibn an-NadIacutem YAacuteqUacutet und Ibn frac34allikAacuten die dem frac14amza al-IEgravefahAacutenIacute Aufmerksamkeit schenkten geht aber hervor dass frac14amzas Vater al-frac14asan hieszlig Mittwoch E Die literarische Taumltigkeit Hamza al-IsbahAacutenIacutes Berlin 1909 S 4 212 AbUacute Nuthornaim Afrac12mad copyikr aiquestbAacuter IEgravebahAacuten Bd I ed Dedering S Leiden 1931 S 300 Vgl As-SamthornAacutenIacute al-AnsAacuteb Bd I S 284 213 Zum Verfassen seiner Werke insbesondere seiner Chronik stuumltzte sich al-IEgravefahAacutenIacute neben den fruumlheren und zeitgenoumlssischen schriftlichen Quellen auf den unmittelbaren Verkehr mit Personen verschiedener Nationen und religioumlser Richtungen Beispielsweise bezieht er sich fuumlr die Geschichte der roumlmischen Koumlnige nach der Herrschaft Alexanders bis zur hiordmra auf einen alten griechischen Mann der zwar Griechisch gut lesen und schreiben konnte aber kaum in der Lage war Arabisch zu sprechen Zur Loumlsung dieses Problems uumlbersetzte sein Sohn den Inhalt fuumlr al-IEgravefahAacutenIacute Zur Geschichte der Israeliten traf al-IEgravefahAacutenIacute einen juumldischen Gelehrten namens AEligadqiyAacute in Bagdad der behauptete die gesamte Thora auswendig rezitieren zu koumlnnen Al-IEgravefahAacutenIacute TAacuterIacuteiquest S 48 57
137
Bagdad214 In seiner Karriere als Philologe und Historiker verfasste er zahlreiche Schriften215
Al-IEgravefahAacutenIacute qualifizierte sich insbesondere auf dem Gebiet der persischen Sprache So
existierte laut YAacuteqUacutet zur Lebenszeit des frac14amza al-IEgravefahAacutenIacute kaum jemand der sich wie dieser
mit der persischen Sprache auskannte216 In diesem Zusammenhang verfasste er fuumlr den
buyidischen Koumlnig thornAplusmnd ad-Daula (reg 338-372) ein Werk mit dem Titel bdquoMerkmale und
Vergleich zwischen dem Arabischen und dem Persischenldquo (al-frac34aEgraveAacuteyumliEgrave wa rsquol-muwAacutezina bain
al-thornarabiyya wa rsquol-fAacutersiyya) in dem er fuumlr die persische Sprache Partei nahm217 Im
Folgenden wird als Kurztitel dieses Werkes bdquoal-MuwAacutezinaldquo gebraucht
frac14amza al-IEgravefahAacutenIacutes EcircuthornUacutebIacutetischen Tendenzen sind in der modernen Forschung umstritten
Waumlhrend Goldziher218 Brown219 Agius220 und Norris221 ihn als den Hauptvertreter der
linguistischen EacuteuthornUacutebiyya betrachten stellen sich andere Forscher wie Mittwoch222 und
Rosenthal223 dieser Ansicht entgegen Letztere neigen eher dazu dass al-IEgravefahAacutenIacute sich der
Bedeutung der arabischen Kultur durchaus bewusst war und keineswegs Partei fuumlr ein
bestimmtes Volk nahm
Fuumlr al-IEgravefahAacutenIacutes starke Sympathien fuumlr das Persertum und die EacuteuthornUacutebiyya sprechen jedoch
zahlreiche Belege in den arabischen Schriften Al-BIacuterUacutenIacute etwa betont ausdruumlcklich dass al-
IEgravefahAacutenIacute Fanatismus fuumlr die Perser zeigte (tathornaEgraveEgraveaba li-l-furs) da er in seiner Abhandlung uumlber
das persische Fest bdquoNaurUacutezldquo eine parteiergreifende Ansicht zum Sonnenjahr vertrat Dieses
Kalendersystem wurde von den Persern verwendet und umfasste 365 Tage und sechs
Stunden224 Obwohl aYacute-OtildeathornAacutelibIacute in der Einleitung seines Werkes bdquoFiqh al-lutradealdquo frac14amza al-
IEgravefahAacutenIacute unter seinen Gewaumlhrsmaumlnnern erwaumlhnt225 wirft er ihm vor dem Fanatismus fuumlr die
Perser verfallen zu sein da er viele arabische Begriffe als arabisierte Formen persischer
Woumlrter erklaumlrte226 Al-QifOcircIacute geht noch einen Schritt weiter und berichtet davon dass frac14amza
al-IEgravefahAacutenIacute aufgrund seines Fanatismus gegen das arabische Volk der EacuteuthornUacutebiyya
zugeschrieben wurde (kAacutena yunsab ilAacute ʼEcirc-EcircuthornUacutebiyya wa innahu yatathornaEgraveEgraveab thornalAacute rsquol-ummat al-
214 Rosenthal F bdquofrac14amza al-IEgravefahAacutenIacuteldquo in EI2 Bd III S 156 Er reiste einmal im Jahre 308 nach Bagdad und ein anderes Mal im Jahre 323 Letztere war seine dritte Reise nach Bagdad Al-IEgravefahAacutenIacute TAacuterIacuteiquest S 48 57 215 Ibn al-QifOcircIacute InbAacuteh Bd I S 371 216 YAacuteqUacutet Muthornordmam al-udabAacuteyuml Bd III S 1220 217 Ibn al-QifOcircIacute InbAacuteh Bd I S 370 Vgl As-SamthornAacutenIacute al-AnsAacuteb Bd I S 285 218 Goldziher Muhammedanische Studien Bd I S 209 219 Browne A literary history of Persia Bd I 269 f 220 Agius The Shuthornubiyyardquo in IQ Bd XXIV S 83 f 221 Norris ShuthornUacutebiyyahldquo in thornAbbAacutesid Belles-Lettres S 44 222 Mittwoch Die literarische Taumltigkeit S 29 223 Rosenthal bdquofrac14amza al-IEgravefahAacutenIacuteldquo in EI2 Bd III S 156 224 Al-B IacuterUacutenIacute AgraveYacuteAacuter S 52 225 AYacute-OtildeathornAacutelibIacute Fiqh al-lutradea Bd I S 15 226 Ebd Bd II S 414
138
thornarabiyya)227 In diesem Zusammenhang verfasste al-IEgravefahAacutenIacute mehrere Werke mit
EcircuthornUacutebIacutetischen Inhalten228
Uumlber die Aumluszligerungen der arabischen Autoren hinaus erweist die Analyse und Bewertung der
Schriften von frac14amza al-IEgravefahAacutenIacute dass er sehr wohl eine tiefe Zuneigung zu den Persern und
der persischen Sprache hatte Al-IEgravefahAacutenIacute strebte in seiner philologischen Arbeit mit Eifer
danach persische Lehnwoumlrter im Arabischen aufzuspuumlren und sogar persische Etymologien
fuumlr arabische Woumlrter zu erfinden Dieses Phaumlnomen war bei den EcircuthornUacutebIacutetischen Philologen
verbreitet229 Bei der etymologischen Erklaumlrung der Ortsnamen etwa ist eindeutig zu
erkennen dass al-IEgravefahAacutenIacute den Persern eine bdquohoumlhereldquo Stellung den Arabern gegenuumlber verlieh
Ihm zufolge ist die Etymologie des Stadtnamens bdquoBaEgraveraldquo auf den zusammengesetzten
persischen Ausdruck bdquobas-rAacutehldquo der so viel wie bdquoviele Wegeldquo bedeutet zuruumlckzufuumlhren Der
Grund fuumlr diese Benennung war dass die Stadt laut al-IEgravefahAacutenIacute uumlber viele Wege verfuumlgte die
zu anderen Orten fuumlhrten230 Zur Benennung des Gebiets bdquothornIrAacuteqldquo liefert al-IEgravefahAacutenIacute folgende
Erklaumlrungen Der Begriff bdquosAacutefrac12illdquo (Strand) bedeutet im Persischen so viel wie bdquoyumliyrAacutehldquo Daher
nennt man das in FAacuters gelegene Gebiet bdquoArdaEcircIacuter frac34urrahldquo aufgrund seiner Naumlhe zum Meer
bdquoyumlIyrAacutehistAacutenldquo Der arabisierten Form des Begriffes bdquoyumliyrAacutehldquo fuumlgten die Araber ein bdquoqldquo an und
bildeten bdquothornIyrAacuteqldquo231 In seinem Werk bdquoal-MuwAacutezinaldquo behauptet er dass die Benennung des
Ortes bdquoBaradAacutenldquo auf den persischen Begriff bdquobardah-dAacutenldquo der so viel wie bdquoSklavenortldquo
bedeutet zuruumlckzufuumlhren ist Der historische Grund dafuumlr ist dass Nebukadnezar die
juumldischen Sklaven an diesen Ort bringen lieszlig232 Aumlhnliche Bestrebungen sind bei der
Feststellung der persischen Urspruumlnge der arabisierten Pflanzennamen in al-IEgravefahAacutenIacutes Werk
bdquoal-MuwAacutezinaldquo zu erkennen Dieses Buch ist nicht im Ganzen erhalten geblieben doch seine
Fragmente sind unter anderem am Rand einer Version des Buches bdquoMinhAacuteordm al-bayAacutenldquo des
Mediziners Ibn sup1azla aus dem fuumlnften Jahrhundert zu finden233 Aus diesen Fragmenten die
AEligAacutediqIacute in einem Artikel mit den Titel bdquoQaOcircthornahAacuteyumlIacute bAacutezyAacutefta az kitAacuteb-i al-muwAacutezina-yi frac14amza-yi
227 Ibn al-QifOcircIacute InbAacuteh Bd I S 370 228 Ibn an-NadIacutem al-Fihrist (ed Tajaddod) S 154 In der von Gustav Fluumlgel edierten Ausgabe von bdquoal-Fihristldquo steht anstelle des Worts bdquoEacuteuthornUacutebiyyaldquo der Begriff bdquoEcircithornriyyaldquo (dichterisch) Damit verfasste frac14amza al-IEgravefahAacutenIacute laut Fluumlgel dichterische Werke und nicht EcircuthornUacutebIacutetische Aufgrund der aumlhnlichen Schreibweise des Wortes und al-IEgravefahAacutenIacutes EcircuthornUacutebIacutetischen Ansichten sowie seiner literarischen Werke sind beide Moumlglichkeiten zu beruumlcksichtigen Ibn an-NadIacutem Mufrac12ammad KitAacuteb al-fihrist ed Fluumlgel G Leipzig 1871 S 139 229 De Blois F bdquoNaṣrānī (Ναζωραῖος) and ḥanīf (ἐθνικός)ldquo in BSOAS Bd LXV 2002 S 1-30 (hier S 9) 230 YAacuteqUacutet Muthornordmam al-buldAacuten Bd I S 430 231 Ebd Bd IV S 94 Vgl Al-IEgravefahAacutenIacute at-TanbIacuteh S 113 232 Ebd Bd I S 375 f Nennenswert sind ebenso die Erklaumlrungen folgender Ortsnamen bdquoAl-BaiplusmnAacuteyumlldquo wurde etwa unter Herrschaft der Perser bdquoDar-i isfIacutedldquo genannt was im Persischen so viel wie bdquoder weiszlige Palastldquo bedeutet Dies wurde direkt ins Arabische uumlbertragen und die Stadt schlieszliglich bdquoal-BaiplusmnAacuteyumlldquo (weiszlig) genannt Ebd Bd I S 529 bdquoDuordmailldquo geht auf den persischen Namen bdquoDIacuteldAacute-kUacutedakldquo zuruumlck der so viel wie bdquoder kleine Tigrisldquo bedeutet Dies wurde arabisiert zu bdquoDuordmailldquo (der kleine Tigris) Ebd Bd II S 443 233 Diese Version befindet sich an der Teheraner Universitaumlt unter der Nummer 8190
139
IEgravefahAacutenIacuterdquo sammelte234 geht hervor dass sich al-IEgravefahAacutenIacute neben den persischen Etymologien
der Pflanzennamen fuumlr deren Aussprache innerhalb der diversen persischen Dialekte
interessierte Ein Beispiel dafuumlr ist der Kraumlutername bdquobAacuteordfarUacuteordmldquo235 Al-IEgravefahAacutenIacute teilt mit dass
dieser die arabisierte Form des Namens bdquowAacutezabrUacuteldquo aus dem hamadAacutenIacutedischen Dialekt ist Die
Ausprache aus ar-Rayy lautet bdquobAacuteordfarangldquo und aus IEgravefahAacuten bdquowAacutelangUacuteldquo236 Ein weiteres
Beispiel ist der Pflanzenname bdquosarmaqldquo237 was laut al-IEgravefahAacutenIacute die arabisierte Form von
bdquosarmaldquo aus dem Dialekt aus ar-Rayy ist In den Dialekten aus QAacutesAacuten und sup1iy bei IEgravefahAacuten
lautet sie bdquosarmaordmaldquo und bdquosarmaldquo238 Al-IEgravefahAacutenIacute suchte in seiner philologischen Arbeit
immer wieder nach Gelegenheiten die Perser und ihre Sprache hervorzuheben Er fuumlhrte
aufgrund der aumlhnlichen Aussprache etwa das arabische Wort bdquosAacutemldquo (Goldbarren) auf die
persische Etymologie bdquosIacutemldquo (silber) zuruumlck Solche Erklaumlrungen die laut aYacute-OtildeathornAacutelibIacute bei al-
IEgravefahAacutenIacute haumlufig zu finden sind haumllt ersterer fuumlr bdquopurenldquo Fanatismus239 Aumlhnliche philologische
Bestrebungen den Ursprung eines Wortes im Persischen nachzuweisen sind bei der
Erklaumlrung der Woumlrter bdquosarIacuterldquo (Thron) und bdquotAacuterIacuteiquestldquo (Geschichte) in seiner beruumlhmten Chronik
bdquoTAacuterIacuteiquest sinIacute mulUacutek al-arplusmn wa rsquol-anbiyAacuteyumlldquo zu finden Al-IEgravefahAacutenIacute meint bdquosarIacuterldquo sei kein
arabisches Wort sondern ein persisches zur Bezeichnung eines kleinen Thrones und die
Araber uumlbernahmen diese (Bezeichnung) von den Persern240 In der Einleitung seiner Chronik
behauptet er dass das Wort bdquotAacuterIacuteiquestldquo die arabisierte Form des Begriffes bdquomAacuteh-rUacutezldquo sei der im
Persischen so viel wie bdquoRechnung der Monate und Tageldquo bedeutete Laut al-IEgravefahAacutenIacute legte ein
sogenannter MaimUacuten ibn MihrAacuten thornUmar ibn al-frac34aOcircOcircAacuteb den Bericht seines Gebietes vom
Monat bdquoEacuteathornbAacutenldquo vor Dieser fragte bdquoWelchen EacuteathornbAacuten meinst du Diesen in dem wir jetzt sind
oder den kommenden EacuteathornbAacutenldquo thornUmar lieszlig die Gefaumlhrten versammeln und sagte ihnen bdquoDas
Hab und Gut hat sich vermehrt Was wir davon verteilt haben ist nicht nach einem
bestimmten Plan datiert Wie koumlnnen wir es kontrollierenldquo Sie antworteten bdquoDies muss
durch persische Regeln geloumlst werdenldquo Daraufhin fragte er HurmuzAacuten welcher darauf
erwiderte bdquoWir haben eine Rechnungsmethode namens mAacuteh-rUacutezlsquo und das bedeutet die
Rechnung der Monate und Tageldquo Die Araber arabisierten das Wort und bildeten davon
bdquomuwarriiquestldquo Hiervon wiederum bildeten sie den Infinitiv bdquotAacuterIacuteiquestldquo und verwendeten es241 Die
234 AEligAacutediqIacute thornA A bdquoQaOcircthornahAacuteyumlIacute bAacutezyAacutefta az kitAacuteb-i al-muwAacutezina-yi frac14amza-yi IEgravefahAacutenIacuteldquo in NAacutema-yi IgraverAacuten-i bAacutestAacuten Bd III 1381 S 3-61 235 Eine duftende Pflanze DihiquestudAacute thornA A Lutradeat-nAacutema Bd III Teheran 1993 S 3451 236 AEligAacutediqIacute bdquoQaOcircthornahAacuteyumlIacute bAacutezyAacuteftaldquo in NAacutema-yi IgraverAacuten-i bAacutestAacuten S 10 237 Eine Pflanze deren breite Blaumltter in der Medizin gebraucht werden DihiquestudAacute Lutradeat-nAacutema Bd VIII S 12009 238 AEligAacutediqIacute bdquoQaOcircthornahAacuteyumlIacute bAacutezyAacuteftaldquo in NAacutema-yi IgraverAacuten-i bAacutestAacuten S 20 Fuumlr weitere Beispiele dieser Art aus dem Werk bdquoal-MuwAacutezinaldquo siehe im selben Artikel S 8 ff 239 AYacute-OtildeathornAacutelibIacute Fiqh al-lutradea Bd II S 414 240 Al-IEgravefahAacutenIacute TAacuterIacuteiquest S 40 241 Ebd S 8
140
letzte Definition von al-IEgravefahAacutenIacute darf nicht bloszlig als die mangelhafte Erklaumlrung eines Begriffes
betrachtet werden vielmehr geht es in dieser Definition um die Betonung der von ihm
zugrunde gelegten bdquoUumlberlegenheitldquo der Perser auf den Gebieten Datierung und Geschichte
Der Grund hierfuumlr ist dass frac14amza al-IEgravefahAacutenIacute diese Begriffserklaumlrung in der Einleitung seiner
Chronik gebraucht Abgesehen davon verbindet er die Uumlbernahme dieses Begriffes seitens der
Araber in einer Erzaumlhlung mit dem Bedarf der Araber nach einer Rechnungsmethode Dieses
Problem wurde letztendlich durch die Perser und ihr bdquomAacuteh-rUacutezldquo behoben Ein weiteres
Beispiel im Bezug auf al-IEgravefahAacutenIacutes Parteinahme fuumlr die Perser gegenuumlber den Arabern ist auch
in der Einleitung seines Werkes bdquoPraumlchtige Perlen in gelaumlufigen Sprichwoumlrternldquo (ad-Durrat
al-fAacuteiquestira fIacute rsquol-amYacuteAacutel as-sAacuteyumlira)242 zu finden das er den arabischen Sprichwoumlrtern nach dem
Muster bdquoafthornalldquo widmete Hier begruumlndet er die zentrale Rolle der Tiere in den arabischen
Sprichwoumlrtern zunaumlchst damit dass die arabischen Beduinen mitten in der Wildnis lebten und
ausschlieszliglich vom Umgang mit diesen gepraumlgt waren
bdquoDie meisten Sprichwoumlrter der Araber haben mit Tieren zu tun Sie (die Araber) schmaumlhen und loben (die Menschen) nur mit den Eigenschaften die sie in den Tieren finden denn Gott verlieh den Tieren Wissen und Schlauheit auch gab er ihnen den Verstand wie sie leben muumlssen Der Grund weshalb die Araber sich mit dieser Verwendung von den anderen Voumllkern unterscheiden ist dass ihre Beduinen ihre Haumluser inmitten der wilden (groszligen) Tiere Schlangen Fliegen und Insekten bauten Sie werden von nichts beeinflusst auszliger von diesen Tieren und oumlffnen ihre Augen fuumlr nichts auszliger fuumlr deren Arten und schlieszliglich sehen sie nichts auszliger ihnen Sie betrachten das Verhalten jener Tiere und finden dieses Verhalten unterschiedlich (in jedem Tier existiert ein typisches Verhalten) Danach sahen sie all diese Verhaltensweisen auch in einem Menschen vertreten Den Fleiszlig eines Wolfes die Wachsamkeit eines Raben und die Fuumlhrung einer roten Ameise (hellip)ldquo243
Anschlieszligend teilt er mit dass die arabischen Staumldter diese Form der Sprichwoumlrter von den
Beduinen uumlbernahmen und sie fuumlr ihre Angelegenheiten benutzten244 Doch laumlsst al-IEgravefahAacutenIacute
auch hier die Perser eine bdquouumlbergeordneteldquo Stellung im Vergleich zu den Arabern einnehmen
indem er behauptet dass die Perser den Vergleich (tamYacuteIacutel) mit den Tieren fruumlher als die
Araber gebraucht haumltten Der Grund dafuumlr sei jedoch die persische Weisheit und Logik im
Gegensatz zu den Arabern die dies aufgrund ihres Zusammenlebens mit den Tieren tun
wuumlrden245 Hierfuumlr gibt al-IEgravefahAacutenIacute einige Beispiele Es wurde von einem persischen Koumlnig in
den Fuumlrstenspiegeln folgendes uumlberliefert
bdquoZum Heeresdienst eignet sich nur jemand in dem Charaktereigenschaften der Tiere existieren Das Herz des Loumlwen die Angriffslust des Wolfes die Schlauheit des Fuchses
242 Ein weiterer Titel dieses Werkes lautet bdquoDas Buch der Sprichwoumlrter nach dem Muster afthornalldquo (KitAacuteb al-amYacuteAacutel thornalAacute afthornal) Al-IEgravefahAacutenIacute frac14amza ad-Durrat al-fAacuteiquestira fIacute rsquol-amYacuteAacutel as-sAacuteyumlira Bd I ed QuOcircAacutemaEcirc thornA Kairo 1972 S 55 Vgl Mittwoch Die literarische Taumltigkeit S 33 243 Ebd Bd I S 59 f 244 Ebd Bd I S 61 245 Ebd Bd I S 61
141
die Geduld der Katze die Vorsicht des Raben die Wachsamkeit des Kranichs der Ortssinn der Taube und die Wehrhaftigkeit der Wespeldquo246
In einem weiteren Beispiel aus dem persischen Kulturkreis zitiert al-IEgravefahAacutenIacute die beruumlhmte
Person Buzarǧumihr den Groszligwesir des sassandischen Koumlnigs AnUacuteEcircIacuterwAacuten (reg 531-579 n
Chr) Dieser gilt in der persischen Kultur als besonders weise247 und soll auf die Frage
wodurch er seine Erfolge erzielt habe geantwortet haben bdquoFruumlh aufstehen wie ein Rabe
gierig sein wie ein Schwein strebsam wie ein Wolf und geduldig wie eine Katzeldquo248
In Bezug auf IEgravefahAacutenIacutes Parteiname fuumlr das Persertum sind auch folgende Belege zu erwaumlhnen
Er berechnete in seiner Chronik in einem besonderen Kapitel auf welchen Tag des
islamischen Mondkalenders jeweils der persische Feiertag NaurUacutez fiel und zwar vom Jahre
der hiordmra bis zu seiner eigenen Zeit249 Im selben Werk beginnt er vor der Schilderung der
historischen Ereignisse der Araber und ihrer Herrschaft absichtlich mit der Geschichte des
persischen Altertums und erwaumlhnt viele Daten aus dieser Epoche Dies legt wie Goldziher es
bewertet Zeugnis ab von al-IEgravefahAacutenIacutes Bestreben seinen muslimischen Zeitgenossen die
bdquoprachtvolleldquo Vergangenheit der Perser vor Augen zu fuumlhren250 Die Titel der von al-IEgravefahAacutenIacute
verfassten Werke wie bdquoDas Buch von IEgravefahAacuten und seinen Geschichtenldquo (KitAacuteb IEgravebahAacuten wa
aiquestbAacuteruhAacute) das anscheinend einen politischen und biographischen Charakter hatte251 sowie
bdquoDas Buch der Feste der Perser von BatradedAacutedldquo (KitAacuteb athornyAacuted BatradedAacuted al-furs) zeigen ebenfalls
seine Vorliebe fuumlr das Persertum Beide Buumlcher sind nicht erhalten252
Vor der Definition des Begriffes bdquoEcircuthornUacutebIacuteldquo ist folgende Erklaumlrung erforderlich An einer
Stelle im bdquoMurUacuteordm aordf-ordfahabldquo behauptet al-MasthornUacutedIacute die Zugehoumlrigkeit einer Gruppe von
kalAacutem-Gelehrten wie regirAacuter ibn thornAmr (gest um 190) OtildeumAacutema ibn AEcircras (gest um 227) und
al-sup1Aacutefrac12iatilde (gest 255) zur EacuteuthornUacutebiyya denn jene Maumlnner bevorzugten bei der Besetzung des
Kalifats die Nabataumler gegenuumlber den Arabern253 Diese Einstellung geht auf die Grundlehre
der regirAacuteriyya zuruumlck Nach regirAacuter ibn thornAmr dem Gruumlnder der regirAacuteriyya kann jeder Glaumlubige
die Leitung (imAacutema) der islamischen Gemeinschaft uumlbernehmen Diese Lehre der
Gleichberechtigung bildete die Grundansicht einiger Gruppierungen wie die der frac34AacutewAacuteriordm254
246 Ebd Bd I S 62 247 DihiquestudAacute Lutradeat-nAacutema Bd III S 4077 248 Al-IEgravefahAacutenIacute ad-Durrat al-fAacuteiquestira Bd I S 62 249 Al-I EgravefahAacutenIacute TAacuterIacuteiquest S 104 ff 250 Goldziher Muhammedanische Studien Bd I S 210 251 Rosenthal bdquofrac14amza al-IEgravefahAacutenIacuteldquo in EI2 Bd III S 156 252 Ibn an-NadIacutem al-Fihrist S 154 Vgl As-SamthornAacutenIacute al-AnsAacuteb Bd I S 284 YAacuteqUacutet Muthornordmam al-udabAacuteyuml Bd III S 1220 f Ibn al-QifOcircIacute InbAacuteh Bd I S 335 253 Al-MasthornUacutedIacute MurUacuteordm Bd II S 53 254 Ibn frac14azm thornAl Iacute al-FaEgravel fIacute rsquol-milal wa rsquol-ahwAacuteyuml wa rsquon-nifrac12al Bd IV ed NaEgraver M I und thornUmaira thornA Beirut 1985 S 152
142
Muthorntazila255 und EacuteuthornUacutebiyya (Ahl at-taswiyya) Waumlhrend aEcirc-EacuteahristAacutenIacute davon berichtet dass die
Vertreter der regirAacuteriyya die Nabataumler den QuraiEcircIacuteten256 vorzogen verraumlt Ibn frac14azm dass diese
das Amt des Imams lieber mit frac14abaEcircIacuteten besetzen wollten als mit QuraiEcircIacuteten257 In beiden der
oben genannten Berichte wird diese Bevorzugung damit begruumlndet dass Nabataumler und
frac14abaEcircIacuteten im Falle eines Verstoszliges gegen das islamische Recht (Scharia) einfacher
abzusetzen seien Diese Uumlberlegung geht aber nicht auf die Idee der EacuteuthornUacutebiyya zuruumlck
sondern ist lediglich durch pragmatische Machtpolitik zu begruumlnden Daruumlber hinaus war al-
sup1Aacutefrac12iatilde wie im Folgenden dargestellt wird einer der schaumlrfsten Kritiker der EacuteuthornUacutebiyya und
kann daher keineswegs als deren Mitglied betrachtet werden Alle diese genannten Personen
wurden in der vorliegenden Dissertation deshalb nicht als Mitglieder der EacuteuthornUacutebiyya
beruumlcksichtigt
VVVV2222 Die acht Kategorien aus den Prosopographien Die acht Kategorien aus den Prosopographien Die acht Kategorien aus den Prosopographien Die acht Kategorien aus den Prosopographien AAAAnnnnnaumlhernaumlhernaumlhernaumlherung an den Begriff bdquoung an den Begriff bdquoung an den Begriff bdquoung an den Begriff bdquoEcircuthornUacutebIacuteEcircuthornUacutebIacuteEcircuthornUacutebIacuteEcircuthornUacutebIacuteldquoldquoldquoldquo
Aus den vorangegangenen Charakterisierungen derjenigen Personen die in den arabischen
Quellen unmittelbar mit dem Attribut bdquoEcircuthornUacutebIacuteldquo bezeichnet werden lassen sich Kategorien
entwickeln die eine Annaumlherung an den Begriff bdquoEcircuthornUacutebIacuteldquo ermoumlglichen Diese Annaumlherung ist
gleichzeitig eine vorlaumlufige Definition welche im weiteren Verlauf zu einer erweiterten
vertiefenden Defintion des Begriffes bdquoEcircuthornUacutebIacuteldquo fuumlhrt (Kapitel VII) sowie zu einer umfassenden
Charakterisierung der EacuteuthornUacutebiyya Die acht ermittelten Kategorien sind
1) Nicht-arabische Herkunft 2) Intellektualitaumlt und Bekleidung gehobener beruflicher
Positionen 3) Notwendigerweise Muslim Tendenz zum Schiismus 4) walAacuteyuml-Status 5)
Fruumlhere Zugehoumlrigkeit zum Zoroastrismus 6) Beschuldigung der zandiqa 7) Enge Verndash
bindung mit den Barmakiden und den Sahls und 8) Fanatismus
VVVV2a2a2a2a NichtNichtNichtNicht----arabische Herkunfarabische Herkunfarabische Herkunfarabische Herkunf
Zum Herkunftsort der vier als bdquoEcircuthornUacutebIacuteldquo bezeichneten Persoumlnlichkeiten liefern die prosondash
pographischen Werke praumlzise Angaben IsmAacutethornIacutel ibn YasAacuter stammte urspruumlnglich aus FAacuters258258258258
und Sahl ibn HAacuterUacuten aus DastamiysAacuten in der Naumlhe von al-AhwAacutez259259259259 frac14amza al-IEgravefahAacutenIacute wurde
in IEgravefahAacuten geboren und behielt diese Stadt trotz vieler Reisen waumlhrend seines ganzen Lebens
255 Ebd Bd IV S 152 256 AEcirc-EacuteahristAacutenIacute al-Milal Bd I S 90 f 257 Ibn frac14azm al-FaEgravel Bd IV S 152 258 Al-IEgravefahAacutenIacute al-AtradeAacutenIacute Bd IV S 288 Vgl Ibn thornAsAacutekir TAacuterIacuteiquest Bd LXXI S 322 259 Ibn an-NadIacutem al-Fihrist S 133 Vgl YAacuteqUacutet Muthornordmam al-udabAacuteyuml Bd III S 1409 Al-KutubIacute FawAacutet Bd II S 84 AEgrave-AEligafadIacute al-WAacutefIacute Bd XVI S 18
143
als Wohnsitz260260260260 DindAacuten stammte urspruumlnglich aus al-AhwAacutez261261261261 Alle diese Orte liegen im
suumldlichen Teil Persiens Die exakten Herkunftsorte der weiteren hier behandelten
Persoumlnlichkeiten lassen sich hingegen nicht feststellen Aus den Quellen geht etwa hervor
dass thornAllAacuten aEcirc-EacuteuthornUacutebIacutes Herkunft in Persien lag (aEgraveluhu min al-furs)262262262262 uumlber den praumlzisen Ort
in Persien ist aber nichts bekannt Bei den beiden uumlbrigen Personen naumlmlich AbUacute thornUbaida
und IbrAacutehIacutem ibn IsmAacutethornIacutel al-thornAbartAacuteyumlIacute ist lediglich zu belegen dass ihre Vorfahren
urspruumlnglich von den thornAordmam stammten (thornaordmamIacute rsquol-aEgravel)263263263263 Aufgrund seines Beinamens (al-
thornAbartAacuteyumlIacute) ist es nicht ausgeschlossen dass IbrAacutehIacutem ibn IsmAacutethornIacutel ein Nabataumler war doch sein
Gedicht in dem er sich als bdquoSohn kisrAacutesldquo bezeichnet264264264264 laumlsst vermuten dass IbrAacutehIacutem
urspruumlnglich aus Persien stammte
Aufgrund des in den Studien uumlber die EacuteuthornUacutebiyya haumlufig auftauchenden Schluumlsselbegriffs
bdquothornAordmamldquo wird an dieser Stelle kurz auf seine praumlzise Definition eingegangen
Der Begriff bdquothornAordmam plu AthornAacuteordmimldquo wird in der arabischen Sprache woumlrtlich fuumlr die Menschen
verwendet die durch bdquothornuordmmaldquo auffallen was eine wirre und unverstaumlndliche Aussprache
bedeutet265 So gilt bdquothornuordmmaldquo als das Gegenteil des Hocharabischen (fuEgravefrac12a) und bdquothornAordmamldquo steht
in der Umayyadenepoche im Allgemeinen fuumlr bdquoNicht-Araberldquo dabei insbesondere fuumlr die
wichtigsten nicht-arabischen Nachbarn die Perser266 Nachdem die kulturelle Auseinanderndash
setzung zwischen Arabern und Persern in der spaumlteren Zeit der Abbasiden nachgelassen hatte
blieb der Begriff bdquothornAordmamldquo zur ethnischen Differenzierung gebraumluchlich und stand nun
ausschlieszliglich fuumlr die Perser (furs)267
Auf der Grundlage dieser Begriffsklaumlrung ergibt sich eindeutig dass alle Personen die in
arabischen Schriften direkt mit dem Attribut bdquoEcircuthornUacutebIacuteldquo bezeichnet werden Perser waren Sie
hatten entweder persische Vorfahren oder waren in Persien geboren und aufgewachsen Ob
die EacuteuthornUacutebiyya aber einen bdquorein persischenldquo oder bdquomultinationalenldquo Charakter besaszlig soll in der
vorliegenden Arbeit spaumlter durch Analyse der Biographien weiterer ihrer Vertreter genauer
untersucht werden
260 Ebd S 154 Vgl As-SamthornAacutenIacute al-AnsAacuteb Bd I S 284 YAacuteqUacutet Muthornordmam al-udabAacuteyuml Bd III S 1220 Ibn al-QifOcircIacute InbAacuteh Bd I S 370 261 AOcirc-OacuteUacutesIacute al-Fihrist S 22 262 Ibn an-NadIacutem al-Fihrist S 118 Vgl YAacuteqUacutet Muthornordmam al-udabAacuteyuml Bd IV S 1631 AEgrave-AEligafadIacute al-WAacutefIacute Bd XIX S 558 263 Ebd S 59 Vgl AEgrave-AEligafadIacute al-WAacutefIacute Bd V S 325 264 Ibn BakkAacuter AiquestbAacuter al-muwaffaqiyAacutet S 314 265 Gabrieli F bdquothornAdjamldquo in EI2 Bd I S 206 Vgl Ibn ManatildeUacuter LisAacuten al-thornarab Bd IX S 67 f 266 Ebd Bd I S 206 267 Ebd Bd I S 206 Vgl frac34AacuteliqIacute MuOcirclaq ZabAacuten wa adab fAacutersIacute S 1
144
V2b V2b V2b V2b IntellektualitaumltIntellektualitaumltIntellektualitaumltIntellektualitaumlt und und und und Bekleidung gehobenerBekleidung gehobenerBekleidung gehobenerBekleidung gehobener berufliche berufliche berufliche beruflicherrrr Position Position Position Positionenenenen
Aus der Analyse der Lebenslaumlufe der oben genannten Vertreter der EacuteuthornUacutebiyya geht hervor
dass sie hochqualifizierte und gebildete Maumlnner waren die gehobene soziale bzw berufliche
Positionen bekleideten Abgesehen von IbrAacutehIacutem ibn IsmAacutethornIacutel der in den arabischen Quellen
ambivalent ndash bei sup1Aacutefrac12iatilde als gescheiterter268 bei Ibn an-NadIacutem dagegen als eloquenter
Sekretaumlr269 ndash dargestellt wird erscheinen alle weiteren Personen eindeutig als hochgebildet
und auf ihrem Gebiet qualifiziert Ein relevantes Merkmal der Fachkompetenz der Vertreter
der EacuteuthornUacutebiyya ist dass diese (Kompetenz) meistens nicht nur auf einen einzigen
wissenschaftlichen oder literarischen Bereich beschraumlnkt war sondern sich auf unterndash
schiedliche Gebiete erstreckte Entsprechend heterogen sehen die Berufsfelder innerhalb der
EacuteuthornUacutebiyya aus Bei den oben genannten Personen sind folgende Berufe und Ausbildungen zu
erwaumlhnen IsmAacutethornIacutel ibn YasAacuter galt als ein beruumlhmter Dichter der zahlreiche Dichtungen
hervorbrachte und am umayyadischen Hof verkehrte270 Der schon zu seiner Zeit beruumlhmte
Vertreter der EacuteuthornUacutebiyya Sahl ibn HAacuterUacuten betaumltigte sich zuerst als Sekretaumlr des beruumlhmten
Wesirs Yafrac12yAacute ibn frac34Aacutelid al-BarmakIacute271 spaumlter als Geheimsekretaumlr von al-MayumlmUacuten (reg 198-
218) und Direktor des bdquoBait al-frac12ikmaldquo272 Er gilt ebenfalls als ein bedeutender Autor273 und
Uumlbersetzer mittelpersischer Schriften274 und kannte sich zudem mit Poesie und Dichtung
aus275 AbUacute thornUbaida und thornAllAacuten aEcirc-EacuteuthornUacutebIacute wurden auf dem Gebiet der Genealogie (thornilm al-
ansAacuteb) beruumlhmt und verfassten maYacuteAacutelib-Werke276 thornAllAacuten aEcirc-EacuteuthornUacutebIacute betaumltigte sich zudem als
Abschreiber von Buumlchern im bdquoBait al-frac12ikmaldquo unter ar-RaEcircIacuted und al-MayumlmUacuten277 AbUacute thornUbaida
der am abbasidischen Hof verkehrte und seine Buumlcher dem Kalifen ar-RaEcircIacuted vorlas278 glaumlnzte
zusaumltzlich als ein hervorragender Philologe Uumlberlieferer und Koranexeget279 Die
uumlberlieferten Angaben uumlber DindAacuten sind von geringem Umfang Trotzdem geht aus dem Titel
268 Al-sup1Aacutefrac12iatilde RasAacuteyumlil Bd II S 152 269 Ibn an-NadIacutem al-Fihrist S 137 270 Al-IEgravefahAacutenIacute al-AtradeAacutenIacute Bd IV S 295 Vgl AEgrave-AEligafadIacute al-WAacutefIacute Bd IX S 243 f 271 Ibn al-AbbAacuter IthorntAacuteb S 85 272 Ibn an-NadIacutem al-Fihrist S 133 13 Vgl YAacuteqUacutet Muthornordmam al-udabAacuteyuml Bd III S 1409 Al-KutubIacute FawAacutet Bd II S 84 AEgrave-AEligafadIacute al-WAacutefIacute Bd XVI S 18 273 Al-sup1Aacutefrac12iatilde al-BayAacuten Bd I S 52 274 Ibn an-NadIacutem al-Fihrist S 134 275 Ebd S 134 276 Ibn Qutaiba al-MathornAacuterif S 543 Vgl Ibn al-QifOcircIacute InbAacuteh Bd III S 276 Ibn an-NadIacutem al-Fihrist S 118 YAacuteqUacutet Muthornordmam al-udabAacuteyuml Bd IV S 1631 AEgrave-AEligafadIacute al-WAacutefIacute Bd XIX S 558 277 Ibn an-NadIacutem al-Fihrist S 118 Vgl YAacuteqUacutet Muthornordmam al-udabAacuteyuml Bd IV S 1631 AEgrave-AEligafadIacute al-WAacutefIacute Bd XIX S 558 278 Al-frac34aOcircIacuteb al-BatradedAacutedIacute TAacuterIacuteiquest Bd XIII S 255 f Vgl Ibn frac34allikAacuten WafayAacutet Bd V S 238 YAacuteqUacutet Muthornordmam al-udabAacuteyuml Bd VI S 2709 Aordf-copyahabIacute Siyar Bd IX S 446 279 Ibn frac34allikAacuten WafayAacutet Bd V S 235 Vgl Ibn thornAsAacutekir TAacuterIacuteiquest Bd LIX S 423 YAacuteqUacutet Muthornordmam al-udabAacuteyuml Bd VI S 2704 Ibn al-AYacuteIacuter al-KAacutemil Bd VI S 390
145
seines Werkes bdquoal-MaYacuteAacutelibldquo hervor dass er sich mit der Genealogie auskannte280 Zusaumltzlich
war er Spezialist auf dem Gebiet der Sternkunde281 DindAacuten war ebenfalls als Sekretaumlr bei
Afrac12mad ibn AbIacute Dulaf (gest 280) taumltig282 frac14amza al-IEgravefahAacutenIacute der sein Werk bdquoal-Muwazinaldquo
fuumlr den buyidischen Koumlnig thornAplusmnd ad-Daula verfasste283 glaumlnzte auf dem Gebiet der
Philologie284 ebenso wie in Literatur und Geschichtsschreibung285 So waren die Vertreter der
EacuteuthornUacutebiyya hochqualifizierte Maumlnner die gehobene soziale Positionen einnahmen und Zugang
zu den Houmlfen zeitgenoumlssiger Herrscher hatten
VVVV2c2c2c2c NotwendigerweiseNotwendigerweiseNotwendigerweiseNotwendigerweise Muslim Tendenz zum Schiismus Muslim Tendenz zum Schiismus Muslim Tendenz zum Schiismus Muslim Tendenz zum Schiismus
Alle oben genannten Personen bekannten sich ausnahmslos zum Islam Ob die EacuteuthornUacutebiyya
ausschlieszliglich im Rahmen des Islam zu verstehen ist oder einen multireligioumlsen Charakter
besaszlig laumlsst sich klaumlren wenn die Lebenslaumlufe weiterer Vertreter der EacuteuthornUacutebiyya analysiert
werden
Dem DindAacuten286 sowie Sahl ibn HAacuterUacuten287 schreiben die Quellen daruumlber hinaus die
Anhaumlngerschaft zum Schiismus zu Waumlhrend den Biographien zu entnehmen ist dass DindAacuten
der Zwoumllferschiia angehoumlrte288 existieren keine naumlheren Angaben uumlber Sahl ibn HAacuterUacutens
genaues Bekenntnis innerhalb des Schiismus Obwohl also lediglich zwei der sieben
genannten Vertreter der EacuteuthornUacutebiyya dem Schiismus zuzurechnen sind unterstuumltzen die
Aumluszligerungen al-BatradedAacutedIacutes uumlber diverse Angehoumlrige der bdquoBAacuteOcirciniyyaldquo die verschiedene Zweige
des Schiismus wie bdquoZaidiyyaldquo bdquoImAacutemiyyaldquo und bdquosup3ulAacutetldquo umfasst jedoch die starke
Vermutung dass die Vertreter der EacuteuthornUacutebiyya besonders zum Schiismus tendierten
bdquoDiejenigen bei denen BAacuteOcirciniyya verbreitet ist sind wie folgt Die erste Gruppe von ihnen ist die einfache Bevoumllkerung (thornAacutemma) deren Augen fuumlr die Wissenschaft und deren Beweise getoumltet wurden (d h geschlossen sind) sowie die Nabataumler Kurden und Kinder der Zoroastrier Die zweite Gruppe ist die EacuteuthornUacutebiyya die den thornAordmam gegenuumlber den Arabern einen Vorzug verleiht und die sich die Ruumlckkehr der Herrschaft der thornAordmam wuumlnscht Die dritte Gruppe sind die dummen Menschen von BanIacute RabIacutethorna (al-BatradedAacutedIacute bezeichnet sie als Schafe von BanIacute RabIacutethornaʼ) die aus Wut uumlber die Abstammung des Propheten Mufrac12ammad vom Stamm der Muplusmnar dazu neigenldquo289
280 Ibn al-AYacuteIacuter al-KAacutemil Bd VIII S 29 281 Ibn an-NadIacutem al-Fihrist S 240 282 Ebd S 239 f 283 Ibn al-QifOcircIacute InbAacuteh Bd I S 370 Vgl As-SamthornAacutenIacute al-AnsAacuteb Bd I S 285 284 Ebd S 370 Vgl YAacuteqUacutet Muthornordmam al-udabAacuteyuml Bd III S 1220 285 Ibn an-NadIacutem al-Fihrist S 154 Vgl As-SamthornAacutenIacute al-AnsAacuteb Bd I S 284 YAacuteqUacutet Muthornordmam al-udabAacuteyuml Bd III S 1220 286 AOcirc-OacuteUacutesIacute al-Fihrist S 22 287 Ad-DamIacuterIacute frac14ayAacutet al-frac12ayawAacuten Bd I S 313 288 Al-BatradedAacutedIacute al-Farq S 315 f Vgl AOcirc-OacuteUacutesIacute al-Fihrist S 22 289 Ebd S 285
146
An dieser Stelle ist jedoch zu bedenken dass der Schiismus als religioumlses Phaumlnomen in der
islamischen Geschichte eine lange Entwicklung erlebte in deren Verlauf sich sein Charakter
mehrmals grundlegend veraumlnderte290 Ebenso ist unter dem Begriff bdquoEcircIacutethornaldquo in den klassischen
arabischen Quellen nicht ausschlieszliglich die Zwoumllferschia zu verstehen sondern auch ihre
weiteren Zweige wie Ismailiyya Zaidiyya KAacutemiliyya Sie alle betrachten thornAlIacute ibn AbIacute OacuteAacutelib
den Schwiegersohn und Vetter des Propheten Mufrac12ammad als dessen legitimen Nachfolger
und ihren ersten Imam291 Im weiteren Verlauf der Dissertation wird daher auch darauf
eingegangen zu welcher schiitischen Gruppierung die Vertreter der EacuteuthornUacutebiyya gehoumlrten
sofern die Quellen naumlhere Angaben dazu liefern
VVVV2d2d2d2d MMMMaulAacuteaulAacuteaulAacuteaulAacute----StatusStatusStatusStatus
Einige der oben genannten Personen wie IsmAacutethornIacutel ibn YasAacuter292 AbUacute thornUbaida293 und DindAacuten294
gehoumlrten zu den MawAacutelIacute Uumlber den maulAacute-Status der weiteren Personen schweigen die
Quellen Wie bereits erwaumlhnt wurde die Integration der Neumuslime in die auf
Stammesprinzipien basierende arabische Gesellschaft durch eine Art Affiliation an einen
arabischen Stamm oder eine arabische Person durchgefuumlhrt Diesen Bund nannte man
walAacuteyuml295 Der soziale Status der MawAacutelIacute innerhalb der arabischen Gesellschaft insbesondere
unter der umayyadischen Herrschaft wurde oben ausfuumlhrlich dargelegt
Uumlber die Bewertung der walAacuteyuml aumluszligert sich nur ein einziger der oben genannten Vertreter der
EacuteuthornUacutebiyya naumlmlich Sahl ibn HAacuterUacuten Er verabscheut die walAacuteyuml und lehnt ihre Durchfuumlhrung
strikt ab In einem Wortspiel (Kalb ist der Name eines arabischen Stammes und arab Hund)
verunglimpft er sie
bdquoWill denn Kalbʼ dass ich mich (durch walAacuteyuml) zu seiner Verwandtschaft zaumlhle Gar wenig Wissenschaft ist zu finden bei den Hunden (kalb)ldquo296
Trotz fehlender Belege fuumlr diese Ansicht bei den uumlbrigen der oben genannten Vertreter der
EacuteuthornUacutebiyya kann Sahls Dichtung eventuell als ein Beispiel fuumlr die EcircuthornUacutebIacutetischen Anschauung
uumlber die walAacuteyuml betrachtet werden Eine tiefergehende Behandlung dieser Thematik ist der
290 Halm H Die Schia Darmstadt 1988 S 1 291 AgraveqAacute NUacuterIacute thornA bdquoEacuteIacutethorna wa taEcircayyuthorn mafhUacutemEcircinAacutesIacute mAacutehiyat wa iquestAacutestgAacutehldquo in EacuteIacutethornaEcircinAacutesIacute Bd XI 1384 S 39-64 (hier S 50 f) 292 Al-IEgravefahAacutenIacute al-AtradeAacutenIacute Bd IV S 285 Vgl Ibn thornAsAacutekir TAacuterIacuteiquest Bd LXXI S 323 AEgrave-AEligafadIacute al-WAacutefIacute Bd IX S 241 293 Ibn an-NadIacutem al-Fihrist S 58 Vgl Ibn frac34allikAacuten WafayAacutet Bd V S 235 Az-ZubaidIacute OacuteabaqAacutet S 192 As-SIacuterAacutefIacute AiquestbAacuter an-nafrac12wiyIacuten S 80 294 AOcirc-OacuteUacutesIacute al-Fihrist S 22 295 Juda MawAacutelIacute S 70 Vgl Crone bdquoMawlAacuteldquo in EI2 Bd VI S 875 296 Al-frac14uEgraverIacute Zahr Bd I S 577 Uumlbersetzung nach Goldziher Muhammedanische Studien Bd I S 162
147
Biographieanalyse weiterer Vertreter der EacuteuthornUacutebiyya vorbehalten natuumlrlich nur soweit die
Quellen naumlhere Informationen dazu liefern
VVVV2e2e2e2e Fruumlhere Zugehoumlrigkeit zu Fruumlhere Zugehoumlrigkeit zu Fruumlhere Zugehoumlrigkeit zu Fruumlhere Zugehoumlrigkeit zummmm ZoroastrismusZoroastrismusZoroastrismusZoroastrismus
Hier geht es um EacuteuthornUacutebIacuteten die nicht als Muslim geboren wurden sondern als Zoroastrier die
aber spaumlter zum Islam konvertiert sind Ein Beispiel dafuumlr ist Sahl bin Harun der zu den
adligen Zoroastriern gehoumlrte und mit seinen Soumlhnen erst unter dem abbasidischen Kalifen ar-
RaEcircIacuted (reg 170-193) zum Islam konvertierte297 Ob Sahl ein Sonderfall war oder tatsaumlchlich
weitere Personen mit EcircuthornUacutebIacutetischen Ansichten als Zoroastrier geboren wurden und erst spaumlter
zum Islam uumlbertraten setzt die Betrachtung der Biographien weiterer Mitglieder der
EacuteuthornUacutebiyya voraus
V2f V2f V2f V2f Beschuldigung der Beschuldigung der Beschuldigung der Beschuldigung der zandiqazandiqazandiqazandiqa
Die Beschuldigung der zandiqa war in der fruumlhabbasidischen Epoche weit verbreitet und gilt
als eine relevante Thematik in der klassisch-islamischen Geschichte Sie ist auch bei den
Vertretern der EacuteuthornUacutebiyya nicht zu uumlbersehen thornAllAacuten aEcirc-EacuteuthornUacutebIacute298 und IbrAacutehIacutem ibn IsmAacutethornIacutel al-
KAacutetib299 z B wurde vogeworfen zum Dualismus (Yacuteanawiyya) und damit zur zandiqa zu
gehoumlren AbUacute thornUbaida wurde zwar nicht direkt der zandiqa beschuldigt aber als bdquoreligionsndash
verdaumlchtigldquo (madiquestUacutel ad-dIacuten) bezeichnet300
In der modernen Forschung ist die Verbindung zwischen der EacuteuthornUacutebiyya und zandiqa
umstritten Waumlhrend Goldziher301 Norris302 QaddUacutera303 und NabIacuteh frac14iordmAacuteb304 darauf beharren
dass die EacuteuthornUacutebiyya als ein nicht von der zandiqa trennbares Phaumlnomen zu definieren ist
vertritt Chokr die Ansicht dass eine Verknuumlpfung zwischen den beiden nicht haltbar sei305
Eine zusammengefasste Definition des Begriffes bdquozindIacuteqldquo und seiner historischen
Entwicklung erleichtern ein Urteil uumlber diesen Zusammenhang ZindIacuteq (plu ZanAacutediqa aus
dem Nomen zandiqa) ist ein arabisches Wort das aus dem Mittelpersischen (zndyg) abgeleitet
wird und im strengen Sinn so viel wie bdquoManichaumlerldquo bedeutet306 In einer erweiterten Semantik
297 Al-frac34aOcircIacuteb al-BatradedAacutedIacute TAacuterIacuteiquest Bd VII S 319 Vgl Aordf-copyahabIacute Siyar Bd XI S 171 f AEgrave-AEligafadIacute al-WAacutefIacute Bd XII S 40 298 Al-AgravelUacutesIacute BulUacutetrade Bd I S 162 299 Al-sup1Aacutefrac12iatilde RasAacuteyumlil Bd II S 152 300 Ibn an-NadIacutem al-Fihrist S 59 Vgl Ibn frac34allikAacuten WafayAacutet Bd V S 240 301 Goldziher Muhammedanische Studien Bd I S 150 302 Norris ShuthornUacutebiyyahldquo in thornAbbAacutesid Belles-Lettres S 41 f 303 QaddUacutera aEcirc-EacuteuthornUacutebiyya S 127 ff 304 NabIacuteh frac14iordmAacuteb MaatildeAacutehir S 521 305 Chokr Zandaqa 185 306 De Blois bdquoZindIacuteAringldquo in EI2 Bd XI S 510 Aus der Sicht der modernen Linguistik ist eher davon auszugehen dass der mittelpersische Begriff bdquozindIacutegldquo aus dem aramaumlischen Wort bdquozaddIacuteqldquo (rechtschaffen) abgeleitet wurde
148
jedoch wurde es fuumlr Ketzer Abtruumlnnige und Unglaumlubige (ein Synonym fuumlr mulfrac12id murtadd
und kAacutefir) verwendet307 Die fruumlheste Erwaumlhnung dieses Begriffes ist in der auf Mittelpersisch
verfassten und aus dem dritten Jahrhundert n Chr erhalten gebliebenen Inschrift an der
sogenannten bdquoKathornba-yi ZartuEcirctldquo von KirtIacuter dem zoroastrischen Hohepriester zu finden308 In
dieser Inschrift ist der Stolz des KirtIacuter uumlber die Unterdruumlckung der verschiedenen
Fremdreligionen und ihrer Anhaumlnger naumlmlich Juden Buddhisten Brahmanen Christen und
Manichaumler (zndyky) zu lesen309 Der Begriff zindīq erfuhr unter islamischem Einfluss eine
weite Ausdehnung Da es das islamische Recht ablehnt den Anhaumlngern des Manichaumlismus
den Status der bdquoAhl aordf-ordfimmaldquo bzw bdquoAhl al-kitAacutebldquo zu verleihen310 und sie als Abtruumlnnige
vom Islam betrachtet wurden mit diesem Begriff in erster Linie die aus muslimischer Sicht
nicht rechtglaumlubigen Dualisten wie Manichaumler bezeichnet die zwar aumluszligerlich den Islam
annahmen tatsaumlchlich aber bei ihrem eigenen Glauben blieben Daruumlber hinaus fand der
Begriff fuumlr jede Art von Abtruumlnnigen Verwendung sowohl Muslime als auch Nicht-Muslime
betreffend311 Auf diese Weise kam es dazu dass die Bezeichnung zindIacuteq allgemein als
Schimpfwort fuumlr die Angehoumlrigen jener Glaubensrichtungen verwendet wurde die der
islamischen Orthodoxie verdaumlchtig erschienen312 Das betraf einige Gruppen von Muslimen
wie z B die Schiiten sowie jeden bdquoFreidenkerldquo Aus der Tatsache dass eine Person in den
Quellen als zindIacuteq bezeichnet wird kann man daher nicht unbedingt schlieszligen dass sie sich
zum Manichaumlismus bekannte313
Um festzustellen ob es sich bei denjenigen Vertretern der EacuteuthornUacutebiyya die als zindIacuteq bezeichnet
werden tatsaumlchlich um Anhaumlnger des Manichaumlismus handelt sollen diese Personen und ihre
Schriften auf Hinweise hierauf untersucht werden Fuumlr IbrAacutehIacutem ibn IsmAacutethornIacutels Bekenntnis zum
Dualismus (zandiqa) liefert al-sup1Aacutefrac12iatilde wie bereits erwaumlhnt keine Belege Daruumlber hinaus
existieren wie Chokr auch argumentiert keine Hinweise in den arabischen Quellen dass
IbrAacutehIacutem in seinem Leben aufgrund seiner dualistischen Tendenzen verfolgt wurde314 Ferner
ist anhand eines erhalten gebliebenen Gedichts von IbrAacutehIacutem selbst in dem er den Propheten
Man weiszlig von den syrischen Autoren dass die Manichaumler den Begriff bdquozaddīqēldquo fuumlr eine Bezeichnung ihrer bdquoAuserwaumlhltenldquo einer Kategorie der manichaumlischen Gemeinschaft verwendet haben Muslimische Autoren wie etwa Ibn an-NadIacutem und al-BIacuterUacutenIacute verwenden den Begriff bdquoEgraveiddIacuteqUacutenldquo in der gleichen Bedeutung Ebd Bd XI S 511 Vgl Ibn an-NadIacutem al-Fihrist S 396 Al-BIacuterUacutenIacute AgraveYacuteAacuter S 207 f 307 Ebd Bd XI S 510 308 Ebd Bd XI S 510 Vgl Gignoux P Les quatre inscriptions du mage KirdIacuter textes et concordances Paris 1991 S 60 309 Ebd Bd XI S 510 310 Ebd Bd XI S 510 311 Klima O Beitraumlge zur Geschichte des Mazdakismus Praha 1977 S 82 312 De Blois bdquoZindIacuteAringldquo in EI2 Bd XI S 512 Vgl Fluumlgel G Mani seine Lehre und seine Schriften Ein Beitrag zur Geschichte des Manichaumlismus Leipzig 1862 S 401 313 Ebd Bd XI S 510 314 Chokr Zandaqa S 88
149
Mufrac12ammad und seine Familie pries315 nachzuweisen dass diese Beschuldigung auf keiner
plausiblen Grundlage beruht In aumlhnlicher Weise existieren keine Belege dafuumlr dass thornAllAacuten
Sympathien fuumlr den Dualismus oder die zandiqa hatte Diese Beschuldigung taucht
ausschlieszliglich bei al-AgravelUacutesIacute (gest 1342) in wesentlich spaumlterer Zeit auf316 Da keine der
fruumlheren arabischen Quellen auf dualistische Tendenzen bei ihm hinweist kann man davon
ausgehen dass al-AgravelUacutesIacute die Zugehoumlrigkeit zur EacuteuthornUacutebiyya mit einer antiislamischen Einstellung
gleichsetzt denn er berichtet anschlieszligend uumlber thornAllAacutens Zuneigung zu Dualismus und zandiqa
im Zusammenhang mit dessen Werk bdquoal-MaYacuteAacutelibldquo das gegen die Araber gerichtet war317
Es scheint logisch dass die Vertreter der EacuteuthornUacutebiyya mit antiarabischen Ansichten in einer
Gesellschaft in der der Islam mit Arabertum gleichgesetzt wurde als bdquoantiislamischldquo bzw
ZanAacutediqa bezeichnet wurden Ihre schiitischen Tendenzen und ihre groszlige Vorliebe fuumlr die
vorislamische Kultur koumlnnen als weitere Gruumlnde genannt werden Jedoch bezog sich wie
bereits dargestellt die EacuteuthornUacutebiyya auch auf die islamische Lehre der Gleichberechtigung
VVVV2g2g2g2g Enge Enge Enge Enge Verbindung mit den Barmakiden und der SaVerbindung mit den Barmakiden und der SaVerbindung mit den Barmakiden und der SaVerbindung mit den Barmakiden und der Sahlshlshlshls
Eine Verbindung mit den Barmakiden oder den Sahls kommt ausschlieszliglich fuumlr die fruumlheren
EcircuthornUacutebIacutetischen Vertreter in Betracht die zur Zeit dieser beiden bedeutenden persischen
Familien lebten Sowohl die Barmakiden als auch die Sahls spielten wie bereits erwaumlhnt eine
zentrale Rolle in der politischen und kulturellen Arena der abbasidischen Kalifen Die
arabischen Quellen teilen beispielsweise mit dass thornAllAacuten in sehr enger Beziehung zu den
Barmakiden stand und sich unter ar-RaEcircIacuted und al-MayumlmUacuten im bdquoBait al-frac12ikmaldquo betaumltigte318 wo
er mit groszliger Wahrscheinlichkeit mit Sahl ibn HAacuterUacuten dem Direktor des bdquoBait al-frac12ikmaldquo319 in
engen Kontakt kam Sahl ibn HAacuterUacuten selbst gehoumlrte zu den engsten Verbuumlndeten der
Barmakiden Er war ein Sekretaumlr des Yafrac12yAacute ibn frac34Aacutelid al-BarmakIacute320 waumlhrend sich seine
Soumlhne al-frac14asan und al-Faplusmnl die Wesire des al-MayumlmUacuten mit Yafrac12yAacutes Soumlhnen sup1athornfar und al-
Faplusmnl verbuumlndeten321 Aumlhnlich soll IbrAacutehIacutem ibn IsmAacutethornIacutel der als Sekretaumlr im Verwaltungssystem
von al-MayumlmUacuten in frac34urAacutesAacuten taumltig war in Verbindung mit Sahls Familie gestanden haben322
Ob IbrAacutehIacutem ibn IsmAacutethornIacutel in Verbindung mit den Barmakiden stand verraten die Quellen nicht
315 AEgrave-AEligafadIacute al-WAacutefIacute Bd V S 325 316 Al-AgravelUacutesIacute BulUacutetrade Bd I S 162 317 Ebd Bd I S 160 318 Ibn an-NadIacutem al-Fihrist S 118 Vgl YAacuteqUacutet Muthornordmam al-udabAacuteyuml Bd IV S 1631 AEgrave-AEligafadIacute al-WAacutefIacute Bd XIX S 558 319 Ebd S 133 13 Vgl YAacuteqUacutet Muthornordmam al-udabAacuteyuml Bd III S 1409 Al-KutubIacute FawAacutet Bd II S 84 AEgrave-AEligafadIacute al-WAacutefIacute Bd XVI S 18 320 Ibn al-AbbAacuter IthorntAacuteb S 85 321 Al-frac34aOcircIacuteb al-BatradedAacutedIacute TAacuterIacuteiquest Bd VII S 320 322 Al-sup1Aacutefrac12iatilde RasAacuteyumlil Bd II S 152
150
Uumlber die Lebensumstaumlnde IbrAacutehIacutems vor dieser Zeit ist nichts bekannt AbUacute thornUbaida der sich
in BaEgravera aufhielt und bei seinen Reisen nach Bagdad am abbasidischen Hof verkehrte stand
ebenfalls mit den Barmakiden in Verbindung323 Fast alle fruumlhen Vertreter der EacuteuthornUacutebiyya
hatten nachweislich Verbindungen zu den beiden einflussreichsten persischen Familien der
Barmakiden und Sahls bzw standen diesen nahe Unter Beruumlcksichtigung dass diese
Familien uumlber mehrere Dekaden auf der kulturellen und politischen Buumlhne der Abbasiden
vertreten waren und die EacuteuthornUacutebiyya in eine Verbindung mit ihnen stand kann folgende
Hypothese aufgestellt und gepruumlft werden Koumlnnen die Barmakiden und die Sahls als Kern
der EacuteuthornUacutebiyya angesehen werden Zur Untersuchung dieser Fragestellung ist die Forschung
auf die Analyse und Bewertung der Angaben uumlber weitere Vertreter der EacuteuthornUacutebiyya
angewiesen die zur Zeit der oben genannten Familien lebten
VVVV2h2h2h2h Fanatismus ( Fanatismus ( Fanatismus ( Fanatismus (thornaEgraveabiyyathornaEgraveabiyyathornaEgraveabiyyathornaEgraveabiyya) fuumlr die ) fuumlr die ) fuumlr die ) fuumlr die thornAthornAthornAthornAordmamordmamordmamordmam und gegen die Araber und gegen die Araber und gegen die Araber und gegen die Araber
Bei der Analyse der Lebenslaumlufe saumlmtlicher oben genannter Vertreter der EacuteuthornUacutebiyya ist
unuumlbersehbar dass die Prosopographen den Begriff bdquoEcircuthornUacutebIacuteldquo eindeutig in einen sehr engen
Zusammenhang mit Fanatismus (thornaEgraveabiyya) gegen die Araber undoder fuumlr die thornAordmam ruumlcken
Das heiszligt dass bei einer EcircuthornUacutebIacutetischen Person mindestens einer der beiden Charakterzuumlge
vorhanden sein sollte Entweder Antiarabismus oder Parteinahme fuumlr thornAordmam In diversen
Biographien stehen die Woumlrter EacuteuthornUacutebiyya und Fanatismus (thornaEgraveabiyya) unmittelbar
nebeneinander
bdquoIsmAacutethornIacutel war EcircuthornUacutebIacute ein groszliger Fanatiker (šadIacuted at-tathornaEgraveEgraveub) fuumlr die thornAordmamldquo324 Oder bdquoEr (IsmAacutethornIacutel) wurde durch seine Tendenz zur EacuteuthornUacutebiyya und das groszlige Ausmaszlig an Fanatismus fuumlr die thornAordmam und gegen die Araber (Ecirciddat tathornaEgraveEgraveubih li-l-thornaordmam thornalAacute rsquol-thornarab) beruumlhmtldquo325 Oder bdquoEr (Sahl ibn HAacuterUacuten) war ein EcircuthornUacutebIacute und sehr fanatisch gegen die Araber (EcircadIacuted al-thornaEgraveabiyya thornalAacute rsquol-thornarab)ldquo326 Oder bdquoEr (thornAllAacuten) war EcircuthornUacutebIacute und bervorzugte die thornAordmam vor den Arabern (faplusmnplusmnala rsquol-thornaordmam thornalAacute rsquol-thornarab)ldquo327 Oder bdquoEr (AbUacute thornUbaida) sprach so viel gegen die Araber bis er der EacuteuthornUacutebiyya beschuldigt wurde (kAacutena yakYacuteur ordfikr al-thornarab frac12attAacute nusiba ilAacute rsquoEcirc-EacuteuthornUacutebiyya)ldquo328 Oder bdquoEr (AbUacute thornUbaida) hasste die Araber (kAacutena yabtradeaplusmn al-thornarab)ldquo329 Oder bdquoEr (DindAacuten) hasste die Araber (kAacutena yabtradeaplusmn al-thornarab)ldquo330 Oder bdquoEr (frac14amza al-IEgravefahAacutenIacute) wurde der EacuteuthornUacutebiyya beschuldigt denn er war fanatisch gegen das arabische Volk (wa innahu yatathornaEgraveEgraveab thornalAacute rsquol-ummat al-thornarabiyya)ldquo331
323 Az-ZubaidIacute OacuteabaqAacutet S 193 324 Al-IEgravefahAacutenIacute al-AtradeAacutenIacute Bd IV S 288 Vgl AEgrave-AEligafadIacute al-WAacutefIacute Bd IX S 244 325 Ibn thornAsAacutekir TAacuterIacuteiquest Bd LXXI S 322 326 Ibn an-NadIacutem al-Fihrist S 174 Vgl Al-KutubIacute FawAacutet Bd II S 85 YAacuteqUacutet Muthornordmam al-udabAacuteyuml Bd III S 1409 AEgrave-AEligafadIacute al-WAacutefIacute Bd XVI S 18 327 YAacuteqUacutet Muthornordmam al-udabAacuteyuml Bd IV S 1631 Vgl AEgrave-AEligafadIacute al-WAacutefIacute Bd XIX S 558 328 Ibn al-QifOcircIacute InbAacuteh Bd III S 280 Vgl YAacuteqUacutet Muthornordmam al-udabAacuteyuml Bd VI S 2705 As-SuyUacuteOcircIacute Butradeyat al-wuthornAacuteyuml Bd II S 295 Ad-DAacutewUacutedIacute OacuteabaqAacutet Bd II S 327 329 Ibn al-Qutaiba al-MathornAacuterif S 543 330 Ibn al-AYacuteIacuter al-KAacutemil Bd VIII S 29 331 Ibn al-QifOcircIacute InbAacuteh Bd I S 370
151
IbrAacutehIacutem ibn IsmAacutethornIacutels Fanatismus wird belegt durch die Dichtung in der er die Perser preist
und sich als bdquoSohn kisrAacutesldquo bezeichnet Dieses Gedicht ist wie bereits erwaumlhnt bei Ibn BakkAacuter
(gest 256) zu finden332
Ein wesentlicher Zug des EcircuthornUacutebIacutetischen Fanatismusrsquo war dass er ausschlieszliglich auf
literarischer Ebene seinen Ausdruck fand
bdquoEr (IsmAacutethornIacutel) verfuumlgt uumlber zahlreiche Gedichte in denen er mit den thornAordmam prahlte (yafiquestar bi rsquol-thornaordmim)ldquo333 Oder bdquoEr (IsmAacutethornIacutel) prahlt in seiner Dichtung mit den thornAordmam (yaftaiquestir bi rsquol-thornaǧam) gegenuumlber den Arabernldquo334 Oder bdquoEr (Sahl ibn HAacuterun) verfasste zahlreiche EcircuthornUacutebIacutetische Werkeldquo335 Oder bdquothornAllAacuten war ein EcircuthornUacutebIacute und hat ein boumlses Werk uumlber die Defizite der Araber (maYacuteAacutelib) verfasstldquo336 Oder bdquoEr (AbUacute thornUbaida) sprach so viel gegen die Araber dass er der EacuteuthornUacutebiyya beschuldigt wurde und er verfasste mehrere EcircuthornUacutebIacutetische Werkeldquo337 Oder bdquoEr (DindAacuten) verabscheute die Araber und trug ihre Defizite (in seinem Werk al-MaYacuteAacutelibrsquo) zusammenldquo338
Ebenso bestaumltigen dies die von frac14amza al-IEgravefahAacutenIacute verfassten Werke welche sich als Schriften
mit zum Teil antiarabischen und propersischen Zuumlgen zeigen339 Das von IbrAacutehIacutem ibn IsmAacutethornIacutel
al-KAacutetib bei Ibn BakkAacuter erhaltene Gedicht von antiarabischem bzw propersischem Charakter
darf ebenso als Beleg hierfuumlr betrachtet werden Man kann von einem geistigen Ringen
zwischen EacuteuthornUacutebIacuteten und Arabern sowie proarabischen Persoumlnlichkeiten wie z B al-sup1Aacutefrac12iatilde
und Ibn Qutaiba sprechen Die entstandenen Schriften beider Seiten haben mehr polemischen
Charakter als wissenschaftlichen340
Bei der Definition des Begriffes bdquoEcircuthornUacutebIacuteldquo ist der literarische bdquoFanatismusldquo das donminante
Kriterium d h neben der nicht-arabischen Herkunft und der Intellektualitaumlt hat der
Fanatismus die groumlszligte Bedeutung Die anderen Merkmale dienen mehr einer ergaumlnzenden und
naumlheren Kennzeichnung einzelner EcircuthornUacutebIacutetischer Personen Die EacuteuthornUacutebiyya unterscheidet sich
durch diesen ausschlieszliglich literarisch dokumentierten Fanatismus von diversen militaumlrischen
antiabbasidischen Aufstaumlnden wie den des BAacutebak MAacuteziyAacuter al-Muqannathorn usw Einige
moderne Forscher wie QaddUacutera341 und NabIacuteh frac14iordmAacuteb342 ordnen diese Aufstaumlnde nun ohne
nachvollziehbare Belege der EacuteuthornUacutebiyya zu Die arabischen Quellen erlauben es aber kaum
eine Verbindung zwischen der EacuteuthornUacutebiyya und diesen bewaffneten Aufstaumlnden herzustellen
Daruumlber hinaus waren die Vertreter der EacuteuthornUacutebiyya wie Crone ausfuumlhrt an einem
332 Siehe in diesem Kapitel Fuszlignote 117 333 Al-IEgravefahAacutenIacute al-AtradeAacutenIacute Bd IV S 288 334 Ibn thornAsAacutekir TAacuterIacuteiquest Bd LXXI S 322 335 Ibn an-NadIacutem al-Fihrist S 133 336 YAacuteqUacutet Muthornordmam al-udabAacuteyuml Bd IV S 1632 337 Ibn al-QifOcircIacute InbAacuteh Bd III S 280 338 Ibn al-AYacuteIacuter al-KAacutemil Bd VIII S 29 339 Siehe die Biographie von frac14amza al-IEgravefahAacutenIacute oben 340 Crone bdquoPost-Colonialismrdquo in Der Islam Bd LXXXIII S 16 341 QaddUacutera aEcirc-EacuteuthornUacutebiyya S 83 ff 342 NabIacuteh frac14iordmAacuteb MaatildeAacutehir S 215 ff
152
Weiterbestehen des abbasidischen Kalifats interessiert da sie insbesondere in die
abbasidische Verwaltung involviert waren343 Dies steht in einem deutlichen Gegensatz zu
den Zielen der Aufstandsbewegungen Daher sollte worauf AEligafAacute eindeutig hinweist zwischen
der EacuteuthornUacutebiyya als einer literarischen Bewegung und militaumlrischen Aufstaumlnden gegen das
abbasidische Kalifat streng unterschieden werden344
Es ist wichtig darauf hinzuweisen dass die Vertreter des EcircuthornUacutebIacutetischen Gedankenguts in
fruumlhabbasidischer Zeit ihre antiarabischen Ansichten in einer eloquenten arabischen Sprache
ausdruumlckten Sie gehoumlrten zu der zweiten oder dritten Generation der Nicht-Araber die
zurzeit der arabischen Eroberungen nach Arabien gebracht worden waren Sie wuchsen im
arabischen Raum auf und beherrschten die arabische Sprache meisterhaft Genauso
ausgezeichnet konnten sie aber auch in ihrer Muttersprache formulieren345
Zur detaillierten Rekonstruktion des EcircuthornUacutebIacutetischen Fanatismusrsquo ist die moderne Forschung
angesichts fehlender EcircuthornUacutebIacutetischer Werke groumlszligenteils gezwungen sich auf antiEcircuthornUacutebIacutetische
Schriften zu stuumltzen deren Anzahl allerdings ebenfalls beschraumlnkt ist bdquoKitAacuteb al-thornaEgraveAacuteldquo aus
dem Buch bdquoal-BayAacuten wa rsquot-tabyIacutenldquo von al-sup1Aacutefrac12iatilde (gest 255) berichtet so detailliert uumlber die
EcircuthornUacutebIacutetischen Lehren wie kaum ein anderes Werk Ebenso liefern seine Werke bdquoal-frac14ayawAacutenldquo
bdquoar-RasAacuteyumlilldquo und bdquoal-BuiquestalAacuteyumlldquo einige Angaben zur EacuteuthornUacutebiyya bdquoKitAacuteb al-thornarab bzw ar-Radd
thornalAacute rsquoEcirc-EcircuthornUacutebiyyaldquo von Ibn Qutaiba (gest 276) gilt als weiteres Werk das auf die EacuteuthornUacutebiyya
und ihre Lehren eingeht Ein Kapitel mit dem Namen bdquoaEcirc-EacuteuthornUacutebiyya wa hum Ahl at-taswiyyaldquo
aus dem Buch bdquoKitAacuteb al-thorniqd al-farIacutedldquo von thornAbdarrabah al-AndalusIacute (gest 328) beschaumlftigt
sich sowohl mit der Lehre der Gleichachtung als auch mit der antiarabischen Lehre der
EacuteuthornUacutebiyya Ein Kapitel aus dem Buch bdquoal-ImtAacutethorn wa rsquol-muyumlAacutenisaldquo von at-Taufrac12IacutedIacute (gest 414)
befasst sich direkt mit den EcircuthornUacutebIacutetischen Ansichten des Wesirs der Samaniden al-sup1IacutehAacutenIacute (gest
330) Ein Charakteristikum der oben genannten Schriften ist dass die Vertreter der EacuteuthornUacutebiyya
selten mit ihren Eigennamen genannt werden vielmehr finden die Ansichten der EacuteuthornUacutebiyya
als Ganzes Erwaumlhnung Ein weiteres Merkmal ist die Darstellung eines tiefen Konfliktes bzw
einer Polemik zwischen den Ansichten EcircuthornUacutebIacutetischer Personen und den Anhaumlngern der
Araber Die Verwendung der Pronomina bdquowirldquo und bdquoihrldquo bzw bdquowirldquo und bdquosieldquo fuumlr die Araber
oder deren Sympathisanten und die Anhaumlnger der EacuteuthornUacutebiyya (oder umgekehrt) weist darauf
hin dass sich beide Gruppen in einem vehementen literarischen Ringen befunden haben Die
literarische Auseinandersetzung zwischen den Vertretern der EacuteuthornUacutebiyya und den Vertretern
des Arabertums hat dabei stets die Betonung der bdquoUumlberlegenheitldquo der jeweils eigenen Kultur
und Herkunft zum Gegenstand Im Folgenden wird dieser fanatische Konflikt anhand der
343 Crone bdquoPost-Colonialismrdquo in Der Islam Bd LXXXIII S 17 344 AEligafAacute TAacuterIacuteiquest-i adabiyAacutet Bd I S 26 345 Goldziher Muhammedanische Studien Bd I S 162
153
oben genannten Quellen in verschiedenen thematischen Kategorien dargestellt Es soll
hierdurch verdeutlicht werden wie die EacuteuthornUacutebiyya die verschiedensten Bereiche des religioumlsen
gesellschaftlichen und kulturellen Lebens fuumlr ihre Argumentation verwendete
VVVV2h2h2h2h1111 Prophetentum Prophetentum Prophetentum Prophetentum
Wie bereits erwaumlhnt nahmen die arabischen Eiferer (aEgravefrac12Aacuteb al-thornaEgraveabiyya min al-thornarab) die
Entstehung der islamischen Religion auf der Arabischen Halbinsel die arabische Herkunft
des Propheten Mufrac12ammad und die Sprache des Koran als Gruumlnde um Stolz zu entwickeln
und sich selbst den Vorzug zu geben gegenuumlber den anderen muslimischen Voumllkern346 Hinzu
kamen als weitere Argumente die bdquoErloumlsungldquo der nicht-arabischen Voumllker von ihren alten
Religionen deren Fuumlhrung vom bdquoUnglaubenldquo zum Glauben sowie die bdquoSelbstopferungldquo ihres
Lebens fuumlr die Nicht-Araber
bdquoDie arabischen Fanatiker (aEgravefrac12Aacuteb al-thornaEgraveabiyya min al-thornarab) sagten Wir retteten ihn (maulAacute) vom Unglauben und brachten ihn aus der Welt des Unglaubens heraus in die Welt des Glaubenslsquo Wie es in der Uumlberlieferung steht Ein Volk wird gefuumlhrt zu seinem Gluumlck mit einer Halskette (wie bei einem Hund)lsquo Und so wie sie sagt Es ist wunderlich von unserem Gott dass ein Volk zum Paradies in Ketten gefuumlhrt wirdlsquo (Die arabischen Fanatiker sagten) Wir haben unser Leben wegen dieser MawAacutelIacute angeboten und was ist groumlszliger als die Gnade dass jemand sein Leben fuumlr dich opfert (hellip)lsquoldquo347
Die EacuteuthornUacutebiyya begriff den Islam als globale und nicht als eine lediglich die Araber
ansprechende Religion Daruumlber hinaus wies sie grundsaumltzlich jede Art von ordmAacutehilIacutetischem
Fanatismus zuruumlck Die Nicht-Araber nahmen den Islam genauso wie die Araber an und seien
daher als bdquoHaumllfte des Islamsldquo (EcircaOcircr al-islAacutem) zu betrachten348 Diese Sichtweise ist am
Beispiel des syrischen Dichters DIacutek al-sup1in al-frac14imEgraveIacute (gest 235) zu belegen Er weist jegliche
Art von Bevorzugung der Araber gegenuumlber anderen Glaumlubigen zuruumlck und gesteht allen
denselben Rang zu sowohl aufgrund der Abstammung von Abraham als auch aufgrund des
Glaubens und der islamischen Gesetze und Offenbarungen DIacutek al-sup1Iacutens Gedicht kann als ein
Beispiel fuumlr die Lehre der Gleichberechtigung in der EacuteuthornUacutebiyya betrachtet werden
bdquoDie Araber haben gar keinen Vorrang vor uns denn uns alle vereinigt die Abstammung von Abraham wir sind ebenso Muslime geworden wie sie selbst toumltet einer von ihnen jemanden von uns so wird er mit dem Tode bestraft nirgends hat Gott verkuumlndet dass sie (Araber) einen Vorzug vor uns (Nicht-Arabern) habenldquo349
Dem arabischen Stolz in Bezug auf das Prophetentum traten die Vertreter der EacuteuthornUacutebiyya aber
auch mit fanatischen Erwiderungen entgegen und schrieben nun ihrerseits den Nicht-Arabern
346 AmIacuten regufrac12Aacute rsquol-islAacutem Bd I S 43 347 Ibn thornAbdarabbah al-thornIqd Bd III S 412 348 Ebd Bd III S 406 349 Al-IEgravefahAacutenIacute al-AtradeAacutenIacute Bd XIV S 33 Vgl Ibn frac34allikAacuten WafayAacutet Bd III S 184 Uumlbersetzung nach Goldziher Muhammedanische Studien Bd I S 156
154
eine bdquoVorrangstellungldquo vor den Arabern zu auf die sie stolz sein konnten Nach EcircuthornUacutebIacutetischer
Auffassung hatten die Nicht-Araber sogar einen gewichtigen Grund fuumlr eigenen Stolz Sofern
das Prophetentum uumlberhaupt einen Grund fuumlr Stolz liefere sei zu bedenken dass die Anzahl
der nicht-arabischen Propheten viel groumlszliger sei als die der arabischen
bdquoWenn ihr (Araber) behauptet dass es keinen Stolz gibt auszliger (aufgrund) des Prophetentums dann gehoumlren alle Propheten und Gesandten seit Adam zu uns auszliger vieren HUacuted AEligAacutelifrac12 IsmAacutethornIacutel und Mufrac12ammadldquo350
Weiterhin schrieb die EacuteuthornUacutebiyya Adam und Noah von denen die Menschheit abstammt den
thornAordmam zu Damit argumentierte sie dass die Nicht-Araber den Urstamm (aEgravel) bilden und
daher edler seien als die Araber die nur ein Zweig (farthorn) der Menschheit seien Eine
Aumluszligerung des Propheten Mufrac12ammad in der er sich dem nicht-arabischen Propheten Adam
gegenuumlber bescheiden zeigte war laut der EacuteuthornUacutebiyya ein Grund fuumlr die Vorrangstellung von
den thornAordmam den Arabern gegenuumlber
bdquoUnd von uns sind zwei Auserwaumlhlte Adam und Noah von denen die Menschheit abstammt So sind wir Original (aEgravel) und ihr seid Abstammende (farthorn) Ihr seid Zweige unsereres Astes und sagt von nun an alles was ihr wollt und alles was ihr behauptetldquo351 bdquoStellet mich (Mufrac12ammad) nicht uumlber ihn (Adam) Ich bin ein Teil von seiner Guumlteldquo352
In Bezug auf das Prophetentum behauptete die EacuteuthornUacutebiyya dass die israelitischen Propheten
wie Moses und Jesus der Stolz der Nicht-Araber seien da sie keine arabischen Propheten
seien Der persischstaumlmmige Ibn Qutaiba der sich als Fuumlrsprecher der Araber uumlber diese
EcircuthornUacutebIacutetischen Aumluszligerungen verwundert zeigt weist die Ansichten der EacuteuthornUacutebiyya bezuumlglich des
Prophetentums speziell die Annahme einer Verbindung zwischen den Persern und den
israelitischen Propheten aus genealogischen Gruumlnden zuruumlck Hingegen betrachtet er sie (die
Israeliten) als Verwandte der Araber Die Araber seien daher diejenigen denen Stolz auf jene
Propheten zusteht
bdquoZu den wunderlichsten Dingen gehoumlrt dass sie (die EacuteuthornUacutebIacuteten) den Arabern gegenuumlber mit Adam prahlen entsprechend der Aussage des Propheten Mufrac12ammad Ziehet mich nicht Adam vor denn ich bin ein Teil von seiner Guumltelsquo Abgesehen davon sind sie stolz darauf dass alle Propheten thornaordmamIacute sind auszliger vieren HUacuted AEligAacutelifrac12 Eacuteuthornaib353 und Mufrac12ammad Auf diese Aussagen stolz zu sein ist nicht begruumlndet und vom Fundament her auf Unrecht und Einbildung gebaut und es wird bald zusammenbrechen Das ist eine grausige Ungerechtigkeit den Arabern gegenuumlber Verwunderlich ist ihre Behauptung von Adam abzustammen (zu seinen Kindern zu gehoumlren) als ob die Araber nicht Kinder Adams waumlren Sie (die EacuteuthornUacutebIacuteten) verbinden sich ungerechtfertigterweise mit MUacutesAacute thornIgravesAacute ZakariyAacute Yafrac12yAacute und den anderen der BanIacute IsrAacuteyumlIacutel Zwischen den Persern und den BanIacute IsrAacuteyumlIacutel gibt es keine Verbindung in der Abstammung sie (die EacuteuthornUacutebIacuteten) berauben die Araber dieser Propheten waumlhrend diese (in Wirklichkeit) Vettern und Angehoumlrige der
350 Ibn thornAbdarabbah al-thornIqd Bd III S 405 351 Ebd Bd III S 405 Vgl Ibn Qutaiba bdquoKitAacuteb al-thornarabldquo in RasAacuteyumlil al-bulatradeAacuteyuml S 354 352 Ibn Qutaiba bdquoKitAacuteb al-thornarabldquo in RasAacuteyumlil al-bulatradeAacuteyuml S 354 353 Der Name des dritten Propheten unterscheidet sich von dem im Text bdquothornIqd al-farIacutedldquo genannten Siehe in diesem Kapitel Fuszlignote 350
155
Araber sind Alle Menschen geben zu dass die Araber die Kinder von IsmAacutethornIacutel ibn IbrAacutehIacutem sind und sie (BanIacute IsrAacuteyumlIacutel) sind die Kinder seines Bruders Isfrac12Aacuteq ibn IbrAacutehIacutem So haben die Araber mehr Recht auf MUacutesAacute thornIgravesAacute DAacutewUacuted SulaimAacuten und alle anderen Propheten und deren Kinder stolz zu seinldquo354
In der Auseinandersetzung uumlber die Thematik des Prophetentums teilte die EacuteuthornUacutebiyya die
Menschen in Araber und eine hypothetische bdquoGroszligfamilie der Nicht-Araberldquo (thornAordmam) auf um
die groszlige Zahl von nicht-arabischen Propheten als der eigenen Gruppe zugehoumlrig zu
klassifizieren und hierdurch die eigene Uumlberlegenheit zu behaupten So solidarisierte sie alle
Nicht-Araber gegen die Araber Im Gegensatz dazu stellte der araberfreundliche Ibn Qutaiba
die Perser den Arabern gegenuumlber mit denen auch das israelitische Volk genealogisch
verwandt sei Die israelitischen Propheten seien daher vielmehr ein Grund fuumlr den Vorrang
der Araber Diese gegensaumltzliche rein quantitative Argumentationsweise zeigt deutlich die
Art der Polemik in der rhetorischen Auseinandersetzung mit der EacuteuthornUacutebiyya
V2hV2hV2hV2h2222 Koumlnigtum und Herrschaft Koumlnigtum und Herrschaft Koumlnigtum und Herrschaft Koumlnigtum und Herrschaft
Wenn Koumlnigtum und Herrschaft uumlberzeugende Gruumlnde fuumlr Stolz waumlren haumltten die Nicht-
Araber (thornAordmam) aus EcircuthornUacutebIacutetischer Sicht reichliche Gruumlnde aufgrund dessen bevorzugt zu
werden denn nach ihnen waren saumlmtliche Koumlnige stets Nicht-Araber Auch hier wurde der
Akzent auf eine hypothetische bdquoGroszligfamilie der Nicht-Araberldquo gelegt die nicht
ausschlieszliglich aus Persern bestand
bdquoAlle Koumlnige der Erde gehoumlren zu uns (zu den thornAordmam) Pharaonen Nemrude thornamAacuteliqa (Riesen) kisrAacutes und Kaiserldquo355
Die EacuteuthornUacutebiyya pflegte ihren Stolz auf die bdquoglorreicheldquo Vergangenheit der nicht-arabischen
Herrscher den Arabern vor Augen zu fuumlhren Die detaillierte Darstellung der ruhmreichen
Herrschaft nicht-arabischer Koumlnige wie z B die des Salomon und Alexander des Groszligen
diente ihnen dazu den bdquoVorrangldquo der thornAordmam vor den Arabern auf der Grundlage ihrer
historischen Herrschaftserfahrung zu behaupten
bdquoGibt es fuumlr jemanden eine Herrschaft wie die Salomons dem Menschen Daumlmonen Voumlgel und Winde dienstbar wurden Er ist ein Mann von uns (Nicht-Arabern) Oder gibt es fuumlr jemanden eine Herrschaft wie die Alexanders der uumlber die ganze Welt herrschte (Sein Reich) erstreckte sich vom Aufgang bis zum Untergang der Sonne Er lieszlig ein Gebaumlude aus Eisen bauen und lieszlig zwei Waumlnde gleich stehen (wie ein viereckiges) und lieszlig viele Menschen hinter diesem Gebaumlude ins Gefaumlngnis werfen die Anzahl von ihnen war mehr als die aller Menschen auf der Erde Gott sagt (Sie bleiben unweigerlich in ihren Graumlbern) bis schlieszliglich (am Ende aller Tage der Damm von) Gog und Magog geoumlffnet wird und sie (d h die Toten) von jedem Huumlgel her (zum Gericht) eilenlsquo356 Es gibt kein weiteres Ding das auf die groszlige Anzahl der Menschen hinweist Kein Mensch
354 Ibn Qutaiba bdquoKitAacuteb al-thornarabldquo in RasAacuteyumlil al-bulatradeAacuteyuml S 354 355 Ibn thornAbdarabbah al-thornIqd Bd III S 404 356 Der Koran 2196
156
von den Kindern Adams vollbrachte solche Werke auf der Erde wie er (Alexander) Es ist schon genug dass er die Minarette von Alexandria bauen lieszlig die er in der Tiefe des Meeres befestigte Er stellte einen Spiegel auf die Spitze dieser Minarette in dem das gesamte Meer zu sehen warldquo357
Auch anhand der Gedichte der oben genannten Vertreter der EacuteuthornUacutebiyya IsmAacutethornIacutel ibn YasAacuter358
thornAllAacuten aEcirc-EacuteuthornUacutebIacute359 und IbrAacutehIacutem ibn IsmAacutethornIacutel ibn DAacutewUacuted360 ist zu belegen dass die bdquoglorreicheldquo
Vergangenheit der Nicht-Araber insbesondere jedoch der Perser und die Herrschaft ihrer
Koumlnige eine zentrale Rolle in ihrer Argumentation fuumlr den bdquoVorzugldquo der Perser spielte AbUacute
thornUbaidas Interpretation des Begriffes bdquoal-Faras al-WuradAacuteldquo mit dem bdquofursldquo (Perser) und seine
Anspielung auf den Reichtum des persischen Koumlnigs (AbarwIacutez)361 weisen ebenfalls in diese
Richtung Das Prahlen der EacuteuthornUacutebiyya gegenuumlber den Arabern mit der bdquopraumlchtigen und
ruhmreichenldquo Vergangenheit der Nicht-Araber und ihrer Herrschaft ist auch im folgenden
Beispiel das im Buch bdquoal-thornIqd al-farIacutedldquo zu finden ist offenkundig Hier wird auf den
religioumlsen Glauben des arabischen Herrschers (thornUmar ibn thornAbd al-thornAzIacutez) nur kurz
eingegangen waumlhrend die Herrschaft des indischen Koumlnigs dessen saumlmtliche Vorfahren
sowohl vaumlterlicher- als auch muumltterlicherseits Koumlnige waren als Zeugnis einer groszligen
bdquoHerrlichkeitldquo dargestellt wird Die zentralen Elemente mit denen der Stolz der Nicht-Araber
und ihr bdquoVorrangldquo gegenuumlber den Arabern erklaumlrt wird sind am indischen Koumlnig
unverkennbar Edle Abstammung prachtvolle Herrschaft und der Glaube an die Religion des
Islam
bdquoWas meint ihr (Araber) Zu uns (den thornAordmam) gehoumlren die indischen Koumlnige Einer von ihnen schrieb an thornUmar ibn thornAbd al-thornAzIacutez Vom Koumlnig der Koumlnigreiche der der Sohn von tausend Koumlnigen ist und in dessen Dienst tausend Toumlchter der Koumlnige sind und demjenigen in dessen Stall 1000 Elefanten und demjenigen der zwei Fluumlsse besitzt an denen Aloeholz al-FUacuteh362 Walnuss- und Blaugummibaumlume wachsen (d h der Koumlnig besitzt alles was im Leben von zentraler Bedeutung ist) und demjenigen dessen guter Geruch aus 12 Meilen zu riechen ist zum arabischen Herrscher der dem Gott nicht unglaumlubig ist Aber danach Ich wollte dass du einen Mann zu mir schickst der mir den Islam beibringt und mich in dessen Grenzen haumlltlsquoldquo363
Ibn Qutaiba zielt in seiner Erwiderung auf die EcircuthornUacutebIacutetischen Behauptungen bezuumlglich des
Koumlnigtums ausschlieszliglich auf die Perser Zunaumlchst bewertet er Perser und Araber aufgrund
der Tatsache dass beide Voumllker geherrscht haben als gleichrangig Dann jedoch verleiht er
den Arabern einen bdquoVorrangldquo da die Herrschaft der Araber seiner Ansicht nach auf
Prophetentum und Religion die der Perser jedoch auf Gewalt basiert Durch ihre Verbindung
mit dem Islam seien die Araber den Persern bdquouumlbergeordnetldquo Die arabische Herrschaft
357 Ibn thornAbdarabbah al-thornIqd Bd III S 404 358 Siehe in diesem Kapitel Fuszlignote 28 359 Siehe in diesem Kapitel Fuszlignote 96 360 Siehe in diesem Kapitel Fuszlignote 177 361 Siehe in diesem Kapitel Fuszlignote 129 362 Eine Heilpflanze 363 Ibn thornAbdarabbah al-thornIqd Bd III S 404 f
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uumlberrage die der Perser zudem bliebe sie dauerhaft und bestaumlndig bis zum Ende der Welt
Abschlieszligend argumentiert er dass die arabischen Herrschaftsgebiete ausgedehnter seien als
die der Perser
bdquoDarin sind sie Araber und Perser einander gleich dass sie beide geherrscht haben aber die Araber sind ihnen (den Persern) uumlberlegen denn die Grundlage ihrer Herrschaft basiert auf dem Prophetentum und die Fundamente der Herrschaft der Perser auf Raub und Gewalt Die Araber sind den Persern gegenuumlber uumlberlegen denn ihre Herrschaft hat die persische auszliger Kraft gesetzt Die Herrschaft der Araber hat Vorzuumlglichkeit denn sie wird bis zum Tag des Juumlngsten Gerichts dauern (Auszligerdem) hat die Herrschaft der Araber einen houmlheren Rang weil sie sich in die fernsten Richtungen der Welt erstreckt und das persische Koumlnigtum ein kleiner Teil von ihr ist so verfuumlgt die persische Herrschaft weder uumlber aEcirc-EacuteAacutem noch uumlber al-sup1azIacutera und frac34urAacutesAacutenldquo364
V2h3 Kultur und Wissenschaft
Nach EcircuthornUacutebIacutetischer Ansicht verfuumlgten ausschlieszliglich die nicht-arabischen Voumllker uumlber eine
Hochkultur und zivilisierte Gesellschaft Sie waren diejenigen die den Grundstein aller
Wissenschaften legten und sie zur Bluumlte fuumlhrten verschiedene Arten der Industrie und des
Handwerks entwickelten Spiele erfanden usw Laut EacuteuthornUacutebiyya sei die Herrschaft der Nicht-
Araber (auch der Nicht-Muslime) nicht vergangen da diese noch immer in verschiedenen
Teilen der Welt herrschten Die Araber hingegen waren in der Vergangenheit (vor dem Islam)
ein bdquozerstreutes und unwissendesldquo Volk das kaum als Gesellschaft zu bezeichnen war Daher
gebe es kaum einen Grund fuumlr den Stolz der Araber gegenuumlber anderen Voumllkern
bdquoNoch haben die thornAordmam in allen Teilen der Welt Koumlnige die uumlber sie (die Menschen) herrschen Staumldte in denen sie leben und Vorschriften an die sie sich halten Sie (die thornAordmam) erfanden die Philosophie Werkzeuge und Industrien wie die Seidenherstellung - das ist die neueste Industrie - das Schachspiel - das ist das edelste Spiel- und die Bruumlckenwaage mit der von einem raOcirclʼ365 bis 100 raOcirclʼ (alles praumlzise) gewogen werden kann Sie erfanden die roumlmische Philosophie uumlber die Identitaumlt Gottes das Gesetz und das Teleskop durch das die Astronomie die Atmosphaumlre die Bewegung der Himmelssphaumlre und das Wissen uumlber die Sonnenfinsternis studiert wird Die Araber verfuumlgen uumlber keinen Koumlnig der seine Untertanen unter sich versammelt (hellip) und die Unterdruumlckenden am Unrecht und die Dummen an ihrem Verhalten hindert Sie verfuumlgen weder uumlber eine Erfindung in der Industrie noch ein Werk in der Philosophie Was ist es aufgrund dessen die Araber gegenuumlber den thornAordmam stolz sind Sie sind wie die Woumllfe und wilden Tiere die sich gegenseitig fressen und uumlberfallen (hellip)ldquo366
Dieses Beispiel ist ein Beleg dafuumlr dass die EacuteuthornUacutebiyya saumlmtliche nicht-arabischen Voumllker fuumlr
sich in Anspruch nahm auch solche die noch nicht mit dem Islam in Beruumlhrung gekommen
waren Nach EcircuthornUacutebIacutetischer Auffassung teilte sich die Welt in zwei Gruppen naumlmlich die der
Araber und die der bdquoGroszligfamilie der Nicht-Araberldquo
364 Ibn Qutaiba bdquoKitAacuteb al-thornarabldquo in RasAacuteyumlil al-bulatradeAacuteyuml S 353 f 365 Eine Gewichtseinheit von ca 15 kg Ibn ManatildeUacuter LisAacuten al-thornarab Bd XI S 285 f 366 Ibn thornAbdarabbah al-thornIqd Bd III S 405
158
Die Prahlerei der EacuteuthornUacutebiyya mit ihrem Wissen entfaltete sich besonders dann sehr deutlich
wenn die Araber voller Stolz auf ihre Abstammung (nasab) hinwiesen und detailliert ihren
Stammbaum vorfuumlhrten367 Die Vertreter der EcircuthornUacutebIacutetischen Ansichten wiesen jede Art von
Uumlberlegenheitsgefuumlhl das auf Genealogie basierte sowie die Affiliation mit Arabern (walAacuteyuml)
strikt zuruumlck indem sie ihren eigenen bdquoVorrangldquo auf ihr bdquouumlberlegenesldquo Wissen zuruumlckfuumlhrten
bdquoIch (Nicht-Araber) besitze nichts Mein Verstand und mein Eifer reichen mir Ich bin weder maulAacute noch ein Araber Wenn ich mich mit jemandem verbinden moumlchte (walAacuteyuml) verbinde ich mich mit keinem anderen Menschen Ich bin lediglich meinem Wissen verbundenldquo368
Die These dass fuumlr die Vertreter der EacuteuthornUacutebiyya die Frage des bdquoVorrangsldquo keineswegs durch
die genealogische Abstammung sondern ausschlieszliglich durch das Wissen entschieden wurde
ist anhand folgender Uumlberlieferung von DIacutek al-sup1in al-frac14imEgraveIacute (gest 235) zu belegen Der
syrische Dichter vertrat die Ansicht dass die Araber aufgrund eines Defizits an
ausreichendem Wissen und Verstand gar nicht in der Lage seien das Wesen des Edelseins zu
begreifen
bdquoNiemand kann meinen Wert und den Wert meines Wissens kennen auszliger jemand der uumlber einen Wert und Wissen verfuumlgt (hellip) Wisse dass du (Araber) nicht gut in meinen Augen bist ich aber gut und edler als Gold binldquo369
Die Zuruumlckweisung der Affiliation (walAacuteyuml) mit Arabern und die Bevorzugung des Wissens vor
der genealogischen Abstammung sind auch wie bereits dargestellt durch das oben genannte
Gedicht (Wortspiel mit bdquoKalbldquo Ein arabischer Stamm und arab Hund) von Sahl ibn HAacuterUacuten zu
belegen370
Die Sympathisanten der Araber reagierten auf die EcircuthornUacutebIacutetischen Vorwuumlrfe mit einer
Verteidigungshaltung Sie wiesen die EcircuthornUacutebIacutetischen Behauptungen in Bezug auf Kultur und
das Wissen der Nicht-Araber keineswegs zuruumlck sondern versuchten vielmehr Ansaumltze von
Kultur und Wissenschaft bei den Arabern sowohl in der ordmAacutehiliyya als auch in der islamischen
Zeit zu finden und aufzuzeigen Laut at-Taufrac12IacutedIacute etwa verfuumlgten die Araber trotz ihrer
Lebensart in der Wuumlste die durch Macht und Gewalt des Reitertums sowie durch Eloquenz
gekennzeichnet gewesen sei sehr wohl uumlber eine Kultur Die arabischen ganzjaumlhrigen Maumlrkte
wie bdquoDumat al-ordmandalldquo oder bdquoal-MaEcircaqqarldquo in der ordmAacutehiliyya seien plausible Hinweise hierfuumlr
Die Araber kannten sowohl die Regeln des Handels wie Kauf und Verkauf als auch die
Zahlung eines Zehntels vom Profit als Steuer fuumlr die verkauften Waren371 Auch al-sup1Aacutefrac12iatilde
367 Ebd Bd III S 405 368 Al-IbEcircIacutehIacute Mufrac12ammad al-MustaOcircraf fIacute kull fann mustaatilderaf Bd I ed SathornIacuted M Beirut 1996 S 43 369 Ibn thornAsAacutekir TAacuterIacuteiquest Bd XXXVI S 203 370 Siehe in diesem Kapitel Fuszlignoten 68 und 296 371 At-Taufrac12IacutedIacute al-ImtAacutethorn S 83 ff
159
beschreibt die Araber als Volk das Kultur und Wissen besitzt Er begruumlndet dies mit der
Beteiligung der Araber an der Baukunst in der ordmAacutehilIacutetischen Periode Ohnehin seien die
Araber den Nicht-Arabern aufgrund ihrer einzigartigen Dichtung jedoch bdquouumlberlegenldquo
bdquoDie Araber liebten es mit den thornAordmam in der Baukultur zusammenzuarbeiten Sie (Araber) waren aber einzigartig in der Dichtung Sie bauten sup3umdAacuten Kathornba von NaordmrAacuten und die Schloumlsser MAacuterid und Mayumlrib (hellip)ldquo372
Zum selben Zweck setzt Al-BatradedAacutedIacute die Kenntnisse der weisen Uraraber auf dem Gebiet der
Tiere sogar noch uumlber das Wissen der alten Philosophen wie Aristoteles Als Beleg nennt er
die Charakterbeschreibungen der Tiere in der arabischen Dichtung und in Sprichwoumlrtern
bdquoAristoteles verfasste ein Buch uumlber die Natur der Tiere Was die Philosophen in dieser Art geschrieben haben war nur gestohlen von den arabischen Weisen die vor der Zeit der Philosophen lebten (hellip) Die Araber erwaumlhnten in ihren Dichtungen und Sprichwoumlrtern alle Eigenschaften der Tiere (hellip) Aristoteles entnahm die Unterscheidung zwischen dem was gebaumlrt und dem was Eier legt den Aumluszligerungen der Araber in ihren Sprichwoumlrternldquo373
Ibn Qutaiba erwidert die EcircuthornUacutebIacutetischen Behauptungen indem er islamische Wissenschaften
wie etwa Religionsstudien Rechtwissenschaft und Grammatik anfuumlhrt Allerdings sieht er
sowohl das gesamte islamische Wissen als auch die Religion des Islam vor allem fuumlr die
Araber und keineswegs fuumlr alle Muslime als Gruumlnde fuumlr Stolz an
bdquoWenn der Verfasser der Logik unsere Zeit erlebt haumltte und die Genauigkeit der Aumluszligerungen in Religion Rechtwissenschaft Vorschriften und Grammatik erfahren haumltte wuumlrde er sich als sprachlos betrachten Oder wenn er die Worte des Gesandten Gottes und seiner Gefaumlhrten gehoumlrt haumltte dann haumltte er festgestellt dass die Araber uumlber Weisheit und Tugend im Predigen verfuumlgenldquo374
V2hV2hV2hV2h4444 Dichtung und Rhetorik Dichtung und Rhetorik Dichtung und Rhetorik Dichtung und Rhetorik
Fuumlr die Araber spielten die Kuumlnste der Dichtung und Rhetorik eine bedeutende Rolle bei der
Entwicklung ihres Stolzes und ihrer Uumlberlegenheit gegenuumlber den anderen muslimischen
Voumllkern375 Die Vertreter der EcircuthornUacutebIacutetischen Auffassung wiesen darauf hin dass diese
Disziplinen keine spezifisch arabischen Errungenschaften seien sondern betonten dass auch
die Nicht-Araber an der Entwicklung der Dichtung und ihrer Regeln beteiligt waren Auch
durch das folgende Zitat ist zu belegen dass sich die EacuteuthornUacutebiyya fuumlr ihre Argumentation
diverser nicht-arabischer und nicht-islamischer Voumllker (Groszligfamile der thornAordmam) bediente
372 Al-sup1Aacutefrac12iatilde al-frac14ayawAacuten Bd I S 72 373 Al-BatradedAacutedIacute al-Farq S 323 f Eine aumlhnliche Ansicht vertritt al-sup1Aacutefrac12iatilde bdquoDie Araber besaszligen ein umfangndashreiches Wissen uumlber die Tiere welches in Philosophie und Medizin eingeflossen ist Zu belegen ist dies durch die Untersuchung der arabischen Dichtung und der arabischen Spracheldquo Al-sup1Aacutefrac12iatilde al-frac14ayawAacuten Bd III S 268 374 Ibn Qutaiba thornAbdallAacuteh Adab al-kAacutetib ed MaOcircbathorna al-WaOcircan Kairo 1882 S 4 375 AmIacuten regufrac12Aacute rsquol-islAacutem Bd I S 43
160
bdquoDie Araber verfuumlgten uumlber nichts in der Industrie und Philosophie nur uumlber die Dichtung auch die thornAordmam beteiligten sich mit ihnen daran und die Roumlmer verfuumlgten uumlber die wundervollen Dichtungen die Versmaszlig und Metrik besaszligen Womit prahlen die Araber also den thornAordmam gegenuumlberldquo376
Al-sup1Aacutefrac12iatilde kommt solchen Behauptungen mit vorislamischer Dichtung entgegen Ihm zufolge
beabsichtigten die Araber die Verewigung ihrer Kultur durch das Sammeln von Gedichten
Abgesehen von den dichterischen Erkenntnissen uumlber die Form sollen die Araber auch uumlber
das Wissen verfuumlgt haben wer uumlberhaupt fuumlr die Lobpreisung in Frage kommen kann Al-
sup1Aacutefrac12iatilde vertritt anschlieszligend die Meinung dass sich die thornAordmam ebenso wie die Araber an
vorislamischer Baukunst beteiligten die Araber allerdings auf dem Gebiet der Dichtung
einen bdquoVorzugldquo gegenuumlber den Nicht-Arabern haumltten
bdquoDie Araber beabsichtigten in ihrer ordmAacutehiliyya ihre Verewigung Sie verlieszligen sich auf rhythmische Gedichte und Worte voller Reim und diese wurden (schlieszliglich) zu einer Gedichtsammlung (Diwan) Der lobende Dichter soll uumlber die Tugend der Worte verfuumlgen Der gepriesene Herr soll auch uumlber die Tugend der guten Taten verfuumlgen Die thornAordmam richteten sich zu ihrem Ruhm auf die Baukultur Sie bauten Gebaumlude wie Kard BIacutedAacuted (hellip) Die Araber liebten es mit den thornAordmam in der Baukultur zusammenzuarbeiten Sie waren aber einzigartig in der Dichtungldquo377
Aumlhnlich wie die Dichtung schreibt die EacuteuthornUacutebiyya die Rhetorik allen Voumllkern und nicht
ausschlieszliglich den Arabern zu Allerdings hielten sie die Perser in der Predigt Redekunst
und Eloquenz fuumlr das beste Volk unter allen Voumllkern
bdquoDie Redekunst gehoumlrt allen Voumllkern und alle Generationen hatten fuumlr sie ein groszliges Beduumlrfnis Sogar die Schwarzen dehnen ihre Predigten aus obwohl sie unwissend und ohne Verstand und ohne Sinn und von verdorbenem Charakter sind (hellip) Wir wussten dass die besten Prediger Perser und die besten unter ihnen die Bewohner von FAacuters sind Die Menschen aus Marw sind die besten in der Redekunst und die Aussprache der Worte faumlllt ihnen am leichtesten (hellip) Die Bewohner der Doumlrfer von al-AhwAacutez sind am eloquentesten in den Sprachen darIacutersquo und fahlawIacutelsquo (hellip)ldquo378
Al-sup1Aacutefrac12iatilde widerspricht der Ansicht dass die Rhetorik als kulturelle Errungenschaft allen
Voumllkern gemein ist Er vertritt die Meinung dass ausschlieszliglich Araber und Perser uumlber die
Kunst der Rede verfuumlgten Die Perser uumlbernahmen den Sinn ihrer Rhetorik von anderen
nicht-arabischen Voumllkern nur die Worte selbst stammen von ihnen Im Gegensatz zu den
Persern predigten die Araber spontan und mit einem groszligen Talent fuumlr die Improvisation
Auch als Analphabet sei jeder Araber noch eloquent Dies gelte als bdquoVorzugldquo der Araber
gegenuumlber den Persern
bdquoWir kennen keine Prediger auszliger den Arabern und Persern Die Inder verfuumlgen uumlber die niedergeschriebenen Werke und verewigten Buumlcher die beruumlhmten Maumlnnern oder Gelehrten zugeschrieben werden koumlnnen Diese Werke sind erhalten und auf der Welt
376 Ibn thornAbdarabbah al-thornIqd Bd III S 405 377 Al-sup1Aacutefrac12iatilde al-frac14ayawAacuten Bd I S 72 378 Al-sup1Aacutefrac12iatilde al-BayAacuten Bd III S 12 f
161
verbreitet Die Griechen verfuumlgen uumlber die Philosophie und die Logik Der Logiker ist ohne Sprache und nicht der Redekunst zugewandt (hellip) Die Griechen behaupten dass Galen die beredsamste Persoumlnlichkeit unter den Menschen war allerdings erwaumlhnen sie ihn nicht als einen Prediger oder auf diesem Gebiet der Eloquenz Bei den Persern gibt es Prediger jedoch stammen nur die Worte von ihnen und der Sinn von allen thornaordmamIacutetischen Voumllkern Das ist so wegen ihres guten Verstandes des Studierens der Buumlcher und der Uumlberlieferungen und Hinzufuumlgungen zu diesen Uumlberlieferungen so dass ihre Nachndashkommen die Fruumlchte ihrer Gedanken ernten konnten Fuumlr die Araber sind alle Dinge schlagfertig und improvisiert als ob sie Offenbarungen seien und es gibt kein Leid und keine Muumldigkeit der Gedanken Sie brauchen keine Hilfe Er (ein Araber) laumlsst seiner Fantasie die Freiheit in der Redekunst in der Rezitation von Gedichten an den Feind im Krieg oder wenn er am Brunnen spricht oder die Kamele fuumlhrt (hellip)ldquo379
Anschlieszligend zweifelt al-sup1Aacutefrac12iatilde generell am Alter und der Authentizitaumlt der persischen Werke
die unter den Menschen verteilt sind Seiner Ansicht nach koumlnnte diese Art von Literatur
(rasAacuteyumlil und siyar) einfach von zeitgenoumlssischen persischen Sekretaumlren verfasst worden sein
Damit bezichtigt er die Perser der bdquoFaumllschungldquo welche die Gesellschaft dazu bringe die
Perser den Arabern gegenuumlber zu bevorzugen
bdquoWir koumlnnen nicht wissen ob diese persischen Werke die in den Haumlnden der Menschen sind authentisch und nicht gefaumllscht und alt und nicht neu hergestellt sind Solange Menschen wie Ibn al-Muqaffathorn Sahl ibn HAacuterUacuten AbIacute thornUbaidallAacuteh thornAbd al-frac14amIacuted und sup3IacutelAacuten (thornAllAacuten) existieren koumlnnen sie solche Sendschreiben (rasAacuteyumlil) herstellen und solche Fuumlrstenspiegel (siyar) machenldquo380
Die EacuteuthornUacutebiyya pflegte auch die Art der arabischen Predigt und das Tragen von Gegenstaumlnden
wie etwa der Stange der Lanze des Stabes und des Bogens waumlhrend der Predigt ins
Laumlcherliche zu ziehen Die Akteure der EacuteuthornUacutebiyya sahen keinerlei Verbindung zwischen
solchen Gegenstaumlnden und Worten sondern brachten dies mit der bdquoGrobheitldquo der Araber und
dem bdquoHochmutldquo der Beduinen als bdquoKameltreiberldquo in Zusammenhang Der bildhafte
Vergleich mit einem Musiker der ohne Stab geschickter sei als einer mit Stab solle zur
Bevorzugung der Perser fuumlhren die ohne jegliche Geraumlte predigten
bdquoEine Stange (qaplusmnIacuteb) ist fuumlr die Melodie der Musik eine Lanze (qanAacutet) fuumlr den Hirten der Kuumlhe ein Stab (thornaEgraveAacute) fuumlr das Kaumlmpfen und der Bogen fuumlr das Werfen Weder zwischen den Worten und dem Stab gibt es eine Verbindung noch zwischen dem Bogen und den Worten Sie beschaumlftigen den Verstand und lenken die Gedanken ab (hellip) Die Musiker behaupten dass ein Musiker der einen Stab (ein Stuumlck Holz) fuumlr seine Musik verwendet unter dem Musiker steht der keinen Stab benutzt Das Tragen des Stabes aumlhnelt der Gewohnheit der faddAacutedIacuten381 und gehoumlrt zu der Grobheit der Araber und dem Hochmut der Beduinen und ihrem Beruf die Kamele in einer Reihe zu haltenldquo382
Die Sinnlosigkeit der Haltung der Araber waumlhrend der Predigt ist laut EacuteuthornUacutebiyya damit zu
begruumlnden dass das Tragen eines Stabes waumlhrend der Predigt bei zivilisierten Voumllkern wie den
379 Ebd Bd III S 27 f 380 Ebd Bd III S 29 Dies ist eine der wenigen Stellen in denen die antiEcircuthornUacutebIacutetischen Autoren die Vertreter der EacuteuthornUacutebiyya bei ihren Namen nennen Wie beschrieben sind die Informationen uumlber die EacuteuthornUacutebiyya meist sehr allgemein uumlberliefert worden 381 FaddAacuted ist eine Person deren Stimme und Worte trocken sind 382 Al-sup1Aacutefrac12iatilde al-BayAacuten Bd III S 12
162
Persern Griechen und Indern die eine Hochkultur der Eloquenz besaszligen unbekannt ist
Daruumlber hinaus koumlnne jeder der sich mit dem Wissen und den Werken der Nicht-Araber
befasse begreifen dass die Quelle der Beredsamkeit und Eloquenz bei den Nicht-Arabern
laumlge Daher sei das Tragen eines Stabes waumlhrend der Predigt nur eine Gewohnheit die dem
Leben und Beruf der Araber als bdquoHirten von Kamelen und Schafenldquo entspreche
bdquoWer Eloquenz erreichen Unbekanntes wissen und sich in die Sprache vertiefen moumlchte soll das Buch KAacuterwandlsquo lesen Wer Verstand Literatur und Wissen auf dem Gebiet der Hierarchie der Belehrungen der Strafen der edlen Worte und des edlen Sinnes braucht soll im Buch Siyar al-mulUacuteklsquo nachschauen Das sind Perser und ihre Buumlcher Prediger Worte und Sinne Das ist Griechenland und seine Werke Prediger Argumente und Weisheiten und dies sind ihre Buumlcher in Logik durch die die Weisen den Unterschied zwischen dem Fehler und dem Richtigen erkennen koumlnnen Das sind die Buumlcher Indiens mit ihrer Weisheit ihren Geheimnissen ihrer Geschichte und ihren Argumenten Wer diese Werke las und die Tiefe des Verstandes (der Verstand der Menschen) und den Informationswert jener Weisheiten erkannte wusste was Eloquenz und Beredsamkeit sind und wo diese vollendet wurden Wie koumlnnen alle bekannten (hellip) Voumllker es versaumlumt haben auf die Lanze den Stab die Stange und den Bogen hinzuweisen Keineswegs Ihr (Araber) wart Hirten zwischen Kamelen und Schafen Ihr trugt die Stange sowohl beim Sesshaftsein als auch auf der Reise (hellip) Ihr tragt sie im Frieden so wie ihr gewohnt seid sie im Krieg zu tragen Da ihr eine lange Zeit daran gewoumlhnt wart Kamele anzusprechen wurden eure Worte trocken und eure Aussprache wurde roh Wenn ihr in einer Versammlung sprecht ist es als ob ihr Tauben ansprecht (sie houmlren nicht zu)ldquo383
Solche EcircuthornUacutebIacutetischen Aumluszligerungen die die Araber erniedrigten bringt al-sup1Aacutefrac12iatilde mit der
Feindschaft gegen den Islam Neid und Unwissenheit in Zusammenhang Er beschreibt
anschlieszligend die Vertreter der EacuteuthornUacutebiyya als Menschen die keinen Anteil (Herrschaft) am
Gewinn der Religion des Islam haben und ausschlieszliglich aus Neid widersprechen Al-sup1Aacutefrac12iatildersquo
Meinung kann ein Beispiel dafuumlr sein dass antiEcircuthornUacutebIacutetische Personen schon feinste
Tonfaumlrbungen gegen die Araber als bdquoantiislamischldquo verstanden 384
bdquoWenn du die Hand eines EacuteuthornUacutebIacuteten ergriffen und ihn in die arabischen Laumlnder und an die Quelle der Eloquenz gebracht haumlttest und ihn einen hervorragenden Dichter oder einen sehr guten Prediger kennen lernen lieszligest wuumlrde dieser wissen dass das was du sagst gerecht sei denn der beste Zeuge ist das Sehen Das ist der Unterschied zwischen uns (Araberfreunde) und ihnen (EacuteuthornUacutebIacuteten)385 (hellip) Wisse dass du nicht ein Volk gesehen hast das elender ist als diese EacuteuthornUacutebIacuteten Sie sind feindselig gegen ihre eigene (islamische) Religion und verwenden diese fuumlr ihre eigenen Ziele (hellip) Sie haben wenig aus der Beute dieser Religion Ihre Herzen werden geheilt wegen der Masse des Neides in ihrer Leber und in ihrem Herzen brennt der Hass (hellip) Wenn sie den Charakter jedes Volkes die Tracht der Sprecher jeder Sprache und die Gruumlnde der Unterschiede in ihrem Aussehen und in ihren Instrumenten und deren Natur wuumlssten (hellip) wuumlrde ihre Seele sich beruhigenldquo386
383 Ebd Bd III S 14 Bei diesem Beispiel handelt es nicht nur um die Zuruumlckweisung der Haltung der Araber beim Predigen sondern auch um einen Vorwand der EacuteuthornUacutebiyya den Arabern das Wissen der Nicht-Araber ausfuumlhrlich und deutlich zu demonstrieren 384 Eine aumlhnliche Ansicht vertritt Ibn Qutaiba uumlber die EcircuthornUacutebIacutetischen Aumluszligerungen die aus Eifer Feindschaft oder Neid getaumltigt worden seien Ibn Qutaiba bdquoKitAacuteb al-thornarabldquo in RasAacuteyumlil al-bulatradeAacuteyuml S 344 352 385 Hier beabsichtigt al-sup1Aacutefrac12iatilde darauf hinzuweisen dass die EacuteuthornUacutebIacuteten im Gegensatz zu den Arabern ohne den Gebrauch von Argumenten und Logik ihre Vorwuumlrfe machen 386 Al-sup1Aacutefrac12iatilde al-BayAacuten Bd III S 29 f
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Al-sup1Aacutefrac12iatilde versucht anschlieszligend mit Hilfe sowohl religioumlser Mittel wie Koranverse und
Hadithe als auch mit Hilfe von Erzaumlhlungen und Volkssprichwoumlrtern usw zu belegen dass
der Stab uumlber einen heiligen Ursprung verfuumlgt und ausschlieszliglich ein Unwissender und
Feindseliger gegen die Religion des Islam wie ein Vertreter der EacuteuthornUacutebiyya solche Belege
abweisen kann Da die von al-sup1Aacutefrac12iatilde vorgefuumlhrten Beispiele sehr umfangreich sind wird an
dieser Stelle nur auf einige von ihnen eingegangen Interessanterweise beginnt al-sup1Aacutefrac12iatilde zur
Zuruumlckweisung der EcircuthornUacutebIacutetischen Behauptungen mit der Person des Salomon387 dem die
EacuteuthornUacutebIacuteten besonders zugetan waren Sie bemuumlhten sich seine Tugend als Nicht-Araber auf
allen Gebieten zu betonen Diese durch Koranverse gestuumlzte Auswahl sollte das Bild
vermitteln dass das Tragen des Stabes unter den Nicht-Arabern ebenso gelaumlufig war
insbesondere aber dass es bei einer Person nachzuweisen ist die im Mittelpunkt der
EcircuthornUacutebIacutetischen Argumentation gegen die Araber stand und zwar in allen Lebenssituationen
Ein Widerspruch gegen das Tragen eines Stabes das bei den im Koran auftretenden
Persoumlnlichkeiten zu belegen ist bedeutet demzufolge nicht weniger als den Widerstand gegen
den Islam
bdquoDer Grund dafuumlr dass der Ursprung und die Quelle des Stabes edel sind und ausschlieszliglich ein Unwissender ihn verschmaumlht und nur ein Aufruumlhrer sich gegen ihn stellt ist jener dass SulaimAacuten ibn DAacutewUacuted den Stab fuumlr seine Predigt und Belehrung und waumlhrend seines Gebetes und Lesens und Stehens zum Gebet gebrauchte SulaimAacuten trug den Stab bei allen Gelegenheiten Gott sagt daruumlber Als wir dann seinen (d h Salamos) Tod beschlossen (und bewirkt) hatten wurden sie (d h die Zeitgenossen Salamos bzw die ihm dienstbaren Geister) erst durch das Tier der Erde (d h durch den Wurm) das seinen Stock (minsAacutet) zerfraszlig (und so dem sich darauf stuumltzenden Leichnam den Halt entzog) darauf aufmerksam (darauf hingewiesen) dass er gestorben war Als er dann zu Boden fiel wurde es den Dschinn klar dass sie wenn sie das Verborgene gewusst haumltten (damit auch von seinem Tod Kenntnis gehabt haumltten und) nicht (so lange) in der erniedrigenden Strafe (der Dienstverpfichtung) geblieben waumlrenlsquo388 MinsAacutet ist hier der Stockldquo389
Die koranische Geschichte des nicht-arabischen Propheten Mose und der seines Stabes (als
einem seiner Wunder) war nach der EacuteuthornUacutebiyya ein Beleg fuumlr die bdquoVorrangstellungldquo der Nicht-
Araber Fuumlr Al-sup1Aacutefrac12iatilde hingegen war dieselbe Geschichte ein Beleg fuumlr die bdquoUumlberlegenheitldquo der
Araber Mose als Prophet trug wie die Araber einen Stab Al-sup1Aacutefrac12iatilde kritisiert demzufolge Die
Eacuteuthornubiyya koumlnne nicht einerseits Mose als nicht-arabischen Propheten fuumlr die
bdquoVorrangstellungldquo der Nicht-Araber heranziehen andererseits aber das Tragen des Stabes
durch die Araber verhoumlhnen
bdquoGott steckte fuumlr MUacutesAacute ibn thornImrAacuten groszlige Argumente und hervorragende Gruumlnde in den Stab Er verlieh den Stab auch einer Gruppe von Propheten vor ihm als Beweis Gott
387 Al-sup1Aacutefrac12iatilde betont dies und schreibt hieruumlber bdquoWir begannen mit der Erwaumlhnung des Namens Salomon Friede sei mit ihm weil er einer der Soumlhne der thornAordmam ist und die EacuteuthornUacutebIacuteten deshalb dazu neigen seine Tugend zu betonenldquo Ebd Bd III S 31 388 Der Koran 3414 389 Al-sup1Aacutefrac12iatilde al-BayAacuten Bd III S 30
164
sagte als er dessen Stab erwaumlhnt Diese d h Moses und Aaron sind Zauberer die euch mit ihrer Zauberei aus eurem Land vertreibenlsquo390 (An einer anderen Stelle) sagte Gott391 Dem der Zauberei treibt wird es nicht wohl ergehen wo immer er auch auftreten (kommen) maglsquoldquo392
Eine bdquodoppelte Heiligkeitldquo des Ursprungs des Stabes versuchte al-sup1Aacutefrac12iatilde damit zu begruumlnden
dass das Material zur Herstellung eines Stabes naumlmlich das Holz der Baumlume ebenso heilig
waumlre Um dies zu untermauern fuumlhrt er erneut Koranverse an wie diesen
bdquoAls er (Mose) dann hinkam wurde ihm auf der rechten Talseite auf dem (von AllAacuteh) gesegneten Stuumlck Land vom Baum her zugerufen Oh Moses Ich bin AllAacuteh der Herr der Menschen in aller Welt Wirf deinen Stocklsquo Als er (Mose) nun sah dass er in Bewegung geriet wie wenn er ein Dschinn waumlre kehrte er den Ruumlcken (um zu fliehen) ohne sich (noch einmal) umzuwenden (Da rief es ihm zu) Oh Moses Komm her und hab keine Angst Dir wird nichts geschehenlsquoldquo393 Oder bdquo(Er) der euch (auszligerdem) aus (Holz von) gruumlnen Baumlumen Feuer hat entstehen lassen so dass ihr kaum dass das Reibeholz zu glimmen anfaumlngt gleich (Brennmaterial) damit anzuumlnden koumlnntldquo394
Auch der Ausspruch des Propheten Mufrac12ammad zum Respekt vor Mekka sollte die Heiligkeit
der Baumlume als Herstellungsmaterial des Stabes beweisen
bdquo(hellip) Schneidet ihre (Mekkas) Baumlume nicht abldquo395
Die von al-sup1Aacutefrac12iatilde dargestellte koranische Erzaumlhlung von Adam Eva und dem Baum durch
den der Satan sie verfuumlhrte396 sowie die Erwaumlhnung des im Paradies stehenden Baumes
bdquoSidrat al-muntahAacuteldquo397 haumltten beide den gleichen Hintergrund
Die Nutzbarkeit und zentrale Bedeutung des Stabes im taumlglichen Leben der Araber sollte nach
al-sup1Aacutefrac12iatilde ein Grund fuumlr die Abweisung der EcircuthornUacutebIacutetischen Behauptungen sein Durch
Erzaumlhlungen und Auslegungen von Dichtungen und arabischen Sprichwoumlrtern versucht er den
Stab als ein bdquomultifunktionalesldquo Instrument darzustellen Beispielweise schildert al-sup1Aacutefrac12iatilde
anschlieszligend die Geschichte eines jungen Mannes der einen anderen Mann aus der
Nachkommenschaft von thornAmr ibn KulYacuteUacutem (gest 39) auf einer Reise begleitete Letzterer hatte
einen Stab von dem er sich nicht trennte und daruumlber wunderte sich der junge Mann sehr In
dieser Erzaumlhlung wird der Besitzer des Stabes als ein Weiser dargestellt Er uumlberwaumlltigt mit
Hilfe seines Stabes sieben verschiedene Schwierigkeiten auf der Reise Er trieb seinen Esel
damit stuumltzte sich auf ihn schlug eine Schlange und toumltete sie jagte einen Hasen und machte
Essen fuumlr seinen Mitreisenden damit entfachte mit Hilfe seines Stabes und Kleinholz Feuer
390 Der Koran 2063 391 Ebd 2069 392 Al-sup1Aacutefrac12iatilde al-BayAacuten Bd III S 31 393 Der Koran 2830 f 394 Ebd 3680 395 Al-sup1Aacutefrac12iatilde al-BayAacuten Bd III S 35 396 Ebd Bd III S 35 f 397 Ebd Bd III S 35
165
reinigte ein Gasthaus mit seiner Hilfe und einem Stuumlck Eisen und zum Schluss verwendete er
ihn als Kleiderbuumlgel398
Zum Beweis der festen Einbindung des Stabes in das Leben der Araber und seine Wichtigkeit
stuumltzt al-sup1Aacutefrac12iatilde sich auf Redewendungen der arabischen Sprache die das Wort bdquoStabldquo (thornaEgraveAacute)
beinhalten So wird ein Mensch mit kleinem Kopf bdquorayumls al-thornaEgraveAacuteldquo (stabkoumlpfig) genannt Ein
Hirte wird bdquoplusmnathornIacutef al-thornaEgraveAacuteldquo (schwachstabig) genannt wenn er sein Kamel wenig schlaumlgt und
sehr mitleidsvoll mit ihm umgeht Wenn der Hirte das Kamel jedoch sehr streng behandelt
wird er als bdquoEgraveulb al-thornaEgraveAacuteldquo (hartstabig) bezeichnet399
V2hV2hV2hV2h5555 Kriegswesen und Tapferkeit Kriegswesen und Tapferkeit Kriegswesen und Tapferkeit Kriegswesen und Tapferkeit
Zu den Charaktereigenschaften welche die Araber im Besonderen fuumlr sich in Anspruch
nahmen und daraus einen bdquoVorzugldquo gegenuumlber anderen muslimischen Voumllkern ableiteten
zaumlhlten Tapferkeit und Mannhaftigkeit400
bdquoAber Tapferkeit Die Araber waren in vorislamischer Zeit (ordmAacutehiliyya) das stolzeste Volk Niemand konnte ihre Grenzen verletzen (hellip) Sie zeigten ihre Haumlrte im Falle einer Annaumlherung Die Araber kaumlmpften auf dem Gebiet von Persien bis dessen Koumlnige darauf angewiesen waren ihnen zu schmeichelnldquo401
Nach Ansicht der arabischen Eiferer gab es die Tapferkeit des arabischen Volkes nicht nur in
der vorislamischen Zeit sondern sie ist ebenso ein Merkmal der islamischen Epoche
bdquoDie tapfersten Menschen in der ordmAacutehiliyya waren thornUtba bin al-frac14AacuteriYacute ibn EacuteahAacuteb BasOcircAacutem ibn Qais Buordmair und thornAfAacutef die Soumlhne von AbIacute Mulail thornAgravemir ibn aOcirc-Oacuteufail thornAmr ibn Wudd und ihresgleichen In islamischer Zeit waren es az-Zubair thornAlIacute Oacutealfrac12a die Maumlnner der Helfer (anEgraveAacuter) thornAbdallAacuteh ibn frac14Aacutezim as-SulmIacute und thornAbbAacuted ibn al-frac14usainldquo402
Die EacuteuthornUacutebiyya widersprach solchen Behauptungen und warf den Arabern vor weder uumlber
kriegerische Kompetenzen zu verfuumlgen noch die Taktiken des Kampfes zu kennen Zum
Beweis pflegten die Vertreter der EcircuthornUacutebIacutetischen Ansichten die arabischen mit den persischen
Truppen ausfuumlhrlich zu vergleichen wobei letztere uumlber ein hohes Maszlig an Kenntnissen des
Kriegswesens verfuumlgen wuumlrden Am folgenden Beispiel ist zu belegen wie sehr sie durch die
Erwaumlhnung kriegerischer Strategien und Instrumente sowie der Truppenstruktur die arabische
Tapferkeit in Zweifel zogen
bdquoIhr (Araber) geht verstreut in den Krieg (hellip) Ihr kaumlmpft nicht in der Nacht und kennt weder bayAacutetlsquo403 noch kamIacutenlsquo404 weder rechte (maimana) und linke (maisara) Seite des
398 Ebd Bd III S 45 ff 399 Ebd Bd III S 52 400 AmIacuten regufrac12Aacute rsquol-islAacutem Bd I S 43 401 Ibn Qutaiba bdquoKitAacuteb al-thornarabldquo in RasAacuteyumlil al-bulatradeAacuteyuml S 370 402 Ebd S 370 f 403 Uumlberfall in der Nacht
166
Heeres weder dessen Herz (qalb) noch dessen Fluumlgel (ordmanAacutefrac12) und weder Nachhut (sAacuteqa) noch Vorhut (OcircalIacutethorna) (hellip) Ihr kennt von den folgenden Kriegswerkzeugen und Strategien kein einziges RatIacutelalsquo405 thornarrAacutedalsquo406 manordmanIacuteqlsquo407 dabbAacutebAacutetlsquo408 Schuumltzengraumlben (iquestanAacutediq) frac12asaklsquo409 aqbiyyalsquo410 sarAacutewIacutelAacutetlsquo411 tathornlIacuteq as-suyUacuteflsquo412 Trommeln (OcircabUacutel) bunUacutedlsquo413 taordmAacutefIacuteflsquo414 ordmawAacuteEcircinlsquo415 iquestuwaordflsquo416 Glocken (aordmrAacutes) wahaqlsquo417 das Werfen von fuumlnf Pfeilen auf einmal (ramy bi rsquol-banordmakAacuten) und die Verwendung von Oumll und Feuer (zarq bi rsquol-nafOcirc wa rsquon-nIacuterAacuten)ldquo418
Um die arabische Tapferkeit abzuwerten warf die EacuteuthornUacutebiyya den Arabern beispielsweise vor
den Kampf in der Nacht und seine Regeln nicht zu kennen Zum Beleg traf sie eine gezielte
Auswahl von arabischen Gedichten die ihre Behauptungen entsprachen unter anderem die
folgende Dichtung von Umayya ibn al-Askar (gest um 20)
bdquoWenn es die Nacht nicht gegeben haumltte waumlre weder regirAacuter noch Rayumls al-frac14imAacuter AbUacute sup1ufAacutel entkommenldquo419
Den antiarabischen Aumluszligerungen der EacuteuthornUacutebiyya im Bezug auf arabische Tapferkeit und
Kriegskompetenz traten ihre Gegner z B al-sup1Aacutefrac12iatilde mit Belegen entgegen nach denen die
Araber sehr wohl den Kampf in der Nacht kannten und einige Kriegsstrategien wie bayAacutet und
kamIacuten in der Schlacht umsetzten
bdquoWir sagen Die Gedichte die ihr (EacuteuthornUacutebIacuteten) erwaumlhnt habt sind kein Grund fuumlr die Behauptung dass die Araber nicht in der Nacht kaumlmpfen Sie kaumlmpften in der Nacht und am Tag (hellip) Vielleicht will jede der beiden Parteien (im Krieg) die andere zuruumlckdraumlngen und jede von ihnen denkt an das Uumlberfallen der anderen in der Nacht (bayAacutet) (hellip) Dies passiert oumlfter Das Argument dafuumlr dass die Araber in der Nacht kaumlmpfen ist die Aussage von Sathornd ibn MAacutelik uumlber den Tod von Kathornb ibn MuzaiqiyAacute sbquoIn der Nacht Otildeubbathorn und frac34amIacutes Kathornb kamen sie zu uns kriechend als wir schliefenlsquo Wenn die Araber sich fuumlr den Beginn eines Kampfes entschieden haben machten sie am Tag Rauch und in der Nacht Feuerldquo420
Auch in der folgenden Aussage beabsichtigt al-sup1Aacutefrac12iatilde die EcircuthornUacutebIacutetischen Vorwuumlrfe zuruumlck-
zuweisen und einen Nachweis dafuumlr zu erbringen dass die Araber die Taktik kamIacuten kennen
404 Eine Falle im Kampf 405 Reihenaufstellung im Heer 406 Ein Kriegswerkzeug durch das man Steine auf die Feinde werfen kann aumlhnlich wie ein kleines manordmanIacuteq 407 Ein groszliges Kriegswerkzeug zum Werfen von Steinen 408 Ein Schutzpanzer aus Leder und Holz in dem die Krieger sich vor Wurfgeschossen schuumltzen Die dabbAacutebAacutet stellte man nahe an die belagerten Burgen um Mauern beschaumldigen und aushoumlhlen zu koumlnnen 409 Ein Schutzzaun aus Eisen oder aus Holz den man um das eigene Heer gelegt hat um den Zugang des Feindes zu verhindern 410 Eine Art Ruumlstung 411 Eine Kriegshose 412 Eine Art und Weise des Schwerttragens 413 Eine groszlige Fahne 414 Eine Schutzbedeckung fuumlr Pferde im Krieg 415 Eine Ruumlstung aus Eisen 416 Ein Kriegshelm aus Eisen 417 Fangseile fuumlr Menschen und Tiere 418 Al-sup1Aacutefrac12iatilde al-BayAacuten Bd III S 17 f 419 Ebd Bd III S 19 420 Ebd Bd III S 19 ff
167
bdquoWir erreichten die Beute und nahmen den Boden der Feinde ein waumlhrend Gott uns half Wir fuumlhrten es ohne Betrug und Hinterlist durch Die Falle (kamIacuten) blieb offensichtlichldquo421
Die Einfachheit der Kriegswerkzeuge und deren im Kampfesfall unguumlnstige Auswahl seitens
der Araber zog die EacuteuthornUacutebiyya gerne ins Laumlcherliche Sie verband dies in erster Linie mit der
bdquoUnwissenheitldquo der Araber uumlber das Vorhandensein von Kriegswerkzeugen Daruumlber hinaus
warf sie den Arabern vor Hilfsmittel wie Sattel und Steigbuumlgel die den Kampf vereinfachen
nicht zu verwenden
bdquoEure (Araber) Lanzen waren aus der Pflanze murrAacuten und die Spitzen eurer Lanzen aus Kuhhoumlrnern Ihr bestiegt die Pferde ohne Sattel Wenn ein Pferd einen Sattel hatte war er aus einem sehr billigen Leder Und ein Pferd hat keine Steigbuumlgel die doch eines der vornehmsten Instrumente fuumlr Lanzenwerfer und Schwertkaumlmpfer sind Manchmal kann man auf beiden Steigbuumlgeln stehen und damit besser auf dem Pferd sitzen Ein arabischer Reiter sticht mit einer gefuumlllten Lanze und wir (EacuteuthornUacutebIacuteten) wissen dass eine hohle Lanze einfacher zu tragen ist und man damit tiefer zustechen kann Die Araber sind stolz auf die Laumlnge der Lanze denn sie kennen das Stechen mit der kurzen Lanze nicht (das ist einfacher) Die lange Lanze gehoumlrt schlieszliglich dem Fuszligsoldaten und die kuumlrzere dem Reiter Eine andere kurze Lanze ist fuumlr die Jagd von wilden Tiere geeignet Sie sind stolz auf die Laumlnge der Lanze und die Kuumlrze des Schwertes Der Stolz auf das kurze Schwert ist nur fuumlr den Fuszligsoldaten ohne Pferd und der auf das lange Schwert fuumlr den Reiter Die Laumlnge der Lanze ist geeignet wenn das Ziel fern liegt und der Feind uumlber keine Zeit verfuumlgt um zu fliehen und das weist auf die Staumlrke des Reiters und dessen beide Haumlnde so wie das kurze und breite Schwertldquo422
Dieser EcircuthornUacutebIacutetischen Aumluszligerung widerspricht al-sup1Aacutefrac12iatilde mit der Erwaumlhnung der verschiedenen
Arten und Anwendungen von Lanzen die den Arabern bekannt waren Seiner Ansicht nach
haben die Araber ein hohes Maszlig an Kriegs- und Kampferfahrung und daher sei das Tragen
eines unguumlnstigen Instrumentes ausschlieszliglich durch die bdquoStaumlrke und Tapferkeitldquo des
arabischen Kaumlmpfers zu erklaumlren
bdquoAber was sie (EacuteuthornUacutebIacuteten) uumlber die Lanze der Araber sagten das ist nicht so wie sie es sich einbilden Die Lanze hat verschiedene Formen Niyzak marbUacutethorn maiquestmUacutes tAacutem und iquestaOcircil Diese letztere bewegt sich aufgrund ihrer Laumlnge in der Hand ihres Besitzers Wenn ein Mann die Staumlrke einer Person betonen moumlchte erwaumlhnt er iquestaOcircil bei ihm (hellip) Die Araber folgen nach einem Uumlberfall (den Feinden um sie zu fangen) Vielleicht verfolgt ein Araber einen Fliehenden und ist schon sehr nahe dran an ihm Wenn er eine Lanze marbUacutethorn oder maiquestmUacutes verwendet entkommt der Fliehende In diesem Fall benutzt er niyzak d h eine sehr kurze Lanze Wenn der Fliehende dem Verfolger entkommt wirft dieser niyzak nach ihm Vielleicht fuumlrchtet er sich vor dem direkten Koumlrperkontakt mit ihm dann wirft er den niyzak ohne ihn direkt zu stechen (hellip) Sie (die Araber) sind ein Volk das viele Uumlberfaumllle macht Je mehr Uumlberfaumllle aber durchgefuumlhrt werden desto mehr Verfolgte ergeben sich Vielleicht verwendet ein Reiter eine lange Lanze um seine Staumlrke zu zeigen so wie er ein kurzes Schwert benutzt um seine Tapferkeit zu beweisenldquo423
Auch sei der Gebrauch der Steigbuumlgel so al-sup1Aacutefrac12iatilde den Arabern nicht unbekannt Die seltene
Anwendung dieses Reitinstruments bei den Arabern haumlnge ausschlieszliglich mit der Neigung
421 Ebd Bd III S 23 422 Ebd Bd III S 16 423 Ebd Bd III S 24 f
168
der Araber zum freien Reiten zusammen Abgesehen davon fuumlhre der Gebrauch der Steig-
buumlgel im Allgemeinen zu Traumlgheit und Feigheit Damit stellt al-sup1Aacutefrac12iatilde die Perser indirekt als
bdquoschwaumlcher und feigerldquo dar
bdquoDie Araber lieszligen sich nicht daran gewoumlhnen ihre Fuumlszlige in Steigbuumlgel zu stellen Sie ritten frei thornUmar ibn al-frac34aOcircOcircAacuteb sagte sbquoDie Staumlrke schwaumlcht sich nicht solange deren Besitzer frei reitet und den Bogen ziehtlsquo (hellip) Wenn die Araber die Steigbuumlgel auf der Reise nicht verwenden wie koumlnnen sie sie im Krieg verwenden Sie benutzten sie nur wenn sie dazu gezwungen waren (Sie benutzten sie nicht) aus Angst davor sich auf etwas zu verlassen das Traumlgheit und Niedrigkeit bringtldquo424
Ibn Qutaiba geht bei der Zuruumlckweisung der EcircuthornUacutebIacutetischen Vorwuumlrfe und beim Nachweis der
arabischen Tapferkeit differenziert vor Er gesteht den Persern zunaumlchst Kraft und Tapferkeit
zu allerdings sei ihre kriegerische Kompetenz ausschlieszliglich auf die materielle Ausstattung
und die systematische Politik ihrer Koumlnige die den Soldaten Kraft und Selbstbewusstsein
verleiht zuruumlckzufuumlhren Im Gegensatz hierzu verfuumlgten die Araber weder uumlber ein
differenziertes politisches System noch uumlber geeignete Instrumente im Krieg
Houmlchstwahrscheinlich sollte dieser von Ibn Qutaiba gefuumlhrte Vergleich auf den Sieg der
Araber uumlber die sehr gut ausgestatteten persischen Truppen hinweisen Bezuumlglich eines
bdquoVorrangesldquo der Araber gegenuumlber den Nicht-Arabern betont Ibn Qutaiba dann den
bevorzugten Gebrauch von Schwertern und Lanzen bei den Arabern der weitaus mehr
koumlrperliche Kraft koste als das Schieszligen das bei den Persern gelaumlufig war
bdquoBei meinem Leben sie (Perser) haben Staumlrke und Tapferkeit Aber es gibt zwischen ihnen und den Arabern einen Unterschied Die Perser hatten mehr Hab und Gut bessere Waffen feste Haumluser und viele Menschen und sie kaumlmpften unter Aufsicht eines Koumlnigs und mit der Politik eines Sultans Diese Dinge vermehren ihre Staumlrke und festigen die Saumlule und staumlrken die Herzen und festigen die Schritte Die Araber waren zu dieser Zeit zerstreut und hatten kein System (hellip) Sie kaumlmpften zu Fuszlig und ihre Schwerter waren matt Sie hatten ungeeignete Lanzen Und ihre Reiter ritten auf arabischen Pferden allerdings ohne Sattel Wenn es einen Sattel gab dann hatte er keine Steigbuumlgel Die Perser verwenden in ihren Kriegen eher Schusswaffen und die Araber eher Schwerter und Lanzen Diese letzten beiden brauchen viel Muumlhe in ihrer Verwendung Der Benutzer dieser beiden kann nicht aus der Schlacht fliehen und das weist auf ihre Ausdauer hinldquo425
Um die Tapferkeit Mannhaftigkeit und das Durchsetzungsvermoumlgen der Araber zu betonen
stuumltzt Ibn Qutaiba sich auf zwei historische Ereignisse in denen die Araber die Perser
besiegen konnten Ibn Qutaiba will in persischen Werken gelesen haben dass sich der Perser
BahrAacutem sup1Uacuter in der Residenz der arabischen Koumlnige in der Wuumlste aufhielt als er die Nachricht
vom Tod seines Vaters erhielt Die Perser beabsichtigten einen anderen zum Koumlnig zu
erklaumlren BahrAacutem verlangte von den Arabern seinen Anspruch auf die Herrschaft
anzuerkennen so dass jene ihm die Herrschaft zugestanden und er Koumlnig wurde Ein weiteres
424 Ebd Bd III S 23 f 425 Ibn Qutaiba bdquoKitAacuteb al-thornarabldquo in RasAacuteyumlil al-bulatradeAacuteyuml S 370
169
Ereignis in fruumlhislamischer Zeit auf das Ibn Qutaiba besonderen Wert legt ist die so genannte
Schlacht bdquocopyUacute qAacuterldquo zwischen den Truppen des persischen Koumlnigs frac34usrau II und den BanUacute
EacuteaibAacuten welche die persische Armee besiegten Sie wurde ausgefochten als NuthornmAacuten ibn al-
Munordfar die Verlobung seiner Tochter mit frac34usrau II ablehnte426
V2hV2hV2hV2h6666 Groszligzuumlgigkeit Gastfreundschaft und Esskultu Groszligzuumlgigkeit Gastfreundschaft und Esskultu Groszligzuumlgigkeit Gastfreundschaft und Esskultu Groszligzuumlgigkeit Gastfreundschaft und Esskulturrrr
Die arabische Gastfreundschaft und Groszligzuumlgigkeit (karam) galt als eine weitere Eigenschaft
auf die die Araber besonders stolz waren und durch die sie sich von anderen Voumllkern
unterschieden427
bdquoEs existiert unter den Nationen ein Volk wie die Araber deren Kennzeichen die Groszligzuumlgigkeit ist Sie (die Araber) riefen einander in der ordmAacutehiliyya immer wieder auf zu Geduld Scham zum Tadeln des Geizes des Verrats und der Dummheit (hellip) Die Araber mussten ihre Nachbarn schuumltzen und die Rechte ihrer Nachbarn uumlber die Rechte ihrer Bekannten und Freunde stellen Vielleicht opferte ein Araber sein Leben fuumlr seinen Nachbarnldquo428
Zum Beleg der arabischen bdquoGroszligzuumlgigkeitldquo dienten Anekdoten Gedichte usw die zum Teil
starke Uumlbertreibungen enthielten Beispielweise zog Kathornb ibn MAacutema seinen Freund sich selbst
vor und gab ihm Wasser bis er selber an Durst starb429 Ein herausragendes Beispiel fuumlr die
bdquoFreigebigkeitldquo der Araber war der beruumlhmte frac14Aacutetim aOcirc-OacuteAacuteyumlIacute (gest 46) der in der arabischen
Tradition als aumluszligerst groszligzuumlgig gilt und auf den die Araber sehr stolz waren Dieser soll im
Verlauf seines Lebens sein gesamtes Hab und Gut mehr als zehnmal verschenkt haben
Einmal schenkte er es dem Stamm thornAnza auf einer seiner Reisen In diesem Stamm gab es
einen Kriegsgefangenen Dieser rief ihn zu Hilfe und frac14Aacutetim hatte nichts bei sich Er kaufte
ihn von den thornAnzIacuteten frei und blieb selbst Gefangener an dessen Stelle bis er den Preis
bezahlt hatteldquo430 Aumlhnlich dienten die folgenden Anekdoten der Darstellung arabischer
Groszligzuumlgigkeit
bdquoEin Mann kam zu Mathornan und wollte von ihm alles fuumlr seine Reise Dieser sagte Oh Sklave Gib ihm ein Pferd ein Maultier Hab und Gut ein Kamel und eine Sklavin und wenn ich ein anderes Reittier kennen wuumlrde wuumlrde ich es ihm (auch) gebenlsquoldquo431 Oder bdquoNahIacutek ibn MAacutelik ibn MuthornAacutewiyya verkaufte sein Kamel und ging mit diesem Geld nach Mekka Man raubte sein Geld und die Menschen sagten uumlber ihn Verruumlcktlsquo Er erwiderte Ich bin nicht verruumlckt aber ich habe euch diesen Raub erlaubt da das Leben fuumlr euch schwer wurdelsquoldquo432
426 Ebd S 371 f 427 AmIacuten regufrac12Aacute rsquol-islAacutem Bd I S 43 428 Ibn Qutaiba bdquoKitAacuteb al-thornarabldquo in RasAacuteyumlil al-bulatradeAacuteyuml S 361 429 Ebd S 361 430 Ebd S 364 431 Ebd S 364 432 Ebd S 364 f
170
Die Vertreter der EcircuthornUacutebIacutetischen Ansichten behandelten die Eigenschaft der arabischen
Freigiebigkeit genauso wie die der arabischen Tapferkeit Sie suchten nach
Ausnahmebeispielen und verallgemeinerten sie auf die Gesamtheit aller Araber um die
arabische Groszligzuumlgigkeit zu widerlegen Die EcircuthornUacutebIacutetischen Beschuldigungen gingen uumlber diese
Grenze weit hinaus denn den Arabern wurde auch vorgeworfen weder uumlber gutes Essen und
Trinken noch uumlber gesittetes Essverhalten zu verfuumlgen Dies wird im folgenden Beispiel
ausfuumlhrlich thematisiert
bdquoWo ist die Erwaumlhnung von al-Muzarrad und frac14umaid al-ArqaOcirc und ihre Schmaumlhungen gegenuumlber den Gaumlsten Wo sind ihr schlechtes Essen aus Schlangen Eidechsen und Wuumlstenspringmaumlusen und ihre schlechten Getraumlnke Nur ihre Wohlhabenden essen Kamelfleisch gegrillt aber nicht ganz gegart Sie essen auch feste Adern vom Kamel Wenn sie am Tisch sitzen bleibt nichts uumlbrig Sie ekeln sich vor dem Essen wilder Tiere und beiszligen in Hundefleischldquo433
Den Geiz von frac14umaid ibn al-ArqaOcirc und die Unersaumlttlichkeit von al-Muzarrad begruumlndet Ibn
Qutaiba mit Armut und Liebe zum Essen434 Beide Maumlnner sollen nach Ibn Qutaiba zu den
bdquoBoumlsenldquo unter den Arabern gehoumlrt haben wie es bei allen Voumllkern Gute und Boumlse gibt
bdquoSie (frac14umaid und al-Muzarrad) sind die Schlechten im Volk (der Araber) Bei allen Voumllkern gibt es sowohl Gutes als auch Boumlses Auf diesem Prinzip basiert die Welt Wenn eines der beiden nicht existiert wird das andere nicht erkennbar (hellip) Durch drei oder vier Gedichte werden nicht die guten Taten von tausend Menschen nichtig und es aumlndern sich nicht ihre Eigenschaftenldquo435
Dass der EacuteuthornUacutebiyya jedes Mittel recht war um die arabische Freigiebigkeit zu diskreditieren
ist an der Schilderung eines Gespraumlchs zwischen einem Perser und einem Wuumlsteraraber zu
belegen Aus der Analyse des Wortes mihmAacuten das im Persischen bdquoGastldquo bedeutet soll laut
EacuteuthornUacutebiyya hervorgehen dass die Perser im Vergleich zu den Arabern gastfreundlicher und
freigiebiger seien
bdquoEin Mann der Soumlhne der thornAordmam und ein Wuumlstenaraber streiten sich auf einer Feier Letzterer sagte Wir bedienen die Gaumlste besserlsquo Der andere fragte sbquoWieso daslsquo Er erwiderte Weil einer von uns fuumlr den Gast sein Kamel schlachtet wenn er nichts auszliger diesem Kamel besitztlsquo Der persische Mann sagte Wir sind in der Bedienung besser als ihrlsquo Der Araber fragte Wiesolsquo Er antwortete Wir nennen den Gast mihmAacutenlsquo Das bedeutet dass er der Groumlszligte im Haus istlsquoldquo436
Zur Herabsetzung der arabischen Groszligzuumlgigkeit verfasste der beruumlhmte Vertreter der
EcircuthornUacutebIacutetischen Anschauungen Sahl ibn HAacuterUacuten ad-DastamiysAacutenIacute (gest 215) wie bereits
433 Ebd S 363 434 Ebd S 363 435 Ebd S 364 436 Al-BaihaqIacute IbrAacutehIacutem al-Mafrac12Aacutesin wa rsquol-masAacutewIacute Bd I ed IbrAacutehIacutem M A Beirut 2011 S 206
171
erwaumlhnt sein Werk bdquoBuiquestlldquo in dem er in satirischer Art dieses Ideal des Arabertums ins
Laumlcherliche zog437
Bei den EcircuthornUacutebIacutetischen Vorwuumlrfen gegen die Araber wurden unter anderem die arabischen
Speisen und das arabische Essverhalten thematisiert Die EacuteuthornUacutebiyya betrachtete die Araber als
bdquounzivilisierteldquo Menschen und tadelte sie aufgrund ihres schlechten Essens und Benehmens
beim Essen Der Verzehr von Tieren wie Wuumlstenspringmaumlusen Eidechsen Ratten Schlangen
usw bei den Arabern war fuumlr die EacuteuthornUacutebiyya Anlass fuumlr Spott At-Taufrac12IacutedIacute der in seinem Buch
bdquoal-ImtAacutethorn wa rsquol-muyumlAacutenisaldquo auf die antiarabischen Ansichten von al-sup1IacutehAacutenIacute eingeht zitiert von
ihm folgendes
bdquoSie (Araber) verzehren Wuumlstenspringmaumluse Eidechsen groszlige Ratten und Schlangen (hellip) Das tun sie auf Grund ihrer Aumlhnlichkeit zu Hunden und (deren) Welpen sowie Woumllfen und deren Kindernldquo438
Das Beispiel laumlsst die herabwuumlrdigende Sichtweise der EacuteuthornUacutebiyya auf die Araber als
bdquounzivilisierte tieraumlhnlicheldquo Menschen deutlich erkennen Es ist keinesfalls ein Einzelbeispiel
fuumlr die negative Darstellung der arabischen Essgewohnheiten Auch al-sup1Aacutefrac12iatilde berichtet in bdquoal-
BuiquestalAacuteyumlldquo von der AgravezAacutedmardiyya bzw EacuteuthornUacutebiyya welche die Araber aufgrund des Verzehrs
von Hunde- und Menschenfleisch verachtet haben sollen439 Diesen Schmaumlhungen trat al-
sup1Aacutefrac12iatilde damit entgegen dass die EacuteuthornUacutebiyya sowie AgravezAacutedmardiyya in ihren Behauptungen
deutlich zur Verallgemeinerung neigten und die Araber selbst solche Essgewohnheiten einer
sehr beschraumlnkten Anzahl von arabischen Staumlmmen ablehnen
bdquoDer Stamm Asad wurde wegen des Verzehrs von Hunde- und Menschenfleisch geschmaumlht Wenn die Araber einen Mann aus einem Stamm wegen seines Verhaltens schlecht fanden wurde dieses auf den ganzen Stamm verallgemeinert Auch lobten die Araber einen Stamm wenn auch nur einer von ihnen eine gute Tat vollbrachte (hellip) Die Araber schmaumlhten den Verzehr von Hunde- und Menschenfleisch wenn auch nur ein einziger Mann es verzehren wuumlrde (hellip) Die Staumlmme Asad Huordfail al-thornAnbar und BAacutehila aszligen Menschenfleisch frac14assAacuten sagte uumlber Huordfail Die Angehoumlrigen des Volkes (Huordfail) ermuntern sich gegenseitig ihre Nachbarn zu verzehren Schafe Hunde und Menschen sind (ihnen) gleichlsquoldquo440
Den Gegnern der EacuteuthornUacutebiyya zufolge haumlngen solche Essgewohnheiten mit der Armut und Not
der Menschen zusammen Beispielweise begruumlndet at-Taufrac12IacutedIacute den Verzehr dieser Art von
Speisen und das Tragen von grober Kleidung bei den Arabern mit der aumluszligeren Notwendigkeit
und der Duumlrre Wenn es mehr regnen und die Erde viele Fruumlchte hervorbringen wuumlrde
koumlnnten sie auch besser leben At-Taufrac12IacutedIacute argumentiert anschlieszligend dass sogar Koumlnige wie
AnUacutešIacuterwAacuten (reg 531-579 n Chr) in der Not Wuumlstenspringmaumluse und andere Tiere verzehren
437 Goldziher Mohammedanische Studien Bd I S 161 Vgl NabIacuteh frac14iordmAacuteb MaatildeAacutehir S 421 438 At-Taufrac12IacutedIacute al-ImtAacutethorn Bd I S 79 439 Al-sup1Aacutefrac12iatilde al-BuiquestalAacuteyuml S 326 440 Ebd S 234
172
Kamelurin trinken und grobe Kleidung tragen wuumlrden441 Aumlhnliche Ansichten vertritt Ibn
Qutaiba Die Araber seien aufgrund der Armut und der Not in ihrem Leben zum Verzehr
solcher Tiere gezwungen Hingegen wirft er einigen Persern vor Fliegen zu verzehren
obwohl sie uumlber bekoumlmmliche Speisen verfuumlgen Damit suggeriert er dass der Grund fuumlr den
Verzehr solcher Speisen bei den Arabern die Not bei den Persern jedoch der Geiz sei
bdquoAber was die Vorwuumlrfe uumlber schlechtes Essen wie thornilhiz442 und Schlangen sowie unbekoumlmmliche Getraumlnke anlangt geht dies zuruumlck auf Hunger und Notwendigkeit Solches Essen gehoumlrt in die Zeit der Armut und der Schwierigkeiten Wie ein Dichter sagte Wenn ein schwieriges Jahr ausbricht wird das Unerlaubte erlaubtlsquo Es waumlre eine Schande wenn die Araber im Wohlstand Fliegen verzehrten wie einige thornAordmam waumlhrend sie es nicht brauchen und uumlber das Fleisch von Krebsen und Huumlhnern verfuumlgen Aber in der Not wird es fuumlr alle Menschen hart So verzehrt jemand der kein Fleisch findet Wuumlstenspringmaumluse und Eidechsen und wenn er kein Wasser zum Trinken findet trinkt er unbekoumlmmliche Getraumlnkeldquo443
Im Gegenzug warfen auch die Araber den Persern vor ungenieszligbare Speisen zu verzehren
Unverkennbar ist genau wie bei den Vertretern der EacuteuthornUacutebiyya die Tendenz zur Verallgendash
meinerung Ein Mann aus BanIacute HilAacutel ibn thornAgravemir war am Esstisch von al-Faplusmnl ibn Yafrac12yAacute al-
BarmakIacute Al-Faplusmnl erwaumlhnte den Verzehr von Eidechsen in herabwuumlrdigender Weise und die
Anwesenden stimmten ihm zu Al-HilAacutelIacute als einziger Araber am Tisch wurde hierdurch sehr
wuumltend Danach brachte man al-Faplusmnl ein Tablett von zanAacutebIacuter444 Als al-HilAacutelIacute die
Versammlung verlassen hatte schmaumlhte er al-Faplusmnl und seine Speisen indem er sagte bdquoDer
Unglaumlubige (thornilordm) verweigert (den) Verzehr von Ratten aufgrund seines Hasses waumlhrend er
zanAacutebIacuter zu sich nimmtldquo445 Zur Zuruumlckweisung EcircuthornUacutebIacutetischer Schmaumlhungen behaupteten die
Araber dass der Verzehr von Eidechsen den persischer Speisen wie Schaffleisch und Reis
der mit Milch oder Oumll gekocht wurde vorzuziehen sei
bdquoIch (AbUacute al-HindIacute) aszlig Eidechsen und lasse von ihrem Verzehr nicht ab Ich liebe kein in der Sonne getrockenes Schaffleisch und kein gegrilltes Schaffleisch wenn du es lauwarm servierst Aber von dem mit Milch und Oumll gekochten Reis und euren (d h der Perser) Fischen bin ich immer noch krank Ich aszlig von ihnen wie ihr davon gegessen habt Ich sah in ihnen nichts als Eidechsen Die Eidechseneier sind die Speise der Araber und die thornAordmam lieben diese nichtldquo446
441 At-Taufrac12IacutedIacute al-ImtAacutethorn Bd I S 80 442 thornIlhiz war eine spezielle arabische Speise die in der ordmAacutehiliyya insbesondere waumlhrend einer Hungersnot verzehrt wurde Sie bestand aus Kamelhaar das mit Blut vermischt und gegrillt wurde Ibn ManatildeUacuter LisAacuten al-thornarab Bd V S 381 443 Ibn Qutaiba bdquoKitAacuteb al-thornarabldquo in RasAacuteyumlil al-bulatradeAacuteyuml S 365 444 ZunbUacuter ( plu zanAacutebIacuter) Eine Baumart Ibn ManatildeUacuter LisAacuten al-thornarab Bd IV S 331 445 Al-sup1Aacutefrac12iatilde al-frac14ayawAacuten Bd VI S 91 f Vgl Ibn Qutaiba thornAbdallAacuteh thornUyUacuten al-aiquestbAacuter Bd III ed QamIacutefrac12a M M Beirut 1984 S 232 446 Ibn Qutaiba thornUyUacuten Bd III S 233
173
Der EcircuthornUacutebIacutetische Spott uumlber das arabische Essen motivierte die Sympathisanten der Araber
die bekoumlmmlichen arabischen Speisen in der ordmAacutehiliyya zu schildern Wie al-sup1Aacutefrac12iatilde447 erklaumlrt
auch Ibn Qutaiba ausfuumlhrlich beruumlhmte arabische Speisen und die Herkunft ihrer Namen
bdquoMaplusmnIacutera Dies wird mit saurem Joghurt gekocht Sein Name ist vom Joghurt abgeleitet HarIacutesa Es wird so genannt wegen des Zerquetschens Das heiszligt es wird geschlagen Denjenigen der schlaumlgt nennt man mihrAacutes WašIacuteqa Alle Menschen nennen es thornašIacuteqa Das wird so genannt weil es in kleine Stuumlcke geschnitten wird thornAEgraveIacuteda Es wird mit diesem Namen bezeichnet weil es bei der Herstellung gekruumlmmt wird thornAuordfa Man sagt dass es die schmackhafteste Art von Fleisch ist die am besten mit Knochen zu verzehren istldquo448
Ibn Qutaibas Aumluszligerungen im bdquoKitAacuteb al-thornarabldquo bezuumlglich arabischer Speisen erweckt den
Eindruck dass die EacuteuthornUacutebiyya den Arabern ihre Essgewohnheiten vorgeworfen haumltte Durch
die Beschreibung einer Reihe von arabischen Essensvarianten beabsichtigt Ibn Qutaiba zu
belegen dass die Araber im Gegensatz zu den EcircuthornUacutebIacutetischen Behauptungen sehr wohl uumlber
eine Kultur im Umgang mit Essen verfuumlgen
bdquoDie Araber sagen Beginnt (den Verzehr eurer Speisen) mit Gottes Namen und naumlhert euch dem Essen Esst was vor euch liegtlsquo Sie (die Araber) hassen den Verzehr von Gehirn und neigen dazu es aus dem Essen herauszuholen (hellip) Einige arabische Staumlmme weigerten sich den hinteren Teil eines Schafes zu essen (hellip) Sie loben kleine Portionen (hellip) und tadeln Unersaumlttlichkeit Schnelligkeit und Faulheit beim Essen Das ist ein Zeichen von Ritterlichkeit dass ein Mann sein Essen verlaumlsst waumlhrend er noch Appetit hat Einer ihrer weisen Maumlnner (d h ein Araber) sagte Verringere dein Essen damit du gut schlafen kannstlsquo Er sagte ebenso Wenn mein Bauch voll wird wird mein Verstand uumlberwaumlltigtlsquo Afrac12naf sagte Sprecht nicht in unserer Versammlung uumlber Frauen und Speisen Ich hasse es dass ein Mann seine Speisen und seine Ehe beschreibtlsquo thornAmr ibn thornAgraveEgrave sprach al-MuthornAacutewiyya folgendermaszligen an Vermehre das Essen Bei Gott wenn ein Volk hungrig bleibt verliert es seinen Verstand Ein Mann verliert seine Entschlossenheit nicht wenn er satt uumlbernachtetlsquoldquo449
Die EacuteuthornUacutebiyya verspottete die Araber auch aufgrund ihrer Gewohnheit beim Essen Reste auf
den Teller fallen zu lassen Ibn Qutaiba haumllt dies fuumlr die Dankbarkeit Gott gegenuumlber der
seinen Geschoumlpfen besonders gnaumldig ist So verleiht er diesem Essverhalten eine rituelle
Bedeutung
bdquoAber das Essen das vom Teller herunterfaumlllt Die Kruumlmel sind wegen des Respektes dem Essen gegenuumlber und der Verherrlichung der Gabe Gottes Das ist eine Art Dankbarkeit Gott gegenuumlber Wenn man sie in den Abfall wirft stellt dieses eine Erniedrigung des Essens dar Das ist eine Undankbarkeit Gott gegenuumlber Wenn jemand dir etwas schenkt bewahrst du es auf und verherrlichst es Du kannst etwas davon nehmen Wenn du es erniedrigt und abgelehnt hast ist es recht wenn diese Gabe unterbrochen wird Das Essen ist die groumlszligte Gabe Gottes an die Menschen nach der Erkenntnis zu Gott weil es festigend fuumlr die Seele ist Wenn man das Essverhalten pflegt ist man dem Gott gegenuumlber dankbar Und Gott vermehrt ihm seine Gabe Wenn jemand
447 Al-sup1Aacutefrac12iatilde erwaumlhnt im bdquoal-BuiquestalAacuteyumlldquo die guten und schlechten Speisen der Araber Unter guten Speisen werden bdquofAacutelUacuteordfuqldquo bdquoYacutearIacutedldquo bdquofrac12aisldquo Brot und Fleisch unter schlechten dagegen bdquoiquestizIacuteratldquo Hunde- und Menschenfleisch usw erwaumlhnt Al-sup1Aacutefrac12iatilde al-BuiquestalAacuteyuml S 320 ff 448 Ibn Qutaiba bdquoKitAacuteb al-thornarabldquo in RasAacuteyumlil al-bulatradeAacuteyuml S 366 f 449 Ebd S 368
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das Essen auf eine andere Weise benutzt auszliger wozu Gott es geschaffen hatte hat er die Gabe Gottes erniedrigt und verdient den Unwillen Gottesldquo450
Zur Rechtfertigung dieser Essgewohnheit bei den Arabern und dem Nachweis der Haltndash
losigkeit der EcircuthornUacutebIacutetischen Behauptungen weist Ibn Qutaiba darauf hin dass der Prophet
selbst zu dieser Essgewohnheit geneigt und dazu geraten haumltte Anschlieszligend zeigt er sich
verwundert uumlber die EacuteuthornUacutebiyya die die prophetische Tradition ins Laumlcherliche zieht Er haumllt
sie daher fuumlr bdquounglaumlubig und unwissendldquo
bdquoDer Gesandte Gottes sagte Respektiert Brot Gott hat fuumlr es Himmel und Erde dienstbar gemachtlsquo Der Gesandte Gottes befahl uns zu kruumlmeln und lieszlig es gutheiszligen Ich wundere mich uumlber die Menschen deren Religion der Islam und deren Gesandter Mufrac12ammad ist von dem wir Uumlberlieferungen bekommen Er hat entweder etwas befohlen oder verboten (hellip) Sie (Vertreter der EacuteuthornUacutebiyya) wissen den Grund dafuumlr nicht und verneinen esldquo451
Die arabische Gewohnheit mit den Haumlnden zu essen war ein weiteres Thema das die
Vertreter der EacuteuthornUacutebiyya im Spott gegen die Araber aufgriffen Im Gegensatz dazu idealisiert
Ibn Qutaiba die Benutzung der Haumlnde beim Essen Er glaubt dass der Verzehr mit Besteck
wozu die Perser neigten den Geschmack verringert
bdquoAber das Essen mit Besteck verdirbt das Essen und verringert den Genuss Das wissen die Menschen auszliger jemand der hartnaumlckig ist Er spricht gegen das was er selbst bestaumltigt und das ist dass das schmackhafteste Essen jenes ist welches mit der Hand gegessen wird und die Hand wurde dafuumlr geschaffen Ekel vor der reinen Hand ist Schwaumlche und wunderlich (hellip) Die Haumlnde des Kochs und des Baumlckers beruumlhren das Essen und der Mensch ekelt sich weniger davorldquo452
V2hV2hV2hV2h7777 VorislamischeVorislamischeVorislamischeVorislamische pagane pagane pagane pagane Sitten und Genealogie Sitten und Genealogie Sitten und Genealogie Sitten und Genealogie
Auch die in der ordmAacutehiliyya bei den Arabern gelaumlufigen Sitten und Braumluche waren das Ziel von
Anfeindungen durch die EacuteuthornUacutebiyya Am Beispiel des oben genannten Vorreiters der
EcircuthornUacutebIacutetischen Auffassungen IsmAacutethornIacutel ibn YasAacuter an-NisAacuteyumlIacute ist zu belegen wie die EacuteuthornUacutebiyya die
Araber aufgrund ihrer ordmAacutehilIacutetischen Braumluche herabwuumlrdigte Er warf ihnen den praumlislamischen
Brauch vor die eigenen Toumlchter lebendig zu vergraben (wayumld al-banAacutet) und weist voller Stolz
darauf hin dass die Perser im Gegensatz zu den Arabern ihre Toumlchter gewissenhaft
erziehen453 Nach der uumlberlieferten Erzaumlhlung von al-IEgravefahAacutenIacute trat ein Mann aus Agravel KaYacuteIacuter
diesem Vorwurf mit einer anderen Anschuldigung entgegen indem er die Perser tadelte ihre
eigenen Toumlchter heiraten zu wollen Um ihnen diese Demuumltigung zu ersparen neigten die
450 Ebd S 369 451 Ebd S 369 f 452 Ebd S 370 453 Al-IEgravefahAacutenIacute al-AtradeAacutenIacute Bd IV S 287 f Vgl Ibn thornAsAacutekir TAacuterIacuteiquest Bd LXXI S 325 AEgrave-AEligafadIacute al-WAacutefIacute Bd IX S 242
175
Araber dazu ihre Toumlchter zu begraben454 Aumlhnliche Aumluszligerungen uumlber diese in bestimmten
Faumlllen bei den Persern gelaumlufige Heiratskultur sind bei Ibn Qutaiba zu finden Dies kann als
Beleg dafuumlr angesehen werden dass solche gegenseitigen Beschuldigungen in Bezug auf
Sitten und Braumluche der Araber und Perser kein Einzelfall waren
bdquofrac14Aacuteordmib ibn ZurAacutera kam zu kisrAacute und sah dass die thornAordmam ihre Schwestern und Toumlchter heiraten Er wollte es wie sie tun So heiratete er seine Tochter allerdings bereute er es danachldquo455
Die EcircuthornUacutebIacutetische Kritik an den ordmAacutehilIacutetischen Sitten weist Ibn Qutaiba damit zuruumlck dass der
Islam nicht saumlmtliche vorislamischen Braumluche aussterben lieszlig sondern einige Vorschriften
und Regeln aus der frac12anafIacutetischen Religion uumlbernommen hatte unter anderem das Blutgeld
von 100 Kamelen die Trennung nach drei Scheidungen und Heirat mit mehreren Frauen
(Polygamie)456 Diese von Ibn Qutaiba angefuumlhrte Argumentation geht wahrscheinlich darauf
zuruumlck dass er die EacuteuthornUacutebiyya als bdquoantiislamischldquo darstellen wollte
Hinsichtlich der Ablehnung jeglicher Art von bdquoVorrangstellungldquo des arabischen Volks
gegenuumlber anderen muslimischen Ethnien legte die EacuteuthornUacutebiyya auch auf die arabische
Abstammung (nasab) ihr Augenmerk Zum arabischen Stammessystem gehoumlrte wie bereits
erwaumlhnt die praumlzise Kenntnis des eigenen Stammbaums457 was nach Ansicht der arabischen
Eiferer ein Grund fuumlr den bdquoVorrangldquo des arabischen Volkes war458 Die EacuteuthornUacutebiyya kritisierte
den auf Abstammung basierenden Stolz der Araber und zog sogar die Echtheit jener
arabischen Herkunftsbehauptungen in Zweifel indem sie auf intime Beziehungen zwischen
den verschiedenen Staumlmmen der ordmAacutehilIacutetischen Epoche hinwies Daruumlber hinaus hielten sich
die Araber laut EacuteuthornUacutebiyya nicht ausschlieszliglich an die Ehe Einige von ihnen unterhielten in
Kriegszeiten Beziehungen zu Frauen anderer Maumlnner ohne mit ihnen verheiratet zu sein
Demzufolge waumlre der Wahrheitsgehalt der arabischen Abstammungslinien bdquozweifelhaftldquo und
die Abstammung kein Grund fuumlr Stolz
bdquoDie Araber in der ordmAacutehiliyya schliefen mit den Frauen von anderen ohne den Ehevertrag waumlhrend ihrer Uumlberfaumllle Sie schliefen (mit ihnen) waumlhrend ihrer Periode Wie weiszlig da jemand wer sein Vater istldquo459
Die EacuteuthornUacutebiyya wies auch darauf hin dass die Araber weibliche Gefangene zur Prostitution
zwangen und waumlhlte zur Untermauerung ihrer Ansichten bestimmte Gedichte aus Dazu
454 Ebd Bd IV S 287 455 Ibn Qutaiba bdquoKitAacuteb al-thornarabldquo in RasAacuteyumlil al-bulatradeAacuteyuml S 372 456 Ebd S 373 457 Goldziher Muhammedanische Studien Bd I S 41 458 AmIacuten regufrac12Aacute rsquol-islAacutem Bd I S 43 459 Ibn thornAbdarabbah al-thornIqd Bd III S 412
176
gehoumlrte unter anderem eines von Farazdaq das er zur Lobpreisung der BanIacute regabbas verfasste
die mit den Gefangenen aus dem Stamm der BanIacute thornAgravemir ibn AEligathornEgraveathorna Geld verdienten
bdquoAl-Farazdaq war stolz auf die BanIacute regabba und (doch) nahmen diese in ihren Kriegen Geld von jungen Maumlnnern damit letztere mit Gefangenen aus dem Stamm BanIacute thornAgravemir ibn AEligathornEgraveathorna schliefen (sie handelten also mit ihnen)ldquo460
Wie bereits dargestellt gehoumlrte die Genealogie (thornilm al-ansAacuteb) zu den Wissenschaften die
eine zentrale Rolle in der Auseinandersetzung zwischen der EacuteuthornUacutebiyya und ihren Gegnern
spielten Die Schmaumlhtexte der EcircuthornUacutebIacutetischen Genealogen AbUacute thornUbaida461 und thornAllAacuten aEcirc-
EacuteuthornUacutebIacute462 uumlber die Abstammung der Araber die Zuruumlckweisung der Affiliation durch einen
der bekanntesten Vertreter der EacuteuthornUacutebiyya seiner Zeit Sahl ibn HAacuterUacuten463 und eine im
Allgemeinen divergierende Definition des bdquoEdelseinsldquo durch die Vertreter der EacuteuthornUacutebiyya die
z B auch Wissen umfasste464 sind saumlmtlich darauf zuruumlckzufuumlhren dass sie die
Abstammung als Grundlage fuumlr eine bdquoUumlberlegenheitldquo der Araber keinesfalls akzeptierte Im
Gegenteil sie zog diese sogar ins Laumlcherliche Dennoch griff auch die EacuteuthornUacutebiyya auf die
Frage der Abstammung zuruumlck wenn es darum ging den Arabern eine bdquountergeordneteldquo
Stellung gegenuumlber anderen Voumllkern zu verleihen Wie bereits erwaumlhnt stammten die Nicht-
Araber laut EcircuthornUacutebIacutetischer Darstellungsweise aus der Nachkommenschaft von Isfrac12Aacuteq ibn
IbrAacutehIacutem deren Urmutter SAacutera eine bdquofreieldquo Frau gewesen sei im Gegensatz zur Urmutter der
Araber der Sklavin HAacuteordmar Als bdquofreieldquo Nachkommen einer freien Frau (banUacute rsquol-afrac12rAacuter) seien
sie im Vergleich zu den Arabern den Kindern einer bdquolaiquestnAacuteyumlldquo (banUacute rsquol-laiquestnAacuteyuml)
bdquohoumlherrangigldquo465 Al-MasthornUacutedIacute berichtet ebenfalls von der Prahlerei der persischen Vertreter
der ŠuthornUacutebiyya mit ihrer Urmutter SAacutera als einer bdquofreien Frauldquo gegenuumlber der Urmutter der
Araber HAacuteordmar als deren Sklavin
bdquoSag den Soumlhnen von HAacuteordmar (Arabern) Was soll dieser Hochmut und Stolz War nicht eure Mutter in der Antike eine Sklavin unserer schoumlnen Mutter SAacuteraldquolsquo466
Ibn Qutaiba weist jede auf genealogischer Grundlage basierende Verbindung der Nicht-
Araber wie Perser und Nabataumler mit Isfrac12Aacuteq ibn IbrAacutehIacutem zuruumlck Abgesehen davon bestreitet
er aus linguistischen Gruumlnden die EcircuthornUacutebIacutetische Defition des Begriffes bdquolaiquestnAacuteyumlldquo fuumlr HAacuteordmar und
wirft den Anhaumlngern der EacuteuthornUacutebiyya vor die Urmutter des Propheten Mufrac12ammad beleidigt zu
haben All dies soll belegen dass die Vertreter der EacuteuthornUacutebiyya bdquounglaumlubigldquo sind
460 Ebd Bd III S 412 461 Ibn Qutaiba al-MathornAacuterif S 543 Vgl Ibn al-QifOcircIacute InbAacuteh Bd III S 276 462 Al-IEgravefahAacutenIacute al-AtradeAacutenIacute Bd XIV S 56 463 Al-frac14uEgraverIacute Zahr Bd I S 577 464 Al-IbEcircIacutehIacute al-MustaOcircraf Bd I S 43 Vgl Ibn thornAsAacutekir TAacuterIacuteiquest Bd XXXVI S 203 465 Ibn Qutaiba bdquoKitAacuteb al-thornarabldquo in RasAacuteyumlil al-bulatradeAacuteyuml S 351 f Vgl Ibn thornAbdarabbah al-thornIqd Bd III S 409 f 466 Al-MasthornUacutedIacute MurUacuteordm Bd I S 241
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bdquoFreie Soumlhne (banUacute rsquol-afrac12rAacuter) sind bei ihnen (EacuteuthornUacutebIacuteten) die thornAordmam die Kinder Isfrac12Aacuteqs Dieser (Isfrac12Aacuteq) war von SAacutera und diese war eine freie Frau Die Kinder von der laiquestnAacuteyumllsquo sind die Araber denn sie sind die Kinder von IsmAacutethornIacutel und dieser ist von HAacuteordmar und diese war eine Sklavin (hellip) Sie (die EacuteuthornUacutebIacuteten) irrten sich linguistisch in der Interpretation Nicht jede Sklavin ist in der arabischen Sprache laiquestnAacuteyuml LaiquestnAacuteyuml bedeutet eine (besonders niedrige) Sklavin die die Kamele huumltet ihnen Wasser gibt Holz und Wasser sammelt melkt und derartiges tut (hellip) LaiquestnAacuteyuml bedeutet sogar stinkender Wind und ebenso laiquestin stinkendes Wasser wenn sein Geruch sich aumlndert und es stinkt Aber HAacuteordmar die Gott von allem Schmutz reinigte und zu einer Frau fuumlr frac34alIacutel (Abraham) und Mutter fuumlr IsmAacutethornIacutel und Mufrac12ammad machte und der er eine Nachkommenschaft gab - ist es erlaubt dass ein Unglaumlubiger sie aufgrund (eigener eingebildeter) Vorzuumlglichkeit laiquestnAacuteyuml nennt Und der koptische Koumlnig genoss (die Liebe) nur mit SAacutera sie war seine wertvollste Sklavin und sie war gluumlcklich mit ihm (hellip) Die Genealogen erkennen weder fuumlr die Perser noch fuumlr die Nabataumler einen Anteil an Isfrac12Aacuteq ibn IbrAacutehIacutemldquo467
Aumlhnlich bezogen sich einige Nabataumler Nachkommen der aramaumlischsprachigen Bevoumllkerung
Syriens und Mesopotamiens auf fiktive Traditionen von thornAlIacute ibn AbIacute OacuteAacutelib und Ibn thornAbbAacutes
um darzustellen dass die Herkunft des vornehmsten arabischen Stammes QuraiEcirc auf die
Nabataumler zuruumlckgeht
bdquothornUbaid as-SalmAacutenIacute houmlrte thornAlIacute sagen Wer nach unserer Herkunft fragt Wir sind Nabataumler aus KauYacuteAacutelsquoldquo Oder bdquoEin Mann forderte thornAlIacute auf Erzaumlhle mir von welchem Teilstamm der QuraiEcirc stammt ihrlsquo Er erwiderte Wir sind aus KauYacuteAacutelsquoldquo Oder bdquoIbn thornAbbAacutes sagte Wir die Gruppe der QuraiEcirc sind ein Teil der NabaOcirc die in KauYacuteAacute wohnenlsquoldquo468
Ob die Nabataumler durch diese apokryphen Uumlberlieferungen tatsaumlchlich wie Norris beschreibt
auf Grundlage der Verwandschaft mit den QuraiEcirc beabsichtigten sich selbst als bdquowuumlrdigldquo zu
erklaumlren fuumlr die Beteiligung an der Herrschaft uumlber das islamische Imperium469 laumlsst sich
durch die arabischen Schriften nicht belegen Vielmehr handelt es sich wohl um das
Erschaffen einer auf Prophetentum basierenden edlen Herkunft um die bdquoVorrangstellungldquo der
Nabataumler gegenuumlber den Arabern zu verdeutlichen Der Grund hierfuumlr ist wie anschlieszligend
von Ibn ManEgraveUacuter zitiert wird dass beide von den Nabataumlern erwaumlhnten Persoumlnlichkeiten (thornAlIacute
und Ibn thornAbbAacutes) die Prahlerei mit der Abstammung (ansAacuteb) und die Schmaumlhungen
zuruumlckweisen470
V2h8V2h8V2h8V2h8 Sprache Sprache Sprache Sprache
Als sich darIacute im vierten und fuumlnften Jahrhundert als Literatur- und Wissenschaftssprache
innerhalb Persiens etablierte entstanden apokryphe Uumlberlieferungen die eine Auseinndash
andersetzung zwischen den Anhaumlngern der persischen Sprache und den Freunden des
467 Ibn Qutaiba bdquoKitAacuteb al-thornarabldquo in RasAacuteyumlil al-bulatradeAacuteyuml S 352 468 Unter bdquoKauYacuteAacuteldquo erwaumlhnt YAacuteqUacutet folgende drei Erklaumlrungen 1 Ein Ort im Irak auf dem Boden von Babylonien 2 Ein Platz in Mekka und zwar ein Haus der BanIacute thornAbd ad-DAacuter Danach Verallgemeinerung auf alle Mekkaner 3 AbUacute Munordfar sagte bdquoDer Name eines Flusses im Irak der von BanIacute ArfaiquestEcircad bin SAacutem ibn NUacutefrac12 genannt wurde Er ist der Groszligvater muumltterlicherseits von IbrAacutehIacutemldquo YAacuteqUacutet Muthornordmam al-buldAacuten Bd IV S 487 f 469 Norris ShuthornUacutebiyyahldquo in thornAbbAacutesid Belles-Lettres S 40 Vgl AmIacuten regufrac12Aacute rsquol-islAacutem Bd I S 58 f 470 YAacuteqUacutet Muthornordmam al-buldAacuten Bd IV S 488
178
Arabischen belegen Spuren dieser Auseinandersetzung lassen sich in den spaumlteren Hadith-
Werken ab der zweiten Haumllfte des vierten Jahrhunderts finden Dies behandelt AgraveordfarnUacuteEcirc in
seinem Werk bdquoiexclAacuteliEcirc-i bain fAacutersIacute wa thornarabIacute sadihAacute-yi nuiquestustldquo wie folgt
Beide Parteien bedienten sich der Religion um die jeweiligen Ansichten zu untermauern471
Zuerst werden die Traditionen behandelt die die persische Sprache ablehnen und sie als eine
im Widerspruch zur Religion stehende Sprache darstellen Anschlieszligend werden die
Uumlberlieferungen thematisiert welche die persische Sprache befuumlrworten
Die erste beruumlhmte Tradition wird von AbUacute Huraira (gest 57) dem Gefaumlhrten des Propheten
Mufrac12ammad uumlberliefert
bdquoDie am meisten verhasste Sprache vor Gott ist fAacutersIacute Die Sprache Satans ist iquestUacutezIacute und die Sprache der Bewohner der Houmllle ist buiquestAacuterAacuteyumlIacute Die Sprache des Paradieses aber ist Arabischldquo472
Die fruumlheste Spur dieser Uumlberlieferung ist beim bdquoKitAacuteb al-maordmrUacutefrac12Iacutenldquo des EcircAacutefithornIacutetischen
Hadithkenners AbUacute frac14Aacutetim Mufrac12ammad al-BustIacute (gest 354) aus dem vierten Jahrhundert zu
finden In einer Bewertung weist al-BustIacute unmittelbar nach dass diese Tradition bdquogefaumllschtldquo
und weder auf den Propheten Mufrac12ammad noch auf AbUacute Huraira zuruumlckzufuumlhren ist473 Diese
Uumlberlieferung wurde auch von spaumlteren Hadithkennern wie ad-DailamIacute (gest 509)474 und aordf-
copyahabIacute (gest 748)475 zitiert Eine aumlltere Uumlberlieferung gegen die persische Sprache stammt
aus dem dritten Jahrhundert thornAbdallAacuteh ibn Mufrac12ammad ibn AbIacute Eacuteaiba (gest 235) berichtet in
seinem Werk bdquoKitAacuteb al-muEgraveannafldquo zuerst folgendes
bdquoAls die Hadithkenner sich versammelten mochten sie nicht dass jemand seine guten Gedanken auf Persisch ausdruumlckteldquo
Anschlieszligend schreibt Ibn Eacuteaiba folgendermaszligen Als Sathornd ibn AbIacute rsquol-WaqqAacuteEgrave (gest 55) die
Menschen auf Persisch sprechen houmlrte sagte er
bdquoWas ist vorgefallen dass diese Zoroastrier (maordmUacutes) es sich trotz der Existenz der frac12anafIacutetischen Religion (Islam) erlauben Persisch zu sprechenldquo
Zum Schluss zitiert er vom zweiten rechtgeleiteten Kalifen thornUmar ibn al-frac34aOcircOcircAacuteb (reg 13-23)
folgendes
bdquoWer Persisch spricht wird seine Zunge verderben Und wenn sein Zunge verdorben ist verliert er seine Maumlnnlichkeitldquo476
471 AgraveordfarnUacuteEcirc iexclAacuteli Ecirc S 114 472 Ebd S 114 473 Al-BustIacute Mufrac12ammad KitAacuteb al-maordmrUacutefrac12Iacuten Bd I ed ZAacuteyid M I Makka 1976 S 129 474 Ad-DailamIacute EacuteIacuterawaih KitAacuteb firdaus al-aiquestbAacuter Bd I ed Az-ZumirlIacute F A und al-BatradedAacutedIacute M M Beirut 1987 S 450 475 AgraveordfarnUacuteEcirc iexclAacuteli Ecirc S 115 476 AbIacute Eacuteaiba thornAbdallAacuteh KitAacuteb al-muEgraveannaf fIacute rsquol-afrac12AacutedIacuteYacute wa rsquol-AacuteYacuteAacuter Bd V ed EacuteAacutehIacuten M thornA Beirut 1995 S 300
179
Interessanterweise schreibt der spaumltere Autor TiflIacutesIacute diese Uumlberlieferung dem Propheten
Mufrac12ammad zu
bdquoLernt Arabisch und nicht Persisch Wer Persisch lernt dessen Herz wird hart und dessen Zunge verdorbenldquo477
In einer aumlhnlichen von NIacuteEcircAacutebUacuterIacute (gest 405) uumlberlieferten Lehre kommt die Ablehnung der
persischen Sprache zum Ausdruck Sie wird dem thornUmar ibn al-frac34aOcircOcircAacuteb zugeschrieben Als
Mutradeaira ibn Eacuteathornba zwischen thornUmar und HurmuzAacuten dolmetschte und Persisch nicht gut
artikulieren konnte sprach thornUmar ihn darauf an
bdquoJeder von euch der Persisch lernt dessen Zunge wird mangelhaft Und wenn seine Zunge mangelhaft wird wird sie duumlnn () Vermeidet das Persische denn es bedeutet das Verderbnis des arabischen ithornrAacutebs478
Die Anhaumlnger der persischen Sprache griffen ebenfalls zu religioumlsen Argumenten und
versuchten dem Persischen eine Art bdquoHeiligkeitldquo zu verleihen Es ist zu konstatieren dass sie
zwar auf ihren Ansichten beharrten es jedoch keinerlei Belege dafuumlr gibt dass sie dem
Arabischen gegenuumlber respektlos waren479 Die ersten Spuren hinsichtlich einer bdquoHeiligkeitldquo
der persischen Sprache findet man in der Einleitung der Uumlbersetzung des bdquoTafsIacuter aOcirc-OacuteabarIacuteldquo
Der samanidische Herrscher ManEgraveUacuter ibn NUacutefrac12 (reg 350-365) lieszlig wie bereits erwaumlhnt die
Gelehrten Transoxaniens sich versammeln und veranlasste sie durch ein Rechtsgutachten
(fatwAacute) zu belegen dass die Uumlbersetzung dieses religioumlsen Werkes legitim sei Darin wurde
das Persische zu einer Sprache deklariert die genau so geeignet sei fuumlr religioumlse
Angelegenheiten wie das Arabische480 Die Anhaumlnger des Persischen hielten auch darIacute fuumlr die
bdquoSprache Gottesldquo
bdquoWenn Gott wuumltend ist offenbart er auf Arabisch wenn er aber zufrieden ist offenbart er auf Persischldquo481
In Bezug auf die Konkurrenz zwischen Persisch und Arabisch zitierten sie dass Michael dem
Propheten berichtet haben soll dass Gott folgendes auf Persisch sagte bdquoWas kann ich tun mit
dieser Menge von Tyrannen auszliger ihnen zu vergebenldquo (pers yenUacuten kunam bAacute Iacuten muEcirct sitamkAacuter
ordmuz Aacutenki biyAacutemurzam)482 Es wurde sogar behauptet dass Gott bei einigen Anlaumlssen mit seinen
Geschoumlpfen auf Persisch spricht So soll Gott mit RUacutezbahAacuten der den Allmaumlchtigen zu Gesicht
bekam Persisch gesprochen haben (frac12aqq bAacute Uacute bi lisAacuten al-fAacutersiyya suiquestan gufta ast)483
477 Tifl IacutesIacute frac14ubaiEcirc QAacutenUacuten al-adab Bd I ed OacuteAacutehir sup3 Teheran 1350 S 20 478 AgraveordfarnUacuteEcirc iexclAacuteli Ecirc S 115 f 479 Ebd S 117 480 Siehe Kapitel III Fuszlignote 228 481 AgraveordfarnUacuteEcirc iexclAacuteli Ecirc S 117 482 Ebd S 117 483 Ebd S 118
180
Die Persischanhaumlnger zweifelten nicht daran dass die Sprache des Paradieses entweder
Persisch oder Persisch und Arabisch sei
bdquoDie Sprachen der Bewohner des Paradieses sind Arabisch und Persischldquo Oder bdquoDie Sprache des Paradieses ist darIacuteldquo484
Um die bdquoHeiligkeitldquo der persischen Sprache zu steigern meinten sie dass auch die gelaumlufige
Sprache der Engel bdquofAacutersIacute-yi darIacuteldquo sei
bdquoDie Engel sind im Himmel und ihre Sprache ist fAacutersIacute-yi darIacuteldquo485 Weiterhin soll der Prophet Mufrac12ammad seinen Gefaumlhrten SalmAacuten auf Persisch begruumlszligt haben
Dies ist ebenfalls ein Beleg dafuumlr dass die Anhaumlnger des Persischen die Legitimation in der
Religion suchten
bdquoEines Tages tritt SalmAacuten vor den Propheten Mufrac12ammad Der Prophet begruumlszligte ihn mit (den Worten) durustiyya wa EcircAacutediyyalsquo d h ahlan wa sahlanlsquo (willkommen)ldquo486
Ein interessantes Thema in diesem Zusammenhang ist die Anspielung auf die Wahl des
Persischen als Gebetssprache DarIacute als Gebetssprache im ersten und zweiten Jahrhundert487
wie aus der fatwAacute von AbUacute frac14anIacutefa hervorgeht ist plausibel Doch was das vierte Jahrhundert
betrifft in dem die meisten Perser den Islam bereits angenommen hatten so stellt sich die
Frage aus welchem Grund einige Autoren darauf beharren dass das Gebet auf Persisch
gelesen werden soll Im vierten Jahrhundert verfasste ein im Irak niedergelassener kalAacutem-
Gelehrter namens AbUacute thornAbdallAacuteh al-frac14usain al-BaEgraverIacute (gest 369) dessen Ansichten uumlberall
insbesondere aber in frac34urAacutesAacuten verbreitet waren ein Werk mit dem Titel bdquoGenehmigung des
Gebetes in persischer Spracheldquo (KitAacuteb ordmawAacutez aEgrave-EgravealAacutet bi rsquol-fAacutersiyya)488 AgraveordfarnUacuteEcirc stellt in
diesem Zusammenhang berechtigte Fragen Hatte ein groszliger Anteil der Perser im vierten
Jahrhundert mit der arabischen Sprache wirklich derartige Schwierigkeiten dass er nicht ein
paar Gebetsverse auswendig lernen konnte Oder aber beabsichtigte al-BaEgraverIacute vielmehr
tatsaumlchlich dem Persischen eine Art von bdquoHeiligkeitldquo und bdquoLegitimationldquo zu verleihen489
Nachdem jetzt beschrieben worden ist wie sich der EcircuthornUacutebIacutetische Fanatismus in verschiedenen
Bereichen des Lebens dokumentierte stellt sich die Frage wie der Widerspruch zur
koranischen Lehre der Gleichwertigkeit aller Glaumlubigen die auch von der EacuteuthornUacutebiyya
484 Ebd S 118 485 TabrIacutezIacute Mufrac12ammad BurhAacuten-i qAacuteOcircithorn Bd II ed MuthornIacuten M Teheran 1331 S 847 486 QalqaEcircandIacute Afrac12mad AEligubfrac12 al-athornEcircAacute Bd I ed Eacuteams ad-DIacuten M frac14 Beirut 1987 S 166 487 Beispielsweise berichtet an-NarEcircaiquestIacute dass die Bewohner BuiquestAacuterAacutes in der ersten Zeit nach der Eroberung der Stadt nicht auf Arabisch beteten Der Grund dafuumlr war dass sie Schwierigkeiten hatten Arabisch zu lernen dass sie dieses nicht richtig artikulieren konnten Daher beteten sie auf Persisch An-NarEcircaiquestIacute TAacuterIacuteiquest-i BuiquestAacuterAacute S 57 488 Ibn an-NadIacutem al-Fihrist S 222 261 489 AgraveordfarnUacuteEcirc iexclAacuteli Ecirc S 119
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ausdruumlcklich unterstuumltzt und gefordert wurde zu erklaumlren ist Dass der EcircuthornUacutebIacutetische Aufruf zur
Gleichberechtigung durch die Araber nicht akzeptiert wurde zeigt folgendes Zitat aus dem
Buch bdquothornIqd al-farIacutedldquo
bdquoDiese Worte (des Propheten) entsprechen den Worten Gottes Der groumlszligte (Mensch) vor Gott ist der froumlmmstelsquo Von diesen Worten (des Propheten) habt ihr (Araber) alles ignoriert auszliger der Prahlerei Ihr (Araber) habt gesagt Die Nicht-Araber sind mit uns nicht gleichberechtigtrsquo (Dies geschah) obwohl wir (Nicht-Araber) uns euch gegenuumlber zum islamischen Glauben bekannt haben aufrichtig gebetet und gefastet haben Wir (Nicht-Araber) verzeihen euch (Arabern) und antworten auf die Prahlerei mit euren Vaumltern (nur) dass eurer Prophet (solche Prahlerei) strikt abgelehnt hat(hellip) Wir antworten euch in dieser Weise um die Worte des Propheten (wieder) zur Geltung zu bringen (Wenn ihr dies nicht akzeptiert) reagieren wir auf eure Prahlerei wie folgt Die Nicht-Araber lehnen es ab Herrschaft oder Prophetentum als Gruumlnde zur Prahlerei zu nehmen Wenn aber Herrschaft fuumlr euch ein Grund fuumlr Prahlerei ist sagen wir (Nicht-Araber) euch Alle Koumlnige der Erde gehoumlren zu uns (zu den thornAordmam) Pharaonen Nemrude thornamAacuteliqa (Riesen) kisrAacutes und Kaiser (hellip)lsquoldquo490
Trotz dieses EcircuthornUacutebIacutetischen Fanatismusrsquo behielt die EacuteuthornUacutebiyya also die islamische Lehre der
Gleichberechtigung aller Glaumlubigen als Grundsatz bei und dies durchgehend Wie sich unten
herausstellen wird nutzte die EacuteuthornUacutebiyya beide Elemente zur Bildung einer kollektiven
Identitaumlt
490 Ibn thornAbdarabbah al-thornIqd Bd III S 404
182
VI VI VI VI Weitere Weitere Weitere Weitere VertreterVertreterVertreterVertreter der der der der EacuteuthornUacutebiyyaEacuteuthornUacutebiyyaEacuteuthornUacutebiyyaEacuteuthornUacutebiyya
Weitere Personen lassen sich anhand der oben ausgefuumlhrten Charakteristika der EacuteuthornUacutebiyya
zuordnen obwohl sie in den arabischen Quellen nicht direkt mit dem Attribut bdquoEcircuthornUacutebIacuteldquo
bezeichnet werden Sie sollen im Folgenden geordnet nach ihren sozialen Funktionen
behandelt werden
VIVIVIVI1 1 1 1 DichterDichterDichterDichter
VI1a VI1a VI1a VI1a BaEcircEcircAacuter ibn BurdBaEcircEcircAacuter ibn BurdBaEcircEcircAacuter ibn BurdBaEcircEcircAacuter ibn Burd alalalal----thornUqailIacute althornUqailIacute althornUqailIacute althornUqailIacute al----BaEgraverIacuteBaEgraverIacuteBaEgraverIacuteBaEgraverIacute
Zu den Persoumlnlichkeiten auf welche die beschriebenen Merkmale der Vertreter der EacuteuthornUacutebiyya
in hohem Maszlige zutreffen gehoumlrt der beruumlhmte blinde1 Dichter BaEcircEcircAacuter ibn Burd2 (gest 167-
169) bekannt als bdquomurathornthornaYacuteldquo3 Da BaEcircEcircAacuter ein Zeitgenosse sowohl der umayyadischen als auch
abbasidischen Dynastie war wurde er bdquomuiquestaplusmnramai rsquod-daulatainldquo genannt was soviel wie
bdquozu zwei Herrschaften gehoumlrendldquo bedeutet4 BaEcircEcircAacuter war fAacutersIacute rsquol-aEgravel5 seine Familie stammte
urspruumlnglich aus dem oumlstlichen Gebiet Persiens in OacuteuiquestAacuteristAacuten Hier wurde sein Groszligvater
YarordmUacuteiquest durch al-Muhallab ibn AbIacute AEligufra (gest 82) im Zuge der arabischen Expansion
gefangengenommen und in den Irak verschleppt6 BaEcircEcircar wurde in BaEgravera geboren und wuchs
dort auf7 Spaumlter begab er sich nach Bagdad wo er im Verlauf seiner Karriere als Hofdichter
mehreren angesehenen Persoumlnlichkeiten seine Lieder widmete unter anderem dem
abbasidischen Kalifen al-MahdIacute (reg 158-169) und dem beruumlhmten frac34Aacutelid ibn Barmak und
dafuumlr Preise erhielt8 In den arabischen Schriften von AbUacute thornUbaida Mathornmar ibn al-MuYacuteannAacute
wird uumlberliefert dass sich BaEcircEcircAacuters Talent zur Poesie bereits vor seinem zehnten Lebensjahr
1 BaššAacuter ibn Burd wurde laut arabischer Quellen blind geboren Eine biographische Untersuchung uumlber BaEcircEcircAacuter ibn Burd stellt Einzelheiten seines Aussehens heraus Seine Augen traten vor und waren mit rotem Fleisch bedeckt Er war von maumlchtiger Statur und gehoumlrte zu den unaumlsthetischen Menschen Al-IEgravefahAacutenIacute al-AtradeAacutenIacute Bd III S 98 Vgl Al-frac34aOcircIacuteb al-BatradedAacutedIacute TAacuterIacuteiquest Bd VII S 112 Ibn frac34allikAacuten WafayAacutet Bd I S 272 Aordf-copyahabIacute TAacuterIacuteiquest al-islAacutem Bd X S 91 AEgrave-AEligafadIacute al-WAacutefIacute Bd X S 136 Ebenfalls beschreibt al-IEgravefahAacutenIacute dass BaEcircEcircAacuter die seltsame Angewohnheit hatte in die Haumlnde zu klatschen und nach rechts und links zu spucken bevor er mit dem Vortrag seiner Verse begann Ebd Bd III S 98 2 AbUacute MuthornAacuteordf BaEcircEcircAacuter ibn Burd ibn YarordmUacuteiquest al-thornUqailIacute al-BaEgraverIacute 3 Diese Benennung geht darauf zuruumlck dass BaEcircEcircAacuter an seinen Ohren kleine bdquorithornAacuteYacuteldquo (sing rathornYacutea) trug also Ohrringe Al-IEgravefahAacutenIacute al-AtradeAacutenIacute Bd III S 94 Vgl Ibn an-NadIacutem al-Fihrist S 277 Al-frac34aOcircIacuteb al-BatradedAacutedIacute TAacuterIacuteiquest Bd VII S 112 AEgrave-AEligafadIacute al-WAacutefIacute Bd X S 136 4 Ebd Bd III S 94 Vgl Ibn frac34allikAacuten WafayAacutet Bd I S 420 5 Ibn an-NadIacutem al-Fihrist S 227 6 Al-IEgravefahAacutenIacute al-AtradeAacutenIacute Bd III S 94 Vgl Al-frac34aOcircIacuteb al-BatradedAacutedIacute TAacuterIacuteiquest Bd VII S 112 Ibn frac34allikAacuten WafayAacutet Bd I S 272 Aordf-copyahabIacute TAacuterIacuteiquest al-islAacutem Bd X S 91 7 Al-frac34aOcircIacuteb al-BatradedAacutedIacute TAacuterIacuteiquest Bd VII S 112 Vgl Ibn frac34allikAacuten WafayAacutet Bd I S 272 Aordf-copyahabIacute TAacuterIacuteiquest al-islAacutem Bd X S 87 8 Al-IEgravefahAacutenIacute al-AtradeAacutenIacute Bd III S 119 128 133 141 150 152 f 167 Vgl Al-frac34aOcircIacuteb al-BatradedAacutedIacute TAacuterIacuteiquest Bd VII S 112 Ibn frac34allikAacuten WafayAacutet Bd I S 272 Aordf-copyahabIacute TAacuterIacuteiquest al-islAacutem Bd X S 88 AEgrave-AEligafadIacute al-WAacutefIacute Bd X S 135
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zeigte9 Trotz Blindheit konnte er in seiner Dichtung Motive so farbig beschreiben dass er
damit viele sehende Dichter uumlbertraf10 Der Schwerpunkt der vorliegenden Dissertation liegt
auf BaEcircEcircAacuters EcircuthornUacutebIacutetischen Tendenzen Hinsichtlich seiner Bedeutung in der klassisch-
arabischen Literatur ist lediglich zu erwaumlhnen dass er den Quellen zufolge als herausragender
Dichter unter den mufrac12daYacuteIacuten (modernen) galt11
In Bezug auf BaEcircEcircAacuters EcircuthornUacutebIacutetischen Tendenzen verdient ndash uumlber seine persische
Herkunft hinaus ndash seine Einstellung zur Affiliation (walAacuteyuml) mit arabischen Staumlmmen
Erwaumlhnung BaEcircEcircAacuters Beiname bdquoal-thornUqailIacuteldquo geht auf seine Affiliation mit den BanIacute thornUqail
zuruumlck12 Abgesehen davon wird er in den prosopographischen Werken auch weiteren
arabischen Staumlmmen wie den BanIacute SadUacutes13 den Qais14 und den BanIacute thornAgravemir15 zugeordnet
Trotz allem entfremdet sich BaEcircEcircAacuter von den arabischen Staumlmmen und erklaumlrt sich als bdquobefreitldquo
von jeder Art der Affiliation Er betrachtet sich ausschlieszliglich als maulAacute Gottes (maulAacute ordfi rsquol-
ordmalAacutel) Im Grunde verachtet er die Araber und haumllt die bdquotugendhaftenldquo Maumlnner des TamIacutem-
Stammes und die bdquoFrommenldquo des QuraiEcirc-Stammes fuumlr nicht wert sich an sie zu binden
bdquoIch wurde maulAacute Gottes (maulAacute ordfi rsquol-ordmalAacutel) Einige Menschen sind maulAacute von den thornuraib16 (Zu sich selbst) Dann prahle mit dieser Tugend und sei stolz darauf dass dein Herr edler ist als alle aus dem Stamm TamIacutem der aus tugendhaften Maumlnnern besteht Er ist auch viel edler als alle Frommen aus dem Stamm QuraiEcirc zusammen Kehre zu deinem Herrn furchtlos zuruumlck Dein Herr Gott sei gepriesen er ist der Groumlszligteldquo17
BaEcircEcircAacuters Ansichten uumlber die Affiliation erinnern an die des beruumlhmten Vertreters der
EacuteuthornUacutebiyya Sahl ibn HAacuterUacuten Dieser kritisiert die Affiliation bei den Arabern in einem
Wortspiel mit dem Begriff bdquoKalbldquo der sowohl der Name eines arabischen Stammes als auch
9 Ebd Bd III S 99 Vgl Al-frac34aOcircIacuteb al-BatradedAacutedIacute TAacuterIacuteiquest Bd VII S 113 Den prosopographischen Quellen zufolge dichtete BaEcircEcircAacuter ibn Burd im Laufe seiner Karriere 12000 bis 13000 hervorragende Verse Ebd Bd III S 100 Vgl Aordf-copyahabIacute TAacuterIacuteiquest al-islAacutem Bd X S 89 10 Ibn Qutaiba thornAbdallAacuteh aEcirc-Eacuteithornr wa rsquoEcirc-EcircuthornarAacuteyuml Bd II ed EacuteAacutekir A M Kairo 1967 S 758 f BaEcircEcircAacuters Blindheit und graumlssliche Visage minderten seine Beliebtheit bei den Frauen jedoch nicht was wohl auf seine satirische Art zuruumlckzufuumlhren ist Dies belegt ein Auftritt von ihm vor dem abbasidischen Kalifen al-MahdIacute der sich in einer Versammlung mit seinen Sklavinnen vergnuumlgte Die Sklavinnen baten den Kalifen BaEcircEcircAacuter bringen zu lassen damit sie die Nacht hindurch mit ihm sprechen und scherzen konnten Als BaEcircEcircAacuter seine lustigen Geschichten erzaumlhlt hatte sagten die Sklavinnen zu ihm bdquoWenn du nur unser Vater waumlrest Wir wuumlrden uns nie von dir trennenldquo BaEcircEcircAacuter antwortete bdquoJa und ich bekenne mich zu der Religion kisrAacutes (Heirat innerhalb der Familie)ldquo Al-MahdIacute lachte uumlber seinen Scherz und verlieh ihm dafuumlr einen Preis Ibn al-Muthorntazz OacuteabaqAacutet S 42 f 11 Al-IEgravefahAacutenIacute al-AtradeAacutenIacute Bd III S 94 Vgl Al-frac34aOcircIacuteb al-BatradedAacutedIacute TAacuterIacuteiquest Bd VII S 112 Ibn frac34allikAacuten WafayAacutet Bd I S 272 Aordf-copyahabIacute TAacuterIacuteiquest al-islAacutem Bd X S 87 AEgrave-AEligafadIacute al-WAacutefIacute Bd X S 136 12 Ebd Bd III S 94 13 Ibn Qutaiba aEcirc-Eacuteithornr wa rsquoEcirc-EcircuthornarAacuteyuml Bd II S 757 Vgl Ibn al-Muthorntazz OacuteabaqAacutet S 43 Al-frac34aOcircIacuteb al-BatradedAacutedIacute TAacuterIacuteiquest Bd VII S 112 14 Al-IEgravefahAacutenIacute al-AtradeAacutenIacute Bd III S 96 15 Ebd Bd III S 96 16 Die verkleinernde und beleidigende Form von thornarab 17 Al-IEgravefahAacutenIacute al-AtradeAacutenIacute Bd III S 96 f
184
bdquoHundldquo bedeutet Sahl haumllt die Araber nicht fuumlr wuumlrdig genug um sich an sie zu binden18
Somit war eine kritische Einstellung zur Affiliation (walAacuteyuml) kein Einzelfall
Um das gesellschaftliche Phaumlnomen der Affiliation zuruumlckzudraumlngen uumlberschreitet BaEcircEcircAacuter ibn
Burd die Grenze seines engen persoumlnlichen Bereiches und fordert oumlffentlich alle MawAacutelIacute auf
zu ihrem Ursprung zuruumlckzukehren (ruordmUacutethorn ilAacute uEgraveUacutelihim) und die walAacuteyuml zu verlassen (tark al-
walAacuteyuml) Ein Zeichen dafuumlr dass die Araber solche Aumluszligerungen BaEcircEcircAacuters sehr kritisch
betrachteten ist die Reaktion eines Mannes der BanIacute Zaid welcher den Dichter als
bdquoursprungslosldquo (lAacute mathornrUacutef al-aEgravel) bezeichnete
bdquoOh BaEcircEcircAacuter Du verdirbst unsere MawAacutelIacute und hetzt sie gegen uns auf Du rufst sie zu einem Bruch der Verbindung mit uns auf und ermunterst sie zu ihrem Ursprung zuruumlckzukehren (ruordmUacutethorn ilAacute uEgraveUacutelihim) und die walAacuteyuml zu verlassen (tark al-walAacuteyuml) waumlhrend deine eigene Herkunft uumlberhaupt nicht bekannt ist (la mathornrUacutef al-aEgravel)ldquo19
Auch der EacuteuthornUacutebIacutet AbUacute thornUbaida wurde von gegnerischer Seite aufgrund seiner antiarabischen
Anschauungen als bdquoursprungslosldquo (madiquestUacutel an-nasab) bezeichnet20 Beide Faumllle belegen wie
sehr man EacuteuthornUacutebIacuteten die sich gegen walAacuteyuml bzw eine Uumlberhoumlhung der arabischen Herkunft
aussprachen abwertete Abschlieszligend nennt BaEcircEcircAacuter in Erwiderung auf die Anfeindung des
Mannes der BanIacute Zaid seine eigene Abstammung bdquoedler als Goldldquo (akram min aordf-ordfahab) und
bdquoreiner als die Taten der Frommenldquo (aordfkAacute min thornamal al-abrAacuter) Den Ursprung dieses
arabischen Mannes hingegen betrachtet er als bdquoderart niedrigldquo dass nicht einmal ein Hund
sich wuumlnschen wuumlrde sich mit seinem Stamm zu verbinden
bdquoBaEcircEcircAacuter sagte ihm (dem Mann von BanIacute Zaid) Bei Gott meine Herkunft ist edler als Gold (akram min aordf-ordfahab) und reiner als die Taten der Frommen (aordfkAacute min thornamal al-abrAacuter) Es gibt keinen Hund auf der Erde der seine Herkunft an deine Herkunft binden wuumlrdelsquoldquo21
Trotz der EcircuthornUacutebIacutetischen Einstellungen BaEcircEcircAacuters existieren Gedichte und dies ist interessant in
denen er einige arabische Staumlmme mit denen er durch Affiliation verbunden war z B die
BanIacute thornUqail Qais und BanIacute thornAgravemir lobte und pries22 Diese eigentuumlmliche Konstellation
Anfeindung-Lobpreisung findet man auch bei den EcircuthornUacutebIacutetischen Genealogen AbUacute thornUbaida
und thornAllAacuten aEcirc-EacuteuthornUacutebIacute die ebenfalls arabische Staumlmme ruumlhmten23 Bei allen drei Maumlnnern
jedoch uumlberwog die Kritik an den Arabern
Ein weiterer relevanter Aspekt der deutlich auf BaEcircEcircAacuters intensive EcircuthornUacutebIacutetische Tendenzen
hinweist ist seine fanatische Parteinahme fuumlr die thornAordmam bzw seine antiarabische Haltung
18 Siehe Kapitel V Fuszlignote 69 19 Al-IEgravefahAacutenIacute al-AtradeAacutenIacute Bd III S 141 20 Siehe Kapitel V Fuszlignote 156 21 Al-IEgravefahAacutenIacute al-AtradeAacutenIacute Bd III S 141 22 Ebd Bd III S 96 f 23 Siehe oben Kapitel V unter den Biographien der beiden EcircuthornUacutebIacutetischen Genealogen
185
Die in den Quellen aufgefuumlhrten Aussagen wie bdquoBaEcircEcircAacuter war sehr fanatisch fuumlr die thornAordmam
(kAacutena BaEcircEcircAacuter (hellip) EcircadIacuted aEcirc-Ecircatradeab wa rsquot-tathornaEgraveEgraveub li-l-thornaordmam)ldquo24 und bdquoEr war fanatisch fuumlr die
thornAordmam gegen die Araber (kAacutena yatathornaEgraveEgraveab li-l-thornaordmam thornalAacute rsquol-thornarab)ldquo25 belegen das Dieses
Merkmal war das wichtigste Kriterium fuumlr die Zuordnung einer Person zur EacuteuthornUacutebiyya Fuumlr
BaEcircEcircAacuters tiefe Sympathien fuumlr die thornAordmam und seine persische Abstammung liefern die
prosopographischen Werke mehrere Belege Ein Beispiel dafuumlr ist folgende Erzaumlhlung Als
der abbasidische Kalif al-MahdIacute den Dichter (BaEcircEcircAacuter) nach seiner Herkunft fragte stellte
dieser sich als bdquothornaordmamIacute rsquol-aEgravelldquo dar
bdquoMeine Sprache und mein Gewand sind arabisch aber ich selbst bin thornaordmamIacute (thornaordmamIacute rsquol-aEgravel) wie ich es in meinem Gedicht geschildert habe oh Herrscher der Glaumlubigen Man teilte mir mit dass eine Gruppe von Narren fragte Wer ist dieser (BaššAacuter)lsquo waumlhrend ich schon beruumlhmt war Oh du der du fragst und versuchst mich kennenzulernen Ich bin die Spitze der Groszligmuumltigkeit Ich wuchs bei den Edlen des Stammes BanIacute thornAgravemir auf meine Herkunft liegt (jedoch) bei Quraiš al-thornaordmamldquo26
Aus dieser Erzaumlhlung geht hervor dass BaEcircEcircAacuter sich innerlich mehr zu den Persern hingezogen
fuumlhlte als zu den Arabern So unterscheidet er deutlich zwischen seinem persischen Ursprung
und seiner arabischen Sprache bzw dem arabischen Gewand Schlieszliglich prahlt er mit seiner
persischen Herkunft was bei den Vertretern der EacuteuthornUacutebiyya ein verbreitetes Phaumlnomen war Er
bezeichnet sich als ein Mitglied der bdquoQuraiš al-thornaordmamldquo27 was so viel wie bdquodie edelste Gruppe
unter den Nicht-Arabernldquo bedeutete BaEcircEcircAacuter zollte den BanIacute thornAgravemir unter deren Schutz er
stand zwar seinen Respekt doch bedeutete ihm seine eigene persische Abstammung weitaus
mehr BaEcircEcircAacuters Auftritt und seine Prahlerei vor al-MahdIacute erinnern an IsmAacutethornIacutel ibn YasAacuter dem
Pionier der EacuteuthornUacutebiyya welcher vor dem umayyadischen Kalifen HiEcircAacutem ibn thornAbd al-Malik
(reg 105-125) seine persische Herkunft und sein Volk pries was ihm fast zum Verhaumlngnis
wurde28 Im Gegensatz zu HišAacutem fragte Kalif al-MahdIacute nach BaEcircEcircAacuters genauer Abstammung
der in metaphorischer Art erwiderte dass seine Herkunft in Persien und zwar in OacuteuiquestAacuteristan
liege wo die meisten tapferen Reiter leben Diese Beschreibung BaEcircEcircAacuters darf als
Zuruumlckweisung der Prahlerei der Araber mit ihrer Tapferkeit verstanden werden gleichzeitig
werden die Perser bezuumlglich der Kuumlhnheit als bdquouumlberlegenldquo dargestellt
24 Al-IEgravefahAacutenIacute al-AtradeAacutenIacute Bd III S 96 25 Ibn frac14aordmar LisAacuten Bd II S 15 26 Ibn al-Muthorntazz OacuteabaqAacutet S 52 Vgl Al-IEgravefahAacutenIacute al-AtradeAacutenIacute Bd III S 95 f Al-MasthornUacutedIacute MurUacuteordm Bd I S 240 Al-IEgravefahAacutenIacute Mufrac12AacuteplusmnarAacutet Bd I S 734 27 bdquoQuraiš einer Nationldquo nannte man die Elite einer Nation Anas ibn MAacutelik sagte bdquoGott erwaumlhlte seine Geschoumlpfe Er erwaumlhlte unter den Arabern den Stamm QuraiEcirc und unter den thornAordmam die Bewohner von FAacutersldquo (hellip) Ibn Lahiythorna sagte bdquoFAacuters ist QuraiEcirc al-thornaordmamldquo Ibn FaqIacuteh MuiquesttaEgravear S 196 Dieser Begriff wurde ebenfalls fuumlr eine Person benutzt die uumlber hervorragende Charaktereigenschaften wie z B Tapferkeit verfuumlgte Ein Beispiel dafuumlr ist Duhma von EacuteAacutekir ibn BakIacutel der aufgrund seiner Tapferkeit und Tugend bdquoQuraiEcirc der HamdAacutenIacutedenldquo genannt wurde Al-HamadAacutenIacute al-frac14asan KitAacuteb Egraveifat ordmazIacuterat al-thornarab ed Muumlller D H Leiden 1968 S 194 Vgl Goldziher Muhammedanische Studien Bd I S 162 28 Siehe Kapitel V Fuszlignote 28
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bdquoAl-MahdIacute fragte mich (BaEcircEcircAacuter) von welchen thornAordmam stammst dulsquo und ich antwortete Aus dem Land das die meisten (tapferen) Reiter besitzt und dessen Bewohner maumlchtiger als ihresgleichen (in anderen Laumlndern) sind aus OacuteuiquestAacuteristAacutenlsquoldquo29
Aus dem Vergleich der beiden Begebenheiten von IsmAacutethornIacutel ibn YasAacuter und BaEcircEcircAacuter ibn Burd ist
leicht zu erkennen wie im ersten Fall propersische bzw antiarabische Aumluszligerungen unter der
arabischorientierten Herrschaft der Umayyaden unterdruumlckt wurden Zur Zeit der
fruumlhabbasidischen Kalifen hingegen welche die Perser in ihre Politik einbezogen und der
persischen Kultur und Tradition Aufmerksamkeit schenkten konnten die Vertreter der
EacuteuthornUacutebiyya ihre Ansichten bzw Gefuumlhle hinsichtlich ihrer Herkunft oumlffentlich zum Ausdruck
bringen
Zur Zuruumlckweisung der Vorwuumlrfe seiner Gegner die BaEcircEcircAacuter als bdquodummldquo bezeichnet ruumlhmt er
schon am Anfang seines Gedichts offen die eigene persische Abstammung aus frac34urAacutesAacuten
Anschlieszligend betrachtet er aber Eifer und Fleiszlig als Eigenschaften die einen Menschen mehr
auszeichnen als seine Herkunft
bdquoEine Gruppe (von Arabern) schmaumlhte mich Sie sind alle dumm und bleiben in ihrer Dummheit ewig Dies ist nicht meine Schuld Ihre Wut ist (geht darauf zuruumlck) dass meine Ehre in allen Horizonten verbreitet ist Meine Herkunft ist aus frac34urAacutesAacuten und meine Familie ist erhaben (Spitze) Durch meinen Eifer und Fleiszlig ist mein Ursprung noch erhabener gewordenldquo30
Auch in der folgenden Erzaumlhlung wird BaEcircEcircAacuters Bekenntnis zur EacuteuthornUacutebiyya und seine
Abneigung gegen die Araber veranschaulicht In einer Versammlung erhielt ein Wuumlstenaraber
auf die Frage wer BaEcircEcircAacuter sei die Antwort es handele sich um einen Dichter Anschlieszligend
fragte der Wuumlstenaraber danach ob dieser Dichter ein maulAacute oder Araber sei Als man ihm
antwortete dass BaEcircEcircAacuter ein maulAacute sei sagte der Araber bdquoWas haben die MawAacutelIacute mit Dichtung
zu tunldquo BaEcircEcircAacuter erwiderte ihm spontan mit folgendem Gedicht
bdquoMeine Herkunft vaumlterlicher- und muumltterlicherseits ist erhaben Die Grenzschuumltzer aus OacuteuiquestAacuter streiten sich darum (d h um meine Erhabenheit) Als wir (Perser) uumlber euch (Araber) herrschten bedeckten wir eure Defizite und gebrauchten euch nicht nur fuumlr niedrige Arbeiten Seitdem du (Araber) aber nach deinem Nacktsein Pelz getragen hast Tischgenosse der Adligen geworden bist praumlchtige Gewaumlnde angelegt hast und dir Wein eingeschenkt worden ist prahlst du (jetzt) oh Hirtensohn vor den Kindern der Freien (banUacute rsquol-afrac12rAacuter) Du bist daran gescheitert (hellip) Als es dich nach Wasser duumlrstete hast du dich am Lecken des Geschirrs beteiligt zusammen mit dem Hund (hellip) Dein ganzer Stolz basiert auf (Kontakten mit) Schwein und Hund und du wagst vor einer groszligen Persoumlnlichkeit wie mir so zu prahlen (hellip) Dein Prahlen (mit Speisen) schwankt zwischen Wuumlstenspringmaumlusen und Eidechsen (als Speisen der Araber)ldquo31
Die in diesem Gedicht anzutreffenden Charakteristika EcircuthornUacutebIacutetischer Schriften naumlmlich das
Prahlen mit der eigenen persischen Abstammung und der Vorherrschaft der Perser uumlber die
29 Al- IEgravefahAacutenIacute al-AtradeAacutenIacute Bd III S 96 30 BaššAacuter ibn Burd DIacutewAacuten Bd IV S 115 31 Al-IEgravefahAacutenIacute al-AtradeAacutenIacute Bd III S 115 Vgl BaEcircEcircAacuter ibn Burd DIacutewAacuten Bd III S 229 ff
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Araber ebenso die Hinweise auf die bdquoDefiziteldquo der Araber die Schmaumlhung der arabischen
Speisen die Bezeichnung der Araber als Hirten und deren Vergleich mit Tieren findet man
wie bereits beschrieben auch bei anderen Personen die explizit als bdquoEcircuthornUacutebIacuteldquo bezeichnet
wurden Die oben erklaumlrte Bezeichnung bdquobanUacute rsquol-afrac12rAacuterldquo die soviel wie bdquoedle Maumlnnerldquo oder
bdquoSoumlhne der Noblen oder Freienldquo bedeutet gebraucht BaEcircEcircAacuter wie andere Vertreter der
EacuteuthornUacutebiyya fuumlr die Perser Dieser Begriff stand bei ihnen im Gegensatz zu den bdquobanUacute rsquol-
laiquestnAacuteyumlldquo was bdquodie Soumlhne der Sklavinldquo bedeutete und fuumlr Araber verwendet wurdeldquo32 BaEcircEcircAacuter
haumllt den Versuch des arabischen Mannes ihn mit Prahlerei zu beeindrucken fuumlr gescheitert
da es diesem an jedem Mittel dazu mangele
Die Analyse aller von BaEcircEcircAacuter ibn Burd verfassten Dichtungen EcircuthornUacutebIacutetischer Praumlgung wuumlrde
den Rahmen der vorliegenden Dissertation sprengen Es wurde lediglich versucht das
Schema der EcircuthornUacutebIacutetischen Ansichten in seiner Dichtung darzulegen33 Zum Abschluss dieses
Abschnittes sei aus einem Gedicht zitiert in dem BaEcircEcircAacuter seine edle Abstammung ruumlhmt und
sich ebenso wie die anderen Anhaumlnger der EacuteuthornUacutebiyya als bdquoNachkommen der persischen
Koumlnige (kisrAacute)ldquo bezeichnet Zudem bezieht er sich auf weitere nicht-arabische Kulturen und
bezeichnet den byzantinischen Kaiser (qaiEgravear) als bdquoseinen Onkelldquo Dies ist ausschlieszliglich
symbolisch und als Solidaritaumlt mit der bdquoGroszligfamilieldquo der Nicht-Araber zu verstehen
bdquoGibt es einen Boten der alle Araber uumlber mich informiert Allen Arabern sowohl den lebendigen als auch den schon unter der Erde liegenden teilt (der Bote) mit dass ich uumlber eine edle Herkunft verfuumlge die uumlber allen erhabenen Urspruumlngen steht Mein Groszligvater auf den ich stolz bin ist kisrAacute SAacutesAacuten ist mein Vater und der qaiEgravear ist mein Onkel (muumltterlicherseits)ldquo34
Auf religioumlser Ebene schwankt dieser engagierte Vertreter EcircuthornUacutebIacutetischer Ansichten wie
bei seiner Affiliation zwischen verschiedenen religioumlsen Dimensionen laut Blachegravere lieszlig
BaEcircEcircAacuters Opportunismus es nicht zu dass er seinen wahren Glauben nach auszligen trug35 Al-
IEgravefahAacutenIacute verraumlt einerseits dass BaEcircEcircAacuter ibn Burd neben WAacuteEgraveil ibn thornAOcircAacuteyuml (gest 131) und Ibn AbIacute
rsquol-thornAuordmAacuteyuml (gest 155-160) zu den sechs kalAacutem-Gelehrten von BaEgravera gehoumlrte36 Dieser Bericht
geht auf die Epoche zuruumlck in der BaEcircEcircAacuter sich zu den MuthorntazilIacuteten bekannte und deren
beruumlhmten Vertreter WAacuteEgraveil ibn thornAOcircAacuteyuml in houmlchsten Toumlnen pries37 Andererseits berichten die
prosopographischen Werke fuumlr die folgende Zeit davon dass sich BaEcircEcircAacuter einem schiitischen
32 Ibn Qutaiba bdquoKitAacuteb al-thornarabldquo in RasAacuteyumlil al-bulatradeAacuteyuml S 351 f 33 Fuumlr ein weiteres Beispiel siehe BaEcircEcircAacuter ibn Burd DIacutewAacuten Bd II S 297 ff 34 Ebd Bd I S 377 35 Blachegravere R bdquoBashshAacuter ibn Burdldquo in EI2 Bd I S 1080 36 thornAmr ibn thornUbaid AEligAacutelifrac12 ibn thornAbd al-QuddUacutes und ein Mann aus dem Stamm al-Azd waren nach al- IEgravefahAacutenIacute die uumlbrigen Personen Sie trafen sich haumlufig und diskutierten miteinander uumlber ihre Weltanschauungen Al-IEgravefahAacutenIacute al-AtradeAacutenIacute Bd III S 101 Vgl Ibn an-NadIacutem al-Fihrist S 401 37 Al-sup1Aacutefrac12iatilde al-BayAacuten Bd I S 24 Vgl Al-I EgravefahAacutenIacute al-AtradeAacutenIacute Bd III S 156 Ibn MurtaplusmnAacute Afrac12mad KitAacuteb firaq wa OcircabaqAacutet al-muthorntazila ed An-NaordmordmAacuter thornA S Alexandria 1972 S 30
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Zweig namens KAacutemiliyya und dem Glauben an die Ruumlckkehr (raordmthorna) anschloss38 Die
KAacutemiliyya wurde nach ihrem Begruumlnder AbIacute KAacutemil benannt und gehoumlrt nach aEcirc-EacuteahristAacutenIacute zu
den Zweigen der schiitischen Extremisten von sup3ulAacutet39 Anhaumlnger dieses schiitischen Zweigs
erklaumlrten alle Gefaumlhrten des Propheten fuumlr bdquounglaumlubigldquo da sie thornAlIacute ibn AbIacute OacuteAacutelib als Kalif
ablehnten und ihm nicht huldigten Ihrerseits betrachteten die Anhaumlnger der KAacutemiliyya thornAlIacute
auch als bdquounglaumlubigldquo denn dieser weigerte sich sein Recht zu beanspruchen40 Ein weiteres
Merkmal von KAacutemiliyya war das Bekenntnis zur Reinkarnation (tanAacutesuiquest al-arwAacutefrac12)41 In
diesem Zusammenhang vertraten ihre Anhaumlnger die Ansicht dass die Fuumlhrung (imAacutema) der
Gesellschaft wie ein Licht sei das von einem Individuum zum anderen uumlbertragen wird42
BaEcircEcircAacuter wurde auch des Dualismus bzw der zandiqa beschuldigt Ibn an-NadIacutem haumllt BaEcircEcircAacuter
ibn Burd fuumlr eine der Personen die den Islam aumluszligerlich zwar angenommen haben doch in
ihrem Inneren dem eigenen Glauben weiterhin treu blieben43 Dieser Vorwurf stuumltzt sich vor
allem auf einen in der prosopographischen Literatur immer wieder zitierten Vers in dem
BaEcircEcircAacuter dem Teufel und dem Element Feuer Ehre erweist und es befuumlrwortet dass IblIacutes
(Teufel) die Verneigung vor Adam verweigerte
bdquoDie Erde ist dunkel und das Feuer ist leuchtend Das Feuer wird angebetet seitdem das Feuer existiertldquo44
Dieser Vers stammt wahrscheinlich aus einem langen Gedicht das BaššAacuter nach seiner
Hinwendung zum Schiismus zur Schmaumlhung von WAacuteEgraveil ibn thornAOcircAacuteyuml dichtete das aber nicht
erhalten geblieben ist45 Chokr vertritt die Ansicht dass dieses Gedicht nicht zwingend
bedeutet dass BaššAacuter sich zum Mazdaismus oder zum Manichaumlismus bekannte Der Vers sei
vielmehr in islamischem Kontext zu verstehen46 BaEcircEcircAacuter der fuumlr seine sarkastische
Bemerkungen und scharfe Satire beruumlhmt war ehre als ein bdquoMenschenhasserldquo lediglich den
Feind der Menschheit47
38 Al-I EgravefahAacutenIacute al-AtradeAacutenIacute Bd III S 156 Vgl Ibn frac34allikAacuten WafayAacutet Bd I S 421 AEgrave-AEligafadIacute al-WAacutefIacute Bd X S 138 Ibn MurtaplusmnAacute OacuteabaqAacutet S 30 39 AEcirc-EacuteahristAacutenIacute al-Milal Bd I S 174 Vgl Al-BatradedAacutedIacute al-Farq S 46 40 Ebd Bd I S 174 Vgl Al-BatradedAacutedIacute al-Farq S 46 ff Al-IEgravefahAacutenIacute al-AtradeAacutenIacute Bd III S 156 Ibn frac34allikAacuten WafayAacutet Bd I S 421 425 41 Ebd Bd I S 175 Vgl Al-BatradedAacutedIacute al-Farq S 46 42 Ebd Bd I S 174 f 43 Ibn an-NadIacutem al-Fihrist S 401 Vgl Ibn Qutaiba aEcirc-Eacuteithornr wa rsquoEcirc-EcircuthornarAacuteyuml Bd II S 757 Aordf-copyahabIacute Siyar Bd VII S 25 44 BaEcircEcircAacuter ibn Burd DIacutewAacuten Bd IV S 78 Vgl Al-sup1Aacutefrac12iatilde al-BayAacuten Bd I S 16 Al-I EgravefahAacutenIacute al-AtradeAacutenIacute Bd III S 100 AEgrave-AEligafadIacute al-WAacutefIacute Bd X S 138 Al-BatradedAacutedIacute al-Farq S 47 45 Al-sup1Aacutefrac12iatilde al-BayAacuten Bd I S 16 46 bdquoUnd wir haben doch euch (Menschen) geschaffen Hierauf gaben wir euch eine (ebenmaumlszligige) Gestalt Hierauf sagten wir den Engeln Werft euch vor Adam niederlsquo Da warfen sich (alle) nieder auszliger IblIacutes Er gehoumlrte nicht zu denen die sich niederwarfenldquo Der Koran 711 f 47 Chokr Zandaqa S 289
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Neben diesem von Chokr angefuumlhrten Vers existiert ein weiteres Gedicht in dem BaEcircEcircAacuter diese
Gedanken vermittelt und dem Feuer sogar Vorrang vor der Erde gibt
bdquoDer Teufel ist besser als eurer Vater Adam Seid aufmerksam oh ihr Unmoralischen Das Element des Teufels ist Feuer und das Adams die Erde Die Erde (kann) sich nicht wie das Feuer erhebenldquo48
Der Vorwurf zu den ZanAacutediqa (Anhaumlngern des Manichaumlismus) zu gehoumlren laumlsst sich auf
religioumlser Ebene kaum belegen Vielmehr gehen diese Anschuldigungen auf persoumlnliche
Differenzen zuruumlck Sie fuumlhrten letztlich zu BaEcircEcircAacuters Hinrichtung49
Der Begriff bdquozindIacuteqldquo hatte wie bereits erwaumlhnt in fruumlhabbasidischer Epoche eine viel breitere
Bedeutung als nur Anhaumlnger des Manichaumlismus Er umfasste damals jegliche Art von
Abweichung von der islamischen Orthodoxie und wurde auch als Schimpfwort benutzt50
BaEcircEcircAacuters schiitische Tendenzen und seine religioumlsen Anschauungen kamen der islamischen
Orthodoxie houmlchstwahrscheinlich verdaumlchtig vor doch eine vertrauliche Notiz die nach
BaEcircEcircAacuters Tod in dessen Haus von den Leuten des abbasidischen Kalifen al-MahdIacute entdeckt
wurde kann dazu verwendet werden die Zugehoumlrigkeit BaEcircEcircAacuters zur zandiqa zuruumlckzuweisen
bdquoIm Namen Gottes Ich beabsichtigte die Agravel SulaimAacuten aufgrund ihres Geizes zu schmaumlhen Da erinnerte ich mich an ihre Verwandschaft mit dem Gesandten Gottes Ich habe davon Abstand genommen aus Respekt vor ihm (dem Gesandten Gottes)ldquo
48 BaEcircEcircAacuter ibn Burd DIacutewAacuten Bd IV S 78 Vgl AEgrave-AEligafadIacute al-WAacutefIacute Bd X S 138 49 BaEcircEcircAacuter ibn Burd pries den abbasidischen Kalifen al-MahdIacute in einer Dichtung fuumlr die er jedoch nicht belohnt wurde Daraufhin schmaumlhte er ihn in einem weiteren Gedicht und beleidigte dessen Frau al-frac34aizurAacuten Dieses Gedicht trug BaEcircEcircAacuter in einer Versammlung im Haus von YUacutenus ibn frac14abIacuteb an-Nafrac12wIacute vor Man informierte al-MahdIacutes Wesir YathornqUacuteb ibn DAacutewUacuted davon den BaEcircEcircAacuter vorher ebenfalls in einer Dichtung geschmaumlht hatte YathornqUacuteb nutzte die Gunst des Augenblicks und teilte al-MahdIacute mit dass BaEcircEcircAacuter den er als bdquoblinden unglaumlubigen zindIacuteqldquo bezeichnete ihn schmaumlhte und seine Frau herabwuumlrdigte Al-MahdIacute der sich sehr daruumlber aumlrgerte begab sich nach BaEgravera wo er den Dichter betrunken und vorzeitig zum Gebet rufend fand Al-MahdIacute tadelte ihn und lieszlig ihm 70 Peitschenhiebe geben bis er starb Darauf hin wurde der Leichnam in einen Teich geworfen In einer leicht abweichenden Version soll BaEcircEcircAacuter den YathornqUacuteb ibn DAacutewUacuted und seinen Bruder AEligAacutelifrac12 geschmaumlht haben nachdem al-MahdIacute den AEligAacutelifrac12 zum Statthalter von BaEgravera erklaumlrt hatte YathornqUacuteb informierte al-MahdIacute uumlber BaEcircEcircAacuters Schmaumlhdichtung und Beleidigung seiner Frau und bezeichnete ihn als bdquoblinden Unglaumlubigenldquo woraufhin al-MahdIacute BaEcircEcircAacuter zu sich bestellte Aus Furcht davor dass der Dichter vor al-MahdIacute treten und die Situation klaumlren koumlnnte lieszlig YathornqUacuteb ihn zuvor auspeitschen und dann in einen Teich werfen AOcirc-OacuteabarIacute TAacuterIacuteiquest Bd VIII S 181 Vgl Al-IEgravefahAacutenIacute al-AtradeAacutenIacute Bd III S 171 Ibn frac34allikAacuten WafayAacutet Bd I S 273 f Wahrscheinlich befahl al-MahdIacute jedoch persoumlnlich BaEcircEcircAacuter hinzurichten und YathornqUacutebs Hetzereien gegen BaEcircEcircAacuter sind chronologisch betrachtet vor diesem Zeitpunkt vorgefallen Ein Argument dafuumlr ist nach dem Hinweis Chokrs dass sich YathornqUacuteb ibn DAacutewUacuted zu jener Zeit (167-169) als BaEcircEcircAacuter hingerichtet wurde im Gefaumlngnis befand YathornqUacuteb der im Jahre 166 auf Veranlassung von al-MahdIacute ins Gefaumlngnis geworfen wurde wurde bis zur Herrschaft von ar-RaEcircIacuted nicht wieder frei gelassen Chokr Zandaqa S 285 Vgl AOcirc-OacuteabarIacute TAacuterIacuteiquest Bd VIII S 159 Die Feindschaft und gegenseitigen Schmaumlhungen zwischen BaEcircEcircAacuter ibn Burd und frac14ammAacuted ibn thornAordmrad der selbst auch als zindIacuteq bezeichnet wurde fuumlhrten dazu dass letzterer dem BaEcircEcircAacuter vorwarf zu den ZanAacutediqa zu gehoumlren Zum Vorwand nahm frac14ammad BaEcircEcircAacuters folgendes Gedicht bdquoOh Sohn des NihyAacute Ein Kopf ist mir zu schwer Die Wahrscheinlichkeit zweier Koumlpfe ist bedeutend Rufe einen anderen auszliger mir zum Anbeten der zwei (iYacutenain) an denn ich bin mit einem (bi wAacutefrac12id) beschaumlftigt Oh Ibn NihyAacute Ich suche Schutz bei Gott vor dir und das ist das wenigsteldquo frac14ammAacuted aumlnderte den vorletzten Vers und machte aus dem bdquobildquo ein bdquothornanldquo was die Bedeutung des Gedichts voumlllig veraumlndert Nun bedeutet der letzte Vers folgendes bdquoRufe einen anderen auszliger mir zum Anbeten der Zwei an denn ich bin auch nicht mit diesem Einen beschaumlftigtldquo Dies verbreitete frac14ammAacuted unter den Leuten und stellte BaEcircEcircAacuter als Unglaumlubigen dar (kAacutefir und zindIacuteq) AEgrave-AEligafadIacute al-WAacutefIacute Bd X S 140 50 De Blois bdquoZindIacuteAringldquo in EI2 Bd XI S 512
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Aus dieser Notiz geht hervor dass BaEcircEcircAacuter ibn Burd dem Propheten Mufrac12ammad treu geblieben
war Aufgrund dieses Inhalts bereute al-MahdIacute spaumlter seinen Befehl und machte seinen Wesir
fuumlr den Tod BaEcircEcircAacuters verantwortlich51
VI1b VI1b VI1b VI1b AlAlAlAl----frac14asan ibn HAacutenIacute alfrac14asan ibn HAacutenIacute alfrac14asan ibn HAacutenIacute alfrac14asan ibn HAacutenIacute al----frac14akamIacutefrac14akamIacutefrac14akamIacutefrac14akamIacute beruumlhmt als beruumlhmt als beruumlhmt als beruumlhmt als AbUacute NuwAacutesAbUacute NuwAacutesAbUacute NuwAacutesAbUacute NuwAacutes
Al-frac14asan ibn HAacutenIacute52 beruumlhmt als AbUacute NuwAacutes (gest 198-200) war einer der beruumlhmtesten
Dichter der fruumlhabbasidischen Aumlra53 Er wurde zwischen 130 und 145 in al-AhwAacutez nach einer
anderen Version in BaEgravera geboren54 Sein arabischstaumlmmiger Vater gehoumlrte zu den Soldaten
des letzten umayyadischen Kalifen MarwAacuten II (reg 127-132) Als AbUacute NuwAacutesrsquo Vater nach
al-AhwAacutez kam heiratete er eine Bewohnerin dieser Stadt namens sup1ullabAacuten mit der er
mehrere Kinder hatte unter anderem al-frac14asan So war AbUacute NuwAacutes muumltterlicherseits
persischstaumlmmig55 AbUacute NuwAacutes war ein maulAacute von al-sup1arrAacutefrac12 ibn thornAbdallAacuteh al-frac14akamIacute (gest
112) dem Statthalter von frac34urAacutesAacuten56 Bereits in sehr jungen Jahren traf er den beruumlhmten
Dichter WAacuteliba ibn al-frac14ubAacuteb al-AsadIacute (gest um 170) Dieser nahm den kleinen Jungen mit
nach KUacutefa und spaumlter nach Bagdad und kuumlmmerte sich um seine literarische Bildung57 Nach
dem Tod WAacutelibas uumlbernahm der Poet und Uumlberlieferer frac34alaf al-Afrac12mar (gest um 180) AbUacute
NuwAacutesrsquo Erziehung Von frac34alaf der auf dem Gebiet der Literatur bekannt war profitierte AbUacute
NuwAacutes sehr Er genoss in Grammatik und Sprache die Schuumllerschaft von AbUacute Zaid al-AnEgraveAacuterIacute
(gest 241-215) und AbUacute thornUbaida (gest 207-213)58 AbUacute NuwAacutes erlernte im Laufe seiner
Erziehung Koran- und Hadithwissenschaft59 Um seine Arabischkenntnisse zu vertiefen
verbrachte AbUacute NuwAacutes auch einige Zeit bei den Beduinen60 In Bagdad kam er an den Hof des
abbasidischen Kalifen ar-RaEcircIacuted wo er der Zugehoumlrigkeit zur zandiqa beschuldigt wurde61
Obwohl AbUacute NuwAacutes wenig Gefallen am Hofleben fand bot sich ihm genau dort die
Gelegenheit in den engen Kreis der Barmakiden zu gelangen welche er in seiner Dichtung
51 Al-IEgravefahAacutenIacute al-AtradeAacutenIacute Bd III S 174 f Vgl Ibn al-Muthorntazz OacuteabaqAacutet S 41 Ibn frac34allikAacuten WafayAacutet Bd I S 273 AEgrave-AEligafadIacute al-WAacutefIacute Bd X S 140 52 AbUacute thornAl Iacute al-frac14asan ibn HAacutenIacute ibn thornAbd al-Awwal ibn aEgrave-AEligabAacutefrac12 al-frac14akamIacute beruumlhmt als AbUacute NuwAacutes 53 Wagner E bdquoAbUacute NuwAacutesldquo in EI2 Bd I S 143 54 Ibn al-Muthorntazz OacuteabaqAacutet S 227 Vgl Ibn Qutaiba aEcirc-Eacuteithornr wa rsquoEcirc-EcircuthornarAacuteyuml Bd II S 797 Al-frac34aOcircIacuteb al-BatradedAacutedIacute TAacuterIacuteiquest Bd VII S 448 Ibn an-NadIacutem al-Fihrist S 182 Ibn frac34allikAacuten WafayAacutet Bd II S 95 103 AEgrave-AEligafadIacute al-WAacutefIacute Bd XII S 283 287 55 Ebd S 193 Vgl Ibn frac34allikAacuten WafayAacutet Bd II S 95 AEgrave-AEligafadIacute al-WAacutefIacute Bd XII S 283 f 56 Ebd S 194 Vgl Ibn frac34allikAacuten WafayAacutet Bd II S 95 As-SamthornAacutenIacute al-AnsAacuteb Bd IV S 183 57 Ebd S 194 Vgl AEgrave-AEligafadIacute al-WAacutefIacute Bd XII S 284 Die Quellen berichten daruumlber dass WAacuteliba und AbUacute NuwAacutes anscheinend eine Liebesbeziehung fuumlhrten Wagner bdquoAbUacute NuwAacutesldquo in EI2 Bd I S 143 58 Ebd S 194 Vgl Ibn KaYacuteIacuter IsmAacutethornIacutel al-BidAacuteya wa rsquon-nihAacuteya Bd X ed Maktabat al-MathornAacuterif Beirut 1966 S 227 59 Ebd S 201 60 Wagner bdquoAbUacute NuwAacutesldquo in EI2 Bd I S 143 61 Al-frac34aOcircIacuteb al-BatradedAacutedIacute TAacuterIacuteiquest Bd VII S 440 Vgl Ibn KaYacuteIacuter al-BidAacuteya Bd X S 231
191
pries62 Doch als die Barmakiden die Uumlberpruumlfung der Dichter und deren Reihenfolge zum
Erhalten der Preise dem AbAacuten ibn thornAbd al-frac14amIacuted uumlberlieszligen schmaumlhte AbUacute NuwAacutes den
sup1athornfar al-BarmakIacute63 Nach dem Niedergang der Barmakiden fluumlchtete er nach Aumlgypten und
kam zuruumlck als der abbasidische Kalif al-AmIacuten (reg 193-198) den Thron bestieg64 An al-
AmIacutens Hof genoss er die Aufmerksamkeit des Kalifen und pries ihn in seinen Gedichten65
AbUacute NuwAacutes gehoumlrte ebenso wie BaEcircEcircAacuter ibn Burd zu den modernen Dichtern (mufrac12daYacuteIacuten)66
Insbesondere durch seine Poesie zum Lobe des Weines (iquestamriyAacutet) und der Homosexualitaumlt
wurde er beruumlhmt67 Er fuumlhrte zwar ein lasterhaftes Leben dichtete aber trotzdem auch
gnostische Poesie (zuhdiyAacutet)68 AbUacute NuwAacutes starb zwischen 198 und 200 bevor al-MayumlmUacuten
nach dem Sieg uumlber seinen Bruder al-AmIacuten Bagdad betrat69
Uumlber die EcircuthornUacutebIacutetischen Tendenzen von AbUacute NuwAacutes ist sich die moderne Forschung
nicht einig Waumlhrend Forscher wie QaddUacutera70 NabIacuteh frac14iordmAacuteb71 und AEligidqIacute72 ihn als einen
beruumlhmten Angehoumlrigen der EacuteuthornUacutebiyya darstellen vertreten andere Forscher wie Wagner73
und Arazi74 die Ansicht dass es nicht genug Belege dafuumlr gibt dass er als Vertreter der
EacuteuthornUacutebiyya bezeichnet werden kann Laut Wagner und Arazi kann AbUacute NuwAacutes houmlchstens als
ein Gegner der Nordaraber betrachtet werden AbUacute NuwAacutesrsquo Hass richtete sich auch gegen den
Lebensstil der Beduinen Da kaum Gedichte von AbUacute NuwAacutes gegen die Suumldaraber vorhanden
seien bzw es von ihm sogar Lobgedichte auf diese gebe duumlrfe AbUacute NuwAacutes nicht als
EcircuthornUacutebIacutetischer Dichter angesehen werden75
Zur Charakterisierung des Begriffes EcircuthornUacutebIacute gehoumlrt wie bereits dargestellt vor allem der
Fanatismus gegen die Araber bzw fuumlr die thornAordmam Doch es existieren auch Personen wie
thornAllAacuten aEcirc-EacuteuthornUacutebIacute AbUacute thornUbaida und BaEcircEcircAacuter ibn Burd die einerseits die Araber insgesamt bzw
einzelne arabische Staumlmme schmaumlhen anderseits aber auch bestimmte arabische Staumlmme
62 Wagner bdquoAbUacute NuwAacutesldquo in EI2 Bd I S 143 63 Ibn al-Muthorntazz OacuteabaqAacutet S 200 Vgl QaddUacutera aEcirc-EacuteuthornUacutebiyya S 114 64 Ibn thornAsAacutekir TAacuterIacuteiquest Bd XIII S 407 Vgl Wagner bdquoAbUacute NuwAacutesldquo in EI2 Bd I S 143 65 QaddUacutera aEcirc-EacuteuthornUacutebiyya S 114 66 Ibn frac34allikAacuten WafayAacutet Bd I S 222 67 Wagner bdquoAbUacute NuwAacutesldquo in EI2 Bd I S 144 68 AgraveordfarnUacuteEcirc Agrave bdquoAbUacute NuwAacutesrdquo in DBI Bd VI S 341-368 (hier S 348) 69 AOcirc-OacuteabarIacute TAacuterIacuteiquest Bd VIII S 518 Vgl sup1ahEcircayAacuterIacute al-WuzarAacuteyuml S 296 Uumlber AbUacute NuwAacutesrsquo Tod liefern die Quellen unterschiedliche Berichte Nach einem starb er im Haus einer Prostituierten nach einem anderen fand er sein Ende aufgrund einiger blasphemischer Verse in einem Gefaumlngnis Einem weiteren zufolge starb er im Haus der an-NaubaiquesttIacutes Diese hatten EcircuthornUacutebIacutetische Tendenzen und standen den Barmakiden sehr nah Wagner bdquoAbUacute NuwAacutesldquo in EI2 Bd I S 143 70 QaddUacutera aEcirc-EacuteuthornUacutebiyya S 111 ff 71 NabIacuteh frac14iordmAacuteb MaatildeAacutehir S 286 ff 72 ṢidqIacute thornA Alfrac12Aacuten al-frac12Aacuten Kairo 1947 S 400 ff 73 Wagner bdquoAbUacute NuwAacutesldquo in EI2 Bd I S 143 74 Arazi bdquoAbū Nuwāsldquo in Arabica Bd XXVI S 16 75 Ebd Bd XXVI S 16 Vgl Wagner bdquoAbUacute NuwAacutesldquo in EI2 Bd I S 143
192
preisen76 Die Zugehoumlrigkeit zur EacuteuthornUacutebiyya setzt auch propersische Ansichten voraus und von
dieser Art findet man genug in AbUacute NuwAacutesrsquo Dichtung Ein weiterer Grund fuumlr AbUacute NuwAacutesrsquo
EcircuthornUacutebIacutetischen Tendenzen war das Umfeld in dem er sich bewegte Als Hofdichter stand AbUacute
NuwAacutes in Verbindung mit den Barmakiden und deren Kreis77 Er war ebenfalls der
Lieblingsstudent von AbUacute thornUbaida dem beruumlhmten Vertreter der EacuteuthornUacutebiyya78 Dass AbUacute
NuwAacutes von EcircuthornUacutebIacutetischen Anschauungen gepraumlgt gewesen sein muss ist kaum zu leugnen Im
folgenden Gedicht preist AbUacute NuwAacutes wie ein bdquoechterldquo Vertreter der EacuteuthornUacutebiyya die persischen
Koumlnige und verherrlicht ihre Herrschaft Obwohl er dem abbasidischen Kalifen al-AmIacuten sehr
nahe stand erklaumlrt er sich zum Tischgenossen der persischen Koumlnige
bdquoWir haben fuumlr kisrAacute ein hochragendes Schloss gebaut das mit leuchtenden Sternen geschmuumlckt ist Wenn der Geist kisrAacutes des Sohns von SAacutesAacuten zuruumlckkehren wuumlrde wuumlrde er bestimmt nur mich als seinen Tischgenossen waumlhlenldquo79
In einem weiteren Gedicht preist AbUacute NuwAacutes das bdquoErbeldquo der persischen Koumlnige und lehnt das
der Araber ab Wie andere Vertreter der EacuteuthornUacutebiyya auch sieht er sich als Nachkomme der
persischen Koumlnige
bdquoDas ist das Erbe meines Vaters SAacutesAacuten (kisrAacute) und nicht das Erbe was von TamIacutem und Bakr uumlbrig geblieben istldquo80
Im folgenden Gedicht wird die Verachtung von AbUacute NuwAacutes fuumlr die Araber deutlich Er stellt
sie als ein von Gott nicht anerkanntes Volk dar Anschlieszligend verflucht er sie und betet dass
ihre Herzen nie zu Ruhe kommen moumlgen
bdquoEin boumlser (arabischer) Mann sucht nach Ruinen waumlhrend ich nach einem Weinhaus suche Er (Araber) weint wegen des Stammes BanIacute Asad Sag mir wer uumlberhaupt BanIacute Asad ist Wer sind TamIacutem und Qais Diese niedrigen Araber sind vor Gott niemand Es moumlgen seine Traumlnen fuumlr diese Ruinen nie trocknen und sein Herz moumlge nie zur Ruhe kommenldquo81
AbUacute NuwAacutes zieht die arabische Lebensart und Dichtung ins Laumlcherliche Die Araber wuumlrden
entsprechend ihrem Lebensstil Kamele preisen wo doch das Lob des Weines bdquobesserldquo sei
bdquoSie (Araber) haben nur Zelte und viele Kamele Ich wundere mich uumlber ihre Beschreindashbungen (Dichtung) und Dichter Was findet man uumlberhaupt an einem Kamel zu beschreiben Viel besser als ihre Gedichte ist dass du ein Weinglas lobstldquo82
76 Siehe Kapitel V die Fuszlignoten 84 und 142 sowie Kapitel VI Fuszlignote 22 77 Wagner bdquoAbUacute NuwAacutesldquo in EI2 Bd I S 143 78 Ibn al-Muthorntazz OacuteabaqAacutet S 194 Vgl Ibn KaYacuteIacuter al-BidAacuteya Bd X S 227 79 AbUacute NuwAacutes al-frac14asan DIacutewAacuten AbUacute NuwAacutes ed Al-thornUsailIacute thornA Beirut 1997 S 500 80 Ebd S 212 81 Ebd S 150 82 NabIacuteh frac14iordmAacuteb MaatildeAacutehir S 292
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Auch im folgenden Gedicht kritisiert AbUacute NuwAacutes den Lebenstil der Araber und ihr Verhalten
gegenuumlber ihren Frauen Er erklaumlrt sich zum bdquoKenner der Philosophieldquo der die Araber und
ihre Lebensart herausfordert
bdquoDas Zeitalter hat sich fuumlr einige veraumlndert Sie (Araber) haben es sich selbst zuzuschreiben Ich weine deswegen und nicht wegen der Liebesgedichte fuumlr Hind und AsmAacuteyuml Du kannst nicht fuumlr eine Perle (arabische Frau) ein Zelt aufbauen wenn deine Kamele und Schafe an ihr vorbeiziehen Sag mir der behauptet Kenner der Philosophie zu sein Hast du dir etwas bewahrt waumlhrend du viele andere Dinge verpasst hastlsquoldquo83
AbUacute NuwAacutes verachtete jene MawAacutelIacute die sich zu Arabern erklaumlrten Im folgenden Gedicht tadelt
er den Dichter ar-RaqqAacuteEcircIacute seinen Ursprung vergessen zu haben
bdquoIch spreche mit ar-RaqqAacuteEcircIacute so waumlhrend er die MawAacutelIacute beschimpfte Was hat dich dazu gebracht dich von deinem Ursprung und von deinen Onkeln (vaumlterlicherseits und muumltterlicherseits) zu entfernenrsquo Er erwiderte Ich war lange ein maulAacute und danach habe ich entdeckt dass ich ein Araber sein moumlchte Ich bin in BaEgravera ein maulAacute und in sup1abal ein Araberrsquo Ich (AbUacute NuwAacutes) habe das Recht solche Menschen in Frage zu stellen und sie zu schmaumlhenldquo84
Den Glauben betreffend tendierte AbUacute NuwAacutes laut arabischer Quelle zum Schiismus85
Auch ihm wurde die Zugehoumlrigkeit zur zandiqa (Manichaumlismus) vorgeworfen86 Es gibt
jedoch keine plausiblen Belege dafuumlr dass AbUacute NuwAacutes sich tatsaumlchlich zum Manichaumlismus
bekannte Aus der Analyse seiner Dichtung geht hervor dass er bestimmt monotheistische
Ansichten vertrat und an den Tag des Juumlngsten Gerichts glaubte87 Vielmehr sind solche
Beschuldigungen im Zusammenhang mit seinem Lebensstil und seinen Gedichten die der
islamischen Orthodoxie verdaumlchtig erschienen zu erklaumlren Auf dieses Thema geht Ibn KaYacuteIacuter
direkt ein und streitet AbUacute NuwAacutesrsquo Zugehoumlrigkeit zur zandiqa ab Er meint dass solche
Beschuldigungen auf dessen Lebensstil zuruumlckzufuumlhren sind88 Wie AgraveordfarnUacuteEcirc schreibt haben
AbUacute NuwAacutesrsquo Lebensstil und Dichtungen ihre Ursache in seinem Glauben an ein wichtiges
kalAacutem- Prinzip Gottes Vergebung ist unendlich und daher steht das Lob irdischer Genuumlsse
nicht im Widerspruch zur Gnostik 89 AbUacute NuwAacutesrsquo Tendenzen zum Schiismus und sein
Interesse fuumlr die persische Kultur koumlnnen als weitere Gruumlnde fuumlr solche Vorwuumlrfe angesehen
werden
83 AbUacute NuwAacutes DIacutewAacuten 7 f 84 Ebd S 454 85 AgraveordfarnUacuteEcirc bdquoAbUacute NuwAacutesrdquo in DBI Bd VI S 348 86 Al-frac34aOcircIacuteb al-BatradedAacutedIacute TAacuterIacuteiquest Bd VII S 440 Vgl Al-sup1ahEcircayAacuterIacute al-WuzarAacuteyuml S 296 Ibn KaYacuteIacuter al-BidAacuteya Bd X S 231 Ibn thornAsAacutekir TAacuterIacuteiquest Bd XIII S 441 f 87 Ebd Bd VII S 440 Vgl Ibn KaYacuteIacuter al-BidAacuteya Bd X S 231 Ibn thornAsAacutekir TAacuterIacuteiquest Bd XIII S 441 f AfEcircAacuter A MAacutenIacute wa dIacuten-i Uacute Teheran 1335 S 235 88 Ibn KaYacuteIacuter al-BidAacuteya Bd X S 231 89 AgraveordfarnUacuteEcirc bdquoAbUacute NuwAacutesrdquo in DBI Bd VI S 348 f
194
VI1cVI1cVI1cVI1c IsmAacutethornIacutel iIsmAacutethornIacutel iIsmAacutethornIacutel iIsmAacutethornIacutel ibnbnbnbn al al al al----QAacutesim QAacutesim QAacutesim QAacutesim alalalal----thornAnzIacute althornAnzIacute althornAnzIacute althornAnzIacute al----KUacutefIacuteKUacutefIacuteKUacutefIacuteKUacutefIacute beruumlhmt als beruumlhmt als beruumlhmt als beruumlhmt als AbUacute rsquoAbUacute rsquoAbUacute rsquoAbUacute rsquollll----thornAtAacutehiyyathornAtAacutehiyyathornAtAacutehiyyathornAtAacutehiyya
IsmAacutethornIacutel ibn al-QAacutesim90 beruumlhmt als AbUacute rsquol-thornAtAacutehiyya91 (gest 205-214) stammte urspruumlnglich
aus thornAyn at-Tamr92 Dort war sein Urgroszligvater KaisAacuten von frac34Aacutelid ibn al-WalIacuted (gest 21) im
Zuge der Eroberung dieses Gebietes als kleiner Junge gefangengenommen worden93 AbUacute rsquol-
thornAtAacutehiyya der die Herrschaft der abbasidischen Kalifen von al-MahdIacute (reg 158-169) bis al-
MayumlmUacuten (reg 198-218) erlebte94 wurde im Jahre 130 in thornAyn at-Tamr geboren wuchs in
KUacutefa auf und hielt sich spaumlter in Bagdad auf wo er auch starb95 Seine Familie war durch
Affiliation MawAacutelIacute des arabischen Stammes thornAnza96 AbUacute rsquol-thornAtAacutehiyya stand in Verbindung
mit den Barmakiden und pries diese in seiner Dichtung97 Wie BaEcircEcircAacuter ibn Burd verfuumlgte auch
er uumlber ein groszliges poetisches Talent und galt als beruumlhmter Dichter seiner Zeit98 Schon als
junger Poet erlangte er aufgrund seiner Liebes- Lobes- und Schmaumlhgedichte einen
bedeutenden Ruf In seiner letzten Lebensphase jedoch lebte er enthaltsam dichtete uumlber
Askese und Belehrungen zum Ablassen vom materiellen Leben99 In seiner Karriere als
Dichter pries AbUacute rsquol-thornAtAacutehiyya bedeutende Personen wie die abbasidischen Kalifen al-MahdIacute
ar-RaEcircIacuted und al-AmIacuten100 sowie die Barmakiden101 und al-Faplusmnl ibn Sahl102 Seine juumlngsten
90 AbUacute Isfrac12Aacuteq IsmAacutethornIacutel ibn al-QAacutesim ibn Suwaid ibn KaisAacuten al-thornAnzIacute al-KUacutefIacute beruumlhmt als AbUacute rsquol-thornAtAacutehiyya 91 Es gibt zwei Versionen zu seinem Beinamen bdquoAbUacute rsquol-thornAtAacutehiyyaldquo (woumlrtlich Vater der Verkommenheit) Nach einer wurde er aufgrund seiner inneren Unruhe so genannt nach einer anderen wegen seiner Neigung zur Lasterndashhaftigkeit (muordmUacuten) Al-IEgravefahAacutenIacute al-AtradeAacutenIacute Bd IV S 6 Vgl Al-frac34aOcircIacuteb al-BatradedAacutedIacute TAacuterIacuteiquest Bd VI S 250 Aordf-copyahabIacute TAacuterIacuteiquest al-islAacutem Bd XV S 459 AEgrave-AEligafadIacute al-WAacutefIacute Bd IX S 188 92 Ebd Bd IV S 6 Vgl Ibn frac34allikAacuten WafayAacutet Bd I S 219 Aordf-copyahabIacute TAacuterIacuteiquest al-islAacutem Bd XV S 458 93 Ebd Bd IV S 6 94 Ibn frac14aordmar LisAacuten Bd I S 427 95 Al-IEgravefahAacutenIacute al-AtradeAacutenIacute Bd IV S 5 Vgl Al-frac34aOcircIacuteb al-BatradedAacutedIacute TAacuterIacuteiquest Bd VI S 250 Ibn frac34allikAacuten WafayAacutet Bd I S 219 Aordf-copyahabIacute TAacuterIacuteiquest al-islAacutem Bd XV S 458 AEgrave-AEligafadIacute al-WAacutefIacute Bd IX S 185 96 Ibn al-Muthorntazz OacuteabaqAacutet S 260 Vgl Al-IEgravefahAacutenIacute al-AtradeAacutenIacute Bd IV S 3 Aordf-copyahabIacute TAacuterIacuteiquest al-islAacutem Bd XV S 458 AEgrave-AEligafadIacute al-WAacutefIacute Bd IX S 185 Die meisten Quellen berichten davon dass AbUacute rsquol-thornAtAacutehiyya ein maulAacute von thornAnza war Al-IEgravefahAacutenIacute teilt allerdings mit dass er aus persoumlnlichem Interesse an YazIacuted ibn ManEgraveUacuter dem Onkel des abbasidischen Kalifen al-MahdIacute ein maulAacute von YamAacuteniyya wurde Zu diesem Stamm gehoumlrten die Onkel al-MahdIacutes Anscheinend war YazIacuted dafuumlr sehr groszligzuumlgig zu AbUacute rsquol-thornAtAacutehiyya Nach dem Tod von YazIacuted kehrte AbUacute rsquol-thornAtAacutehiyya zur walAacuteyuml von thornAnza zuruumlck Al-IEgravefahAacutenIacute al-AtradeAacutenIacute Bd IV S 27 f 97 Al-I EgravefahAacutenIacute al-AtradeAacutenIacute Bd IV S 9 Vgl Aordf-copyahabIacute TAacuterIacuteiquest al-islAacutem Bd XV S 495 98 Ibn Qutaiba aEcirc-Eacuteithornr wa rsquoEcirc-EcircuthornarAacuteyuml Bd II S 791 Vgl Ibn al-Muthorntazz OacuteabaqAacutet S 261 Ibn frac34allikAacuten WafayAacutet Bd I S 219 Aordf-copyahabIacute TAacuterIacuteiquest al-islAacutem Bd XV S 459 Guillaume A bdquoAbu rsquol-thornAtAacutehiyardquo in EI2 Bd I S 107 99 Ebd S 501 Vgl Al-frac34aOcircIacuteb al-BatradedAacutedIacute TAacuterIacuteiquest Bd VI S 250 f Aordf-copyahabIacute TAacuterIacuteiquest al-islAacutem Bd XV S 459 AEgrave-AEligafadIacute al-WAacutefIacute Bd IX S 188 Die Quellen berichten davon dass sich AbUacute rsquol-thornAtAacutehiyya in seinem asketischen Leben als Schroumlpfer (frac12aordmordmAacutem) betaumltigte um sein Dasein zu zerstoumlren Al-IEgravefahAacutenIacute al-AtradeAacutenIacute Bd IV S 9 Vgl Aordf-copyahabIacute TAacuterIacuteiquest al-islAacutem Bd XV S 463 100 AbUacute rsquol-thornAtAacutehiyya IsmAacutethornIacutel AbUacute rsquol-thornAtAacutehiyya aEcircthornAacuteruhu wa aiquestbAacuteruhu ed FaiEgraveal Eacute Damaskus 1965 S 508 524 526 540 563 592 664 674 101 Al-IEgravefahAacutenIacute berichtet von der besonderen Zuneigung AbUacute rsquol-thornAtAacutehiyyas zu den Barmakiden Nach dem Tode ar-RaEcircIacuteds trat AbUacute rsquol-thornAtAacutehiyya vor den Erzfeind der Barmakiden al-Faplusmnl ibn ar-RabIacutethorn als dieser aus frac34urAacutesAacuten zuruumlckkam Al-Faplusmnl bat ihn um eine Dichtung und AbUacute rsquol-thornAtAacutehiyya verfasste ein Gedicht in dem er die Barmakiden pries Al-Faplusmnl wurde blass und zog sich danach von AbUacute rsquol-thornAtAacutehiyya zuruumlck Als AbUacute rsquol-thornAtAacutehiyya dieses Gedicht dem Sohn von al-frac14asan ibn Sahl vortrug schenkte letzterer ihm 10000 DIacutenAacuter Al-IEgravefahAacutenIacute al-AtradeAacutenIacute Bd IV S 70 f Vgl Aordf-copyahabIacute TAacuterIacuteiquest al-islAacutem Bd XV S 459 102 Ebd Bd IV S 41
195
Liebesgedichte fuumlr thornUtba die Sklavin des abbasidischen Kalifen al-MahdIacute sind bekannt103
das Hauptthema seiner Gedichte aber war die Askese104 In diesem Zusammenhang beschreibt
der beruumlhmte Weindichter AbUacute NuwAacutes das Verhaumlltnis zwischen sich und AbUacute rsquol-thornAtAacutehiyya
den Quellen zufolge aus Respekt wie folgt bdquoBei Gott ich bin erdig und er ist himmlischldquo105
In der arabischen Literatur steht AbUacute rsquol-thornAtAacutehiyya den Quellen nach auf gleichem Niveau wie
BaEcircEcircAacuter ibn Burd und AbUacute NuwAacutes und gilt als einer der bedeutendsten Dichter der mufrac12daYacuteIacuten106
AbUacute rsquol-thornAtAacutehiyyas Sympathien fuumlr die EacuteuthornUacutebiyya sind anhand einiger von ihm
erhaltenen Dichtungen zu belegen in denen er WAacuteliba ibn al-frac14ubAacuteb al-AsadIacute (gest um 170)
dafuumlr angreift dass dieser trotz seiner nicht-arabischen Abstammung behauptete ein Araber
zu sein Seinen Angriff begruumlndet AbUacute rsquol-thornAtAacutehiyya damit dass WAacuteliba im Gegensatz zu den
Arabern hellhaumlutig und hellhaarig aussehe So ruft er ihn auf sich den Nicht-Arabern
(MawAacutelIacute) anzuschlieszligen denn diese seien edler als die Araber
bdquoOh WAacuteliba Du bist bei den Arabern wie eine verdorbene Dattel unter erlesenen Datteln Komm zu den MawAacutelIacute die edel sind und dich herzlich begruumlszligen Bei Gott du aumlhnelst uns (Nicht-Arabern) mehr als den Arabern Ich wurde wuumltend auf dich allerdings verschwand meine Wut als ich dich gesehen habe denn du erinnertest mich an die Farbe meiner Vorfahren und meines Vatersldquo 107
Auch in einem weiteren Gedicht beschuldigt er WAacuteliba sich als Araber dargestellt zu haben
obwohl er doch von hellem Aussehen sei Nach AbUacute rsquol-thornAtAacutehiyya kann WAacuteliba nur ein Nicht-
Araber sein ansonsten muumlsse man annehmen dass sich die Natur der Araber voumlllig geaumlndert
habe
bdquoMan behauptet dass Ibn al-frac14ubAacuteb vom Stamm AEligalIacuteba ist Es ist aber unmoumlglich dass ein Mann aus AEligalIacuteba hellhaumlutig und hellhaarig ist Was denkt ihr (Araber) dass ein Mann dessen Vaumlter dunkelhaumlutig (thornurUacutebat al-alwAacuten) waren zu den Soumlhnen (des roumlmischen) Kaisers (banIacute qaiEgravear) zaumlhlt Denkt ihr Beduinen dass die Araber sich in hellhaumlutige (Menschen) verwandelt haben Das ist doch unmoumlglichldquo108
AbUacute rsquol-thornAtAacutehiyyarsquos EcircuthornUacutebIacutetische Einstellungen uumlberschreiten nicht diese Grenze Seine
Dichtungen beinhalten kaum die Art von Schmaumlhungen gegen die Araber die man oft bei den
Vertretern der EacuteuthornUacutebiyya wie BaEcircEcircAacuter ibn Burd findet Dies hing houmlchstwahrscheinlich mit
seiner asketischen Lebensweise zusammen Daher darf er nicht als ein Dichter mit dezidiert
EcircuthornUacutebIacutetischer Ausrichtung wie etwa BaEcircEcircAacuter ibn Burd eingestuft werden
103 Ibn Qutaiba aEcirc-Eacuteithornr wa rsquoEcirc-EcircuthornarAacuteyuml Bd II S 792 Vgl AEgrave-AEligafadIacute al-WAacutefIacute Bd IX S 185 104 Ebd S 501 Vgl Al-IEgravefahAacutenIacute al-AtradeAacutenIacute Bd IV S 5 105 Al-IEgravefahAacutenIacute al-AtradeAacutenIacute Bd IV S 57 Vgl Al-frac34aOcircIacuteb al-BatradedAacutedIacute TAacuterIacuteiquest Bd VI S 251 Aordf-copyahabIacute TAacuterIacuteiquest al-islAacutem Bd XV S 459 AEgrave-AEligafadIacute al-WAacutefIacute Bd IX S 188 106 Ibn frac34allikAacuten WafayAacutet Bd I S 222 107 Al-IEgravefahAacutenIacute al-AtradeAacutenIacute Bd XVIII S 74 f Vgl Al-frac34aOcircIacuteb al-BatradedAacutedIacute TAacuterIacuteiquest Bd XIII S 519 108 Ebd Bd XVIII S 75
196
Al-IEgravefahAacutenIacute berichtet von AbUacute rsquol-thornAtAacutehiyyas Bekenntnis zu einem schiitischen Zweig namens
Zaidiyya Butriyya109 Die Mitglieder dieser Gruppe waren Anhaumlnger zweier Maumlnner namens
al-frac14asan ibn AEligAacutelifrac12 ibn frac14ayy und KaYacuteIacuter al-ManawwAacute beruumlhmt als al-Abtar Diese glaubten
dass thornAlIacute fuumlr das Kalifat bdquogeeigneterldquo waumlre als die vor ihm faktisch regierenden Kalifen AbUacute
Bakr thornUmar und thornUYacutemAacuten Der Butriyya zufolge beging die islamische Gemeinschaft in Bezug
auf das Kalifat einen bdquoFehlerldquo doch waren die drei ersten rechtgeleiteten Kalifen deshalb
nicht bdquoUnglaumlubigeldquo Nach al-BatradedAacutedIacute standen die Anhaumlnger der Butriyya den Sunniten
aufgrund dieser Einstellung am naumlchsten110
Aumlhnlich wie bei weiteren Vertretern der EacuteuthornUacutebiyya wurde AbUacute rsquol-thornAtAacutehiyya ebenfalls des
Dualismusrsquo (Yacuteanawiyya) und der zandiqa bezichtigt111 Dies war in fruumlhabbasidischer Zeit es
wurde bereits erwaumlhnt eine haumlufig vorgebrachte Beschuldigung gegen jede religioumlse Haltung
die der islamischen Orthodoxie bdquoverdaumlchtigldquo vorkam112 Stoff fuumlr solche Beschuldigungen
boten einige von AbUacute rsquol-thornAtAacutehiyyas Gedichten unter anderem das Liebesgedicht fuumlr seine
Geliebte thornUtba
bdquothornUtba ist in ihrer Schoumlnheit wie eine Puppe (hellip) Oh Gott Selbst wenn du (durch die Paradiesjungfrauen) sie mich vergessen lassen moumlchtest wuumlrde ich sie niemals vergessenldquo113
Fuumlr diese Dichtung warf ihm insbesondere ManEgraveUacuter ibn thornAmmAacuter vor zu den ZanAacutediqa zu
gehoumlren ManEgraveUacuter begruumlndete seine Beschuldigungen gegen AbUacute rsquol-thornAtAacutehiyy damit dass dieser
das Paradies abwertete indem er es mit Irdischem in Verbindung braumlchte114 Aumlhnlich
beschuldigte ManEgraveUacuter ihn aufgrund einer weiteren Dichtung uumlber thornUtba der zandiqa Dieser
Vorwurf ging darauf zuruumlck dass AbUacute rsquol-thornAtAacutehiyya die Paradiesjungfrau mit einem Menndash
schen verglichen hatte ManEgraveUacuter verbreitete diese Gedichte unter den Menschen die AbUacute rsquol-
thornAtAacutehiyya aufgrunddessen als ein zindIacuteq betrachten sollten
bdquoGott fand dich das schoumlnste seiner Geschoumlpfe und blickte auf dich Dann verwendete er seine Macht und erschuf nach deinem Muster die Paradiesjungfrauenldquo115
ManEgraveUacuter ibn thornAmmAacuter begruumlndete AbUacute rsquol-thornAtAacutehiyyas Zugehoumlrigkeit zur zandiqa auch damit
dass dieser in seinen Gedichten Paradies und Houmllle nicht erwaumlhne wenn er uumlber den Tod
109 Ebd Bd IV S 8 110 Al-BatradedAacutedIacute al-Farq S 26 f 111 Ibn Qutaiba aEcirc-Eacuteithornr wa rsquoEcirc-EcircuthornarAacuteyuml Bd II S 791 Vgl Ibn al-Muthorntazz OacuteabaqAacutet S 260 Al-IEgravefahAacutenIacute al-AtradeAacutenIacute Bd IV S 7 112 De Blois bdquoZindIacuteAringldquo in EI2 Bd XI S 512 113 Ibn Qutaiba aEcirc-Eacuteithornr wa rsquoEcirc-EcircuthornarAacuteyuml Bd II S 795 Vgl Al-IEgravefahAacutenIacute al-AtradeAacutenIacute Bd IV S 42 Ibn frac14aordmar LisAacuten Bd I S 228 f 114 Al-IEgravefahAacutenIacute al-AtradeAacutenIacute Bd IV S 42 115 Ebd Bd IV S 42 Vgl Ibn Qutaiba aEcirc-Eacuteithornr wa rsquoEcirc-EcircuthornarAacuteyuml Bd II S 795
197
spricht116 Aus der prosopographischen Bewertung geht hervor dass diese ungerechtfertigte
Anschuldigung wohl auf einer persoumlnlicher Feindschaft zwischen den beiden basierte In einer
Versammlung sprach ManEgraveUacuter mit den Menschen uumlber ein Thema Als AbUacute rsquol-thornAtAacutehiyya davon
Kenntnis erhielt behauptete er dass diese Worte jedoch nicht von ManEgraveUacuter selbst seien
sondern dass dieser sie von einem kUacutefIacuteschen Mann gestohlen habe Dafuumlr hasste ihn ManEgraveUacuter
und beschuldigte ihn der zandiqa117 Ein weiterer Grund fuumlr diese Beschuldigung war auch
AbUacute rsquol-thornAtAacutehiyyas Begeisterung und Lob fuumlr seine eigene Dichtung die er folgendermaszligen
zum Ausdruck brachte
bdquoIch habe gestern die koranische Sure thornAmma yatasAacuteyumlalUacutenlsquo gelesen und danach dichtete ich eine qaEgraveIacuteda die schoumlner als sie istldquo118
Waumlhrend AbUacute rsquol-thornAtAacutehiyya in den prosopographischen Werken als Dualist (YacuteanawIacute) und
Angehoumlriger der zandiqa dargestellt wird zitiert al-IEgravefahAacutenIacute von aEgrave-AEligUacutelIacute dass er sich auf
religioumlser Ebene zum Monotheismus (taufrac12Iacuted) bekannte Laut AbUacute rsquol-thornAtAacutehiyya erschuf AllAacuteh
zwei gegensaumltzliche Substanzen aus dem Nichts und formte aus diesen dann die Welt Die
Welt wurde erschaffen (frac12adIacuteYacute) und keiner erschuf sie auszliger AllAacuteh119 Belege fuumlr AbUacute rsquol-
thornAtAacutehiyyas Glauben an den Monotheismus bilden vor allem jene Gedichte die er zu seiner
eigenen Verteidigung verfasste In einer Szene tritt er vor den abbasidischen Kalifen ar-RaEcircIacuted
der ihn nach seiner Zugehoumlrigkeit zur zandiqa fragt AbUacute rsquol- thornAtAacutehiyya streitet dies ab bdquoWie
kann ich ein zindIacuteq sein oh mein Herr waumlhrend ich der Dichter folgender Dichtung binldquo
bdquoSind wir nicht alle vergaumlnglich und welch ein Mensch lebt ewig Der Beginn (der Menschen) ist bei Gott und sie (die Menschen) kommen alle zu ihm zuruumlck Ich wundere mich daruumlber wie ein Mensch Gott widersprechen oder wie er seine Gnade leugnen kann In allen Dingen existiert der Beweis dass es einen einzigen Gott gibtldquo120
Zu ManEgraveUacuter ibnthornAmmAacuters Beschuldigungen dichtete AbUacute rsquol-thornAtAacutehiyya ebenfalls einige Verse
in denen er auf den Tag des Juumlngsten Gerichts (yaum al-frac12isAacuteb) hinweist Als ManEgraveUacuter diese
Gedichte las bereute er es ihn der zandiqa beschuldigt zu haben und sagte dass AbUacute rsquol-
thornAtAacutehiyya sich zu Tod und Wiederauferstehung bekannt haumltte und wer so spricht ist mit
Sicherheit unschuldig121
116 Ebd Bd IV S 29 117 Ebd Bd IV S 29 118 Ebd Bd IV S 29 Diese Erzaumlhlung erinnert an eine aumlhnliche Geschichte von BaEcircEcircAacuter ibn Burd als dieser die Sklavin oder die von ihr vorgetragene Dichtung schoumlner als die Sura bdquoal-frac14aEcircrldquo beschrieb Ebd Bd III S 147 119 Ebd Bd IV S 8 120 Al-frac34aOcircIacuteb al-BatradedAacutedIacute TAacuterIacuteiquest Bd VI S 253 Dieselben Verse trug AbUacute al-thornAtAacutehiyya in einer Versammlung im Haus des sogenannten al-frac34alIacutel ibn Asad an-NUacuteEcircaordmAacutenIacute vor und bekannte dass er keine Religion auszliger dem Monotheismus habe Al-IEgravefahAacutenIacute al-AtradeAacutenIacute Bd IV S 30 121 Ebd Bd VI S 254
198
bdquoDer Tag des Juumlngsten Gerichts (yaum al-frac12isAacuteb) ist hart Es existiert kein Helfer fuumlr die Tyrannen (dieser Welt) Bereite dich vor auf das Grab und auf die groszlige Furcht auf der AEligirAacutet-Bruumlcke oh ManEgraveUacuterldquo 122
Obwohl AbUacute rsquol-thornAtAacutehiyya in seinem Leben aufgrund der Vorwuumlrfe seiner Zugehoumlrigkeit
zur zandiqa nicht entschieden verfolgt wurde verraumlt al-IEgravefahAacutenIacute jedoch dass er zumindest
unter Beobachtung stand und dafuumlr mit der bdquoSittenpolizeildquo (EgraveAacutefrac12ib az-zanAacutediqa) in
Beruumlhrung kam Eine Nachbarin von AbUacute rsquol-thornAtAacutehiyya teilte EgraveAacutefrac12ib az-zanAacutediqa mit dass
dieser mit dem Mond spricht und ihn anbetet Nach sorgfaumlltiger Beobachtung stellte er
aber fest dass diese Beschuldigung nicht auf AbUacute rsquol-thornAtAacutehiyya zutraf123 Aus der Analyse
der Biographie und Dichtung AbUacute rsquol-thornAtAacutehiyyas erkennt man dass er kaum zum
Manichaumlismus und zandiqa tendierte Vielmehr sind solche Beschuldigungen auf einige
seiner Dichtungen die nicht uneingeschraumlnkt der islamischen Orthodoxie entsprachen
sowie auf den persoumlnlichen Streit mit ManEgraveUacuter ibn thornAmmAacuter zuruumlckzufuumlhren Seine
schiitischen und EcircuthornUacutebIacutetischen Tendenzen duumlrfen als weitere Gruumlnde dafuumlr betrachtet
werden
VI1d VI1d VI1d VI1d thornAlIacute ibn althornAlIacute ibn althornAlIacute ibn althornAlIacute ibn al----frac34alIacutel aEcircfrac34alIacutel aEcircfrac34alIacutel aEcircfrac34alIacutel aEcirc----EacuteaibAacutenIacute alEacuteaibAacutenIacute alEacuteaibAacutenIacute alEacuteaibAacutenIacute al----KUacutefIacuteKUacutefIacuteKUacutefIacuteKUacutefIacute
Die Angaben in den prosopographischen Werken uumlber thornAlIacute ibn al-frac34alIacutels Lebensweg sind von
geringem Umfang thornAlIacute ibn al-frac34alIacutel124 gehoumlrte zu den Dichtern der fruumlhabbasidischen Epoche
Obwohl die Quellen uumlber sein Geburts- und Todesdatum keine praumlzise Information geben
existieren doch Begebenheiten die belegen dass er die Herrschaft der abbasidischen Kalifen
von al-ManEgraveUacuter (reg 136-158) bis ar-RaEcircIacuted (reg 170-193) erlebte125 Letzterem war thornAlIacute ibn
al-frac34alIacutel besonders verbunden und pries ihn in seinen Gedichten126 thornAlIacute ibn al-frac34alIacutel gehoumlrte
zu den Bewohnern der irakischen Stadt KUacutefa127 Er war durch Affilation ein maulAacute von Mathornan
ibn ZAacuteyumlida aEcirc-EacuteaibAacutenIacute128 Auf dem Gebiet der Poesie wurde thornAlIacute ibn al-frac34alIacutel der Lehrer des
beruumlhmten Dichters AbUacute NuwAacutes129
122 Ebd Bd VI S 253 123 Ebd Bd IV S 29 124 AbUacute rsquol-frac14asan thornAl Iacute ibn al-frac34alIacutel aEcirc-EacuteaibAacutenIacute al-KUacutefIacute 125 Nach al-sup1Aacutefrac12iatilde beispielsweise war thornAl Iacute ibn al-frac34alIacutel Mitglied einer Gruppe von Maumlnnern die sich immer wieder zum Trinken und Dichten trafen Zu dieser Gruppe gehoumlrte auch thornAbdallAacuteh ibn al-Muqaffathorn der unter der Herrschaft von al-ManEgraveUacuter dann der zandiqa beschuldigt und aufgrunddessen hingerichtet wurde Al-I EgravefahAacutenIacute al-AtradeAacutenIacute Bd XVIII S 74 Zu seinem Lebensabschnitt unter ar-RaEcircIacuted siehe Ebd Bd XIV S 112 119 Vgl Al-MarzubAacutenIacute Muthornordmam S 136 126 Dies geschah als ar-RaEcircIacuted den Dichter fragte bdquoWer bist duldquo und dieser auf satirische Weise antwortete bdquoIch bin thornAl Iacute ibn al-frac34alIacutel derjenige der zindIacuteq genannt wirdldquo Ar-RaEcircIacuted lachte daruumlber und verlieh ihm einen Preis Ebd Bd XIV S 112 127 Ebd Bd XIV S 112 Vgl Al-MarzubAacutenIacute Muthornordmam S 136 Ibn frac14aordmar LisAacuten Bd IV S 228 128 Ebd Bd XIV S 112 129 Ebd Bd XIV S 112
199
thornAlIacute ibn al-frac34alIacutels EcircuthornUacutebIacutetische Tendenzen und seine Vorliebe fuumlr das Persertum sind anhand
einer Erzaumlhlung zu belegen Die Geschichte handelte von einem zum Kreis der persischen
DahAacuteqIacuten gehoumlrenden Freund von thornAlIacute ibn al-frac34alIacutel Dieser verschwand fuumlr lange Zeit und
tauchte irgendwann wohlhabend wieder auf Er behauptete ein Araber aus dem Stamme der
BanIacute TamIacutem zu sein Als thornAlIacute ibn al-frac34alIacutel sich zu ihm begab erlaubte dieser ihm nicht
einzutreten was in Folge noch mehrmals geschah Jedes Mal ging er thornAlIacute aus dem Weg bis
der Dichter ihn schlieszliglich mit folgenden Worten schmaumlhte
bdquoSein Ursprung geht auf einen maulAacute zuruumlck er behauptet jedoch ein Araber zu sein Er ist weder dieser noch jener auch wenn er solches will Wir boten ihm einen krummen Fisch an und er sagte Aufgrund deines Geizes gibt es kein Essen durch das der Hunger ausgeloumlscht wird Erjage fuumlr deinen Bruder (d h fuumlr mich) eine Wuumlstenspringmaus und eine Eidechse Und (nun) lass mal das Spielchenlsquo Ich brachte ihm reinen Moschus und verschiedene Blumen Er hielt sich seine Nase zu stand auf und floh Um sich die arabische Abstammung zu verdienen riecht er an EcircIacutefrac12130 und qaiEgraveUacutem131 Unser Weinschenk kam zu ihm mit einem Kelch der (einen Menschen) verliebt machen kann Er zog es vor nicht einen weiteren Kelch zu verlangen und sagte Gieszlige mir Milch einlsquo Ich verbrachte mit ihm eine lange Zeit die nach Poesie und Literatur verlangte Er wurde jedoch dem trockenem und grobem Volk aumlhnlich Als das Zahnreinigungshoumllzchen132 aber erwaumlhnt wurde weinte er und zeigte seine Froumlhlichkeit und Sehnsucht (zur Familie des Propheten) Trotzdem war sein Herz nicht mit der Familie des Propheten (er war in seinem Glauben schwach) Du hast die Herkunft deines Vaters verleugnet (hellip) Ich fand dass du dich dem kisrAacute verweigert hast obwohl man sich diesem nicht verweigern kannldquo133
Die obige Dichtung hat deutlich EcircuthornUacutebIacutetische Anklaumlnge thornAlIacute ibn al-frac34alIacutel haumllt die MawAacutelIacute die
fuumlr sich eine arabische Abstammung in Anspruch nahmen fuumlr bdquoidentitaumltslosldquo Anschlieszligend
zieht er die Araber und ihre Gewohnheiten ins Laumlcherliche Er beschreibt sie als bdquogrobes
Volkldquo das im Gegensatz zu den Persern erlesene Speisen Getraumlnke und Geruumlche nicht kennt
und sich mit den niedrigsten Dingen zufrieden gibt thornAlIacute stellt auch den Glauben seines
Freundes in Frage und betrachtet ihn als bdquodoppelgesichtigldquo Abschlieszligend betont er die
Machtsphaumlre der persischen Koumlnige (kisrAacutes) In einem aumlhnlichen Gedicht wirft thornAlIacute ibn al-
frac34alIacutel seinem Freund vor dass dieser sich dem arabischen Stamm BanIacute TamIacutem zugeordnet und
seine eigentliche Herkunft verleugnet hat thornAlIacute haumllt diese Zuordnung fuumlr unnoumltig denn der
Status seines Freundes als maulAacute war keineswegs minderwertig daruumlber hinaus gehoumlrte er
sogar zu den frommen MawAacutelIacute Damit stellt thornAlIacute ibn al-frac34alIacutel wie andere Vertreter der
EacuteuthornUacutebiyya auch die Froumlmmigkeit uumlber die Genealogie Auch hier zieht er die Araber ins
Laumlcherliche und beschreibt sie als bdquoVolk ohne Geschmack und Kulturldquo
130 EacuteIacutefrac12 ist eine Pflanzenart die auf Ebenen waumlchst Sie duftet gut schmeckt aber bitter Die Pferde und das Vieh fressen sie Ibn ManatildeUacuter LisAacuten al-thornarab Bd VII S 254 131 QaiEgraveUacutem ist eine Art von wohlriechender Pflanze die in der Ebene waumlchst und vom Vieh gefressen wird Ebd Bd XI S 198 132 Als das Symbol der Gewohnheit des Propheten Mufrac12ammad seine Zaumlhne mit einem Houmllzchen zu reinigen 133 Al-I EgravefahAacutenIacute al-AtradeAacutenIacute Bd XIV S 117 f
200
bdquoOh du der sich seinem Ursprung verweigert dein Stand aufgrund deiner Abstammung war (keineswegs) haumlsslich Wann wurdest du arabisiert waumlhrend du ein Mann von den frommen MawAacutelIacute warst Wenn du behauptest ein Araber zu sein ermuntern die Araber dich dazu (hellip) Wenn du ihn (thornAlIacutes Freund) siehst wenn er sich dem Geruch wohlriechender Blumen verweigert sagst du dass er ein grober Mann aus dem arabischen Stamm der BanIacute DAacuterim sei und sich nach EcircIacutefrac12 am Ort YabrIacuten sehne Du bist ein kleiner Wurm der von einem Fels heruntergefallen ist und sich dem Wohlgeruch der Gaumlrten verweigert (hellip)ldquo134
Auch thornAlIacute ibn al-frac34alIacutel blieb als Vertreter der EacuteuthornUacutebiyya nicht von der Beschuldigung
der zandiqa verschont Ibn an-NadIacutem haumllt thornAlIacute bin al-frac34alIacutel neben weiteren Maumlnnern wie
BaEcircEcircAacuter ibn Burd al-sup1IacutehAacutenIacute und AEligAacutelifrac12 ibn thornAbd al-QuddUacutes fuumlr die bedeutendsten Personen die
sich zwar nach auszligen hin zum Islam bekannten ihren wahren Glauben an die zandiqa
(Dualismus) jedoch verbargen135 Mit AEligAacutelifrac12 ibn thornAbd al-QuddUacutes (gest 167) hatte thornAlIacute ibn al-
frac34alIacutel besonders intensiven Umgang136 Unter al-MahdIacute (reg 158-169) wurden beide aufgrund
des Verdachts der Zugehoumlrigkeit zur zandiqa festgenommen Waumlhrend AEligAacutelifrac12 auf Befehl al-
MahdIacutes in Bagdad hingerichtet wurde wurde thornAlIacute nach dem Beweis seiner Unschuld wieder
auf freien Fuszlig gesetzt137 Fuumlr thornAlIacutes Zugehoumlrigkeit zur zandiqa im Sinne des Manichaumlismus
liefern die Quellen keine plausiblen Belege Solche Anschuldigungen wurden durch seinen
intensiven Austausch mit Maumlnnern wie AEligAacutelifrac12 ibn thornAbd al-QuddUacutes BaEcircEcircAacuter ibn Burd Ibn al-
Muqaffathorn und anderen deren Religion der islamischen Orthodoxie bdquoverdaumlchtigldquo war und die
alle der zandiqa beschuldigt wurden138 houmlchstwahrscheinlich verstaumlrkt
VI1eVI1eVI1eVI1e Isfrac12Aacuteq ibn frac14assAacutenIsfrac12Aacuteq ibn frac14assAacutenIsfrac12Aacuteq ibn frac14assAacutenIsfrac12Aacuteq ibn frac14assAacuten al al al al----MurrIacuteMurrIacuteMurrIacuteMurrIacute beruumlhmt als beruumlhmt als beruumlhmt als beruumlhmt als al al al al----frac34uraimIacutefrac34uraimIacutefrac34uraimIacutefrac34uraimIacute
Isfrac12Aacuteq ibn frac14assAacuten bekannt als al-frac34uraimIacute139 (gest 214) gehoumlrte zu den Dichtern der
fruumlhabbasidischen Epoche140 Er stammte urspruumlnglich aus aEgrave-AEligutraded dem oumlstlichen Gebiet der
persischen Provinz frac34urAacutesAacuten (aEgraveluhu min frac34urAacutesAacuten min abnAacuteyuml aEgrave-AEligUacutetraded)141 Zunaumlchst begab
sich al-frac34uraimIacute aus seiner Heimat nach al-sup1azIacutera und anschlieszligend nach Syrien Er wurde
134 Ebd Bd XIV S 118 135 Ibn an-NadIacutem al-Fihrist S 401 136 Al-IEgravefahAacutenIacute al-AtradeAacutenIacute Bd XIV S 112 137 Al-frac34aOcircIacuteb al-BatradedAacutedIacute TAacuterIacuteiquest Bd IX S 303 138 Wie schon erwaumlhnt traf sich hier eine Gruppe von Personen die alle in ihrer Religion bdquoverdaumlchtigldquo waren oft zum Trinken und Dichten Zu dieser Gruppe gehoumlrten Personen wie thornAlIacute ibn al-frac34alIacutel BaEcircEcircAacuter ibn Burd Ibn al-Muqaffathorn YUacutenus ibn AbIacute Farwa und AbAacuten ibn thornAbd al-frac14amIacuted Al-IEgravefahAacutenIacute al-AtradeAacutenIacute Bd XVIII S 74 139 AbUacute YathornqUacuteb Isfrac12Aacuteq ibn frac14assAacuten ibn QUacutehIacute al-MurrIacute al-frac34uraimIacute 140 Al-frac34aOcircIacuteb al-BatradedAacutedIacute TAacuterIacuteiquest Bd VI S 326 Vgl As-SamthornAacutenIacute al-AnsAacuteb Bd V S 100 Ibn thornAsAacutekir TAacuterIacuteiquest Bd VIII S 199 141 Ibn Qutaiba aEcirc-Eacuteithornr wa rsquoEcirc-EcircuthornarAacuteyuml Bd II S 853 Vgl Al-frac34aOcircIacuteb al-BatradedAacutedIacute TAacuterIacuteiquest Bd VI S 326 As-SamthornAacutenIacute al-AnsAacuteb Bd V S 100 Ibn thornAsAacutekir TAacuterIacuteiquest Bd VIII S 199 AEgrave-AEligafadIacute al-WAacutefIacute Bd VIII S 409 Ibn al-Muthorntazz erwaumlhnt dass al-frac34uraimIacute tuumlrkischer Abstammung war Ibn al-Muthorntazz OacuteabaqAacutet S 293 Die Untersuchung von al-frac34uraimIacutes Dichtungen zeigt jedoch dass er selbst mehrfach mit Stolz auf seine Egraveutradedische Herkunft hinweist Al-frac34uraimIacute Isfrac12Aacuteq DIacutewAacuten al-frac34uraimIacute ed AOcirc-OacuteAacutehir thornA sup1 und Muthornaibid M sup1 Beirut 1971 S 60
201
letzendlich in Bagdad seszlighaft142 Uumlber das praumlzise Datum dieses Ortswechsels schweigen die
Quellen doch die Bewertung der Biographieliteratur zeigt auf dass sich al-frac34uraimIacute unter
Herrschaft der abbasidischen Kalifen ar-RaEcircIacuted und al-MayumlmUacuten in Bagdad aufhielt143 Sein
Beiname bdquoal-frac34uraimIacuteldquo ging auf die Affiliation (walAacuteyuml) an frac34uraim ibn thornAgravemir al-MurrIacute
bekannt als frac34uraim an-NAacutethornim oder an dessen Sohn thornUYacutemAacuten ibn frac34uraim zuruumlck144 Al-
frac34uraimIacute gehoumlrte laut AbUacute frac14Aacutetim as-SaordmastAacutenIacute (gest 255) zu den herausragenden Poeten unter
den muwallidIacuten145 In Verlauf seiner Karriere als Dichter pries er mehrere Persoumlnlichkeiten
unter anderem den Sekretaumlr der Barmakiden Mufrac12ammad ibn ManEgraveUacuter az-ZiyAacuted zu dem er ein
besonders enges Verhaumlltnis hatte146 ebenso Yafrac12yAacute ibn frac34Aacutelid al-BarmakIacute Somit stand al-
frac34uraimIacute im unmittelbaren Kontakt zu der beruumlhmten persischen Familie der Barmakiden147
Uumlber al-frac34uraimIacutes persische Abstammung Affiliation an die Araber und Verbindung
mit den Barmakiden hinaus sprechen ebenfalls einige in seinem Diwan erhaltenen Gedichte
dafuumlr dass er eindeutig zur EacuteuthornUacutebiyya tendierte Im folgenden Vers etwa wendet er sich von
den Arabern ab und seiner nicht-arabischen Herkunft zu Dieses Phaumlnomen war wie bereits
mehrfach dargestellt unter den Vertretern der EacuteuthornUacutebiyya weit verbreitet Auf seine
Zugehoumlrigkeit zu den Nicht-Arabern aus aEgrave-AEligutraded war al-frac34uraimIacute stolz
bdquoIch bin ein Mann aus den Haumlusern von aEgrave-AEligutraded Die thornaordmamIacutetische Rasse bekleidete mich mit einer Haut die eine gute Nachricht istldquo148
In einer aumlhnlichen Dichtung druumlckt er die Gefuumlhle fuumlr seine persischen Wurzeln und die in
frac34urAacutesAacuten gelegenen Staumldte und deren Bewohner aus In melancholisch- emotionaler Stimmung
sehnt er sich nach seinen Landsleuten die er als bdquoOnkelldquo bezeichnet
bdquoDer Ursprung (aEgravel) unserer Vaumlter ist in aEgrave-AEligutraded verankert und unser Ast (farthorn) ist in Marw aEcirc-EacuteAacutehordmAacuten149 Wie viele Onkel vaumlterlicherseits habe ich in aEgrave-AEligutraded und Onkel muumltterlicherseits in al-sup1UacutezaordmAacutenldquo150
142 Al-frac34aOcircIacuteb al-BatradedAacutedIacute TAacuterIacuteiquest Bd VI S 326 Vgl As-SamthornAacutenIacute al-AnsAacuteb Bd V S 100 Ibn thornAsAacutekir TAacuterIacuteiquest Bd VIII S 199 143 Al-frac34uraimIacutes Verbindung mit den Barmakiden und sein Todesdatum im Jahre 214 (vier Jahre vor al-MayumlmUacutens Tod) in Bagdad sprechen dafuumlr dass er sich zur Zeit der Herrschaft von ar-RaEcircIacuted und al-MayumlmUacuten dort aufhielt Ebd Bd VI S 326 Vgl As-SamthornAacutenIacute al-AnsAacuteb Bd V S 100 Ibn thornAsAacutekir TAacuterIacuteiquest Bd VIII S 199 Al-frac34uraimIacute DIacutewAacuten S 58 144 Ibn Qutaiba aEcirc-Eacuteithornr wa rsquoEcirc-EcircuthornarAacuteyuml Bd II S 853 Vgl Al-frac34aOcircIacuteb al-BatradedAacutedIacute TAacuterIacuteiquest Bd VI S 326 As-SamthornAacutenIacute al-AnsAacuteb Bd V S 100 Ibn thornAsAacutekir TAacuterIacuteiquest Bd VIII S 199 AEgrave-AEligafadIacute al-WAacutefIacute Bd VIII S 409 Al-frac34uraimIacute dichtete mehrfach zum Trauern um frac34uraim ibn thornAgravemir Al-frac34uraimIacute DIacutewAacuten S 40 ff und 54 f 145 Al-frac34aOcircIacuteb al-BatradedAacutedIacute TAacuterIacuteiquest Bd VI S 326 Vgl As-SamthornAacutenIacute al-AnsAacuteb Bd V S 100 Ibn thornAsAacutekir TAacuterIacuteiquest Bd VIII S 199 Aordf-copyahabIacute TAacuterIacuteiquest al-islAacutem Bd XV S 64 146 Ebd Bd VI S 326 Vgl As-SamthornAacutenIacute al-AnsAacuteb Bd V S 100 Al-frac34uraimIacute DIacutewAacuten S 25 38 147 Al-frac34uraimIacute DIacutewAacuten S 58 Vgl Al-frac34aOcircIacuteb al-BatradedAacutedIacute TAacuterIacuteiquest Bd VI S 326 As-SamthornAacutenIacute al-AnsAacuteb Bd V S 100 Ibn thornAsAacutekir TAacuterIacuteiquest Bd VIII S 199 148 Ebd S 38 Vgl Ibn Qutaiba aš-Eacuteithornr wa rsquoEcirc-šuthornarAacuteyuml Bd II S 853 149 Eine der beruumlhmtesten Staumldte frac34urAacutesAacutens die auch Marw al-thornuatildemAacuteyuml (die groszlige Marw) genannt wurde YAacuteqUacutet Muthornordmam al-buldAacuten Bd V S 112
202
Al-frac34uraimIacutes EcircuthornUacutebIacutetische Einstellungen lassen sich auch anhand der folgenden Dichtung
belegen in der er sich den thornAordmam zuwendet und stolz die Herkunft und Tapferkeit seines
Volkes preist Anschlieszligend weist er in melancholischer Form auf die verloren gegangene
Herrschaft der Perser uumlber weite Voumllker hin im Besonderen die Araber welche unter dieser
Herrschaft eine niedrige Position einnahmen Al-frac34uraimIacute fuumlhlt sich solidarisch mit allen
nicht-arabischen Voumllkern Waumlhrend er sich aufgrund seiner persischen Abstammung
gleichnishaft als bdquoSohn des Koumlnigs SAacutesAacutenldquo bezeichnet haumllt er frac34AacuteqAacuten den tuumlrkischen
Herrscher fuumlr seinen Vetter Al-frac34uraimIacute bedient sich in der Auseinandersetzung mit den
Arabern nicht nur seiner eigenen sondern auch weiterer nicht-arabischer Kulturen was bei
Vertretern der ŠuthornUacutebiyya durchaus gelaumlufig war Abschlieszligend differenziert er zwischen dem
Islam und dem Propheten einerseits und den Arabern andererseits Seiner Meinung nach
folgten die Perser mit Freude dem Islam und dem Propheten doch waren die arabischen
Eroberungen (in einer bildhaften Darstellung) wie ein Uumlberfall
bdquoEs haben beschlossen die Mathornad (Nordaraber) alle Jung und Alt und die Qafrac12OcircAacuten (Suumldaraber) samt und sonders dass sie meine Habe rauben aber den Raub derselben wehrt ab ein Schwert mit feiner Schneide und wohlgeglaumlttet Ich rief zur Hilfe Ritter aus Marw und Baliquest ruhmreiche unter den edlen Maumlnnern Aber ach Der Wohnsitz meines Volkes ist nicht so nah dass mir viele Helfer kommen koumlnnten Denn mein Vater ist SAacutesAacuten der Sohn des Koumlnigs Hurmuz und frac34AacuteqAacuten wenn du es wissen willst ist mein Vetter Im Heidentum haben wir die Nacken der Menschen beherrscht alles folgte uns unterwuumlrfig als wuumlrden sie mit Stricken gezogen Wir haben euch (Araber) erniedrigt und richteten uumlber euch so wie es eben unsereinem beliebte ob er nun recht oder unrecht hatte Als aber der Islam kam und sich ihm freudig die Herzen erschlossen welche durch ihn sich den Geschoumlpfen zuwenden da folgten wir dem Propheten Gottes und es wurde als ob der Himmel uumlber uns Menschen regnen wuumlrdeldquo151
Dass die arabischen Staumlmme wie Yufrac12Aacutebir sup1arm oder thornUkl nichts mit al-frac34uraimIacutes Ursprung
zu tun haben kuumlmmert ihn keineswegs Er prahlt mit seiner EgraveutradedIacuteschen Abstammung die fuumlr
ihn uumlber jedem Edelsein steht wenn ihn aufgrund seiner Herkunft auch einige Araber aus
Unwissenheit und Niedrigkeit schmaumlhen Anschlieszligend stuumltzt sich al-frac34uraimIacute auf die
islamische Lehre der Gleichachtung und laumlsst eine Vorrangstellung ausschlieszliglich durch
Froumlmmigkeit und Wissen gelten Dies ist ein Beispiel dafuumlr dass die Lehre von der
Gleichstellung aller Glaumlubigen den Vertretern der EacuteuthornUacutebiyya auch zu deren Bluumltezeit als
Argumentationsgrundlage diente
bdquoBedeutet es etwa einen Mangel fuumlr aEgrave-AEligutraded dass die Araber (sup1uml) mich (als einen Bewohner dieser Stadt) aufgrund ihrer eigenen Niedrigkeit und Unwissenheit tadeln Wisst dass mein Ursprung (aEgravel) steht uumlber jeden Ast (farthorn) der uumlber einen Ursprung auf der Erde verfuumlgt Wenn du oh sup1uml (Araber) vor mir prahlst und dich schoumln zeigst gibt es keinen Stolz auszliger aufgrund der Religion und des Verstandes Ich sehe die Menschen gleichberechtigt im Leben und (nach dem Tod) gibt es keinen Vorzug fuumlr ein Grab auf
150 Al-frac34uraimIacute DIacutewAacuten S 60 Al-sup1UacutezaordmAacuten ist eines der ausgedehnten Gebiete von Baliquest in frac34urAacutesAacuten das zwischen Baliquest und MarwrUacuted liegt YAacuteqUacutet Muthornordmam al-buldAacuten Bd V S 182 151 Ebd S 15 Die Uumlbersetzung nach Goldziher Muhammedanische Studien Bd I S 163 f
203
ein weiteres Grab Was kuumlmmert mich dass Yufrac12Aacutebir sup1arm oder thornUkl nicht zu meinem Ursprung zaumlhlen (hellip)ldquo152
VI1f VI1f VI1f VI1f thornAbd asthornAbd asthornAbd asthornAbd as----SalAacutem ibn RatradebAacutenSalAacutem ibn RatradebAacutenSalAacutem ibn RatradebAacutenSalAacutem ibn RatradebAacuten beruumlhmt als DIacutek al beruumlhmt als DIacutek al beruumlhmt als DIacutek al beruumlhmt als DIacutek al----sup1in alsup1in alsup1in alsup1in al----KalbIacute alKalbIacute alKalbIacute alKalbIacute al----frac14imEgraveIacutefrac14imEgraveIacutefrac14imEgraveIacutefrac14imEgraveIacute
thornAbd as-SalAacutem ibn RatradebAacuten beruumlhmt als DIacutek al-sup1in al-frac14imEgraveIacute153 (gest 235) gehoumlrte zu den
Dichtern der fruumlhabbasidischen Epoche154 In seiner Karriere als Dichter eiferte DIacutek al-sup1in
dem namhaften Dichter AbUacute TammAacutem (gest 231) und weiteren Dichtern in Syrien nach155
Urspruumlnglich stammte seine Familie aus der syrischen Stadt Salamiyya156 geboren wurde er
jedoch in frac14imEgrave im Jahre 161 wo er 235 unter der Herrschaft des abbasidischen Kalifen al-
Mutawakkil (reg 232-247) auch starb157 Mit DIacutek al-sup1in erweiterte sich die EacuteuthornUacutebiyya in
ethnischer Hinsicht Nicht nur Perser sondern auch Angehoumlrige anderer Ethnien vertraten
jetzt antiarabische Ansichten Den prosopographischen Werken zufolge verlieszlig DIacutek al-sup1in
seine Heimat in seinem uumlber siebzig Jahre waumlhrenden Leben nie Vor allem aber begab er sich
nicht wie viele andere Dichter und Persoumlnlichkeiten seiner Zeit mit der Absicht in den Irak
Wohlstand zu erlangen oder ein Amt zu bekleiden158 Doch sprechen einige Zeichen dafuumlr
dass der syrische Dichter seine Heimat ein einziges Mal verlieszlig159 frac14amza al-IEgravefahAacutenIacute
berichtet von DIacutek al-sup1ins Reise nach Aumlgypten wo er auf einige Dichtungen des AbUacute NuwAacutes
stieszlig die den Bewohnern Iraks unbekannt waren160 Auch eine von DIacutek al-sup1in erhaltene
Dichtung in der er die Sehnsucht nach seiner Heimat aEcirc-EacuteAacutem zum Ausdruck bringt
untermauert die Vermutung dass er diese wohl doch verlassen hat161 Was AbUacute NuwAacutes
angeht begegnete er DIacutek al-sup1in auf seiner Reise nach Aumlgypten in frac14imEgrave und sagte ihm dass
dessen Gedichte im Irak weit verbreitet und beliebt seien162 DIacutek al-sup1ins Urgroszligvater TamIacutem
gehoumlrt zu den Bewohnern von Muyumlta Er war der erste in der Familie der zum Islam uumlbertrat
und zwar durch frac14abIacuteb ibn Muslama al-FahrIacute mit dem er eine Affiliationsverbindung
einging163 In den arabischen Quellen wird ebenfalls von DIacutek al-sup1ins Affiliation an den
152 Ebd S 49 f Vgl Ibn Qutaiba aš-Eacuteithornr wa rsquoEcirc-šuthornarAacuteyuml Bd II S 857 153 AbUacute Mufrac12ammad thornAbd as-SalAacutem ibn RatradebAacuten ibn thornAbd as-SalAacutem ibn frac14abIacuteb ibn thornAbdallAacuteh ibn RatradebAacuten ibn YazIacuted ibn TamIacutem al-KalbIacute al-frac14imEgraveIacute 154 Al-IEgravefahAacutenIacute al-AtradeAacutenIacute Bd XIV S 33 Vgl Ibn frac34allikAacuten WafayAacutet Bd III S 184 Aordf-copyahabIacute TAacuterIacuteiquest al-islAacutem Bd XVII S 244 155 Ebd Bd XIV S 33 156 Ibn frac34allikAacuten WafayAacutet Bd III S 184 Vgl Aordf-copyahabIacute TAacuterIacuteiquest al-islAacutem Bd XVII S 244 157 Al-IEgravefahAacutenIacute al-AtradeAacutenIacute Bd XIV S 33 Vgl Ibn frac34allikAacuten WafayAacutet Bd III S 184 f Aordf-copyahabIacute TAacuterIacuteiquest al-islAacutem Bd XVII S 245 158 Ebd Bd XIV S 33 Vgl Ibn frac34allikAacuten WafayAacutet Bd III S 184 Aordf-copyahabIacute TAacuterIacuteiquest al-islAacutem Bd XVII S 245 159 Al-frac14alabUacutenIacute frac34 DIacutek al-sup1in Damaskus 2001 S 24 f 160 Ebd S 108 ff 161 DIacutek al-sup1in thornAbd as-SalAacutem DIacutewAacuten DIacutek al-sup1in ed MaOcirclUacuteb A Beirut 1964 S 192 Vgl Ibn thornAsAacutekir TAacuterIacuteiquest Bd XXXVI S 209 162 Ibn frac34allikAacuten WafayAacutet Bd III S 185 Vgl Aordf-copyahabIacute TAacuterIacuteiquest al-islAacutem Bd XVII S 245 163 Al-IEgravefahAacutenIacute al-AtradeAacutenIacute Bd XIV S 33 Vgl Ibn thornAsAacutekir TAacuterIacuteiquest Bd XXXVI S 201 f
204
arabischen Oacuteai berichtet164 DIacutek al-sup1ins Urgroszligvater frac14abIacuteb ibn thornAbdallAacuteh ibn RatradebAacuten
betaumltigte sich laut al-sup1ahEcircayAacuterIacute unter der Herrschaft des abbasidischen Kalifen al-ManEgraveUacuter als
Sekretaumlr der das Amt der thornaOcircAacuteyuml (Kriegsbeute) verwaltete Al-sup1ahEcircayAacuterIacute berichtet weiterhin
dass es in Bagdad eine Moschee namens bdquoIbn RatradebAacutenldquo gab die nach diesem frac14abIacuteb benannt
wurde165
Fuumlr die EcircuthornUacutebIacutetischen Tendenzen DIacutek al-sup1ins liefern die prosopographischen Werke
unmittelbare Belege Ihm wird Fanatismus gegen die Araber und Prahlerei vor ihnen
zugeschrieben Dies zeigt sich in Aumluszligerungen wie bdquoEr (DIacutek al-sup1in) war sehr fanatisch gegen
die Araberldquo (kAacutena EcircadIacuted at-taEcircathornthornub wa rsquol-thornaEgraveabiyya thornalAacute rsquol-thornarab)166 oder bdquoEr prahlte vor
Arabernldquo (kAacutena yafiquestar thornalAacute rsquol-thornarab)167 Daruumlber hinaus sind EcircuthornUacutebIacutetische Zuumlge auch in DIacutek
al-sup1ins Diwan deutlich sichtbar In folgendem Gedicht etwa erklaumlrt sich DIacutek al-sup1in stolz zu
einem Nicht-Araber dessen Ursprung auf kisrAacute und qaiEgravear zuruumlckgeht Diese beide Figuren
galten in den EcircuthornUacutebIacutetischen Gedichten immer wieder als Symbol der Herrschaft und
bdquoUumlberlegenheitldquo der Nicht-Araber und als Fundament ihres Stolzes den Arabern gegenuumlber
wobei solche Zuschreibungen lediglich sinnbildlich zu verstehen sind Sie sollen Solidaritaumlt
mit der bdquoGroszligfamilie der thornAordmamldquo aufzeigen
bdquoWenn es eines Tages um die Herkunft geht sei dir daruumlber im Klaren dass ich kein Araber bin Ich bin ein Mann der zu dir gekommen ist und von zwei Seiten uumlber die houmlchste Stufe der Ehre verfuumlgt Mein Ursprung und der meines Vaters gehen auf qaiEgravear und kisrAacute zuruumlckldquo168
In derselben Dichtung spuumlrt man deutlich wie DIacutek al-sup1in seinen Wert als Mensch durch
Wissen und Weisheit und keineswegs durch das bdquoreine Blutldquo definiert wie es bei den Arabern
weithin verbreitet war Nach dieser Definition erklaumlrt er sich wie bei den Vertretern der
EacuteuthornUacutebiyya uumlblich fuumlr bdquoedler als Goldldquo und die Araber fuumlr bdquounwissendldquo
bdquoNiemand kann meinen Wert und den Wert meines Wissens kennen auszliger jemand der uumlber einen Wert und Wissen verfuumlgt (hellip) Wisse dass du (Araber) nicht gut in meinen Augen bist ich bin aber gut und edler als Goldldquo169
Aumlhnlich verbindet DIacutek al-sup1in in einer weiteren Dichtung den Wert eines Menschen mit dem
ihm zur Verfuumlgung stehenden bdquoVermoumlgenldquo wobei er auf das Wissen anspielt Auf dieser
Grundlage sei er (DIacutek al-sup1in) ein bdquowertvoller und edler Mannldquo denn er gebe das von seinen
weisen Vorfahren ererbte Wissen weiter Mit dieser Definition nimmt fuumlr DIacutek al-sup1in die
164 Ibn frac34allikAacuten WafayAacutet Bd III S 184 Vgl Ibn thornAsAacutekir TAacuterIacuteiquest Bd XXXVI S 202 165 Al-sup1ahEcircayAacuterIacute al-WuzarAacuteyuml S 102 Vgl Ibn frac34allikAacuten WafayAacutet Bd III S 186 166 Al-IEgravefahAacutenIacute al-AtradeAacutenIacute Bd XIV S 33 Vgl Ibn frac34allikAacuten WafayAacutet Bd III S 184 167 Ibn frac34allikAacuten WafayAacutet Bd III S 184 168 Ibn thornAsAacutekir TAacuterIacuteiquest Bd XXXVI S 203 169 DIacutek al-sup1in DIacutewAacuten S 158
205
Genealogie im Zusammenhang mit der Frage der Vorangstellung keine zentrale Rolle mehr
ein
bdquoDie Suumlnde geht auf meinen Groszligvater zuruumlck als er mir dieses Wissen vererbt hat Ich habe es auch von meinem Vater geerbt Gott sei gelobt dessen Preis keine Grenze kennt Ein Mann ist nichts auszliger dem Hab und Gut (hier Wissen) uumlber das er verfuumlgtldquo170
In seiner Argumentation gegenuumlber den Arabern stuumltzt sich DIacutek al-sup1in ebenfalls auf die
islamischen Lehren der Gleichachtung welche Arabern und Nicht-Arabern den selben Rang
verleihen und die Grundlage EcircuthornUacutebIacutetischer Einstellungen waren nachweislich auch in der
Bluumltezeit der EacuteuthornUacutebiyya Nach DIacutek al-sup1in bestehen mehrere Gruumlnde fuumlr eine Gleichstellung
von Arabern und Nicht-Arabern Das Bekenntnis zur Religion Islam das islamische Gesetz
vor dem alle Glaumlubigen im selben Rang stehen und die Abstammung von Abraham
bdquoDie Araber haben gar keinen Vorrang vor uns denn uns alle vereinigt die Abstammung von Abraham wir sind ebenso Muslime geworden wie sie selbst toumltet einer von ihnen jemanden von uns so wird er mit dem Tode bestraft nirgends hat Gott verkuumlndet dass sie einen Vorzug vor uns habenldquo171
Trotz aller Anzeichen die dafuumlr sprechen dass DIacutek al-sup1in zur EacuteuthornUacutebiyya tendierte findet sich
in seinem Diwan eine qaEgraveIacuteda in der er den arabischen Stamm Kalb in den houmlchsten Toumlnen
preist und sich selbst als dessen Angehoumlriger beschreibt
bdquoKalb ist mein Stamm und Kalb ist das Beste was Eva unter den Arabern und Nicht-Arabern geboren hat (hellip)ldquo172
Al-frac14alabUacutenIacute der eine Monographie uumlber die Person DIacutek al-sup1ins und dessen Dichtung
herausgegeben hat erklaumlrt dies in seiner Analyse damit dass DIacutek al-sup1in uumlber eine arabische
Abstammung verfuumlgte und keineswegs EcircuthornUacutebIacutetische Ansichten vertrat173 Eine tatsaumlchliche
arabische Abstammung DIacutek al-sup1ins wuumlrde aber im Widerspruch stehen zu seinem Status als
maulAacute Unter Annahme einer Affiliation (walAacuteyuml) ist dieses Gedicht so zu erklaumlren dass DIacutek al-
sup1in durch eine walAacuteyuml mit dem Stamm Kalb verbunden war (sein Beiname al-KalbIacute weist darauf
hin) und ihn daher hervorhob Es ist ebenso moumlglich dass DIacutek al-sup1in aus welchem Grund
auch immer trotz seiner allgemein antiarabischen Ansichten einen bestimmten arabischen
Stamm pries Dies taten auch andere Vertreter der EacuteuthornUacutebiyya beispielsweise BaEcircEcircAacuter ibn Burd
AbUacute NuwAacutes thornAllAacuten aEcirc-EacuteuthornUacutebIacute und AbUacute thornUbaida174
170 Ebd S 159 171 Al-IEgravefahAacutenIacute al-AtradeAacutenIacute Bd XIV S 33 Uumlbersetzung nach Goldziher Muhammedanische Studien Bd I S 156 172 DIacutek al-sup1in DIacutewAacuten S 129 ff 173 Al-frac14alabUacutenIacute DIacutek al-sup1in S 261 174 Siehe unter ihren Biographien oben
206
Hinsichtlich der Religion belegen die Quellen DIacutek al-sup1ins Bekenntnis zum Schiismus wobei
uumlber den genauen Zweig nichts zu erfahren ist175 Er widmete viele seiner Dichtungen dem
Lobpreis der Familien des Propheten176 besonders beruumlhmt sind seine Trau-Dichtungen um
al-frac14usain ibn thornAlIacute177
VI1gVI1gVI1gVI1g Yafrac12yAacute ibn thornAlIacuteYafrac12yAacute ibn thornAlIacuteYafrac12yAacute ibn thornAlIacuteYafrac12yAacute ibn thornAlIacute beruumlhmt als (Ibn) alberuumlhmt als (Ibn) alberuumlhmt als (Ibn) alberuumlhmt als (Ibn) al----Munaordmordmim anMunaordmordmim anMunaordmordmim anMunaordmordmim an----NadIacutemNadIacutemNadIacutemNadIacutem
Yafrac12yAacute ibn thornAlIacute 178 beruumlhmt als Ibn al-Munaordmordmim (gest 300) stammte urspruumlnglich aus dem
Gebiet FAacuters im suumldlichen Gebiet Persiens179 Sein Name ist mit mehreren Fachgebieten wie
Dichtung Literatur Astronomie und Musik verknuumlpft180 Den Beinamen bdquoan-NadIacutemldquo erwarb
Ibn al-Munaordmordmim aufgrund seiner besonders engen Kameradschaft und Tischgenossenschaft
mit den Abbasiden Zuerst diente er dem abbasidischen Prinzen al-Muwaffaq (gest 278)
daraufhin war er Tischgenosse von al-Muthorntamid (reg 256-279) al-MuktafIacute (reg 289-295)
und weiteren abbasidischen Kalifen in Bagdad181 Ibn al-Munaordmordmim war ein kalAacutem-Gelehrter
mit muthorntazilIacutetischen Ansichten und verfasste zahlreiche Werke auf diesem Gebiet182 Er
gehoumlrte zur beruumlhmten Familie BanUacute rsquol-Munaordmordmim (Familie des Astronomen) deren
Angehoumlrige am abbasidischen Hofe uumlber sechs bis sieben Generationen (ab Mitte des zweiten
bis zur zweiten Haumllfte des vierten Jahrhunderts) als Astronomen Wissenschaftler Literaten
und Tischgenossen taumltig waren Sie galt im Irak als bedeutende intellektuelle Familie183 An
dieser Stelle wird zusammenfassend nur auf die beruumlhmtesten ihrer Mitglieder sowie deren
Aktivitaumlten eingegangen Sein Urgroszligvater AbUacute ManEgraveUacuter AgravebAacuten184 fuumlhrte seine Abstammung
auf den Wesir des sassanidischen Koumlnigs ArdaEcircIacuter I (reg 224-240 n Chr) namens AbarsAacutem
Bazraordm FarmaordfAacuter zuruumlck185 AbUacute ManEgraveUacuter war insbesondere ein Fachmann auf dem Gebiet der
Astronomie weswegen ihn der abbasidische Kalif al-ManEgraveUacuter (reg 136-158) an den Hof berief
175 Al-IEgravefahAacutenIacute al-AtradeAacutenIacute Bd XIV S 33 Vgl Ibn frac34allikAacuten WafayAacutet Bd III S 184 Aordf-copyahabIacute TAacuterIacuteiquest al-islAacutem Bd XVII S 245 176 DIacutek al-sup1in DIacutewAacuten S 31 ff 41 ff 60 f 47 ff 55 ff 57 ff 177 Al-IEgravefahAacutenIacute al-AtradeAacutenIacute Bd XIV S 49 Vgl Ibn frac34allikAacuten WafayAacutet Bd III S 184 Aordf-copyahabIacute TAacuterIacuteiquest al-islAacutem Bd XVII S 245 178 AbUacute Afrac12mad Yafrac12yAacute ibn thornAlIacute ibn Yafrac12yAacute ibn AbIacute ManEgraveUacuter beruumlhmt als Ibn al-Munaordmordmim an-NadIacutem 179 Ibn an-NadIacutem al-Fihrist S 161 Vgl Ibn frac34allikAacuten WafayAacutet Bd VI S 199 180 Al-MarzubAacutenIacute Muthornordmam S 493 f Vgl Al-frac34aOcircIacuteb al-BatradedAacutedIacute TAacuterIacuteiquest Bd XIV S 230 Ibn frac34allikAacuten WafayAacutet Bd VI S 198 Aordf-copyahabIacute TAacuterIacuteiquest al-islAacutem Bd XVII S 323 181 Ibn an-NadIacutem al-Fihrist S 160 Vgl Al-frac34aOcircIacuteb al-BatradedAacutedIacute TAacuterIacuteiquest Bd XIV S 230 Ibn frac34allikAacuten WafayAacutet Bd VI S 198 182 Ebd S 160 Vgl Ibn frac34allikAacuten WafayAacutet Bd VI S 198 183 Fleischhammer M bdquoMunadjdjimldquo in EI2 Bd VII S 558 184 Ibn an-NadIacutem zufolge lautete AbIacute ManEgraveUacuters voller Name AgravebAacuten frac14asIacutes ibn WarIacuted ibn KAacuted ibn MahbandAacuted frac14asIacutes ibn FarrUacuteiquestdAacuted ibn IEcirctAacuteordf ibn MihrordmaEcircnaEcirc ibn Yazdordmird Ibn an-NadIacutem al-Fihrist S 160 Vgl Ibn frac34allikAacuten WafayAacutet Bd VI S 198 185 Al-MarzubAacutenIacute Muthornordmam S 141
207
und als seinen persoumlnlichen Astrologen anstellte Auf religioumlser Ebene blieb AbUacute ManEgraveUacuter
seinem zoroastrischen Glauben treu186
Der Name und die Beruumlhmtheit der Familie BanUacute rsquol-Munaordmordmim gehen auf den Namen und das
Engagement von AbIacute ManEgraveUacuters Sohn AbUacute thornAlIacute Yafrac12yAacute zuruumlck der weitreichende Kenntnisse
auf dem Gebiet der Sternkunde hatte187 Yafrac12yAacute verbuumlndete sich zunaumlchst mit al-MayumlmUacutens
bekanntem persischstaumlmmigem Wesir al-Faplusmnl ibn Sahl und arbeitete bei ihm als dessen
Astrologe188 Nach dem Tode al-Faplusmnls im Jahre 202 naumlherte er sich al-MayumlmUacuten (reg 198-218)
an durch den er sich schlieszliglich zum Islam bekannte und ein maulAacute von ihm wurde189
Aufgrund von Yafrac12yAacutes ausgezeichnetem Ruf auf astrologischem und astronomischem Gebiet
verlieh al-MayumlmUacuten ihm eine leitende Position und lieszlig ihn gemeinsam mit anderen
Astronomen zur Beobachtung der Sterne und Verbesserung der astronomischen Instrumente
im Jahre 215 bis 217 zwei Observatorien errichten Diese astronomischen Zentren wurden auf
aEcirc-EacuteamAacutesiyya in Bagdad und auf sup1abal QAacutesiyUacuten in der Naumlhe von Damaskus gebaut Das
Projekt wurde aufgrund von al-MayumlmUacutens Tod im Jahre 218 beendet190 Yafrac12yAacute ibn AbIacute ManEgraveUacuter
war zudem in der beruumlhmten von al-MayumlmUacuten eingerichteten Bibliothek bdquoBait al-frac12ikmaldquo taumltig
wo er die Soumlhne von MUacutesAacute ibn EacuteAacutekir ndash Mufrac12ammad Afrac12mad und al-frac14asan ndash nach dem Tod
ihres Vaters erzog191 Es ist anzunehmen dass er im bdquoBait al-frac12ikmaldquo mit Sahl ibn HAacuterUacuten dem
beruumlhmten Vertreter der EacuteuthornUacutebiyya und weiteren Personen mit EcircuthornUacutebIacutetischen Ansichten in
Kontakt kam Yafrac12yAacute verstarb im Jahre 230 auf einer Reise nach OacutearOcircUacutes in Aleppo192
Yafrac12yAacutes Sohn AbUacute rsquol-frac14asan thornAlIacute diente den abbasidischen Kalifen al-Mutawakkil (reg 232-
247) bis al-Muthorntamid (reg 256-279) als houmlfischer Tischgenosse193 Nach dem Tod von
Mufrac12ammad ibn Isfrac12Aacuteq al-MuEgravethornabIacute dem thornAlIacute ibn Yafrac12yAacute aumluszligerst verbunden war194 stellte der
abbasidische Wesir al-Fatfrac12 ibn al-frac34AacuteqAacuten (gest 247) thornAlIacute dem Kalifen al-Mutawakkil vor thornAlIacute
gewann schnell dessen Vertrauen und wurde einer seiner engsten Tischgenossen195 thornAlIacute ibn
Yafrac12yAacute war eine Persoumlnlichkeit von hoher Bildung und mannigfaltigen Interessen Er war
186 Fleischhammer bdquoMunadjdjimldquo in EI2 Bd VII S 558 187 Ebd Bd VII S 558 188 Ibn an-NadIacutem al-Fihrist S 160 189 Ebd S 160 Vgl Al-MarzubAacutenIacute Muthornordmam S 141 190 Ibn al-QifOcircIacute TAacuterIacuteiquest al-frac12ukamAacuteyuml S 357 191 MUacutesAacute ibn EacuteAacutekirs Soumlhne Mufrac12ammad Afrac12mad und al-frac14asan wurden nach ihrer Erziehung durch Yafrac12yAacute zu beruumlhmten Wissenschaftlern auf den Gebieten Astronomie und Mathematik Als Foumlrderer der griechischen Wissenschaft unterstuumltzten sie die Uumlbersetzung griechischer Schriften ins Arabische finanziell Ebd S 441 Vgl Ibn an-NadIacutem al-Fihrist S 304 Ibn AbIacute UEgraveaibithorna thornUyUacuten Bd I S 187 192 Ibn an-NadIacutem al-Fihrist S 160 193 Al-MarzubAacutenIacute Muthornordmam S 141 Vgl Al-frac34aOcircIacuteb al-BatradedAacutedIacute TAacuterIacuteiquest Bd XII S 122 194 Ibn an-NadIacutem al-Fihrist S 160 Auch thornAl Iacutes Vater Yafrac12yAacute ibn AbIacute ManEgraveUacuter stand in intensivem Kontakt mit Mufrac12ammads Vater Isfrac12Aacuteq ibn IbrAacutehIacutem al-MuEgravethornabIacute Beide betaumltigten sich in der beruumlhmten Bibliothek bdquoBait al-frac12ikmaldquo Ibn al-QifOcircIacute TAacuterIacuteiquest al-frac12ukamAacuteyuml S 441 195 YAacuteqUacutet Muthornordmam al-udabAacuteyuml Bd IV S 377
208
Dichter Literat Uumlberlieferer Astronom und Musikwissenschaftler in einer Person196 Auf
sein Engagement ist die Einrichtung einer groszligen Bibliothek namens bdquofrac34izAacutenat al-frac12ikmaldquo im
Gebiet Karkar in der Naumlhe Bagdads fuumlr al-Fatfrac12 ibn frac34AacuteqAacuten zuruumlckzufuumlhren197 Diese
Bibliothek wurde houmlchstwahrscheinlich nach dem Muster der beruumlhmten Bibliothek bdquoBait al-
frac12ikmaldquo gegruumlndet und von zahlreichen Interessierten von nah und fern besucht die dort ihr
Wissen auf diversen Gebieten vertiefen wollten198 Hier soll auch AbUacute MathornEcircar al-Munaordmordmim
al-BaliquestIacute (gest 272) sein astronomisches Wissen erweitert haben199 thornAlIacute starb unter der
Herrschaft von al-Muthorntamid im Jahre 275200
Zuruumlck zur Person des Yafrac12yAacute ibn thornAlIacute al-Munaordmordmim als Vertreter der EcircuthornUacutebIacutetischen
Ansichten Fuumlr seine Zugehoumlrigkeit zur EacuteuthornUacutebiyya sprechen mehrere Gruumlnde wie seine
persische Abstammung uumlber die sein Sohn Afrac12mad extra ein Werk vefasste201 eine hohe
Qualifikation sowie die Verbindung seiner Familie zu der Sahlsfamilie Ein weiteres und
wesentliches Argument dafuumlr ist Ibn al-Munaordmordmims Einstellung zur Frage der
bdquoVorrangstellungldquo der thornAordmam gegenuumlber den Arabern At-TannUacuteiquestIacute (gest 384) berichtet
daruumlber dass sich Ibn al-Munaordmordmim uumlber die Frage eines bdquoVorrangesldquo der Araber oder Nicht-
Araber sowie der thornAlIacuteden (OacuteAacutelibiyIacuten)202 mit dem abbasidischen Prinzen thornAbdallAacuteh ibn al-
Muthorntazz (reg 296-296) auseinandersetzte Dieser Konflikt wurde auf literarischer Ebene
ausgetragen und spitzte sich derart zu dass Ibn al-Munaordmordmim den Prinzen offensichtlich zu
schmaumlhen begann In diversen Dichtungen ergriff Ibn al-Munaordmordmam fuumlr die Perser Partei und
bevorzugte die thornAlIacuteden den Abbasiden gegenuumlber203 Als thornAbdallAacuteh ibn al-Muthorntazz im Jahre
296 in einem Putschversuch gegen den abbasidischen Kalifen al-Muqtadir-billAacuteh (reg 295-
320) die Armee aber fuumlr kurze Zeit unter seine Kontrolle brachte204 begluumlckwuumlnschte Ibn al-
Munaordmordmim ihn zum Kalifat thornAbdallAacuteh beschimpfte ihn jedoch und sprach ihn direkt auf seine
Prahlerei mit der persischen Herkunft an
bdquoGott moumlge dich nicht gruumlszligen Oh Hund Schmaumlhst du nicht unseren Herrn Mufrac12ammad und bist stolz auf deine persische Herkunft seiner Familie gegenuumlber Bei Gott ich werde dein Fleisch zu Vogelfutter machenldquo205
196 Al-MarzubAacutenIacute Muthornordmam S 141 f Vgl YAacuteqUacutet Muthornordmam al-udabAacuteyuml Bd IV S 364 Ibn al-QifOcircIacute TAacuterIacuteiquest al-frac12ukamAacuteyuml S 117 197 Ibn an-NadIacutem al-Fihrist S 160 Vgl YAacuteqUacutet Muthornordmam al-udabAacuteyuml Bd IV S 364 198 Ebd S 160 Vgl YAacuteqUacutet Muthornordmam al-udabAacuteyuml Bd IV S 371 199 YAacuteqUacutet Muthornordmam al-udabAacuteyuml Bd IV S 371 200 Ibn an-NadIacutem al-Fihrist S 160 Vgl Al-MarzubAacutenIacute Muthornordmam S 142 201 Der Titel des Werkes lautete bdquoDas Buch der Nachrichten von seiner Familie und deren Abstammung von den Persernldquo (KitAacuteb aiquestbAacuter ahluhu wa nasabuhum fIacute rsquol-furs) Ebd S 161 202 Benannt nach OacuteAacutelib ibn thornAbd al-MuOcircallib dem Vater des vierten rechtgeleiteten Kalifen thornAlIacute 203 At-TannUacuteiquestIacute al-Mufrac12assan KitAacuteb al-faraordm bathornd aEcirc-Ecirciddat Bd IV ed AEcirc-EacuteAacutelordmIacute thornA Beirut 1978 S 110 204 Lewin B bdquoIbn al-Muthorntazzldquo in EI2 Bd III S 892 205 At-TannUacuteiquestIacute al-Faraordm Bd IV S 110 f
209
Anschlieszligend zog thornAbdallAacuteh die Zuneigung Ibn al-Munaordmordmims zu den thornAlIacuteden ins
Laumlcherliche und stellte ihn als einen bdquoFremdenldquo dar der sich in die familiaumlren
Angelegenheiten der Abbasiden und thornAlIacuteden einmischt
bdquoDie Hunde (Ibn al-Munaordmordmim und seine Familie) fraszligen bei uns und wurden beruumlhmt aufgrund ihrer Dienststellung bei uns Sie waren uns gegenuumlber aber undankbar Sie leugneten unsere Wohltaumltigkeit und schmaumlhten unseren Propheten Als sie unter unsere Kontrolle kamen verleugneten sie aber dies alles Sie lobten unsere Familie (thornAlIacuteden) damit diese uns besiegen sollten Allerdings erkannte dieser Unglaumlubige und Unwissende (Ibn al-Munaordmordmim) nicht dass wir und unsere Vettern seitens Agravel AbIacute OacuteAacutelib wenn wir uns auch uumlber verschiedene Themen streiten uns doch einig daruumlber sind dass jemand der unseren Herrn Mufrac12ammad schmaumlht unglaumlubig ist und derjenige der ihm gegenuumlber stolz ist unmoralisch ist (hellip)ldquo206
Yafrac12yAacutes Parteiname fuumlr die thornAlIacuteden in der oben genannten Erzaumlhlung weist darauf hin dass er
zum Schiismus tendierte
VI1h VI1h VI1h VI1h Mufrac12ammad ibn Mufrac12ammad ibnMufrac12ammad ibn Mufrac12ammad ibnMufrac12ammad ibn Mufrac12ammad ibnMufrac12ammad ibn Mufrac12ammad ibn al al al al----frac14asanfrac14asanfrac14asanfrac14asan beruumlhmt als AbUacute SathornIacuted ar beruumlhmt als AbUacute SathornIacuted ar beruumlhmt als AbUacute SathornIacuted ar beruumlhmt als AbUacute SathornIacuted ar----RustamIacuteRustamIacuteRustamIacuteRustamIacute
Die meisten Angaben uumlber die Person von Mufrac12ammad ibn Mufrac12ammad beruumlhmt als AbUacute
SathornIacuted ar-RustamIacute207 beschraumlnken sich auf wenige Seiten aus dem Werk bdquoYatIacutemat ad-dahrldquo
von aYacute-OtildeathornAacutelibIacute (gest 429) der ein Zeitgenosse von AbUacute SathornIacuted war208 Dazu kommen einige
verstreute Uumlberlieferungen in einzelnen prosopographischen Werken AbUacute SathornIacuted ar-RustamIacute
stammte aus der Stadt IEgravefahAacuten des vierten Jahrhunderts209 Vaumlterlicherseits gehoumlrte er zur
persischen Familie Agravel Rustam210 muumltterlicherseits zum arabischen Stamm Agravel sup1unaid211
Seine persische Abstammung betonte AbUacute SathornIacuted voller Stolz was als Merkmal seiner
EcircuthornUacutebIacutetischen Ansichten betrachtet werden darf
bdquoWenn ihr mich jemandem zuschreiben wollt Ich bin aus der Familie Rustam aber mein Gedicht ist uumlber Luyumlai ibn sup3Aacutelibldquo212
Aufgrund seiner feinsinnigen Dichtung begleitete AbUacute SathornIacuted ar-RustamIacute in seiner Jugend den
beruumlhmten buyidischen Wesir aEgrave-AEligAacutefrac12ib ibn thornAbbAacuted (gest 385)213 AbUacute SathornIacuted galt als
Lieblingsdichter des aEgrave-AEligAacutefrac12ib letzterer war ein groszliger Foumlrderer der arabischen Kultur Er hielt
AbUacute SathornIacuted fuumlr eine der poetischsten Persoumlnlichkeiten seiner Zeit214 und bevorzugte ihn vor
vielen seiner zeitgenoumlssischen Dichter und Tischgenossen215 Obwohl aEgrave-AEligAacutefrac12ib von
206 Ebd Bd IV S 111 207 AbUacute SathornIacuted Mufrac12ammad ibn Mufrac12ammad ibn al-frac14asan ibn thornAlIacute ibn Rustam ar-RustamIacute al-IEgravefahAacutenIacute 208 AYacute-OtildeathornAacutelibIacute YatIacutema Bd III S 129 ff 209 Ebd Bd III S 129 210 As-SamthornAacutenIacute al-AnsAacuteb Bd VI S 115 211 AYacute-OtildeathornAacutelibIacute YatIacutema Bd III S 356 f Vgl BahmanyAacuter AEligAacutefrac12ib S 104 212 Ebd Bd III S 356 Vgl As-SamthornAacutenIacute al-AnsAacuteb Bd VI S 115 213 Ibn frac34allikAacuten WafayAacutet Bd II S 228 Vgl YAacuteqUacutet Muthornordmam al-udabAacuteyuml Bd II S 699 706 214 AYacute-OtildeathornAacutelibIacute YatIacutema Bd III S 356 215 Ebd Bd III S 356 Vgl YAacuteqUacutet Muthornordmam al-udabAacuteyuml Bd II S 699
210
zahlreichen Dichtern in 100000 Versen gepriesen wurde freute er sich besonders uumlber eine
qaEgraveIacuteda von AbUacute SathornIacuted ar-RustamIacute
bdquoIch wurde gepriesen Gott weiszlig es mit hunderttausend qaEgraveAacuteyumlid in Arabisch und Persisch Ich verleihe mein Hab und Gut Literaten Besuchern und qaEgraveIacuteda-Dichtern Ich freute mich (aber) uumlber kein Gedicht mehr (als uumlber AbUacute SathornIacuteds Gedicht) und kein Dichter machte mich gluumlcklicher als AbUacute SathornIacuted ar-RustamIacute al-IEgravefahAacutenIacute indem er sagte Die groszlige Persoumlnlichkeit (aEgrave-AEligAacutefrac12ib) erbte das Amt des Wesirs von groszligen Persoumlnlichkeiten (Vorfahren) Er erlangte es durch die Kette (seiner Vorfahren) Al-thornAbbAacutes bekam das Amt des Wesirs von thornAbbAacuted und IsmAacutethornIacutel von thornAbbAacutedlsquoldquo216
Trotz der wenigen von AbUacute SathornIacuted erhaltenen Gedichte existieren Belege dafuumlr dass dieser zu
EcircuthornUacutebIacutetischen Anschauungen tendierte Zwei Jahrhunderte nach dem Tod des beruumlhmten
EcircuthornUacutebIacutetischen Dichters BaEcircEcircAacuter ibn Burd hielt AbUacute SathornIacuted in genau gleicher Weise die Araber
fuumlr bloszlige bdquoSchaf- und Kameltreiberldquo Er erklaumlrte sich zu einem Perser auf den die
Arabisierung keinen Einfluss hatte
bdquoDie Araber ruumlhmen sich die Herrn der Welt und Gebieter der Voumllker zu sein Warum bruumlsten sie sich nicht lieber damit dass sie geschickte Schaf- und Kameltreiber sind Ich bin jener den du oumlffentlich und insgeheim kennst als einen Perser von dem sich die Arabisierung (tathornrIacuteb) entfernte (die Arabisierung hatte keinen Einfluss auf mich)ldquo217
Die Quellen verlauten nichts uumlber das exakte Todesdatum von AbUacute SathornIacuted ar-RustamIacute Doch
seine Trauerdichtung um aEgrave-AEligAacutefrac12ib ibn thornAbbAacuted (gest 385) beweist dass er nach diesem
Datum gestorben sein muss218
VI2 VI2 VI2 VI2 UumlbersetzerUumlbersetzerUumlbersetzerUumlbersetzer
Wie bereits dargestellt gibt es bei den Uumlbersetzern mindestens zwei Personen deren
Zugehoumlrigkeit zur EacuteuthornUacutebiyya sicher ist Sahl ibn HAacuterUacuten der in arabischen Quellen explizit als
bdquoEcircuthornUacutebIacuteldquo bezeichnet wird ferner Ibn Wafrac12Ecirciyya der in seinen Schriften als Grund fuumlr seine
Uumlbersetzungtaumltigkeit die bdquoUumlberlegenheitldquo seines Volkes angibt Fuumlr alle anderen Uumlbersetzer
existieren keine direkten Belege fuumlr ihre EcircuthornUacutebIacutetischen Ansichten nach der in dieser Arbeit
gelieferten Definition des Begriffes bdquoEcircuthornUacutebIacuteldquo Unter den Uumlbersetzern gibt es aber Personen auf
die die Definition des Begriffes trotzdem zutrifft und zwar aufgrund ihrer engen Kontakte zu
den Personen deren Zugehoumlrigkeit zur EacuteuthornUacutebiyya den Quellen nach nachweisbar ist Im
Folgenden sollen einige dieser Uumlbersetzer vorgestellt werden
216 Ebd Bd III S 363 217 Ebd Bd III S 363 Die Uumlbersetzung nach Goldziher Muhammedanische Studien Bd I S 162 f 218 Ibn frac34allikAacuten WafayAacutet Bd I S 232
211
VI2a VI2a VI2a VI2a thornAbdallAacuteh ibn althornAbdallAacuteh ibn althornAbdallAacuteh ibn althornAbdallAacuteh ibn al----MuqaffathornMuqaffathornMuqaffathornMuqaffathorn beruumlhmt als Ibn al beruumlhmt als Ibn al beruumlhmt als Ibn al beruumlhmt als Ibn al----MuqaffathornMuqaffathornMuqaffathornMuqaffathorn
Der beruumlhmte Sekretaumlr Autor und geniale Uumlbersetzer thornAbdallAacuteh ibn al-Muqaffathorn219 (gest
142-145) auch bekannt als Ibn al-Muqaffathorn stammte urspruumlnglich aus sup1Uacuter einer Stadt in
FAacuters220 Ibn al-Muqaffathorn der fAacutersIacute ʼl-aEgravel war221 gehoumlrte zu den zoroastrischen Adligen222 Er
war ein Bewohner der irakischen Stadt BaEgravera223 Sein persischer Name lautete RUacutezbah nach
der Konversion zum Islam hieszlig er thornAbdallAacuteh224 Der Beiname bdquoIbn al-Muqaffathornldquo geht auf eine
Begebenheit zuruumlck die seinen Vater DAacuteordfawaih betraf der als Steuereintreiber unter dem
umayyadischen Herrscher im Irak al-frac14aordmordmAacuteordm ibn YUacutesuf aYacute-OtildeaqafIacute (gest 95) taumltig war In BaEgravera
wurde er im Zusammenhang mit Korruption bei den Steuereinnahmen von FAacuters so heftig
geschlagen dass seine Haumlnde zitterten Dafuumlr bekam DAacuteordfawaih den Beinamen bdquoal-Muqaffathornldquo
(der heftig Geschlagene) was nachfolgend auf den Sohn uumlbertragen wurde225
In seiner Karriere als Sekretaumlr betaumltigte sich Ibn al-Muqaffathorn zunaumlchst im umayyadischen
Verwaltungsapparat von KirmAacuten und schrieb fuumlr DAacutewUacuted ibn thornUmar ibn Hubaira Mit der
Machtuumlbernahme der Abbasiden aber schloss er sich thornIgravesAacute ibn thornAlIacute an dem Onkel der beiden
ersten abbasidischen Kalifen as-SaffAacutefrac12 (reg 132-136) und al-ManEgraveUacuter (reg 136-158) Ibn al-
Muqaffathorn arbeitete bei thornIgravesAacute ibn thornAlIacute durch den er auch zum Islam konvertierte als sein
persoumlnlicher Sekretaumlr226 Nach der bitteren Niederlage von al-ManEgraveUacuters Onkel thornAbdallAacuteh ibn
thornAlIacute im Jahre 137 der sich gegen den Kalifen erhoben hatte war es Ibn al-Muqaffathorn der in
seinem Amt als Sekretaumlr die Bedingungen des Schutzvertrages zwischen dem abbasidischen
Kalifen und seinem Onkel verfasste Die arabischen Quellen sprechen von einem houmlchst
raffinierten Schutzvertrag der eine Strafe thornAbdallAacuteh ibn thornAlIacutes durch al-ManEgraveUacuter unter keinen
Umstaumlnden zulieszlig227 Diese Tatsache fuumlhrte zum Zorn des abbasidischen Kalifen und war
219 AbUacute Mufrac12ammad thornAbdallAacuteh ibn al-Muqaffathorn bekannt als Ibn al-Muqaffathorn 220 Ibn an-NadIacutem al-Fihrist S 132 Vgl As-SamthornAacutenIacute al-AnsAacuteb Bd III S 218 Ibn frac34allikAacuten WafayAacutet Bd II S 151 AEgrave-AEligafadIacute berichtet jedoch dass Ibn al-Muqaffathorns Ursprung in frac34urAacutesAacuten lag Anschlieszligend zitiert er von al-sup1ahEcircayAacuterIacute dass dieser aus FAacuters abstamme AEgrave-AEligafadIacute al-WAacutefIacute Bd XVII S 634 f Laut az-ZubaidIacute war Ibn al-Muqaffathorn ein Bewohner von al-AhwAacutez Az-ZubaidIacute OacuteabaqAacutet S 45 Die meisten prosopographischen Werke sind sich jedoch darin einig dass Ibn al-Muqaffathorn aus FAacuters abstammte 221 Ibn al-QifOcircIacute TAacuterIacuteiquest al-frac12ukamAacuteyuml S 220 Vgl Aordf-copyahabIacute TAacuterIacuteiquest al-islAacutem Bd IX S 198 222 Al-BalAacuteordfurIacute AnsAacuteb Bd III S 218 223 Ibn frac34allikAacuten WafayAacutet Bd II S 154 224 Ibn an-NadIacutem al-Fihrist S 132 Vgl Al-BalAacuteordfurIacute AnsAacuteb Bd III S 218 225 Ebd S 132 Vgl Al-BalAacuteordfurIacute AnsAacuteb Bd III S 218 Ibn frac34allikAacuten WafayAacutet Bd II S 155 Aordf-copyahabIacute TAacuterIacuteiquest al-islAacutem Bd IX S 200 226 Al-sup1ahEcircayAacuterIacute al-WuzarAacuteyuml S 103 109 Vgl Ibn an-NadIacutem al-Fihrist S 132 Ibn frac34allikAacuten WafayAacutet Bd II S 151 AEgrave-AEligafadIacute al-WAacutefIacute Bd XVII S 636 227 Um eine Bestrafung thornAbdallAacuteh ibn thornAl Iacutes zu verhindern formulierte Ibn al-Muqaffathorn den Schutzvertrag folgendermaszligen bdquoFalls er (al-ManEgraveUacuter) seinem Onkel gegenuumlber verraumlterisch handeln sollte sollen seine Frauen geschieden seine Sklaven befreit seine Reittiere gestiftet und die Menschen von der Pflicht zu seiner Huldigung entbunden werdenldquo Ebd S 103 f Vgl Ibn an-NadIacutem al-Fihrist S 132 Ibn frac34allikAacuten WafayAacutet Bd II S 152 Al-BalAacuteordfurIacute AnsAacuteb Bd III S 221 AEgrave-AEligafadIacute al-WAacutefIacute Bd XVII S 635
212
nach Ibn an-NadIacutem das Hauptmotiv fuumlr den Mord an Ibn al-Muqaffathorn228 Al-ManEgraveUacuter suchte
naumlmlich anschlieszligend nach einer Moumlglichkeit Ibn al-Muqaffathorn zu beseitigen Der Statthalter
von BaEgravera SufyAacuten ibn MuthornAacutewiyya al-MuhallabIacute den eine lange persoumlnliche Feindschaft mit
Ibn al-Muqaffathorn verband229 nutzte die Gunst der Stunde beschuldigte ihn der Anhaumlngerschaft
zur zandiqa und raumlchte sich in brutalster Art und Weise indem er ihm bei lebendigem Leib
die Gliedmaszligen abtrennen lieszlig und in den Ofen warf Vergeblich versuchten thornIgravesAacute ibn thornAlIacute und
sein Bruder SulaimAacuten gegen den Mord am noch jungen Ibn al-Muqaffathorn zu protestieren230
Uumlber Ibn al-Muqaffathorns Bedeutung als Spitzensekretaumlr hinaus glaumlnzte er als einer der fruumlhesten
und houmlchstqualifizierten Uumlbersetzer aus dem Mittelpersischen ins Arabische und als einer der
brillianten Autoren der klassisch-arabischen Literatur in der fruumlhabbasidischen Periode In
diesem Zusammenhang verraumlt Ibn an-NadIacutem dass Ibn al-Muqaffathorn der erste unter den zehn
eloquentesten arabischschreibenden Persoumlnlichkeiten (bulatradeAacuteyuml) war231 Ibn al-Muqaffathorn der
die beiden Sprachen Mittelpersisch und Arabisch hervorragend beherrschte232 hinterlieszlig eine
Anzahl beachtlicher Uumlbersetzungs- und Originalwerke von denen nur ein Teil erhalten
geblieben ist Sein Engagement fuumlr die Einfuumlhrung von antik-persischer Kultur und
Zivilisation in die islamische Welt wahrscheinlich mit der Absicht die Perser in eine
bdquouumlberlegeneldquo Position zu bringen gilt als Argument fuumlr Ibn al-Muqaffathorns EcircuthornUacutebIacutetische
Tendenzen233 Auch sein enger Umgang mit namhaften Vertretern der EacuteuthornUacutebiyya wie BaEcircEcircAacuter
ibn Burd AbAacuten ibn thornAbd al-frac14amIacuted thornAlIacute ibn al-frac34alIacutel und YUacutenus ibn AbIacute Farwa ist ein
weiterer Grund bei ihm Sympathien fuumlr die EacuteuthornUacutebiyya anzunehmen234
Zu Ibn al-Muqaffathorns Schriften gehoumlrt vor allem die Uumlbersetzung des beruumlhmten bdquofrac34udAacutey-nAacutema
(mp XwadAacutey-nAacutemag)ldquo235 aus dem Mittelpersischen ins Arabische Die Perser betrachteten
Geschichte als die Wissenschaft von der Bewahrung des Andenkens an ihre alten Herrscher
Die Berichte aus der Vergangenheit pflegten sie daher als Aufzeichnungen uumlber ihre Koumlnige
zusammenzustellen236 Diese Literaturgattung (Fuumlrstenspiegel) nannte man bdquoXwadAacutey-nAacutemagldquo
Es war eine biographische und manchmal mit Mythen vermischte Chronik welche die
228 Ibn an-NadIacutem al-Fihrist S 132 229 Angeblich soll Ibn al-Muqaffathorn den baEgraveranischen Statthalter SufyAacuten ibn Muthornawiyya ins Laumlcherliche gezogen ihn bdquoSohn der Diebinldquo genannt und ihn wegen seiner groszligen Nase verspottet haben Al-BalAacuteordfurIacute AnsAacuteb Bd III S 221 Vgl Ibn frac34allikAacuten WafayAacutet Bd II S 152 230 Al-sup1ahEcircayAacuterIacute al-WuzarAacuteyuml S 104 ff Vgl Ibn an-NadIacutem al-Fihrist S 132 Ibn frac34allikAacuten WafayAacutet Bd II S 152 f Al-BalAacuteordfurIacute AnsAacuteb Bd III S 221 f Aordf-copyahabIacute TAacuterIacuteiquest al-islAacutem Bd IX S 199 231 Ibn an-NadIacutem al-Fihrist S 140 232 Ebd S 132 233 Gabrieli bdquoIbn al-Muḳaffathornldquo in EI2 Bd III S 885 234 Al-I EgravefahAacutenIacute al-AtradeAacutenIacute Bd XVIII S 74 235 Der Begriff bdquoxwadAacuteyrdquo wurde in Mittelpersischen oft als Beiname fuumlr die persischen Koumlnige gebraucht Das darauf folgende Wort bdquonAacutemagldquo bedeutete so viel wie bdquoBuch oder Geschichteldquo Shahbazi A Sh bdquoOn the XwadAacutey-nAacutemagrdquo in Acta Iranica Bd XXX Leiden 1990 S 208-229 (hier S 208) 236 Ebd Bd XXX S 208
213
Geschichte der persischen Koumlnige vom Beginn an bis zum Ende der Sassaniden beinhaltete237
Durch die Uumlbersetzung von Ibn al-Muqaffathorn wurde das bdquoXwadAacutey-nAacutemagldquo in die arabische
Literatur eingefuumlhrt238 Dabei wurden Dinge die im Widerspruch zu den religioumlsen Gefuumlhlen
der Araber standen meist handelte es sich dabei um zoroastrische Elemente groumlszligtenteils
ausgelassen239 Nach Ibn al-Muqaffathorns Uumlbersetzung wurde das bdquofrac34udAacutey-nAacutemaldquo mehrfach unter
diversen Titeln240 wie bdquoSiyar al-mulUacutekldquo bdquoSiyar al-mulUacutek al-fursldquo bdquoSiyar al-mulUacutek al-thornaordmamldquo
bdquoTAacuterIacuteiquest mulUacutek al-fursldquo bdquoTAacuterIacuteiquest mulUacutek BanIacute SAacutesAacutenldquo usw ins Arabische uumlbersetzt oder
bearbeitet241 Ungluumlcklicherweise sind weder die mittelpersischen Versionen des bdquofrac34udAacutey-
nAacutemaldquo noch dessen Uumlbersetzungen oder Bearbeitungen erhalten geblieben242 Die arabischen
Exemplare des bdquofrac34udAacutey-nAacutemaldquo bildeten fuumlr die muslimischen Historiker und Autoren wie aOcirc-
OacuteabarIacute al-MasthornUacutedIacute Ibn Qutaiba frac14amza al-IEgravefahAacutenIacute aYacute-OtildeathornAacutelibIacute usw eine solide Quelle der
Information uumlber die Geschichte der persischen Koumlnige243 Diese und die mittelpersischen
Exemplare des bdquofrac34udAacutey-nAacutemaldquo leisteten gute Dienste bei der Anfertigung des bdquoŠAacuteh-nAacutemaldquo
(Koumlnigsbuch) im dritten und vierten Jahrhundert244
Ein weiteres bedeutendes Werk das Ibn al-Muqaffathorn in der Mitte des zweiten Jahrhunderts
aus dem Mittelpersischen ins Arabische uumlbersetzte lautete im Arabischen bdquoKitAacuteb AacuteyumlIacuten-nAacutema fIacute
rsquol-Aacuteyumlinldquo Aus der Untersuchung der arabischen Schriften geht hervor dass die bdquoAgraveyumlIacuten-nAacutema
(mp Ēwēn-nAacutemag)ldquo die wie die bdquoXwadAacutey-nAacutemagldquos uumlber einen offiziellen Charakter
verfuumlgten eine Anzahl von Themen enthielten Z B die Organisation des sassanidischen
Staatswesens Leben und Etikette am Hof die Privilegien und Vorrechte der Klassen
verschiedene Spielregeln Regeln zur Kriegsfuumlhrung zeremonielle Bestimmungen zu den
237 Yarshater bdquoIranian national historyldquo in The Cambridge history of Iran Bd III (1) S 366 Zur Zeit des sassanidischen Koumlnigs AnUacutešIacuterwAacuten (reg 531-579 n Chr) wurde aus den diversen Fassungen ein einheitliches offizielles Dokument hergestellt und im Staatsschatz aufbewahrt Zur Zeit der darauffolgenden sassanidischen Herrscher wurden dem bdquoXwadAacutey-nAacutemagldquo noch mehr neue Materialien hinzugefuumlgt Im Allgemeinen existierten in der mittelpersischen Sprache mehrere Versionen die sich in einigen Details voneinander unterscheiden TafaplusmnplusmnulIacute TAacuterIacuteiquest-i adabiyAacutet S 270 ff Vgl Shahbazi bdquoOn the XwadAacutey-nAacutemagrdquo in Acta Iranica Bd XXX S 214 ff 238 Noumlldeke T Das iranische Nationalepos Leipzig 1920 S 145 239 TafaplusmnplusmnulIacute TAacuterIacuteiquest-i adabiyAacutet S 273 Vgl Noumlldeke Das iranische Nationalepos S 145 240 Die arabischen Exemplare des bdquofrac34udAacutey-nAacutemaldquo wichen voneinander ab In diesem Zusammenhang berichtet frac14amza al-IEgravefahAacutenIacute dass etwa BahrAacutem MardAacutenšAacuteh zur Rekonstruktion der Chronologie der persischen Koumlnige von KiyUacutemarYacute bis zum Ende der Sassaniden mehr als zwanzig Exemplare miteinander verglichen haben soll Al-IEgravefahAacutenIacute TAacuterIacuteiquest S 19 241 frac34AacuteliqIacute MuOcirclaq bdquoAz EacuteAacuteh-nAacutema tAacute frac34udAacutey-nAacutemaldquo in NAacutema-yi IgraverAacuten-i bAacutestAacuten Bd XIII und XIV S 35 Vgl TafaplusmnplusmnulIacute TAacuterIacuteiquest-i adabiyAacutet S 273 Als Uumlbersetzer und Bearbeiter sind beispielsweise Mufrac12ammad ibn al-sup1ahm al-BarmakIacute ZAacutedawaih ibn ŠAacutehwaih al-IEgravefahAacutenIacute Mufrac12ammad ibn BahrAacutem ibn MiOcircyAacuter al-IEgravefahAacutenIacute HišAacutem ibn QAacutesim al-IEgravefahAacutenIacute und der zoroastrische Priester von FAacuters BahrAacutem MardAacutenšAacuteh zu nennen Al-IEgravefahAacutenIacute TAacuterIacuteiquest S 9 f 242 Noumlldeke Das iranische Nationalepos S 145 243 TafaplusmnplusmnulIacute TAacuterIacuteiquest-i adabiyAacutet S 273 244 Ebd S 274
214
persischen Festen wie NaurUacutez und MahraordmAacuten sowie religioumlse Rituale245 Die in
mittelpersischer Sprache angefertigten bdquoAgraveyumlIacuten-nAacutemagldquos sind saumlmtlich verloren gegangen246 In
der islamischen Epoche wurden einige Versionen von bdquoAgraveyumlIacuten-nAacutemagldquo die keine religioumlsen
Elemente beinhalteten ins Arabische uumlbersetzt247 Eine besondere Motivation fuumlr die
Uumlbertragung dieser Literaturkategorie und weiterer mittelpersischer Schriften uumlber Muster
einer vollkommenen Regierung bildete wie TafaplusmnplusmnulIacute beschreibt die ausgesprochene
Begeisterung der abbasidischen Herrscher fuumlr die sassanidischen Hofzeremonien und
Regierungsmaszlignahmen und deren moumlgliche Anwendung in ihrem eigenen Reich248
Zu Ibn al-Muqaffathorns Uumlbersetzungen gehoumlrt ebenfalls das bdquoKitAacuteb at-tAacuteordm fIacute sIacuterat AnUacuteEcircIacuterwAacutenldquo
Die tAacuteordm-Werke beinhalteten die Bestimmungen uumlber das Verhalten und die Pflichten der
Koumlnige und Regelungen zur Regierung in Form von Zitaten persischer Koumlnige249 Dies ist
anhand eines Fragmentes der von Ibn al-Muqaffathorn angefertigten Uumlbersetzung zu belegen das
von Regelungen zur NaurUacutez-Audienz den an den Koumlnig gerichteten Reden bedeutender
Persoumlnlichkeiten wie des Sekretaumlrchefs (dabIacuterbud) des Oberpriesters (mUacutebad mUacutebadAacuten) und
des Groszligwesirs sowie den Erwiderungen des Koumlnigs darauf handelt250 In der islamischen
Epoche wurden von muslimischen Autoren Schriften nach dem Muster eines von Ibn al-
Muqaffathorns geschriebenen Werkes mit dem Titel bdquoKitAacuteb at-tAacuteordmldquo verfasst Unter anderem sind
al-sup1Aacutefrac12iatilde und AbUacute thornUbaida Mathornmar ibn al-MuYacuteannAacute zu erwaumlhnen251
Unter den von Ibn al-Muqaffathorn uumlbertragenen Schriften existiert ein Werk dessen Titel in den
verschiedenen arabischen Quellen unterschiedlich angegeben wird Autoren wie Ibn an-
245 Gabrieli F bdquoAgraveyumlIacutenrdquo in EI2 Bd I S 306 Vgl TafaplusmnplusmnulIacute TAacuterIacuteiquest-i adabiyAacutet S 245 Yarshater bdquoIranian national historyldquo in The Cambridge history of Iran Bd III (1) S 393 246 TafaplusmnplusmnulIacute TAacuterIacuteiquest-i adabiyAacutet S 245 Die Fragmente eines ins Arabische uumlbersetzten bdquoAgraveyumlIacuten-nAacutemaldquo sind bei bdquothornUyUacuten al-aiquestbAacuterldquo von Ibn Qutaiba zu finden wobei nicht sicher festzustellen ist ob es sich um Ibn al-Muqaffathorns Uumlbersetzung handelt oder nicht denn Ibn Qutaiba laumlsst den Namen des Uumlbersetzers ungenannt Trotzdem soll die uumlbersetzte Version von Ibn al-Muqaffathorn die als eine der fruumlhesten Uumlbertragungen dieser Literaturgattung gilt aumlhnliche Inhalte gehabt haben Ebd S 246 247 Uumlber die Uumlbersetzung von Ibn al-Muqaffathorn hinaus existierten weitere bdquoAgraveyumlIacuten-nAacutemaldquos die in die arabische Sprache uumlbertragen wurden Es existiert ein kurzes bdquoAgraveyumlIacuten-nAacutemaldquo im Arabischen das dem sassanidischen Koumlnig ArdašIacuter zugeschrieben wird und unter dem Titel bdquoAgraveyumlIacuten li ArdašIacuterldquo bekannt ist Dieses beinhaltete seine Vorschriften an die Adligen und weise Reden Ebd S 247 Ebenfalls berichtet aYacute-OtildeathornAacutelibIacute von einem bdquoAgraveyumlIacuten-nAacutemaldquo (KitAacuteb al-AacuteyumlIacuten) auf dessen Grundlage er die sozialen Klassen der Perser von der Herrschaft von sup1amšIacuted bis zur Zeit von AnUacutešIacuterwAacuten kurz behandelt AYacute-OtildeathornAacutelibIacute thornAbd al-Malik sup3urar aiquestbAacuter mulUacutek al-furs wa siyarihim ed Zotenberg H Paris 1900 S 14 f Al-MasthornUacutedIacute weist auf ein bdquoAgraveyumlIacuten-nAacutemaldquo (KitAacuteb ar-rusUacutem) hin und berichtet davon dass dieses Werk uumlber tausend Seiten verfuumlge und ausschlieszliglich bei den zoroastrischen Priestern und angesehenen Persoumlnlichkeiten zu finden sei Al-MasthornUacutedIacute at-TanbIacuteh S 91 Ibn an-NadIacutem erwaumlhnt zwei weitere bdquoAgraveyumlIacuten-nAacutemaldquo Eines von ihnen handelt vom Bogenschieszligen (KitAacuteb AacuteyumlIacuten ar-ramy) des BahrAacutem sup1Uacuter (mp Gōr) oder BahrAacutem sup1UacutebIacuten (mp iexclōbēn) ein anderes vom Polospiel (KitAacuteb AacuteyumlIacuten aplusmn-plusmnarb aEgrave-EgraveawAacuteliordma) Ibn an-NadIacutem al-Fihrist S 376 248 Ebd S 245 Vgl frac34AacuteliqIacute MuOcirclaq bdquoAz EacuteAacuteh-nAacutema tAacute frac34udAacutey-nAacutemaldquo in NAacutema-yi IgraverAacuten-i bAacutestAacuten Bd XIII und XIV S 73 249 Ebd S 250 250 Ebd S 249 251 Ebd S 250
215
NadIacutem252 aOcirc-OacuteabarIacute253 und al-sup1Aacutefrac12iatilde254 erwaumlhnen es z B unter dem Namen bdquoMazdakldquo was
unmittelbar mit dem Namen des Fuumlhrers der sozial-religioumlsen Bewegung unter der Herrschaft
des sassanidischen Koumlnigs QubAacuted I (reg 488-496 und 499-531 n Chr) assoziiert wird255
Spaumltere Verfasser wie frac14amza al-IEgravefahAacutenIacute256 und der Autor von bdquoMuordmmal at-tawAacuterIacuteiquest wa rsquol-
qiEgraveaEgraveldquo257 hingegen benennen es mit dem Titel bdquoMarwakldquo und schreiben es der Aumlra der
Arsakiden zu TafaplusmnplusmnulIacute schlaumlgt in diesem Zusammenhang vor dass der Titel dieses Werkes
bdquoMardakldquo sei und somit dem Namen einer der weisen Persoumlnlichkeiten der sassanidischen
Epoche entspreche258 Es existieren laut TafaplusmnplusmnulIacute Hinweise darauf dass das von Ibn al-
Muqaffathorn uumlbertragene Werk eben nicht vom beruumlhmten Mazdak handelt Einerseits weist kein
einziger der muslimischen Geschichtsschreiber die sich mit Mazdak und dessen
Weltanschauung beschaumlftigen irgendwo auf dieses Werk hin259 Andererseits schreiben
frac14amza al-IEgravefahAacutenIacute und weitere Autoren dieses Werk neben dem bdquoSindbAacuted-nAacutemaldquo und
weiteren Werken den zur Epoche der Arsakiden gehoumlrenden Schriften zu260 Es ist unmoumlglich
mit Sicherheit festzustellen wann dieses Werk urspruumlnglich entstanden ist Sollte dieses Buch
allerdings aus der Zeit der Arsakiden stammen ist TaffaplusmnplusmnulIacutes Behauptung dass es darin um
Mardak geht (einen Weisen der sassanidischen Epoche) aufgrund des zeitlichen Abstandes
ausgeschlossen Aus der Untersuchung der arabischen Schriften die uumlber dieses Werk
berichten geht hervor dass es von Regeln und Moral handelte261 Al-sup1Aacutefrac12iatilde verraumlt dass fuumlr
seine zeitgenoumlssischen meist persischstaumlmmigen Sekretaumlre das Werk bdquoMazdakldquo als bdquoQuelle
des Wissensldquo (mathorndan al-thornilm) und das Buch bdquoKalIacutela wa Dimnaldquo als bdquoSchatz der Weisheitldquo
(kanz al-frac12ikma) galten Anschlieszligend berichtet er dass diese Sekretaumlre von den weisen
Worten von Buzarordmumihr vom Buch bdquothornAhd ArdašIacuterldquo den bdquoAbhandlungenldquo (RasAacuteyumlil) von
thornAbd al-frac14amIacuted und vom Buch bdquoal-Adabldquo von Ibn al-Muqaffathorn profitierten262
In seiner Karriere als Uumlbersetzer uumlbertrug Ibn al-Muqaffathorn ebenfalls eine kurze Abhandlung
mit dem Titel bdquoNAacutema Tansarldquo von der sowohl der Originaltext als auch die arabische
252 Ibn an-NadIacutem al-Fihrist S 132 253 AOcirc-OacuteabarIacute TAacuterIacuteiquest Bd IX S 225 254 Al-sup1Aacutefrac12iatilde RasAacuteyumlil Bd II S 142 255 Guidi M und Morony M bdquoMazdakldquo in EI2 Bd VI S 949 256 Al-I EgravefahAacutenIacute TAacuterIacuteiquest S 30 257 Anonym Muordmmal at-tawAacuterIacuteiquest S 94 258 TafaplusmnplusmnulIacute TAacuterIacuteiquest-i adabiyAacutet S 209 259 Ebd S 210 260 Al-I EgravefahAacutenIacute TAacuterIacuteiquest S 30 261 frac34AacuteliqIacute MuOcirclaq bdquoAz EacuteAacuteh-nAacutema tAacute frac34udAacutey-nAacutemaldquo in NAacutema-yi IgraverAacuten-i bAacutestAacuten Bd XIII und XIV S 102 Vgl TafaplusmnplusmnulIacute TAacuterIacuteiquest-i adabiyAacutet S 210 262 Al-sup1Aacutefrac12iatilde RasAacuteyumlil Bd II S 142 Auch aOcirc-OacuteabarIacute weist auf dieses Werk hin wo er unter den Ereignissen des Jahres 225 die Gerichtsverhandlung gegen al-AfšIacuten zur Zeit des abbasidischen Kalifen al-MuthorntaEgraveim (reg 218-227) beschreibt Einer der Hauptvorwuumlrfe gegen al-AfšIacuten lautete dass dieser verdaumlchtige Schriften wie bdquoKalIacutela wa Dimnaldquo und bdquoMazdakldquo in seinem Haus aufbewahrte Angeblich hatten diese Werke damals nicht nur rein literarische sondern auch politische Relevanz AOcirc-OacuteabarIacute TAacuterIacuteiquest Bd IX S 225
216
Uumlbersetzung verloren gegangen sind263 Gluumlcklicherweise aber uumlbertrug Ibn IsfandiyAacuter diese
Abhandlung im siebten Jahrhundert aus dem Arabischen ins Neupersische und nahm sie in
sein Werk bdquoTAacuterIacuteiquest-i OacuteabaristAacutenldquo auf264 aus dessen erstem Kapitel hervorgeht dass Ibn al-
Muqaffathorns Uumlbersetzung sich auf die Erzaumlhlung von BahrAacutem stuumltzte den Sohn von
XwarzAacuted265 Houmlchstwahrscheinlich war dieser der Schreiber des mittelpersischen
Exemplars266 Das Werk enthaumllt Erklaumlrungen von Tansar dem Hohenpriester des sassandash
nidischen Koumlnigs ArdašIacuter I (reg 224-240) fuumlr sup1ušnasf den Unterkoumlnig der Gebiete
OacuteabaristAacuten GIacutelAacuten DailamAacuten RUacuteyAacuten und DamAacutewand Letzterer bemaumlngelte offenbar einige
Neuerungen des Koumlnigs ArdašIacuter im Straf- Erb- und Heiratsrecht in der Thronfolgeregelung
und bei Foltermaszlignahmen Zudem kritisierte er die Verlegung des Feuertempels und die
Kontrolle uumlber das Leben des Volkes durch Spione267
Ein weiteres von Ibn al-Muqaffathorn ins Arabische uumlbertragene Werk lautete bdquoas-SakIacutesarAacutenldquo
bzw bdquoas-SakIacutekIacutenldquo Es beinhaltete nach al-MasthornUacutedIacute Geschichten und Erzaumlhlungen der antiken
Perser Mord an AfrAacutesiyAacuteb Kaumlmpfe zwischen Persern und Tuumlrken Mord an SiyAacutewuš
IsfandiyAacuter ibn GuštAacutesp und Rustam ibn DastAacuten usw Laut al-MasthornUacutedIacute sollen die Perser dieses
Werk welches von ihren Vorfahren handelte sehr geschaumltzt haben268 Al-MasthornUacutedIacute berichtet
von einem weiteren Buch namens bdquoal-Bankaš bzw BiykAacuter (np PiykAacuter)ldquo das Ibn al-Muqaffathorn
ins Arabische uumlbersetzte269 Dies handelte von den Religionskriegen des Helden IsfandiyAacuter
mit dem Eroberer der Stadt aEgrave-AEligafar al-LAacuten270
GardIacutezIacute schreibt Ibn al-Muqaffathorn auch ein Werk namens bdquoRubthorn ad-dunyAacuteldquo zu das er ins
Arabische uumlbertrug und welches von der Genealogie diverser Bevoumllkerungen handelt Laut
GardIacutezIacutes Zitat aus diesem Werk blieben nach der Sintflut drei Soumlhne von Noah mit den
Namen SAacutem frac14Aacutem und YAacutefiYacute uumlbrig Noah teilte die damals noch menschenleere Welt unter
ihnen auf Die Gebiete der Schwarzen und Barbaren uumlberlieszlig er seinem Sohn frac14Aacutem die
persischen und arabischen seinem Sohn SAacutem und die tuumlrkischen sowie chinesischen Gebiete
seinem Sohn YAacutefiYacute271
Unter den von Ibn al-Muqaffathorn uumlbersetzten Schriften erwaumlhnt Ibn an-NadIacutem ein Werk mit
dem Titel bdquoKitAacuteb al-AacutedAacuteb al-kabIacuterldquo272 Tatsaumlchlich ist von Ibn al-Muqaffathorn ein Buch in
arabischer Sprache mit dem aumlhnlichen Titel bdquoal-Adab al-kabIacuterldquo erhalten geblieben frac34AacuteliqIacute
263 TafaplusmnplusmnulIacute TAacuterIacuteiquest-i adabiyAacutet S 228 264 Ibn IsfandiyAacuter Mufrac12ammad TAacuterIacuteiquest-i OacuteabaristAacuten Bd I ed IqbAacutel AEcirctiyAacutenIacute thornA Teheran 1389 S 15 ff 265 Ebd Bd I S 12 266 TafaplusmnplusmnulIacute TAacuterIacuteiquest-i adabiyAacutet S 228 267 Ebd S 15 ff 268 Al-MasthornUacutedIacute MurUacuteordm Bd I S 226 269 Al-MasthornUacutedIacute at-TanbIacuteh S 94 270 Al-MasthornUacutedIacute MurUacuteordm Bd I S 194 f 271 GardIacutezIacute Zain al-aiquestbAacuter S 256 272 Ibn an-NadIacutem al-Fihrist S 132
217
MuOcirclaq vertritt die Ansicht dass es sich wahrscheinlich um dasselbe Werk handelt Grund
dafuumlr ist dass Ibn an-NadIacutem bei der Benennung der Uumlbersetzungen von Ibn al-Muqaffathorn
unmittelbar ein weiteres Buch mit dem Titel bdquoKitAacuteb al-adab aEgrave-EgraveatradeIacuterldquo erwaumlhnt273 Das zur
Weisheitsliteratur (andarz) gehoumlrende bdquoal-Adab al-kabIacuterldquo besteht aus einer Sammlung von
allgemeinen Regeln und Ratschlaumlgen an Herrscher und Fuumlrsten Dieses Werk das als einer
der fruumlhesten arabischen Fuumlrstenspiegel gilt stuumltzt sich vermutlich auf die antiken persischen
Schriften ist aber keinem bestimmten persischen Buch zuzuordnen274 Waumlhrend Ibn al-
Muqaffathorns bdquoal-Adab al-kabIacuterldquo kaum ein bestimmtes historisches Milieu erkennen laumlszligt gilt
sein Werk bdquoRisAacutela fIacute rsquoEgrave-Egraveafrac12Aacutebaldquo das er vermutlich ebenfalls nach dem Muster der antiken
persischen Schriften verfasste als eine bedeutende Schrift von politischer Aktualitaumlt Ibn al-
Muqaffathorns Buch ist an einen Kalifen adressiert Dessen Namen erwaumlhnt er nicht explizit doch
geht aus dem Inhalt des Werkes zweifelsfrei hervor dass er damit seinen zeitgenoumlssischen
abbasidischen Kalifen al-ManEgraveUacuter (reg 136-158) meinte Er behandelt eine Reihe von
bestimmten politischen religioumlsen und sozialen Probleme der damaligen Zeit Die
Behandlung der militaumlrischen iquesturAacutesAacutenIacutetischen Elite und deren Verhaumlltnis zum Kalifen die
Wahl der hochrangigen Beamter und Houmlflinge die Position der Perser und Syrer zu Beginn
der abbasidischen Dynastie sowie diverse juristische und administrative Unstimmigkeiten
gaben Anlaumlsse fuumlr eine Formulierung von Ratschlaumlgen275
Wie bereits erwaumlhnt wurde eine Anzahl von indischen und griechischen Schriften nicht aus
den Originalsprachen Sanskrit und Griechisch sondern mittelbar aus dem Mittelpersischen
ins Arabische uumlbersetzt276 Eine der bedeutendsten Schriften in diesem Zusammenhang ist das
beruumlhmte Tierfabel-Buch bdquoKalIacutela wa Dimnaldquo die der produktive Uumlbersetzer Ibn al-Muqaffathorn
im zweiten Jahrhundert ins Arabische uumlbertrug277 Der Titel des Werkes geht auf die Namen
zweier im Kapitel bdquoLoumlwe und Ochsldquo in Erscheinung tretenden Hauptfiguren (Schakale)
zuruumlck278 bdquoKalIacutela wa Dimnaldquo ist zum groumlszligten Teil indischen Ursprungs Etwa die Haumllfte der
arabischen Version besteht aus fuumlnf Kapiteln die den fuumlnf Buumlchern ihrer Sanskrit-Quelle
bdquoPantildecatantraldquo entsprechen279 Die Themen dieser Buumlcher lauten Entzweiung von Freunden
Gewinnung von Freunden Krieg und Frieden Verlust von Freunden sowie Folgen
unuumlberlegten Handelns Im bdquoKalIacutela wa Dimnaldquo existieren weitere Kapitel die meistens uumlber
273 frac34AacuteliqIacute MuOcirclaq bdquoAz EacuteAacuteh-nAacutema tAacute frac34udAacutey-nAacutemaldquo in NAacutema-yi IgraverAacuten-i bAacutestAacuten Bd XIII und XIV S 79 ff 274 De Blois bdquoTardjamaldquo in EI2 Bd X S 231 275 Gabrieli bdquoIbn al-Muḳaffathornldquo in EI2 Bd III S 884 276 De Blois bdquoTardjamaldquo in EI2 Bd X S 231 277 Ibn an-NadIacutem al-Fihrist S 132 278 Brockelmann C bdquoKalIacutela wa Dimnaldquo in EI2 Bd IV S 503 279 De Blois Burzōyacutes Voyage S 1 Vgl TafaplusmnplusmnulIacute TAacuterIacuteiquest-i adabiyAacutet S 302
218
einen indischen Ursprung verfuumlgen280 Das Datum der Originalversion dieses Werkes sowie
dessen Verfasser koumlnnen nicht praumlzise bestimmt werden doch glaubt Hertel in seiner
Untersuchung dass es etwa um 300 n Chr zusammengestellt worden sein sollte281 Aus dem
Beginn der Einleitung der arabischen Version von bdquoKalIacutela wa Dimnaldquo geht hervor dass der
mittelpersische Text aus dem die arabische Version uumlbersetzt wurde von einem persischen
Mediziner namens Burzōy verfasst wurde der am Hofe des sassanidischen Koumlnigs AnUacuteEcircIacuterwAacuten
(reg 531-579 n Chr) als Arzt taumltig war282 Er begab sich auf Veranlassung von AnUacuteEcircIacuterwAacuten
zum Zwecke der Uumlbersetzung und Bearbeitung von bdquoKalIacutela wa Dimnaldquo nach Indien und
brachte dieses Werk mit nach Persien283 Ibn al-Muqaffathorn uumlbersetzte es im zweiten
Jahrhundert ins Arabische284 Von bdquoKalIacutela wa Dimnaldquo sind mehrere arabische Versionen
erhalten geblieben Die aumllteste erhaltene Version ist ein Exemplar aus dem Jahre 618
fuumlnfhundert Jahre nach thornAbdallAacuteh ibn al-Muqaffathorn285 Im sechsten Jahrhundert n Chr wurde
Burzōys mittelpersischer Ursprungstext von bdquoKalIacutela wa Dimnaldquo durch einen Periodeutes286
namens BUacuted auch ins Syrische uumlbertragen Dies ist die aumlltere Version des in syrischer Sprache
angefertigten Exemplars von bdquoKalIacutela wa Dimnaldquo die ausschlieszliglich als ein unvollstaumlndiges
Manuskript aus dem sechzehnten Jahrhundert erhalten geblieben ist287
Unter der Uumlberschrift bdquoUumlbersetzungsbewegungldquo wurde bereits darauf hingewiesen dass der
modernen Forschung der Nachweis gelang dass es nicht wie berichtet wird Ibn al-
Muqaffathorn288 war der die griechischen Schriften von Aristoteles uumlber die Logik aus dem
Mittelpersischen ins Arabische uumlbertrug Wissenschaftler wie Kraus beziehen sich in ihrer
Argumentation auf die erhaltene Handschrift dreier Abschnitte des Werkes bdquoOrganonldquo (arab
al-ArtradeanUacuten) die Ibn al-Muqaffathorns Sohn thornAbdallAacuteh als den eigentlichen Uumlbersetzer dieser
Werke anerkennt289
Auf religioumlser Ebene bekannte sich Ibn al-Muqaffathorn wie bereits erwaumlhnt zunaumlchst
zum Zoroastrismus290 Spaumlter konvertierte er durch thornIgravesAacute ibn thornAlIacute den Onkel des abbasidischen
Kalifen al-ManEgraveUacuter (reg 136-158) zum Islam291 Auch Ibn al-Muqaffathorn wurde die
280 Ebd S 1 281 Hertel J Das Pantildecatantra seine Geschichte und seine Verbreitung Leipzig 1914 S 8 f 282 De Blois Burzōyacutes Voyage S 1 Vgl TafaplusmnplusmnulIacute TAacuterIacuteiquest-i adabiyAacutet S 302 283 Ebd S 2 284 Ibn an-NadIacutem al-Fihrist S 132 285 De Blois Burzōyacutes Voyage S 3 286 Ein Periodeutes ist ein Beamter aus der Ostkirche der unter einem Bischof steht Ebd S 2 287 Ebd S 1 f Vgl Brockelmann bdquoKalIacutela wa Dimnaldquo in EI2 Bd IV S 503 288 Ibn an-NadIacutem al-Fihrist S 309 Vgl Ibn al-QifOcircIacute TAacuterIacuteiquest al-frac12ukamAacuteyuml S 220 Ibn AbIacute UEgraveaibithorna thornUyUacuten Bd I S 308 289 Kraus bdquoZu Ibn al-Muqaffathornldquo in RSO Bd XIV S 1 ff Vgl De Blois bdquoTardjamaldquo in EI2 Bd X S 231 290 Al-BalAacuteordfurIacute AnsAacuteb Bd III S 218 291 Al-sup1ahEcircayAacuterIacute al-WuzarAacuteyuml S 103 109 Vgl Ibn an-NadIacutem al-Fihrist S 132 Ibn frac34allikAacuten WafayAacutet Bd II S 151 AEgrave-AEligafadIacute al-WAacutefIacute Bd XVII S 636
219
Zugehoumlrigkeit zur zandiqa vorgeworfen Al-MahdIacute (reg 158-169) unter dem die ZanAacutediqa
stark verfolgt wurden292 sagt uumlber Ibn al-Muqaffathorn
bdquoIch fand kein Buch zur zandiqa dessen Ursprung nicht bei Ibn al-Muqaffathorn lagldquo293
Al-BIacuterUacutenIacute beschuldigt Ibn al-Muqaffathorn sogar die Fundamente des Islam aufgeweicht zu
haben und die Verbreitung des Manichaumlismusrsquo anzustreben als dieser der Uumlbersetzung des
Buches bdquoKalIacutela wa Dimnaldquo aus dem Persischen ins Arabische ein eigenes Kapitel namens
bdquoBurzUacuteya aOcirc-OcircabIacutebldquo hinzufuumlgte294 Die Zugehoumlrigkeit Ibn al-Muqaffathorns zur zandiqa begruumlndet
Sayyid MurtaplusmnAacute in seinem Werk bdquoal-AmAacutelIacuteldquo mit zwei Gedichten von al-Afrac12waEgrave die Ibn al-
Muqaffathorn zitiert haben soll als er an einem Feuertempel vorbeiging Laut ZaryAacuteb koumlnnen
diese Gedichte lediglich auf ein zoroastrisches Bekenntnis Ibn al-Muqaffathorns hinweisen und
nicht auf Manichaumlismus295 Daruumlber hinaus liefern die arabischen Quellen folgende Anekdote
die Ibn al-Muqaffathorns manichaumlische Tendenzen widerlegt Ibn al-Muqaffathorn kam zum thornIgravesAacute ibn
thornAlIacute mit der Bitte ihn zum Islam zu konvertieren thornIgravesAacute erwiderte dass sie damit bis morgen
warten sollten Als sie zu essen begannen murmelte Ibn al-Muqaffathorn ein zoroastrisches
Gebet thornIgravesAacute fragte ihn erstaunt wieso er wie die Zoroastrier murmele waumlhrend er gleichzeitig
zum Islam konvertieren moumlchte Darauf antwortete Ibn al-Muqaffathorn dass er niemals ohne
Religion uumlbernachten koumlnne296 Dazu stellt ZaryAacuteb eine berechtigte Frage Wie konnte Ibn al-
Muqaffathorn ein Zoroastrier oder ein Muslim sein und gleichzeitig ein Manichaumler wo doch beide
Religionen den Manichaumlismus bekaumlmpften297
Der zaidische Gelehrte al-QAacutesim ibn IbrAacutehIacutem (gest 246) greift in seiner Abhandlung bdquoar-
Radd thornalAacute az-zindIacuteq al-lathornIacuten Ibn al-Muqaffathornldquo (Widerlegung des verdammten zindIacuteqs Ibn al-
Muqaffathorn) Ibn al-Muqaffathorn an und beschimpft ihn Diese Abhandlung sagt aber wenig uumlber
die Weltanschauung Ibn al-Muqaffathorns aus vielmehr geht es in ihr um den Manichaumlismus und
dessen Lehre im Allgemeinen298 Auch Ibn al-Muqaffathorns Formel bdquoIm Namen des Lichtes des
Barmherzigen des Erbarmersldquo (bi ism an-nUacuter ar-rafrac12mAacuten ar-rafrac12Iacutem) darf laut ZaryAacuteb nicht als
feindliche Aumluszligerung gegen den Koran oder den Islam angesehen werden299 Daruumlber hinaus
liefert al-QAacutesim ibn IbrAacutehIacutem selbst in diesem Werk ein Zitat von Ibn al-Muqaffathorn in dem
292 De Blois bdquoZindIacuteAringldquo in EI2 Bd XI S 511 f 293 Ibn frac34allikAacuten WafayAacutet Bd II S 151 Vgl Aordf-copyahabIacute TAacuterIacuteiquest al-islAacutem Bd IX S 199 Aordf-copyahabIacute Siyar Bd VI S 209 294 Al-BIacuterUacutenIacute Tafrac12qIacuteq S 123 295 ZaryAacuteb thornA bdquoIbn al-Muqaffathornrdquo in DBI Bd IV S 670-680 (hier S 671) 296 Ibn frac34allikAacuten WafayAacutet Bd II S 151 Vgl Al-BalAacuteordfurIacute AnsAacuteb Bd III S 218 Aordf-copyahabIacute Siyar Bd VI S 208 297 ZaryAacuteb bdquoIbn al-Muqaffathornldquo in DBI Bd IV S 671 298 AfEcircAacuter MAacutenIacute S 77 ff 299 ZaryAacuteb bdquoIbn al-Muqaffathornldquo in DBI Bd IV S 672
220
dieser die manichaumlische Elemente Licht (nUacuter) und Dunkelheit (atildeulma) mit Weisheit (frac12ikma)
und Unwissenheit (ordmahl) gleichsetzt300
Es existieren keine Belege dafuumlr dass Ibn al-Muqaffathorn sich tatsaumlchlich zum Manichaumlismus
bekannte
VI2b VI2b VI2b VI2b AbAacuten ibn thornAbd alAbAacuten ibn thornAbd alAbAacuten ibn thornAbd alAbAacuten ibn thornAbd al----frac14amIacuted alfrac14amIacuted alfrac14amIacuted alfrac14amIacuted al----LAacutefrac12iqIacute arLAacutefrac12iqIacute arLAacutefrac12iqIacute arLAacutefrac12iqIacute ar----RaqRaqRaqRaqqqqqAacuteEcircIacuteAacuteEcircIacuteAacuteEcircIacuteAacuteEcircIacute
AbAacuten ibn thornAbd al-frac14amIacuted al-LAacutefrac12iqIacute301 (gest 200) gehoumlrte zu den beruumlhmten Hofpoeten
Literaten und Uumlbersetzern der fruumlhabbasidischen Epoche302 Seine Familie von deren
Mitgliedern mehrere im Bereich der Poesie qualifiziert waren303 stammte urspruumlnglich aus
der in Suumldpersien gelegenen Stadt FasAacute304 und war durch Affiliation maulAacute von RaqqAacuteEcirc ibn
RabIacutethorna305 Zunaumlchst hielt sich AbAacuten in BaEgravera auf ging aber unter der Herrschaft ar-RaEcircIacuteds
(reg 170-193) nach Bagdad um sich mit den Barmakiden zu verbinden306 Insbesondere
stand er in enger Beziehung zu al-Faplusmnl ibn Yafrac12yAacute al-BarmakIacute Durch ihn kam er in direkten
Kontakt mit Yafrac12yAacute ibn frac34alid und gehoumlrte zu dessen Kreis307 Die Verbindung mit den
Barmakiden wurde so intensiv dass Yafrac12yAacute die Uumlberpruumlfung der Dichter und deren Dichtung
sowie ihre Reihenfolge beim Erhalt der Geschenke ihm uumlberlieszlig Dies wurde die Grundlage
der Feindschaft zwischen AbAacuten und AbUacute NuwAacutes308 AbAacuten pries in seinen Lobdichtungen die
Barmakiden insbesondere al-Faplusmnl ibn Yafrac12yAacute und den abbasidischen Kalifen ar-RaEcircIacuted und
erhielt dafuumlr Preise309
In seiner Karriere als Hofdichter uumlbertrug AbAacuten ibn thornAbd al-frac14amIacuted mehrere beruumlhmte
Prosawerke aus dem persischen und indischen Kulturkreis in Gedichtform und zwar in
muzdawaordm wie etwa das beruumlhmte Werk bdquoKalIacutela wa Dimnaldquo310 Laut prosopographischer
Werke war es Yafrac12yAacute ibn frac34Aacutelid al-BarmakIacutes groumlszligter Wunsch dieses Buch auswendig zu
lernen was ihm schwer fiel Hier schuf AbAacuten ibn thornAbd al-frac14amIacuted Abhilfe und verwandelte
300 AfEcircAacuter MAacutenIacute S 81 301 AbAacuten ibn thornAbd al-frac14amIacuted ibn al-LAacutefrac12iq ibn thornUfair ar-RaqqAacuteEcircIacute 302 Ibn al-Muthorntazz OacuteabaqAacutet S 272 Vgl Al-IEgravefahAacutenIacute al-AtradeAacutenIacute Bd XXIII S 143 Al-frac34aOcircIacuteb al-BatradedAacutedIacute TAacuterIacuteiquest Bd VII S 44 Aordf-copyahabIacute TAacuterIacuteiquest al-islAacutem Bd XIII S 86 AEgrave-AEligafadIacute al-WAacutefIacute Bd V S 302 Ibn al-AbbAacuter IthorntAacuteb S 77 303 Ibn an-NadIacutem al-Fihrist S 186 304 Stern S M bdquoAbAacuten ibn thornAbd al-frac14amIacuted al-LAacutefrac12iḳIacuteldquo in EI2 Bd I S 2 305Al-IEgravefahAacutenIacute al-AtradeAacutenIacute Bd XXIII S 139 Vgl Al-frac34aOcircIacuteb al-BatradedAacutedIacute TAacuterIacuteiquest Bd VII S 44 Aordf-copyahabIacute TAacuterIacuteiquest al-islAacutem Bd IX S 86 AEgrave-AEligafadIacute al-WAacutefIacute Bd V S 302 306 Ebd Bd XXIII S 142 f Vgl Al-frac34aOcircIacuteb al-BatradedAacutedIacute TAacuterIacuteiquest Bd VII S 44 Ibn al-AbbAacuter IthorntAacuteb S 77 307 Ebd Bd XXIII S 142 f Vgl AEgrave-AEligafadIacute al-WAacutefIacute Bd V S 302 308 Ibn al-Muthorntazz OacuteabaqAacutet S 272 309 Ebd S 240 Vgl Al-frac34aOcircIacuteb al-BatradedAacutedIacute TAacuterIacuteiquest Bd VII S 44 310 Ebd S 240 Vgl Al-IEgravefahAacutenIacute al-AtradeAacutenIacute Bd XXIII S 139 Ibn an-NadIacutem al-Fihrist S 132 Aordf-copyahabIacute TAacuterIacuteiquest al-islAacutem Bd XIII S 86 Ibn al-AbbAacuter IthorntAacuteb S 82
221
das Werk innerhalb von drei Monaten in eine qaEgraveIacuteda von 14000 Versen311 Aumlhnlich uumlbertrug
er folgende Werke in Dichtung bdquoDas Buch der Biographie von ArdaEcircIacuterldquo (KitAacuteb sIacuterat
ArdaEcircIacuter) bdquoBuch der Biographie von AnUacuteEcircIacuterwAacutenldquo (KitAacuteb sIacuterat AnUacuteEcircIacuterwAacuten) bdquoDas Buch von
Mazdakldquo (KitAacuteb Mazdak) bdquoDas Buch des Traumes Indiensldquo (KitAacuteb frac12ilm al-Hind) bdquoDas Buch
Bilauhar und BUacuteordfAacutesafldquo (KitAacuteb Bilauhar und BUacuteordfAacutesaf) bdquoDas Buch SindbAacutedldquo (KitAacuteb SindbAacuted)
bdquoDas Buch des Fastens und Ruumlckzugsldquo (KitAacuteb aEgrave-EgraveiyAacutem wa rsquol-ithorntikAacutef)312
Laut al-IEgravefahAacutenIacute wurde AbAacuten ibn thornAbd al-frac14amIacuted auf religioumlser Ebene von seinen
Gegnern die Zugehoumlrigkeit zum Dualismus (Manichaumlismus) vorgeworfen AbUacute NuwAacutes der
selbst der zandiqa verdaumlchtigt wurde schmaumlhte AbAacuten etwa in einem Gedicht und beschuldigte
ihn sich zu Manichaumlismus zu bekennen Dies geschah nachdem Yafrac12yAacute ibn frac34Aacutelid wie oben
erwaumlhnt AbAacuten anstelle von AbUacute NuwAacutes die Uumlberpruumlfung der Dichter und die Feststellung von
deren Reihenfolge beim Erhalt der Preise uumlberlieszlig
bdquoAls wir sagten dass der Gebetruf geendet habe (und es Zeit sei zu beten) sagte er (AbAacuten) Wie bezeugt ihr dies ohne es gesehen zu habenlsquo Ich (AbUacute NuwAacutes) sagte Gepriesen sei Gottlsquo Er (AbAacuten) aber sagte Gepriesen sei MAacutenIacutelsquoldquo313
Aumlhnlich warf al-Muthornaordfordfil ibn sup3IacutelAacuten dem AbAacuten die Zugehoumlrigkeit zum Manichaumlismus vor
Trotz der Freundschaft zwischen beiden Maumlnnern kam es oumlfter zu gegenseitiger
Diffamierung
bdquoIch sah AbAacuten am Tag des Fastenfestes betend Ich wunderte mich und lachte uumlber ihn Wie betet ein herzbetruumlbter Mann waumlhrend er sich zur Religion MAacutenIacutes bekennt Das ist erstaunlichldquo314
Es gibt keine Belege dafuumlr dass AbAacuten ibn thornAbd al-frac14amIacuted behelligt worden waumlre aufgrund
einer Zuneigung zum Manichaumlismus Wahrscheinlich fuumlhrte AbAacutens enger Umgang mit
EcircuthornUacutebIacutetischen Personen wie BaEcircEcircAacuter ibn Burd Ibn al-Muqaffathorn thornAlIacute ibn al-frac34alIacutel usw die fuumlr
die islamische Orthodoxie in ihrer Religion alle verdaumlchtig waren zu solchen Bendash
schuldigungen315 Sowohl persoumlnliche Differenzen mit seinen Gegnern als auch tiefe
Sympathie fuumlr die persische Kultur duumlrften weitere Gruumlnde fuumlr derlei Beschuldigungen sein
311 Fuumlr diese Dichtung erhielt AbAacuten von Yafrac12yAacute ibn frac34Aacutelid al-BarmakIacute 10000 DIacutenAacuter Yafrac12yAacutes Sohn al-Faplusmnl gab ihm 5000 DIacutenAacuter und sup1athornfar sagte zu ihm bdquoGenuumlgt es dir nicht wenn ich es auswendig lerne und davon zitiereldquo AbAacuten gab ein Drittel dieses Geldes als Almosen Al-frac34aOcircIacuteb al-BatradedAacutedIacute TAacuterIacuteiquest Bd VII S 44 Vgl Al-IEgravefahAacutenIacute al-AtradeAacutenIacute Bd XXIII S 139 Ibn al-AbbAacuter IthorntAacuteb S 82 Al-sup1ahEcircayAacuterIacute al-WuzarAacuteyuml S 211 312 Ibn an-NadIacutem al-Fihrist S 132 186 313 Al-IEgravefahAacutenIacute al-AtradeAacutenIacute Bd XXIII S 139 f 314 Ebd Bd XXIII S 141 315 Ebd Bd XVIII S 74
222
VI2c VI2c VI2c VI2c Die Familie Die Familie Die Familie Die Familie anananan----NaubaiquesttNaubaiquesttNaubaiquesttNaubaiquesttIacuteIacuteIacuteIacute
Die Mitglieder der bekannten Familie an-NaubaiquesttIacute die urspruumlnglich aus Persien stammte
waren ab der Mitte des zweiten Jahrhunders bis zum Beginn des fuumlnften Jahrhunderts am
abbasidischen Hof als Astronomen Uumlbersetzer Autoren und Theologen vertreten316 Sie
waren fAacutersIacute rsquol-aEgravel317 und bekannten sich uumlberwiegend zur zwoumllferschiitischen
Glaubensrichtung Ihre Herkunft fuumlhrten sie auf den durch das bdquoŠAacuteh-nAacutemaldquo beruumlhmt
gewordenen Helden GIacutew Sohn von GUacutedarz zuruumlck318 In der vorliegenden Dissertation wird
auf die bekanntesten Mitglieder dieser Familie eingegangen An-Naubaiquestt319 auf den der
Name der Familie zuruumlckzufuumlhren ist taucht zum ersten Mal zur Regierungszeit des zweiten
abbasidischen Kalifen al-ManEgraveUacuter (reg 136-158) auf320 Al-MasthornUacutedIacute berichtet von den
Ereignissen der Abbasidenzeit vor der Herrschaft al-QAacutehirs (reg 320 322) wobei er einen
gewissen Mufrac12ammad ibn thornAlIacute al-thornAbdIacute al-frac34urAacutesAacutenIacute zitiert Laut al-frac34urAacutesAacutenIacute galt al-ManEgraveUacuter
als der erste Kalif der sich fuumlr Sternkunde interessierte und sich praumlzise nach den
Anweisungen der Astronomen richtete Anschlieszligend verraumlt al-frac34urAacutesAacutenIacute dass der
zoroastrische Astronom an-Naubaiquestt den Kalifen al-ManEgraveUacuter bei dessen politischen
Entscheidungen beriet321 An-Naubaiquestt soll al-ManEgraveUacuter schon vor dem Aufstieg der Abbasiden
in einem Gefaumlngnis in al-AhwAacutez getroffen und ihm prophezeit haben dass dieser bald uumlber
die Gebiete FAacuters frac34urAacutesAacuten und al-sup1ibAacutel herrschen werde322 Als al-ManEgraveUacuter nach dem Tod
seines Bruders as-SaffAacutefrac12 (reg 132-136) zum Kalifen erklaumlrt wurde schloss sich ihm an-
Naubaiquestt an und wurde sein persoumlnlicher astronomischer Berater323 In seiner Karriere als
hochqualifizierter Hofastronom bestimmte an-Naubaiquestt unter anderem in Zusammenarbeit mit
dem aus Baliquest stammenden juumldischen Astronom MAacutešAacuteyumlallAacuteh die optimale Uhrzeit fuumlr die
Gruumlndung der neuabbasidischen Hauptstadt Bagdad im Jahre 145324 Zu seinen
astronomischen Aufgaben gehoumlrte auch die Berechnung des Siegesdatums (copyi rsquol-qathornda im
Jahre 145) des Kalifen al-ManEgraveUacuter uumlber den Unruhestifter IbrAacutehIacutem ibn thornAbdallAacuteh ibn al-frac14asan
der sich in BaEgravera gegen ihn erhoben hatte325 Ansonsten ist wenig uumlber an-Naubaiquestt bekannt
316 Pingree bdquoAbUacute Sahl b Nawbaḵtldquo in EIr Onlineversion wwwiranicacom Vgl IqbAacutel AgraveEcirctiyAacutenIacute thornA frac34AacutendAacuten-i NaubaiquesttIacute Teheran 1932 S 1 ZaryAacuteb thornA bdquoAgravel-i Naubaiquesttrdquo in DBI Bd II S 177-178 (hier S 177) 317 Ibn an-NadIacutem al-Fihrist S 333 318 Al-Bufrac12turIacute al-WalIacuted DIacutewAacuten Bd I ed As-SIacuterAacutefIacute frac14 K Kairo 1963 S 57 und Bd II S 172 Vgl IqbAacutel frac34AacutendAacuten-i NaubaiquesttIacute S 6 319 bdquoNaubaiquesttldquo ist ein Kompositum aus bdquonauldquo (neu) und bdquobaiquesttldquo (Gluumlck) IqbAacutel frac34AacutendAacuten-i NaubaiquesttIacute S 5 320 As-SamthornAacutenIacute al-AnsAacuteb Bd XIII S 190 321 Al-MasthornUacutedIacute MurUacuteordm Bd IV S 314 322 Al-frac34aOcircIacuteb al-BatradedAacutedIacute TAacuterIacuteiquest Bd X S 54 f Vgl Massignon L bdquoNawbakhtldquo in EI2 Bd VII S 1043 323 Ebd Bd X S 54 324 Al-BIacuterUacutenIacute AgraveYacuteAacuter S 270 Vgl Sezgin F Geschichte des arabischen Schrifttums Bd VII Leiden 1979 S 100 325 AOcirc-OacuteabarIacute TAacuterIacuteiquest Bd VII S 648 Vgl Ibn al-AYacuteIacuter al-KAacutemil Bd V S 570
223
auszliger dass von ihm eine bdquoAbhandlung uumlber die Geheimnisse der Sternkundeldquo (ar-RisAacutela fIacute
sarAacuteyumlir al-afrac12kAacutem an-nuordmUacutem) in mehreren handschriftlichen Exemplaren erhalten geblieben
ist326 Da die meisten Mitglieder der an-NaubaiquesttIacute-Familie laut Ibn an-NadIacutem Uumlbersetzer aus
dem Mittelpersischen ins Arabische waren327 handelt es sich dabei laut IqbAacutel wahrscheinlich
um ein Uumlbersetzungswerk aus dem Mittelpersischen328 An-Naubaiquestt blieb seinem
zoroastrischen Glauben treu Somit erweiterte sich das Spektrum religioumlser Bekenntnisse
innerhalb der EacuteuthornUacutebiyya und umfasste neben Muslimen nunmehr auch Andersglaumlubige
Als an-Naubaiquestt ein hohes Lebensalter erreicht hatte nahm sein Sohn AbUacute Sahl329 auf
Veranlassung des Kalifen al-ManEgraveUacuter die Position seines Vaters als offizieller Hofastronom
ein330 Al-ManEgraveUacuter bat AbUacute Sahl um eine Prophezeiung fuumlr seine Hauptstadt welcher durch
seine astrologischen Berechnungen zu dem Schluss kam dass in der neugegruumlndeten Stadt
kein Kalif eines natuumlrlichen Todes sterben werde331 AbUacute Sahl blieb weiterhin im Dienste des
Kalifen al-ManEgraveUacuter und beriet ihn in seinen politischen Entscheidungen Gemeinsam mit dem
Hofmediziner Ibn al-LaordmlAacuteordm begleitete er den abbasidischen Herrscher im Jahre 158 auf seiner
letzten Pilgerfahrt Bevor al-ManEgraveUacuter Mekka aber erreichen konnte starb er genau wie sein
Mediziner Ibn al-LaordmlAacuteordm prognostiziert hatte an einer schweren Krankheit332 AbUacute Sahls
Lebensumstaumlnde unter den zwei darauf folgenden Kalifen al-MahdIacute (reg 158-169) und al-
HAacutedIacute (reg 169-170) bleiben im Unklaren333 Doch die Quellen berichten davon dass AbUacute
Sahl zur Regierungszeit von ar-RašIacuted (reg 170-193) im bdquoBait al-frac12ikmaldquo taumltig war wo unter
anderem Vertreter der ŠuthornUacutebiyya wie Sahl ibn HAacuterUacuten Salm thornAllAacuten aEcirc-EacuteuthornUacutebIacute und
hochqualifizierte Uumlbersetzer der damaligen Zeit verkehrten Ibn an-NadIacutem zufolge uumlbertrug er
eine Reihe mittelpersischer Werke ins Arabische334 Hinsichtlich seines astronomischen und
astrologischen Wissens stuumltzte sich AbUacute Sahl in besonderem Maszlige auf die mittelpersische
Fachliteratur335 Uumlber sein Engagement bei Uumlbersetzungen hinausgehend verfasste AbUacute Sahl
vor allem auf astronomischem Gebiet auch eigene Werke die allerdings allesamt verloren
326 Ullmann M Die Natur- und Geheimwissenschaften im Islam Leiden 1972 S 303 Vgl Pingree bdquoAbUacute Sahl b Nawbaḵtldquo in EIr Onlineversion wwwiranicacom 327 Ibn an-NadIacutem al-Fihrist S 333 328 IqbAacutel frac34AacutendAacuten-i NaubaiquesttIacute S 9 f 329 AbUacute Sahl al-Faplusmnl ibn an-Naubaiquestt bekannt als AbUacute Sahl trug zuerst den persischen Namen frac34uršAacuteordfmAacuteh OacuteIacutemAacuteordfAacute MAacutebAacuteordfAacuter frac34usrau AbhamšAacuteordf und stellte sich dem Kalifen al-ManEgraveUacuter mit eben diesem Namen vor Aufgrund der Laumlnge seines Namens schlug ihm al-ManEgraveUacuter vor die Kunya bdquoAbUacute Sahlldquo anzunehmen An-Naubaiquestts Sohn uumlbernahm die vorgeschlagenen Kunya und wurde von diesem Zeitpunkt an AbUacute Sahl genannt Ibn al-QifOcircIacute TAacuterIacuteiquest al-frac12ukamAacuteyuml S 409 Vgl Ibn AbIacute UEgraveaibithorna thornUyUacuten Bd I S 152 330 Ebd S 409 Vgl Ibn AbIacute UEgraveaibithorna thornUyUacuten Bd I S 152 331 YAacuteqUacutet Muthornordmam al-buldAacuten Bd I S 460 332 Ibn al-QifOcircIacute TAacuterIacuteiquest al-frac12ukamAacuteyuml S 439 Vgl Ibn AbIacute UEgraveaibithorna thornUyUacuten Bd I S 152 333 IqbAacutel frac34AacutendAacuten-i NaubaiquesttIacute S 12 334 Ibn an-NadIacutem al-Fihrist S 333 305 Vgl Ibn al-QifOcircIacute TAacuterIacuteiquest al-frac12ukamAacuteyuml S 255 IqbAacutel frac34AacutendAacuten-i NaubaiquesttIacute S 12 335 Ebd S 305 Vgl Ibn al-QifOcircIacute TAacuterIacuteiquest al-frac12ukamAacuteyuml S 255
224
gegangen sind336 AbUacute Sahl ist wohl unter der Herrschaft ar-RašIacuteds gestorben denn die
Quellen schweigen von diesem Zeitpunkt an uumlber seine Person337
Zu den bedeutenden Mitgliedern der Familie an-NaubaiquesttIacute gehoumlrte weiterhin IsmAacutethornIacutel ibn thornAlIacute
an-NaubaiquesttIacute338 auch beruumlhmt als AbUacute Sahl (gest 311) Dieser galt als eine der wichtigsten
fuumlhrenden Persoumlnlichkeiten der Zwoumllferschia seiner Zeit in Bagdad339 und war ein
hochqualifizierter Gelehrter auf dem Gebiet des kalAacutem340 Ihr tiefes Interesse fuumlr Philosophie
war der Grund dafuumlr dass AbUacute Sahl und sein Neffe al-frac14asan ibn MUacutesAacute an-NaubaiquesttIacute (gest
300-310) auf dessen Person im Folgenden noch eingegangen wird in enger Verbindung mit
den Uumlbersetzern der griechisch-philosophischen Schriften wie OtildeAacutebit ibn Qurra (gest 288)
Isfrac12Aacuteq ibn frac14unain (gest 298) und AbUacute thornUYacutemAacuten ad-DimaEcircqIacute (gest um 302) standen341 Sie alle
trafen sich regelmaumlszligig im Hause al-frac14asan ibn MUacutesAacutes um sich in religioumlsen und
philosophischen Fragen auszutauschen342
Als schiitischer Gelehrter und Autor begruumlndete AbUacute Sahl unterstuumltzt von seinem Neffen al-
frac14asan ibn MUacutesAacute und seinem Bruder AbUacute sup1athornfar Mufrac12ammad ibn thornAlIacute die BanUacute Naubaiquestt-
Schule welche die muthorntazilIacutetische Doktrin mit der ImAacutemIacute-Lehre vermengte343 Im Rahmen
seines schiitischen Glaubens verfasste AbUacute Sahl zahlreiche Werke die allesamt verloren
gegangen sind344
Andeutungen in den arabischen Quellen zufolge nahm AbUacute Sahl eine hohe Position als
Sekretaumlr ein Zur Regierungszeit des abbasidischen Kalifen al-Muqtadir (reg 295-320) war er
derjenige der gemeinsam mit weiteren Beamten im Jahre 311 vom schiitischen Wesir Ibn al-
FurAacutet dazu beauftragt wurde die illegal eingetriebenen Steuergelder der Stadt al-WAacutesiOcirc aus
den Haumlnden des gegen die Schiiten gerichteten frac14Aacutemid ibn al-thornAbbAacutes zuruumlckzuholen345 AbUacute
Sahl an-NaubaiquesttIacute starb im Jahre 311346
336 Ebd S 305 Vgl Ibn al-QifOcircIacute TAacuterIacuteiquest al-frac12ukamAacuteyuml S 255 337 Pingree bdquoAbUacute Sahl b Nawbaḵtldquo in EIr Onlineversion wwwiranicacom 338 AbUacute Sahl IsmAacutethornIacutel ibn thornAlIacute ibn Isfrac12Aacuteq ibn AbUacute Sahl an-NaubaiquesttIacute 339 Ibn an-NadIacutem al-Fihrist S 225 340 Ebd S 225 Vgl AOcirc-OacuteUacutesIacute al-Fihrist S 13 341 Ebd S 225 Vgl IqbAacutel frac34AacutendAacuten-i NaubaiquesttIacute S 120 342 Der enge Kontakt mit OtildeAacutebit ibn Qurra ist durch ein von AbUacute Sahl verfasstes Werk mit dem Titel bdquoSeine (AbUacute Sahls) Veranstaltungen mit OtildeAacutebit ibn Qurraldquo (KitAacuteb maordmAacutelisihi mathorna OtildeAacutebit ibn Qurra) zu belegen Ebenfalls weist ein Buch von OtildeAacutebit ibn Qurra in dem er sich mit AbUacute Sahls Fragen befasste und sie beantwortete darauf hin dass beide Maumlnner engen Kontakt pflegten AOcirc-OacuteUacutesIacute al-Fihrist S 13 Vgl Ibn an-NadIacutem al-Fihrist S 225 Ibn al-QifOcircIacute TAacuterIacuteiquest al-frac12ukamAacuteyuml S 118 IqbAacutel frac34AacutendAacuten-i NaubaiquesttIacute S 120 343 Madelung W bdquoAbUacute Sahl NawbaḵtIacuteldquo in EIr Onlineversion wwwiranicacom Vgl IqbAacutel frac34AacutendAacuten-i NaubaiquesttIacute S 123 344 Ibn an-NadIacutem al-Fihrist S 225 Vgl AOcirc-OacuteUacutesIacute al-Fihrist S 12 f 345 Ibn frac34allikAacuten WafayAacutet Bd III S 422 346 Kraemer J L bdquoAl-NawbakhtIacuteldquo in EI2 Bd VII S 1044
225
Ein weiteres Mitglied der Familie an-NaubaiquesttIacute war der beruumlhmte Philosoph Astronom und
schiitische Theologe al-frac14asan ibn MUacutesAacute347 (gest 300-310) Dieser war der Sohn von AbUacute
Sahl IsmAacutethornIacutel ibn thornAlIacute an-NaubaiquesttIacutes Schwester348 Al-frac14asan hatte wie sein Onkel AbUacute Sahl
eine tiefe Vorliebe fuumlr Philosophie und stand im unmittelbaren Kontakt mit den
zeitgenoumlssischen Philosophen und Uumlbersetzern der griechisch-philosophischen Schriften Sein
Haus galt als Treffpunkt dieser Personen349 Al-frac14asans tiefes Interesse fuumlr die griechische
Philosophie fuumlhrte dazu dass er das beruumlhmte aristotelische Werk bdquoKitAacuteb al-kaun wa rsquol-fasAacutedldquo
zusammenfasste350 Zu den bedeutendsten Schriften von al-frac14asan ibn MUacutesAacute an-NaubaiquesttIacute
gehoumlren folgende Werke Sein Buch bdquoWeltanschauugen und Religionenldquo (KitAacuteb al-AacuterAacuteyuml wa
rsquod-diyAacutenAacutet) das unvollendet blieb351 Al-frac14asan ibn MUacutesa diskutierte in seinem Werk nicht nur
die Gedanken diverser islamischer Glaubensrichtungen sondern behandelte auch das
Gedankengut der griechischen Philosophen352 der Inder353 der Sabier354 und Magier355 Sein
Werk bdquoKitAacuteb firaq aEcirc-EcircIacutethornaldquo liefert Auskuumlnfte uumlber die diversen fruumlhschiitischen Zweige356 Al-
frac14asan attackierte die schiitischen Extremisten in einem Werk mit dem Titel bdquoWiderlegung der
schiitischen Extremistenldquo (ar-Radd thornalAacute rsquol-tradeulAacutet) Zur Zuruumlckweisung des Glaubens an die
Reinkarnation (tanAacutesuiquest) verfasste er ebenfalls ein Buch dessen Titel bdquoWiderlegung der
Anhaumlnger der Reinkarnationldquo (KitAacuteb ar-radd thornalAacute aEgravefrac12Aacuteb at-tanAacutesuiquest) lautete Auf dem Gebiet
der Astronomie verfasste al-frac14asan ibn MUacutesAacute ein Werk namens bdquoDie gewonnenen physischen
Argumente aus den Werken des Aristoteles zur Widerlegung desjenigen der behauptet dass
die Sphaumlre ein rationales Wesen seildquo (frac14uordmaordm OcircabIacutethorniyya mustaiquestraordma min kutub ArisOcircAacuteOcircilIacutes fIacute rsquor-
radd thornalAacute man zathornima anna rsquol-falak ḥayyun nAacuteṭiq)357
VI2d VI2d VI2d VI2d Die FamilieDie FamilieDie FamilieDie Familie BuiquesttIacutešUacuteBuiquesttIacutešUacuteBuiquesttIacutešUacuteBuiquesttIacutešUacutethornthornthornthorn
Die Mitglieder der beruumlhmten nestorianischen Familie BuiquesttIacutešUacutethorn machten sich in der
abbasidischen Aumlra vor allem als hochqualifizierte Mediziner einen Namen Sie stammten
347 AbUacute Mufrac12ammad al-frac14asan ibn MUacutesAacute an-NaubaiquesttIacute 348 Ibn an-NadIacutem al-Fihrist S 225 Vgl AOcirc-OacuteUacutesIacute al-Fihrist S 46 Sezgin Geschichte des arabischen Schrifttums Bd I S 539 349 Ebd S 225 Vgl Pingree D bdquoNawbaḵtIacute Ḥasan b MUacutesāldquo in EIr Onlineversion wwwiranicacom 350 Ebd S 226 Vgl AOcirc-OacuteUacutesIacute al-Fihrist S 46 Nach Ibn an-NadIacutem uumlbersetzte frac14unain ibn Isfrac12Aacuteq dieses Werk aus dem Griechischen ins Syrische Danach uumlbertrugen es sein Sohn Isfrac12Aacuteq und AbUacute thornUYacutemAacuten ad-DimaEcircqIacute ins Arabische Ebd S 311 Da kein Beleg dafuumlr existiert dass al-frac14asan ibn MUacutesAacute die griechische Sprache beherrschte hat er sich wahrscheinlich an die von Isfrac12Aacuteq und AbUacute thornUYacutemAacuten durchgefuumlhrten arabischen Uumlbersetzungen gehalten IqbAacutel frac34AacutendAacuten-i NaubaiquesttIacute S 129 351 Ebd S 225 Vgl AOcirc-OacuteUacutesIacute al-Fihrist S 46 352 Ibn al-sup1auzIacute thornAbd ar-Rafrac12mAacuten TalbIacutes iblIacutes ed thornAl Iacute frac34 Beirut o J S 55 ff 353 Ebd S 75 354 Ebd S 83 355 Ebd S 86 356 An-NaubaiquesttIacute al-frac14asan Firaq aEcirc-EcircIacutethorna ed MaEcirckUacuter M sup1 Teheran 1361 S 1 ff 357 Ibn an-NadIacutem al-Fihrist S 225 Vgl AOcirc-OacuteUacutesIacute al-Fihrist S 46
226
urspruumlnglich aus der in Persien gelegenen Stadt sup1undIacutešAacutebUacuter (mp Weh-Andiōk-ŠAacutebuhr) und
dienten den abbasidischen Kalifen vom zweiten bis zur Mitte des fuumlnften Jahrhunderts als
Leibaumlrzte358 Sie trugen sowohl durch eigene Aktivitaumlt als auch durch Motivierung anderer
Uumlbersetzer zur Uumlbertragung der medizinischen und philosophischen griechischen Schriften ins
Syrische sowie ins Arabische bei359 Auch an diesem Beispiel ist festzustellen dass innerhalb
der EacuteuthornUacutebiyya nicht nur Muslime sondern auch Andersglaumlubige vertreten waren In der
vorliegenden Arbeit wird auf die beruumlhmtesten Mitglieder der Familie eingegangen
Die erste Person uumlber welche die arabischen Quellen Auskunft geben ist sup1urordmis (sup1UacuterordmIacutes) ibn
sup1ibrIacutel (gest 152)360 Dieser leitete in der Regierungszeit des zweiten Kalifen al-ManEgraveUacuter das
bekannte Krankenhaus von sup1undIacutešAacutebUacuter und war aufgrund seiner medizinischen Qualifikation
und wissenschaftlichen Werke houmlchst renomiert361 Uumlber den Hintergrund von sup1urordmis Reise in
die abbasidische Hauptstadt berichten die arabischen Schriften dass al-ManEgraveUacuter ihn im Jahre
148 zur Behandlung seiner Magenprobleme rief nachdem die hofeigenen Aumlrzte an dieser
Aufgabe gescheitert waren362 sup1urordmis begruumlszligte den Kalifen auf Persisch und Arabisch und
behandelte ihn erfolgreich363 Dieser Erfolg bescherte ihm und seiner Nachkommenschaft am
abbasidischen Hof Positionen als Leibaumlrzte364 Waumlhrend seines vier Jahre waumlhrenden
Aufenthalts in Bagdad (148-152) lieszlig sup1urordmis seinen Sohn BuiquesttIacutešUacutethorn als Stellvertreter im
Krankenhaus in sup1undIacutešAacutebUacuter zuruumlck365 In Bagdad soll sup1urordmis fuumlr al-ManEgraveUacuter eine groszlige Anzahl
von medizinischen Schriften aus dem Griechischen ins Arabische uumlbertragen haben366
Ebenfalls verfasste er ein beruumlhmtes Werk namens bdquoal-KunnAacutešldquo in syrischer Sprache das der
Medizner und Uumlbersetzer frac14unain ibn Isfrac12Aacuteq (gest 264) spaumlter ins Arabische uumlbersetzte367 Im
Jahre 152 verlieszlig sup1urordmis aufgrund einer schweren Krankheit die abbasidische Hauptstadt mit
dem Wunsch in seiner Heimat zu sterben368
sup1urordmis Sohn BuiquesttIacutešUacutethorn369 (gest 184) der ebenfalls ein beruumlhmter und hochqualifizierter
Mediziner war370 begab sich zum ersten Mal nach Bagdad als der abbasidische Kalif al-
358 Sourdel bdquoBukhtIacuteshUacutethornldquo in EI2 Bd I S 1298 Vgl AgraveordfarnUacuteEcirc Agrave bdquoAgravel-i BuiquesttIacuteEcircUacutethornldquo in DBI Bd I S 602 359 Ibn AbIacute UEgraveaibithorna thornUyUacuten Bd I S 123 144 186 203 360 AbUacute BuiquesttIacutešUacutethorn sup1urordmis (sup1UacuterordmIacutes) ibn sup1ibrIacutel ibn BuiquesttIacutešUacutethorn 361 Ibn an-NadIacutem al-Fihrist S 354 Vgl Ibn al-QifOcircIacute TAacuterIacuteiquest al-frac12ukamAacuteyuml S 158 Ibn AbIacute UEgraveaibithorna thornUyUacuten Bd I S 123 f AEgrave-AEligafadIacute al-WAacutefIacute Bd XI S 222 362 Ibn al-QifOcircIacute TAacuterIacuteiquest al-frac12ukamAacuteyuml S 158 Vgl Ibn AbIacute UEgraveaibithorna thornUyUacuten Bd I S 123 f AEgrave-AEligafadIacute al-WAacutefIacute Bd XI S 222 Shahbazi und Richter-Bernburg bdquoGondēšAacutepurldquo in EIr Onlineversion wwwiranicacom 363 Ebd S 158 Vgl Ibn AbIacute UEgraveaibithorna thornUyUacuten Bd I S 124 364 Ibn AbIacute UEgraveaibithorna thornUyUacuten Bd I S 123 ff 365 Ibn al-QifOcircIacute TAacuterIacuteiquest al-frac12ukamAacuteyuml S 158 101 Vgl Ibn AbIacute UEgraveaibithorna thornUyUacuten Bd I S 124 AEgrave-AEligafadIacute al-WAacutefIacute Bd XI S 222 366 Ibn AbIacute UEgraveaibithorna thornUyUacuten Bd I S 123 203 367 Ibn an-NadIacutem al-Fihrist S 354 Vgl Ibn al-QifOcircIacute TAacuterIacuteiquest al-frac12ukamAacuteyuml S 158 Ibn AbIacute UEgraveaibithorna thornUyUacuten Bd I S 125 368 Ibn al-QifOcircIacute TAacuterIacuteiquest al-frac12ukamAacuteyuml S 159 f Vgl Ibn AbIacute UEgraveaibithorna thornUyUacuten Bd I S 125 369 AbUacute sup1ibrIacutel BuiquesttIacutešUacutethorn ibn sup1urordmis ibn sup1ibrIacutel ibn BuiquesttIacutešUacutethorn
227
MahdIacute ihn aufgrund der Krankheit des Prinzen al-HAacutedIacute einbestellte371 Die Feindseligkeit von
al-MahdIacutes Ehefrau al-frac34aizurAacuten die dessen Arzt AbUacute Quraiš (Qurais) bevorzugte fuumlhrte dazu
dass BuiquesttIacutešUacutethorn mit der Erlaubnis des abbasidischen Kalifen in seine Heimat zuruumlckkehrte Er
begab sich erst wieder nach Bagdad als ihn ar-RašIacuted im Jahre 171 auf Empfehlung seines
Wesirs Yafrac12yAacute ibn frac34Aacutelid al-BarmakIacute zur Behandlung seiner starken Kopfschmerzen nach
Bagdad rief372 Nach erfolgreicher Behandlung bekleidete BuiquesttIacuteEcircUacutethorn auf Veranlassung ar-
RašIacuteds das Amt des Chefarztes in Bagdad welches er bis zu seinem Tod im Jahre 184
ausuumlbte373 Zu seinen Schriften gehoumlren bdquoDas Buch der Erinnerungldquo (KitAacuteb at-taordfkira) das er
fuumlr seinen Sohn sup1ibrIacutel verfasste und die Zusammenfassung des Werkes bdquoal-KunnAacutešldquo374
Im Jahre 175 neun Jahre vor BuiquesttIacutešUacutethorns Tod erschien sein Sohn sup1ibrIacutel375 (gest 213) in
Bagdad als sup1athornfar ibn Yafrac12yAacute al-BarmakIacute (gest 187) von einer Krankheit befallen wurde
BuiquesttIacutešUacutethorn empfahl sup1athornfar seinen Sohn sup1ibrIacutel als geeigneten Arzt Die dreitaumlgige erfolgreiche
Behandlung fuumlhrte zu einer Freundschaft zwischen sup1ibrIacutel und sup1athornfar376 sup1ibrIacutel konnte das
Vertrauen des Kalifen ar-RašIacuted auch aufgrund seiner medizinischen Kompetenz bei der
Behandlung von dessen Sklavin gewinnen377 Zwar genoss sup1ibrIacutel unter diesem abbasidischen
Kalifen hohes Ansehen378 doch lieszlig ar-RašIacuted ihn nach langjaumlhrigem medizinischem Dienst
kurz vor dessen (sup1ibrIacutels) Tod in OacuteUacutes ins Gefaumlngnis werfen Angeblich hatte sich der Arzt zu
kritisch uumlber den ungesunden Lebensstil des Herrschers geaumluszligert Nach einer anderen Version
soll ar-RašIacuted ihn aufgrund der Hetzerei eines Bischofs der sup1ibrIacutel Nachlaumlssigkeit bei der
aumlrztlichen Behandlung des Kalifen vorwarf zum Tode verurteilt haben379 Vor diesem
Verhaumlngnis bewahrte ihn al-Faplusmnl ibn ar-RabIacutethorn der anschlieszligend seine medizinischen Dienste
in Anspruch nahm Nach dem Tode ar-RašIacuteds wurde er zum Leibarzt des Kalifen al-AmIacuten
(reg 193-198)380 Als al-MayumlmUacuten (reg 198-218) sich im Jahre 198 gegen den eigenen Bruder
durchsetzte wies er von Marw aus seinen Stellvertreter in Bagdad al-frac14asan ibn Sahl an
sup1ibrIacutel ins Gefaumlngnis zu werfen da dieser Sympathien fuumlr al-AmIacuten hatte sup1ibrIacutel kam erst auf
370 Ibn an-NadIacutem al-Fihrist S 354 Vgl Ibn al-QifOcircIacute TAacuterIacuteiquest al-frac12ukamAacuteyuml S 100 Ibn AbIacute UEgraveaibithorna thornUyUacuten Bd I S 126 AEgrave-AEligafadIacute al-WAacutefIacute Bd X S 89 371 Ibn al-QifOcircIacute TAacuterIacuteiquest al-frac12ukamAacuteyuml S 101 Vgl Ibn AbIacute UEgraveaibithorna thornUyUacuten Bd I S 126 372 Ebd S 101 Vgl Ibn AbIacute UEgraveaibithorna thornUyUacuten Bd I S 126 373 Ebd S 101 Vgl Ibn AbIacute UEgraveaibithorna thornUyUacuten Bd I S 127 AEgrave-AEligafadIacute al-WAacutefIacute Bd X S 89 374 Ibn an-NadIacutem al-Fihrist S 355 Vgl Ibn AbIacute UEgraveaibithorna thornUyUacuten Bd I S 127 375 AbUacute thornIgravesAacute sup1ibrIacutel ibn BuiquesttIacutešUacutethorn ibn sup1urordmis ibn sup1ibrIacutel ibn BuiquesttIacutešUacutethorn 376 Ibn al-QifOcircIacute TAacuterIacuteiquest al-frac12ukamAacuteyuml S 134 Vgl Ibn AbIacute UEgraveaibithorna thornUyUacuten Bd I S 127 AEgrave-AEligafadIacute al-WAacutefIacute Bd XI S 50 377 Ebd S 134 f Vgl Ibn AbIacute UEgraveaibithorna thornUyUacuten Bd I S 127 AEgrave-AEligafadIacute al-WAacutefIacute Bd XI S 50 378 Ar-RašIacuted schaumltzte sup1ibrIacutel so sehr dass er den Menschen seiner Umgebung sagte wenn diese etwas von ihm (ar-Rašīd) benoumltigten sollten sie sich erst an sup1ibrIacutel wenden denn er wuumlrde jeden Wunsch von sup1ibrIacutel erfuumlllen Ebd S 135 379 Ebd S 140 Vgl Ibn AbIacute UEgraveaibithorna thornUyUacuten Bd I S 128 380 Al-AmIacuten hielt sich im Gegensatz zu seinem Vater an die Regeln seines Arztes sup1ibrIacutel Ebd S 140 f Vgl Ibn AbIacute UEgraveaibithorna thornUyUacuten Bd I S 128
228
freien Fuszlig als al-frac14asan ibn Sahl im Jahre 202 dessen medizinische Dienste benoumltigte Als al-
MayumlmUacuten von Marw nach Bagdad zuruumlckkehrte fiel sup1ibrIacutel beim Kalifen erneut in Ungnade
und stand bis zum Jahre 210 unter Hausarrest bis er aufgrund der ernsthaften Krankheit al-
MayumlmUacutens wieder eingesetzt wurde381 Der Kalif erstattete ihm sein gesamtes beschlagnahmtes
Vermoumlgen doch sup1ibrIacutel starb drei Jahre spaumlter an einer schweren Krankheit382 In seiner
Karriere als Leibarzt der abbasidischen Kalifen verfasste sup1ibrIacutel eine Reihe von medizinischen
und philosophischen Schriften383 doch seine Bedeutung beschraumlnkt sich nicht ausschlieszliglich
auf seine Leistungen im medizinischen Bereich Er foumlrderte auch den Uumlbersetzungsprozess
aus dem Syrischen und Griechischen ins Arabische und soll ar-RašIacuted dazu bewogen haben
Delegationen nach Byzanz zu senden um wissenschaftliche Schriften und Manuskripte zu
erwerben384 Angeblich motivierte er die Uumlbersetzer zu ihrer Aufgabe was beispielsweise
durch seine lobenden Aumluszligerungen fuumlr den bekannten Uumlbersetzer frac14unain ibn Isfrac12Aacuteq zu belegen
ist385
sup1ibrIacutels Sohn BuiquesttIacutešUacutethorn386 (gest 256) der nach dem Tod des Vaters im Jahre 213 dessen Platz
einnahm kam nach Bagdad und begleitete im selben Jahr den Kalifen al-MayumlmUacuten auf seinen
Expeditionen nach Kleinasien387 Unter der Herrschaft von al-WAacuteYacuteiq (reg 227-232) wurde im
Jahre 230 sein gesamtes Vermoumlgen aufgrund der Machenschaften seiner Feinde
beschlagnahmt und er selbst nach sup1undIacutešAacutebUacuter exiliert Fuumlnf Jahre spaumlter rief al-WAacuteYacuteiq
aufgrund seiner schweren Krankheit den Mediziner noch einmal nach SAacutemarrAacuteyuml doch der
Kalif starb bevor sein Arzt eintraf388 BuiquesttIacutešUacutethorn blieb nach dessen Tod in SAacutemarrAacuteyuml und diente
al-Mutawakkil (reg 232-247) als Leibarzt Sein Hab und Gut wurde zweimal beschlagnahmt
und er selbst nach BaEgravera exiliert Der Grund fuumlr das zweite Exil waren gegnerische
Machenschaften die ihm zum Vorwurf machten in die Hinrichtung des Kalifen al-
Mutawakkil verwickelt gewesen zu sein389 Als al-MustathornIacuten (reg 248-252) nach der kurzen
Herrschaft des al-MuntaEgraveir (reg 247-248) an die Macht kam rief er BuiquesttIacutešUacutethorn wieder zu sich
und stellte ihn erneut als Hofmediziner ein Dieses Amt bekleidete er bis zu seinem Tode im
Jahre 256390 Unter den von BuiquesttIacutešUacutethorn verfassten Schriften ist ein Werk uumlber die Schroumlpfung
(frac12iordmAacutema) in Form von Frage und Antwort zu erwaumlhnen391 Den arabischen Schriften ist auch
381 Ebd S 141 Vgl Ibn AbIacute UEgraveaibithorna thornUyUacuten Bd I S 128 382 Ebd S 142 Vgl Ibn AbIacute UEgraveaibithorna thornUyUacuten Bd I S 128 f 383 Ibn AbIacute UEgraveaibithorna thornUyUacuten Bd I S 138 384 OacuteLeary L How greek science passed to the arabs London 1948 S 160 385 Ibn AbIacute UEgraveaibithorna thornUyUacuten Bd I S 186 386 AbUacute thornUbaidallAacuteh BuiquesttIacuteEcircUacutethorn ibn sup1ibrIacutel ibn BuiquesttIacuteEcircUacutethorn ibn sup1urordmis (sup1UacuterordmIacutes) ibn sup1ibrIacutel ibn BuiquesttIacutešUacutethorn 387 Ibn al-QifOcircIacute TAacuterIacuteiquest al-frac12ukamAacuteyuml S 142 388 Ebd S 102 Vgl Ibn AbIacute UEgraveaibithorna thornUyUacuten Bd I S 138 389 Ibn AbIacute UEgraveaibithorna thornUyUacuten Bd I S 138 390 AgraveordfarnUacuteEcirc bdquoAgravel-i BuiquesttIacuteEcircUacutethornldquo in DBI Bd I S 604 391 Ibn AbIacute UEgraveaibithorna thornUyUacuten Bd I S 144
229
zu entnehmen dass frac14unain ibn Isfrac12Aacuteq eine Reihe von Werken Galens (arab sup1AacutelIacutenUacutes) fuumlr
BUacuteiquesttIacutešUacutethorn ins Syrische und Arabische uumlbersetzte392
BuiquesttIacutešUacutethorn hinterlieszlig einen Sohn namens thornUbaidallAacuteh der sich als Finanzbeamter des Kalifen
al-Muqtadir (reg 295-320) betaumltigte und dessen Vermoumlgen nach seinem Tod beschlagnahmt
wurde393 Bevor nun auf den Sohn von thornUbaidallAacuteh eingegangen wird sollen der Chronologie
entsprechend an dieser Stelle zwei weitere Mediziner genannt sein die angeblich zur Familie
BuiquesttIacuteEcircUacutethorn gehoumlrten deren Genealogie aber nicht mit Sicherheit nachweisbar ist394 naumlmlich
YUacutefrac12annAacute (Yafrac12yAacute) ibn BuiquesttIacutešUacutethorn und sein Sohn BuiquesttIacutešUacutethorn YUacutefrac12annAacute (Yafrac12yAacute) ibn BuiquesttIacutešUacutethorn war
der Leibarzt von al-Muwaffaq (gest 278) dem Bruder des abbasidischen Kalifen al-
Muthorntamid (reg 256-279) In seiner Karriere als Hofmediziner soll YUacutefrac12annAacute der die Sprachen
Syrisch und Griechisch hervorragend beherrschte eine groszlige Anzahl von Schriften aus dem
Griechischen ins Syrische uumlbersetzt haben Unter den von YUacutefrac12annAacute im medizinischen Bereich
verfassten Werken ist das Buch bdquoWas ein Mediziner von der Astronomie brauchtldquo (KitAacuteb fIacutemAacute
thornalaih aOcirc-OcircabIacuteb min thornilm an-nuordmUacutem)395 In Zusammenarbeit mit dem beruumlhmten Arzt und
Uumlbersetzer SinAacuten ibn OtildeAacutebit aEgrave-AEligAacutebIacute (gest 331) diente YUacutefrac12annAacutes Sohn BuiquesttIacutešUacutethorn dem
abbasidischen Kalifen al-Muqtadir (reg 296-320) zunaumlchst als Leibarzt396 Spaumlter betaumltigte er
sich unter dem Kalifen ar-RAacuteplusmnIacute (reg 322-329) der ihn sehr schaumltzte BuiquesttIacutešUacutethorn starb im Jahre
329 in Bagdad397
Nun zum Sohn des oben genannten thornUbaidallAacuteh der sup1ibrIacutel398 hieszlig Obwohl sup1ibrIacutel und sein
Sohn der wie der Groszligvater den Namen thornUbaidallAacuteh trug keine Uumlbersetzungsprojekte
bearbeiteten soll an dieser Stelle kurz auf ihre Karriere als herausragende Mediziner
eingegangen werden Wie bereits erwaumlhnt hatte sup1ibrIacutels Vater thornUbaidallAacuteh dem abbasidischen
Kalifen al-Muqtadir als Finanzbeamter gedient Als er starb lieszlig al-Muqtadir dessen gesamtes
Vermoumlgen beschlagnahmen Daher floh thornUbaidallAacutehs Familie seine Frau mit zwei Toumlchtern
und dem Sohn sup1ibrIacutel nach thornUkabrAacute Spaumlter kehrte sup1ibrIacutel nach Bagdad zuruumlck und absolvierte
seine medizinische Ausbildung im dortigen Krankenhaus399 Er begab sich auch an die
buyidischen Houmlfe und leistete dort medizinische Dienste Nach der erfolgreichen Behandlung
einer Sklavin des buyidischen Koumlnigs Muthornizz ad-Daula (reg 334-356) verbreitete sich in
FAacuters KirmAacuten und dem thornaordmamIacutetischen Irak sein Ruf als erfolgreicher Arzt So begab er sich
auch an den Hof des buyidischen thornAplusmnd ad-Daula (reg 338-372) nach ŠIacuterAacutez und widmete
392 Ebd Bd I S 138 393 Ibn al-QifOcircIacute TAacuterIacuteiquest al-frac12ukamAacuteyuml S 104 Vgl Ibn AbIacute UEgraveaibithorna thornUyUacuten Bd I S 144 394 AgraveordfarnUacuteEcirc bdquoAgravel-i BuiquesttIacuteEcircUacutethornldquo in DBI Bd I S 604 f 395 Ibn AbIacute UEgraveaibithorna thornUyUacuten Bd I S 202 396 Ibn al-QifOcircIacute TAacuterIacuteiquest al-frac12ukamAacuteyuml S 104 Vgl Ibn AbIacute UEgraveaibithorna thornUyUacuten Bd I S 202 397 Ebd S 105 Vgl Ibn AbIacute UEgraveaibithorna thornUyUacuten Bd I S 202 f 398 AbUacute thornIgravesAacute sup1ibrIacutel ibn thornUbaidallAacuteh ibn BuiquesttIacutešUacutethorn ibn sup1ibrIacutel ibn BuiquesttIacuteEcircUacutethorn ibn sup1urordmis ibn sup1ibrIacutel ibn BuiquesttIacutešUacutethorn 399 Ibn al-QifOcircIacute TAacuterIacuteiquest al-frac12ukamAacuteyuml S 146 Vgl Ibn AbIacute UEgraveaibithorna thornUyUacuten Bd I S 144
230
diesem seine Abhandlung mit dem Titel bdquoDer Sehnervldquo (RisAacutela thornaEgraveab al-thornayn) sup1ibrIacutel stand
dann mehrere weitere Jahre im Dienste des thornAplusmnd ad-Daula Die arabischen Schriften
berichten davon dass er im Jahre 357 ein Mitglied der buyidischen Familie behandelte und
im Jahre 364 thornAplusmnd ad-Daula auf seiner Reise nach Bagdad begleitete wo er im dortigen
Krankenhaus woumlchentlich zwei Tage und Naumlchte praktizierte Unter seinen Patienten war der
beruumlhmte buyidische Wesir aEgrave-AEligAacutefrac12ib ibn thornAbbAacuted (gest 385) sup1ibrIacutel begab sich nach ar-Rayy
wo er ebenfalls auf Veranlassung von aEgrave-AEligAacutefrac12ib ein Werk mit dem Titel bdquoKleiner KunnAacutešldquo (al-
KunnAacuteš aEgrave-EgraveatradeIacuter) verfasste in dem er die Behandlung aller Krankheiten vom Kopf bis Fuszlig
erklaumlrte Seine medizinische Kompetenz fuumlhrte dazu dass er Bagdad immer wieder verlieszlig
um verschiedene Herrscher zu behandeln Doch das Angebot des fatimidischen al-AzIacutez sich
nach Kairo zu begeben wies der Arzt zuruumlck sup1ibrIacutel starb im Jahre 396400
sup1ibrīls Sohn der wie der Groszligvater den Namen thornUbaidallAacuteh401 trug gilt als das letzte
Mitglied der Familie BuiquesttIacutešUacutethorn Uumlber ihn verraten die Quellen dass er als beruumlhmter Arzt in
MiyAacutefAacuteriqIacuten (Silvan) und als Zeitgenosse von Ibn BuOcirclAacuten (gest 455) lebte zu dem er in enger
freundschaftlicher Beziehung stand sup1ibrIacutel der im medizinischen Bereich mehrere Schriften
verfasste starb im Jahre 450402
VI2eVI2eVI2eVI2e Salm Leiter desSalm Leiter desSalm Leiter desSalm Leiter des Bai Bai Bai Bait at at at allll----frac12ikmafrac12ikmafrac12ikmafrac12ikma
Die Angaben uumlber Salms Lebensweg sind in den prosopographischen Werken nur von
geringem Umfang Laut Ibn an-NadIacutem leitete Salm unter der Herrschaft des abbasidischen
Kalifen al-MayumlmUacuten (reg 198-218) in Zusammenarbeit mit dem namhaften Vertreter der
šuthornUacutebIacutetischen Weltanschauung Sahl ibn HAacuterUacuten das beruumlhmte Wissenschaftszentrum des
bdquoBait al-frac12ikmaldquo403 Insbesondere glaumlnzt Salms Name im Zusammenhang mit dem Uumlberndash
setzungsprozess in der fruumlhabbasidischen Aumlra Auf der Grundlage seiner ausgezeichneten
Sprachkenntnisse soll er mehrere Werke aus dem Mittelpersischen ins Arabische uumlbertragen
haben404 In diesem Zusammenhang erlaumlutert Ibn an-NadIacutem nach seiner Darstellung des
beruumlhmten Werkes bdquoKalIacutela wa Dimnaldquo und dessen Uumlbersetzungen in die mittelpersische
Sprache anschlieszligend dass von diesem Werk Sammlungen und ausgewaumlhlte Abschnitte von
Persoumlnlichkeiten wie Ibn al-Muqaffathorn Sahl ibn HAacuterUacuten Salm und MurIacuted al-Aswad
existieren405 Daraufhin erwaumlhnt der Autor von bdquoal-Fihristldquo sechzehn durch obige Personen
400 Ebd S 147 ff Vgl Ibn AbIacute UEgraveaibithorna thornUyUacuten Bd I S 145 ff 401 AbUacute SathornIacuted thornUbaidallAacuteh ibn sup1ibrIacutel ibn thornUbaidallAacuteh ibn BuiquesttIacutešUacutethorn ibn sup1ibrIacutel ibn BuiquesttIacutešUacutethorn ibn sup1urordmis ibn sup1ibrIacutel ibn BuiquesttIacutešUacutethorn 402 Ibn AbIacute UEgraveaibithorna thornUyUacuten Bd I S 148 403 Ibn an-NadIacutem al-Fihrist S 134 404 Ebd S 134 405 Ebd S 364
231
uumlbersetzten Werke die alle uumlber einen indischen Ursprung verfuumlgen Unter diesen Schriften
kennt man die mittelpersischen Uumlbersetzungsversionen von bdquoSindbAacutedldquo und bdquoBilauhar wa
BUacuteordfAacutesafldquo406 Wie frac34AacuteliqIacute MuOcirclaq argumentiert werden die weiteren vierzehn Werke sehr
wahrscheinlich ebenfalls mittelbar aus dem Mittelpersischen ins Arabische uumlbertragen worden
sein und nicht direkt aus der Ursprungssprache (Sanskrit) da alle Maumlnner zu den Uumlbersetzern
aus dem Mittelpersischen gehoumlren407 In Bezug auf Salms Engagement im Uumlbersetzungsndash
bereich berichtet Ibn an-NadIacutem dass dieser zur Delegation gehoumlrte die sich unter Kalif al-
MayumlmUacuten zum Zwecke der Auswahl der griechischen und lateinischen Schriften sowie
Manuskripten nach Byzanz begab408 Weitere Personen innerhalb der Delegation waren al-
frac14aordmordmAacuteordm ibn MaOcircar Ibn al-BiOcircrIacuteq und wahrscheinlich YUacutefrac12annAacute ibn MAacutesawaih Al-MayumlmUacuten
veranlasste diese und weitere Uumlbersetzer unter anderem den beruumlhmten frac14unain ibn Isfrac12Aacuteq die
nach Bagdad gebrachten Schriften ins Arabische zu uumlbertragen409 Waumlhrend alle genannten
Personen zu den Uumlbersetzern aus dem Griechischen und Lateinischen gehoumlrten410 gibt es
keinen Beleg dafuumlr dass Salm diese Sprachen beherrschte Uumlber das praumlzise Todesdatum
Salms schweigen die Quellen Da er zusammen mit Sahl ibn HAacuterUacuten im bdquoBait al-frac12ikmaldquo taumltig
war411 und die Herrschaft al-MayumlmUacuten erlebte wird er im dritten Jahrhundert gestorben sein
VI2fVI2fVI2fVI2f Afrac12mad ibn thornAlIacute beruumlhmt als Ibn Wafrac12Ecirciyya Afrac12mad ibn thornAlIacute beruumlhmt als Ibn Wafrac12Ecirciyya Afrac12mad ibn thornAlIacute beruumlhmt als Ibn Wafrac12Ecirciyya Afrac12mad ibn thornAlIacute beruumlhmt als Ibn Wafrac12Ecirciyya
Die Angaben uumlber Ibn Wafrac12Ecirciyyas Lebensweg sind in den arabischen Quellen von sehr
geringem Umfang Daruumlber hinaus sind die Informationen so zweifelhaft dass sogar an der
Historizitaumlt dieser Person gezweifelt wurde412 Ibn an-NadIacutem erwaumlhnt ihn im bdquoal-Fihristldquo mit
folgendem Namen AbUacute Bakr Afrac12mad ibn thornAlIacute ibn al-MuiquesttAacuter ibn thornAbd al-KarIacutem ibn sup1irYacuteiyAacute
ibn BidniyAacute ibn BirOcircAacuteniyAacute ibn thornAgravelAacuteOcirciyAacute al-KasdAacutenIacute413 Die letztgenannten Namen sollen
nabataumlisch bzw aramaumlisch sein414 Laut Ibn an-NadIacutem stammte Ibn Wafrac12Ecirciyya (gest um
318)415 aus Qussiyn einem Gebiet von KUacutefa416 Seinen Beinamen bdquoal-KasdAacutenIacuteldquo erklaumlrt er als
406 Ebd S 364 f 407 frac34AacuteliqIacute MuOcirclaq bdquoAz EacuteAacuteh-nAacutema tAacute frac34udAacutey-nAacutemaldquo in NAacutema-yi IgraverAacuten-i bAacutestAacuten Bd XIII und XIV S 84 408 Ibn an-NadIacutem al-Fihrist S 304 409 Ebd S 304 Vgl Ibn AbIacute UEgraveaibithorna thornUyUacuten Bd I S 186 410 Ibn AbIacute UEgraveaibithorna thornUyUacuten Bd I S 186 203 ff 411 Ibn an-NadIacutem al-Fihrist S 134 412 MaulawIacute M thornA bdquoIbn Wafrac12Ecirciyyaldquo in DBI Bd V S 67-76 (hier S 67) 413 Ibn an-NadIacutem al-Fihrist S 327 414 MaulawIacute bdquoIbn Wafrac12Ecirciyyaldquo in DBI Bd V S 67 415 Uumlber das praumlzise Todesdatum Ibn Wafrac12Ecirciyyas schweigen die Quellen In der Einleitung seines beruumlhmten Werkes bdquoal-FilAacutefrac12at an-nabaOcirciyyaldquo wird aber erwaumlhnt dass er dieses Buch im Jahre 291 von der Sprache der al-KasdAacuteniyIacuten ins Arabische uumlbersetzte und im Jahre 318 dem Ibn az-ZiyAacutet diktierte Ibn Wafrac12Ecirciyya muss demzufolge nach diesem Datum gestorben sein Ibn Wafrac12Ecirciyya al-FilAacutefrac12at S 5 416 Ibn an-NadIacutem al-Fihrist S 372 423
232
bdquoNabataumlerldquo417 Ibn Wafrac12Ecirciyya gehoumlrte laut Ibn an-NadIacutem zu den redegewandten Nabataumlern in
der kasdAacutenIacutedischen (aramaumlischen) Sprache418
Der einzige Uumlberlieferer von Ibn Wafrac12Ecirciyya ist ein sogenannter AbUacute OacuteAacutelib Afrac12mad ibn al-
frac14usain az-ZiyAacutet den er in seinen Schriften mit bdquomein Sohnldquo anspricht Ibn Wafrac12Ecirciyya soll
seine Werke diesem Ibn az-ZiyAacutet diktiert haben419 Ibn az-ZiyAacutet schreibt im fuumlnften Kapitel
des Buches bdquoFilAacutefrac12at an-nabaOcirciyyaldquo aber dass Ibn Wafrac12Ecirciyya ihm lediglich 80 Seiten diktierte
Das restliche Dokument stellte ihm so wollte es Ibn Wafrac12Ecirciyya in seinem Testament dessen
Gattin zur Verfuumlgung420 Uumlber die Person Ibn az-ZiyAacutets liefern die Quellen kaum
Informationen Laut Ibn an-NadIacutem war er ein Freund von Ibn Wafrac12Ecirciyya421 Da uumlber die
historische Person von Ibn Wafrac12Ecirciyya kaum Informationen vorliegen entstand in der
modernen Forschung die Ansicht dass Ibn az-ZiyAacutet und Ibn Wafrac12Ecirciyya eventuell identisch
seien und diese Person unter letzterem Namen die vorhandenen Schriften uumlbersetzt hatte422
Die vorliegende Dissertation verfolgt nicht das Ziel die eigentliche Identitaumlt festzustellen
sondern es ist nur relevant dass einige nabataumlische Schriften ins Arabische uumlbersetzt und
niedergeschrieben wurden um die kulturelle bdquoUumlberlegenheitldquo der Nabataumlter gegenuumlber den
Arabern nachzuweisen Ibn Wafrac12Ecirciyya gilt als der Hauptvertreter der nabataumlischen
EacuteuthornUacutebiyya423 Er uumlbertrug eine Reihe von altnabataumlischen Werken ins Arabische da er beide
Sprachen hervorragend beherrschte Insbesondere aber ist sein Name mit dem beruumlhmten
Werk bdquoNabataumlische Landwirtschaftldquo (KitAacuteb al-filAacutefrac12at an-nabaOcirciyya) verbunden424 In dessen
Einleitung werden seine Verachtung den Arabern gegenuumlber und pronabataumlischen Ansichten
deutlich daher kann es als eines der bedeutendsten Dokumente der nabataumlischen EacuteuthornUacutebiyya
betrachtet werden425 Laut der Einleitung dieses Werkes beschloss Ibn Wafrac12Ecirciyya die
Uumlberreste der altbabylonischen Literatur zu uumlbertragen und den Arabern zugaumlnglich zu
machen um die Vorfahren seines von den Arabern verachteten Volkes als bdquouumlberlegenldquo
darzustellen Ihm zufolge verfuumlgten sie uumlber hohe Kultur Zivilisation und Wissen weiterhin
lagen die Anfaumlnge der Landwirtschaft bei ihnen Er beabsichtigte mit seinem Werk aber auch
die bdquoBedeutungslosigkeitldquo des herrschenden Volkes (Araber) in Wissenschaft und Kultur zu
417 Ebd S 372 418 Ebd S 423 419 Ibn Wafrac12Ecirciyya al-FilAacutefrac12at S 5 Vgl Ibn Wafrac12Ecirciyya Afrac12mad KitAacuteb as-sumUacutem Handschrift in Damaskus Nr 875 S 1 420 MaulawIacute bdquoIbn Wafrac12Ecirciyyaldquo in DBI Bd V S 67 421 Ibn an-NadIacutem al-Fihrist S 372 422 MaulawIacute bdquoIbn Wafrac12Ecirciyyaldquo in DBI Bd V S 67 423 Ibn Wafrac12Ecirciyya al-FilAacutefrac12at S 5 424 Ibn Wafrac12Ecirciyya schreibt bdquoKitAacuteb al-filAacutefrac12at an-nabaOcirciyyaldquo drei weisen UrkasdAacutenIacuteden zu die nacheinander dieses Buch vervollstaumlndigten Das Buch wurde auf Altsyrisch geschrieben und beinhaltete 1500 Seiten Ebd S 9 425 Goldziher Muhammedanische Studien Bd I S 158
233
betonen426 Mit der Uumlbersetzung der nabataumlischen Werke begann Ibn Wafrac12Ecirciyya wie er in
bdquoNabataumlische Landwirtschaftldquo selbst schreibt zu einer Zeit als ausschlieszliglich die Namen
dieser Buumlcher in arabischer Sprache bekannt waren und deren wissenschaftlichen Inhalte als
eine Art Aberglaube angesehen wurden ohne dass auf deren Inhalte detailliert eingegangen
wurde Ibn Wafrac12Ecirciyya begab sich regelrecht auf die Suche nach nabataumlischen Werken und fand
sie schlieszliglich bei einer Restgruppe der Nabataumler die ihrer Religion Sprache und ihren
Traditionen treu geblieben war und ihre Schriften im Geheimen aufbewahrte427 In diesem
Zusammenhang machte er sich die syrische Sprache den Hinweis auf seine nabataumlische
Abstammung aber auch Freundlichkeit Geldgeschenke und Diplomatie zunutze428 Ibn
Wafrac12Ecirciyyas EcircuthornUacutebIacutetische Einstellung wird insofern deutlich als dass er die Nabataumler
dahingehend zu motivieren suchte ihre Schriften zur Uumlbersetzung und Veroumlffentlichung
freizugeben entgegen der Tradition ihr Wissen und ihre Religion geheim zu halten
bdquoWenn ich (Ibn Wafrac12Ecirciyya) diese Buumlcher oder einige von ihnen ins Arabische uumlbersetze und die Menschen sich damit befassen wuumlrden sie das Ausmaszlig unseres Wissens erkennen Sie wuumlrden das nutzen was unsere Vorfahren erfanden und schufen Das wuumlrde ein Beispiel geben fuumlr unsere Vorzuumlge und die Aufmerksamkeit auf unsere Uumlberlegenheit gelenktldquo429
Dass Ibn Wafrac12Ecirciyya davon Abstand nahm die bdquoNabataumlische Landwirtschaftldquo in eine arabische
Kurzversion zu uumlbertragen ist ein weiterer Beleg fuumlr seine EcircuthornUacutebIacutetischen Tendenzen Ihm war
wichtig fuumlr alle das enorme Wissen und den Erfindungsgeist seiner Vorfahren auf dem
Gebiete der Landwirtschaft und Bewaumlsserung darzustellen
bdquoMein Sohn430 Wisse dass es mir in den Sinn gekommen war das Buch al-FilAacutefrac12at an-nabaOcirciyyalsquo abzukuumlrzen Danach (dachte ich jedoch) dass es ein Fehler sei Mein erstes Ziel ist die Uumlbermittlung der Wissenschaft jenes Volkes und damit meine ich die Nabataumler und KasdAacutenIacuteden an die Menschen und die Verbreitung (dieser Wissenschaften) unter ihnen damit sie das Ausmaszlig deren Verstandes und Intellekts erkennen moumlgen Gott verlieh ihnen (den Nabataumlern) das Verstaumlndnis dieser nuumltzlichen und geheimnisvollen Wissenschaften und die Erfindung dessen wozu die anderen Voumllker unfaumlhig warenldquo431
In den Studien uumlber die EacuteuthornUacutebiyya fokussierte sich die moderne Forschung vornehmlich auf
dieses Werk Es gibt jedoch noch weitere von Ibn Wafrac12Ecirciyya uumlbertragene Schriften in deren
Einleitungen die antiarabischen und pronabataumlischen Ansichten ihres Uumlbersetzers deutlich
werden so z B im Werk bdquoDas Buch der Gifteldquo (KitAacuteb as-sumUacutem) dessen Inhalt laut Ibn
Wafrac12Ecirciyya auf zwei altnabataumlische Dokumente zuruumlckgeht die von zwei Maumlnnern
426 Ibn Wafrac12Ecirciyya al-FilAacutefrac12at S 5 ff Vgl Goldziher Muhammedanische Studien Bd I S 158 427 Ebd S 5 428 Ebd S 6 429 Ebd S 6 430 Hier ist Ibn az-ZiyAacutet gemeint dem Ibn Wafrac12Ecirciyya seine Buumlcher diktierte Ebd S 5 431 Ebd S 5
234
kasdAacutenIacutedischer Abstammung namens FAacuterbUacuteqAacute und SUacutehAacuteb verfasst wurden432 Die
Erniedrigung und Verachtung der Araber spornen ihn an die Uumlberreste der
wissenschaftlichen Werke seines Volkes zu dessen Verteidigung ins Arabische zu
uumlbertragen In gleichsam melancholischer Art und Weise wirft Ibn Wafrac12Ecirciyya den Nabataumlern
vor sich aufgrund eines bdquoMinderwertigkeitsgefuumlhlsldquo eine andere Identitaumlt gegeben zu haben
bdquoMein Sohn433 Wisse was mich dazu gebracht hat dieses Buch und weitere Buumlcher ins Arabische zu uumlbersetzen war dass ich gehoumlrt habe dass sie (Araber) die Nabataumler schmaumlhen und sie in uumlbler Weise verachten ausnutzen und vor allem ihre Defizite erwaumlhnen und sagen Wir fanden bei ihnen weder Wissen noch Weisheit und gutes Verhalten und kein gutes Werk in der Wissenschaftlsquo Sie (die Araber) machen sich lustig uumlber die Uumlberreste von deren Wissenschaft ziehen sie ins Laumlcherliche Sie erwaumlhnen oft die Defizite derer Worte und uumlben Kritik an deren Sprache (hellip) Wenn sie die houmlchste Verachtung ausdruumlcken wollen sagen sie oh Nabataumlerlsquo und praumlgen damit sogar eine Redensart indem sie sagen Niedriger als ein Nabataumler und ein schlimmerer Poumlbler als ein Nabataumlerlsquo Jemand behauptet er sei ein Araber waumlhrend er in Wirklichkeit ein Nabataumler ist da er glaubt dass bei den Nabataumlern nichts Gutes existiert Oder er behauptet er sei Perser da er glaubt dass bei den Nabataumlern nicht Gutes existiert Mein Sohn bei Gott mir fehlt die Geduld solche Worte zu houmlren (hellip) Diese Verachtung gegenuumlber den Nabataumlern brachte mich dazu einen Teil ihrer Wissenschaft zu uumlbersetzen damit diese unter den Menschen verbreitet werde Auf diese Weise moumlgen die Menschen das Ausmaszlig des Verstandes meines Volkes erkennen (hellip)ldquo434
In der Einleitung seines Werkes bdquoBuch der Geheimnisse der Himmelssphaumlreldquo (KitAacuteb asrAacuter al-
falak)435 geht ibn Wafrac12Ecirciyya zuerst darauf ein dass sein Volk das wissendste unter den
koptischen Voumllkern war
bdquoMein Sohn Wisse dass die antiken koptischen Weisen die auf babylonischem Gebiet lebten das danach al-thornIrAacuteq (Irak) genannt wurde die wissendsten unter allen koptischen Voumllkern warenldquo436
Anschlieszligend schreibt er dass sein Volk das erste war welches die Zauberei und Magie
beherrschte und daruumlber Aufzeichnungen verfasste Als ihr Nachkomme uumlbersetzte Ibn
Wafrac12Ecirciyya ihre Werke uumlber Magie Gebete und Amulette ins Arabische437 Vermutlich waren
sein Interesse fuumlr die im Geheimen tradierte Kultur seiner Vorfahren und seine Uumlbersetzungen
der Werke uumlber Magie Gruumlnde dafuumlr dass ihm Ibn an-NadIacutem Zauberei (sifrac12r) vorwarf438
432 Ibn Wafrac12Ecirciyya as-SumUacutem S 2 433 Ebenso ist hier Ibn az-ZiyAacutet gemeint dem Ibn Wafrac12Ecirciyya sein Buch diktierte 434 Ibn Wafrac12Ecirciyya as-SumUacutem S 2 435 Dies ist Ibn Wafrac12Ecirciyyas erste Uumlbersetzung ins Arabische Er schreibt dieses Buch einer Person namens DawAacutenAacute al-BAacutebilIacute zu Da es ein sehr umfassendes Werk war beschloss er nur Teile davon ins Arabische zu uumlbersetzen Ibn Wafrac12Ecirciyya al-FilAacutefrac12at S 8 436 Ibn Wafrac12Ecirciyya Afrac12mad KitAacuteb asrAacuter al-falak Handschrift in Damaskus Nr 1330 S 1 437 Zur weiteren Erhellung Ibn Wafrac12Ecirciyyas EcircuthornUacutebIacutetischer Ansichten wurde auch die Einleitung seines Werkes bdquoBuch der Religionen von al-KaldAacuteniyIacutenldquo (KitAacuteb maordfAacutehib al-kaldAacuteniyIacuten) Handschrift in Damaskus Nr 2222 als ein weiteres Dokumment beruumlcksichtigt Ungluumlcklicherweise ist diese Handschrift schwer beschaumldigt und kaum lesbar Man kann aber davon ausgehen dass er in diesem Werk auch aumlhnlich wie bei seinen weiteren Uumlbersetzungen die bdquoUumlberlegenheitldquo seines Volkes im Wissen hervorheben wollte 438 Ibn an-NadIacutem al-Fihrist S 372
235
Die Titel der weiteren Werke von Ibn Wafrac12Ecirciyya lauten wie folgt bdquoDas Buch der Vertreibung
der Daumlmonen das bekannt ist als al-AsrAacuterldquo (KitAacuteb Ocircard aEcirc-EcircayAacuteOcircIacuten yuthornraf bi rsquol-asrAacuter ) bdquoDas
groszlige Buch der Zaubereildquo (KitAacuteb as-sifrac12r al-kabIacuter) bdquoDas kleine Buch der Zaubereildquo (KitAacuteb
as-sifrac12r aEgrave-EgraveatradeIacuter) bdquoDas Buch des Lebens und Todes bei der Behandlung von Krankheitenldquo
(KitAacuteb al-frac12ayAacutet wa rsquol-maut fIacute thornilAacuteordm al-amrAacuteplusmn) bdquoDas Buch der Richtungen des Goumltzenglaubens
der KaldAacuteniyIacutenldquo (KitAacuteb maordfAacutehib al-kaldAacuteniyIacuten fIacute rsquol-aEgravenAacutem) bdquoDas Buch der Goumltzenldquo (KitAacuteb al-
aEgravenAacutem) bdquoDas Buch der Naturldquo (KitAacuteb aOcirc-OcircabIacutethorna) bdquoDas Buch der groszligen Phasenldquo (KitAacuteb al-
adwAacuter al-kabIacuter) und bdquoSeine Diskussionen mit AbIacute sup1athornfar al-UmawIacute und SalAacutema ibn SulaimAacuten
al-AiquestmIacutemIacute uumlber Handwerk und Magieldquo (MufAacutewaplusmnAacutetuhu mathorna AbIacute sup1athornfar al-UmawIacute wa
SalAacutema ibn SulaimAacuten al-AiquestmIacutemIacute fIacute rsquoEgrave-Egraveanthorna wa rsquos-sifrac12r)439 Es liegt nahe dass er diese
Schriften aus demselben Grund uumlbertrug bzw verfasste wie oben bereits erlaumlutert naumlmlich
zur Darstellung der bdquoUumlberlegenheitldquo seines Volkes
VI3 VI3 VI3 VI3 Die SekreDie SekreDie SekreDie Sekretaumlretaumlretaumlretaumlre
VI3a VI3a VI3a VI3a YUacutenus ibn Mufrac12ammadYUacutenus ibn Mufrac12ammadYUacutenus ibn Mufrac12ammadYUacutenus ibn Mufrac12ammad beruumlhmt als Ibn AbIacute Farwa beruumlhmt als Ibn AbIacute Farwa beruumlhmt als Ibn AbIacute Farwa beruumlhmt als Ibn AbIacute Farwa
YUacutenus ibn Mufrac12ammad440 beruumlhmt als Ibn AbIacute Farwa (gest um 150) war Sekretaumlr des
abbasidischen Prinzen thornIgravesAacute bin thornAlIacute (gest 167 ) des Onkels der abbasidischen Kalifen as-
SaffAacutefrac12 (reg 132-136) und al-ManEgraveUacuter (reg 136-158)441 Er stand ebenfalls im Dienste al-
ManEgraveUacuters442 Laut Ibn an-NadIacutem gehoumlrte Ibn AbIacute Farwa zu den eloquentesten Persoumlnlichkeiten
seiner Zeit443 Sein Beiname bdquoIbn AbIacute Farwaldquo geht auf den Namen seines Groszligvaters AbIacute
Farwa (KaisAacuten) zuruumlck der in einem Affiliationsverhaumlltnis zum dritten rechtgeleiteten Kalifen
thornUYacutemAacuten ibn thornAffAacuten (reg 23-35) stand444 Ibn AbIacute Farwa wuchs in der irakischen Stadt EacuteAacuteOcircir
auf und kam spaumlter nach BaEgravera445 Sein Sohn ar-RabIacutethorn ibn YUacutenus bekleidete das Amt des
Wesirs unter dem abbasidischen Kalifen al-ManEgraveUacuter Sein Enkel al-Faplusmnl ibn ar-RabIacutethorn
uumlbernahm dieses Amt unter ar-RaEcircIacuted (reg 170-193) und al-AmIacuten (reg 193-198)446
Ibn AbIacute Farwa war bewandert im Bereich Genealogie und gebrauchte dieses Wissen im Sinne
seiner EcircuthornUacutebIacutetischen Ansichten So verfasste er in seiner Karriere als Sekretaumlr ein Werk in
dem er die bdquoDefiziteldquo (maYacuteAacutelib) der Araber hervorhob447
439 Ebd S 372 440 AbUacute rsquor-RabIacutethorn YUacutenus ibn Mufrac12ammad ibn KaisAacuten beruumlhmt als Ibn AbIacute Farwa 441 Ibn an-NadIacutem al-Fihrist S 139 Vgl Ibn frac14aordmar LisAacuten Bd VI S 334 442 Al-sup1ahEcircayAacuterIacute al-WuzarAacuteyuml S 125 443 Ibn an-NadIacutem al-Fihrist S 139 444 Al-sup1ahEcircayAacuterIacute al-WuzarAacuteyuml S 125 445 Ebd S 125 Vgl Al-IEgravefahAacutenIacute al-AtradeAacutenIacute Bd XVIII S 74 446 Ebd S 125 447 AEcirc-EacutearIacutef al-MurtaplusmnAacute AmAacutelIacute Bd I S 132
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Auf religioumlsem Gebiet wird Ibn AbIacute Farwa wie vielen anderen Vertretern der EacuteuthornUacutebiyya auch
die Zugehoumlrigkeit zur zandiqa vorgeworfen448 Laut al-sup1Aacutefrac12iatilde soll er aufgrund seiner
Sympathien fuumlr die zandiqa angegriffen und schlieszliglich in KUacutefa wo er sich aus Furcht
versteckte umgekommen sein449 Es gibt jedoch keinen Beleg dafuumlr dass Ibn AbIacute Farwa sich
tatsaumlchlich zum Manichaumlismus bekannte Es ist anzunehmen dass seine EcircuthornUacutebIacutetischen
Ansichten (KitAacuteb al-maYacuteAacutelib) der Grund fuumlr diese Beschuldigung waren in die vermutlich
auch der Personenkreis mit hineinspielte in dem er sich bewegte Er verkehrte in BaEgravera in
einer Gruppe von Intellektuellen die aus Sicht der islamischen Orthodoxie alle in ihrer
Religion verdaumlchtig waren Unter anderem sind Maumlnner wie Ibn al-Muqaffathorn BaEcircEcircAacuter ibn
Burd thornAlIacute ibn al-frac34alIacutel und AbAacuten ibn thornAbd al-frac14amIacuted zu erwaumlhnen die ebenfalls alle der
EacuteuthornUacutebiyya zugetan waren450
VI3b VI3b VI3b VI3b Mufrac12ammad ibn alMufrac12ammad ibn alMufrac12ammad ibn alMufrac12ammad ibn al----LaiYacute alLaiYacute alLaiYacute alLaiYacute al----frac34aOcircIacuteb alfrac34aOcircIacuteb alfrac34aOcircIacuteb alfrac34aOcircIacuteb al----KKKKAacuteAacuteAacuteAacutetibtibtibtib beruumlh beruumlh beruumlh beruumlhmt als almt als almt als almt als al----FaqIacutehFaqIacutehFaqIacutehFaqIacuteh
Uumlber die Persoumlnlichkeit Mufrac12ammad ibn al-LaiYacute al-frac34aOcircIacutebs und seinen Lebensweg berichten nur
wenige prosopographische Werke Gluumlcklicherweise liefert bdquoal-Fihristldquo Angaben uumlber ihn
die allerdings in sich widerspruumlchlich sind Laut Ibn an-NadIacutem stammte Mufrac12ammad ibn al-
LaiYacute451 urspruumlnglich aus Persien und fuumlhrte nach Ibn OtildeawAacuteba seine Abstammung mit Stolz
auf den persischen Koumlnig DAacuterAacute ibn DAacuterAacute zuruumlck452 Mufrac12ammad ibn al-LaiYacute dessen Namen Ibn
an-NadIacutem unter den eloquenten Persoumlnlichkeiten erwaumlhnt453 war Sekretaumlr geschickter Redner
und Theologe unter der Herrschaft des abbasidischen Kalifen ar-RaEcircIacuted (reg 170-193)454
Waumlhrend seiner Laufbahn als Sekretaumlr arbeitete er fuumlr Yafrac12yAacute ibn frac34Aacutelid al-BarmakIacute fuumlr den er
speziell ein Werk uumlber Kultur (KitAacuteb ilAacute Yafrac12yAacute ibn frac34Aacutelid fIacute rsquol-adab) verfasste455 Mit der
Familie der Barmakiden stand er in einer engen Verbindung und wurde von ihnen bevorzugt
behandelt Durch eine Affiliation war Mufrac12ammad ibn al-LaiYacute ein maulAacute der Umayyaden456
Hinsichtlich der religioumlsen Ebene berichtet Ibn an-NadIacutem dass Mufrac12ammad ibn al-LaiYacute der
zandiqa beschuldigt wurde obwohl er ein Werk zur Widerlegung der ZanAacutediqa (KitAacuteb ar-
448 Ebd Bd I S 131 Vgl Al-sup1Aacutefrac12iatilde RasAacuteyumlil Bd II S 151 Vgl Ibn frac14aordmar LisAacuten Bd VI S 334 449 Al-sup1Aacutefrac12iatilde RasAacuteyumlil Bd II S 151 450 Al-I EgravefahAacutenIacute al-AtradeAacutenIacute Bd XVIII S 74 Vgl AEcirc-EacutearIacutef al-MurtaplusmnAacute AmAacutelIacute Bd I S 131 Ibn frac14aordmar LisAacuten Bd VI S 334 451 AbUacute rsquor-RabIacutethorn Mufrac12ammad ibn al-LaiYacute al-frac34aOcircIacuteb beruumlhmt als al-FaqIacuteh Ibn an-NadIacutem zitiert von Ibn OtildeawAacuteba eine Kette von den persischen Namen die zu den Vorfahren Mufrac12ammad ibn al-LaiYacutes gehoumlrt haben sollen Mufrac12ammad ibn al-LaiYacute ibn AgraveordfarbAacuteordf ibn FairUacutez ibn EacuteAacutehIacuten ibn Agraveordfarhurmuz ibn Hurmuz ibn SurUacuteEcircAacuten ibn Bahman ibn AfrandAacuter Ibn an-NadIacutem al-Fihrist S 134 Vgl AEgrave-AEligafadIacute al-WAacutefIacute Bd IV S 379 452 Ebd S 134 Vgl AEgrave-AEligafadIacute al-WAacutefIacute Bd IV S 379 453 Ebd S 139 454 Ebd S 134 Vgl AEgrave-AEligafadIacute al-WAacutefIacute Bd IV S 379 455 Ebd S 134 Vgl AEgrave-AEligafadIacute al-WAacutefIacute Bd IV S 380 456 Ebd S 134
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radd thornalAacute rsquoz-zanAacutediqa) verfasst hatte457 Dies ist ein gutes Beispiel dafuumlr dass die
Beschuldigung der zandiqa bei den Vertretern der EacuteuthornUacutebiyya nicht religioumls begruumlndet war
sondern ihre Ursache in bdquoFreidenkereildquo oder persoumlnlichen Differenzen mit den Gegnern hatte
Denn es gibt keine Belege dafuumlr dass Mufrac12ammad zur manichaumlischen Lehre neigte
Bis zu diesem Punkt sind die EcircuthornUacutebIacutetischen Charakterzuumlge wie Stolz auf die persische
Herkunft eine enge Verbindung mit den Barmakiden die Affiliation an einen arabischen
Stamm und der Vorwurf der Zugehoumlrigkeit zur zandiqa bei Mufrac12ammad ibn al-LaiYacute sicher zu
belegen Doch zitiert Ibn an-NadIacutem mit einer gewissen Zuruumlckhaltung (Es wird gesagthellip
arab qIacutelahellip) anschlieszligend Ibn frac14afEgrave dass Mufrac12ammad ibn al-LaiYacute ein maulAacute der Umayyaden
den Persern abgeneigt und deshalb den Barmakiden verhasst sei458
Wir wissen von aOcirc-OacuteabarIacute dass Mufrac12ammad ibn al-LaiYacute die erste Person war die den Kalifen
ar-RaEcircIacuted vor den Barmakiden warnte459 Diese Feindschaft koumlnnte aber so begruumlndet werden
dass Mufrac12ammad vielleicht nur zunaumlchst in engem Kontakt mit den Barmakiden stand und
spaumlter sich aus unbekanntem Grund wieder von ihnen abwandte wie einige andere ihrer
Unterstuumltzer uumlbrigens auch460 Die Aussage dass Mufrac12ammad ibn al-LaiYacute eine grundsaumltzlich
antipersische Haltung hatte kann nicht mit der Angabe in Einklang gebracht werden dass er
selbst persischer Abstammung war und seine Herkunft mit Stolz auf den persischen Koumlnig
DAacuterAacute ibn DAacuterAacute zuruumlckfuumlhrte Auszligerdem zitiert Ibn an-NadIacutem den Ibn frac14afEgrave wie bereits gesagt
mit einer gewissen Unsicherheit und macht selbst keine solche Aussage uumlber Mufrac12ammad ibn
al-LaiYacute Uumlber sein Todesdatum schweigen die Quellen Er lebte als Zeitgenosse der
Barmakiden wohl im zweiten Jahrhundert
VI3c VI3c VI3c VI3c SathornIacuted ibn frac14umaidSathornIacuted ibn frac14umaidSathornIacuted ibn frac14umaidSathornIacuted ibn frac14umaid (al (al (al (al----BuiquesttakAacuten) alBuiquesttakAacuten) alBuiquesttakAacuten) alBuiquesttakAacuten) al----KAacutetibKAacutetibKAacutetibKAacutetib
SathornIacuted ibn frac14umaid461 (gest nach 257) erscheint im bdquoal-Fihristldquo als Name von zwei
unterschiedlichen Personen die beide mit der Kunya bdquoAbUacute thornUYacutemAacutenldquo erwaumlhnt werden462
Namentlich unterscheiden sie sich in diesem Werk lediglich dadurch dass einer der beiden
noch den Beinamen bdquoal-BuiquesttakAacutenldquo trug463 Aumlhnlich berichtet YAacuteqUacutet im bdquoMuthornordmam al-udabAacuteyumlldquo
von zwei Maumlnnern mit dem Namen SathornIacuted ibn frac14umaid Uumlber den Beinamen bdquoal-BuiquesttakAacutenldquo
hinaus liegt der Unterschied hier in ihrer Kunya denn SathornIacuted ibn frac14umaid al-BuiquesttakAacuten hatte die
457 Ebd S 134 Vgl AEgrave-AEligafadIacute al-WAacutefIacute Bd IV S 380 458 Ebd S 134 459 AOcirc-OacuteabarIacute TAacuterIacuteiquest Bd VIII S 288 460 Siehe Kapitel II Fuszlignote 229 461 AbUacute thornUYacutemAacuten SathornIacuted ibn frac14umaid ibn SathornIacuted ibn frac14umaid ibn Bafrac12r (al-BuiquesttakAacuten) 462 Ibn an-NadIacutem al-Fihrist S 137 463 Ebd S 179