entwicklung sozialer kognition in der frühen kindheit · prof. dr. beate sodian 06.05.2010 # 1...
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# 106.05.2010Prof. Dr. Beate Sodian
Entwicklung sozialer Kognition in der frühenKindheit
Prof. Dr. Beate SodianLMU München
Oster-Seminar-Kongress 2010
# 206.05.2010Prof. Dr. Beate Sodian
Intuitiv psychologisches Verständnis- Theory of Mind
Die grundlegende Fähigkeit des Menschen, sich selbst und anderen mentale Zustände zuzuschreiben, und diese Attributionen zur Verhaltenserklärung und –vorhersage zu nutzen.
Zuschreibung von Wünschen und Überzeugungen.Unterscheidung von Überzeugung und Realität.
# 306.05.2010Prof. Dr. Beate Sodian
Die SchokoladengeschichteNach Wimmer & Perner, Cognition,1983
Maxi legt die Schokolade in den
grünen Schrank
Maxi geht zum
Spielplatz
Die Mutter legt die Schokolade
vom grünen in den blauen
Schrank
Die Mutter verlässt den
Raum
Maxi kommt vom Spielplatz und sucht die Schokolade
Testfrage: Wo wird Maxi die Schokolade suchen?
Verständnis falscher Überzeugung
# 406.05.2010Prof. Dr. Beate Sodian
A False-Belief Problem: The “Smarties” Task
# 506.05.2010Prof. Dr. Beate Sodian
Beispielaufgabe ToM-Skala:
# 606.05.2010Prof. Dr. Beate Sodian
Theory of Mind Entwicklung
2-stufige EntwicklungssequenzVerständnis von Wünschen mit 2-3Jahren.Verständnis falscher Überzeugung mit etwa 4-5Jahren.Robustes Entwicklungsphänomen.Erwerb eines Netzes von miteinander verwandten Begriffen (z.B.
Sehen-Wissen, Schein-Sein, Level 2-Perspektivenübernahme, epistemische Emotionsbegriffe).
Enger Zusammenhang mit exekutiven Funktionen (Inhibition, Selbstkontrolle).
Spezifische kognitive Domäne.
# 706.05.2010Prof. Dr. Beate Sodian
Ove
rvie
w N
euro
imag
ing
MFC and Belief Attribution
Grèzes et al. (2004): Inferring false belief vs. truebelief
Saxe & Kanwisher (Exp.2, 2003): False belief stories vs. false photograph
Vogeley et al. (2001): ToM relative to Self
Fletcher et al. (1995): ToM stories vs. physicalstories
Gallagher et al. (2000): ToM cartoons vs. non-ToMcartoons
ToM vs. non-ToM stories
Perner et al. (2006): Falsebelief vs. false photo
# 806.05.2010Prof. Dr. Beate Sodian
Ove
rvie
w N
euro
imag
ing
TPJ / STS and Belief Attribution
Grèzes et al. (2004): Inferring false belief vs. truebelief
Gallagher et al. (2000): ToM cartoons vs. non-ToMcartoons
ToM vs. non-ToM stories
Saxe & Kanwisher (Exp.2, 2003): False belief stories vs. false photograph
Fletcher et al. (1995): ToM stories vs. physicalstories
Perner et al. (2006): Falsebelief vs. false photo
# 906.05.2010Prof. Dr. Beate Sodian
Wie kommt das Kind zur Theory of Mind?
# 1006.05.2010Prof. Dr. Beate Sodian
# 1106.05.2010Prof. Dr. Beate Sodian
Babys (ab 5 Monaten) verstehen menschliches Handeln als zielgerichtet (Woodward, 1998)
# 1206.05.2010Prof. Dr. Beate Sodian
Erwartungen über die Rationalität der Zielerreichung
(Gergely et al., 1995)
# 1306.05.2010Prof. Dr. Beate Sodian
Gergely et al., 1995
# 1406.05.2010Prof. Dr. Beate Sodian
# 1506.05.2010Prof. Dr. Beate Sodian
Familiarization: Goal-object A (duck)
“ Hi!… … Where is my toy? …Here!”
Test: rational(only fish visible)
Test: irrational(both toys visible)
Level-1-Perspective-Study: Opaque screen
Level-One Perspective Study(Sodian, Thoermer, & Metz, 2007, Developmental Science)
# 1606.05.2010Prof. Dr. Beate Sodian
Handlungserwartung aufgrund der Perspektive
Mean looking times of 12- and 14-month-olds by screen condition
group
12mts opaque 12mts transparent 14mts opaque 14mts transparent
sec
0
2
4
6
8
10
12
14
16
18rationalirrational
# 1706.05.2010Prof. Dr. Beate Sodian
Verständnis sozialer Interaktion im ersten Lebensjahr
Habituation Reversal of direction Role reversal
# 1806.05.2010Prof. Dr. Beate Sodian
ACTION-ROLE ENCODING IN THE FIRST YEAR OF LIFE
(Schöppner, Sodian, & Pauen, 2006, Infancy)
0
5
10
15
20
25
Mea
n lo
okin
g tim
e (s
ec)
Habituation role reversal reversal of direction
•Mean looking times at habituation, role reversal and reversal of direction
12 months, N=24
-> sign. dishabituation to role-reversals and sign. differentiation between role-reversaland reversal of direction with 12 and 10-11, but not 9 months
# 1906.05.2010Prof. Dr. Beate Sodian
Erste Längsschnittstudien
Soziale Informationsverarbeitung in früher Kindheit sagt Theory of Mind-Kompetenz mit vier Jahren vorher.
# 2006.05.2010Prof. Dr. Beate Sodian
Mit 14 Monaten bei 12 von 30 Kindern Blickzeitdifferenzierung
N = 18 mit 4 Jahren ToM Test (hiervon 6 mit Blickzeitdifferenzierung)
Signifikante Korrelation von Blickzeitdifferenz und 5-Item-ToM-Score (r (18) = .561, p = .015);
unabhängig von Sprache
Thoermer, Sodian & Nickelt, submitted
-4,00 -2,00 0,00 2,00
Dif_Test
0,00
1,00
2,00
3,00
4,00
ToM
5
# 2106.05.2010Prof. Dr. Beate Sodian
Längsschnittstudie TOMII
N=96 Kinder im Alter von 7,9,12,15,18,24,30,36 => Monaten
Blickzeitaufgaben (Handlungsverstehen)InteraktionsaufgabenVerstehen intentionaler Zustände è Theory of Mind
# 2206.05.2010Prof. Dr. Beate Sodian
2 Arten von Zeigegesten ( z.B. Bates, 1976; Marcos, 1998) Proto-imperativ: Person zeigt auf attraktives Objekt,
das sich außerhalb ihrer Reichweite befindet. Geste ist als Aufforderung zu verstehen. § Menschenaffen verfügen über die imperative Zeigeste
(vgl. Tomasello, 2008), widersprüchliche Befunde zu deklarativem Zeigen bei Menschenaffen (vgl. Leavens et al., 1996; Tomasello, 2008)
Proto-deklarativ: Person zeigt auf ein interessantes Objekt oder Ereignis, um dieses mit einer anderen Person zu teilen. Geste ist als Teilen von Aufmerksamkeit zu verstehen.
Joint AttentionKommunikative Gesten
# 2306.05.2010Prof. Dr. Beate Sodian
Deklaratives Verstehen: VL deutet auf proximale und distale Stimuli (außer Sichtweite des Kindes)
Deklarative Produktion: VL 2 bewegt Objekt hinter Rücken von VL 1 (in Sichtfeld des Kindes)
Zeigegesten Aufgaben
# 2406.05.2010Prof. Dr. Beate Sodian
Imperatives Verstehen: VL deutet auf Spielzeug, mit dem das Kind gerade spielt
Imperative Produktion: VL präsentiert Kind ein attraktives
Spielzeug, das sich außerhalb seiner Reichweite befindet
Zeigegesten Aufgabe
# 2506.05.2010Prof. Dr. Beate Sodian
Design der Studie
Alter in Monaten 7 9 12 15 18
Modalität Intention
Verstehen Deklarativ + + + +
Imperativ + +
Produktion Deklarativ + + +
Imperativ +
Intentionsbasierte Imitation
+ + +
# 2606.05.2010Prof. Dr. Beate Sodian
Meltzoff (1995): Intentionsbasierte Imitation Kindern werden fünf Objektpaare präsentiert, die aus
mindestens zwei aufeinander bezogenen Teilen bestehen Versuchsleiter (VL) führt Kind mehrmals Handlungsversuch
vor ( z.B. versucht Hantel auseinanderzuziehen, rutscht aber an einem Ende des Griffes ab ) → Gibt Objekt an Kind weiter
Führt Kind die Handlung zu Ende, kann man darauf schließen, dass es aus dem sichtbaren Verhalten des VL (erfolgloser Versuch) die zugrundeliegende Handlungsintention abgeleitet hat
→ Hinweis auf Intentionsverstehen des Kindes
Intentionsbasierte Imitation
# 2706.05.2010Prof. Dr. Beate Sodian
Intentionsbasierte Imitation Objekte
VL versucht vergeblich Hantel auseinanderzuziehen
VL versucht vergeblich Ring über Haken zu ziehen
VL versucht vergeblich Summer mit Stab zu aktivieren
VL versucht Kette vergeblich in Becher zu legen
VL versucht vergeblich Platte über Holzstift zu ziehen
# 2806.05.2010Prof. Dr. Beate Sodian
Zeigegesten und Intentionsverstehen
Folgen der deklarativen
Zeigegeste mit 9 Monaten
Intentionsbasierte Imitation mit 15
Monaten
Produktion der deklarativen
Zeigegeste mit 15 Monaten
ρ = .31 p =.022N = 56
ß = .35 t = 2.09p = .044
ß = .03 t = .203p = .840
Regressionsanalyse: Folgen der deklarativen Zeigegeste erweist sich als wichtigste Vorläuferfertigkeit für Intentionsverstehen mit 15 MonatenNicht “smart is smart“: Zusammenhang ist unabhängig von allgemeinen, kognitiven Kompetenzen (Arbeitsgedächtnisleistung)
# 2906.05.2010Prof. Dr. Beate Sodian
Unabhängig von den allgemeinen, sprachlichen Fertigkeiten der Kinder ergeben sich signifikante Zusammenhänge zwischen § Blick- und Zeigefolgen mit 9 Monaten und mentaler
Sprache (MSL) mit 24 Monaten
§ Der Produktion der deklarativen Zeigegeste mit 12 und 15 Monaten und MSL mit 24 Monaten
§ Der Produktion und dem Verstehen der imperativen Zeigegeste mit 12 Monaten und MSL mit 24 Monaten
Zeigegesten und mentale Sprache (MSL)
# 3006.05.2010Prof. Dr. Beate Sodian
Längsschnittlicher Zusammenhang zwischen mütterlicher mind-mindedness und Empathie des Kindes gegenüber der Mutter
# 3106.05.2010Prof. Dr. Beate Sodian
Was ist mütterliche Mind- Mindedness?
Objective
• Tendenz der Mutter, ihrem Baby (Tomii-Studie: 7 Monate) mentale Zustände (Wünsche, Absichten, Überzeugungen) zuzuschreiben • Kodierschema: 10 minütige Spielinteraktion (Meins & Fernyhough, 2001):
• Mentale Begriffe (angemessen/unangemessen)
– Wünsche (Du willst das!) – Kognitionen (Du denkst das ist eine Blume, oder?)– Emotionen (Du bist ganz fröhlich !)– Epistemische Zustände (Du beobachtest den Clown, oder?) – In Rolle des Kindes sprechen (Ja, den will ich haben, liebe Mama, der ist toll!)
Begriffe, die als nicht mental eingestuft werden – Perzeptionen (Du siehst das!) – Physiologische Zustände (Du hast Hunger!)
Gewichtet an Zahl der Wörter, die Mutter allgemein spricht
Angemessen Unangemessen
Mutter: „Dir gefällt das!“Kind spielt tatsächlich mit Spielzeug
Mutter: „Dir gefällt das!“Kind ignoriert Spielzeug
# 3206.05.2010Prof. Dr. Beate Sodian
Zusammenhänge mit Empathie
Objective
• Mind-Mindedness hängt zusammen mit:
• Empathie des Kindes gegenüber der Mutter mit 24 Monaten
• Mutter gibt vor sich am Finger zu verletzen, kodiert wird Reaktion des Kindes
(Hilfeverhalten, Gesichtsausdruck, Stressreaktionen (Weinen etc.))
• Je weniger unangemessene Interpretationen die Mütter bezüglich der mentalen
Zustände ihrer 7 Monate alten Kinder machen, desto mehr Besorgnis und
prosoziales Verhalten zeigen die Kinder mit 2 Jahren, wenn sich die Mutter
(scheinbar) verletzt.
• Dieser Zusammenhang besteht unabhängig von der Sprache und dem
Temperament des Kindes
• Es zeigt sich außerdem, dass Mütter, die besser darin sind, Emotionen zu
dekodieren (Reading the Mind in the Eyes- Test, Baron-Cohen et al., 2001), ihre
Kinder weniger unangemessen interpretieren
# 3306.05.2010Prof. Dr. Beate Sodian
Zusammenhänge zwischen der Verwendung mentaler
Begriffe durch die Mutter in einer Bilderbuchsituation mit
der kindlichen, mentalen Sprache
(Alter der Kinder: 24 Monate)
# 3406.05.2010Prof. Dr. Beate Sodian
Ausblick
Längsschnittliche Vorhersage von sozialen und kognitiven Kompetenzen aus Maßen der frühen Kindheit =>
Ansatzpunkte für frühe Diagnostik und Intervention.- Bei gravierenden Entwicklungsrückständen.- Kindbezogen.- Elternbezogen.
# 3506.05.2010Prof. Dr. Beate Sodian
Mitarbeiterinnen
Dr. Claudia ThoermerDr. Hannah EisenbeisDipl.-Psych. Susanne KristenDipl.-Psych. Maria VuoriDipl.-Psych. Sabrina Krimmel