erbschaftskrimi endet für autor mit haftantritt

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9/20/2015 Erbschaftskrimi endet für Autor mit Haftantritt http://kurier.at/chronik/wien/erbschaftskrimi-endet-fuer-autor-mit-haftantritt/153.679.655/print 1/2 Am Montag in einer Woche muss der in Prag lebende Journalist und auf Restitution spezialisierte Autor mit jüdischen Wurzeln, Stephan Templ, seine einjährige Haftstrafe in der Justizanstalt Wien-Simmering antreten. "Untertauchen werde ich nicht, ich bin ja nicht der Udo Proksch. Wobei ich nichts gemacht habe wie der Proksch", sagt Templ zum Quelle: Kurier.at Adresse: http://kurier.at/chronik/wien/erbschaftskrimi-endet-fuer-autor-mit-haftantritt/153.679.655 Datum: 19.09.2015, 15:57 Erbschaftskrimi endet für Autor mit Haftantritt Notar bekommt es mit Staatsanwalt zu tun, inzwischen geht Prager Journalist in Wiener Gefängnis. Autor: Ricardo Peyerl Stephan Templ lebt und arbeitet in Prag, am 28. September muss er in Wien-Simmering Strafe antreten. - Foto: REUTERS/DAVID W CERNY Restitution

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9/20/2015 Erbschaftskrimi endet für Autor mit Haftantritt

http://kurier.at/chronik/wien/erbschaftskrimi-endet-fuer-autor-mit-haftantritt/153.679.655/print 1/2

Am Montag in einer Woche muss der in Prag lebende Journalist und auf Restitutionspezialisierte Autor mit jüdischen Wurzeln, Stephan Templ, seine einjährige Haftstrafe inder Justizanstalt Wien-Simmering antreten. "Untertauchen werde ich nicht, ich bin ja nichtder Udo Proksch. Wobei ich nichts gemacht habe wie der Proksch", sagt Templ zum

Quelle: Kurier.at

Adresse: http://kurier.at/chronik/wien/erbschaftskrimi-endet-fuer-autor-mit-haftantritt/153.679.655

Datum: 19.09.2015, 15:57

Erbschaftskrimi endetfür Autor mitHaftantrittNotar bekommt es mit Staatsanwalt zu tun, inzwischen gehtPrager Journalist in Wiener Gefängnis.Autor: Ricardo Peyerl

Stephan Templ lebt und arbeitet in Prag, am 28. September muss er in Wien-Simmering Strafeantreten. - Foto: REUTERS/DAVID W CERNY

Restitution

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9/20/2015 Erbschaftskrimi endet für Autor mit Haftantritt

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KURIER. Es ist der Schlussakt in einem skurrilen Erbschaftskrimi, der Österreich weltweitkritische Schlagzeilen beschert. Templ geht für einen Betrug ins Gefängnis, von demniemand weiß, wer eigentlich geschädigt ist.

Das herrschaftliche Sanatorium Fürth in Rathaus-Nähe in Wien-Josefstadt war denjüdischen Besitzern von den Nazis geraubt worden. Erst spät entschloss sich die RepublikÖsterreich zur Rückgabe bzw. Ablöse an die Nachfahren der Eigentümer. Ein Wiener Notarmachte für ein Drittel der eingebrachten Summe als Honorar die verstreuten Erbenausfindig. Mehrere ließ er unter den Tisch fallen, bekundete sogar das Erlöschen einerLinie, obwohl er von einem Berliner Gericht über einen Rechtsnachfolger informiertworden sein soll.

Keine GnadeUnter den vom Notar nicht genannten Erben befanden sich Templs Mutter und derenSchwester. Templ erfuhr durch Zufall davon und erreichte in Eigenregie – ohne die gutbezahlten Dienste des Notars in Anspruch zu nehmen – für seine Mutter einen Zuspruchvon 1,1 Millionen Euro. Die Existenz der Tante, mit der man über Kreuz ist, unterschlug er.Das kann man moralisch verurteilen. Aber Templ meint, die Restitution ist ein Gnadenakt,kein Recht, daher habe er nicht die Pflicht, sich für andere Erben zu engagieren. AproposGnade: Der Bundespräsident hat Templs Begnadigung abgelehnt.

Vier Jahre nach Ablauf der Antragsfrist informierte der Notar die Tante, dass sie ebenfallsErbin gewesen wäre. Diese zeigte ihren Neffen prompt an (und klagte ihren Anteil ein),Templ wurde als Betrüger verurteilt. Wobei: Die Tante wurde vom Strafgericht nicht alsGeschädigte anerkannt, laut Urteil wurde die Republik geschädigt. Die Finanzprokuratur(Anwaltskanzlei des Staates) erklärte allerdings, beim Bund sei kein Schaden entstanden.Für den Notar interessiert sich verspätet doch noch der Staatsanwalt, aber das kann Templauch nicht mehr retten.

(kurier) Erstellt am 20.09.2015, 06:00

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