erfahrungbericht 2 plymouth

4
Bericht über meinen Aufenthalt in Plymouth/England Eines Tages habe ich einen Anruf vom Arbeitsamt bekommen. Eine nette Dame hat mich gefragt, ob ich an einem Projekt, bei welchem ein zweimonatiges Praktikum im Ausland vorgesehen ist, teilnehmen will. Ich war natürlich aufgeregt. „Wie im Ausland? Was mache ich dort? Auf welcher Sprache spreche ich?“ und viele andere Fragen. Obwohl ich kaum Englisch kann, hat es geklappt. Ich bin im Berufsförderungswerk und bereite mich auf zwei Monate Aufenthalt in England vor. Interessant. Ich habe Englischunterricht. Nicht zu viel, nur ein Mal pro Woche. An mein Schulenglisch erinnere ich mich kaum, aber jede Erfahrung ist gut. Ich lerne Englisch auf Deutsch, wobei meine Muttersprache Russisch ist. Hätte ich mir das jemals vorstellen können? Die ersten zwei Monate gehen zu Ende. Nun gut, ich muss wahrscheinlich meine Koffer packen. Was weiß ich zu diesem Zeitpunkt? In England werde ich in einer Gastfamilie wohnen. Die ersten zwei Wochen habe ich einen Englischintensivkurs. Nach dem Kurs bekomme ich einen Praktikumsplatz in einer Firma. Der 29. September 2012. Wir fliegen nach England. Es war ein sehr langer Tag. Ich habe zu wenig geschlafen, wie alle anderen, glaube ich. Um 7 Uhr sind wir schon vor dem Terminal. Der Flug war schnell und angenehm aber danach mussten wir ca. 5 Stunden nach Plymouth fahren. Schon auf der Busstation habe ich Angst bekommen „Familie! Welche Familie werde ich bekommen?“ Gott sei Dank! Ich habe nicht nur eine der besten Familien in Plymouth, sondern auch eine wundervolle Mitbewohnerin, mit der ich direkt am ersten Tag vor dem Kurs gesprochen habe. Sie wohnt im Nachbarzimmer. Ich muss vier Mal Treppen steigen um ins Zimmer zu kommen. Ich dachte, dass es schwierig sein kann aber ich habe das viele Male am Tag geschafft, es macht fit. Die Zimmer waren neu renoviert, bequem, hell und sind abgetrennt von der Wohnfläche der Familie. Wir haben unsere eigene Dusche und das ist besonders gut.

Upload: idumo-koeln-integration-durch-mobilitaet

Post on 14-Aug-2015

149 views

Category:

Documents


1 download

TRANSCRIPT

Page 1: Erfahrungbericht 2 Plymouth

Bericht über meinen Aufenthalt in Plymouth/England

Eines Tages habe ich einen Anruf vom Arbeitsamt bekommen. Eine nette Dame hat mich

gefragt, ob ich an einem Projekt, bei welchem ein zweimonatiges Praktikum im Ausland

vorgesehen ist, teilnehmen will.

Ich war natürlich aufgeregt. „Wie im Ausland? Was mache ich dort? Auf welcher Sprache spreche

ich?“ und viele andere Fragen. Obwohl ich kaum Englisch kann, hat es geklappt.

Ich bin im Berufsförderungswerk und bereite mich auf zwei Monate Aufenthalt in England vor.

Interessant. Ich habe Englischunterricht. Nicht zu viel, nur ein Mal pro Woche. An mein

Schulenglisch erinnere ich mich kaum, aber jede Erfahrung ist gut. Ich lerne Englisch auf

Deutsch, wobei meine Muttersprache Russisch ist. Hätte ich mir das jemals vorstellen können?

Die ersten zwei Monate gehen zu Ende. Nun gut, ich muss wahrscheinlich meine Koffer packen.

Was weiß ich zu diesem Zeitpunkt? In England werde ich in einer Gastfamilie wohnen. Die ersten

zwei Wochen habe ich einen Englischintensivkurs. Nach dem Kurs bekomme ich einen

Praktikumsplatz in einer Firma.

Der 29. September 2012. Wir fliegen nach England. Es war ein sehr langer Tag. Ich habe zu

wenig geschlafen, wie alle anderen, glaube ich. Um 7 Uhr sind wir schon vor dem Terminal. Der

Flug war schnell und angenehm aber danach mussten wir ca. 5 Stunden nach Plymouth fahren.

Schon auf der Busstation habe ich Angst bekommen „Familie! Welche Familie werde ich

bekommen?“ Gott sei Dank! Ich habe nicht nur eine der besten Familien in Plymouth, sondern

auch eine wundervolle Mitbewohnerin, mit der ich direkt am ersten Tag vor dem Kurs

gesprochen habe. Sie wohnt im Nachbarzimmer.

Ich muss vier Mal Treppen steigen um ins Zimmer zu kommen. Ich dachte, dass es schwierig

sein kann aber ich habe das viele Male am Tag geschafft, es macht fit. Die Zimmer waren neu

renoviert, bequem, hell und sind abgetrennt von der Wohnfläche der Familie. Wir haben unsere

eigene Dusche und das ist besonders gut.

Die Familie, bestehend aus Nikola, Kevin,

Eliot (8) und Lukas (3), hat uns sehr gut

aufgenommen. Sie haben uns das Haus und

unsere Zimmer gezeigt und sie ließen uns in

Ruhe ankommen. Das fand ich nett von

ihnen weil wir total müde waren. Am Abend

haben wir zusammen gesessen und ein

bisschen gesprochen, meistens meine

Mitbewohnerin und ich. Ich habe

festgestellt, dass ich mehr verstehen kann,

als ich vermutet hatte.

Page 2: Erfahrungbericht 2 Plymouth

Nach dem Wochenende hat der Englischunterricht begonnen. Wir haben eine freundliche

Lehrerin kennengelernt. Sie heißt Elaine und sie hat alles getan, damit wir Englisch sprechen.

Manchmal hat es geklappt.

Zwischendurch habe ich die Stadt kennen gelernt. Plymouth ist ein Märchen für mich. Ich habe

in Russland in einer kleinen Stadt gewohnt und ich konnte fast jedes Wochenende, wenn ich das

wollte, zum Schwarzen Meer fahren. Das waren circa fünf Stunden mit dem Auto. Wie das aber

oft passiert, habe ich das Meer viele Jahre nicht gesehen. Jetzt stehe ich am Strand und

Kindheitserinnerungen werden geweckt. England gefällt mir.

Jetzt ein bisschen über das Praktikum.

Meine erste zwei Wochen habe ich bei

der Firma „Food Link“ verbracht. Das ist

eine kleine Firma, die Kindernahrung

und Vitamine produziert. Ich habe dort

mit einer anderen Teilnehmerin aus

Deutschland gearbeitet. Unsere

Aufgaben waren: ein Etikett für ein

neues Produkt gestalten, nämlich für ein

Püree für Kinder und für Vitamine für

Kinder, die wie kleine Bärchen

aussehen. Es war nicht einfach, weil ich

in verschiedenen Grafikprogrammen zuvor nur als User gearbeitet hatte, das haben wir unserem

Chef aber im Voraus gesagt. Es war meine erste „professionelle“ Arbeit in Photoshop. Ob mein

Projekt weiter lebt, weiß ich leider im Moment nicht. Dass ich dieser Firma irgendwelche Vorteile

gebracht habe, ist für mich noch unbekannt. Auf jeden Fall war diese Arbeit für mich sehr

nützlich, weil ich viel gelernt habe. Am letzten Tag hat uns der Chef die Kugelschreiber mit Logo

geschenkt und es war Schluss mit diesem Praktikum.

Bei meinem zweiten Praktikumsplatz, in einem großen Gartencenter fühlte ich mich besser.

Nicht nur, weil ich jetzt mit drei Kollegen aus meiner Gruppe gearbeitet habe, sondern auch, weil

ich in einem großen Team arbeitete. Eigentlich sollten wir im Büro in der Personalabteilung

arbeiten, aber wir sind zu einer sehr angespannten Zeit gekommen, nämlich Ende des Jahres

und alle sind mit den verschiedenen Jahresberichten beschäftigt gewesen. Manchmal hatte

unser Chef ganz wenig Zeit für uns, oder gar keine Arbeit und wir haben gerne in anderen

Abteilungen geholfen, wie zum Beispiel im Marketing und im Laden. Das war auf jeden Fall auch

eine gute Erfahrung. Die Mitarbeiter waren immer nett und freundlich. Ich persönlich habe dort

nie einen bösen Mensch getroffen.

Die Arbeit war eigentlich auch nicht schwer. Wir haben verschiedene Dokumenten ausgefüllt,

bearbeitet, in Ordnung gebracht und ein bißchen am Computer gearbeitet. Wir haben auch

geholfen, die „Santa’s Grotte“ auf das Weihnachtsfest vorzubereiten. Am Ende des Praktikums

Page 3: Erfahrungbericht 2 Plymouth

haben wir von unserem Chef tolle Geschenke bekommen, aber leider musste ich meines da

lassen, weil ich kein Platz im Gepäck hatte. Freude habe ich trotzdem nach Hause mitgebracht.

Jetzt zu den Ausflügen, die wir in dieser Zeit zahlreich hatten. Das erzähle ich ganz kurz, weil die

alle wunderschön waren und ich die Schönheit der Ausflüge kaum in Worte fassen kann.

Besonders hat es mir in St. Ives gefallen. Dort gibt es einen echten Strand. Die Sonne schien und

wir haben uns richtig erholt.

In Exeter, einer Stadt in der Nähe von

Plymouth, kann man toll shoppen

gehen und einen uralten Dom

besuchen. Genau das haben wir

gemacht. Außerdem haben wir uns

noch verlaufen.

Einen Ausflug, in dem ich die englische

Natur endlich kennen lernen konnte,

habe ich voller Vorfreude erwartet.

Meine Erwartungen wurden erfüllt. Die

Natur ist wirklich ungewöhnlich. Ich bin

verliebt in diese typisch englische

Landschaft, mit grenzenlosem Himmel, majestätischen Bergen und Regen, Regen, Regen.

Ich möchte ein paar Wörter sagen über solche Sachen wie „Clottet Cream“. Diese Delikatesse,

die ich schon von meiner Kindheit kenne, habe ich in England wieder entdeckt. Es ist

geschmacklich eine Creme zwischen Butter und Sahne und man kann es zum Beispiel aufs Brot

streichen. Das ist natürlich Geschmackssache, ob es einem schmeckt. Die „Clottet Cream“ ist

typisch Englisch so wie auch zum Beispiel die Telefonzelle oder der Doppeldecker.

Das war meine erste Reise nach England und ich bin sehr zufrieden, dass meine Bekanntschaft

mit dieser Stadt begonnen hat.

Ich habe eine große Hoffnung, dass ich eine große Chance habe, durch diese Reise meine

Berufssituation zu ändern. Außerdem habe ich wundervolle Leute kennen gelernt.