eu to go - hertie school · 2019. 11. 29. · vgl. koenig, dittrich: quo vadis italia? die eu in...
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EU to go Das 30-Minuten Frühstück am Delors Institut
Nicole Koenig und Valentin Kreilinger – 14.02.2018
Steckt die EU in einer Legitimitätskrise?
‖ Seit 2016 ist die EU wieder im Aufschwung ‖ 40% haben positives EU-Bild (+6) ‖ 57% optimistisch bez. Zukunft der EU (+7)
(Eurobarometer 2016-7)
‖ Deutliche Mehrheiten für den Verbleib in der EU ‖ Im Durchschnitt nur 16% für Austritt (Pew Research
Center 2017)
‖ EU-Bürger wollen gehört werden
‖ Mehrheit für Referendum über Verbleib (Pew 2017) ‖ 50% denken, dass ihre Stimme in der EU nicht zählt
(Eurobarometer 2017)
‖ Euroskepsis auf nationaler und EU-Ebene ‖ Kernkritikpunkt: fehlende Legitimität der EU
Kein Brexit-Domino-Effekt
Aber Ruf nach mehr Teilhabe
Nicole Koenig und Valentin Kreilinger – 14.02.2018
Vertrauensmuster in der EU
Vgl. Kreilinger: Eine demokratischere EU: Positionen und Handlungsspielräume (Dezember 2017) / Eurobarometer 2017.
Institution Eher vertrauen Veränderung Frühjahr 2016 –
Herbst 2017
Europäisches Parlament 45% +3
Europäische Kommission 42% +5
Europäische Union 41% +8
Nationale Regierung 36% +5
Nationales Parlament 35% +3
Nicole Koenig und Valentin Kreilinger – 14.02.2018
Gemischtes Vertrauen in Parlamente
Vgl. Kreilinger: Eine demokratischere EU: Positionen und Handlungsspielräume (Dezember 2017)
Nicole Koenig und Valentin Kreilinger – 14.02.2018
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Tend to trust the National Parliament Tend to trust the European Parliament
Italien kurz vor der Wahl
‖ Vertrauensmuster ‖ Vertrauen in Kommission und EP im EU-Durschnitt ‖ Vertrauen in nationale Institutionen mit 15-20% weit
unter Durchschnitt
‖ Umfragedaten ‖ Fünf-Sterne Bewegung voraussichtlich stärkste
einzelne Partei
‖ Euroskeptizismus: zwei Kernthemen ‖ WWU: „von Brüssel diktierter Sparkurs“ ‖ Migration: „allein gelassen in der Flüchtlingskrise“
‖ Nationale Vertrauenskrise im Vordergrund ‖ Klarer Anti-Establishment-Kurs der Fünf-Sterne
Bewegung ‖ Ausgeprägte direktdemokratische Elemente
Nationale Vertrauenskrise
Vgl. Koenig, Dittrich: Quo Vadis Italia? Die EU in einem turbulenten Wahlkampf (Januar 2018).
Nicole Koenig und Valentin Kreilinger – 14.02.2018
Der Zeitplan bis 2019
Institutionelle Fragen wiederholt auf der Agenda
‖ 23. Februar 2018: Informelles Treffen der Staats- und Regierungschefs der EU-27
‖ 4. März 2018: Italienische Parlamentswahl und Ergebnis des SPD-Mitgliederentscheids
‖ November 2018 (?): Nominierung von Spitzen-kandidaten durch die europäischen Parteienfamilien
‖ 30. März 2019: Ablauf der Zwei-Jahres-Frist von Artikel 50 EUV
‖ 9. Mai 2019: Informelles Treffen des Europäischen Rates (in Sibiu/Rumänien)
‖ 23. bis 26. Mai 2019: Europawahl
‖ Voraussichtlich Sommer 2019: Wahl Kommissionspräsident/in
‖ 30. November 2019: Ende Mandat Tusk
Nicole Koenig und Valentin Kreilinger – 14.02.2018
EU to go Das 30-Minuten Frühstück am Delors Institut
Nicole Koenig und Valentin Kreilinger – 14.02.2018
Informelles Gipfeltreffen der Staats- und Regierungschefs am 23. Februar 2018
Zukunfts-orientierte Beratungen der EU-27
‖ Themensetzung durch die „Agenda der EU-Führungsspitzen“
‖ Institutionelle Fragen auf der Tagesordnung:
‖ Die Zusammensetzung des EP nach den Wahlen 2019 und die Möglichkeit transnationaler Listen
‖ die Art und Weise, in der die EU führende Positionen – einschließlich die der Spitzenkandidaten – besetzt
Vgl. Kreilinger: Eine demokratischere EU: Positionen und Handlungsspielräume (Dezember 2017).
Nicole Koenig und Valentin Kreilinger – 14.02.2018
EP-Sitzverteilung, transnationale Listen
Brexit als Chance?
‖ Rechtliche Grundlage ‖ 73 Sitze nach Brexit vakant ‖ Neuregelung der EP-Zusammensetzung und ggf. Wahl
von x MdEPs über transnationale Listen
‖ Politische Positionierungen ‖ EP-Vorschlag: 27 Sitze neu verteilen, 46 Sitze „in
Reserve“, Mehrheit im EP aber gegen die Einführung transnationaler Listen
‖ Unterstützer transnationaler Listen: FR, IT, ES, PT, MT, EL, CY, IE
‖ Bewertung ‖ Neuregelung der EP-Sitzverteilung bis Juni 2018
notwendig ‖ Nach EP-Positionierung: transnationale Listen für EP-
Wahl 2019 sehr unwahrscheinlich
Vgl. Verger: Transnational lists: A political opportunity for Europe with obstacles to overcome (Februar 2017).
Nicole Koenig und Valentin Kreilinger – 14.02.2018
‖ Rechtliche Grundlage ‖ Vorschlagsrecht des Europäischen Rates für das
Amt des Kommissionspräsidenten, „berücksichtigt“ Ergebnis der EP-Wahlen
‖ Wahl des Kommissionspräsidenten durch das EP
‖ Politische Positionierungen ‖ In „Brüssel“ breite Unterstützung für
Spitzenkandidaten-Modell ‖ Skepsis bei Mitgliedstaaten, u.a. Visegrad-Staaten,
Frankreich...
‖ Bewertung ‖ Nur Spitzenkandidat von EVP oder PSE auch
zukünftiger Kommissionspräsident?
Oder wackelt das Modell von 2014?
Eine „Verfassungs-wirklichkeit“?
Vgl. Kreilinger: Eine demokratischere EU: Positionen und Handlungsspielräume (Dezember 2017), S. 11-13.
Spitzenkandidaten bei der Europawahl 2019
Nicole Koenig und Valentin Kreilinger – 14.02.2018
Fusion der Ämter von Präsident des Europäischen Rates und Kommissionspräsident
‖ Rechtliche Grundlage ‖ Beide Ämter in Personalunion: ohne Vertragsänderung
möglich
‖ Politische Positionierungen ‖ 2002/03 im EU-Konvent diskutiert, Idee von Juncker
wiederbelebt ‖ EP ablehnend, Mitgliedstaaten zurückhaltend
‖ Bewertung
‖ Veränderung im Machtgefüge der EU ‖ Theoretisch kurzfristig umsetzbar (Vorschlag/Wahl
derselben Person) ‖ Eher langfristige Option als Teil einer denkbaren
Präsidentialisierung der EU
Nur noch ein „EU-Präsident“?
Vgl. Dauvergne: One hat for two heads: A complex simplification process (September 2017).
Nicole Koenig und Valentin Kreilinger – 14.02.2018
‖ Rechtliche Grundlage ‖ Unverbindlicher, freiwilliger Ad-hoc-Mechanismus
‖ Politische Positionierungen
‖ Französische Initiative ‖ Breite Unterstützung durch andere Mitgliedstaaten,
da kein konkretes Reform-Commitment
‖ Bewertung ‖ Enger Zeitplan: April bis Oktober 2018 für
Konsultationsprozesse in den Mitgliedstaaten ‖ Breite Einbindung der Zivilgesellschaft oder von
Regierungen gesteuerter Prozess? ‖ Konkrete Anreize für teilnehmende
zivilgesellschaftliche Organisationen? ‖ Modalitäten für Zusammenführung der Ergebnisse
noch offen
Voraussichtlich 20+X teilneh-mende Staaten
Durchführung von Bürgerkonsultationen
Nicole Koenig und Valentin Kreilinger – 14.02.2018
Positionen zu institutionellen Grundsatzfragen
Juncker Macron Visegrad-Staaten
Europäisches Parlament
GroKo
Transnationale Listen (EU-weiter Wahlkreis mit Listenkandidaten für das EP)
In Rede zur Lage der Union als „gute Idee“ bezeichnet
Klarer Befürworter: 73 MdEPs bei EP-Wahl 2019, ab 2024 die Hälfte des EP
Ablehnung der Einführung transnationaler Listen
Einführung transnationaler Listen von 54% der MdEPs abgelehnt
Keine Festlegung, im Koalitionsvertrag nicht behandelt
Spitzenkandidaten (bei der Europawahl 2019 für das Amt des Kommissionspräsidenten analog 2014)
Klarer Befürworter: EVP-Spitzenkandidat bei der EP-Wahl 2014
Skeptizismus in Sorbonne-Rede: Forderung nach „echten“ Europawahlen
Wunsch nach Führungsrolle (und Entscheidungs- autonomie) des Europäischen Rates
Klarer Befürworter: nur Wahl eines Spitzenkandidaten zum Präsidenten der Europäischen Kommission
Keine Festlegung, im Koalitionsvertrag nicht behandelt
Fusion der Ämter (Kommissionspräsident und Präsident des Europäischen Rates)
Vorschlag in der Rede zur Lage der Union
Keine Festlegung Keine Festlegung „nicht im Interesse des Europäischen Parlaments“
Keine Festlegung, im Koalitionsvertrag nicht behandelt
Bürgerkonsultationen (strukturierte Beteiligung der Bürger an den Überlegungen zur Zukunft der EU)
Unterstützt die Organisation demokratischer Konvente
Initiator der demokratischen Konvente / Bürgerkonsultationen
Polen und Ungarn nicht unter den Staaten, die 2018 Bürger-konsultationen durchführen wollen
Keine Festlegung
„Bürgerinnen und Bürger in bundesweiten öffentlichen Dialogen an der Reformdebatte in Europa beteiligen“
Nicole Koenig und Valentin Kreilinger – 14.02.2018
Fazit
Vier mögliche Szenarien
‖ Zurück in die 2000er-Jahre und die Zeit vor Lissabon: Ohne Spitzenkandidaten und ohne institutionelle Reformen
‖ Spitzenkandidaten, aber nicht mehr: Defensive „Status-Quo“-Position der pro-europäischen EP-Mehrheit
‖ Institutionelle Evolution: Junckers „mehr Europa“-Ansatz bei institutionellen Fragen
‖ Institutionelle Revolution: „En Marche“-Erfolg und Umwälzung des europäischen Parteiensystems nach der EP-Wahl 2019
Nicole Koenig und Valentin Kreilinger – 14.02.2018
EU to go Das 30-Minuten Frühstück am Delors Institut
Nicole Koenig und Valentin Kreilinger – 14.02.2018