evaluation der pilotprojekte zur direkten förderung in nordrhein ... · 2013. 11. 21. ·...
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Professu r f ü r F ors t - u n d Umwel t p o l i t ik
Evaluation der Pilotprojekte zur direkten Förderung in Nordrhein -Westfalen
Dr. Andy Selter und Prof. Dr. Ulrich Schraml
Herbsttagung - Waldbauernverband NRWLindlar, 18. November 2013
Profes s ur für Fors t - und Um w el tpo l i t ikFolie 2
Auftrag
• Wer macht mit und Warum? Motive der Waldbesitzer für die Teilnahme an den Pilotprojekten
• Wie läuft die Zusammenarbeit? Stärken und Schwächen der Förderpraxis in den Pilotprojekten
• Was kann verbessert werden? Empfehlungen für eine Weiterentwicklung der Förderung
• Welche Voraussetzungen müssen gegeben sein? Übertragbarkeit der Erfahrungen aus den Pilotprojekten
Foto: F. Hofmann
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Kurze Erprobungsphasebegrenzt Aussagekraft von quantitativen Daten bzw.
vorher-nachher-Vergleichen
Große Methodenvielfalt und Erhebungsdichte
Dialog mit den Beteiligten
Begleitende Evaluation
Foto: F. Hofmann
Evaluationsverlauf und Methoden
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Evaluationsverlauf und Methoden 2011
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Evaluationsverlauf und Methoden 2012
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Die Reaktionen auf den Wandel sind verschieden
Quelle: Vahs 2007
Erfahrungen im Change Management
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Die Reaktionen auf den Wandel sind verschieden
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Quelle: Vahs 2007
Relevanz für Datenerhebung Waldbesitzer
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Relevanz für Datenerhebung Förster
Quelle: Vahs 2007
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Die Reaktionen auf den Wandel sind verschieden
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Die Sicht der Vorstände …
Motive der FBG -Vorstände für eine Teilnahme
•Vorausschauende Anpassung der FBG-Strukturen
Quelle: Vorstandsinterviews, Gruppendiskussionen
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Hört die Signale …
Wahrnehmung der politischen Entwicklung
Seit 2005: Reform der Landesforstverwaltung
2006: Ankündigung Betreuungsleistungen marktneutral anbieten zu wollen
2007: Gründung der drei FV im Sauerland
2008: Schwerter Papier, Papier zur vertrauensvollen Zusammenarbeit
2009: Richtlinie für die direkte Förderung in den Pilotprojekten
2009 bis 2010: Informationsoffensive durchMKULNV, LB WH und WBV
Finanz-situation und Wettbewerbs-
recht
Ausstieg aus der
indirekten Förderung
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Sicht der Vorstände …
Motive der FBG -Vorstände für eine Teilnahme
•Vorausschauende Anpassung der FBG-Strukturen
•Erweiterung des eigenen Gestaltungsspielraums, regionale Vernetzung und Mitsprache bei der Holzvermarktung (PP1)
•Erweiterung der waldbesitzseitigen Kompetenz durch mehr Transparenz in der Dienstleistung (PP2)
Befürworter der direkten Förderungnehmen erhöhte Belastungen im
Ehrenamt in Kauf
Quelle: Vorstandsinterviews, Gruppendiskussionen
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• Außerhalb der Pilotregion haben 2012 über 86 % der befragten Waldbesitzer noch nichts von den Pilotprojekten gehört
• Trotz intensiver Informationsbemühungen in der Pilotregion kennen die Modelle nicht :
69 % der Nichtteilnehmer54 % der PP1-Teilnehmer31 % der PP2-Teilnehmer
• Die Kenntnis über die Pilotprojekte und die Forstpolitik des Landes lassen mit zunehmender Urbanität der Waldbesitzer nach
• Die Offenheit gegenüber direkt geförderten Betreuungsleistungen nimmt mit der Kenntnis forstpolitischer Hintergründe zu
Und die Waldbesitzer?
Wahrnehmung der Signale durch Waldbesitzer
Quelle: Waldbesitzerbefragung 2012
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Und die Waldbesitzer?
Bevorzugtes Modell der Beförsterung nach Gebietskulisse
Welche Aussage entspricht am ehesten Ihren persönlichen Vorstellungen?
Gebietskulisse
PP1 PP2LB WH
SauerlandLB WH OWL
LB WH Eifel
Ich bevorzuge es, mich vom Förster des Regionalforstamtes betreuen zu lassen. 64 % 29 % 77 % 83 % 55 %
Ich bevorzuge es, mich von einem privaten Förster betreuen zu lassen. 11 % 40 % 7 % 4 % 10 %
Es ist mir egal, von wem ich betreut werde. Bei der Entscheidung vertraue ich auf meine FBG.
25 % 31 % 16 % 13 % 35 %
Quelle: Waldbesitzerbefragung 2012 (N = 788)
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Das etablierte System bietet Waldbesitzern und Forstverwaltung Vorteile
•… langjährige Kooperationen mit Aufbau von Vertrauen
•… Einheit von Holzbereitstellung und Vermarktung
•… Zugang zu Betreuungsleistung – auch für solche FBGen, die wenig Eigeninitiative zeigen
•… hohe Steuerungssicherheit
Quelle: Gruppendiskussionen Referenzgruppe
„Never change a winning team“
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Wenn zwei sich streiten …
Theorie und Praxis im PP1
•Einheitlich definierte Schnittstellen zwischen Holzbereitstellung und -vermarktung weichen individuellen Lösungen
•Unterstützung der Pilotprojekte durch LB WH entsprechend beruflicher Selbstverständnisse
•Holzhandelsvolumen im PP1 liegt etwas unter der landes-betrieblichen Vermarktung und PP2
•Einzelbetrieblich vermarktetes Holz und ein geringer Flächenanteil gefährden das Solidarkonzept der eigenständigen Holzvermarktung
•Fortbestehende Abhängigkeit der FWV von Förderung
•Marktzugang für Selbstwerber wird erleichtert
Quelle: Holzverkaufs- und Förderstatistik, Gruppendiskussionen, Vorstandsinterviews, Expertengespräche
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New Kids on the Block
Theorie und Praxis im PP2
•Anbietervielfalt gegeben
•Vergabeverfahren aufwändig und unklar
•Wichtigste Kriterien bei der Entscheidung für PP2 bzw. den Betreuungsförster:
� Vertrauen in die Organisation� Vertrauen in Kompetenz und Person des Betreuungsförsters
•Förderverfahren findet Akzeptanz
•Differenzierte Dokumentation der Leistungserbringung im PP2
•Inanspruchnahme von Betreuungsdienstleistungen in ähnlichem Umfang wie bei Betreuung durch Landesbetrieb
Quelle: Ausschreibungsunterlagen, Förderstatistik, Gruppen-diskussionen, Vorstandsinterviews, Expertengespräche
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Zwischenfazit
• Bedarf an Dienstleistung im Kleinprivatwald ist steigend. Ohne Förderung werden wichtige politische Ziele nicht erreicht.
• PP1 ist konfliktreicher als PP2 und LB WH: Ausstehende Richtungsentscheidungen für Privatwaldförderung verlagern Konflikte auf die lokale Ebene
• Gleichermaßen hohe Zufriedenheit im PP2 und etabliertem Modell: Passgenauigkeit der Akteure in PP2
Foto: U. Schraml
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Wegweiser (1)„Pilotprojekte brauchen Piloten“
Eindeutige und einheitliche Kommunikation von Zielen der Landespolitik als Basis für
• vertrauensvolle Zusammenarbeit im PP1
• Stabilität im PP2
Foto: A. Selter
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Wegweiser (2)Weiterentwicklung des PP1
Kooperation verbessern
• Prinzipien der „vertrauensvollen Zusammenarbeit“ klären und leben
• Prozessunterstützung vor Ort (vgl. gute Erfahrungen Initialphase PP2)
Förderung anpassen
• Waldbesitzer in beiden Vermarktungssystemen finanziell gleich behandeln
• Finanzmittel zur Förderung eigenständiger Strukturen zur Professionalisierung einsetzen
Foto: U. Schraml
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Wegweiser (3)Weiterentwicklung des PP2
• Erstattung eines fixen Anteils für jede geleistete Stunde
- Kontrolle durch den Eigenanteil derWaldeigentümer
- Der Zusammenschluss verantwortet, wie bisher, den ordnungsgemäßenEinsatz der Fördergelder
• Die Kontrolle der Förderziele und das Wachen über eine ausgewogene Nutzung der Fördermittel bleibt wichtige hoheitliche Aufgabe
• Zertifizierung für Betreuungsleistungen
Foto: U. Schraml
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Gut für die Erprobung der direkten Förderung!Gut für die Übertragbarkeit der Ergebnisse?Pilotregion Sauerland
• geringe Fragmentierung
• hoher Nadelbaumanteil
• geringe Bevölkerungsdichte
• geringe Urbanität
• ökonomische Bedeutung vergleichsweise hoch
• überdurchschnittliche Kontakthäufigkeit
Quelle: Waldbesitzerbefragung 2012, Literatur
Die heterogenen Waldbesitz-
strukturen des Landes
Nordrhein-Westfalen lassen eine
pauschale Übertragung der in
den Pilotprojekten gemachten
Erfahrungen auf alle anderen
Landesteile nicht zu
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Das eherne Gesetz des Örtlichen Regionale Vielfalt der Betreuungsmodelle
Quelle: Waldbesitzerbefragung 2012, Gruppendiskussionen, Vorstandsinterviews, Expertengespräche
Möglichkeiten für direkte Förderung
Indirekte Förderung
Engagement der Vorstände / Mitgliederbindung
Forstwirtschaftlicher Zusammenschluss
Waldeigentum
Fragmentierung / Urbanität+ -
+-
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Resümee
• Rückzug des Staates nicht sinnvoll (Gemeinwohl, Gewährleistungsfunktion)
• Überwinden der Frontenbildung Staat oder Markt
• Entwicklung eines modularen Modells, das regional angepasste Kooperationen aus staatlichen und privaten Akteuren fördert
• Ein genereller Verzicht auf indirekte Förderung würde die nötige Flexibilität unmöglich machen
Foto: U. Schraml
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Der Ausführliche Evaluationsbericht:
Selter, A., Hörnig, T., Schraml, U. (2013): Pilotprojekte brauchen einen Piloten - Evaluation der Pilotprojekte zur direkten Förderung der Holzvermarktung und der Waldbewirtschaftung in Forstwirtschaftlichen Zusammenschlüssen Nordrhein-Westfalens. Arbeitsbericht 01/2013, Professur für Forst- und Umweltpolitik, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg i. Br. http://portal.uni-freiburg.de/ifp/arbeitsbericht-1-2013
Etwas kompakter:
Selter, A., Schraml, U. (2013): Pilotprojekte brauchen einen Piloten -Evaluation der Pilotprojekte zur direkten Förderung der Holzvermarktung und der Waldbewirtschaftung in Nordrhein-Westfalen. Holzzentralblatt Nr. 33 vom 16. August 2013, Seiten 812 bis 813.
Oder: In Ihrer letzten Mitgliederzeitschrift „Die W aldbauern in NRW“
Literatur
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Foto: U. Schraml