fiskalunion – illusion der zentralisten? prof. dr. lars p. feld albert-ludwigs-universität...
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Fiskalunion – Illusion der Zentralisten?
Prof. Dr. Lars P. Feld
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Walter Eucken Institut
© SACHVERSTÄNDIGENRAT zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung Folie 2
Die Bankenkrise
Beiträge der einzelnen Faktoren auf Zinsdifferenzen für Spanien
Quelle: Eigene Berechnungen© Sachverständigenrat
Schaubild
30212_Spanien_CH
Bid-Ask CDS
Tatsächliche Zinsdifferenz
GARCH US-BondsAusstieg
Geschätzte Zinsdifferenz
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J F M A M J I A S O N D J F M A M J I A
0
2011 2012J J
© SACHVERSTÄNDIGENRAT zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung Folie 3
Die Staatsschuldenkrise (1/2)
Konsolidierung der öffentlichen Finanzen ausgewählter OECD-Länder1)2)
Schaubild
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Rückführung tatsächliches Defizit Rückführung strukturelles Defizit
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Tatsächliches Defizit
2012
Strukturelles Defizit Primärsaldo
1) (–) Defizit, (+) Überschuss.– 2) US-Vereinigte Staaten, UK-Vereinigtes Königreich, IT-Italien, IE-Irland, PT-Portugal, ES-Spanien, GR-Griechenland.
Quelle: OECD
Veränderung 2012 gegenüber 2009Prozentpunkte
© SACHVERSTÄNDIGENRAT zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung Folie 4
Die Staatsschuldenkrise (2/2)
Konsolidierung der öffentlichen Finanzen ausgewählter OECD-Länder1)2)
Schaubild
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16512_KPK© Sachverständigenrat
Rückführung tatsächliches Defizit Rückführung strukturelles Defizit
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JP US UK IT IE PT ES GR
Tatsächliches Defizit
2012
Strukturelles Defizit Primärsaldo
1) (–) Defizit, (+) Überschuss.– 2) US-Vereinigte Staaten, UK-Vereinigtes Königreich, IT-Italien, IE-Irland, PT-Portugal, ES-Spanien, GR-Griechenland.
Quelle: OECD
Veränderung 2012 gegenüber 2009Prozentpunkte
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Die EZB in der Zwickmühle
Die EZB sieht sich immer mehr in die Rolle gedrängt, die Stabilität des europäischen Finanzsystems zu gewährleisten
2 Wege wurden hierfür ergriffen:
Ankauf von Anleihen auf dem Sekundärmarkt
Bereitstellung von Refinanzierung für die Banken
© SACHVERSTÄNDIGENRAT zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung Folie 6
Quelle: Thomson Financial Datastream
80
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1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012
Geldbasis und Geldmenge M3 im Euro-Raum
Februar 1999 = 100
Schaubild 38
© Sachverständigenrat
Log. Maßstab Log. Maßstab
Geldmenge M3
Geldbasis
Geringe akute Inflationsgefahr
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Das Urteil des BVerfG vom 12.9.2012
Die Währungsunion als Stabilitätsunion Wesentliches Element ist das Verbot
monetärer Haushaltsfinanzierung. Ein Erwerb von Staatsanleihen auf dem
Sekundärmarkt, der auf monetäre Staatsfinanzierung abzielt, ist als deren mögliche Umgehung ebenfalls untersagt.
ESM kann keine Staatsanleihen bei der EZB hinterlegen.
Die EU als Staatenverbund beruht weiterhin auf dem Völkerrecht.
© SACHVERSTÄNDIGENRAT zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung Folie 8
Das Urteil des BVerfG vom 12.9.2012
Der Fiskalpakt ist nicht verfassungswidrig: Vorrechte der nationalen Parlamente gewahrt. Kommission kann keine materiellen Vorgaben machen
und hat keine Durchgriffsrechte. Der Haushaltsgesetzgeber kann sich in seiner
Haushaltspolitik dauerhaften Bindungen unterwerfen und diese auch europarechtlich verankern.
Erhaltung der demokratischen Gestaltungs- und Entscheidungsspielräume in der Zukunft durch Verringerung des Gestaltungs- und Entscheidungsspielraumes in der Gegenwart.
Ökonomisch: Tragfähigkeit.
© SACHVERSTÄNDIGENRAT zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung Folie 9
Das Urteil des BVerfG vom 12.9.2012
Der ESM ist nicht verfassungswidrig: Begrenzte Haftungsübernahme Deutschlands (nach
Zusatzprotokoll) Grundsätze:
Keine unbestimmten haushaltspolitischen Ermächtigungen Keine dauerhaften völkervertragsrechtlichen Mechanismen,
die zu einer Entäußerung der Budgetverantwortung führen würden.
Bundestag muss im Einzelnen entscheiden können. Umfang von Haftungszusagen liegt im weiten
Entscheidungsspielraum des Gesetzgebers namentlich hinsichtlich der Tragfähigkeit des Bundeshaushalts und des wirtschaftlichen Leistungsvermögens Deutschlands.
© SACHVERSTÄNDIGENRAT zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung Folie 10
Langfristiger Ordnungsrahmen: Probleme des alten Ordnungsrahmens
Ordnungsrahmen des Maastricht-Vertrages in zweierlei Hinsicht unzureichend:
Disziplinierung der Finanzpolitik nicht ausreichend Stabilitäts- und Wachstumspakt wurde ausgehöhlt Disziplinierungswirkung der Finanzmärkte war gering
Keine Berücksichtigung der Auswirkungen einer tiefen Finanz- und Bankenkrise
Ordnungsrahmen war blind gegenüber Krise auf Finanzmärkten Institutionelle Voraussetzungen zum Umgang mit Liquiditäts- und
Solvenzkrisen von Mitgliedstaaten fehlten Langfristig stabil sind nur Konstellationen, bei denen Haftung
und Kontrolle zusammenfallen: Entweder: Fiskal- und Wirtschaftspolitik gemäß den
Ordnungsprinzipien des Maastricht-Vertrags weitgehend in nationaler Souveränität
Oder: umfassende Gemeinschaftshaftung mit einer Übertragung fiskalpolitischer Souveränität auf die europäische Ebene
© SACHVERSTÄNDIGENRAT zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung Folie 11
Langfristiger Ordnungsrahmen: Das Drei-Säulen-Modells
Für verschiedene Politikfelder muss zwischen nationaler und europäischer Verantwortung gewählt werden
Sachverständigenrat schlägt Drei-Säulen-Modell zur Erweiterung
des Konzepts des Vertrags von Maastricht vor („Maastricht 2.0“)
© SACHVERSTÄNDIGENRAT zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung Folie 12
Brücken zum langfristigen Ordnungsrahmen
Dauerhafte Rettungsfunktion der EZB mit erheblichen ökonomischen Risiken
OMT befindet sich an der Grenze zur monetären Staatsfinanzierung.
Prüfsteine zur möglichen Grenzüberschreitung. Nicht: Anleihekäufe auf Primär- oder Sekundärmarkt;
und: EZB muss Staatsanleihen kaufen können. Vielmehr: Werden Staatsanleihen von bestimmten
Staaten differenzierend gekauft mit dem Ziel, deren Refinanzierungskosten niedrig zu halten?
Und: Welchen Umfang nimmt dieser Kauf ein? Es kann keinen unbegrenzten Aufkauf geben!
Vor allem: Die ökonomisch so wichtige Konditionalität (Programm im ESM) belegt die Ehe mit der Fiskalpolitik.
Küsst die EZB die Braut, tritt der Sündenfall ein.
© SACHVERSTÄNDIGENRAT zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung Folie 13
Brücken zum langfristigen Ordnungsrahmen
Schuldentilgungspakt bietet eine fiskalische Brücke von der kurzfristigen Stabilisierung zu einem nachhaltigen und stabilen Regelwerk
System von wechselseitigen Verpflichtungen zur Solidarität und Solidität
zeitlich begrenzte gemeinschaftliche Haftung im „Schuldentilgungsfonds“ für Differenz zwischen der Schuldenstandsquote und der 60 %-Grenze
Setzt strikte Sicherungsmechanismen voraus (Implementierung von Schuldenbremsen, Konsolidierungsvereinbarungen, Benennung von Steuern zur Tilgung, Hinterlegung von Sicherheiten)
Maximales Volumen von 2,6 Billionen Euro nach Roll-in-Phase von maximal sechs Jahren erreicht
Anschließende Tilgungsphase, nach 25 Jahren sind die ausgelagerten Schulden vollständig zurückgezahlt
Nach Ende der Tilgungsphase: Vorraussetzungen für Maastricht 2.0 gegeben
© SACHVERSTÄNDIGENRAT zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung Folie 14
Schuldentilgungspakt
Zeitliche Dimension des Schuldentilgungspaktes
500
1 000
1 500
2 000
2 500
3 000
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Mrd Euro
500
1 000
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2 000
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3 000
02013 14 2015 16 17 18 19 2020 21 22 23 24 2025 26 27 28 29 2030 31 32 33 34 2035 36 37 2038
Schuldenstand im Schuldentilgungsfonds nach Ländern1)
© Sachverständigenrat
ItalienDeutschland Frankreich
Spanien Niederlande Österreich
Belgien
Malta
Mrd Euro
1) Eigene Berechnungen. Unterstellter Start des Schuldentilgungspakts: 1.1.2013. Quelle für Grundzahlen: EU-Kommission, AMECO-Datenbank,26.7.2012.
Schaubild 42
© SACHVERSTÄNDIGENRAT zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung Folie 15
Schuldentilgungspakt
tatsächlich strukturell mit ERP ohne ERP mit ERP ohne ERP
Deutschland ....... 1,7 2,1 1,9 1,5 – 0,4 0,3 – 0,2
Frankreich .......... – 1,9 – 0,5 2,3 2,8 0,9 4,2 4,7
Italien ................. 3,4 4,8 4,2 7,1 4,8 0,8 3,7
Spanien .............. – 3,3 – 1,4 3,1 5,0 3,1 6,3 8,2
Niederlande ........ – 2,3 – 0,3 1,7 1,3 – 0,3 4,0 3,7
Belgien ............... 0,4 1,1 2,8 4,0 2,0 2,4 3,5
Österreich ........... – 0,3 – 0,0 2,1 2,3 0,7 2,4 2,6
Malta .................. 0,8 0,8 2,7 3,2 1,8 1,9 2,5
1) European Redemption Pact.– 2) Eigene Berechnungen, Quelle für Grundzahlen: EU, Mai 2012.– 3) Maximal erforder-licher Primärsaldo, um ein Finanzierungsdefizit von höchstens 0,5 % des BIP zu erreichen und zugleich die nicht ausge-lagerten Schulden unter 60 % des BIP zu stabilisieren. Ohne ERP: Maximal erforderlicher Primärsaldo, um den gleichenSchuldenstandsverlauf zu erreichen (entspricht einer Rückführung der Schuldenstandsquote auf 60 % in den nächsten20 bis 25 Jahren.
RW02212_CH
% des BIP % des BIP Prozentpunkte
Primärsaldo 2012 um die Fiskalregeln zu
erfüllen3)
um derzeitige Schulden-
standsquote ohne ERP
konstant zu halten
Erforderliche Verbesserung des Primärsaldos zur
Erfüllung derFiskalregeln
Konsolidierungsanforderungen und Schuldentilgungspakt (ERP)1)2)
Erforderlicher Primärsaldo …
Tabelle