forschungsdaten bibliotheks und-infoder umgang mit digitalen forschungsdaten –eine bibliotheks-und...
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Vortrag auf dem LAUDATIO-Workshop 7./8. Oktober 2014 am Humboldt-Universität zu BerlinTRANSCRIPT
Der Umgang mit digitalen Forschungsdaten –eine bibliotheks- und
informationswissenschaftliche PerspektiveMaxi Kindling
Institut für Bibliotheks- und Informationswissenschaft
LAUDATIO-Workshop 7./8. Oktober 2014
Humboldt-Universität zu Berlin
1Maxi Kindling, 8. Oktober 2014
• Bibliotheks- und Informationswissenschaft?
• Forschungsdaten?
• Forschungsdaten an der HU Berlin
• Forschungsdaten in der Bibliotheks- und Informationswissenschaft
• Ausgewählte Projekte
2
Agenda
Maxi Kindling, 8. Oktober 2014
Was ist Bibliotheks- und Informationswissenschaft?
• Information und Wissen• Zugang, Aufbereitung, Vermittlung, Bereitstellung und
Distribution
• Wissenschaftskommunikation
• Lehr- und Forschungsbereich Informationsmanagement am IBI• Schwerpunkt Informationsinfrastruktur
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Bibliotheks- und Informationswissenschaft
Maxi Kindling, 8. Oktober 2014
Online-Umfrage 2013 mit Rücklauf von 499 Antworten bzw. ~ 24% der Zielgruppe aus fast allen Einrichtungen:
4
Forschungsdaten an der HU
Maxi Kindling, 8. Oktober 2014
JUR
LGF
BIO
CH
EM
PH
YSIK
GEO
GR
CO
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MA
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PSY
CH
IBI
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SPO
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I
SON
ST
0
5
10
15
20
25
30
35
40
Verteilung der Teilnehmer nach Einrichtungen
(n=499)
Vgl. Simukovic et al., 2013
Aus welchen Quellen schöpfen Sie Ihre Forschungsdaten hauptsächlich?
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Forschungsdaten an der HU
Maxi Kindling, 8. Oktober 2014
0
50
100
150
200
250
300
350
Quellen von Forschungsdaten
Beobachtungen
Experimente
Simulationen
Abbildungen von Objekten
Umfragen und Interviews
Statistik und Referenzdaten
Logfiles und Nutzungsdaten
Textdokumente
Sonstiges
Vgl. Simukovic et al., 2013
Um welche Datentypen handelt es sich?
6
Forschungsdaten an der HU
Maxi Kindling, 8. Oktober 2014
0
50
100
150
200
250
300
350
Datentypen
Bilder
mehrdimensionale
Visualisierungen oder ModelleAudio-Aufzeichnungen
Video-Aufzeichnungen
Texte
Tabellen
Datenbanken
Programme und Anwendungen
Fach- oder gerätespezifische
Daten
Vgl. Simukovic et al., 2013
Unter digitalen Forschungsdaten verstehen wir alle digital vorliegenden Daten, die während des Forschungsprozesses entstehen oder sein Ergebnis sind. Der Forschungsprozess umfasst dabei verschiedene Schritte angefangen mit der Nutzung bereits verfügbarer Forschungsdaten oder ihrer Generierung, wobei verschiedenste Formen wie ein Experiment in den Naturwissenschaften, eine dokumentierte Beobachtung in einer Kulturwissenschaft oder eine empirische Studie in den Sozialwissenschaften denkbar sind. Weiter umfasst der Forschungsprozess die Prozessierung und Aufbereitung sowie die Analyse und Auswertung von Forschungsdaten, der sich die Distribution eines Forschungsergebnisses (klassischerweise in Form einer Publikation) anschließt sowie die Archivierung der Forschungsdaten. Digitale Forschungsdaten können in allen Wissenschaftsdisziplinen zur Beantwortung einer Forschungsfrage unter Anwendung verschiedenster Methoden herangezogen werden. Dies hat zur Folge, dass Forschungsdaten in unterschiedlichen Datentypen und -formaten auftreten und in verschiedenen Aggregationsstufen als Forschungsdaten relevant sind. Um die Archivierung, Verfügbarmachung, Reproduktion und Nachnutzung von Forschungsdaten zu ermöglichen sind Metadaten und eine Datendokumentation essentiell, die neben den Eigenschaften der Forschungsdaten auch ihren Entstehungskontext sowie die Werkzeuge beschreiben, mit denen sie erzeugt, gespeichert, bearbeitet und analysiert wurden.
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Eine „living definition“
Maxi Kindling, 8. Oktober 2014
Vgl. Kindling/Schirmbacher, 2013
Unter digitalen Forschungsdaten verstehen wir alle digital vorliegenden Daten, die während des Forschungsprozesses entstehen oder sein Ergebnis sind. Der Forschungsprozess umfasst dabei verschiedene Schritte angefangen mit der Nutzung bereits verfügbarer Forschungsdaten oder ihrer Generierung, wobei verschiedenste Formen wie ein Experiment in den Naturwissenschaften, eine dokumentierte Beobachtung in einer Kulturwissenschaft oder eine empirische Studie in den Sozialwissenschaften denkbar sind. Weiter umfasst der Forschungsprozess die Prozessierung und Aufbereitung sowie die Analyse und Auswertung von Forschungsdaten, der sich die Distribution eines Forschungsergebnisses (klassischerweise in Form einer Publikation) anschließt sowie die Archivierung der Forschungsdaten. Digitale Forschungsdaten können in allen Wissenschaftsdisziplinen zur Beantwortung einer Forschungsfrage unter Anwendung verschiedenster Methoden herangezogen werden. Dies hat zur Folge, dass Forschungsdaten in unterschiedlichen Datentypen und -formaten auftreten und in verschiedenen Aggregationsstufen als Forschungsdaten relevant sind. Um die Archivierung, Verfügbarmachung, Reproduktion und Nachnutzung von Forschungsdaten zu ermöglichen sind Metadaten und eine Datendokumentation essentiell, die neben den Eigenschaften der Forschungsdaten auch ihren Entstehungskontext sowie die Werkzeuge beschreiben, mit denen sie erzeugt, gespeichert, bearbeitet und analysiert wurden.
8
Eine „living definition“
Maxi Kindling, 8. Oktober 2014
Vgl. Kindling/Schirmbacher, 2013
• Begriffsumfang von Forschungsdaten
• Interdisziplinäre bis individuelle Diskussionsebenen
• „Meta-Ebene“ der Bibliotheks- und Informationswissenschaft• Herausforderungen: Services für viele Disziplinen
• Rolle von Forschungsdaten in der Wissenschaftskommunikation
• Einheitliches Verständnis von „Publication“, aber „Research Data Set“
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Definitionsdiskussion
Maxi Kindling, 8. Oktober 2014
Definitionsdiskussion
Bedeutung von Forschungsdaten
• Untersuchungsgegenstand
• Ergebnis
• Kommunikation
• Reproduktion / Verifizierung / Überprüfbarkeit
• Reputation
• Nachnutzung
• Cultural Heritage
• Ausbildung/Lehre
• Innovation
• Finanzielle Erträge
10Maxi Kindling, 8. Oktober 2014
Wissenschaftliches Fehlverhalten – „Academic fraud“
http://www.nytimes.com/2013/04/28/magazine/diederik-stapels-audacious-academic-fraud.html?pagewanted=all
11Maxi Kindling, 8. Oktober 2014
http://retractionwatch.com/2014/10/03/curtain-up-on-second-act-for-dutch-fraudster-stapel-college-teacher/
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Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis (1998)
Maxi Kindling, 8. Oktober 2014
http://www.dfg.de/download/pdf/dfg_im_profil/reden_stellungnahmen/download/empfehlung_wiss_praxis_0198.pdf
13
Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis (1998)
http://www.dfg.de/download/pdf/dfg_im_profil/reden_stellungnahmen/download/empfehlung_wiss_praxis_0198.pdf
Maxi Kindling, 8. Oktober 2014
14
Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis (1998, 2013)
http://www.dfg.de/download/pdf/dfg_im_profil/reden_stellungnahmen/download/empfehlung_wiss_praxis_0198.pdf
Maxi Kindling, 8. Oktober 2014
15
GWP an der HU
Maxi Kindling, 8. Oktober 2014
56%
4%
20%
17%
3%
Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis
Ja, die Daten werden für zehn
Jahre oder mehr aufbewahrt.
Die Daten werden nur während
oder kurz nach dem Abschluss
des Projektes aufbewahrt.
Nein, diese Grundsätze kenne
ich nicht.
Mir ist die genaue Situation
nicht bekannt.
keine Antwort
(n=469)
Vgl. Simukovic et al., 2013
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Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis
http://www.oecd.org/sti/sci-tech/40188303.pdf
http://www.esf.org/fileadmin/Public_documents/Publications/ResearchIntegrity_report.pdf
Maxi Kindling, 8. Oktober 2014
• Berlin Declaration on Open Access (2003)• Deutsche Forschungsgemeinschaft: Empfehlungen zum
Umgang mit digitalen Forschungsdaten (2009)• Allianz der Wissenschaftsorganisationen: Grundsätze zum
Umgang mit digitalen Forschungsdaten (2010) • Open Research Data Pilot Horizon 2020 (2013)• Hochschulrektorenkonferenz/Empfehlung der 16. HRK-
Mitgliederversammlung : Management von Forschungsdaten – eine zentrale strategische Herausforderung für Hochschulleitungen (2014)
• …
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Forschungsförderer/Wissenschaftspolitik
Maxi Kindling, 8. Oktober 2014
Berlin Declaration on Open Access (2003)
„Open access contributions include original scientificresearch results, raw data and metadata, sourcematerials, digital representations of pictorial andgraphical materials and scholarly multimedia material.“
18Maxi Kindling, 8. Oktober 2014
DFG Empfehlungen (2009)
„Forschungsprimärdaten bilden einen wertvollen Fundus an Informationen, die mit hohem finanziellem Aufwand erhoben werden. Je nach Fachgebiet und Methode sind sie replizierbar oder basieren auf nicht wiederholbaren Beobachtungen oder Messungen. In jedem Fall sollten die erhobenen Daten nach Abschluss der Forschungen öffentlich zugänglich und frei verfügbar sein. Dieses ist die wesentliche Voraussetzung dafür, dass Daten im Rahmen neuer Fragestellungen wieder genutzt werden können sowie dafür, dass im Falle von Zweifeln an der Publikation die Daten für die Überprüfung der publizierten Ergebnisse herangezogen werden können.“
19Maxi Kindling, 8. Oktober 2014
DFG Empfehlungen (2009)
5. Jeder Wissenschaftler stellt seine Forschungsprimärdaten nach Möglichkeit überregional und frei zur Verfügung.
In Abhängigkeit von der jeweiligen Fachkultur soll unter den Wissenschaftlern Konsens darüber hergestellt werden, dass die Daten unmittelbar nach Abschluss der Forschungen oder nach wenigen Monaten der Öffentlichkeit frei zur Verfügung gestellt werden. Sofern die Daten in Projekten erarbeitet wurden, die aus öffentlich-rechtlichen Mitteln finanziert wurden, stehen sie im Grundsatz der Öffentlichkeit frei zur Verfügung. Für Forschungsdaten, die der Patentierung oder anderer unmittelbarer wirtschaftlicher Nutzung unterliegen, sind gesonderte Regelungen zu treffen. Dieses soll im Konsens mit den betroffenen Wissenschaftlern geschehen.
20Maxi Kindling, 8. Oktober 2014
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Pilot on Open Research Data in Horizon 2020 (2013)
Maxi Kindling, 8. Oktober 2014
http://ec.europa.eu/research/participants/data/ref/h2020/grants_manual/hi/oa_pilot/h2020-hi-oa-data-mgt_en.pdf
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Forschungsdaten-Policy der HU Berlin
Maxi Kindling, 8. Oktober 2014
http://cms.hu-berlin.de/ueberblick/projekte/dataman/policy
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Journal Policies (PLOS One)
Maxi Kindling, 8. Oktober 2014
http://www.plosone.org/static/policies.action#sharingh
24
Journal Policies (Nature)
Maxi Kindling, 8. Oktober 2014
http://www.nature.com/authors/policies/availability.html
Forschungsdatenmanagement-Initiative an der HU Berlin
• Umfrage, Interviews
• Policy
• Konzeptpapier
• Schulungen
• Aktivitäten einzelner Institute / Communities?• Lokale versus globale Sicht
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Forschungsdaten an der HU
Maxi Kindling, 8. Oktober 2014
Lehre und Forschung am IBI• Organisatorischer und rechtlicher Rahmen• Forschungsdatenmanagement • Langzeitarchivierung• Repositorien• Metadaten• Data Sharing (Zugang, Datenpublikation)• Wissenschaftliche Anerkennung• Nutzung• …
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Forschungsdaten an der HU
Maxi Kindling, 8. Oktober 2014
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Practice what you preach
Maxi Kindling, 8. Oktober 2014
https://www.ideals.illinois.edu/handle/2142/47259
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Practice what you preach
Maxi Kindling, 8. Oktober 2014
http://openarchaeologydata.metajnl.com/local/images/benefits-data.png
"Ich würde meine Daten gerne länger sichern und freue mich, von dieser
Möglichkeit zu hören!“
"Diese Grundsätze werden während der Ausbildung (Studium) nicht gelehrt.“
"Ich kenne die Grundätze und halte sie "privat" soweit wie möglich ein, da die
Verträge in meiner Karrierestufe jedoch immer befristet und tlw. nicht länger als 2
Jahre sind und übergreifenden Datenbanken bsiher kaum (gar nicht) genutzt
werden ist die Praxis der Datenaufbewahrung undefiniert.“
"Ich weiß nicht, was mit meinen auf dem Server gespeicherten Daten passiert,
wenn ich den Lehrstuhl verlasse.“
"Ich bin gerne bereit, meine Daten zur VErfügung zu stellen, wenn sie "gut
behandelt" werden!“
"Die Daten werden aufbewahrt, die Grundsätze kannte ich nicht."
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Ausschnitte der Umfrageergebnisse HU Berlin
Maxi Kindling, 8. Oktober 2014
"Der Professor unter dem ich als Doktorand arbeite hat hierbei allerdings das letzte Wort.“
"Ich habe mich bisher noch wenig mit Datenarchiven befasst, so dass ich erst eine Nutzen/Risiko-Abwägung treffen müsste."
"Im Prinzip ja, ich fürchte allerdings, dass ich einige Zeit investieren müsste, um Materialien zu sortieren, bzw. so "aufzuräumen", dass Dritte damit arbeiten könnten oder das Material überhaupt in ein Datenarchiv eingespeist werden kann."
"will happily do it once I published my own research using the data."
"Der Begriff der Forschungsdaten ist so nicht tragfähig: Wenn alle Texte, mit denen ein Historiker zu tun hat, Forschungsdaten wären, gäbe es enorme urheberrechtliche Probleme mit der Ablage...“
"Ich habe Probanden zugesichert, dass niemand außer mir und meiner Arbeitsgruppe Zugriff auf die Daten haben wird."
"Quellen unterliegen teils dem Datenschutz/ Urheberrecht. Ich würde den Service nur nutzen, wenn sie vor unbefugtem Zugriff geschützt wären.“
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Ausschnitte der Umfrageergebnisse HU Berlin
Maxi Kindling, 8. Oktober 2014
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re3data.org: Registry of Research Data Repositories
Maxi Kindling, 8. Oktober 2014
http://www.re3data.org
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re3data.org: Registry of Research Data Repositories
Maxi Kindling, 8. Oktober 2014
http://www.re3data.org
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LAUDATIO in re3data.org
Maxi Kindling, 8. Oktober 2014
http://www.re3data.org
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Wiki forschungsdaten.org
http://www.forschungsdaten.org/
Maxi Kindling, 8. Oktober 2014
Vielen Dank für eure / Ihre Aufmerksamkeit!
@maxi_ki
http://de.slideshare.net/MaxiKindling
35Maxi Kindling, 8. Oktober 2014
• Kindling, Maxi; Schirmbacher, Peter (2013) Die digitale Forschungswelt als Gegenstand der Forschung. In: Information - Wissenschaft & Praxis Bd. 64, H. 2-3, S. 137-148. DOI: 10.1515/iwp-2013-0017
• Simukovic, Elena; Kindling, Maxi; Schirmbacher, Peter (2013) Forschungsdaten an der Humboldt- Universität zu Berlin. Bericht uber die Ergebnisse der Umfrage zum Umgang mit digitalen Forschungsdaten an der Humboldt-Universität zu Berlin. URN: urn:nbn:de:kobv:11-100213001
• Kindling, Maxi ; Simukovic, Elena ; Schirmbacher, Peter (2013) Forschungsdatenmanagement an Hochschulen, Das Beispiel der Humboldt-Universität zu Berlin. In: LIBREAS. Library Ideas #23. URN: urn:nbn:de:kobv:11-100212700
• Pampel Heinz ; Vierkant, Paul ; Scholze, Frank ; Bertelmann Roland ; Kindling Maxi et al. (2013) Making Research Data Repositories Visible: The re3data.org Registry. In: PLoS ONE 8(11): e78080. doi:10.1371/journal.pone.0078080
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Referenzen
Maxi Kindling, 8. Oktober 2014