forschungsmethoden - methodenlehre.uni-mainz.de€¦ · qualitatives paradigma •vorwiegend in...
TRANSCRIPT
Einordnung der Psychologie
3
Wissenschaft
Psychologie
Empirische Wissenschaft
Exakte Wissenschaft
Normative WissenschaftPositive
Wissenschaft
Formalwissenschaft
Geisteswissenschaft
Naturwissenschaft
Sozialwissenschaft
Hermeneutik
Ethik-Komitee und Ethikkommission• Gruppen für Ethikfragen
• In Institutionen
• Keine Hierarchien
• Neutrale Einstellung
Komitee Kommission
Klinische Themen Beurteilung von Forschungsvorhaben
4
Termine# Datum Thema Inhalts-/Zielnummer(n)
1 18. Okt. Einführung & Ethik 1. 11. 8.
2 25. Okt. Fachentwicklung 1.
3 08. Nov. Operationalisierung 3. 6. 10.
4 15. Nov. Logik 11.
5 22. Nov. Wissenschaftstheorie 1. 11.
6 29. Nov. Versuchspläne 4. 12. 14.
7 06. Dez. Stichproben 12. 13.
8 13. Dez. Hypothesentest 15. 16.
9 10. Jan. Gütekriterien I: Validität 5.
10 17. Jan. Gütekriterien II: Reliabilität & Objektivität 5.
11 24. Jan. Replikationskrise 1. 8. 12.
12 31. Jan. Erhebungstechniken I: Selbstbericht & Beobachtung 7. 9.
13 07. Feb. Erhebungstechniken II: Objektive Daten 7. 9.5
Antike• Interkulturell
• Demokrit: Seelenatome, Körperinteraktion, Wahrnehmung
• Sokrates: „Ich weiß, dass ich nichts weiß“
• Platon: drei Schichten der Seele (Vernünftiges, Begehrliches, Eifriges)
• Aristoteles: Herz und Gehirn
7
Die Universität im Mittelalter und Neuzeit• Ursprünglich Dom- und Klosterschulen
• Finanzverwaltung, Rechtswesen und Medizin
• Universität Mainz (1477)
• Sieben freie Künste
• Universitäre Fakultäten: (Philosophie), Theologie, Jurisprudenz und Medizin
• Natur- und Technikwissenschaften
• Sozialwissenschaften
8
Seelenlehre in der Frühen NeuzeitDéscartes: • Zweiteilung von Körper und Seele
• Zirbeldrüse als Sitz der Seele
•Abhängigkeit der Sinneserfahrungen vom Denken
Humunculus
Phrenologie (Gall)
https://de.wikipedia.org/wiki/Homunkulus#/media/File:Sensory_Homunculus.png 9
Ursprünge und Entwicklung der Wissenschaftsdisziplin Psychologie• Herausbildung der Psychologie ab dem 19. Jahrhundert
• Naturwissenschaftliche und mathematische Erfassung der Natur des Menschen
• 1879: Gründung des ersten experimentellen psychologischen Labors durch Wilhelm Wundt
• Psychophysikalische Experimente
10
Entwicklung der Psychiatrie• Fokus auf Wahnsinn
• Unterbringung
• Anstaltspsychiatrie
• Wissenschaftliche Psychiatrie
• Erster Weltkrieg
• Zeit des Nationalsozialismus
• Psychiatrie- Enquête
• Privatisierung und Kommerzialisierung
13
Entwicklung der Psychoanalyse• Charcot und Breuer
• Freud:• Seelenmodell• Instanzenmodell• Biografiefokus• Ödipuskomplex
• Immunisierungskritik
• Institutionalisierung
• Säuglings-, Bindungsforschung und Objektbeziehungstheorie
• Annemarie Dührssen
• Analytische Psychotherapie und die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie in Deutschland Kassenleistung (1967)
14
Freud und die Depression
15Quelle: https://www.icd-code.de/icd/code/F32.1.html
Quelle: Freud (1917) Trauer und Melancholie.
Entwicklung der kognitiven Verhaltenstherapie• Behaviorismus:• Klassische Konditionierung
• Operante Konditionierung
• Kognitivismus
• Ab 1986 Kassenleistung
• Emotionale Wende (dritte Welle)
• Heute am meisten verbreitetes und beforschtes Verfahren
• Reform der Ausbildung
17
Weitere psychologische Strömungen• Gestaltpsychologie
• Humanistische Psychologie
• Systemische Psychologie
• Traumatologie
• Parapsychologie
• Differentialpsychologie
• Neuropsychologie
18
Empirische Methodentraditionen• Nomothetische Forschung
• Idiographisch Forschung
• Mixed-Methods
19
Quantitatives Forschungsparadigma• Metaphysische Annahmen:
1. Natur existiert 2. Gesetzmäßigkeiten bestehen3. Wissen über Natur sammeln ist möglich
• Mathematische Beschreibung von zentraler Bedeutung in den NW
• Strukturierter, standardisierter Forschungsprozess:• Verwendung quantitativer Datenerhebungsmethoden• Auswertung von Messwerten mit statistischen Methoden der Datenanalyse
20
Erhebungsmethoden im quantitativen Paradigma• Selbstberichtsverfahren
• Beobachtung
• Tests
• physiologische Methoden
• Experiment
21
Probleme im quantitativen Paradigma• Blinder Empirismus
• Statistiken sind Informationsreduktion
• Kontext wird außer Acht gelassen:
Bsp. Ausländerkriminalität 2016• Anteil an Bevölkerung: 10,8 %
• Verurteilte: 31,4%
• Deduktion problematisch
22
Verstehende Psychologie nach Dilthey• Psychologie zählte zu Naturwissenschaften
• P. soll nicht nur Kausalitäten erklären
• P. soll zweckorientierte Sinnzusammenhänge verstehen
• verstehend-interpretativ
• durch Kommunikation mit Betroffenen Verständnis ihrer Sichtweise und somit ihres Handelns und Erlebens
23
Qualitatives Paradigma• Vorwiegend in Geisteswissenschaften verwendet
• Kritik an der Existenz sozialer Gesetzmäßigkeiten im quantitativen Ansatz
• Berücksichtigung des jeweiligen Kontextes
• individualisierte, hermeneutische Verfahren und Analysen
• Verstehen essentiell, durch Logik und Vernunft
24
Prinzipien des qualitativen Paradigmas1. Ganzheitliche und rekonstruktive Untersuchung
lebensweltlicher Phänomene
2. Theoretische Offenheit zur Bildung neuer Theorien
3. Zirkularität und Flexibilität des Forschungsprozesses
4. Kommunikation und Kooperation zwischen Forschenden und Beforschten
5. Selbstreflexion
Nach Bortz, J., & Döring, N. (2016). Forschungsmethoden und Evaluation in den Human – und Sozialwissenschaften. Heidelberg: Springer-Verlag.
S. 64 -71 25
Erhebungsmethoden im qualitativen Paradigma• nicht standardisierte Befragungen/Interviews
• Beobachtung
• Lebensläufe
• Tagebücher
• Briefe
• Gruppendiskussion
26
Deskriptive Feldforschung• Ziel: Beschreibung einer Kultur aus Sicht ihrer Mitglieder
• möglichst keine Veränderung durch Eingriff des Forschers
• Feld als Teil des Untersuchungsgegenstandes
27
Deskriptive FeldforschungPhasen• Festlegen der Fragestellung
• Herstellen des Feldkontakts
• Materialsammlung
• Ausstieg aus dem Feld
• Auswertung
28
Probleme im qualitativen Paradigma• Differenzierung von subjektiven und objektiven Urteilen
• Repräsentation
• Praktische Relevanz
• Überprüfbarkeit reduziert
• Induktion fehleranfällig
• geringe Effizienz
29
Qualitativer vs. quantitativer AnsatzQualitativ Quantitativ
Ziel: umfassende Beschreibung/Analyse
Ziel: Quantifizierung
Zur Generierung neuer Forschungsfragen
Zur Erschließung neuer Themengebiete
Treffen allgemeingültiger Aussagen
30
Vergleich beider Vorgehensweisen
Hussy, W., Schreier, M., & Echterhoff, G. (2010). Forschungsmethoden in Psychologie und Sozialwissenschaften-für Bachelor. Springer-Verlag. S. 184 31
Vor- und Nachteile des qualitativen Ansatzes
Vorteile Nachteile
• Präzision• Offene Ergebniserwartung
führt häufig zu unerwarteten Einsichten
• Erlegt den Teilnehmern keine spezifische Sichtweise auf
• Hohe Kosten bei größeren Stichproben
• Generalisierungen und Vorhersagen meist nicht möglich (Induktion problematisch)
• Fehlende Replizierbarkeit
32
Vor- und Nachteile des quantitativen Ansatzes
Vorteile Nachteile
• Kontrolle von Störvariablen
• Effizienz• Generalisierbarkeit
• Gefahr der Übervereinfachung menschlicher Komplexität
• Gefahr Individualität zu vernachlässigen (Deduktion problematisch)
33
Mixed methods• Kombination quantitativer und qualitativer Methoden
• Einsatz qualitativer Methoden zur Generierung neuer Theorien
• Einsatz quantitativer Methoden zur Hypothesenprüfung
34
Methodenstreit• Vorwurf der naturwissenschaftlichen Psychologie: Unwissenschaftlichkeit und Subjektivität
• Gegenvorwurf: nur Betrachtung von Variablen, Wissen entstehe nur in seinem Kontext, man könne diese nicht voneinander trennen
• Kompromiss: Mixed methods
35
Wissensüberprüfung II1. Seit wann beschäftigt sich die Menschheit mit der Psyche?
2. Weshalb wurden Universitäten gegründet?
3. In Zusammenhang mit welchem historischen Ereignis wurde die Mainzer Universität geschlossen?
4. Welche Besatzungsmacht veranlasste die Wiedergründung 1946?
5. Wer gründete das erste Psychologische Institut? Und was wurde an den ersten Psychologischen Fakultäten geforscht?
6. Was haben Weber und Fechner herausgearbeitet? Ist die psychophysikalische Gesetzmäßigkeit präzise beschrieben?
7. Wie veranschaulicht die Signalentdeckungstheorie das Ergebnis im Entdeckungsversuch?
8. Wie ändert sich die Anzahl der Hits laut der Signalentdeckungstheorie, wenn man das Kriterium eines Tests liberaler setzt?
9. Wie ändern sich Misses, False Alarms und Correct Rejections in diesem Fall?
10. Wie kann man die Entwicklung der Verhaltenstherapie beschreiben?
11. Was sind zugelassene und durch die Krankenkassen zugelassene Psychotherapieformen und wie unterscheiden sie sich im Wesentlichen?
36
Wissensüberprüfung II
12. Was ist das quantitative Paradigma und welche Grundannahmen liegen ihm zugrunde?
13. Ist Dilthey qualitativ oder quantitativ?
14. Was sind Prinzipien des qualitativen Paradigmas?
15. Welches Verständnis sozialer Phänomene liegt dem qualitativen Paradigma zugrunde?
16. Was unterscheidet qualitatives und quantitatives Paradigma?
17. Was sind zentrale Argumente im Methodenstreit?
18. Wo ist die Psychologie als Wissenschaft einzuordnen und warum?
37