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Seit dem 24. Januar 2015 CARMEN Oper von Georges Bizet KONZERT NICHT NUR FÜR FANTASIEGESTALTEN 4. SINFONIEKONZERT „FLORESTAN & EUSEBIUS“ SCHAUSPIEL NICHT NUR FÜR REVOLUZZER DIE HEILIGE JOHANNA DER SCHLACHTHÖFE / DER AUFTRAG OPER NICHT NUR FÜR KARNEVALISTEN OPER AM KLAVIER II „DER TAPFERE SOLDAT“ MAINFRANKEN THEATER WÜRZBURG | Februar 2015 243 MENSCHEN 2 22 NATIONEN 22 1 THEATER

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Februar Ausgabe

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Seit dem 24. Januar 2015

CARMENOper von Georges Bizet

KONZER T NICHT NUR FÜR FA NTASIEGE STA LT EN

4. SINFONIEKONZER T „FLORESTAN & EUSEBIUS“

S CH AUSPIEL NICHT NUR FÜR R EVOLUZ ZER

DIE HEILIGE JOHANNA DER SCHL ACHTHÖFE / DER AUF TR AG

OPER NICHT NUR FÜR K A R NEVA LIST EN

OPER AM KL AVIER II „DER TAPFERE SOLDAT“

MAINFRANKEN THE ATER WÜRZBURG | Februar 2015

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Seite 2 F O Y E R – MAINFRANKEN THEATER WÜRZBURG Februar 2015

Zwei der wichtigsten deutschen Dramatiker des 20. Jahrhunderts bestimmen im Februar mit einer Doppelpremiere den Spielplan des Schauspiels: In der Gegenüberstellung von Bertolt Brechts Die hei-lige Johanna der Schlachthöfe mit Heiner Müllers Der Auftrag an einem Abend werden die Möglich-keiten und Gefahren von gesellschaftlichen und wirt-schaftlichen Veränderungen ausgelotet.

Die heilige Johanna der Schlachthöfe

Als Bertolt Brecht Die heilige Johanna der Schlacht-höfe schrieb, hatte er die Weltwirtschaftskrise von 1929 vor Augen. Was mit einem Börsenkrach in New York begann, endete für viele Millionen Men-schen weltweit in Arbeitslosigkeit und Elend. Nicht zuletzt wegen dieser Entwicklung wollte Brecht die Mechanismen des Finanzkapitalismus verstehen. Dabei ist bis heute strittig, ob er in seinem Stück zutreffend überzeitliche Marktmechanismen analy-siert, den Marxschen Krisenzyklus reproduziert oder einfach nur den Kampf aller gegen alle schildert. Eines aber ist sicher! Vor der Kulisse der Schlacht-

höfe von Chicago agieren zwei starke Antagonisten, die fasziniert voneinander sind: Johanna, eine junge Heilsarmeesoldatin, und der Fleischkönig Pierpont Mauler. Von der Not der Arbeiter erschüttert, for-dert die junge Frau den Großkapitalisten auf, sich für eine Verbesserung ihrer Lage einzusetzen. Aber Johannas Enthusiasmus wird enttäuscht. Viel zu spät muss sie feststellen: „Es hilft nur Gewalt, wo Gewalt herrscht.“

Der AuftragIn Der Auftrag – Erinnerungen an eine Revolution bildet eine Episode aus der Zeit der Französischen Revolution die Folie für unsere Gegenwart. Das 1979 entstandene Stück besteht aus realistischen und surrealen Szenen und zeigt den unlösbaren Widerspruch zwischen notwendigen revolutionären Umbrüchen und freiheitlichen Idealen. Heiner Mül-ler schildert darin den gescheiterten Versuch drei-er Abgesandter der Französischen Revolution, einen Sklavenaufstand auf Jamaika zu entfachen. Auf die-se Weise sollen sie die Werte der Revolution – Frei-heit, Gleichheit und Brüderlichkeit – in die Karibik exportieren. Bevor sie ihren Auftrag erfüllen kön-nen, übernimmt Napoleon in Frankreich die Macht,

und die Regierung, die ihnen den Auftrag erteilte, ist nicht mehr im Amt. Heiner Müller entnahm die Anregung zu diesem Stoff der Erzählung Das Licht auf dem Galgen von Anna Seghers, die 1962 in den Karibischen Geschichten publiziert wurde. Fern von Historisierung und Exotik stellt er die unlösbare Verkettung von Idealismus und Verrat ins Zentrum. Angesichts der Ungleichheit zwischen der Ersten und der Dritten Welt drückt der Autor sein Miss-trauen gegenüber einem aufgeklärten Humanismus aus.

PodiumsdiskussionZwei Tage nach der Doppelpremiere findet eine Podiumsdiskussion zum Thema „Revo-lution und Theater“ statt, zu der Erdmut Wizisla, Leiter des Brecht- und Benjamin-Archi-ves an der Akademie der Künste Berlin, eingela-den ist. Gemeinsam mit Stephan Suschke, Regis-seur und Schauspieldirektor, wird er die sozial- utopischen Perspektiven im dramatischen Werk von Brecht und Müller erörtern. Daneben soll über die gesellschaftliche Funktion und den politischen Auf-trag des Theaters in der Weimarer Republik, in der DDR und in der Bundesrepublik diskutiert werden.

Aktionswoche

Matinee zu Die heilige Johanna der Schlachthöfe / Der Auftragmit Palfi, Fischer, Mattke, Suschke, Marzinowski 01. Februar 2015 | 11.00 Uhr | Oberes Foyer

Premiere Die heilige Johanna der Schlachthöfevon Bertholt Brecht07. Februar 2015 | 19.30 Uhr | Großes Haus

Premiere Der Auftragvon Heiner Müller 07. Februar 2015 | 21.30 Uhr Großes Haus | Treffpunkt BAR im Unteren Foyer

Revolution und TheaterPodiumsdiskussion mit Wizisla und Suschke09. Februar 2015 | 19.30 Uhr | Kammerspiele Eintritt frei

1989 [exit ghost] Die 3. Generation OstGastspiel von theatrale subversion 10. und 11. Februar 2015 | 20.00 UhrKammerspiele

Revolution und Theater

Eine Aktionswoche im Schauspiel fragt nach der Veränderbarkeit unserer Gesellschafts Roland Marzinowski | V Peter Kreibich | X Uli Spitznagel

Liebe Freunde des Mainfranken Theaters,

es war der Sensationserfolg der vergangenen Spielzeit im Schauspiel: Wiebke Melles dramatische Aufarbeitung der Dokumente um die Geschehnisse im Fall Mollath. Und das prominente Opfer der bayerischen Justizwillkür saß sichtlich ergriffen in unserer Premiere. Und diese hatte Schauspiel- direktor Stephan Suschke, nicht allein auf Aktualität set-zend, in einem ebenso intelligenten wie ästhetisch reiz-vollen Kontext inszeniert: Erlebten doch die Zuschauer zunächst scheinbar konventionell Shakespeares Der Kauf-mann von Venedig auf der Bühne, um dann aus aktu-ellem Anlass Mollath – Neues aus der bayerischen Justiz im wahrsten Sinne hinter den Kulissen von Theater und Gerichtsbarkeit schauen zu dürfen.

Dieses Erzählprinzip des wechselseitigen Erhellens ist auch einer der wesentlichen Ansätze bei Stephan Suschkes Stückkopplung von Bertholt Brechts Die heilige Johanna der Schlachthöfe (Großes Haus) und Heiner Müllers Der Auftrag (Hinterbühne). Nicht auf ein tagespolitisches Thema oder einen Skandal gemünzt, ist es doch eine theatrale Engführung der Themen gesell-schaftlicher Verhältnisse und revolutionären Potenzials.

Angesichts der dumpfen, einfältigen und destruktiven Pe- oder Wügida-Formationen, die auch durch die Straßen unserer Stadt marschieren, ein Denkansatz, der künstlerisch wie poli-tisch – auch und gerade im Kontext des Religiösen – unserer Gesellschaft einen Impuls geben kann, und nicht Angst und Vorurteile (ausgerechnet im Namen des „Abendlandes“) schürt.

Wobei der Theaterbesuch allein nicht per definitionem die Gegendemonstration ist, aber sich unser Theater durchaus selbst so versteht.

In eben diesem Sinne grüßt Sie

Ihr

Hermann Schneider, Intendant

P.S. Nous sommes Charlie!

Editorial

1989 [exit ghost] bei der Premiere im Projekttheater Dresden mit den Schauspielern Lorenz Pilz (vorn), Sascha Hermeth, Bärbel Aschenberg, Katharina Bill und Norman Grotegut im Hintergrund (v. l. n. r.).

1989 [exit ghost]Den Abschluss dieser thematischen Reihe bildet das Gastspiel 1989 [exit ghost]. Was passiert nach einer Revolution? Was ändert sich und was wirkt weiter?

Das Jahr 1989 stellte für die Bürger der DDR eine tiefe Zäsur dar, in der sich alle Lebensbereiche grundlegend änderten. Staaten und politische Syste-me können abgeschafft werden und verschwinden. Aber Prägungen, Mentalitäten und Erfahrungen, die eine Gesellschaftsform hervorgebracht hat, sind von größerer Beständigkeit und scheinen mehrere Gene-rationen zu überdauern.

Auch für die Westdeutschen begann mit dem

Ende der Bonner Republik durch Neoliberalismus und Globalisierung ein schleichender Abschied von einer sicheren Zeit. 1989 [exit ghost] ist ein Thea-terabend über die sogenannte 3. Generation Ost, die heute Mitte 20- bis Mitte 30-Jährigen und ihre Altersgenossen aus dem Westen. Das Stück kontras-tiert den Niedergang des Sozialismus mit der glo-balen Finanzkrise von 2008 und fragt, wie beide Generationen mit den Krisen der Jetztzeit umgehen und was sie aus der Geschichte lernen können.

Nach Gastspielen in Berlin, Bremen und New York ist die Theatergruppe theatrale subversion mit 1989 [exit ghost] auch in Würzburg zu sehen.

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Heiner Müller, Stephan Suschke und Ulrich Mühe (v. l. n. r.) bei der Probenarbeit zu Die Hamletmaschine in der Spielzeit 1989/1990 am Deutschen Theater Berlin.

Er wollte angstfreie Räume schaffenStephan Suschke über die Zusammenarbeit mit Heiner Müller

s Frank Kupke | V Karin Rocholl, Frank Kupke

Charisma und Ausstrahlung sind vielfach benutzte Begriffe, mitunter bloß abgegriffene Floskeln. Aber Heiner Müller muss jemand gewesen sein, auf den diese Ausdrücke gepasst haben. Das zeigen die Fern-sehbilder von seinem Auftritt bei der legendären Groß-demonstration auf dem Berliner Alexanderplatz am 4. November 1989. Den ostdeutschen Dramatiker erlebte man aber auch als faszinierende Person, wenn man mit ihm zu tun hatte.

Das sagt einer, der es wissen muss, denn er lernte Heiner Müller als Kollegen aus nächster Nähe bei der Bühnenarbeit kennen: der Würzburger Schauspieldirek-tor Stephan Suschke. Er inszeniert heuer im zweiten Teil eines Doppelabends Müllers Stück Der Auftrag. Im ersten Teil gibt es Brechts Die heilige Johanna der Schlachthöfe.

Wie Heiner Müller so ist Stephan Suschke das, was man ein Kind der DDR nennt. Wenn Suschke über den in der Bundesrepublik aufgegangenen DDR-Staat spricht, dann klingt das vielleicht nicht unbedingt nach sogenannter Ostalgie, aber es ist doch unüberhörbar, dass Suschke die DDR als den gescheiterten Versuch ansah und wohl auch noch ansieht, eine bessere Welt zu errichten, wohlwissend um eine Unrechtsstaat-Dis-kussion.

Suschke bewegt sich auf einer Linie mit Müller, des-sen Schaffen in den Jahren um die Wiedervereinigung herum einen späten Höhepunkt erlebte – zumindest, wenn es nach der Aufmerksamkeit geht, die seinen Werken in den ost- und westdeutschen Massenmedien zuteil wurde. Nachdem Müller aus dem DDR-Schrift-stellerverband ausgeschlossen worden war, lief er einen zweieinhalb Jahrzehnte währenden Umweg durch die Theaterlandschaft Westdeutschlands, bevor er Ende der 80er Jahre wieder den Weg auf die ostdeutschen Bühnen fand.

Im Dezember 1995 starb Heiner Müller an Krebs.

Suschke traf ihn das letzte Mal in dessen Berliner Woh-nung vier Tage vor seinem Tod. Jahre gemeinsamer, intensiver Theaterarbeit, die zum Ende hin von inter-nationalem Erfolg gekrönt waren, lagen hinter ihnen.

Suschke erinnert sich gut, wie seine Annäherung an Müller von einer gehörigen Portion Respekt vor dem fast 20 Jahre Älteren geprägt war. Zudem kam Suschke aus der Provinz, aber „immerhin aus Weimar, der Stadt von Goethe und Schiller“, wie er sagt. In der Art des Aussprechens klingt ein Gutstück Ironie und Kritik am gutbürgerlichen Bildungskanon mit an. Als 16- und 17-Jähriger ging Suschke in den 70er Jahren aus der thüringischen Provinz nach Berlin, um sich richtiges, zeitgenös-sisches Theater anzuschauen. Hier sah er dann in der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz die ersten Heiner-Müller-Stücke, zunächst in Fremdinszenierungen.

Als Suschke Anfang der 80er Jahre in Ost-Berlin stu-dierte, erlebte er die Inszenierungen von Heiner Müller selbst. Dazu gehörte auch Der Auftrag, den Suschke nun selber als Schauspieldirektor in Würzburg inszeniert. Von Heiner Müllers Werken war er so fasziniert, dass er 1987 unbedingt Regieassistent bei der Inszenierung von Der Lohndrücker am Deutschen Theater Berlin (Ost) werden wollte. Über den damaligen Dramaturgen Alexander Weigel kam es im Café Ganymed zu einer ersten Begegnung. In diesem Café nahe dem berühm-ten Theater am Schiffbauerdamm, der Spielstätte von Brechts Berliner Ensemble, dessen Mit-Intendant Müller ab 1992 wurde, waren einst schon Max Reinhardt und andere Größen aus- und eingegangen.

Stephan Suschke erinnert sich an seine feuchten Hände, als er Heiner Müller begrüßte. Aber schon bald sei die Anspannung gewichen, erinnert sich Suschke, der die Stelle als Regieassistent bekam. Vor allem die erste Zeit der Zusammenarbeit war von besonderem Respekt gegenüber dem bewunderten Theatermann und seinem Schaffen geprägt. „Heiner Müller hatte eine enorme Ausstrahlung“, sagt Suschke. Dennoch war er im Gespräch ein ganz normales Gegenüber. Man sprach auf Augenhöhe miteinander. „Er war völlig unkompli-ziert“, erzählt der Würzburger Schauspieldirektor. „Man konnte wirklich ganz einfach mit ihm reden.“

Für Suschke war es eine sehr wichtige und prägende Erfahrung, mit Heiner Müller direkt an dessen Texten zu arbeiten. Die intensive Zusammenarbeit fand einen ihrer literarischen Höhepunkte in der Ausarbeitung von Müllers Autobiografie Krieg ohne Schlacht. Eine ver-trauensvolle Grundhaltung Müllers war nach Suschkes Schilderung aber nicht nur für den kollegialen oder freundschaftlichen Gedankenaustausch charakteristisch, sondern sie war auch kennzeichnend für Müllers Arbeit auf der Bühne und mit den Schauspielern. „Es war seine große Fähigkeit“, und hier wägt Suschke seine Worte offenbar sehr genau ab, „für die Schauspieler angstfreie Räume zu schaffen.“ Der Dramatiker und Regisseur sagte

den Schauspielern nie direkt, wie sie eine bestimmte Szene zu spielen oder aus welcher Haltung heraus sie zu agieren hatten – egal, ob am Deutschen Theater oder danach am Theater am Schiffbauerdamm und auf den Welttourneen. „Er erzählte ihnen lieber immer kleine Geschichten, also Anekdoten oder Ähnliches, um den Schauspielern zu verdeutlichen, was er meinte.“ Heiner Müller hatte eine weitere hilfreiche Eigenschaft. „Er konnte zuhören“, sagt Suschke, „ja, er konnte einfach mal nur zuhören.“ Außerdem ließ er Widerstände, die die Schauspieler gelegentlich gegenüber den Texten hatten, zu und sah das als Teil des Prozesses der Insze-

nierung an.Bei alldem spielte es nach Suschkes Worten freilich eine nicht unerheb-liche Rolle, dass Müller erst spät und sozusagen von außen in das

Regie- und Inszenierungshandwerk eingestiegen war. Er war ja von Haus aus Dramatiker, also Verfasser von Theaterstücken. Im Grunde wurde er erst Intendant, als sein dramatisches Schaffen schon weit gediehen war. Natürlich hatte er Vorstellungen davon, wie seine Stücke zu inszenieren wären. Aber die praktische Umsetzung auf der Bühne überließ er dann den Leuten, die das Fach von der Pieke auf gelernt hatten – und hierzu gehörte mit an erster Stelle Regieassistent Stephan Suschke.

Müllers Regiearbeiten waren laut Suschke auch und vor allem die „Fortsetzung des Schreibens mit anderen Mitteln“. Zum politischen Diskurs, der in Müllers Wer-ken immer eine große Rolle spielt, komme der Sprache selbst eine enorme Bedeutung zu, sagt Suschke, der das Poetische, ja Musikalische in den Texten des Autors her-vorhebt. Vor diesem Hintergrund kam der Inszenierung von Richard Wagners Tristan und Isolde bei den Bay-reuther Festspielen im Jahr 1993 eine große Bedeutung zu. Es war die einzige Musiktheaterinszenierung von Müller. Regieassistent war hier – wie stets – Stephan Suschke, der sich sicher ist, dass die Bayreuth-Erfahrung für Heiner Müller etwas ganz Entscheidendes war und seinem Schaffen als Dramatiker noch einmal eine neue Richtung gegeben hatte. Mit dem Musiktheater hätte Suschkes Einschätzung nach noch eine weitere bedeut-same Facette zum Gesamtwerk Müllers hinzukommen können. Sein Tod verhinderte dies jedoch.

Ein anderer Aspekt ist die Beschäftigung mit dem Werk von Bertolt Brecht. Und dass Heiner Müller schließ-lich doch noch Mit-Intendant des Berliner Ensembles im Theater am Schiffbauerdamm wurde, der Wirkungsstätte Brechts, glich einer späten Krönung des Lebenswerkes. Zu einer persönlichen Begegnung von Heiner Müller mit Bertolt Brecht ist es nie gekommen; als Brecht 1956 starb, war Müller 27.

Erst ganz am Ende seines Lebens inszenierte Müller im Theater am Schiffbauerdamm Brechts Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui. Die Inszenierung war sagenhaft erfolgreich. Das Berliner Ensemble, und mit ihm Mül-ler und Suschke, gingen auf Welttournee. Man spielte

„Heiner Müller hatte eine enorme Ausstrahlung.“

unter anderem in den USA, Israel, Brasilien, Argentini-en, Indien und Moskau, erinnert sich Suschke. Noch heute läuft die Heiner-Müller-Inszenierung des Stücks am Schiffbauerdamm. „Mittlerweile sind es über 400 Vorstellungen“, sagt Suschke, der mit Der Auftrag in Würzburg ein Heiner-Müller-Stück inszeniert, das aus den Jahren 1979/1980 stammt, als in der letzten Hochphase des Kalten Krieges die DDR-Geschichte selbst allmählich in ihre Endphase eintrat. Eingebettet in alles Politische, kommt die Sprachgewalt Müllers voll zum Ausdruck – gerade in dem berühmten Monolog „Der Mann im Fahrstuhl“, einer Passage, die von der dichterischen Kraft und der surrealen Imagination lebt.

Von Pietät gegenüber Müller möchte Suschke nicht unbedingt sprechen, wenn es darum geht zu charak-terisieren, wie er sich dem Text nähert. Er möchte lie-ber von einer „kritischen Aneignung“ reden. Obwohl der Text aus der DDR-Zeit stammt, hat das Stück aus Suschkes Sicht gerade für die heutige Zeit beachtliche Relevanz. Vor einem exotischen Hintergrund geht es um das Festhalten oder Aufgeben der Revolution, angeregt von einem Anna-Seghers-Text.

In diesem wie in den meisten seiner Stücke sei es Heiner Müller vor allem um eines gegangen: „Er wollte mit den Mitteln des Theaters die Sehnsucht nach der Möglichkeit einer anderen, einer besseren Wirklich-keit wecken und am Leben erhalten.“ Und hier weitet Suschke den Horizont. Die DDR sei ein gescheiterter Versuch gewesen, sagt er. Jetzt gebe es die Freiheit. Aber diese Freiheit sei teuer erkauft. Im Kulturbereich oder weiter gefasst im Bereich der Massenmedien appelliere der Markt „stets an die niederen Triebe der Menschen“. Darüber hinaus werde die errungene Freiheit noch durch etwas anderes bezahlt: durch den Verlust an Sicherheit. Und Stephan Suschke sagt: „Die Bedrohung durch die Arbeitslosigkeit heute ist mindestens genauso groß wie die Bedrohung durch die Stasi damals.“

Heiner Müller mit seinem künstlerischen Team.Stephan Suschke ist seit der Spielzeit 2013/2014 Schau-spieldirektor am Mainfranken Theater Würzburg.

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Leonhard-Frank-Preis 2015Szenische Lesung von drei Texten im Juni

Klimawandel, Terrorismus, Finanzkrise, Infektionskrankheiten, Ausspähung im Internet, genmanipulierte Nahrungsmittel – es lassen sich viele weitere gegenwärtige Phänomene finden, die vor allem eine Reaktion hervorru-fen: Angst.

Angst ist zu einer Schlüsselemotion der Gegenwart geworden. Das unbe-schwerte Lebensgefühl nach dem Ende des Kalten Krieges, verbunden mit der Hoffnung auf eine konfliktberuhigte Weltordnung, scheint beendet zu sein. Wie stellt sich individuelle oder kollektive Angst dar und welche politischen, gesellschaftlichen und kulturellen Effekte löst sie aus?

Der Leonhard-Frank-Preis 2015 hat die Angst-Konjunktur unserer Zeit zum Thema. Es können alle Arten von Bühnentexten eingereicht werden, die mit maximal drei Schauspielern bzw. Schauspielerinnen besetzbar sind und noch nicht uraufgeführt wurden.

Am 11. Juni 2015 werden drei Texte im Rahmen der „Langen Nacht der modernen Dramatik“ in szenischer Lesung vorgestellt. Eine Fachjury, gebildet aus Experten des Mainfranken Theaters und der Leonhard-Frank-Ge-sellschaft, wird das Gewinnerstück küren, dem die Möglichkeit winkt, am 25. Mai 2016 in den Kammerspielen uraufgeführt zu werden. Der Preis ist mit 4000 Euro dotiert. Weitere Informationen unter: www.theaterwuerzburg.de/lfp2015

Oper am Klavier„Das Unanständige wird zum einzig Anständigen“ –

Die Anfänge des Operettenkomponisten Oscar Straus

Oscar Straus (1870–1954) gehörte Zeit seines Lebens zu den erfolgreichs-ten Operettenkomponisten. Auf der ganzen Welt feierte man seine Büh-nenwerke, die ebenso charmant wie schmissig daherkommen. Auch der Schalk der Satire oder frech-frivole Anzüglichkeiten waren Oscar Straus nicht fremd. Von den Operetten zählen im deutschsprachigen Raum Ein Walzertraum und Die lustigen Nibelungen zu seinen populärsten Werken. In anglo-amerikanischen Ländern hingegen führt Der tapfere Soldat unter dem Namen The Chocolate Soldier die Beliebtheitsskala der Strausschen Werkliste an. Auch erfreuen sich bis heute Publikum wie Chansonsänge-rinnen gerne an seinem moralisch herrlich schlüpfrigen Schlager „Warum soll eine Frau kein Verhältnis haben?“. Dass Oscar Straus solch ein Faible für spritzige Ironie und zweideutige Ein-deutigkeiten hatte, hing auch mit den Anfängen seiner Karriere zusammen, die ihn in Berlin zu dem Kabarett „Überbrettl“ führten. Diese nachgera-de legendäre Institution existierte zwar nur wenige Jahre, markiert aber nicht mehr und nicht weniger als den Anfang des literarisch-politischen Kabaretts in Deutschland. Gegründet wurde sie nach Pariser Vorbild von der schillernd-abgründigen Persönlichkeit Ernst von Wolzogens. Dieser schaffte es, die unterschiedlichsten Künstler für seine Kabarettbühne zu verpflichten. So arbeitete eben nicht nur Oscar Straus für das „Überbrettl“, sondern auch seine Kollegen Arnold Schoenberg und Victor Hollaender oder die Literaten Christian Morgenstern und Arthur Schnitzler. Es war

Schultheatertage 2015 Einladung an Schulklassen:

Bewerbt euch!

Wie jedes Jahr erobern und bespielen Schülerinnen und Schüler eine gan-ze Woche lang die Kammerspiele des Mainfranken Theaters Würzburg. Unterstützt von Theaterprofis haben hier Schülergruppen aller Schulformen und Klassenstufen die Chance, dem Publikum ihre selbst erarbeiteten Stücke, Stückchen und Performances zu präsentieren. Doch damit nicht genug: Es geht nicht nur darum, die Stücke auf einer professionellen Büh-ne zu zeigen, sondern auch, miteinander ins Gespräch zu kommen, neue Blickwinkel für die eigene Theaterarbeit zu suchen und gemeinsam eine tolle, theaterpralle Zeit zu verbringen. Darum komplettieren Workshops, Führungen und Gespräche zu den Inszenierungen die Schultheatertage.

Termin 06. bis 11. Juli 2015

Weitere Infos und Kontakt: Nele Neitzke, Telefon: 09 31 / 39 08 - 223, [email protected] und unter www.theaterwuerz-burg.de, Bereich JUNGES THEATER.Anmeldefrist: Ende April 2015, Bewerbungen sind ab sofort möglich.

Erzähl mir von der Liebe!Romantisches zum Valentinstag

bei FREITAG NACHT

Manch einer hält den Valentinstag für eine Erfindung der Floristenzunft, der dazu dienen soll, deren Einkünfte aufzubessern. Allerdings ist es tat-sächlich so, dass bereits im Mittelalter der 14. Februar als Fest der Liebe gefeiert wurde. An diesem Datum beging man nämlich den Namenstag des Heiligen Valentin von Terni. Bevor er wegen seines christlichen Glaubens im Jahre 269 auf Befehl des römischen Kaisers Claudius II. enthauptet wurde, ist er Bischof in der Stadt Terni gewesen. In dieser Funktion setzte er ein deutliches Zeichen für die Kraft der Liebe und gegen die profane Macht des Gesetzes: So traute er mehrere römische Soldaten mit ihren Frauen, die gemäß ihrer Dienstvorschrift eigentlich unverheiratet bleiben mussten. Daraus entwickelte sich also die Tradition, dass sich Liebende am 14. Februar gegenseitig beschenken. Und so soll es am Vorabend dieses Tages der Zärtlichkeiten mit Liedern, Texten und Spielen in einer Veranstaltung der beliebten Reihe „Freitag Nacht“ um die romantische Liebe gehen, von der alle so gerne träumen. Es singen Silke Evers und Joshua Whitener.

Termin FREITAG NACHT „Lieder um die Liebe“13. Februar 2015 | 22.00 Uhr | Treffpunkt Bühneneingang

Wünsch dir was . . .Ein Konzertprogramm mit Blockbuster-Qualitäten

In der vergangenen Spielzeit hat Generalmusikdirektor Enrico Calesso nach den Lieblingswerken des Publikums gefragt, um hieraus das Programm des Wunschkonzertes am 6. März 2015 um 19.30 Uhr im Großen Haus zu gestalten. Dabei bewiesen die befragten Würzburgerinnen und Würzburger nicht nur einen hervorragenden Musikgeschmack, sondern auch ein gutes Händchen bezüglich der Dramaturgie dieses Konzertes. Mit der schauer-lichschönen Eröffnungsmusik zu Carl Maria von Webers Der Freischütz gibt das Philharmonische Orchester Würzburg unter der musikalischen Leitung von Enrico Calesso den Auftakt für diesen abwechslungsreichen Konzertabend. Aus den geheimnisvollen Untiefen des Böhmerwaldes führt die Reise direkt und ohne Umwege nach Russland zu Sergej Rachmaninows zweitem Klavierkonzert, einem Werk voller Pathos und Leidenschaft. Zum Abschluss wartet mit Beethovens Eroica noch eine kräftige Portion in Musik gehüllten Heldenmuts auf unsere Zuhörer. Diese Mischung aus Spannung, Emotion und Heldenhaftigkeit verspricht einen unvergesslichen Abend.

Wunschkonzert 06. März 2015 | 19.30 Uhr | Großes Haus

Tanzstile im DialogBreakdancer zu Gast im Mainfranken Theater

Wer denkt, dass durch die Fluren und Gänge des Mainfranken Theaters nur hehre, der klassischen Musik zuzurechnende Töne wehen, der wird spätestens jetzt eines Besseren belehrt. Denn die Proben für die nächste Ballettpremiere sind inzwischen in ihre heiße Phase eingetreten. Diesmal hat sich die Tanzcompagnie nämlich tatkräftige Mithilfe von Außen gesichert, wenn für die Produktion Schneewittchen – Breaking out fünf Breakdancer aus der Region Würzburg die klassisch geschulten Tänzerinnen und Tänzer des Theaters unterstützen werden. Und so ertönen aus dem Ballettsaal also nicht Tschaikowski & Co., sondern flotte Beats zur Begleitung der Power-moves der Breaker. Ausgewählt wurden die Jungs bei einem Casting, dasim Rahmen des letztjährigen Theaterfestes im Großen Haus stattfand. Das Publikum jedenfalls kann sich auf eine frech-fröhliche Variante des bekannten Märchens freuen, bei dem Klassisches Ballett und Breakdanceeine abwechslungsreiche Symbiose eingehen.

Uraufführung Schneewittchen – Breaking out | 28. Februar 2015 19.30 Uhr | Großes Haus

der Schriftsteller Otto Julius Bierbaum, der in seinem Roman Stilpe das ästhetische Programm des „Überbrettls“ formulierte, als er schrieb:

„Die Renaissance aller Künste und des ganzen Lebens vom Tingeltan-gel her! Unter ihrem Zeichen werden wir das neue, echte, ganze, das lachende Heidentum heraufführen mit Bocksprüngen und höchst edlen Faltenwürfen zärtlicher Gewänder. Und bei uns werden sie, die bloß ein bisschen bunte Unterhaltung suchen, das finden, was ihnen allen fehlt: den heiteren Geist, das Leben zu verklären, die Kunst des Tanzes in Worten, Tönen, Farben, Linien, Bewegungen. Die nackte Lust am Schö-nen, der Humor, der die Welt am Ohre nimmt, die Fantasie, die mit den Sternen jongliert und auf des Weltgeists Schnurrbartenden Seil tanzt. Wir werden den Übermenschen aus dem Brettl gebären! Wir werden diese alberne Welt umschmeißen! Das Unanständige werden wir zum einzig Anständigen krönen!“Inwieweit dieser Geist des „Überbrettls“ auch die späteren Operetten von Oscar Straus durchweht, kann man nun bei den beiden Vorstellungen von Der tapfere Soldat in der Reihe Oper am Klavier in den Kammerspielen des Mainfranken Theaters überprüfen.

Termine OPER AM KLAVIER | Der tapfere Soldat von Oscar Straus 06. Februar und 08. März 2015 | jeweils 20.00 Uhr | Kammerspiele

Seite 5 F O Y E R – MAINFRANKEN THEATER WÜRZBURG Februar 2015

STURMvon Ernst Jünger

Atriumstück begeistert durch seine extreme Publikumsnähe

V Falk von Traubenberg

Zwischen Mitte Oktober und Anfang November präsentierte das Schauspiel mit großem Erfolg Ernst Jüngers Novelle Sturm und ließ das Atrium im Unteren Foyer des Dreispartenhauses als Aufführungsort wieder aufleben. Um auf die nachhaltig große Nachfrage zu reagieren, sind weitere Vorstellungstermi-ne des „gnadenlos realistischen“ Ein-Personen-Stückes (Main-Echo) für 2015 in den Spielplan aufgenommen worden. „In der Bühnenfassung von Hermann Schneider denkt, vegetiert, überlebt, bewegt sich der Soldat Sturm, der im zivilen Leben Schriftsteller ist, in einer verwüsteten Landschaft. Ein Mann im Krieg, im Kampf mit Feindseligkeit und seinem Inneren.“ So beschrieb im vergangen Jahr die Main-Post das Bühnen-geschehen. Und die Bezeichnung „verwüstete Landschaft“ ist keine Übertreibung, denn für die Inszenierung ist das Atrium eigens umgestaltet und in einen Schauplatz des Ersten Welt-krieges inklusive Schützengraben und Bretterverschlag ver-wandelt worden. Dadurch gewährt das Stück dem Zuschauer einen „sehr intensiven, tief gehenden Blick“ (Main-Echo) auf ein entsetzliches Kriegsszenario und spiegelt zugleich äußerst sensibel das Porträt eines Frontkämpfers wider.

Termine 1. Februar und 1. März 2015 jeweils um 20.00 Uhr im Atrium

Seite 6 F O Y E R – MAINFRANKEN THEATER WÜRZBURG Februar 2015

KRIEG UND FRIEDENim Quartett

Im Gespräch mit Alexander Zeiher, Tomáš Hájek und Makoto Sudo vom Zeiherquartetts Beate Kröhnert | V Makoto Sudo

Der ProzessÜber Ideal und Wirklichkeit einer Ehe

s Beate Kröhnert

Welch ein Ideal – das Künstlerehepaar Schumann! Sie: Clara Schumann, geborene Wieck, war die erfolgreichs-te Pianistin ihrer Generation und darf mit Recht in einer Reihe neben Instrumentalvirtuosen wie Frédéric Chopin, Niccolò Paganini und Franz Liszt genannt werden. Er: Robert Schumann, herausragender Komponist des 19. Jahrhunderts, Gründer der Neuen Zeitschrift für Musik, Musikschriftsteller – Rezensent – Poet. Und selbst sein Selbstmordversuch im Winter des Jahres 1854 wird gerne durch die rosarote Brille der roman-tischen Verklärung betrachtet und als Ausdruck der leidenden Künstlerseele stilisiert. War die Realisation zweier Künstlerkarrieren wie Clara und Robert Schu-mann so einvernehmlich? Hat Robert Schumann die Kinder betreut und sich um den Haushalt gesorgt, wenn seine Frau zu Konzerttourneen durch Europa aufbrach und das Geld verdiente? Das alles soll ganz ohne die kleinste Entäußerung seines Egos passiert sein? Ohne dass er seine Position als Oberhaupt der Familie eingefordert hätte? Und wie oft hat Clara ab 1854 ihren in der Nervenheilanstalt untergebrachten Ehegatten eigentlich besucht? Trügt das Bild der ver-meintlich heilen Welt?

Als Robert Schumann 1830 erstmals Bekanntschaft mit Clara machte, war sie noch ein kleines Mädchen, freilich eines mit außerordentlichen pianistischen Fähig-keiten. Diese aber dürften den neun Jahre älteren Mann nicht verwundert haben, war sie doch die Tochter eines anerkannten Instrumentalpädagogen und daher natürlich von Kindesbeinen an geradezu zu einer sym-biotischen Einheit mit dem Klavier verschmolzen. Auch Robert Schumann hatte sich mit dem ambitionierten Wunsch, ein Klaviervirtuose zu werden, an Friedrich Wieck gewandt. Doch dieser Plan ging nicht auf. Er hatte seine Finger irreparabel überdehnt.

Als sich die beiden annäherten, war Clara 15 Jahre alt und Robert Schumann mit Ernestine von Fricken liiert. Jetzt passiert, was in jeder guten Liebesgeschich-te geschehen muss. Er verlässt die eine, um mit der anderen glücklich zu werden. Eine Hollywood-Romanze würde hier enden, bevor die ernüchternde Realität einsetzt. Im echten Leben beginnen dann die Prob-leme. Friedrich Wieck war nicht einverstanden mit dieser Liaison! Warum auch? Er hatte ein unglaublich schlechtes Bild von seinem Schwiegersohn in spe, der offensichtlich ein akutes Alkoholproblem hatte. Zudem vermutete Wieck, dass sich Robert Schumann nur das Vermögen seiner Verlobten sichern wollte. Wie kam er zu einer solchen Annahme? Die erste Verlobte Robert

info

4. Sinfoniekonzert „Florestan & Eusebius“05. und 06. Februar 2015 | 20.00 Uhr Konzertsaal der Hochschule für Musik Einführung: 19.30 Uhr

Robert Schumann Ouvertüre zu Manfred op. 115 Robert Schumann Konzert für Violoncello und Orchester in a-Moll op. 129Robert Schumann Sinfonie Nr. 2 in C-Dur op. 61

Violoncello Deanna TalensDirigent Marcus BoschPhilharmonisches Orchester Würzburg

Schumanns, Ernestine von Fricken, war von Rang und Namen, ebenfalls Pianistin. Allerdings durfte man keine Reichtümer von ihr erhoffen. Als uneheliches Kind einer österreichischen Baronin und eines Handwerkers; als Ziehkind bei ihrer Schwester im Haushalt des Freiherrn von Fricken aufgewachsen, hatte sie keinen Anspruch auf ein großes Erbe.

Anders verhielt sich dies bei Clara Schumann. Sie blickte bereits in jungen Jahren auf eine erstaunliche Karriere und hatte ein nicht unerhebliches Vermögen angehäuft. Und so agierte Wieck, um sowohl aufgrund seiner väterlichen Fürsorge für seine Tochter als auch in eigenem Interesse die Früchte seiner pädagogischen Mühen zu erleben. Ihm war bewusst, dass ein Mann wie Robert es nicht hinnehmen würde, nur der Ehe-mann an der Seite der Pianistin zu sein. Daher stimmte er dem Heiratsgesuch Robert Schumanns nicht zu. Gewiss hätte Schumann einfach bis zu Claras Volljäh-rigkeit warten können, aber welches liebende Paar ist schon geduldig?

Zudem sah das Gesetz seinerzeit vor, dass das Ver-mögen einer Frau, die aus der elterlichen Vormund-schaft vor Erreichen der Volljährigkeit, sprich des 21. Lebensjahres, in die Ehe eintritt, dem Ehemann über-tragen würde und sie keinerlei Anspruch auf diese Gelder hätte. Und so begleitete die romantische Liebe des jungen Paares ein über mehrere Jahre währender Prozess über Ehekonsensbedingungen und dergleichen. Der Ausgang dieses Streits war ernüchternd! Am 12. September 1840, am Tag vor ihrem 21. Geburtstag gaben sich Clara und Robert Schumann das Ja-Wort. Es kam, wie Vater Wieck es befürchtet hatte: Das Geld war weg, und Robert forderte, dass sie ihre Karriere beendete. Und nun: Betrachte man nochmals das Bild! Das Ideal der Künstlerliebe ist eine Illusion. Er: dessen Augen aus dem vom Alkohol aufgequollenen Gesicht ins Leere starren. Sie: mit abgewandtem, gesenktem Blick in eingeschüchterter Haltung. Robert Schumann – der herausragende Komponist des 19. Jahrhunderts, Gründer und Kritiker der Neuen Zeitschrift für Musik. Kein sehr sympathischer Mensch, aber ein zutiefst begnadeter Komponist, dessen Werke von größter Poesie, Dramatik und Leidenschaft sind. Ein musikalisches Porträt mit Schumanns Ouvertüre zu Manfred, dem Konzert für Violoncello und Orchester sowie seiner zweiten Sinfonie zeichnet das Philharmoni-sche Orchester Würzburg beim vierten Sinfoniekonzert unter der musikalischen Leitung von Marcus Bosch und mit Deanna Talens als Solistin.

Beate Kröhnert: Am 22. Februar 2015 um 11.00 Uhr steht das nächste Kammerkonzert mit dem Zeiherquar-tett im Toscanasaal auf dem Plan. Auf welche Werke darf man sich freuen? Tomáš Hájek: Wir eröffnen unser Konzert mit dem Quintenquartett von Joseph Haydn, gefolgt von Dmitri Schostakowitschs achtes Streichquartett, und den Abschluss bildet das sechste Streichquartett von Ludwig van Beethoven.

Makoto Sudo: Es war uns bei der Auswahl der Stücke ein großes Anliegen, mit der Gestaltung des Programms auf das Spielzeitthema KRIEG UND FRIEDEN Bezug zu nehmen. Das ist bei Werken von Schostakowitsch aufgrund seines Wirkens während der Stalin-Ära per se gegeben.

Alexander Zeiher: Aber auch in der vordergründigen Heiterkeit des Beethovenquartetts offenbaren sich kurz vor Schluss Abgründe – musikalischer Art, wohl gemerkt –, die bis dato in der Musikgeschichte noch nicht da gewesen waren. Beethoven, Schostakowitsch und auch Haydn, der immer für eine Doppelbödigkeit gut ist, verlangen eine unglaubliche Bandbreite des musikalischen Ausdrucks, spiegeln so gesehen Pole, die musikalisch auf das Gegensatzpaar Krieg und Frieden abzielen.

Beate Kröhnert: Zudem handelt es sich um ein, im besten Sinne, anspruchsvolles Programm. Wie darf man sich die Arbeit und Proben vorstellen?

Tomáš Hájek: Als Mitglieder des Philharmonischen Orchesters besteht bei uns eine quasi natürliche Kon-tinuität im gemeinsamen Musizieren. Das ist die beste Basis. Und auch das Zeiherquartett gibt es seit mehre-

ren Jahren, und so haben wir bereits ein beachtliches Repertoire erarbeitet und kennen uns als Menschen und Musiker seit geraumer Zeit.

Alexander Zeiher: Beim Musizieren im Kammer- ensemble ist eine außerordentliche Exaktheit gefragt. Hier steht jeder in der ersten Reihe. Das verlangt eine geradezu detailversessene Arbeit bei der Einstudierung, die uns allen viel Vergnügen bereitet.

Makoto Sudo: Dabei ist es eine große Qualität, wenn man beispielsweise auf ein bereits einstudiertes Werk zurückgreifen kann, um dann in der erneuten Beschäf-tigung mit der Musik neue Nuancen zu entdecken und herauszuarbeiten.

Alexander Zeiher: Im Moment spielen wir alle vier bis sechs Wochen ein Konzert. Aufgrund der räumlichen Trennung von unserem Cellisten disponieren wir in regelmäßigen Abständen Blockprobenwochenenden. Das klappt vom Logistischen her erstaunlich gut und bringt die gewünschte Probenintensität.

Tomáš Hájek: Mit Lukáš Pospíšil, der Solocellist bei den Prager Philharmoniker ist, haben wir einen ausge-zeichneten Musiker für unser Ensemble gewinnen kön-nen. Zum Auftakt dieses Konzertjahres haben wir am 20. Januar 2015 ein Konzert in Prag mit Werken von Charles Ives gegeben. Eine außerordentliche Erfahrung, die uns als Gruppe weiter zusammengeschweißt hat.

Beate Kröhnert: Es läuft offensichtlich super für euch. Wo ist der Haken an der Sache?

Die Herren im Chor: Kein Haken in Sicht, solange wir die Unterstützung unserer Ehefrauen weiter genießen. (lachen) Zum Zeiherquartett gehören Tomáš Hájek, Lukáš Pospíšil, Makoto Sudo und Alexander Zeiher (v. l.).

Seite 7 F O Y E R – MAINFRANKEN THEATER WÜRZBURG Februar 2015

Aus Anlass der Uraufführung von Gerhard Stäblers Oper The Colour am 24. April 2015 am Mainfranken Theater Würzburg erscheint in FOYER mit H. P. Lovecrafts (1890–1937) Novelle Die Farbe aus dem All jene Geschichte in Fortsetzung, die Hermann Schneiders Libretto zu der neuen Oper zugrunde liegt. Bisher war von der „Ver-fluchten Heide“, einem unheimlichen Gebiet, die Rede, das durch einen Kometeneinschlag zerstört wurde. Der alte Ammi erzählt nun einem Landvermesser von den Untersuchungen, die damals Professoren mit dem Material des auf die Erde gestürzten Himmelskörpers vornahmen:

Terminevom 31. Januar 2015 bis 28. Februar 2015

31 SA 15.00 | Bühneneingang | FV | SPAZIERGANG HINTER DEN KULISSEN

19.30 – 22.30 (EF 19.00) | Großes Haus | FV | CARMEN Oper von Georges Bizet

01 SO 11.00 | Foyer-Café | Eintritt frei Matinee zu DIE HEILIGE JOHANNA DER SCHLACHTHÖFE / DER AUFTRAG von Bertolt Brecht / Heiner Müller

15.00 – 17.45 | Großes Haus | S DER ZIGEUNERBARON Operette von Johann Strauss

02 MO 11.00 – 12.15 | Kammerspiele | FV JUNGER KLASSIKER – FAUST SHORT CUTS von Johann Wolfgang von Goethe

05 DO 20.00 – 21.45 | Kammerspiele | FV| VON DEN BEINEN ZU KURZ von Katja Brunner

20.00 (EF 19.30) | Hochschule für Musik | K/D / JU2 4. SINFONIEKONZERT „Florestan & Eusebius“

Lehrervorschau zu DIE HEILIGE JOHANNA DER SCHLACHTHÖFE / DER AUFTRAG

06 FR 20.00 | Kammerspiele | FV OPER AM KLAVIER II „Der tapfere Soldat“ Operette von Oscar Straus

20.00 (EF 19.30) | Hochschule für Musik | K/F 4. SINFONIEKONZERT „Florestan & Eusebius“

07 SA 19.30 – 21.00 (EF 19.00) | Großes Haus | P Premiere: DIE HEILIGE JOHANNA DER SCHLACHTHÖFE von Bertolt Brecht

21.30 – 22.30 | Treffpunkt Bar | FV Premiere: DER AUFTRAG von Heiner Müller

08 SO 15.00 – 17.45 | Großes Haus | SB | DER ZIGEUNERBARON Operette von Johann Strauss

20.00 – 21.40 | Kammerspiele | FV | VILLA DOLOROSA von Rebekka Kricheldorf

09 MO 19.30 | Kammerspiele | Eintritt frei REVOLUTION UND THEATER | Podiumsdiskussion mit Erdmut Wizisla und Stephan Suschke | Eintritt frei

10 DI 19.30 – 22.30 (EF 19.00) | Großes Haus | A CARMEN Oper von Georges Bizet

20.00 | Kammerspiele | Gastspiel 1989 [EXIT GHOST] Die 3. Generation Ost

11 MI 19.30 – 21.00 (EF 19.00) | Großes Haus | Y / Ju1 DIE HEILIGE JOHANNA DER SCHLACHTHÖFE von Bertolt Brecht

21.30 – 22.30 | Treffpunkt Bar | FV DER AUFTRAG von Heiner Müller

20.00 | Kammerspiele | Gastspiel 1989 [EXIT GHOST] Die 3. Generation Ost

12 DO 10.00 | Kammerspiele | FV KINDERKAMMERKONZERT „Billy Bob und die Sternenprinzessin“

19.30 – 22.15 | Großes Haus | B/VB | DER ZIGEUNERBARON Operette von Johann Strauss

13 FR 19.30 – 21.00 (EF 19.00) | Großes Haus | F/VB DIE HEILIGE JOHANNA DER SCHLACHTHÖFE von Bertolt Brecht

20.00 – 21.45 | Kammerspiele | FV | VON DEN BEINEN ZU KURZ von Katja Brunner

21.30 – 22.30 | Treffpunkt Bar | FV | DER AUFTRAG von Heiner Müller

22.00 | Bühneneingang | FV | FREITAG NACHT „Lieder um die Liebe“ mit Silke Evers und Joshua Whitener

14 SA 19.30 – 22.30 (EF 19.00) | Großes Haus | O Letztmals: MADAMA BUTTERFLY Oper von Giacomo Puccini

20.00 – 21.40 | Kammerspiele | FV | VILLA DOLOROSA von Rebekka Kricheldorf

15 SO 20.00 | Großes Haus | FV | POETRY SLAM „Dead or Alive?“

19 DO 20.00 – 21.40 | Kammerspiele | FV | VILLA DOLOROSA von Rebekka Kricheldorf

20 FR 19.30 – 22.15 | Großes Haus | H | DER ZIGEUNERBARON Operette von Johann Strauss

20.00 – 21. 45 | Kammerspiele | FV | VON DEN BEINEN ZU KURZ von Katja Brunner

21 SA 19.30 – 21.00 (EF 19.00) | Großes Haus | V DIE HEILIGE JOHANNA DER SCHLACHTHÖFE von Bertolt Brecht

21.30 – 22.30 | Treffpunkt Bar | FV | DER AUFTRAG von Heiner Müller

22 SO 11.00 | Großes Haus | Eintritt frei Matinee zu SCHNEEWITTCHEN – BREAKING OUT Ballett von Anna Vita

11.00 | Toscanasaal Residenz | FV | 4. KAMMERKONZERT

15.00 | Foyer-Café | FV | KINDERKAMMERKONZERT „Der Superheld im Schlafrock“

19.30 – 22.30 (EF 19.00) | Großes Haus | L | CARMEN Oper von Georges Bizet

24 DI 11.15 | Großes Haus | FV | 3. JUGENDKONZERT „Schneewittchen“

25 MI 19.30 – 22.30 (EF 19.00) | Großes Haus | E CARMEN Oper von Georges Bizet

20.00 – 21.45 | Kammerspiele | Ya VON DEN BEINEN ZU KURZ von Katja Brunner

26 DO 20.00 – 21.40 | Kammerspiele | Ju1a | VILLA DOLOROSA von Rebekka Kricheldorf

Lehrervorschau zu SCHNEEWITTCHEN – BREAKING OUT

27 FR 19.30 – 22.15 | Großes Haus | FV | DER ZIGEUNERBARON Operette von Johann Strauss

28 SA 15.00 | Bühneneingang | FV | SPAZIERGANG HINTER DEN KULISSEN

19.30 – 22.00 | Großes Haus | P Uraufführung: SCHNEEWITTCHEN – BREAKING OUT Ballett von Anna Vita

20.00 – 21.15 | Kammerspiele | FV JUNGER KLASSIKER – FAUST SHORT CUTS von Johann Wolfgang von Goethe

Die Farbe aus dem All

Folge VIs H. P. Lovecraft | X Uli Spitznagel

Zehn Fragen, zehn Antworten

Barbara Schöller im Gespräch mit Daniela BellV Falk von Traubenberg

IMPRESSUM: Herausgeber: Mainfranken Theater Würzburg, Theaterstraße 21, 97070 WürzburgIntendant: Hermann Schneider Kaufmännischer Geschäftsführer: Dirk Terwey Registergericht: AG WürzburgRedaktionsleitung: Daniela BellRedaktion: Annika Ahting, Daniela Bell, Christoph Blitt, Beate Kröhnert, Roland Marzinowski, Nele Neitzke, Hermann SchneiderGestalterische Konzeption: Uli Spitznagel Fotos: Nico Manger, Falk von Traubenberg bzw. Einzelnachweise

Verlag und Druck: Main-Post GmbH & Co. KG, Berner Str. 2, 97084 Würzburg, Telefon: 09 31/60 01-452 Persönlich haftende Gesellschafterin: Main-Post Verwaltungs GmbHRegistergericht: AG Würzburg HRB 109977Geschäftsführer: David BrandstätterProduktmanagement: Stefan Dietzer, Rainer GreubelGestaltung: Stefanie KlanteAnzeigenberatung: Bianca Roth, [email protected] s = Autor, V = Fotograf, X = Grafik

KARTEN / INFORMATIONEN: Mainfranken Theater Würzburg, Theaterstr. 21, 97070 Würzburg Tel.: 09 31/39 08-124 | Fax: 09 31/39 08-100 [email protected] | www.theaterwuerzburg.de Vorverkauf auch im Falkenhaus, Oberer Markt, 97070 Würzburg, Tel.: 09 31/37 23 98

ÖFFNUNGSZEITEN DER THEATERKASSE: Di. – Fr.: 10.00 – 19.00 Uhr Sa.: 10.00 – 14.00 Uhr und 17.00 – 19.00 Uhr Sonn- und Feiertage: eine Stunde vor jeder Vorstellung

Da er so heiß war, wurde er in einem Schmelztiegel mit allen erdenklichen Reagenzien getestet. Wasser bewirkte nichts. Dasselbe Ergebnis bei Salzsäure. Salpetersäure und sogar Königswasser zischten und spritzten nur ohnmächtig gegen seine sengende Unverletzlichkeit an. Es war aber ohne Zweifel ein Metall. Denn zum einen war der Brocken magnetisch; und nach dem Eintauchen in die Säuren schien er schwache Spuren der Widmänstattschen Figuren aufzuweisen, die auf Meteoreisen gefunden worden waren. Als die Abkühlung weiter fort-geschritten war, wurden die weiteren Versuche in Gläsern vorgenommen; und in einem Becherglas bewahrten die Professoren auch all die Splitter auf, in die sie das ursprüngliche Fragment während der Arbeit zer-kleinert hatten. Am nächsten Mor-gen waren Becherglas wie auch Split-ter spurlos verschwunden, und nur ein verkohlter Fleck markierte die Stelle auf der Holzplatte, auf der sie gestanden hatten.

Das alles erzählten die Professoren Ammi, als sie vor seiner Tür stehengeblieben waren, und wieder ging er mit ihnen, um den steinernen Boten von den Sternen anzuschauen, während seine Frau zu Hause blieb. Diesmal war er deutlich geschrumpft, und sogar die nüchternen Professoren konnten nicht an der Wahrheit dessen zweifeln, was sie sahen. Er war noch immer heiß, und die Weisen studierten neugierig seine Oberfläche, während sie mit Hammer und Meißel eine neue, grö-

ßere Probe entnahmen. Diesmal meißelten sie tiefer, und als sie die Probe herausbrachen, bemerkten sie, dass der Kern des Klumpens nicht ganz homogen war. Sie hatten etwas freigelegt, das wie die Seitenfläche einer großen farbigen Kugel schien, die in der Substanz eingebettet war. Die Farbe, die einigen der Bänder in dem sonderbaren Spektrum des Meteors ähnelte, war

fast nicht zu beschreiben; und man konnte sie eigentlich nur aufgrund einer Analogie als

Farbe bezeichnen. Die Kugel glänzte, und durch leichtes Klopfen stellte

man fest, dass sie spröde und hohl zu sein schien. Einer der Professo-ren versetzte ihr einen scharfen Schlag mit dem Hammer, worauf sie mit einem kurzen, leisen Knall zersprang. Es trat nichts aus, und

das Ding war verschwunden, als wäre es nie dagewesen. Es hinter-

ließ eine kugelförmige Aushöhlung von etwa drei Zoll Durchmesser, und

alle hielten es für wahrscheinlich, dass noch andere solche Kugeln entdeckt werden würden, wenn die umhüllende Substanz sich allmählich auflöste. Aber solche Vermutungen waren müßig; nach vergeblichen Versuchen, durch Anbohrungen weitere Kugeln zu entdecken, kehrten die Professoren mit ihrem neuen Probestück in die Stadt zurück, es erwies sich jedoch im Laboratorium als genauso widerspenstig wie sein Vorgänger.

Fortsetzung folgt ...

Mit dem Theaterpreis 2014 wurde die Mezzosopranistin Barbara Schöller geehrt. Seit der Spielzeit 1998/99 ist sie fest im Musiktheaterensemble engagiert und war seitdem in unzähligen Rollen auf der Bühne zu erleben. Unvergessen ist ihre Interpretation von Norma Desmond in Andrew Lloyd Webbers Musical Sunset Boulevard. Aktuell ist sie beispielsweise in der Operette Der Zigeunerbaron von Johann Strauss zu erleben.

Im Jahr 2000 haben Sie den Förderpreis des Theater- und Orchesterfördervereins erhalten. 2014 folgte der Theaterpreis. Was kommt danach? Ich bereite mich auf das nächste Stück Frontgarderobe vor. Und an der Stimme arbeiten ist für einen Sänger sowieso täglich Brot.

Was bedeutet der Würzburger Theaterpreis für Sie?Als ich erfahren habe, dass ich den Preis bekomme, habe ich mich wahnsinnig gefreut. Ich verstehe das natürlich als Anerkennung meiner langjährigen künstlerischen Arbeit und Wertschätzung durch den Theater- und Orchesterförderverein sowie das Publikum.

Wie sind Sie eigentlich zum Theater gekommen?Durch meine Eltern; die hatten am Mainfranken Theater ein Abonnement, und ich durfte mit ungefähr zwölf Jahren in den Grafen von Luxemburg mitgehen. Dabei habe ich mich unsterblich ins Theater und in den Tenor Wolfgang Falkenhagen verliebt. Und die Liebe zum Theater ist geblieben.

Wann haben Sie das erste Mal hier auf der Bühne gestanden?Das war 1994, da war ich Gast im Kleinen Horrorla-den. Und ich erinnere mich noch an das tolle Gefühl, das ich hatte, als ich mit den „Stars“ meiner Jugend gemeinsam auf der Bühne stehen durfte.

Wann ist Ihnen klar geworden, dass Sie Sängerin werden wollen? Mit fünf Jahren war es mein größter Wunsch, Opern-

sängerin zu werden. Unter anderem wegen Ingeborg Hallstein, die später sogar meine Professorin an der Hochschule für Musik Würzburg wurde. Zwischen-drin habe ich zwar mit Tierärztin geliebäugelt, aber schlussendlich wieder den Weg zu Musik und Gesang gefunden.

Was ist Ihnen lieber, Musical oder Oper? Ich finde, Oper ist für die Seele und Musical fürs Herz.

Seit 1998 sind Sie festes Ensemblemitglied im Musik-theater des Mainfranken Theaters. Was bedeutet das für einen Sänger? Viel Positives. Man hat zum Beispiel die Möglichkeit, sich auf vielen Gebieten auszuprobieren und künstlerisch weiterzuentwickeln. Außerdem ist man in ein Sänger-team eingebunden, das sich gegenseitig unterstützt und weiterbringt.

Wie lässt sich der Sängerberuf mit Familie vereinbaren? Ich hatte und habe das Glück, beides gut unter einen Hut zu bekommen, unter anderem wegen des festen Engagements.

Bleibt auch noch Zeit für Hobbies? Ich lese viel, mache gerne Handarbeiten und fahre leidenschaftlich gern Fahrrad, denn „isch abe gar kein Auto“!

Und zu guter Letzt: Bier oder Wein? Natürlich Wein.