für nichtökonomen, aber sicher auch manchen Ökonomen ......mulation fremdkapital, also...

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Alfred Lemmnitz Kar! Marx über d as zi nstr agende Kapit al Das zinstragende Kapital Der fünfte Abschnitt des dritten Bandes des "Kapitals" trägt die Überschrift "Spa!- tung des Profits in Zins und Unternehmergewinn. Das zinstragende Kapital". Die zahlreichen Kapitel (21 bis 36) enthalten jedoch mehr, als die Übeischrift des A b- schnitts besagt. Nämlich, außer Zins und Unternehmergewinn, den Kredit und seine Rolle in der kapitaiistischen Wirtschaft, Kreditgeld, Bankkapita!, fiktives Kapital (u . a. Aktien und Aktiengese!lschaften, Verhältnis von Geldkapitai und wirklichem Kapital), Auseinandersetzung mit bürgerlichen Theorien (Ricardos Geldtheorie Lind das Cur- renc)' principle), Edelmetall und Wechselkurs. Der Au.fbau des Abschnitts über das zinstragende Kapital, dessen redaktionelle Be- arbeitung durch Friedrich Engels erfolgte, ist verhältnismäßig uneinheitlich und macht eine systematische, lehrbuch mäßige Darstellung sr;hwierig, da einige Kapitel Forschungscharakter tragen. Zum Beispiel wird eine selbständige Behandlung des Kreditgeldes dadurch erschwert, daß es von Marx einerseits im direkten Zusammen- hang mit dem Kredit und andererseits an verschiedenen Stellen behandelt wird . Marx hat sich "in diesem Abschnitt sehr gründlich nicht nur mit der Theorie der ge- nannten Probieme" beschäftigt, sondern auch mit der Praxis des Kredits und Bank- wesens. Viele seiner dabei gewonnenen Erkenntnisse sind auch heute noch aktuell. Die Darstellungen zeigen, wie er seine dialektisch- und historisch-materialistische Methode fruchtbar anwendet . Das wird deutlich bei den ersten vier Kapiteln. Das zinstragende Kapital an sich ist eine allgemeine Kategorie. Es existiert, wie das Handelskapital\ schon in den vorka- pitalistischen Produktionsweisen, in denen Ware und Geld zirkulieren, und di ent der Ve rwertung, obwohl kein wirkliches Kapitalverhältnis besteht. Es hat die Form des Wucherkapitals. Marx schreibt selbst: "Das Wucherkapital besit.!t die Explositations- weise des Kapitals ohne seine Produktionsweise. "2 Das Charakteristische des Wu- cherkapitals ist die Unbegrenztheit der Höhe des Zinsfußes. Dieser kann, da das Ver- hältnis von Verleiher (Gläubiger) und Leiher (Schuldner) nicht aus dem Produktions- und Zirkuiationsprozeß hervorgeht , nicht nur das ga,nze MehrprQdukt, sondern so- gar das ganze Vermögen der Schuldner umfassen. Im Kapitalismus ist, wie Marx feststellt, das zinstragende Kapital dem industri ellen oder kommerziellen Kapital untergeordnet und demzufolge der Zins dem Meh rwert bzw. Profit. Marx untersucht Charakter, Stellung und Funktion des zinstragenden Ka- pitals zunächst unabhängig von seinen spezifischen kapitaiistischen Formen. Aber '165 auch aus den Erörterungen in den ersten vier Kapiteln lassen sich aktuelle Bezüge machen. Für Nichtökonomen, aber sicher auch manchen Ökonomen , ist vielleicht Maix' Feststellung überraschend, daß das Geld als Leihkapital eine Ware ist, allerdings eine Ware besonderer Art (sui generis), mit Gebrauchswert und Wert. Der Ge- brauchswert des Geldes als zinst ra gendes oder Leihkapital ist der Wert des Geldes selbst. Für den Leiher - den industriellen und Handelskapitalisten - besitzt es den Gebrauchswert, daß sie das Geld als Geldkapital in Produktionsmitteln bzw. Han- delseinrichtungen sowie Ar beitskrä ft en anlegen und mit ihrer Hilfe Mehrv ..ert produ- zieren und aneignen können. Da her die eigenartige Zirkulationsformel des zinstra- genden Kapitals: G-G-W-G ' -G' oder ausführlicher G-G-W Der Zins ist demnach ein Teil des Mehrwerts, und, nach dessen Verwandlung in Profit, ein Teil d es Du rchschnittprof its. Der Wert des Geldes als Le ihkapital ,-,vird nicht wie bei anderen Waren weggege- be n, sondern er bleibt Eigentum des Gläubigers und wird nur verliehen. Er kehrt mit den Zinsen zu ihm zurück. "Die Form des Leihens, die dieser Ware, dem Kapital als Ware eiger:tümlich ist, ... ergibt sich schon.aus der Bestimmung, daß Kapital hier als Ware auftritt oder daß Geld als Kapital zur Ware wird . ,,3 .A.us der Tatsach e, daß der Zins ein Teil des Mehrwerts bzw. des DurchschnIttspro- fits ist, ergibt sich, daß die Höhe des Zinses und der Zinsfuß begrenzt sind, und zwar durch die Größe des Durchschnittsprofits. Aus dem Leihgeschäft gewinnen nämlich beide, der Gläubiger und der Schuldner. Der Schuldner , der industrielle und der kauf- männische Kapitalist, verwerten das geliehene Kapital tatsächlich durch die Ausbeu- tung der Arbeiter und Angestellten im Produktions- bzw. Zirkulationsprozeß und eig- nen sich durch die ,lI.nwendung des Leihkapitals, oder, wie man heute sagt, des Fremdkapita!s, zusätzlichen Profit an. Von diesem geben sie einen Teil als Zins dem Leihkapitalisten, nicht den ganzen, denn der anwendende oder fungierende Kapita- list will ja auch seinen Teil abhaben. Dahe. hängt die Höhe des Zinsfußes von dem Konkurrenzkampf zwischen beiden ab. Es gibt keine .. natürliche Rate" des Zinsfu- ßes. 4 Das Verhältnis von Du rchschn ittsprofjt und Zins hat sich im gegenwärtigen mono- pol- und staatsmonopolistischen Kapitalismus geändert. Die Verschärfung der allge- me inen Kri se des Kapitalismus, die eno rmen Profite der Monopole, die nicht nur aus der .Ausbeutung und A usplün der ung der eigenen Bevölkerung, sondern besor:ders der Entw icklungslä nder stammen, hat einerseits eine gewaltige Masse von über- schüssigem Geldkapital hervorg ebracht. An d ererseits hat die Rüstungspolitik in fast allen kapitalistischen Ländern, und bes onders in den USA, hohe Defizite in den Staatshaushalten, hohe Staa tsvers chuldung, und in vielen Ländern hohe HandeIs- und Le istungsbilanzdefizite verursacht . Da her w uchs die Notwendigkeit, Geld zu lei- hen , um das wachsende Finanzmanko zu decken. Dad urch erreichten die Zinsen 167

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Page 1: Für Nichtökonomen, aber sicher auch manchen Ökonomen ......mulation Fremdkapital, also Leihkapital, aufnehmen und den DurChschnittsprofit mit den Leihkapitalisten, die eine bestimmte

Alfred Lemmnitz

Kar Marx uumlber das zinstragende Kapital

Das zinstragende Kapital

Der fuumlnfte Abschnitt des dritten Bandes des Kapitals traumlgt die Uumlberschrift Spashy

tung des Profits in Zins und Unternehmergewinn Das zinstragende Kapital Die zahlreichen Kapitel (21 bis 36) enthalten jedoch mehr als die Uumlbeischrift des A bshy

schnitts besagt Naumlmlich auszliger Zins und Unternehmergewinn den Kredit und seine

Rolle in der kapitaiistischen Wirtschaft Kreditgeld Bankkapita fiktives Kapital (u a

Aktien und Aktiengeselschaften Verhaumlltnis von Geldkapitai und wirklichem Kapital)

Auseinandersetzung mit buumlrgerlichen Theorien (Ricardos Geldtheorie Lind das Curshyrenc) principle) Edelmetall und Wechselkurs

Der Aufbau des Abschnitts uumlber das zinstragende Kapital dessen redaktionelle Beshy

arbeitung durch Friedrich Engels erfolgte ist verhaumlltnismaumlszligig uneinheitlich und

macht eine systematische lehrbuchmaumlszligige Darstellung srhwierig da einige Kapitel

Forschungscharakter tragen Zum Beispiel wird eine selbstaumlndige Behandlung des

Kreditgeldes dadurch erschwert daszlig es von Marx einerseits im direkten Zusammenshy

hang mit dem Kredit und andererseits an versch iedenen Stellen behandelt wird

Marx hat sich in diesem Abschnitt sehr gruumlndlich nicht nur mit der Theorie der geshynannten Probieme beschaumlftigt sondern auch mit der Praxis des Kredits und Bankshy

wesens Viele seiner dabei gewonnenen Erkenntn isse sind auch heute noch aktuell

Die Darstellungen zeigen wie er seine dialektisch- und historisch-materialistische Methode fruchtbar anwendet

Das wird deutlich bei den ersten vier Kapiteln Das zinstragende Kapital an sich ist eine allgemeine Kategorie Es existiert wie das Handelskapital schon in den vorkashy

pitalistischen Produktionsweisen in denen Ware und Geld zirkulieren und dient der

Verwertung obwohl kein wirkliches Kapitalverhaumlltnis besteht Es hat die Form des

Wucherkapitals Marx schreibt selbst Das Wucherkapital besitt die Explositationsshyweise des Kapitals ohne seine Produktionsweise2 Das Charakteristische des Wushy

cherkapitals ist die Unbegrenztheit der Houmlhe des Zinsfuszliges Dieser kann da das Vershy

haumlltnis von Verleiher (Glaumlubiger) und Leiher (Schuldner) nicht aus dem Produktionsshy

und Zirkuiationsprozeszlig hervorgeht nicht nur das ganze MehrprQdukt sondern soshygar das ganze Vermoumlgen der Schuldner umfassen

Im Kapitalismus ist wie Marx feststellt das zinstragende Kapital dem industriellen oder kommerziellen Kapital untergeordnet und demzufolge der Zins dem Mehrwert

bzw Profit Marx untersucht Charakter Stellung und Funktion des zinstragenden Kashy

pitals zunaumlchst unabhaumlngig von seinen spezifischen kapi taiistischen Formen Aber

165

auch aus den Eroumlrterungen in den ersten vier Kapiteln lassen sich aktuelle Bezuumlge

machen

Fuumlr Nichtoumlkonomen aber sicher auch manchen Oumlkonomen ist vielleicht Maix

Feststellung uumlberraschend daszlig das Geld als Leihkapital eine Ware ist allerdings

eine Ware besonderer Art (sui generis) mit Gebrauchswert und Wert Der Geshy

brauchswert des Geldes als zinstragendes oder Leihkapital ist der Wert des Geldes

selbst Fuumlr den Leiher - den industriellen und Handelskapitalisten - besitzt es den

Gebrauchswert daszlig sie das Geld als Geldkapital in Produktionsmitteln bzw Hanshy

delseinrichtungen sowie Arbeitskraumlften anlegen und mit ihrer Hilfe Mehrvert produshy

zieren und aneignen koumlnnen Daher die eigenartige Zirkulationsformel des zinstrashy

genden Kapitals G-G-W-G-G oder ausfuumlhrlicher G-G-W Auml~-W-G-G Der Zins

ist demnach ein Teil des Mehrwerts und nach dessen Verwandlung in Profit ein Teil

des Durchschnittprof its

Der Wert des Geldes als Leihkapital -vird nicht wie bei anderen Waren weggegeshy

ben sondern er bleibt Eigentu m des Glaumlubigers und wird nur verliehen Er kehrt mit

den Zinsen zu ihm zuruumlck Die Form des Leihens die dieser Ware dem Kapital als Ware eigertuumlml ich ist ergibt sich schonaus der Bestimmung daszlig Kapital hier als

Ware auftritt oder daszlig Geld als Kapital zur Ware wird 3

Aus der Tatsache daszlig der Zins ein Teil des Mehrwerts bzw des DurchschnIttsproshy

fits ist ergibt sich daszlig die Houmlhe des Zinses und der Zinsfuszlig begrenzt sind und zwar

durch die Groumlszlige des Durchschnittsprofits Aus dem Leihgeschaumlft gewinnen naumlmlich

beide der Glaumlubiger und der Schuldner Der Schuldner der industrielle und der kaufshy

maumlnnische Kapitalist verwerten das geliehene Kapital tatsaumlchlich durch die Ausbeushy

tung der Arbeiter und Angestellten im Produktions- bzw Zirkulationsprozeszlig und eigshy

nen sich durch die lInwendung des Leihkapitals oder wie man heute sagt des

Fremdkapitas zusaumltzlichen Profit an Von diesem geben sie einen Teil als Zins dem

Leih kapitalisten nicht den ganzen denn der anwendende oder fungierende Kapitashy

list will ja auch seinen Teil abhaben Dahe haumlngt die Houmlhe des Zinsfuszliges von dem

Konkurrenzkampf zwischen beiden ab Es gibt keine natuumlrliche Rate des Zinsfushy

szliges4

Das Verhaumll tnis von Durchschnittsprofjt und Zins hat sich im gegenwaumlrtigen monoshy

pol- und staatsmonopolist ischen Kapita lism us geaumlndert Die Verschaumlrfung der allgeshy

meinen Krise des Kapitalismus die enormen Profite der Monopole die nicht nur aus

derAusbeutung und Auspluumlnderung der eigenen Bevoumllkerung sondern besorders

der Entw icklungslaumlnder stammen hat einerseits eine gewaltige Masse von uumlbershy

schuumlssigem Geldkapital hervorgebracht Andererseits hat die Ruumlstungspolitik in fast

allen kapitalistischen Laumlndern und besonders in den USA hohe Defizite in den

Staatshaushalten hohe Staatsverschuldung und in vielen Laumlndern hohe HandeIsshyund Le istungsbilanzdef izite verursacht Daher w uchs die Notwendigkeit Geld zu leishy

hen um das wachsende Finanzmanko zu decken Dadurch erreichten die Zinsen

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enorme Houmlhen die nicht aus dem Durchschnittsprofit der Unternehmen bezahlt w ershyden koumlnnen sondern aus Staatseinnahmen gedeckt werden muumlssen Das verurshysachte eine Krise des kapitalistischen Finanzwesens

Zins und Unternehmergewinn

Sehr aktuell ist die Marxsche Analyse der Teiiung des Profits in Zins und Unternehshymergewinn Wir sahen schon daszlig die Unternehmer zur Vergroumlszligerung ihrer Akkushymulation Fremdkapital also Leihkapital aufnehmen und den DurChschnittsprofit mit den Leihkapitalisten die eine bestimmte Gruppe von Geldkapitalisten sind die nicht selbst als Industrie- oder Handelskapitalisten fungieren koumlnnen oder wollen teilen In der Praxis nimmt diese Teilung einszlig besondere Form an die das Verhaumlltnis bei der Kapitalistengruppen der fungierenden und der Geldkapitalisten mystifizieren Es tritt allem Anschein nach eine Teilung des Kapitaeigentums und der Kapitalfunktion

5 ein Der Zins den der Leihkapitalist erhaumllt scheint dem Kapital selbst zu entsprin shygen Man sagt das Kapital arbeitet und das Resultat dieser Arbeit ist der Zins Marx bemerkt dazu Es wird ganz so die Eigenschaft des Geldes Wert zu schaffen Zins abzuwerfen wie die eines Birnbaums Birnen zu tragen 6 Andererseits scheint

der Unternehmergewinn des Resultat der Arbeit des Kapitalisten zu sein In der Tat der kapitalistische Produktionsprozeszlig ist ein gesellschaftlicher Produktionsprozeszlig Tausende von Arbeitern arbeiten an hunderten Maschinen Das erfordert Planung Organisation und Leitung der Produktion Die Leitung eines gesellschaftlichen Proshyduktionsprozesses aber ist produktive Arbeit Darauf wies Marx schon im ersten

Band desKapitals im Kapitel uumlber die Kooperation hin Und diese produktive Arshybeit leistet der Kapitalist sofern er die Produktion selbst leitet Dafuumlr erhaumllt er wie fuumlr qualifizierte Arbeit Arbeitslohn der als Aufsichtslohn erscheint

Aber es leuchtet eindaszlig der Arbeitslohn des Kapitalisten als qualifizierte Arbeit nicht so hoch sein kann wie der von den Arbeitern erzeugte Mehrwert Der Kapitalist leitet uumlbrigens nicht die Produktion um Arbeitslohn zu verdienen sondern um von

den Arbeitern Mehrwert piOduzieren zu lassen und dieses Resultat unbezahlter Arshybeit der Arbeiter sich anzueignen Der Kapitalist ist nicht Kapitalist weii er indushystrieller Leiter ist sondern er wird industrieller Befehlshaber weil er Kapitalist ist 7

Der Aufsichtslohn wird zum bloszligen Schwindel wenn der Kapitalist mit Gehalt beshyzahlt Angestellte die Produktion leiten laumlszligt Am deutlichsten wi rd das bei den Akshytiengeselschaften wo dieAufsichtsraumlte und Vorstandsmitglieder Gehaumllter und Tanshytiemen beziehen die mehrere hunderttausend D-Mark oder pollar betragen koumlnnen ohne dal~ sie nur einen Handschlag inder Produktion tuns

Die Trennung von Kapitaeigentum und Kapitalfunktion und damit von Zins und Unternehmergewinn hat noch eine andere aktuelle Bedeutung Ir den Bi lanzen der Betriebe w ird der Zins auf das eigene Kapital angewendet und nicht ais Teil des Geshy

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winns verbucht sonderr als Ergebnis der Arbeit des Kapitals Der Unternehmershygewinn wird wie schon gesagt als Arbeitslohn des Unternehmers betrachtet9

Der Kredit Der Kredit ist eine spezifische Form des zinstragenden Kapitals im Kapitalismus ein~ andere ist das fiktive Kapital (Obligationen Anleihen Pfandbriefe und Aktien also Wertpapiere oder Effekten) Das 25 Kapitel traumlgt zwar die Uumlberschrift Kredit und fikshytives Kapital behandelt aber nur eine spezifische Form des kapitalistischen Kredits Wechsel und Banknoten und traumlgt noch stark den Charakter der Zusammenfassung von Forschungsergebnissen Wir werden uns zunaumlchst mit dem spezifischen Charakshyte r des zinstragenden Kapitals dem Kredit beschaumlftigen Dieses Thema wird von MarJ( verhaumlltnismaumlszligig kurz und verstreut in den Kapiteln 2730313235 und 36 beshyhandelt

Bisher haben wir festgestellt daszlig die Geldverleiher ihr eigenes Geld den fungieshyrenden Kapitalisten uumlbergeben die es im Produktions- oder Zirkulationsprozeszlig vershywerten und dem Geldverleiher vom Durchschnittsprofit als Zins abgeben Fuumlr den entwickelten Kapitalismus ist die Eltistenz von Banken cherakteristisch Diese uumlber eine Doppelfunktion aus Erstens uumlbernehmen sie die Kassiererfunktion der indushystrielen und kaufmaumlnnischen Kapitalisten Diese deponieren ihr Geld bel den Banshyken Dieszliganken erledigen fuumlr sie das Kassieren und Bezahlen dip aus den Warengeshyschaumlften faumllligen Zahlungsverpfiichtungen Da alle Kapitalisten und auch die kleinen Warenproduzenten Konten bei den Banken haben koumlnnen diese die Zahlungsvershypfiichtu ngen bargeldlos von Konto zu Konto verrechnen Das fuumlhrt dazu daszlig sich bei den Banken eine groszlige Menge von Geld ansammelt Die Depositen also das auf den Konten der Bankkunden befindliche Geld dient den Banken fuumlr die Ausuumlbung ihrer zw~iten Funktion die Gewaumlhrung vor Krediten

Die Banken verleihen demzufolge nicht eigenes sondern fremdes zeitweilig freies Kapital Natuumlrlich muumlssen sie auch eigenes Kapital anlegen aber das macht nur eishynen Bruchteil 4-5 Prozent des gesamten bei ihnen befindlichen Kapitals aus Die Banken entwickeln sich auf diesem Wege zu maumlchtigen Geldkapitalisten und Kreditshygebern Sie stellen wie Marx ihre Rolle im kapitalistischen Wirtschaftssystem umshyreiszligt den industriellen und kommerzielien Kapitalisten alles disponible und selbst potentielle nicht berei ts aktiv engagierte Kapital der Gesellschaft zur Verfuumlgung so daszlig weder der Verleiher noch der Anwender dieses Kapitals dessen Eigentuumlmer oder Produzenten sind __ 10

Diese Tatsache hat groszlige Bedeutung fuuml r die Entwicklung des Kapitalismus Das bei den Banken deponierte und konzentrierte Geld wi rd fuumlr Bankiers durch die Kreditvershygabe zu Kapital Fuumlr-die privaten Kontoinhaber ist es nur Geld das zur Erledigung ihshyrer Zahlungsgeschaumlfte dient Aber es w ird durch die bargeldlose Verrechnung die die Banken zw ischen den Konten ihrer Bankkunden und sogar zwischen Banken vollshy

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ziehen als solches nicht benutzt sondern steht den Bankiers fuumlr ihre Kreditgeschaumlfte

zur Verfuumlgung - Die bargeldlose Verrechnung ZNischen Banken wird mit dem

Fachausdruck Clearing bezeichnet - Das in Haumlnden der Banken befindliche Geldkashy

pitai gehoumlrt ihnen nicht Durch ihre Funktion als Kassierer saumlmtlicher industrieller

und kommerzieller Kapitalisten ist es als eine Form gesellschaftlichen Kapitals entshy

standen Es hebt damit den Privatcharakter des Kapitals auf und enthaumllt so an sich aber auch nur on sich die Aufhebung des Kapitals seibst 11 In anderer Stelle

schreibt Marx Es ist dies die Aufhebung der kapitalist ischen Produktionsweise inshynerhalb der kapitalistischen Produkt ionsweise selbst 12 Uumlber welche oumlkonomi shy

sche Macht die Banken verfuumlgen w ird an der Masse der Einlagen (Depositen) der

drei groumlszligten Monopolbanken der BRD ersichtlich Die Deutsche Bank AG hatte 1984

736 Milliarden D-Mark Einlagen die Dresdner 8ank AG 569 Milliarden und die Comshy

merz Bank AG 483 Miliiarden W 1 Lenin hat in Fortfuumlhrung der Marxschen Analyse

in seirlem Werk Der Imperialismus als houmlchstes Stadium des Kapitalismus die oumlkoshy

nomische Macht die die Monopolbanken mit Hilfe der Depositen ausuumlben noch naumlshy

her bestimmt Die Bank die das Kontokorrent ( ) fuumlh rt erhaumllt die Moumlglichkeit

sich zunaumlchst uumlber die Geschaumlftslage der einzelnen Kapitalisten genau zu informieshy

ren dann sie zu kont rollieren sie durch Erweiterung oder Schmaumllerung Erleichteshy

rung oder Erschwerung des Kredits zu beeinflussen und schlieszliglich ihr Schicksal restlos zu bestimmen 13

Der Kredit genauer der Bankkredit hat tuumlr die Entwicklung des Kap italismus eine

weitere auszligerordentliche Bedeutung Er beschleunigt die Akkumulation des Kapishy

tals seine Erweiterung Modernisierung und die Intensivierung der Reproduktion

Alle kapitalistischen Unternehmer arbeiter mit Kredit Das bedeutet aber auch daszlig

die Depositen der Banken zum groumlszligten Teil als Kredit vergeben werden und nu r

noch ein Teil als Sicherung bzw als Reservefonds bei den Banken verbleibt Die Banshy

kiers operieuroren mit dem bei ihnen liegenden frernden Geld bis zur aumluszligersten Grenze

um moumlglichst viel Zinsen die fuumlr sie Profit sind zu erraffen Sobald aus irgendweIshy

chen Gruumlnden Zahlungsschwierigkeit-3n entstehen und die Bankkunden ihr Geld in

einem Umfang fordern der den Reservefonds uumlbersteigt werden die Banken zahshylungsunfaumlhig und machen bankrott Das Auftreten der Zahlungsschwierigkeiten hat

aber heute noch viele andere Gruumlnde auf die wir noch naumlher eingehen werden

Der Kredit beschleunigt die EntwicklUng der Produktivkraumlfte in einem Maszlige daszlig

wie Marx feststellt die mateilellen Grundlagen fuumlr ehe houmlhere Gesellschaftsform

geschaffen werden Darin besteht die historische Aufgabe des KapitCllismus Da diese Entwickung auf dem kapitalistischen Privateigentum beruht und sich damit

planlos vollzieht verschaumlrft der Kredit die Widerspruumlche der kapitalistischen Produkshy t ionsweise und mit ihnen die Krisen Der Kredit hat also eine zweifache Wirkung Eishy

nerseits treibt er d ie kapitalistische Produktion voran andererseits verschaumlrft er ihre

Widerspruumlche14 Daher sind jene Theorien fa lsch die meinen daszlig der Kapitalismus

mit Hilfe des Kredits ohne Revolution d h ohne Beseitigung der kapitalist ischen Proshy

duktionsverhaumlltnisse in den Sozialismus w achsen koumlnne

Der kommerzielle Kredit Es wurde schon darauf hingewiesen daszlig Marx den Bankkredit seine Grundlagen

urd seine Funktionen nicht geschlossen sondern an verschiedenen Steilen des Abshyschnitts Spaltung des Profits in Zins und Untern3hmergewinn Das zinstragende

Kapital behandeit Dasselbe gilt fuumlr den kom merzielen Kradit und wie wir sehen

werden das fiktive Kapita Im 30 Kapitel Geldkapitai und wirkliches Kapital I charakt9risiert er den komshy

merzieilen Kred it als den Kredit den die in der Reproduktion beschaumlftigten Kapitalishy

sten einander geben Er bildet die Basis des Kredi tsystems Sein Repraumlsentant ist der

Wechsel 15 Aber schon im 25 ~nd 26 Kapitel beschaumlftigt er sich mit dem Wechsel

und ZIVar in Polemik mit buuml rgerlichen Oumlkonomen und im Zusammenhang mit der

Entstehung des Kreditgeldes Der kommerzielle Kredit entstan aus der Funktion des Geldes als Zahlungsmittel

bei der die Ware verkauft aber nicht sofort sondern spiiter bezahlt wird Der Verkaumlushy

fer erhaumllt vom Kaumlufer einen Schuldschein dessen entwickelte Form der Wechsel ist

Ein Wechsel ist ein Zahlungsversprechen das an ei nem bestimmten Termin geshy

woumlhnlich drei oder sechs Monate nach Aussteliung eingeloumlst werden muszlig Er kann zum Kauf oder zur Zahlung weitergegeben werden und fungiert als eine spezifische

Form von Geld Marx nenrt ihn dann Handelsgeld und dieses bildet als solches die

Basis des eigentlichen Kreditgeldes dessen bekannteste Form die Banknote ist Das

Kreditgeld beruht nicht auf der Goldgeldzirkulation also weder auf metallischem 16

noch auf Staatspapiergeld sondern auf der WechselzirkulationDer Wechsel w ird zur Banknote indem er an eine Bank verkauft w ird Das nennt

man diskontieren Die Bank gab dann f ruumlher eigene Wechsel heraus das waren Prishy

vatbanknoten Heute hat nur die Staatsbank das Recht Banknoten herauszugeben zu emittieren Zu diesem Zwecke muszlig die Privatbank den Wechsl an sie verkaufen

d h rediskontieren Sie erhaumllt dann Staatsbanknoten Diese- Aktionen ergeben sich aus folgenden Gruumlnden Der Wechsel muszlig fuumlr Gie Zeit bis zu seiner Einloumlsung vershy

zinst w erden Das geschieht auf die Weise daszlig er am Tage seiner Ausstellung nicht zur voll en Summe berechnet w ird sondern m it einem Zinsabzug dem Diskont Erst

am Verfalltag erhaumllt sein Besitzer die volle Summe Die Bank die den Wechsel kauft

diskontiert macht also ein Geschaumlft indem sie fuumlr ihn d ie verkuumlrzte Summe zahlt und

am Verfalltage die volle Summe erhaumllt Die Bank kann aber die Wechsel w ie das bei ihr von ihren Kontoinhaberr deposhy

nierte Geld al s Kreditquelle benutzen Das heiszligt sie kann aufgrund der in ihrem Beshysitz befi ndlichen Werhsel Kred it in Form von Buchgeld vergeben Da zahlreiche Wechsel umlaufen und diskont iert werden ermoumlglichen sie ein umfang reiches Kreshy

170 171

ditgeschaumlft Die Banken verdienen dabei doppelt einmal am Wechseldiskont und zum anderen an den Zinsen und Gebuumlhren die sie fuumlr die gewaumlhrten Kredite erhalshyten

Es wurde schon festgestellt daszlig die Bank die die Einlagen die Depositen als Kreshyditquelie benutzt einen Reservefonds halten muszlig um jederzeit zahlungsfaumlhig lishyquid d h fluumlssig zu sein Das ist natuumlrlicll auch der Fall wenn sie die Wechsel als Kreshy

ditquelle benutzt Doch in diesem Falle kann sie wenn Zahlungsschwierigkeiten einshytreten Wechsel an die Staatsbank verkaufen oder wie gesagt rediskontieren Das

muumlssen aber sogenannte erstklassige Wechsel sein d h ihre Einloumlsung durch den Aussteller muszlig absolut sicher sein

Die Wechsel haben noch eine Besonderheit Wenn sie als Handesgeld zirkulieren ist es moumlglich daszlig die ~ussteiler und Adressaten gegenseitig Wechsel ausgestellt haben die den gleichen Verfalltag haben Dann gleichen sich die Zahlungsverpflichshytungen aus und es braucht kein Geld ausgezahlt zu werden Sie die Wechsel fungie- ren dann durch den Ausgleich selbst als Ged

Bis zu ihrem Verfall - und Zahlungstage zirkulieren solche Wechsel selbst w ieder als Zahlungsmittel und sie bilden das eigentliche Handelsgeld Soweit sie schlieszligshylich durch Ausgleichung von Forderurg und Schlld sich aufheben fungieren sie abshysolut als Geld indem dann keine schlieszligliche Verwandlung in Geld stattfindet 17

Marx untersucht im 25 und 26 Kapitel wie mit den Wechseln reale und Schwindelshygeschaumlfte betrieben wetden Er litiert dazu ausfuumlhrlich damals fuumlhrende Bankfachshyleute und setzt sich mit ihren falschen Erklaumlrungen auseinander die ihre Machenshyschaften um mit den Keditgeschaumlften moumlglichst hche Zinsen zu erlangen verdekshyken Diese bei den Kapitel haben ausgesprochenen Forschungscharakter

Zunaumlchst noch etwas uumlber den kommerziellen Kredit Es wurde schon im Zusamshymenhang mit der Darstellung der kapitalistischen Form des zinstragenden Kapitals dem Bankkredit der auf der Verleihung des in den Depositen und der bargeldlosen Verrechnung bei den Banken angesammelten zeitweilig freien Geldes beruht geshysagt daszlig der Kredit eine maumlchtige Triebkraft der Entwicklung der kapitalistischen Wirtschaft ist Das gilt auch fuumlr den kommerziellen Kredit und seine Instrumente den Wechsel und das Kreditgeld Man kann sagen daszlig kein Kapitaiist gegen bares Geld verkauft und kauft Der kommerzielle Kredit und seine Instrumente verdraumlngen das Geld aus der Zirkulation Marx stellt fest daszlig der kommerzielle Kredit eine Form des Leihkapitals ist Betrachten wir diesen Kredit getrennt vom Bankierkredit so ist kiar daszlig erwaumlchst mit dem Umfang des industriellen Kapitals selbst Leihkapital und industrielles Kapital sind hier identisch die geliehenen Kapitale sind Warenkapitale bestimmt entweder fuumlr schlieszliglicbe individuelie Konsumtion oder zum Ersatz der konstanten Elemente von produktivem Kapital 18

Beim kommerziellen Kredit wird also nicht Ged verliehen sondern Warenkapital Die auf Wechsel verkauften Waen Produktionsmittel oder Konsumt ionsmittel geshy

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hen entweder direkt oder uumlber den Verzehr der Kcinsumtionsmittel zur Reproduktion der Arbeitskraumlfte in die Produktion Der Reproduktionsprozeszlig vollzieht sich dann entshysprechend der Formel W r P W -G-G Der kommerzielle Kredit vermittelt arstens fuumlr den industriellen Kapitalisten den Uumlbergang von einer Phase in die anshydere und zweitens was die Kaufleute betrifft den Transport und lJbergang der Washyren bis zu ihrer Verwandlung in Geld 19

in diesem Zusammenhang weist Marx auf die Hauptursache der Uumlberproduktionshykrisen hin Die Lohnarbeiter erhalten im guumlnstigen Falle d h wenn sie organisiert kaumlmpfen mit dem Lohn den Wert ihrer Arbeitskraft bezahlt Aber sie produzieren daruumlber hinaus den Mehrwert den sich die Kapitalisten ohne Gegenleistung aneigshynen Ihnen geht es jedoch nicht um den Gebrauchswert dieses Mehrprodukts den sie eventuell zur Vergroumlszligerung ihres individuellen Konsums und ihres Luxus vervenshy

den koumlnnten sondern um seinen Wert Aber ihn zu investieren und die Produktion zu modernisieren wuumlrde nur eine bestimmte Zeit und~in einem bestimmten Umfang moumlglich sein Wie wir heute erleben tritt zwar eine Steigerung der Produktion ein aber zur gleichen Zeit erfolgt eine r reisetzung von Millionen Arbeitern aus der Proshyduktion Sie wurden arbeitslos Daher Wie aber die Dinge liegen haumlngt der Ersatz der in der Produktion angelegten Kapitale groszligenteils ab von der Konsumtionsfaumlhigshykeit der nicht produktiven Klassen waumlhrend die Konsumtionsfaumlhigkeit [ ] durch die Gesetze des Arbeitslohns i ] beschraumlnkt ist [ ] Der letzte Grund aler wirklichen Krisen bleibt immer die Armut und Konsumtionsbeschraumlnkung der Massen gegenshyuumlber dem Trieb der kapitalistischen Produktion die Produktivkraumlfte so zu entwickeln als ob nur die absolute Konsumtionsfaumlhigkeit der Gesellschaft ihre Grenze bilde2o Das ist eine aktuelle Feststellung Heute da durch die Entwicklung der Produktivshy

kraumlfte und die Akkumulation des Monopolkapitals in den entwickelten kapitalistishy_sehen Laumlndern fast neun Zehntel der Bevoumllkerung Lohnarbeiter ouer Lohnabhaumlnshygige sind bildet der Warenkonsum eine entscheidende Grundlage fuumlr die Realisieshyrung des gesellschaftlichen Gesamtprodukts Trotz der staatsmonopolistischen Reshygulierungsversuche oder gerade wegen ihnen denn sie haben die millionenfache chronische Arbeitslosigkeit zur Folge und totz der riesigen Ruumlstungsproduktion die faktisch eine Vernichtung und Entwertung eines Teils des Kapitals bedeutet kann das kapitalistische System der Uumlberproduktionskrise nicht entrinnen _

In den Kapiteln 30 bis 32 Geldkapita l und wIrkliches Kapital I 11 und 111 21 beshyschaumlftigt sich Marx ausfuumlhrlich m it der Entw icklung des Leihkapitals im Kapitalismus durch die beiden Formen des Kredits und die Akkumulation des Mehrwerts in Geldshyform Diese Kapitel haben Forschungscharakter mindestens was die Polemik mit buumlrgerlichen Rnanzleuten betrifft Als Leitmotiv dieser Untersuchung koumlnnte die Marxsche Feststellung dienen Nicht jede Vermehrung des leihbarenGeldkapitals zeigt w irkliche Kapitalakkumulat ion oder Erweiterung des Reproduktionsprozesses an22

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Die Darlegungen enthalten viele aktueiie Bezugspunkte denn eines der gegenwaumlrshy

tigen Krisenelemente ist der Uumlberfluszlig an anlagesuchendern Geidkapita Allerdings

besteht heute die Hauptursache im Monopol der Industrie- und Bankkapitalisten Dashymals hatte Marx vor allem mit den Bankkapitalisten zu tun die das gesamte Geld und

Geldkapital bei sich konzentrierten und fuumlr die alles Geld das sie in Form von Kredishy

ten verliehen ob es der Verw andlung in industrieles Kapital diente oder nicht Kapishy

tal war Je mehr sie uumlber Depositen oder Wechsel verfuumlgen desto mehr koumlnnen sie

Geld verleihen und Zinsen kassieren

Marx untersucht w oher das Geld das bei den Banken deponiertwird stammt Unshy

ter anderem ist es akkumulierter Mehrwert deimiddot rloch nicht zur Erweiterung der Proshy

duktion dienen kann Es kann akkumulierte Revenue der Kapitalisten oder zeitw eilig

freies Kapita sein das durch den zeitlichen Unterschied zwischen Produktion und

Realisierung entsteht und schlieszliglich durch Wechselgeschaumlfte die auch Schwindelshy

geschaumlfte sein koumlnnen wodurch das Geldkapital rein fiktiv ist Marx betont Die

Masse des leihbaren Geldkapitals [ ] waumlchst so in der Tat ganz unabhaumlngig von der

wirklichen Akkumuation23 Wie sehr die Banken das bei ihnen deponierte Geld und

die VVechsel fuumlr ihre Kreditgeschaumlfte benutzen zeigt daszlig sie den Reservefonds bis

zum aumlLszligersten vermindern Marx beweist dies bel fuumlnfzehn ~er 1892 groumlszligten englishy

schen Banken die im Duumlrchschnitteinen Reservefonds von 1197 Prozent ihrer Deposhy

aumliter und lhres Wechselbestandes haben wobei ein ige noch darunter bleiben

Marx analysiert des weiteren das Verhaumlltnis von Uumlberproduumlktionskrisen und Geldshy

und Kreditkrisen die Funktion der Gedmaumlrkte und einiges andere

Eine der wichtigsten Erkenntnisse ist daszlig durch den Kredit die kapitalistischen Eishy

genturnsverhaumlltnisse vollig veraumlndert werden ohne den Boden der kapitalistischen

Produktionsverhaumlltnisse zu verlassen im Kapitel uumlber die Akkumuation des Kapitals

im ersten Band des Kapitals hatte Marx schon nachgewiesen daszlig clles Kapita akshy

kumulierter Mehrwert und kein Pfennig aus eigener Arbeit erspartes Geld ist Der

Kredit ist von vornherein fremdes Geld oas der Kapitalist fuumlr seine Privatzwecke vershy

wertet Mehrwert produzieren laumlszligt lind sich aneig net Die letzte lilusion des kapitalishy

stischen Systems als ob Kapt der Sproumlszligiing eigner Arbeit und Ersparung waumlre

-geht damit in die Bruumlche Nicht nur besteht der Profit in Aneignung fremder Arbeit

sondern das Kapital womit dese fremde Arbeit in Bewegung gesetzt und ausgebeushy

tet wird besteht aus fremdem Eigentum das der Geldkapitalist dem industriellen Ka shypitaiisten zur Vei-Tuumlgung stellt und w ofuumlr er diesen seinerseits exploitiert 24

Kreditgeld Currency principle Gold

Obwohl das Vesen des Kredit geldes schon erwaumlhnt wurde muszlig es noch naumlher darshygestellt w erden da es gegenwaumlrtig unter marxistischen Oumlkonomen daruuml ber ei ne

noch ungeioumlsten Meinungsstreit gibt Es wurde festgestellt daszlig der Wechsel als Handelsgeld die GrundfoFn des Kreditgeldes ist Durch das Diskontieren den Vershy

kauf der VVechsel an die Banken emittierten diese Banknoten Privatbanknoten und

durch die Rediskont ierung der erstklassigen Wechsel emittierte die Staatsbank

Staatsbanknoten Das ist seit der Zeit vor dem erster Weltkrieg die herrschende entshy

w ickeltste Form der Banknoten lVlarx charakterisierte die Privatbanknote folgendershy

maszligen Die Banknote ist nichts als ein Wechsel auf den Bankier zahlbar jederzeit an den inhaber und vom Bankier den Privatwechseln substituiei25 Die Staatsbankshy

note ist mehr als ein Wechsel aumiddotf die Staatsbank Hinter ihr steht der Staatskredit Sie

ist Geld das Kreditgeid und war bis zum ersten Weltkrieg allgemein und bis zum Zushy

sammenbruch des Abkommens von Bretton Woods uumlber die Staatsbanken gegen

Geld einloumlsungspflichtig konvertibel Die Staatsbanknoten unterliegen wie das Pashy

piergeld dem Geldumlaufgesetz Marx schrieb Es ist bereits bei Betrachtung der

einfachen Geldzirkulation [ ] nachgewiesen worden daszlig die Masse des wirklict zirshy

kulierenden Geldes Geschwindigkeit der Zirkulation und Oumlkonomie der Zahiungen

als gegeben vorausgesetzt bestimmt ist dlJich die Preise der Waren und die Masse

der Transaktionen Dasselbe Gesetz herrscht bei der NotenzirkLilation 26 Das Veishy

haumlltnis des Kreditgeldes seine Konvertibilitaumlt gegen Gold hat schon zu Marx Zeiten

eine Rolle gespielt naumlmlich in dem Streit um die engl ische szligankgesetzgebuumlng

184427

Ursache war die falsche Gedtheorie David Ricardos der u a der Meinung war

daszlig sich die Banknotenemission nach denselben Gesetzen richten muumlsse wie die

Metallgeld- bzw Papiergeldzirkuiation die das Gold repraumlsentiert Nach dieser Aufshy

fassung bzw der seiner Nachfolger denn Ricardo war 1823 gestorben koumlnnten nur

soviel Banknoten emittiert werden wie an ihrer Stelie Goldgeld bzw repraumlsentatives

Papiergeld umlaufen muumlszligte Dieser Grundsatz erhieit den Namen Currency prinshy

cipe - Currency ist die englische Bezeichnung fuumlr Zirkulationsmittel - Der Streit

ging darum daszlig nur bei Goldeinfuhr Banknoten also Kreditgeld und Gold- bzw Pashy

piergeld emittiert werden duumlrfte lind umgekehrt bei Goldausfuhr diese Zirkulationsshy

mittel vermindert werden rnuumlszligten Diese Theorie wurde praktisch als durch eine Miszligernte Getreide eingefuumlhrt und

Gold dafuumlr ausgefuumlhrt werden muszligte ohne daszlig eine Produktionskrise herrschte sondern im Gegenteil die Produktion florierte Aus diesem Grunde waren Kredite

und damit eine Vergroumlszligerung der Banknotenemission gefragt Aber die Banknotenshyemission war wegen des Goldexports vermindert worden und eine Geld- und Kreditshy

krise t rat ein Der Bankakt von 1844 muszligte aufgehoben werden um die Entwicklung

der Prod uktion nicht zu bremsen Marx untersucht diesen Vorgang eingehend (Seine Darlegungen tragen also wieshy

der Forsch ungscharakter) Er kommt zu dem Ergebnis daszlig Ricardos falsche Theorie

uumlber die Rolle des Geldes die Ursache der von dem Direktor der Bank von England Lord Overstone und anderen Bankiers und OumlkonofTlsn eingefuumlhrten Bankakt Ion 1844 war und ein Fiasko erlitt Damit wurde zugleich die Marxsche Theorie des Kreshy

174 175

ditgeldes und seiner oumlkonomischen Grundlagen bestaumltigt daszlig die Banknoten zwar

gegen Gold konvertibel sind und dem Geldumlaufgesetz unterliegen aber ihre Emisshy

sion sich nicht an der Goldreserve der Staatsbank orientiert sondern an den Kreditshy

beduumlrfnissen der Wirtschaft die durch die Ausstellung Diskontierung und Rediskonshy

tierung von Wechseln befriedigt werden

Das Festhalten an dem Bankakt von 1844 hatte uumlbrigens fuumlr die Bankieis einen Vorshy

teil Durch die Einschraumlnkung der Geidemission und der Kredite stiegen die Zinsen und damit auch die Bankgewinne

Zu einem damit zusammenhaumlngenden Jktuellen Problem DLlrch die allgemeine

Aufhebung der Konvertibiiitaumlt des umlaufenden Papier- Kredit- und Buchgeldes geshy

gen Gold im Jahre 1971 entstand wie schon enlvaumlhnt vom USA-Finanzkapital irrishy

tiert und von nicht wenigen marxistischen Oumlkonomen uumlbernommen die Theorie

von der Demontierung des Goldes Es wurde behauptet daszlig nunmehr das Kreditshy

geid obwohl es Ilach der Aufhebung der Konvertibilitaumlt gegen Gold keinen eigenen

Wert hat oder repraumlsentiert alle Geldfunktionen auch die des Maszliges der Werte und

Mal~stalJ der Preise ausuumlbt Eine Zeitlang wurde die Meinung vertreten daszlig die Sonshy

derziehungsrechte des Internationalen Waumlhrungsfonds (lWF) Papiergold seien

Alle diese Theorien befinden sich im Unrecht

Das kapitalistische Waumlhrungssystem befindet sich zwar in einer unheilbaren Krise

und es herrscht eine alle kapitalistichen Laumlnder erfassende chronische Inflation

Aber es kommt nicht vom Gold los Erich Friedemann hat in seinem Beitrag Zur Rolle des Goldes und andererWaumlhrungsreserven im gegenwaumlrtigen Kapitalismus28

nachgewiesen Erstens daszlig die Waumlhrungsgoidreserve zuvor seit 1971 vor alem auf

Kosten der USA umverteilt ab~r konstant ist zweitens daszlig all6 Zentralbanken ihren

Goldbestand nicht nur festhalten sondern zu vermehren suchen drittens daszlig alie

kapitalistischen Waumlhrungen sich an Waumlhrungsgold orientieren viertensdaszlig fuumlr sie

und fuumlr die Privateigentuumlmer das Waumlhrungsgold dar Rettungsanker ist an (jen sie

sich in dem Chaos des verfaulenden kapital istischen Waumlhiungssystems klammern

Der Waumlhrllngsgoldbestand der Waumlhrungsbehoumlrden (Zentralbanken Internationashy

ler Waumlhrungsfonds Weltbank Europaumlisches fJaumlhiUngssystem) betrug 1981 35924

Tonnen In Privatbesitz befinden sich mindestens 30000 Tonnen die dort als Schatz fungieren und zur Waumlhrungsgoldreserve gerechnet werden muumlssen Auf dem Umshy

weg uumlber die Waumlhrungsgoldreserve ist das Gold die Grundlage der Geldfunktionen

auch im heutigen Kapitalismus geblieben Man muszlig zwischen dem Gold als Rohstoff

und Ware sowie as Waumlhrungsgold unterscheiden Das sprunghafte Ansteigen der

Goldpreise nach dem Zusammenbiuch des Bratton-Woods-Systems betraf das Gold

als Rohstoff und Ware Die Preissteigerung des Goides hatte ihre Ursache erstens in der Unterbewertung die durch die Zwangsbindung des Goldpreisesan den USAshy

Dollar entstand und darin (1 Unze Gold gleich 3595 USA-Dollar) daszlig Papier-Dollar schrankenlos emittiert wurden zwmiddoteitens in der allgemeinen Aufhebung der Konvershy

176

tibilitaumlt des umlaufenden inkonvertibel gewordenen Geldes gegen Gol cl in der allshy

gemeinen chronischen infiation viertens in der Spekulation

rlarx beschaumlftigt sich im 35 und 36 Kapitel mit der Rolle des Waumlhrulgsgoldes und

dem Wechselkurs Er untersucht vor allem seine Funktion als Weltgeld und Reserveshy

fonds Es spieite unter dem Goldstandard d h unter den Bedingungen da das Gold

direkt die oumlkonomische Grundlage des Waumlhrungssystems war eine wiGhtige Rolle

beim internationalen Zehlungsausgleich Wenn im Welthandel ein Ungleichgewicht

beim Export und Import entstand muszligte bei einem Exportdefizit d h wenn mehr

Waren eingefuumlhrt als ausgefuumlhrt wurden Gold ausgefuumlhrt werden Das hing mit dem

Wechselkurs zusammen denn auch im Welthandel wird uumlberwiegend auf Kredit vershy

kauft und gekauft daher mit Wechseln bezahlt Entstand ein Handelsdefizit dann

sank derWechselkurs des Landes das zu viel importierte und damit entstanden Vershy

luste fuumlr die Impolieure Daher muszligte Gold exportiert werden um den Wechselkurs

auf der normalen Houmlhe zu halter Der Verfall des Wechselkurses des USA-Dollars

der seine Ursache im staumlndig wachsenden Handelsdefizit und Haushaltsdefizit hat

kann heute nicht mehr mit dem Export von Waumlhrungsgold ausgeglichen werden und

ist eine der Ursachen der Erschuumltte~ung des kapitalistischen Wirtschafts- und Waumlhshy

rungssystems Marx stellt im Ergebnis seiner Untersuchung des Verhaumlltnisses von Kredit und

Vlaumlhrungsgold fest daszlig der Kredit eine Form des Reichtums der kapitalistischen Geshy

sellschaft ist und das Geld aus der Zirkulation verdraumlngt Er beruht auf dem gegenseishy

t igen Vertrauen der Geschaumlftspartner Aber sobald der Kredit erschuumlttert wird [1

soll nun aller reale Reichtum wirklich Lind ploumltzlich in Geld verwandelt werden in

Gold und Silber eine verruumlckte Forderung die aber notwendig aus dem System seibst hervorwaumlchst19 Soviel Gold befand sich nicht im Reservefonds der Banken

Es muszligte daher zur Bank- und Kreditkrise kommen

Die Aufhebung der Godkonvertibilitaumlt des umlaufenden Geldes ist ein Zeichen der

Verschaumlrfung der allgemeinen Krise des Kapitalismus Dennoch funktioniert das Kreshy

ditsystem als Triebkraft der krisenerschuumltterten kapitalistischen Produ~tion und der

Entwicklung der modernen Produktivkraumlfte weiter Daher gilt die im letzten dem

30 Kapitel Vorkapitalistisches get roffene Feststellung auch heute Endlich unshy

terliegt es keinem Zw eifel daszlig das Kreditsystem als ein maumlchtiger Hebe dienen wird waumlhrend des Uumlbergangs aus der kap italistischen Produktionsweise in die Produkshy

tionsw eise der assoziierten Arbeit jedoch nur als ein Element im Zusammenhang mit andren orga nischen Umwaumllzungen der Produktionsweise selbst30 das hpiszligt im

Zusammenhang mit der pro letarischen Revolution der Errichtung der Herrschaft der

Arbeiterklasse der Enteignung des Monopolkapitals und der Verwandlung des moshynopolkapitalistischen Eigentums an den Produktionsmitteln in Volkseigentum

125923 177

Aktiengesellschaften Fiktives Kapital

Die Kategorie fiktives Kapital wird in der Uumlberschrift des 25 Kapitels Kredit und fiktishy

ves Kapital erwaumlhnt aber dort nicht behandelt Dort geht es ediglich wie schon geshy

sagt um den Wechsel und dessen Funktion als Handelsgeld sowie um Man ipulatioshy

nen die mit dem Wechsel betrieben werden Es wird vor ailem im Kapitel 27 Die

Rolle des Kredits in der kapitalistischen Produktion und im Kapitel 29 Bestandshyteile des Bankkapitals analysiert

Nebenbei bemerkt der heutige dritte Band des Kapitals (im Rahmen der MEW)

bestand in der von Engels 1894 herausgegebenen und 1922 nachgedruckten sechshy

sten Auflage aus zwei Teilen bzw Buumlchern Das erste Buch ging bis Kapitel 28 Umshy

laufmittel und Kapital Tookes und Fullartons Auffassung Es ist ein polemisches

Kapitel das sich in der Hauptsache mit der Verwechslung von Geld und Kapital beshy

schaumlftigt Es handelt sich um das auf den Konten der Banken befindliche zeitweilig

fre ie Geld der Bankkunden das von den Bankiers als Geldkapital fuumlr Kredite benutzt

wird Dieses Kapitel ist als 28 zwischen Kapitel 27 und 29 geschoben in denen hauptshy

saumlchlich uumlber das fiktive Kapital und die Aktiengesellschaften geschrieben wird Das

29 Kapitel eroumlffnet den zweiten Teil des dritten Bandes des Kapitals Es wird die

Uumlberschrift des dritten Bandes Der Gesamtprozeszlig der kapitalistischen Produktion

wiederholt und zwar als Zweiter Teil Am Beginn des dritten Bandes steht Dritshy

tes Buch Der Gesamtprozeszlig der kapitalistischen Produktion Erster Teil Zu Beginn

des Zweiten Teils (S479) wird auch die Uumlberschrift Fuumlnfter Abschnitt Spaltung

des Profits in Zins und Unternehmergewinn Das zinstragende Kapital wiederholt Die Uumlberschriften stammen anscheinend von Engels und spiegeln nur teilweise den Inhalt des betreffenden Kapitels wider

Die Behandlung des fiktiven Kapitals im 25 Kapitel wird also sozusagen zweifach unterbrochen Einmal durch das 28 Kapitel und zum anderen durch die Teilung des

dritten Bandes des Kapitals in zwei Teile Im Kapitel 27 Die Relie des Kredits in der kapitalistischen Produktion kommt Marx zu den Aktiengesellschaften und zum

fiktiven Kapital uumlber den Hinweis daszlig der Kredit die Ausgleichung der Profitrater

vermittelt und die Zirkulationskosten verringert Dann stellt erfest daszlig die gewaltige

Konzentration der Produktion und des Kapitals eine Gruumlndung und Fuumlhrung von Unshy

ternehmen durch Einzelkapitale unmoumlglich macht Fruumlher waren solche Groszliguntershy

nehmen Regierungsunternehmen dann wurden sie ZL kapitalistischen Gesellshyschaftsunternehmen

Er zieht daraus gleich entsche idende Schluszligfolgerungen fuumlr die Entwicklung und

Abloumlsung des Kapitalismus durch eine houmlhere Gesellschaftsordnung Das Kapital

das an sich auf gesellschaftJicher Produktionsweise beruht und eine gesellschaftlishyche Konzentration von Produktionsmitteln und Arbeitskraumlften voraussetzt erhaumllt

hier direkt die Form von Gesellschaftskapital (Kapital direkt assoziierter Individuen)

im Gegensatz zum Privatkapital und seine Unternehmungen t reten auf als Gesellshy

schafisunternehmungen im Gegensatz zu Privatunternehmungen Es ist die Aufheshy

bung des Kapitals als Privateigentum innerhalb der Grenzen der kapitalistischen Proshyduktionsweise selbst 31

Er fuumlgt hinzu daszlig der fung ierende Kapitalist zu einem blorsen Verwalter von fremshy

dem Kap ital wird - gemeint sind die Aktiengesellschaften -und die Kapitaleigentuumlshy

mer - die Aktionaumlre - zu bloszligen Geldkapitalisten Friedrich Enges ergaumlnzt in einer

Einschaltung noch daszlig aus den Aktiengesellschaften sich internationale Kartelle

wie der britische United Alkali Trust entwickel t haben Diese Uumlberlegungen bilden

eine Art Zwischenglied zu Lenins Imperialismustheorie Im Kapitel 29 Bestandteile

des BankkapItals untersucht Marx eingehend das fiktive Kapital Hier kommt er

nach einer kurzen Angabe der Bestandteile des Bankkapitals zum Thema Das fiktive

Kapital ist wie zu Beginn unserer Betrachtung schon vermerkt wurde eine Form des

zinstragenden Kapitals eine recht eigenartige Form Marx schreibt Die Form des

zirlstragenden Kapitals bringt es mit sich daszlig jede bestimmte und regelmaumlszligige Geldshy

revenue als Zins eines Kapitals erscheint sie mag aus einem Kapital entspringen oder nicht Erst wird das Geldeinklmmen in Zins verwandelt und mit dem Zins finshydet sich dann auch das Kapital woraus es entspringt 32

Jemand erhaumllt beispielsweise regelmaumlszligig jaumlhrlich 1000 DM Der herrschende Zinsshy

fuszlig betrage 5 Prozent Dann werden die 1OOODM mit 100 multipliziert Das ergibt

100000DM Durch 5 naumlmlich die 5 Prozent Zinsen dividiert ergibt das 20000DM

Das ist dann das errechnete oder erdachte Kapital Es existiert nicht wirklich sondern

nur in der Vorstellung des Revenueempfaumlngers LInd ist daher fiktives Kapital Man

nennt diesen Prozeszlig der Bildung des fiktiven Kapitals kapitalisieren 33

Wenn der Bezieher der Revenue verbrieft kriegt daszlig er jaumlhrlich 1000 DM erhaumllt

dann kann er diesen Berechtigungsschein fuumlr 20000DM verkaufen Hierbei wird

deutlich daszlig der Kaumlufer nicht das Kapital das ja in Wirklichkeit nicht existiert sonshy

dern nur die Berechtigung jaumlhrlich 1000 Drvl zu beziehen erhaumllt Worin besteht die praktische d h die oumlkonomische Bedeutung dieser Erkenntnis

vom fiktiven Kapital Marx belegt sie mit einigen Beispielen Wir werden sie aktualishy

sieren Er beginnt mit den Staatsschulden Der Staat z B die BRD-Regierung muszlig

Schulden machen weil sie die Staatshaushaltsausgaben besonderswegen der hoshy

hen Ruumlst ungsausgaben nicht m it den Staatshaushaltseinnahmen decken kann Sie

muszlig sich wie es heiszligt mit 40 Mill iarden DM neu verschulden Dazu w ird sie der Staatsbank und der Oumlffentlichkeit Staatsanleihepapiere verkaufen in denen sie vershy

spricht 6 oder 7 Prozent Zinsen zu zahlen Das Kapital das in diesem Falle verzinst

wird existiert gar nicht Es sind die Staatsschulden also weniger als nichts das vershy

zinst wird Aber in allen diesen Faumlllen bieibt das Kapital als dessen Abkoumlmmling (Zins) die St aatszahlung betrachtet wird illusorisch fiktives Kapital Nicht nur daszlig

die Summe d ie dem Staat geliehen wurde uumlberhaupt nicht mehr existiert Sie war uumlberhaupt nie bestimmt als Kapital verausgabt angelegt zu werden 34

179 178

Staatsanleihepapiere werden auf der Effektenboumlrse wie die Ware gehandelt und

zwar jeweils in Houmlhe der kapitalisierten Zinsen Die Kaumlufer dieser Papiere handeln als

Geldkapitalisten die ihr Geld als zinstragendes Kapital anlegen Nur existiert dieses

Kapital gar nicht Es ist fiktiv Nur die jaumlhrlichen Zinsen sind real Und natuumlrlich die

Staatsschulden der BRD die betraumlchtlich sind In den USA betragen sie gegenwaumlrtig

zwei Billionen() Dollar Dazu kommen noch jeweils uumlber hundert Milliarden Dollar

Staatshaushalts- und Auszligenhandelsdefizit Aber die USA zahlen fuumlr ihre Staatsshy

schuldenpapiere zehn und zeitweilig uumlber zehn Prozent Zinsen Die Staatsanleihen

werden gekauft weil die Zinsen houmlher sind als die die die Sparkasse zahlt

Und nun das andere auch sehr aktuelle Beispiel die Aktien Es wurde schon mit

Marx festgestellt daszlig die Aktiengesellschaften kapitali~tische Geseischaftsuntershy

nehmen sind Sie wurden und werden gegruumlndet weil die Unternehmen z B Kohshy

lengruben Huumlttenwerke Haumlfen usw so groszlig sind daszlig ein Einzelkapitalist nicht das

dazu notwendige Kapital aufbringen kann Also werden mit Hilfe eines Bankkonsorshy

tiums die Unternehmen als Aktiengesellschaften gegruumlndet Das daZIJ notwendige

Kapital wird in Produktionsanlagen und fuumlr den Kauf von Arbeitskraumlften angelegt

Das Unternehmen wurde gegruumlndet um durch Ausbeutung der Arbeiter einen moumlgshylichst hohen Profit zu erzielen

Darum geht es den Aktionaumlren Die Banken verkaufen direkt an ihre Bankkunden

oder uumlber die Effektenboumlrse Aktien Die Aktien sind keine Anteilscheine oder wie

Marx schreibt Eigentumstitel am produktiven Kapital Das produktive Kapital bringt

wie gesagt durch die Ausbeutung der Arbeiter Profit ein ~llit den Aktien erwerben

die Aktionaumlre einen Anteil an diesem Profit die Dividende Das Aktienkapital ist kapishy

talisierte Dividende Aber dies (in dem Unternehmen ausgelegte) Kapital existiert

nicht doppelt einmal als Kapitalwert der Eigentumstitel der Aktien und das andre

Mal als das in jenen Unternehmungen wirklich angelegte oder anzulegende KapitaL

Es existiert nur in jener letztem Form und die Aktie ist nichts al ein Eigentumstitei pro rata auf den durch jenes zu realisierenden Mehrwert 35 Die Formulierung dies

Kapital existiert nicht doppelt und die Aktie ist nichts als ein Eigentumstitel hat

manchen Leser des dritten Bandes des Kapitals verwirrt MarK meint das Kapital

existiert nicht doppelt als produktives Kapital Es existiert als produktives Kapital und

als fiktives Kapital als kapitalisierte Dividende Und Eigentumstitel meint Anrechtsshy

schein auf einen Teil der vom produktiven Kapital hervorgebrachten Profite Anrecht auf Dividende

Fiktives Kapital heiszligt nicht daszlig es keine Realitaumlt besitzt Erstens ist es sehr bewegshy

lich Sein Preis oder richtiger Kurs haumlngt von der Houmlhe der Dividende und des herrshy

schenden Zinsfuszliges ab Sie ist die Dividende und bleibt der Zinsfu szlig konstant dann

steigt der Preis bzw der Kurs der Aktien Verdoppelt sich z B die Dividende dann

verdoppelt sich auch der Kurs der Aktie Schon durch die Ervvartung einer Dividenshy

densteigerung waumlchst dei Aktienkurs Dabei spielt die Spekulation eine gewichtige

180

Rolle Sinkt die Dividende so sinkt bei gleichbleibendem Zinsfuszlig der Aktienkurs

Bei einer wirklichen oder nur geruumlchteweise verbreiteten Erwartung auf eine Wirt shy

schaftskrise gibt es einen Aktienkurssturz einen Boumlrsenkrach wie am 19 Oktober

1987 Dieser brachte den Aktienbesitzern die dieAktien als Kapitalanlage als zinstrashy

gendes Kapital gekauft hatten riesige Verluste

Zweitens verleiht Aktiengroszligbesitz oumlkonomische Macht Groszligaktionaumlre die die

Aktienmajoritaumlt besitzen bestimmen auf den Hauptversammlungen der Aktiengeshy

sellschaften sowohl uumlber die Entw icklung der Aktiengeselischaft als auch uumlber die

Auszahung der Dividende Sie besetzen die Aufsichtsraumlte und Vorstaumlnde der Aktienshy

gesellschaften und kassieren auf diesen Posten hohe Gehaumllter und Tantiemen die in

die Hunderttausende gehen Das Aktienwesen bietet in Analogie zum Kredit dem

einzelnen Kapitalisten [j eine innerhalb gewisser Schranken absolute Verfuumlgung

uumlber fremdes Kapital und fremdes Eigentum und dadurch uumlber fremde Arbeit Vershy

fuumlgung uumlber gesellschaftliches nicht eignes Kapital gibt ihm Verfuumlgung uumlber gesellshyschaftliche A rbeit 36

Fuumlr die Aktiengesellschaften gilt wie fuumlr den Kredit daszlig sie die materiellen Vorshy

aussetzungen fuumlr eine houmlhere fuumlr Oie sozialistische Wirtschaftsordnung schaffen

Anmerkungen

1 Karl Marx Das Kapitai Dritter Band In MEW Bd 25 S 607-626

2 Ebenda S 611

3 Ebenda S 3l54

4 Ebenda S 369

5 Siehe ebenda S 388

6 Ebenda S405

7 Karl Marx Das Kapital Erster Band In MEW Bd 23 S352

8 Siehe Karl Marx Das Kapital Dritter Band a a 0 S 403

9 Siehe ebenda S 388

10 Ebenda S620 1 Ebenda

12 Ebenda S-454 13 W Lenin Der Imperialismus als houmlchstes Stadium des Kapitalismus In Werke

Bd22 S218 14 KalI Marx Das Kapital Dritte Band aaO S457

15 Ebenda 5 496_

16 Siehe ebenda S413

17 Ebenda 18 Ebenda S498

181

19 EbendaS499

20 Ebenda S 501

21 Ebenda S493-535 22 Ebenda S 502

23 Ebenda S512

24 Ebenda S 524 25 EbendaS417

26 Ebenda S 538

27 Ebenda S 562-579

28 Erich Friedemann Zur Rolle des Goldes und anderer Waumlhrungsreserven im geshy

genwaumlrtigen Kapitalismus In Wirtschaftswissenschaft 341986 Heft 8 S1171 bis 1189

29 Karl Marx Das Kapital Dritter Band a a 0 S 588589 30 Ebenda S621

31 Ebenda S452

32 Ebenda S 482

33 Siehe ebenda S 484

34 Ebenda 8 482483

35 Ebenda S484485

36 Ebenda S454455

182

Gisela Winkler

Zur Stellung und Funktion des 6Abschnitts Verwandlung von Surplusprofit in Grundrente JJ

des dritten Ba ndes des Kapitals JJ

im oumlkonomischen W erk von Karl Marx

In letzter Zeit ist die Thematik der Grundrententheorie wieder verstaumlrkt in den Mittel shy

punkt des wissenschaftlichen Interesses geruumlckt Die Hauptursachen hierfuumlr sind

zum einen in der Forschung zu sehen die sich notwendigerweise aus der Edition des

literarischen Erbes von Karl Marx und Friedrich Engels in der MEGA2 ergibt und eng

mit ihr verbunden ist Zum anderen draumlngen Diskussionen zur Wertprobiematik soshy

wie aktuelle Fragestellungen im Zusammenhang mit der Grundrente zu einer weiteshy

ren Untersuchung der Grundrent~ntheorie Die wissenschaftlichen Diskussionen zeigen jedoch daszlig die schoumlpferische Anwendung der Marxschen Grundrententheoshy

rie in der Gegenwart nur uumlber ein exaktes Studium dieser Theorie zu verwirklichen

ist und daszlig das Erfassen der Methode und der Struktur des oumlkonomischen Werkes

von Marx eine Schluumlsselstellung bei der Weiterentwicklung der marxistisch-lenini shy

stische Rententheorie einnimmt

Die durch die Herausgabe der MEGA moumlglich gewordene umfassende Erschlie-

szligung der Arbeiten von Marx und Engels stellt dabei die Basis fuumlr ein weiteres Eindrinshy

gen in den Ideengehalt der Werke von Marx und Engels dar Sie erfordert von uns

aber auch ein erneutes Durchdenken einer Reihe bereits eroumlrterter Fragestellungen

bzw die Erweiterung der Sicht auf neue Probleme Das betrifft auch die Grundrenshy

tent~eorie und die Lehre vom Grundeigentum

Ein zentrales Problem in diesem Prozeszlig ist die Untersuchung der Stellung der

Grundrententheorie und die Klaumlrung der Funktion des 6 Abschnitts Verwandlung

von Surplusprofit in Grundrente im dritten Band des Kapitals

Die Beantwortung der Frage nach den Ursachen der Aufnahme der Grundrentenshy

theorie ins Kapital und der Stellung und der Funktion der Grundrententheorie im

Kapital ist dabei eng mit der Gesamtforschung zum sechsgliedrigen Autbauplan des oumlkonomischen Werkes von M arx verbunden Sowohl die Entwicklung des Kapi shy

talbegriffs als auch die Untersuchung des Ganges von der Marxschen Absicht die

Grundrente nicht ins Kapital aufzunehmen (18571858) uumlber dre Aufnahme der

Grundrente zur Illustration von Wert und Produktionspreis (11362) bis zur umfasshysenden systematischen Darstellung der Grundrententheorie im Manuskript 1863 bis

1865 (1865) zeigen die enge Beziehung zw ischen der Entwicklung der oumlkonomischen

Kategorien der Struktur des oumlkonomischen Hauptwerkes und der uumlbrigen Buumlcher

183

Page 2: Für Nichtökonomen, aber sicher auch manchen Ökonomen ......mulation Fremdkapital, also Leihkapital, aufnehmen und den DurChschnittsprofit mit den Leihkapitalisten, die eine bestimmte

enorme Houmlhen die nicht aus dem Durchschnittsprofit der Unternehmen bezahlt w ershyden koumlnnen sondern aus Staatseinnahmen gedeckt werden muumlssen Das verurshysachte eine Krise des kapitalistischen Finanzwesens

Zins und Unternehmergewinn

Sehr aktuell ist die Marxsche Analyse der Teiiung des Profits in Zins und Unternehshymergewinn Wir sahen schon daszlig die Unternehmer zur Vergroumlszligerung ihrer Akkushymulation Fremdkapital also Leihkapital aufnehmen und den DurChschnittsprofit mit den Leihkapitalisten die eine bestimmte Gruppe von Geldkapitalisten sind die nicht selbst als Industrie- oder Handelskapitalisten fungieren koumlnnen oder wollen teilen In der Praxis nimmt diese Teilung einszlig besondere Form an die das Verhaumlltnis bei der Kapitalistengruppen der fungierenden und der Geldkapitalisten mystifizieren Es tritt allem Anschein nach eine Teilung des Kapitaeigentums und der Kapitalfunktion

5 ein Der Zins den der Leihkapitalist erhaumllt scheint dem Kapital selbst zu entsprin shygen Man sagt das Kapital arbeitet und das Resultat dieser Arbeit ist der Zins Marx bemerkt dazu Es wird ganz so die Eigenschaft des Geldes Wert zu schaffen Zins abzuwerfen wie die eines Birnbaums Birnen zu tragen 6 Andererseits scheint

der Unternehmergewinn des Resultat der Arbeit des Kapitalisten zu sein In der Tat der kapitalistische Produktionsprozeszlig ist ein gesellschaftlicher Produktionsprozeszlig Tausende von Arbeitern arbeiten an hunderten Maschinen Das erfordert Planung Organisation und Leitung der Produktion Die Leitung eines gesellschaftlichen Proshyduktionsprozesses aber ist produktive Arbeit Darauf wies Marx schon im ersten

Band desKapitals im Kapitel uumlber die Kooperation hin Und diese produktive Arshybeit leistet der Kapitalist sofern er die Produktion selbst leitet Dafuumlr erhaumllt er wie fuumlr qualifizierte Arbeit Arbeitslohn der als Aufsichtslohn erscheint

Aber es leuchtet eindaszlig der Arbeitslohn des Kapitalisten als qualifizierte Arbeit nicht so hoch sein kann wie der von den Arbeitern erzeugte Mehrwert Der Kapitalist leitet uumlbrigens nicht die Produktion um Arbeitslohn zu verdienen sondern um von

den Arbeitern Mehrwert piOduzieren zu lassen und dieses Resultat unbezahlter Arshybeit der Arbeiter sich anzueignen Der Kapitalist ist nicht Kapitalist weii er indushystrieller Leiter ist sondern er wird industrieller Befehlshaber weil er Kapitalist ist 7

Der Aufsichtslohn wird zum bloszligen Schwindel wenn der Kapitalist mit Gehalt beshyzahlt Angestellte die Produktion leiten laumlszligt Am deutlichsten wi rd das bei den Akshytiengeselschaften wo dieAufsichtsraumlte und Vorstandsmitglieder Gehaumllter und Tanshytiemen beziehen die mehrere hunderttausend D-Mark oder pollar betragen koumlnnen ohne dal~ sie nur einen Handschlag inder Produktion tuns

Die Trennung von Kapitaeigentum und Kapitalfunktion und damit von Zins und Unternehmergewinn hat noch eine andere aktuelle Bedeutung Ir den Bi lanzen der Betriebe w ird der Zins auf das eigene Kapital angewendet und nicht ais Teil des Geshy

168

winns verbucht sonderr als Ergebnis der Arbeit des Kapitals Der Unternehmershygewinn wird wie schon gesagt als Arbeitslohn des Unternehmers betrachtet9

Der Kredit Der Kredit ist eine spezifische Form des zinstragenden Kapitals im Kapitalismus ein~ andere ist das fiktive Kapital (Obligationen Anleihen Pfandbriefe und Aktien also Wertpapiere oder Effekten) Das 25 Kapitel traumlgt zwar die Uumlberschrift Kredit und fikshytives Kapital behandelt aber nur eine spezifische Form des kapitalistischen Kredits Wechsel und Banknoten und traumlgt noch stark den Charakter der Zusammenfassung von Forschungsergebnissen Wir werden uns zunaumlchst mit dem spezifischen Charakshyte r des zinstragenden Kapitals dem Kredit beschaumlftigen Dieses Thema wird von MarJ( verhaumlltnismaumlszligig kurz und verstreut in den Kapiteln 2730313235 und 36 beshyhandelt

Bisher haben wir festgestellt daszlig die Geldverleiher ihr eigenes Geld den fungieshyrenden Kapitalisten uumlbergeben die es im Produktions- oder Zirkulationsprozeszlig vershywerten und dem Geldverleiher vom Durchschnittsprofit als Zins abgeben Fuumlr den entwickelten Kapitalismus ist die Eltistenz von Banken cherakteristisch Diese uumlber eine Doppelfunktion aus Erstens uumlbernehmen sie die Kassiererfunktion der indushystrielen und kaufmaumlnnischen Kapitalisten Diese deponieren ihr Geld bel den Banshyken Dieszliganken erledigen fuumlr sie das Kassieren und Bezahlen dip aus den Warengeshyschaumlften faumllligen Zahlungsverpfiichtungen Da alle Kapitalisten und auch die kleinen Warenproduzenten Konten bei den Banken haben koumlnnen diese die Zahlungsvershypfiichtu ngen bargeldlos von Konto zu Konto verrechnen Das fuumlhrt dazu daszlig sich bei den Banken eine groszlige Menge von Geld ansammelt Die Depositen also das auf den Konten der Bankkunden befindliche Geld dient den Banken fuumlr die Ausuumlbung ihrer zw~iten Funktion die Gewaumlhrung vor Krediten

Die Banken verleihen demzufolge nicht eigenes sondern fremdes zeitweilig freies Kapital Natuumlrlich muumlssen sie auch eigenes Kapital anlegen aber das macht nur eishynen Bruchteil 4-5 Prozent des gesamten bei ihnen befindlichen Kapitals aus Die Banken entwickeln sich auf diesem Wege zu maumlchtigen Geldkapitalisten und Kreditshygebern Sie stellen wie Marx ihre Rolle im kapitalistischen Wirtschaftssystem umshyreiszligt den industriellen und kommerzielien Kapitalisten alles disponible und selbst potentielle nicht berei ts aktiv engagierte Kapital der Gesellschaft zur Verfuumlgung so daszlig weder der Verleiher noch der Anwender dieses Kapitals dessen Eigentuumlmer oder Produzenten sind __ 10

Diese Tatsache hat groszlige Bedeutung fuuml r die Entwicklung des Kapitalismus Das bei den Banken deponierte und konzentrierte Geld wi rd fuumlr Bankiers durch die Kreditvershygabe zu Kapital Fuumlr-die privaten Kontoinhaber ist es nur Geld das zur Erledigung ihshyrer Zahlungsgeschaumlfte dient Aber es w ird durch die bargeldlose Verrechnung die die Banken zw ischen den Konten ihrer Bankkunden und sogar zwischen Banken vollshy

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ziehen als solches nicht benutzt sondern steht den Bankiers fuumlr ihre Kreditgeschaumlfte

zur Verfuumlgung - Die bargeldlose Verrechnung ZNischen Banken wird mit dem

Fachausdruck Clearing bezeichnet - Das in Haumlnden der Banken befindliche Geldkashy

pitai gehoumlrt ihnen nicht Durch ihre Funktion als Kassierer saumlmtlicher industrieller

und kommerzieller Kapitalisten ist es als eine Form gesellschaftlichen Kapitals entshy

standen Es hebt damit den Privatcharakter des Kapitals auf und enthaumllt so an sich aber auch nur on sich die Aufhebung des Kapitals seibst 11 In anderer Stelle

schreibt Marx Es ist dies die Aufhebung der kapitalist ischen Produktionsweise inshynerhalb der kapitalistischen Produkt ionsweise selbst 12 Uumlber welche oumlkonomi shy

sche Macht die Banken verfuumlgen w ird an der Masse der Einlagen (Depositen) der

drei groumlszligten Monopolbanken der BRD ersichtlich Die Deutsche Bank AG hatte 1984

736 Milliarden D-Mark Einlagen die Dresdner 8ank AG 569 Milliarden und die Comshy

merz Bank AG 483 Miliiarden W 1 Lenin hat in Fortfuumlhrung der Marxschen Analyse

in seirlem Werk Der Imperialismus als houmlchstes Stadium des Kapitalismus die oumlkoshy

nomische Macht die die Monopolbanken mit Hilfe der Depositen ausuumlben noch naumlshy

her bestimmt Die Bank die das Kontokorrent ( ) fuumlh rt erhaumllt die Moumlglichkeit

sich zunaumlchst uumlber die Geschaumlftslage der einzelnen Kapitalisten genau zu informieshy

ren dann sie zu kont rollieren sie durch Erweiterung oder Schmaumllerung Erleichteshy

rung oder Erschwerung des Kredits zu beeinflussen und schlieszliglich ihr Schicksal restlos zu bestimmen 13

Der Kredit genauer der Bankkredit hat tuumlr die Entwicklung des Kap italismus eine

weitere auszligerordentliche Bedeutung Er beschleunigt die Akkumulation des Kapishy

tals seine Erweiterung Modernisierung und die Intensivierung der Reproduktion

Alle kapitalistischen Unternehmer arbeiter mit Kredit Das bedeutet aber auch daszlig

die Depositen der Banken zum groumlszligten Teil als Kredit vergeben werden und nu r

noch ein Teil als Sicherung bzw als Reservefonds bei den Banken verbleibt Die Banshy

kiers operieuroren mit dem bei ihnen liegenden frernden Geld bis zur aumluszligersten Grenze

um moumlglichst viel Zinsen die fuumlr sie Profit sind zu erraffen Sobald aus irgendweIshy

chen Gruumlnden Zahlungsschwierigkeit-3n entstehen und die Bankkunden ihr Geld in

einem Umfang fordern der den Reservefonds uumlbersteigt werden die Banken zahshylungsunfaumlhig und machen bankrott Das Auftreten der Zahlungsschwierigkeiten hat

aber heute noch viele andere Gruumlnde auf die wir noch naumlher eingehen werden

Der Kredit beschleunigt die EntwicklUng der Produktivkraumlfte in einem Maszlige daszlig

wie Marx feststellt die mateilellen Grundlagen fuumlr ehe houmlhere Gesellschaftsform

geschaffen werden Darin besteht die historische Aufgabe des KapitCllismus Da diese Entwickung auf dem kapitalistischen Privateigentum beruht und sich damit

planlos vollzieht verschaumlrft der Kredit die Widerspruumlche der kapitalistischen Produkshy t ionsweise und mit ihnen die Krisen Der Kredit hat also eine zweifache Wirkung Eishy

nerseits treibt er d ie kapitalistische Produktion voran andererseits verschaumlrft er ihre

Widerspruumlche14 Daher sind jene Theorien fa lsch die meinen daszlig der Kapitalismus

mit Hilfe des Kredits ohne Revolution d h ohne Beseitigung der kapitalist ischen Proshy

duktionsverhaumlltnisse in den Sozialismus w achsen koumlnne

Der kommerzielle Kredit Es wurde schon darauf hingewiesen daszlig Marx den Bankkredit seine Grundlagen

urd seine Funktionen nicht geschlossen sondern an verschiedenen Steilen des Abshyschnitts Spaltung des Profits in Zins und Untern3hmergewinn Das zinstragende

Kapital behandeit Dasselbe gilt fuumlr den kom merzielen Kradit und wie wir sehen

werden das fiktive Kapita Im 30 Kapitel Geldkapitai und wirkliches Kapital I charakt9risiert er den komshy

merzieilen Kred it als den Kredit den die in der Reproduktion beschaumlftigten Kapitalishy

sten einander geben Er bildet die Basis des Kredi tsystems Sein Repraumlsentant ist der

Wechsel 15 Aber schon im 25 ~nd 26 Kapitel beschaumlftigt er sich mit dem Wechsel

und ZIVar in Polemik mit buuml rgerlichen Oumlkonomen und im Zusammenhang mit der

Entstehung des Kreditgeldes Der kommerzielle Kredit entstan aus der Funktion des Geldes als Zahlungsmittel

bei der die Ware verkauft aber nicht sofort sondern spiiter bezahlt wird Der Verkaumlushy

fer erhaumllt vom Kaumlufer einen Schuldschein dessen entwickelte Form der Wechsel ist

Ein Wechsel ist ein Zahlungsversprechen das an ei nem bestimmten Termin geshy

woumlhnlich drei oder sechs Monate nach Aussteliung eingeloumlst werden muszlig Er kann zum Kauf oder zur Zahlung weitergegeben werden und fungiert als eine spezifische

Form von Geld Marx nenrt ihn dann Handelsgeld und dieses bildet als solches die

Basis des eigentlichen Kreditgeldes dessen bekannteste Form die Banknote ist Das

Kreditgeld beruht nicht auf der Goldgeldzirkulation also weder auf metallischem 16

noch auf Staatspapiergeld sondern auf der WechselzirkulationDer Wechsel w ird zur Banknote indem er an eine Bank verkauft w ird Das nennt

man diskontieren Die Bank gab dann f ruumlher eigene Wechsel heraus das waren Prishy

vatbanknoten Heute hat nur die Staatsbank das Recht Banknoten herauszugeben zu emittieren Zu diesem Zwecke muszlig die Privatbank den Wechsl an sie verkaufen

d h rediskontieren Sie erhaumllt dann Staatsbanknoten Diese- Aktionen ergeben sich aus folgenden Gruumlnden Der Wechsel muszlig fuumlr Gie Zeit bis zu seiner Einloumlsung vershy

zinst w erden Das geschieht auf die Weise daszlig er am Tage seiner Ausstellung nicht zur voll en Summe berechnet w ird sondern m it einem Zinsabzug dem Diskont Erst

am Verfalltag erhaumllt sein Besitzer die volle Summe Die Bank die den Wechsel kauft

diskontiert macht also ein Geschaumlft indem sie fuumlr ihn d ie verkuumlrzte Summe zahlt und

am Verfalltage die volle Summe erhaumllt Die Bank kann aber die Wechsel w ie das bei ihr von ihren Kontoinhaberr deposhy

nierte Geld al s Kreditquelle benutzen Das heiszligt sie kann aufgrund der in ihrem Beshysitz befi ndlichen Werhsel Kred it in Form von Buchgeld vergeben Da zahlreiche Wechsel umlaufen und diskont iert werden ermoumlglichen sie ein umfang reiches Kreshy

170 171

ditgeschaumlft Die Banken verdienen dabei doppelt einmal am Wechseldiskont und zum anderen an den Zinsen und Gebuumlhren die sie fuumlr die gewaumlhrten Kredite erhalshyten

Es wurde schon festgestellt daszlig die Bank die die Einlagen die Depositen als Kreshyditquelie benutzt einen Reservefonds halten muszlig um jederzeit zahlungsfaumlhig lishyquid d h fluumlssig zu sein Das ist natuumlrlicll auch der Fall wenn sie die Wechsel als Kreshy

ditquelle benutzt Doch in diesem Falle kann sie wenn Zahlungsschwierigkeiten einshytreten Wechsel an die Staatsbank verkaufen oder wie gesagt rediskontieren Das

muumlssen aber sogenannte erstklassige Wechsel sein d h ihre Einloumlsung durch den Aussteller muszlig absolut sicher sein

Die Wechsel haben noch eine Besonderheit Wenn sie als Handesgeld zirkulieren ist es moumlglich daszlig die ~ussteiler und Adressaten gegenseitig Wechsel ausgestellt haben die den gleichen Verfalltag haben Dann gleichen sich die Zahlungsverpflichshytungen aus und es braucht kein Geld ausgezahlt zu werden Sie die Wechsel fungie- ren dann durch den Ausgleich selbst als Ged

Bis zu ihrem Verfall - und Zahlungstage zirkulieren solche Wechsel selbst w ieder als Zahlungsmittel und sie bilden das eigentliche Handelsgeld Soweit sie schlieszligshylich durch Ausgleichung von Forderurg und Schlld sich aufheben fungieren sie abshysolut als Geld indem dann keine schlieszligliche Verwandlung in Geld stattfindet 17

Marx untersucht im 25 und 26 Kapitel wie mit den Wechseln reale und Schwindelshygeschaumlfte betrieben wetden Er litiert dazu ausfuumlhrlich damals fuumlhrende Bankfachshyleute und setzt sich mit ihren falschen Erklaumlrungen auseinander die ihre Machenshyschaften um mit den Keditgeschaumlften moumlglichst hche Zinsen zu erlangen verdekshyken Diese bei den Kapitel haben ausgesprochenen Forschungscharakter

Zunaumlchst noch etwas uumlber den kommerziellen Kredit Es wurde schon im Zusamshymenhang mit der Darstellung der kapitalistischen Form des zinstragenden Kapitals dem Bankkredit der auf der Verleihung des in den Depositen und der bargeldlosen Verrechnung bei den Banken angesammelten zeitweilig freien Geldes beruht geshysagt daszlig der Kredit eine maumlchtige Triebkraft der Entwicklung der kapitalistischen Wirtschaft ist Das gilt auch fuumlr den kommerziellen Kredit und seine Instrumente den Wechsel und das Kreditgeld Man kann sagen daszlig kein Kapitaiist gegen bares Geld verkauft und kauft Der kommerzielle Kredit und seine Instrumente verdraumlngen das Geld aus der Zirkulation Marx stellt fest daszlig der kommerzielle Kredit eine Form des Leihkapitals ist Betrachten wir diesen Kredit getrennt vom Bankierkredit so ist kiar daszlig erwaumlchst mit dem Umfang des industriellen Kapitals selbst Leihkapital und industrielles Kapital sind hier identisch die geliehenen Kapitale sind Warenkapitale bestimmt entweder fuumlr schlieszliglicbe individuelie Konsumtion oder zum Ersatz der konstanten Elemente von produktivem Kapital 18

Beim kommerziellen Kredit wird also nicht Ged verliehen sondern Warenkapital Die auf Wechsel verkauften Waen Produktionsmittel oder Konsumt ionsmittel geshy

172

hen entweder direkt oder uumlber den Verzehr der Kcinsumtionsmittel zur Reproduktion der Arbeitskraumlfte in die Produktion Der Reproduktionsprozeszlig vollzieht sich dann entshysprechend der Formel W r P W -G-G Der kommerzielle Kredit vermittelt arstens fuumlr den industriellen Kapitalisten den Uumlbergang von einer Phase in die anshydere und zweitens was die Kaufleute betrifft den Transport und lJbergang der Washyren bis zu ihrer Verwandlung in Geld 19

in diesem Zusammenhang weist Marx auf die Hauptursache der Uumlberproduktionshykrisen hin Die Lohnarbeiter erhalten im guumlnstigen Falle d h wenn sie organisiert kaumlmpfen mit dem Lohn den Wert ihrer Arbeitskraft bezahlt Aber sie produzieren daruumlber hinaus den Mehrwert den sich die Kapitalisten ohne Gegenleistung aneigshynen Ihnen geht es jedoch nicht um den Gebrauchswert dieses Mehrprodukts den sie eventuell zur Vergroumlszligerung ihres individuellen Konsums und ihres Luxus vervenshy

den koumlnnten sondern um seinen Wert Aber ihn zu investieren und die Produktion zu modernisieren wuumlrde nur eine bestimmte Zeit und~in einem bestimmten Umfang moumlglich sein Wie wir heute erleben tritt zwar eine Steigerung der Produktion ein aber zur gleichen Zeit erfolgt eine r reisetzung von Millionen Arbeitern aus der Proshyduktion Sie wurden arbeitslos Daher Wie aber die Dinge liegen haumlngt der Ersatz der in der Produktion angelegten Kapitale groszligenteils ab von der Konsumtionsfaumlhigshykeit der nicht produktiven Klassen waumlhrend die Konsumtionsfaumlhigkeit [ ] durch die Gesetze des Arbeitslohns i ] beschraumlnkt ist [ ] Der letzte Grund aler wirklichen Krisen bleibt immer die Armut und Konsumtionsbeschraumlnkung der Massen gegenshyuumlber dem Trieb der kapitalistischen Produktion die Produktivkraumlfte so zu entwickeln als ob nur die absolute Konsumtionsfaumlhigkeit der Gesellschaft ihre Grenze bilde2o Das ist eine aktuelle Feststellung Heute da durch die Entwicklung der Produktivshy

kraumlfte und die Akkumulation des Monopolkapitals in den entwickelten kapitalistishy_sehen Laumlndern fast neun Zehntel der Bevoumllkerung Lohnarbeiter ouer Lohnabhaumlnshygige sind bildet der Warenkonsum eine entscheidende Grundlage fuumlr die Realisieshyrung des gesellschaftlichen Gesamtprodukts Trotz der staatsmonopolistischen Reshygulierungsversuche oder gerade wegen ihnen denn sie haben die millionenfache chronische Arbeitslosigkeit zur Folge und totz der riesigen Ruumlstungsproduktion die faktisch eine Vernichtung und Entwertung eines Teils des Kapitals bedeutet kann das kapitalistische System der Uumlberproduktionskrise nicht entrinnen _

In den Kapiteln 30 bis 32 Geldkapita l und wIrkliches Kapital I 11 und 111 21 beshyschaumlftigt sich Marx ausfuumlhrlich m it der Entw icklung des Leihkapitals im Kapitalismus durch die beiden Formen des Kredits und die Akkumulation des Mehrwerts in Geldshyform Diese Kapitel haben Forschungscharakter mindestens was die Polemik mit buumlrgerlichen Rnanzleuten betrifft Als Leitmotiv dieser Untersuchung koumlnnte die Marxsche Feststellung dienen Nicht jede Vermehrung des leihbarenGeldkapitals zeigt w irkliche Kapitalakkumulat ion oder Erweiterung des Reproduktionsprozesses an22

173

Die Darlegungen enthalten viele aktueiie Bezugspunkte denn eines der gegenwaumlrshy

tigen Krisenelemente ist der Uumlberfluszlig an anlagesuchendern Geidkapita Allerdings

besteht heute die Hauptursache im Monopol der Industrie- und Bankkapitalisten Dashymals hatte Marx vor allem mit den Bankkapitalisten zu tun die das gesamte Geld und

Geldkapital bei sich konzentrierten und fuumlr die alles Geld das sie in Form von Kredishy

ten verliehen ob es der Verw andlung in industrieles Kapital diente oder nicht Kapishy

tal war Je mehr sie uumlber Depositen oder Wechsel verfuumlgen desto mehr koumlnnen sie

Geld verleihen und Zinsen kassieren

Marx untersucht w oher das Geld das bei den Banken deponiertwird stammt Unshy

ter anderem ist es akkumulierter Mehrwert deimiddot rloch nicht zur Erweiterung der Proshy

duktion dienen kann Es kann akkumulierte Revenue der Kapitalisten oder zeitw eilig

freies Kapita sein das durch den zeitlichen Unterschied zwischen Produktion und

Realisierung entsteht und schlieszliglich durch Wechselgeschaumlfte die auch Schwindelshy

geschaumlfte sein koumlnnen wodurch das Geldkapital rein fiktiv ist Marx betont Die

Masse des leihbaren Geldkapitals [ ] waumlchst so in der Tat ganz unabhaumlngig von der

wirklichen Akkumuation23 Wie sehr die Banken das bei ihnen deponierte Geld und

die VVechsel fuumlr ihre Kreditgeschaumlfte benutzen zeigt daszlig sie den Reservefonds bis

zum aumlLszligersten vermindern Marx beweist dies bel fuumlnfzehn ~er 1892 groumlszligten englishy

schen Banken die im Duumlrchschnitteinen Reservefonds von 1197 Prozent ihrer Deposhy

aumliter und lhres Wechselbestandes haben wobei ein ige noch darunter bleiben

Marx analysiert des weiteren das Verhaumlltnis von Uumlberproduumlktionskrisen und Geldshy

und Kreditkrisen die Funktion der Gedmaumlrkte und einiges andere

Eine der wichtigsten Erkenntnisse ist daszlig durch den Kredit die kapitalistischen Eishy

genturnsverhaumlltnisse vollig veraumlndert werden ohne den Boden der kapitalistischen

Produktionsverhaumlltnisse zu verlassen im Kapitel uumlber die Akkumuation des Kapitals

im ersten Band des Kapitals hatte Marx schon nachgewiesen daszlig clles Kapita akshy

kumulierter Mehrwert und kein Pfennig aus eigener Arbeit erspartes Geld ist Der

Kredit ist von vornherein fremdes Geld oas der Kapitalist fuumlr seine Privatzwecke vershy

wertet Mehrwert produzieren laumlszligt lind sich aneig net Die letzte lilusion des kapitalishy

stischen Systems als ob Kapt der Sproumlszligiing eigner Arbeit und Ersparung waumlre

-geht damit in die Bruumlche Nicht nur besteht der Profit in Aneignung fremder Arbeit

sondern das Kapital womit dese fremde Arbeit in Bewegung gesetzt und ausgebeushy

tet wird besteht aus fremdem Eigentum das der Geldkapitalist dem industriellen Ka shypitaiisten zur Vei-Tuumlgung stellt und w ofuumlr er diesen seinerseits exploitiert 24

Kreditgeld Currency principle Gold

Obwohl das Vesen des Kredit geldes schon erwaumlhnt wurde muszlig es noch naumlher darshygestellt w erden da es gegenwaumlrtig unter marxistischen Oumlkonomen daruuml ber ei ne

noch ungeioumlsten Meinungsstreit gibt Es wurde festgestellt daszlig der Wechsel als Handelsgeld die GrundfoFn des Kreditgeldes ist Durch das Diskontieren den Vershy

kauf der VVechsel an die Banken emittierten diese Banknoten Privatbanknoten und

durch die Rediskont ierung der erstklassigen Wechsel emittierte die Staatsbank

Staatsbanknoten Das ist seit der Zeit vor dem erster Weltkrieg die herrschende entshy

w ickeltste Form der Banknoten lVlarx charakterisierte die Privatbanknote folgendershy

maszligen Die Banknote ist nichts als ein Wechsel auf den Bankier zahlbar jederzeit an den inhaber und vom Bankier den Privatwechseln substituiei25 Die Staatsbankshy

note ist mehr als ein Wechsel aumiddotf die Staatsbank Hinter ihr steht der Staatskredit Sie

ist Geld das Kreditgeid und war bis zum ersten Weltkrieg allgemein und bis zum Zushy

sammenbruch des Abkommens von Bretton Woods uumlber die Staatsbanken gegen

Geld einloumlsungspflichtig konvertibel Die Staatsbanknoten unterliegen wie das Pashy

piergeld dem Geldumlaufgesetz Marx schrieb Es ist bereits bei Betrachtung der

einfachen Geldzirkulation [ ] nachgewiesen worden daszlig die Masse des wirklict zirshy

kulierenden Geldes Geschwindigkeit der Zirkulation und Oumlkonomie der Zahiungen

als gegeben vorausgesetzt bestimmt ist dlJich die Preise der Waren und die Masse

der Transaktionen Dasselbe Gesetz herrscht bei der NotenzirkLilation 26 Das Veishy

haumlltnis des Kreditgeldes seine Konvertibilitaumlt gegen Gold hat schon zu Marx Zeiten

eine Rolle gespielt naumlmlich in dem Streit um die engl ische szligankgesetzgebuumlng

184427

Ursache war die falsche Gedtheorie David Ricardos der u a der Meinung war

daszlig sich die Banknotenemission nach denselben Gesetzen richten muumlsse wie die

Metallgeld- bzw Papiergeldzirkuiation die das Gold repraumlsentiert Nach dieser Aufshy

fassung bzw der seiner Nachfolger denn Ricardo war 1823 gestorben koumlnnten nur

soviel Banknoten emittiert werden wie an ihrer Stelie Goldgeld bzw repraumlsentatives

Papiergeld umlaufen muumlszligte Dieser Grundsatz erhieit den Namen Currency prinshy

cipe - Currency ist die englische Bezeichnung fuumlr Zirkulationsmittel - Der Streit

ging darum daszlig nur bei Goldeinfuhr Banknoten also Kreditgeld und Gold- bzw Pashy

piergeld emittiert werden duumlrfte lind umgekehrt bei Goldausfuhr diese Zirkulationsshy

mittel vermindert werden rnuumlszligten Diese Theorie wurde praktisch als durch eine Miszligernte Getreide eingefuumlhrt und

Gold dafuumlr ausgefuumlhrt werden muszligte ohne daszlig eine Produktionskrise herrschte sondern im Gegenteil die Produktion florierte Aus diesem Grunde waren Kredite

und damit eine Vergroumlszligerung der Banknotenemission gefragt Aber die Banknotenshyemission war wegen des Goldexports vermindert worden und eine Geld- und Kreditshy

krise t rat ein Der Bankakt von 1844 muszligte aufgehoben werden um die Entwicklung

der Prod uktion nicht zu bremsen Marx untersucht diesen Vorgang eingehend (Seine Darlegungen tragen also wieshy

der Forsch ungscharakter) Er kommt zu dem Ergebnis daszlig Ricardos falsche Theorie

uumlber die Rolle des Geldes die Ursache der von dem Direktor der Bank von England Lord Overstone und anderen Bankiers und OumlkonofTlsn eingefuumlhrten Bankakt Ion 1844 war und ein Fiasko erlitt Damit wurde zugleich die Marxsche Theorie des Kreshy

174 175

ditgeldes und seiner oumlkonomischen Grundlagen bestaumltigt daszlig die Banknoten zwar

gegen Gold konvertibel sind und dem Geldumlaufgesetz unterliegen aber ihre Emisshy

sion sich nicht an der Goldreserve der Staatsbank orientiert sondern an den Kreditshy

beduumlrfnissen der Wirtschaft die durch die Ausstellung Diskontierung und Rediskonshy

tierung von Wechseln befriedigt werden

Das Festhalten an dem Bankakt von 1844 hatte uumlbrigens fuumlr die Bankieis einen Vorshy

teil Durch die Einschraumlnkung der Geidemission und der Kredite stiegen die Zinsen und damit auch die Bankgewinne

Zu einem damit zusammenhaumlngenden Jktuellen Problem DLlrch die allgemeine

Aufhebung der Konvertibiiitaumlt des umlaufenden Papier- Kredit- und Buchgeldes geshy

gen Gold im Jahre 1971 entstand wie schon enlvaumlhnt vom USA-Finanzkapital irrishy

tiert und von nicht wenigen marxistischen Oumlkonomen uumlbernommen die Theorie

von der Demontierung des Goldes Es wurde behauptet daszlig nunmehr das Kreditshy

geid obwohl es Ilach der Aufhebung der Konvertibilitaumlt gegen Gold keinen eigenen

Wert hat oder repraumlsentiert alle Geldfunktionen auch die des Maszliges der Werte und

Mal~stalJ der Preise ausuumlbt Eine Zeitlang wurde die Meinung vertreten daszlig die Sonshy

derziehungsrechte des Internationalen Waumlhrungsfonds (lWF) Papiergold seien

Alle diese Theorien befinden sich im Unrecht

Das kapitalistische Waumlhrungssystem befindet sich zwar in einer unheilbaren Krise

und es herrscht eine alle kapitalistichen Laumlnder erfassende chronische Inflation

Aber es kommt nicht vom Gold los Erich Friedemann hat in seinem Beitrag Zur Rolle des Goldes und andererWaumlhrungsreserven im gegenwaumlrtigen Kapitalismus28

nachgewiesen Erstens daszlig die Waumlhrungsgoidreserve zuvor seit 1971 vor alem auf

Kosten der USA umverteilt ab~r konstant ist zweitens daszlig all6 Zentralbanken ihren

Goldbestand nicht nur festhalten sondern zu vermehren suchen drittens daszlig alie

kapitalistischen Waumlhrungen sich an Waumlhrungsgold orientieren viertensdaszlig fuumlr sie

und fuumlr die Privateigentuumlmer das Waumlhrungsgold dar Rettungsanker ist an (jen sie

sich in dem Chaos des verfaulenden kapital istischen Waumlhiungssystems klammern

Der Waumlhrllngsgoldbestand der Waumlhrungsbehoumlrden (Zentralbanken Internationashy

ler Waumlhrungsfonds Weltbank Europaumlisches fJaumlhiUngssystem) betrug 1981 35924

Tonnen In Privatbesitz befinden sich mindestens 30000 Tonnen die dort als Schatz fungieren und zur Waumlhrungsgoldreserve gerechnet werden muumlssen Auf dem Umshy

weg uumlber die Waumlhrungsgoldreserve ist das Gold die Grundlage der Geldfunktionen

auch im heutigen Kapitalismus geblieben Man muszlig zwischen dem Gold als Rohstoff

und Ware sowie as Waumlhrungsgold unterscheiden Das sprunghafte Ansteigen der

Goldpreise nach dem Zusammenbiuch des Bratton-Woods-Systems betraf das Gold

als Rohstoff und Ware Die Preissteigerung des Goides hatte ihre Ursache erstens in der Unterbewertung die durch die Zwangsbindung des Goldpreisesan den USAshy

Dollar entstand und darin (1 Unze Gold gleich 3595 USA-Dollar) daszlig Papier-Dollar schrankenlos emittiert wurden zwmiddoteitens in der allgemeinen Aufhebung der Konvershy

176

tibilitaumlt des umlaufenden inkonvertibel gewordenen Geldes gegen Gol cl in der allshy

gemeinen chronischen infiation viertens in der Spekulation

rlarx beschaumlftigt sich im 35 und 36 Kapitel mit der Rolle des Waumlhrulgsgoldes und

dem Wechselkurs Er untersucht vor allem seine Funktion als Weltgeld und Reserveshy

fonds Es spieite unter dem Goldstandard d h unter den Bedingungen da das Gold

direkt die oumlkonomische Grundlage des Waumlhrungssystems war eine wiGhtige Rolle

beim internationalen Zehlungsausgleich Wenn im Welthandel ein Ungleichgewicht

beim Export und Import entstand muszligte bei einem Exportdefizit d h wenn mehr

Waren eingefuumlhrt als ausgefuumlhrt wurden Gold ausgefuumlhrt werden Das hing mit dem

Wechselkurs zusammen denn auch im Welthandel wird uumlberwiegend auf Kredit vershy

kauft und gekauft daher mit Wechseln bezahlt Entstand ein Handelsdefizit dann

sank derWechselkurs des Landes das zu viel importierte und damit entstanden Vershy

luste fuumlr die Impolieure Daher muszligte Gold exportiert werden um den Wechselkurs

auf der normalen Houmlhe zu halter Der Verfall des Wechselkurses des USA-Dollars

der seine Ursache im staumlndig wachsenden Handelsdefizit und Haushaltsdefizit hat

kann heute nicht mehr mit dem Export von Waumlhrungsgold ausgeglichen werden und

ist eine der Ursachen der Erschuumltte~ung des kapitalistischen Wirtschafts- und Waumlhshy

rungssystems Marx stellt im Ergebnis seiner Untersuchung des Verhaumlltnisses von Kredit und

Vlaumlhrungsgold fest daszlig der Kredit eine Form des Reichtums der kapitalistischen Geshy

sellschaft ist und das Geld aus der Zirkulation verdraumlngt Er beruht auf dem gegenseishy

t igen Vertrauen der Geschaumlftspartner Aber sobald der Kredit erschuumlttert wird [1

soll nun aller reale Reichtum wirklich Lind ploumltzlich in Geld verwandelt werden in

Gold und Silber eine verruumlckte Forderung die aber notwendig aus dem System seibst hervorwaumlchst19 Soviel Gold befand sich nicht im Reservefonds der Banken

Es muszligte daher zur Bank- und Kreditkrise kommen

Die Aufhebung der Godkonvertibilitaumlt des umlaufenden Geldes ist ein Zeichen der

Verschaumlrfung der allgemeinen Krise des Kapitalismus Dennoch funktioniert das Kreshy

ditsystem als Triebkraft der krisenerschuumltterten kapitalistischen Produ~tion und der

Entwicklung der modernen Produktivkraumlfte weiter Daher gilt die im letzten dem

30 Kapitel Vorkapitalistisches get roffene Feststellung auch heute Endlich unshy

terliegt es keinem Zw eifel daszlig das Kreditsystem als ein maumlchtiger Hebe dienen wird waumlhrend des Uumlbergangs aus der kap italistischen Produktionsweise in die Produkshy

tionsw eise der assoziierten Arbeit jedoch nur als ein Element im Zusammenhang mit andren orga nischen Umwaumllzungen der Produktionsweise selbst30 das hpiszligt im

Zusammenhang mit der pro letarischen Revolution der Errichtung der Herrschaft der

Arbeiterklasse der Enteignung des Monopolkapitals und der Verwandlung des moshynopolkapitalistischen Eigentums an den Produktionsmitteln in Volkseigentum

125923 177

Aktiengesellschaften Fiktives Kapital

Die Kategorie fiktives Kapital wird in der Uumlberschrift des 25 Kapitels Kredit und fiktishy

ves Kapital erwaumlhnt aber dort nicht behandelt Dort geht es ediglich wie schon geshy

sagt um den Wechsel und dessen Funktion als Handelsgeld sowie um Man ipulatioshy

nen die mit dem Wechsel betrieben werden Es wird vor ailem im Kapitel 27 Die

Rolle des Kredits in der kapitalistischen Produktion und im Kapitel 29 Bestandshyteile des Bankkapitals analysiert

Nebenbei bemerkt der heutige dritte Band des Kapitals (im Rahmen der MEW)

bestand in der von Engels 1894 herausgegebenen und 1922 nachgedruckten sechshy

sten Auflage aus zwei Teilen bzw Buumlchern Das erste Buch ging bis Kapitel 28 Umshy

laufmittel und Kapital Tookes und Fullartons Auffassung Es ist ein polemisches

Kapitel das sich in der Hauptsache mit der Verwechslung von Geld und Kapital beshy

schaumlftigt Es handelt sich um das auf den Konten der Banken befindliche zeitweilig

fre ie Geld der Bankkunden das von den Bankiers als Geldkapital fuumlr Kredite benutzt

wird Dieses Kapitel ist als 28 zwischen Kapitel 27 und 29 geschoben in denen hauptshy

saumlchlich uumlber das fiktive Kapital und die Aktiengesellschaften geschrieben wird Das

29 Kapitel eroumlffnet den zweiten Teil des dritten Bandes des Kapitals Es wird die

Uumlberschrift des dritten Bandes Der Gesamtprozeszlig der kapitalistischen Produktion

wiederholt und zwar als Zweiter Teil Am Beginn des dritten Bandes steht Dritshy

tes Buch Der Gesamtprozeszlig der kapitalistischen Produktion Erster Teil Zu Beginn

des Zweiten Teils (S479) wird auch die Uumlberschrift Fuumlnfter Abschnitt Spaltung

des Profits in Zins und Unternehmergewinn Das zinstragende Kapital wiederholt Die Uumlberschriften stammen anscheinend von Engels und spiegeln nur teilweise den Inhalt des betreffenden Kapitels wider

Die Behandlung des fiktiven Kapitals im 25 Kapitel wird also sozusagen zweifach unterbrochen Einmal durch das 28 Kapitel und zum anderen durch die Teilung des

dritten Bandes des Kapitals in zwei Teile Im Kapitel 27 Die Relie des Kredits in der kapitalistischen Produktion kommt Marx zu den Aktiengesellschaften und zum

fiktiven Kapital uumlber den Hinweis daszlig der Kredit die Ausgleichung der Profitrater

vermittelt und die Zirkulationskosten verringert Dann stellt erfest daszlig die gewaltige

Konzentration der Produktion und des Kapitals eine Gruumlndung und Fuumlhrung von Unshy

ternehmen durch Einzelkapitale unmoumlglich macht Fruumlher waren solche Groszliguntershy

nehmen Regierungsunternehmen dann wurden sie ZL kapitalistischen Gesellshyschaftsunternehmen

Er zieht daraus gleich entsche idende Schluszligfolgerungen fuumlr die Entwicklung und

Abloumlsung des Kapitalismus durch eine houmlhere Gesellschaftsordnung Das Kapital

das an sich auf gesellschaftJicher Produktionsweise beruht und eine gesellschaftlishyche Konzentration von Produktionsmitteln und Arbeitskraumlften voraussetzt erhaumllt

hier direkt die Form von Gesellschaftskapital (Kapital direkt assoziierter Individuen)

im Gegensatz zum Privatkapital und seine Unternehmungen t reten auf als Gesellshy

schafisunternehmungen im Gegensatz zu Privatunternehmungen Es ist die Aufheshy

bung des Kapitals als Privateigentum innerhalb der Grenzen der kapitalistischen Proshyduktionsweise selbst 31

Er fuumlgt hinzu daszlig der fung ierende Kapitalist zu einem blorsen Verwalter von fremshy

dem Kap ital wird - gemeint sind die Aktiengesellschaften -und die Kapitaleigentuumlshy

mer - die Aktionaumlre - zu bloszligen Geldkapitalisten Friedrich Enges ergaumlnzt in einer

Einschaltung noch daszlig aus den Aktiengesellschaften sich internationale Kartelle

wie der britische United Alkali Trust entwickel t haben Diese Uumlberlegungen bilden

eine Art Zwischenglied zu Lenins Imperialismustheorie Im Kapitel 29 Bestandteile

des BankkapItals untersucht Marx eingehend das fiktive Kapital Hier kommt er

nach einer kurzen Angabe der Bestandteile des Bankkapitals zum Thema Das fiktive

Kapital ist wie zu Beginn unserer Betrachtung schon vermerkt wurde eine Form des

zinstragenden Kapitals eine recht eigenartige Form Marx schreibt Die Form des

zirlstragenden Kapitals bringt es mit sich daszlig jede bestimmte und regelmaumlszligige Geldshy

revenue als Zins eines Kapitals erscheint sie mag aus einem Kapital entspringen oder nicht Erst wird das Geldeinklmmen in Zins verwandelt und mit dem Zins finshydet sich dann auch das Kapital woraus es entspringt 32

Jemand erhaumllt beispielsweise regelmaumlszligig jaumlhrlich 1000 DM Der herrschende Zinsshy

fuszlig betrage 5 Prozent Dann werden die 1OOODM mit 100 multipliziert Das ergibt

100000DM Durch 5 naumlmlich die 5 Prozent Zinsen dividiert ergibt das 20000DM

Das ist dann das errechnete oder erdachte Kapital Es existiert nicht wirklich sondern

nur in der Vorstellung des Revenueempfaumlngers LInd ist daher fiktives Kapital Man

nennt diesen Prozeszlig der Bildung des fiktiven Kapitals kapitalisieren 33

Wenn der Bezieher der Revenue verbrieft kriegt daszlig er jaumlhrlich 1000 DM erhaumllt

dann kann er diesen Berechtigungsschein fuumlr 20000DM verkaufen Hierbei wird

deutlich daszlig der Kaumlufer nicht das Kapital das ja in Wirklichkeit nicht existiert sonshy

dern nur die Berechtigung jaumlhrlich 1000 Drvl zu beziehen erhaumllt Worin besteht die praktische d h die oumlkonomische Bedeutung dieser Erkenntnis

vom fiktiven Kapital Marx belegt sie mit einigen Beispielen Wir werden sie aktualishy

sieren Er beginnt mit den Staatsschulden Der Staat z B die BRD-Regierung muszlig

Schulden machen weil sie die Staatshaushaltsausgaben besonderswegen der hoshy

hen Ruumlst ungsausgaben nicht m it den Staatshaushaltseinnahmen decken kann Sie

muszlig sich wie es heiszligt mit 40 Mill iarden DM neu verschulden Dazu w ird sie der Staatsbank und der Oumlffentlichkeit Staatsanleihepapiere verkaufen in denen sie vershy

spricht 6 oder 7 Prozent Zinsen zu zahlen Das Kapital das in diesem Falle verzinst

wird existiert gar nicht Es sind die Staatsschulden also weniger als nichts das vershy

zinst wird Aber in allen diesen Faumlllen bieibt das Kapital als dessen Abkoumlmmling (Zins) die St aatszahlung betrachtet wird illusorisch fiktives Kapital Nicht nur daszlig

die Summe d ie dem Staat geliehen wurde uumlberhaupt nicht mehr existiert Sie war uumlberhaupt nie bestimmt als Kapital verausgabt angelegt zu werden 34

179 178

Staatsanleihepapiere werden auf der Effektenboumlrse wie die Ware gehandelt und

zwar jeweils in Houmlhe der kapitalisierten Zinsen Die Kaumlufer dieser Papiere handeln als

Geldkapitalisten die ihr Geld als zinstragendes Kapital anlegen Nur existiert dieses

Kapital gar nicht Es ist fiktiv Nur die jaumlhrlichen Zinsen sind real Und natuumlrlich die

Staatsschulden der BRD die betraumlchtlich sind In den USA betragen sie gegenwaumlrtig

zwei Billionen() Dollar Dazu kommen noch jeweils uumlber hundert Milliarden Dollar

Staatshaushalts- und Auszligenhandelsdefizit Aber die USA zahlen fuumlr ihre Staatsshy

schuldenpapiere zehn und zeitweilig uumlber zehn Prozent Zinsen Die Staatsanleihen

werden gekauft weil die Zinsen houmlher sind als die die die Sparkasse zahlt

Und nun das andere auch sehr aktuelle Beispiel die Aktien Es wurde schon mit

Marx festgestellt daszlig die Aktiengesellschaften kapitali~tische Geseischaftsuntershy

nehmen sind Sie wurden und werden gegruumlndet weil die Unternehmen z B Kohshy

lengruben Huumlttenwerke Haumlfen usw so groszlig sind daszlig ein Einzelkapitalist nicht das

dazu notwendige Kapital aufbringen kann Also werden mit Hilfe eines Bankkonsorshy

tiums die Unternehmen als Aktiengesellschaften gegruumlndet Das daZIJ notwendige

Kapital wird in Produktionsanlagen und fuumlr den Kauf von Arbeitskraumlften angelegt

Das Unternehmen wurde gegruumlndet um durch Ausbeutung der Arbeiter einen moumlgshylichst hohen Profit zu erzielen

Darum geht es den Aktionaumlren Die Banken verkaufen direkt an ihre Bankkunden

oder uumlber die Effektenboumlrse Aktien Die Aktien sind keine Anteilscheine oder wie

Marx schreibt Eigentumstitel am produktiven Kapital Das produktive Kapital bringt

wie gesagt durch die Ausbeutung der Arbeiter Profit ein ~llit den Aktien erwerben

die Aktionaumlre einen Anteil an diesem Profit die Dividende Das Aktienkapital ist kapishy

talisierte Dividende Aber dies (in dem Unternehmen ausgelegte) Kapital existiert

nicht doppelt einmal als Kapitalwert der Eigentumstitel der Aktien und das andre

Mal als das in jenen Unternehmungen wirklich angelegte oder anzulegende KapitaL

Es existiert nur in jener letztem Form und die Aktie ist nichts al ein Eigentumstitei pro rata auf den durch jenes zu realisierenden Mehrwert 35 Die Formulierung dies

Kapital existiert nicht doppelt und die Aktie ist nichts als ein Eigentumstitel hat

manchen Leser des dritten Bandes des Kapitals verwirrt MarK meint das Kapital

existiert nicht doppelt als produktives Kapital Es existiert als produktives Kapital und

als fiktives Kapital als kapitalisierte Dividende Und Eigentumstitel meint Anrechtsshy

schein auf einen Teil der vom produktiven Kapital hervorgebrachten Profite Anrecht auf Dividende

Fiktives Kapital heiszligt nicht daszlig es keine Realitaumlt besitzt Erstens ist es sehr bewegshy

lich Sein Preis oder richtiger Kurs haumlngt von der Houmlhe der Dividende und des herrshy

schenden Zinsfuszliges ab Sie ist die Dividende und bleibt der Zinsfu szlig konstant dann

steigt der Preis bzw der Kurs der Aktien Verdoppelt sich z B die Dividende dann

verdoppelt sich auch der Kurs der Aktie Schon durch die Ervvartung einer Dividenshy

densteigerung waumlchst dei Aktienkurs Dabei spielt die Spekulation eine gewichtige

180

Rolle Sinkt die Dividende so sinkt bei gleichbleibendem Zinsfuszlig der Aktienkurs

Bei einer wirklichen oder nur geruumlchteweise verbreiteten Erwartung auf eine Wirt shy

schaftskrise gibt es einen Aktienkurssturz einen Boumlrsenkrach wie am 19 Oktober

1987 Dieser brachte den Aktienbesitzern die dieAktien als Kapitalanlage als zinstrashy

gendes Kapital gekauft hatten riesige Verluste

Zweitens verleiht Aktiengroszligbesitz oumlkonomische Macht Groszligaktionaumlre die die

Aktienmajoritaumlt besitzen bestimmen auf den Hauptversammlungen der Aktiengeshy

sellschaften sowohl uumlber die Entw icklung der Aktiengeselischaft als auch uumlber die

Auszahung der Dividende Sie besetzen die Aufsichtsraumlte und Vorstaumlnde der Aktienshy

gesellschaften und kassieren auf diesen Posten hohe Gehaumllter und Tantiemen die in

die Hunderttausende gehen Das Aktienwesen bietet in Analogie zum Kredit dem

einzelnen Kapitalisten [j eine innerhalb gewisser Schranken absolute Verfuumlgung

uumlber fremdes Kapital und fremdes Eigentum und dadurch uumlber fremde Arbeit Vershy

fuumlgung uumlber gesellschaftliches nicht eignes Kapital gibt ihm Verfuumlgung uumlber gesellshyschaftliche A rbeit 36

Fuumlr die Aktiengesellschaften gilt wie fuumlr den Kredit daszlig sie die materiellen Vorshy

aussetzungen fuumlr eine houmlhere fuumlr Oie sozialistische Wirtschaftsordnung schaffen

Anmerkungen

1 Karl Marx Das Kapitai Dritter Band In MEW Bd 25 S 607-626

2 Ebenda S 611

3 Ebenda S 3l54

4 Ebenda S 369

5 Siehe ebenda S 388

6 Ebenda S405

7 Karl Marx Das Kapital Erster Band In MEW Bd 23 S352

8 Siehe Karl Marx Das Kapital Dritter Band a a 0 S 403

9 Siehe ebenda S 388

10 Ebenda S620 1 Ebenda

12 Ebenda S-454 13 W Lenin Der Imperialismus als houmlchstes Stadium des Kapitalismus In Werke

Bd22 S218 14 KalI Marx Das Kapital Dritte Band aaO S457

15 Ebenda 5 496_

16 Siehe ebenda S413

17 Ebenda 18 Ebenda S498

181

19 EbendaS499

20 Ebenda S 501

21 Ebenda S493-535 22 Ebenda S 502

23 Ebenda S512

24 Ebenda S 524 25 EbendaS417

26 Ebenda S 538

27 Ebenda S 562-579

28 Erich Friedemann Zur Rolle des Goldes und anderer Waumlhrungsreserven im geshy

genwaumlrtigen Kapitalismus In Wirtschaftswissenschaft 341986 Heft 8 S1171 bis 1189

29 Karl Marx Das Kapital Dritter Band a a 0 S 588589 30 Ebenda S621

31 Ebenda S452

32 Ebenda S 482

33 Siehe ebenda S 484

34 Ebenda 8 482483

35 Ebenda S484485

36 Ebenda S454455

182

Gisela Winkler

Zur Stellung und Funktion des 6Abschnitts Verwandlung von Surplusprofit in Grundrente JJ

des dritten Ba ndes des Kapitals JJ

im oumlkonomischen W erk von Karl Marx

In letzter Zeit ist die Thematik der Grundrententheorie wieder verstaumlrkt in den Mittel shy

punkt des wissenschaftlichen Interesses geruumlckt Die Hauptursachen hierfuumlr sind

zum einen in der Forschung zu sehen die sich notwendigerweise aus der Edition des

literarischen Erbes von Karl Marx und Friedrich Engels in der MEGA2 ergibt und eng

mit ihr verbunden ist Zum anderen draumlngen Diskussionen zur Wertprobiematik soshy

wie aktuelle Fragestellungen im Zusammenhang mit der Grundrente zu einer weiteshy

ren Untersuchung der Grundrent~ntheorie Die wissenschaftlichen Diskussionen zeigen jedoch daszlig die schoumlpferische Anwendung der Marxschen Grundrententheoshy

rie in der Gegenwart nur uumlber ein exaktes Studium dieser Theorie zu verwirklichen

ist und daszlig das Erfassen der Methode und der Struktur des oumlkonomischen Werkes

von Marx eine Schluumlsselstellung bei der Weiterentwicklung der marxistisch-lenini shy

stische Rententheorie einnimmt

Die durch die Herausgabe der MEGA moumlglich gewordene umfassende Erschlie-

szligung der Arbeiten von Marx und Engels stellt dabei die Basis fuumlr ein weiteres Eindrinshy

gen in den Ideengehalt der Werke von Marx und Engels dar Sie erfordert von uns

aber auch ein erneutes Durchdenken einer Reihe bereits eroumlrterter Fragestellungen

bzw die Erweiterung der Sicht auf neue Probleme Das betrifft auch die Grundrenshy

tent~eorie und die Lehre vom Grundeigentum

Ein zentrales Problem in diesem Prozeszlig ist die Untersuchung der Stellung der

Grundrententheorie und die Klaumlrung der Funktion des 6 Abschnitts Verwandlung

von Surplusprofit in Grundrente im dritten Band des Kapitals

Die Beantwortung der Frage nach den Ursachen der Aufnahme der Grundrentenshy

theorie ins Kapital und der Stellung und der Funktion der Grundrententheorie im

Kapital ist dabei eng mit der Gesamtforschung zum sechsgliedrigen Autbauplan des oumlkonomischen Werkes von M arx verbunden Sowohl die Entwicklung des Kapi shy

talbegriffs als auch die Untersuchung des Ganges von der Marxschen Absicht die

Grundrente nicht ins Kapital aufzunehmen (18571858) uumlber dre Aufnahme der

Grundrente zur Illustration von Wert und Produktionspreis (11362) bis zur umfasshysenden systematischen Darstellung der Grundrententheorie im Manuskript 1863 bis

1865 (1865) zeigen die enge Beziehung zw ischen der Entwicklung der oumlkonomischen

Kategorien der Struktur des oumlkonomischen Hauptwerkes und der uumlbrigen Buumlcher

183

Page 3: Für Nichtökonomen, aber sicher auch manchen Ökonomen ......mulation Fremdkapital, also Leihkapital, aufnehmen und den DurChschnittsprofit mit den Leihkapitalisten, die eine bestimmte

ziehen als solches nicht benutzt sondern steht den Bankiers fuumlr ihre Kreditgeschaumlfte

zur Verfuumlgung - Die bargeldlose Verrechnung ZNischen Banken wird mit dem

Fachausdruck Clearing bezeichnet - Das in Haumlnden der Banken befindliche Geldkashy

pitai gehoumlrt ihnen nicht Durch ihre Funktion als Kassierer saumlmtlicher industrieller

und kommerzieller Kapitalisten ist es als eine Form gesellschaftlichen Kapitals entshy

standen Es hebt damit den Privatcharakter des Kapitals auf und enthaumllt so an sich aber auch nur on sich die Aufhebung des Kapitals seibst 11 In anderer Stelle

schreibt Marx Es ist dies die Aufhebung der kapitalist ischen Produktionsweise inshynerhalb der kapitalistischen Produkt ionsweise selbst 12 Uumlber welche oumlkonomi shy

sche Macht die Banken verfuumlgen w ird an der Masse der Einlagen (Depositen) der

drei groumlszligten Monopolbanken der BRD ersichtlich Die Deutsche Bank AG hatte 1984

736 Milliarden D-Mark Einlagen die Dresdner 8ank AG 569 Milliarden und die Comshy

merz Bank AG 483 Miliiarden W 1 Lenin hat in Fortfuumlhrung der Marxschen Analyse

in seirlem Werk Der Imperialismus als houmlchstes Stadium des Kapitalismus die oumlkoshy

nomische Macht die die Monopolbanken mit Hilfe der Depositen ausuumlben noch naumlshy

her bestimmt Die Bank die das Kontokorrent ( ) fuumlh rt erhaumllt die Moumlglichkeit

sich zunaumlchst uumlber die Geschaumlftslage der einzelnen Kapitalisten genau zu informieshy

ren dann sie zu kont rollieren sie durch Erweiterung oder Schmaumllerung Erleichteshy

rung oder Erschwerung des Kredits zu beeinflussen und schlieszliglich ihr Schicksal restlos zu bestimmen 13

Der Kredit genauer der Bankkredit hat tuumlr die Entwicklung des Kap italismus eine

weitere auszligerordentliche Bedeutung Er beschleunigt die Akkumulation des Kapishy

tals seine Erweiterung Modernisierung und die Intensivierung der Reproduktion

Alle kapitalistischen Unternehmer arbeiter mit Kredit Das bedeutet aber auch daszlig

die Depositen der Banken zum groumlszligten Teil als Kredit vergeben werden und nu r

noch ein Teil als Sicherung bzw als Reservefonds bei den Banken verbleibt Die Banshy

kiers operieuroren mit dem bei ihnen liegenden frernden Geld bis zur aumluszligersten Grenze

um moumlglichst viel Zinsen die fuumlr sie Profit sind zu erraffen Sobald aus irgendweIshy

chen Gruumlnden Zahlungsschwierigkeit-3n entstehen und die Bankkunden ihr Geld in

einem Umfang fordern der den Reservefonds uumlbersteigt werden die Banken zahshylungsunfaumlhig und machen bankrott Das Auftreten der Zahlungsschwierigkeiten hat

aber heute noch viele andere Gruumlnde auf die wir noch naumlher eingehen werden

Der Kredit beschleunigt die EntwicklUng der Produktivkraumlfte in einem Maszlige daszlig

wie Marx feststellt die mateilellen Grundlagen fuumlr ehe houmlhere Gesellschaftsform

geschaffen werden Darin besteht die historische Aufgabe des KapitCllismus Da diese Entwickung auf dem kapitalistischen Privateigentum beruht und sich damit

planlos vollzieht verschaumlrft der Kredit die Widerspruumlche der kapitalistischen Produkshy t ionsweise und mit ihnen die Krisen Der Kredit hat also eine zweifache Wirkung Eishy

nerseits treibt er d ie kapitalistische Produktion voran andererseits verschaumlrft er ihre

Widerspruumlche14 Daher sind jene Theorien fa lsch die meinen daszlig der Kapitalismus

mit Hilfe des Kredits ohne Revolution d h ohne Beseitigung der kapitalist ischen Proshy

duktionsverhaumlltnisse in den Sozialismus w achsen koumlnne

Der kommerzielle Kredit Es wurde schon darauf hingewiesen daszlig Marx den Bankkredit seine Grundlagen

urd seine Funktionen nicht geschlossen sondern an verschiedenen Steilen des Abshyschnitts Spaltung des Profits in Zins und Untern3hmergewinn Das zinstragende

Kapital behandeit Dasselbe gilt fuumlr den kom merzielen Kradit und wie wir sehen

werden das fiktive Kapita Im 30 Kapitel Geldkapitai und wirkliches Kapital I charakt9risiert er den komshy

merzieilen Kred it als den Kredit den die in der Reproduktion beschaumlftigten Kapitalishy

sten einander geben Er bildet die Basis des Kredi tsystems Sein Repraumlsentant ist der

Wechsel 15 Aber schon im 25 ~nd 26 Kapitel beschaumlftigt er sich mit dem Wechsel

und ZIVar in Polemik mit buuml rgerlichen Oumlkonomen und im Zusammenhang mit der

Entstehung des Kreditgeldes Der kommerzielle Kredit entstan aus der Funktion des Geldes als Zahlungsmittel

bei der die Ware verkauft aber nicht sofort sondern spiiter bezahlt wird Der Verkaumlushy

fer erhaumllt vom Kaumlufer einen Schuldschein dessen entwickelte Form der Wechsel ist

Ein Wechsel ist ein Zahlungsversprechen das an ei nem bestimmten Termin geshy

woumlhnlich drei oder sechs Monate nach Aussteliung eingeloumlst werden muszlig Er kann zum Kauf oder zur Zahlung weitergegeben werden und fungiert als eine spezifische

Form von Geld Marx nenrt ihn dann Handelsgeld und dieses bildet als solches die

Basis des eigentlichen Kreditgeldes dessen bekannteste Form die Banknote ist Das

Kreditgeld beruht nicht auf der Goldgeldzirkulation also weder auf metallischem 16

noch auf Staatspapiergeld sondern auf der WechselzirkulationDer Wechsel w ird zur Banknote indem er an eine Bank verkauft w ird Das nennt

man diskontieren Die Bank gab dann f ruumlher eigene Wechsel heraus das waren Prishy

vatbanknoten Heute hat nur die Staatsbank das Recht Banknoten herauszugeben zu emittieren Zu diesem Zwecke muszlig die Privatbank den Wechsl an sie verkaufen

d h rediskontieren Sie erhaumllt dann Staatsbanknoten Diese- Aktionen ergeben sich aus folgenden Gruumlnden Der Wechsel muszlig fuumlr Gie Zeit bis zu seiner Einloumlsung vershy

zinst w erden Das geschieht auf die Weise daszlig er am Tage seiner Ausstellung nicht zur voll en Summe berechnet w ird sondern m it einem Zinsabzug dem Diskont Erst

am Verfalltag erhaumllt sein Besitzer die volle Summe Die Bank die den Wechsel kauft

diskontiert macht also ein Geschaumlft indem sie fuumlr ihn d ie verkuumlrzte Summe zahlt und

am Verfalltage die volle Summe erhaumllt Die Bank kann aber die Wechsel w ie das bei ihr von ihren Kontoinhaberr deposhy

nierte Geld al s Kreditquelle benutzen Das heiszligt sie kann aufgrund der in ihrem Beshysitz befi ndlichen Werhsel Kred it in Form von Buchgeld vergeben Da zahlreiche Wechsel umlaufen und diskont iert werden ermoumlglichen sie ein umfang reiches Kreshy

170 171

ditgeschaumlft Die Banken verdienen dabei doppelt einmal am Wechseldiskont und zum anderen an den Zinsen und Gebuumlhren die sie fuumlr die gewaumlhrten Kredite erhalshyten

Es wurde schon festgestellt daszlig die Bank die die Einlagen die Depositen als Kreshyditquelie benutzt einen Reservefonds halten muszlig um jederzeit zahlungsfaumlhig lishyquid d h fluumlssig zu sein Das ist natuumlrlicll auch der Fall wenn sie die Wechsel als Kreshy

ditquelle benutzt Doch in diesem Falle kann sie wenn Zahlungsschwierigkeiten einshytreten Wechsel an die Staatsbank verkaufen oder wie gesagt rediskontieren Das

muumlssen aber sogenannte erstklassige Wechsel sein d h ihre Einloumlsung durch den Aussteller muszlig absolut sicher sein

Die Wechsel haben noch eine Besonderheit Wenn sie als Handesgeld zirkulieren ist es moumlglich daszlig die ~ussteiler und Adressaten gegenseitig Wechsel ausgestellt haben die den gleichen Verfalltag haben Dann gleichen sich die Zahlungsverpflichshytungen aus und es braucht kein Geld ausgezahlt zu werden Sie die Wechsel fungie- ren dann durch den Ausgleich selbst als Ged

Bis zu ihrem Verfall - und Zahlungstage zirkulieren solche Wechsel selbst w ieder als Zahlungsmittel und sie bilden das eigentliche Handelsgeld Soweit sie schlieszligshylich durch Ausgleichung von Forderurg und Schlld sich aufheben fungieren sie abshysolut als Geld indem dann keine schlieszligliche Verwandlung in Geld stattfindet 17

Marx untersucht im 25 und 26 Kapitel wie mit den Wechseln reale und Schwindelshygeschaumlfte betrieben wetden Er litiert dazu ausfuumlhrlich damals fuumlhrende Bankfachshyleute und setzt sich mit ihren falschen Erklaumlrungen auseinander die ihre Machenshyschaften um mit den Keditgeschaumlften moumlglichst hche Zinsen zu erlangen verdekshyken Diese bei den Kapitel haben ausgesprochenen Forschungscharakter

Zunaumlchst noch etwas uumlber den kommerziellen Kredit Es wurde schon im Zusamshymenhang mit der Darstellung der kapitalistischen Form des zinstragenden Kapitals dem Bankkredit der auf der Verleihung des in den Depositen und der bargeldlosen Verrechnung bei den Banken angesammelten zeitweilig freien Geldes beruht geshysagt daszlig der Kredit eine maumlchtige Triebkraft der Entwicklung der kapitalistischen Wirtschaft ist Das gilt auch fuumlr den kommerziellen Kredit und seine Instrumente den Wechsel und das Kreditgeld Man kann sagen daszlig kein Kapitaiist gegen bares Geld verkauft und kauft Der kommerzielle Kredit und seine Instrumente verdraumlngen das Geld aus der Zirkulation Marx stellt fest daszlig der kommerzielle Kredit eine Form des Leihkapitals ist Betrachten wir diesen Kredit getrennt vom Bankierkredit so ist kiar daszlig erwaumlchst mit dem Umfang des industriellen Kapitals selbst Leihkapital und industrielles Kapital sind hier identisch die geliehenen Kapitale sind Warenkapitale bestimmt entweder fuumlr schlieszliglicbe individuelie Konsumtion oder zum Ersatz der konstanten Elemente von produktivem Kapital 18

Beim kommerziellen Kredit wird also nicht Ged verliehen sondern Warenkapital Die auf Wechsel verkauften Waen Produktionsmittel oder Konsumt ionsmittel geshy

172

hen entweder direkt oder uumlber den Verzehr der Kcinsumtionsmittel zur Reproduktion der Arbeitskraumlfte in die Produktion Der Reproduktionsprozeszlig vollzieht sich dann entshysprechend der Formel W r P W -G-G Der kommerzielle Kredit vermittelt arstens fuumlr den industriellen Kapitalisten den Uumlbergang von einer Phase in die anshydere und zweitens was die Kaufleute betrifft den Transport und lJbergang der Washyren bis zu ihrer Verwandlung in Geld 19

in diesem Zusammenhang weist Marx auf die Hauptursache der Uumlberproduktionshykrisen hin Die Lohnarbeiter erhalten im guumlnstigen Falle d h wenn sie organisiert kaumlmpfen mit dem Lohn den Wert ihrer Arbeitskraft bezahlt Aber sie produzieren daruumlber hinaus den Mehrwert den sich die Kapitalisten ohne Gegenleistung aneigshynen Ihnen geht es jedoch nicht um den Gebrauchswert dieses Mehrprodukts den sie eventuell zur Vergroumlszligerung ihres individuellen Konsums und ihres Luxus vervenshy

den koumlnnten sondern um seinen Wert Aber ihn zu investieren und die Produktion zu modernisieren wuumlrde nur eine bestimmte Zeit und~in einem bestimmten Umfang moumlglich sein Wie wir heute erleben tritt zwar eine Steigerung der Produktion ein aber zur gleichen Zeit erfolgt eine r reisetzung von Millionen Arbeitern aus der Proshyduktion Sie wurden arbeitslos Daher Wie aber die Dinge liegen haumlngt der Ersatz der in der Produktion angelegten Kapitale groszligenteils ab von der Konsumtionsfaumlhigshykeit der nicht produktiven Klassen waumlhrend die Konsumtionsfaumlhigkeit [ ] durch die Gesetze des Arbeitslohns i ] beschraumlnkt ist [ ] Der letzte Grund aler wirklichen Krisen bleibt immer die Armut und Konsumtionsbeschraumlnkung der Massen gegenshyuumlber dem Trieb der kapitalistischen Produktion die Produktivkraumlfte so zu entwickeln als ob nur die absolute Konsumtionsfaumlhigkeit der Gesellschaft ihre Grenze bilde2o Das ist eine aktuelle Feststellung Heute da durch die Entwicklung der Produktivshy

kraumlfte und die Akkumulation des Monopolkapitals in den entwickelten kapitalistishy_sehen Laumlndern fast neun Zehntel der Bevoumllkerung Lohnarbeiter ouer Lohnabhaumlnshygige sind bildet der Warenkonsum eine entscheidende Grundlage fuumlr die Realisieshyrung des gesellschaftlichen Gesamtprodukts Trotz der staatsmonopolistischen Reshygulierungsversuche oder gerade wegen ihnen denn sie haben die millionenfache chronische Arbeitslosigkeit zur Folge und totz der riesigen Ruumlstungsproduktion die faktisch eine Vernichtung und Entwertung eines Teils des Kapitals bedeutet kann das kapitalistische System der Uumlberproduktionskrise nicht entrinnen _

In den Kapiteln 30 bis 32 Geldkapita l und wIrkliches Kapital I 11 und 111 21 beshyschaumlftigt sich Marx ausfuumlhrlich m it der Entw icklung des Leihkapitals im Kapitalismus durch die beiden Formen des Kredits und die Akkumulation des Mehrwerts in Geldshyform Diese Kapitel haben Forschungscharakter mindestens was die Polemik mit buumlrgerlichen Rnanzleuten betrifft Als Leitmotiv dieser Untersuchung koumlnnte die Marxsche Feststellung dienen Nicht jede Vermehrung des leihbarenGeldkapitals zeigt w irkliche Kapitalakkumulat ion oder Erweiterung des Reproduktionsprozesses an22

173

Die Darlegungen enthalten viele aktueiie Bezugspunkte denn eines der gegenwaumlrshy

tigen Krisenelemente ist der Uumlberfluszlig an anlagesuchendern Geidkapita Allerdings

besteht heute die Hauptursache im Monopol der Industrie- und Bankkapitalisten Dashymals hatte Marx vor allem mit den Bankkapitalisten zu tun die das gesamte Geld und

Geldkapital bei sich konzentrierten und fuumlr die alles Geld das sie in Form von Kredishy

ten verliehen ob es der Verw andlung in industrieles Kapital diente oder nicht Kapishy

tal war Je mehr sie uumlber Depositen oder Wechsel verfuumlgen desto mehr koumlnnen sie

Geld verleihen und Zinsen kassieren

Marx untersucht w oher das Geld das bei den Banken deponiertwird stammt Unshy

ter anderem ist es akkumulierter Mehrwert deimiddot rloch nicht zur Erweiterung der Proshy

duktion dienen kann Es kann akkumulierte Revenue der Kapitalisten oder zeitw eilig

freies Kapita sein das durch den zeitlichen Unterschied zwischen Produktion und

Realisierung entsteht und schlieszliglich durch Wechselgeschaumlfte die auch Schwindelshy

geschaumlfte sein koumlnnen wodurch das Geldkapital rein fiktiv ist Marx betont Die

Masse des leihbaren Geldkapitals [ ] waumlchst so in der Tat ganz unabhaumlngig von der

wirklichen Akkumuation23 Wie sehr die Banken das bei ihnen deponierte Geld und

die VVechsel fuumlr ihre Kreditgeschaumlfte benutzen zeigt daszlig sie den Reservefonds bis

zum aumlLszligersten vermindern Marx beweist dies bel fuumlnfzehn ~er 1892 groumlszligten englishy

schen Banken die im Duumlrchschnitteinen Reservefonds von 1197 Prozent ihrer Deposhy

aumliter und lhres Wechselbestandes haben wobei ein ige noch darunter bleiben

Marx analysiert des weiteren das Verhaumlltnis von Uumlberproduumlktionskrisen und Geldshy

und Kreditkrisen die Funktion der Gedmaumlrkte und einiges andere

Eine der wichtigsten Erkenntnisse ist daszlig durch den Kredit die kapitalistischen Eishy

genturnsverhaumlltnisse vollig veraumlndert werden ohne den Boden der kapitalistischen

Produktionsverhaumlltnisse zu verlassen im Kapitel uumlber die Akkumuation des Kapitals

im ersten Band des Kapitals hatte Marx schon nachgewiesen daszlig clles Kapita akshy

kumulierter Mehrwert und kein Pfennig aus eigener Arbeit erspartes Geld ist Der

Kredit ist von vornherein fremdes Geld oas der Kapitalist fuumlr seine Privatzwecke vershy

wertet Mehrwert produzieren laumlszligt lind sich aneig net Die letzte lilusion des kapitalishy

stischen Systems als ob Kapt der Sproumlszligiing eigner Arbeit und Ersparung waumlre

-geht damit in die Bruumlche Nicht nur besteht der Profit in Aneignung fremder Arbeit

sondern das Kapital womit dese fremde Arbeit in Bewegung gesetzt und ausgebeushy

tet wird besteht aus fremdem Eigentum das der Geldkapitalist dem industriellen Ka shypitaiisten zur Vei-Tuumlgung stellt und w ofuumlr er diesen seinerseits exploitiert 24

Kreditgeld Currency principle Gold

Obwohl das Vesen des Kredit geldes schon erwaumlhnt wurde muszlig es noch naumlher darshygestellt w erden da es gegenwaumlrtig unter marxistischen Oumlkonomen daruuml ber ei ne

noch ungeioumlsten Meinungsstreit gibt Es wurde festgestellt daszlig der Wechsel als Handelsgeld die GrundfoFn des Kreditgeldes ist Durch das Diskontieren den Vershy

kauf der VVechsel an die Banken emittierten diese Banknoten Privatbanknoten und

durch die Rediskont ierung der erstklassigen Wechsel emittierte die Staatsbank

Staatsbanknoten Das ist seit der Zeit vor dem erster Weltkrieg die herrschende entshy

w ickeltste Form der Banknoten lVlarx charakterisierte die Privatbanknote folgendershy

maszligen Die Banknote ist nichts als ein Wechsel auf den Bankier zahlbar jederzeit an den inhaber und vom Bankier den Privatwechseln substituiei25 Die Staatsbankshy

note ist mehr als ein Wechsel aumiddotf die Staatsbank Hinter ihr steht der Staatskredit Sie

ist Geld das Kreditgeid und war bis zum ersten Weltkrieg allgemein und bis zum Zushy

sammenbruch des Abkommens von Bretton Woods uumlber die Staatsbanken gegen

Geld einloumlsungspflichtig konvertibel Die Staatsbanknoten unterliegen wie das Pashy

piergeld dem Geldumlaufgesetz Marx schrieb Es ist bereits bei Betrachtung der

einfachen Geldzirkulation [ ] nachgewiesen worden daszlig die Masse des wirklict zirshy

kulierenden Geldes Geschwindigkeit der Zirkulation und Oumlkonomie der Zahiungen

als gegeben vorausgesetzt bestimmt ist dlJich die Preise der Waren und die Masse

der Transaktionen Dasselbe Gesetz herrscht bei der NotenzirkLilation 26 Das Veishy

haumlltnis des Kreditgeldes seine Konvertibilitaumlt gegen Gold hat schon zu Marx Zeiten

eine Rolle gespielt naumlmlich in dem Streit um die engl ische szligankgesetzgebuumlng

184427

Ursache war die falsche Gedtheorie David Ricardos der u a der Meinung war

daszlig sich die Banknotenemission nach denselben Gesetzen richten muumlsse wie die

Metallgeld- bzw Papiergeldzirkuiation die das Gold repraumlsentiert Nach dieser Aufshy

fassung bzw der seiner Nachfolger denn Ricardo war 1823 gestorben koumlnnten nur

soviel Banknoten emittiert werden wie an ihrer Stelie Goldgeld bzw repraumlsentatives

Papiergeld umlaufen muumlszligte Dieser Grundsatz erhieit den Namen Currency prinshy

cipe - Currency ist die englische Bezeichnung fuumlr Zirkulationsmittel - Der Streit

ging darum daszlig nur bei Goldeinfuhr Banknoten also Kreditgeld und Gold- bzw Pashy

piergeld emittiert werden duumlrfte lind umgekehrt bei Goldausfuhr diese Zirkulationsshy

mittel vermindert werden rnuumlszligten Diese Theorie wurde praktisch als durch eine Miszligernte Getreide eingefuumlhrt und

Gold dafuumlr ausgefuumlhrt werden muszligte ohne daszlig eine Produktionskrise herrschte sondern im Gegenteil die Produktion florierte Aus diesem Grunde waren Kredite

und damit eine Vergroumlszligerung der Banknotenemission gefragt Aber die Banknotenshyemission war wegen des Goldexports vermindert worden und eine Geld- und Kreditshy

krise t rat ein Der Bankakt von 1844 muszligte aufgehoben werden um die Entwicklung

der Prod uktion nicht zu bremsen Marx untersucht diesen Vorgang eingehend (Seine Darlegungen tragen also wieshy

der Forsch ungscharakter) Er kommt zu dem Ergebnis daszlig Ricardos falsche Theorie

uumlber die Rolle des Geldes die Ursache der von dem Direktor der Bank von England Lord Overstone und anderen Bankiers und OumlkonofTlsn eingefuumlhrten Bankakt Ion 1844 war und ein Fiasko erlitt Damit wurde zugleich die Marxsche Theorie des Kreshy

174 175

ditgeldes und seiner oumlkonomischen Grundlagen bestaumltigt daszlig die Banknoten zwar

gegen Gold konvertibel sind und dem Geldumlaufgesetz unterliegen aber ihre Emisshy

sion sich nicht an der Goldreserve der Staatsbank orientiert sondern an den Kreditshy

beduumlrfnissen der Wirtschaft die durch die Ausstellung Diskontierung und Rediskonshy

tierung von Wechseln befriedigt werden

Das Festhalten an dem Bankakt von 1844 hatte uumlbrigens fuumlr die Bankieis einen Vorshy

teil Durch die Einschraumlnkung der Geidemission und der Kredite stiegen die Zinsen und damit auch die Bankgewinne

Zu einem damit zusammenhaumlngenden Jktuellen Problem DLlrch die allgemeine

Aufhebung der Konvertibiiitaumlt des umlaufenden Papier- Kredit- und Buchgeldes geshy

gen Gold im Jahre 1971 entstand wie schon enlvaumlhnt vom USA-Finanzkapital irrishy

tiert und von nicht wenigen marxistischen Oumlkonomen uumlbernommen die Theorie

von der Demontierung des Goldes Es wurde behauptet daszlig nunmehr das Kreditshy

geid obwohl es Ilach der Aufhebung der Konvertibilitaumlt gegen Gold keinen eigenen

Wert hat oder repraumlsentiert alle Geldfunktionen auch die des Maszliges der Werte und

Mal~stalJ der Preise ausuumlbt Eine Zeitlang wurde die Meinung vertreten daszlig die Sonshy

derziehungsrechte des Internationalen Waumlhrungsfonds (lWF) Papiergold seien

Alle diese Theorien befinden sich im Unrecht

Das kapitalistische Waumlhrungssystem befindet sich zwar in einer unheilbaren Krise

und es herrscht eine alle kapitalistichen Laumlnder erfassende chronische Inflation

Aber es kommt nicht vom Gold los Erich Friedemann hat in seinem Beitrag Zur Rolle des Goldes und andererWaumlhrungsreserven im gegenwaumlrtigen Kapitalismus28

nachgewiesen Erstens daszlig die Waumlhrungsgoidreserve zuvor seit 1971 vor alem auf

Kosten der USA umverteilt ab~r konstant ist zweitens daszlig all6 Zentralbanken ihren

Goldbestand nicht nur festhalten sondern zu vermehren suchen drittens daszlig alie

kapitalistischen Waumlhrungen sich an Waumlhrungsgold orientieren viertensdaszlig fuumlr sie

und fuumlr die Privateigentuumlmer das Waumlhrungsgold dar Rettungsanker ist an (jen sie

sich in dem Chaos des verfaulenden kapital istischen Waumlhiungssystems klammern

Der Waumlhrllngsgoldbestand der Waumlhrungsbehoumlrden (Zentralbanken Internationashy

ler Waumlhrungsfonds Weltbank Europaumlisches fJaumlhiUngssystem) betrug 1981 35924

Tonnen In Privatbesitz befinden sich mindestens 30000 Tonnen die dort als Schatz fungieren und zur Waumlhrungsgoldreserve gerechnet werden muumlssen Auf dem Umshy

weg uumlber die Waumlhrungsgoldreserve ist das Gold die Grundlage der Geldfunktionen

auch im heutigen Kapitalismus geblieben Man muszlig zwischen dem Gold als Rohstoff

und Ware sowie as Waumlhrungsgold unterscheiden Das sprunghafte Ansteigen der

Goldpreise nach dem Zusammenbiuch des Bratton-Woods-Systems betraf das Gold

als Rohstoff und Ware Die Preissteigerung des Goides hatte ihre Ursache erstens in der Unterbewertung die durch die Zwangsbindung des Goldpreisesan den USAshy

Dollar entstand und darin (1 Unze Gold gleich 3595 USA-Dollar) daszlig Papier-Dollar schrankenlos emittiert wurden zwmiddoteitens in der allgemeinen Aufhebung der Konvershy

176

tibilitaumlt des umlaufenden inkonvertibel gewordenen Geldes gegen Gol cl in der allshy

gemeinen chronischen infiation viertens in der Spekulation

rlarx beschaumlftigt sich im 35 und 36 Kapitel mit der Rolle des Waumlhrulgsgoldes und

dem Wechselkurs Er untersucht vor allem seine Funktion als Weltgeld und Reserveshy

fonds Es spieite unter dem Goldstandard d h unter den Bedingungen da das Gold

direkt die oumlkonomische Grundlage des Waumlhrungssystems war eine wiGhtige Rolle

beim internationalen Zehlungsausgleich Wenn im Welthandel ein Ungleichgewicht

beim Export und Import entstand muszligte bei einem Exportdefizit d h wenn mehr

Waren eingefuumlhrt als ausgefuumlhrt wurden Gold ausgefuumlhrt werden Das hing mit dem

Wechselkurs zusammen denn auch im Welthandel wird uumlberwiegend auf Kredit vershy

kauft und gekauft daher mit Wechseln bezahlt Entstand ein Handelsdefizit dann

sank derWechselkurs des Landes das zu viel importierte und damit entstanden Vershy

luste fuumlr die Impolieure Daher muszligte Gold exportiert werden um den Wechselkurs

auf der normalen Houmlhe zu halter Der Verfall des Wechselkurses des USA-Dollars

der seine Ursache im staumlndig wachsenden Handelsdefizit und Haushaltsdefizit hat

kann heute nicht mehr mit dem Export von Waumlhrungsgold ausgeglichen werden und

ist eine der Ursachen der Erschuumltte~ung des kapitalistischen Wirtschafts- und Waumlhshy

rungssystems Marx stellt im Ergebnis seiner Untersuchung des Verhaumlltnisses von Kredit und

Vlaumlhrungsgold fest daszlig der Kredit eine Form des Reichtums der kapitalistischen Geshy

sellschaft ist und das Geld aus der Zirkulation verdraumlngt Er beruht auf dem gegenseishy

t igen Vertrauen der Geschaumlftspartner Aber sobald der Kredit erschuumlttert wird [1

soll nun aller reale Reichtum wirklich Lind ploumltzlich in Geld verwandelt werden in

Gold und Silber eine verruumlckte Forderung die aber notwendig aus dem System seibst hervorwaumlchst19 Soviel Gold befand sich nicht im Reservefonds der Banken

Es muszligte daher zur Bank- und Kreditkrise kommen

Die Aufhebung der Godkonvertibilitaumlt des umlaufenden Geldes ist ein Zeichen der

Verschaumlrfung der allgemeinen Krise des Kapitalismus Dennoch funktioniert das Kreshy

ditsystem als Triebkraft der krisenerschuumltterten kapitalistischen Produ~tion und der

Entwicklung der modernen Produktivkraumlfte weiter Daher gilt die im letzten dem

30 Kapitel Vorkapitalistisches get roffene Feststellung auch heute Endlich unshy

terliegt es keinem Zw eifel daszlig das Kreditsystem als ein maumlchtiger Hebe dienen wird waumlhrend des Uumlbergangs aus der kap italistischen Produktionsweise in die Produkshy

tionsw eise der assoziierten Arbeit jedoch nur als ein Element im Zusammenhang mit andren orga nischen Umwaumllzungen der Produktionsweise selbst30 das hpiszligt im

Zusammenhang mit der pro letarischen Revolution der Errichtung der Herrschaft der

Arbeiterklasse der Enteignung des Monopolkapitals und der Verwandlung des moshynopolkapitalistischen Eigentums an den Produktionsmitteln in Volkseigentum

125923 177

Aktiengesellschaften Fiktives Kapital

Die Kategorie fiktives Kapital wird in der Uumlberschrift des 25 Kapitels Kredit und fiktishy

ves Kapital erwaumlhnt aber dort nicht behandelt Dort geht es ediglich wie schon geshy

sagt um den Wechsel und dessen Funktion als Handelsgeld sowie um Man ipulatioshy

nen die mit dem Wechsel betrieben werden Es wird vor ailem im Kapitel 27 Die

Rolle des Kredits in der kapitalistischen Produktion und im Kapitel 29 Bestandshyteile des Bankkapitals analysiert

Nebenbei bemerkt der heutige dritte Band des Kapitals (im Rahmen der MEW)

bestand in der von Engels 1894 herausgegebenen und 1922 nachgedruckten sechshy

sten Auflage aus zwei Teilen bzw Buumlchern Das erste Buch ging bis Kapitel 28 Umshy

laufmittel und Kapital Tookes und Fullartons Auffassung Es ist ein polemisches

Kapitel das sich in der Hauptsache mit der Verwechslung von Geld und Kapital beshy

schaumlftigt Es handelt sich um das auf den Konten der Banken befindliche zeitweilig

fre ie Geld der Bankkunden das von den Bankiers als Geldkapital fuumlr Kredite benutzt

wird Dieses Kapitel ist als 28 zwischen Kapitel 27 und 29 geschoben in denen hauptshy

saumlchlich uumlber das fiktive Kapital und die Aktiengesellschaften geschrieben wird Das

29 Kapitel eroumlffnet den zweiten Teil des dritten Bandes des Kapitals Es wird die

Uumlberschrift des dritten Bandes Der Gesamtprozeszlig der kapitalistischen Produktion

wiederholt und zwar als Zweiter Teil Am Beginn des dritten Bandes steht Dritshy

tes Buch Der Gesamtprozeszlig der kapitalistischen Produktion Erster Teil Zu Beginn

des Zweiten Teils (S479) wird auch die Uumlberschrift Fuumlnfter Abschnitt Spaltung

des Profits in Zins und Unternehmergewinn Das zinstragende Kapital wiederholt Die Uumlberschriften stammen anscheinend von Engels und spiegeln nur teilweise den Inhalt des betreffenden Kapitels wider

Die Behandlung des fiktiven Kapitals im 25 Kapitel wird also sozusagen zweifach unterbrochen Einmal durch das 28 Kapitel und zum anderen durch die Teilung des

dritten Bandes des Kapitals in zwei Teile Im Kapitel 27 Die Relie des Kredits in der kapitalistischen Produktion kommt Marx zu den Aktiengesellschaften und zum

fiktiven Kapital uumlber den Hinweis daszlig der Kredit die Ausgleichung der Profitrater

vermittelt und die Zirkulationskosten verringert Dann stellt erfest daszlig die gewaltige

Konzentration der Produktion und des Kapitals eine Gruumlndung und Fuumlhrung von Unshy

ternehmen durch Einzelkapitale unmoumlglich macht Fruumlher waren solche Groszliguntershy

nehmen Regierungsunternehmen dann wurden sie ZL kapitalistischen Gesellshyschaftsunternehmen

Er zieht daraus gleich entsche idende Schluszligfolgerungen fuumlr die Entwicklung und

Abloumlsung des Kapitalismus durch eine houmlhere Gesellschaftsordnung Das Kapital

das an sich auf gesellschaftJicher Produktionsweise beruht und eine gesellschaftlishyche Konzentration von Produktionsmitteln und Arbeitskraumlften voraussetzt erhaumllt

hier direkt die Form von Gesellschaftskapital (Kapital direkt assoziierter Individuen)

im Gegensatz zum Privatkapital und seine Unternehmungen t reten auf als Gesellshy

schafisunternehmungen im Gegensatz zu Privatunternehmungen Es ist die Aufheshy

bung des Kapitals als Privateigentum innerhalb der Grenzen der kapitalistischen Proshyduktionsweise selbst 31

Er fuumlgt hinzu daszlig der fung ierende Kapitalist zu einem blorsen Verwalter von fremshy

dem Kap ital wird - gemeint sind die Aktiengesellschaften -und die Kapitaleigentuumlshy

mer - die Aktionaumlre - zu bloszligen Geldkapitalisten Friedrich Enges ergaumlnzt in einer

Einschaltung noch daszlig aus den Aktiengesellschaften sich internationale Kartelle

wie der britische United Alkali Trust entwickel t haben Diese Uumlberlegungen bilden

eine Art Zwischenglied zu Lenins Imperialismustheorie Im Kapitel 29 Bestandteile

des BankkapItals untersucht Marx eingehend das fiktive Kapital Hier kommt er

nach einer kurzen Angabe der Bestandteile des Bankkapitals zum Thema Das fiktive

Kapital ist wie zu Beginn unserer Betrachtung schon vermerkt wurde eine Form des

zinstragenden Kapitals eine recht eigenartige Form Marx schreibt Die Form des

zirlstragenden Kapitals bringt es mit sich daszlig jede bestimmte und regelmaumlszligige Geldshy

revenue als Zins eines Kapitals erscheint sie mag aus einem Kapital entspringen oder nicht Erst wird das Geldeinklmmen in Zins verwandelt und mit dem Zins finshydet sich dann auch das Kapital woraus es entspringt 32

Jemand erhaumllt beispielsweise regelmaumlszligig jaumlhrlich 1000 DM Der herrschende Zinsshy

fuszlig betrage 5 Prozent Dann werden die 1OOODM mit 100 multipliziert Das ergibt

100000DM Durch 5 naumlmlich die 5 Prozent Zinsen dividiert ergibt das 20000DM

Das ist dann das errechnete oder erdachte Kapital Es existiert nicht wirklich sondern

nur in der Vorstellung des Revenueempfaumlngers LInd ist daher fiktives Kapital Man

nennt diesen Prozeszlig der Bildung des fiktiven Kapitals kapitalisieren 33

Wenn der Bezieher der Revenue verbrieft kriegt daszlig er jaumlhrlich 1000 DM erhaumllt

dann kann er diesen Berechtigungsschein fuumlr 20000DM verkaufen Hierbei wird

deutlich daszlig der Kaumlufer nicht das Kapital das ja in Wirklichkeit nicht existiert sonshy

dern nur die Berechtigung jaumlhrlich 1000 Drvl zu beziehen erhaumllt Worin besteht die praktische d h die oumlkonomische Bedeutung dieser Erkenntnis

vom fiktiven Kapital Marx belegt sie mit einigen Beispielen Wir werden sie aktualishy

sieren Er beginnt mit den Staatsschulden Der Staat z B die BRD-Regierung muszlig

Schulden machen weil sie die Staatshaushaltsausgaben besonderswegen der hoshy

hen Ruumlst ungsausgaben nicht m it den Staatshaushaltseinnahmen decken kann Sie

muszlig sich wie es heiszligt mit 40 Mill iarden DM neu verschulden Dazu w ird sie der Staatsbank und der Oumlffentlichkeit Staatsanleihepapiere verkaufen in denen sie vershy

spricht 6 oder 7 Prozent Zinsen zu zahlen Das Kapital das in diesem Falle verzinst

wird existiert gar nicht Es sind die Staatsschulden also weniger als nichts das vershy

zinst wird Aber in allen diesen Faumlllen bieibt das Kapital als dessen Abkoumlmmling (Zins) die St aatszahlung betrachtet wird illusorisch fiktives Kapital Nicht nur daszlig

die Summe d ie dem Staat geliehen wurde uumlberhaupt nicht mehr existiert Sie war uumlberhaupt nie bestimmt als Kapital verausgabt angelegt zu werden 34

179 178

Staatsanleihepapiere werden auf der Effektenboumlrse wie die Ware gehandelt und

zwar jeweils in Houmlhe der kapitalisierten Zinsen Die Kaumlufer dieser Papiere handeln als

Geldkapitalisten die ihr Geld als zinstragendes Kapital anlegen Nur existiert dieses

Kapital gar nicht Es ist fiktiv Nur die jaumlhrlichen Zinsen sind real Und natuumlrlich die

Staatsschulden der BRD die betraumlchtlich sind In den USA betragen sie gegenwaumlrtig

zwei Billionen() Dollar Dazu kommen noch jeweils uumlber hundert Milliarden Dollar

Staatshaushalts- und Auszligenhandelsdefizit Aber die USA zahlen fuumlr ihre Staatsshy

schuldenpapiere zehn und zeitweilig uumlber zehn Prozent Zinsen Die Staatsanleihen

werden gekauft weil die Zinsen houmlher sind als die die die Sparkasse zahlt

Und nun das andere auch sehr aktuelle Beispiel die Aktien Es wurde schon mit

Marx festgestellt daszlig die Aktiengesellschaften kapitali~tische Geseischaftsuntershy

nehmen sind Sie wurden und werden gegruumlndet weil die Unternehmen z B Kohshy

lengruben Huumlttenwerke Haumlfen usw so groszlig sind daszlig ein Einzelkapitalist nicht das

dazu notwendige Kapital aufbringen kann Also werden mit Hilfe eines Bankkonsorshy

tiums die Unternehmen als Aktiengesellschaften gegruumlndet Das daZIJ notwendige

Kapital wird in Produktionsanlagen und fuumlr den Kauf von Arbeitskraumlften angelegt

Das Unternehmen wurde gegruumlndet um durch Ausbeutung der Arbeiter einen moumlgshylichst hohen Profit zu erzielen

Darum geht es den Aktionaumlren Die Banken verkaufen direkt an ihre Bankkunden

oder uumlber die Effektenboumlrse Aktien Die Aktien sind keine Anteilscheine oder wie

Marx schreibt Eigentumstitel am produktiven Kapital Das produktive Kapital bringt

wie gesagt durch die Ausbeutung der Arbeiter Profit ein ~llit den Aktien erwerben

die Aktionaumlre einen Anteil an diesem Profit die Dividende Das Aktienkapital ist kapishy

talisierte Dividende Aber dies (in dem Unternehmen ausgelegte) Kapital existiert

nicht doppelt einmal als Kapitalwert der Eigentumstitel der Aktien und das andre

Mal als das in jenen Unternehmungen wirklich angelegte oder anzulegende KapitaL

Es existiert nur in jener letztem Form und die Aktie ist nichts al ein Eigentumstitei pro rata auf den durch jenes zu realisierenden Mehrwert 35 Die Formulierung dies

Kapital existiert nicht doppelt und die Aktie ist nichts als ein Eigentumstitel hat

manchen Leser des dritten Bandes des Kapitals verwirrt MarK meint das Kapital

existiert nicht doppelt als produktives Kapital Es existiert als produktives Kapital und

als fiktives Kapital als kapitalisierte Dividende Und Eigentumstitel meint Anrechtsshy

schein auf einen Teil der vom produktiven Kapital hervorgebrachten Profite Anrecht auf Dividende

Fiktives Kapital heiszligt nicht daszlig es keine Realitaumlt besitzt Erstens ist es sehr bewegshy

lich Sein Preis oder richtiger Kurs haumlngt von der Houmlhe der Dividende und des herrshy

schenden Zinsfuszliges ab Sie ist die Dividende und bleibt der Zinsfu szlig konstant dann

steigt der Preis bzw der Kurs der Aktien Verdoppelt sich z B die Dividende dann

verdoppelt sich auch der Kurs der Aktie Schon durch die Ervvartung einer Dividenshy

densteigerung waumlchst dei Aktienkurs Dabei spielt die Spekulation eine gewichtige

180

Rolle Sinkt die Dividende so sinkt bei gleichbleibendem Zinsfuszlig der Aktienkurs

Bei einer wirklichen oder nur geruumlchteweise verbreiteten Erwartung auf eine Wirt shy

schaftskrise gibt es einen Aktienkurssturz einen Boumlrsenkrach wie am 19 Oktober

1987 Dieser brachte den Aktienbesitzern die dieAktien als Kapitalanlage als zinstrashy

gendes Kapital gekauft hatten riesige Verluste

Zweitens verleiht Aktiengroszligbesitz oumlkonomische Macht Groszligaktionaumlre die die

Aktienmajoritaumlt besitzen bestimmen auf den Hauptversammlungen der Aktiengeshy

sellschaften sowohl uumlber die Entw icklung der Aktiengeselischaft als auch uumlber die

Auszahung der Dividende Sie besetzen die Aufsichtsraumlte und Vorstaumlnde der Aktienshy

gesellschaften und kassieren auf diesen Posten hohe Gehaumllter und Tantiemen die in

die Hunderttausende gehen Das Aktienwesen bietet in Analogie zum Kredit dem

einzelnen Kapitalisten [j eine innerhalb gewisser Schranken absolute Verfuumlgung

uumlber fremdes Kapital und fremdes Eigentum und dadurch uumlber fremde Arbeit Vershy

fuumlgung uumlber gesellschaftliches nicht eignes Kapital gibt ihm Verfuumlgung uumlber gesellshyschaftliche A rbeit 36

Fuumlr die Aktiengesellschaften gilt wie fuumlr den Kredit daszlig sie die materiellen Vorshy

aussetzungen fuumlr eine houmlhere fuumlr Oie sozialistische Wirtschaftsordnung schaffen

Anmerkungen

1 Karl Marx Das Kapitai Dritter Band In MEW Bd 25 S 607-626

2 Ebenda S 611

3 Ebenda S 3l54

4 Ebenda S 369

5 Siehe ebenda S 388

6 Ebenda S405

7 Karl Marx Das Kapital Erster Band In MEW Bd 23 S352

8 Siehe Karl Marx Das Kapital Dritter Band a a 0 S 403

9 Siehe ebenda S 388

10 Ebenda S620 1 Ebenda

12 Ebenda S-454 13 W Lenin Der Imperialismus als houmlchstes Stadium des Kapitalismus In Werke

Bd22 S218 14 KalI Marx Das Kapital Dritte Band aaO S457

15 Ebenda 5 496_

16 Siehe ebenda S413

17 Ebenda 18 Ebenda S498

181

19 EbendaS499

20 Ebenda S 501

21 Ebenda S493-535 22 Ebenda S 502

23 Ebenda S512

24 Ebenda S 524 25 EbendaS417

26 Ebenda S 538

27 Ebenda S 562-579

28 Erich Friedemann Zur Rolle des Goldes und anderer Waumlhrungsreserven im geshy

genwaumlrtigen Kapitalismus In Wirtschaftswissenschaft 341986 Heft 8 S1171 bis 1189

29 Karl Marx Das Kapital Dritter Band a a 0 S 588589 30 Ebenda S621

31 Ebenda S452

32 Ebenda S 482

33 Siehe ebenda S 484

34 Ebenda 8 482483

35 Ebenda S484485

36 Ebenda S454455

182

Gisela Winkler

Zur Stellung und Funktion des 6Abschnitts Verwandlung von Surplusprofit in Grundrente JJ

des dritten Ba ndes des Kapitals JJ

im oumlkonomischen W erk von Karl Marx

In letzter Zeit ist die Thematik der Grundrententheorie wieder verstaumlrkt in den Mittel shy

punkt des wissenschaftlichen Interesses geruumlckt Die Hauptursachen hierfuumlr sind

zum einen in der Forschung zu sehen die sich notwendigerweise aus der Edition des

literarischen Erbes von Karl Marx und Friedrich Engels in der MEGA2 ergibt und eng

mit ihr verbunden ist Zum anderen draumlngen Diskussionen zur Wertprobiematik soshy

wie aktuelle Fragestellungen im Zusammenhang mit der Grundrente zu einer weiteshy

ren Untersuchung der Grundrent~ntheorie Die wissenschaftlichen Diskussionen zeigen jedoch daszlig die schoumlpferische Anwendung der Marxschen Grundrententheoshy

rie in der Gegenwart nur uumlber ein exaktes Studium dieser Theorie zu verwirklichen

ist und daszlig das Erfassen der Methode und der Struktur des oumlkonomischen Werkes

von Marx eine Schluumlsselstellung bei der Weiterentwicklung der marxistisch-lenini shy

stische Rententheorie einnimmt

Die durch die Herausgabe der MEGA moumlglich gewordene umfassende Erschlie-

szligung der Arbeiten von Marx und Engels stellt dabei die Basis fuumlr ein weiteres Eindrinshy

gen in den Ideengehalt der Werke von Marx und Engels dar Sie erfordert von uns

aber auch ein erneutes Durchdenken einer Reihe bereits eroumlrterter Fragestellungen

bzw die Erweiterung der Sicht auf neue Probleme Das betrifft auch die Grundrenshy

tent~eorie und die Lehre vom Grundeigentum

Ein zentrales Problem in diesem Prozeszlig ist die Untersuchung der Stellung der

Grundrententheorie und die Klaumlrung der Funktion des 6 Abschnitts Verwandlung

von Surplusprofit in Grundrente im dritten Band des Kapitals

Die Beantwortung der Frage nach den Ursachen der Aufnahme der Grundrentenshy

theorie ins Kapital und der Stellung und der Funktion der Grundrententheorie im

Kapital ist dabei eng mit der Gesamtforschung zum sechsgliedrigen Autbauplan des oumlkonomischen Werkes von M arx verbunden Sowohl die Entwicklung des Kapi shy

talbegriffs als auch die Untersuchung des Ganges von der Marxschen Absicht die

Grundrente nicht ins Kapital aufzunehmen (18571858) uumlber dre Aufnahme der

Grundrente zur Illustration von Wert und Produktionspreis (11362) bis zur umfasshysenden systematischen Darstellung der Grundrententheorie im Manuskript 1863 bis

1865 (1865) zeigen die enge Beziehung zw ischen der Entwicklung der oumlkonomischen

Kategorien der Struktur des oumlkonomischen Hauptwerkes und der uumlbrigen Buumlcher

183

Page 4: Für Nichtökonomen, aber sicher auch manchen Ökonomen ......mulation Fremdkapital, also Leihkapital, aufnehmen und den DurChschnittsprofit mit den Leihkapitalisten, die eine bestimmte

ditgeschaumlft Die Banken verdienen dabei doppelt einmal am Wechseldiskont und zum anderen an den Zinsen und Gebuumlhren die sie fuumlr die gewaumlhrten Kredite erhalshyten

Es wurde schon festgestellt daszlig die Bank die die Einlagen die Depositen als Kreshyditquelie benutzt einen Reservefonds halten muszlig um jederzeit zahlungsfaumlhig lishyquid d h fluumlssig zu sein Das ist natuumlrlicll auch der Fall wenn sie die Wechsel als Kreshy

ditquelle benutzt Doch in diesem Falle kann sie wenn Zahlungsschwierigkeiten einshytreten Wechsel an die Staatsbank verkaufen oder wie gesagt rediskontieren Das

muumlssen aber sogenannte erstklassige Wechsel sein d h ihre Einloumlsung durch den Aussteller muszlig absolut sicher sein

Die Wechsel haben noch eine Besonderheit Wenn sie als Handesgeld zirkulieren ist es moumlglich daszlig die ~ussteiler und Adressaten gegenseitig Wechsel ausgestellt haben die den gleichen Verfalltag haben Dann gleichen sich die Zahlungsverpflichshytungen aus und es braucht kein Geld ausgezahlt zu werden Sie die Wechsel fungie- ren dann durch den Ausgleich selbst als Ged

Bis zu ihrem Verfall - und Zahlungstage zirkulieren solche Wechsel selbst w ieder als Zahlungsmittel und sie bilden das eigentliche Handelsgeld Soweit sie schlieszligshylich durch Ausgleichung von Forderurg und Schlld sich aufheben fungieren sie abshysolut als Geld indem dann keine schlieszligliche Verwandlung in Geld stattfindet 17

Marx untersucht im 25 und 26 Kapitel wie mit den Wechseln reale und Schwindelshygeschaumlfte betrieben wetden Er litiert dazu ausfuumlhrlich damals fuumlhrende Bankfachshyleute und setzt sich mit ihren falschen Erklaumlrungen auseinander die ihre Machenshyschaften um mit den Keditgeschaumlften moumlglichst hche Zinsen zu erlangen verdekshyken Diese bei den Kapitel haben ausgesprochenen Forschungscharakter

Zunaumlchst noch etwas uumlber den kommerziellen Kredit Es wurde schon im Zusamshymenhang mit der Darstellung der kapitalistischen Form des zinstragenden Kapitals dem Bankkredit der auf der Verleihung des in den Depositen und der bargeldlosen Verrechnung bei den Banken angesammelten zeitweilig freien Geldes beruht geshysagt daszlig der Kredit eine maumlchtige Triebkraft der Entwicklung der kapitalistischen Wirtschaft ist Das gilt auch fuumlr den kommerziellen Kredit und seine Instrumente den Wechsel und das Kreditgeld Man kann sagen daszlig kein Kapitaiist gegen bares Geld verkauft und kauft Der kommerzielle Kredit und seine Instrumente verdraumlngen das Geld aus der Zirkulation Marx stellt fest daszlig der kommerzielle Kredit eine Form des Leihkapitals ist Betrachten wir diesen Kredit getrennt vom Bankierkredit so ist kiar daszlig erwaumlchst mit dem Umfang des industriellen Kapitals selbst Leihkapital und industrielles Kapital sind hier identisch die geliehenen Kapitale sind Warenkapitale bestimmt entweder fuumlr schlieszliglicbe individuelie Konsumtion oder zum Ersatz der konstanten Elemente von produktivem Kapital 18

Beim kommerziellen Kredit wird also nicht Ged verliehen sondern Warenkapital Die auf Wechsel verkauften Waen Produktionsmittel oder Konsumt ionsmittel geshy

172

hen entweder direkt oder uumlber den Verzehr der Kcinsumtionsmittel zur Reproduktion der Arbeitskraumlfte in die Produktion Der Reproduktionsprozeszlig vollzieht sich dann entshysprechend der Formel W r P W -G-G Der kommerzielle Kredit vermittelt arstens fuumlr den industriellen Kapitalisten den Uumlbergang von einer Phase in die anshydere und zweitens was die Kaufleute betrifft den Transport und lJbergang der Washyren bis zu ihrer Verwandlung in Geld 19

in diesem Zusammenhang weist Marx auf die Hauptursache der Uumlberproduktionshykrisen hin Die Lohnarbeiter erhalten im guumlnstigen Falle d h wenn sie organisiert kaumlmpfen mit dem Lohn den Wert ihrer Arbeitskraft bezahlt Aber sie produzieren daruumlber hinaus den Mehrwert den sich die Kapitalisten ohne Gegenleistung aneigshynen Ihnen geht es jedoch nicht um den Gebrauchswert dieses Mehrprodukts den sie eventuell zur Vergroumlszligerung ihres individuellen Konsums und ihres Luxus vervenshy

den koumlnnten sondern um seinen Wert Aber ihn zu investieren und die Produktion zu modernisieren wuumlrde nur eine bestimmte Zeit und~in einem bestimmten Umfang moumlglich sein Wie wir heute erleben tritt zwar eine Steigerung der Produktion ein aber zur gleichen Zeit erfolgt eine r reisetzung von Millionen Arbeitern aus der Proshyduktion Sie wurden arbeitslos Daher Wie aber die Dinge liegen haumlngt der Ersatz der in der Produktion angelegten Kapitale groszligenteils ab von der Konsumtionsfaumlhigshykeit der nicht produktiven Klassen waumlhrend die Konsumtionsfaumlhigkeit [ ] durch die Gesetze des Arbeitslohns i ] beschraumlnkt ist [ ] Der letzte Grund aler wirklichen Krisen bleibt immer die Armut und Konsumtionsbeschraumlnkung der Massen gegenshyuumlber dem Trieb der kapitalistischen Produktion die Produktivkraumlfte so zu entwickeln als ob nur die absolute Konsumtionsfaumlhigkeit der Gesellschaft ihre Grenze bilde2o Das ist eine aktuelle Feststellung Heute da durch die Entwicklung der Produktivshy

kraumlfte und die Akkumulation des Monopolkapitals in den entwickelten kapitalistishy_sehen Laumlndern fast neun Zehntel der Bevoumllkerung Lohnarbeiter ouer Lohnabhaumlnshygige sind bildet der Warenkonsum eine entscheidende Grundlage fuumlr die Realisieshyrung des gesellschaftlichen Gesamtprodukts Trotz der staatsmonopolistischen Reshygulierungsversuche oder gerade wegen ihnen denn sie haben die millionenfache chronische Arbeitslosigkeit zur Folge und totz der riesigen Ruumlstungsproduktion die faktisch eine Vernichtung und Entwertung eines Teils des Kapitals bedeutet kann das kapitalistische System der Uumlberproduktionskrise nicht entrinnen _

In den Kapiteln 30 bis 32 Geldkapita l und wIrkliches Kapital I 11 und 111 21 beshyschaumlftigt sich Marx ausfuumlhrlich m it der Entw icklung des Leihkapitals im Kapitalismus durch die beiden Formen des Kredits und die Akkumulation des Mehrwerts in Geldshyform Diese Kapitel haben Forschungscharakter mindestens was die Polemik mit buumlrgerlichen Rnanzleuten betrifft Als Leitmotiv dieser Untersuchung koumlnnte die Marxsche Feststellung dienen Nicht jede Vermehrung des leihbarenGeldkapitals zeigt w irkliche Kapitalakkumulat ion oder Erweiterung des Reproduktionsprozesses an22

173

Die Darlegungen enthalten viele aktueiie Bezugspunkte denn eines der gegenwaumlrshy

tigen Krisenelemente ist der Uumlberfluszlig an anlagesuchendern Geidkapita Allerdings

besteht heute die Hauptursache im Monopol der Industrie- und Bankkapitalisten Dashymals hatte Marx vor allem mit den Bankkapitalisten zu tun die das gesamte Geld und

Geldkapital bei sich konzentrierten und fuumlr die alles Geld das sie in Form von Kredishy

ten verliehen ob es der Verw andlung in industrieles Kapital diente oder nicht Kapishy

tal war Je mehr sie uumlber Depositen oder Wechsel verfuumlgen desto mehr koumlnnen sie

Geld verleihen und Zinsen kassieren

Marx untersucht w oher das Geld das bei den Banken deponiertwird stammt Unshy

ter anderem ist es akkumulierter Mehrwert deimiddot rloch nicht zur Erweiterung der Proshy

duktion dienen kann Es kann akkumulierte Revenue der Kapitalisten oder zeitw eilig

freies Kapita sein das durch den zeitlichen Unterschied zwischen Produktion und

Realisierung entsteht und schlieszliglich durch Wechselgeschaumlfte die auch Schwindelshy

geschaumlfte sein koumlnnen wodurch das Geldkapital rein fiktiv ist Marx betont Die

Masse des leihbaren Geldkapitals [ ] waumlchst so in der Tat ganz unabhaumlngig von der

wirklichen Akkumuation23 Wie sehr die Banken das bei ihnen deponierte Geld und

die VVechsel fuumlr ihre Kreditgeschaumlfte benutzen zeigt daszlig sie den Reservefonds bis

zum aumlLszligersten vermindern Marx beweist dies bel fuumlnfzehn ~er 1892 groumlszligten englishy

schen Banken die im Duumlrchschnitteinen Reservefonds von 1197 Prozent ihrer Deposhy

aumliter und lhres Wechselbestandes haben wobei ein ige noch darunter bleiben

Marx analysiert des weiteren das Verhaumlltnis von Uumlberproduumlktionskrisen und Geldshy

und Kreditkrisen die Funktion der Gedmaumlrkte und einiges andere

Eine der wichtigsten Erkenntnisse ist daszlig durch den Kredit die kapitalistischen Eishy

genturnsverhaumlltnisse vollig veraumlndert werden ohne den Boden der kapitalistischen

Produktionsverhaumlltnisse zu verlassen im Kapitel uumlber die Akkumuation des Kapitals

im ersten Band des Kapitals hatte Marx schon nachgewiesen daszlig clles Kapita akshy

kumulierter Mehrwert und kein Pfennig aus eigener Arbeit erspartes Geld ist Der

Kredit ist von vornherein fremdes Geld oas der Kapitalist fuumlr seine Privatzwecke vershy

wertet Mehrwert produzieren laumlszligt lind sich aneig net Die letzte lilusion des kapitalishy

stischen Systems als ob Kapt der Sproumlszligiing eigner Arbeit und Ersparung waumlre

-geht damit in die Bruumlche Nicht nur besteht der Profit in Aneignung fremder Arbeit

sondern das Kapital womit dese fremde Arbeit in Bewegung gesetzt und ausgebeushy

tet wird besteht aus fremdem Eigentum das der Geldkapitalist dem industriellen Ka shypitaiisten zur Vei-Tuumlgung stellt und w ofuumlr er diesen seinerseits exploitiert 24

Kreditgeld Currency principle Gold

Obwohl das Vesen des Kredit geldes schon erwaumlhnt wurde muszlig es noch naumlher darshygestellt w erden da es gegenwaumlrtig unter marxistischen Oumlkonomen daruuml ber ei ne

noch ungeioumlsten Meinungsstreit gibt Es wurde festgestellt daszlig der Wechsel als Handelsgeld die GrundfoFn des Kreditgeldes ist Durch das Diskontieren den Vershy

kauf der VVechsel an die Banken emittierten diese Banknoten Privatbanknoten und

durch die Rediskont ierung der erstklassigen Wechsel emittierte die Staatsbank

Staatsbanknoten Das ist seit der Zeit vor dem erster Weltkrieg die herrschende entshy

w ickeltste Form der Banknoten lVlarx charakterisierte die Privatbanknote folgendershy

maszligen Die Banknote ist nichts als ein Wechsel auf den Bankier zahlbar jederzeit an den inhaber und vom Bankier den Privatwechseln substituiei25 Die Staatsbankshy

note ist mehr als ein Wechsel aumiddotf die Staatsbank Hinter ihr steht der Staatskredit Sie

ist Geld das Kreditgeid und war bis zum ersten Weltkrieg allgemein und bis zum Zushy

sammenbruch des Abkommens von Bretton Woods uumlber die Staatsbanken gegen

Geld einloumlsungspflichtig konvertibel Die Staatsbanknoten unterliegen wie das Pashy

piergeld dem Geldumlaufgesetz Marx schrieb Es ist bereits bei Betrachtung der

einfachen Geldzirkulation [ ] nachgewiesen worden daszlig die Masse des wirklict zirshy

kulierenden Geldes Geschwindigkeit der Zirkulation und Oumlkonomie der Zahiungen

als gegeben vorausgesetzt bestimmt ist dlJich die Preise der Waren und die Masse

der Transaktionen Dasselbe Gesetz herrscht bei der NotenzirkLilation 26 Das Veishy

haumlltnis des Kreditgeldes seine Konvertibilitaumlt gegen Gold hat schon zu Marx Zeiten

eine Rolle gespielt naumlmlich in dem Streit um die engl ische szligankgesetzgebuumlng

184427

Ursache war die falsche Gedtheorie David Ricardos der u a der Meinung war

daszlig sich die Banknotenemission nach denselben Gesetzen richten muumlsse wie die

Metallgeld- bzw Papiergeldzirkuiation die das Gold repraumlsentiert Nach dieser Aufshy

fassung bzw der seiner Nachfolger denn Ricardo war 1823 gestorben koumlnnten nur

soviel Banknoten emittiert werden wie an ihrer Stelie Goldgeld bzw repraumlsentatives

Papiergeld umlaufen muumlszligte Dieser Grundsatz erhieit den Namen Currency prinshy

cipe - Currency ist die englische Bezeichnung fuumlr Zirkulationsmittel - Der Streit

ging darum daszlig nur bei Goldeinfuhr Banknoten also Kreditgeld und Gold- bzw Pashy

piergeld emittiert werden duumlrfte lind umgekehrt bei Goldausfuhr diese Zirkulationsshy

mittel vermindert werden rnuumlszligten Diese Theorie wurde praktisch als durch eine Miszligernte Getreide eingefuumlhrt und

Gold dafuumlr ausgefuumlhrt werden muszligte ohne daszlig eine Produktionskrise herrschte sondern im Gegenteil die Produktion florierte Aus diesem Grunde waren Kredite

und damit eine Vergroumlszligerung der Banknotenemission gefragt Aber die Banknotenshyemission war wegen des Goldexports vermindert worden und eine Geld- und Kreditshy

krise t rat ein Der Bankakt von 1844 muszligte aufgehoben werden um die Entwicklung

der Prod uktion nicht zu bremsen Marx untersucht diesen Vorgang eingehend (Seine Darlegungen tragen also wieshy

der Forsch ungscharakter) Er kommt zu dem Ergebnis daszlig Ricardos falsche Theorie

uumlber die Rolle des Geldes die Ursache der von dem Direktor der Bank von England Lord Overstone und anderen Bankiers und OumlkonofTlsn eingefuumlhrten Bankakt Ion 1844 war und ein Fiasko erlitt Damit wurde zugleich die Marxsche Theorie des Kreshy

174 175

ditgeldes und seiner oumlkonomischen Grundlagen bestaumltigt daszlig die Banknoten zwar

gegen Gold konvertibel sind und dem Geldumlaufgesetz unterliegen aber ihre Emisshy

sion sich nicht an der Goldreserve der Staatsbank orientiert sondern an den Kreditshy

beduumlrfnissen der Wirtschaft die durch die Ausstellung Diskontierung und Rediskonshy

tierung von Wechseln befriedigt werden

Das Festhalten an dem Bankakt von 1844 hatte uumlbrigens fuumlr die Bankieis einen Vorshy

teil Durch die Einschraumlnkung der Geidemission und der Kredite stiegen die Zinsen und damit auch die Bankgewinne

Zu einem damit zusammenhaumlngenden Jktuellen Problem DLlrch die allgemeine

Aufhebung der Konvertibiiitaumlt des umlaufenden Papier- Kredit- und Buchgeldes geshy

gen Gold im Jahre 1971 entstand wie schon enlvaumlhnt vom USA-Finanzkapital irrishy

tiert und von nicht wenigen marxistischen Oumlkonomen uumlbernommen die Theorie

von der Demontierung des Goldes Es wurde behauptet daszlig nunmehr das Kreditshy

geid obwohl es Ilach der Aufhebung der Konvertibilitaumlt gegen Gold keinen eigenen

Wert hat oder repraumlsentiert alle Geldfunktionen auch die des Maszliges der Werte und

Mal~stalJ der Preise ausuumlbt Eine Zeitlang wurde die Meinung vertreten daszlig die Sonshy

derziehungsrechte des Internationalen Waumlhrungsfonds (lWF) Papiergold seien

Alle diese Theorien befinden sich im Unrecht

Das kapitalistische Waumlhrungssystem befindet sich zwar in einer unheilbaren Krise

und es herrscht eine alle kapitalistichen Laumlnder erfassende chronische Inflation

Aber es kommt nicht vom Gold los Erich Friedemann hat in seinem Beitrag Zur Rolle des Goldes und andererWaumlhrungsreserven im gegenwaumlrtigen Kapitalismus28

nachgewiesen Erstens daszlig die Waumlhrungsgoidreserve zuvor seit 1971 vor alem auf

Kosten der USA umverteilt ab~r konstant ist zweitens daszlig all6 Zentralbanken ihren

Goldbestand nicht nur festhalten sondern zu vermehren suchen drittens daszlig alie

kapitalistischen Waumlhrungen sich an Waumlhrungsgold orientieren viertensdaszlig fuumlr sie

und fuumlr die Privateigentuumlmer das Waumlhrungsgold dar Rettungsanker ist an (jen sie

sich in dem Chaos des verfaulenden kapital istischen Waumlhiungssystems klammern

Der Waumlhrllngsgoldbestand der Waumlhrungsbehoumlrden (Zentralbanken Internationashy

ler Waumlhrungsfonds Weltbank Europaumlisches fJaumlhiUngssystem) betrug 1981 35924

Tonnen In Privatbesitz befinden sich mindestens 30000 Tonnen die dort als Schatz fungieren und zur Waumlhrungsgoldreserve gerechnet werden muumlssen Auf dem Umshy

weg uumlber die Waumlhrungsgoldreserve ist das Gold die Grundlage der Geldfunktionen

auch im heutigen Kapitalismus geblieben Man muszlig zwischen dem Gold als Rohstoff

und Ware sowie as Waumlhrungsgold unterscheiden Das sprunghafte Ansteigen der

Goldpreise nach dem Zusammenbiuch des Bratton-Woods-Systems betraf das Gold

als Rohstoff und Ware Die Preissteigerung des Goides hatte ihre Ursache erstens in der Unterbewertung die durch die Zwangsbindung des Goldpreisesan den USAshy

Dollar entstand und darin (1 Unze Gold gleich 3595 USA-Dollar) daszlig Papier-Dollar schrankenlos emittiert wurden zwmiddoteitens in der allgemeinen Aufhebung der Konvershy

176

tibilitaumlt des umlaufenden inkonvertibel gewordenen Geldes gegen Gol cl in der allshy

gemeinen chronischen infiation viertens in der Spekulation

rlarx beschaumlftigt sich im 35 und 36 Kapitel mit der Rolle des Waumlhrulgsgoldes und

dem Wechselkurs Er untersucht vor allem seine Funktion als Weltgeld und Reserveshy

fonds Es spieite unter dem Goldstandard d h unter den Bedingungen da das Gold

direkt die oumlkonomische Grundlage des Waumlhrungssystems war eine wiGhtige Rolle

beim internationalen Zehlungsausgleich Wenn im Welthandel ein Ungleichgewicht

beim Export und Import entstand muszligte bei einem Exportdefizit d h wenn mehr

Waren eingefuumlhrt als ausgefuumlhrt wurden Gold ausgefuumlhrt werden Das hing mit dem

Wechselkurs zusammen denn auch im Welthandel wird uumlberwiegend auf Kredit vershy

kauft und gekauft daher mit Wechseln bezahlt Entstand ein Handelsdefizit dann

sank derWechselkurs des Landes das zu viel importierte und damit entstanden Vershy

luste fuumlr die Impolieure Daher muszligte Gold exportiert werden um den Wechselkurs

auf der normalen Houmlhe zu halter Der Verfall des Wechselkurses des USA-Dollars

der seine Ursache im staumlndig wachsenden Handelsdefizit und Haushaltsdefizit hat

kann heute nicht mehr mit dem Export von Waumlhrungsgold ausgeglichen werden und

ist eine der Ursachen der Erschuumltte~ung des kapitalistischen Wirtschafts- und Waumlhshy

rungssystems Marx stellt im Ergebnis seiner Untersuchung des Verhaumlltnisses von Kredit und

Vlaumlhrungsgold fest daszlig der Kredit eine Form des Reichtums der kapitalistischen Geshy

sellschaft ist und das Geld aus der Zirkulation verdraumlngt Er beruht auf dem gegenseishy

t igen Vertrauen der Geschaumlftspartner Aber sobald der Kredit erschuumlttert wird [1

soll nun aller reale Reichtum wirklich Lind ploumltzlich in Geld verwandelt werden in

Gold und Silber eine verruumlckte Forderung die aber notwendig aus dem System seibst hervorwaumlchst19 Soviel Gold befand sich nicht im Reservefonds der Banken

Es muszligte daher zur Bank- und Kreditkrise kommen

Die Aufhebung der Godkonvertibilitaumlt des umlaufenden Geldes ist ein Zeichen der

Verschaumlrfung der allgemeinen Krise des Kapitalismus Dennoch funktioniert das Kreshy

ditsystem als Triebkraft der krisenerschuumltterten kapitalistischen Produ~tion und der

Entwicklung der modernen Produktivkraumlfte weiter Daher gilt die im letzten dem

30 Kapitel Vorkapitalistisches get roffene Feststellung auch heute Endlich unshy

terliegt es keinem Zw eifel daszlig das Kreditsystem als ein maumlchtiger Hebe dienen wird waumlhrend des Uumlbergangs aus der kap italistischen Produktionsweise in die Produkshy

tionsw eise der assoziierten Arbeit jedoch nur als ein Element im Zusammenhang mit andren orga nischen Umwaumllzungen der Produktionsweise selbst30 das hpiszligt im

Zusammenhang mit der pro letarischen Revolution der Errichtung der Herrschaft der

Arbeiterklasse der Enteignung des Monopolkapitals und der Verwandlung des moshynopolkapitalistischen Eigentums an den Produktionsmitteln in Volkseigentum

125923 177

Aktiengesellschaften Fiktives Kapital

Die Kategorie fiktives Kapital wird in der Uumlberschrift des 25 Kapitels Kredit und fiktishy

ves Kapital erwaumlhnt aber dort nicht behandelt Dort geht es ediglich wie schon geshy

sagt um den Wechsel und dessen Funktion als Handelsgeld sowie um Man ipulatioshy

nen die mit dem Wechsel betrieben werden Es wird vor ailem im Kapitel 27 Die

Rolle des Kredits in der kapitalistischen Produktion und im Kapitel 29 Bestandshyteile des Bankkapitals analysiert

Nebenbei bemerkt der heutige dritte Band des Kapitals (im Rahmen der MEW)

bestand in der von Engels 1894 herausgegebenen und 1922 nachgedruckten sechshy

sten Auflage aus zwei Teilen bzw Buumlchern Das erste Buch ging bis Kapitel 28 Umshy

laufmittel und Kapital Tookes und Fullartons Auffassung Es ist ein polemisches

Kapitel das sich in der Hauptsache mit der Verwechslung von Geld und Kapital beshy

schaumlftigt Es handelt sich um das auf den Konten der Banken befindliche zeitweilig

fre ie Geld der Bankkunden das von den Bankiers als Geldkapital fuumlr Kredite benutzt

wird Dieses Kapitel ist als 28 zwischen Kapitel 27 und 29 geschoben in denen hauptshy

saumlchlich uumlber das fiktive Kapital und die Aktiengesellschaften geschrieben wird Das

29 Kapitel eroumlffnet den zweiten Teil des dritten Bandes des Kapitals Es wird die

Uumlberschrift des dritten Bandes Der Gesamtprozeszlig der kapitalistischen Produktion

wiederholt und zwar als Zweiter Teil Am Beginn des dritten Bandes steht Dritshy

tes Buch Der Gesamtprozeszlig der kapitalistischen Produktion Erster Teil Zu Beginn

des Zweiten Teils (S479) wird auch die Uumlberschrift Fuumlnfter Abschnitt Spaltung

des Profits in Zins und Unternehmergewinn Das zinstragende Kapital wiederholt Die Uumlberschriften stammen anscheinend von Engels und spiegeln nur teilweise den Inhalt des betreffenden Kapitels wider

Die Behandlung des fiktiven Kapitals im 25 Kapitel wird also sozusagen zweifach unterbrochen Einmal durch das 28 Kapitel und zum anderen durch die Teilung des

dritten Bandes des Kapitals in zwei Teile Im Kapitel 27 Die Relie des Kredits in der kapitalistischen Produktion kommt Marx zu den Aktiengesellschaften und zum

fiktiven Kapital uumlber den Hinweis daszlig der Kredit die Ausgleichung der Profitrater

vermittelt und die Zirkulationskosten verringert Dann stellt erfest daszlig die gewaltige

Konzentration der Produktion und des Kapitals eine Gruumlndung und Fuumlhrung von Unshy

ternehmen durch Einzelkapitale unmoumlglich macht Fruumlher waren solche Groszliguntershy

nehmen Regierungsunternehmen dann wurden sie ZL kapitalistischen Gesellshyschaftsunternehmen

Er zieht daraus gleich entsche idende Schluszligfolgerungen fuumlr die Entwicklung und

Abloumlsung des Kapitalismus durch eine houmlhere Gesellschaftsordnung Das Kapital

das an sich auf gesellschaftJicher Produktionsweise beruht und eine gesellschaftlishyche Konzentration von Produktionsmitteln und Arbeitskraumlften voraussetzt erhaumllt

hier direkt die Form von Gesellschaftskapital (Kapital direkt assoziierter Individuen)

im Gegensatz zum Privatkapital und seine Unternehmungen t reten auf als Gesellshy

schafisunternehmungen im Gegensatz zu Privatunternehmungen Es ist die Aufheshy

bung des Kapitals als Privateigentum innerhalb der Grenzen der kapitalistischen Proshyduktionsweise selbst 31

Er fuumlgt hinzu daszlig der fung ierende Kapitalist zu einem blorsen Verwalter von fremshy

dem Kap ital wird - gemeint sind die Aktiengesellschaften -und die Kapitaleigentuumlshy

mer - die Aktionaumlre - zu bloszligen Geldkapitalisten Friedrich Enges ergaumlnzt in einer

Einschaltung noch daszlig aus den Aktiengesellschaften sich internationale Kartelle

wie der britische United Alkali Trust entwickel t haben Diese Uumlberlegungen bilden

eine Art Zwischenglied zu Lenins Imperialismustheorie Im Kapitel 29 Bestandteile

des BankkapItals untersucht Marx eingehend das fiktive Kapital Hier kommt er

nach einer kurzen Angabe der Bestandteile des Bankkapitals zum Thema Das fiktive

Kapital ist wie zu Beginn unserer Betrachtung schon vermerkt wurde eine Form des

zinstragenden Kapitals eine recht eigenartige Form Marx schreibt Die Form des

zirlstragenden Kapitals bringt es mit sich daszlig jede bestimmte und regelmaumlszligige Geldshy

revenue als Zins eines Kapitals erscheint sie mag aus einem Kapital entspringen oder nicht Erst wird das Geldeinklmmen in Zins verwandelt und mit dem Zins finshydet sich dann auch das Kapital woraus es entspringt 32

Jemand erhaumllt beispielsweise regelmaumlszligig jaumlhrlich 1000 DM Der herrschende Zinsshy

fuszlig betrage 5 Prozent Dann werden die 1OOODM mit 100 multipliziert Das ergibt

100000DM Durch 5 naumlmlich die 5 Prozent Zinsen dividiert ergibt das 20000DM

Das ist dann das errechnete oder erdachte Kapital Es existiert nicht wirklich sondern

nur in der Vorstellung des Revenueempfaumlngers LInd ist daher fiktives Kapital Man

nennt diesen Prozeszlig der Bildung des fiktiven Kapitals kapitalisieren 33

Wenn der Bezieher der Revenue verbrieft kriegt daszlig er jaumlhrlich 1000 DM erhaumllt

dann kann er diesen Berechtigungsschein fuumlr 20000DM verkaufen Hierbei wird

deutlich daszlig der Kaumlufer nicht das Kapital das ja in Wirklichkeit nicht existiert sonshy

dern nur die Berechtigung jaumlhrlich 1000 Drvl zu beziehen erhaumllt Worin besteht die praktische d h die oumlkonomische Bedeutung dieser Erkenntnis

vom fiktiven Kapital Marx belegt sie mit einigen Beispielen Wir werden sie aktualishy

sieren Er beginnt mit den Staatsschulden Der Staat z B die BRD-Regierung muszlig

Schulden machen weil sie die Staatshaushaltsausgaben besonderswegen der hoshy

hen Ruumlst ungsausgaben nicht m it den Staatshaushaltseinnahmen decken kann Sie

muszlig sich wie es heiszligt mit 40 Mill iarden DM neu verschulden Dazu w ird sie der Staatsbank und der Oumlffentlichkeit Staatsanleihepapiere verkaufen in denen sie vershy

spricht 6 oder 7 Prozent Zinsen zu zahlen Das Kapital das in diesem Falle verzinst

wird existiert gar nicht Es sind die Staatsschulden also weniger als nichts das vershy

zinst wird Aber in allen diesen Faumlllen bieibt das Kapital als dessen Abkoumlmmling (Zins) die St aatszahlung betrachtet wird illusorisch fiktives Kapital Nicht nur daszlig

die Summe d ie dem Staat geliehen wurde uumlberhaupt nicht mehr existiert Sie war uumlberhaupt nie bestimmt als Kapital verausgabt angelegt zu werden 34

179 178

Staatsanleihepapiere werden auf der Effektenboumlrse wie die Ware gehandelt und

zwar jeweils in Houmlhe der kapitalisierten Zinsen Die Kaumlufer dieser Papiere handeln als

Geldkapitalisten die ihr Geld als zinstragendes Kapital anlegen Nur existiert dieses

Kapital gar nicht Es ist fiktiv Nur die jaumlhrlichen Zinsen sind real Und natuumlrlich die

Staatsschulden der BRD die betraumlchtlich sind In den USA betragen sie gegenwaumlrtig

zwei Billionen() Dollar Dazu kommen noch jeweils uumlber hundert Milliarden Dollar

Staatshaushalts- und Auszligenhandelsdefizit Aber die USA zahlen fuumlr ihre Staatsshy

schuldenpapiere zehn und zeitweilig uumlber zehn Prozent Zinsen Die Staatsanleihen

werden gekauft weil die Zinsen houmlher sind als die die die Sparkasse zahlt

Und nun das andere auch sehr aktuelle Beispiel die Aktien Es wurde schon mit

Marx festgestellt daszlig die Aktiengesellschaften kapitali~tische Geseischaftsuntershy

nehmen sind Sie wurden und werden gegruumlndet weil die Unternehmen z B Kohshy

lengruben Huumlttenwerke Haumlfen usw so groszlig sind daszlig ein Einzelkapitalist nicht das

dazu notwendige Kapital aufbringen kann Also werden mit Hilfe eines Bankkonsorshy

tiums die Unternehmen als Aktiengesellschaften gegruumlndet Das daZIJ notwendige

Kapital wird in Produktionsanlagen und fuumlr den Kauf von Arbeitskraumlften angelegt

Das Unternehmen wurde gegruumlndet um durch Ausbeutung der Arbeiter einen moumlgshylichst hohen Profit zu erzielen

Darum geht es den Aktionaumlren Die Banken verkaufen direkt an ihre Bankkunden

oder uumlber die Effektenboumlrse Aktien Die Aktien sind keine Anteilscheine oder wie

Marx schreibt Eigentumstitel am produktiven Kapital Das produktive Kapital bringt

wie gesagt durch die Ausbeutung der Arbeiter Profit ein ~llit den Aktien erwerben

die Aktionaumlre einen Anteil an diesem Profit die Dividende Das Aktienkapital ist kapishy

talisierte Dividende Aber dies (in dem Unternehmen ausgelegte) Kapital existiert

nicht doppelt einmal als Kapitalwert der Eigentumstitel der Aktien und das andre

Mal als das in jenen Unternehmungen wirklich angelegte oder anzulegende KapitaL

Es existiert nur in jener letztem Form und die Aktie ist nichts al ein Eigentumstitei pro rata auf den durch jenes zu realisierenden Mehrwert 35 Die Formulierung dies

Kapital existiert nicht doppelt und die Aktie ist nichts als ein Eigentumstitel hat

manchen Leser des dritten Bandes des Kapitals verwirrt MarK meint das Kapital

existiert nicht doppelt als produktives Kapital Es existiert als produktives Kapital und

als fiktives Kapital als kapitalisierte Dividende Und Eigentumstitel meint Anrechtsshy

schein auf einen Teil der vom produktiven Kapital hervorgebrachten Profite Anrecht auf Dividende

Fiktives Kapital heiszligt nicht daszlig es keine Realitaumlt besitzt Erstens ist es sehr bewegshy

lich Sein Preis oder richtiger Kurs haumlngt von der Houmlhe der Dividende und des herrshy

schenden Zinsfuszliges ab Sie ist die Dividende und bleibt der Zinsfu szlig konstant dann

steigt der Preis bzw der Kurs der Aktien Verdoppelt sich z B die Dividende dann

verdoppelt sich auch der Kurs der Aktie Schon durch die Ervvartung einer Dividenshy

densteigerung waumlchst dei Aktienkurs Dabei spielt die Spekulation eine gewichtige

180

Rolle Sinkt die Dividende so sinkt bei gleichbleibendem Zinsfuszlig der Aktienkurs

Bei einer wirklichen oder nur geruumlchteweise verbreiteten Erwartung auf eine Wirt shy

schaftskrise gibt es einen Aktienkurssturz einen Boumlrsenkrach wie am 19 Oktober

1987 Dieser brachte den Aktienbesitzern die dieAktien als Kapitalanlage als zinstrashy

gendes Kapital gekauft hatten riesige Verluste

Zweitens verleiht Aktiengroszligbesitz oumlkonomische Macht Groszligaktionaumlre die die

Aktienmajoritaumlt besitzen bestimmen auf den Hauptversammlungen der Aktiengeshy

sellschaften sowohl uumlber die Entw icklung der Aktiengeselischaft als auch uumlber die

Auszahung der Dividende Sie besetzen die Aufsichtsraumlte und Vorstaumlnde der Aktienshy

gesellschaften und kassieren auf diesen Posten hohe Gehaumllter und Tantiemen die in

die Hunderttausende gehen Das Aktienwesen bietet in Analogie zum Kredit dem

einzelnen Kapitalisten [j eine innerhalb gewisser Schranken absolute Verfuumlgung

uumlber fremdes Kapital und fremdes Eigentum und dadurch uumlber fremde Arbeit Vershy

fuumlgung uumlber gesellschaftliches nicht eignes Kapital gibt ihm Verfuumlgung uumlber gesellshyschaftliche A rbeit 36

Fuumlr die Aktiengesellschaften gilt wie fuumlr den Kredit daszlig sie die materiellen Vorshy

aussetzungen fuumlr eine houmlhere fuumlr Oie sozialistische Wirtschaftsordnung schaffen

Anmerkungen

1 Karl Marx Das Kapitai Dritter Band In MEW Bd 25 S 607-626

2 Ebenda S 611

3 Ebenda S 3l54

4 Ebenda S 369

5 Siehe ebenda S 388

6 Ebenda S405

7 Karl Marx Das Kapital Erster Band In MEW Bd 23 S352

8 Siehe Karl Marx Das Kapital Dritter Band a a 0 S 403

9 Siehe ebenda S 388

10 Ebenda S620 1 Ebenda

12 Ebenda S-454 13 W Lenin Der Imperialismus als houmlchstes Stadium des Kapitalismus In Werke

Bd22 S218 14 KalI Marx Das Kapital Dritte Band aaO S457

15 Ebenda 5 496_

16 Siehe ebenda S413

17 Ebenda 18 Ebenda S498

181

19 EbendaS499

20 Ebenda S 501

21 Ebenda S493-535 22 Ebenda S 502

23 Ebenda S512

24 Ebenda S 524 25 EbendaS417

26 Ebenda S 538

27 Ebenda S 562-579

28 Erich Friedemann Zur Rolle des Goldes und anderer Waumlhrungsreserven im geshy

genwaumlrtigen Kapitalismus In Wirtschaftswissenschaft 341986 Heft 8 S1171 bis 1189

29 Karl Marx Das Kapital Dritter Band a a 0 S 588589 30 Ebenda S621

31 Ebenda S452

32 Ebenda S 482

33 Siehe ebenda S 484

34 Ebenda 8 482483

35 Ebenda S484485

36 Ebenda S454455

182

Gisela Winkler

Zur Stellung und Funktion des 6Abschnitts Verwandlung von Surplusprofit in Grundrente JJ

des dritten Ba ndes des Kapitals JJ

im oumlkonomischen W erk von Karl Marx

In letzter Zeit ist die Thematik der Grundrententheorie wieder verstaumlrkt in den Mittel shy

punkt des wissenschaftlichen Interesses geruumlckt Die Hauptursachen hierfuumlr sind

zum einen in der Forschung zu sehen die sich notwendigerweise aus der Edition des

literarischen Erbes von Karl Marx und Friedrich Engels in der MEGA2 ergibt und eng

mit ihr verbunden ist Zum anderen draumlngen Diskussionen zur Wertprobiematik soshy

wie aktuelle Fragestellungen im Zusammenhang mit der Grundrente zu einer weiteshy

ren Untersuchung der Grundrent~ntheorie Die wissenschaftlichen Diskussionen zeigen jedoch daszlig die schoumlpferische Anwendung der Marxschen Grundrententheoshy

rie in der Gegenwart nur uumlber ein exaktes Studium dieser Theorie zu verwirklichen

ist und daszlig das Erfassen der Methode und der Struktur des oumlkonomischen Werkes

von Marx eine Schluumlsselstellung bei der Weiterentwicklung der marxistisch-lenini shy

stische Rententheorie einnimmt

Die durch die Herausgabe der MEGA moumlglich gewordene umfassende Erschlie-

szligung der Arbeiten von Marx und Engels stellt dabei die Basis fuumlr ein weiteres Eindrinshy

gen in den Ideengehalt der Werke von Marx und Engels dar Sie erfordert von uns

aber auch ein erneutes Durchdenken einer Reihe bereits eroumlrterter Fragestellungen

bzw die Erweiterung der Sicht auf neue Probleme Das betrifft auch die Grundrenshy

tent~eorie und die Lehre vom Grundeigentum

Ein zentrales Problem in diesem Prozeszlig ist die Untersuchung der Stellung der

Grundrententheorie und die Klaumlrung der Funktion des 6 Abschnitts Verwandlung

von Surplusprofit in Grundrente im dritten Band des Kapitals

Die Beantwortung der Frage nach den Ursachen der Aufnahme der Grundrentenshy

theorie ins Kapital und der Stellung und der Funktion der Grundrententheorie im

Kapital ist dabei eng mit der Gesamtforschung zum sechsgliedrigen Autbauplan des oumlkonomischen Werkes von M arx verbunden Sowohl die Entwicklung des Kapi shy

talbegriffs als auch die Untersuchung des Ganges von der Marxschen Absicht die

Grundrente nicht ins Kapital aufzunehmen (18571858) uumlber dre Aufnahme der

Grundrente zur Illustration von Wert und Produktionspreis (11362) bis zur umfasshysenden systematischen Darstellung der Grundrententheorie im Manuskript 1863 bis

1865 (1865) zeigen die enge Beziehung zw ischen der Entwicklung der oumlkonomischen

Kategorien der Struktur des oumlkonomischen Hauptwerkes und der uumlbrigen Buumlcher

183

Page 5: Für Nichtökonomen, aber sicher auch manchen Ökonomen ......mulation Fremdkapital, also Leihkapital, aufnehmen und den DurChschnittsprofit mit den Leihkapitalisten, die eine bestimmte

Die Darlegungen enthalten viele aktueiie Bezugspunkte denn eines der gegenwaumlrshy

tigen Krisenelemente ist der Uumlberfluszlig an anlagesuchendern Geidkapita Allerdings

besteht heute die Hauptursache im Monopol der Industrie- und Bankkapitalisten Dashymals hatte Marx vor allem mit den Bankkapitalisten zu tun die das gesamte Geld und

Geldkapital bei sich konzentrierten und fuumlr die alles Geld das sie in Form von Kredishy

ten verliehen ob es der Verw andlung in industrieles Kapital diente oder nicht Kapishy

tal war Je mehr sie uumlber Depositen oder Wechsel verfuumlgen desto mehr koumlnnen sie

Geld verleihen und Zinsen kassieren

Marx untersucht w oher das Geld das bei den Banken deponiertwird stammt Unshy

ter anderem ist es akkumulierter Mehrwert deimiddot rloch nicht zur Erweiterung der Proshy

duktion dienen kann Es kann akkumulierte Revenue der Kapitalisten oder zeitw eilig

freies Kapita sein das durch den zeitlichen Unterschied zwischen Produktion und

Realisierung entsteht und schlieszliglich durch Wechselgeschaumlfte die auch Schwindelshy

geschaumlfte sein koumlnnen wodurch das Geldkapital rein fiktiv ist Marx betont Die

Masse des leihbaren Geldkapitals [ ] waumlchst so in der Tat ganz unabhaumlngig von der

wirklichen Akkumuation23 Wie sehr die Banken das bei ihnen deponierte Geld und

die VVechsel fuumlr ihre Kreditgeschaumlfte benutzen zeigt daszlig sie den Reservefonds bis

zum aumlLszligersten vermindern Marx beweist dies bel fuumlnfzehn ~er 1892 groumlszligten englishy

schen Banken die im Duumlrchschnitteinen Reservefonds von 1197 Prozent ihrer Deposhy

aumliter und lhres Wechselbestandes haben wobei ein ige noch darunter bleiben

Marx analysiert des weiteren das Verhaumlltnis von Uumlberproduumlktionskrisen und Geldshy

und Kreditkrisen die Funktion der Gedmaumlrkte und einiges andere

Eine der wichtigsten Erkenntnisse ist daszlig durch den Kredit die kapitalistischen Eishy

genturnsverhaumlltnisse vollig veraumlndert werden ohne den Boden der kapitalistischen

Produktionsverhaumlltnisse zu verlassen im Kapitel uumlber die Akkumuation des Kapitals

im ersten Band des Kapitals hatte Marx schon nachgewiesen daszlig clles Kapita akshy

kumulierter Mehrwert und kein Pfennig aus eigener Arbeit erspartes Geld ist Der

Kredit ist von vornherein fremdes Geld oas der Kapitalist fuumlr seine Privatzwecke vershy

wertet Mehrwert produzieren laumlszligt lind sich aneig net Die letzte lilusion des kapitalishy

stischen Systems als ob Kapt der Sproumlszligiing eigner Arbeit und Ersparung waumlre

-geht damit in die Bruumlche Nicht nur besteht der Profit in Aneignung fremder Arbeit

sondern das Kapital womit dese fremde Arbeit in Bewegung gesetzt und ausgebeushy

tet wird besteht aus fremdem Eigentum das der Geldkapitalist dem industriellen Ka shypitaiisten zur Vei-Tuumlgung stellt und w ofuumlr er diesen seinerseits exploitiert 24

Kreditgeld Currency principle Gold

Obwohl das Vesen des Kredit geldes schon erwaumlhnt wurde muszlig es noch naumlher darshygestellt w erden da es gegenwaumlrtig unter marxistischen Oumlkonomen daruuml ber ei ne

noch ungeioumlsten Meinungsstreit gibt Es wurde festgestellt daszlig der Wechsel als Handelsgeld die GrundfoFn des Kreditgeldes ist Durch das Diskontieren den Vershy

kauf der VVechsel an die Banken emittierten diese Banknoten Privatbanknoten und

durch die Rediskont ierung der erstklassigen Wechsel emittierte die Staatsbank

Staatsbanknoten Das ist seit der Zeit vor dem erster Weltkrieg die herrschende entshy

w ickeltste Form der Banknoten lVlarx charakterisierte die Privatbanknote folgendershy

maszligen Die Banknote ist nichts als ein Wechsel auf den Bankier zahlbar jederzeit an den inhaber und vom Bankier den Privatwechseln substituiei25 Die Staatsbankshy

note ist mehr als ein Wechsel aumiddotf die Staatsbank Hinter ihr steht der Staatskredit Sie

ist Geld das Kreditgeid und war bis zum ersten Weltkrieg allgemein und bis zum Zushy

sammenbruch des Abkommens von Bretton Woods uumlber die Staatsbanken gegen

Geld einloumlsungspflichtig konvertibel Die Staatsbanknoten unterliegen wie das Pashy

piergeld dem Geldumlaufgesetz Marx schrieb Es ist bereits bei Betrachtung der

einfachen Geldzirkulation [ ] nachgewiesen worden daszlig die Masse des wirklict zirshy

kulierenden Geldes Geschwindigkeit der Zirkulation und Oumlkonomie der Zahiungen

als gegeben vorausgesetzt bestimmt ist dlJich die Preise der Waren und die Masse

der Transaktionen Dasselbe Gesetz herrscht bei der NotenzirkLilation 26 Das Veishy

haumlltnis des Kreditgeldes seine Konvertibilitaumlt gegen Gold hat schon zu Marx Zeiten

eine Rolle gespielt naumlmlich in dem Streit um die engl ische szligankgesetzgebuumlng

184427

Ursache war die falsche Gedtheorie David Ricardos der u a der Meinung war

daszlig sich die Banknotenemission nach denselben Gesetzen richten muumlsse wie die

Metallgeld- bzw Papiergeldzirkuiation die das Gold repraumlsentiert Nach dieser Aufshy

fassung bzw der seiner Nachfolger denn Ricardo war 1823 gestorben koumlnnten nur

soviel Banknoten emittiert werden wie an ihrer Stelie Goldgeld bzw repraumlsentatives

Papiergeld umlaufen muumlszligte Dieser Grundsatz erhieit den Namen Currency prinshy

cipe - Currency ist die englische Bezeichnung fuumlr Zirkulationsmittel - Der Streit

ging darum daszlig nur bei Goldeinfuhr Banknoten also Kreditgeld und Gold- bzw Pashy

piergeld emittiert werden duumlrfte lind umgekehrt bei Goldausfuhr diese Zirkulationsshy

mittel vermindert werden rnuumlszligten Diese Theorie wurde praktisch als durch eine Miszligernte Getreide eingefuumlhrt und

Gold dafuumlr ausgefuumlhrt werden muszligte ohne daszlig eine Produktionskrise herrschte sondern im Gegenteil die Produktion florierte Aus diesem Grunde waren Kredite

und damit eine Vergroumlszligerung der Banknotenemission gefragt Aber die Banknotenshyemission war wegen des Goldexports vermindert worden und eine Geld- und Kreditshy

krise t rat ein Der Bankakt von 1844 muszligte aufgehoben werden um die Entwicklung

der Prod uktion nicht zu bremsen Marx untersucht diesen Vorgang eingehend (Seine Darlegungen tragen also wieshy

der Forsch ungscharakter) Er kommt zu dem Ergebnis daszlig Ricardos falsche Theorie

uumlber die Rolle des Geldes die Ursache der von dem Direktor der Bank von England Lord Overstone und anderen Bankiers und OumlkonofTlsn eingefuumlhrten Bankakt Ion 1844 war und ein Fiasko erlitt Damit wurde zugleich die Marxsche Theorie des Kreshy

174 175

ditgeldes und seiner oumlkonomischen Grundlagen bestaumltigt daszlig die Banknoten zwar

gegen Gold konvertibel sind und dem Geldumlaufgesetz unterliegen aber ihre Emisshy

sion sich nicht an der Goldreserve der Staatsbank orientiert sondern an den Kreditshy

beduumlrfnissen der Wirtschaft die durch die Ausstellung Diskontierung und Rediskonshy

tierung von Wechseln befriedigt werden

Das Festhalten an dem Bankakt von 1844 hatte uumlbrigens fuumlr die Bankieis einen Vorshy

teil Durch die Einschraumlnkung der Geidemission und der Kredite stiegen die Zinsen und damit auch die Bankgewinne

Zu einem damit zusammenhaumlngenden Jktuellen Problem DLlrch die allgemeine

Aufhebung der Konvertibiiitaumlt des umlaufenden Papier- Kredit- und Buchgeldes geshy

gen Gold im Jahre 1971 entstand wie schon enlvaumlhnt vom USA-Finanzkapital irrishy

tiert und von nicht wenigen marxistischen Oumlkonomen uumlbernommen die Theorie

von der Demontierung des Goldes Es wurde behauptet daszlig nunmehr das Kreditshy

geid obwohl es Ilach der Aufhebung der Konvertibilitaumlt gegen Gold keinen eigenen

Wert hat oder repraumlsentiert alle Geldfunktionen auch die des Maszliges der Werte und

Mal~stalJ der Preise ausuumlbt Eine Zeitlang wurde die Meinung vertreten daszlig die Sonshy

derziehungsrechte des Internationalen Waumlhrungsfonds (lWF) Papiergold seien

Alle diese Theorien befinden sich im Unrecht

Das kapitalistische Waumlhrungssystem befindet sich zwar in einer unheilbaren Krise

und es herrscht eine alle kapitalistichen Laumlnder erfassende chronische Inflation

Aber es kommt nicht vom Gold los Erich Friedemann hat in seinem Beitrag Zur Rolle des Goldes und andererWaumlhrungsreserven im gegenwaumlrtigen Kapitalismus28

nachgewiesen Erstens daszlig die Waumlhrungsgoidreserve zuvor seit 1971 vor alem auf

Kosten der USA umverteilt ab~r konstant ist zweitens daszlig all6 Zentralbanken ihren

Goldbestand nicht nur festhalten sondern zu vermehren suchen drittens daszlig alie

kapitalistischen Waumlhrungen sich an Waumlhrungsgold orientieren viertensdaszlig fuumlr sie

und fuumlr die Privateigentuumlmer das Waumlhrungsgold dar Rettungsanker ist an (jen sie

sich in dem Chaos des verfaulenden kapital istischen Waumlhiungssystems klammern

Der Waumlhrllngsgoldbestand der Waumlhrungsbehoumlrden (Zentralbanken Internationashy

ler Waumlhrungsfonds Weltbank Europaumlisches fJaumlhiUngssystem) betrug 1981 35924

Tonnen In Privatbesitz befinden sich mindestens 30000 Tonnen die dort als Schatz fungieren und zur Waumlhrungsgoldreserve gerechnet werden muumlssen Auf dem Umshy

weg uumlber die Waumlhrungsgoldreserve ist das Gold die Grundlage der Geldfunktionen

auch im heutigen Kapitalismus geblieben Man muszlig zwischen dem Gold als Rohstoff

und Ware sowie as Waumlhrungsgold unterscheiden Das sprunghafte Ansteigen der

Goldpreise nach dem Zusammenbiuch des Bratton-Woods-Systems betraf das Gold

als Rohstoff und Ware Die Preissteigerung des Goides hatte ihre Ursache erstens in der Unterbewertung die durch die Zwangsbindung des Goldpreisesan den USAshy

Dollar entstand und darin (1 Unze Gold gleich 3595 USA-Dollar) daszlig Papier-Dollar schrankenlos emittiert wurden zwmiddoteitens in der allgemeinen Aufhebung der Konvershy

176

tibilitaumlt des umlaufenden inkonvertibel gewordenen Geldes gegen Gol cl in der allshy

gemeinen chronischen infiation viertens in der Spekulation

rlarx beschaumlftigt sich im 35 und 36 Kapitel mit der Rolle des Waumlhrulgsgoldes und

dem Wechselkurs Er untersucht vor allem seine Funktion als Weltgeld und Reserveshy

fonds Es spieite unter dem Goldstandard d h unter den Bedingungen da das Gold

direkt die oumlkonomische Grundlage des Waumlhrungssystems war eine wiGhtige Rolle

beim internationalen Zehlungsausgleich Wenn im Welthandel ein Ungleichgewicht

beim Export und Import entstand muszligte bei einem Exportdefizit d h wenn mehr

Waren eingefuumlhrt als ausgefuumlhrt wurden Gold ausgefuumlhrt werden Das hing mit dem

Wechselkurs zusammen denn auch im Welthandel wird uumlberwiegend auf Kredit vershy

kauft und gekauft daher mit Wechseln bezahlt Entstand ein Handelsdefizit dann

sank derWechselkurs des Landes das zu viel importierte und damit entstanden Vershy

luste fuumlr die Impolieure Daher muszligte Gold exportiert werden um den Wechselkurs

auf der normalen Houmlhe zu halter Der Verfall des Wechselkurses des USA-Dollars

der seine Ursache im staumlndig wachsenden Handelsdefizit und Haushaltsdefizit hat

kann heute nicht mehr mit dem Export von Waumlhrungsgold ausgeglichen werden und

ist eine der Ursachen der Erschuumltte~ung des kapitalistischen Wirtschafts- und Waumlhshy

rungssystems Marx stellt im Ergebnis seiner Untersuchung des Verhaumlltnisses von Kredit und

Vlaumlhrungsgold fest daszlig der Kredit eine Form des Reichtums der kapitalistischen Geshy

sellschaft ist und das Geld aus der Zirkulation verdraumlngt Er beruht auf dem gegenseishy

t igen Vertrauen der Geschaumlftspartner Aber sobald der Kredit erschuumlttert wird [1

soll nun aller reale Reichtum wirklich Lind ploumltzlich in Geld verwandelt werden in

Gold und Silber eine verruumlckte Forderung die aber notwendig aus dem System seibst hervorwaumlchst19 Soviel Gold befand sich nicht im Reservefonds der Banken

Es muszligte daher zur Bank- und Kreditkrise kommen

Die Aufhebung der Godkonvertibilitaumlt des umlaufenden Geldes ist ein Zeichen der

Verschaumlrfung der allgemeinen Krise des Kapitalismus Dennoch funktioniert das Kreshy

ditsystem als Triebkraft der krisenerschuumltterten kapitalistischen Produ~tion und der

Entwicklung der modernen Produktivkraumlfte weiter Daher gilt die im letzten dem

30 Kapitel Vorkapitalistisches get roffene Feststellung auch heute Endlich unshy

terliegt es keinem Zw eifel daszlig das Kreditsystem als ein maumlchtiger Hebe dienen wird waumlhrend des Uumlbergangs aus der kap italistischen Produktionsweise in die Produkshy

tionsw eise der assoziierten Arbeit jedoch nur als ein Element im Zusammenhang mit andren orga nischen Umwaumllzungen der Produktionsweise selbst30 das hpiszligt im

Zusammenhang mit der pro letarischen Revolution der Errichtung der Herrschaft der

Arbeiterklasse der Enteignung des Monopolkapitals und der Verwandlung des moshynopolkapitalistischen Eigentums an den Produktionsmitteln in Volkseigentum

125923 177

Aktiengesellschaften Fiktives Kapital

Die Kategorie fiktives Kapital wird in der Uumlberschrift des 25 Kapitels Kredit und fiktishy

ves Kapital erwaumlhnt aber dort nicht behandelt Dort geht es ediglich wie schon geshy

sagt um den Wechsel und dessen Funktion als Handelsgeld sowie um Man ipulatioshy

nen die mit dem Wechsel betrieben werden Es wird vor ailem im Kapitel 27 Die

Rolle des Kredits in der kapitalistischen Produktion und im Kapitel 29 Bestandshyteile des Bankkapitals analysiert

Nebenbei bemerkt der heutige dritte Band des Kapitals (im Rahmen der MEW)

bestand in der von Engels 1894 herausgegebenen und 1922 nachgedruckten sechshy

sten Auflage aus zwei Teilen bzw Buumlchern Das erste Buch ging bis Kapitel 28 Umshy

laufmittel und Kapital Tookes und Fullartons Auffassung Es ist ein polemisches

Kapitel das sich in der Hauptsache mit der Verwechslung von Geld und Kapital beshy

schaumlftigt Es handelt sich um das auf den Konten der Banken befindliche zeitweilig

fre ie Geld der Bankkunden das von den Bankiers als Geldkapital fuumlr Kredite benutzt

wird Dieses Kapitel ist als 28 zwischen Kapitel 27 und 29 geschoben in denen hauptshy

saumlchlich uumlber das fiktive Kapital und die Aktiengesellschaften geschrieben wird Das

29 Kapitel eroumlffnet den zweiten Teil des dritten Bandes des Kapitals Es wird die

Uumlberschrift des dritten Bandes Der Gesamtprozeszlig der kapitalistischen Produktion

wiederholt und zwar als Zweiter Teil Am Beginn des dritten Bandes steht Dritshy

tes Buch Der Gesamtprozeszlig der kapitalistischen Produktion Erster Teil Zu Beginn

des Zweiten Teils (S479) wird auch die Uumlberschrift Fuumlnfter Abschnitt Spaltung

des Profits in Zins und Unternehmergewinn Das zinstragende Kapital wiederholt Die Uumlberschriften stammen anscheinend von Engels und spiegeln nur teilweise den Inhalt des betreffenden Kapitels wider

Die Behandlung des fiktiven Kapitals im 25 Kapitel wird also sozusagen zweifach unterbrochen Einmal durch das 28 Kapitel und zum anderen durch die Teilung des

dritten Bandes des Kapitals in zwei Teile Im Kapitel 27 Die Relie des Kredits in der kapitalistischen Produktion kommt Marx zu den Aktiengesellschaften und zum

fiktiven Kapital uumlber den Hinweis daszlig der Kredit die Ausgleichung der Profitrater

vermittelt und die Zirkulationskosten verringert Dann stellt erfest daszlig die gewaltige

Konzentration der Produktion und des Kapitals eine Gruumlndung und Fuumlhrung von Unshy

ternehmen durch Einzelkapitale unmoumlglich macht Fruumlher waren solche Groszliguntershy

nehmen Regierungsunternehmen dann wurden sie ZL kapitalistischen Gesellshyschaftsunternehmen

Er zieht daraus gleich entsche idende Schluszligfolgerungen fuumlr die Entwicklung und

Abloumlsung des Kapitalismus durch eine houmlhere Gesellschaftsordnung Das Kapital

das an sich auf gesellschaftJicher Produktionsweise beruht und eine gesellschaftlishyche Konzentration von Produktionsmitteln und Arbeitskraumlften voraussetzt erhaumllt

hier direkt die Form von Gesellschaftskapital (Kapital direkt assoziierter Individuen)

im Gegensatz zum Privatkapital und seine Unternehmungen t reten auf als Gesellshy

schafisunternehmungen im Gegensatz zu Privatunternehmungen Es ist die Aufheshy

bung des Kapitals als Privateigentum innerhalb der Grenzen der kapitalistischen Proshyduktionsweise selbst 31

Er fuumlgt hinzu daszlig der fung ierende Kapitalist zu einem blorsen Verwalter von fremshy

dem Kap ital wird - gemeint sind die Aktiengesellschaften -und die Kapitaleigentuumlshy

mer - die Aktionaumlre - zu bloszligen Geldkapitalisten Friedrich Enges ergaumlnzt in einer

Einschaltung noch daszlig aus den Aktiengesellschaften sich internationale Kartelle

wie der britische United Alkali Trust entwickel t haben Diese Uumlberlegungen bilden

eine Art Zwischenglied zu Lenins Imperialismustheorie Im Kapitel 29 Bestandteile

des BankkapItals untersucht Marx eingehend das fiktive Kapital Hier kommt er

nach einer kurzen Angabe der Bestandteile des Bankkapitals zum Thema Das fiktive

Kapital ist wie zu Beginn unserer Betrachtung schon vermerkt wurde eine Form des

zinstragenden Kapitals eine recht eigenartige Form Marx schreibt Die Form des

zirlstragenden Kapitals bringt es mit sich daszlig jede bestimmte und regelmaumlszligige Geldshy

revenue als Zins eines Kapitals erscheint sie mag aus einem Kapital entspringen oder nicht Erst wird das Geldeinklmmen in Zins verwandelt und mit dem Zins finshydet sich dann auch das Kapital woraus es entspringt 32

Jemand erhaumllt beispielsweise regelmaumlszligig jaumlhrlich 1000 DM Der herrschende Zinsshy

fuszlig betrage 5 Prozent Dann werden die 1OOODM mit 100 multipliziert Das ergibt

100000DM Durch 5 naumlmlich die 5 Prozent Zinsen dividiert ergibt das 20000DM

Das ist dann das errechnete oder erdachte Kapital Es existiert nicht wirklich sondern

nur in der Vorstellung des Revenueempfaumlngers LInd ist daher fiktives Kapital Man

nennt diesen Prozeszlig der Bildung des fiktiven Kapitals kapitalisieren 33

Wenn der Bezieher der Revenue verbrieft kriegt daszlig er jaumlhrlich 1000 DM erhaumllt

dann kann er diesen Berechtigungsschein fuumlr 20000DM verkaufen Hierbei wird

deutlich daszlig der Kaumlufer nicht das Kapital das ja in Wirklichkeit nicht existiert sonshy

dern nur die Berechtigung jaumlhrlich 1000 Drvl zu beziehen erhaumllt Worin besteht die praktische d h die oumlkonomische Bedeutung dieser Erkenntnis

vom fiktiven Kapital Marx belegt sie mit einigen Beispielen Wir werden sie aktualishy

sieren Er beginnt mit den Staatsschulden Der Staat z B die BRD-Regierung muszlig

Schulden machen weil sie die Staatshaushaltsausgaben besonderswegen der hoshy

hen Ruumlst ungsausgaben nicht m it den Staatshaushaltseinnahmen decken kann Sie

muszlig sich wie es heiszligt mit 40 Mill iarden DM neu verschulden Dazu w ird sie der Staatsbank und der Oumlffentlichkeit Staatsanleihepapiere verkaufen in denen sie vershy

spricht 6 oder 7 Prozent Zinsen zu zahlen Das Kapital das in diesem Falle verzinst

wird existiert gar nicht Es sind die Staatsschulden also weniger als nichts das vershy

zinst wird Aber in allen diesen Faumlllen bieibt das Kapital als dessen Abkoumlmmling (Zins) die St aatszahlung betrachtet wird illusorisch fiktives Kapital Nicht nur daszlig

die Summe d ie dem Staat geliehen wurde uumlberhaupt nicht mehr existiert Sie war uumlberhaupt nie bestimmt als Kapital verausgabt angelegt zu werden 34

179 178

Staatsanleihepapiere werden auf der Effektenboumlrse wie die Ware gehandelt und

zwar jeweils in Houmlhe der kapitalisierten Zinsen Die Kaumlufer dieser Papiere handeln als

Geldkapitalisten die ihr Geld als zinstragendes Kapital anlegen Nur existiert dieses

Kapital gar nicht Es ist fiktiv Nur die jaumlhrlichen Zinsen sind real Und natuumlrlich die

Staatsschulden der BRD die betraumlchtlich sind In den USA betragen sie gegenwaumlrtig

zwei Billionen() Dollar Dazu kommen noch jeweils uumlber hundert Milliarden Dollar

Staatshaushalts- und Auszligenhandelsdefizit Aber die USA zahlen fuumlr ihre Staatsshy

schuldenpapiere zehn und zeitweilig uumlber zehn Prozent Zinsen Die Staatsanleihen

werden gekauft weil die Zinsen houmlher sind als die die die Sparkasse zahlt

Und nun das andere auch sehr aktuelle Beispiel die Aktien Es wurde schon mit

Marx festgestellt daszlig die Aktiengesellschaften kapitali~tische Geseischaftsuntershy

nehmen sind Sie wurden und werden gegruumlndet weil die Unternehmen z B Kohshy

lengruben Huumlttenwerke Haumlfen usw so groszlig sind daszlig ein Einzelkapitalist nicht das

dazu notwendige Kapital aufbringen kann Also werden mit Hilfe eines Bankkonsorshy

tiums die Unternehmen als Aktiengesellschaften gegruumlndet Das daZIJ notwendige

Kapital wird in Produktionsanlagen und fuumlr den Kauf von Arbeitskraumlften angelegt

Das Unternehmen wurde gegruumlndet um durch Ausbeutung der Arbeiter einen moumlgshylichst hohen Profit zu erzielen

Darum geht es den Aktionaumlren Die Banken verkaufen direkt an ihre Bankkunden

oder uumlber die Effektenboumlrse Aktien Die Aktien sind keine Anteilscheine oder wie

Marx schreibt Eigentumstitel am produktiven Kapital Das produktive Kapital bringt

wie gesagt durch die Ausbeutung der Arbeiter Profit ein ~llit den Aktien erwerben

die Aktionaumlre einen Anteil an diesem Profit die Dividende Das Aktienkapital ist kapishy

talisierte Dividende Aber dies (in dem Unternehmen ausgelegte) Kapital existiert

nicht doppelt einmal als Kapitalwert der Eigentumstitel der Aktien und das andre

Mal als das in jenen Unternehmungen wirklich angelegte oder anzulegende KapitaL

Es existiert nur in jener letztem Form und die Aktie ist nichts al ein Eigentumstitei pro rata auf den durch jenes zu realisierenden Mehrwert 35 Die Formulierung dies

Kapital existiert nicht doppelt und die Aktie ist nichts als ein Eigentumstitel hat

manchen Leser des dritten Bandes des Kapitals verwirrt MarK meint das Kapital

existiert nicht doppelt als produktives Kapital Es existiert als produktives Kapital und

als fiktives Kapital als kapitalisierte Dividende Und Eigentumstitel meint Anrechtsshy

schein auf einen Teil der vom produktiven Kapital hervorgebrachten Profite Anrecht auf Dividende

Fiktives Kapital heiszligt nicht daszlig es keine Realitaumlt besitzt Erstens ist es sehr bewegshy

lich Sein Preis oder richtiger Kurs haumlngt von der Houmlhe der Dividende und des herrshy

schenden Zinsfuszliges ab Sie ist die Dividende und bleibt der Zinsfu szlig konstant dann

steigt der Preis bzw der Kurs der Aktien Verdoppelt sich z B die Dividende dann

verdoppelt sich auch der Kurs der Aktie Schon durch die Ervvartung einer Dividenshy

densteigerung waumlchst dei Aktienkurs Dabei spielt die Spekulation eine gewichtige

180

Rolle Sinkt die Dividende so sinkt bei gleichbleibendem Zinsfuszlig der Aktienkurs

Bei einer wirklichen oder nur geruumlchteweise verbreiteten Erwartung auf eine Wirt shy

schaftskrise gibt es einen Aktienkurssturz einen Boumlrsenkrach wie am 19 Oktober

1987 Dieser brachte den Aktienbesitzern die dieAktien als Kapitalanlage als zinstrashy

gendes Kapital gekauft hatten riesige Verluste

Zweitens verleiht Aktiengroszligbesitz oumlkonomische Macht Groszligaktionaumlre die die

Aktienmajoritaumlt besitzen bestimmen auf den Hauptversammlungen der Aktiengeshy

sellschaften sowohl uumlber die Entw icklung der Aktiengeselischaft als auch uumlber die

Auszahung der Dividende Sie besetzen die Aufsichtsraumlte und Vorstaumlnde der Aktienshy

gesellschaften und kassieren auf diesen Posten hohe Gehaumllter und Tantiemen die in

die Hunderttausende gehen Das Aktienwesen bietet in Analogie zum Kredit dem

einzelnen Kapitalisten [j eine innerhalb gewisser Schranken absolute Verfuumlgung

uumlber fremdes Kapital und fremdes Eigentum und dadurch uumlber fremde Arbeit Vershy

fuumlgung uumlber gesellschaftliches nicht eignes Kapital gibt ihm Verfuumlgung uumlber gesellshyschaftliche A rbeit 36

Fuumlr die Aktiengesellschaften gilt wie fuumlr den Kredit daszlig sie die materiellen Vorshy

aussetzungen fuumlr eine houmlhere fuumlr Oie sozialistische Wirtschaftsordnung schaffen

Anmerkungen

1 Karl Marx Das Kapitai Dritter Band In MEW Bd 25 S 607-626

2 Ebenda S 611

3 Ebenda S 3l54

4 Ebenda S 369

5 Siehe ebenda S 388

6 Ebenda S405

7 Karl Marx Das Kapital Erster Band In MEW Bd 23 S352

8 Siehe Karl Marx Das Kapital Dritter Band a a 0 S 403

9 Siehe ebenda S 388

10 Ebenda S620 1 Ebenda

12 Ebenda S-454 13 W Lenin Der Imperialismus als houmlchstes Stadium des Kapitalismus In Werke

Bd22 S218 14 KalI Marx Das Kapital Dritte Band aaO S457

15 Ebenda 5 496_

16 Siehe ebenda S413

17 Ebenda 18 Ebenda S498

181

19 EbendaS499

20 Ebenda S 501

21 Ebenda S493-535 22 Ebenda S 502

23 Ebenda S512

24 Ebenda S 524 25 EbendaS417

26 Ebenda S 538

27 Ebenda S 562-579

28 Erich Friedemann Zur Rolle des Goldes und anderer Waumlhrungsreserven im geshy

genwaumlrtigen Kapitalismus In Wirtschaftswissenschaft 341986 Heft 8 S1171 bis 1189

29 Karl Marx Das Kapital Dritter Band a a 0 S 588589 30 Ebenda S621

31 Ebenda S452

32 Ebenda S 482

33 Siehe ebenda S 484

34 Ebenda 8 482483

35 Ebenda S484485

36 Ebenda S454455

182

Gisela Winkler

Zur Stellung und Funktion des 6Abschnitts Verwandlung von Surplusprofit in Grundrente JJ

des dritten Ba ndes des Kapitals JJ

im oumlkonomischen W erk von Karl Marx

In letzter Zeit ist die Thematik der Grundrententheorie wieder verstaumlrkt in den Mittel shy

punkt des wissenschaftlichen Interesses geruumlckt Die Hauptursachen hierfuumlr sind

zum einen in der Forschung zu sehen die sich notwendigerweise aus der Edition des

literarischen Erbes von Karl Marx und Friedrich Engels in der MEGA2 ergibt und eng

mit ihr verbunden ist Zum anderen draumlngen Diskussionen zur Wertprobiematik soshy

wie aktuelle Fragestellungen im Zusammenhang mit der Grundrente zu einer weiteshy

ren Untersuchung der Grundrent~ntheorie Die wissenschaftlichen Diskussionen zeigen jedoch daszlig die schoumlpferische Anwendung der Marxschen Grundrententheoshy

rie in der Gegenwart nur uumlber ein exaktes Studium dieser Theorie zu verwirklichen

ist und daszlig das Erfassen der Methode und der Struktur des oumlkonomischen Werkes

von Marx eine Schluumlsselstellung bei der Weiterentwicklung der marxistisch-lenini shy

stische Rententheorie einnimmt

Die durch die Herausgabe der MEGA moumlglich gewordene umfassende Erschlie-

szligung der Arbeiten von Marx und Engels stellt dabei die Basis fuumlr ein weiteres Eindrinshy

gen in den Ideengehalt der Werke von Marx und Engels dar Sie erfordert von uns

aber auch ein erneutes Durchdenken einer Reihe bereits eroumlrterter Fragestellungen

bzw die Erweiterung der Sicht auf neue Probleme Das betrifft auch die Grundrenshy

tent~eorie und die Lehre vom Grundeigentum

Ein zentrales Problem in diesem Prozeszlig ist die Untersuchung der Stellung der

Grundrententheorie und die Klaumlrung der Funktion des 6 Abschnitts Verwandlung

von Surplusprofit in Grundrente im dritten Band des Kapitals

Die Beantwortung der Frage nach den Ursachen der Aufnahme der Grundrentenshy

theorie ins Kapital und der Stellung und der Funktion der Grundrententheorie im

Kapital ist dabei eng mit der Gesamtforschung zum sechsgliedrigen Autbauplan des oumlkonomischen Werkes von M arx verbunden Sowohl die Entwicklung des Kapi shy

talbegriffs als auch die Untersuchung des Ganges von der Marxschen Absicht die

Grundrente nicht ins Kapital aufzunehmen (18571858) uumlber dre Aufnahme der

Grundrente zur Illustration von Wert und Produktionspreis (11362) bis zur umfasshysenden systematischen Darstellung der Grundrententheorie im Manuskript 1863 bis

1865 (1865) zeigen die enge Beziehung zw ischen der Entwicklung der oumlkonomischen

Kategorien der Struktur des oumlkonomischen Hauptwerkes und der uumlbrigen Buumlcher

183

Page 6: Für Nichtökonomen, aber sicher auch manchen Ökonomen ......mulation Fremdkapital, also Leihkapital, aufnehmen und den DurChschnittsprofit mit den Leihkapitalisten, die eine bestimmte

ditgeldes und seiner oumlkonomischen Grundlagen bestaumltigt daszlig die Banknoten zwar

gegen Gold konvertibel sind und dem Geldumlaufgesetz unterliegen aber ihre Emisshy

sion sich nicht an der Goldreserve der Staatsbank orientiert sondern an den Kreditshy

beduumlrfnissen der Wirtschaft die durch die Ausstellung Diskontierung und Rediskonshy

tierung von Wechseln befriedigt werden

Das Festhalten an dem Bankakt von 1844 hatte uumlbrigens fuumlr die Bankieis einen Vorshy

teil Durch die Einschraumlnkung der Geidemission und der Kredite stiegen die Zinsen und damit auch die Bankgewinne

Zu einem damit zusammenhaumlngenden Jktuellen Problem DLlrch die allgemeine

Aufhebung der Konvertibiiitaumlt des umlaufenden Papier- Kredit- und Buchgeldes geshy

gen Gold im Jahre 1971 entstand wie schon enlvaumlhnt vom USA-Finanzkapital irrishy

tiert und von nicht wenigen marxistischen Oumlkonomen uumlbernommen die Theorie

von der Demontierung des Goldes Es wurde behauptet daszlig nunmehr das Kreditshy

geid obwohl es Ilach der Aufhebung der Konvertibilitaumlt gegen Gold keinen eigenen

Wert hat oder repraumlsentiert alle Geldfunktionen auch die des Maszliges der Werte und

Mal~stalJ der Preise ausuumlbt Eine Zeitlang wurde die Meinung vertreten daszlig die Sonshy

derziehungsrechte des Internationalen Waumlhrungsfonds (lWF) Papiergold seien

Alle diese Theorien befinden sich im Unrecht

Das kapitalistische Waumlhrungssystem befindet sich zwar in einer unheilbaren Krise

und es herrscht eine alle kapitalistichen Laumlnder erfassende chronische Inflation

Aber es kommt nicht vom Gold los Erich Friedemann hat in seinem Beitrag Zur Rolle des Goldes und andererWaumlhrungsreserven im gegenwaumlrtigen Kapitalismus28

nachgewiesen Erstens daszlig die Waumlhrungsgoidreserve zuvor seit 1971 vor alem auf

Kosten der USA umverteilt ab~r konstant ist zweitens daszlig all6 Zentralbanken ihren

Goldbestand nicht nur festhalten sondern zu vermehren suchen drittens daszlig alie

kapitalistischen Waumlhrungen sich an Waumlhrungsgold orientieren viertensdaszlig fuumlr sie

und fuumlr die Privateigentuumlmer das Waumlhrungsgold dar Rettungsanker ist an (jen sie

sich in dem Chaos des verfaulenden kapital istischen Waumlhiungssystems klammern

Der Waumlhrllngsgoldbestand der Waumlhrungsbehoumlrden (Zentralbanken Internationashy

ler Waumlhrungsfonds Weltbank Europaumlisches fJaumlhiUngssystem) betrug 1981 35924

Tonnen In Privatbesitz befinden sich mindestens 30000 Tonnen die dort als Schatz fungieren und zur Waumlhrungsgoldreserve gerechnet werden muumlssen Auf dem Umshy

weg uumlber die Waumlhrungsgoldreserve ist das Gold die Grundlage der Geldfunktionen

auch im heutigen Kapitalismus geblieben Man muszlig zwischen dem Gold als Rohstoff

und Ware sowie as Waumlhrungsgold unterscheiden Das sprunghafte Ansteigen der

Goldpreise nach dem Zusammenbiuch des Bratton-Woods-Systems betraf das Gold

als Rohstoff und Ware Die Preissteigerung des Goides hatte ihre Ursache erstens in der Unterbewertung die durch die Zwangsbindung des Goldpreisesan den USAshy

Dollar entstand und darin (1 Unze Gold gleich 3595 USA-Dollar) daszlig Papier-Dollar schrankenlos emittiert wurden zwmiddoteitens in der allgemeinen Aufhebung der Konvershy

176

tibilitaumlt des umlaufenden inkonvertibel gewordenen Geldes gegen Gol cl in der allshy

gemeinen chronischen infiation viertens in der Spekulation

rlarx beschaumlftigt sich im 35 und 36 Kapitel mit der Rolle des Waumlhrulgsgoldes und

dem Wechselkurs Er untersucht vor allem seine Funktion als Weltgeld und Reserveshy

fonds Es spieite unter dem Goldstandard d h unter den Bedingungen da das Gold

direkt die oumlkonomische Grundlage des Waumlhrungssystems war eine wiGhtige Rolle

beim internationalen Zehlungsausgleich Wenn im Welthandel ein Ungleichgewicht

beim Export und Import entstand muszligte bei einem Exportdefizit d h wenn mehr

Waren eingefuumlhrt als ausgefuumlhrt wurden Gold ausgefuumlhrt werden Das hing mit dem

Wechselkurs zusammen denn auch im Welthandel wird uumlberwiegend auf Kredit vershy

kauft und gekauft daher mit Wechseln bezahlt Entstand ein Handelsdefizit dann

sank derWechselkurs des Landes das zu viel importierte und damit entstanden Vershy

luste fuumlr die Impolieure Daher muszligte Gold exportiert werden um den Wechselkurs

auf der normalen Houmlhe zu halter Der Verfall des Wechselkurses des USA-Dollars

der seine Ursache im staumlndig wachsenden Handelsdefizit und Haushaltsdefizit hat

kann heute nicht mehr mit dem Export von Waumlhrungsgold ausgeglichen werden und

ist eine der Ursachen der Erschuumltte~ung des kapitalistischen Wirtschafts- und Waumlhshy

rungssystems Marx stellt im Ergebnis seiner Untersuchung des Verhaumlltnisses von Kredit und

Vlaumlhrungsgold fest daszlig der Kredit eine Form des Reichtums der kapitalistischen Geshy

sellschaft ist und das Geld aus der Zirkulation verdraumlngt Er beruht auf dem gegenseishy

t igen Vertrauen der Geschaumlftspartner Aber sobald der Kredit erschuumlttert wird [1

soll nun aller reale Reichtum wirklich Lind ploumltzlich in Geld verwandelt werden in

Gold und Silber eine verruumlckte Forderung die aber notwendig aus dem System seibst hervorwaumlchst19 Soviel Gold befand sich nicht im Reservefonds der Banken

Es muszligte daher zur Bank- und Kreditkrise kommen

Die Aufhebung der Godkonvertibilitaumlt des umlaufenden Geldes ist ein Zeichen der

Verschaumlrfung der allgemeinen Krise des Kapitalismus Dennoch funktioniert das Kreshy

ditsystem als Triebkraft der krisenerschuumltterten kapitalistischen Produ~tion und der

Entwicklung der modernen Produktivkraumlfte weiter Daher gilt die im letzten dem

30 Kapitel Vorkapitalistisches get roffene Feststellung auch heute Endlich unshy

terliegt es keinem Zw eifel daszlig das Kreditsystem als ein maumlchtiger Hebe dienen wird waumlhrend des Uumlbergangs aus der kap italistischen Produktionsweise in die Produkshy

tionsw eise der assoziierten Arbeit jedoch nur als ein Element im Zusammenhang mit andren orga nischen Umwaumllzungen der Produktionsweise selbst30 das hpiszligt im

Zusammenhang mit der pro letarischen Revolution der Errichtung der Herrschaft der

Arbeiterklasse der Enteignung des Monopolkapitals und der Verwandlung des moshynopolkapitalistischen Eigentums an den Produktionsmitteln in Volkseigentum

125923 177

Aktiengesellschaften Fiktives Kapital

Die Kategorie fiktives Kapital wird in der Uumlberschrift des 25 Kapitels Kredit und fiktishy

ves Kapital erwaumlhnt aber dort nicht behandelt Dort geht es ediglich wie schon geshy

sagt um den Wechsel und dessen Funktion als Handelsgeld sowie um Man ipulatioshy

nen die mit dem Wechsel betrieben werden Es wird vor ailem im Kapitel 27 Die

Rolle des Kredits in der kapitalistischen Produktion und im Kapitel 29 Bestandshyteile des Bankkapitals analysiert

Nebenbei bemerkt der heutige dritte Band des Kapitals (im Rahmen der MEW)

bestand in der von Engels 1894 herausgegebenen und 1922 nachgedruckten sechshy

sten Auflage aus zwei Teilen bzw Buumlchern Das erste Buch ging bis Kapitel 28 Umshy

laufmittel und Kapital Tookes und Fullartons Auffassung Es ist ein polemisches

Kapitel das sich in der Hauptsache mit der Verwechslung von Geld und Kapital beshy

schaumlftigt Es handelt sich um das auf den Konten der Banken befindliche zeitweilig

fre ie Geld der Bankkunden das von den Bankiers als Geldkapital fuumlr Kredite benutzt

wird Dieses Kapitel ist als 28 zwischen Kapitel 27 und 29 geschoben in denen hauptshy

saumlchlich uumlber das fiktive Kapital und die Aktiengesellschaften geschrieben wird Das

29 Kapitel eroumlffnet den zweiten Teil des dritten Bandes des Kapitals Es wird die

Uumlberschrift des dritten Bandes Der Gesamtprozeszlig der kapitalistischen Produktion

wiederholt und zwar als Zweiter Teil Am Beginn des dritten Bandes steht Dritshy

tes Buch Der Gesamtprozeszlig der kapitalistischen Produktion Erster Teil Zu Beginn

des Zweiten Teils (S479) wird auch die Uumlberschrift Fuumlnfter Abschnitt Spaltung

des Profits in Zins und Unternehmergewinn Das zinstragende Kapital wiederholt Die Uumlberschriften stammen anscheinend von Engels und spiegeln nur teilweise den Inhalt des betreffenden Kapitels wider

Die Behandlung des fiktiven Kapitals im 25 Kapitel wird also sozusagen zweifach unterbrochen Einmal durch das 28 Kapitel und zum anderen durch die Teilung des

dritten Bandes des Kapitals in zwei Teile Im Kapitel 27 Die Relie des Kredits in der kapitalistischen Produktion kommt Marx zu den Aktiengesellschaften und zum

fiktiven Kapital uumlber den Hinweis daszlig der Kredit die Ausgleichung der Profitrater

vermittelt und die Zirkulationskosten verringert Dann stellt erfest daszlig die gewaltige

Konzentration der Produktion und des Kapitals eine Gruumlndung und Fuumlhrung von Unshy

ternehmen durch Einzelkapitale unmoumlglich macht Fruumlher waren solche Groszliguntershy

nehmen Regierungsunternehmen dann wurden sie ZL kapitalistischen Gesellshyschaftsunternehmen

Er zieht daraus gleich entsche idende Schluszligfolgerungen fuumlr die Entwicklung und

Abloumlsung des Kapitalismus durch eine houmlhere Gesellschaftsordnung Das Kapital

das an sich auf gesellschaftJicher Produktionsweise beruht und eine gesellschaftlishyche Konzentration von Produktionsmitteln und Arbeitskraumlften voraussetzt erhaumllt

hier direkt die Form von Gesellschaftskapital (Kapital direkt assoziierter Individuen)

im Gegensatz zum Privatkapital und seine Unternehmungen t reten auf als Gesellshy

schafisunternehmungen im Gegensatz zu Privatunternehmungen Es ist die Aufheshy

bung des Kapitals als Privateigentum innerhalb der Grenzen der kapitalistischen Proshyduktionsweise selbst 31

Er fuumlgt hinzu daszlig der fung ierende Kapitalist zu einem blorsen Verwalter von fremshy

dem Kap ital wird - gemeint sind die Aktiengesellschaften -und die Kapitaleigentuumlshy

mer - die Aktionaumlre - zu bloszligen Geldkapitalisten Friedrich Enges ergaumlnzt in einer

Einschaltung noch daszlig aus den Aktiengesellschaften sich internationale Kartelle

wie der britische United Alkali Trust entwickel t haben Diese Uumlberlegungen bilden

eine Art Zwischenglied zu Lenins Imperialismustheorie Im Kapitel 29 Bestandteile

des BankkapItals untersucht Marx eingehend das fiktive Kapital Hier kommt er

nach einer kurzen Angabe der Bestandteile des Bankkapitals zum Thema Das fiktive

Kapital ist wie zu Beginn unserer Betrachtung schon vermerkt wurde eine Form des

zinstragenden Kapitals eine recht eigenartige Form Marx schreibt Die Form des

zirlstragenden Kapitals bringt es mit sich daszlig jede bestimmte und regelmaumlszligige Geldshy

revenue als Zins eines Kapitals erscheint sie mag aus einem Kapital entspringen oder nicht Erst wird das Geldeinklmmen in Zins verwandelt und mit dem Zins finshydet sich dann auch das Kapital woraus es entspringt 32

Jemand erhaumllt beispielsweise regelmaumlszligig jaumlhrlich 1000 DM Der herrschende Zinsshy

fuszlig betrage 5 Prozent Dann werden die 1OOODM mit 100 multipliziert Das ergibt

100000DM Durch 5 naumlmlich die 5 Prozent Zinsen dividiert ergibt das 20000DM

Das ist dann das errechnete oder erdachte Kapital Es existiert nicht wirklich sondern

nur in der Vorstellung des Revenueempfaumlngers LInd ist daher fiktives Kapital Man

nennt diesen Prozeszlig der Bildung des fiktiven Kapitals kapitalisieren 33

Wenn der Bezieher der Revenue verbrieft kriegt daszlig er jaumlhrlich 1000 DM erhaumllt

dann kann er diesen Berechtigungsschein fuumlr 20000DM verkaufen Hierbei wird

deutlich daszlig der Kaumlufer nicht das Kapital das ja in Wirklichkeit nicht existiert sonshy

dern nur die Berechtigung jaumlhrlich 1000 Drvl zu beziehen erhaumllt Worin besteht die praktische d h die oumlkonomische Bedeutung dieser Erkenntnis

vom fiktiven Kapital Marx belegt sie mit einigen Beispielen Wir werden sie aktualishy

sieren Er beginnt mit den Staatsschulden Der Staat z B die BRD-Regierung muszlig

Schulden machen weil sie die Staatshaushaltsausgaben besonderswegen der hoshy

hen Ruumlst ungsausgaben nicht m it den Staatshaushaltseinnahmen decken kann Sie

muszlig sich wie es heiszligt mit 40 Mill iarden DM neu verschulden Dazu w ird sie der Staatsbank und der Oumlffentlichkeit Staatsanleihepapiere verkaufen in denen sie vershy

spricht 6 oder 7 Prozent Zinsen zu zahlen Das Kapital das in diesem Falle verzinst

wird existiert gar nicht Es sind die Staatsschulden also weniger als nichts das vershy

zinst wird Aber in allen diesen Faumlllen bieibt das Kapital als dessen Abkoumlmmling (Zins) die St aatszahlung betrachtet wird illusorisch fiktives Kapital Nicht nur daszlig

die Summe d ie dem Staat geliehen wurde uumlberhaupt nicht mehr existiert Sie war uumlberhaupt nie bestimmt als Kapital verausgabt angelegt zu werden 34

179 178

Staatsanleihepapiere werden auf der Effektenboumlrse wie die Ware gehandelt und

zwar jeweils in Houmlhe der kapitalisierten Zinsen Die Kaumlufer dieser Papiere handeln als

Geldkapitalisten die ihr Geld als zinstragendes Kapital anlegen Nur existiert dieses

Kapital gar nicht Es ist fiktiv Nur die jaumlhrlichen Zinsen sind real Und natuumlrlich die

Staatsschulden der BRD die betraumlchtlich sind In den USA betragen sie gegenwaumlrtig

zwei Billionen() Dollar Dazu kommen noch jeweils uumlber hundert Milliarden Dollar

Staatshaushalts- und Auszligenhandelsdefizit Aber die USA zahlen fuumlr ihre Staatsshy

schuldenpapiere zehn und zeitweilig uumlber zehn Prozent Zinsen Die Staatsanleihen

werden gekauft weil die Zinsen houmlher sind als die die die Sparkasse zahlt

Und nun das andere auch sehr aktuelle Beispiel die Aktien Es wurde schon mit

Marx festgestellt daszlig die Aktiengesellschaften kapitali~tische Geseischaftsuntershy

nehmen sind Sie wurden und werden gegruumlndet weil die Unternehmen z B Kohshy

lengruben Huumlttenwerke Haumlfen usw so groszlig sind daszlig ein Einzelkapitalist nicht das

dazu notwendige Kapital aufbringen kann Also werden mit Hilfe eines Bankkonsorshy

tiums die Unternehmen als Aktiengesellschaften gegruumlndet Das daZIJ notwendige

Kapital wird in Produktionsanlagen und fuumlr den Kauf von Arbeitskraumlften angelegt

Das Unternehmen wurde gegruumlndet um durch Ausbeutung der Arbeiter einen moumlgshylichst hohen Profit zu erzielen

Darum geht es den Aktionaumlren Die Banken verkaufen direkt an ihre Bankkunden

oder uumlber die Effektenboumlrse Aktien Die Aktien sind keine Anteilscheine oder wie

Marx schreibt Eigentumstitel am produktiven Kapital Das produktive Kapital bringt

wie gesagt durch die Ausbeutung der Arbeiter Profit ein ~llit den Aktien erwerben

die Aktionaumlre einen Anteil an diesem Profit die Dividende Das Aktienkapital ist kapishy

talisierte Dividende Aber dies (in dem Unternehmen ausgelegte) Kapital existiert

nicht doppelt einmal als Kapitalwert der Eigentumstitel der Aktien und das andre

Mal als das in jenen Unternehmungen wirklich angelegte oder anzulegende KapitaL

Es existiert nur in jener letztem Form und die Aktie ist nichts al ein Eigentumstitei pro rata auf den durch jenes zu realisierenden Mehrwert 35 Die Formulierung dies

Kapital existiert nicht doppelt und die Aktie ist nichts als ein Eigentumstitel hat

manchen Leser des dritten Bandes des Kapitals verwirrt MarK meint das Kapital

existiert nicht doppelt als produktives Kapital Es existiert als produktives Kapital und

als fiktives Kapital als kapitalisierte Dividende Und Eigentumstitel meint Anrechtsshy

schein auf einen Teil der vom produktiven Kapital hervorgebrachten Profite Anrecht auf Dividende

Fiktives Kapital heiszligt nicht daszlig es keine Realitaumlt besitzt Erstens ist es sehr bewegshy

lich Sein Preis oder richtiger Kurs haumlngt von der Houmlhe der Dividende und des herrshy

schenden Zinsfuszliges ab Sie ist die Dividende und bleibt der Zinsfu szlig konstant dann

steigt der Preis bzw der Kurs der Aktien Verdoppelt sich z B die Dividende dann

verdoppelt sich auch der Kurs der Aktie Schon durch die Ervvartung einer Dividenshy

densteigerung waumlchst dei Aktienkurs Dabei spielt die Spekulation eine gewichtige

180

Rolle Sinkt die Dividende so sinkt bei gleichbleibendem Zinsfuszlig der Aktienkurs

Bei einer wirklichen oder nur geruumlchteweise verbreiteten Erwartung auf eine Wirt shy

schaftskrise gibt es einen Aktienkurssturz einen Boumlrsenkrach wie am 19 Oktober

1987 Dieser brachte den Aktienbesitzern die dieAktien als Kapitalanlage als zinstrashy

gendes Kapital gekauft hatten riesige Verluste

Zweitens verleiht Aktiengroszligbesitz oumlkonomische Macht Groszligaktionaumlre die die

Aktienmajoritaumlt besitzen bestimmen auf den Hauptversammlungen der Aktiengeshy

sellschaften sowohl uumlber die Entw icklung der Aktiengeselischaft als auch uumlber die

Auszahung der Dividende Sie besetzen die Aufsichtsraumlte und Vorstaumlnde der Aktienshy

gesellschaften und kassieren auf diesen Posten hohe Gehaumllter und Tantiemen die in

die Hunderttausende gehen Das Aktienwesen bietet in Analogie zum Kredit dem

einzelnen Kapitalisten [j eine innerhalb gewisser Schranken absolute Verfuumlgung

uumlber fremdes Kapital und fremdes Eigentum und dadurch uumlber fremde Arbeit Vershy

fuumlgung uumlber gesellschaftliches nicht eignes Kapital gibt ihm Verfuumlgung uumlber gesellshyschaftliche A rbeit 36

Fuumlr die Aktiengesellschaften gilt wie fuumlr den Kredit daszlig sie die materiellen Vorshy

aussetzungen fuumlr eine houmlhere fuumlr Oie sozialistische Wirtschaftsordnung schaffen

Anmerkungen

1 Karl Marx Das Kapitai Dritter Band In MEW Bd 25 S 607-626

2 Ebenda S 611

3 Ebenda S 3l54

4 Ebenda S 369

5 Siehe ebenda S 388

6 Ebenda S405

7 Karl Marx Das Kapital Erster Band In MEW Bd 23 S352

8 Siehe Karl Marx Das Kapital Dritter Band a a 0 S 403

9 Siehe ebenda S 388

10 Ebenda S620 1 Ebenda

12 Ebenda S-454 13 W Lenin Der Imperialismus als houmlchstes Stadium des Kapitalismus In Werke

Bd22 S218 14 KalI Marx Das Kapital Dritte Band aaO S457

15 Ebenda 5 496_

16 Siehe ebenda S413

17 Ebenda 18 Ebenda S498

181

19 EbendaS499

20 Ebenda S 501

21 Ebenda S493-535 22 Ebenda S 502

23 Ebenda S512

24 Ebenda S 524 25 EbendaS417

26 Ebenda S 538

27 Ebenda S 562-579

28 Erich Friedemann Zur Rolle des Goldes und anderer Waumlhrungsreserven im geshy

genwaumlrtigen Kapitalismus In Wirtschaftswissenschaft 341986 Heft 8 S1171 bis 1189

29 Karl Marx Das Kapital Dritter Band a a 0 S 588589 30 Ebenda S621

31 Ebenda S452

32 Ebenda S 482

33 Siehe ebenda S 484

34 Ebenda 8 482483

35 Ebenda S484485

36 Ebenda S454455

182

Gisela Winkler

Zur Stellung und Funktion des 6Abschnitts Verwandlung von Surplusprofit in Grundrente JJ

des dritten Ba ndes des Kapitals JJ

im oumlkonomischen W erk von Karl Marx

In letzter Zeit ist die Thematik der Grundrententheorie wieder verstaumlrkt in den Mittel shy

punkt des wissenschaftlichen Interesses geruumlckt Die Hauptursachen hierfuumlr sind

zum einen in der Forschung zu sehen die sich notwendigerweise aus der Edition des

literarischen Erbes von Karl Marx und Friedrich Engels in der MEGA2 ergibt und eng

mit ihr verbunden ist Zum anderen draumlngen Diskussionen zur Wertprobiematik soshy

wie aktuelle Fragestellungen im Zusammenhang mit der Grundrente zu einer weiteshy

ren Untersuchung der Grundrent~ntheorie Die wissenschaftlichen Diskussionen zeigen jedoch daszlig die schoumlpferische Anwendung der Marxschen Grundrententheoshy

rie in der Gegenwart nur uumlber ein exaktes Studium dieser Theorie zu verwirklichen

ist und daszlig das Erfassen der Methode und der Struktur des oumlkonomischen Werkes

von Marx eine Schluumlsselstellung bei der Weiterentwicklung der marxistisch-lenini shy

stische Rententheorie einnimmt

Die durch die Herausgabe der MEGA moumlglich gewordene umfassende Erschlie-

szligung der Arbeiten von Marx und Engels stellt dabei die Basis fuumlr ein weiteres Eindrinshy

gen in den Ideengehalt der Werke von Marx und Engels dar Sie erfordert von uns

aber auch ein erneutes Durchdenken einer Reihe bereits eroumlrterter Fragestellungen

bzw die Erweiterung der Sicht auf neue Probleme Das betrifft auch die Grundrenshy

tent~eorie und die Lehre vom Grundeigentum

Ein zentrales Problem in diesem Prozeszlig ist die Untersuchung der Stellung der

Grundrententheorie und die Klaumlrung der Funktion des 6 Abschnitts Verwandlung

von Surplusprofit in Grundrente im dritten Band des Kapitals

Die Beantwortung der Frage nach den Ursachen der Aufnahme der Grundrentenshy

theorie ins Kapital und der Stellung und der Funktion der Grundrententheorie im

Kapital ist dabei eng mit der Gesamtforschung zum sechsgliedrigen Autbauplan des oumlkonomischen Werkes von M arx verbunden Sowohl die Entwicklung des Kapi shy

talbegriffs als auch die Untersuchung des Ganges von der Marxschen Absicht die

Grundrente nicht ins Kapital aufzunehmen (18571858) uumlber dre Aufnahme der

Grundrente zur Illustration von Wert und Produktionspreis (11362) bis zur umfasshysenden systematischen Darstellung der Grundrententheorie im Manuskript 1863 bis

1865 (1865) zeigen die enge Beziehung zw ischen der Entwicklung der oumlkonomischen

Kategorien der Struktur des oumlkonomischen Hauptwerkes und der uumlbrigen Buumlcher

183

Page 7: Für Nichtökonomen, aber sicher auch manchen Ökonomen ......mulation Fremdkapital, also Leihkapital, aufnehmen und den DurChschnittsprofit mit den Leihkapitalisten, die eine bestimmte

Aktiengesellschaften Fiktives Kapital

Die Kategorie fiktives Kapital wird in der Uumlberschrift des 25 Kapitels Kredit und fiktishy

ves Kapital erwaumlhnt aber dort nicht behandelt Dort geht es ediglich wie schon geshy

sagt um den Wechsel und dessen Funktion als Handelsgeld sowie um Man ipulatioshy

nen die mit dem Wechsel betrieben werden Es wird vor ailem im Kapitel 27 Die

Rolle des Kredits in der kapitalistischen Produktion und im Kapitel 29 Bestandshyteile des Bankkapitals analysiert

Nebenbei bemerkt der heutige dritte Band des Kapitals (im Rahmen der MEW)

bestand in der von Engels 1894 herausgegebenen und 1922 nachgedruckten sechshy

sten Auflage aus zwei Teilen bzw Buumlchern Das erste Buch ging bis Kapitel 28 Umshy

laufmittel und Kapital Tookes und Fullartons Auffassung Es ist ein polemisches

Kapitel das sich in der Hauptsache mit der Verwechslung von Geld und Kapital beshy

schaumlftigt Es handelt sich um das auf den Konten der Banken befindliche zeitweilig

fre ie Geld der Bankkunden das von den Bankiers als Geldkapital fuumlr Kredite benutzt

wird Dieses Kapitel ist als 28 zwischen Kapitel 27 und 29 geschoben in denen hauptshy

saumlchlich uumlber das fiktive Kapital und die Aktiengesellschaften geschrieben wird Das

29 Kapitel eroumlffnet den zweiten Teil des dritten Bandes des Kapitals Es wird die

Uumlberschrift des dritten Bandes Der Gesamtprozeszlig der kapitalistischen Produktion

wiederholt und zwar als Zweiter Teil Am Beginn des dritten Bandes steht Dritshy

tes Buch Der Gesamtprozeszlig der kapitalistischen Produktion Erster Teil Zu Beginn

des Zweiten Teils (S479) wird auch die Uumlberschrift Fuumlnfter Abschnitt Spaltung

des Profits in Zins und Unternehmergewinn Das zinstragende Kapital wiederholt Die Uumlberschriften stammen anscheinend von Engels und spiegeln nur teilweise den Inhalt des betreffenden Kapitels wider

Die Behandlung des fiktiven Kapitals im 25 Kapitel wird also sozusagen zweifach unterbrochen Einmal durch das 28 Kapitel und zum anderen durch die Teilung des

dritten Bandes des Kapitals in zwei Teile Im Kapitel 27 Die Relie des Kredits in der kapitalistischen Produktion kommt Marx zu den Aktiengesellschaften und zum

fiktiven Kapital uumlber den Hinweis daszlig der Kredit die Ausgleichung der Profitrater

vermittelt und die Zirkulationskosten verringert Dann stellt erfest daszlig die gewaltige

Konzentration der Produktion und des Kapitals eine Gruumlndung und Fuumlhrung von Unshy

ternehmen durch Einzelkapitale unmoumlglich macht Fruumlher waren solche Groszliguntershy

nehmen Regierungsunternehmen dann wurden sie ZL kapitalistischen Gesellshyschaftsunternehmen

Er zieht daraus gleich entsche idende Schluszligfolgerungen fuumlr die Entwicklung und

Abloumlsung des Kapitalismus durch eine houmlhere Gesellschaftsordnung Das Kapital

das an sich auf gesellschaftJicher Produktionsweise beruht und eine gesellschaftlishyche Konzentration von Produktionsmitteln und Arbeitskraumlften voraussetzt erhaumllt

hier direkt die Form von Gesellschaftskapital (Kapital direkt assoziierter Individuen)

im Gegensatz zum Privatkapital und seine Unternehmungen t reten auf als Gesellshy

schafisunternehmungen im Gegensatz zu Privatunternehmungen Es ist die Aufheshy

bung des Kapitals als Privateigentum innerhalb der Grenzen der kapitalistischen Proshyduktionsweise selbst 31

Er fuumlgt hinzu daszlig der fung ierende Kapitalist zu einem blorsen Verwalter von fremshy

dem Kap ital wird - gemeint sind die Aktiengesellschaften -und die Kapitaleigentuumlshy

mer - die Aktionaumlre - zu bloszligen Geldkapitalisten Friedrich Enges ergaumlnzt in einer

Einschaltung noch daszlig aus den Aktiengesellschaften sich internationale Kartelle

wie der britische United Alkali Trust entwickel t haben Diese Uumlberlegungen bilden

eine Art Zwischenglied zu Lenins Imperialismustheorie Im Kapitel 29 Bestandteile

des BankkapItals untersucht Marx eingehend das fiktive Kapital Hier kommt er

nach einer kurzen Angabe der Bestandteile des Bankkapitals zum Thema Das fiktive

Kapital ist wie zu Beginn unserer Betrachtung schon vermerkt wurde eine Form des

zinstragenden Kapitals eine recht eigenartige Form Marx schreibt Die Form des

zirlstragenden Kapitals bringt es mit sich daszlig jede bestimmte und regelmaumlszligige Geldshy

revenue als Zins eines Kapitals erscheint sie mag aus einem Kapital entspringen oder nicht Erst wird das Geldeinklmmen in Zins verwandelt und mit dem Zins finshydet sich dann auch das Kapital woraus es entspringt 32

Jemand erhaumllt beispielsweise regelmaumlszligig jaumlhrlich 1000 DM Der herrschende Zinsshy

fuszlig betrage 5 Prozent Dann werden die 1OOODM mit 100 multipliziert Das ergibt

100000DM Durch 5 naumlmlich die 5 Prozent Zinsen dividiert ergibt das 20000DM

Das ist dann das errechnete oder erdachte Kapital Es existiert nicht wirklich sondern

nur in der Vorstellung des Revenueempfaumlngers LInd ist daher fiktives Kapital Man

nennt diesen Prozeszlig der Bildung des fiktiven Kapitals kapitalisieren 33

Wenn der Bezieher der Revenue verbrieft kriegt daszlig er jaumlhrlich 1000 DM erhaumllt

dann kann er diesen Berechtigungsschein fuumlr 20000DM verkaufen Hierbei wird

deutlich daszlig der Kaumlufer nicht das Kapital das ja in Wirklichkeit nicht existiert sonshy

dern nur die Berechtigung jaumlhrlich 1000 Drvl zu beziehen erhaumllt Worin besteht die praktische d h die oumlkonomische Bedeutung dieser Erkenntnis

vom fiktiven Kapital Marx belegt sie mit einigen Beispielen Wir werden sie aktualishy

sieren Er beginnt mit den Staatsschulden Der Staat z B die BRD-Regierung muszlig

Schulden machen weil sie die Staatshaushaltsausgaben besonderswegen der hoshy

hen Ruumlst ungsausgaben nicht m it den Staatshaushaltseinnahmen decken kann Sie

muszlig sich wie es heiszligt mit 40 Mill iarden DM neu verschulden Dazu w ird sie der Staatsbank und der Oumlffentlichkeit Staatsanleihepapiere verkaufen in denen sie vershy

spricht 6 oder 7 Prozent Zinsen zu zahlen Das Kapital das in diesem Falle verzinst

wird existiert gar nicht Es sind die Staatsschulden also weniger als nichts das vershy

zinst wird Aber in allen diesen Faumlllen bieibt das Kapital als dessen Abkoumlmmling (Zins) die St aatszahlung betrachtet wird illusorisch fiktives Kapital Nicht nur daszlig

die Summe d ie dem Staat geliehen wurde uumlberhaupt nicht mehr existiert Sie war uumlberhaupt nie bestimmt als Kapital verausgabt angelegt zu werden 34

179 178

Staatsanleihepapiere werden auf der Effektenboumlrse wie die Ware gehandelt und

zwar jeweils in Houmlhe der kapitalisierten Zinsen Die Kaumlufer dieser Papiere handeln als

Geldkapitalisten die ihr Geld als zinstragendes Kapital anlegen Nur existiert dieses

Kapital gar nicht Es ist fiktiv Nur die jaumlhrlichen Zinsen sind real Und natuumlrlich die

Staatsschulden der BRD die betraumlchtlich sind In den USA betragen sie gegenwaumlrtig

zwei Billionen() Dollar Dazu kommen noch jeweils uumlber hundert Milliarden Dollar

Staatshaushalts- und Auszligenhandelsdefizit Aber die USA zahlen fuumlr ihre Staatsshy

schuldenpapiere zehn und zeitweilig uumlber zehn Prozent Zinsen Die Staatsanleihen

werden gekauft weil die Zinsen houmlher sind als die die die Sparkasse zahlt

Und nun das andere auch sehr aktuelle Beispiel die Aktien Es wurde schon mit

Marx festgestellt daszlig die Aktiengesellschaften kapitali~tische Geseischaftsuntershy

nehmen sind Sie wurden und werden gegruumlndet weil die Unternehmen z B Kohshy

lengruben Huumlttenwerke Haumlfen usw so groszlig sind daszlig ein Einzelkapitalist nicht das

dazu notwendige Kapital aufbringen kann Also werden mit Hilfe eines Bankkonsorshy

tiums die Unternehmen als Aktiengesellschaften gegruumlndet Das daZIJ notwendige

Kapital wird in Produktionsanlagen und fuumlr den Kauf von Arbeitskraumlften angelegt

Das Unternehmen wurde gegruumlndet um durch Ausbeutung der Arbeiter einen moumlgshylichst hohen Profit zu erzielen

Darum geht es den Aktionaumlren Die Banken verkaufen direkt an ihre Bankkunden

oder uumlber die Effektenboumlrse Aktien Die Aktien sind keine Anteilscheine oder wie

Marx schreibt Eigentumstitel am produktiven Kapital Das produktive Kapital bringt

wie gesagt durch die Ausbeutung der Arbeiter Profit ein ~llit den Aktien erwerben

die Aktionaumlre einen Anteil an diesem Profit die Dividende Das Aktienkapital ist kapishy

talisierte Dividende Aber dies (in dem Unternehmen ausgelegte) Kapital existiert

nicht doppelt einmal als Kapitalwert der Eigentumstitel der Aktien und das andre

Mal als das in jenen Unternehmungen wirklich angelegte oder anzulegende KapitaL

Es existiert nur in jener letztem Form und die Aktie ist nichts al ein Eigentumstitei pro rata auf den durch jenes zu realisierenden Mehrwert 35 Die Formulierung dies

Kapital existiert nicht doppelt und die Aktie ist nichts als ein Eigentumstitel hat

manchen Leser des dritten Bandes des Kapitals verwirrt MarK meint das Kapital

existiert nicht doppelt als produktives Kapital Es existiert als produktives Kapital und

als fiktives Kapital als kapitalisierte Dividende Und Eigentumstitel meint Anrechtsshy

schein auf einen Teil der vom produktiven Kapital hervorgebrachten Profite Anrecht auf Dividende

Fiktives Kapital heiszligt nicht daszlig es keine Realitaumlt besitzt Erstens ist es sehr bewegshy

lich Sein Preis oder richtiger Kurs haumlngt von der Houmlhe der Dividende und des herrshy

schenden Zinsfuszliges ab Sie ist die Dividende und bleibt der Zinsfu szlig konstant dann

steigt der Preis bzw der Kurs der Aktien Verdoppelt sich z B die Dividende dann

verdoppelt sich auch der Kurs der Aktie Schon durch die Ervvartung einer Dividenshy

densteigerung waumlchst dei Aktienkurs Dabei spielt die Spekulation eine gewichtige

180

Rolle Sinkt die Dividende so sinkt bei gleichbleibendem Zinsfuszlig der Aktienkurs

Bei einer wirklichen oder nur geruumlchteweise verbreiteten Erwartung auf eine Wirt shy

schaftskrise gibt es einen Aktienkurssturz einen Boumlrsenkrach wie am 19 Oktober

1987 Dieser brachte den Aktienbesitzern die dieAktien als Kapitalanlage als zinstrashy

gendes Kapital gekauft hatten riesige Verluste

Zweitens verleiht Aktiengroszligbesitz oumlkonomische Macht Groszligaktionaumlre die die

Aktienmajoritaumlt besitzen bestimmen auf den Hauptversammlungen der Aktiengeshy

sellschaften sowohl uumlber die Entw icklung der Aktiengeselischaft als auch uumlber die

Auszahung der Dividende Sie besetzen die Aufsichtsraumlte und Vorstaumlnde der Aktienshy

gesellschaften und kassieren auf diesen Posten hohe Gehaumllter und Tantiemen die in

die Hunderttausende gehen Das Aktienwesen bietet in Analogie zum Kredit dem

einzelnen Kapitalisten [j eine innerhalb gewisser Schranken absolute Verfuumlgung

uumlber fremdes Kapital und fremdes Eigentum und dadurch uumlber fremde Arbeit Vershy

fuumlgung uumlber gesellschaftliches nicht eignes Kapital gibt ihm Verfuumlgung uumlber gesellshyschaftliche A rbeit 36

Fuumlr die Aktiengesellschaften gilt wie fuumlr den Kredit daszlig sie die materiellen Vorshy

aussetzungen fuumlr eine houmlhere fuumlr Oie sozialistische Wirtschaftsordnung schaffen

Anmerkungen

1 Karl Marx Das Kapitai Dritter Band In MEW Bd 25 S 607-626

2 Ebenda S 611

3 Ebenda S 3l54

4 Ebenda S 369

5 Siehe ebenda S 388

6 Ebenda S405

7 Karl Marx Das Kapital Erster Band In MEW Bd 23 S352

8 Siehe Karl Marx Das Kapital Dritter Band a a 0 S 403

9 Siehe ebenda S 388

10 Ebenda S620 1 Ebenda

12 Ebenda S-454 13 W Lenin Der Imperialismus als houmlchstes Stadium des Kapitalismus In Werke

Bd22 S218 14 KalI Marx Das Kapital Dritte Band aaO S457

15 Ebenda 5 496_

16 Siehe ebenda S413

17 Ebenda 18 Ebenda S498

181

19 EbendaS499

20 Ebenda S 501

21 Ebenda S493-535 22 Ebenda S 502

23 Ebenda S512

24 Ebenda S 524 25 EbendaS417

26 Ebenda S 538

27 Ebenda S 562-579

28 Erich Friedemann Zur Rolle des Goldes und anderer Waumlhrungsreserven im geshy

genwaumlrtigen Kapitalismus In Wirtschaftswissenschaft 341986 Heft 8 S1171 bis 1189

29 Karl Marx Das Kapital Dritter Band a a 0 S 588589 30 Ebenda S621

31 Ebenda S452

32 Ebenda S 482

33 Siehe ebenda S 484

34 Ebenda 8 482483

35 Ebenda S484485

36 Ebenda S454455

182

Gisela Winkler

Zur Stellung und Funktion des 6Abschnitts Verwandlung von Surplusprofit in Grundrente JJ

des dritten Ba ndes des Kapitals JJ

im oumlkonomischen W erk von Karl Marx

In letzter Zeit ist die Thematik der Grundrententheorie wieder verstaumlrkt in den Mittel shy

punkt des wissenschaftlichen Interesses geruumlckt Die Hauptursachen hierfuumlr sind

zum einen in der Forschung zu sehen die sich notwendigerweise aus der Edition des

literarischen Erbes von Karl Marx und Friedrich Engels in der MEGA2 ergibt und eng

mit ihr verbunden ist Zum anderen draumlngen Diskussionen zur Wertprobiematik soshy

wie aktuelle Fragestellungen im Zusammenhang mit der Grundrente zu einer weiteshy

ren Untersuchung der Grundrent~ntheorie Die wissenschaftlichen Diskussionen zeigen jedoch daszlig die schoumlpferische Anwendung der Marxschen Grundrententheoshy

rie in der Gegenwart nur uumlber ein exaktes Studium dieser Theorie zu verwirklichen

ist und daszlig das Erfassen der Methode und der Struktur des oumlkonomischen Werkes

von Marx eine Schluumlsselstellung bei der Weiterentwicklung der marxistisch-lenini shy

stische Rententheorie einnimmt

Die durch die Herausgabe der MEGA moumlglich gewordene umfassende Erschlie-

szligung der Arbeiten von Marx und Engels stellt dabei die Basis fuumlr ein weiteres Eindrinshy

gen in den Ideengehalt der Werke von Marx und Engels dar Sie erfordert von uns

aber auch ein erneutes Durchdenken einer Reihe bereits eroumlrterter Fragestellungen

bzw die Erweiterung der Sicht auf neue Probleme Das betrifft auch die Grundrenshy

tent~eorie und die Lehre vom Grundeigentum

Ein zentrales Problem in diesem Prozeszlig ist die Untersuchung der Stellung der

Grundrententheorie und die Klaumlrung der Funktion des 6 Abschnitts Verwandlung

von Surplusprofit in Grundrente im dritten Band des Kapitals

Die Beantwortung der Frage nach den Ursachen der Aufnahme der Grundrentenshy

theorie ins Kapital und der Stellung und der Funktion der Grundrententheorie im

Kapital ist dabei eng mit der Gesamtforschung zum sechsgliedrigen Autbauplan des oumlkonomischen Werkes von M arx verbunden Sowohl die Entwicklung des Kapi shy

talbegriffs als auch die Untersuchung des Ganges von der Marxschen Absicht die

Grundrente nicht ins Kapital aufzunehmen (18571858) uumlber dre Aufnahme der

Grundrente zur Illustration von Wert und Produktionspreis (11362) bis zur umfasshysenden systematischen Darstellung der Grundrententheorie im Manuskript 1863 bis

1865 (1865) zeigen die enge Beziehung zw ischen der Entwicklung der oumlkonomischen

Kategorien der Struktur des oumlkonomischen Hauptwerkes und der uumlbrigen Buumlcher

183

Page 8: Für Nichtökonomen, aber sicher auch manchen Ökonomen ......mulation Fremdkapital, also Leihkapital, aufnehmen und den DurChschnittsprofit mit den Leihkapitalisten, die eine bestimmte

Staatsanleihepapiere werden auf der Effektenboumlrse wie die Ware gehandelt und

zwar jeweils in Houmlhe der kapitalisierten Zinsen Die Kaumlufer dieser Papiere handeln als

Geldkapitalisten die ihr Geld als zinstragendes Kapital anlegen Nur existiert dieses

Kapital gar nicht Es ist fiktiv Nur die jaumlhrlichen Zinsen sind real Und natuumlrlich die

Staatsschulden der BRD die betraumlchtlich sind In den USA betragen sie gegenwaumlrtig

zwei Billionen() Dollar Dazu kommen noch jeweils uumlber hundert Milliarden Dollar

Staatshaushalts- und Auszligenhandelsdefizit Aber die USA zahlen fuumlr ihre Staatsshy

schuldenpapiere zehn und zeitweilig uumlber zehn Prozent Zinsen Die Staatsanleihen

werden gekauft weil die Zinsen houmlher sind als die die die Sparkasse zahlt

Und nun das andere auch sehr aktuelle Beispiel die Aktien Es wurde schon mit

Marx festgestellt daszlig die Aktiengesellschaften kapitali~tische Geseischaftsuntershy

nehmen sind Sie wurden und werden gegruumlndet weil die Unternehmen z B Kohshy

lengruben Huumlttenwerke Haumlfen usw so groszlig sind daszlig ein Einzelkapitalist nicht das

dazu notwendige Kapital aufbringen kann Also werden mit Hilfe eines Bankkonsorshy

tiums die Unternehmen als Aktiengesellschaften gegruumlndet Das daZIJ notwendige

Kapital wird in Produktionsanlagen und fuumlr den Kauf von Arbeitskraumlften angelegt

Das Unternehmen wurde gegruumlndet um durch Ausbeutung der Arbeiter einen moumlgshylichst hohen Profit zu erzielen

Darum geht es den Aktionaumlren Die Banken verkaufen direkt an ihre Bankkunden

oder uumlber die Effektenboumlrse Aktien Die Aktien sind keine Anteilscheine oder wie

Marx schreibt Eigentumstitel am produktiven Kapital Das produktive Kapital bringt

wie gesagt durch die Ausbeutung der Arbeiter Profit ein ~llit den Aktien erwerben

die Aktionaumlre einen Anteil an diesem Profit die Dividende Das Aktienkapital ist kapishy

talisierte Dividende Aber dies (in dem Unternehmen ausgelegte) Kapital existiert

nicht doppelt einmal als Kapitalwert der Eigentumstitel der Aktien und das andre

Mal als das in jenen Unternehmungen wirklich angelegte oder anzulegende KapitaL

Es existiert nur in jener letztem Form und die Aktie ist nichts al ein Eigentumstitei pro rata auf den durch jenes zu realisierenden Mehrwert 35 Die Formulierung dies

Kapital existiert nicht doppelt und die Aktie ist nichts als ein Eigentumstitel hat

manchen Leser des dritten Bandes des Kapitals verwirrt MarK meint das Kapital

existiert nicht doppelt als produktives Kapital Es existiert als produktives Kapital und

als fiktives Kapital als kapitalisierte Dividende Und Eigentumstitel meint Anrechtsshy

schein auf einen Teil der vom produktiven Kapital hervorgebrachten Profite Anrecht auf Dividende

Fiktives Kapital heiszligt nicht daszlig es keine Realitaumlt besitzt Erstens ist es sehr bewegshy

lich Sein Preis oder richtiger Kurs haumlngt von der Houmlhe der Dividende und des herrshy

schenden Zinsfuszliges ab Sie ist die Dividende und bleibt der Zinsfu szlig konstant dann

steigt der Preis bzw der Kurs der Aktien Verdoppelt sich z B die Dividende dann

verdoppelt sich auch der Kurs der Aktie Schon durch die Ervvartung einer Dividenshy

densteigerung waumlchst dei Aktienkurs Dabei spielt die Spekulation eine gewichtige

180

Rolle Sinkt die Dividende so sinkt bei gleichbleibendem Zinsfuszlig der Aktienkurs

Bei einer wirklichen oder nur geruumlchteweise verbreiteten Erwartung auf eine Wirt shy

schaftskrise gibt es einen Aktienkurssturz einen Boumlrsenkrach wie am 19 Oktober

1987 Dieser brachte den Aktienbesitzern die dieAktien als Kapitalanlage als zinstrashy

gendes Kapital gekauft hatten riesige Verluste

Zweitens verleiht Aktiengroszligbesitz oumlkonomische Macht Groszligaktionaumlre die die

Aktienmajoritaumlt besitzen bestimmen auf den Hauptversammlungen der Aktiengeshy

sellschaften sowohl uumlber die Entw icklung der Aktiengeselischaft als auch uumlber die

Auszahung der Dividende Sie besetzen die Aufsichtsraumlte und Vorstaumlnde der Aktienshy

gesellschaften und kassieren auf diesen Posten hohe Gehaumllter und Tantiemen die in

die Hunderttausende gehen Das Aktienwesen bietet in Analogie zum Kredit dem

einzelnen Kapitalisten [j eine innerhalb gewisser Schranken absolute Verfuumlgung

uumlber fremdes Kapital und fremdes Eigentum und dadurch uumlber fremde Arbeit Vershy

fuumlgung uumlber gesellschaftliches nicht eignes Kapital gibt ihm Verfuumlgung uumlber gesellshyschaftliche A rbeit 36

Fuumlr die Aktiengesellschaften gilt wie fuumlr den Kredit daszlig sie die materiellen Vorshy

aussetzungen fuumlr eine houmlhere fuumlr Oie sozialistische Wirtschaftsordnung schaffen

Anmerkungen

1 Karl Marx Das Kapitai Dritter Band In MEW Bd 25 S 607-626

2 Ebenda S 611

3 Ebenda S 3l54

4 Ebenda S 369

5 Siehe ebenda S 388

6 Ebenda S405

7 Karl Marx Das Kapital Erster Band In MEW Bd 23 S352

8 Siehe Karl Marx Das Kapital Dritter Band a a 0 S 403

9 Siehe ebenda S 388

10 Ebenda S620 1 Ebenda

12 Ebenda S-454 13 W Lenin Der Imperialismus als houmlchstes Stadium des Kapitalismus In Werke

Bd22 S218 14 KalI Marx Das Kapital Dritte Band aaO S457

15 Ebenda 5 496_

16 Siehe ebenda S413

17 Ebenda 18 Ebenda S498

181

19 EbendaS499

20 Ebenda S 501

21 Ebenda S493-535 22 Ebenda S 502

23 Ebenda S512

24 Ebenda S 524 25 EbendaS417

26 Ebenda S 538

27 Ebenda S 562-579

28 Erich Friedemann Zur Rolle des Goldes und anderer Waumlhrungsreserven im geshy

genwaumlrtigen Kapitalismus In Wirtschaftswissenschaft 341986 Heft 8 S1171 bis 1189

29 Karl Marx Das Kapital Dritter Band a a 0 S 588589 30 Ebenda S621

31 Ebenda S452

32 Ebenda S 482

33 Siehe ebenda S 484

34 Ebenda 8 482483

35 Ebenda S484485

36 Ebenda S454455

182

Gisela Winkler

Zur Stellung und Funktion des 6Abschnitts Verwandlung von Surplusprofit in Grundrente JJ

des dritten Ba ndes des Kapitals JJ

im oumlkonomischen W erk von Karl Marx

In letzter Zeit ist die Thematik der Grundrententheorie wieder verstaumlrkt in den Mittel shy

punkt des wissenschaftlichen Interesses geruumlckt Die Hauptursachen hierfuumlr sind

zum einen in der Forschung zu sehen die sich notwendigerweise aus der Edition des

literarischen Erbes von Karl Marx und Friedrich Engels in der MEGA2 ergibt und eng

mit ihr verbunden ist Zum anderen draumlngen Diskussionen zur Wertprobiematik soshy

wie aktuelle Fragestellungen im Zusammenhang mit der Grundrente zu einer weiteshy

ren Untersuchung der Grundrent~ntheorie Die wissenschaftlichen Diskussionen zeigen jedoch daszlig die schoumlpferische Anwendung der Marxschen Grundrententheoshy

rie in der Gegenwart nur uumlber ein exaktes Studium dieser Theorie zu verwirklichen

ist und daszlig das Erfassen der Methode und der Struktur des oumlkonomischen Werkes

von Marx eine Schluumlsselstellung bei der Weiterentwicklung der marxistisch-lenini shy

stische Rententheorie einnimmt

Die durch die Herausgabe der MEGA moumlglich gewordene umfassende Erschlie-

szligung der Arbeiten von Marx und Engels stellt dabei die Basis fuumlr ein weiteres Eindrinshy

gen in den Ideengehalt der Werke von Marx und Engels dar Sie erfordert von uns

aber auch ein erneutes Durchdenken einer Reihe bereits eroumlrterter Fragestellungen

bzw die Erweiterung der Sicht auf neue Probleme Das betrifft auch die Grundrenshy

tent~eorie und die Lehre vom Grundeigentum

Ein zentrales Problem in diesem Prozeszlig ist die Untersuchung der Stellung der

Grundrententheorie und die Klaumlrung der Funktion des 6 Abschnitts Verwandlung

von Surplusprofit in Grundrente im dritten Band des Kapitals

Die Beantwortung der Frage nach den Ursachen der Aufnahme der Grundrentenshy

theorie ins Kapital und der Stellung und der Funktion der Grundrententheorie im

Kapital ist dabei eng mit der Gesamtforschung zum sechsgliedrigen Autbauplan des oumlkonomischen Werkes von M arx verbunden Sowohl die Entwicklung des Kapi shy

talbegriffs als auch die Untersuchung des Ganges von der Marxschen Absicht die

Grundrente nicht ins Kapital aufzunehmen (18571858) uumlber dre Aufnahme der

Grundrente zur Illustration von Wert und Produktionspreis (11362) bis zur umfasshysenden systematischen Darstellung der Grundrententheorie im Manuskript 1863 bis

1865 (1865) zeigen die enge Beziehung zw ischen der Entwicklung der oumlkonomischen

Kategorien der Struktur des oumlkonomischen Hauptwerkes und der uumlbrigen Buumlcher

183

Page 9: Für Nichtökonomen, aber sicher auch manchen Ökonomen ......mulation Fremdkapital, also Leihkapital, aufnehmen und den DurChschnittsprofit mit den Leihkapitalisten, die eine bestimmte

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20 Ebenda S 501

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24 Ebenda S 524 25 EbendaS417

26 Ebenda S 538

27 Ebenda S 562-579

28 Erich Friedemann Zur Rolle des Goldes und anderer Waumlhrungsreserven im geshy

genwaumlrtigen Kapitalismus In Wirtschaftswissenschaft 341986 Heft 8 S1171 bis 1189

29 Karl Marx Das Kapital Dritter Band a a 0 S 588589 30 Ebenda S621

31 Ebenda S452

32 Ebenda S 482

33 Siehe ebenda S 484

34 Ebenda 8 482483

35 Ebenda S484485

36 Ebenda S454455

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Gisela Winkler

Zur Stellung und Funktion des 6Abschnitts Verwandlung von Surplusprofit in Grundrente JJ

des dritten Ba ndes des Kapitals JJ

im oumlkonomischen W erk von Karl Marx

In letzter Zeit ist die Thematik der Grundrententheorie wieder verstaumlrkt in den Mittel shy

punkt des wissenschaftlichen Interesses geruumlckt Die Hauptursachen hierfuumlr sind

zum einen in der Forschung zu sehen die sich notwendigerweise aus der Edition des

literarischen Erbes von Karl Marx und Friedrich Engels in der MEGA2 ergibt und eng

mit ihr verbunden ist Zum anderen draumlngen Diskussionen zur Wertprobiematik soshy

wie aktuelle Fragestellungen im Zusammenhang mit der Grundrente zu einer weiteshy

ren Untersuchung der Grundrent~ntheorie Die wissenschaftlichen Diskussionen zeigen jedoch daszlig die schoumlpferische Anwendung der Marxschen Grundrententheoshy

rie in der Gegenwart nur uumlber ein exaktes Studium dieser Theorie zu verwirklichen

ist und daszlig das Erfassen der Methode und der Struktur des oumlkonomischen Werkes

von Marx eine Schluumlsselstellung bei der Weiterentwicklung der marxistisch-lenini shy

stische Rententheorie einnimmt

Die durch die Herausgabe der MEGA moumlglich gewordene umfassende Erschlie-

szligung der Arbeiten von Marx und Engels stellt dabei die Basis fuumlr ein weiteres Eindrinshy

gen in den Ideengehalt der Werke von Marx und Engels dar Sie erfordert von uns

aber auch ein erneutes Durchdenken einer Reihe bereits eroumlrterter Fragestellungen

bzw die Erweiterung der Sicht auf neue Probleme Das betrifft auch die Grundrenshy

tent~eorie und die Lehre vom Grundeigentum

Ein zentrales Problem in diesem Prozeszlig ist die Untersuchung der Stellung der

Grundrententheorie und die Klaumlrung der Funktion des 6 Abschnitts Verwandlung

von Surplusprofit in Grundrente im dritten Band des Kapitals

Die Beantwortung der Frage nach den Ursachen der Aufnahme der Grundrentenshy

theorie ins Kapital und der Stellung und der Funktion der Grundrententheorie im

Kapital ist dabei eng mit der Gesamtforschung zum sechsgliedrigen Autbauplan des oumlkonomischen Werkes von M arx verbunden Sowohl die Entwicklung des Kapi shy

talbegriffs als auch die Untersuchung des Ganges von der Marxschen Absicht die

Grundrente nicht ins Kapital aufzunehmen (18571858) uumlber dre Aufnahme der

Grundrente zur Illustration von Wert und Produktionspreis (11362) bis zur umfasshysenden systematischen Darstellung der Grundrententheorie im Manuskript 1863 bis

1865 (1865) zeigen die enge Beziehung zw ischen der Entwicklung der oumlkonomischen

Kategorien der Struktur des oumlkonomischen Hauptwerkes und der uumlbrigen Buumlcher

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